Rebellischer Poet aus dem Vogtland - Vogtland

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Rebellischer Poet aus dem Vogtland - Vogtland
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Rebellischer Poet aus dem Vogtland
Neuensalz – Einen Tag der Vogtlandbücher am Internationalen Tag des Buches zu
feiern – das war eine gute Idee. Dr. Frieder Spitzner, Vorsitzender der Vogtländischen
Literaturgesellschaft „Julius Mosen“, hatte aus diesem Grund eine Bücherausstellung
vorbereitet und in der Kapelle Neuensalz aufgebaut.
Am Freitag war Eröffnung. Zu sehen sind in einer Auswahl rund 200 Büchern, die in den letzten
20 Jahren erschienen sind: von vogtländischen Autoren, mit vogtländischen Themen oder einem
Bezug zum sächsischen Vogtland. Es war beachtlich, was da auf den Tischen lag. Immerhin
kämen die aufeinandergestapelten Bücher auf eine Höhe von gut drei Metern, wie Frieder
Spitzner ausgerechnet hatte.
Die rund 50 Besucher in der Kapelle wurden von Jens Pfretzschner, dem Geschäftsführer der
Vogtland Kultur GmbH begrüßt. Er nahm den Gedanken des Welttages des Buches auf, freute
sich (als ausgebildeter Orchestermusiker), dass zur Umrahmung des Abends wieder einmal die
Jehmlich-Orgel erklang, gespielt von Maximilian Beutner, und stellte Janine Strahl-Oesterreich
vor. Die vielseitige Mitarbeiterin des MDR-Fernsehens war mit ihrer Hommage an Julius Mosen
„Ein rebellischer Poet“ gekommen.
Geboten wurde nun beileibe kein staubtrockenes, hochgestochenes literarisch-akademisches
Programm, sondern eine kurzweilige Stunde. Biografisches mischte sich mit dem einfühlsamen
Gedichtvortrag oder gekonntem Vorlesen Mosenscher Prosatexte. Unaufgeregt, mit schöner,
klarer Stimme und sparsam eingesetzten Gesten würdigte Frau Strahl-Oesterreich einen
vogtländischen Dichter, der zu Unrecht fast vergessen und „ein großer Unbekannter“ sei. Für
sie sei Mosen aktuell. Er sei so frisch wie sein Lied und auch seine Ziele wie Freiheit und ein
einiges Vaterland hätte nichts von ihrer Aktualität eingebüsst. Gestreift wurde die Kindheit
Mosens in der Abgeschiedenheit Marieneys („Natur und Reichtum waren der große Reichtum in
der Jugend Mosens“), seine Zeit als Gymnasiast in Plauen und danach als Burschenschaftler und
Jurastudent in Jena und Leipzig. Zitiert wurde das „Lied der Deutschen“ von Mosen, das zu
Recht weniger Bedeutung erlangte. Nicht ausgespart wurde Mosens Liebesverhältnis mit
Christiane Wilhelmine Schatz aus Markneukirchen, die er verließ, als sie ein Kind vom ihm
erwartete. Er floh das ihn erwartende kleinbürgerliche Leben in Markneukirchen und ging nach
Leipzig.
Lange führte Mosen eine doppelte Existenz: im Brotberuf war er Advokat, daneben verfasste er
Gedichte, Dramen, einen Roman und seine Erinnerungen. In Dresden habe er wohl seine
glücklichste Zeit gehabt, so Janine Strahl-Oesterreich. Er hatte sich als Theaterdichter einen
Namen gemacht, das Andreas-Hofer-Lied verfasst (heute die Landeshymne von Tirol) und sich
mit seinem Engagement für Polen Verdienste erworben. In Dresden lernt er auch seine spätere
Frau Minna kennen.
Um ganz seinen dichterischen Neigungen und seiner Liebe zum Theater leben zu können, zieht
das Paar nach Oldenburg. Als Hofrat wird Mosen dort Dramaturg am Hoftheater. Doch er wird
krank und muss bis zu seinem Tode fast 20 Jahre leiden. Julius Mosen, der wohl an multipler
Sklerose litt, wird nur 64 Jahre alt. Viele der Anwesenden kannten natürlich „ihren“ Mosen;
doch wie er von Frau Strahl-Oesterreich vorgestellt wurde, nicht hehr und akademisch, sondern
locker und unprätentiös und mit aktuellen Bezügen, das brachte ihr lebhaften Beifall ein.
Übrigens wird es am 13. Mai im MDR-Fernsehen einen Beitrag von Janine Strahl-Oesterreich
geben, der sich mit dem Vogtland beschäftigt. M.B.
2010-04-27


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