Brühl - Städtebauliche Planungsstudie
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Brühl - Städtebauliche Planungsstudie
Anlage 3 Seite 1 zu B-091/2012 AS&P - Albert Speer & Partner GmbH Städtebauliche Planungsstudie zur Entwicklung des Gebietes „Brühl-Boulevard“ in Chemnitz im Auftrag der Stadt Chemnitz Februar 2012 Anlage 3 Seite 2 zu B-091/2012 Anlage 3 Seite 3 zu B-091/2012 Impressum Auftraggeber Stadt Chemnitz Dezernat 6 Bürgermeisterin Petra Wesseler vertreten durch Stadtplanungsamt Amstsleiter Börries Butenop Annaberger Straße 89 09120 Chemnitz Auftragnehmer AS&P Albert Speer & Partner GmbH Architekten, Planer Postfach 70 09 63 60559 Frankfurt am Main Hedderichstr. 108 - 110 60596 Frankfurt am Main [email protected] Telefon +49.69.605011.0 Telefax +49.69.605011.500 Bearbeitung Dipl.-Ing. Jana Hertelt Dipl.-Ing. Michael Heller Dipl.-Ing. Matthias Dilger Dipl.-Ing. Veronika Valek Christian Strentzsch C&E Consulting und Energineering GmbH Geschäftsführender Gesellschafter Tino Fritzsche Jagdschänkenstraße 52 09117 Chemnitz Bearbeitung Dipl.-Ing. Susann Pietsch Seite 3 von 78 Anlage 3 Seite 4 zu B-091/2012 Seite 4 von 78 Anlage 3 Seite 5 zu B-091/2012 Städtebauliche Planungsstudie zur Entwicklung des Gebietes „Brühl-Boulevard“ in Chemnitz Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Ziel.................................................................................................................. 7 2 2.1 2.2 Exkurs: Städtebauliches Entwicklungskonzept Innenstadtstandort Technische ....... Universität Chemnitz, 2010 .............................................................................................. 8 Übergeordnete Entwicklungsziele....................................................................................... 8 Entwicklungsansätze Brühl ................................................................................................. 9 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 Das heutige Quartier: Stärken – Schwächen – Thesen .............................................. 11 Planungsperimeter ............................................................................................................ 11 Ausgangssituation ............................................................................................................. 11 Städtebauliche Situation ................................................................................................... 14 Freiraum ............................................................................................................................ 16 Verkehr.............................................................................................................................. 18 4 4.1 4.2 Struktureller Entwurfsansatz ......................................................................................... 20 Karreetypen....................................................................................................................... 20 Boulevardtypen ................................................................................................................. 22 5 5.1 5.2 5.3 5.4 Städtebauliches Entwicklungskonzept ........................................................................ 23 Städtebauliches Konzept .................................................................................................. 23 Freiraumplanerisches Konzept ......................................................................................... 33 Verkehrliches Konzept ...................................................................................................... 49 Energie und Nachhaltigkeit ............................................................................................... 53 6 6.1 6.2 6.3 Entwicklungsphasen und Umsetzung .......................................................................... 59 Städtebau .......................................................................................................................... 59 Freiraum ............................................................................................................................ 62 Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum ........................................................................... 66 7 7.1 7.2 Beteiligungsprozess ....................................................................................................... 69 Vorgehensweise des bisherigen Verfahrens .................................................................... 69 Weiteres Vorgehen ........................................................................................................... 69 8 Anhang ............................................................................................................................. 73 Bestandsplan ........................................................................................................................ Entwicklungsansatz .............................................................................................................. Quartiersmitte........................................................................................................................ Wohnboulevard ..................................................................................................................... Seite 5 von 78 Anlage 3 Seite 6 zu B-091/2012 Abb. 1: Collage Brühl-Karrees (Stand: 2011) Seite 6 von 78 Anlage 3 Seite 7 zu B-091/2012 1 Anlass und Ziel Die Stadt Chemnitz fördert die Entwicklung des Gebietes Brühl-Boulevard seit 1999 als Sanierungsgebiet. Trotz der sich aus der Nähe zur Innenstadt sowie zum Naherholungsraum Schloßteich/Uferpark/Küchwald ergebenden Lagevorteile besteht weiterhin ein erheblicher Wohnungsund Gewerbeleerstand verbunden mit einem hohen Sanierungsrückstau. Über die in den letzten Jahren erfolgten Aufwertungsmaßnahmen hinaus besteht somit dringender Handlungsbedarf zur Belebung des Quartiers. Zur Konkretisierung der städtebaulichen Ziele im Sanierungsgebiet „Brühl-Boulevard“ gemäß § 140 BauGB sowie als Grundlage für die Neubeantragung des Gebietes zur Aufnahme in das Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (SOP)“ wurde die vorliegende Städtebauliche Planungsstudie durch das Stadtplanungsamt in Auftrag gegeben. Die Erstellung der Planungsstudie ist in Form eines Beteiligungsprozesses organisiert, um ein möglichst umsetzungsfähiges Spektrum an Lösungsvorschlägen zu erlangen. Die Studie stellt zudem verschiedene Handlungsfelder für die angestrebte Förderung im Programm SOP heraus und gilt somit zugleich als Integriertes Handlungskonzept. Zu den zentralen Aufgaben einer Revitalisierung der nördlichen Innenstadt von Chemnitz gehören die Stärkung des Innenstadt-Campus der Technischen Universität Chemnitz und die Revitalisierung des innenstädtischen Wohnquartiers „Brühl“. Abb. 2: Untersuchungsgebiet Auf der Grundlage des „Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für den Innenstadtcampus der Technischen Universität Chemnitz“ aus dem Jahre 2010 (AS&P - Albert Speer & Partner GmbH/C&EConsulting und Engineering GmbH) ist nun ein weiterführender Schritt zur Entwicklung des Brühls in Form einer vertiefenden Planungsstudie unternommen. Dabei handelt es sich neben visionären Überlegungen primär um umsetzungsorientierte Vorschläge, welche in den sich anschließenden Phasen einer schrittweisen Realisierung zugeführt werden können. Mit seiner Lage im Einzugsbereich des Chemnitzer Hauptbahnhofs (5 bis 15 Gehminuten), der Nachbarschaft zu den zentralen Einrichtungen der Technischen Universität Chemnitz und der Lage am Naherholungsraum des Schlossteichs hat der Brühl grundsätzlich die Begabungen und Potenziale für die Entwicklung eines nachhaltigen und beispielhaften Innenstadtquartiers. Ein besonderer Reiz besteht in der Mischung aus bestehender, zu ertüchtigender Gebäudesubstanz und neuer Quartiersbausteine. Hierbei ergibt sich ein besonderes Spannungsfeld aus Alt und Neu, das dem Quartier eine einmalige Prägung gibt. Das Ziel der Studie besteht darin, ein robustes Entwicklungskonzept zu erhalten, das Spielräume für eine etappenweise Vorgehensweise eröffnet und bereits mit ersten attraktiven Ergebnissen Impulse für die Belebung des öffentlichen Raums sowie für ein schrittweises „Weiterbauen“ liefert. Dem Herzstück und funktionalen Rückgrat des Quartiers, dem so genannten Brühl-Boulevard, ist hinsichtlich seiner Funktion als Motor der Gesamtentwicklung eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Als eingebundener Bestandteil eines hierarchischen Straßen- und Freiraumsystems gilt dies sowohl in räumlich gestalterischer, in verkehrlicher als auch in nutzungstechnischer Hinsicht. Die Betrachtung des Untersuchungsraums in seiner Gesamtheit sowie in Teilbereichen ergibt ein systematisch aufgebautes Planwerk für die Entwicklung des Quartiers. Prinzipien wie Nutzungsmischung, Generationenmischung, räumliche Vielfalt sowie die kritische Körnigkeit einer lebendigen Quartiersentwicklung sind grundlegend für die Entwicklung eines nachhaltigen Quartiers. Unter Beachtung all der auf den Ort Einfluss gebenden Aspekte besteht die Chance, ein Innenstadtquartier mit Vorbild- oder Modellcharakter für weitere Stadtbausteine im Gefüge des Stadtraumes von Chemnitz zu entwickeln. Seite 7 von 78 Anlage 3 Seite 8 zu B-091/2012 2 Exkurs: Städtebauliches Entwicklungskonzept Innenstadtstandort Technische Universität Chemnitz, 2010 Übergeordnete Entwicklungsziele 2.1 In enger Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt sowie anderen relevanten Fachämtern und betroffenen Akteuren wurden im Jahr 2010 in einem kooperativen Prozess die grundsätzlichen städtebaulich- funktionalen Möglichkeiten der Campusentwicklung durch AS&P und C&E untersucht. Bereits laufende Projekte im Raum des künftigen Innenstadtcampus und weiterführende Überlegungen wurden in einer städtebaulich verkehrlichen Gesamtbetrachtung simultan behandelt und in ein in sich schlüssiges und breit abgestimmtes Entwicklungskonzept eingebunden. Die besonderen Merkmale eines modernen Campus bestehen dabei weniger in der architektonischen Ausbildung und Qualität seiner Gebäude als in der Vielfalt und Ablesbarkeit seiner Nutzungsbausteine. Der neue Innenstadtcampus weist vier schichtenartig aneinander geschmolzene Cluster auf, die sich sowohl räumlich miteinander vernetzen als auch visuell in Kommunikation zueinander stehen: das Kulturquartier mit künftiger Zentralbibliothek die historischen und sich künftig nach Norden erweiternden Universitätscluster, die Mobilitätsdrehscheibe des Hauptbahnhofs und der als gemischter Wohnstandort in Entwicklung stehende Brühl. Abb. 3: Auszug aus dem TU Entwicklungskonzept 2010 Das parkartig organisierte Kulturquartier wirkt dabei als Herzstück des Campus und soll künftig als Ort der Begegnung und des Austauschs Synergie stiftend wirken. Es umfasst den bestehenden Theaterplatz mit Oper, Petrikirche, Chemnitzer Hof und den Kunstsammlungen, den angrenzenden historischen Schillerplatz und das Umfeld der neuen Zentralbibliothek in der ehemaligen Aktienspinnerei mit dem neuen Campusforum. Dieser Kultur- und Bildungsraum spannt sich über 500 Meter westlich der Straße der Nationen auf. Diese bildet als räumliches Rückgrat der Chemnitzer Innenstadt ebenfalls die Adresse der Universität. An ihr reihen sich östlich - im Sinne einer Wissensmeile - alle universitären Bausteine zwischen Heinrich-Zille-Straße und Carolastraße mit ihren Hauptzugängen nebeneinander auf. Das Baufeld des Hauptbahnhofsparkhauses übernimmt dabei die Gelenkfunktion des Innenstadtcampus zu den in Realisierung stehenden neuen Anlagen des Chemnitzer Modells. Von hier aus erschließt sich auch in Nord-Süd-Richtung die Kette des inneren Freiraumsystems der Universitätsinstitute. Seite 8 von 78 Anlage 3 Seite 9 zu B-091/2012 Abb. 4: Bestand und Entwicklungsplanung TU Chemnitz Im östlichen Vorfeld wird der Universitätsbereich von der „Mobilitätsschiene“ tangiert. Diese übernimmt die Anbindung der Chemnitzer Innenstadt und der Universität in die Region und darüber hinaus. Mit der Umsetzung des Chemnitzer Modells wird der Hauptbahnhof vor allem für die Campusentwicklung aber auch für die Entwicklung des nördlichen Brühls von zunehmender Bedeutsamkeit werden. Dieses Schichtenmodell wird überlagert von einem engmaschigen Netz aus Ost-West- und Nord-SüdVerbindungen, um Funktionen und Nutzungen des Ortes optimal und Synergie erzeugend miteinander zu verweben. 2.2 Entwicklungsansätze Brühl Die für den Erfolg eines kontinuierlich belebten Campus unverzichtbare Wohnnutzung schiebt sich, in Gestalt des historischen Brühl, an den westlichen Rand des Campus. Durch die Impulse der übrigen Bausteine des Campus könnte sich dieser Bereich schrittweise und unter intelligent platzierten baulichen Maßnahmen zu einem lebendigen Wohnquartier mit gemischten Wohnformen entwickeln. Durch Fortschreibung der historischen Rasterstruktur und der Ausbildung klarer Raumkanten kann der Brühl langfristig wieder an den Innenstadtkern herangeführt und angeschlossen werden. Dadurch wird das Kulturquartier in einen homogenen baulichen Mantel eingebettet, der zum einen seine städtebauliche Prägnanz stärkt, zum anderen mit der Universität die notwendige kritische Masse für den Standort bereitstellen kann. Die Entwicklung des Quartiers wird in zwei Ansätzen angegangen. Zur Erzielung einer angemessenen Anwohnerzahl zur Belebung des Quartiers bedarf es zum einen eines „Konzepts der Wohnblöcke“. Darin steht die baulich-räumliche Qualität und Gestalt der einzelnen Karrees im Vordergrund. Als Bindeglied zwischen den Karrees wird der Brühl-Boulevard um ein eigenes, mit den Wohnhöfen eng verwobenes Konzept ergänzt. Seite 9 von 78 Anlage 3 Seite 10 zu B-091/2012 2.2.1 Konzept der Wohnblöcke Abb. 5: Reaktivierungsstrategie Wohnblöcke Die Reaktivierung der Wohnblöcke wird als Parallelstrategie durchgeführt. Dies bedeutet prioritär die Sanierung des Bestandes, zum anderen die Ergänzung um Neubauten. Die Strategie sieht einen punktuellen schrittweisen Rückbau abgängiger und leergezogener Gebäude sowie die parallele Entwicklung neuer Impuls gebender Objekte vor, die identitätsstiftend sein können und neue Adressen generieren sollen. Diese sind bündig in die äußere Bauflucht einzugliedern, in ihrer Tiefe jedoch variabel. Die Erschließung der neuen Adressen erfolgt vom Straßenraum aus. Das Zielbild zeigt einen ensembleartigen Verbund aus Altbauten, sanierten und neuen Gebäuden, die sich um einen Wohnhof gruppieren. So entsteht ein geschlossenes lebendiges System, das Raum für Individualität und Vielfalt bietet. Parallel dazu muss die Reorganisation des Parkens erfolgen, um die inneren Blockbereiche als attraktive Grünräume zurück zu gewinnen. Durch eine langfristige Neuorientierung der Blöcke von außen kann das Ziel fassbar werden. 2.2.2 Konzept für den Brühl-Boulevard Das Konzept für die Wohnblöcke wird ergänzt um das Konzept zur Rückgewinnung des zentralen Binnenraums des Quartiers für die Anwohner. Durch den Einsatz eines kontinuierlichen freiraumgestalterischen Motivs, der Ost-West-Zonierung des Raumes wird dieser gegliedert. Der mittlere Raum wird dabei als Mischverkehrsfläche gesehen, während die Seitenbereiche mit Nutzungsbausteinen gleicher Tiefe von unterschiedlicher Nutzung und Materialität ausgebildet werden. So entsteht ein mosaikhaftes vielfältiges Bild, das durch seine klare Linienführung ein ruhiges Erscheinungsbild erzeugt. Der Gesamtraum von circa 800 m wird in Nord-SüdAusrichtung zudem in drei charakteristische und nutzungsbezogene Raummodule gegliedert. Vom Zöllnerplatz bis zur Hermannstraße wird der 22,50 m breite Straßenraum als familienfreundlicher „Wohnboulevard“ ausgebildet. Während der mittlere Raum als „shared space“ für gleichberechtigte motorisierte und nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer Raum bietet, werden den Gebäuden zugeordnete Seitenbereiche als Vorgärten und Terrassen für die Anwohner ausgebildet. Es entsteht eine adressenstiftende und überschaubare Straßenraumsituation. Abb. 6: Raumsequenzen Brühl-Boulevard Die direkte Nachbarschaft der Universität kommt dem Abschnitt zwischen Hermannstraße und Georgstraße, dem sogenannten „Kiezboulevard“ zu gute. Die Erdgeschosszone birgt großes Potential für Gastronomie, Nahversorgung und alternative temporäre Nutzungen. Der vielfältige Einsatz von circa 3,5 m tiefen Nutzungs- und Materialmodulen erzeugt ein urbanes lebendiges Flair im Raum. Südlich der Georgstraße ist die Anbindung des Brühls an die Innenstadt langfristiges Ziel. Dies kann durch die Einbindung des Bereiches in das System von Straße und Block erfolgen, um ein Mischquartier aus Wohnen, Büro- und Dienstleistungen als Adressen zu etablieren. Die Bautypologie kann um Townhouses mit Drive-In-Situation und 2 m tiefen privaten Vorzonen ergänzt werden. Seite 10 von 78 Anlage 3 Seite 11 zu B-091/2012 3 3.1 Das heutige Quartier: Stärken – Schwächen – Thesen Planungsperimeter Das Plangebiet umfasst das circa 9,8 ha große Areal zwischen Zöllnerplatz, Karl-LiebknechtStraße, Georgstraße und Mühlenstraße. Es liegt zwischen dem Naherholungsgebiet Schloßteich und dem zukünftigen Innenstadtcampus der TU Chemnitz. 78% der Flächen im Plangebiet nehmen Baugrundstücksflächen ein, 22% öffentliche Verkehrsflächen. Davon entfallen wiederrum 30% auf die Fußgängerzone Brühl-Boulevard. Im Kern des Quartiers liegen die Schulgrundstücke der heute leer stehenden KarlLiebknecht-Schule und der für das Quartier bedeutsamen Rosa-Luxemburg-Grundschule. Der Wohnungsbestand von circa 1.320 WE ist zu 54% von Leerstand geprägt. Etwa 25% der Gebäudestrukturen stehen unter Denkmalschutz. Die Versorgung der Anwohner mit Gütern des täglichen Bedarfs erfolgt über den südlich der Georgstraße gelegenen Edeka-Markt. Abb. 7: Karrees Brühl-Boulevard 3.2 Ausgangssituation Im Sinne des Gebotes der Inneren Erneuerung der Stadt besteht eine der zentralen Stärken des Quartiers in der Innenstadtlage, im unmittelbaren Einzugsbereich des Chemnitzer Hauptbahnhofs und dessen Ertüchtigung durch die laufende Realisierung des Chemnitzer Modells. Das Prinzip der Nutzungsmischung wird idealerweise durch die Entwicklung des Innenstadtcampus der TU Chemnitz unterstützt und durch die kulturellen Angebote südlich des Schillerplatzes erweitert. Ach die Nachbarschaft zum zentralen Einkaufsbereich der Chemnitzer Innenstadt gehört in die Liste der Stärken des Quartiers. Diese Begabungen erfüllen insgesamt in idealer Weise die einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Eigentümerstruktur Die Eigentümerstruktur im Plangebiet ist zum großen Teil durch das Eigentum der Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG) bestimmt. Mit 42% besitzt sie den größten Flächenanteil im Brühl. Der 30%-ige Anteil der Stadt Chemnitz am Brühl bezieht sich dabei hauptsächlich auf den öffentlichen Straßenraum (74%) sowie die Grundstücke der Karl-Liebknechtund Rosa-Luxemburg-Schule (20%), 6% des städtischen Eigentums fallen weiteren Baugrundstücken zu. Die restlichen 28% der Flächen fallen in die Hände privater Eigentümer bzw. Eigentümergemeinschaften. Ebenfalls liegt die Hälfte der Baugrundstücke im Eigentum der GGG. Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz liegen somit insgesamt 65% der Baugrundstücke in den Händen der Stadt Chemnitz. Damit besteht eine gewisse Abhängigkeit der Entwicklungen von den Strategien der Stadt. Eine Reaktivierung der bestehenden Gebäudestrukturen müsste vornehmlich durch die Stadt initiiert und gefördert werden. Zudem könnte die Stadt als Eigentümerin des öffentlichen Raumes und der Schulgrundstücke einen beachtlichen Impulsbeitrag für die Aufwertung und Umgestaltung des Wohn- und Kiezboulevards sowie der Quartiersmitte beitragen. Andererseits besteht jedoch die Gefahr, dass aufgrund fehlender finanzieller Mittel eine fortlaufende Stagnation bzw. Behinderung der Entwicklungen anstehen könnte. Die GGG begegnet dem bereits dadurch, dass sie einen Verkaufsbestand deklariert hat, der Kaufpreise zwischen 135 Euro/m² und 230 Euro/m² für Seite 11 von 78 Anlage 3 Seite 12 zu B-091/2012 circa 40 Objekte/Grundstücke aufruft. Dadurch wird der Anteil privater Eigentümer im Quartier ansteigen. Der Einbezug der bereits existierenden privaten Eigentümer in die Entwicklung des Brühls wird als schwierig eingeschätzt, da 65% dieser außerhalb von Chemnitz ansässig sind. GGG 6% 7% 1% StadtChemnitz 14% 42% privates Einzeleigentum privateEigentümer‐ /Erbengemeinschaften privateGesellschaften 30% sonstige Abb. 8: Flächenanteile nach Eigentumsverhältnissen im Plangebiet GGG 9% 1% StadtChemnitz 8% privates Einzeleigentum 18% 54% privateEigentümer‐ /Erbengemeinschaften privateGesellschaften 10% sonstige Abb. 9: Eigentumsanteile an Baugrundstücken im Plangebiet 6% öffentlicher Straßenraum 20% Schulgrundstücke Baugrundstücke 74% Abb. 10: Eigentumsanteile der Stadt Chemnitz im Plangebiet Seite 12 von 78 Anlage 3 Seite 13 zu B-091/2012 Situation der Wohneinheiten Die Darstellung des gegenwärtigen Wohnungsbestandes ist den Kennwerten des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts „Brühl-Boulevard“ des Architekturbüros Bonitz aus dem Jahr 2003 entnommen. Aktuellere Daten lagen zu dem Zeitpunkt der Erarbeitung der Studie nicht vor. Daher sind alle Angaben lediglich als Orientierungswerte zu verstehen. WE im Plangebiet Bestand WE davon privat davon städt. Gesellschaft leersteh. WE Karree 1 138 32 106 77% 80 58% Karree 2 116 12 104 90% 19 16% Karree 3 127 39 88 69% 24 19% Leerstand (ohne Untere Aktienstr. 2 + 4) Karree 4 148 10 138 93% 56 38% Karree 5 266 138 128 48% 190 71% Karree 6 248 172 76 31% 189 76% Karree 8 173 91 82 47% 73 42% Karree 13 101 73 28 28% 76 75% Gesamt 1.317 567 750 57% 707 54% Abb. 11: Zusammenstellung der Kennwerte Wohneinheiten/Leerstand Im Plangebiet existiert derzeit ein Wohnungsbestand von circa 1.320 Wohneinheiten, von denen circa 54% leer stehen. Dies ist zurückzuführen auf die Bevölkerungsverluste Anfang der 90-iger Jahre sowie den bestehenden Modernisierungsgrad zahlreicher Objekte, der etwa dem Stand Ende der 70er Jahre entspricht. Zudem bestehen hohe Missstände in der Qualität der Freiflächen. Die Erschließung der Baugrundstücke ist nicht überall gesichert. Mittel- bis langfristig wird von einem Rückbau der Punkthochhäuser in den Karrees 2 (Georgstraße 24+26) und 4 (Mühlenstraße 48+50) ausgegangen, was einem Rückbauvolumen von circa 176 Wohneinheiten entspricht. Seite 13 von 78 Anlage 3 Seite 14 zu B-091/2012 3.3 Städtebauliche Situation Die städtebauliche Grundausrichtung des Quartiers in Form einer klassischen Blockrandbebauung bildet eine ideale Ausgangslage für eine Wiederbelebung. Das Prinzip dieses Siedlungsmusters ist aber nur dann wirksam, wenn die klare Trennung von öffentlichen und privaten bzw. halböffentlichen Räumen beachtet wird. Heute ist dieses Prinzip weitestgehend aufgehoben und soll künftig wieder zugunsten attraktiver Wohnangebote schrittweise zurückerlangt werden. Die ursprünglich klar ausgebildete Blockrandstruktur des Quartiers ist in nahezu allen Bereichen fragmentiert, teilweise durch Neubauten ersetzt oder durch offene Strukturen, wie etwa höhere Solitäre ergänzt. + Stärken Die Lage des Quartiers im Stadtraum ist hervorragend – Innenstadt und Hauptbahnhof. Die Blockrandstruktur mit unterschiedlichen Blockformaten ist grundsätzlich ein flexibles städtebauliches Erfolgsmodell. Das Quartier bietet Spielräume für die Entwicklung neuer Elemente. Ein gewisser Nutzungsmix besteht bereits. - Schwächen Der Brühl-Boulevard liegt als 480 m langer ungenutzter Raum mitten im Quartiersinnenbereich. Der hohe Anteil an Leerstand (teilweise bis zu 75%) ist Image schädigend. Soziale Einrichtungen treffen auf keine angebotsgerechte Nachfrage. Eingänge in den Blockinnenbereichen führen zu anonymen Adressen. In Teilbereichen zerfallen Strukturen und Raumkanten in diffuse Räume. Thesen: Die Revitalisierung des Brühls ist nicht nur eine gestalterische, sondern auch eine strategische Aufgabe! Die Definition und Dimensionierung des Raums des Boulevards sind kritisch zu prüfen! Dies gilt auch für Art und Maß der anliegenden Nutzungen im Erdgeschoss. Seite 14 von 78 Anlage 3 Seite 15 zu B-091/2012 Abb. 12: Stärken und Schwächen Städtebau Seite 15 von 78 Anlage 3 Seite 16 zu B-091/2012 3.4 Freiraum Der Brühl liegt als innerstädtisches Wohnquartier mit relativ wenig eigenem nutzbarem Grünraum zwischen dem Naherholungsraum Uferpark/Schloßteich und dem Schillerplatz. Mit dem entstehenden TU Campus wird er zudem östlich eingebettet werden von einem steinernen Platzraumgefüge. Den Brühl-Boulevard, das Rückgrat des Quartiers, gilt es zukünftig in dieses System aufzunehmen und qualitativ durch Ost-West-Verbindungen stärker miteinander zu vernetzen. In diesem Zuge müssen innerhalb des Quartiers zudem die Höfe integriert werden. + Stärken Die unmittelbare Nachbarschaft von Schillerpark und Uferpark mit Flußraum sind hervorragende Bedingungen für ein Wohngebiet. Die Blockinnenräume sind großzügig dimensioniert und teilweise mit hohem Baumbestand versehen. Die Straßenräume (Beläge und Grün) sind teilweise von guter Grundsubstanz. - Schwächen Ein hoher Versiegelungs- und Erschließungsgrad bestimmen das Bild der Höfe. Generell besteht wenig nutzbarer Grünraum im Quartier. Die fußläufige Ost-West-Vernetzung ist gestalterisch und teilweise räumlich nicht adäquat ausgebildet. Die Gestaltung des Raumes entspricht weder der gegenwärtigen noch den zukünftigen Nutzungen. Thesen: Die Blockinnenräume müssen in Bezug auf ihre individuellen Begabungen entwickelt werden! Die Reorganisation des Boulevards muss behutsam und im Sinne seiner künftigen Bedeutung und Funktion erfolgen! Seite 16 von 78 Anlage 3 Seite 17 zu B-091/2012 Abb. 13: Stärken und Schwächen Freiraum Seite 17 von 78 Anlage 3 Seite 18 zu B-091/2012 3.5 Verkehr Ein zentrales Problem des Brühls sind bislang die verkehrliche Erschließung und insbesondere die Frage der Unterbringung des ruhenden Verkehrs. Vor dem Hintergrund der Entwicklung des gesamten nördlichen Innenstadtbereichs als Quartier von hoher Erschließungsgunst werden hierzu adäquate Vorschläge entwickelt. Besondere Beachtung wird der Beeinträchtigung der künftigen Wohnangebote durch Quartiersverkehre geschenkt werden. Dies betrifft auch die Qualität der Fußwegeverbindungen innerhalb des Quartiers (TU Campus Innenstadt) und in Richtung des Hauptbahnhofs. + Stärken Die Nähe zum Chemnitzer Hauptbahnhof und dem ÖPNV sind optimal und bilden die Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Das orthogonale Netz als Grundordnungssystem der Quartierserschließung bietet Reserven und Spielräume. Das Quartier liegt zwischen leistungsfähigen Tangenten. Die Erschließung findet über ruhige Wohnstraßen statt. - Schwächen Die Anfahrbarkeit einzelner Adressen im Quartier ist eingeschränkt. Die Erschließung der Gebäude erfolgt überwiegend über die Innenhöfe. Die Gunst der Höfe wird der Erschließung und dem ruhenden Verkehr geopfert. Thesen: Eine neue Gliederung und Aufteilung des Boulevards ist notwendig! Die Lösung der Parkierung bestimmt den Erfolg der Revitalisierung! Seite 18 von 78 Anlage 3 Seite 19 zu B-091/2012 Abb. 14: Stärken und Schwächen Verkehr Seite 19 von 78 Anlage 3 Seite 20 zu B-091/2012 4 Struktureller Entwurfsansatz Der strukturelle Entwurfsansatz besteht aus den zwei Komponenten „Strategie zur Aktivierung der Karrees“ (Karreetypen) und der Strategie zur Umgestaltung des Karrees verbindenden Bindeglieds „Brühl-Boulevard“. Dieser Ansatz entspringt bereits dem Entwicklungskonzept für den Innenstadtstandort der TU Chemnitz aus dem Jahr 2010 und wird im folgendem vertiefend ausgearbeitet und dargestellt. 4.1 Karreetypen Die acht Karrees des Untersuchungsraumes werden nach ihren bestehenden charakteristischen Eigenschaften, entwickelbaren Potentialen und ihrer daraus resultierenden Zielentwicklung in verschiedenen „Karreetypen“ zusammengefasst. Dieses Grundsystem dient einer im Anschluss an die Studie blockweisen Weiterentwicklung der Karrees im Zusammenhang. Damit werden Entwicklungsregularien festgelegt, die als Richtlinie zu verstehen sind. I „Kleinblöcke“: Die kompakten Blockgrößen von 90 m x 80 m in den Karrees 1 und 3 sind für eine gesamthafte Blockentwicklung geeignet. Vorstellbar ist ein 70%-iger Anteil an Studentenwohnen, ergänzt um Senioren- und Mehrgenerationenwohnen. Dabei sind die Höfe als Kommunikationsorte und gemeinsame Mitte zu verstehen. Die geschlossene Blockrandbebauung ist durch einen hohen Anteil an historischer Bausubstanz mit Denkmalwert gekennzeichnet. Diesen gilt es durch Sanierungen und Modernisierungen zu ertüchtigen. Grundrissänderungen können zudem neue Wohnraumangebote generieren. Ein behutsamer Austausch der nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude im Blockrahmen durch Neubauten ist langfristig denkbar. Diese könnten mit neuen Durchwegungen angelegt werden, so dass die Höfe öffentlich zugänglich werden. II „Aus 1 mach 2“: Der Großblock Karree 5 ist mit 170 m Blocklänge in seiner Grundstücksstruktur durch zahlreiche private Eigentümer bestimmt. Zur Erlangung eines abgestimmten Blockkonzeptes ist die Koordination aller Akteursbelange notwendig. Einen ersten Ansatz bildet dabei die EigentümerSchutzgemeinschaft Haus & Grund, deren Aufgabe in der Ansprache, Vermittlung und Moderation zwischen den privaten Einzeleigentümern mit Unternehmen der organisierten Wohnungswirtschaft besteht. Als städtebaulich übergeordnetes Entwicklungsziel steht die Sicherung der Durchwegung zwischen der Karl-Liebknecht-Straße und der Rosa-Luxemburg-Grundschule in Verlängerung der Heinrich-Zille-Straße im Vordergrund. In Verbindung mit dieser Durchwegung ergibt sich die Option, neue südorientierte Wohnungen entlang dieser Verbindung zu schaffen. III „Quartiersmitte“: Der Bereich um die Karl-Liebknecht-Schule und Rosa-Luxemburg-Grundschule soll als Begegnungsraum und Quartiersmitte erweitert werden. Dabei bleibt die Funktion der Grundschule erhalten, während die Karl-Liebknecht-Schule für kulturelle Nutzungen umgenutzt wird. Das unmittelbare Umfeld wird als öffentlicher Treffpunkt für Anwohner geöffnet und umgestaltet. Denkbar ist auch die Ergänzung weiterer sozialer Einrichtungen, beispielsweise einer Kita. IV „Neue Seiten“: Karree 8 ist an der Mühlenstraße sowie in der Lage am Brühl durch zwei Straßenfronten von minderwertiger Bausubstanz gekennzeichnet. Diese Substanz ist im Eigentum der GGG, so dass diese für die Entwicklung des Blocks einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Eine Modernisierung der Bausubstanz oder sogar der perspektivische Rückbau mit anschließendem Neubau kann gerade am Brühl eine Belebung in dem heute durch kompletten Leerstand geprägten Raum erzielen. Das Wohnen mit Adressen am Brühl könnte ein Modell für den nördlichen BrühlBoulevard, auch bezogen auf die gegenüberliegende Straßenfront von Karree 13 sein. Dazu wäre eine Intervention der GGG notwendig. V „Neue offene Höfe“: Die heute durch Punkthochhäuser bestimmten Baufelder der Karrees 2 + 4 sollen langfristig als komplettierte Blockrandstruktur ausgebildet werden. Planerisches Ziel ist die Wiederherstellung einer klaren baulichen und visuellen Stadtkante, die die historische orthogonale Rasterstruktur wieder aufnimmt und logisch in den Stadtkontext einbindet. Die Ausformung des Seite 20 von 78 Anlage 3 Seite 21 zu B-091/2012 Blockrandes soll dabei Durchwegungsmöglichkeiten bieten, die die Binnenräume als Gemeinschaftsflächen mit dem Brühl vernetzen. Sollte langfristig ein heute noch nicht absehbarer Bedarf an höherer Bebauungsdichte entstehen, können die Blöcke auch von Wohnstraßen durchbrochen werden. Abb. 15: Karreetypen Seite 21 von 78 Anlage 3 Seite 22 zu B-091/2012 4.2 Boulevardtypen In Fortschreibung der im Entwicklungskonzept für den Innenstadtstandort der TU Chemnitz erarbeiteten „Boulevardtypen“ wird das Leitbild für die Reaktivierung des Brühl-Boulevards weiter vertieft und räumlich genauer definiert. Die Bestandsanalyse zeigt, dass im Bereich des Brühl-Boulevards eine sehr gute materielle Grundsubstanz vorhanden ist, größtenteils bedingt durch die ca. 8 Jahre zurückliegende Sanierungsmaßnahme. Oberflächenbeläge und Baumpflanzungen sind in einem guten Zustand, nötige Sanierungsarbeiten an den Podesten sind auf die mangelnde Pflege der leer stehenden angrenzenden Geschäfte zurückzuführen. Insgesamt ist festzustellen, dass der Brühl-Boulevard einen quartiersprägenden Charakter besitzt. Für viele Chemnitzer und insbesondere die Bewohner des Brühl ist er ein Identifikationsraum und durchaus noch immer positiv besetzt. Bestätigt wird das durch die Meinungsäußerungen der Anwohner auf den Beteiligungsveranstaltungen zu diesem Verfahren. Dem Brühl-Boulevard fehlt die wichtigste Voraussetzung, die einen Stadtraum belebt. Die Menschen. Nach der erfolgreichen Reaktivierung der Chemnitzer Innenstadt muss der Brühl auf seiner gesamten Länge von 480 m sein eigenes Angebot an Dienstleistungen erneut nachfragegerecht entwickeln. Den sehr hohen Leerständen der Ladenbereiche in den Erdgeschossen soll durch eine kritische Reduktion bzw. räumlichen Konzentration begegnet werden. Die Reduktion muss in einem Maße erfolgen, das für eine sinnvolle Quartiersversorgung nötig ist und zudem auch Raum für neue quartiersbezogene Entwicklungen (z.B. im Bereich der Kunst- und Musikszene) bietet. Dies stellt einen wichtigen Baustein zur Wiederbelebung dieses Stadtraumes dar. Empfohlen wird eine abschnittsweise Vorgehensweise. Dies eröffnet die Option durch Umnutzung der Ladengeschäfte in Erdgeschosswohnungen, Teilbereiche des Boulevards als neue Wohnstraßen zu definieren. Dies betrifft den nördlichen Abschnitt zwischen Zöllnerplatz und Rosa-LuxemburgGrundschule. Hier sind die Leerstände in den Ladengeschäften am höchsten, die Auslastung beträgt fast 0 Prozent. Zudem existiert ein hoher Anteil an dringend sanierungsbedürftigen Gebäuden. Die Strategie für den Brühl betrifft weniger die komplette Neugestaltung des Raumes, sondern vielmehr den behutsamen und schrittweisen Umbau, der maßvoll auf die künftigen Nutzungsansprüche abgestimmt ist. Bestehende Qualitäten des Brühls werden konzentriert, neue Nutzungsbereiche qualifiziert. In der Umsetzung bedeutet dies, dass der Wechsel zwischen „Wohnboulevard“ und „Kiezboulevard“ nördlich des zentralen Vorbereichs der Rosa-Luxemburg-Schule vorgeschlagen wird. Die räumliche und strukturelle Gliederung der Boulevardabschnitte beruht auf folgenden Planungsansätzen: weitgehender Erhalt der bestehenden Belagsgestaltung als verbindendes Element Zonierung des Wohnboulevards in private Vorgartenbereiche und einen gemeinsamen öffentlichen Bereich im Sinne eines Umbaus zur grünen Anliegerstraße Erhalt des bestehenden Charakters des Kiezboulevards als urbaner belebter Raum mit Geschäften, Cafés und Kunst Möglichkeiten zur Erweiterung der Laden-/ Ausstellungs-/Bewirtungsfläche in den öffentlichen Raum. Abb. 16: Boulevardtypen Seite 22 von 78 Anlage 3 Seite 23 zu B-091/2012 5 5.1 Städtebauliches Entwicklungskonzept Städtebauliches Konzept Mit der Revitalisierung des Brühl-Boulevards und seiner angrenzenden Blöcke wird ein mittel- bis langfristiger und schrittweise erfolgender Prozess erwartet. Von besonderer Bedeutung werden daher die genaue Lage sowie Art und Maß erster Impulse sein. Es gilt, die strategisch bedeutsamen Gegenstände und Orte im Quartier zu definieren anhand derer sich erste Impulse signifikant bemerkbar machen werden. Die verschiedenen Maßnahmen sind vergleichsweise zurückhaltend und bestehen im Wesentlichen aus der Rückgewinnung bewährter städtebaulicher Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien sowie der Arrondierung bestehender Lücken und Brüche. Oberstes Ziel ist es hierbei, erkennbare Zeichen des Aufbruchs in Richtung eines lebendigen, gemischten Innenstadtquartiers an den entscheidenden Stellen zu setzen. Das Konzept des TU Innenstadt Campus und die damit verbundene Entwicklung der Zentralbibliothek werden bedeutsame Impulsgeber der Entwicklung des Quartiers sein. Auch das Chemnitzer Modell mit der Gestaltung der Straße der Nationen wird die Entwicklung des Quartiers begünstigen. Der Boulevard wird als Rückgrat und adressengebender Raum des Quartiers wirken. Seine Linearität soll künftig durch das ruhigere Element einer neuen Quartiersmitte ergänzt werden. Kulturelle und soziale Einrichtungen sowie Cafés und Quartierstreff werden diese neue Mitte mit Leben füllen. Zwei funktional und gestalterisch unterschiedlich ausgebildete Abschnitte - der Wohn- und der Kiezboulevard – legen sich nördlich und südlich an die neue Mitte des Quartiers. Sie konzentrieren das Angebot an Adressen und Versorgungseinrichtungen auf zwei unterschiedliche Quartiersbausteine. Damit reduziert sich insbesondere auch der Druck, die 480 Meter lange Straße homogen mit vielfältigsten Angeboten bespielen zu müssen. Somit soll auf dem Kiezboulevard die Erdgeschosszone mit Einzelhandel und Gastronomie erhalten und gestärkt, darüber liegende Geschosse mit Wohnnutzungen belegt werden. Nicht zuletzt übernimmt das bestehende Nahversorgungszentrum südlich der Georgstraße weiterhin die Grundversorgung des Quartiers. Abb. 17: Perspektive Städtebauliches Entwicklungskonzept und Entwicklung Umfeld Zentralbibliothek der TU Seite 23 von 78 Anlage 3 Seite 24 zu B-091/2012 5.1.1 Prinzipien Städtebau Für den Umgang mit der Bausubstanz gilt in erster Priorität die Sanierung und Modernisierung des Bestandes, in zweiter Priorität der Ergänzungsneubau. Dabei wird die Entwicklung der Karrees aufgrund ihrer Diversität in den Ausgangslagen (beispielsweise von Eigentümerstruktur, Sanierungsgrad, Leerstandssituation) unterschiedlich verlaufen. Eine zentrale tragende Rolle des Entwicklungsprozesses im Brühl wird der Einbindung der zahlreichen privaten Eigentümer im Quartier zukommen. Durch das Modellprojekt KiQ (Kooperation im Quartier zur Wertsicherung von Immobilien), federführend geleitet durch den Haus & Grund- Verein Chemnitz, kann eine zentrale Schnittstelle zwischen der Stadt Chemnitz und den privaten Eigentümern geschaffen werden. Diese fungiert zugleich als Impulsgeber und Vermittler für von allen gemeinsam getragenen Initiativen. Investitionen sollen somit zielorientiert und abgestimmt realisiert werden und zu einer nachhaltigen Aufwertung des innerstädtischen Quartiers beitragen. Im Folgenden sind die vier grundsätzlichen städtebaulichen Prinzipien dargestellt, die zu einer Wiederherstellung des nachhaltigen und flexiblen Systems von Block und Straße im Brühl führen. Dabei ist für eine wirtschaftliche Umsetzung der Doppelstrategie „Rückbau/Neubau“ zu beachten, dass bei der Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ eine Wiederbebauung mit Mietwohnungsbau für die Dauer von 10 Jahren ausgeschlossen ist. Eine Neubebauung für selbstgenutztes Wohneigentum ist förderrechtlich nicht ausgeschlossen. Prinzip 1: Erhalt und Sanierung Dieses Handlungsprinzip setzt auf die Aufwertung der bestehenden Bausubstanz durch Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Eine Chance steht zudem in der Reorganisation und Zusammenlegung von Wohnungen, um auf Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt reagieren zu können. Vordergründig sollten vor allem Investitionen in denkmalgeschützte Objekte erfolgen, um Zeitzeugen des Ortes und deren historischen Charakter für das Quartier zu bewahren. Im Zuge von Sanierungen sollte die Adressbildung zum öffentlichen Raum reaktiviert werden. Prinzip 2: Doppelstrategie Sanierung- Neubau Das Prinzip Doppelstrategie setzt auf die Sanierung von Bestandsgebäuden sowie die parallele Entwicklung von Neubauten im Blockverbund. Dies ist vor allen in den Karrees mit einem hohen Anteil an Einzeleigentümern umsetzbar. Minderwertige Bausubstanz kann somit zurückgebaut werden und durch neue bauliche Impulse ersetzt werden. Dadurch entsteht im Bestand sowie im Neubau ein Potential vielfältiger Wohntypologien. Prinzip 3: Akzentsetzung Blockecken Die Besetzung der Blockecken ist ein wichtiges städtebauliches Prinzip zur Ausformulierung des baulichen Rahmens und zur eindeutigen Differenzierung zwischen privatem und öffentlichem Raum. Dies betrifft vor allem den Raum des Brühl-Boulevards. Klare Raumkanten stärken die Wahrnehmung des Raums und definieren seine Grenzen. Zudem kann eine gute Architektur einen neuen Impuls für die Reaktivierung angrenzender leer stehender Objekte erzeugen. Prinzip 4: Neue Blockbildung Dort wo heute frei stehende Punkthochhäuser diffuse, nicht differenzierbare Räume bestimmen, werden langfristig Blockrandstrukturen öffentlichen und privaten Raum wieder klar voneinander differenzieren. Die Flexibilität besteht dabei in der Ausbildung des Blockrahmens, der unterschiedliche Wohntypologien (z.B. Geschosswohnungen, Maisonettewohnungen, Townhouses) aufnehmen kann. Geschlossene Raumkanten und ruhige Wohnhöfe mit privaten und gemeinschaftlichen Flächen entstehen. Seite 24 von 78 Anlage 3 Seite 25 zu B-091/2012 Abb. 18: Anwendung der Prinzipien Städtebau Seite 25 von 78 Anlage 3 Seite 26 zu B-091/2012 5.1.2 Kleinblöcke: Karrees 1 und 3 Für die „Kleinblöcke“ wird aufgrund des hohen Anteils an Denkmalsubstanz vorgeschlagen in behutsamer Weise die Sanierung und den Erhalt der bestehenden Bausubstanz anzugehen. Dabei bedingen die bereits sanierten Objekte und ihre Erschließung die Aufrechterhaltung der Erschließungsoption vom Hofinnenbereich. Bei zukünftigen Sanierungen sollte dennoch das Ziel weiterverfolgt werden auch Zugänge vom öffentlichen Straßenraum zu generieren. Die charakteristischen Straßenfronten an der Karl-Liebknecht-Straße werden langfristig das Bild der Karrees prägen. Karree 1 Das Karree 1 zeichnet sich durch einen 77-prozentigen Anteil an GGG-Bestand aus. Diesen Gesamtbestand wird die Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG) bis 2013 komplett saniert haben. Demnach ist eine anschließende gesamtheitliche Gestaltung des Innenhofes als Modellprojekt denkbar. Teilmodernisierungen mit folglich moderaten Mietpreisen eröffnen zudem die Option in unmittelbarer Lage zum Innenstadtcampus der TU Chemnitz einen hohen Anteil an Studentenwohnen zu generieren. Mit einem geschätzten zukünftigen Anteil von circa 70% an Studenten kann dem heutigen Leerstand begegnet werden. Ansätze: - Erhalt, Sanierung, Modernisierung und ggf. Grundrissmodifikationen historischer Bausubstanz - Förderung von studentischen Wohnen und Arbeiten - Entwicklung eines grünen Blockinnenraums als offener Hof mit Durchwegungen - GGG agiert bereits als Vorreiter der Entwicklung Karree 3 Von 127 Wohneinheiten sind knapp 70% im Eigentum der GGG. Dieser Gesamtbestand soll veräußert werden, so dass es im Karree zukünftig nur noch private Eigentümer geben wird. Eine zentrale Aufgabe wird demnach sein, über „Hofkonferenzen“ ein abgestimmtes Konzept für den Hofbereich zu erzielen, da fast ausschließlich (90%) der Gebäude vom Blockinnenraum erschlossen werden. Auf Grund der Nähe zum Universitätscampus ist auch hier ein erhöhter Anteil an Studentenwohnen denkbar. Langfristig identitätsprägend wird die komplett unter Denkmalschutz stehende Straßenfront der Karl-Liebknecht-Straße sein, während andere Bausteine langfristig flexibel austauschbar sind. Ansätze: - Erhalt der Denkmale und Sanierung der Grundsubstanz - Entwicklung von Einrichtungen für das Mehrgenerationenwohnen - Zusammenhängende Entwicklung der Liegenschaften der GGG durch 1-2 Investoren an der Nordost- und Südwestecke des Blocks mit Chance zu einer koordinierten Innenhofgestaltung - neue bauliche Einheiten mit Sicherung der Durchwegung Abb. 19: Bestand und Planung Karrees 1 und 3 Seite 26 von 78 Anlage 3 Seite 27 zu B-091/2012 5.1.3 Neue offene Höfe: Karrees 2 und 4 Die „Neuen offenen Höfe“ werden durch langfristige Blockarrondierungen im Sinne der Wiederherstellung der historischen Blockrandform zurückgewonnen. Nach Rückbau der Wohnhochhäuser erfolgt die Ausbildung geschlossener Raumkanten und ruhiger Wohnhöfe. Die Neubauten werden vom Straßenraum her erschlossen werden. Mittelfristig wird vorgeschlagen an der südlichen, heute noch baulich unbesetzten Ecke von Karree 2 durch eine Neubebauung ein besonderen Akzent und baulichen Auftakt für den Brühl-Boulevard zu schaffen. 1 Karree 2 90% der Gesamtwohneinheiten des Karrees 2 liegen im Eigenturm der GGG. Dies ist bedingt durch 88 Wohneinheiten in den Punktbauten der 1970-iger Jahre in der Georgstraße 24 und 26. Diese Objekte dominieren den Ort, der aus einer Zusammenschau von fragmentierter Blockrandstruktur und Punktbauten der 70-iger Jahre besteht. Die Erschließung erfolgt gegenwärtig über das Karree 4. Durch Rückbau der Wohnhochhäuser werden 88 Wohneinheiten entfallen. Bei einer drei- bis viergeschossigen Ersatzarrondierung (teilweise Townhouses) können jedoch langfristig circa 80 neue Wohneinheiten entstehen. Ansätze: - Blockarrondierung durch klare bauliche Rahmen - Neubauten am Brühl mit erdgeschossigem Einzelhandel - Sicherung von Entwicklungsspielräumen für neue Wohnformen und Parkierungsanlagen - Im Vorfeld an der Mühlenstraße kann Parken unter einer bestehenden Baumreihe organisiert werden Karree 4 Mit dem anstehenden Rückbau der bereits zu 50% leer stehenden Punkthochhäuser im Karree 4 eröffnet sich die Option Anwohner zu Gunsten der Belegung anderer Wohneinheiten im Quartier umziehen zu lassen. Die dadurch freiwerdenden Grundstücke der GGG können langfristig durch die GGG als Wohnbaulandoption oder durch Verkauf an Dritte entwickelt werden und somit das orthogonale Blockrandgefüge des Brühls vervollständigen. Zur Reaktivierung des Brühl-Boulevards kann das Nutzungskonzept „House of Rock“ am Brühl 51 einen kurzfristigen neuen Impuls geben. Das als Kultur- und Wissenschaftsprojekt initiierte Gemeinschaftsprojekt von Sportwissenschaftlern der TU Chemnitz, Chemnitzer Kliniken, Medizinern, Vereinen des Sozialbereiches, dem Musik- und Kreativzentrum Chemnitz und weiteren soll ein erster Aufschlag einer Lehr- und Forschungseinrichtung mit Schaufensterlabor werden. Denkbar ist die Entstehung eines (räumlichen) Netzwerkes für Wissenschaft, Kultur, Gesundheit, Sport, Wirtschaft, Soziales und Wohnen in Verbindung mit dem Karree 6. Abb. 20: Bestand und Planung Karrees 2 und 4 1 Bei Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ sind entsprechende Bindungen zu berücksichtigen. (siehe S. 24, Abs. 3) Seite 27 von 78 Anlage 3 Seite 28 zu B-091/2012 Ansätze: - langfristig neues Wohnprojekt der GGG oder eines Investors (ggf. Mix aus Geschosswohnungsbau und Townhouses) Erhalt der Eckbauten (Kulturdenkmale) Erhalt der Nutzungen der EG-Zone (Läden, Gastronomie) Klarer baulicher Rahmen als Element eines robusten Blockrandquartiers Geschlossener Blockrand zur Mühlenstraße (Lärmpuffer) Offener Block nach Norden, Osten und Süden für Durchwegungen evtl. Verlagerung des Brunnenstandortes in den Blockinnenbereich 5.1.4 Aus 1 mach 2: Karree 5 Die Grundstücke im Karree 5 liegen jeweils zur Hälfte in den Händen GGG und privater Eigentümer. Zwischen den Straßenfronten des Brühl-Boulevards und der Karl-Liebknecht-Straße besteht ein starkes Belegungsgefälle. Während die Straßenfront am Brühl-Boulevard inkl. der Erdgeschosszone nahezu komplett leer steht, sind die Wohngebäude der Einzeleigentümer an der Karl-LiebknechtStraße grundsätzlich besser belegt und weisen einen höheren Sanierungsgrad auf. Der großzügige Blockinnenraum ist größtenteils durch Privatgärten bestimmt. Auch hier gilt im übergeordneten Ansatz die bestehende Gebäudesubstanz zu erhalten und zu sanieren. Ergänzt wird dieses Prinzip um die bauliche Besetzung der nordwestlichen Blockecke (Brühl 52). Durch eine architektonische Akzentsetzung kann zum einen ein Impuls für die Reaktivierung der Brühladressen gesetzt werden, zudem wird die Blockstruktur des Karrees komplettiert. Ansätze: - Die innere Großzügigkeit des Blocks, seine Vielfalt an Gebäuden und die resultierende Anzahl an Eigentümern soll gesichert und beispielhaft durch die Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund organisiert werden. - Das Karree 5 sollte ein vorrangiges Handlungsfeld im Rahmen des vom Bund bewilligten Modellvorhabens im ExWoSt-Forschungsfeld „Kooperation im Quartier (KIQ)“ zur Reaktivierung des Gebietes Brühl-Boulevard sein. Projektpartner sind neben dem Verein Haus & Grund und der Stadt Chemnitz auch die GGG, der IVD (Immobilienverband Deutschland, Region MitteOst) sowie die Handwerkskammer Chemnitz. - Eine öffentliche Durchwegung des Blocks in Höhe der Heinrich-Zille-Straße soll planerisch gesichert werden, um eine sichere und direkte fußläufige Querverbindung zwischen der KarlLiebknecht-Straße und der neuen Quartiersmitte mit der Rosa-Luxemburg-Grundschule anbieten zu können. Dadurch ergibt sich eine Gliederung des 170 m langen Blocks in einen Nord- und Südbereich. Abb. 21: Bestand und Planung Karree 5 Seite 28 von 78 Anlage 3 Seite 29 zu B-091/2012 5.1.5 Quartiersmitte: Karree 6 Dem Karree 6 kommt, bedingt durch die Nutzungsstruktur und die zentrale Lage, eine bedeutende Schlüsselrolle zu. Insgesamt besteht das Karree aus einer guten Bausubstanz, ergänzt um Einrichtungen der sozialen Infrastruktur. Dennoch ist hier der höchste Grad des Leerstands (76%) gegenwärtig. Eine Reaktivierung des Karrees wäre für den gesamten Brühl von unschätzbarem Wert. Konzepte wie das K.I.E.Z. (Erweiterungsprojekt zum „House of Rock“ als Begegnungsort für Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft), das Musik- und Kreativzentrum oder ein möglicher Standort für den Fachbereich der Wirtschaftswissenschaften der TU Chemnitz zeigen bereits das hohe Nutzungsinteresse am Karree auf. Grundsätzlicher Bestandteil des Karrees ist und bleibt der Standort der Rosa-LuxemburgGrundschule. Handlungsspielraum für zukünftige Nutzungen bieten hingegen ihr Umfeld und die leer stehende Karl-Liebknecht-Schule. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wird diese von 2012 bis 2015 Standort des Musik- und Kreativzentrums sein. Der städtebaulich übergeordnete Ansatz für die Entwicklung des Karrees besteht in der Sanierung des Gebäudebestandes und der Akzentsetzung an Blockecken. Im Gegenüber zum Brühl 52 (Karree 5) soll auch die Baulücke Brühl 65 baulich besetzt werden. Ziel ist die Ausbildung eines Karrees mit zwei die Quartiersmitte rahmenden Blöcken. Ansätze: - Ausbildung einer neuen Quartiersmitte (soziale Einrichtungen/Kunst+ Kultur/Quartierstreff) in folgenden Optionen: 1. Quartiersmitte und Grundschule: kurzfristige kulturelle Nutzung der Karl-Liebknecht-Schule, Umnutzung südlicher Teil der Sporthalle als „Quartierszentrum“ 2. TU Chemnitz und Grundschule: Umnutzung und Erweiterung der Karl-Liebknecht-Schule für die Technische Universität Chemnitz, Rückbau des der Karl-Liebknecht-Schule zugeordneten Teils der Sporthalle (Erhalt des sanierten nördlichen Teils der Sporthalle für die Grundschule) 3. Großzügige Quartiersmitte mit Grundschule als langfristige Option: Rückbau der KarlLiebknecht-Schule auf ihr Hauptgebäude, Rückbau der Sporthalle und Verlagerung der Nutzung in das südlich angrenzende neue Funktionsgebäude, Quartiersmitte als Platzraum mit freigestellten Sonderbauten 1 zeitnahe Option 2 Option TU Chemnitz 3 langfristige Option Abb. 22: Planungsoptionen Quartiersmitte Seite 29 von 78 Anlage 3 Seite 30 zu B-091/2012 Abb. 23: Bestand und Planung Karree 6 Abb. 24: Perspektivische Planungsoptionen Quartiersmitte (links Option 2, rechts Option 3) Seite 30 von 78 Anlage 3 Seite 31 zu B-091/2012 5.1.6 Neue Seiten: Karrees 8 und 13 Karree 8 Das Karree 8 hat mit seiner zum Brühl-Boulevard gerichteten Straßenfront ein leeres Gesicht. Die minderwertige Bausubstanz ist vollständig leergezogen, auch das Gegenüber (Karree 13) steht nahezu leer. Zur Aktivierung des nördlichen Brühlabschnittes wird daher ein tragbares, auf Nachfrage ausgerichtetes neues Angebot erforderlich. Das Vorgehen liegt in der Doppelstrategie von Sanierung und Neubau sowie in der Umgestaltung des Brühls zu einer Wohnstraße. Die in Händen der GGG befindliche Straßenfront ist Teil des Verkaufsbestandes der GGG und könnte gesamthaft von einem Investor für neue Wohnformen entwickelt werden. Bei einer Entwicklung der Baulücke Zöllnerplatz 4 ist zu beachten, dass auf dem Grundstück derzeit ein Fahrrecht zur Erschließung des Blockinnenbereiches liegt. Demnach muss bei einem Neubau weiterhin eine Durchfahrbarkeit gewährleistet werden. Ansätze: - Wiederbelebung der Adressen am Brühl-Boulevard durch Sanierung und/oder Neubau unter der Voraussetzung des Verkaufs durch die GGG (bei Neubau Anlage von Tiefgaragen) 2 - Grüne Vorgärten am Brühl-Boulevard für Anwohner - Reaktivierung der eigenen Grundstückszufahrten Elisenstraße 24- 30 bei Lückenschluss am Zöllnerplatz 4 - Langfristiger Ersatzneubau Mühlenstraße 104-106b mit Tiefgarage Karree 13 Die im Plangebiet liegenden Grundstücke des Karrees 13 umfassen nur 1/3 der Grundstücke des Gesamtblocks. Damit gibt die bestehende Situation des Großblocks bereits den Entwicklungsansatz vor. Sanierung und Instandsetzung bestehender Bausubstanz stehen im Vordergrund. Da es sich um eine Vielzahl von Einzeleigentümern mit größtenteils privaten Gärten und nur einem 14-prozentigen Anteil an Immobilien der GGG handelt, wird ein grundstücksbezogenes Agieren notwendig. Dennoch sollte zur Reaktivierung des nördlichen Brühls das Zielkonzept der Wohnstraße mit privaten Vorgärten nachverfolgt werden, um einen attraktiven Wohn- und Lebensraum zu erzeugen. Dafür wird ein gemeinschaftliches Agieren der Akteure notwendig. Abb. 25: Bestand und Planung Karrees 8 und 13 Die hier vorgestellten städtebaulichen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen sind unter Punkt 6 „Entwicklungsphasen und Umsetzung“ als Maßnahmenpunkte aufgeführt. 2 Bei Inanspruchnahme der Rückbauförderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ sind entsprechende Bindungen zu berücksichtigen. (siehe S. 24, Abs. 3) Seite 31 von 78 Anlage 3 Seite 32 zu B-091/2012 Abb. 26: Entwicklungsansatz Seite 32 von 78 Anlage 3 Seite 33 zu B-091/2012 5.2 Freiraumplanerisches Konzept 5.2.1 Boulevard Im Strukturansatz sind die Gliederung und die Planungsparameter für den Brühl-Boulevard definiert. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden die im Weiteren beschriebenen Planungsprinzipien und Handlungsempfehlungen entwickelt. Die momentan vorhandene Belagsstruktur wird grundsätzlich weitgehend erhalten. Sie ist das verbindende Gestaltungselement, das den Brühl-Boulevard weiterhin in seinem gesamten Verlauf als Einheit ablesbar macht. Die bestehenden Funktionen und angrenzenden Nutzungen wurden kritisch geprüft und werden in Teilabschnitten neu definiert. 5.2.1.1 Wohnboulevard Wie bereits dargestellt, ist die Umwidmung des nördlichen Teils des Boulevards von einer klassischen Fußgängerzone in eine Wohnstraße für Anlieger ein wichtiger Baustein zur Reaktivierung des südlichen Abschnitts als Geschäfts- und Dienstleistungszentrum. Das Grundprinzip für diesen Bereich sieht eine Gliederung in eine private Vorgartenzone und den öffentlichen Straßenraum vor. Vor dem Hintergrund, dass der Boulevard erst vor wenigen Jahren mit Fördermitteln saniert wurde, wird der Eingriff in den Bestand so gering wie möglich gehalten werden. Abb. 27: Prinzip und Schnitt Wohnboulevard Seite 33 von 78 Anlage 3 Seite 34 zu B-091/2012 Private Vorgärten und Stellplätze Entlang der Hauptfassaden ist eine private Vorgartenzone vorgesehen, die einen gewissen Abstand zum Straßenraum gewährt. Die Maßnahme fördert die Akzeptanz und Qualität der durch Umnutzung entstehenden Erdgeschosswohnungen. Bedingt durch die Lage der bestehenden linearen Oberflächenentwässerung, die als Begrenzung für die Vorzone genutzt werden kann, bewegt sich die durchschnittliche Tiefe dieser Zone zwischen 3 m und 3,5 m. Dies ist auch der Hauptbereich in dem ein Umbau des Straßenraumes stattfinden kann. Die bestehenden Podeste werden zurückgebaut, die Brunnenanlagen auf ein Becken reduziert. Im Bereich des erhaltenen südlichsten Beckens werden auch die bestehenden Bankgruppen weitergenutzt. So entsteht in der Mitte des Wohnboulevards ein kleiner Aufenthaltsbereich, ein Treffpunkt für die Bewohner. Die vorhandene Beleuchtung wird erhalten. Um dem hohen Stellplatzdruck zu begegnen, werden im unmittelbaren Anschluss an die Vorzone neue Stellplätze vorgesehen, die mit Markierungsnägeln auf dem bestehenden Belag ausgewiesen werden. Der verbleibende, 6 m breite Straßenraum wird als Mischverkehrsfläche genutzt. Abb. 28: Private Vorgärten und Stellplätze Wohnboulevard Straßenseitige Hauszugänge Neue straßenseitige Hauszugänge sollen in die grüne Vorzone eingebettet werden. Durch diese Umlegung wird eine klare Adressbildung an der Straße gefördert. Der Hauszugang wird zur Übergangszone zwischen öffentlichem und privatem Raum. In diesem Bereich können auch Stellplätze für Fahrräder angeordnet werden. Sitzgelegenheiten fördern die Funktion als Kommunikationszone für die Anwohner. Diese Maßnahme wird zum einen die Belebung des öffentlichen Raumes unterstützen, zum anderen wird der private bzw. ruhigere Charakter der Blockinnenräume gestärkt. Die Querschnittsaufteilung ist im Rahmen der Detailplanung entsprechend RASt 06 (Abschnitt Querschnitte für Wohnwege/Wohnstraßen) in Varianten unter Beachtung folgender Aspekte zu untersuchen: Einbeziehung der Senkrechtstellplätze in den privaten Bereich oder wechselseitige Anordnung der öffentlichen Stellplätze und Einordnung von Seitenräumen für Fußgänger oder Kinderspiel. Abb. 29: Straßenseitige Hauszugänge Wohnboulevard Seite 34 von 78 Anlage 3 Seite 35 zu B-091/2012 Vegetationskonzept Zur Stärkung des Charakters einer grünen Wohnstraße sollen die bestehenden Baumreihen ergänzt werden. Die Eingangssituationen können durch Schnitthecken hervorgehoben und kenntlich gemacht werden. Die Vorgartenzone sollte durch eine Einfassung vom Straßenraum etwas abgesetzt werden. Für die Bepflanzung muss ein durchgängiges Konzept entwickelt werden, um ein homogenes Gesamtstraßenbild zu erhalten. Als Leitbild wird eine urbane und eher formale Vegetationsauswahl vorgeschlagen, um dem innerstädtischen Standort gerecht zu werden. Denkbar sind beispielsweise Flächen mit bodendeckenden Gehölzen wie Bambus oder Kirschlorbeer, die von Gruppen oder Solitären aus hochwachsenden Gräsern oder Blütensträuchern akzentuiert werden. Eine homogene Grundfläche mit individuellen Akzenten. Abb. 30: Vegetationskonzept Wohnboulevard Baurechtliche Belange Die Realisierung der privaten Vorgartenzonen erfordert in diesem Bereich eine Umwidmung der öffentlichen Verkehrsfläche. Einige Anliegergrundstücke greifen bereits in den Bereich der Fußgängerzone ein und umfassen den geplanten Umgriff der Vorgärten. Die übrigen Vorgartenbereiche sind den entsprechenden Flurstücken zuzuordnen. Abb. 31: Baurechtliche Belange Wohnboulevard Seite 35 von 78 Anlage 3 Seite 36 zu B-091/2012 Detailausschnitt Wohnboulevard Folgendes Detail sowie die beigefügte Skizze zeigen die oben beschriebenen Maßnahmen für den Bereich des Nachbarschaftstreffs an der Kreuzung Wohnboulevard/Elisenstraße. Abb. 32: Detailausschnitt Wohnboulevard Abb. 33: Wohnboulevard vorher-nachher Seite 36 von 78 Anlage 3 Seite 37 zu B-091/2012 5.2.1.2 Kiezboulevard Leer stehende Einzelhandelsgeschäfte und Einrichtungen der Gastronomie bestimmen nicht nur den nördlichen sondern auch den südlichen Abschnitt des Brühl-Boulevards. Allerdings besteht in diesem Bereich bereits ein hoher Anteil an sanierter Gebäudesubstanz. Akteure der Kunst und Wissenschaft verfolgen bereits konkrete Ideen (Bsp. „House of Rock“), um direkt am Brühl-Boulevard erste Impulse zu erzeugen. Weitere Geschäftsinitiativen und Gastronomien (z.B. delicate) haben als Vorreiter die Chance, Leben auf den Brühl zu bringen, bereits ergriffen. Am südlichen Ende des Brühl-Boulevards befinden sich ein Nahversorgungszentrum und auf der davor liegenden sanierten Platzfläche ein regelmäßig stattfindender Markt. Von hier aus erfolgt auch die direkte Anbindung an den Hauptbahnhof und den neuen Universitätscampus im Bereich der Aktienspinnerei sowie die Verbindung zur Innenstadt. Die Entwicklung des Universitätscampus ist ein bedeutsamer Baustein zur Belebung des Brühls und damit auch des Kiezboulevards. Insgesamt finden sich für den südlichen Abschnitt eine Vielzahl positiver struktureller Faktoren und Potentiale, die dafür sprechen, die Nutzung als belebten städtischen Bereich mit Geschäften, Cafés und besonderen kulturellen Angeboten auch weiterhin zu stärken. Für einen wiederbelebten Brühl mit angrenzendem Universitätscampus ist der Kiezboulevard in seiner angedachten Ausdehnung richtig dimensioniert. Brühl-Boulevard als Identifikationsmerkmal Die Freiraumgestaltung des Boulevards hat einen sehr individuellen Charakter. Diskussionsbeiträge aus den Bürgerplattformen zeigen, dass die Bestandstruktur als prägend und charakteristisch für den Brühl gesehen wird. Der steinerne, urbane Gesamteindruck mit seinen typischen Ausstattungselementen für den Kiezboulevard sollte erhalten werden. Der Zustand der Beläge und Ausstattungselemente ist durch die bereits erwähnte Sanierung sehr gut. Die Podeste im Bereich des Einzelhandels und der Gastronomie bedürfen einer gestalterischen Überarbeitung. Dabei sollen die Grundsubstanz und die Grundstruktur erhalten werden. Ziel ist es, die vorhandenen Strukturen gestalterisch neu und modern zu interpretieren und die Podeste als Kommunikationsorte im Brühl neu zu etablieren und ihnen ihre Barrierewirkung zu nehmen. Um dies zu unterstützen, können auch neue Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten auf Straßenniveau an die Podeste angelagert werden. Die Belebung des Kiezboulevards ist nicht abhängig von einer kompletten Umgestaltung des Bestandes, sondern von einer angemessenen Bewohnerdichte des Quartiers. Abb. 34: Bestand Brühl-Boulevard (Bereich Kiezboulevard) Seite 37 von 78 Anlage 3 Seite 38 zu B-091/2012 Für die Weiterentwicklung und Wiederbelebung werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen: - Erhalt des urbanen Straßenraumes analog zum Bestand - Neugestaltung oder Sanierung der typischen Elemente Podeste: für diese Maßnahmen bieten sich zum Beispiel Workshops mit Künstlern, Studenten und interessierten Bürgern oder auch die Bearbeitung im Rahmen eines studentischen Projekts an - Angebot an Geschäftsinhaber oder interessierte Mieter unterbreiten, Geschäfts- und Atelierräume auf die Straße zu erweitern und hierfür entsprechende Gestattungen durch das Ordnungsamt zu ermöglichen - Temporäre Nutzungsflächen für Ausstellungen/Kunstaktionen im Straßenraum anbieten - Punktuelle Ergänzungen der Bäume, vor allem in den Bereichen des Kiezboulevards, wo im Erdgeschoß bereits eine Umnutzung zugunsten von Wohnraum stattgefunden hat Abb. 35: Maßnahmen Kiezboulevard Abb. 36: Beispiel überarbeiteter Podeste als Kommunikationszonen Seite 38 von 78 Anlage 3 Seite 39 zu B-091/2012 5.2.1.3 Quartiersmitte Das künftige Herz des Brühls soll die neue Quartiersmitte zwischen Karl-LiebknechtSchule und dem der Rosa-Luxemburg-Schule vorgelagerten Platzbereich werden. Durch den Rückbau der Nebengebäude wird der nötige Raum frei, um dieses Vorhaben zielführend umzusetzen. Im Bereich der Grundschule sollen Spiel- und Freizeitmöglichkeiten angeboten werden. Zusätzlich zum Angebot im Bereich des Schulgeländes, wo eine entsprechende Zugänglichkeit auch nach Schulschluss gewährleistet werden muss, sollen im Bereich des Brühl-Boulevards einzelne Spielpunkte ergänzt werden (rote Umrandung). Abb. 37: Spielpunkte und primäre Aufenthaltsbereiche Hierfür sind keine großflächigen Umbauten im Belag vorgesehen. Urbane Spielgeräte, wie sie von vielen Herstellern für den Einsatz in Fußgängerzonen entwickelt werden und Sitzelemente die nur aufgestellt werden können zum Einsatz kommen. Diese Spielangebote und Sitzgelegenheiten werden direkt auf den Belagsflächen stehen und sind zeitnah zu realisieren. Die Auswahl der Spielgeräte und die aktive Beteiligung der Bürger bei der Gestaltung ihrer „Bürgerbank“ bieten gute Möglichkeiten für die Einbindung der Öffentlichkeit. Die primären Aufenthaltsbereiche sind grün umrandet. Im östlichen Bereich des Quartiersplatzes wird empfohlen, die Ansiedlung von Gastronomie im Besonderen zu fördern. Cafés, Bücherbistros, Familienrestaurants mit ihren entsprechenden Außenflächen und Sitzmöglichkeiten auf dem Platzbereich können wichtige Ankerpunkte für eine attraktive und belebte Mitte werden. Ein zweiter Kommunikationsschwerpunkt wird der neu zu entwickelnde Raum zwischen der KarlLiebknecht-Schule und der alten Turnhalle sein. Durch die kulturelle Nachnutzung entsteht auch hier ein Ankerpunkt, der seinen vorgelagerten Freiraum beeinflussen und beleben wird. Für diesen Raum werden definierte Aufenthaltsbereiche aber auch offene Flächen, die temporär für kleinere Veranstaltungen genutzt werden können, vorgeschlagen. Eine klare Grundflächenstruktur gibt dem Raum einen ablesbaren Rahmen. Für die Möblierung des Ortes wäre eine denkbare Vorgehensweise Selbstbauworkshops mit Anwohnern, Musikern und Künstlern zu initiieren. Baumreihen fassen den neuen Platzraum im Norden entlang der neuen Quartiersquerung und im Süden als Abschluss zum nächsten Wohnhof. Abb. 38: Gastronomie im öffentlichen Raum, Märkte und urbanen Spielgeräte Seite 39 von 78 Anlage 3 Seite 40 zu B-091/2012 Detailausschnitt Quartiersmitte Abb. 39: Detailausschnitt Quartiersmitte Baurechtliche Belange Voraussetzung für eine Realisierung der neuen Mitte sind Umwidmungen von Teilflächen privater Grundstücke. Besonders bedeutsam ist dabei die Einigung mit dem Eigentümer Brühl 57, da über dessen Grundstück die südliche Erschließung der Quartiersmitte geführt werden soll. Im Norden würde die Ost-West-Durchwegung entlang der Platzfläche auch über städtischen Grund und Boden funktionieren. Sinnvoller wäre es jedoch diese Durchwegung mit der ebenfalls benötigten Erschließung der Grundstücke in diesem Bereich zusammenzulegen. In diesem Fall wird auch hier eine Umwidmung erforderlich. Abb. 40: Umwidmungen von Teilflächen Seite 40 von 78 Anlage 3 Seite 41 zu B-091/2012 5.2.2 Wohnhöfe Aus den Ergebnissen der Freiraumanalyse geht hervor, dass in den Blockinnenbereichen ungenutzte Potentiale liegen, die das Wohnumfeld und die Freiraumangebote im Gebiet signifikant verbessern können. Dabei gilt es die einzelnen Höfe im Sinne ihrer individuellen Begabungen zu entwickeln. Das bedeutet, dass für eine tragfähige Lösung zum einen die räumlichen, gestalterischen Aspekte berücksichtigt werden müssen, es aber noch bedeutsamer ist, die unterschiedlichen Akteure jedes Hofes dazu zu bewegen, gemeinsam eine Renovierung und Restrukturierung der Freiräume zu tragen. Die nachfolgend beschriebenen Prinzipien und deren strukturelle Umsetzung auf die einzelnen Blockinnenbereiche können und sollen nur ein Leitfaden für die endgültige Ausgestaltung der Innenbereiche sein. Die erarbeiteten Rahmenplanungen verstehen sich als erster Vorschlag einer Neuorganisation der Höfe und sollen als Grundlage für die folgenden Planungsschritte dienen. Planungsziele Wohnhöfe Die beiden vorgestellten Prinzipien basieren auf folgenden konzeptionellen Grundüberlegungen: - Reduzierung der versiegelten Flächen Erhalt des Baumbestandes Grüner Übergang von den Gebäuden in den Hof Neuorganisation/Bündelung von Stellplatz- und Entsorgungsflächen Entwicklung von zusammenhängenden und frei zugänglichen gemeinschaftlichen Freiflächen Prinzip Privatgarten Dieses Handlungsprinzip geht davon aus, dass in den Erdgeschosszonen, wo immer dies möglich ist, nutzbare Privatgärten angelegt werden. Begünstigt wird dies in den Bereichen wo bereits heute straßenseitige Hauszugänge bestehen oder diese im Zuge von Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen umgelegt werden können. Ebenso ist ein entsprechendes Raumangebot Voraussetzung. Stellplätze und Erschließungsstraßen in den Höfen gilt es zu reduzieren und zusammen zu fassen. Dadurch können zusammenhängende Freiflächen generiert werden, die von der privaten Wohnung über den Garten, direkt und ohne Konflikt mit den Verkehrsflächen erreichbar sind. Prinzip grüner Gebäudesockel Dort, wo die Bestandssituation die Entwicklung von Privatgärten erschwert, soll zumindest ein grüner Gebäudesockel zwischen den privaten und gemeinschaftlichen Zonen vermitteln. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von 3 m wird es möglich, kleine Freisitze oder Terrassen für die Erdgeschoßwohnungen anzubieten. Auch für dieses Prinzip gilt das Planungsziel der Entsiegelung. Da es aufgrund der Bindungen und Vorgaben aus dem Bestand nicht immer möglich sein wird die Erschließungszonen kompakt zu bündeln, zeigt das Modell ausgedehntere Verkehrsflächen. Hofseitige Hauszugänge an sanierten Häusern, bestehende Stellplatzanlagen auf Privatgrund oder auch Nebengebäude, die für den Betrieb von Gewerbeeinheiten/Hotels nötig sind, bedingen diese Erschließungsoption. Aus den beschriebenen Prinzipien leiten sich die Strukturkonzepte für die Innenhöfe ab. Natürlich sind die Vorgaben nicht exakt auf jeden Hof abzubilden, sondern es wird sich vielmehr ein bestmöglicher Kompromiss aus den Varianten entwickeln. Neben den schon angesprochenen Bindungen sind noch Seite 41 von 78 Anlage 3 Seite 42 zu B-091/2012 weitere Vorgaben zu beachten, beispielsweise die bestehenden Wegerechte oder die Zugänglichkeit der Höfe für PKW durch bestehende oder neue Durchfahrten. Ein weiterer bedeutsamer Planungsparameter ist der Nachweis einer auskömmlichen Stellplatzversorgung für das Gebiet (siehe Gliederungspunkt Verkehr). Trotz Sammelstellflächen in der näheren Umgebung des Gebietes lassen sich die Bestandshöfe nicht vollständig autofrei gestalten. Deshalb wurden bestehende private Stellplätze in den Höfen weitgehend in das Konzept eingebunden. Die einzelnen Bausteine der Prinzipien werden im Folgenden durch Handlungsempfehlungen genauer dargestellt. Neuorganisation Erschließung Abb. 41: Versiegelte Flächen im Bestand (dunkelgrau) Abb. 42: Neuplanung Erschließung, Stellplätze (gelb) Die Gegenüberstellung von versiegelten Flächen im Bestand und neuem Strukturvorschlag verdeutlicht die Reduktion des Versiegelungsgrades. Vor allem die asphaltierten Ringerschließungen in den Höfen, welche oft bis an die Gebäudekante reichen, können aufgebrochen werden. Die Stellplatzflächen und Erschließungsstraßen in den Höfen 1, 3, 6 a/b und 8 wurden unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte reduziert. In den Höfen 2 und 4 lassen sich durch die Erstellung von Tiefgaragen unter Neubauten autofreie Innenbereiche realisieren, die lediglich durch Fußwegeverbindungen erschlossen sind. Hof 13 gliedert sich im Bestand in einen sanierten und versiegelten Bereich im Norden, der weitgehend erhalten werden soll und den südlichen Abschnitt, der derzeit ungenutzt und verwildert ist. Dieser soll von Stellplätzen freigehalten werden und einen zusammenhängenden Freiraum bilden. Seite 42 von 78 Anlage 3 Seite 43 zu B-091/2012 Eine Sondersituation bildet Hof 5a/b. Hier findet sich bereits im Bestand ein hohes Defizit an Stellplatzflächen. Aufbauend auf einem Vorschlag des AB Apfel, soll der bestehende Geländesprung in diesem Hof genutzt werden, um teilweise überdeckelte Parkplätze zu erhalten, die in die Freiraumgestaltung eingebunden werden können (siehe Schnittskizze). Die Weiterführung der Grünfläche über die Überdachung und die erhöhten Privatgartenbereiche an der Westseite hinaus lassen die Stellplätze, die durch eine Baumreihe gegliedert sind, in den Hintergrund treten. Im Hof 5b werden bestehende private Parkplätze an sanierten Gebäuden erhalten. Grundsätzlich wurden die neuen Erschließungsflächen im Bereich bestehender Belagsflächen konzentriert. Auch in den anderen Bestandshöfen ist der gestalterische Umgang mit den verbleibenden Stellflächen ausschlaggebend für die Qualität der Innenhöfe. Folgende Maßnahmen dienen der Unterstützung: - Einfassung der Stellplätze mit Hecken und kleinkronigen Blütenbäumen - Einfache Stahl- oder Holzgerüste mit Berankung - Carports mit begrünten Dächern Im Rahmen der Umstrukturierung der Höfe sollte gemeinsam mit den Bewohnern und Eigentümern geprüft werden, in wie weit abschließbare Fahrradhäuser und/oder Müllsammelstellen benötigt und gewünscht werden. Probleme mit Entsorgungsflächen können so entschärft und die Infrastruktur bzw. die Anreize für das Fahrradfahren verbessert werden. In den Gestaltungsvorschlägen für die Höfe sind Platzhalter für solche Bereiche eingetragen. Diese Flächen werden in der Nähe von Zugängen zu den Hofinnenbereichen liegen. Gestalterisch ist auch denkbar, diese Einbauten mit den Maßnahmen zur Stellplatzeinbindung zu kombinieren. Abb. 43: Prinzipskizze überdeckeltes Parken im Hof 5 Abb. 44: Gestalterische Einbindung von Stellplätzen Seite 43 von 78 Anlage 3 Seite 44 zu B-091/2012 Privates Grün Abb. 45: Neuplanung Erschließung und private Vorzonen Abb. 46: Grüner Saum, Gartenzone Grüne Puffer in der Erdgeschoßzone in Form von Gärten oder Pflanzungen sind ein grundsätzlich geeignetes Element zur Förderung von Wohnqualität. Eine klare Zonierung in einen privaten Bereich im Erdgeschoss und die sich anschließenden gemeinschaftlichen Flächen erleichtert die Orientierung und fördert die Aneignung der Freiflächen durch die Bewohner. Für die Gärten wird eine Tiefe von mindestens 6 m oder mehr angestrebt. Die grünen Gebäudesockel haben eine Durchschnittstiefe von ca. 3 m. Hier sind neben Pflanzungen auch kleine Freisitze oder Terrassen im direkten Wohnungsanschluss denkbar. Im Sinne eines ruhigen Gesamtbildes sollten die Hofbereiche einheitlichen Gestaltungsregeln folgen. Pflanzstreifen aus mittelhohen Gehölzen oder Gräsern und/oder Heckeneinfassungen der Privatgärten, Höhe ca. 120 cm, sind hierbei denkbar. Ziel ist dabei nicht die Abschottung, sondern die Zonierung. Seite 44 von 78 Anlage 3 Seite 45 zu B-091/2012 Gemeinschaftsgrün Abb. 47: Erschließung, private Vorzonen und Gemeinschaftsflächen Abb. 48: Beispiel Innenhofgestaltungen Auf den neuen offenen Grünflächen lassen sich individuelle, auf den jeweiligen Hof angepasste Freiraumkonzepte umsetzen. Ziel ist es in den kleineren Höfen (Hof 5a, 6a/b, 13) zusammenhängende Räume in einer nutzbaren Größe zu entwickeln. In den Strukturansätzen für die Höfe wird der bestehende Baumbestand berücksichtigt und größtenteils in die Gemeinschaftsbereiche eingebunden. In der weiterführenden Planung sind die Baumstandorte und der Zustand der Bäume zu überprüfen. Auch mit wenigen Mitteln ist es möglich, in diesen Bereichen Ruhe- und Rückzugsräume zu schaffen, genauso wie Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Ausgestaltung und Verhältnis der Flächengrößen von Aufenthaltszonen und Spielangeboten zueinander sollten sich an der sozialen Zusammensetzung des Blocks orientieren. Es wird empfohlen Hofkonferenzen thematisch nicht nur auf die grundsätzliche Neustrukturierung der Hofbereiche zu beschränken, sondern auch für die endgültige Gestaltung dieser Bereiche Workshops mit Anwohnern durchzuführen. Diese Einbindung unterstützt die Ausbildung von Bedürfnissen und Wünschen der direkt betroffenen Menschen und fördert damit auch die Identifikation mit dem umgebauten Freiraum. Seite 45 von 78 Anlage 3 Seite 46 zu B-091/2012 Für die Höfe sollen gemeinsam mit Eigentümern Gemeinschaftsbereiche definiert werden, auf denen die oben beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden können. Die betroffenen Grundstücksflächen bleiben in ihren Zuschnitt unangetastet und bei den jeweiligen Eigentümern. Herstellungskosten und Unterhaltskosten werden nach einem festzulegenden Schlüssel auf alle Eigentümer im betreffenden Block umgelegt und mögliche Fördergelder mit einbezogen. Rechtliche Ordnungsmaßnahmen wie Enteignung oder Zwangsumlegungen sind weniger adäquate Herangehensweisen, da sie sehr langwierig und rechtlich schwierig zu begründen sind. Die Akzeptanz der Maßnahmen bei den Bürgern wird dadurch nicht unbedingt positiv befördert. 5.2.3 Spielraumkonzept Abb. 49: Spielraumkonzept Im Quartier besteht ein Mangel an nutzbaren und gut zugänglichen öffentlichen Freiraumangeboten. Ein übergeordnetes quartiersbezogenes Konzept aus Spielangeboten und Freizeitbereichen sollte sowohl im neuen Quartierszentrum, als auch in öffentlich zugänglichen Bereichen innerhalb der privaten Innenhöfe entwickelt werden (blaue Signatur). Die Voraussetzungen um ein solches Angebot insbesondere im Bereich der Höfe realisieren zu können, sind ein ausreichendes Platzangebot auf den Gemeinschaftsflächen und die gute Zugänglichkeit der Flächen über Durchgänge und Durchfahrten. Ideal wären direkte Zugänge ohne Querung der Erschließungsbereiche in den Höfen. Ziel dieses übergeordneten Konzeptes ist es, an den einzelnen „Stationen“ ein differenziertes Angebot für alle Altersstufen zu schaffen. Es geht nicht unbedingt darum unterschiedlichste Spiel- und Freizeitangebote in jedem Hof zu haben, sondern eine Art Spielpfad mit unterschiedlichen Erlebnisräumen zu erzeugen. Die einzelnen Bausteine können ohne Probleme nacheinander entwickelt werden, da jedes Glied in sich funktioniert. Seite 46 von 78 Anlage 3 Seite 47 zu B-091/2012 Bei der Auswahl der Höfe war insbesondere die Flächenverfügbarkeit ein wichtiges Kriterium. Bevorzugt wurden Flächen, die sich entweder ganz im Besitz einzelner Eigentümer (z.B. GGG in den Höfen 1 und 8) befinden oder wenigen Einzeleigentümern gehören. Denjenigen Höfen, die in dieses System eingebunden sind, sollte bei der Restrukturierung Priorität eingeräumt werden. Diese Einrichtungen lassen sich unter Umständen auf dem Wege von Förderprogrammen realisieren. Im Gegenüber zu den öffentlich zugänglichen Bereichen stehen die blockbezogenen Gemeinschaftsbereiche (rote Signatur). Kleiner im Zuschnitt, dienen sie in erster Linie als Aufenthaltsbereiche für die unmittelbaren Anwohner und zur Versorgung mit Kleinkinderspielbereichen. 5.2.4 Zusammenfassung Die erarbeiteten Freiraumkonzepte und Handlungsempfehlungen zeigen, dass Ansatzpunkte zur Verbesserung der Freiraumqualität bestehen. Positiv ist zu bewerten, dass die bauliche Grundsubstanz des Brühl-Boulevards von solidem Zustand ist und damit bereits durch begrenzte Eingriffe Verbesserungen erzielt werden können. Über den Umbau des nördlichen Abschnitts zum Wohnboulevard soll der südliche Kiezboulevard als Nahversorgungszentrum gestärkt werden und gemeinsam mit der neuen Quartiersmitte als urbaner, öffentlicher Raum wiederbelebt werden. Auf dem Boulevard sollen neue definierte Aufenthaltsbereiche entstehen: - In der Mitte des Wohnboulevards ein Treffpunkt am bestehenden Brunnen - die neue Quartiersmitte als zentraler Bereich für den gesamten Brühl - kleinere Kommunikationszonen auf und an den Brühlpodesten im Kiezboulevard - ergänzt um den Marktplatz an der Georgstraße. Flankierende Maßnahmen wie die Möglichkeit neuer Nutzungszonen auf dem Boulevard für Geschäfte und Kunst unterstützen zudem die Belebung. Auch in den Höfen bieten sich Ansatzpunkte die bestehende Situation zu verbessern. Die dargestellten Strukturkonzepte bilden die Grundlage, um auf den Hofkonferenzen Art und Umfang der zu realisierenden Maßnahmen festzulegen. Auch wenn die Höfe nicht völlig autofrei zu gestalten sind, können deutliche räumliche und strukturelle Verbesserungen erzielt werden. Im Rahmen des Spielraumkonzeptes sollen gut zugängliche Höfe für alle Bewohner des Brühls erlebbar gemacht und dadurch eine Verbesserung der gesamten Spielraumversorgung im Quartier erzielt werden. Aufgrund überschaubarer Eigentümerstrukturen in den definierten Höfen sollten diese Bereiche Priorität in der Umsetzung erlangen. Zeitnah realisierte Beispiele für aufgewertete Wohnhöfe könnten impulsgebend für weitere Hofsanierungen sein. Die vorgestellten Konzepte und Handlungsempfehlungen für den Freiraum sind unter Punkt 6 „Entwicklungsphasen und Umsetzung“ als Maßnahmenpunkte aufgeführt. Seite 47 von 78 Anlage 3 Seite 48 zu B-091/2012 Abb. 50: Freiraumkonzept Seite 48 von 78 Anlage 3 Seite 49 zu B-091/2012 5.3 Verkehrliches Konzept Zum Wesen der Revitalisierung des Brühls gehört die mittel- bis langfristige Erlangung einer kritischen Masse an Einwohnern und der daraus resultierenden Wohnfolge-Einrichtungen. Dabei muss im Sinne einer Sicherung des adäquaten Angebots an Parkraum, der Frage des ruhenden Verkehrs besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die geplante Revitalisierung des Untersuchungsgebiets strebt die langfristige Arrondierung des teilweise brüchigen Besatzes an Bausubstanz an. Dies eröffnet die Chance, den verbleibenden Freiraum des Quartiers durch den Bau von Tiefgaragen zu schonen. Größere und zusammenhängende Grundstücke bieten letzte Reserven zur unterirdischen Verortung von Parkraum, ohne dass das für innerstädtische Quartiere adressenschädigende Instrument von Parkhäusern oder – Parkpaletten eingesetzt werden muss. Das oberste Prinzip beim Umgang mit dem ruhenden Verkehr ist daher die Vermeidung von großflächigen ebenerdigen Parkierungsanlagen und Parkhäusern, mittels einer effizienten Nutzung von Raum bei der Entwicklung letzter baulicher Reserven. 5.3.1 Verkehrsführung Zu den Merkmalen eines lebendigen und gemischten innerstädtischen Quartiers gehört auch eine angemessene Mischung unterschiedlicher Verkehrsarten, während die übertriebene verkehrliche Beruhigung einer Belebung und Förderung kleinerer Einrichtungen für Einzelhandel und Gastronomie nicht unbedingt zuträglich sein muss. Daher soll der Boulevard in einigen Abschnitten durchaus befahrbar bleiben. Zur Vermeidung von Schleich- und Durchgangsverkehr wird die derzeitige Verkehrsführung modifiziert. Auf Höhe der Grundschule wird der Brühl-Boulevard von durchgehendem Verkehr befreit. Die Zufahrt zum Wohnboulevard erfolgt über die Zöllnerstraße/Zöllnerplatz sowie die Elisenstraße, die Zufahrt zum Kiezboulevard erfolgt über die Georgstraße und die Herrmannstraße West (neue Öffnung). Diese Prinziplösung kann in der weiteren Vertiefung auch variiert werden (z. B. Diagonalsperren). Abb. 51: Erschließungsschema Seite 49 von 78 Anlage 3 Seite 50 zu B-091/2012 5.3.2 Ermittlung der Stellplätze Die untersuchten acht Blöcke am Brühl-Boulevard bieten heute Raum für ca. 1.320 Wohneinheiten. Die Daten wurden im Rahmen des Entwicklungskonzepts "Brühl-Boulevard" von 2003 überschlägig erhoben, eine präzise Erfassung des gegenwärtigen Wohnungsbestands liegt nicht vor. Im Straßenraum sind heute ca. 290 Stellplätze, in den Höfen ca. 300 Stellplätze vorhanden. Somit ergibt sich eine Summe von ca. 590 Stellplätzen. Abb. 52: Stellplätze Bestand Abb. 53: Stellplätze Planung Bei den bestehenden Wohngebäuden wird künftig eine durchschnittliche Belegung von 90% angenommen. Bei Neuplanungen wurde 1 Wohneinheit je 100 qm Grundfläche für die Berechnung zugrunde gelegt. Es ergibt sich eine Gesamtsumme von ca. 1.165 Wohneinheiten incl. der Neubauten am Brühl-Boulevard. Bei der Ermittlung des Stellplatzbedarfs wurde 1 Stellplatz je Wohneinheit zugrunde gelegt. Der Stellplatzbedarf für studentisches Wohnen wurde mit 1 Stellplatz je 4 Wohneinheiten berechnet. Aufgrund der Nähe zum Hauptbahnhof wurde die erforderliche Stellplatzanzahl um 30 % verringert (gesicherter ÖPNV-Anschluss). Insgesamt werden für die 1.165 Wohneinheiten ca. 750 Anwohner Stellplätze benötigt. Parken im Straßenraum Entlang der Karl-Liebknecht-Straße ist heute weitgehend Längsparken angeordnet, da Senkrechtparken durch teilweise komplett zugeparkte Gehwege zu Problemen führte. Die heute vorhandenen Senkrechtstellplätze wurden daher ebenfalls als Längsparkstellplätze angenommen. In der Georg- und Mühlenstraße wurden, dort wo es die bestehende Situation und Verkehrsführung zulässt, ebenfalls Längsstellplätze angeordnet. In die Bilanz wurden in der Karl-Liebknecht-Straße und Mühlenstraße nur die Stellplätze der an das Plangebiet angrenzenden Straßenseite einbezogen. Insgesamt wurden ca. 370 Stellplätze im Straßenraum ermittelt. Seite 50 von 78 Anlage 3 Seite 51 zu B-091/2012 Für den Bereich Brühl wird von der Ausweisung einer Bewohnerparkzone ausgegangen. Vor 18 Uhr können max. 50% der Stellplätze und nach 18 Uhr max. 75% der Stellplätze für Bewohner reserviert werden. Demnach sind zukünftig bis 18 Uhr ca. 185 Stellplätze für Bewohner reserviert, ca. 185 Stellplätze sind öffentlich. Ab 18 Uhr sind ca. 100 Stellplätze öffentlich und ca. 270 Stellplätze für Anwohner verfügbar. Stellplätze Brühl-Boulevard Im nördlichen Abschnitt des Brühl-Boulevard - dem „Wohnboulevard“ - werden ca. 45 Stellplätze neu angeordnet. Hier wird ebenfalls eine Bewohnerparkzone ausgewiesen. Bis 18 Uhr sind max. 50 % der Stellplätze für Bewohner, nach 18 Uhr max. 75 % der Stellplätze für Bewohner reserviert. Somit stehen bis 18 Uhr ca. 22 Stellplätze für Bewohner und ca. 23 als öffentliche Parkplätze zur Verfügung. Nach 18 Uhr sind ca. 12 öffentliche Stellplätze und ca. 34 Stellplätze für Bewohner vorhanden. Parken im Hof Zugunsten von gemeinschaftlichen Grünflächen mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen werden die Stellplätze in den Höfen reduziert und neu organisiert. Insgesamt werden in den Höfen ca. 230 Stellplätze realisiert. Parken in Tiefgargen In den Blöcken 2 und 4 ist die Schließung der Blöcke durch die Setzung von Neubauten vorgesehen. In diesen Bereichen werden Tiefgaragen mit insgesamt ca. 160 Stellplätzen geplant. Gesamtsumme Insgesamt sind ca. 750 Stellplätze für Anwohner erforderlich. Durch die Ausweisung von Bewohnerparkzonen bis 18 Uhr (50 %) in den angrenzenden Straßen und im „Wohnboulevard“, durch die Bündelung und Neuorganisation sowie der Herstellung von zusätzlichen Stellplätzen in den Höfen und durch den Bau von Tiefgargagen bei Neubauten sind insgesamt ca. 600 Stellplätze für Bewohner vorhanden. Im Straßenraum befinden sich ca. 210 öffentliche Stellplätze. Nach 18 Uhr werden max. 75 % der Stellplätze für Bewohner reserviert. Somit sind nach 18 Uhr insgesamt ca. 700 Stellplätze für Bewohner vorhanden. Im Straßenraum sind nach 18 Uhr ca. 110 öffentliche Stellplätze vorgesehen. Die vorhandene Tiefgarage Theaterplatz und das Parkhaus am Hauptbahnhof können ebenfalls von den Anwohnern zum Parken genutzt werden. Optional kann durch einen privaten Investor ein Parkdeck auf dem Parkplatz Mühlestraße errichtet werden. 5.3.3 Prinzipien Parken Aus der Analyse geht hervor, dass die Flächen der Innenhöfe zum großen Teil für den ruhenden Verkehr benötigt werden. Für den zukünftigen Umgang mit der Parkierung werden drei Prinzipien zum Parken im Hofbereich vorgeschlagen: Prinzip: Bündelung Die Stellplätze im Innenhof werden neu organisiert und eingefasst. Die Erschließungsstraßen in den Höfen werden ebenfalls zusammengefasst. Für die Entwicklung von Unterflurgaragen werden bestehende Geländeversprünge genutzt. Prinzip Autoarm In den Hofbereichen werden die Stellplätze zugunsten von Gemeinschaftsgrünflächen mit Spielund Aufenthaltsbereichen auf den minimalen Bedarf reduziert. Prinzip Tiefgarage Bei Neubauten werden zusammenhängende Tiefgaragen vorgesehen. Seite 51 von 78 Anlage 3 Seite 52 zu B-091/2012 5.3.4 Elektromobilität Aufgrund eines starken Anstiegs der Preise für fossile Energieträger in den letzten Jahren und einer öffentlichen Forderung nach emissionsarmer Mobilität sind Elektromobile immer stärker im Kommen. In Deutschland hat die Bundesregierung einen Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erstellt, dessen Ziel es ist, Klimaschutz mit Industriepolitik zu verknüpfen und bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Um die Elektromobilität in Chemnitz zu fördern, werden im Entwicklungsgebiet Ladestationen angeboten, die schrittweise und bedarfsgerecht umgesetzt werden sollen. Diese können von den Bürgern individuell genutzt werden. Sie sind im öffentlichen Straßenraum zwischen den Karrees angeordnet und bedienen einen Einzugsbereich von circa 100 Metern. In der folgenden Abbildung sind die Standorte der Stationen dargestellt. Diese können je nach Bedarf auch zahlenmäßig erweitert werden. Die Ladestationen werden jeweils am Anfang der Erschließungsstraßen positioniert. So können die Stationen sowohl von den Anwohnern als auch von Besuchern genutzt werden. Die Lage an den Schnittstellen mit den übergeordneten Verkehrsstraßen, der Mühlenstraße und der Karl-LiebknechtStraße, verhindert unnötige Verkehre in das Quartier zu ziehen. Standorte Ladestationen Abb. 54: Standorte für Ladestationen Seite 52 von 78 Anlage 3 Seite 53 zu B-091/2012 5.4 Energie und Nachhaltigkeit Vorbemerkung Der Text dieses Kapitels basiert auf einer gemeinsamen Skizze der Netzgesellschaft mbH Chemnitz (NGC) und des kommunalen Energieversorgers eins energie in sachsen GmbH & Co. KG (eins). Das gegenwärtig vorliegende Versorgungskonzept für den Stadtteil Brühl befindet sich noch in der Studienphase. Obwohl die nachfolgenden Ansatzpunkte bereits als richtungsweisend angesehen werden können, sind Abweichungen im endgültigen Konzept von der hier dargestellten „Vision“ gegebenenfalls noch möglich. 5.4.1 Aktueller Stand der Ver- und Entsorgungsstruktur Fernwärme/Erdgasversorgung Das Gesamtbetrachtungsgebiet ist durch eine stark durchmischte Versorgungsstruktur (Gas, Fernwärme, Kohle, etc.) geprägt. Einzelne Gebäude sind noch nicht an das Erdgas- bzw. Fernwärmesystem angeschlossen. In nebenstehender Abbildung ist die derzeitige Versorgungsstruktur der Wärmeversorgung (Fernwärme/Erdgas) farblich dargestellt. Die historisch vorhandenen Karrees werden vorrangig mit Erdgas beheizt, während die neuen Gebäude (im Zuge des Wiederaufbaus) sowie öffentlichen Gebäude mit Fernwärme erschlossen wurden. Aufgrund dieser Durchmischung unterschiedlicher Versorgungsnetze ergeben sich größere Netzlängen mit höheren Verlustanteilen, welche die Energieeffizienz beeinträchtigen. Die derzeitige Netzstruktur gewährleistet eine sichere Versorgung, mittelfristig sind jedoch im Zusammenhang mit der städtebaulichen Entwicklung Investitionen sinnvoll. Elektrizitätsversorgung Das Stromnetz befindet sich auf dem Stand der Technik. Kälteversorgung In direkter Nachbarschaft befindet sich eine hocheffiziente Kälteversorgungsanlage auf Basis einer KWKK einschließlich Großkältespeicher. Insbesondere mit der Entwicklung des Uni-Campus ist eine Erweiterung der umweltfreundlichen und hocheffizienten Kälteversorgung gegenüber Einzellösungen vorzuziehen. Abb. 55: aktuelle Versorgungsstruktur des Fernwärme- und Erdgasnetzes Seite 53 von 78 Anlage 3 Seite 54 zu B-091/2012 Trink- und Löschwassersystem Das Wassernetz gewährleistet eine sichere Versorgung. Mittelfristig sind im Zuge der städtebaulichen Entwicklung Sanierungen vorgesehen. Problematisch stellt sich die in den 70er Jahren gewählten Verlegewege 3 für die Sanierung der Gebäude dar und sind zudem mit privatrechtlichen Eigentumsverhältnissen nicht vereinbar. Abwasserentsorgung Das Abwasserkanalsystem ist voll funktionsfähig. Langfristig ist im Zuge der städtebaulichen Entwicklung eine Sanierung angedacht. Stadtbeleuchtung Die vorhandenen Leuchten gehören optisch zum Stadtbild und sollen erhalten bleiben. Mittelfristig sind jedoch die Leuchtmittel gegen effizientere Technologien auszutauschen. 5.4.2 Energiewende – Aufbruch ins regenerative Zeitalter In globalen Zielsetzungen, wie auch auf Staaten- bis hin zum Kommunalniveau ist der Fokus hinsichtlich der perspektivischen Energieversorgung weitestgehend auf die deutliche Steigerung des Anteils regenerativer Energien ausgerichtet. Im Rahmen dieser Energiewende sollen aktuelle Versorgungs- und Erzeugerkonzepte neu ausgerichtet und somit umweltfreundlich und energieeffizient gestaltet werden. Ein solcher Umschwung stellt dabei einen langfristigen Wandel dar, da vorhandene Strukturen nur mit immensen finanziellen Aufwendungen kurzfristig änderbar sind. Daher sind seitens des Bundes aber auch bis auf Kommunalniveau mittel- bis langfristige Zielsetzungen erarbeitet worden, die einen Rahmen darstellen. Energieprogramm der Bundesregierung Motivation: „Deutschland soll einer der effizientesten und klimafreundlichsten Volkswirtschaften der Welt werden.“4 Wie bereits eingehend erwähnt ist der Wandel in der Energieversorgung ein sehr umfassendes und komplexes Paket aus Einzelmaßnahmen, wovon einige wenige nachfolgend aufgeführt sind. In Tabelle 1 sind die wesentlichsten Einsparziele und Veränderungen in Zahlen erfasst. Im Rahmen dieser Energiewende ist es die große Herausforderung den Wandel von der fossilen Strom- und Wärmeerzeugung zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu gestalten. Zudem muss die komplette Energieversorgung umfassend umstrukturiert werden, wie z.B. die Anpassung der Netze und der Ausbau von Speichertechnologien Abkehr bzw. deutliche Verringerung von knapper werdenden fossilen Brennstoffen (Öl, Kohle, Gas) Verringerung der Emission von Treibhausgasen Verringerung der Abhängigkeit von Energieimporten (z. T. aus politisch sensiblen Regionen) Erhöhung der Energiesicherheit merklicher Ausbau der KWK-Erzeugungsanlagen zur Effizienzsteigerung Fossile Kraftwerke müssen schwankende Lastspitzen resultierend aus Verbraucherverhalten aber auch aus EE-Anlagen (Windkraft, Photovoltaik, ...) ausgleichen können. Die Energiespeicherung wird zunehmend an Bedeutung gewinnen um die schwankenden regenerativen Energien effizient nutzbar zu machen. 3 z. B. Trinkwasserleitungen als Ringleitung im Kollektorgang höhere Umgebungstemperaturen aus hygienischer Sicht problematisch 4 Franzjosef Schafhausen; Ministerialdirigent im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin; anlässlich der EUROFORUM-Konferenz “Die Potenziale der dezentralen Erzeugung im Wärmemarkt” Seite 54 von 78 Anlage 3 Seite 55 zu B-091/2012 Klima Erneuerbare Energien Effizienz Treibhausgase (ggü. 1990) Anteil Strom Anteil gesamt Primärenergie Strom 2020 - 40 % 35 % 18 % - 20 % - 10 % 2030 - 55 % 50 % 30 % 2040 - 70 % 65 % 45 % 2050 - 80-95 % 80 % 60 % Energieproduktivität Verkehr -10 % steigern auf 2,1 %/a - 50 % - 25 % -40 % Gebäudesanierung Rate verdoppeln 1% --> 2% bis 2020 Minderung des Wärmebedarfs um 20 % bis 2050 Abb. 56: Energieeinsparziele der Bundesregierung Die Erreichung der dargestellten Ziele ist nur über die Umsetzung mehrerer Maßnahmen möglich. Einige dieser Ansätze sind nachfolgend aufgezeigt. Reduzierung des Energiebedarfs (z. B. Gebäudedämmung, energieeffizientere Geräte) Einbeziehung regenerativer Energien (z. B. Biomasse, Solarthermie, Geothermie) Ausbau von Energieeffizienztechnologien (z. B. KWK, Niedertemperatursysteme) 5.4.3 Ansatzpunkt zur Effizienzsteigerung Ausgehend von einer durchschnittlichen Verteilung des Energieverbrauchs in Deutschland auf die Einzelnen Verbrauchergruppen wird deutlich, dass knapp 1/3 des Energieverbrauchs auf den Haushaltssektor entfallen. In Bezug auf das innerstädtische Gebiet des Brühls ist diese Verbrauchergruppe nahezu vollständig allein vertreten. Industrie, Gewerbe und Verkehr stellen hier nur eine untergeordnete Rolle dar. Daraus resultierend stellt der Bereich der Haushalte im Gebiet einen enormen Hebel hinsichtlich der Energieeffizienz und möglicher Energieeinsparmaßnahmen dar. Abb. 57: Energieverbrauchssektoren in Deutschland Seite 55 von 78 Anlage 3 Seite 56 zu B-091/2012 Mehr als ¾ der in den Haushalten verbrauchten Energie entfällt auf die Bereiche Heizung und die Warmwasserbereitung. Hierdurch bieten diese das größte Potential für Effizienzsteigerungen und damit zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Das aktuelle Konzept der NGC/eins konzentriert sich daher besonders auf diesen Bereich. Weiterhin bieten die Wohnbauten, aufgrund des geringen energetischen Sanierungsgrades der Gebäude im betrachteten Stadtteil und des damit hohen spezifischen Wärmebedarfs, im Rahmen einer energetischen Sanierung ein deutliches Energieeinsparpotential. 5.4.4 Konzept zur Wärme- und Kälteversorgung Rahmenbedingungen Der betrachtete Stadtteil gehört zum innerstädtischen Bereich. Er ist gekennzeichnet durch eine dichte Bebauung mit einer entsprechend hohen Wärmedichte. Bereits in den letzten Jahren stand für den Versorger im Fokus, die Innenstadt möglichst ohne lokale 5 Emissionen mit Fernwärme zu versorgen , d. h. einzelne, kleinere Erzeugereinheiten weitestgehend im Stadtbild zu vermeiden. Stattdessen setzt man auf einen leitungsgebundenen Wärmetransport. Dieser soll an die Gebäude gebrauchsfertige (Fern-)Wärme liefern welche jedoch außerhalb der Wohnbebauung erzeugt wird. Die Nutzung der vorhandenen Netzinfrastruktur ist vorrangige Intention. Dadurch erzielt man eine ökologische und ökonomisch vertretbare Wärmeversorgung. Die Sanierung des Stadtgebietes auf Basis Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) birgt langfristig hohes Potential zur Steigerung der Energieeffizienz. Im ersten Schritt soll die KWK-Fernwärme die Versorgung des Gebietes übernehmen und zur weiteren Aufwertung einen regenerativen Anteil von ca. 10 % … 20 % enthalten. Mittels dieser leitungsgebundenen Wärmeversorgung ist somit eine anteilige CO2-neutrale Wärmeversorgung möglich und bietet darüber hinaus ein höheres Effizienzpotential gegenüber dezentralen Kleinversorgern. Langfristig kann der Anteil „Grüner Fernwärme“ noch weitaus höher steigen (Anteile von > 80 % sind denkbar). Die leitungsgebundene Wärmeversorgung bietet eine optimale Möglichkeit, einen ganzen Stadtteil unkompliziert auf regenerativ erzeugte Wärme umzustellen. Mit welcher Technologie der spätere Wärmeerzeuger arbeiten wird (Holz, Biogas, Geothermie, u.v.a.m.), soll an dieser Stelle noch nicht festgelegt werden und ist zudem stark von der technischen und politischen Entwicklung der kommenden Jahre abhängig. Damit das Gesamtsystem möglichst effizient gestaltet werden kann, existieren Überlegungen, für das Gebiet eine Fernwärmesatzung zu verabschieden, in der ein Anschlusszwang an das Fernwärmesystem festgehalten wird. In die Abwägung der Vor- und Nachteile sollten nicht nur die Großvermieter und die Stadtverwaltung sondern auch Interessenvertreter der privaten Kleineigentümer eingezogen werden. Hierzu bietet das Projekt „Kooperation im Quartier“ eine entsprechende Plattform. Das Aufzeigen wirtschaftlicher Vorteile und eine darauf begründete freiwillige Beteiligung durch Eigentümer/Investoren ist dem Zwang einer Satzung vorzuziehen. 5 Die Chemnitzer Fernwärme wird hocheffizient erzeugt (EU-KWK-Richtlinie 2004/8/EG), ist zulässige Ersatzmaßnahme gemäß § 7 EEWärmeG und weißt eine gute Primärenergienutzung auf. Seite 56 von 78 Anlage 3 Seite 57 zu B-091/2012 Einbindung regenerativer Energien Unmittelbar an den Stadtteil Brühl grenzt ein Gelände, auf welchem das erste Chemnitzer Kraftwerk am Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Dieses wurde in den Jahren 2002 bis 2004 abgerissen. Ein Teil des Grundstücks wird derzeit nicht genutzt und steht daher grundsätzlich für eine Nachnutzung mit Anlagen der Energieversorgung zur Verfügung. Durch das nachfolgende Projekt könnte man diese innenstadtnahe brachliegende Fläche einer sinnvollen Verwendung zuführen. Bei der Planung ist darauf zu achten, dass entlang der Chemnitz ein „grüner Korridor“ als Grünzug mit parallel verlaufender Wegeverbindung erhalten bleibt. Um einen Anteil regenerativer Wärme im Gebiet zu erreichen, ist eine Großsolaranlage in Verbindung mit einem Wärmespeicher in der Betrachtung. Eine erste Vorstellung zur Einordnung der Anlage ist in Abb. 59 (siehe unten) dargestellt. Optionale Wärmeerzeugungstechnologien auf Basis regenerativer Energien schließen sich aufgrund der innerstädtischen Lage bzw. geologischer Verhältnisse weitestgehend aus. Biomassebefeuerte Heizwerke (z.B. Holzheizwerke) sind aufgrund der hierdurch entstehenden lokalen Emissionen (Abgase, Stäube) sowie der durch die Anlieferlogistik entstehenden höheren Verkehrsaufkommen nicht empfehlenswert. Motorische Kraft-Wärmeerzeuger, wie BHKWs auf Biogas- oder Pflanzenölbasis sind aufgrund der hierdurch auftretenden Geräusche und Vibrationen in Abb. 58: Lageplan des Stadteils (rot) mit dem nutzbaren Gelände (gelb) einem innerstädtischen Wohngebiet mit der Möglichkeit einer direkten Nutzung von (Fern-)Wärme aus einem KWK-Prozess (HKW) nicht sinnvoll. Versorgungsvarianten auf Basis der Nutzung geothermischer Quellen sind aufgrund des hohen Wärmebedarfs (hohe Besiedlungsdichte) und der vorhandenen Oberflächen auf Tiefengeothermie beschränkt. Diese ist jedoch in Hinblick auf die in Chemnitz vorhandene Geologie nur unzureichend geeignet. Abb. 59: Detailausschnitt der thermischen Solaranlage einschl. Wärmespeicher (Vision) Seite 57 von 78 Anlage 3 Seite 58 zu B-091/2012 Verknüpfung Fernwärmenetz mit Haustechnik Um eine effiziente Wärmeversorgung zu ermöglichen, ist es zwingend notwendig, dass das Temperaturniveau im Wärmenetz (Niedertemperatur-„LowEx“-Netz) und ebenso in der Haustechnik verringert wird. Die Planung der Hausanlagen (Heizsysteme und Warmwasserbereitung) muss eng verzahnt mit der des Wärmenetzes erfolgen. Nur so kann eine Systemlösung geschaffen werden, die den heutigen Anforderungen an Umweltschutz sowie Bezahlbarkeit genügt. Im Zuge der Sanierung der Gebäude muss starker Einfluss auf die Auslegung der Hausanlagen genommen werden, da bereits wenige Häuser mit zu hohen Auslegungsparametern die Effizienz des gesamten Systems negativ beeinflussen. Im Rahmen der Erstellung eines energetischen Konzeptes werden gemeinsam durch das Versorgungsunternehmen und den Netzbetreiber haustechnische Lösungen konzipiert, welche im Rahmen der Realisierung Verwendung finden sollen und somit ein in sich geschlossenes System ergeben. Seite 58 von 78 Anlage 3 Seite 59 zu B-091/2012 6 Entwicklungsphasen und Umsetzung Die Maßnahmen werden im Folgenden auf drei Zeitebenen und in drei Handlungsfeldern dargestellt. Sie umfassen kurzfristige Maßnahmen (0-5 Jahre), mittelfristige Maßnahmen (5-10 Jahre) und langfristige Maßnahmen mit einem Planungshorizont von 10-25 Jahren. Dabei nimmt die Nutzung von entstehenden Synergien prioritäre Bedeutung ein. Verkehrliche und freiraumplanerische Maßnahmen müssen Synergie erzeugend und ergebnisorientiert aneinander gekoppelt werden, die Einpassung bestehender Gebäude und die Entwicklung neuer Gebäude gehen wiederum einher mit raumgestalterischen Maßnahmen. 6.1 Städtebau Priorität in der städtebaulichen Entwicklung hat die Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestandes. Einen ersten Impuls wird dabei die Umnutzung der Karl-Liebknecht-Schule als Musik- und Kreativzentrum geben, zunächst als temporäres Projekt bis 2015. Kurzfristig einher geht des Weiteren die Wiederbelebung der Karrees 1 und 3. Während im Karree 1 der gesamte Gebäudebestand der GGG bis 2013 saniert sein wird, bietet Karree 3 Investitionsspielraum in der Bestandssanierung für neue Akteure. Ebenfalls kurzfristig umsetzbar durch neue Investoren ist eine Sanierung der Brühl zugewandten Gebäudefront (Brühl 67-73, Zöllnerplatz 1) im Karree 8. Diese Objekte befinden sich mit einem Kaufpreis von 135 Euro/m² - 230 Euro/m² im aktuellen Verkaufsbestand der GGG. Parallel zur Sanierungsstrategie kann bereits kurzfristig mit dem Rückbau der Mühlenstraße 48/50 begonnen werden, um im langfristigen Planungshorizont Aktionsraum für eventuell notwendig werdende neue bauliche Entwicklungen zu generieren. Der Rückbau der Georgstraße 24-26 wird indes erst als mittelfristige Maßnahme gesehen. Die im Folgenden dargestellten Sanierungsmaßnahmen sind nur für zusammenhängende Grundstücke der GGG in den Karrees 1, 3 und 8 dargestellt. Weiterführende Sanierungsmaßnahmen, vor allem durch private Eigentümer sind gegenwärtig nicht abschätzbar und darstellbar. Maßnahmen Städtebau Art und Umfang Akteure und Vorgehen Baukosten netto Phase 1 0-5 Jahre S 1.1 Umnutzung KarlLiebknecht-Schule Temporäre Umnutzung der KarlLiebknecht-Schule als Musikund Kreativzentrum S 1.2 Rückbau Karree 4 S 1.3 Karree 1 Rückbau der Punkthochhäuser Mühlenstraße 48/50 Sanierung der Gebäude im GGG-Bestand bis 2013 S 1.4 Raumkante Brühl/Georgstraße Karree 2 S 1.5 Karree 3 Neubau Brühl-Boulevard Südwest/Georgstraße Verkauf und Entwicklung der GGG-Grundstücke in Karree 3 A: Musik- und Kreativzentrum Chemnitz, Stadt Chemnitz V: Mietvertrag bis 2015, Baugenehmigung existiert bereits A: GGG, Stadt Chemnitz V: Antrag ist bereits gestellt A: GGG V: Untere Aktienstraße 3+5, Brühl 30 sowie Georgstraße 14+16 bis 2012, KarlLiebknecht-Str. 25-29 im Jahr 2013 A: Eigentümer, Stadt Chemnitz V: Organisation der temporären Erschließung für die Georgstraße 24+26 A: GGG, zukünftiger Eigentümer V: Verkauf der Grundstücke und anschließende Sanierungsmaßnahmen durch Eigentümer (Regelung über gemeinsames Hofkonzept ggf. über Grundstückskaufvertrag) -- 377.300.- € -- 1.590.000.- € -- Seite 59 von 78 Anlage 3 Seite 60 zu B-091/2012 S 1.6 Öffentliche Durchwegung Karree 5 Festlegung der Art der öffentlichen Durchwegung und Planung S 1.7 Straßenfront Brühl Karree 8 Sanierung oder Neubau Brühl 67- 73 und Zöllnerplatz 1 Phase 2 5-10 Jahre S 2.1 Schließung der Blockecken Karrees 5 und 6 S 2.2 Baulückenschluss Zöllnerplatz Karree 8 A: Stadt Chemnitz, Eigentümer, Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus & Grund, GGG V: Hofkonferenz zur Klärung der Art der öffentlichen Durchwegung (Gebäudedurchgang oder Weg), Schaffung der Planungssicherheit durch die Stadt (ggf. Umlegung) A: Eigentümer, Stadt Chemnitz V: Machbarkeitsstudie durch Eigentümer, Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen 60.000.- € Neubauten Brühl 52 und Brühl 65 A: Eigentümer, Planungsbüro, Stadt Chemnitz V: Baumaßnahme 2.685.000.- € Schließung der Baulücke durch Neubau Zöllnerplatz 4 A: Eigentümer, Anwohner, Stadt Chemnitz V: Klärung der Sicherung der Zufahrt für den Blockinnenbereich (Fahrrecht), Baumaßnahme A: GGG, Stadt Chemnitz V: Rückbaubeschluss, Antrag Stadtumbau Ost bis 2016, Abriss A: Eigentümer, Investoren, Stadt Chemnitz V: Abriss, Neubaumaßnahme 726.000.- € A: privater Investor, Stadt Chemnitz, eventuell GGG V: Herstellung Baurecht A: privater Investor, Stadt Chemnitz, eventuell GGG V: Herstellung Baurecht A: Stadt Chemnitz, Grundstückseigentümer, Bürger V: Teilrückbau der KarlLiebknecht-Schule, Planungsrecht und Bau der Blockarrondierungen A: Stadt Chemnitz, Haus & Grund, Investor bzw. Eigentümer der entsprechenden Grundstücke, Anwohner V: Machbarkeitsstudie, Klärung des Baurechts, Realisierung A: Stadt Chemnitz, Eigentümer V: Sanierungs- oder Neubaumaßnahme 6.275.000.- € S 2.3 Rückbau Karree 2 Rückbau der Punkthochhäuser Georgstraße 24+26 S 2.4 Karree 6a Abbruch und Neubau im Karree 6 (nördlicher Teil) Phase 3 10-25 Jahre S 3.1 Arrondierungen Neubauten Karree 4 S 3.2 Arrondierungen Neubauten Karree 2 S 3.3 Quartiersmitte Teilrückbau Karl-LiebknechtSchule und Teilrückbau der Turnhalle, Reorganisation Blockrand (gemäß Varianten Quartierszentrum) S 3.4 Neubauten Karree 5 Rückbau Bestand und Neubauten an der öffentlichen Durchwegung Karree 5 S 3.5 Ersatzneubau Sanierung oder Rückbau/ Neubau Mühlenstraße 104-106 Seite 60 von 78 -- 372.400.- € 1.878.000.- € 7.417.000.- € -- 4.598.000.- € -- Anlage 3 Seite 61 zu B-091/2012 Abb. 60: Maßnahmen Städtebau Seite 61 von 78 Anlage 3 Seite 62 zu B-091/2012 6.2 Freiraum Die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Freiraum in Phase 1 sind nach ihrer möglichen Umsetzbarkeit aufgelistet. Die Priorität liegt dabei auf der Umgestaltung des Wohnboulevards. Durch die sichtbare strukturelle Umgestaltung kann ein deutliches Signal der Reaktivierung des Brühls gesetzt werden. Gekoppelt an die Entwicklung attraktiver Wohnangebote sollte die Wiederbelebung des Brühls durch diesen Impuls eingeleitet werden. Parallel dazu sind Maßnahmen von Bedeutung, die verhältnismäßig wenig Aufwand erfordern, aber gute Möglichkeiten bieten die Bürger einzubinden und so die Identifikation mit dem Brühl zu stärken, bzw. die Aktivitäten zur Wiederbelebung in Gang halten. Geeignet dafür sind die Spielpunkte Quartiersmitte mit der Bürgerbank sowie die Überarbeitung der Podeste im Kiezboulevard und die punktuelle Ergänzung durch neue Sitzmöbel. Beide Partizipationsmaßnahmen bieten den Bürgern zeitnah ein sichtbares Ergebnis ihrer Beteiligung. Simultan zur Entwicklung des Boulevards sollte in den Karrees 3 und 8 die Entwicklung der Innenhöfe angegangen werden. Diese Höfe bieten sich als Vorreiter an, da große zusammenhängende Flächen in Besitz weniger Eigentümer sind und sich dadurch die Chance bietet, zügig zu einem Konsens über die Umgestaltung des Hofes zu kommen. Zusammen mit den Spielpunkten und einer möglichen Öffnung des Schulgeländes können öffentlichkeitswirksam die ersten drei Stationen des vorgeschlagenen Spielpfades aus dem Spielraumkonzept umgesetzt werden. Karree 5 ist aufgrund seiner Größe und anstehender städtebaulich vorgeschlagener Maßnahmen ebenfalls zeitnah zu beginnen, wird jedoch aufgrund der Vielschichtigkeit seiner Struktur einen längeren Planungsprozess in Anspruch nehmen. Mittelfristig besitzen die Maßnahmen der Reorganisation und Neugestaltung der Quartiersmitte Priorität. Nach einer „Probephase“, die zeigen wird ob schon begonnene Konzepte wie das Musik- und Kreativzentrum tragfähig sind, sollte die weiterführende Planung eingeleitet werden. Zusammen mit der Umsetzung der Neuen Mitte sollten die angrenzenden Höfe (6a und b) bearbeitet werden. Unabhängig von diesen Maßnahmen sind die Höfe 1 und 13 in Hinblick auf den Bedarf und die Wünsche der Eigentümer umzusetzen. Die Neuentwicklung der Karrees 2 und 4 wird als langfristige Maßnahme eingestuft. Nachfolgend sind die Maßnahmen im Bereich Freiraum dargestellt. Die genannten Kosten sind als eine erste grobe Kostenschätzung anzusehen und dienen lediglich einer ersten Abschätzung. Maßnahmen Freiraum Phase 1 0-5 Jahre F 1.1 Spielpunkte Quartiersmitte F 1.2 Grüner Wohnboulevard F1.3 Bühne Brühl Seite 62 von 78 Art und Umfang Akteure und Vorgehen Baukosten netto Einbau von Spielangeboten und Aufenthalts-/Sitzmöglichkeiten unter Berücksichtigung des Spielangebotes auf dem Schulgelände, Prüfung der Möglichkeiten das Schulgelände länger zu öffnen. Restrukturierung nördlicher Abschnitt Brühl Boulevard bis zum Quartierszentrum auf Grundlage der Konzeptplanung AS&P Erweiterung der Nutzflächen von Läden, Restaurants in den Straßenraum, temporäre Flächen für Kunst etc. A: Planungsbüro, Stadt Chemnitz, V: Planungsphase mit Bürgerbeteiligung, Umbau 32.500.- € A: Grundstückseigentümer, Bürgervertretungen Brühl, z.B (Bürgerhaus Brühl), Planungsbüro, Stadt Chemnitz, V: Umwidmung über B-Plan, Planungsphase mit Bürgerbeteiligung A: Stadt Chemnitz, Künstler Gewerbetreibende auf dem Brühl bzw. Interessenten V: Abklärung der Vorgehensweise innerhalb der Stadt (Ordnungsamt), Kommunikation der erweiterten Möglichkeiten an Interessenten 93.600 .- € -- Anlage 3 Seite 63 zu B-091/2012 F 1.4 Karree 8, Umbau Innenhof, erstes Glied Spielpfad Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). In Hof 8 liegen die Flächen, die für Gemeinschaftsbereiche vorgesehen sind auf Grundstücken der GGG. Bei einer Veräußerung sollten potentiellen Investoren unbedingt entsprechende Vorgaben zum Umgang mit diesen Flächen gemacht werden F 1.5 Karree 3, Umbau Innenhof, zweites Glied Spielpfad Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). In Hof 3 entfallen große Flächen der Gemeinschaftsbereiche auf Grundstücke der GGG. Bei einer Veräußerung sollten potentiellen Investoren unbedingt entsprechende Vorgaben zum Umgang mit diesen Flächen gemacht werden. Schon aktive Großinvestoren (Altenheim) sollten zeitnah mit den übrigen Privateigentümern eingebunden werden, um die sich bietende Chance für diesen Hof zu nutzen Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). Im Hof ist die Koordination mit den städtebaulichen und verkehrsplanerischen Maßnahmen entscheidend. Sanierung/Überarbeitung der bestehenden Podeste, Entwicklung der Podeste als Kommunikationszonen mit weiteren Sitzmöglichkeiten auch auf Straßenniveau F 1.6 Karree 5 Restrukturierung Hofbereich F 1.7 Brühlpodeste F 1.8 Grüne Grenze Georgstraße Phase 2 5-10 Jahre F 2.1 Karree 13, Umbau Innenhof Durchgehende Eingrünung mit Bäumen Georgstraße, im südlichen Bereich, tlw. auf Privateigentum Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). Dabei Konzentration auf den südlichen Bereich, Einbindung des Grundstücks Elisenstraße 18 in die Betrachtung A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Vertreter der Stadt Chemnitz, V: Hofkonferenzen zur grundlegenden Klärung von Möglichkeiten der Umstrukturierung, vertragliche Festlegung der Ergebnisse, auf Basis eines abgestimmten Grundkonzepts Gestaltungsworkshop mit allen Blockbewohnern, Ausarbeiten der Umbaupläne A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Vertreter der Stadt Chemnitz, V: Hofkonferenzen zur grundlegenden Klärung von Möglichkeiten der Umstrukturierung, vertragliche Festlegung der Ergebnisse, auf Basis eines abgestimmten Grundkonzepts Gestaltungsworkshop mit allen Blockbewohnern, Ausarbeiten der Umbaupläne 385.000.- € A: Planungsbüro, EigentümerSchutzgemeinschaft Haus und Grund, weitere Eigentümer und später Bewohner, Vertreter der Stadt Chemnitz, V: siehe Punkt 1.5 A: Stadt Chemnitz, Planungsbüro, Künstler Studenten, Bürgervertretung Brühl, Geschäftseigentümer-/Mieter V: Planungsworkshops, bspw. mit Künstlern/Studenten, Einbindung der Bürger in die weitere Planung A: Grundstückseigentümer, Stadt Chemnitz, Planungsbüro, V: Abstimmung mit dem Grundstückseigentümer, Umsetzung 570.000.- € A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Stadt Chemnitz V: Hofkonferenzen zur Klärung von Möglichkeiten der Umstrukturierung, vertragliche Festlegung der Ergebnisse auf Basis eines abgestimmten Grundkonzepts, Gestaltungsworkshop mit allen Blockbewohnern, Ausarbeiten der Umbaupläne 293.000.- € 8.000.- € 125.000.- € Seite 63 von 78 Anlage 3 Seite 64 zu B-091/2012 F 2.2 Neue Quartiersmitte Neugestaltung westlicher Bereich Quartierszentrum auf Grundlage der Konzeptplanung und Handlungsempfehlungen AS&P F 2.3 Karree 6a, Umbau Innenhof Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). F 2.4 Karree 6b, Umbau Innenhof Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). F 2.5 Karree 1, Umbau Innenhof Umbau des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). Phase 3 10-25 Jahre F. 3.1 Karree 4 Neubau Innenhof Neuplanung des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). F. 3.2 Karree 2 Neubau Innenhof Neuplanung des Hofes auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe (5.2.2). Seite 64 von 78 A: Grundstückseigentümer betroffener Flurstücke, Stadt Chemnitz, Bewohner Brühl, Akteure am Zentrum (Musik- und Kreativzentrum, Schule), Planungsbüro V: Klärung der Verfügbarkeit von Teilflächen auf Privatgrundstücken, Umwidmung von Teilflächen über B-Plan, Planungsphase mit Bürgerbeteiligung A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Stadt Chemnitz V: siehe Punkt 2.1 A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Stadt Chemnitz V: siehe Punkt 2.1 A: Planungsbüro/Moderator, Eigentümer und später Bewohner, Stadt Chemnitz V: siehe Punkt 2.1 A: Grundstückseigentümer Neubauflächen, Eigentümer Anwohner Bestand Planungsbüro V: Klärung von Möglichkeiten der Umstrukturierung auf Ebene der Eigentümer, vertragliche Festlegung der Ergebnisse, auf Basis eines abgestimmten Grundkonzepts Gestaltungsworkshop mit allen Blockbewohnern, Ausarbeiten der Umbaupläne Siehe 3.1 390.000.- € 188.000.- € 177.000.- € 276.000.- € 407.000.- € 408.000.- € Anlage 3 Seite 65 zu B-091/2012 Abb. 61: Maßnahmen Freiraum Seite 65 von 78 Anlage 3 Seite 66 zu B-091/2012 6.3 Maßnahmen Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum Priorität in der verkehrlichen Entwicklung ist die Herstellung eines einheitlichen Bildes im Straßenraum. Kurzfristig umsetzbar ist die Anordnung der vorhandenen Senkrechtstellplätze in einen mit Bäumen zonierten Längsparkstreifen in der Karl-Liebknecht-Straße. In der Herrmannstraße und Elisenstraße können in der ersten Phase Straßenbäume gepflanzt werden. Die Änderung der Verkehrsführung durch Sperrung des Brühl-Boulevards im Bereich der Schule mit gleichzeitiger Öffnung der Herrmannstraße West zur Erschließung des Kiezboulevards ist ebenfalls eine kurzfristige Maßnahme. Die Umgestaltung der Georgstraße wird indes erst als mittelfristige Maßnahme gesehen. Die Herstellung von Stellplätzen in Hof 5 (Maßnahme V 1.4) ist eine private Maßnahme. Nachfolgend sind die Maßnahmen im Bereich Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum dargestellt. Die genannten Kosten sind als eine erste grobe Kostenschätzung anzusehen und dienen lediglich einer ersten Abschätzung. Maßnahmen Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum Phase 1 0-5 Jahre V 1.1 Karl-Liebknecht-Straße Anordnung von Längsparkplätzen mit Bäumen V 1.2 Brühl-Boulevard Sperrung vor der Schule Art und Umfang V 1.3 Herrmannstraße West Öffnung Entfernung der vorhandenen Sperrung in der Herrmannstraße West zur Sicherung der Erschließung im Kiezboulevard V 1.4 Karree 5 Hof Neuorganisation und Herstellung von Stellplätzen Herstellung von Stellplätzen im Hof 5 auf Basis der Handlungsempfehlungen AS&P für die Wohnhöfe V 1.5 Brühl-Boulevard 67-73 Bei Neubau Brühl 67- 73 und Zöllnerplatz 1 Bau einer Tiefgarage Seite 66 von 78 Akteure und Vorgehen Bau-kosten netto Die vorhandenen Senkrechtparkplätze werden als mit Straßenbäumen zonierte Längsparkplätze angeordnet Sperrung des BrühlBoulevards für den Durchgangsverkehr (Poller o.ä.) auf Höhe der Grundschule A: Stadt Chemnitz V: Umbau/neue Markierung, Pflanzen von Straßenbäumen 5.000.- € A: Stadt Chemnitz V: Umsetzungskonzept für die Sperrung in Abstimmung mit den Akteuren (Rettungsdienste, Ver- und Entsorger), Sperrung/Verhinderung von Durchgangsverkehr A: Stadt Chemnitz V: Entfernen Sperrung und der vorhandenen Stellplätze im Durchfahrtsbereich – Umwidmung der Fußgängerzone erforderlich A: Planungsbüro, EigentümerSchutzgemeinschaft Haus und Grund, Eigentümer und später Bewohner V: Hofkonferenzen zur grundlegenden Klärung von Möglichkeiten der Umstrukturierung, vertragliche Festlegung der Ergebnisse, auf Basis eines abgestimmten Grundkonzepts Gestaltungsworkshop mit allen Blockbewohnern, Ausarbeiten der Umbaupläne, Bau der Stellplätze A: GGG oder zukünftige Investoren V: Planung und Bau einer Tiefgarage im Zuge des Neubaus 1.000.- € 1.000.- € 820.000.- € Anlage 3 Seite 67 zu B-091/2012 V 1.6 Mühlenstraße zwischen Herrmannstraße und Elisenstraße Pflanzung von Bäumen Pflanzen von Straßenbäumen auf Grundlage der vorhandenen städtischen Planungen A: Stadt Chemnitz V: Pflanzung von Straßenbäumen 60.000.- € V 1.7 Untere Aktienstraße, Herrmannstraße Pflanzen von Bäumen Pflanzen von Straßenbäumen zwischen den Stellplätzen (Untere Aktienstraße und Herrmannstraße Ost) auf Grundlage der Konzeptplanung AS&P A: Stadt Chemnitz V: Pflanzung von Straßenbäumen 6.000.- € Phase 2 5-10 Jahre V 2.1 Georgstraße Anordnung von mit Bäumen unterbrochenen Stellplätzen A: Stadt Chemnitz, Planungsbüro V: Klärung der grundsätzlichen Möglichkeiten für die Anordnung von Stellplätzen mit Bäumen ggf. durch Reduzierung der vorhandenen Abbiegespuren, Realisierung der Maßnahme Phase 3 10-25 Jahre V 3.1 Mühlenstraße 106-108 Bei Neubau Mühlenstraße 104-106 Bau einer Tiefgarage A: GGG oder zukünftige Investoren V: Planung und Bau einer Tiefgarage im Zuge des Neubaus A: TU Chemnitz (durch das SIB) V: Planung und Bau einer Tiefgarage A: GGG und zukünftige Investoren V: Planung und Bau von Tiefgaragen im Zuge des Neubaus A: Stadt Chemnitz, Planungsbüro V: Neubau Untere Aktienstraße West, Anpassung der Lage der Bushaltestelle in Abhängigkeit vom Straßenneubau, Planung und Bau „Grüner Vorbereich“ V 3.2 TG nördlich der Zentralbibliothek V 3.3 TG bei Neubau zwischen Georgstraße und Herrmannstraße Bau einer Tiefgarage nördlich der Zentralbibliothek V 3.4 Neubau Untere Aktienstraße West, Anpassung Bushaltestelle Mühlenstraße, Schaffung „Grüner Vorbereich Mühlenstraße“ Herstellung der Erschließungsstraße für Neubauten (Untere Aktienstraße West), Verlegung/Anpassung der vorhandenen Bushaltestelle, Herstellung „Grüner Vorbereich“ unter Beibehaltung der vorhandenen Bäume und Anordnung von Stellplätzen Anordnung von Längsparkplätzen V 3.5 Mühlenstraße, Längsparkplätze V 3.6 Parkdeck Mühlenstraße Bau von Tiefgaragen Bau eines Parkdecks (optional) 3.680.000.- € 425.000.- € A: Stadt Chemnitz, Planungsbüro V: Klärung der grundsätzlichen Möglichkeit für die Anordnung von Stellplätzen ggf. durch Reduzierung der vorhandenen Abbiegespuren, Realisierung der Stellplätze A: NN V: Klärung der Möglichkeit zum Bau eines Parkdecks/ Parkhauses, Planung und Bau Seite 67 von 78 Anlage 3 Seite 68 zu B-091/2012 Abb. 62: Maßnahmen Verkehrsinfrastruktur und Straßenraum Seite 68 von 78 Anlage 3 Seite 69 zu B-091/2012 7 Beteiligungsprozess Für das Programmgebiet, das zugleich Sanierungsgebiet ist, liegen Planungen auf gesamtstädtischersowie auf Stadtteilebene vor, die das Ziel der Entwicklung des Brühls in Synergienutzung untereinander verfolgen. So ist die Planung eingebunden in das Städtebauliche Entwicklungskonzept der Stadt Chemnitz sowie bedeutender Baustein der Entwicklungsplanung für den Innenstadtstandort der TU Chemnitz, baut auf dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept Brühl-Boulevard 2003 und 2005/06 auf und ist aufgrund der räumlichen Nähe in Verbindung mit den Entwicklungen um den Schloßteich und den Uferpark sowie dem Chemnitzer Modell und dem Ausbau des Knotenpunktes Chemnitz zu betrachten. Durch die Einbindung und Herausstellung verschiedener Aufgaben- und Handlungsfelder stellt sich die Studie für die angestrebte Förderung im Programm SOP zugleich als Integriertes Handlungskonzept heraus. Eine Beantragung des Gebietes zur Neuaufnahme in das Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ (SOP) ist für das 1. Quartal 2012 anvisiert. 7.1 Vorgehensweise des bisherigen Verfahrens Das Verfahren der Erarbeitung der Städtebaulichen Studie wurde in drei Durchgängen geführt. Erkundungsphase diente der Analyse von Stärken und Schwächen sowie der Findung Untersuchungsrichtung. In der Vertiefungsphase erfolgte dann die Eingrenzung von Varianten Vorzugsvariante. Die Ergebnisphase mit Schlusspräsentation stellt das Ergebnis dar und dient Erfassung ggf. letzter Anregungen. Die der zur der Akteure und Beteiligte Das aus den 80-iger/90-iger Jahren bestehende positive Image des Brühls mit seiner urbanen Lebendigkeit ist in den Erinnerungen der Chemnitzer tief verankert. Immer wieder mobilisieren sich Akteure der kreativen Szene und finden sich vor Ort zusammen, wodurch sie das Bewusstsein für den Brühl in den Köpfen aufrecht erhalten. Wichtige Akteure sind z.B. das Bürgerhaus Brühl, Einzelhändler und Gewerbetreibende, die städtische Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H und der Sanierungsträger GGG, die Projektträger des geplanten Musik- und Kreativzentrums und des „House of Rock“, die Eigentümer- Schutzgemeinschaft Haus & Grund, die einsEnergie und weitere. Diese sowie Anwohner und Interessierte am Brühl wurden in den Planungsprozess in Form von zwei öffentlichen Bürgerplattformen einbezogen, um Ideen für den Brühl zu entwickeln, zu festigen und gemeinsam zu tragen. Ein geladener Workshop mit Akteuren vor Ort hat zudem zu einem Erfahrungsaustausch beigetragen. 7.2 Weiteres Vorgehen Die Wiederbelegung des Brühls bedarf einer Verstetigung des Prozesses. Zielführend kann nur eine Begleitung und Steuerung gegenwärtiger und anstehender Aufgaben sein. Dabei bietet eine schrittweise Vorgehensweise die Chance, auf aktuelle Ereignisse und Bedarfe zu reagieren. Die Begleitung und Lenkung soll durch eine umsetzungsorientierte Folgeorganisation auf zwei Ebenen erfolgen: 1. der übergeordneten Quartiersebene durch eine „Lenkungsgruppe Brühl“ 2. der Karreeebene durch „Hofkonferenzen“. Lenkungsgruppe Eine mit den entscheidenden Akteuren zur Brühlentwicklung besetzte Lenkungsgruppe mit der Oberbürgermeisterin, dem Brühlmanager, Vertretern der Verwaltung, Koordinatoren der Förderprogramme bzw. Initiativen und weiteren behandelt in periodisch wiederkehrenden Sitzungen (bspw. alle zwei Monate) jeweils aktuelle Fragen der gesamten Quartiersentwicklung. Hier werden die verschiedenen Ansätze zu einer gemeinsamen Konzeption gebündelt. Die Gruppe zieht dabei fallweise Experten unterschiedlichster Disziplinen bei. Ergebnisse aber auch offene Fragen und Probleme aus den Hofkonferenzen bilden eine wichtige Grundlage. Dabei werden in den jeweiligen Sitzungen aktuelle Aspekte aller acht Höfe behandelt, um Aufschlüsse über den jeweiligen Stand der Entwicklung erlangen und diesen in Bezug zur Gesamtentwicklung prüfen und abgleichen zu können. Seite 69 von 78 Anlage 3 Seite 70 zu B-091/2012 Des Weiteren gehört die inhaltliche Koordinierung, Steuerung und fachliche Begleitung zur Wiederbelebung des Brühl-Boulevards zum Aufgabenfeld. Ziel ist es mögliche Synergien der Entwicklungen zu erkennen und zusammen zu führen. Damit versteht sich die Lenkungsgruppe als „Motor“ des Prozesses. Nach interner Positionierung der Empfehlungen zum weiteren Vorgehen richtet sie sich in relevanten Fragen an den Rat der Stadt Chemnitz. Hofkonferenzen Die Hofkonferenzen setzen sich aus Eigentümern (auch GGG), Mietern, potenziellen Investoren und Akteuren des jeweiligen Karrees zusammen. Bei Bedarf können gemeinschaftlich Sprecher bestimmt oder gewählt werden. Die einzelnen Anlässe befassen sich mit ins Detail gehenden Fragen der Entwicklung der einzelnen Karrees und den sie umfassenden Gebäuden, Nutzungen, Freiflächen, Parkierungsanlagen und Fragen der Gestaltung. Die Ergebnisse und Anliegen aus den Hofkonferenzen fließen direkt in die Beratungen der Lenkungsgruppe ein, beispielsweise über Vertreter/Sprecher oder über den Brühlmanager. Quartiersbeauftragter/Brühlmanager Grundsätzlich ist die aktive Mitwirkung am Prozess Grundbedingung für eine an Zukunftsfähigkeit und nachhaltiger Entwicklung orientierten Planung. Deshalb gilt es den Prozess mit den Führungsinstrumenten der Leitung und Moderation in Parallelstrategie zu begleiten. Vorgeschlagen wird, den Austausch im Prozess sowie die Organisation und Steuerung der zwei Arbeitsebenen durch einen Quartiersbeauftragten, den Brühlmanager, koordinieren zu lassen. Dieser ist der Oberbürgermeisterin direkt angebunden und agiert im Auftrag der Stadt Chemnitz. Als Schnittstelle aller Akteure besteht sein Aufgabenfeld zum einen in der Aktivierung, zum anderen in dem Zusammenbringen von Kompetenzen, Ideen, Ansichten und Potentialen, um letztlich eine optimale, möglichst von allen tragbare Lösung, zu erzielen. Die Organisation des Managements baut auf vier simultan zueinander verlaufenden Säulen auf: 1. Etablierung eines zentralen Brühlmanagements: in Form des Einsetzens eines Brühlmanagers als zentraler Ansprechpartner, der Schaffung einer Informationsstruktur (bspw. Internetplattform, Newsletter, Flyer, weiteres), das Einrichten und die Leitung des „Brühl-Büros“, die Koordination von Anlässen (Sitzungen der Lenkungsgruppe, Hofkonferenzen, Werkstätten, Ideenwettbewerbe, weiteres) 2. Bündelung der Initiativen und Ansätze: in Form der Einrichtung der übergeordneten Lenkungsgruppe (der entscheidenden Akteure), des Aufrufs zum Einreichen von Ideen/Ansätzen/Projekten, der Initiierung von Gesprächsrunden zu mit Entwicklung Brühl verknüpften Themen wie Bildung/Wissenschaft, Energie/Mobilität oder Jugendkultur (mit entsprechenden Akteuren/Initiativen), der Einbindung der Förderprogramme (insb. SOP) und Initiativen (insb. KiQ), der Dokumentation von Ergebnissen und die Führung von Zwischenbilanzen und Ausblicken 3. Vermarktung von Gebäuden: in Form von Abstimmungen mit Eigentümern und potentiellen Investoren, einer darauf aufbauenden gemeinsamen Entwicklung eines Vermarktungskonzeptes (in Zusammenarbeit mit Initiative KiQ - Kooperation im Quartier und den entscheidenden Akteuren), Werbung und Vermarktung 4. Städtebauliche Maßnahmen und Projekte: in Form der schrittweisen Umsetzung einzelner Maßnahmen der Studie, insbesondere im öffentlichen Raum, und in Form der Unterstützung von einzelnen Projekten (bspw. Musik- und Kreativzentrum), Zusammenstellung der planerisch abgestimmten Ansätze im „Quartiersplan“ Förderung des Eigenengagements Der wichtigste Baustein im Prozess liegt jedoch in der Aktivierung und Einbindung des Eigenengagements der Akteure und deren Vernetzung untereinander. Kann eine gewisse Grundmobilisierung nicht erfolgen, kann auch kein auf Quartier, Anwohner und Akteure zugeschnittenes Konzept erarbeitet und realisiert werden. Kleinere Aktivierungsaktionen (beispielsweise Ideenwettbewerb für ein „Brühl-Logo“, Workshops zur Neugestaltung der Brühlpodeste und dem Bau der Bürgerbank) müssen langfristig gestärkt und ausgebaut werden, um Seite 70 von 78 Anlage 3 Seite 71 zu B-091/2012 eine persönliche Identifizierung mit dem eigenen Karree und dem Leben am Brühl-Boulevard aufzubauen. Eine beitragende Aktion könnte zum Beispiel die Einführung eines jährlich stattfindenden „Tag des Brühls“ als Kommunikationsinstrument des Entwicklungsfortschritts sein. Gestützt werden sollten vor allem aber auch speziell gewerbliche Ansiedlungen klein- und mittelständischer Unternehmen sowie kultureller Institutionen durch deren Vernetzung und Interessenbündelung. Eine flexible Förderung kleinteiliger Maßnahmen, beispielsweise durch Netzwerke von gewerblichen Strukturen mit Bildungseinrichtungen und die Vernetzung von kulturellen Projekten mit denen der Forschung und Wissenschaft können für den Brühl tragfähige Lösungen erzeugen. Ein weiteres Augenmerk sollte auf die Einbindung spezieller sozialer Gruppen gesetzt werden. So sollten beispielsweise in der Umgestaltung im Vorfeld der Rosa-Luxemburg-Grundschule oder dem Spielraumkonzept vornehmlich die Ideen der Kinder und Jugendliche eingebunden werden. Im Sinne eines „Quartiers der Generationen“ sollten des Weiteren insbesondere in der Gestaltung der Höfe auch die Interessen und Ansprüche Älterer und Familien nicht zu kurz kommen. Eine benutzerfreundliche und Barriere freie Gestaltung kann maßgeblich dazu beitragen. Am BrühlBoulevard ist es vornehmlich die Gemeinschaft aus Gewerbetreibenden, Künstlern und Anwohnern die an einem Strang ziehen sollten, um sich ein auf ihre Anforderungen und Ansprüche angepasstes stabiles Quartiersrückgrat zu gestalten. Seite 71 von 78 Anlage 3 Seite 72 zu B-091/2012 Seite 72 von 78 Anlage 3 Seite 73 zu B-091/2012 8 Anhang Pläne Bestandsplan M 1:500 (im Original) Entwicklungsansatz M 1:500 (im Original) Quartiersmitte M 1:400 (A3) Wohnboulevard M 1:250 (A4) Seite 73 von 78 Anlage 3 Seite 74 zu B-091/2012 Anlage 3 Seite 75 zu B-091/2012 Anlage 3 Seite 76 zu B-091/2012 Anlage 3 Seite 77 zu B-091/2012 Anlage 3 Seite 78 zu B-091/2012 Februar 2012 Seite 78 von 78