Schlammbad mit Spaßfaktor - Arbeitskammer des Saarlandes

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Schlammbad mit Spaßfaktor - Arbeitskammer des Saarlandes
www.in-4mation.de
Das Jugendmagazin der Arbeitskammer des Saarlandes
Toughrun 2014
Schlammbad
mit Spaßfaktor
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18
Auch dieses Jahr
heißt es wieder
„Ab in de Batsch!“
AK
Filmtage
Montag, 6.10.2014
Und morgen Mittag
bin ich tot
Spielfilm
Regie: Frederik Steiner
103 Minuten, Deutschland/Schweiz 2013
Lea leidet seit ihrer Kindheit an
Mukoviszidose und kann sich ohne
Atemgerät nicht bewegen. Sie
weiß, dass sie daran sterben wird.
Irgendwann hat die junge Frau genug
und beschließt, ihrem Leben in einem
Sterbehospiz in der Schweiz würdevoll
ein Ende zu setzen. Dort angekommen,
lädt sie ihre Familie zum (allerletzten)
Geburtstag ein.
Für ihre Darstellung der Lea
erhielt Liv Lisa Fries in diesem Jahr
den Max-Ophüls-Preis als beste
Nachwuchsschauspielerin.
Dienstag, 7.10.2014
Komasaufen
Fernsehfilm
Mit
kritischem
Blick
Regie: Bodo Fürneisen
90 Minuten, Deutschland 2013
Der 16-jährige Lukas leidet unter der
Trennung seiner Eltern und kommt mit
dem neuen Freund der Mutter nicht klar.
Um den Frust zu betäuben und in seiner
Clique endlich anerkannt zu werden,
fängt er an, Hochprozentiges zu trinken.
Welche Folgen das für ihn und die
anderen hat, ist ihm nicht bewusst. Auch
seiner Mutter bleibt das wahre Problem
lange verborgen.
6. bis 10. Oktober 2014
Saarbrücken, „kino achteinhalb“
Wer prägt das Weltbild junger
Menschen und wie entwickeln sich
ihre Wertvorstellungen? Wie muss eine
Gesellschaft beschaffen sein, damit sich
ihre Mitglieder frei entfalten können?
Und wie kann verhindert werden, dass
einzelne zum Opfer falsch verstandener
Freiheit werden?
Um diese Fragen geht es bei den
diesjährigen 7. Filmtagen. Gezeigt
werden fünf Filme, die eng mit dem
Alltag und der Lebenswirklichkeit von
Jugendlichen verknüpft sind.
Die AK-Filmtage bieten insbesondere
Schulklassen und Jugendgruppen die
Möglichkeit, die Welt mit kritischem
Blick zu betrachten, Hintergründe zu
erfahren und darüber zu diskutieren.
Weitere Informationen sowie
Hintergrundmaterial zum Download
unter
www.arbeitskammer.de/filmtage2014
2
Mittwoch, 8.10.2014
Lore
Spielfilm
Regie: Cate Shortland
110 Minuten, Deutschland/Australien/
Großbritannien 2013
Achtung: FSK 16
Süddeutschland, Frühjahr 1945.
Die 15-jährige Lore, älteste Tochter
ranghoher Nationalsozialisten, ist im
unerschütterlichen Glauben an Führer,
Volk und Vaterland aufgewachsen.
Nun ist der Krieg verloren, die Eltern
werden von den Alliierten verhaftet.
Auf sich allein gestellt, muss sich Lore
mit ihren Geschwistern quer durch die
Sektoren im besetzten Deutschland
zur Großmutter an der Nordsee
durchschlagen – und ihr Weltbild
gründlich überdenken.
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Donnerstag, 9.10.2014
Homevideo
Spielfilm
Regie: Kilian Riedhof
89 Minuten, Deutschland 2011
Der 15-jährige Jakob filmt sich
beim Masturbieren. Seine Mutter
verleiht die Kamera zufällig an einen
Klassenkameraden, der das Video
ins Internet stellt. Für Jakob beginnt
ein Alptraum: Nicht nur, dass er
ohnehin schon durch die Trennung
seiner Eltern belastet wäre, nun wird
auch das Verhältnis zu seiner großen
Liebe Hannah schwierig und er selbst
zum Gespött der gesamten Schule.
Unaufhaltsam steuert er auf eine
Katastrophe zu.
Text: Gabi Hartmann
Fotos: Filmverleihe
Freitag, 10.10.2014
Das Mädchen
Wadjda
Spielfilm
Regie Haifaa al-Mansour
98 Minuten, Saudi-Arabien 2012
Ein zehnjähriges Mädchen. Ein Fahrrad.
Eine restriktive Gesellschaft. Im ersten
in Saudi-Arabien entstandenen
Spielfilm erzählt Haifaa Al Mansour
von einem Mädchen und ihrem großen
Traum, das grüne Fahrrad aus dem
Spielzeuggeschäft zu besitzen. Damit
könnte sie sich endlich gegen den
Nachbarsjungen Abdullah durchsetzen
und ihm, schnell wie der Wind, davon
flitzen. Obwohl es Mädchen in dem
muslimischen Land untersagt ist, Fahrrad
zu fahren, heckt Wadjda einen Plan aus,
wie sie auf dem Schulhof Geld für das
Rad verdienen kann.
Filmtage
2
Berufliche Bildung
4
Toughrun
6
Jugendarmut
7
Marteria8
Musikinitiativen
10
Junge Migranten
11
Fernbusse
12
Azubi-Lexikon
Friedensdienste 13
Geocaching
14
CrossFit15
Le Magnétophone16
Flüchtlingsdrama
18
Sparte 4
20
Tierschutz
22
K.O.-Tropfen
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Impressum:
Verleger: Arbeitskammer des Saarlandes,
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit,
Fritz-Dobisch-Straße 6-8, 66111 Saarbrücken,
Tel. 0681/4005-406, Fax 4005-401
Chefredakteur: Peter Jacob
Redaktion: Anke Bauer, Gabi Hartmann
[email protected]
www.arbeitskammer.de
www.in-4mation.de
Autoren dieser Ausgabe:
Anke Bauer, Kai Florian Becker, Silvia Buss,
Danielle Deckert, Gabi Hartmann, Benjamin
Rannenberg, Caroline Uhl
Titelfoto: Ralf Kammer
Fotos: 4plus1/Andreas Schlichter,
Crossfit Saar, Pasquale D’Angiolillo,
fotolia, Ralf Kammer,
Le magnétophone/Chris Histel,
picture alliance, Paul Ripke,
Saarländisches Staatstheater, Filmverleihe
Layout: Kurt Heinemann
Lithos: Schriftwelt GeWstaltung, Völklingen
Druck: Krüger Druck+Verlag, Merzig
Gedruckt auf Umweltschutzpapier
3
Ausbildung
im Saarland
Zahl der LE
Für ihren Jahresbericht hat
die Arbeitskammer in diesem
Jahr die berufliche Bildung
im Saarland unter die Lupe
genommen. Die Bilanz fällt
ernüchternd aus.
Über 300 Ausbildungsberufe stehen
Jugendlichen nach der Schule offen.
Gleichzeitig sinkt die Zahl der
Schulabgänger. Und in den Betrieben
werden händeringend die Fachkräfte
von morgen gesucht. Da sollte die Suche
nach einer Lehrstelle doch ein Klacks
sein. Theoretisch. Praktisch findet gut
ein Drittel keinen Ausbildungsplatz im
angestrebten Beruf. Und im letzten
Jahr wurden im Saarland so wenig
Lehrverträge abgeschlossen wie zuletzt
vor gut 20 Jahren. Gegenüber dem
Vorjahr sank ihre Zahl um fast zwölf
Prozent. Was ist da passiert?
4
HRS
Die Experten der Arbeitskammer
kommen zu dem Ergebnis, dass nicht
nur eine Ursache dafür verantwortlich
ist. Im Vordergrund aber sehen sie die
mangelnde Ausbildungsbereitschaft
der Betriebe. Sowohl in der Industrie
als auch im Handwerk sank die Zahl der
Verträge deutlich, in der Stahlindustrie
sogar um satte 30 Prozent. Dass es
so nicht weitergehen kann, ist auch
der Politik bewusst. Die saarländische
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger
forderte deshalb bei der öffentlichen
Diskussion des Arbeitskammer-Berichts
im Saarbrücker Schloss die Betriebe auf,
mehr in die Ausbildung zu investieren.
Gelinge das nicht bald auf freiwilliger
Basis, müsse man über andere Methoden
nachdenken, die Zahl der Lehrstellen zu
erhöhen. Das könnte dann bedeuten,
dass Unternehmen, die nicht ausbilden,
eine Umlage zahlen müssen, die an
die fließt, die Ausbildungsplätze
bereitstellen.
TE
LL
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sinkt
Gleichzeitig klagen viele Betriebe, dass
sie zwar Lehrstellen anbieten, aber trotz
händeringender Suche keine geeigneten
Bewerber finden. Sie müssten verstärkt
auch vermeintlich schwächeren
Schülern und jungen Menschen mit
Migrationshintergrund eine Chance
geben, fordert die Arbeitskammer.
Zudem sollten Betriebe ihre
Ausbildungsbedingungen verbessern,
das reicht von der Entlohnung bis zu
den weiteren Perspektiven. Wer seine
Lehrlinge als billige Arbeitskräfte
ausbeutet und ihnen keine
Anschlussbeschäftigung anbietet, muss
sich nicht wundern, wenn er kaum
Bewerber findet, sagte der Jugendund Auszubildendenvertreter bei Ford
Saarlouis, Kai Sarg, in der Diskussion.
Aber auch die Jugendlichen selbst
könnten ihre Chancen erhöhen, wenn
sie eine breitere Palette von möglichen
Arbeitsfeldern in den Blick nehmen
würden. Immer noch entscheiden
sie sich nur für eine Handvoll Berufe
und trennen dabei strikt nach den
klassischen Geschlechterrollen. So liegt
der Frauenanteil in den Metallberufen
gerade mal bei fünf Prozent, während
er im Bereich Körperpflege über 90
Prozent beträgt. Sozialpflegerische und
kaufmännische Berufe sind bei den
Mädchen die Favoriten, bei den Jungs
punkten immer noch fast ausschließlich
die technischen. Über mögliche
Alternativen sollte deshalb bereits
frühzeitig in der Schule informiert
werden.
AK-Jahresbericht
Jedes Jahr hat die Arbeitskammer (AK)
bis zum 30. Juni einen Bericht an die
Regierung des Saarlandes vorzulegen
Dazu ist sie gesetzlich verpflichtet. Sie
untersucht darin die wirtschaftliche,
ökologische, soziale und kulturelle
Lage der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer im Saarland. Jedes Jahr
wird zudem ein Thema ausführlicher
behandelt. In diesem Jahr lautet es:
„Berufliche Bildung im Saarland –
Schlüssel für die Zukunft!“
Text: Gabi Hartmann
Fotos: Pasquale D’Angiolillo
Auch in die Berufsschulen muss mehr
investiert werden, so eine weitere
Forderung. Denn die berufliche Bildung
ist in einer modernen Industrie- und
Dienstleistungsgesellschaft der Schlüssel
für die Zukunft, so das Fazit der
Arbeitskammer. Ein Schlüssel, der dem
Saarland und seinen Menschen
durch wirtschaftliche
Entwicklung Einkommen,
Beschäftigung und Wohlstand
sichert.
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Toughrun2014
Wer sich schon immer mal gerne in
einem Schlammloch suhlen wollte,
auf abenteuerliche Kletterpassagen
steht, eine etwas andere Art von
Geisterbahn ausprobieren, sich einem
Wasserpistolenkreuzfeuer stellen und
über Strohballen hechten will , ist auf
dem „Toughrun“ genau richtig.
Am 11. Oktober startet auf dem
Utopion-Gelände in Bexbach die vierte
Auflage des Cross-Country-Laufes, bei
dem es vor allem um eins geht: Spaß!
Auf insgesamt 13 Kilometern geht es
in drei Runden über allerlei natürliche
und künstliche Hindernisse – Zeit spielt
dabei keine Rolle. „In erster Linie soll
das eine Spaßveranstaltung sein“,
sagt Veranstalter Julian Blomann von
der Event-Agentur Erlebnisraum. Im
Vordergrund stehen Teamgeist und
Gaudi. Dass keine Zeit genommen wird,
bedeutet allerdings nicht, dass es keine
Siegerehrung gibt. Auszeichnungen gibt
es zum Beispiel für die besten Kostüme,
Teamarbeit, den besten Fantrupp und
vorbildliches Verhalten auf der Strecke.
Die Veranstalter rechnen dieses Jahr mit
gut 1.000 Läufern – wegen der hohen
Nachfrage wurde die Teilnehmerzahl
erhöht. Im vergangenen Jahr gingen
rund 500 Läufer in Römer-, Hasen oder
Neandertalerkostümen an den Start.
„Das Interesse ist hoch. Wir haben
schon weitaus mehr Anmeldungen als
im letzten Jahr um die gleiche Zeit“,
sagt Organisator Fabian Theobald. „Wir
freuen uns auf 1.000 Toughrunner, die
sich in den Batsch stürzen.
“Die Laufstrecke beim Toughrun hat
es in sich: Neben den natürlichen
Hindernissen wurde der Streckenverlauf
wieder mit zusätzlichen Schikanen
ausgestattet. Im „Swamp“, einem
großen Schlammloch, wird es matschig,
im „Battlefield“ mit Hangelstrecke
und anderen Hindernissen werden
auch die taktischen Fähigkeiten auf die
Probe gestellt. Der „Dungeon“ ist eine
besondere Version einer schmutzigen
Geisterbahn – ein sumpfiges Loch mit
Gängen und Sackgassen, überzogen
von einer Verdunklungsfolie. Das alles
sorgt dafür, dass der Lauf seinem Namen
gerecht wird. Wer teilnimmt, sollte
absolut keine Hemmungen haben, sich
mal so richtig schmutzig zu machen.
Auch für die Zuschauer ist der Toughrun
ein echtes Highlight. Sie haben freien
Zutritt und können überall an der
Strecke den Lauf verfolgen. Interessante
Stellen im Streckenverlauf werden dieses
Jahr speziell ausgeschildert, so dass der
„Dungeon“ und der „Swamp“ gut zu
finden sein werden – Schadenfreude ist
da vorprogrammiert.
Text: Danielle Deckert
Fotos: Ralf Kammer
Toughrun – die Fakten
• Länge: 13 km
• Maximale Steigung: 10,9 %
• Maximales Gefälle: 11,8 %
• Höchster Punkt: 323 m ü. NN
• Tiefster Punkt: 264 m ü. NN
Weitere Informationen
und Videos:
6
www.toughrun.de
www.youtube.com/toughrun
www.facebook.com/toughrun
Im Saarland ist jeder fünfte
Jugendliche von Armut
betroffen. Für die jungen
Menschen bedeutet das häufig
Ausgrenzung und Hänseleien.
Wir haben mit einem
Betroffenen gesprochen.
Hartz-IV-drei-Bier-Kind. Dieser
provozierende Spruch aus dem Mund
eines Mitschülers genügt, um Kevin B.
(Name geändert) schlagartig die eigene
Lebenssituation bewusst zu machen.
„Fast jeden Tag macht sich jemand aus
der Klasse über mich lustig, nur weil wir
nicht so viel Geld haben wie andere“,
sagt der 14-Jährige. 864 Euro müssen
für Kevin und seine alleinerziehende,
arbeitslose Mutter bis zum Monatsende
reichen. Da die 45-Jährige Hartz-IV
bezieht, trägt das Jobcenter Saarbrücken
auch die Kosten für Kaltmiete und
Heizung. Kevin wohnt im Saarbrücker
Stadtteil Malstatt, dort besucht er die
achte Klasse einer Gemeinschaftsschule.
Er gehört nach eigenen Worten einer
„Gang“ an. „Wir laufen in der Gegend
herum, spielen Fußball – mehr nicht“,
sagt er über die Aktivitäten der JungenClique. Für die ein bis drei Jahre älteren
Jungen ist Kevins Lebenslage aber kein
Thema. Sie akzeptieren es offenbar,
wie er lebt. Zu seinem Vater hat der
Jugendliche so gut wie keinen Kontakt
mehr. Weil der zu oft Alkohol trank und
Drogen nahm, trennte sich seine Mutter
von ihm. Nach der Schule will sich Kevin
in einem Betrieb zum Kfz-Mechatroniker
ausbilden lassen. „Ich kenne mich mit
Autos und Rollern gut aus – alles was
mit Elektronik zu tun hat, liebe ich“,
sagt er stolz.
Kevin B. ist leider kein Einzelfall, wie
eine aktuelle Studie der Hans-BöcklerStiftung belegt. Fast jeder fünfte
Jugendliche unter 18 Jahren im Saarland
ist armutsgefährdet. Bundesweit leben
rund 19 Prozent aller Kinder und
Jugendlichen unter der Armutsschwelle,
wobei der Anteil im Westen 17 Prozent
und der im Osten Deutschlands 26
Prozent ausmacht. Berechnungen des
Deutschen Kinderhilfswerkes zufolge
sind derzeit rund 2,8 Millionen Kinder
und Jugendliche in Deutschland
von Armut betroffen. Jugendarmut
bedeutet, dass Eltern weniger als
60 Prozent des durchschnittlichen
Nettoeinkommens für ihre Familien zur
Verfügung haben.
Doch Armut lässt sich nicht nur auf
Geldmangel reduzieren, heißt es aus
dem saarländischen Sozialministerium.
Vielmehr sei sie „wesentlich für
mangelnde Chancengerechtigkeit
bei Kindern und Jugendlichen“
und beeinflusse deren gesamte
Lebenslage, das heißt Gesundheit,
Ernährung, Bildung und Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben. Die
Landesregierung sehe „insbesondere die
Armut von Kindern und Jugendlichen
mit großer Besorgnis“, betont
Ministeriumssprecherin Annette
Reichmann.
Armut
keine
KOHLEkeine
Die Saarländische Armutskonferenz
(SAK), die Lobby für verarmte
Menschen hierzulande, fordert,
vor allem im Regionalverband
Saarbrücken und Kreis Neunkirchen,
mehr Gemeinwesenprojekte für
betroffene Familien zu starten. „Über
diese Anlaufstellen können Projekte
und Maßnahmen entwickelt werden
mit denen Kindern und Jugendlichen
geholfen werden kann“, erklärt SAKChef Wolfgang Edlinger. Darüber
hinaus pocht die SAK darauf, den
Hartz-IV-Satz für Kinder und junge
Erwachsene deutlich zu erhöhen. „Für
Kinder und Jugendliche halte ich eine
Anhebung des Satzes auf 400 Euro für
angemessen“, sagt Edlinger. Je nach
Alter beträgt der Regelsatz aktuell
zwischen 229 und 313 Euro. Zu wenig,
um sich damit Schulausflüge, Hobbys
und Klamotten finanzieren zu können.
CHANCE?
Text:
Benjamin Rannenberg
Fotos: fotolia
7
Er gilt als einer der besten
deutschen Rapper: Marten
Laciny, besser bekannt unter
dem Namen Marteria oder als
dessen Alter Ego Marsimoto.
Seit dem Erscheinen des
dritten Marteria-Albums „Zum
Glück in die Zukunft II“ (Platz
eins in Deutschland!) ist der
31-Jährige ständig auf Tour
oder auf Reisen. Wir trafen ihn
beim Rock-A-Field-Festival in
Luxemburg. Ein Gespräch mit
Laciny über seine Reiselust,
seine Vorbildfunktion bei
jüngeren Fans und das Glück,
mit Freunden zusammen
arbeiten zu können.
in-4mation: Du reist viel und warst
vor einiger Zeit im Nahen Osten. Dort
bist du in einem Flüchtlingscamp
aufgetreten. Welche Eindrücke konntest
du gewinnen?
Marteria: Das war sehr speziell und
in-4mation: Ist eine Reise an einen
solchen Ort auch schön oder nur
deprimierend?
Marteria: Solche Reisen sind die besten
Reisen. Gerade die Orte, von denen
man glaubt, sie seien am krassesten,
entpuppen sich als die schönsten.
Komisch, aber ist so.
in-4mation: Du sammelst Länderpunkte.
Das heißt: für jedes erstmals besuchte
Land gibst du dir einen Punkt. Aktuell
sind es wie viele?
Marteria: 49. Ich knacke dieses Jahr
hoffentlich noch die 50. (lacht)
in-4mation: Kannst du bei dieser
Vielzahl überhaupt ein Lieblingsland
ausmachen oder hat ein jedes seine
Besonderheiten?
Marteria: Die hat tatsächlich ein jedes.
wurde von einem alten Kumpel von
mir angeleiert. Der hatte mich vor
Jahren mal für einen Club in Mannheim
gebucht – mit knapp 40 Besuchern
seinerzeit. Irgendwann zog er mit
seiner Familie nach Ost-Jerusalem, wo
er sich heute um ein palästinensisches
Flüchtlingscamp und die dortigen
Kids kümmert. Die hatten uns bei
der Umsetzung des Videoclips zu
„Bengalischer Tiger“ sehr geholfen. Der
Dreh ging in West Bank und Palästina
über die Bühne. Als Dankeschön spielten
wir einige Shows. Es ist wahnsinnig
zu sehen, wie die Kids da leben – all
diese Ungerechtigkeiten. Man muss es
tatsächlich mit seinen eigenen Augen
sehen statt sich über die Medien ein Bild von der Lage zu machen.
Es ist so krass, eine
solch riesige
Mauer zu
sehen.
8
Aber das Land, in das ich aktuell am
liebsten ziehen würde, ist tatsächlich
Irland. Dort hatte ich vor meinem
Auftritt bei „Rock Am Ring“ einige Tage
verbracht und war etwa angeln. Es war
mein erster Irland-Aufenthalt. Ich war
schier beeindruckt von den Leuten und
der Natur, ja, von allem irgendwie. Da
könnte ich sofort hinziehen.
Marteria
Konzepte
IM
KOPF
in-4mation: Ist es für dich wichtig,
gegenüber deinen jüngeren Fans eine
Vorbildfunktion einzunehmen, dich
politisch und sozial zu engagieren und
nicht nur den Partymenschen zu mimen?
Marteria: Man sollte immer sehr ehrlich
und normal wie möglich sein, ohne
ständig daran zu denken, als Vorbild
auftreten zu müssen. Es gibt viele
Sachen, die ich mache und die gar nicht
vorbildlich sind. Wichtig ist, ehrlich
zu sein, dies auch zu zeigen und zu
dem zu stehen, was man macht. Ganz
gleich, ob es Stärken oder Schwächen
sind. Ich glaube, uns nehmen die Fans
ab, dass wir so sind, wie wir sind, und
niemandem etwas vorspielen. Manchmal
sind wir vielleicht etwas doof, aber auch
das gehört dazu.
in-4mation: Schlecht gelaunt erlebt man
dich fast nie. Wie machst du das?
Marteria: (lacht) Ich bin schon mal schlecht
gelaunt. Das bekommt dann die
Freundin zuhause ab. Nein, das war ein
Scherz. Schlecht gelaunt bin ich dann,
wenn mir die Decke auf den Kopf fällt
und ich nichts zu tun habe. Dann muss
ich mich beschäftigen, fahre irgendwo
hin und bin wieder gut drauf. Ich fände
es dämlich, mich in ein Interview oder
vor die Kamera zu setzen und scheiße
drauf zu sein. Dann sage ich den Termin
lieber ab. Es ist wichtig, für all das auch
dankbar zu sein. Früher hätten wir uns
gefreut, man hätte uns interviewt. Das
wollte aber seinerzeit niemand. Daran
muss man auch denken.
in-4mation: Du trittst als Marteria und
mit grüner Maske als Marsimoto auf und
bist regelmäßig bei anderen Musikern
zu Gast. Bist du ein Arbeitstier?
Marteria: (lacht) Ich arbeite eigentlich gar
nicht so viel. Ich glaube, ich bin immer
dann sehr konzentriert, wenn ein neues
Projekt ansteht. Dann kann ich in relativ
kurzer Zeit Ergebnisse liefern. Man muss
auch Glück haben und gute Leute um
sich herum haben, die einen auf den
richtigen Weg bringen und einen guten
Einfluss auf die Musik haben. Dann
kann das alles sehr schnell gehen, ohne
dass man zu verkopft an die Arbeit
rangeht. Das war bei meinem ersten
Album noch der Fall. Die Produktion
dauerte sehr lange. Doch daraus habe
ich gelernt. Jetzt macht es einfach nur
noch Spaß und ich freue mich auf jeden
Auftritt und auch darauf, das nächste
Marsimoto-Album zu schreiben. Wichtig
ist, dass man Konzepte im Kopf hat
und sich im Vorfeld seine Gedanken
gemacht hat. Ich weiß schon, was ich
auf dem nächsten Marsimoto- und auch
dem nächsten Marteria-Album machen
will. Wenn das Konzept steht und gut
ist und du deine Leute von deinem Weg
überzeugen kannst, ist das bereits die
halbe Miete.
in-4mation: Es ist sicherlich von Vorteil,
dass du eine gut funktionierende Crew
um dich hast, oder?
Marteria: Ja, wir sind absolute Family-
Business-Typen. Da muss natürlich
auch jeder seinen Job machen und
volle Leistung bringen – wie überall im
Leben. Das Schöne ist jedoch, dass wir
uns alle schon ewig kennen und dicht
aufeinander hocken können, ohne uns
zu nerven. Dafür muss ich auch dankbar
sein. Es ist das Allerschönste, mit seinen
Freunden auf Tournee zu sein.
Text: Kai Florian Becker
Fotos: Paul Ripke
Diskographie:
„Halloziehnation“ (2006, als Marsimoto)
„Base Ventura“ (2007, Marteria)
„Zu zweit allein“ (2008, Marsimoto)
„Zum Glück in die Zukunft“
(2010, Marteria)
„Grüner Samt“ (2012, Marsimoto)
„Zum Glück in die Zukunft II“
(2014, Marteria)
Internet:
www.marteria.de,
www.marsimoto.de
Infos & Tickets:
www.4plus1-konzerte.de
Termin:
Marteria am 05.12. um 18 Uhr
im E-Werk, Dr.-Tietz-Str.14,
66115 Saarbrücken
9
Zwei neue Konzertveranstalter
wollen Nischenkünstler abseits
des Mainstreams, aber auch
größere Stars an die Saar locken.
Das Haifischblut Collective gründete
sich bereits 2013. Die zwölf Freunde im
Alter zwischen 22 und 30 Jahren wollen
„eine Alternative zu den überteuerten
Konzerten bieten und sich für den DoIt-Yourself-Gedanken einsetzen“. Um
ein musikalisch abwechslungsreiches
Programm anzubieten, rekrutieren sie
lokale wie nationale und internationale
Underground- Bands. Ihre ersten
Konzerte machten sie unter anderem
mit Loony (Saarbrücken),
Fluten (Hamburg),
The Garden (USA)
und
Die! Die! Die!
(Neuseeland).
Kai Jorzyk
„Es gibt in Saarbrücken ein großes
kulturelles Angebot, jedoch fehlte
uns das Sahnehäubchen. Aus diesem
Grunde gründeten wir unser Kollektiv.
Wir möchten verschiedene Nischen
abseits des Mainstreams erkunden
und bedienen, um somit die kulturelle
Vielfalt noch vielseitiger zu gestalten“,
heißt es aus Kreisen der Gruppe, deren
Mitglieder lieber anonym bleiben
möchten.
Kurz vor Jahresmitte ging 4 plus 1
Konzerte GmbH an den Start. Die
Menschen dahinter sind alte Bekannte.
Geschäftsführer ist Thilo Ziegler (Rocco
Del Schlacko, Electro Magnetic),
als Booker agiert der ehemalige
Freiberufler Kai Jorzyk (Rockstar e.V.,
Saarevent GmbH). Den Schritt ins
tagtägliche Konzertgeschäft zu wagen,
war für Festivalmacher
Ziegler „relativ logisch
und naheliegend.
Ich wollte das
aber nicht
punktuell machen,
sondern ganz
oder gar nicht.
Thilo Ziegler
Jetzt planen wir etwa 25 bis 40 Konzerte
pro Jahr.“ Schwierig sei es mitunter, die
richtige Location im Saarland zu finden,
denn bezüglich der Anforderungen
von „großen Hallen- oder ArenaProduktionen sind wir hier im Saarland
nicht gut aufgestellt. Zeitgemäße
Tourneen werden immer aufwendiger
und größer. Manche Tournee macht
daher im Saarland keine Station.“
Jorzyk versucht dennoch, möglichst viele
Künstler hierher zu locken. Nach Jahren
der Selbstständigkeit genießt er es nun,
festangestellt zu sein. „Und das in einem
Job, in dem ich weiter das machen kann,
was mir am Herzen liegt: Konzerte
veranstalten. Für mich als Vater war das
natürlich ein ziemlicher Glücksfall, weil
es einem eine gewisse Sicherheit gibt.“
Ein weiterer Glücksfall ist, dass er schon
nach kurzer Zeit im neuen Job seinen
Wunsch-Künstler Marteria buchen
konnte. „Tatsächlich gehört Marteria
zu den Acts, die ich schon immer mal
buchen wollte – was aber nie klappte.
Insofern habe ich einen ganz guten Start
hingelegt.“
Internet:
facebook.com/haifischblutcollective,
hellohaifischblutcollective.tumblr.com
facebook.com/4plus1konzerte,
4plus1-konzerte.de
10
Text: Kai Florian Becker
Fotos: 4plus1/Andreas Schlichter
Serie:
Junge Migranten
im Saarland
Dolce
Vita
im Land
Zuhause und doch fremd: Kinder
von Einwanderern haben es
nicht immer leicht, die Balance
zwischen zwei Kulturen zu
finden. In der in-4mation
erzählen uns junge Menschen
mit Migrationshintergrund
von ihren Erfahrungen.
der
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k
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Schw
Sie essen nur Pizza und Pasta, trinken
Espresso und Wein, sind laut und
gestikulieren ständig und die meisten
Söhne italienischer Mütter sind
verwöhnte Lieblinge auf Lebzeiten:
Über Italiener gibt es viele Klischees.
Und fast jeder von uns kann etwas dazu
beisteuern, schließlich ist Italien nicht
nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch
hier in unserer Mitte sind Italiener und
die italienische Kultur allgegenwärtig.
Doch wie sieht das Leben italienischer
Migranten in Deutschland wirklich
aus? Marianna kann uns viel davon
erzählen. Die rothaarige Studentin der
Kulturwissenschaften wirkt auf den
ersten Blick so gar nicht italienisch,
ihre quirlige Art lässt aber schnell
auf südländisches Temperament
schließen. Marianna ist Migrantin
der dritten Generation, sie ist wie ihr
Vater in Deutschland geboren. Ihre
Großeltern kommen aus Norditalien,
in der Nähe von Udine, woher auch
Mariannas Mutter stammt. „Sie ist in
Italien geboren und aufgewachsen
und kam wegen meines Vaters nach
Deutschland“, erzählt Marianna. Die
insgesamt fünfköpfige Familie lebt
in Gersweiler und ist dort sehr gut
integriert, wie sie findet. Benachteiligt
hat sich Marianna wegen ihres
Migrationshintergrunds in Deutschland
noch nie gefühlt – „außer vielleicht bei
der WM“, sagt sie schmunzelnd.
Die 19-Jährige ist bis zum Kindergarten
in „komplett italienischem Milieu
aufgewachsen“. Zuhause wird heute
sowohl deutsch als auch italienisch
gesprochen. Für Marianna ist das Leben
mit zwei Kulturen selbstverständlich.
„Ich könnte gar nicht sagen, ob ich mich
mehr italienisch oder deutsch fühle – ich
gehöre zu den glücklichen Menschen,
die von beidem etwas haben“, sagt sie
lachend. Unterschiede zwischen den
beiden Kulturen bemerkt sie dennoch.
Typisch italienisches Essen findet sie
hierzulande mittlerweile normal,
einen wirklichen Unterschied sieht
sie vor allem in der Lebenseinstellung
der beiden Völker. Das falle ihr bei
den regelmäßigen Besuchen ihrer
italienischen Verwandtschaft immer
wieder auf. „In Italien nimmt man sich
viel mehr Zeit für Genuss“, erzählt sie.
Man rede mehr miteinander, besinne
sich. Der Lebensrhythmus in Deutschland
sei ganz anders, viel hektischer und
alles sei sehr zeitgebunden. Marianna
versucht ganz bewusst, in ihren
deutschen Alltag ein wenig von
der italienischen Entschleunigung
einzubauen – „so kommt man am
besten zur Ruhe“, findet sie.
Die Familie spielt dabei eine ganz
große Rolle. Mariannas Familie ist
etwa in der italienischen Gemeinde
am Rastpfuhl sehr engagiert, „das
prägt uns sehr“, sagt sie. Feste wie
Weihnachten und Ostern seien wichtig
und werden in der Familie gefeiert.
Grundsätzlich werden in Mariannas
Familie italienische Feste und Bräuche
gelebt, aber auch nicht hochgehalten.
Weihnachten feiert man in Italien zum
Beispiel erst am 25. Dezember, den
Nikolaustag gibt gar nicht. Dafür käme
in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar
die „Befana“, eine Hexe, die auf einem
Besen von Haus zu Haus fliegt und
Geschenke bringt oder auch straft. An
Silvester trage man grundsätzlich rote
Unterwäsche und um Mitternacht gibt
es Linsen – das bringe Glück.
Ganz wichtig sei aber auch das
gemeinsame sonntägliche Mittagessen
in der Familie. Dann gibt es auch mal
die typisch italienische Menüfolge,
mit Vorspeise (Antipasti), Primo
(meist Pasta), Secondo (Fleisch oder
Fisch) und Nachtisch (Dolce). Und ihr
Lieblingsessen? Ganz klar: „Lasagne
von der Mamma!“ Im Sommer werde
aber auch bei den Gersweiler Italienern
natürlich geschwenkt.
Text: Anke Bauer
Foto: Pasquale D‘Angiolillo
11
in Deutschland
Günstig reisen
Fernbusse im Saarland:
www.flixbus.de
www.meinfernbus.de
www.deinbus.de
Auf der rechten Autobahnspur
sind sie mittlerweile
unübersehbar: Seit gut zwei
Jahren rollen Fernbusse als
billige Alternative kreuz und
quer durchs Land und es werden
immer mehr. Auch im Saarland
gibt es einige Verbindungen.
Im Sommer zur Tante an den Bodensee,
auf Städtereise nach Berlin oder
München, zum Kurzurlaub an die
Ostsee: Immer mehr Menschen kommen
auf den Geschmack und verreisen mit
dem Fernbus. Alleine im vergangenen
Jahr waren es laut Statistischem
Bundesamt über neun Millionen. Aus
anfangs nur wenigen Strecken wurden
innerhalb kürzester Zeit mehrere
hundert, Anbieter schießen wie Pilze
aus dem Boden und bieten mittlerweile
rund 5.000 innerdeutsche Fahrten pro
Woche an. Auf knallfarbenem Lack
verkünden sie ihr Angebot: FreiburgMünchen ab 15, Hamburg-Berlin ab
acht Euro.
12
Auch ab Saarbrücken fahren
mittlerweile drei Fernbuslinien:
MeinFernbus, Flixbus und DeinBus.
Da geht es etwa nach Trier, Frankfurt
und Mainz, aber auch nach Berlin,
Köln, Hamburg und München. Mit
dem Fernbus zu reisen ist preislich
meist unschlagbar. Eine Verbindung
von Saarbrücken nach München gibt’s
bereits für 22 Euro. Zum Vergleich: Mit
der Mitfahrgelegenheit zahlt man rund
25 und die Bahn kostet regulär 104
Euro die einfache Fahrt. Generell gilt, je
früher eine Route gebucht wird, desto
größer ist die Chance auf Schnäppchen.
Wer mit dem Fernbus reist, muss nicht
umsteigen. Schneller als mit dem Zug ist
man allerdings nicht. Im Gegenteil: In
der Regel dauert es etwas länger als mit
dem Auto. Für die Strecke Saarbrücken
- München braucht der Bus gute acht
Stunden, da er mehrere Zwischenstopps
einlegt. Mit dem Zug dauert die Reise je
nach Verbindung viereinhalb bis sechs
Stunden. Wer also ein bisschen Zeit
hat, für den sind Fernbusse eine gute
Alternative zur Schiene. Hauptzielgruppe
sind junge Leute, Studenten und
Senioren. Kinder bis 15 Jahre fahren
meist für Sonderpreise. In fast allen
Bussen gibt es Gratis-WLAN, manche
bieten eine kostenlose Platzreservierung,
Studentenrabatt oder Ermäßigung
für Schwerbehinderte. Getränke und
Snacks werden fast überall ab 1,50 Euro
angeboten, Toiletten sind immer an Bord.
Bevor man eine Fernbus-Fahrt bucht,
lohnt sich ein Vergleich, denn die
Preisspannen sind oft groß. Auf manchen
Strecken kann der Kilometerpreis
beim günstigsten Anbieter bei knapp
vier Cent liegen, beim teuersten bei
über 26 Cent, so ein Testergebnis des
Deutschen Instituts für Servicequalität
(DISQ) in Hamburg. Suchmaschinen wie
busticket.de, checkmybus.de, fernbusse.
de oder FahrtenFuchs.de helfen, die
schnellste Linie und den besten Preis
herauszufiltern. Gebucht wird dann
direkt beim Veranstalter. Plattformen
wie busliniensuche.de oder GoEuro.de
ziehen sogar Preis- und Zeitvergleiche mit
Angeboten der Bahn.
Text: Anke Bauer
Fotos: PR
Völkerverständigung
Unterwegs
im Zeichen
des Friedens
Einmal aussteigen – davon
träumen viele. Bei sogenannten
Friedensdiensten können
junge Menschen ein Jahr
in einer anderen Welt, mit
anderen Menschen, anderen
Problemen und einer anderen
Kultur leben und arbeiten.
Straßenkinder in der Hauptstadt
Paraguays dabei unterstützen, ihre
schulische Bildung zu verbessern,
Schulklassen durch das Anne-FrankHaus in Amsterdam führen oder
Freizeitangebote für behinderte
Menschen in der Westukraine gestalten.
Fast überall auf der Welt können
junge Menschen einen freiwilligen
Friedensdienst leisten. Anders als
das Freiwillige Soziale Jahr und der
Bundesfreiwilligendienst bietet der
Friedendienst im Ausland nicht nur die
Möglichkeit, sich fernab touristischer
Pfade sozial zu engagieren, sondern
auch einen Beitrag zur Entwicklungshilfe
und Versöhnungsarbeit zu leisten.
Freiwillige Friedensdienste sind laut
Bundesfamilienministerium aus dem
Gedanken der Verständigung und
Versöhnung zwischen den Völkern
entstanden. Mit Blick auf den Ersten
Weltkrieg, dessen Beginn sich dieses Jahr
zum 100. Mal jährt, sowie den SyrienKonflikt und die Ukraine-Krise ist der
Friedensdienst vielleicht wichtiger
denn je.
120 anerkannte Träger gibt es im
Internationalen Jugendfreiwilligendienst
des Bundesfamilienministeriums
(BMFSFJ). Sieben davon tragen
nach Auskunft des BMFSFJ
den Namen „Friedensdienst“
beziehungsweise „Friedensarbeit“.
So zum Beispiel die Arbeitsstelle
Auslandsfreiwilligendienste/freiwilliger
Friedensdienst der Evangelischen Kirche
im Rheinland (EKiR). Zwölf Monate
dauert der Friedendienst im jeweiligen
Gastland. Zwar erhält der Freiwillige
keinen Lohn, jedoch ein Taschengeld,
das je nach Land zwischen 100 und 150
Euro variiert. Wer teilnehmen will, muss
zwischen 18 und 27 Jahre alt sein.
Bislang ist die Beteiligung junger
Menschen aus dem Saarland eher
verhalten, wie aus Zahlen der EKiR
hervorgeht. 2012 und 2013 kamen von
52 Freiwilligen, die die EKiR ins Ausland
entsandte, drei aus dem Saarland. Unter
ihnen war Maike Paulus, die sich für
ein Jahr im US-Bundesstaat Missouri/
St. Louis engagierte. Sie half in einer
christlichen Einrichtung, wo sie in
einem Kindergarten arbeitete und
straffällig gewordene Jugendliche
betreute. In den zwölf Monaten habe
sie sehr viel gelernt, sagt die 20-Jährige
aus Saarbrücken. Eigenständiger und
selbstbewusster sei sie geworden,
begegne jetzt Menschen offener. Ihr
Fazit: „Der Friedensdienst war das
Beste, was ich nach dem Abitur machen
konnte.“
Auch der Verein Soziale Friedensdienste
im Ausland (Sofia) mit Sitz in Trier
vermittelt und organisiert freiwillige
Friedens- und Versöhnungsdienste,
unter anderem in Ruanda, Indien und
Bolivien. Am 1. August sind unter
anderem sieben Freiwillige aus dem
Saarland zu einem 13-monatigen
sozialen Friedensdienst nach Rumänien,
Malawi, Indien, Ukraine, Kolumbien
und Kroatien aufgebrochen. Je
nach Durchschnittseinkommen und
Lebenshaltungskosten des Gastlandes
erhalten Freiwillige zwischen 100 und
140 Euro Taschengeld. Besonderen Wert
legt Sofia darauf, dass die Bewerber
in der Lage sind, sich auf eine andere
Landeskultur einzulassen. Wer sich
bewerben will, sollte mindestens 18
sein. Eine Altersgrenze gibt es hingegen
nicht.
Text: Benjamin Rannenberg
Foto: Privat
Maike Paulus
aus Saarbrücken
bei Ihrem Einsatz in St.Louis
im Bundesstaat Missouri
Im Internet:
www.bmfsfj.de
www.aktiv-zivil.de
www.bistum-trier.de/zivi/sofia-trier
13
Die Augen immer auf die
Kompassnadel gerichtet,
marschieren sie durch den
Wald auf der Suche nach einem
kleinen Kästchen. Kenner
bezeichnen das Geocaching
auch als GPS-gestützte
Schnitzeljagd. Das Hobby führt
manchen an Orte, an die er
sonst nie gekommen wäre.
rätseln
Die Spaziergängerin marschiert in
strammem Schritt vorbei in Richtung
Wald. Den beiden jungen Männern,
die mit ihren Smartphones an der
Einmündung stehen und die Buchstaben
des Wegweisers abzählen, schenkt
sie keinerlei Beachtung. Während sie
zielstrebig vorbeiwandert, als wisse
sie genau, wohin ihr Weg sie führe,
haben Dennis Thiel und Jonas Röpnack
aus Geislautern noch keine Ahnung, in
welche Richtung es für sie in dem Wald
am Saarbrücker Stadtrand gehen soll.
Dennis und Jonas sind Geocacher,
sie wandern, rätseln und entdecken
neue Plätze. Ihr Hobby ist eine noch
relativ junge Freizeitbeschäftigung.
Sie entstand, nachdem im Jahr
2000 das zuvor nur für militärische
Zwecke genutzte globale
Navigationssatellitensystem GPS
auch für den zivilen Gebrauch
nutzbar wurde. Mittlerweile hat sich
Geocaching von der Liebhaberei
einer kleinen, technikaffinen InsiderGruppe zum massentauglichen
Zeitvertreib entwickelt. 2,4 Millionen
versteckte Caches weltweit zählt alleine
geocaching.com, die größte Plattform
für diese GPS-gestützte „Schnitzeljagd
2.0“, wie sie Experte und Buchautor
Markus Gründel nennt.
Tatsächlich funktioniert das Spiel
ähnlich wie eine Schnitzeljagd. „Nur der
Vorteil ist, dass die Community für mich
die Schnitzeljagd macht“, beschreibt
Gründel. Erfahrene Geocacher
verstecken einen Behälter, den Cache.
Zu finden ist er über die richtigen
Koordinaten und Informationen
dazu stellt der „Besitzer“ des Caches,
„Owner“ genannt, in eine InternetDatenbank. Dort können sich andere
Geocacher bedienen, um auf Suche zu
gehen.
14
In einer solchen Datenbank haben auch
Dennis und Jonas gestöbert. Sie haben
sich für einen sogenannten MultiCache entschieden. Im Gegensatz zum
einfachen Cache, bei dem im Internet
direkt die Koordinaten des Verstecks
stehen, das der Spieler mithilfe eines
GPS-Geräts finden muss, müssen sie nun
mehrere Stationen bis zum Ziel hinter
sich bringen. An jeder Station gilt es
ein Rätsel zu lösen, dessen Ergebnis die
Koordinaten für die nächste Station
darstellt.
Aus dem Wegweiser am Waldrand
haben Jonas und Dennis die nächste
Zielkoordinate errätselt. Gen Norden
soll es nun gehen. Norden? Die
Kompassnadel auf Dennis’ Smartphone
zeigt nach links – die Nadel auf dem
Bildschirm von Jonas’ GPS-Gerät zeigt
nach rechts. Verwirrung in beiden
Gesichtern. „Wir versuchen es erst mal
mit meinem Weg“, bestimmt Jonas.
„Wenn der falsch ist, drehen wir um und
erzählen es keinem.“
Es geht tiefer in den Wald, eben noch
das monotone Rauschen der Landstraße
im Ohr, herrscht nun Stille. Gestrüpp
hängt in den Pfad, der Wind wirft
Wassertropfen vom vorangegangenen
Regenschauer von den Baumwipfeln
herab. Entschlossen laufen die beiden
Geocacher vorne weg.
suchen
wandern
Jonas
Dennis
Mit Geocachern
unterwegs
auf der Jagd
nach der Dose
Freiwillig an einem Nachmittag in
den Wald zu gehen – bevor er vor
gut einem Jahr mit dem Geocaching
angefangen habe, habe es das bei ihm
nicht gegeben, erzählt Dennis. „Als
Kind war ich noch mit meinem Opa im
Wald. Als Jugendlicher nicht mehr.“
Zum Geocaching gekommen sei er
auf einer Urlaubsreise. „Dort habe ich
mal mitgemacht.“ Zuhause hätten sich
dann schnell Mitstreiter gefunden.
In wechselnder Besetzung sind sie
nun regelmäßig in der Großregion
unterwegs.
Nach gut eineinhalb Stunden rätseln und
der Kompassnadel folgen, ist die Lösung
zum Greifen nahe. Noch ein Rechenrätsel
trennt die beiden Geocacher von der
entscheidenden Koordinate. „Lieber
noch mal nachzählen“, meint Dennis
und macht sich mit Stift und Papier ein
zweites Mal über die Aufgabe her.
Text: Caroline Uhl
Fotos: Pasquale D‘Angiolillo
Stift, Papier, GPS-Gerät und Akku, das
sind die wichtigsten Utensilien, die ein
Geocacher bei sich tragen sollte. Auch
eine Taschenlampe sei sinnvoll, ergänzt
Gründel. Außerdem Draht, „womit
man stochern kann“, ein Spiegel, um
verwinkelte Ecken abzusuchen, und
Feuchttücher. „Manchmal muss man
in den Dreck greifen.“ Braucht’s noch
mehr Utensilien, so stehe das oft in der
Beschreibung in der Datenbank dabei,
erklärt Gründel.
Eine große Sonderausstattung ist auf
der Tour durch den Saarbrücker Wald
nicht nötig. Ein letztes Mal geht es einen
schmalen Pfad entlang. „Da muss es
sein“, sagt Dennis, blickt sich um. Ein
unscheinbares Fleckchen Wald. Aber
dann, in Windeseile haben sie sie schon
gefunden: versteckt unter Reisig und
Steinen, eine Brotdose, der Cache. „Auf
der letzten Station achte ich darauf,
wo Sachen unnatürlich liegen, wo die
Baumrinde auffällig aussieht oder wo
ein Häufchen aufgetürmt ist, das Mutter
Natur bestimmt nicht so gelegt hat“,
erzählt Dennis.
In der Dose liegen allerlei Kleinigkeiten,
Spielkarten, Überraschungsei-Figuren,
ein Kinder-Kamm. „Das ist zum
Tauschen“, erklärt Jonas, und legt selbst
eine mitgebrachte Karte dazu. Das
Interessanteste in der Box ist aber das
Notizbuch. Hier schreibt sich jeder rein,
der den Cache gefunden hat. Seit 2011
liegt dieser schon hier, zum letzten Mal
war ein Geocacher vor zwei Wochen da
gewesen.
Dennis und Jonas schreiben sich
dazu. Dann legen sie die Box wieder
zurück in ihr Versteck. In der InternetDatenbank könnten sie nun ebenfalls
der Geocaching-Gemeinde mitteilen,
dass sie den Cache gefunden haben.
„Aber das ist mir gar nicht so wichtig“,
meint Dennis. Die Tour durch den
Wald, das Entdecken neuer Orte, die
„Schnitzeljagd 2.0“ – das allein reiche
ihm zur Motivation bei der Suche.
15
Keine halben
Hanteln stemmen, Klimmzüge machen
und Rudern – die Trend-Sportart
CrossFit verbindet unterschiedliche
Sportzweige miteinander, ist
maximal anstrengend und simpel
zugleich. Wir haben es ausprobiert.
Härtestes Workout der Welt, sich quälen
wie ein US-Marine, nichts für Weicheier
und keine halben Sachen: Wer im Netz
Infos zum Thema CrossFit sucht, stößt
auf furchterregende oder zumindest
Respekt einflößende Beschreibungen
der Trend-Sportart aus den USA, nach
der auch Polizisten, Rettungskräfte und
militärische Spezialeinheiten trainieren.
So schlimm kann es nicht sein, schließlich
treibe ich regelmäßig Sport, denke
ich mir – und melde mich zu einem
Probetraining bei CrossFit Saar in
Völklingen an.
Begrüßt werde ich an diesem
Samstagmorgen mit einem
sympathischen Lächeln von Gründer
und Cheftrainer Gerrit Sittler, der mir
stolz seine insgesamt 650 Quadratmeter
große „Box“ zeigt – so nennt man die
Trainingsanlagen beim CrossFit. Die
Geräte in der ehemaligen Tennishalle
wirken simpel, etwas provisorisch,
machen aber Eindruck: Klimmzuganlage,
Klettertaue bis unter die Decke,
Hanteln und Gewichte in allen
möglichen Größen und Formen. Neben
Rudergeräten stehen sandgefüllte
Säcke, Atlassteine und 200 Kilo schwere,
riesige Traktorreifen. „Das ist unsere
Strongman-Ecke, ein kleiner Spielplatz
für Erwachsene“, sagt Gerrit lachend.
16
CrossFit erinnert ein wenig an
Zirkeltraining: eine Mischung aus
Kondition, Gewichtheben und
Turnen. Man trainiert in Gruppen
und immer unter Aufsicht eines
Trainers. „Das Ganzkörpertraining ist
hochintensiv, effektiv und funktionell,
die Übungen sind einfach, es steckt
aber viel dahinter“, erklärt Gerrit.
Auf dem Programm stehen Sit-Ups,
Kniebeugen, Liegestütze, Klimmzüge
und Gewichtheben. Und das alles in
verschiedenen Varianten – jeder bis zu
seiner persönlichen Leistungsgrenze,
halbe Sachen gibt es nicht. Ziel sei es,
nicht nur Muskeln aufzubauen, sondern
auch Koordination, Geschwindigkeit,
Schnell- und Maximalkraft,
Kraftausdauer und Flexibilität
verbessern. Gelitten wird gemeinsam:
„Das intensive Training schweißt die
Leute zusammen, man feuert sich
an, trägt Wettkämpfe aus und hilft
einander“, sagt Gerrit. Mitmachen
könne jeder. Der 35-jährige diplomierte
Sportwissenschaftler erzählt, dass durch
das effektive Training Ergebnisse schnell
sichtbar sind. Das glaube ich ihm direkt,
als ich ihn und Trainer Frank anschaue.
Wir beginnen mit dem Aufwärmen:
Einen Kilometer rudern, Kniebeugen,
Liegestütze, Ausfallschritte. Geht noch.
Dann erklärt uns Frank die Hauptübung
unserer Trainingseinheit: Sogenannte
Squats, intensive Kniebeugen in drei
Varianten: ohne Gewicht, mit Gewicht
auf der Brust und mit ausgestreckten
Armen über dem Kopf. Klingt
unkompliziert, bedarf aber einer Menge
Koordination.
Mir brennen schnell
die Schenkel – Bauch, Rücken und
Schultern machen sich auch bemerkbar.
„Rücken gerade, aufrechter, Hintern
weiter nach unten.“ Frank korrigiert
uns solange, bis er zufrieden ist. Dann
kommt das „eigentliche Training“, das
sogenannte Workout of the Day (WOD).
„WODs sind standardisierte Workouts,
die die Leistung vergleichbar machen“,
erklärt er. Sie tragen meist nette
Frauennamen wie Annie, Cindy oder
Helen, das dazugehörige Training in
Runden, auf Zeit oder in Intervallen hat
es gewaltig in sich.
Wir sollen die vorher geübten Squats
in einer bestimmten Reihenfolge auf
Zeit kombinieren. Jede Runde wird
die Anzahl gesteigert – innerhalb
einer Minute müssen also von Runde
zu Runde mehr Kniebeugen gemacht
werden, die Pausen dazwischen werden
kürzer. Dazu dröhnt Musik, Frank
feuert uns an. Anstrengend, aber ich
halte durch. Und bin danach nicht
nur nassgeschwitzt, sondern auch
glücklich. Mit dem üblichen Training
im Fitnessstudio war das nicht zu
vergleichen. Das anschließende WOD
für Arme und Schultern lasse ich aber
sausen – zum Glück: der Muskelkater,
der sich am nächsten Tag brustabwärts
ausbreitet, reicht allemal. Dennoch stellt
sich auch bei mir ein, was Gerrit am
Anfang unseres Gesprächs sagte: Wer
einmal kommt, will wiederkommen.
Text: Anke Bauer
Fotos: CrossFit Saar
Weitere Infos:
www.crossfit-saar.de
www.x-dynamics.de
Von Rollläden,
Rollrasen und
Rouladen
Eine
Saarbrücker
Band
schwelgt
in Erinnerungen
an Kindertage und
erzählt Geschichten
vom Erwachsenwerden.
Noch sind sie ein Geheimtipp. Aber
das wird bestimmt nicht mehr lange
so bleiben. „Le Magnétophone“ heißt
die Band um die beiden Saarländer
David Scheidt und Jonas Lang,
die man gern sofort auf Tournee
durch die ganze Republik schicken
würde. Mit „Ne marche plus“,
ihrem vorzüglichen Debüt-Album,
das sie mit so originellen Ideen wie
„Musikkaugummi-Automaten“, aus
denen man Download-Codes ziehen
konnte, Wohnzimmerkonzerten und mit
Crowdfunding finanziert haben.
Anti-Folk nennt die Band selbst ihren
musikalischen Stil. „Wir bedienen uns
halt oft im Folk, haben aber einen
punkigen Anklang, denn wir kommen
alle aus dem Punk-Rock und ich noch
aus dem Hiphop“, sagt Scheidt. Nach
der Auflösung seiner Ska-Core-Band
„My Cat is Emo too“ machte er (Gesang,
Gitarre, Bluesharp) mit Kumpel Jonas
Lang (Gitarre, Banjo) erst im Duo weiter,
bevor sie für Live-Auftritte mit dem
„Magnétophone“ immer mehr Musiker
um sich scharten. Max Popp - Gitarre,
David Windmüller - Drums, Alex Dahlem
- Bass, Leonie Scheidt - Background
Vocals und hin und wieder auch Rike
Simon an der Geige sind dabei. Alle sind
Saarländer, zwischen 18 und Mitte 30,
und betreiben die Band neben anderen
Jobs wie Erzieher, Sozialarbeiter,
Studentin, Schülerin oder auch Musiker.
Was sie die „Karriere“ völlig entspannt
angehen lässt.
Wobei ihre Titel bei Live-Auftritten, die
sie auch schon mal bis nach Hamburg,
Wien oder Kaufbeuren führen, bewusst
ein wenig schrammeliger klingen sollen
als auf CD. Da erweist sich Scheidt,
der Tontechnik studiert hat und selbst
aufnimmt, mischt und mastert, dann
als echter Perfektionist. Auch die Texte
stammen aus seiner Feder. Der gebürtige
Dudweiler schreibt Songs, seit er 15 ist.
Und die Texte haben es in sich. Nicht nur
jede Menge literarische Anspielungen.
„Es ist verrückt, wie viel Kindheit von
dir da drin steckt“, habe ihm eine alte
Nachbarin gesagt, erzählt Scheidt. Auch
sehr viel typisch Saarländisches. Das
fängt an bei der Geburtstagsfeier, bei
der es viel zu viel zu essen gibt. „Die
Rollläden sind zu, der Rollrasen gemäht,
die Rouladen gewickelt, es gibt zehn
Erdbeerrollen und einen Kuchen aus
Käse“, heißt es in „Kakteen“. Auch
Kneipen kann man wiedererkennen,
bei denen „die Eisenbahn an der Decke
schon lang nicht mehr fährt“. Worum
es Scheidt aber vor allem geht, ist das
Lebensgefühl der um die 30-Jährigen,
die sich, wie er selbst, auf einmal ein
Haus kaufen und Angst haben, dass
ihre Jugendträume flöten gehen und
sie nun neben anderen „Steingarten“Besitzern und auf Feuerwehr-Dorffesten
verspießern. So was fühlt man nicht nur
in Mandelbachtal, auch im Münsterland
oder der Uckermark. Auch wenn die
Songs oft melancholisch klingen.
Scheidt selbst hat gar nichts gegen
Feuerwehrfeste: „Im Gegenteil, das
inspiriert mich!“
Und warum nennen sie sich nun
„Le Magnétophone“,
obwohl sie Deutsch singen?
Auch das habe mit der Kindheit
zu tun.
„Im Französischunterricht
Mitte der 90er hatten wir dieses Buch
Etudes Françaises, Erstausgabe 1972,
das war so dermaßen was von uncool“,
erzählt Scheidt grinsend. „Da wurde in
einer Lektion immer noch das kaputte
Magnétophone repariert, obwohl es
gar keine Kassettenrekorder mehr gab,
sondern CD-Player.“
Text: Silvia Buss
Foto: Le Magnétophone/Chris Histel
Weitere Infos:
www.lemagnetophone.de
www.facebook.com/lemagnetophone
17
FLÜCHT
Ein
Europa schottet seine
Außengrenzen systematisch
ab. Doch die Zahl derer, die hier
Zuflucht suchen, wächst ständig.
Sie kommen übers Meer, drängen sich
zu Hunderten in winzigen Booten. Sie
fliehen aus ihrer Heimat aus Hunger,
wegen Bürgerkriegen, Unruhen,
Seuchen. Oder weil sie verfolgt und
unterdrückt werden, wegen ihrer
Religion, ihrer Stammeszugehörigkeit,
ihres Geschlechts. Weltweit sind nach
Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe
über 51 Millionen Menschen auf der
Flucht. Ein Großteil von ihnen bewegt
sich dabei innerhalb eines Landes oder
Kontinents. Deshalb bekommen wir in
Europa und erst recht in Deutschland
von dieser Dimension nur wenig mit.
Wir nehmen Flüchtlinge vor allem dann
wahr, wenn wieder eine Horrormeldung
Schlagzeilen macht: Dass etwa Hunderte
auf ihrer Flucht von Afrika nach Europa
kurz vor dem rettenden Festland in
Spanien oder Italien ertrunken sind.
Wie letztes Jahr im Oktober, als 366
Eritreer im Mittelmeer vor Italien den
Tod fanden. Das hat Italien so geschockt,
dass seither die Marine angewiesen ist,
gezielt nach Flüchtlingsbooten Ausschau
zu halten. Tausende Flüchtlinge hat sie
seither gerettet, im Juni innerhalb von
48 Stunden über 5.000 Menschen. Seit
Jahresbeginn erreichten über 70.000
Afrikaner Italien, so viele wie nie
zuvor. Die meisten landen auf der Insel
Lampedusa, weil sie nur 130 Kilometer
vor der Küste Tunesiens liegt. Die
Flüchtlingslager sind heillos überfüllt.
Schon im Juli letzten Jahres hatte Papst
Franziskus bei einem Besuch der Insel die
„Globalisierung der Gleichgültigkeit“
beklagt. In diesem Sommer erinnerte er
wieder an das Drama, „das kein Ende
zu haben scheint“. Und er wiederholte
seinen Appell an die Behörden, auch
die europäischen, mehr Mut und
Großzügigkeit an den Tag zu legen.
Auch die italienische Regierung
appelliert an die anderen europäischen
Länder, sie mit der Bewältigung des
Flüchtlingselends nicht allein zu lassen.
18
Drama
ohne Ende
LINGE
Doch genau hier liegt das Problem.
Denn nach der geltenden Gesetzeslage
müssen Flüchtlinge in dem europäischen
Land einen Antrag auf Asyl stellen,
das sie als erstes betreten. Damit sind
Länder ohne Küste am Mittelmeer fein
raus. Wie etwa Deutschland. Das kann
sogar Menschen, die sich bis hierher
durchgeschlagen haben, wieder nach
Italien zurückschicken. Dort sehen
jedoch die wenigsten eine Perspektive
für sich. Die meisten Flüchtlinge
wollen in die nördlicheren EU-Länder,
weil sie sich dort mehr Chancen auf
Arbeit erhoffen. Allein in Deutschland
beantragten letztes Jahr 127.000
Menschen Asyl. Und es werden dieses
Jahr noch mehr werden. Der Krieg in
Syrien, die Krise im Kongo, die Lage in
der Ukraine verschärfen die Situation.
Derzeit setzt die europäische
Flüchtlingspolitik auf Abschottung nach
außen und lässt einige wenige Länder
die Hauptlasten tragen. Deshalb fordern
immer mehr Kritiker eine Änderung des
europäischen Flüchtlingsrechts. Gegen
die derzeitige Politik Europas wandte
sich etwa ein von Flüchtlingen selbst
organisierter „Marsch für die Freiheit“
von Straßburg nach Brüssel, der auch im
Saarland Station machte. Die Flüchtlinge
und ihre Unterstützer demonstrierten
dabei gegen das herrschende System der
Grenzsicherung, das bisher Tausende das
Leben gekostet habe.
Text: Gabi Hartmann
Fotos: picture alliance
19
urKultKultur
Zu Besuch im
erweiterten
Wohnzimmer
Das Saarbrücker Theater
sparte4 ist anders als andere
Spielstätten. Hier versucht
man nicht nur, Welten jenseits
des Westentaschenformats
auf die Bühne zu bekommen,
die Zuschauer können aus
gemütlichen Sitzsäcken auch
Konzerte, Lesungen und den
„Tatort“ verfolgen.
Es soll ja Leute geben, die nicht ins
Theater gehen – und zwar aus Gründen
wie: „Mein Gott, da müsste ich mich ja
umziehen und in Schale werfen!“ In der
Saarbrücker sparte4 fällt das schon mal
weg. Hier würde eher auffallen, wer mit
Krawatte und Anzug kommt und sich
damit in einen der Sitzsäcke plumpsen
lässt. Im jüngsten und kleinsten Haus
des Saarländischen Staatstheaters (SST)
ist alles etwas anders. Statt protziger
Säulen vorm Prunkbau ein unauffälliges
Nullachtfuffzehn-Mehrstock-Eckhaus mit
Geschäft im Parterre. Schwellenängste?
„Wir sägen täglich an der Schwelle“,
lacht Christoph Diem, der für das
Programm dieser Spielstätte zuständig
ist. Die vergleicht der Regisseur, der
früher auch in Hamburger Clubs als
Plattenaufleger tätig war, gern mit
einem Bolzplatz oder „erweiterten
Wohnzimmer“: „Weil es ein geselliger
Ort ist, wo die Gastronomie fließend
ins Theater übergeht, und weil wir hier
Dinge ausprobieren können – in einem
nur halbkontrollierten Raum.“
20
Am liebsten lässt Diem „entlegene
Stoffe“ auf die Bühne bringen. Damit
meint er Stücke, die gar nicht fürs
Theater gedacht sind. „Die eigentlich
viel zu groß sind für die kleine sparte4“,
wie er sagt. So wie etwa „20.000 Meilen
unterm Meer“, der Sciencefiction-Roman
von Jules Verne, oder „Blair Witch
Project“, der kultige Horrorfilm aus USA.
Welten, die in das Westentaschenformat
der Bühne eigentlich gar nicht
hineinpassen. Da müsse man einiges
mehr an „künstlerischem Gehirnschmalz
investieren“ als bei gewöhnlichen
Stücken, bei denen man manchmal nur
ein Sofa hinstelle und drei Schauspieler
darauf setze, beschreibt Diem den Reiz.
Ein schräges Horrorfilm-Stück hat der
sparte4-Leiter auch für die nächste
Spielzeit angesetzt. Doch in „Pjoengjang
Godzilla. Gartenhaus des Grauen“ liegt
der wahre Horror dort, wo man ihn
nicht vermuten würde: nämlich hinter
der Leinwand.
Denn das Stück dreht sich um Kim JongIl, den inzwischen verstorbenen Diktator
Nordkoreas. Dessen Begeisterung für
das Horrorfilm-Genre ging so weit,
dass er nicht davor zurückschreckte,
einen südkoreanischen Regisseur samt
Gattin nach Pjoengjang entführen zu
lassen, um ihn dazu zu zwingen, eine
nordkoreanische Godzilla-Filmversion
zu drehen. Der Film soll sogar ganz gut
geworden sein, der Regisseur konnte
später fliehen.
Ist vieles in der sparte4 schräg, so ist es
doch nicht immer Horror. Ein ziemlich
erwachsener „Kleiner Prinz“ nach
Saint-Exupéry und ein ziemlich rasanter
„Tschick“, frei nach Wolfgang Herrndorf,
erwiesen sich als dauerausverkaufte
Publikumsrenner und stehen auch im
Herbst wieder auf dem Programm. Und
wer seine Eltern mal ein bisschen quälen
will, sollte sie in das Stück „Angst vor
Teenagern – Ephebiphobia“ mitnehmen.
Das läuft in der neuen
Spielzeit in der sparte4:
Tschick
Pjoengjang Godzilla.
Gartenhaus des Grauens
- Ein Projekt von Anna Kautenburger
und Amelie Hensel, Uraufführung,
Premiere am 26. September
Der Flaschenteufel
- nach Robert Louis Stevenson in der
Fassung von Christoph Diem und Holger
Schröder, Uraufführung, Premiere am
9. November
Muttersprache Mameloschen
- von Marianna Salzmann, Premiere am
18. Januar 2015
Der Blade Runner
- nach Ridley Scott , ein Projekt von
Klaus Gehre, Premiere am 27. März 2015
Fatzer
- von Bertolt Brecht, Premiere am
27. Mai 2015
Nicht nur mit Theater aber lockt die
sparte4, auch Indie-Folk-Konzerte
finden hier statt. Mit Bands aus
England, Kanada, USA, Skandinavien
und Deutschland. Hauptsache gut –
„handgemacht“ und kein Mainstream.
Auch Schriftsteller kommen öfter vorbei,
um zu lesen und Tatort-Fans zum Public
Viewing. Gelegentlich werden auch
mal die Sitzsäcke zwischen Kino-Sesseln
und Bühne weggeräumt, damit sich
das Publikum zu aufgelegten Platten
besser bewegen kann. Die größten
Abräumer in diesem Lokal sind und
bleiben aber die Konzerte der Reihe
„Direktmusik“. Einmal im Monat knöpft
sich Diems Hausband, die „JoJo Achims“,
allerlei Hits der Popmusik-Geschichte
vor und bürstet sie musikalisch völlig
neu auf. Als Sänger kann man da
nicht nur Schauspieler erleben. Auch
Balletttänzerinnen, Beleuchtungsmeister,
die Thekenbedienung oder der
Verwaltungschef treten ans Mikro
und zeigen ungeahnte Talente. Da
klingt dann Extrabreits „Die Schule
brennt“ schon mal wie eine Mischung
aus Samba und Bossa Nova. Über
1.000 Songs haben die Direktmusiker
mittlerweile neu interpretiert. Den
Konzerten geben sie Mottos wie „Alles
was brennt qualmt und zündelt“ oder
auch „Trennungslieder – Sag deinem
Anwalt…“. Und wer nicht reserviert,
kommt gar nicht erst rein, weil‘s immer
voll ist.
Der kleine Prinz
Sparte4
Eisenbahnstr. 22 (Ecke Stengelstr.),
1. Stock, 66111 Saarbrücken
Theater beginnt um 20 Uhr,
alles andere um 21 Uhr
Kartenvorverkauf:
0681 3092-486
Abendkasse:
0681-3092-486
Info: www.sparte4.de
Weiterhin im Programm:
Die Reise nach Petuschki
- nach Wenedikt Jerofejew
Tschick
- nach Wolfgang Herrndorf
Der kleine Prinz
- nach Antoine de Saint-Exupéry
Ephebiphobia (Angst vor Teenagern)
- von Tamsin Oglesby
Text: Silvia Buss
Fotos: SST
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Wir alle kennen sie:
Bilder von misshandelten Tieren,
in sozialen Netzwerken
geteilt und mit empörten
Kommentaren versehen – meist
ohne Konsequenz. Ralf von
„Barfight Jim‘s Dog Charity“
engagiert sich auch im echten
Leben für Tiere in Not. Wie
er dazu kam und was jeder
Einzelne tun kann, darüber
haben wir mit Ralf gesprochen.
in-4mation: Hallo Ralf, magst du dich
mal kurz vorstellen? Ralf: Ich bin 34 Jahre, gelernter
Mediengestalter. Neben meinem
Job, meinem Fashionlabel (BARFIGHT
CLOTHING), bin ich Sänger in einer
Death Metal Band und betreibe noch ein
Tierschutzprojekt, welches mir wirklich
sehr am Herzen liegt.
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in-4mation: Seit wann engagierst du
dich für den Tierschutz und wie kam es
dazu? in-4mation: Was unterscheidet „Barfight
Jim‘s Dog Charity“ von anderen
Spendenaktionen? Ralf: Ich bin da einfach reingeschlittert.
Durch unseren ersten Hund haben wir
jede Menge Leute kennengelernt, die
sehr aktiv Tierschutz betreiben. Viele
von ihnen hatten Tiere aus Spanien,
Rumänien, Griechenland und so weiter.
Meistens aus Tötungsstationen oder
halb verhungert und/oder angefahren
auf den Straßen aufgegriffen, als
Welpen auf den Müll geworfen und
andere Grausamkeiten. Hunde, die man
mittlerweile fröhlich spielend auf der
Wiese sieht, denen man meistens ihre
Vergangenheit nicht mehr anmerkt. Inzwischen habe ich auch selbst
einen Hund aus einer spanischen
Tötungsstation adoptiert und er ist das
Liebste, was ich habe.
Ralf: Wir arbeiten ausschließlich
mit Tierschutzvereinen und Asylen
zusammen, die wir persönlich kennen.
Für mich ist es wichtig, vor Ort einen
Ansprechpartner zu haben, dem ich
100 Prozent vertraue. Nur so kommt
die Hilfe auch wirklich dort an, wo
sie gebraucht wird. Es gibt leider zu
viele schwarze Schafe. Ebenfalls legen
wir sehr viel Wert auf die Transparenz
unserer Aktionen. Unsere Unterstützer
können immer verfolgen, was mit ihren
Spenden passiert. Sei es durch FacebookFotoalben von Ankunft und Übergabe
oder sogar durch die Möglichkeit, die
Transporte zu begleiten und an der
Spendenübergabe direkt teilzunehmen.
Zwei Spenderinnen sind tatsächlich
schon mitgefahren und haben sich live
davon überzeugen können, welch tolle
Arbeit vor Ort geleistet wird. in-4mation: Was macht „Barfight Jim`s
Dog Charity“ genau und welche Ziele
verfolgst du damit?
Ralf: In erster Linie sammeln wir Futterund Sachspenden (Decken, Leinen,
Geschirre, Betten...) für Tierheime
und Asyle. Wir unterstützen die
Menschen, die sich mit so viel Herzblut
engagieren. Ebenfalls finde ich es
enorm wichtig, Leute aufzuklären über die großen Probleme im Ausland
und deren Hintergründe. Aber auch
die Probleme im eigenen Land wie
Billigwelpenhandel, Qualzüchter,
den angeblichen „Kunstpelz“
und vieles mehr. Viele Menschen
wissen zum Beispiel nicht, dass ihr
„Kunstpelzbesatz“ an der Kapuze
viel Leid mit sich bringt. Durch die
mangelnde Deklarationspflicht in
Deutschland wird oft doch echter Pelz
verwendet, weil er in der Herstellung
leider billiger ist.
in-4mation: Was motiviert dich
weiterzumachen? Ralf: Die kleinen Happy Ends. Hunde, die
hier ankommen und nun ein angstfreies
Leben führen können. Es gibt nichts
Schöneres, als einen Hund wieder
unbedarft spielen zu sehen – gerade
wenn man seine Leidensgeschichte
kennt. in-4mation: Woran mangelt es am
meisten und wie kann man dich
unterstützen?
Ralf: Hauptsächlich mangelt es natürlich
an Futter. Eine Spendenmenge von
300 Kilo bei circa 300 Hunden (wie wir
sie in einigen Heimen haben) reicht
gerade mal ein paar Tage. Man muss
nicht viel spenden. Wenn jeder etwa
nur einen Drei-Kilo-Sack Trockenfutter
von Lidl oder Aldi für drei Euro geben
würde, könnten wir in der Masse
schon viel bewirken. Außerdem bin
ich über jeden froh, der sich aktiv
über Tierschutzthemen wie etwa
Welpenhandel sowie die Gewinnung
von Kunstpelzen informiert und
sein Wissen teilt. Das Verbreiten von
Informationen ist im wahrsten Sinne des
Wortes lebenswichtig.
Text: Danielle Deckert
Fotos: fotolia, dogcharity
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Tropfen
Beide haben die gleiche fatale Wirkung:
„Die Betroffene bleibt steuerungsfähig,
macht alles, was das Gegenüber will
– und kann sich am nächsten Morgen
an nichts mehr erinnern“, beschreibt
Hans-Jürgen Maurer, Drogenexperte
beim Landesinstitut für Präventives
Handeln. Täter nutzen den berauschten
Zustand für Übergriffe aus. Die Mädchen
bleiben zurück mit den sichtbaren
Spuren des Geschehens und mit ihrer
Ungewissheit, weil sie sich nicht oder
nur in Fragmenten erinnern können.
Im Club kurz das Getränk stehen
gelassen oder den Cocktail von dem
netten Bekannten angenommen – es
fängt meist harmlos an. Aber harmlos
ist das, was für Mädchen dann folgt,
gar nicht: Es geht um Körperverletzung,
sexuelle Nötigung oder gar
Vergewaltigung.
Deutschlandweit warnen Polizei und
Beratungsstellen vor Übergriffen
mit K.O.-Tropfen. Darunter fallen
die Drogen, die einer Person ohne
deren Wissen eingeflößt werden und
sie hilf- und willenlos machen, allen
voran die „Liquid Ecstasy“ genannte
Gammahydroxybuttersäure und
Gamma-Butyrolacton.
Zur Verantwortung ziehen lassen
sich die Täter, die mit K.O.-Tropfen
hantieren, aber nur schwer. Ihre Opfer
haben massive Erinnerungslücken und
die Substanz lässt sich nur wenige
Stunden nach der Verabreichung in
Blut und Urin nachweisen. In vielen, bei
der Polizei registrierten Fällen geht es
deshalb nur mehr um den „Verdacht der
Verabreichung“, wie aus der Antwort
der Landesregierung auf eine Anfrage
der Grünen-Fraktion vom vergangenen
Jahr zum Thema K.O.-Tropfen
hervorgeht. Tatsächliche Zahlen sind im
Grunde kaum zu ermitteln.
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Das Getränk hat geschmeckt
wie immer, doch die Wirkung
war fatal:
Mit heimlich verabreichten
K.O.-Tropfen wollen sich Täter
Mädchen und Frauen gefügig
machen. Sie zu überführen ist
oft schwierig. Opfern bietet die
Beratungsstelle Nele Hilfe und
Beistand.
„Sexuelle Gewalt ist eine extreme,
massive Grenzverletzung“, sagt Lisa
Grimm von Nele, der Saarbrücker
Beratung gegen sexuelle Ausbeutung
von Mädchen. Und dennoch machten
sich viele Mädchen erst einmal selbst
Vorwürfe: „Häufig entwickeln sie die
Idee, zu leichtgläubig gewesen zu
sein, sagen: ,Ich hätte mir keinen Drink
ausgeben lassen sollen’“, beschreibt
Grimm. Doch ein anderer Gedanke sei
richtig: „Unsere Botschaft ist: Du bist
nicht schuld!“, betont sie. „Derartige
Taten sind in der Regel geplant.“ Die
Verantwortung für die Tat trage der
Täter.
Wer feiern geht, sollte
deshalb Vorsicht walten
lassen: „Getränke nicht
offen stehen lassen! Und
keine offenen Getränke von
anderen annehmen!“, mahnt Maurer.
Besteht dennoch die Vermutung, Opfer
von K.O.-Tropfen geworden zu sein,
sollten möglichst schnell Urin- und
Bluttest folgen. Für diejenigen, die
erst einmal keine Polizei einschalten
wollen, bietet die Rechtsmedizin am
Saarbrücker Winterbergklinikum eine
Opferambulanz. Dort werden Beweise
gesichert, die dann bei einer späteren
Anzeige verwertet werden können.
Nele hilft den Mädchen und deren
Vertrauenspersonen außerdem dabei,
wie sie am besten mit derartigen
Erlebnissen umgehen können. Auf
Wunsch leisten die Mitarbeiterinnen
auch Beistand bei Anzeigen und
Gerichtsverfahren. Das Angebot gilt
übrigens nicht nur für Vorfälle mit K.O.Tropfen, sondern für alle Fälle, in denen
Mädchen Opfer sexueller Ausbeutung
geworden sind.
Text: Caroline Uhl
Fotos: picture alliance
Beratung und Hilfe:
Nele
Telefon: (0681) 32043
E-Mail: [email protected]
Internet:
www.nele-saarland.de
Für Frauen
ab 21 Jahren
Frauennotruf Saarland
Telefon: (0681) 36767
Internet:
www.frauennotruf-saarland.de
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