KLIMA GOLFSTROM

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Einer gigantischen Wärmepumpe verdanken wir den Umstand, dass
es in Europa um durchschnittlich etwa fünf Grad Celsius wärmer ist
als auf den selben Breiten in Nordamerika. Der mächtige Golfstrom –
im Jahr 1513 vom spanischen Seefahrer Ponce de Leon erstmals beschrieben
– ist im weltumspannenden System von Meeresströmungen die wohl bekannteste.
Der Oberflächenstrom entsteht im Golf von Mexiko aus der Vereinigung von
Floridastrom und Antillenstrom und fließt über die Karibik nordostwär ts an der
Ostküste der USA entlang bis nach Neufundland, überquer t dann den Atlantik in
Richtung Britische Inseln und wird zur so genannten Nordatlantikdrift.
ATLANTISCHE WÄRMEPUMPE
Das atlantische Förderband ist bis zu 80 km breit und mit 200 km pro Tag die
schnellste Strömung innerhalb des nordatlantischen Stromwirbels. Riesige
Der spanische Seefahrer Ponce de
Leon beschrieb 1513 erstmals den
mächtigen Golfstrom.
Wärmemengen aus den Tropen – mit der Leistung von etwa einer Million
Kernkraftwerken – werden so von der nordamerikanischen Küste in Richtung
Europa transpor tier t. Angetrieben wird die gigantische Umwälzpumpe durch die
unterschiedliche Dichte von Oberflächen- und Tiefenwasser. Der Großteil des
Golfstromwassers – insgesamt eine Wassermenge, die ungefähr hunder t Mal so
groß ist wie die des Amazonas – kühlt im Nordmeer ab und sinkt in zwei Regionen
nordöstlich von Island bzw. südwestlich von Grönland wieder ab. Das kalte, nährstoffreiche Wasser strömt in Tiefen von 2000 bis 3000 m in die entgegengesetzte
Am Golfstrom liegen Gewässer mit
hoher Produktivität und ökologischer Vielfalt.
Richtung durch den ganzen Atlantik bis in die Umgebung der Antarktis zurück.
KLIMAMOTOR FÜR EUROPA
Das Golfstromsystem übt mit seinen bis hinauf nach Spitzbergen reichenden warmen Strömungen entscheidenden Einfluss auf das relativ milde Klima in Europa aus.
Die beim Verdunsten des warmen Golfstromwassers abgegebene Wärme wird
durch Westwinde über den europäischen Kontinent geblasen und wirkt dor t wie
eine Heizung. So ist der Jänner beispielsweise in der norwegischen
Der warme Golfstrom führt dazu,
dass die Häfen an der Nordseeküste und in Skandinavien eisfrei
bleiben.
Küstenstadt Tromsö (etwa 70° nördliche
Breite) mit –3,8°C um rund 24° C
wärmer als jener im auf derselben
Breite liegenden Or t Clyde auf der
kanadischen Baffin-Insel. Und in
Por tugals Hauptstadt Lissabon
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INTERNETTIPP:
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liegen die mittleren Jännerwer te um acht Grad über jenen in der USHauptstadt Washington. Die atlantische Wärmepumpe sorgt damit im (Nord-) Westen
Europas für mild-feuchtes Klima und dementsprechende Vegetation (bestes Beispiel:
die Grüne Insel Irland). Große Bedeutung hat sie für die Schifffahr t im Allgemeinen
und den Fischfang im Besonderen. Zum einen, weil die Häfen an der Nordseeküste
ZUSAMMENFASSUNG: Der Golfstrom ist eine warme Meeresströmung
im nördlichen Atlantischen Ozean, die vom Golf von Mexiko über die Karibik nordostwär ts bis nach Nordwesteuropa fließt. Der nördlichste Abschnitt des
Golfstroms heißt Nordatlantikdrift und wirkt als entscheidender Faktor für
das Klima in weiten Teilen Europas. Sie bewirkt, dass die Küsten Norwegens
im Winter ein mildes Klima haben, und verhinder t, dass die Häfen an der
Nordseeküste und in Skandinavien zufrieren.
INFO SERVICE:
Mehr Informationen zum Thema
Fisch finden Sie im Ordner
Konsum, Kapitel Produktion
international - Fisch.
und in Skandinavien eisfrei bleiben, zum anderen, weil am Golfstrom Gewässer mit
hoher Produktivität liegen, etwa im Gebiet der Großen Neufundlandbank.
KÄLTESCHOCK, WENN GOLFSTROM ERLAHMT
Die Fernheizung Europas ist freilich ein komplexes System, das im Laufe der
Klimageschichte schon mehrmals ins Stocken geraten ist und damit die Witterung am
„Alten Kontinent“ entscheidend veränder t hat. Aktuelle Klimamodellrechnungen
nähren daher die Befürchtung, dass der Golfstrom durch die weltweite Erwärmung
infolge des Treibhauseffekts beeinflusst werden könnte. Denn höhere Temperaturen
bringen mehr Wasser verdunstung und damit mehr Niederschläge. Der Salzgehalt des
Oberflächenwassers würde nicht nur durch Regen und vermehr te Süßwasserzufuhr
der Flüsse, sondern vor allem auch durch
Im Ursprungsgebiet, dem Golf von
Mexiko, gibt es zahlreiche Muscheln.
schmelzendes (Grönland-)
Gletschereis verdünnt werden.
Dadurch drohen die nördlichen
Ausläufer des Golfstroms zum
Erliegen zu kommen. Mit eisigen
Folgen für Europa: Entgegen dem
weltweiten Trend könnten die
Jahresmitteltemperaturen um fünf
bis zehn Grad fallen, die
Landwir tschaft würde schwer in
Mitleidenschaft gezogen werden.
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Riesige Wassermassen bewegen sich in den Weltmeeren wie in einem
großen Flusssystem. Im Westen befindliche Strömungen wie der Golfstrom
oder der Kuroschiostrom fließen deutlich schneller als an der Ostseite der
Ozeane. Die meisten der Meeresströmungen werden durch Winde her vorgerufen, einige entstehen durch die unterschiedliche Dichte des Wassers.
Der Golfstrom ist eine warme Meeresströmung im Nordatlantik, er entsteht durch
einen Warmwasserstau im Golf von Mexiko, wodurch Wassermassen in einem
Mit verschiedenen Flüssigkeiten
lassen sich "Stockwerke" in einem
Glas bauen.
Strom bewegt werden, die ein gigantisches Ausmaß haben: ca. 100 km breit, 500 m
tief, max. Geschwindigkeit bis 9 km/h, verfrachtet Wassermengen um 82 Millionen
m 3/sec - ungefähr 50 Mal soviel wie alle Flüsse der Erde zusammen. Die Wärmeerzeugung entspricht dabei der Leistung von ca. 1.000.000 Atomkraftwerken.
Warmes, salzreiches Oberflächenwasser fließt nach Norden, gibt dabei Wärme ab,
sinkt in höheren Bereichen nach unten, um als kaltes Wasser in Tiefe von ca. 2 km
nach Süden zurückzufließen.
LERNZIELE:
Die SchülerInnen werden für die Vorgänge, die das Klima nachhaltig beeinflussen sensibilisier t.
Zusammenhänge zwischen Land- und Wassermassen werden deutlich gemacht.
Abstrakte Begriffe werden im Versuch erarbeitet und so leichter verstanden.
Die Kinder können daheim
auch einen genießbaren
Cocktail aus verschiedenen
VERSUCH: SPEZIFISCHE DICHTE VON FLÜSSIGKEITEN
Säften versuchen. Schmeckt
INFORMATION: „Dichte“ Flüssigkeiten sind schwerer als weniger dichte, sie
lecker und sieht toll aus,
sinken auf den Grund.
eignet sich daher auch gut
für Feste und Parties!
ORT: Klassenzimmer.
ZEITAUFWAND: zehn Minuten.
MATERIALIEN: Glasbehälter, verschiedene
Flüssigkeiten, zum Beispiel Dicksaft, Speiseöl,
gefärbtes Wasser, Honig etc.
KOSTEN: keine.
INFO SERVICE:
Mehr zu dem Thema Klima und
Vegetationszonen wird auf
Initiative von Umweltlandesrat
Mag. Sobotka im Schulprojekt
„Umwelt macht Schule“ des
Umweltbüro NÖ vermittelt.
Näheres im Vegetationszonen
Service.
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UMSETZUNG: Zuerst werden die „schweren“
Flüssigkeiten in das Glas gefüllt (Honig, Sirup). Wichtig ist, dass sehr
behutsam gearbeitet wird und die Flüssigkeiten in einem dünnen Strahl zugegossen
werden, damit sie sich nicht so leicht vermischen. Dann die leichteste Flüssigkeit
(Speiseöl) hinzufügen. Nun sehr vorsichtig das gefärbte Wasser zugießen, ein Cocktail
aus verschiedenen Flüssigkeitsstockwerken wird sichtbar.
VERSUCH TIEFENWASSERSTRÖME
INFORMATION: Kaltes Wasser sinkt ab, wärmere Wasserschichten bleiben
an der Oberfläche. Ein Tiefenwasserstrom bewegt sich nur wenige Meter am Tag, wie
Gefärbtes Wasser macht die kalten
und warmen Wasserschichten
deutlich.
es bei den Strömen der Fall ist, die von den Polen zurück zum Äquator fließen.
ORT: Klassenzimmer.
ZEITAUFWAND: 20 Minuten.
MATERIALIEN: flache Glasschüssel (zum Beispiel Glaspfanne),
Eiswürfel, Kunststoffsackerl, warmes Wasser, Lebensmittelfarbe, Glas, Pipette.
KOSTEN: wenn alle Materialien vorhanden sind keine, zur Not kann das Wasser
auch mit Tinte oder Wasserfarben gefärbt werden.
UMSETZUNG: In die Glasschale warmes Wasser füllen und stehen lassen, bis
keine Bewegung mehr an der Oberfläche sichtbar ist. Die Eiswürfel (im Winter kann
auch Schnee aus dem Schulgar ten genommen werden) in das Kunststoffsackerl geben,
fest zusammendrehen und in eine Ecke der Schale
legen. Wieder war ten, bis das Wasser ganz ruhig
ist. Unsere Landschaft stellt nun einen
Windgetriebene
warmen Ozean und die Polarzone
Strömungen können beim
dar. Nun Wasser mit Lebensmittel-
gleichen Versuch dargestellt werden. Dann einfach
die Eiswürfel entfernen
und einige Korken ins
farbe färben und tropfenweise
über das Sackerl in die
Glaswanne rinnen lassen.
Die Farbe sinkt ab und
Wasser setzen. Warten, bis
breitet sich langsam über
wieder alles ganz ruhig ist
dem Boden aus. So wird
und dann vorsichtig in eine
das Wasser auch von
Richtung blasen. Die
den Polen in Richtung
Korken treiben in die glei-
Äquator transpor tier t.
che Richtung wie das
Wasser, ein Strom entsteht.
Wichtig ist, dass an der
Schale nicht gerüttelt wird.
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Unsere beiden Wasser tropfen Plitsch und Platsch sind im Atlantik, einem großen
Meer gelandet. Der Atlantische Ozean liegt zwischen Europa und Amerika.
Mit einer warmen Meeresströmung, dem Golfstrom, lassen sie sich an
fremden Ländern vorbei in den Hohen Norden tragen. Seht selbst, was sie auf ihrer
abenteuerlichen Reise erleben!
Plitsch und Platsch befinden sich im Golf von Mexiko. An der
Küste erblicken sie einen Mann mit einem großen runden
Hut-man nennt diesen Hut auch Sombrero. Im Wasser
tummeln sich viele farbenfrohe Fische. Sie sind bunt und
sehen wunderschön aus. Plitsch und Platsch genießen das
Wasser, das so warm ist wie das in einer Badewanne.
Die Reise von Plitsch und Platsch geht weiter. An der Stadt New Orleans
schwimmen sie vorbei. Hier entdecken sie ein Schiff, das sehr eigenar tig aussieht.
Es ist ein Raddampfer, der den Mississippi hinauf fähr t.
Vom Festland Amerikas schwimmen die beiden Wasser tropfen hinaus ins offene
Meer. Plötzlich wird es ganz ruhig. Der Golfstrom fließt um ein Gebiet im Wasser
herum, das besonders viel Salz enthält. Es wird als Sargasso-See bezeichnet, weil
es wie ein See mitten im Meer ruht. Die Meeresströmungen verhindern, dass
Süßwasser von der Küste nachrinnt. Das Wasser ist hier fast völlig still und sehr
warm. Viele Algen, die aussehen wie Weintrauben leben hier. Aber sonst gefällt es
kaum einem Tier dor t.
Doch halt! Was zappelt denn hier? Winzige Babyaale, das sind Fische, die wie
Schlangen aussehen, kommen hier zur Welt. Sie sind nur ca. sieben bis acht cm lang.
Für sie beginnt eine lange Wanderung: Sie suchen die Flüsse in Amerika und Europa,
aus denen ihre Eltern stammten. Die Reise für die jungen Aale dauer t bis zu zwei
Jahre. Als erwachsene Tiere werden sie zurückkehren in den Atlantischen
Ozean.
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A R BEIT S BLATT
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Die beiden Wasser tropfen treiben weiter. Plötzlich erblicken sie eine riesengroße,
silberne Wolke, die im Wasser treibt. Als sie näher kommen, erkennen sie, dass hier
hunder te von Fischen schwimmen. Die Heringe leben in einem riesigen Schwarm, der
immer ganz nahe beieinander bleibt. Im Atlantischen Ozean gibt es die meisten
Fische auf dieser Welt.
Plitsch und Platsch sind noch ganz überwältigt von den Fischen, als sie in der Ferne
Land erblicken. Eine Insel taucht vor ihnen auf, die von der Ferne grün aussieht. Plitsch
und Platsch sind erstaunt, dass es hier nicht viel kälter ist, denn sie sind weit in den
Norden geschwommen. Die Wärme stammt von der warmen Strömung, in der sie
treiben. Kannst du dich noch an ihren Namen erinnern? Und die große Insel, die sie
jetzt sehen, ist Großbritannien. Dor t können sogar im Norden noch schöne Rosen
wachsen. Der Mann in dem Rock kommt aus Schottland. Das Instrument, auf dem
er spielt, heißt Dudelsack. Die Musik hat Plitsch und Platsch sehr gut gefallen, aber die
Strömung treibt sie weiter. Wieder kommen sie zu einer großen Insel. Obwohl es hier
schon ziemlich kalt ist, sitzen die Menschen in Wasserlöchern, in denen das Wasser
dampft. Ihnen ist nicht kalt, denn das Wasser stammt aus heißen Quellen. Die Insel
nennen wir Island.
Hoppla, Gefahr!
Plötzlich werden Plitsch und Platsch heftig durcheinandergeschüttelt. Ihre Reise war so
aufregend, dass sie gar nicht auf den Weg geachtet haben. Ein riesiger weißer Berg hat
sich ihnen in den Weg gestellt. Es handelt sich um einen Eisberg, der aus dem hohen
Norden gekommen ist. Nur ein kleines Stück ragt aus dem Wasser, ein Grossteil des
Berges befindet sich unter dem Meeresspiegel. So treibt er ruhig dahin, bis sein Eis
geschmolzen ist. Schiffe müssen sehr aufpassen, dass sie nicht mit einem Eisberg
zusammenstoßen!
Unsere letzte Station ist Grönland. Der große
Strom, von dem sie sich bis jetzt haben treiben
lassen, ist nun zu Ende. Das warme Wasser, in
dem sich die beiden Wasser tropfen so wohl
gefühlt haben, wird nun durch das Eis der Pole
abgekühlt und es sinkt tief zum Meeresboden. Von
dor t wird es langsam zurück fließen zu den
wärmeren Gebieten, aus denen es hergekommen
ist.
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