Mit Vollgas in die Krise - Verband der Privaten Krankenversicherung
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Mit Vollgas in die Krise - Verband der Privaten Krankenversicherung
Risiko Semesterstart Qualitäts-Check Krankenversicherungen aus dem europäischen Ausland bringen viele Unsicherheiten mit sich Eine Private Krankenversicherung ist eine interessante Alternative für Studienanfänger Das ZQP hat deutschsprachige Pflegeleitlinien und -standards vergleichen lassen Ausgabe 2 | März 2014 Das Magazin des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e.V. Mit Vollgas in die Krise Eine neue Studie zeigt gravierende Folgen des demografischen Wandels für die Gesetzliche Krankenversicherung EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2013 hat die Private Krankenversicherung vor große Herausforderungen gestellt. Das lag nicht nur am Bundestagswahlkampf, der mit einer Grundsatzdiskussion über die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems einherging und damit viele Menschen verunsicherte. Auch der Auftrag des Gesetzgebers, eine staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung einzuführen, und die Pflicht zur Kalkulation von geschlechtsunabhängigen Tarifen waren für die Branche ein wahrer Kraftakt. Volker Leienbach, Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e.V. Die nun vorliegenden Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr zeigen, dass die Private Krankenversicherung all diese Herausforderungen gut meistern konnte. Denn das Neugeschäft hat auch im Jahr 2013 insgesamt deutlich zugenommen: Mit 32,43 Millionen Versicherungen gab es in der Voll- und Zusatzversicherung zusammen rund 400.000 Verträge mehr als im Vorjahr. Allein die Zahl der Pflegezusatzversicherungen stieg um 24,1 Prozent auf rund 2,7 Millionen Verträge an. Davon entfielen mehr als 350.000 Abschlüsse auf die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung. Das ist vor allem deswegen beachtlich, weil dieses Vorsorgeprodukt erst zu Jahresbeginn eingeführt wurde. Diese Zahlen belegen, dass die Menschen dem System der PKV vertrauen und die Probleme der demografischen Entwicklung erkannt haben. gerversicherung“ – hat viele potenzielle Kunden verunsichert und zu einer abwartenden Haltung geführt. Zudem sind immer mehr Menschen durch eine Pflichtversicherung an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gebunden, dürfen also gar nicht in eine private Vollversicherung wechseln. So gab es laut Statistischem Bundesamt 2013 gegenüber dem Vorjahr rund 65.000 weniger Selbstständige, die ja bekanntlich unabhängig von ihrem Gehalt in die PKV wechseln können. Gleichzeitig befanden sich fast 300.000 Menschen mehr in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis – die meisten davon mit einem Einkommen unter der Versicherungspflichtgrenze. Zudem wurde diese Grenze in den Jahren 2012 und 2013 mit jeweils rund 2,7 Prozent recht deutlich angehoben: Wer heute als Arbeitnehmer zur PKV wechseln will, muss 2.700 Euro im Jahr mehr verdienen als noch 2012. Doch trotz dieser Entwicklung zeigen die Zahlen ein ungebrochenes Interesse der Menschen an der PKV. Das belegt nicht zuletzt die langfristige Entwicklung: Mit 8,89 Millionen Menschen gab es Ende 2013 rund 780.000 mehr Vollversicherte als 10 Jahre zuvor. Die Private Krankenversicherung ist und bleibt damit eine begehrte Alternative zum Einheitsschutz in der GKV. Mit freundlichen Grüßen, Ihr In der Krankenvollversicherung verzeichnete die PKV hingegen einen Rückgang um rund 66.000 Personen. Das verwundert nicht, denn die Diskussion über die Zukunft des Gesundheitssystems im Bundestagswahlkampf – Stichwort „Bür- Impressum ISSN 0176-3261 Volker Leienbach PKV publik | Ausgabe 2 | März 2014 Herausgeber Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. Postfach 51 10 40 · 50946 Köln Gustav-Heinemann-Ufer 74 c · 50968 Köln Telefon (0221) 99 87-0 · Telefax -39 50 www.pkv.de · [email protected] Erscheinungsweise 10 Ausgaben / Jahr Verantwortlich Dr. Volker Leienbach Redaktion Stephan Caspary, Stefan Reker, Anne Timm, Jens Wegner Weitere Autoren Dirk Lullies, Gerd Nettekoven, Nina Schultes Fotos Getty Images: L. Hawker, WholeGrainPhotography.net; Chris Ryan; Jon Schulte; STasker / Plain Picture: D. Wein Verlag Versicherungswirtschaft GmbH Klosestr. 20-24 · 76137 Karlsruhe Druckerei Rotadruck, Berlin Abonnementpreis Jährlich 11,00 Euro inkl. Versand und MwSt. Nachdruck der Texte nach Absprache Nächste Ausgabe am 15.04.2014 I N H A LT Eine Studie des Kieler Gesundheitsökonomen Prof. Fritz Beske zeigt einmal mehr, dass die jüngere Generation durch die Alterung der Bevölkerung später extrem hohe Belastungen schultern muss. 4 In dieser Ausgabe Mit Vollgas in die Krise 4 Studie: Die demografische Entwicklung hat gravierende Folgen für die Gesetzliche Krankenversicherung Spiel mit dem Feuer 8 Mit Versicherungspolicen aus anderen europäischen Staaten erweisen sich die Kunden einen Bärendienst Gelegenheit für Studenten 10 Die Private Krankenversicherung ist eine interessante Alternative für Studienanfänger 8 Weniger Sicherheit: Krankenversicherungen aus dem EU-Ausland Qualitäts-Check12 Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat Pflegeleitlinien und -standards vergleichen lassen Meldungen14 Mehr Sicherheit für Prostatakrebs-Patienten 15 Ein Gastbeitrag von Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e. V. 13 10 Entscheidung zu Studienbeginn: Privat oder gesetzlich versichern? PKV publik | März 2014 3 TITEL Mit Vollgas in die Krise Eine neue Studie zeigt gravierende Folgen des demografischen Wandels für die Gesetzliche Krankenversicherung Wenn man auf einen Abgrund zufährt, ist es im Allgemeinen wenig hilfreich, einfach wegzuschauen. Doch so ähnlich handelt die Bundesregierung mit Blick auf die künftige Finanzierung der Gesundheitsleistungen. Und schlimmer noch: Sie tritt sogar aufs Gaspedal. Denn obwohl die alternde Gesellschaft die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und Soziale Pflegeversicherung zunehmend vor Herausforderungen stellt, für die deren demografieanfällige Finanzierungsweise keine Lösung bietet, verweigert sich die Bundesregierung den nötigen Reformen – mit drastischen Folgen für alle Versicherten. Diesen Vorwurf erhebt der renommierte Gesundheitsökonom Prof. Fritz Beske in seinem neuesten Buch mit dem Titel „Gesundheitsversorgung von morgen“. Der Wissenschaftler führt darin aus, welche 4 Auswirkungen der demografische Wandel auf die künftige Zusammensetzung des Versichertenkollektivs in der Gesetzlichen Krankenversicherung hat und auf welche Weise das System auf diese Veränderungen reagieren muss. Beskes Fazit: „Der Zeitpunkt, an dem das Dach einstürzt, ist nicht mehr weit von uns entfernt.“ Genau das ist angesichts des demografischen Wandels in Deutschland zu erwarten. Während heutzutage knapp drei Erwerbstätige auf eine Person im nicht mehr erwerbsfähigen Alter kommen, wird es 2060 nur noch ein Erwerbstätiger sein. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2060 um etwa 17 MilDenn in der GKV tickt systembedingt eine lionen Menschen abnehmen. Besonders Zeitbombe: Ihre sogenannte Umlagefinanzierung ist darauf angewiesen, dass stark sinkt dabei der Anteil der 20- bis 66-Jährigen an der Bevölkerung – also die Erwerbstätigen die Kosten der älteren und dann häufig genau derjenigen „Der Zeitpunkt, an dem das kränkeren VersiAltersgruppe, die Dach einstürzt, ist nicht mehr cherten mittragen. als Erwerbstätige Je weniger Erdie Sozialversicheweit von uns entfernt.“ werbstätige und je rungen zum Großteil finanziert. Während es also künftig mehr Ältere und Kränkere es gibt, umso teurer wird es somit für die Erwerbstätiimmer weniger Netto-Zahler in der GKV geben wird, steigt die Zahl derjenigen, die gen – die Folge sind höhere Beiträge oder im Alter höhere Leistungen in Anspruch Leistungskürzungen für alle. März 2014 | PKV publik TITEL Bleibt das Gesundheitswesen wie es ist, müssen Kassenpatienten mit starken Leistungskürzungen rechnen. Die Lösung liegt in mehr privater Vorsorge. nehmen: Bis 2060 wird es etwa fünf Millionen Deutsche mehr in einem Alter von 67 Jahren und höher geben. Grund für die alternde Bevölkerung ist nicht nur die geringe Geburtenrate, sondern auch die steigende Lebenserwartung. bis 2060 auf bis zu 19,3 Prozent steigen. Eine jährliche Kostensteigerung von zwei Prozent mit eingerechnet, würde der Beitragssatz rechnerisch sogar eine astronomische Höhe von bis zu 52 Prozent erreichen. Infolgedessen nimmt auch die Zahl der altersbedingten Krankheiten zu. Beske zufolge steigt beispielsweise die Zahl der jährlichen Herzinfarkte bis 2050 um 75 Prozent, die Zahl der Schlaganfälle um 62 Prozent; Krebs- und Demenzerkrankungen werden ebenfalls stark zunehmen. Damit wachsen auch der Versorgungsbedarf und die entsprechenden Kosten. Ein solcher GKV-Beitragssatz ist natürlich vollkommen illusorisch. Beske geht daher davon aus, dass es stattdessen zu Der Rat des Wissenschaftlers an die gegravierenden Leistungskürzungen in der setzlichen Kassen lautet also: verzichten lernen. Die von GKV kommen wird. SPD, Grünen und Wegen der zu erwarDie konjunkturbedingten Linkspartei in ihren tenden Widerstände GKV-Überschüsse werden Wahlprogrammen in der Bevölkerung sich in ein Milliardendefizit befürchtet er allergeforderte Bürgerverwandeln. dings, dass die Poliversicherung bietet tik die konkrete Umsetzung dieser Spardagegen keine Lösung für das demografimaßnahmen den einzelnen Ärzten und sche Dilemma der Gesetzlichen Krankenversicherung: „Kein einziger gesetzlich Krankenkassen überlassen könnte. Versicherter wird dadurch eine bessere Versorgung erhalten, dass zehn Prozent Eine solche „ungeordnete“ Rationierung der Bevölkerung die Private Krankenvervon Leistungen wäre die „ungerechteste, sicherung entzogen wird“, so Beske. unsozialste und unsolidarischste Anpassung des Leistungskatalogs der GKV an begrenzte Mittel“, die es geben könne, Im Gegenteil: Statt zu kürzeren Warwarnt Beske. Statt jedem einzelnen Arzt tezeiten für Kassenpatienten dürfte es Die Folge: Die aktuellen, konjunkturbedingten Überschüsse der Gesetzlichen Krankenversicherung werden sich in den kommenden Jahrzehnten unausweichlich in ein immer größer werdendes Milliardendefizit verwandeln. Selbst wenn es keine Kostensteigerungen durch den medizinischen Fortschritt gäbe – was absolut unrealistisch ist –, müsste der GKVBeitragssatz nach Beskes Berechnungen PKV publik | März 2014 die Entscheidung zu überlassen, welche Leistung im Einzelfall gewährt wird, sieht er die Politik in der Pflicht, die GKV-Leistungen den künftig knapper werdenden Kassen anzupassen und beispielsweise die beitragsfreie Familienversicherung oder Präventionsleistungen in der GKV abzuschaffen. 5 TITEL in diesem Fall eher dazu kommen, dass künftig alle Patienten noch länger warten müssen. Denn die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt: In Einheitssystemen entsprechen die Leistungen oft nur noch einer reinen Grundversorgung auf niedrigem Niveau. Den gesetzlich Versicherten würde eine solche Radikalreform einen Bärendienst erweisen. Jenseits aller ideologischen Schaukämpfe sieht daher auch der Koalitionsvertrag von Union und SPD keine Veränderungen an der Dualität von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung vor. Genauso töricht wie in der Krankenversicherung wäre es auch in der Pflegeversicherung, rein auf die schwächelnde Umlagefinanzierung zu setzen. Denn auch hier wird der demografische Wandel unausweichlich zu einer Kostenexplosion führen, die das Finanzierungssystem der Sozialen Pflegeversicherung nicht abfedern kann. Beske warnt: Bis zum Jahr 2060 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen auf rund 4,5 Millionen annähernd verdoppeln. Da die Gesamtbevölkerung gleichzeitig im selben Zeitraum erheblich sinkt, 6 springt der Anteil der Pflegebedürftigen zur Sozialen Pflegeversicherung (SPV) an der Bevölkerung von derzeit 2,9 auf soll steigen, um Leistungsverbesserundann 7 Prozent. Besonders stark wird dagen zu finanzieren und um einen neuen bei die Zahl der Schwer- und Schwerst Pflegebedürftigkeitsbegriff umzusetzen. Jede Erhöhung pflegebedürftigen zunehmen – also des SPV-BeitragsDie geplante Rücklage in der satzes weitet aber die besonders ausSozialen Pflegeversicherung das demografiegabenintensiven ist nicht einmal ein Tropfen anfällige UmlaFälle. auf den heißen Stein. geverfahren aus Je mehr Pf legeund bildet damit letztlich Schulden zu Lasten kommender bedürftige es künftig gibt, umso mehr Generationen. steigt auch der Bedarf an Pflegern und Pflegeheimplätzen. Deren Zahl muss sich Auch die von der Bundesregierung gebis 2060 ebenfalls verdoppeln, wenn die plante Kapitalrücklage in der Sozialen Bürger auf dem bestehenden Niveau weiter versorgt werden sollen. Als Ergebnis Pflegeversicherung kann nach Beskes Einschätzung dieses grundlegende Fidürften die Ausgaben der Sozialen Pflegeversicherung von 19,7 auf 41,6 Millinanzierungsproblem nicht lösen. Angearden Euro klettern, ohne dass es auch sichts der zu erwartenden Kostenexplosion sei sie „nicht einmal der Tropfen auf nur eine einzige Leistungsverbesserung gäbe. Es wäre sogar fatal, warnt Beske, den heißen Stein“. „die Ansprüche an die Versorgung Pflegebedürftiger auszuweiten... und nicht Darüber hinaus besitzt der geplante mit auch nur einem Gedanken zu berück„Pflegevorsorgefonds“ einen grundsätzlisichtigen, wie diese Ansprüche erfüllt chen Konstruktionsfehler: Eine staatliche werden können“. Kapitalreserve ist niemals vor der Gefahr einer Zweckentfremdung sicher. Das beweisen schon die aktuellen KoalitionsUnion und SPD haben nun in ihrem Koalitionsvertrag verabredet: Der Beitragssatz pläne zu Lasten der Reserven der Renten- März 2014 | PKV publik TITEL versicherung. Die „Fonds“-Pläne zeugen daher zwar von der richtigen Erkenntnis, dass die Umlagefinanzierung der Pflegeversicherung an ihre Grenzen stoßen wird und deswegen mehr finanzielle Vorsorge nötig ist. Aber das Instrument ist falsch. Nur privatrechtlich garantierte Eigentumsansprüche können eine langfristige Vorsorge sichern. her, noch mehr Menschen und Leistungen kapitalgedeckt abzusichern. die Große Koalition zum einen die außerordentliche Anhebung der Jahresarbeitsentgeltgrenze für Arbeitnehmer rückgängig machen und die Grenze wieder auf das Niveau der Beitragsbemessungsgrenze absenken. In der Pflegeversicherung hat der Gesetzgeber das bereits erkannt und die Branche 2013 mit der Einführung einer staatlich geförderten PflegezusatzverErforderlich ist darüber hinaus auch eine sicherung betraut. Das große Interesse klare Trennung zwischen den Grundder Menschen an diesem neuen Vorsorgeprodukt zeigt, dass viele Bürger die ableistungen einer Sozialversicherung und Aus diesem Grund sollte die Bundesresehbaren Probleme der demografischen höherwertigen Leistungen, wie sie in Zusatzversicherungen angeboten wergierung in der Pflege- wie in der KranEntwicklung bereits erkannt haben und selbst Vorsorge treffen: Allein im ersten kenversicherung auf einen Ausbau der den. Solche Zusatzversicherungen sollte Jahr wurden über kapitalgedeckten es wie früher nur noch kapitalgedeckt in „Mehr als schöne Reden Absicherung setder Privaten Krankenversicherung geben 350.000 Verträge brauchen die Erkrankten ein zen. Denn das ist dürfen – und nicht mehr als sogenannte der staatlich geförsolide finanziertes System.“ derten Pf legezudas beste Mittel, der umlagefinanzierten gePflegezusatzversicherungenWahltarife im Aufwind um unser Gesatzversicherung setzlichen Kassen. Nachfrage wächst stetig, Verbreitung aber noch immer gering sundheitswesen auf die Folgen des deabgeschlossen. Aber auch eine klassische Pflegezusatzversicherung haben im ver- ...Die Private Krankenversicherung steht mografischen Wandels vorzubereiten. 79 Mio. Pflegepflichtversicherte, Pflegezusatz-Verträge gangenen 174.100 Menschen neu für kapitalgedavonJahr haben 2013 nur ... (ineinen Mio.) solchen Ausbau der2,7 Anders als in GKV und SPV sind die Beideckten Vorsorge bereit. abgeschlossen. Mit 527.500 Policen ins2,2 In Zeiten des 1,9 träge in der Privaten Kranken- und Pflegesamt verzeichnete die Pflegezusatz- 2,0 demografischen Wandels ist sie nicht Teil 1,7 3,4 % des1,5 Problems, sondern der Lösung. Oder geversicherung generationengerecht: Sie versicherung damit einen Wachstums1,5 sprung von 24,1Prozent. Das ist zwar um es mit Beskes Worten zu sagen: „Mehr sind schon bei Vertragsbeginn so kalkuliert, dass sie Vorsorge für die steigenden eindrucksvoll, darf aber nicht darüber 1,0 als schöne Reden und Verständnis brauhinwegtäuschen, dass insgesamt erst 0,5 chen die Erkrankten ein entsprechend Gesundheitskosten der älter werdenden Versicherten treffen. Kurz gesagt: In der 3,4 Prozent der Pflegepflichtversichersolide finanziertes System.“ ten eine zusätzliche Vorsorge für eine im PKV sorgt jede Versichertengeneration 2009 2010 2011 2012 2013 Pflegefall drohende Finanzierungslücke für sich selbst vor und belastet nicht die Quelle:haben. PKV Davon 353.400 Verträge mit staatlicher Förderung getroffen Generationen ihrer Kinder und Enkel. Eine Zusammenfassung der Studie „Gesundheitsversorgung von morgen“ von Prof. Fritz Dabei wird das Geld der Versicherten Beske finden Sie im Internet unter: Zur Stärkung der kapitalgedeckten Vornicht nur durch den Zinseszinseffekt www.dggpp.de/docs/presse/PM_Beske_ sorge in der Krankenversicherung sollte vermehrt, sondern es ist auch vor einer lang_120214.pdf späteren Zweckentfremdung durch den Staat sicher. Mit ihrer kapitalgedeckten Vorsorge vermindert die Private Krankenversicherung daher den Druck auf die umlagefinanzierte GKV und stärkt die Nachhaltigkeit des gesamten Systems. Bislang haben die Privatversicherten eine Demografie-Reserve von rund 182 Milliarden Euro aufgebaut. Ungeachtet aller Eurokrisen wächst dieser Kapitalstock von Jahr zu Jahr weiter. Das nutzt auch der gesamten Volkswirtschaft, da ihr damit mehr Kapital für Investitionen zur Verfügung steht. Je weiter der demografische Wandel voranschreitet, umso wichtiger wird es da- PKV publik | März 2014 Pflegezusatzversicherungen im Aufwind Nachfrage wächst stetig, Verbreitung aber noch immer gering Pflegezusatz-Verträge 2,5 2,0 1,5 Davon 353.400 Verträge mit staatlicher Förderung 2,7 2,2 Mio. 3,4 % Mio. 1,0 0,5 2012 Das sind aber gerade einmal ... 2013 der 79 Mio. Pflegepflichtversicherten Quelle: PKV 7 INTERVIEW Spiel mit dem Feuer Mit Versicherungspolicen aus anderen europäischen Staaten erweisen sich die Kunden einen Bärendienst Helga W. ist 50 Jahre alt. Obwohl die Gesundheitskosten in Deutschland seit Jahren nur langsam steigen, wird ihre Krankenversicherung jedes Jahr deutlich teurer. Denn anders als in Deutschland üblich, ist ihre private Krankenversicherung ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert. Bald wird sich Helga W. die Beiträge nicht mehr leisten können. Sie würde ihren Versicherer gern um einen günstigeren Tarif bitten, hat aber kein Tarifwechselrecht. Außerdem spricht sie die Geschäftssprache des Unternehmens nicht. Als sie dann auch noch an Krebs erkrankt, kündigt ihr der Versicherer – und die schwerkranke Frau hat plötzlich gar keinen Schutz mehr. Dieses Schicksal ist fiktiv, aber leider nicht unrealistisch. Denn einige Vermittler nutzen die Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit in der Europäischen Union für ein fragwürdiges Geschäftsmodell aus: Sie vertreiben Kran- 8 kenversicherungen aus anderen Staaten der Europäischen Union (EU) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Die Policen wirken zwar zunächst recht günstig, bieten aber nicht die gesetzlich festgeschriebenen Verbraucherrechte für Privatversicherte in Deutschland. Die Vermittler berufen sich dabei auf das Herkunftslandprinzip in der europäischen Versicherungsaufsicht. Es besagt, dass ein Versicherer, der in seinem Heimatland zum Geschäftsbetrieb zugelassen ist, auch in allen anderen Mitgliedsund Vertragsstaaten der EU und des EWR ohne neues Zulassungsverfahren tätig sein darf. Dadurch hat er bereits eine wesentliche Vorgabe des Versicherungsvertragsgesetzes erfüllt, damit seine Produkte der deutschen Pflicht zur Versicherung genügen. Aus Sicht des PKV-Verbandes kann das aber kein Freibrief sein: In Gänze be- trachtet erfüllen die angebotenen Policen nämlich keineswegs die Pflicht zur Versicherung. Denn sie verstoßen in ihrer konkreten Ausgestaltung sowohl gegen das Versicherungsvertragsgesetz als auch gegen das Versicherungsaufsichtsgesetz. Anders als für eine private Krankenvollversicherung nach deutschem Recht zwingend vorgeschrieben, bilden die ausländischen Produkte in aller Regel keine Alterungsrückstellungen, um die Versicherten davor zu bewahren, dass ihr Versicherungsbeitrag im Alter allein dadurch stark ansteigt, dass ältere Menschen mehr medizinische Leistungen in Anspruch nehmen als jüngere. Denn diese Produkte sind oft nach Art der Schadens- und nicht der Lebensversicherung kalkuliert. Die Folge: Gerade im fortgeschrittenen Alter, wenn das Einkommen der meisten Versicherten als Rentner oder Pensionäre zurückgeht, werden die Beiträge explodieren – und das selbst März 2014 | PKV publik KRANKENVERSICHERUNG Manche Vermittler verkaufen Produkte aus anderen europäischen Staaten als Alternative zur deutschen Krankenversicherung. Davor muss dringend gewarnt werden. wenn die Gesundheitskosten in Deutschland wider Erwarten nicht weiter steigen sollten. surdum geführt. Auch das ist ein schwerer Verstoß gegen die Vorschriften des Versicherungsvertragsgesetzes. „Wer einen solchen Tarif abschließt, wird leider mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwann die Rechnung dafür zahlen müssen“, analysiert der Geschäftsführer Recht im PKV-Verband, Dr. Florian Reuther. Vor solchen rechtlichen Gefahren müssen die Verbraucher aus Sicht des PKVVerbandes unbedingt geschützt werden. Darüber hinaus gibt es noch andere große Nachteile, die gegen den Abschluss einer Krankenversicherung aus anderen EU- und EWR-Staaten sprechen: Wenn die Versicherten ihren Vertrag So können sich die Versicherten weder dann überhaupt noch besitzen: Anders darauf verlassen, dass jede Beitragserhöals nach deutschem Recht ist das ordentliche Kündigungsrecht des Versichehung wie in Deutschland vorgeschrieben rungsunternehmens nur auf nachgewieDas Solidarprinzip einer senen Kostensteibei ausländischen Krankenversicherung wird Produkten nic ht gerungen beruhen zwangsläufig verbodarf, noch darauf, ad absurdum geführt. dass diese stets von ten. Sofern es keine einem unabhängigen Treuhänder geprüft anderslautende Regelung im konkreten Vertrag gibt, kann die Versicherung die werden muss. Sie müssen außerdem auf ein gesetzliches Tarifwechselrecht verPolice also kündigen – beispielsweise zichten und haben keinen Anspruch dawenn der Versicherte aus Sicht des Unternehmens zu hohe Kosten verursacht. rauf, im Fall der finanziellen Überforderung in Sozialtarife ihres Unternehmens Damit wird das Solidaritätsprinzip wie den Standard- oder Basistarif wecheiner Krankenversicherung – die Gesunden zahlen für die Kranken – ad abseln zu können. PKV publik | März 2014 Darüber hinaus kann für Versicherungsverträge aus dem EU-/EWR-Raum in der Regel kein Arbeitgeberzuschuss verlangt werden. Auch die gesetzlichen Beratungs- und Informationspflichten – beispielsweise im Fall einer Beitragserhöhung – greifen für die ausländischen Policen nicht. Kommt es zu Konflikten mit der Versicherung, etwa über die Frage der Kostenerstattung, ist den Versicherten der Gang zum PKV-Ombudsmann als kostenlose und neutrale Schlichtungsstelle verwehrt. Vielen von ihnen dürfte aber die Fremdsprachenkompetenz fehlen, um komplexe medizinische oder rechtliche Sachverhalte mit dem ausländischen Versicherer zu erörtern. „Unabhängig von der Rechtslage kann jeder Makler seinen Kunden daher mit gutem Gewissen eigentlich nur zum Abschluss einer PKV nach deutschem Recht raten“, resümiert Reuther. „Ansonsten droht ihnen mit Sicherheit ein böses Erwachen – und das nicht zwangsläufig erst im Alter.“ 9 Gelegenheit für Studenten Die Private Krankenversicherung ist eine interessante Alternative für Studienanfänger Im April beginnt deutschlandweit das neue Sommersemester. Für viele Studienanfänger heißt es dann zum ersten Mal, in eine andere Stadt ziehen, neue Menschen kennenlernen und an der Universität vielleicht zum ersten Mal etwas studieren, was einem wirklich liegt. Dieser Übergang von der Schulzeit zum Studium ist eine wichtige Zäsur im Leben. Auch das Sozialgesetzbuch macht beim Übertritt in diese neue Lebensphase einen Schnitt: Wer in Deutschland ein Studium aufnimmt, ist versicherungspflichtig in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Doch was viele nicht wissen: Von dieser Pflicht kann man sich befreien lassen und die Vorzüge einer Privaten Krankenversicherung genießen. Denn in der Regel weist keine Krankenkasse und auch keine Hochschule den Studienanfänger darauf hin, dass er sich entscheiden kann, ob er sich privat oder gesetzlich versichern möchte. 10 ermöglichen es viele Krankenversicherer Dass sich diese Abwägung jedoch lohnt, dem einmal Versicherten, direkt nach zeigt ein genauerer Blick auf die Versicherungsangebote in der Privaten KrankenStudienende in einen PKV-Normaltarif versicherung. Denn neben den normalen zu wechseln oder auf Wunsch mit einer Tarifen für Berufstätige gibt es spezielle Anwartschaftsversicherung auch später Ausbildungs- und Studententarife. Mehohne erneute Gesundheitsprüfung dortrere Unternehmen ermöglichen zudem hin zurückzukehren. die Absicherung in der Privaten StudenDiese einmalige Chance, die Private tischen Krankenversicherung (PSKV), Krankenversicherung besser kennen zu einem einheitlichen Studententarif. Diesem wie auch den unternehmensindivilernen, sollten sich gerade diejenigen duellen Ausbildungs- oder Studententanicht entgehen lassen, die bisher noch rifen liegt in der nicht privat krankenversichert waren. Regel eine besonDie Beiträge wurden für ders günstige KalDenn der Gesetzgealle Altersstufen gesenkt. kulation zugrunde. ber hat für die Zeit Trotzdem bieten sie ein Leistungsspektnach dem Studienende weit höhere Hürrum, das fast überall über dem in der Geden aufgestellt, um sich privat versichern setzlichen Krankenversicherung liegt. zu dürfen. Die Studienzeit ist damit eine sehr gute Möglichkeit, die Private KranMit nur wenigen Euro mehr im Monat als kenversicherung für eine überschaubare in der Studentischen KrankenversicheZeit auszuprobieren. rung der GKV hat man damit Anspruch auf den höheren Leistungsumfang in der Im Ernstfall die beste Behandlung zu bePrivaten Krankenversicherung. Zudem kommen, das ist mit der PSKV finanziell März 2014 | PKV publik KRANKENVERSICHERUNG Was viele nicht wissen: Studienanfänger können sich von der Pflicht zur Versicherung in der Gesetzlichen Krankenversicherung befreien lassen. Damit können sie schon früh die Vorteile einer Privaten Krankenversicherung erproben. keineswegs eine Überforderung. Erst zu diesem Jahr wurden die Beiträge über alle Altersstufen gesenkt. So zahlen Studienanfänger bis zum 25. Lebensjahr künftig monatlich nur noch 76,50 Euro (statt bisher 87,30 Euro). Studierende im Alter von 25 bis 29 Jahren können sich für 99,50 Euro versichern (bisher 104,40 Euro). Und für die 30- bis 34-Jährigen werden lediglich 91,60 Euro fällig (bisher 110,50 Euro). BAföG-Empfänger erhalten zudem einen Zuschuss von 62 Euro. Jeder, der krankenversicherungspflichtig ist, muss darüber hinaus eine Pflegeversicherung abschließen. Das gilt natürlich auch für Studierende. In der Privaten Krankenversicherung zahlt man dafür monatlich 8,37 Euro – BAföG-Empfänger bekommen zu diesem Betrag aber auch in der Privaten Krankenversicherung einen Zuschuss. Sich als Student für die Private Krankenversicherung zu entscheiden, fällt demnach gegenüber der Gesetzlichen Krankenversicherung finanziell kaum ins Gewicht PKV publik | März 2014 – mit Sicherheit aber in der Qualität der Versorgung. Allerdings stellt sich diese Überlegung nicht jedem Studenten gleich zu Beginn. Wer zum Beispiel bisher über die Familienversicherung gesetzlich versichert war, bei dem tritt die Versicherungspflicht erst ein, wenn er oder sie das 25. Lebensjahr überschreitet oder das monatliche Einkommen über 395 Euro liegt (bei einer geringfügigen Beschäftigung liegt die Einkommensgrenze bei 450 Euro). In diesem Augenblick sollte jedem klar sein, dass er oder sie sich keinesfalls automatisch gesetzlich versichern muss, sondern ebenso eine Private Krankenversicherung infrage kommt. Gleiches gilt für das Überschreiten des 14. Fachsemesters und die Vollendung des 30. Lebensjahres. Wer länger studiert oder älter ist, der kann sich in der Regel nicht mehr gesetzlich als Student krankenversichern. Die Private Krankenversicherung ist hier weniger streng und hat die Altersgrenze heraufgesetzt. PKV-Info Private Kranken- und Pflegepflichtversicherung Die Alternative für Studentinnen und Studenten Studierende können sich zum Beispiel im einheitlichen Studententarif PSKV bis zum 34. Lebensjahr krankenversichern. Weitere Informationen zur PKV für Studentinnen und Studenten finden Sie in unserer Broschüre im Internet: www.pkv.de/service/ broschueren/verbraucher 11 TITEL Qualitäts-Check Das Zentrum für Qualität in der Pflege hat Pflegeleitlinien und -standards vergleichen lassen Leitlinien und Standards sind in Pflegeeinrichtungen ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung. Sie geben die Ziele guter Versorgung vor – etwa bei Fragen zum Wundliegen oder zum Schmerzmanagement. In Deutschland existiert eine große Zahl dieser pflegerischen Standards und Normen. Diese unterscheiden sich stark hinsichtlich ihres Gültigkeitsbereichs, ihrer Verbindlichkeit sowie der methodischen Grundlagen – und somit letztlich in ihrer Güte. Anlass für das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), in seinem jüngsten Projekt die vorhandenen Qualitätsstandards im deutschsprachigen Raum zu untersuchen. Das Ergebnis: In Deutschland gibt es Nachholbedarf bei der Erarbeitung pflegerischer Standards. Vor allem aber wird die Perspektive von Betroffenen zu wenig berücksichtigt. Das ZQP hat sich zum Ziel gesetzt, die bestehenden pflegerischen Standards hinsichtlich ihrer methodischen Grund- 12 Wissenstransfer in die Praxis optimiert lagen zu beleuchten und aufzuzeigen, werden. Hier zeige sich, dass ausreichend wie praxisrelevante Regelungen aussehen sollten, die dem aktuellen Stand der qualifiziertes Personal eine wichtige Voraussetzung dafür sei, Leitlinien und pfleForschung entsprechen. Oberstes Ziel ist es dabei, die Qualität im Pflegealltag gerische Standards tatsächlich umzusetzen. Bereits in der Ausbildung müssten zu verbessern. Hierzu untersuchten im daher Aspekte der Auftrag des ZQP Eine stärkere Qualitätssicherung ausgewiesene ExVerbraucherbeteiligung ist perten der Univergelehrt werden. sitäten Witten-HerUnd nicht zuletzt dringend notwendig. decke und Halle/ fehlten oftmals die Saale hunderte von Expertenstandards, Nachweise, dass Leitlinien und StanLeitlinien und Handlungsempfehlundards tatsächlich die Versorgungspraxis gen, um erstmalig eine Übersicht für den verbessern. Dies gelte es zukünftig stärker zu prüfen und sicherzustellen. deutschsprachigen Raum zu erstellen. Zudem sollten die QualitätssicherungsinVor allem aber müsse die Patientenperstrumente hinsichtlich ihrer Güte bewertet werden. Das Fazit der Wissenschaftspektive stärker als bisher einbezogen ler ist hierbei eindeutig: Internationale werden. Denn: Bleiben die Verbraucher selbst bei der Erarbeitung von PflegeleitMaßstäbe finden noch nicht genügend Eingang bei der Entwicklung von Pflegelinien und Standards außen vor, wirkt standards in Deutschland. Zu wenig besich dies nachteilig aus. So mahnt der Vorstandsvorsitzende des ZQP, Ralf Suhr, rücksichtigt werde beispielsweise, dass dass Qualität nicht über die Köpfe derjeverschiedene Fachrichtungen bei der Erstellung von solchen Standards zusamnigen hinweg verordnet werden dürfe, menarbeiten müssen. Zudem müsse der die durch Qualitätsstandards geschützt März 2014 | PKV publik PFLEGE Eine Untersuchung im Auftrag des Zentrums für Qualität in der Pflege zeigt: Bei der Erarbeitung pflegerischer Standards wird die Perspektive der Betroffenen zu wenig berücksichtigt. werden sollen. Als ein Projektergebnis legt die Stiftung daher konkrete Empfehlungen für die Praxis vor, wie eine solche Verbraucher- und Patientenbeteiligung bei der Leitlinienentwicklung zukünftig gestaltet werden könnte. Demnach sollen Vertreter von Patienten schon bei der Themenfindung mit eingebunden werden. Zudem müssten klare Erwartungen an diese Vertreter formuliert sein. „Unsere Empfehlungen zur Patientenbeteiligung sind ein wichtiger Beitrag zur Methodenweiterentwicklung und sollten Eingang finden in die deutschsprachigen Handbücher zur Leitlinien– und Standardentwicklung“, so Suhr. Ganz allgemein müsse die Verbraucherperspektive in der Qualitätsbewertung von Pflege mehr berücksichtigt werden, so Suhr: „Jede Leitlinie und jeder Standard muss in eine patientenverständliche Sprache übersetzt werden. Denn nur so können sich die Betroffenen über das informieren, was gute Pflege ausmacht. Jeder soll sich informiert für oder gegen eine Maßnahme entscheiden können.“ PKV publik | März 2014 Dies sei nicht zuletzt auch ein wichtiger Beitrag dafür, Autonomie und Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen zu stärken. Die Projektergebnisse wurden vom Zentrum für Qualität in der Pflege in einer Online-Datenbank zusammengefasst, die ab April frei zugänglich sein wird. Tag der offenen Tür im ZQP Das ZQP lädt im Rahmen der Berliner Stiftungswoche am 2. April zu einem Tag der offenen Tür ein. Unter dem Titel „Demenz erleben und verstehen“ informieren das ZQP und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft über Symptome, mögliche Therapien und aktuelle Projekte zur rasant wachsenden Volkskrankheit Demenz. In den Räumen der Stiftung wartet ein abwechslungsreiches Programm auf die Besucherinnen und Besucher. So können Interessierte an einem „Demenzparcours“ nachempfinden, mit welchen Schwierigkeiten dementiell erkrankte Menschen ihren Alltag bewältigen müssen. Jede Station vermittelt durch eigenes Erleben, wie es ist, eine scheinbar einfache Handlung nicht problemlos ausführen zu können. Auch für pflegende Angehörige bietet der ZQP-Demenztag viele Aufklärungsmöglichkeiten: Am Beratungsstand der Deutschen Alzheimer Gesellschaft können Kontakte und Informationen ausgetauscht und weitere Beratungsgespräche vereinbart werden. Zudem präsentiert das ZQP ausgewählte Projekte seiner Stiftungsarbeit 2014 - auch zum Schwerpunktthema Demenz. Einlass ist ab 11 Uhr. Ende um 18 Uhr. Ort: Geschäftsstelle des ZQP, Reinhardtstraße 45, Berlin Mitte. Der Besuch größerer Gruppen müsste vorher angemeldet werden. Weitere Informationen: www.zqp.de 13 MELDUNGEN Kampagne informiert über die Pflege-Kompetenz der PKV Neue Aktion zur Organspende Der PKV-Verband hat eine neue Anzeigenkampagne gestartet, mit der er die Vorzüge der Privaten Krankenversicherung in der Pflege herausstellt: Mit ihrer nachhaltigen Finanzierung der Pflegekosten trifft jede Versichertengeneration schon in jungen Jahren Vorsorge für ihre Kosten im Alter. Damit helfen die Privatversicherten, die Folgen des demografischen Wandels für die Ge- Die Stiftung FÜRS LEBEN setzt sich mit einer neuen Aktion dafür ein, dass sich mehr Menschen vorurteilslos mit der Frage nach der Organspende auseinandersetzen. Die eindringliche Botschaft lautet: Keiner wartet gerne, nicht auf den Bus oder Zug und schon gar nicht auf ein lebensrettendes Organ. Dafür haben mehrere Menschen, die seit Jahren auf ein Spenderorgan warten, in außergewöhnlichen Aktionen an einer Bushaltestelle, am Flughafen und der U-Bahn mit der Stiftung FÜRS LEBEN auf ihre Situation und die der 11.000 Patienten, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen, aufmerksam gemacht. sellschaft abzumildern. Darüber hinaus trägt die PKV mit ihrem Engagement und vielen innovativen Ideen zu einer nachweislich besseren Pflege bei. Davon profitieren nicht nur die Privatversicherten, sondern alle Menschen in Deutschland. Die Anzeigen unterscheiden sich mit ihren Kissen-Motiven bewusst von den sonst üblichen Abbildungen älterer Menschen beim Thema Pflege. Diese Andersartigkeit verspricht zum einen höhere Aufmerksamkeitswerte als die üblichen Bildmotive der Werbung. Überdies eröffnen die „Kissen“-Motive sowie die Gestaltung des Mottos „Wir machen Pflege besser – für alle“ einen neuen Themenzugang, indem sie eine angenehme Umgebung zeigen und das Thema positiv besetzen. Dies signalisiert auch: Pflege muss kein Angstthema sein, mit guter Vorsorge und Organisation lässt sich Pflegebedürftigkeit gut meistern. Alle Anzeigenmotive und weitere Informationen zur Kampagne finden Sie im Internet: www.wir-machen-pflege-besser.de Immer mehr Pflegebedürftige sind auf staatliche Unterstützung angewiesen Laut Statistischem Bundesamt muss der Staat für immer mehr Menschen für die Pflege aufkommen. Und die Kosten dafür steigen noch stärker als die Zahl der Hilfsbedürftigen. 2012 erhielten in Deutschland 3,8 Prozent mehr Menschen sogenannte „Hilfe zur Pflege“ als 2011 – insgesamt sind es rund 439.000 Personen. Die Sozialhilfe-Träger gaben dafür netto rund 3,2 Milliarden Euro aus. Das waren 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Unterstützung wird Bedürftigen gewährt, die wegen Krankheit oder Behinderung 14 Aus den Aktionen sind Plakatmotive entstanden, die bis Juni bundesweit an Bahnhöfen sowie S- und U-Bahn-Stationen zu sehen sind. Ziel der Plakatkampagne ist es, auf die Situation der Wartepatienten aufmerksam zu machen, die vor dem Hintergrund des aktuellen Rückgangs der Organspenden besonders dramatisch ist. Mit der Kampagne soll den Patienten auf der Warteliste wieder eine Stimme gegeben werden. Weitere Informationen: www.fuers-leben.de im täglichen Leben auf fremde Hilfe angewiesen sind. Man bekommt sie, wenn man die Pflegeleistungen nicht selbst bezahlen kann und auch niemand anderes – etwa die Pflegeversicherung – die Kosten vollständig übernimmt. Zwei Drittel der Hilfeempfänger im Jahr 2012 waren Frauen. Diese waren mit 79 Jahren im Durchschnitt deutlich älter als die männlichen Leistungsbezieher mit 68 Jahren. 71 Prozent der Leistungsbezieher nahmen die Hilfe in Pflegeeinrichtungen in Anspruch, der Rest wurde ambulant betreut. dpa März 2014 | PKV publik BLICKWINKEL GASTBEITRAG Mehr Sicherheit für Prostatakrebspatienten Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes: Mehr als 70.000 Männer in Deutschland erhalten jährlich diese Diagnose. Viele Betroffene müssen sich für eine von vier gängigen Therapiemethoden entscheiden. Welche Behandlung am besten geeignet ist, konnte bislang jedoch noch nicht geklärt werden. Die PREFERE-Studie soll dies nun ändern und dabei helfen, für Ärzte und Patienten zukünftig Entscheidungssicherheit zu schaffen. Von Gerd Nettekoven In der PREFERE-Studie werden erstmals alle vier gängigen Behandlungsmethoden bei frühen Formen von Prostatakrebs vergleichend untersucht. Ziel der Studie ist es, in Zukunft mehr Entscheidungssicherheit für die betroffenen Patienten und ihre behandelnden Ärzte zu schaffen. Interessiert sich ein Patient für die Teilnahme an der Studie, wird er von seinem behandelnden Urologen an eines der teilnehmenden Studienzentren überwiesen. chirurgische Behandlung des Prostatakarzinoms als auch die beiden verschiedenen Möglichkeiten der Strahlentherapie durchführen zu können. Die Zentren müssen sich außerdem einem Verfahren zur Qualitätssicherung unterziehen. Die Patienten können sich also darauf verlassen, dass sie im Rahmen der PREFERE-Studie eine optimale Behandlung erhalten. Ein weiterer Vorteil für die Pa- Schon jetzt haben sich zahlreiche Urologen für die Teilnahme an der Studie entschieden. Sie empfehlen geeigneten Patienten eines der Studienzentren zur Behandlung und führen anschließend die Nachsorge durch. Dort klärt ihn der zuständige Arzt ausführlich über die Studie und die vier möglichen Therapieoptionen auf. Wenn sich der Patient für die Teilnahme entscheidet, wird er nach einer dieser Methoden behandelt und anschließend über einen Zeitraum von mindestens 13 Jahren in Zusammenarbeit mit seinem niedergelassenen Urologen und durch ein Studienzentrum betreut. Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie ist, dass der Prostatakrebs noch nicht weit fortgeschritten ist, gerade diagnostiziert und bisher noch nicht behandelt wurde. Die Qualität der Behandlung ist gesichert: Kliniken, die sich als Studienzentren an der PREFERE-Studie beteiligen, müssen bestimmte Qualitätsanforderungen wie eine Mindestzahl von ProstatakrebsBehandlungen pro Jahr erfüllen. Zudem müssen sie in der Lage sein, sowohl die PKV publik | März 2014 tienten: Besonders erfahrene und spezialisierte Pathologen untersuchen das Prostata-Gewebe der Studienteilnehmer, das bei der Biopsie entnommen wurde, zusätzlich noch einmal. Diese Zweitbegutachtung, die nicht zur Regelversorgung gehört, liefert nicht nur eine höhere Sicherheit der Diagnose. Sie dient auch gleichzeitig der Kontrolle, ob der Patient tatsächlich für die Studie geeignet ist. Die PREFERE-Studie wird durch ein breites Bündnis von Organisationen und Institutionen des deutschen Gesundheitswesens getragen. Finanziert wird die Studie von der Deutschen Krebshilfe und den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. An der PREFERE-Studie sind außerdem die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe beteiligt. Gerd Nettekoven ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e. V. Weitere Informationen für Patienten und Ärzte finden Sie im Internet unter www.prefere.de 15 Unser Maßstab: UNABHÄNGIGE FORSCHUNG FÜR MEHR QUALITÄT Wir vernetzen Wissenschaft und Pflegepraxis. Unsere gemeinnützige Stiftung gilt bereits als nationales Kompetenzzentrum. Sie stellt ihr Wissen kostenlos zur Verfügung. Damit setzen wir Maßstäbe. Und machen Pflege für alle besser. www.pkv.de