Are you asking the right question?

Transcrição

Are you asking the right question?
Are you asking
the right
question?
Orientierung und Transparenz im Umgang
mit online – Suchmaschinen
Alice Schwab
Agent Brown
«Perhaps we are
asking the
wrong questions.»
The Matrix, 1999 (imdb.com 1)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7
Motivation
9
1 Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Relevanz dieser Arbeit
11
Umgang und Auswirkungen aktueller Medien
15
Sind digitale Suchmaschinen ein Medium?
16
Auswirkungen der Medien
17
Zeitstrahl der Entstehung von online-Suchmaschinen
Einschub Bilddenken I
2 Abstrakt
49
3Forschungsfrage
21
24
51
4Methodik
2.1 Visuelle Assoziationen
53
2.2 Workshop Junior Design ZHdK
2.3Interviews
55
2.4Konfrontationen
56
54
5 Umsetzung
5.1 Gesamtrückblick auf die bisherige Forschung und Schlussfolgerung
in Beziehung auf das Artefakt
65
5.2Fragebogen
65
5.3 Aufbau des Artefaktes
66
6 Fazit und Blick in die Zukunft
Einschub Bilddenken II
Impressum
Gestaltung Alice Schwab
Druck Freiburger Grafische Betriebe, Freiburg, www.fgb.de
Papier Normaset Puro 100gm2
Umschlag WICOTEX TDM 035008
Prägung KURZ COLORIT 931
Schrift
Grotesque MT Std Bold, Regular, Light
Verfasst im Rahmen des Masters of Design, Visuelle Systeme (Kommunikation)
ZHdK Zürich, 2013 von Alice Schwab
Danksagung
101
Quellenverzeichnis Text
Quellenverzeichnis Bild
76
102
105
Anhang
a
b
c
d
Gespräch ElisabethVercelloni
111
Gespräch Martin Feuz
115
Gespräch Mitch Hatscher
122
Konfrontationen 1 bis 6
124
73
Vorwort
Das Internet wird immer stärker mit unserem Alltag verwebt. Suchmaschinen halten dank ihrer Funktion eine Schlüsselposition inne, was
ein gutes Verständnis und adäquates Benützen umso wichtiger macht.
Wieviel wissen Suchmaschinen über uns? Und was passiert mit diesen
Informationen, jetzt und in der Zukunft?
Diese Arbeit ist in dem Studiengang der Kommunikation
(Visuelle Systeme) an der ZHdK im Rahmen des Masters in Design
Kommunikation entstanden. Folgende Arbeit diktiert nicht, was der optimale Umgang mit dem Medium digitale Suchmaschine ist, sondern
gibt den verschieden Nutzertypen eine Möglichkeit, ihren Umgang mit
solchen Suchmaschinen und dessen Konsequenzen besser zu verstehen
und so bewusst wählen, wie für sie der ideale Nutzen aussieht.
Die Theoriearbeit fängt mit einer Erklärung an, weshalb
dieses Thema relevant ist und aus welchem Blickwinkel sie verfasst
wurde. Dann folgt die Einbettung der Arbeit in die Medienwissenschaft,
worauf der Abstrakt und meine Forschungsfrage zu einer Dokumentation des praktischen Umsetzens dieser Theoriearbeit überleiten.
Ein Ausblick in die Zukunft der digitalen Suchmaschinen
bildet den Abschluss und lädt dazu ein, sich selbst neue Fragen zu
stellen und Gedanken weiterzuspannen.
Bildverweise zeigen bei einigen Begriffen Bildstrecken an, wo p.xx
der Begriff visuell wieder aufgenommen wird. Jeder Begriff fängt eine
bildliche Betrachtung an, die sich weiterentwickelt. Dies ermöglicht mir
aus dem Blickwinkel der visuellen Kommunikation, dieTheorie, parallel
zumText, mit optischem Denken anzugehen und so eine zweite Betrachtungsebene zu schaffen.
Textverweise in der zweiten Kolonne machen bei Auszügen auf
deren Originaltext im Anhang aufmerksam, welche dem Leser erlauben,
tiefer in den Kontext hineinzutauchen und zu sehen, woher ein Auszug
kommt und wohin er im Originalgespräch geführt hat.
The internet is weaving itself into our daily lives and will do so even more in the
future. As a portal between the analog and the digital world, search engines hold
a crucial position, and therefore it is important for us to understand and use
search portals adequately. (ted.com 1) How much do search engines know about
us? What happens with this information now and in the future?
This paper, written for the Master in Design (Communication) at ZHdK, will
start with explaining the relevance of this topic. Then media science is providing
its framework, after which the research question and the abstract will lead to
the methodology and the practical implementation of the theoretical part. A look
into the future is inviting to further deepen critical thoughts and new ideas about
this particular field of interest.
9
p.yy
Motivation
Ich bin Grafikerin und gehe dieseThesis aus dem Blickwinkel der visuellen Kommunikation an. Eine Übersicht zu haben und Dinge sehen zu
können sind grundlegend für mich. Sozusagen eine Auslegeordnung,
um Sachen nicht zu vergessen.
Das Verständnis, wie ein Prozess funktioniert, ist wichtig,
damit ich besagten Prozess auch anwenden kann. Beim Autofahren
genauso wie bei derTypografie: DasWissen um den klassischen Bleisatz
erklärt Weissräume in der Schriftgestaltung und -setzung, was auch
ansatzweise umsetzbar ist im digitalen Raum. Oder bewusst nicht umsetzbar. Ich mag es beim Wandern zum Beispiel, zu wissen wohin es
geht, was die Route ist und wie lange sie dauert.
Eine Übersicht zu haben ist bei mir sicher einer der Hauptgründe, weshalb ich überhaupt zur Grafik gekommen bin. Die Befriedigung, wenn man Intention und Muster hinter einer Gestaltung erkennt,
ist wunderbar. Das Interesse an Rastern und Typografie erscheint mir
logisch, das Erlernen von Sprachen eine weitere Facette desselben; die
Regeln zu entdecken, Worte so anzureihen, dass sie Sinn machen für
das Gegenüber.
p.24
So gesehen erklärt es meine zwei Bachelorabschlussprojekte, ‹What
you get is what you see› und ‹Living graphics›. Ersteres erzählt eine
Geschichte anhand von gezeichneten Bildern, die entstehen, wenn man
sich Sprichwörter wortwörtlich ausmalen und aneinanderreihen würde.
Letzteres besteht aus einer 2mx3m hohen Holzwand, auf derWolle, Holz,
Draht, Faden ect. mein gesamtes soziales Netz aufspannt und so das
Digitale, z.B. Skype oder Facebook mit dem Analogen, also die Arbeit,
Familie ect. auf eine gemeinsame Ebene bringt.
Wieso dasThema Internet und die Beschäftigung mit Suchmaschinen? Weil ich sie täglich brauche und teilweise darauf angewiesen bin, aber trotzdem weder verstehe, welches Muster dahinterliegt,
noch eine Übersicht davon habe. Ich empfinde eine Suchmaschine wie
einen Raum, in dessen Mitte ich mich befinde, die Wände nicht genau
sehen kann und nicht weiss, wo die Fenster sind.
To overview and to understan processes has always been important to me, wether
it is to understand the traffic rules and to know how a car engine is built, to know
the principals of metal printing and to understand its influence in current typography or wether it is to recognise the patterns and intentions behind a language or
a design. From that perspective, my bachelor graduation pieces have prepared me
a bit for this Master Thesis.
The first project is a story that is told by images that show the litteral meaning
of sayings when translated from another language to english. The second project
is a two by three meter wooden wall which unites my analog and digital network,
10
11
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
bringing it onto level and allowing me to adapt every relationship to its change.
But why choose online search engines as a topic? It is something we deal with
on a regular, if not daily basis, but it isn’t a process I really understand or could
explain to anyone. For a tool that has so strongly become part of our daily lives and
that affects our daily life so directly, it is important to become graspable. Therefore its meaning and workings have to become more transparent.
1.1 Relevanz dieser Arbeit In diesem Kapitel wird
die Relevanz meiner Arbeit in drei verschiede Kontexte gestellt: in einen
grafischen, einen gesellschaftlichen und einen historischen Kontext.
Das Internet ist und wird immer stärker mit unserem Alltag verwebt.
Suchmaschinen halten dank ihrer Funktion eine Schlüsselposition inne,
was ein gutesVerständnis und einen adäquates Umgang mit ihnen umso
wichtiger macht.
In the following chapter, the relevance of this work will be looked at from three
different angles: visual communication, society and history.
Kontext der Visuellen Kommunikation Was tut sich im
Gebiet der Visuellen Kommunikation im Bezug zu Suchmaschinen?
Grafikdesign hat bei der Überbringung/Vermittlung von Information eine
grosse Verantwortung, weil es orientiert, leitet und signalisiert. Was bis
jetzt grafisch rund um die Suchmachine präsent ist, sind, sehr grob
gesagt, das Interface und dvvie Werbung. Textuell bieten sich Möglichkeiten, sich auf Foren und mittels Forschungsarbeiten mit derThematik
bekannt zu machen, wobei aber jeweils der technische Aspekt der Suchmaschine Vorrang hat.
Was bis jetzt fehlt, ist ein grafisches Hilfsmittel, welches
dem Benutzer erklärt, welche Arten von Suchen und Suchprofilen es
gibt und wie er/sie das Medium Suchmaschine (noch) besser benützen
könnte. Mit Suchprofil meine ich den individuellen Umgang mit der Suchmaschine; wie gross ist der Einblick in die eigene Privatperson, und was
sind die Konsequenzen dieserVariablen? Ziel dieses von mir gestalteten
Hilfsmittels ist es, das Bewusstsein für einen sensiblen Gebrauch mit
digitalen Suchmaschinen zu vergrössern. Es soll kein Urteil über das
eigene Suchverhalten oder die Suchmaschine an sich sein, sondern ein
Mittel, um sich des Vorganges und der Implikationen der personalisierten Suche bewusst zu werden und somit den eigenen Suchprozess
bewusst so beizubehalten oder aber zu verändern.
Um den Anspruch meiner Arbeit aus dem Blickwinkel des Informationsdesigns zu umschreiben, zitiere ich hier Manuel Lima, des Gründers von
VisualComplexity.com und auch Senior UX Design Lead bei Microsoft
(Lima, 2011) «Slowly but surely, we are moving toward a world that
urgently requires us to become more aware of the environmental
consquences of our actions — perhaps by introducing some sort
of visual feedback that reveils their true cost or impact.» (Lima,
2011, p. 251) Lima spricht hier von unserem Bewusstsein, wie unser
Verhalten unsere Umwelt beeinflusst; Energie- und Wasserverbrauch
oder Nahrungsmittel zum Beispiel. Doch wenn man den untenstehenden
12
13
p.27
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
Satz im Hinblick auf Suchmaschinen und unseren Umgang mit ihnen
liest, erhält er eine zusätzliche Gültigkeit: «The wish to present information without being noticed demonstrates the contradicting
requirements of ambient visualization, a discipline that surfaced
when information visualization was introduced to the field of ubiquitous computing (ubicomp), which investigates
how computing
technology can
disappear into the
fabric of everyday
life»
(Weiser, zitiert von Lima, 2011, p. 249)
Wichtigstes Zielpublikum meiner Forschungsarbeit sind die Menschen,
die entweder nicht wissen, dass Daten über sie gesammelt werden
(können), oder die sich nicht damit auseinandersetzen, dass diese
Daten gekauft werden können und was mit ihnen danach geschehen
könnte. Oder auch diejenigen, welche den Verlust persönlicher Daten
ohne Hinterfragen in Kauf nehmen. Diese Personen sind nicht nur Zielpublikum, sondern auch Ursache und Antriebsfeder meiner Arbeit.
Schon allein die Existenz von solch Optimismus im Umgang mit der
Suchmaschine als Medium und dem Internet im weiteren Sinne ist für
meine Arbeit sehr relevant.
In a personal context, looking at the relevance of this work from the point of view
of visual communication, graphic design has a big responsability in conveying
a message. There are scientific and textual tools and initiatives that enquire and
explain a search engine, but there isn’t yet any graphical solution present.
Search engines need a graphical tool which enlights the user about the different
kind of searches there are and how to better use this medium.
Gesellschaftlicher Kontext Suchmaschinen ermöglichen
uns den Zugang zu einem gesammelten Wissen, und dieses Wissen ist
vielfältig und wertvoll. Aber wer sagt, wer was findet, und wann und wie
es gefunden wird? Suchmaschinen sind die Drehtüren zwischen uns
und dem online zugänglichen Wissen. (ted.com 1) Und da heute Wissen
sehr häufig online gesucht wird, sind Suchmaschinen einer der wichtigsten Wissenskanäle unserer Zeit.
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1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
Menschen aus der Medientheorie haben sich über dieses
Thema Gedanken gemacht, sogar als es das Internet, wie wir es jetzt
kennen, noch gar nicht gab. Aber auch Menschen aus der Politik, der
Psychologie. Und natürlich die ‹Internettechnologen› selbst, also die
Coder zum Beispiel, die Menschen der technischen Seite des Mediums,
reflektieren und forschen in diesem Gebiet, bauen alternative Suchmaschinen und bieten sogar Open-Source-Applikationen an, die uns
im täglichen Internetgebrauch hilfreich sind. Ein Beispiel dafür ist die
alternative Suchmaschine duckduckgo.com, von Gabriel Weinberg in
2011 in den USA gegründet (https://duckduckgo.com/?q=about+duckduckgo). Auf der Seite ‹About› behaupten sie von sich: «We do not
track you.» und «We do not filterbubble you.» (duckduckgo.com)
McLuhans Ansicht der Medientheorie unterstützt meine
Relevanz insofern, dass ein jeweils neues Medium eine Gesellschaft
durchdringt und sie verändert: «Sobald eine neue Technologie in eine
Gesellschaft eindringt, erfasst sie alles, was in dieser Gesellschaft
existiert.» (McLuhan, p.11, 2002) Die Gesellschaft wird also von einem
Medium erfasst, aber je besser die Gesellschaft das Medium kennt,
desto stärker kann sie dessen gesellschaftliche Beeinflussung, diese
‹Erfassung›, steuern. Es ist also wie mit einem Kreislauf von aktiv zu
passiv zu aktiv: Eine aktive Technologie kommt und verändert eine passive Gesellchaft. Daraufhin kann die aktive Gesellschaft diese passive
Veränderung steuern. Roger Behrens, deutscher Philosoph und Sozialwissenschaftler, erwähnt in einer Diskussion überAdornos Theorien,
seinerseits Philosoph und Soziologe, ein ähnliches Steuern der Gesellschaft: «(...) genau das ist die Doppelfigur — sich eben nicht mit
dem zufrieden zu geben, was die Kulturindustrie doch an ‹Lebensqualität› zu garantieren eigentlich verpflichtet wäre (...), sondern
die soziale Phantasie dafür zu schärfen, (...) dass dieses Leben
hier geändert werden kann (...)» (Behrens, p.5, 2012)
Oder, wie Kommunikationswissenschaftler Elihu Katz schön
kompakt formuliert: «There are several reasons for this mutual
isolation, but at least one of them is that while mass media research was asking ‹What do the media do to people?›, the popular
culturalists were concerned with ‹What do the people do with the
media?›» (Katz, p.3, 1959)
Im Vergleich zum langjährigen Kultstatus des Visionärs McLuhan ist Eli
Pariser ein Neuzugänger der Kritiker des Internets. Pariser, summa cum
laude-Absolvent eines Bachelors in Jus, Politik- und Gesellschaftswissenschaften, wurde 2008 Präsident der von ihm gegründeten Organisation ‹Move On› (elipariser.com). Er definierte den Begriff ‹The Filter
Bubble›; im März 2011 erschien sein Buch mit gleichnamigem Titel und
behandelt die Problematik der Personalisierung der Internet im weiteren
Sinne und ihre möglichen Folgen.
15
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
«What they discovered was that in our Netflix queues
there is this epic struggle going on between our future aspirational selves and our more impulsive present selves. You know we all
want to be someone who has watched ‹Rashomon,› but right now
we want to watch ‹Ace Ventura› for the fourth time. (...)So the best
then editing gives us a bit of both. It gives us a little bit of Justin
Bieber and a little bit of Afghanistan. It gives us some information
vegetables; it gives us some information dessert. And the challenge with these kinds of algorithmic filters, these personalized filters, is that, because they’re mainly looking at what you
click on first, it can throw off that balance. And instead of the balanced p.30
information diet, you can end up surrounded by information junk
food.» (ted.com 1)
Put in the context of society, search engines are the gateway to a massive volume
of information. (ted.com, 1) Who defines what is found, when and by whom?
There have been creators of alternative search engines, such as duckduckgo.com,
who prioritise a private search without tracking and therefore also try to « (...) not
filterbubble you.» (duckduckgo.com). Filterbubble is a term describing the (over-)
tailoring of the internet in a broader sense, not only concerning search engines.
Eli Pariser has defined the term ‹filterbubble› in his book with the same title (2011).
Historischer Kontext Doch wie denkt die Designwelt
darüber? Noch bevor Design zu Design wurde, als während dem sogenannten ‹Siècle des lumières› im 18. Jh. der Sonnenkönig in Frankreich
seinem Untergang entgegenging, wurden Zeichnungen, Karikaturen und
Malereien dazu benutzt, Gedankengut und Ideen der Gesellschaft zu
kommunizieren. Man könnte also sagen, dass diese Allegorien ein sehr
frühes Beispiel dafür waren, durch gestalterische Mittel das Bewusstsein für ein spezifisches Anliegen zu erwecken.
Die Allegorien nehme ich hier deshalb als Beispiel, weil sie
auf kein Produkt, keine einzelne Person, keine wissenschaftlichen Tatsachen aufmerksam machen, sondern auf einen Gedankengang, ein
Infragestellen eines bestehenden Systems.
Das Bewusstsein um das Anliegen ‹Umgang mit digitalen
Medien› ist im Hier und Jetzt ein viel publiziertesThema. In Wired, einer
führenden Technologie-Fachzeitschrift, setzen sich Autoren regelmässig mit dem Umgang der digitalen Medien auseinander. «Not only did
we fail to imagine what the Web would become, we still don’t see
it today! We are blind to the miracle it has blossomed into. And as
a result of ignoring what the Web really is, we are likely to miss
what it will grow into over the next 10 years. Any hope of discerning
the state of the Web in 2015 requires that we own up to how wrong
we were 10 years ago.» (Kelly, 2005, Ausgabe 13.08) Kelly vertritt hier
eine sehr positive Anschauung, dass und weshalb ein genauesVerstehen
eines Mediums wichtig ist.
16
p.33
Die NZZ online bespricht in ihrem Dossier ‹Digital› regelmässig und in angenehm kritischer Art die Entwicklungen der onlineWelt. Hier gibt Brian McClendon, Verantwortlicher für Google Maps,
im Artikel «Weisse Flecken auf dem Globus füllen» Antworten auf Fragen
der NZZ: Frage — «Bei Google Maps gäbe es noch viele Möglichkeiten, mit Werbung Geld zu verdienen.» Antwort — «Wir wollen unseren Nutzern ausschliesslich relevante Werbung zeigen.
Der Kontext, in dem die Werbung präsentiert wird, spielt dabei
eine grosse Rolle. Daher schalten viele lokale Geschäfte in unseren Diensten Textanzeigen — beispielsweise wenn jemand nach
einem Hotel sucht, eine Textanzeige für ein solches.» (NZZ.ch)
Put in a historical context, the use of visuals to convey not a single message but an
idea, a concept, has for example been used in the era of the Enlightenment, with
the so called allegories. In the current days, the importance of an adequate use and
perception of the medium internet is debated in magazines such as Wired Magazine
for example.
Medien
1.2 Umgang und Auswirkungen aktueller
«(...) eine Umwelt ist nur dann vollständig sichtbar, wenn
sie durch eine andere Umwelt abgelöst wurde. Daher hinken wir
mit unserer Weltsicht immer einen Schritt hinterher.» (McLuhan,
2002, p.9)
Das iPad, der Computer, der Fernseher, das Radio, das Buch
— neue Medien hat es immer wieder gegeben, und immer wieder provozierten sie ähnliche Reaktionen und Diskussionen. Und vor allem haben
sie einen grossen gemeinsamen Nenner: Sie verändern die Gesellschaft,
die Art und Weise unserer Verständigung und unseren Umgang miteinander.
Menschen haben Angst vor neuen Medien, verstehen sie
nicht, idealisieren oder verteufeln sie.Wie wurde das Internet anfänglich
angesehen? Was waren die Fragen dazu? Die Ängste? Was davon hat
sich bewahrheitet und was hat sich in Luft aufgelöst? Wie gehen Menschen mit dem Internet in dessen Anfängen um und wie jetzt? Wie
müssten wir damit umgehen? Am allerwichtigsten:Was und wie hat das
Internet in unserer Gesellschaft verändert? Robert Theobald wird von
McLuhan zitiert, weshalb überhaupt Verständnis für einen Prozess in
der Gesellschaft wichtig sein könnte:
«Man kann von Medien sagen, was Robert Theobald
von Wirtschaftskrisen gesagt hat: ‹Es gibt einen zusätzlichen
Faktor, der uns geholfen hat, Wirtschaftskrisen in Grenzen zu
halten, und das ist ein besseres Verständnis ihrer Entwicklung.›»
(McLuhan, 1995, p.19)
Ich möchte hier eine Parallele zwischen der Gutenbergschen Revolution und der des Internets ziehen. In der Zeit vor Gutenberg war das
Schreiben und Lesen ein exklusives Recht und ein machtvolles Privileg.
17
p.36
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
Der Allgemeinheit wurde erst Jahrhunderte später, in der Epoche der
Aufklärung, das Recht auf Lesen und Schreiben zugesprochen. Und das
wiederum hatte natürlich direkte Konsequenzen auf Geschehen und
Ereignisse. Das Internet ist vielleicht nicht mit der Gutenbergschen
Revolution gleichzusetzen, aber der Umgang mit digitalier Information
und der Computerwelt allgemein scheint noch zu exklusiv und zu sehr
mit dem Einfluss einzelner verbunden. Damit meine ich, dass zwar eine
sehr breite Allgemeinheit Zugang zum Internet hat, dafür aber die Monopolstellung der populärsten Internetdiensten wie z.B. Google und
Amazon der Idee von Demokratie im Internet widerspricht.
Als Gegenargument wäre hier der arabische Frühling zu
erwähnen. In diesem spezifischen Fall hat das Medium Internet den
Kampf für Demokratie auf essentielle Weise unterstützt. Aus zwei
Gründen ist jedoch die Nutzung des Internets während des arabischen
Frühlings nicht mit meinen Gedanken zur Demokratie im Internet zu
vergleichen. Erstens verstehe ich mit Demokratie im Internet nicht die
politische Idee von Demokratie als Staatsmodell, sondern gleicher Zuund Umgang mit dem Internet, der nicht an Bedingungen verbunden ist.
Zweitens waren die digitalen Träger der Revolution grösstenteils
soziale Medien, also die digitaleVernetztheit, und nicht Dienste wie zum
Beispiel Google und Amazon.
Media have always changed the society they were brought into and the contact
between each other. To look at our dealings and the impact online search engines
have on us as a society, we could ask how people reacted to the internet at
first? What were their questions, doubts and expectations? Maybe we even have
to ‹learn› the internet the same way we learned how to read and to write?
1.3 Sind Suchmaschinen ein Medium? Diese
Fragen stellen sich: Sind Suchmaschinen ein Medium oder ein Kommunikationskanal? Was wären die jeweiligen Konsequenzen, vielleicht ein
Meta-Medium? Verändern uns Suchmaschinen, und wenn ja, wie?
Medien haben die Angewohnheit, die Gesellschaft zu verändern und zu beeinflussen. Und die Gesellschaft reagiert darauf mit
neuen Medien. Es ist wichtig, dass wir uns dieser Wechselwirkung bewusst sind und sie mitbestimmen. Das Internet ist ein Medium, und
untenstehender Definition zufolge sind online-Suchmaschinen auch
als Medien zu verstehen: «Einrichtung zur Übermittlung von Informationen, Meinungen etc., v.a. Funk, Fernsehen, Presse und das
Internet (Massenmedien).» (wirtschaftslexikon.gabler.de) Da online-Suchmaschinen eine von verschiedenen Kriterien abhängende
Auswahl der Suchresultate trifft, sind online-Suchmaschinen meinem
Verständnis dieser Definition von wirtschaftslexikon.gabler.de zufolge
ein Medium. Um diese Fragen besser beleuchten zu können, braucht es
einen Schritt rückwärts in die Mediengeschichte.
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
Wir, unsere Gesellschaft, leben momentan in einem Informationszeitalter. Das Zeitalter der Dinosaurier, der Steinzeit, der Entdeckungen, der Weltkriege, der Industrialisierung; Bei den meisten der
vorangegangenen Zeitalter ist der Namen explizit und provoziert konkrete Gedankenbilder. Was wird bei dem Begriff Informationszeitalter
heraufbeschwört? Eine Fahrplantafel? Eine Zeitung, hinter Glas an die
Wand genagelt wie ein seltener Schmetterling? Der Duden definiert
den Begriff folgendermassen: «Zeitalter, das durch den zunehmenden
Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken
geprägt ist» (duden.de)
Is the Internet a medium? Are the search engines media? If so, in what way do they
affect our society? Media do have a tendancy to affect and influence a society,
which then answers with creating new media. To be aware of this process means
to have a say in media’s influence. In order to look at these questions properly,
the term ‹information age› is giving further insights.
1.4 Auswirkungen von Medien Marshall McLuhan
(1911*-1980†), ein kanadischer Kommunikationstheoretiker, hat während
seiner Karriere grundlegende Gedanken zur Medientheorie entwickelt
und dadurch in Fachkreisen enorme Bekanntheit erfahren. Unter anderem hat er — bevor das Internet erfunden worden war — den Begriff
‹Global Village› definiert. Er war unter anderem Professor für englische
Literatur und Philosophie. Seine grösstes Werk ist ‹The Medium is The
Massage/Message›, wo er zwischen sogenannt heissen und kühlen
Medien und deren unterschiedlichenWirkungen unterscheidet. Ich gehe
deshalb auf diese Unterscheidung genauer ein, weil sie hilft, den Einfluss
des Mediums Suchmaschine auf uns als Informationsgesellschaft zu
verstehen/erfassen: «Es gibt ein Grundprinzip, nach dem sich ein
‹heisses› Medium, wie etwa das Radio, von einem ‹kühlen›, wie es
das Telefon ist, oder ein ‹heisses›, wie etwa der Film, von einem
‹kühlen›, wie dem Fernsehen, unterscheidet. Ein ‹heisses› Medium
ist eines, das nur einen der Sinne allein erweitert, und zwar bis
etwas ‹detailreich› ist. (...) Das Telefon ist ein kühles Medium oder
ein detailarmes, weil das Ohr nur eine dürftige Summe von Informationen bekommt. (...) Andererseits fordern heisse Medien vom
Publikum eine geringe Beteiligung oder Vervollständigung durch
das Publikum. Daher hat natürlich ein heisses Medium wie das
Radio ganz andere Auswirkungen auf den, der es verwendet, als
ein kühles Medium wie das Telefon.» (McLuhan, 1995, p.45)
Kürzer gefasst könnte man es so formulieren: Heisse Kanäle
(oder Medien) sind detailreich und lassen wenig Imagination oder eigenes
Denken zu, während kühle Kanäle/Medien detailarm sind und vom Empfänger ergänzt werden müssen.
Wir wissen nun ansatzweise über McLuhans Gedanken über Medien
Bescheid. Aber was hat das mit Suchmaschinen zu tun?Weshalb müssen
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1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
wir uns einer Selbstbestimmung bewusst sein? Ist diese nicht schon
garantiert? Was ist an Suchmaschinen untransparent?
Als untransparent erachte ich die Personalisierung bei der
digitalen Informationssuche. An diesem Punkt erkläre ich kurz, was ich
unter dem Begriff Personalisierung der Informationssuche auf Internet
verstehe. Die meisten (grossen) Suchmaschinen speichern Informationen über Kaufverhalten, Emailkonten, Cookies, IP-Adresse, Sprache,
Interessen, Vorlieben, Suchverhalten, Suchgeschichte ect. und filtern
damit Suchergebnisse aus, die uns auf Basis all der gesammelten Data
über uns wahrscheinlich nicht interessieren. Diese werden dann in der
Auflistung der Suchresultate nach hinten gesetzt, so dass wir sie mit
grosser Wahrscheinlichkeit nicht sehen werden.
Aus dem heraus ergibt sich für mich folgenden Zusammenhang: Die Suchmaschine ist, in McLuhans Begriffen ‹heiss› und ‹kühl›
weiterdenkend, ambivalent; der ‹unachtsame› Benutzer empfindet sie
als ein heisses Medium, da uns sozusagen das Gesuchte auf einem
Tablett serviert wird. Eigentlich ist sie aber ein kühles Medium, da vom
Benutzer viel ergänzt werden muss. Als was sehen die technischen
Produzenten der Suchmaschinen ‹ihr› Produkt?
Marshall McLuhans Begriffen folgend könnte ich den Anspruch meiner
Arbeit auch so formulieren: Wie können wir das Medium Suchmaschine
zu einem expliziten Medium machen, also entweder explizit kühl oder
explizit heiss? Muss es explizit sein oder würde es genügen, von der
Ambivalenz zu wissen? Liegt in ihr sogar ein Mehrwert? Die Ansicht
des deutschen Philosophen Hegels, «die Fähigkeit des Menschen ist
es, Widersprüche auszuhalten» (zitiert in Behrens, p.5, 2012), unterstützt meine Ansicht, dass wir es uns als Gesellschaft zutrauen können,
mit einer Doppeldeutigkeit der online-Suchmaschinen umzugehen.
Jean Baudrillard diskutierte in seinem Buch ‹Simulacra and
Simulation› McLuhans Gedanken zum Medium und dessen Botschaft.
Folgender Auszug beschreibt, wie die Grenzen zwischen dem Medium
und seiner Botschaft und sogar die Grenzen zwischen dem Medium und
der Realität, in die es eingebettet ist, verschwinden: «That is — and
this is where McLuhan’s formula leads, pushed to its limit — there
is not only an implosion of the message in the medium,» also die
Botschaft verschwindet im Medium, «there is, in the same movement,
the implosion of the medium itself in the real, the implosion of the
medium and of the real in a sort of hyperreal nebula,» also das
Medium und die Realität, in welches es exisitiert, in diesem Fall die
Suchmaschinen und die Gesellschaft, verweben sich zu einer surrealen,
neuen Struktur; «in which even the definition and distinct action of
the medium can no longer be determined.»; es ist schwierig, festzustellen, was und wie ein Medium in dieser Struktur ist und wirkt. (Baudrillard, p. 56, 1994)
20
p.42
Wichtige Aspekte sind sogar unsichtbar oder schwer zu
finden und setzen ein Vorwissen voraus. Ein konkretes und sehr visuelles Beispiel dafür ist der — bis jetzt nur in den USA eingeführte — Toggle-Button bei Google. Der Togglebutton, ein ‹anonymes› Suchen
gewährleistend, erscheint erst beim zweiten Klick und ist so klein, dass
er ungefähr 5% der Interface-Oberfläche ausmacht. In diese Ambivalenz
und das Unwissen um sie ist mein Forschungsfeld gebettet.
Aber wie kommt es, dass wir, der allgemeine Benutzer, fast
nichts von der Doppelwertigkeit von Suchmaschinen mitbekommen?
McLuhan›s Ansicht um das Zusammenspiel zwischen Technologie und
unseren Sinnen könnte eine Erklärung dafür sein: «Wenn ein Artefakt
in seiner Entwicklung weit genug vorangetrieben ist, beginnt es
oft seinen Nutzer wieder einzuverleiben. (...)Technologie belastet
und betont immer besonders eine einzelne Funktion der menschlichen Sinne. Gleichzeitig werden die anderen Sinne abgedämpft
und vorübergehend in ihrer Bedeutung zurückgedrängt.»
(McLuhan, 2002, p.210)
Eine solche einseitige Belastung eines einzelnen Sinnes
nennt McLuhan teilweise auch «Hypnose» (McLuhan, 2002, p.210).
Meine Überlegung ist: Lassen wir uns von Suchmaschinen hypnotisieren? Vergessen wir deshalb, wie wichtig unsere Selbstbestimmung bei
der Informationssuche ist? Also selbst zu bestimmen, was wir wissen
und nicht wissen möchten, welche Suchresultate wir ausschliessen
möchten und welche nicht.
Bräuchten wir alle ein Jahr in einer Berghütte ohne jegliche
Medien, um uns zu ent-hypnotisieren? Um auf McLuhans Begriffe zurückzukommen: Vielleicht spielt die Wärme oder Kälte keine Rolle,
sondern einfach dieTatsache, dass man vor lauter Input des Fernsehers
nicht nachdenkt, man aber bei einer Suchmaschine das Gefühl hat nachzudenken, obwohl die Suchmaschine selbst den Grossteil an ‹Denken›
und Entscheidungen übernimmt. Man lässt sich sozusagen illusonieren.
Hier stellt sich für mich die Frage, ob uns kühle Medien stärker illusionieren?
Um hier wieder auf das Problem der Personalisierung der
Informationssuche zurückzukommen, zitiere ich Eli Pariser (Näheres zu
seinem Hintergrund ist im Kapitel 1.5 zu lesen). Er spricht in einemTEDTalk von 2011 über dieses Phänomen, welches er, nicht nur die Suchmaschienen betreffend, ‹Filter Bubble› genannt hat: «And this moves
us very quickly toward a world in which the Internet is showing us
what it thinks we want to see, but not necessarily what we need
to see. (...) And more importantly,
21
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
1. Einbettung dieser Arbeit in die Medienwissenschaft
you don’t actually
see what gets edited out
and what doesn’t.» (Pariser, 2011)
Im Februar 2012 hat Sherry Turkle, US-amerikanische Professorin für
Psychologie, einen TED-Talk gegeben mit dem Titel ‹Connected, but
alone?», wo sie das «Leben auf dem Internet» beschreibt und die Folgen,
die ein solches Leben auf die Gesellschaft haben kann. Ihre Überlegungen drehen sich also nicht direkt um online-Suchmaschinen, sondern
um den Effekt, den das Medium Internet Menschen in ihren Augen hat.
«And what I’ve found is that our little devices, those little devices
in our pockets, are so psychologically powerful that they don’t only
change what we do, they change who we are.» (ted.com 2) Ihr Beispiel des Einflusses, den ein Medium auf uns haben kann, ist einfach
formuliert und vor allem kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen, was
diese Dinge im eigenen Alltag sein könnten, an die wir uns so schnell
gewöhnt haben.
Um dieses Kapitel abzuschliessen, zitiere ich Turkle ein
zweites Mal, aus demselben TED-Talk: «And that’s what I’m calling
for here, now: reflection and, more than that, a conversation about
where our current use of technology may be taking us, what it
might be costing us.» (ted.com 2)
22
p.45
1.5 Zeitstrahl über die Entstehung von online
Suchmaschinen Auf der folgenden Doppelseite ist ein historischer Überblick zu sehen, was für Schritte es zwischen dem zweiten
Weltkrieg bis zur Enstehung von Suchmaschinen gegeben hat. Rechts
sind die wichtigsten, links die relativ zu online Suchmaschinen gesehen
etwas weniger wichtigen Ereignisse. Der Zeitstrahl ist auf englisch
gehalten, da Originalquellen und die Herkunft der Begriffe englischer
Natur sind.
Quellenverzeichnis für den Zeitstrahl
http://www.youtube.com/watch?v=7NpczzIsnLU
http://www.youtube.com/watch?v=eZSPWDMn730
http://articles.cnn.com/2009-10-29/tech/kleinrock.internet_1_internet-leonard-kleinrock-computer?_s=PM:TECH
http://www.internetsociety.org/internet/what-internet/history-internet/
brief-history-internet
http://duckduckgo.com
https://en.wikipedia.org/wiki/Duck_Duck_Go
http://blekko.com
https://en.wikipedia.org/wiki/Blekko
p.76
23
Timeline of how we got from
the second world war
to online search engines
Personalisierung der Suche ist ein wenig so, als würde man in einen
Spiegel schauen, anstatt durch ein Fenster in die offene Welt. Schluss–
endlich ist die Personalisierung im online-Suchprozess weder gut noch
schlecht, sondern eine Tatsache, derer man sich bewusst sein sollte.
In dem Essay ‹Introductory essay: the social shaping of technology›
schreiben Donald MacKenzie und Judy Wajcman über die Wirkung von
Technologie auf Gesellschaften. Sie behandeln nicht die Personalisierung, sondern die allgemeinere These, dass Technologien an sich nicht
neutral sind: «His is one of the most thoughtful attempts to undermine the notion that technologies are in themselves neutral — that
all that matters is the way societies choose to use them. Technologies, he argues, can be inherently political. (...) technologies can
be designed, consciously or unconsciously, to open certain social
options and close others. Thus, Winner claims, New York builder
Robert Moses designed road systems to facilitate the travel of
certain types of people and to hinder that of others.» (MacKenzie
& Wajcman, 2013)
The famous thoughts of Marshall McLuhan, Professor of Communication Theory,
in his work ‹The Medium is The Massage/Message›, where he defines cold and
warm media, help analysing the specific impact search engines can have on the
(information) society. Is a search engine a cold or a warm medium? Is it maybe
even both, and what would be the implications of this? Search engines are not a
transparent medium because of the personalisation of the search process. It is
important to be aware of this non-transparency and to know what the causes could
be.
24
25
Archie (from ‹Archives›) by Alan Emtage; the first search engine is created, a database of file-
1990
with a catalogue of
54’000 documents
created, indexing
entire pages
opens its doors
search engine ‹Hotbot›
Internet Explorer
is launched
DuckDuckGo is
ads and algorithmic results on their website
Yahoo! gives up on search and signs a deal to syndicate Bing
Google Maps are launched
of Google’s blogspot hosted blogs are spam
scanning books. Microsoft researches that many
Microsoft calls Google a copyright infringer for
Search engine Blekko is created
Search engine Horizobu is launched
2011
suggestions for related searches directly in the result set
Microsoft launches Bing and with that changes the search landscape by placing inline search
SmartAds products
Yahoo! launches behaviourally targeted
Google buys YouTube for $1.65 billion and launches Google Calendar
their partnership and buy a 5% stake in AOL
Google invests $1 billion in AOL to continue
2010
2009
SMART AD
2007
Viacom sues Google/YouTube for
$1 billion for copyright infringement
2006
Twitter is created
Analytics
becomes Google
purchases Flickr
Urchin, which then
2005
Yahoo!
Google buys
YouTube is born
Google launches Gmail
Wikipedia is created
2001
2004
Yahoo! follows as search partner of Google
Google selects AOL as search partner
Google is launched by Larry Page and Sergey Brin
queries
Ask Jeeves, a natural language system, evolves, uses human editors to try to match search
given website
BackRub, a search engine by Larry Page and Sergey Brin, analyses ‹back links› pointing to a
ced searching techniques and allows users to add or delete their own URL within 24 hrs
Altavista; a nearly unlimited bandwidth, allows natural language queries, has advan-
with each URL
David Filo and Jerry Yang create Yahoo! Directory; it provided a human compiled description
2000
1999
GOOGLE
1998
Facebook is born
Search› technologies (bought by Overture in ‘03)
AllTheWeb, search technology platform to showcase ‹Fast’s
launched
MSN search
Search engine
1997
1996
Inktomi Corporation comes out with its
Netscape and
come to life
1995
AMAZON
Amazon is created
(bought by AOL)
LYCOS goes public
WebCrawler is
UK’s first cyber café
1994
titles and URL’s
using a line search
list results in found order prove no discrimination
Worm indexes
header from web pages and retrieves these
implements a ranking system
RBSE-Spider (Repository-Based Software Engineering)
WordWideWeb
Jump Station gathers info about title and
Matthew Gray creates the WideWebWanderer, becomes knows as Wandex; he created a bot to
First website goes online, http://info.cern.ch
First web-server is created, called httpd (Hyper Text Transfer Protocol Daemon)
First web-browswer is created, called WorldWideWeb
count active web servers and added capturing actual URL’s
1993
1991
WWW
CERN is the largest Internet node in Europe; Berners-Lee links hypertext with the Internet
1989
names which would be matched with user queries
Enquire, a prototype system by Tim Berners-Lee at CERN (with Robert Caillian)
ARPANet, a network which eventually led to the internet
1980
1969
page description
and allows users to submit pages they want indexed with its own
Martijn Koster creates ALIWEB; he crawled meta information
work with text files
Jughead and Veronica are developed, systems like Archie but they
ARPANet and the sending of the first ever Internet message ‹Io›
Leonard Kleinrock supervises the creation of the first node of
with a simple user interface
Project Xanadan, Ted Nelson coins the term ‹hypertext›; he also aims for a computer network
1960
COLD WAR
Vannevar Bush ‹As we may think› suggests a body of knowledge for all mankind
1945
WORLD WAR II
Bildstrecke I
Übersicht
Übersicht
p.9
26
27
Übersicht | Informationsdesign
Informationsdesign
Informationsdesign
p.11
28
29
Informationsdesign
30
Informationsdesign
31
Informationsdesign | Throw off balance
Throw off balance
Throw off balance
p.14
32
33
Throw off balance
Throw off balance | Allegorien
Allegorien
p.14
34
35
Allegorien
36
Allegorien
37
Allegorien | machtvolles Privileg
machtvolles Privileg
machtvolles
Privileg
p.15
38
39
machtvolles Privileg
machtvolles Privileg | Imagination
Imagination
p.17
40
41
Imagination
42
Imagination
43
Imagination | surreale, neue Struktur
surreale, neue Struktur
surreale, neue Struktur
p.18
44
45
surreale ,neue Struktur
surreale, neue Struktur | Spiegel
Spiegel
p.20
46
47
Spiegel
48
Spiegel
49
Spiegel
2 Abstrakt
Aus dieser ersten theoretischer Untersuchung kristallisiert sich folgender Abstrakt mit einer ausformulierten Forschungsfrage:
Das Projekt untersucht aus dem Standpunkt des Benutzers, wie Grafik
die Orientierung und die Transparenz bei der online-Suche verbessern
kann, vor allem im Hinblick auf das ‹Information Seeking›. Qualitative
Untersuchungen bestimmen das Zielpublikum, welches wiederum das
Anwendungsfeld definiert. Interviews und teilnehmerorientierte Konfrontationssituationen werden das finale Konzept generieren.
Diese Methodologien ergeben ein Artefakt, welches Benützern eine grössere Übersicht der über sie gesammelten Informationen
gibt und somit bessere Kontrolle der Suchresultate bedeutet. Auf einer
zweiten Ebene regt es das Publikum zum Umdenken der Informationsprivatheit an.
This project enquires from the user›s point of view how graphic design can improve
orientation and transparency in the process ofs online searching, specifically
when it comes to personalisation in information seeking.Through quantitative studies
a target group is defined, which then determines the specific field of application.
Interviews and participatory lab-situations generate the concept on which the result
is based. These methodologies produce a final product which enables users to have
better oversight on the information gathered by search engines and therefore to be
in greater control their search queries. It also aims to make the audience rethink
information-privacy for the future.
50
51
3 Forschungsfrage
Wie erhöhe ich mittels visueller Kommunikation das Bewusstsein um
Transparenz und Selbstbestimmung bei der online-Informationssuche?
How can I use graphic means to raise awareness of transparency and self-determination when using online search engines?
Wie ich folgende Schlüsselbegriffe verstehe:
Visuelle Kommunikation Die visuelle Kommunikation,
spezifisch Grafik, ist das Mittel, mit dem ich dieses Thema angehe und
eine Lösung vorschlage.
Bewusstsein Dass man weiss, was genau die verschiedenen Arten sind, mit online-Suchmaschinen umzugehen und was für
Konsequenzen diese Arten auf unsere Informationssuche haben.
Transparenz Klarheit, was gesucht wird, was nicht gesucht
wird, wie es gesucht wird, und was die Suchresultate genau beinhalten
und was nicht. Also wie online-Suchmaschinen genau vorgehen und
was die Konsequenzen sind.
Selbstbestimmung Die Fähigkeit, selbst eine bewusste
Auswahl zu treffen über den eigenen Umgang mit online-Suchmaschinen.
Digitale Informationssuche Online-Suchmaschinen wie
z.B. Google, Yahoo, Blekko, DuckDuckGo ect.
52
53
4. Methodik
«Der passive Konsument will alles schon verpackt; aber jene,
welchen daran gelegen ist, mehr zu erfahren, so meinte er, und die
nach Gründen suchen, werden zu Aphorismen greifen, weil sie ja
unvollständig sind und aktive, gesamtpersönliche Beteiligung
suchen.» (McLuhan, 1995, p.59)
Eine ‹aktive, gesamtpersönliche Beteiligung› zu erreichen,
war mir als Ausgangspunkt meiner praktischen Arbeit sehr wichtig.
Die folgende Dokumentation meiner Methodik zeigt, welche Schritte zu
meinem Endprodukt, also meines ‹Aphorismus› geführt haben.
4.1 Visuelle Assoziationen Ziel meiner Methodik
war es, die Benutzer stark in meinen Designprozess zu involvieren, und
von ihren Bedürfnissen und Ausgangsposition auszugehen. Deshalb
habe ich auch rasch mit einer Erhebung angefangen, wobei es mir auf
erster Linie darum ging, herauszufinden, welche Beziehung das Internet
für dieTeilnehmenden darstellt. Sehen sie das Internet zum Beispiel als
Helfer, als störenden Faktor oder als Telefonbuch?
Auf einer zweiten Ebene hatte ich die Hoffnung, dass diese Erhebung
mir helfen würde, eine Zielgruppe zu skizzieren. Die TeilnhemerInnen
dieser Erhebung wurden angefragt,
«(...)während ungefähr 30 Sekunden (z. B. auf Google) ein
Bild zu finden, das zeigt, was das Internet für dich darstellt. Natürlich
darfst du auch länger suchen und auch woanders als auf Google, nur bin
mir bewusst, dass ich dich um einen Gefallen bitte und du wahrscheinlich nicht extrem viel Zeit hast.».
Zurück kamen 108 Bilder von Menschen (oder deren Bekannten) meines Umfeldes. Die Bilder waren zum Teil sehr abstrakt und
repräsentierten Gefühle und Eindrücke.VieleTeilnehmer wählten Bilder
aus, die direkt Attribute des Internets darstellten, so wie Schnelligkeit,
das riesige Angebot oder die Vielfältigkeit. Erhofft hatte ich mir Bilder,
die von Erwartungen an das Internet erzählen, von Befürchtungen oder
von negativen Erfahrungen. Anzahlmässig haben sehr wenige Rücksendungen diese erwünschten Richtungen eingeschlagen, dafür waren sie
aber umso interessanter und anregender für meine Arbeit. Vergleiche
mit Big Brother wurden zum Beispiel gezogen oder mit dem Thema des
Datenmissbrauchs.
Diese Erhebung hat mir ein Gefühl dafür gegeben, wie die
Stimmung und Einstellung aus der Benutzersicht gegenüber dem Internet aussieht, da die Aufgabenstellung bewusst sehr offen gehalten war
und die Resultate jeweils auf verschiedene Arten gedeutet werden konnten. Diese Übersicht von 108 Bildern auf einer Wand anschauen zu
54
55
p.79
Methodik
können, hat mich daran erinnert, nichts vorwegzunehmen und bei Annahmen stets den Nutzer nach seiner/ihrer Sicht zu fragen.
An overall goal of my methodology was to involve the users as much as possible
in order to create a tool which caters towards the users needs and is not solemnly
based on my point of view as a designer. The first survey brought 108 people to
send me an image of how they view the internet. This survey gave me a grasp on
what the internet means to users, what feelings they have towards it and possibly
what needs they would address the internet for. As, inherently, the online search
engines are a tool to fulfill those needs.
4.2 Workshop Junior Design ZHdK Im Rahmen
der von der ZHdK organisierten Junior Design Tage im Juli 2012 hatte
ich die Möglichkeit, Teenager im Alter von 12 bis 17 Jahren für einen
einstündigenWorkshop zu gewinnen. Es war eine Kollaboration mit einer
Mitstudentin von dem FoE Visuelle Systeme (ZHdK). Zuerst wurde ein
Begriff mit Farbstiften auf A4-Blätter gezeichnet, und anschliessend
wurde online nach Bildern gesucht, die denselben Begriff repräsentieren.
Die digitale Bildersuche wurde von jedem einzelnen Computer via dem
Quicktime-Programm aufgenommen und als Filmdatei abgespeichert.
Der Workshop ergab interessante Einsichten. Zum Beispiel
erstaunte mich der Erfahrungsunterschied im Umgang mit Computern
zwischen den verschiedenen Teilnehmern und die Tatsache, dass diese
Unterschiede nicht an das Alter gebunden waren. Es gab Jugendliche,
die schon stolz Abkürzungen gebrauchten, und solche, die noch nie
einen Internetbrowser benutzt haben.
Es gab auch Unterschiede darin, wie mit der visuellen Benutzeroberfläche umgegangen wurde. Auch hier schien es nicht altersabhängig, sondern von der Denkweise des Benutzers. Mein persönlicher
Eindruck beim Sichten der Filmdateien war, dass die Fähigkeit, abstrakt
zu denken und offen zu sein, für andere Handlungsabläufe einen
direkteren Einfluss hat auf die Qualität der Suche als die Erfahrung im
Umgang mit Computern, dem Internet oder das Alter der Person. Zum
Beispiel haben TeilnehmerInnen, die das Minimieren eines Browserfensters beherrschten, auch Tabs innerhalb eines Fensters eröffnet.
Dagegen zogenTeilnehmer, die den Begriff ‹Bildersuche› als Suchbegriff
in Google eingegeben haben, das Browserfenster manuell auf die Seite,
um Dateien auf dem Schreibtisch besser sehen zu können.
Anschliessend an das aktive Bilder-Produzieren und BilderSuchen stellte ich den Teilnehmenden folgende zwei Fragen: «Wenn
alles möglich wäre, was würdest du gerne finden?» und «Was würdest
du gerne nicht finden?»
Das Ziel hinter diesen zwei Fragen war es, zu schauen, ob
Jugendliche anders online suchen und ob sich bei Internetbenutzern,
die in einer anderen digitalen Wirklichkeit aufwachsen, wie es heute
Erwachsene erlebt hatten, andere Probleme und Anforderungen an das
Internet stellen. Die Reaktion auf diese Fragen waren einerseits über56
Methodik
raschend voraussehbar; «Nein, ich wüsste nicht, was ich sonst auf
Internet finden sollte als ich es jetzt schon tun kann.» – «Irgend etwas
finden? Das ist ja komisch. Nein, das braucht es nicht.». Andererseits
haben sie mir bestätigt, dass es in meiner Arbeit weder um das Objekt
der Suche an sich gehen sollte, noch um technische Mängel der Benutzeroberfläche oder sogar die Suchresultate an sich.
In July 2012, within the framework of the junior design week organised by the ZHdK,
a co-student and me held a one hour workshop with teenagers. We structured it
so that the participants where faced with one question, which they tried to answer
by drawing (serving my co-students research) and by searching images online.
Two importants realisations came to surface: Firstly, that the age of internet users
is of no importance as to what technical experience they brought with them.
Secondly it confirmed that the problem doesn’t lie within the answers online search
engines provides them with. The problem is, that none of them even questioned how
and where these answers were coming from.
4.3 Interviews Im Verlauf dieses Masters hatte ich die
Gelegenheit, mit vielen interessanten und interessierten Gesprächspartnern zu diskutieren.
Martin Feuz nahm sich freundlicherweise viel Zeit, mein
noch eher unscharfes Forschungsfeld zu diskutieren. Abgesehen von
dem Privileg, einen Einblick in sein enormes Fachwissen zu erhalten,
war es auch eine Bekräftigung, mich dieses Themas aus dem Blickwinkel des Grafikers, des sozusagen ‹technologischen Laiens› heranzuwagen. «Das heisst du kannst quasi, einem Programmier-Expertisen
(mensch) sagen, ‹Bitte erklär mir das einmal von Grund auf.› Dann geht
das. ‹Was passiert eigentlich wirklich genau?› Da sieht man eigentlich,
auf welchen stillschweigenden Annahmen viele Sachen passieren und
gar nicht mehr in Frage gestellt werden. Das kann genau die Rolle sein
von jemandem, der von aussen kommt, quasi kritisch zu reflektieren.»
Im Herbst durfte ich mich mit Mitch Hatscher unterhalten,
Senior UX Designer bei Google Zürich. Aufnahmegeräte waren keine
erlaubt, nur handschriftliche Notizen. Hiervon ein Auszug und mein
Fazit kurz nach dem Gespräch:
«Ich erwähne meine Wizard of Oz-Technik, dass Max mich
darauf gebracht hat, und es entwickelt sich ein Gespräch über Ehrlichkeit.
Er meint dann, wenn man konsequent ehrlich wäre, würden wir immer
noch mit meterhohen Kästen hantieren, die meterlange Ausdrucke ausspucken würden. Aber irgendwann hat man die Ordner erfunden, eine
Datei... an sich ja auch nur eine Illusion.
Und irgendwann hat man entschieden, Suchresultate als
Liste aufzuzeigen und nicht als vergabeltes Netzwerk (umgekehrt als
eigentlich die Theorie besagt, nicht?) das heisst ja dann direkt, dass es
eine Hierarchie in der Liste gibt, also einen Ersten und einen Letzten.»
57
p.115
p.82
Methodik
Ein Begriff möchte ich an dieser Stelle kurz erklären, nämlich ‹Wizard
of Oz›. Er lehnt sich an die Geschichte von Lyman Frank Baum an, in der
ein ‹normaler alter Mann› durch Täuschung und Illustion als mächtiger
Zauberer auftritt und wahrgenommen wird. Gebraucht wurde der Begriff
anfänglich vor allem in der Experimental-Psychologie, und mittleweile
auch in anderen Gebieten wie zum Beispiel der Mensch-Computer-Interkation, wo Programme und Abläufte vorgetäuscht werden, die so
nicht existieren. (wikipedia.org, 1)
Meine Eindrücke sind, dass er sehr zuvorkommend und höflich ist, aber sehr vage und nicht ins Detail gehend. Scharfer Verstand,
bringt Fragen schnell auf den Punkt, formuliert sie selbst um. Er ist selbst
nicht negativ eingestellt, hat Freunde die es sind, und er versucht, die
Freundschaft nicht zu belasten damit.
Wir haben in der Cafeteria gesprochen, es wurde konstant
daneben geputzt, schöne Metapher zum Inhalt des Gespräches. Es
dauerte ca. eine Stunde, also recht lang. Er kann selbst nicht sehr gut
programmieren, macht zur Zeit jedoch einen Internet-Fern-Uni-Einführungskurs, wo er lernt, eine kleine Suchmaschine selbst zu bauen.
Dieses Gespräch gab mir einen Einblick in ein sonst sehr
verschlossenes Unternehmen und dessen Denkweise und die Möglichkeit, eine persönliche Perspektive von einem Mitarbeiter auf ‹sein›
Unternehmen und mein Forschungsfeld zu erhalten.
A big and important part of my methodology are the discussions and interviews
I held with various experts in the fields of user experience, search engines,
librarians and journalists. The various insights I received through these conversations helped me getting a firmer grasp on the vast topic that is online search
(engines) and also enabled me to narrow down my research question.
4.4 Konfrontation
Ich führte Konfrontationsgespräche mit sechs Teilnehmenden durch. Die Personen sollten sowohl variierende Einstellungen gegenüber den Themen wie Privatsphäre oder
Datenschutz vertreten, als auch verschiedene Arten vertreten, mit dem
Internet, genauer mit online-Suchmaschinen umzugehen. Das übergeordnete Ziel dieser Konfrontationen war es, einen Einblick zu
bekommen, wieviel Wissen und Bewusstsein da ist um die Themen
Personalisierung der Suchresultate und natürlich auch, Einsichten
und Ansprüche der Benutzer genauer definieren zu können.
Alle Personen hatten unterschiedliches Alter, beruflichen
Hintergrund und soziales Umfeld. Ausgewählt wurden sie, weil ich
diese Personen gut kenne, da sie in meinem persönlichen Netzwerk sind.
Dies garantierte mir zwei Dinge: Einerseits war mir so eine schnelle und
unkomplizierte Bereitschaft fast garantiert, was organisatorisch sehr
wichtig war. Andererseits kannte ich diese Personen und konnte somit
bewusst eine Teilnehmergruppe zusammenstellen, die sich sowohl
58
Methodik
in ihrer Charaktere als auch in ihrem Umgang mit dem Internet, und
dementsprechend mit online-Suchmaschinen unterschieden.
Damit nachherige Auszüge aus Antworten besser in Kontext
gestellt werden können, folgt hier ein kurzer Beschreib der sechs Teilnehmenden.
—Bettina, 18, Hotelreceptionistin, Schweizerin : sozial, offenherzig,
spontan — Hélène, 26, Politologin, Schweizerin: reserviert, durchorganisiert, unkritisch — Daniel, 29, Illustrator, Kanadier: offen, gutgläubig,
positiv — Ursula, 60, Outplacement und Head-hunting, Schweizerin: kritisch, bedacht, direkt — Stephanie, 36, Mediamatikerin, Schweizerin:
spontan, unzweifelnd — Alex, 27, Modejournalist, Deutscher — bedacht,
akzeptierend, offen
Ziel dieser Gespräche war es auch, Benutzer von online-Suchmaschinen
durch eine Konfrontation mit möglicher über sie gesammelten Data zum
Hinterfragen und Analysieren des eigenen Umgangs mit Suchmaschinen
zu bringen. Wichtig sollten auch die Unterschiede in ihren Reaktionen
sein, welche dann tatsächlich zwischen Unglauben und völliger Gelassenheit variierten.
Die erste Fragenserie sollte ‹leichte Kost› sein, einfache
Fragen, auf die man leicht und noch relativ unpersönlich Antwort geben
konnte. Sie hatten auch zum Ziel, dass sich die befragte Person an das
Thema herantasten konnte. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass
diese Gruppe an Fragen auch sehr geholfen hat, eine angenehme
Gesprächsbasis aufzustellen und Vertrauen aufzubauen, da diese Konfrontation eine ungewohnte Gespräschssituation sowie für die Person,
als auch mich darstellte.
Generelle Fragen
Bist du eine neugierige Person?
Eine offene Person?
Eine private Person?
Wirst du gerne überrascht?
Welchen Browser benützt du?
Bei wem hast du ein Email-Konto?
Bist du auf Facebook?
Seit wie lange? Hast du dort dein Geburtsjahr angegeben?
Was löschst du? Auf Facebook z.B.?
Oder cookies? Emails?
Benützt du online-Banking?
Liest du online-Zeitungen?
59
Methodik
Die zweite Fragengruppe diente erstens dazu, als Antwortgebende/r die
Perspektive zu wechseln und sich mehr Gedanken über den Umgang
mit Suchmaschinen als Medium zu machen. Dazu liess ich sie die Suchmaschine abstrahieren und als Mensch anschauen. Zweitens halfen diese
Fragen, sich der Suchmaschine gegenüber genauer zu positionieren.
Personifizieren der Suchmaschine: Wenn die Suchmaschine eine Person wäre, was für Stichworte würden dann auf diese
Person zutreffen? (Hier gab ich eine Reihe an Vorschlägen an, damit die
erste Hemmung überwinden werden konnte an möglichen Antworten.)
Wenn du und diese Person sich in einem Haus befinden würdet, wo wärt
ihr beide dann?
Die dritte und vierte Frageserien hatten zum Ziel, die Personen mit unerwarteten (nur zum Teil tatsächlichen, zum anderen Teil
spekulativen) Fakten zu konfrontieren. Um einen deutlicheren Effekt zu
haben, waren die Fragen teilweise überspitzt formuliert. Inhaltlich waren
es ‹Fakten›, die einen generellen Charakter hatten und so jeden ansprechen und berühren könnten.
Konfrontation mit Tatsachen und Vermutungen
Sie wissen, wie alt du bist. Wo du wohnst.
Wer deine Familie ist.
Welche Sprache du sprichst.
Welchen Browser du benützt. Wann du online bist.
Was du wo wann wie häufig kaufst.
Wem du Emails schreibst. Wie häufig. Was darin steht.
Welches dein Berufsfeld ist.
Wie es um deine Gesundheit steht.
Welche Musik du hörst.
Wie du politisch orientiert bist.
Was deine Hobbies sind.
In welchem Einkommenssektor du dich befindest.
Ob du einen Partner hast oder verheiratet bist.
Ob du Kinder hast.
Nach was du suchst.
Was du ins Google-Fenster eingibst, ohne ‹Enter› zu drücken.
Wer deine Freunde sind.
Was für Events du besuchst. Mit wem.
Welche Filme du im Kino schaust.
Wo du in die Ferien gehst. Wie lange. Wie häufig. Mit wem.
60
Methodik
p.85
Konfrontation mit Zukunftsszenarios, die vorstellbar
wären (oder es zum Teil schon sind)
Sie definieren dein Internet.
Es gibt kein Allgemeingültiges Internet mehr.
Suchmaschinen müssen auf Gerichtsverfügungen hin Daten
offenlegen über dich.
Deine Daten könnten an Krankenkassen verkauft werden.
Sie könnten an Vermieter weitergegeben werden.
An Banken, wenn es um Hypotheken geht.
An Schulen, wenn es um Weiterbildungen geht.
An Unternehmen, wenn es um Bewerbungen für eine wichtige Position geht.
An Private, wenn die genug bezahlen.
Sie könnten irgendeinmal öffentlich werden.
Die Gespräche dauerten im Schnitt ca. 30 Minuten und wurden mit jeder
Person einzeln geführt. In fünf Fällen geschah dies via Skype, in einem
Fall per Telefon und in einem Fall via Facebook-Videokonferenz.
Aus den Konfrontationen haben sich neun Einsichten herauskristallisiert. Ein Ausschnitt einer Antwort aus einem der Konfrontationsgesprächen leitet jeweils eine oder mehrere Einsichten ein.
«There is an internet that’s made for you and one that’s made for me.
It’s not the same.» (Behauptung) «Yes, I agree. It is like a personal
assistant. (Daniel)
p.134
Totally, I agree with
that. It knows everything. Yes, it really
is just like a personal
assistant»
Einsicht 1 — Auslegung der Personalisation Die erste
bestätigende Einsicht ist der grosse Unterschied, wie man die Personalisation der Suchmaschinen auslegen kann. Es ist absolut nicht nur
etwas Negatives, sondern hat positive Seiten, welche einen Suchvorgang
sehr erleichtern können. Diese beidseitig auslegbare Analyse sehe ich
als essentiell für das Endartefakt.
61
Methodik
Methodik
Im Hinterkopf ist es eigentlich schon, dass man alles
nachverfolgen könnte. Aber ich hab weder Paranoia noch Verfolgungswahn, deshalb blende ich das eigentlich aus, weil ich das
Gefühl habe, es ist nichts Tragisches dabei.
Weil wenn ich das nicht möchte, dann müsste ich keinen
Computer brauchen. Und abgesehen davon, damit dass ich Internet brauche, gehe ich davon aus, willige damit ein, dass dieses
Zeug auch transparent ist. Oder ich bin mir bewusst, dass es
irgendwo durch transparent sein könnte.» (Hélène)
Einsicht 2 — Wert von einem aussenstehendem Feedback Die zweite bestätigende Einsicht ist die Wichtigkeit von aussenstehendem Feedback von Nutzern. Dieses Feedback kann es mir ermöglichen, die Objektivität nicht aus den Augen zu verlieren und auf
bestehende Ansprüche von meinem Zielpublikum einzugehen.
«Würdest du alternative Suchmaschinen, Apps oder Plug-Ins nutzen
oder fändest du es zu aufwendig?» «Ich finde es nicht zu aufwendig
und würde es auf alle Fälle nutzen.» (Bettina)
Einsicht 5 — Gegensatz zwischen Unglauben und Bewusstsein Was erstaunlich war bei dieser Konfrontation (und bis
unterschiedlichen Graden bei allen Konfrontationen), war der Unterschied zwischen schierem Unglaube gegenüber gewissen Tatsachen
und dem totalen Bewusstsein, dass allein schon der Gebrauch von
Internet Verlust von Privatem bedeuten kann.
Einerseits erscheint es der Person unwahr, dass Google
Emails in Google Mail lesen und wissen, an wenn und wann sie verfasst
werden. Und gleichzeitig besteht das Bewusstsein, dass man auf dem
Internet Spuren hinterlässt und diese wahrscheinlich auch gespeichert
und benützt werden.
Einsicht 3 — Diskrepanz zwischen dem Verhalten und
den Ansichten In dieser Antwort liegen verschiedene Widersprüche
und Unerwartetes. Erstens veröffentlicht diese Person zum Beispiel
relativ viel Persönliches und Privates auf der sozialen Platform Facebook
und weiss um deren Benutzerrechte, erklärt sich aber interessiert an
Mitteln, die eine Weiternutzung von privatem Inhalt verhindern würden.
Zweitens ist diese Person überrascht über die Menge an
verfolgbaren privaten Daten, findet es aber auch eine in sich logische
Entwicklung.
Drittens wäre die Person interessiert am Gebrauch von Apps
und alternativen Suchmaschinen, weiss aber nicht, dass es sie schon
gibt und welche das wären.
«Sie (online-Suchmaschinen) wissen, wo du wohnst.» «Vielleicht in
welcher Stadt, aber nicht die Adresse.» «Sie wissen, wann du online
bist.» «Das kann man ja nachprüfen, aber ob das Google weiss...?
Nein!» «Sie wissen, wem du Emails schreibst.» «Wohl nicht, nein.»
«Sie wissen, was du in diesen Emails schreibst.» «Das nehme ich nicht
an.» «Sie wissen, wie häufig du wem schreibst.» «Ja nein, die haben
ja keinen Zugriff auf mein Adressbuch in Google Mail. Aber hallo.»
(Hélène)
Einsicht 4 — Unglauben Hier erstaunte mich der schiere
and den Tatsachen, mit der ich die Person konfrontiert habe.
Die eigene Reaktion der Person auf diesen Unglauben leitet über zu dem
nächsten Auszug und der anschliessenden Einsicht.
Unglauben
«Du kannst heutzutage alles nachverfolgen. Du müsstest eigentlich einen Brief schreiben, nein, eine Brieftaube nehmen und das
Geschriebene via Brieftaube von Haushalt zu Haushalt nehmen.
Und wenn niemand diese Brieftaube abschiesst, dann ist es sicher.
Wenn ich etwas Ultraprivates schreiben würde, würde ich das auch
nicht via Mail schreiben.
62
p.138
p.130
p.138
p.88
Auf die Frage, ob sie denn bereit wäre, bestehende Hilfsmittel wie Apps
oder Plug-Ins zu benutzen, um die Personalisierung bei der onlineSuche transparenter zu gestalten, kam folgende Antwort:
«Es wäre mir wie zu aufwendig, nein. Es gibt ja heutzutage schon solche Apps. Es ist schon noch eindrücklich, was wir
alles preisgeben. Also es kommt darauf an. Bücher darüber würde
ich schon gerne lesen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich auch
an die Medien. Vor allem, wenn ich keine Zeit habe, ist es praktisch.
Ich würde das Internet trotzdem nutzen. (Es ist zu praktisch, um...)
... darauf zu verzichten, ja. Vor allem mit dem iPhone.» (Bettina)
Einsicht 6 — Bereitschaft zur Veränderung
Mit dem Wissen, das die Teilnehmerin aktuell hat über Suchmaschinen
und die Personalisierung, würden fünf von den sechs Befragten ihre
Angewohnheiten nicht bewusst verändern wollen. Die Bereitschaft,
neue Hilfsmittel auszuprobieren, ist sehr gering. Es wäre natürlich interessant, die sechs Konfrontationspartner mein Artefakt benutzen zu
lassen und ihnen danach dieselbe Frage stellen. Einerseits ist es zwar
wahrscheinlich, dass sie auch mit den durch das Benutzen des Artefaktes gewonnenen Einsichten ihren Umgang mit online Suchmaschinen
nicht sehr schnell bewusst verändern würden. Andererseits zeigt das in
meinen Augen, dass es wichtig ist, die Personalisierung grundlegend
transparenter zu gestalten. Genauer, dass eine Veränderung im Aufbau
der Suchmaschinen geschehen müsste, die keine ‹zusätzliche›, durch
63
p.130
Methodik
Methodik
Benutzer oft als anstrengend betrachtete Handlungen voraussetzen.
«Yes, it is funny. A pigeonholing in a way. It kind of sends you down
a narrow path based on your cumulative history. It doesn’t leave
things open.» «No. And that is why I asked you the very first question:
Are you an open person? And you said yes.» (Daniel)
«Aber ich habe das Gefühl, nicht eine besonders spannende Person
zu sein.» (Stephi)
es divers in Anspruch zu nehmen. in meinen Augen sollte diese Diversität jedoch vom Nutzer definiert werden, nicht von einem Algorithmus
oder von Werbeeinnahmen.
p.135
p.146
Einsicht 7 — Verständnis für Konsequenzen Was in den
Antworten ersichtlich wurde, ist ein teilweise bestehendes Verständnis
sowohl für die Privatisierung der Suchresultate als auch den Datenschutz im Internet allgemein. Hingegen fehlt ein Verständnis der sechs
Teilnehmenden dafür, welche Konsequenzen die Privatisierung im
grösseren Rahmen haben kann. Zum Beispiel, dass es nicht mehr ein
Internet gibt, welches jeder sieht, sondern dass das Internet jedes Einzelnen (in einem indiduellen Mass natürlich) anders aussieht.
«Vertraust du den Suchmaschinen? Hast du das Gefühl…» «Nee, das
nicht. Man darf es nur sozusagen als Vorsuche betrachten, und
dann selbst die eigentliche Suche machen.» (Alex)
«Du interessierst dich auch nicht zuerst online für Reisedestinationen
und kaufst diese dann in einem Reisebüro ein?» «Nein, mache ich
nicht. Das mache ich alles mit Sinnen; mit Prospekte blättern, im
Austausch. Also vorwiegend auch nach Empfehlungen. Mündlichen Empfehlungen.» (Ursula)
«Em, das kann man wahrscheinlich nachverfolgen. Aber ob das
Google weiss, ich meine… Nein. Also ja. Auf eine Art wäre es mir
auch egal. Ich meine, ...» (Hélène)
Einsicht 10 — Unwissen, Unklarheiten Als abschliessende Einsicht
konnte ich während den Konfrontationsgesprächen feststellen, dass tatsächlich ein gewisses Unkenntnis besteht, wenn es darum geht, wie wir
online-Suchmaschinen benutzen und was für Abläufe dahinterstehen.
p.127
p.148
Einsicht 8 — Vertrauen Eine Einsicht, die bei allen sechs
Teilnehmenden dieselbe war, ist die desVertrauens. Unanbhängig davon,
wie stark die Sensibilität für den Umgang mit online-Suchmaschinen
ausgeprägt war, haben alle ganz klare Ansichten davon, welche Person
oder welches offline-Medium sie als vertrauenswürdig empfinden.
Sei es eine Bekanntschaft, die Ferien empfiehlt, oder Zeitung A, die als
seriöser als Zeitung B eingestuft wird. Diese Einsicht wiederum bestätigt den Anspruch meines Artefaktes, die kritische Wahrnehmung der
online-Suchmaschinen zu verschärfen.
«I don’t judge you ey, I still have my silly news/gossip-page like always.»
«Yes but that’s good, it doesn’t have to be serious all the time.
I think guilty pleasures are a nice thing to have. It keeps us human.»
(Daniel)
p.132
Einsicht 9 — Diversität Was hier erwähnt wird, ist auf den
ersten Blick banal. Es ist menschlich, wenn man das Internet nicht ausschliesslich dazu benutzt, weltpolitisch hochrelevante Neuigkeiten
zu finden. Also, das Internet für mehr als nur einen Zweck zu benutzen,
64
65
p.138
5. Umsetzung
5.1 Gesamtrückblick auf die bisherige Forschung und Schlussfolgerung in Beziehung auf das
Artefakt Das Konfrontieren meiner Gesprächspartner an sich hat
am intensivsten zu meinen Einsichten beigetragen. Es hat einerseits
das Interesse der Leute am Thema geweckt und sie zum Nachdenken
gebracht. Dies und das Entdecken des generellen Unwillens, etwas am
eigenen Verhalten zu ändern, heisst für meine Arbeit, dass ich einen
Schritt vorher ansetzen muss und auf ein Nachdenken und Sensibilisieren abzielen sollte. Was wiederum bedeutet, dass es die Gestalt eines
Lern-Werkzeuges annehmen sollte, welches durch die Interaktion zwischen Tool und Benutzer an sich ein Resultat erzeugt.
Natürlich ist auch der Sachinhalt an sich massgebend:
Es geht um online-Suchmaschinen, also muss die Form dieses LernTools sich aus der Natur des zu vermittelnden Inhaltes erschliessen.
Damit sind folgende Faktoren gegeben: – Fragebogen als Grundstruktur,
– Internet als Platform, – Sensibilisierung als Ziel, – Gedankenanstoss
und Verhaltensänderung als weitreichenderes Ziel.
Da die Verbindung zwischen Personalisierung der onlineSuchresultate und der eigenen Person relativ gering ist, muss das
Artefakt genau da eingreifen. Was wiederum zu der Idee geführt hat,
den Befragten während des Beantwortens des Fragetools life zu filmen
und direkte visuelle Eingriffe auf diese Aufnahme zu nehmen. Meine
erste Annahme ist, dass der Menschein Grundinteresse am eigenen
Spiegelbild mitbringt, vor allem, wenn er dieses Spiegelbild sich nochin
Echtzeit bewegt. Meine zweite Annahme ist die, dass ein Eingriff ‹von
aussen› auf dieses bewegte Spiegelbild das Anfangsinteresse halten
kann und somit die Chancen höher sind, mein Fragetool auch tatsächlich
zu benutzen. Auf die Funktionsweise meines Artefaktes werde ich in
den folgenden zwei Unterkapiteln genauer eingehen.
5.2 Fragebogen Die theoretische und praktische Vorarbeit resultiert in dieser Arbeit in einem, wie oben beschriebenen,
Lern-Tool, der auf einem Fragebogen basiert. Das Ziel dieses Artefaktes
ist es, die Sensibilität für ein bewusstes Benutzen der online-Suchmaschinen zu fördern. Da gewisse online-Suchmaschinen eine personalisierte Suche einsetzen, kann das die Suchresultate beeinflussen.
Manchmal kann das nützlich sein und zu relevanteren Suchresultaten
führen. Es kann aber auch zu stark in die Relevanz eingreifen, ohne dass
es dabei, seitens der online-Suchmaschine, dem Benutzer gegenüber
transparent genug kommuniziert wird.
Ich wil erreichen, dass sich der Benutzer dieses Lern-Tools
nach dem Benutzen entscheiden kann, ob die bisherige Art, wie er
online-Suchmaschinen benutzt hat, seinen Ansprüchen gerecht wird,
und wenn nicht, wie er das ändern oder beeinflussen kann. Wie wird das
erreicht? Durch ein interaktives Beantworten eines Fragebogens.
Die Antworten sieht man an sich gespiegelt, kann also sofort sehen,
66
67
Umsetzung
welchen Effekt die eigene Antwort haben kann auf das eigene Profil.
Dies wird übersetzt mit visuellen Eingriffen auf das Gesicht, die Haut
und den Hintergrund. DasTool ist online zugänglich, die einzigen Bedingungen für das Benutzen sind also ein Computer mit angefügter oder
integrierter Kamera und Internetzugang.
5.3 Aufbau des Artefaktes Wie ist dieses Frage-Tool genau aufgebaut? Welche Fragen werden gestellt? Wie werden
die Antworten gewertet, und was bedeuten sie?
Wichtig für das Verständnis des Artefaktes ist die Unterscheidung zwischen Information-Retrieval (IR) und Information-Seeking
(IS), weil das zwei unterschiedliche Arten von Informationssuche
beschreibt. Wie oben kurz erwähnt, kann Personalisierung von Suchresultaten sowohl hilfreich als auch störend sein. Das kommt darauf an,
ob man sich eher bei Information-Retrieval oder Information-Seeking
befindet. Information Retrieval ist die Suche nach Ergebnissen, von
denen man die Art von Antwort schon kennt; Dies können Adressen
sein, Öffnungszeiten, Fahrpläne, Preise ect. Pons übersetzt das Wort
‹Retrieval› mit ‹etwas wiederfinden› (pons.eu 1). Information Seeking
ist das Suchen nach breiter angelegter Information; Geschichtliche
Hintergründe, politische Hintergründe, Krankheitsbilder, Zusammenhänge, Analysen, Systeme ect. Das Wort ‹Seeking› wird von Pons mit
‹suchend› beschrieben (pons.eu 2). Man könnte es so formulieren, dass
bei Information Seeking die Wissensaneignung grösser ausfällt als bei
Information Retrieval.
Die Fragen des Fragebogens sind in drei Kategorien aufgeteilt: Technisches Verhalten, persönliches Verhalten und IR/IS. Beim
technischen Verhalten ändert sich die Grösse von Gesichtsteilen, beim
persönlichen Verhalten die Hautstruktur- und Farbe, und bei IR/IS verändert sich der Hintergrund der eigenen Umgebung, die mitgefilmt wird.
Die Kategorie ‹Technisches Verhalten› zeigt auf, wie der
technische Umgang mit online-Suchmaschinen aussieht und was für
Einflüsse er haben kann auf die Suchresultate. Zum Beispiel kann eine
Frage dieser Kategorie lauten: «Which online search engine do you
use?» Antworten, die man auf diese Fragen wählen kann, sind «Google»,
«Bing,Yahoo», «Duckduckgo», oder «Other». Google speichert am intensivsten persönliche Daten, Bing und Yahoo relativ gesehen weniger,
Duckduckgo ist sehr zurückhaltend, und «Other» sind möglicherweise
Suchmaschinen, die zu spezifischer Natur sind, um darauf näher einzugehen. Optischer Eingriff ist hier das manipulieren der Grössen von
Gesichtsteilen (Nase, Ohren, Augen). Da nun jede Antwort andere
Konsequenzen bedeutet, wird sich auch das Achsendiagramm anpassen.
Die Kategorie des ‹persönlichen Verhaltens› zeigt auf, wie
transparent oder untransparent man als Person sein möchte. Im Vergleich zum technischen Verhalten kann man dann abschätzen, wie man
tatsächlich von der online-Suchmaschine wahrgenommen wird. Eine
68
Umsetzung
Frage dieser Kategorie lautet zum Beispiel: «How do you feel about
surprises?», mögliche Antworten: «I like to stick with what I know»,
«I like to take risks» oder «I let myself to be surprised». Optischer Eingriff ist hier die Veränderung des Hauttons und der Ebenmässigkeit der
Haut. Wenn man hier zum Beispiel angibt «I like to stick with what
I know», dann verändert sich die Hautfarbe zu einem Rotton , weil man
vermutlich Antworten möglichst vorhersehbar auf sich selber zugeschnitten haben möchte, und der Rotton das Sichtbare Profil symbolisiert.
Zum Schluss indiziert die dritte Kategorie ‹IR/IS›, für welche
Art von Information man die online-Suche hauptsächlich benutzt, und
wo die Personalisierung von Suchresultaten am stärksten eingreift kann.
Eine Frage könnte hier lauten: «Do you like to be up to date with news
(regional or world wide)?», wobei die Antworten «Sometimes», «Yes»
oder «Not really» lauten können. Als optischer Eingriff wird hier der
von der Computer-Kamera mitgefilmte Hintergrund verändert. Wählt
man hier die Antwort «Yes», benutzt man Internet, um möglicherweise
meinungsbildende Informationen zu erhalten, wobei schon nur die Auswahl der Medienplatform für persönliche Präferenzen bezeichnend sein
kann.
Drei Fragenkategorien:
T
echnisches Verhalten
Persönliches Verhalten
IR/IS
Die vorangegangene Abbildung zeigt ein Diagramm, wie die drei Fragenkategorien mit verschiedenen Schraffuren visuell übersetzt werden.
Dieses Diagramm wird nicht nur als strukturelle Aufbau
benötigt, sondern ist auf der Benutzeroberfläche des Artefaktes auch
eine Navigationshilfe, wie auf der Abbildung auf Seite 70 auch zu sehen
sein wird.
Auf der folgenden Doppelseite ist eine Übersicht zu finden aller 45
Fragen, die in dem Fragen-Tool beantwortet werden können. Gleichzeitig sind die Fragen in ihren Kategorieren gekennzeichnet.
69
I let myself to be surprised
IR/IS
It is essential
Quite important
I have never really thought about ‹my own space›
I don’t need my own space
have for you?
No
It depends on the situation
I don’t mind either way
31. How much importance does privacy generally
I like my own space
not that keen on it?
No, I would rather use an online service
This person would need to know me very well
I am not on facebook
45. Do you like to have your own space, or are you
Yes, that would be very handy
Yes I do use privacy settings on facebook
as your search engine?
No I don’t use privacy settings on facebook
account?
44. Do you use privacy settings for your facebook
No
Sometimes
Yes
43. Do you search online about politics?
person in your surrounding, would you use that person
30. If there were an all knowing and trustworthy
Yes
Maybe
No
29. Would you consider using another search engine?
Yes
I never considered it
Not easily
Over time
No
Easily
Yes
16. Do you compare prices of things or services online?
Often
Sometimes
No
15. Do you purchase things online?
...I am cautious
...I am impulsive
14. In general, as a peson, you are...
Yes, regularly
Yes, sometimes
No
13. Do you read newspapers online?
I don’t want to be trackable
I heard that I should
No
42. How easily do you trust someone?
search engines?
No
Yes, regularly
Yes
41. Do you use Google+?
No, news shouldn’t be curated by anyone
I don’t have an opinion about this
Yes, it is very important that news are curated
40. Do you think news should be selected by experts?
No Yes
39. Are you a spotify user?
28. Would you change anything about how you use
Relatively
* — Why?
Yes
Yes, sometimes *
27. Are you happy with the way search engines work?
No
Don’t know what it is or how to do it
Yes
Somewhat
12. Do you erase your cookies?
No
Other
26. Are you someone with an affinity for technology?
No
Sometimes
Duckduckgo/Blekko
Bing, Yahoo
Google
11. Which online search engine do you use?
Yes
No I don’t
you don’t ask
Sometimes; I also use travelling agencies
online?
you ask your neighbour
Yes I do
25. Do you listen to music and/or watch movies
No
it online)?
(it doesn’t matter if you follow through with booking
Yes
38. Do you compare holiday destinations online?
platforms for example?
No
I visit forums and actively participate
I visit forums
in discussions?
24. Do you publish your date of birth on social network
Not really
Yes
37. Do you visit forums and participate actively
I much prefer to observe
I don’t mind having attention on me
do you refer to observe?
you ask the lecturer in front of everyone
10. You are sitting in a lecture and you have a question:
Yes
No
9. Do you have more than one email account?
Yes, I could explain it to you
I have a general idea
No idea
8. Do you know what a browser cookie is?
Sometimes
(regional or world wide)?
Hotmail
Gmail
23. Do you like to be up to date with news
No, I prefer to focus and on a few
I have a few interests and I want to expand
36. Do you prefer having attention on you or
Yes
I have a wide range of interests
Sometimes rest or are you someone with a wide range of interests?
Private, fee-based company
Private, free company
7. Who is your email account host?
I am rather an introvert person
I am rather an extrovert person
Never
search purposes?
35. Do you use different browsers for different
system
I don’t want to have to get used to a different
22. Are you someone to focus on a few points of inte-
I don’t want to be trackable
6. Please choose one of the following:
It seems to be unsafe
Others
* — Why?
Safari
Google Chrome
Y
es
Firefox, Explorer
No *
It would be too much effort
5. Which browser do you use?
I don’t know how
for usernames?
* — Why not?
I don’t have a gmail account
Both kinds
Never
Seeking (wikipedia, youtube...) when you don’t know
No *
21. Is FirstNameLastName something you use
Sometimes
know what you will find
Maybe
what you will find
Yes
20. Do you search for medical information online?
Yes sure
to swap to another service?
Sometimes Yes
34. If you have a gmail account, would you be willing
Never
Retrieval (opening times, contact info...) when you
online search engines most often for:
4. Please chose one of the categories you use
Yes
No
I don’t trust it
People told me not to
19. Do you use the incognito browsing mode?
I don’t want to be trackable
Often
3. Do you write emails?
I don’t know how it works
People recommended it to me
Sometimes
* — Why not?
I do it to keep my browser tidy
No *
Sometimes
Yes
33. Do you use online banking?
Yes, I don’t like when decisions are taken for me
Sometimes it is easy, sometimes it isn’t
No, I am not fond of taking decisions.
(supermarket, TV channel, menus...)
32. Is it easy for you to take decisions?
Rarely
* — Why?
Often
2. How often do you use the internet?
Sometimes *
Yes
No
No
1. Do you have internet at home?
I like to take risks
Persönliches Verhalten
18. Do you erase your search history?
I like to stick with what I know
17. How do you feel about surprises?
Technisches Verhalten
Fragen
Umsetzung
Umsetzung
0 bis 10?" oder "Auf einer Skala von 0 bis 10, wie stark würdest du die
Schmerzen einschätzen?"
If there were an all knowing and trustworthy person in your surrounding,
would you use that person as your search engine?
yes i
maybe i
no i
Benutzeroberfläche Obenstehendes Bild zeigt einen Entwurf der Benutzeroberfläche des Fragen-Tools. Oben steht jeweils
zentriert die Frage. Auf dem unteren Balken sitzen die Antworten, aus
denen man jeweils eine selektioniert. Links neben den Antworten ist
das Achsendiagramm. Die Funktion des Achsendiagramms auf der
Benutzeroberfläche ist die der Orientierung und der Übersich: Jeder
Fragenkategorie respektive Schraffierung, ist ein Effekt zugeordnet, der
sich dann auf den Benutzer anwendet.
Zum Beispiel ist in der abgebildeten Momentaufnahme die
Frage «If there were an all knowing and trustworthy person in your surrounding, would you use that person as your search engine?». Diese
Frage gehört der Kategorie 'IR/IS' an. Die Antwort auf diese Frage wird
den Hintergrund verändern, in dem sich der Benutzer befindet (heller
oder dunkler), entsprechend wie die Antwort ausfällt.
Auswertung Jede Achse bewegt sich von den Extremen
0 bis 10, wobei man die Achsen folgendermassen lesen muss;
Achsenextreme technisches Verhalten
0 = überhaupt nicth zurückverfolgbar
10 = sehr gut zurückverfolgbar
Achsenextreme persönliches Verhalten
0 = keine Aumerksamkeit auf die eigene Person ist erwünscht
10 = vollste Aufmerksamkeit auf die eigene Person ist erwünscht
Achsenextreme IR/IS
0 = online-Suchmaschinen werden nur für IR benutzt
10 = online-Suchmaschinen werden nur für IS benutzt
Die Werteskala von 0 bis 10 repräsentiert eine ungefähre
Einschätzung der Folgen der einzelnen Antworten. Der Benutzer sollte
eine Übersicht erhalten des eigenen Verhaltens, und nicht eine mathematische Codierung. Die Zahl 10 scheint eine gängige Skalierung von
approximativen Werten zu sein. "Wie fühlst du dich auf einer Skala von
72
Schlüssel Auf den obenstehenden zwei Abbildungen sieht
man zwei verschieden Versionen des Achsendiagrammes. Links haben
alle Schraffuren dieselbe Strichstärke, sind also ausgeglichen. Das
bedeutet, dass die Art und Weise, wie man sich persönlich verhält
(gepunktete Schraffur) dem technischen Verhalten entspricht (Strichschraffur). Auf der rechten Abbildungen sieht man, dass die Strichschraffur viel ausgeprägter ausfällt als die zwei anderen. Das heisst,
dass das technische Verhalten nicht dem persönlichen Verhalten
entspricht, man da also eine Diskrepanz kreiert.
Um dieses Kapitel abzuschliessen, möchte ich Joseph Weizenbaum zur Sprache bringen. Weizenbaum hatte Mathematik studiert
und war danach in der Informatik tätig. Unter anderem war er an der
Entwicklung des ARPA Net beteiligt, dem Vorläufer des Internet.
1966 entwickelte er das Computerprogramm ELIZA, das
natürliche Sprache durch einen Computer verarbeiten liess. Es war
sozusagen der ersteVorläufer von den heute sogenannten Chatbot Programmen, wo der Computer eine Interaktion mit einem natürlichen
Gegenüber imitiert. (alicebot.blogspot.ch) ELIZA wird hier deshalb
erwähnt, weil es ein Meilenstein darstellte in der Interaktion mit
Computern, die sich auf ein Fragenprinzip stützt. Joseph Weizenbaum
äusserte sich nach seiner Veröffentlichung von ELIZA sehr kritisch
gegenüber «grenzenloser Computergläubigkeit» (alicebot.blogspot.
ch), nachdem er feststellte, dass Benutzer sich äusserst offenherzig
einer künstlichen Intelligenz offenbarten. Zudem waren es manchen
Benutzern sogar bewusst, dass sie es mit einem Computer zu tun hatten.
Dass nichtsdestotrotz ein solch reger, einseitiger Austausch stattfand,
erschütterte Weizenbaum.
«While Artificial Intelligence may be possible, we should never
allow computers to make important decisions because computers
will always lack human qualities such as compassion and wisdom.
Weizenbaum makes the crucial distinction between deciding and
choosing. Deciding is a computational activity, something that
can ultimately be programmed.» (wikipedia.org 3)
73
pp.22
5. Fazit und Blick in die Zukunft
Seine Stellung gegenüber künstlicher Intelligenz und unserer Beziehung dazu finde ich im Bezug zu dieser Arbeit relevant und
offeriert eine Stellungnahme aus der Sicht einer Person, die hinter den
Kulissen gearbeitet hat, sich aber trotzdem, oder gerade deswegen, über
die Gesamtperspektive Gedanken gemacht hat.
The most important user– centered research constituted of six 30 minutes
conversations, where I confronted every person individually about personalised
search, their personal data being gathered by companies, and possible consequences of this knowledge residing in companies hands. It was very interesting
and resulted in an important amount of insights concerning the design, the target
group, the visual language and the structure of my artefact.
74
Wenn man davon ausgeht, dass das Internet in der Zukunft
keine kleinere, sondern eine noch wichtigere Rolle spielen wird, als es
jetzt schon tut — wie können wir uns dann diese Zeit vorstellen? Wie
werden online-Suchmaschinen aussehen und funktionieren? Wie wird
sich unser Umgang mit ihnen entwickeln? Werden wir anderes suchen?
Werden wir anderes finden? Vielleicht wird sich gar nichts verändern,
Suche bleibt Suche, Information bleibt Information, könnte man sagen.
Wenn man aber bedenkt, wie schnell und stark sich das Internet schon
in unseren Alltag eingebettet hat, dann ist es wahrscheinlich, dass
unser Zugang dazu auch nicht stehenbleibt. Und da Objekte wie Tablets und Smartphones beeinflussen, in welcher Situation wir was suchen,
wird es spannend sein zu beobachten, was aus der technologischen
Sicht her passieren wird.
Die ganz grosse Frage im Bezug auf diese Arbeit ist die der
Daten. Wem werden sie gehören, was wird mit ihnen geschehen und
welchen Wert werden sie haben? Das Magazin NZZ Folio setzt sich in
der Mai-Ausgabe 2013 damit auseinander, und angemeldet wird es
foldenderweise: «Wir berichten vom jüngsten Goldrausch, dem
Geschäft des Data–Mining: Kundendaten gelten als der Rohstoff der
Zukunft, und unser Autor hat tief nach seinen eigenen geschürft.»
(NZZ Folio, p.66, 2013) Man könnte hier argumentieren, dass Kundendaten nicht dasselbe sind wie die allgemeine Privatheit auf dem Netz.
Ab wann sind wir jedoch Kunden? Genau hier ist es unklar, zu welchem
Zeitpunkt wir aufhören, Privatmenschen, und anfangen, Kunden zu sein.
Wenn ich mein Smartphone jederzeit bei mir habe, kann ich theoretisch
auch jederzeit online gehen und eine Suchmaschine ‹konsumieren› oder
online kaufen.
Es gibt Gerüchte, dass Google sich eine Serverinsel gekauft
hat, die keinem Staatsgesetz unterliegt. Wo quasi Google also zum
Gesetzgeber wird. Da bis anhin die meisten Länder von online-Suchmaschinen verlangen können, Daten über eine Person offenzulegen, ist
eine staatenlose Serverinsel aus der Perspektive einer online-Suchmaschine keine schlechte Idee. In seinem Buch ‹Die magischen Kanäle/
Understanding Media› zitiert Marshall McLuhan Shakespeares Othello
mit folgendem Vers, welcher eine sehr ähnlichen Thematik umschreibt:
«Die Umsicht, die im Staate wachsam ist —
Um jedes Körnchen Gold weiss sie Bescheid,
Sieht auf den Grund selbst unerschlossner Tiefen,
Hält mit dem Denken Schritt — ja göttergleich,
Kennt sie’s bereits in seiner stummen Wiege.»
(McLuhan, p.25, 1995)
75
p.91
Fazit und Blick in die Zukunft
Dieser Zitat ist für mich das ideale Beispiel dafür, dass man
Dinge immer aus zwei Perspektiven anschauen kann/sollte. Bringt man
Othello’s Vers in Verbindung mit der Stasi und dem kalten Krieg, wird
es unweigerlich negativ, dass der Staat so wachsam ist. Denkt man aber
an die antiken Anfänge der Demokratie, so ist der Staat das Volk, und
«hält hoffentlich mit dem Denken Schritt».
Hélène, eine der sechs Konfrontations-Gesprächspartnerinnen, bringt dasThema einer möglichen, aber in ihren Augen unnützen
Paranoia gegenüber Privatsphäre gut auf den Punkt: «Du kannst
heute alles verfolgen. Du müsstest also eigentlich eine Brieftaube
nehmen, und das Geschriebene von Haushalt zu Haushalt bringen.
Und wenn die Brieftaube von niemandem abgeschossen wird,
dann wäre es sicher.» (Hélène)
Ein Beispiel dafür, dass eine Prise Paranoia nicht immer
schlecht sein müssen, bringt Malte Spitz, ein deutscher Politiker. Er hat
2009 die DeutscheTelekom darauf verklagt, ihm die Information zu geben,
die sie über ihn gespeichert hatte. Nach einem Vergleich (wikipedia.
org 2) erhielt er ‹seine› Daten von über sechs Monaten. In seinem TED
Talk, den er 2012 darüber hielt, sagte er: «Aber man kann sehen, wie
die Menschen miteinander kommunizieren, zu welchen Zeiten sie
einander anrufen, wann sie zu Bett gehen. Das kann man alles
sehen. Man erkennt die zentralen Figuren, etwa wer die Anführer
der Gruppe sind. Wenn man Zugang zu diesen Informationen hat,
kann man sehen, was die Gesellschaft macht. Wenn man Zugang
zu diesen Informationen hat, kann man die Gesellschaft kontrollieren.» (ted.com 3)
Um von der Privatsphäre wegzukommen und dem ein wenig
allgemeineren Thema der Informationsfindung zuzusteuern, zitiere ich
ein Buch, das schon 1998 auf einen interessanten Aspekt aufmerksam
macht. Und zwar stellt Stefan Karzauninkat bei seinem damaligen Blick
in die Zukunft in seinem Buch ‹Die Suchfibel› fest, dass «eine klare
Trennung zwischen wissenschaftlicher Information einerseits und
Werbung andererseits konsequenter» wäre. Er vermutet, dass die
«schwierige Aufgabe einer Grenzziehung wohl teilweise durch die
Hochschulen übernommen werden müssen.» (Karzauninkat, p.204,
1998)
Jon Seely Brown und Paul Duguid ihrerseits bringen in einem
Buch über die Information in unserer Gesellschaft folgenden schön
formulierten Gedanken, der sich um die Relevanz von Informationen
dreht: «This central focus inevitably pushes aside all the fuzzy stuff
that lies around the edges — context, background, history, common
knowledge, social resources. But this stuff around the edges is
not as irrelevant as it may seem. It provides valuable balance and
perspective. It holds alternatives, offers breadth of vision, and
indicates choices.» (Brown & Duguid, p. I, 2004)
76
Fazit und Blick in die Zukunft
p.138
«This stuff around
the edges is not as
irrelevant as it may
seem. It provides
valuable balance
and perspective.»
p.96
p.94
Der zentrale Fokus, der am Anfang des Zitates erwähnt wird,
beschreibt das Drängen zu einer Zukunft auf dem Rücken von neuer
Technologie, bestehend auf der Annahme, dass dieser Weg direkt dahinführt, wo wir hingehen wollen. In kürzeren Worten verspricht neue
Technologie einen direktenWeg zu der erwünschten Information. Brown
und Duguid aber stellen die Direktheit in Frage und wünschen sich mehr
Umwege und mehr Aufmerksamkeit für das, was sozusagen am Wegesrand noch entdeckbar sein könnte. Ich nehme mir die Freiheit und bringe
es mit der Relevanz in Verbindung, die online-Suchmaschinen mit ihren
Funden anstreben. Umformuliert, mit Brown und Duguids Gedanken,
könnte man sagen, dass wir selbst bestimmen sollten, wie direkt und
relevant wir unsere Information haben möchten. Und dass das unser
Anspruch an die Zukunft von online-Suchmaschinen ist.
To conclude this work, I feel it is important to consider the future and what it might
bring us and our use of online search engines. Will we want to find other things?
Will we want to find them at different moments, with different outcomes? Will our
entire interaction with online search engines change?
A negative approach to these questions propose a vision where society is controlled by those possessing our data. This vision could include the birth of a new
group of power that controls and manipulates how and with whom we interact,
based on what they know about us dataholders.
The positive outlook on this topic is a more proactive one. We as dataholders
have the power to steer our use of online search engines towards self-determination, so that we keep having the choice, rather than selecting from what they
decide to offer.
77
Bildstrecke II
Gesellschaft
Gesellschaft
p.20
78
79
Gesellschaft | Benutzer
Benutzer
Benutzer
p.53
80
81
Benutzer
82
Benutzer
83
Benutzer | Illusion
Illusion
Illusion
p.55
84
85
Illusion
Abstrahieren
Abstrahieren
p.58
86
87
Abstrahieren
88
Abstrahieren
89
Abstrahieren | Unglauben
Unglauben
Unglauben
p.60
Unglauben
p.xx
90
91
Unglauben
Unglauben | Rohstoff
Rohstoff
p.73
92
93
Rohstoff
94
Rohstoff
95
Fuzzy stuff
Fuzzy stuff
Fuzzy stuff
p.74
96
97
Fuzzy stuff | Balance
Balance
Balance
p.75
98
99
Balance
100
Balance
101
102
103
Danksagung
Einen herzlichen Dank für die Unterstützung bei dieser Arbeit möchte
ich richten an
Dozenten
Peter Vetter
Sarah Owens
Cybu Richli
Meike Eckstein
Dominique Fischer
Lisa Greuter
Gesprächspartner
Martin Feuz
Mitch Hatscher
Robert van Kranenburg
Max Rheiner
Elisabeth Vercelloni
Konfrontationsteilnehmer
Bettina Burki
Ursula Salzmann
Daniel Rossi
Hélène Utz
Stephanie Herzog
Malin Gewinner
Lene Beck
Jonnathan Wray
Walter & Elisabeth Schwab-Salzmann
Meine Mitstudenten
104
105
Quellenverzeichnis Text
Analoge Quellen
Baltes, M. / McLuhan, M. / Marchand, P. [et al.] (2002), Absolute Marshall
McLuhan, Freiburg im Breisgau, Orange-Press
Baudrillard, J (1994), Simulacra and Simulation, Michigan, University of
Michigan Press
Brown, J. S. & Duguid, P., (2004) The social life of information, Harvard
Business School Press, Boston, Massachusetts
Karzauninkat, S., (1998), Die Suchfibel, Wie findet man Informationen
im Internet?, Leipzig, Ernst Klett Schulbuchverlag Leipzig GmbH
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surreale, neue Struktur | Spiegel
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Allegorien | machtvolles Privileg
machtvolles Privileg
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47
Spiegel
1https://www.ted.com/talks/eli_pariser_beware_online_filter_bubbles.html2
Spiegel
2http://vi.sualize.us/phrenological_chart_science_illustration_diagrams_graphic_pic-
http://vi.sualize.us/phrenological_chart_science_illustration_diagrams_graphic_pic-
machtvolles
Privileg
p.15
ture_2bkV.html
ture_2bkV.html
3brightwalldarkroom.com/post/27992510205/the-truman-show-1998
2brightwalldarkroom.com/post/27992510205/the-truman-show-1998
4www.margherita-scaturati.de/projekte.htm
3www.fortvinci.de/selbstbild-verbessern/2011/09/05.html
4www.martins-welt.de/serendipity/index.php?/categories/10-Reise
38
39
48
49
5www.tumblr.com/tagged/projektion
machtvolles Privileg
machtvolles Privileg | Imagination
1www.livincool.com/cinema/we-live-in-public
Aus dieser ersten theoretischer Untersuchung kristallisiert sich folgender Abstrakt mit einer ausformulierten Forschungsfrage:
Das Projekt untersucht aus dem Standpunkt des Benutzers, wie Grafik
die Orientierung und die Transparenz bei der online-Suche verbessern
kann, vor allem im Hinblick auf das ‹Information Seeking›. Qualitative
Untersuchungen bestimmen das Zielpublikum, welches wiederum das
Anwendungsfeld definiert. Interviews und teilnehmerorientierte Konfrontationssituationen werden das finale Konzept generieren.
Diese Methodologien ergeben ein Artefakt, welches Benützern eine grössere Übersicht der über sie gesammelten Informationen
gibt und somit bessere Kontrolle der Suchresultate bedeutet. Auf einer
zweiten Ebene regt es das Publikum zum Umdenken der Informationsprivatheit an.
This project enquires from the user›s point of view how graphic design can improve
orientation and transparency in the process ofs online searching, specifically
when it comes to personalisation in information seeking.Through quantitative studies
a target group is defined, which then determines the specific field of application.
Interviews and participatory lab-situations generate the concept on which the result
is based. These methodologies produce a final product which enables users to have
better oversight on the information gathered by search engines and therefore to be
in greater control their search queries. It also aims to make the audience rethink
information-privacy for the future.
3http://lewebpedagogique.com/lastrolabe/tag/xville/
Imagination
p.17
4erikbuys.wordpress.com/2011/09/05/celebrating-surrealism-a-h
40
1user.cojobo.org/?-t_hildeb/archive/physikmachtspass/experimente/
2 Abstrakt
Spiegel
2www.archdaily.com/295301/films-architecture-the-truman-show/the-truman-show/
2www.martin-naber.de/paintings-on-paper-canvas/paintings-on-canvas/
41
50
51
Bildstrecke II
Imagination
Imagination
1www.ruthmarten.com
Bildstrecke II
Gesellschaft
2www.zeno.org/Naturwissenschaften/I/bt08393a
3www.ruthmarten.com
1news.cnet.com/8301-13506_3-20068257-17/intels-facebook-museum-of-me-is-a-musttry/
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Gesellschaft
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4www.ruthmarten.com
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4www.philosophyoffreedom.com/node/3942
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43
78
Imagination | surreale, neue Struktur
surreale, neue Struktur
1www.fim.uni-linz.ac.at/staff/sonntag/escher/escher.htm
79
Gesellschaft | Benutzer
Benutzer
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surreale, neue Struktur
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Benutzer
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3happyfamousartists.com/blog/tag/spontaneous-lulz/
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4www.hangthebankers.com/physicists-say-there-may-be-a-way-that-we-live-in-a-
4http://www.jahrmarkttheater.de/index.php?id=3
computer-simulation/
80
44
81
45
110
111
Benutzer
Benutzer
1mourir-mirror.com
Unglauben
1versicherungsvergleich-sofort.net/home.pnp?id=2&uid=118&kdi=16
Unglauben | Rohstoff
2Eigen
2channelshift.de/index.php/2008/02/im-panoptikum/
3www.wind-in-den-blaettern.tag/php?id=3542
3www.goldalert.com/2011/02/gold-price-eyes-bevy-of-economic-data-ahead/
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82
83
Benutzer | Illusion
Illusion
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1www.infocusgalerie.de/de/fotografen/imboden_connie?PHPSESSID=f80769340cfc-
93
Rohstoff
1www.targheitaliane.it/index_i.html?/mondo/sealand/sealand_i.html
Rohstoff
14facac0975b3aa9cb
2www.svt.se/nyheter/regioalt/vasterbottensnytt/vasterbottniske-prasten-ar-tho-
2ffffound.com/image/bdf0fa382535f3eeb885152eaccedf4f7d341011
Illusion
p.55
mas-angrar-sig
3cartgraphie.sciences-po.fr/fr/image_et_variables_visuelles
3www.dtoday.net/startseite/nachrichten_artikel,-Koalition-einig-ueber-Verbot-heimli-
4flickrhivemind.net/Tags/portrait.projektion/interesting
cher-Videoueberwachung-_arid,219497.html
5http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/id=400&type=diskussionen
84
85
4www.hostmypost.net/cloud-computing-understanding-the-ins-and-outs-of-this-tech94
95
nology/
5koptisch.wordpress.com/2011/04/02/apokalypse/
Illusion
Abstrahieren
1http://www.schaeferart.eu/works/callas-series/callas-2/
Fuzzy stuff
1www.pallantbookshop.com/books/details/david_hockney_a_bigger_picture
Fuzzy stuff
2Eigen
Abstrahieren
3commons.wikimedia.org/wiki/Category:Google
p.58
2sapountz.is/blog/2011/09/my-takeaway-from-dreamforce-2011-convergence/
3www.fanpop.com/clubs/random/images/30843841/title
Fuzzy stuff
p.74
450watts.com
4www.fullhdwpp.com/movies/forrest-gump-box-of-chocolates
5litstack.com/featured-author-review-the-giver-by-lois-lowry/
86
87
Abstrahieren
Abstrahieren
96
1http://www.coetail.com/heather/
97
Fuzzy stuff | Balance
1kaist455.files.wordpress.com/2010/05/metropolisposter.jpg
Balance
2lesyndromedelazare.blog.fr/2011/03/12/vanite-picasso-10813530
2www.planet-wissen.de/kultur_medien/theater/figurentheater/figurentheater_mario-
3http://www.kulturagenda.be/rubrik/buhne/momo_tanzt_gegen_die_grauen_herren_
netten.jsp
Balance
p.75
an/
3www.schwarzschimmel.ch/astro/tarot_karten.htm
4http://www.urbantick.com
88
89
Abstrahieren | Unglauben
Unglauben
4derekfinke.com/2012/04/23/vom-herdentrieb-im-geschaeft-mit-gebrauchtwagen/
98
1s299.photobucket.com/user/karinb72/media/miroir/552px-Snow_White_Mirror_3.png.
99
Balance
Balance
html
Unglauben
1galerie.chip.de/index.cfm?pid=1551&pk=987974&fk=121068
2www.humintell.com/2011/02/a-helping-hand-hand-gestures-and-the-mind/
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2www.kunstnet.de/werk/64681-januskopf-1
dreamstimefree_5620355
Unglauben
p.xx
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3www.nzz.ch/wissen/bildung/diagnose-potentiell-schizophren-1.16677404
91
100
112
101
113
Anhang
a
Interview Vercelloni
b
Interview M. Feuz
c
Interview M. Hatscher
dKonfrontationen
— Alex
— Bettina
— Daniel
— Hélène
— Stephanie
— Ursula
a
Interview mit Elisabeth Vercelloni,
Journalistin und Buchhändlerin
— 12. September 2012
Fragende: Du bist es dir gewohnt, in Büchern oder Zeitungen oder irgendwo Dinge
zu finden. Bevor es Computer gab, meine
ich. Gibt es etwas von diesen Dingen, die du
in den jetzigen Suchfunktionen bei Google
vermisst?
Befragte: Ja. Wenn ich bei Google suche,
hab ich immer den Eindruck, dass ich entweder den ‹Jetzt-Zustand› habe, also was
jetzt publiziert worden ist, oder was ich
jetzt finde über Leute, und habe das Gefühl, dass sie mir nicht angeben können,
was vor 30 Jahren gewesen ist.
Ja. Du hättest gerne einen Balken, der dir
sagt, wie lange ein Eintrag zurückliegt.
Ja. Und konkret merke ich das, wenn ich
von mir selber den Namen eingebe, und
es kommen nicht die Neuesten, sondern
irgendwelche von vor acht Jahren, völlig
unbedeutend, und dann wieder was vor
von einem halben Jahr. Das gibt mir keine
Gewissheit, was relevant ist.
Ja.
Also die Zeitangaben, das Einordnen ist
das, was mir nicht klar ist.
Und das hast du früher in der Bibliothek
gemerkt, weil es so eingeordnet war?
Ja, alles mit Jahrgang versehen. Und es
war für mich einfacher nachprüfbar, das
was ich gefunden habe.
114
Weil du die Person fragen konntest, weil du
jemanden anrufen konntest...
Zum Beispiel. Wenn ich in der Zentral
Bibliothek Zürich einen Begriff nachgeschlagen habe, wusste ich, es ist garantiert in diesen Bänden, unter diesem
Kapitel, auf dieser Seite. Und es war mir
klar, das hat jemand rausgesucht, es so
notiert und es stimmt. Und so das Nachund Belegbare, vielleicht bin ich es mir
nicht gewohnt, auf Internet, aber ich habs
nicht so dort.
Du hast mir mal gesagt, du vertraust dem
auch nicht. Wieso?
Weil ich weiss es kann irgendjemand,
zum Beispiel, ich schreibe irgendetwas,
es muss nicht überprüfbar korrekt sein,
es wir nur wiedergegeben, was ich selber
geliefert habe.
Ja. Aber du findest z.B. auch Sachen von
Herrn Bosshard (Prof. dr. in Medienwissenschaft & Journalistik an der Uni Fribourg).
Auch ja. Es ist so dieser bunte Mix. Es ist
sehr bunt. Und wenn ich konzentriert
etwas Suche, in einer Bibliothek oder in
irgendeinem Bereich der nachvollziehbar
ist, dann weiss ich, das hat jemand veröffentlicht, das ist so, das schlage ich in
diesem Buch oder diesem Band nach.
Aha. Ich kenn den Verlag oder sonst etwas...
Ja. Ich kann es einordnen irgendwie.
Hast du das Gefühl, es war oder ist dir hilfreich, dass du deine Suchmethoden schon
115
Interview — Elisabeth Vercelloni
früher rausgefunden hast? Und hast du diese auch anwenden können oder überhaupt
nicht? Nachher jetzt online?
Ja sicher. Wenn man sich gewohnt ist
nachzuforschen auf alle möglichen Arten,
persönliche Kontakte, oder in einemArchiv,
es gibt Leute die ein Privatarchiv aufgebaut haben wo man anfragen kann ‘Kann
ich bei Ihnen nachschauen kommen?’,
dann ist man sich gewohnt, wendig und
findig zu sein, selber und aktiv werden.
Leute, die ‘nur’ auf dem Internet Recherche machen, finde ich, vertrauen zu sehr
darauf, da wird geliefert, das spuckt mir
Daten aus und die sind so.
Sie hinterfragen nicht.
Ja. Sie hinterfragen nicht, geben ein
Stichwort ein auf Google und sagen sich,
‘So ist die Welt.’ Aber das ist ein Aspekt,
und man sollte mehr noch auf seine eigene
Kreativität vertrauen und sagen, ‘Ich frage
noch Privatmeinungen nach, eins zu eins
ein Mensch, oder eine Firma oder so...
Verifizierst du häufig?
Ich verifiziere alles.
Also auch, wenn du eine vertrauenerweckende Quelle online gefunden hast, dann
verifizierst du nicht noch einmal online,
sondern rufst an?
Ja, das ist schon die Devise. Du musst,
wenn du über einen Mensch oder eine
Firma oder über eine aktuelle Information
die du behauptest ist so einen Artikel
schreibst, musst du mindestens via zwei
verschiedenartige Quellen nachweisen
können.
Ist es egal um welche Art Information es
geht? Ob Schuhgrösse oder eine Wiederwahl?
Es ist unseriös, wenn du nur einer Information vertraust. Das kann man einfach
nicht machen.
Hast du eine Strategie die dir sagt, dem vertrau ich schneller, dem weniger schnell...
Nein. Man muss grundsätzlich misstrauen.
Also, grundsätzlich hinterfragen.
116
Interview — Elisabeth Vercelloni
Nicht wertend sein, sondern einfach
sagen; Der Bäcker sagt mir, er habe die St.
Honoré erfunden, er sei der alleinige Erfinder, dann kann ich das so schreiben, der
Typ aus Genf hat die St. Honoré erfunden.
Dann kommt eine Woche später einer aus
Polen und einer aus Frankreich und sagen,
ich habe das schon viel früher erfunden.
Aufgestellte Behauptungen nicht prüfen
kommt nicht in Frage.
Also kommt es mehr darauf an, welche Art
von Info du hast, dass du je nach dem sogar
mehr misstraust.
Ja. Es geht ums Grundsätzliche. Dass
ich sagen kann, nach meinem besten Gewissen stimmt diese Information, die ich
erfahren habe. Und da muss man sich absichern. Es können verschiedene Sachen
sein.
Aber man muss dem Leser sagen
können, ganz klar, das ist nicht meine Erfindung, sondern nach bestem Wissen
und Gewissen kann ich jetzt sagen, das
ist der Erfinder so und so. Oder es gab vor
zwei Jahren auch noch einen, der hat das
so und so gemacht... Einfach, es geht um
Lauterkeit.
Gibt es etwas, was online besser funktioniert als es früher, analog, der Fall war?
Die Schnelligkeit, ganz klar. Ich komme
auf einen Anhieb viel schneller zu ganz
viel Informationen. Aber nachher kann es
ebenso lange dauern um es zu überprüfen.
Wenn man es seriös macht. Weil du musst
Angaben überprüfen. Auf eine Art kann
man vordergründig sagen es geht ganz viel
schneller. Aber weil du ja alles überprüfen
musst hast du auch so vielmehr Angebot,
Stichworte, Hinweise, und denen musst
du alle nachgehen.
Wenn du z. B. siehst, dass du mit einem
Stichwort nirgendwo hinkommst, gibst du
dann ein völlig neues Stichwort ein oder
mehr Wörter?
Bei einer Internetsuche?
Ja.
Genau bei dem Thema gebe ich z. B. ein
Süssigkeiten, Kuchen, Erfindung, Dekoration. Lauter Rundherum-Begriffe, die mich
auf ganz andere Fährten bringen können.
Ich denke, derjenige, der am kreativsten ist, wird am meisten fündig. Ob
jetzt im Internet, in der Bibliothek oder
sonstwo. Das man sich löst von seinem
Begriff. Wenn ich nur‹Gâteau St. Honoré›
eingebe, kann es mir sagen, vor 100 Jahren ist sie in Frankreich erfunden worden.
Aber mit anderen Begriffen komme ich auf
ganz andere Dinge, die ich sonst nicht gesehen hätte. Man muss selbst bereit sein,
auf neue Fährten zu gehen, damit man Informationen bekommt.
Was hast du das Gefühl, weiss Google von
dir?
Von mir?
Ja.
Was ich sehe wenn ich meinen Namen
eingebe, dann kommt eine willkührliche
Auswahl von Artikeln, etwas über Chocolat von vor neun Jahren und etwas vor
zwei Jahren über eine Gemeinde oder eine
Abstimmung, und ich sehe die Relevanz
nicht. Warum kommt das eine oder das
andere? Wie findet diese Auswahl statt,
das frage ich mich.
Das sind ja alles Suchresultate. Wenn du
diese Artikel nie geschrieben hättest, würdest du diese auch nicht finden. Was kannst
du dir vorstellen weiss Google über dich als
Person?
Das glaub ich weniger (dass sie etwas
wissen). Wie auch? Also vielleicht wenn
ich online Sachen einkaufe. Aber sonst...
Denkst du dir manchmal, ‘ha das ist lustig,
dass die wissen, dass ich in Fribourg bin.’
Oder ‘wie haben die mir jetzt grad den Vorschlag gegeben von etwas, das grad so
gepasst hat.
Einmal hab ich gestaunt, als ich eingegeben habe ‹Restaurant in Fribourg›.
Wir wollten auswärts essen gehen. Dann
schaute ich ‹Gartenterrasse› oder sonst
so etwas, und dann hat es Vorschläge
gemacht bis Lausanne. Da dachte ich,
wissen die jetzt dass ich in Fribourg wohne?
Ich hätte ja im Tessin wohnen können und
nach Fribourg eine Reise machen und dort
essen wollen. Da dachte ich, weiss diese Auskunftscomputerstelle dass ich in
Fribourg sitze und auch in Lausanne in den
Ausgang gehen könnte.
Aha, sie haben dir nur Vorschläge gemacht,
die innerhalb von Fribourg erreichbar gewesen wären.
Ja, innerhalb von 30 Minuten.
Da dachte ich mir, ich könnte ja auch ein
Tourist sein, in Lugano sitzen und nach
Fribourg gehen wollen.
Ja stimmt.
Da hab ich mir überlegt, wie kann das?
Hast du schon mal bei deinen Kindern etwas
nachschauen müssen?
Ja, ich glaube einmal, da haben wir etwas
gesucht. Ein Laden wo ich häufig einkaufen gehe.
Aha, also sehr spezifisch. Da hast du dir
also nicht gesagt, das sieht jetzt irgendwie
anders aus, die bringen ja nur deutsche
Vorschläge und keine welschen (französisch-schweizerisch).
Da kann ich mich jetzt nicht so daran
erinnern.
Wenn du jetzt jemandem die online-Suchmaschine erklären müsstest, welcher grad
knapp weiss, dass es Computer gibt, vielleicht nicht einmal das.
Also meinem Vater zum Beispiel?
Ja genau. Wie würdest du ihm die Suchmaschine eklären und wie die Informationen
finden?
Ich habs mal versucht. Er fragte, was ich
mit denen will, was ich mit denen den
ganzen Tag mache. Da sagte ich, erstens
hab ich früher eine Schreibmaschine
gehabt, nun hat man sozusagen eine intelligente Schreibmaschine, du kannst
löschen, ausdrucken ect. Fand er, ‹Oh ja,
117
Interview — Elisabeth Vercelloni
das seh ich ein.› Und dann sagte er, ‹Ja
aber was machst du denn sonst stundenweise hinter dem Kasten?› Ja eben,
Recherche. ‹Ja was suchst du denn?›.
Danke. —
118
Interview — Martin Feuz
b
Interview Martin Feuz — 21.06.12
Foyer Museum für Gestaltung
28:22 min ­— (genau abgeschrieben,
Ergänztes in Klammern gesetzt)
Ich habe ursprünglich einen Master
gemacht im Bereich Cultural Studies,
Cultural Industries.
Ok.
Aber es ist eigentlich nur das Cover-up
gewesen weil ich eigentlich bei einem
bestmmten Typen studieren wollte, der
war eben dort, Matthew Fuller...
Ja.
Und bei ihm mach ich auch den Doktor.
Was ich eigentlich angeschaut habe
ist ein Bereich der nennt sich Software
Studies, das ist etwas das er mitgegründet hat vor ein paar Jahren. Und das ist
eigentlich, dass man da einen tieferen,
kritischen Blick auf diese Technologie,
ähnlich wie du das jetzt formuliert hast,
einnimmt. Also quasi Industry Interface
schaut was passiert, also (was?) sind Annahmen die Algorythmen zu Grunde liegen oder Technologien, Kommunikations
oder Informationstechnologien. Und aber
eine Humanities-Perspektive (genau) einnimmt. Das ist eigentlich was ich mache.
Und nicht programmieren.
Ah. Das freut mich gerade.
Ich habe noch nie programmiert. Also ein
bisschen, aber es ist nicht mein Ding.
Ok. Yes.
Gut.
Ja diese Debatte haben wir eben auch
gehabt.
Ja. Ah sicher? Ob das wichtig ist oder...?
Ja.
Ich meine es ist schon gut wenn man ein
Verständnis hat von nicht-natürlichen
Sprachen. Wenn man weiss was es bedeutet oder wie sie kreiert sind und so weiter.
Ich habe es ein klein wenig durch meine
Praxis mitbekommen weil ich immer auf
der Business-Seite, Business-Product
Manager und so weiter gewesen, verschiedene Positionen, bei Swisscom zum
Beispiel, und dort redet man ständig mit
Entwicklern. Das heisst du musst eigentlich relativ gut verstehen und übersetzen
was willst du eigentlich, was bedeutet das
für sie, was können sie jetzt machen. Was
wollen sie jetzt machen, was haben sie
verstanden. Von dem her hab ich wahrscheinlich schon ein wenig ein Verständnis...
Was Terminologie und Gedanken...
Ich versuch mich ein bisschen fernzuhalten wie es geht, aber ich komm nicht ganz
drum herum.
Nein, klar, ja. Ok, weil ich habe mit Herrn
Buurman gesprochen vor zwei, drei Monaten, noch recht am Anfang. Und er fand..
Also vielleicht haben wir auch zu kurz geredet, eine knappe Stunde. Stefano meinte
man müsse lange reden. Aber er meinte
ohne programmieren zu können kann man
gar nichts machen. Und ich fand dann, ich
bin froh sind die Dozenten meiner Meinung,
oder sind wir einer Meinung, dass ich diese
Lücke nützen möchte. (Nicht programmieren zu können).
Zwischenmenschlich, ehrlich gesagt,
kann es auch ein wenig einTrick sein, dass
man sich gegenüber Programmierer naiv
stellen kann und ganz blöde Fragen stellen kann wo sich niemand mehr getraut zu
fragen. Das heisst du kannst quasi, einem
Programmier-Expertisen(mensch) sagen,
bitte erklär mir das einmal von Grund auf.
Dann geht das. Was passiert eigentlich
wirklich genau. Da sieht man eigentlich
auf welchen stillschweigenden Annahmen
viele Sachen passieren und gar nicht mehr
in Frage gestellt werden. Das kann genau
die Rolle sein von jemanden, der vonAussen
kommt.Dann qusi kritisch zu reflektieren.
Vielleicht kennst du Felix Stalder, er ist
Dozent an der ZHdK. Das ist ein Name den
du sowieso aufschreiben solltest, egal ob
das mal nicht geht oder so. Ich habe dir
119
Interview — Martin Feuz
auch so ein paar Notizen gemacht. Er ist
ein Supertyp.
Doch, ich glaube, ich bin gestern auf ihn
gestossen beim Lesen. Ich glaube beim
Lesen von einer von deinen Artikeln.
Genau ich habe mit ihm zusammen einen
geschrieben.
Genau.
Ok. Da lohnt es sich mal mit ihm zu reden,
je nach dem in welche Richtung es
auch geht. Aber er hat auch ein Buch
geschrieben genau zum Thema. Vorher
hast du ja gesagt es geht dir um Transparenz und Demokratie und so weiter. Das
Projekt, das ich mit ihm gemacht habe und
aufgeschrieben habe versucht, einen ganz
spezifischen Teil von Suchmaschinen und
wie die operieren zu beleuchten, weil es
sehr intransparent ist, aus verschiedenen
Gründen.
Aber er hat ein viel zusammenfassenderes Buch geschrieben oder auch editiert
vor allem. Es kommen verschiedene Aufsätze darin vor von guten Leuten in diesem
Bereich das heisst ‹Deep Search›. Das ist
wirklich gut, da musst du auch nicht alles
lesen aber da kannst du schauen, was
andere Leute in diesem Bereich schon
sehr lange sehr aktiv und sehr lange schon
kritische Positionen einnhemen, was die
denken zum Status Quo quasi.
Ok, super. Merci vielmal. Ich hab dich
fragen wollen;
Schiess los.
Du hast sicher Kontakt mit Skeptikern, oder
wirst manchmal gefragt ‘Aber sag mal, das
ist doch alles nicht so schlimm, du malst
sicher den Teufel an die Wand.’ Kannst du
die dann überzeugen? Oder ist es denen
einleuchtend wenn du ein bisschen erklärst? So weisst du vielleicht am Abend,
wenn du Leute triffst.
Ja das ist eine gute Frage. Ja das ist in
der Tat so, eigentlich dass man sehr oft,
also gerade bei der Arbeit die ich mit Felix
und Matthew gemacht habe; dort geht es
120
Interview — Martin Feuz
umsThema Personalisierung. Sagt dir das
was? Es geht um Algorythmen die schauen was du machst und dann deine Realität
dann leicht beeinflussen.
Wichtig bei diesen Diskussionen ist eigentlich dass, und das wäre auch ein wenig meine Empfehlung an dein Masterprojekt, dass man spezifisch wird, nicht über
Suche im Allgemeinen spricht, sondern
um welche Suchprozesse es geht.
Geht es darum, wenn ich die Nummer
von diesem italienischen Restaurant
herausfinden will. Dann ist wahrscheinlich, wenn ich öfters italienisch essen
gehe, so ein Algorithmus gar nicht so
schlecht. Weil das heisst, das eigentlich
das Resultat weiter oben sofort gefunden
wird. Dann ist es ok. Aber in der Fachterminologie von Suchmaschinen und
Design nennen wir es Information Retrieval. Das ist, wenn du weisst wonach du
suchst und wenn du es siehst kannst du
es identifizieren und sagst ‹Das ist genau
das richtige Restaurant oder Hotel› und du
wolltest eigentlich nur die Nummer oder
Email oder Website.
Das ist Information Retrieval. Das
ist unproblematisch. Dort ist eigentlich
das ganze algorythmische Zeug gut weil
du willst möglichst schnell, weil also im
Grunde genommen ist es aus einer ökonomischen Perspektive Transaktionskosten reduzierend. Du musst weniger
lang suchen bis du es gefunden hast.
Was aber wichtig ist, ist die andere Seite,
nicht Information Retrieval, sondern Information Seeking. Das ist wenn du etwas
suchst, und du noch nicht genau weisst
was die richtige Antwort ist. Da gibt es
verschiedene Bereiche. Sprich, was mich
interessiert momentan ist beispielsweise
der Gesundheistbereich, also Medizin.
Viel von uns sind ja keine Doktore oder
Ausgebildete in unserem Bereich, das
heisst uns fehlt schon nur zum Starten die
Sprache. Das Wissen über die Sprache
die verwendet wird. Also was die Sachen
genau bedeuten. Da bekommst du eine
Diagnose über Diabetes oder irgend jemand in der Familie, oder ein Freund oder
was auch immer. Da musst du dich zuerst
einmal — nein du kannst vielleicht schon
‹Diabetes› suchen in Google — aber da
bekommst du Suchresultate von einer
ganzen diversen Reihe von Akteuren im
Netz, oder nicht nur im Netz, sondern auch
in der Praxis im Leben, welche eine Meinung haben zu diesem Thema.
Wie findest du raus was davon Spam
ist, was davon Commercial Bias ist, was
davon auf welchen Annahmen von Wissensgeneration, Schulmedizin versus
Alternativmedizin zum Beispiel basiert.
Du tust einen ganz intensiven Suchprozess, das nennt man auch Exploratory
Search, wo du quasi schrittweise dir die
Sprache aneignest, dich auch bekannt
machst mit den verschiedenen Akteuren.
Du hast also quasi immer noch eine Task
die du lösen willst; sei es die Telefonnummer vom Restaurant zu finden. Aber
ein Stück Wissen, Einsichten, Schlauwerden, lernen was sind die besten Handlungsoptionen für dich (Geräusch) was
auch immer, wenn jetzt zum Beispiel die
Schulmedizin nicht greift. Was ironischerweise sehr oft der Fall ist.
Die Schulmedizin, die Art und Weise,
wie im medizinischen Bereich Wissen generiert ist, man nennt das im Englischen
Population Based Medicine. Das heisst,
man schaut quasi auf einem repräsentativen Populations-Sampel, ob ein neues
Medikament oder Treatment funktioniert.
Dann ist es halt so, dass es bei 60% der
Patienten funktioniert, aber man weiss
nicht, bei welchen. Und es ist auch schwierig, etwas besseres zu finden. Das heisst
aber auch im Umkehrschluss dass es für
viele nicht funktioniert. Das ist ein sehr
schwieriger Prozess.
Gerade in diesem Bereich ist es natürlich wahnsinnig — oder, wenn du von
einer chronischen Krankheit betroffen
bist wie Diabetes, was zunehmend viele
Leute sind — dann ist es natürlich extrem
wertvoll wenn du einigermassen medialectured bist und du kannst auf dem Netz
suchen zu dem. Was es für Patientengruppen gibt, Alternativbehandlungen,
du das aber auch gut separieren kannst.
Es gibt schon viele Leute, die versuchen,
irgendetwas zu verkaufen.
Wenn man selber definieren könnte, was
will ich persönlich haben, und was will ich
reines Wissen haben. Das führt mich zu einer anderen Frage: Wenn ich mir vorstelle
wieviel Macht oder Einfluss Internet hat
(oder eine Suchmaschine) dann kommt mir
das manchmal vor wie ein Land. Was würdest du sagen zu einer Art Regierung die
schaut das irgendeine Ethik da ist, Grundsätze. Klar, mit der Gefahr dass nachher
diese Regulierungen auch nicht top sind.
Irgendwelche Richtlinien, Guidelines mit
Transparenz. Ist das überhaupt ...?
Du meinst von den regulativen Prozessen,
die dem zu Grunde liegen. Es ist natürlich
ein sehr marktorientierter Space, wo es
Regulatorien gibt, zumal die aber oft technischer Natur sind wie (...) und Accessability.
Du hast schon gewisse Regulatorien
aber die sind eigentlich typischerweise
aufgestellt wie die Corporates selbst,
sprich Google, Facebook, Bing, Microsoft
und so weiter. Und das äussert sich dann
in unterschiedlichen Zensuren, Verhalten
- Zensur nicht nur im klassisch politischen
Sinn wie Syrien, Iran, China ect., da gibt es
auch eine fantastisch gute Arbeit - aber
vielmehr auch im Sinn von welche Wertesysteme lieben quasi dem Ranking und
dem Indexieren zu Grunde. Beispielsweise
ein wichtiger Faktor wie das Ranking von
121
Interview — Martin Feuz
deiner Website bestimmt wird auf Google
hat mit der sogenannten Freshness of
Content zu tun von deiner Website. Aber
wenn du über altertümliche griechische
Philosophien schreibst ist vielleicht der
Rythmus von Freshness ein anderer als
wenn du über Android-Updates schreibst.
Kann man das überhaupt universalisieren, standartisisieren?, ist dort ein wenig
die Frage. Das sind einfach sogenannte
Regimes vonWertevorstellungen, -denken
die quasi die Grundlage definieren von wie
die diese Maschinen funktionieren.
Hast denn du das Gefühl, es ist überhaupt
möglich, wenn wir jetzt reden über das
Personalisieren, dass wir dem entgegensteuern oder ist das zu spät?
In einem praktischen Sinn oder einem
politischen? Ironischerweise, ehrlich gesagt, hat es anfangs dieses Jahres, ich
glaube am 20. Januar oder so, einen ziemlich massiven Shift gegeben. Extrem unerwartet. Sagt dir Eli Pariser etwas?
Ja, extrem.
Gut. Also, sehr aktiver Typ, ich kenn ihn
auch, ich habe ihn getroffen, wir haben
geredet. Ich kann dir auch einen Link geben, ich habe vor kurzem auch mit (...) und
ein paar anderen eine sehr gute Debatte
in einem Video über die Vor- und Nachteile
dieser Dinge geredet. Es ist ein sehr einfacher Weg, eine kleine Übersicht über diese
Dinge zu bekommen. Aber anyway, Google
hat am Anfang dieses Jahres auf Google.
com, sprich die USA-Site, im eingeloggten Zustand, wenn du am Suchen bist,
die Option eingeführt dass du eine personalisierte oder eine nicht-personalisierte Sicht einführen kannst. Es gibt einen
Toggle-button oben.
Wirklich?
Ja. Ist ganz neu.
Nein. Das hab ich gar nicht gewusst. Am
20. Januar. Das muss ich gerade suchen.
Ja. Und zwar geht es darüber: Kennst du
Search-Engine... Benny (Danny) Sullivan?
122
Interview — Martin Feuz
Der schreibt über so Sachen. Dort findest
du es am wahrscheinlichsten. Er hat recht
extensiv über die Sache geschrieben. Es
gibt sogar glaube ich einen Wired-Artikel.
Ok.
Gibt es glaub ich in den USA im Moment,
ich glaub global haben sie sich noch nicht
dazu geoutet. Ich glaube der Grund weshalb sie es eingeführt haben ist weil sie
Social Search eingeführt haben. Also
sprich Social Media, Integration von
Sachen. Das heisst, es gibt ja Suchen
(Suchvorgänge) wo du nicht Lust hast
es zu haben (personalisierte Suche).
Und dann haben sie es dort kombinieren müssen. Es war glaub ich eher ein
Seiteneffekt als absoluter Wille. Aber
scheinbar gab es ein Moment wo sie schon
gemerkt hatten dass es etwas anderes
braucht. Aber du musst vorsichtig sein.
Was heisst personalisieren? Es gibt den
algorithmischen Teil. Aber Sprache ist ein
extrem wichtiger Determinant von was für
Suchresultate man bekommt.
Ja klar. Extrem.
Also such mal nach etwas auf Deutsch
oder Englisch, und dann übersetz es mal
auf Französisch und dann schau mal was
du beommst. Es ist alles anders.
Ich weiss. Bei der Bildersuche als Grafiker
machst du das häufig, wenn du mit einer
Sprache nichts findest und du weiss, das
ist einfach nicht möglich.
Genau. Image Search zum Beispiel. Ist
ein gutes Beispiel. Auch die IP-Adresse
zählt, all die Sachen sind natürlich extrem
wichtig.
Aber ok, sie haben jetzt diese Option des
Entpersonalisierens eingeführt, aber da
sind wir auch von ‹denen› abhängig dass
das dann auch so ist.
Wie meinst du das jetzt?
Die Funktion die sie am 20. Jan. eingeführt
haben; da kann ein Laie ja nicht genau
wissen wie das funktioniert?
Aha. Ja ich glaube da ist das Problem
dass die meisten Leute nicht wissen dass
es (personalisierte Suche) überhaupt
passiert. Und dass es den Toggle-Button
gibt und der etwas sinnvolles macht. Also
diese Uebersetzung ist schwierig. Und
der Grund liegt schon darin... 90% des
User-cases ist einfach Information Retrieval und die Leute wollen schnell etwas
nachschauen ins Buch, zack zack, schnell
etwas finden. Aber gerade bei den 10%
der Leute wo es darum geht, Krankheiten
nachzuschauen oder welchen MA sie machen sollen, Informationsvisualisierung,
Programmierung, was auch immer.
Wie kann man sich gescheit informieren wenn man die Antworten nicht kenn.
Das ist natürlich extrem schwierig. Und
dort kommt es dann schon darauf an, dass
man nicht in diesem Data-shadow, in
dieser Filter-bubble sich drin befindet.
Ok. Ja.
Aber was du gesagt hast mit den Filtermöglichkeiten ist eigentlich etwas, das in
diese Richtung geht. Weil, Filtern heisst
nicht nur quasi das relevanteste Signal
oder Resultat aus einem Pack zu finden,
sondern es hilft auch zu verstehen, was die
Qualität von den gefundenen Such-Resultaten ist. Weisst du, wenn du sagst Filtermöglichkeiten...
Wenn du z.B. eine Suche machst
nach Alternativmedizin. Und beim Filtern
hast du ja Optionen wie DVD’s, Books,
E-Books ect. Aehnliche Filter kann man
sich ja vorstellen, wenn man nach Alternativmedizin sucht, wie institutionelle
Quellen, kommerzielle Quellen, Blogs,
Twitter, Sachen die alt sind, neu sind, und
so weiter. Eine zeitlang haben Google und
andere das auch gemacht. Es gibt einem
das Gefühl des ‹Korpus›. Weisst du, quasi
die Verteilung des Aging der verschiedenen Suchresultaten die zum diesem
Thema gekommen sind.
Was du hast.
Genau. Und wenn du einigermassen schon
Bescheid weisst dann siehst du dass sie
einige Suchresultate haben von den letzten
zwei Jahren aber nichts danach (also
zeitlich davor); dann weisst du vielleicht,
das macht keinen Sinn, oder es war nicht
die richtige Suche oder Keywords die ich
eingegeben habe. Oder sie haben einfach
nicht viel Kontent in diesem Bereich indexiert. Du musst vielleicht eine bessere
Resource finden oder Datenbank.
Etwas was mich sehr interessiert.
Du stellst sicher Fragen die einigen unangenehm sind, Unternehmen...
Ja, ein wenig, glaub ich.
Ich meine, persönlich finde ich es nicht
(unangenehme Fragen), es wäre eine
Möglichkeit für ein Unternehmen sich anders/besser zu entwickeln. Aber es gibt
bestimmt einige, die es nicht so sehen.
Hast du bei dem schon Probleme gehabt?
Ja also ich bin jetzt nie irgendwie negativ konfrontiert worden im Sinn von, also
direkt. Ich hab mal einen indirekten Kommentar von Matt Katz gesehen wo er glaub
ich mich damit gemeint hat. Ich glaube,
das sind so grosse Unternehmen, die kümmert es gar nicht was ich mache. Völlig
irelevant. Ich bin keine Gefahr für die.
Wir sind viel zu klein.
Ja. Was natürlich nicht heisst dass es
kein Potential gibt für neue Suchmaschinen, die ein oder zwei Prozent von diesem
Suchmarkt packen könnten. Dadurch dass
sie andere Prämisse oder Verständnisse
inkorporieren. Und die gibt es. Es gibt
Horizobu, schweizer Suchmaschine.
Wie heisst das?
Wie Horizon. Horizobu. Ganz ein blöder
Name. Schau’s dir mal an. Es ist keine
Rocket-Science. Ich finde, das Modell ist
von einer Interaktions-Perspektive extrem
simplistisch. Es ist wie ein Sieb, das dir
hilft, in einem linearen Prozess Dinge
links und rechts auszusortieren.
Ok.
Aber im Sinne von besser filtern hilft es
123
Interview — Martin Feuz
dir fast nicht weiter.
Aha.
Dann gibt es Blekko. Ich kann es dir schnell
zeigen, ich hab es vorhin aufgemacht. Die
sind ganz klein, aber sie versuchen mit
quasi Hashtags wie beiTwitter neue Filtermöglichkeiten zu etablieren.
Ok.
Einigermassen erfolgreich. Sie haben,
glaube ich, ein Prozent oder so vom
Suchmarkt geschafft zu holen. So sieht
das aus. Ganz unprätentiös. Und dann
hast du einfach so die Suchresultate wie
ganz normal. Aber du hast dann eben einen Slash-tag, ah genau, sie nennen es
Slash-tag, die mit dem Slash vorgeführt
werden ein Directory.
Aber was eben spannend ist, hier
neben dem Suchresultat hast du noch
zwei Links wo du nutzen kannst. SEO
und more? Und wenn du auf SEO klickst,
das hab ich schon mal gemacht weil ich
kein Netz habe hier unten, siehst du die
geografische Verteilung der Inlinks, was
eigentlich die Currency-Währung ist,
warum überhaupt Suchresultate irgendwo
erscheinen. Du siehst quasi USA und ländermässig. Also Staaten und Länder. Und
wenn du, was weiss ich, auf der Suche bist
nach Diabetes-Treatment und siehst dass
der grosse Teil der Inlinks von den USA
kommt und du denkst das ist jetzt nicht die
beste Quelle, dann ist das wie eine mögliche assoziative Filtermöglichkeit.
Das ist ja super.
Dann gibts noch Horizobu. Sie nennen es
Exploration Engine, ich finde es schafft
es nicht wirklich. Ich habe soviele Suchmaschinen schon angeschaut, ich muss
sagen da haben die einen schwachen hitch
geliefert. Dann, was lustig ist ist Wolfram
Alpha. Das ist eigentlich eine KnowledgeSuchmaschine. Musst du einfach mal ausprobieren.
Derselbe Begriff in verschiedenen
Media und dann bekommst du so ein
124
Interview — Martin Feuz
Gefühl, was die so verstehen was Suche
ist. Und duck duck go ist noch was anderes,
die sind eigentlich anti-personalisierung.
Ok.
Aber ist jetzt auch sehr schwache Suchmaschine.
Und wieso heisst das duck duck? Wieso die
Ente? Weisst du das?
Keine Ahnung. Gibt vielleicht einen Grund.
Hat sich mir noch nicht erschlossen. Ich
glaube, was wichtig wär für deine Masterarbeit - wieviel Zeit bleibt dir noch?
Noch zwei Semester.
Ah doch. Dann bist du mega rechtzeitig
dran. Ah das ist ja super, ich dachte, du
musst in sechs Wochen fertig sein.
Nein nein. Da käme grad die Panik.
Dann ist ja gut. Suche ist ein Riesengebiet, und ich würde mir ein ganz konkretesThema raussuchen das dich persönlich
interessiert, das du spannend findest, wo
du evtl. schon ein gewisses Wissen hast,
oder einen Bezug dazu wie, weiss auch
nicht, über Bäume z.B., dann kannst du
eine Baumsuchmaschine machen.
Ein Anwendungsgebiet, wirklich sehr
konkret.
Ja. Such dir zumindest zwei drei raus
und schau wie dort die Suche verschieden funktioniert. Wie gut dir die Filter die
Suche nach Information dort erlauben.
Weisst du, im User-case eigentlich. Der
kann exzentrisch und spezialisiert sein,
aber es ist ja auch eine Masterarbeit wo
du versuchst, etwas Neues rauszufinden.
Und von dem kannst du dann immer noch
aufbauen und sagen da gibt es weitere
potentielle Anwendungsgebiete. Das
muss dann nicht auf dem stehenbleiben.
(...)
Also es lohnt sich, etwas zu finden
woran du Spass hast dich einzulesen. Und
wo du auch das Gefühl hast du hättest
eine Meinung oder eine Position.
Ok. Ja. Super.
Ich hab dir beim Lesen deiner Disposition
ein paar Sachen aufgeschrieben die mir
geraden in den Sinn gekommen sind.
Wow.
Hier ist es sicher gut, noch einmal darüber
nachzudenken, was Demokratie für dich
heisst und wieso ist es relevant in diesem
Kontext, wo du es anwenden willst. Dann
musst du auch noch differenzieren, IR oder
IES. Ich habe das Gefühl Letzeres, aber..
IR ist ein wenig die Telefonbuchfunktion.
Genau. Dann das Wichtigste, wenn du
dich für einen Bereich entschieden hast,
die richtigen Keywörter finden. Dass du
es auch recherchieren kannst oder. Die
Sprache treibt eigentlich alles in eine
Suchmaschine. Dann hab ich dir ein paar
Sachen abgelegt für Inspiration, inspirational reading. Ich kann dir die nachher per
Mail schicken oder wenn du einen Stick
dabei hast grad kopieren.
Eben leider nicht.
Ok. Ich schicks dir.
Vielen Dank. —
125
Interview — Mitch Hatscher
Interview — Mitch Hatscher
c
Gespräch mit Mitch Hatscher —
30. Oktober 2012 — Hürlimannareal,
Zürich
Meine erste Frage lautet, wie Nutzer
seiner Ansicht und Erfahrung nach mit
Google umgehen. Da sei eine grosse
Varianz beim Publikum vorhanden, sogar
ein Aberglaube. Dann werde auch häufig
eine falsche Syntax wird gebraucht, also
zum Beispiel das Minuszeichen von Netscape auf Google zu übertragen. Dann staunt
man ab nicht relevanten Ergebnissen.
Dann erwähne ich den im Frühjahr 2011
eingeführten Toggle button, worauf er
erklärt, dass der erst in den USA, normalerweise überall gleichzeitig gelauncht
würde. Hier bleibt mir aber unklar, wieso
Europa später erst nachziehen wird.
Auf meine Frage, wie Google mit den
Kritiken umgeht, die vom europäischen XX
aus kommen, antwortet er, dass Google
häufig als Massstab für kleinere Betriebe
genommen wird und auch exemplarisch
geradestehen muss.
Ich erkundige mich, wie sein Alltag so
aussieht: Sie würden bei Google in Produkteteams arbeiten.
Er ist Technikaffin, erwähnt die EFF,
Electronical Frontier Foundation. Da sorgen sich fest, gerade weil sie wissen was
passiert und es verstehen. Aber auch
andere Leute mit anderen Hintegründen
Sorgen sich, manchmal aus dem Bauch
heraus, sie können manchmal die Sorgen
nicht verbalisieren. Und er meint dann,
dass hier zum Beispiel ein grafisches Tool
praktisch wäre. Diese Leute stellen sich
andere Fragen, sind aber auch sehr berechtigt sich diese zu stellen.
von Zusammenhängen. Zum Beispiel bei
Cookies, Viren und Firewalls herrscht
grosser Andrang am Aberglauben. Und
diese neuen Überzeugungen werden dann
auch stark eingehalten und befolgt oder
geglaubt. Auch bei Leuten mit ‹guter› Ausbildung und schneller Auffassungsgabe.
Da gibt es auch grosse kulturelle
Unterschiede, z.B. haben die Schweden
die Steuererklärung öffentlich, und das
Theater in der CH und Deutschland um
Streetview (gesehen aus der amerikanischen Perspektive).
Vor 5-6 Jahren gab es diese ‹Mash-up›
Bewegung/Trend, Versuche, Daten von
verschiedenen Herkünften miteinander
in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel
Twitter und Google Maps.
Meine Eindrücke: Sehr nett, höflich, aber
sehr vage und nicht ins Detail gehend.
Bringt Fragen schnell auf den Punkt, formuliert sie selbst um. Ist selbst nicht
negativ eingestellt, hat Freunde die es sind
und er versucht, die Freundschaft nicht zu
belasten damit. Haben in der Cafeteria
gesprochen, es wurde konstant daneben
geputzt, schöne Metapher zum Inhalt des
Gespräches.
Es dauerte ca. eine Stunde, also recht
lang. Er kann selbst nicht sehr gut programmieren, macht zur Zeit jedoch einen
Internet-Fern-Uni-Einführungskurs, wo er
lernt, eine kleine Suchmaschine selbst zu
bauen. —
Auf meine Frage, was ihm am meisten
Spass macht an der Arbeit, antwortet er:
Die verschiedenen Wolken zusammenbringen, z. B. von Managern, Technikern
und ihm selbst. Eine Ebene zu kreieren,
auf der dann alle diskutieren können und
man weiterkommt in der Konzpeption
eines neuen Produktes.
Ich erwähne meineWizard of Oz -Technik, dass Max mich darauf gebracht hat,
und es entwickelt sich ein Gespräch über
Ehrlichkeit. Er meint dann, wenn man konsequent ehrlich wäre, würden wir immer
noch mit meterhohen Kästen hantieren,
die meterlange Ausdrucke ausspucken
würden. Aber irgendwann hat man die
Ordner erfunden, eine Datei... an sich ja
auch nur eine Illusion.
Und irgendwann hat man entschieden, Suchresultate als Liste aufzuzeigen
und nicht als vergabeltes Netzwerk (umgekehrt als eigentlich die Theorie besagt,
Grafische Bilder werden bis jetzt auch nicht?) das heisst ja dann direkt, dass es
gebraucht, sehr nützlich und veständ- eine Hierarchie in der Liste gibt, also einen
lich. Z. B. Google Analytics hat Infogra- Ersten und einen Letzten.
fiken, funktionieren gut. Nochmal zurück
zum Aberglauben; Das ist ein Erfinden
126
127
Konfrontation — Alex
Konfrontation
Alex
Wie würdest du dich beschreiben als Person?
Direkt, ehrlich, offen, gutmütig.
Bist du eher eine private Person?
Ja.
Bist du scheu?
Nein. Privat wie definiert?
(…)
Kommt drauf an bei wem. Man weiss, was
man bei manchen Menschen zu erzählen
hat und bei manchen nicht.
Brauchst du lange, um Leute kennenzulernen?
Nein.
Du würdest dich auch nicht als introvertiert
beschreiben?
Man merkt halt, bei wem es geht und bei
wem nicht. Ist ja immer so ein Bauchgefühl.
Es ist jetzt nicht so, dass du den Tag bevor
einer Party dich fragst, wie das wird, wo du
dich hinstellen wirst ect.
Man geht ja sowieso immer in einem geschlossenen Kreis, mit Freunden..
Gibt es Dinge, die du als dein Geheimnis
betrachtest?
Ich glaub, jeder Mensch hat Geheimnisse.
Bestimmte Dinge werden mit bestimmten
Menschen thematisiert und mit bestimmten Menschen nicht.
Es gibt jetzt auch nichts, von dem du absolut nicht möchtest, dass es online publik
wird?
Das ist auch wieder situationsgebunden.
Man entwickelt sich auch weiter, Charakterentwicklung.Vor fünf Jahren dachte ich,
so etwas würde ich nie posten, und dann
postet man es doch.Was man online stellt,
ist glaube ich sehr Kontextgebunden.
An die Phase.
Du bist auf Facebook?
Ja.
Hast du ein Gmail–Konto?
Nein.
Was für eins hast du?
128
Konfrontation — Alex
Strato, das ist ein deutscher Anbieter.
Benützt du Google?
Ja.
Benützt du Youtube?
Ja.
Löschst du deine Cookies?
Ja.
Weshalb?
Das ist so ein Ordnungswahn, könnte man
so sagen. Es soll aufgeräumt sein. Die
Spuren sind eigentlich nicht so relevant,
ob die gelöscht sind oder nicht, sondern
einfach Ordnung.
Seit wann?
Schon immer. Seitdem ich klein bin. Mit
sieben, denke ich. Ja. Das hat man einmal gelernt. Konditionierung, könnte man
auch sagen. Seitdem mir das mein Cousin,
dieser IT-Freak, beigebracht hat, dass man
diese Dinge löscht, auch um Speicher zu
generieren.
Du bist die erste Person, die das sagt.
Seit Jahren eigentlich schon. Mit den Cookies und den Dingen. Um Platz zu schaffen.
Bist du jemand, der gerne Neues entdeckt?
Ja.
Du hast auch gerne Überraschungen?
Ja.
Zum Beispiel für Geburtstage oder irgendwie so.
Bei Geburtstagen nicht, aber sonst eigentlich schon. Ich bin Skorpion, ich bin immer
neugierig. Das ist eine Charaktereigenschaft.
Du gehst auch gern neue Wege? Konkret
geografisch gesprochen auch?
Das schon. Wenn man Zeit hat. Sonst geht
man ja den normalen, gewohnten Weg.
Gib mir drei Stichworte, was für dich die
Suchmaschine ist.
- schneller Zugang zu Wissen
- Abrufbereitschaft zu sämtlichen Dingen
- Bequemlichkeit. Auf einen Klick alles
erfahren zu können
Würdest du dich generell als einen positiven
Menschen beschreiben?
Eigentlich schon.
Du bist nicht jemand, der quasi aus Angewohnheit einfach mal zweifelt.
Das nie. Zweifeln tu ich nicht. Das sollte
man auch nicht. Ausser es bringt einen
voran. Man hinterfragt die Dinge, aber das
ist auch etwas anderes. Man sollte einfach
mit einer positiven Grundeinstellung die
Dinge angehen. Da steht man sich oft
auch selbst im Weg.
Wenn du mir ganz kurz beschreibst, was
du denkst, eine Suchmaschine über dich
weiss.
Zuviel wahrscheinlich. Man stellt die Dinge auch in Frage, auch bei Facebook, letztendlich auch bei Google generell diese
Werbebanner sind eigentlich schon alle
selbst generiert. Auch bei Amazon, die
Dinge, die einem vorgeschlagen werden,
sagen auch einfach generell viel über
die Person aus. Auch die Sucheingaben
ermöglichen Rückschlüsse wie Alter, Einkommen ect.
Wenn du eine Person bist und die Suchmaschine eine Person wäre, wo wärt ihr
dann in einem Haus?
Das muss in einem Kontext stehen. Nicht
einfach so.
Wenn Internet eine Person wäre, wie würdest du diese Person dann beschreiben?
Allwissend. Wie einen allwissenden Erzähler, der dann schlussendlich doch viel
weiss über Menschen, Personen und so
weiter. Neugierig.
Jung? Alt?
Mittleres Alter, Anfang 40. Obwohl das
Internet noch nicht so alt ist. Unberechenbar.
Kannst du dir vorstellen, dass diese Person
irgendwelche Hobbies hat?
Ist ein Generalist.
Und wie nah ist dir diese Person?
Nicht nah. So wie ein transzendentes
Wesen. Jetzt nicht Gott-ähnlich oder so,
aber…
Ich werde jetzt Dinge auflisten, die ich auf
deinem Profil auf Facebook gesehen habe.
Du kommst aus Hamburg.
Ja.
Du magst gern Süsses.
Ja.
Du bist 26 Jahre alt.
25.
Ah ja genau. Du wirst 26.
Du magst Modemagazine.
Ja.
Bist gern am See.
Ja.
Eine Margerie ist eine gute Zürcher Freundin
von dir.
Ja.
Du hast vor Zürich in München gelebt.
Ja.
Du hast dort ein Praktikum gemacht.
Nein.
Du möchtest oder warst in Indien.
Ich war dort.
Du magst David Bowie und Digitalism.
David Bowie mag ich nicht.
Ok. Du magst generell bisschen retro.
Nein. Das muss man im Kontext sehen.
Klar, aber den hab ich nicht.
Du hast 2007 mit Facebook angefangen?
Im Frühjahr, ja.
Ich liste jetzt Dinge auf, von denen ich denke,
dass die Suchmaschine wie weiss über
dich.
Wem du emailst.
Die Suchmaschinen? Hab ich mir so keine
Gedanken darüber gemacht, aber wahrscheinlich auch.
Sie wissen, was du schreibst.
Das kann ich nicht beantworten. Das weiss
ich nicht. Es kann gut sein.
Sie wissen, was du kaufst, wann du es
kaufst, wie häufig du es kaufst, mit was, wo.
Ich nehme es an. Ich habe mich mit dem
noch nie so richtig befasst, aber ich kann
es mir vorstellen.
Sie wissen, wem du schreibst.
Das kommt immer auch die Emailadresse
und so weiter darauf an.
129
Konfrontation — Alex
Sie wissen, wie häufig du denen schreibst.
Ja das wäre ja die Schlussfolgerung
daraus.
Sie wissen, was für Musik du hörst, ob du
die magst oder nicht.
Ja das ist ja die Frage mit dem Mögen. Man
kann ja dann ein Bild einschätzen, aber
ob das dem wirklichen Bild so entspricht
ist ja dann die Frage. Zu einem gewissen
Masse ist bei Dingen wie FB und Myspace
und so alles inszeniert.
Es sind alle glücklich und erfüllt. Sie wissen,
wo du bist.
Ja.
Sie wissen, wie alt du bist.
Wenn man es über seinen Account angegeben hat oder so? Über die IP-Adresse..
Sie wissen, was für einen Browser du benützt .
Ja.
Sie wissen, auf welche Events du gehst. Sei
es jetzt durch Einkäufe von Tickets oder so.
Sowas mache ich nicht online.
Sie wissen ungefähr, in welche politische
Richtung du tendierst.
Nein.
Bist du politisch interessiert?
Ja.
Sie wissen, welche Medien du liest.
Ja. Nein.
Sie wissen, in welche politische Richtung
deine Freunde tendieren.
Wenn A dann B.
Sie wissen, was du beruflich machst.
Oder sie ahnen es.
Nein.
Also die könnten denken, du seist Arzt.
Nein, aber das ist relativ offen. Wenn
selbst irgendwie Freunde nicht genau
wissen, was ich mache. Gerade bei unserer Generation von Slash-Berufen. Wir
haben dies und dies und dies.
Sie haben eine Ahnung, wie es um deine
Gesundheit steht.
Nein. Ne. Denk ich nicht.
Du interessierst dich auch nicht für Krankenkassen online.
130
Konfrontation — Alex
Das ist ja mit dieser neuen elektronischen
Chip-karte ein Must. Aber das kann ja
nicht gekoppelt sein mit Suchmaschinen.
Sie wissen, wann du online bist.
Ja.
Sie können von dem ausgehend eine Vermutung anstellen, wie dein Tagesablauf
aussieht.
Tagesablauf bestimmt auf eine gewisse
Weise.
Und wie häufig du Zutritt zu Internet hast.
Ja das ja sowieso. Schwammig, irgendwie.
Man kann immer solche Rückschlüsse
machen, aber ob die endgültig sind?
Google weiss, wenn du einen Suchbegriff
eingibst, ohne Enter zu drücken, dass du
diesen eingegeben hast.
Ja? Das wusste ich nicht. Das geht? Ok.
Ja. Es wird alles gespeichert.
Das ist krass.
Du kannst es auch wieder ausradieren, aber
sie haben es dann trotzdem schon gespeichert.
Auch wenn du xxx schreibst?
Ja.
Ok.
Das wars jetzt mit den ‹Facts›.
Wir können gerne noch weitermachen,
jetzt wird’s spannend.
Jetzt ist die Frage: Wenn du darüber informiert werden möchtest, via welches Medium dann?
Das ist sozusagen immer relativ. Welchen
Medien man vertrauen kann. Wenn man
in der Branche gearbeitet hat, weiss man
auch, wie Dinge selektioniert werden. Es
gibt halt gewisse Medien, denen man mehr
Seriosität zuschreibt als anderen. Und
auch dort gibt es dann Skandale und so.
Das ist Vertrauenssache.
Genau.
Pures Vertrauen. Letztendlich Es wird dort
kuratiert, vorselektioniert, wo es für die
Zielgruppe Sinn macht.
Vertraust du den Suchmaschinen? Hast du
das Gefühl…
Nee, das nicht. Man darf es nur sozusagen
als Vorsuche betrachten, und dann selbst
die eigentliche Suche machen. —
131
Konfrontation — Bettina
Konfrontation
Bettina
Zuerst kommen ein paar Fragen, und ich
werde dir nachher erzählen, was ich mit
dem bezwecke.
Ok.
Dann bist du unvoreingenommen, aber
nachher darfst du alles wissen.
Ja gut.
Bist du eine neugierige Person?
Ja, sehr.
Bist du eine offene Person?
Im Freundeskreis ja.
Würdest du sagen, du seist eine private
Person?
Ist man ja im Internet eigentlich sowieso
nicht, aber sonst schon.
Ok. Wirst du gern überrascht?
Ja. Am liebsten positiv.
Ja. Es gibt ein paar Fragen von denen ich
die Antwort weiss, aber ich frage sie trotzdem, dann ist es komplett.
Ok.
Bist du politisch interessiert?
Ja, das bin ich.Aber mehr durch die Zeitung.
Welche Zeitung?
NZZ, BZ, der Bund, so diese Sachen.
Ok. Welchen Browser benützt du?
Ich hatte vorher Google, das hat dann
nicht mehr funktioniert, und jetzt brauche
ich Mozilla.
Bei wem hast du ein Emailkonto? Oder
eben Kontos?
Bluemail, Gmail, Hotmail, und bei Facebook hat man ja auch eins.
Ja. Bluemail muss man bezahlen, ist via
Abonnement?
Nein, das ist alles gratis.
Du bist auf Facebook?
Ja.
Weisst du noch, seit wie lange?
Ungefähr zwei Jahre. Kann das sein?
Ja, so Mitte des zweiten Lehrjahres.
Hast du dort dein Geburtsjahr angegeben?
Ja, das ganze sogar.
Auf Facebook, aber auch generell, Emails
132
Konfrontation — Bettina
ect; löschst du Sachen, und wenn ja, welche?
Auf Facebook lösche ich immer wieder
meinen Verlauf. Also die Chronik. Man
sieht jetzt nur noch ab da wo Interlaken
darauf ist. Emails lösche ich sie, wenn ich
sie nicht mehr brauche oder sie nicht mehr
wichtig sind.
Löschst du Cookies?
Ja.
Wow. Seit immer schon?
Mama hatte mal einen grossen Computerabsturz, und seit dem lösche ich es eigentlich regelmässig. Nicht dass ich etwas
zum Verbergen hätte.
Benutzt du online-Banking?
Nein, aber ich bin es mir am überlegen,
damit ich nicht immer auf die Bank rennen
muss. Aber ich habe nicht so ein gutes
Gefühl dabei.
Liest du auch online Zeitungen?
Nur 20Minuten, weil es die in Interlaken
nicht hat.
Den Rest hast du in Interlaken?
Ja. Man hat dann mehr Papier, aber es ist
trotzdem praktisch.
Jetzt kommt ein nächstes Kapitel sozusagen. Da frag ich dich jetzt, wenn du dir
vorstellen müsstest, dass die Suchmaschine eine Person wäre, wie siehst du dann
diese Person? Du kannst mit Stichworten
antworten, z.B. gross, offen, langweilig…
Das wäre jemand der sehr viel Zeit hat.
Eher verschlossen ist, mit einer dicken
Brille und nicht unbedingt sportlich.
Interessant. Und wenn jetzt du und diese
Person in einem Haus wärt, oder in einer
Wohnung, bei dir.
Ja.
Wo wärt ihr dann spontan?
Im Treppenhaus.
Ok. Wieso?
Es ist so ein Durchlauf. Du hast deine eigene Wohnung oben, aber da du diesen
Mensch nicht unbedingt sehr gut leiden
könntest, ich auf jeden Fall, würde ich ihn
weder in meiner noch in seiner Wohnung
treffen, sondern im Treppenhaus.
Sehr interessant. Dann gehen wir zum
nächsten Kapitel. Und zwar sind das keine
Fragen mehr, sondern Behauptungen von
mir. Und zwar darfst du denen zuhören oder
du darfst sie kommentieren. Wie es gerade
kommt.
Ok.
Wenn ich ‹sie› oder ‹man› sage, meine ich
die Suchmaschinen. Sie wissen, wie alt du
bist.
Ok.
Dass sie wissen, wo du wohnst.
Glaub ich auch gerne, ja.
Was für eine Sprache du sprichst.
Ja. Aufgrund der Einstellungen.
Ja. Und welche anderen Sprachen du sonst
noch verstehst.
Ok. Ja.
Wer deine Familie ist.
Ja.
Welchen Browser du benutzt.
Das hätte ich jetzt nicht gedacht, ok.
Wann du online bist.
Das heisst, man könnte eine Vermutung anstellen über deinen Tagesablauf.
Ah ja. Ok.
Sie wissen, wem du eine Email schreibst.
Ja, leider Gottes.
Und sie wissen auch, was darin steht.
Das ist blöd. Aber das ist so bei grossen
Suchmaschinen.
Sie wissen, wie häufig du wem schreibst.
Ja klar, wenn sie wissen, was..
Sie können auch ungefähr vermuten, was
du beruflich machst.
Anhand von meinen Tätigkeiten.
Ja. Und alles zusammen. Was du suchst, an
was du interessiert bist, was du kommentierst..
Ok gut. Ja also es erleichtern einem die
Suche auf eine Art.
Genau. Ja, ja das stimmt. Sie haben eine
Ahnung, wie es um deine Gesundheit steht.
Ok.
Also wenn du dreimal im Jahr googlest, was
man bei starkem Kopfweh macht, dann…
Oder wenn man Kopfweh-Tabletten kauft.
Sie haben eine ungefähre Ahnung, was für
Musik du hörst.
Ja, das glaube ich auch gern.
xx
Sie wissen ungefähr, wie du politisch
orientiert bist.
Ja.
Das sind zum Teil Annahmen. Zum Beispiel
musst du Musik, die du dir anhörst, ja nicht
unbedingt gern haben.
Genau.
Sie wissen, was deine Hobbies sind oder
deine Interessen.
Ja.
Sie haben eine ungefähre Ahnung, in welchem Einkommenssektor du dich befindest.
Das ist mir jetzt neu. Aber ungefähr. Ja.
Also, es ist an die Tatsache gekoppelt, dass
sie wissen was du kaufst.
Wenn ich etwas kaufen würde. Oder suche.
Kaufst du online?
Ich habe einmal bei Groupon etwas bestellt, aber sonst eigentlich nicht. Ich habe
ja keine Kreditkarte. Und auch wenn ich
eine hätte, wäre es mir nicht so geheuer.
Bestellen kann ich schon, wenn sie es auf
Rechnung verkaufen.
Sie wissen, ob du einen Freund hast oder
verheiratet bist.
Ja.
Sie haben dementsprechend auch eine
Ahnung, ob du Familie hast.
Ja.
Sie speichern Suchbegriffe, die du zwar in
das Suchfeld eingegeben hast, die du dann
aber nicht mit ‹enter› bestätigt hast, sondern wieder ausgelöscht hast.
Ah. Ok. Aha, dass sie dann die Vorschläge
machen können, die kommen.
Sie wissen, wer deine Kollegen sind.
Ja.
Sie wissen, wo du in die Ferien gehst.
Logisch. Klar.
Sie wissen, wie häufig du gehst und mit
133
Konfrontation — Bettina
wem.
Ja.
Und wie lange.
Ja.
Und jetzt kommen wir zum nächsten Kapitel, wo ich eher Behauptungen aufstelle, die
in die Zukunft schauen. Eher spekulativ.
Ich behaupte, dass es nicht mehr ein Internet gibt, das alle sehen, sondern dass dein
Internet anders aussieht als mein Internet.
Ja. Nachvollziehbar.
Das also wenn du und ich etwas suchen,
wir unterschiedliche Resultate erhalten.
Mh. Ja.
Man könnte sich vorstellen, dass z. B. in der
Zukunft Google unsere Daten an Krankenkassen verkaufen könnte.
Ok. Beängstigend.
Ja genau. Und die Krankenkassen dann
finden, nein, diese Person nehmen wir nicht
auf, weil sie raucht und viel zu gefährlichen
Sport betreibt, das ist uns zu riskant.
Ja. hm.
Oder die Daten werden an Vermieter verkauft, die dann dementsprechend Mieter
auswählen.
Ah ja. Das wäre bisschen fies.
Oder an Banken, wenn es darum geht,
wem sie eine Hypothek/einen Kredit geben.
Oder an Weiterbildungsinstitute, die sich
dann bei beschränkten Plätzen die Leute
so aussuchen nach ihrem Gusto.
Ok. So wie ein Zusatzverfahren.
Genau.
Ein weiterer Anhaltspunkt.
Man könnte sich auch vorstellen, dass
Unternehmen, wenn sie eine wichtige Stelle ausschreiben, sie die Daten über eine
Person kaufen, um sich ein genaues Bild zu
machen. Klar können sie die Person jetzt
schon googeln, sie wüssten aber natürlich
noch viel mehr, hätten sie präzisere Daten.
Ja. Wo einem nachher so gar nicht bewusst ist.
Ganz strub wäre es, wenn Privatpersonen in
den Besitz dieser Daten investieren würden.
134
Konfrontation — Bettina
Oh. So wie bei den Banken. Ja. Das würde
mich auch nicht erstaunen, das gäbe ja
höllenviel Geld.
Und jetzt hätte ich noch als Abschluss eine
Frage, und zwar geht es um deine Ansicht.
Wenn es so alternative Suchmaschinen geben würde, oder Apps zum runterladen und
an Mozilla anzuhängen, die dir sagen, was
‹sicher› oder was ‹gefährlich› wäre, was
‹privat› und was ‹öffentlich› wäre. Würdest
du solche Sachen überhaupt brauchen oder
wäre es zu aufwendig?
Es wäre mir nicht zu aufwendig, nein. Es
gibt ja heutzutage schon solche Apps, und
xx. Es ist schon noch eindrücklich, was wir
alles preisgeben.
Ich meine, es ist schon so dass Google
Zugriff hat auf Gmail, aber nicht auf deine
Daten von Bluemail.
Es ist schon bisschen begrenzt.
Ja. Zum Beispiel braucht meine Mutter das
Internet eher für Sachen, die wenig über sie
preisgeben. Dementsprechend ist sie weniger ‹interessant› für die Suchmaschine.
Wenn es einen Artikel/Information in einem
Magazin geben würde über diese Thema,
würdest du es lesen? Oder lieber in einem
Film, in einer Zeitung…? Würdest du überhaupt mehr wissen wollen oder denkst du
dir eher, dass man sowieso nicht viel daran
ändern kann.
Also es kommt darauf an. Bücher darüber
würde ich schon gerne lesen. Aber mit der
Zeit gewöhnt man sich auch an die Medien.
Vor allem, wenn ich keine Zeit habe, ist es
praktisch. Ich würde das Internet trotzdem
nutzen.
Es ist zu praktisch, um..
...darauf zu verzichten, ja. Vor allem mit
dem iPhone.
Was hat dir in deiner Ferienwoche am
meisten gefehlt?
Das schwierigste war, den Kontakt zu
den Kollegen zu erhalten, die kein Telefon
gebrauchen, sondern via Email und Facebook kommunizieren. Sonst hat mir nichts
gefehlt, ich habe es genossen, ohne etwas
zu sein, ohne immer zu sagen, wo man ist
und was man tut.
Ja, ich glaub das wärs gewesen. Danke
vielmal. —
135
Konfrontation — Daniel
Konfrontation
Daniel
Would you consider yourself as a curious
person?
Yes.
Are you an open person?
Yes.
Do you think you are a private person?
Also yes.
Are you interested in politics?
Not really. I am interested in the general
gist that is going on, but it’s not something
that I read into it other than what is on the
surface. More if there is something horrible
going on or some big events.When it comes
to debates in politics I am in the dark.
Which browser do yo use?
I use chrome.
Which kind of email account do you have?
Gmail, actually. It is my main one. I also my
the one from my website which is through
pcextreme. but the one I use predominantly
is gmail.
And you are on Facebook?
I am.
Since when are you on Facebook?
Man, a while. Since 2007 I think. When it
first really got it big here.
Have you indicated your year of birth on
Facebook?
Yes I believe so.
Are there things you delete? From Facebook for example, or email…
What I have done is that certain things
people want to post on my wall have to
be approved by me first. So I have added
filters, so that I don’t have to do that deleting. Sometimes images that people don’t
need to see I make private. I limit a lot of
my things to just friends. But I haven’t
really deleted things, no.
When you do restrict access to your information, it is because of…?
I just don’t want people that I don’t know
see me, you know? I like Facebook because
it connects me to my friends, so they
136
Konfrontation — Daniel
can see what I am up to, and it helps a lot
because I am so far away for many of them.
Updates is the main reason I use Facebook
for.
Do you delete cookies?
Yes, I do clear cookies. I don’t know why;
it›s either out of paranoia or I have this
thing in my mind that it slows my computer down. Not every session I delete my
cookies. Once every.. whenever I feel like
cleaning my computer I will reset stuff.
Do you use online banking?
I do yes.
Do you read journals online? Press I mean.
Sometimes. Again, when I hear that something is going on and I want to find out
more I go to either the BBC or the CNN
website, just to get like a headline. Because actually, a lot of my information comes
from Facebook posts, that then I crossreference with real evidence to actually
get the details.
Or sports news?
Oh yes, more than once a day. That’s my
main.. I am on it first thing in the morning,
lunch and before I go to bed, for sure.
Is it your default browser homepage?
I don’t have one, I use chrome, so it shows
me my most recently used websites. It is
the eight little snippets that you can quickselect. I can tell you the eight that are on
there: It is Facebook, la Gazetta, my sisters
blog, my school news, football highlights
site, Twitter, Isohunt, and TV series.
I don’t judge you ey, I still have my silly
news-page like always.
Yes but that’s good, it doesn’t have to be
serious all the time. I think guilty pleasures
are a nice thing to have. It keeps us human.
So there is the second chapter, where I ask
you to imagine that the search engine is a
person. It it were a person, how would you
describe that person? You can say words,
like shy, or honest, or boring…
It is really difficult actually. Because a person is the furthest thing I can see a web
browser being. It is very non-person like.
If I were to relate it to a person I would say
the internet is like Sheldon Cooper. It is
kind of this know-it-all, that isn’t telling
you things for the sake of, but is telling you
because it thinks you need to know. Just
very normal, there is nothing flashy about
the internet I find.
It is not flamboyant.
No, not at all. It is to the point. Especially
using Google Chrome, it doesn’t beat
around the bush. You don’t even have to
go to google, you can just type into the
web browser any keyword you want and it
goes straight to it. So it doesn’t linger in
conversation. You ask a question, it gives
an answer, and that is it. That is the end of
the conversation.
And if you were in a house, and this search
engine person is also in this house, where
are you two?
I think we would be at the kitchen table.
If we were to engage conversation. Other
than that I think we would be in different
rooms.
Like?
I would be in my room and he or she would
be in their room. It wouldn›t be a mate that
you hang out with. The internet would be
a person that you live with but you only ask
questions for information. You know? Like
if you are new to the place, like you want
to know where to go. But never to go have
a beer. You would not have a beer with the
internet.
Ok. That is interesting.
Cool.
Ok, so there is the next chapter. Here it
isn’t questions but it is statements. If you
want to feel free to comment, otherwise you
can just listen to them. The search engine
knows how old you are.
Ok.
It knows where you live.
Yes.
It knows who your family is.
Hm.
It knows what language you speak.
Yes.
If you think something is outrageous just
scream.
No, this is pretty accurate.
It knows which browser you use.
Yes.
And when you are online.
Yes.
So it has a rough idea of your day. Or daily
routines.
Yes.
It knows what you buy, where from and how
often.
Yes.
It knows who you write emails to.
I guess so. Yes, because you are using it to
send it. Totally, yes.
It knows how often you send them.
Yes.
And it knows what is in there. It can read
every email.
Yes, yes.
So it knows who you are close to and who
you are not close to.
Yes.
It knows, roughly, what you are doing as
a profession.
Yes.
It has an idea about your health.
I guess. I don’t use the internet so much
for health. Yes it would. No. I don’t know.
I guess. If something was going wrong
maybe. If I were to google it. It knows when
I am sick, let us put it that way.
Ok. It knows what music you listen to.
Yes.
And it knows how you are oriented
politically.
Yes, I guess. Or how disinterested you are
in political orientation.
Yes. It knows your hobbies. Or your interests.
Yes.
It approximately knows, if you are earning,
137
Konfrontation — Daniel
in what sector you are in.
Yes.
It knows wether you have a partner or if you
are married.
Yes.
It knows wether you have children or not.
Yes.
It also knows, if you type something into
your search window and you don’t press
enter, that you have typed it in. Even if you
erase it.
Oh. I didn’t know that.
It knows what events you go to and with
whom.
Yes, if you do Facebook stuff. If you are big
on Facebook events, yes. (ca. 17 mins)
Yes. Or sometimes you book tickets online
for events.
Oh yes. Even if you book train tickets.
It knows generally where you are going.
And it knows for how long you are there and
how often you go and with whom you go. So
here are my conclusions about that, and it is
also speculations for the future.
So I say that there is not one internet
anymore, but there is one made for you and
one made for me. And it is not the same.
Yes, I agree with that. It’s like a personal
assistant. Yes, totally. I agree with that.
It basically knows everything. Yes, it is like
a personal assistant.
You are a very positive person.
I mean, you could also look at it as a, like,
with the perspective of M.I.A. where she
sais head bone connected to the iPhone,
iPhone connected to the Google, connected to the Internet, connected to the government. Which is a very cynical way of looking at information. But it is also a very true
thing. Because actually all the information
is out there for the right people to grab.
But I think it is also a very good thing at
the same time. It is a double-edged sword
I believe. It›s just a matter of information
about it, which I don’t think we get enough
of really. Like all these things. Perspective
138
Konfrontation — Daniel
on the internet.
You have just summed up my project
Daniel. I am going to say a few things that
are cynical.That could happening the future.
For example, your data could be sold to health insurances.
Yes, already is I think.
Oh, so you get people being refused by an
insurance because of what the insurance
knows about them?
Oh.
Because you smoke, or you eat too much
chocolate, or…
You are pigeonholed. Yes I see, totally.
Or the information goes out to a landlord
who then decides on whom he is going to
select for the place he owns to live in.
Mh.
Or it could go to banks when they decide
on mortgages.
Yes. Hm.
Or it could go to schools or universities that
provide further education. An education
with a selective entering process.
Yes.
It could go out to companies who are
writing out a position that is really highly
ranked. They want to know who is applying.
Yes.
Or it could go to private people having
enough money to buy it.
Yes, yes. That is also true. Yes it is crazy.
All of these are not only possible, but not
even far future. They are near future. If not
already being done.
Yes. I mean, companies are already googling people, but that isn’t the same information that they would have on you.
Yes, because isn’t that breaching privacy?
Yes it would be, yes.
It is funny that you mention it. It is so easy.
What is to say, no matter how many…
breach or no breach of privacy, all it takes
is one person that knows what they are
doing. Which, there are; to go in and just
take stuff like this. The internet is funny,
it kind of like a digital projection of yourself
in the most truthful way. Almost, it is you,
unfiltered. Because it is a very personal,
intimate connection, when you are… It is
completely you, and whatever you want to
know ever, in the world, it is at your fingertips. With no filter, no judgement, no nothing. You can look up whatever you want,
you can talk to whoever you want, you
can write about whatever you want. That
is classic people hiding behind the internet in writing in forums. You know what
I mean?
Yes. But the thing is, to throw in a negative comment. Because it is me. It is true
that you can talk to anyone, and if you do
know what you are looking for you can find
this person or this information online. But if
I don’t know, for example, about an illness,
or history, or something, well history might
be different; it might not just show me everything that is there but it shoes me things
it assumes I want to know. Based on my
internet activity.
Ok. Like your browsing history or
something.
Yes. Based on everything combined, emails,
who I write this to, on how often I am online,
based on where I live, based on wether I am
male or female, how old I am, what I eat…
Right right, like it tailors its search to you
bias in a way.
Yes. Which sometimes helps a lot. I am not
saying this is a bad thing at all.
Yes, it is funny. A pigeonholing in a way. It
kind of sends you down a narrow path based
on your cumulative history. It doesn’t leave
things open.
No. And that is why I asked you the very first
question: Are you an open person? And you
said yes.
Yes. Yes, it is funny. I almost wonder, like
the internet, is like a digital fingerprint
of yourself. In a way. And wether you are
curious or not. It is your fingerprint. That
is essentially who you are. You almost
need filters, different kind of.. different
layers of information from most private to
least private. And what actually does get..
You know. Put out. It is even with like, you
know Google Chrome has this ‹incognito
thing› where you can search stuff and it
can’t get cookies or it doesn’t remember
what you did in your history and it is useful if you go to a site that is not working
because of an IP address even. You go it,
you use incognito, and it doesn’t even know
who you are anymore. You are this shadow.
Which is really interesting how Google
integrated that. When I learned about
that I was almost shocked in a way. That
something like this existed or would have
to exist. Hiding in the shadows of the
internet.
That it needs to exist.
Yes. It really does. It really does. Because
I think we are completely exposed.
Yes.
It is quite scary. And also because the internet is something that is developed and
at the same time not. It has developed in
ways that we don’t really understand and
shows us in a visual language that we can.
And so we don’t really know that things
are changing.
Exactly.
There is no visual reference to change.
It is just in the background. Without us
even knowing. So I think we are even more
vulnerable. I think as users we don’t control it. At all.We are very much passengers.
It is like we need a little handbook.
Yes, we need more understanding. We
need to know how things really work. And
how we can actually use it.
And like you said, when you started
listing off all these things like ‹the internet knows this, and this, and this, and that
too..› I don’t think we actually realise when
we are using it, that it knows so much.
We have some control, but really there isn’t enough. You have to either know
139
Konfrontation — Daniel
what you are doing.. Like if I were to think
about my mother as a user. She almost got
hacked into because of her ignorance to
the internet.
How? When she did banking?
It was to do with a virus. It was a thing
going around actually. Someone called to
say ‹Your browser has gotten a virus. We
need to go into your computer to remove it.›
Oh right.
Like crazy stuff like that, that if you actually knew what was happening, you could
totally say no. I am not going to, because
I know that this is not actually happening.
But because it is something so virtual,
it is not even physical, and we actually
don’t know what is actually there, these
people to us are kind of like magicians.
Yes.
It is all magical. We just see the foreground. There is nothing that tells us what
is actually happening in the background.
If there were tools that would help this.
Would you use them?
Oh yes. I think totally. I think if there was
tools that would be really helpful would be
just on education of how to use internet.
And knowledge about the internet. Because
that is really good to know. But tools,
a program that you can use to regulate
what you are putting out there, to control
what you are doing or leaking or whatever.
Like all this information.
Thank you very much. —
140
Konfrontation — Hélène
Konfrontation
Hélène
Es kommen zuerst einmal generelle Fragen.
Und zwar, bist du eine neugierige Person?
Ja.
Denkst du von dir, du seist eine offene
Person?
Doch.
Bist du eine private Person?
Ja.
Magst du Überraschungen?
Meistens. Jein.
Hast du gerne neue Sachen?
Ja.
Und nimmst du manchmal gerne einen
neuen Weg? Zur Arbeit oder so…
Ja.
Bist du politisch interessiert?
Ja, sehr.
Was für einen Browswer benutzt du?
Diesen Ding da. Fox. Firefox.
Bei wem hast du dein Emailkonto?
Gmail. Privat Gmail und im Büro Outlook.
Du bist auf Facebook?
Ja.
Seit wie lange?
Seit 2008.
Benutzt du online-Banking?
Nein.
Kaufst du Sachen online?
Selten. Aber ja.
Und wenn ja, dann was?
Flugbillete, und manchmal Kleider.
Liest du online Zeitung?
Ja.
Was löschst du? Zum Beispiel auf Facebook, oder bei den Emails…
Also ich lösche manchmal Mails, Tags, ja
so Zeugs lösche ich manchmal.
Häufig?
Nein.
Und weshalb löschst du es jeweils?
Mails damit ich weniger Mails auf dem
Konto habe. Und Tags weil ich es einfach
nicht möchte.
Was hast du das Gefühl sei dein online-
Profil? Wie kommst du auf Internet rüber?
Nicht wahnsinnig teilnahmefreudig.
Sagen wir bei Facebook; Ich teile nicht
wahnsinnig viel mit. Ich schaue eher zu,
bin nicht sehr aktiv. Würde ich sagen. Eher
Zuschauer als Akteur.
Jetzt abgesehen von Facebook, wie würde
man dich sehen? Als positive Person, als
reisefreudige Person… oder als scheue
Person?
Man sieht mich ja eh nicht. Weil, ich bin
ja nicht wahnsinnig präsent auf Internet.
Ich habe weder eine Website noch einen
Tumblr. Wenn ich etwas auf Internet lade
mach ich es auf Facebook, eventuell
Ferienfotos. Ich breite mich auf Internet in
keiner Weise aus. Fotostory oder so… Vom
Beruf erzähle ich auch nicht.
Kennt Facebook dein Geburtsjahr?
Ich habe es gelöscht. Aber demfall kennen
sie es, ja.
Löschst du deine Cookies?
Im Büro mache ich das. Daheim nicht.
Jetzt kommt ein neues Kapitel. Wenn du dir
vorstellen müsstest, dass Google eine Person ist. Wie würdest du diese Person mit
Stichworten beschreiben?
Allwissend. Neugierig. So bisschen wie
einen Nerd, einen Computernerd. Jemand,
der ungefiltert Dinge rauslässt. Der vielleicht nicht begreift, was man sollte und
was nicht, der einfach ungefiltert etwas
rauslässt und sich den Konsequenzen
nicht bewusst ist.
Und wie würde sich diese Person anziehen?
Und die Stimme…
Mit einem jahrealten Pullover und einer
schiefen Brille auf der Nase. So jemand,
der wahnsinnig informiert ist, aber selbst
nicht teilnimmt an den Sachen, sondern eigentlich nur Sachen weitergibt. Der extrem
viel drauf hat aber selbst nicht weitergibt.
Das nächste Kapitel sind jetzt keine Fragen
mehr. Es sind Behauptungen, du bist eingeladen zu kommentieren, musst aber nicht.
Ich behaupte, dass die Suchmaschine
141
Konfrontation — Hélène
weiss, wie alt du bist.
Welche Suchmaschine?
Google.
Ich nehme an schon, weil wenn ich mich
auf Google eingebe, zeigt es mir mein
Facebook-Profil an. Und dort war ja mal
mein Geburtsjahr drauf, von dem her
müssten sie es schon wissen.
Sie wissen, wo du wohnst.
Vielleicht in welcher Stadt, aber nicht bei
welcher Adresse.
Brauchst du Google Maps?
Ja, aber dort gebe ich nicht meine eigene
Adresse ein.
Nie. Auch nicht die Strasse, z.B. von dort
nach dort…
Also ja. Wenn man es ganz genau nimmt,
könnte man schon drauf kommen, doch.
Ich habe sicher schon einmal eine Route
eingegeben, aber das stört mich auch
nicht gross. Jeder Anonymus, Computercrack da von dieser Organisation, braucht
wahrscheinlich drei Klicks, bis er meine
persönlichen Angaben aus irgendeinem
System raus hat.
Sie wissen, wer deine Familie ist.
Ja eh. Das kannst du ja nachschauen.
Sie wissen, welche Sprache du sprichst.
Ja. Ich gebe es auch auf deutsch ein.
Und was für andere Sprachen du verstehst
und welche.
Ja.
Sie wissen, welchen Browser du benutzt.
Das glaube ich schon auch.
Sie wissen, wann du online bist.
Em, das kann man wahrscheinlich nachverfolgen. Aber ob das Google weiss, ich
meine… Nein. Aber hallo. Also ja. Auf eine
Art wäre es mir auch egal. Ich meine, du
kannst ja, wenn du einen Computer durchsuchen willst, nachschauen, wann du
online warst.
Aber sie haben ja deinen Computer nicht.
Ja eben. Sie haben ja keinen Zugriff auf
meinen Computer. Ahh. Und wenn wäre es
mir relativ egal.
142
Konfrontation — Hélène
Sie wissen, was du wo, wann und wie
häufig kaufst.
Ja logisch, mit der Kartenabrechnung.
Sie wissen, wem du Emails schreibst.
Ja wahrscheinlich nicht, nein.
Sie wissen, was du in diesen Emails
schreibst.
Das nehme ich nicht an.
Sie wissen, wie häufig du wem schreibst.
Ja nein, die haben ja keinen Zugriff auf
mein Adressbuch in Google Mail. Ja aber
auch wenn, wäre es mir relativ wurst.
Ich schreibe ja nichts Staatsschutzgefährdendes, oder sehr dreckiges, oder
sadomasochistisches, womit du mich
entlarven könntest.
Das stimmt. Ja also es ist Tatsache, dass sie
wissen, wem du was wie häufig schreibst.
Das ist, wie wenn du heute das Telefon
abhörst. Du kannst heute alles verfolgen.
Du müsstest eigentlich eine Brieftaube
nehmen, und das Geschriebene von Haushalt zu Haushalt bringen. Und wenn diese
Brieftaube von niemandem abgeschossen
wird, dann wäre es sicher. Weil wend du es
der Post gibst, kann es theoretisch auch
jemand lesen.
Ich sag auch nicht, dass etwas gut oder
schlecht ist. Ich liste es mal hier auf.
Wenn ich etwas ultraprivates schreiben
würde, würde ich es auch nicht via Email
tun.
Ok. Also das möchtest du dann auch nicht.
Also im Hinterkopf ist es schon so, dass
man alles nachverfolgen könnte. Oder
rauslesen. Aber ich habe weder Paranoia
nochVerfolgungswahn, deshalb blende ich
das aus, weil ich ja nichts Tragisches darin habe. Weil wenn ich das nicht möchte,
sollte ich keinen Computer brauchen.
Ja.
Und abgesehen davon gehe ich, willige ich
ja dadurch, dass ich das Internet brauche,
darin ein, dass das Zeug auch transparent ist. Oder ich bin mir bewusst, dass
es transparent sein könnte. Es interessiert
ja keine Seele, was ich schreibe.
Sie wissen, was dein Berufsfeld ist.
Das ist ja wohl nicht so schwierig, herauszufinden.
Sie haben eine Ahnung, wie es um deine
Gesundheit steht.
Schon, weil wenn sie lesen, was ich eingebe
im Suchfeld als Krankheit, kommst du
recht schnell drauf.
Sie wissen, welche Musik du hörst.
Ja, weil ich auf Google Sachen eingebe,
und ich gehen auf YouTube.
Genau. Sie wissen, was deine Hobbies
sind. Oder deine Interessen; ob du ins Kino
gehst, welche Filme…
Ja eh. Weil Google meine Startseite ist.
Daheim. Im Büro ist es natürlich die Büroseite, aber daheim ist es Google.
Ja, im Büro ist es nicht Gala.de.
Nein, da kommt Intranet als Startseite.
Logischerweise.
Sie wissen ungefähr, in welchem Einkommenssektor du dich befindest.
Ja, weil ich meine Steuererklärung online
mache.
Sie wissen, ob du einen Freund hast oder
verheiratet bist.
Das ist öffentlich einsehbar, das weiss sowieso jeder, den es interessiert.
Sie wissen auch, ob du Kinder hast, dementsprechend.
Ja; also ich weiss nicht ob es Google
weiss, aber die Migros schon. Wenn ich
Windeln kaufe ist es naheliegend, dass ich
Kinder habe. Und wenn nicht, ist es naheliegend, dass ich keine habe.
Google speichert, wenn du ins Suchfeld
Honolulu eingibst und es aber löschst, bevor
du ‹enter› drückst, das Wort Honolulu
trotzdem.
Nein, ich glaube nicht. Weil du den Suchauftrag erst auslöst, wenn du ‹enter›
drückst.
Ja. Also sie speichern es.
Ah. Also auch wenn, ja. Aber wen interessiert es denn?
Sie wissen, wo du in die Ferien gehst.
Ih. Also. Ich nehme an, also nein. Ich meine,
wenn ich Korsika google, ist es naheliegend, dass es mich interessiert. Aber
ob ich dann tatsächlich gehe wissen sie
nicht, ich buche ja nicht über Google.
Nein, aber du buchst ja zum Teil online.
Also, sagen wir es so: Jetzt hast du Korsika gegoogelt. Aber dann gehe ich über
Ebookers und buche dort mein Hotel. So.
Genau. Und dann gehst du eine Woche vor
deinem Urlaub schauen, wie das Wetter auf
Korsika ist.
Manchmal, ja.
Das heisst es ist naheliegend, dass du dann
auch dorthin gehst.
Ja. Aber so blöd, dass ich auf Facebook
schreibe, ‹Ich freue mich auf die Ferien
nächste Woche› bin ich übrigens nicht.
Nein.
Ich sag nur, man kann eins und eins
zusammenrechnen.
Jetzt kommt ein neues Kapitel. Das sind
Prognosen, die ich herausfantasiere. Das
sind alles Sachen, die vielleicht (noch) nicht
so sind, aber bald so sein könnten. Ich behaupte, dass es kein alpgemeingültiges
Internet mehr gibt, sondern eins, dass nur
ich sehe und eins, dass nur du siehst.
Ja nein. Also. Es ist mir nicht egal, ich
überlege es mir ernsthaft, aber ich frage
mich einfach; du gehst ja nicht immer vom
selben Computer ins Internet.
Das stimmt.
Manchmal gehe ich ja auch vom Büro aus
ins Internet. Der Server ist ja nicht auf
mich zugelassen, sondern auf das Büro.
Ich hab nicht nur eine Quelle. Ich könnte
ja auch auf den Computer von Christian
gehen.
Ja, tatsächlich.
Und das merkt ja dann nicht, dass ich es
bin.
Nein. Stimmt.
Und das gibt es ja schon jetzt. Wenn ich in
China bin, sehe ich gewisse Seiten nicht,
143
Konfrontation — Hélène
die ich da sehe. Von dem her, logisch, ja.
Eine gewisse Zensur gibt es schon. Aber
was ich nicht denke, ist dass es mir irgendwann gewisse Seiten nicht anzeigen würde,
die es dir anzeigt.
Das glaubst du nicht?
Nein. Ich hab eher das Gefühl, dass wenn
ich etwas suche, es mir eine andere Reihenfolge anzeigt als dir.
Ja.
Eine andere Sortierung, weil sie anderes
herauslesen können von dem, was ich
schon eingegeben habe. Weisst du, so.
Weil sie aus dem heraus schliessen, du
interessierst dich demfall für das.
Ja.
Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es
mir Daten nicht anzeigen würde. So. Habe
ich nicht das Gefühl.
Wenn eine gerichtliche Verfügung besteht
— das Vokabular kennst du besser —, dann
muss Google Daten über dich ans Gericht
geben. Offenlegen. Und man könnte sich
denken, dass, sehr in der Zukunft, dass
Daten an Krankenkassen verkauft werden
können.
Mh.
Oder an Banken, wenn es um Hypotheken
geht.
Mh.
Oder an Weiterbildungsschulen, wenn jemand eine Weiterbildung machen will. Ich
meine nicht Primarschule, Sekundar und
Gymi, aber nachher.
Mh.
Es könnte sein, dass zum Beispiel Mieter –
diese Informationen bekommen oder kaufen
könnten.
Ja.
Oder zum Beispiel Unternehmen, wenn es
um eine sehr wichtige Kaderposition geht,
und sich jemand bewirbt.. Sie googeln ja
jetzt schon, aber dass man so an noch mehr
Informationen kommt über eine Person.
Ja. Ja, aber du gehst ja, das Ding ist so:
Wenn du dich für eine Stelle bewirbst,
144
Konfrontation — Hélène
geht jeder Arbeitgeber dich googeln.
Entweder die Personalabteilung oder ein
Profiler. Ein potentieller Vermieter kann
dich jetzt schon googeln. Oder kann in
den Ämter nachstöbern, was auch immer
schon zugänglich ist. Und auf Facebook
gibt jeder extrem viel selber preis. Oder
die Leute haben private Websites, oder
sind in einem Verein. Das kannst du alles
nachlesen.
Ja.
Es wäre einfach einfacher, alles auf einer
Seite, wenn Google diese Daten verkaufen
würde.
Ja.
Aber das mit der Krankenkasse fände ich
auch nicht grundsätzlich schlimm. Weil
dadurch, dass wir Kreditkarten haben,
online-Banking benutzen, eine Cumuluskarte haben, Loeb Superpunkte und dieses
und jenes, sind wir in einer Datenbank
drin. Und es ist ja auch naheliegend, dass
diese Daten gebraucht werden.
Ja.
Du hast nicht einfach für nichts ein Kundenkonto. Eine Kundenkarte ist auch dazu da,
nachzuverfolgen, was dein Kaufverhalten
ist. Die Gefahr ist, dass es rechtlich nicht
erlaubt ist, diese Daten zu verkaufen. Weil
das ist Datenschutz. In der Schweiz. Wie
es in anderen Ländern ist weiss ich überhaupt nicht.
In der Schweiz ist ja so in Sachen Datenschutz, dass nicht einmal zwischen den
Kantonen ein Datenaustausch besteht.
Es braucht recht viel, dass Kantone untereinander Zugriff auf Datenbanken haben
von ihren Bürgern.
Ah ja?
Also bräuchte es recht viel, bis Google die
Erlaubnis hätte, die Daten zu verkaufen.
Und jetzt das letzte Kapitel: Da nimmt es
mich wunder, wo du am liebsten über dieses
Thema mehr lesen würdest. Erstens,
möchtest du das überhaupt, und dann
zweitens, wenn ja, wo. NZZ, oder in einem
Dokumentarfilm, oder in einem Heftchen,
das man nach Hause geschickt bekommt,
oder durch Kollege, die etwas davon verstehen, Informatiker zum Beispiel, oder…
Ich könnte mir vorstellen, dass es in einem
Spiegelartikel kommt, ‹Der gläserne
Mensch›, eine Panikmache. ‹Wir müssen
wieder zurück zu ohne Internet…› Oder
dann so einen apokalyptischen Dokumentarfilm. ‹Wo ist unsere Gesellschaft,
wo führt es uns in…› Damit du am Schluss
ein Antidepressiva schlucken musst.
Also entweder Fachliteratur oder
Dok-Filme. Und dann würde es eine Zeitung
aufnehmen und einen Artikel darüber
schreiben, so. Der Anstoss kommt ja
meistens aus der Fachliteratur.
Noch eine andere Frage: Es gibt schon
Alternativen, zum Beispiel andere Suchmaschinen, die praktisch keine Daten
sammeln. Oder es gibt Applikationen die dir
eine Übersicht geben, was alles an Daten
weitergeleitet wird. Dann kannst du sagen,
das will ich, das will ich nicht, und kannst
es so regulieren.
Das wäre mir zu aufwendig. Das müsste
ich jedesmal kontrollieren.
Nein, du würdest so Meldungen bekommen,
das müsstest du nicht extra kontrollieren.
Würdest du so etwas brauchen?
Also ich meine, wenn es wie automatisch
eingebaut wird auf Google, was nicht
passiert, weil sie dann Geld verlieren,
wäre es ja praktisch. Google hat ja erfunden, dass es eine Technologie gibt, die
Resultate anzeigt, die es auf eine Suche
gibt.
Wie meinst du?
Also ich meine, Google war ja die erste
Seite mit Google. Google war ja die erste
Firma, die auf die Idee gekommen ist, eine
Platform zu gestalten, wo man Dinge
suchen kann im Netz.
Nein.
Nicht?
Nein.
Wer war dann zuerst?
Das hat schon relativ früh angefangen,
ich glaube ArchBug war zuerst.. Der erste
grosse war Netscape.
Ah das sagt mir was.
Und dann gibt es auch früh Altavista.
Aber ich meine, Google ist ja nicht umsonst so bekannt, und Leute sagen, ‹Ich
muss etwas googeln.› Ich gehe es nicht
erst ‹yahooen›. Es ist einfach die Seite,
die man so braucht. Und ich käme jetzt
nicht auf die Idee, es zu wechseln, weil es
andere gibt, die transparenter sind bei was
sie speichern über mein Suchverhalten
und was nicht. Deswegen würde ich jetzt
wahrscheinlich nicht wechseln.
Es ist zu praktisch.
Und es ist zu vorherrschend. Die Dienstleistung von Google, dass ich wechseln
würde.
Und du würdest jetzt auch nicht zum Beispiel deine Emails woanders einrichten,
damit sie nicht mehr lesbar sind.
Nein.
Das nimmst du in Kauf.
Ja.
Dann noch die letzte Frage: Stell dir ein
Haus vor. Oder eine Wohnung. Und Google
wäre eine Person. Und du wärst auch in
diesem Haus. Wo wärst du und wo wäre
Google?
Was ist das für eine Frage. Ja, ich weiss
doch nicht. Sagen wir so: Google wäre
dann sehr wahrscheinlich im Büro. Weil
ich ja nicht immer und überall aufs Internet muss.
Ja. Und wo wärst du?
Ich wäre in der Küche oder im Wohnzimmer. So. Ja. Weil, wenn ich etwas wissen
will, gehe ich dort drauf, auf Google, und
mein Computer ist nicht im Schlafzimmer,
nicht im Wohnzimmer, nicht in der Küche,
sondern ist im Büro. Also wäre diese
Person im Büro.
Ist gut, danke.
Weil, ja. Ich mag es nicht, wenn überall
145
Konfrontation — Hélène
in der Wohnung technisches Zeug herumsteht. Das beschränkt sich aufs Büro.
Vielen Dank. —
146
Konfrontation — Stephi
Konfrontation
Stephi
Bist du eine neugierige Person?
Ja.
Bist du eine positive Person?
Ja.
Bist du eine private Person?
Was verstehen wir unter privat?
Mitteilungsbedürftig gegenüber anderen,
was man wem mitteilt.
Ja. Dann bin ich privat.
Wirst du gerne überrascht?
Ja.
Also auch generell, weniger Geburtstagspezifisch; andere Routen gehen, Bücher
lesen, die man sonst nicht lesen würde…
Ja. Doch, ich denke ich bin offen für Neues
und lasse mich gerne überraschen.
Bist du jemand, der schnell zweifelt?
Nein.
Bist du politisch interessiert?
Ja.
Welchen Browser benutzt du?
Chrome.
Und was für ein Emailkonto hast du?
Gmail.
Du bist auf Facebook?
Richtig.
Seit wie lange?
Seit 2007.
Hat sich dein Verhalten auf Facebook seit
den Anfängen verändert, oder ist es mehr
oder weniger gleich geblieben?
Nein, ich habe die Privatssphäre-Einstellungen immer mehr angepasst.
Ja.
Ich bin glaube ich mehr jemand, der beobachtet und liest. Und zwischendurch
mache ich einen Post. Aber es ist nicht so,
dass ich mein ganzes Leben erzähle. Und
dokumentiere und kommentiere. Ich habe
auch viele Freunde gelöscht. Defriended.
Das Löschen ist die nächste Frage. Was
löscht du sonst noch?
Ja, bei Facebook - es macht zwar grundsätzlich keinen Sinn - aber ich räume meine
Chronik auf.
Und weshalb?
Also eigentlich glaube ich nicht daran,
dass Leute wirklich scrollen gehen und
suchen und nachlesen. Andererseits
habe ich das Gefühl, dass wenn ich es
gelöscht habe, es wirklich vorbei ist. Sonst
lösche ich Newsletters, und normale Mails
archiviere ich. So nach Ordnersystem.
Und wenn ein Ordner abgeschlossen ist,
kommt es in das Archiv.
Und Cookies lässt du?
Ja, die lasse ich.
Machst du online-Banking?
Ja.
Liest du online Zeitungen?
Ja.
Stell dir vor, die Suchmaschine wäre eine
Person. Google zum Beispiel. (Hier gebe ich
ihr eine Liste mit Stichworten, die sie aus
wählen kann oder als Startpunkt benutzen
kann, um diese Person zu beschreiben.)
Also für mich, wie sagt man einer Person,
die dir nachspioniert?
Einen Stalker.
In Anführungszeichen. Weil, vielleicht ist
Google die falsche Suchmaschine. Aber
Google weiss ja alles über einen selbst.
Wenn ich nach Bildern oder Comics suche
ist sie sicher sehr lustig, auch offen, wahrscheinlich auch transparent. Aber die
Wörter hier sind alles so positive Begriffe.
Und für mich, Suchmaschinen, vielleicht
verbinde ich es zusehr mit Google und
zuwenig mit Suchmaschinen.
Was heisst das hier? Berechenbar.
Das ist sie sicher auch, weil sie immer
andere Ergebnisse bringt. Belehrend ist
sie sicher auch. Weil sie immer fragt,
‹Meinten sie…?› Ja, das ist es.
Wenn Google eine Person wäre, wie würde
sie dich sehen? Wie würde sie dich wahrnehmen?
Ich glaub, sie würde mich wahrscheinlich
als sehr interessiert oder als überinteressiert wahrnehmen, weil ich ja soviel Zeugs
147
Konfrontation — Stephi
eingebe in Google. Vielleicht hält sie mich
auch für strohdumm. So im Sinne von
‹Was, das weiss die nicht?› Ja, entweder
oder. Oder neugierig. Neugierig, wissbegierig, oder eben, dann würde sie denken, ja nein, was die alles nicht weiss.
Vielseitig auch noch eventuell.
Könntest du nun hier auf diesem Papier einzeichnen, immer noch mit Suchmaschien
als Person: Wenn ihr zwei in einem Haus
wärt, wo wärt ihr dann?
Also ich wäre wahrscheinlich in der Küche.
Weil ich A) gerne koche, und weil es
B) so das Zentrum der Wohnung ist. Und
vielleicht wären meine Kollegen auch da.
Und die Suchmaschine ist glaube ich am
Fernweh schauen. Sie informiert sich,
was abgeht in der Welt. Ich nenne sie jetzt
‹Suchi›.
Ok, danke. Ich sage dir jetzt ein paar Sachen,
es sind nicht Fragen an sich, du darfst kommentieren. Eine Suchmaschine weiss, wie
alt du bist. Wo du wohnst. Wer deine Familie
ist und welche Sprache du sprichst.
Sie wissen, wie alt ich bin, und sie kennen
auch meine Adresse, wegen der IPAdresse. Oder sie wissen zumindest, wo
ich mich aufhalte. Und das siehst du ja bei
Suchmaschinen, du kannst den Standort
eingeben.Wer meine Familie ist, bin ich nicht
sicher, ob sie das wissen. Vielleicht aufgrund vom Emailverkehr. Aber ich glaube,
das müsste ich irgendwo explizit angeben. Und welche Sprachen ich spreche
wissen sie schon anhand meiner Browsereinstellungen.
Ja. Genau. Sie wissen, welchen Browser du
benützt, wann du online bist, was du wo und
wann und wie häufig kaust.
Das ist gut möglich. Also vielleicht nicht
wie häufig, sie wissen sicher, auf welchen
online-Shops ich bin, und dann sehen sie
auch, wie häufig ich drauf bin. Aber ob sie
nachher auch nachvollziehen können, was
ich genau einkaufe weiss ich nicht, weil
das sollte ja eigentlich verschlüsselt sein.
148
Konfrontation — Stephi
Ist es nicht.
Schade. Wem du emails schreibst ja, weil
man bekommt ja diese Adverts, und wenn
ich mit Christoph schreibe, bekomme ich
viel Heizungswerbung.
Krass.
Dann bekomme ich echt so ‹Elcoterm› und
ob ich eine neue Heizung bräuchte und so.
Wie häufig wahrscheinlich auch.Was darin
steht, können sie wahrscheinlich auch
lesen. Und mein Berufsumfeld wissen sie
sowieso.
Gut ja, bei dir ist es explizit.
Ich bin dadurch glaube ich recht offen.
Sie wissen, wie du gesundheitlich dran bist.
Sie wissen, welche Musik du hörst.
Sie wissen, wie du politisch orientiert bist.
Ja, das wissen sie von so Plattformen wie
SmartVote. Und bei der Musik, ich bin kein
User von Spotify. Das habe ich noch nie
gebraucht. Von dem her wissen sie es vielleicht nicht.
Youtube?
Ja, da höre ich nicht unbedingt Musik. Da
schaue ich mehr Filme an. ‹Wie es um deine
Gesundheit steht.› Ja, wahrscheinlich für
alle Krankheiten, die man googelt.
Und sie wissen, ob du rauchst oder nicht.
Wieso?
Nehme ich mal an.
Nein, glaube ich nicht. Ah, vielleicht bemerken sie Rauchpausen. Dass man
plötzlich nicht mehr am Arbeiten ist.
‹Hobbies›. Ja, finden sie sicher auch, einerseits wegen all diesen Vereinswebseiten,
die es gibt. Und andererseits durch das
Suchverhalten halt. Einkommenssektor
können sie sicher auch einschätzen, entweder durchs Shoppen oder durch die
lustigen Umfragen, wo man dann das
Bruttoeinkommen des Haushalts eingeben müsste. ‹Ob du ein Freund hast
oder verheiratet bist.› Mhh. Ja das wissen
sie wahrscheinlich auch. Bei der Frage
ob man Kinder hat, wenn man viel nach
Familienthemen schaut oder etwa
Kinderthemen, Kinderkrankheiten, nehme
ich an, dass sie es ab dem begreifen.
Hast du gewusst, dass wenn man beim
Google-Fenster etwas eingibt und es wieder
löscht, ohne die Suche zu aktivieren, dass
sie das dann auch speichern?
Ja, weil sie machen dir dann nachher auch
Vorschläge. Sie ergänzen diese Wörter ja
auch. Em. ‹Wer deine Freunde sind.› Das
wissen sie sicher auch. Die sehen ja meine
Gmail-Kontakte. ‹An was für Events…›.
Weisst du, wenn du zum Beispiel etwas vorreservierst, oder ein Ticket online kaufst…
Ist wahrscheinlich dasselbe wie beim
online-Shoppen. ‹Mit wem.› Ja, mit wem
nicht zwingend. Weil, wenn ich das via
Telefon und nicht via Email abmache, wissen
sie es nicht. Welche Filme können sie
sicher auch nachvollziehen. ‹Wo du in die
Ferien gehst.›
Buchst du nie online?
Doch. Über Ebookers. Also, eigentlich
wissen sie mein ganzes Leben. Vielleicht
kennen sie mich sogar besser als ich mich
selbst.
Und jetzt habe ich noch ein paar weitere
Fragen, die ich dir stellen werde, die du also
nicht liest. Schlussfolgerungen von dem
könnten sein, wenn ich das jetzt paranoid
anschauen würde, du hast es gesagt, dass
sie alles von dir wissen. Es könnte heissen,
dass dein Internet nicht dasselbe ist wie
meins.
Ja, das ist wahrscheinlich auch so. Also
ich glaube schon, dass das unterschiedlich ist.
Stört dich das?
Nein, das stört mich nicht. Ich habe das
Gefühl, dass es mir auch hilft, schneller zu
einem Suchresultat komme.
Ja stimmt. Ich bin auch froh, dass sie mir
kein Restaurant in China vorschlagen,
wenn ich eins hier suche.
Ich habe das Gefühl, dass es ähnlich ist
wie bei den Cumuluspunkten. Die Migros
weiss auch, was ich alles einkaufe. Aber
vielleicht merken sie durch das auch, was
man alles nicht kauft. Oder was man verbessern kann. Oder welche Produkte…
Ich habe das Gefühl, dass es hilfreich ist.
Suchmaschinen müssen, auf eine gerichtliche Verfügung hin alle Informationen
offenlegen über eine Person.
Könnte ich mir vorstellen, dass es so ist.
Ich meine, wenn jetzt irgendwer mal wissen
möchte, was die alles über ihn gespeichert
haben.
Sie müssten, aber es wäre sehr schwierig.
Ok.
Das kann Jahre dauern. Und sehr viel Geld
brauchen. Aber es ist theoretisch möglich.
Ein Deutscher, Malte Spitz, hat es einmal mit seinem Telefon versucht, mit der
Deutschen Telekom. Und nach drei Jahren
haben sie ihm Daten über drei Monate
gegeben.
Ok. Ich glaube, bei Facebook ist es auch
so, dass du theoretisch anfragen könntest,
was sie alles über dich gespeichert haben.
Es hat irgendwo so einen Button.
Wenn man das weiterspinnen würde, könnte
man sich vorstellen, dass sie es an Krankenkassen verkaufen.
Sie können es wahrscheinlich an alle verkaufen. Aber ja, auch an Krankenkassen.
Wenn man wirklich krank ist, ich meine,
ich selber bin nicht krank, von mir kann
sie nicht viel wissen, aber wenn du jetzt
wirklich ein Gebrechen hast. Und du die
Krankenkasse wechseln willst, und die
sagen von Anfang an, nein, diese Person
wollen wir nicht. Dann ist es ein Nachteil.
Genau. Es müssen ja auch nicht unbedingt
Gebrechen sein, sondern auch Angewohnheiten. Zum Beispiel könnten die Daten
auch an Vermieter weitergegeben werden
können. So nach dem Stil, diese Art von
Mieter möchte ich nicht in meinem Haus.
Das wäre je nach Mieter auch eher schädlich
als nützlich. Ich habe ja auch das Gefühl,
dass ich nicht in die Zukunft schauen möchte. Also irgendwie wärs ja spannend zu
149
Konfrontation — Stephi
wissen, was passieren wird. Und andererseits ist es vielleicht auch besser, wenn man
nicht alles weiss. Und ich denke, auch bei
Vermietern, man muss nicht alles wissen
von den Vermietern.
Man könnte auch denken, dass diese Daten
an Banken gehen, wenn es um Hypotheken
geht. Verhaltensmuster; tendiert jemand
zu emotionalen Einkäufen, ist er eher sparsam, gibt er das Geld mit Händen aus.
Grundsätzlich könnte man sich ja bei
jedem vorstellen, dass sie die Daten verkaufen können. Weil sie sie haben. Ob das
dann ethisch und moralisch und was auch
immer korrekt wäre…Wenn man das herausfinden würde, würde ja auch der Datenschützer auf die Barrikaden steigen.Weiss
nicht, ob man das dann nachher rückgängig machen könnte oder so. Das müsste
man ja dann bundesgerichtlich verbieten.
Sie sind dran.
Ok.
Wenn du jetzt zum Beispiel erfährst, dass
es Dinge gibt, die du benutzen könntest,
um deine Daten zu schützen. Oder einen
Schritt vorher, sehen was passiert. Würdest
du die überhaupt benutzen oder ist das dir
nicht so wahnsinnig wichtig?
Nein, ich würde wahrscheinlich schon mal
reinschauen. Vielleicht auch interessehalber.
Und wenn du jetzt mehr über das Thema
herausfinden möchtest. Wo? In der NZZ, in
der Sendung ‹Reporter›… Oder würdest du
das nachlesen gehen in einem Buch?
Ich fände es spannend, wenn es über das
eine Reportage geben würde. Vielleicht
auch ein wenig verständlicher, als wenn
man darüber lesen müsste, in der NZZ
oder so. Und wenn du alles liest, musst
du es dir vorstellen können. Wenn es dir
jedoch erzählt wird, wäre es für mich persönlich besser. Mich würde es visuell mehr
ansprechen in einem Video.
Als Abschlussfrage: Stört es dich zu wissen,
dass es Leute/Unternehmen gibt, die so viel
150
Konfrontation — Ursula
über dich wissen?
Ich bin mir bewusst, dass es das gibt. Bin
mir bewusst, das Google meine Daten
hat. Aber ich habe das Gefühl, nicht eine
besonders spannende Person zu sein. Ich
allein. Ich habe auch das Gefühl, dass
ich keine Daten in meinen Mails habe, die
ich zu verstecken hätte. Von dem her stört
es mich nicht. Ich habe mein Gmail seit
sechs oder sieben Jahren. Schon Ewigkeiten. Es ist praktisch, es ist ein Hilfsmittel,
dass alles zusammengehört. Chrome,
Google Maps… Alles in allem ist es mir so
nützlich, dass ich es in Kauf nehme, dass
die meine Daten kennen. Aber es ist zu
fest praktisch und Hilfsmittel…
… um dagegen zu arbeiten. Es ist ein zu
grosser Nutzen. Wenn ich dir zum Beispiel
eine neue Suchmaschine zeige, dann
bräuchte es höllenviel, damit du sie auch
wirklich brauchen würdest.
Ja, wahrscheinlich.
Auch aus Reflex. Man weiss genau, wie es
funktioniert.
Und dann ist Google auch die Startseite.
Bing habe ich auch getestet. Aber auch
optisch, das Design. Du kannst alles so anpassen, dass es für dich stimmt. Und von
dem her, ja. Gibt es momentan keinen
Grund, etwas zu ändern.
Ok. Danke.
Konfrontation
Ursula
Es kommen zuerst einmal generelle Fragen.
Und zwar, würdest du sagen, du seist eine
neugierige Person?
Ja.
Eine offene Person?
Ja.
Eine private Person?
Ja.
Wirst du auch gerne überrascht?
Weniger. Zumindest nicht negativ.
Mit Besuch, oder geografisch neuenWegen..
Ja, das natürlich schon. Neues entdecken
sowieso gerne. Aber überrascht werden
hat für mich etwas grösstenteil Negatives.
Ach so.
Rein aus meiner persönlichen Erfahrung.
Es kann beides sein, aber ich habe viele
Erfahrungen gemacht, wo negativ überrascht worden ist.
Bist du politisch interessiert?
Ja.
Darfichfragen,welchenBrowserdubenutzt?
Ja. Firefox.
Bei wem hast du ein Emailkonto?
Eins bei Swisscom und eins bei Stepping
Stone.
Und Stepping Stone muss man bezahlen?
Ja.
Du bist nicht auf Facebook?
Nein.
Jetzt generell online gesprochen, was
löschst du alles?
Ich lösches alles, was mich nichts angeht.
Werbung zum Beispiel. Meinst du das?
Genau, zum Beispiel.
Ja, also Werbungen und diese Sachen
lösche ich sofort, und vom TCS kommen
manchmal Meldungen was ich alles machen
könnte, Newsletters, die klicke ich schnell
an und lösche sie dann gleich.
Du behältst Emails auch nicht lange?
Ich bemühe mich darum, ja. Spätestens
nach drei vier Monaten wird alles gelöscht. Ist vielleicht bisschen lange, aber
manchmal muss man ja darauf Zugriff
haben können für eine Weile. Aber ich
habe jetzt nicht tausende von Emails über
Jahre aufgestaut.
Hast du online-Bankin?
Ich schaue online mein Konto nur an.
Aber ich löse keine Zahlungen aus.
Ach so. Kaufst du Sachen online?
Nein.
Nie?
Nie. Keine Kinobillete, Reise, SBB… Keine
Flugbillete, keine Hotels, nada.
Wow. Ok. Und liest du online Zeitungen?
Nein.
Auch nicht beim Arbeiten, wenn du zehn
Minuten deine Gedanken durchlüften
musst?
Nein, das mache ich extrem ungern.
Ich blättere gern, breite mich gerne aus.
Ja. Interessant. Jetzt, wenn du dir vorstellen müsstest, dass eine Suchmaschine
eine Person wäre. Wie würdest du dann diese
Person berschreiben? Du kannst Stichworte
geben. Zum Beispiel ernst, oder repetitiv,
oder offen… oder langweilig…
Also wenn ich eine Suchmachine als Person
bezeichnen müsste? Also mir kommt
eigentlich eher ein Tier in den Sinn, wie
eine Maus, die in der Erde umherpfeilt und
rast, um zu schauen, wo es irgendetwas
zum Aufspüren gibt.
Ah, interessant. Jetzt: Wenn du in einem
Haus bist, und diese Person ‹Suchmaschine›
ist auch in diesem Haus. Wo wärst du und
wo wäre sie? Oder wo ist die Maus?
Also die Maus wäre klar im Keller unten.
Und die Person wäre eher im Dachboden.
So wie im All und würde nach diesen
Sachen suchen.
Also als Maus im Keller und als Person auf
dem Dachboden. Das macht Sinn.
Du kannst mir also sagen, falls ich zu einsilbig antworte.
Nein, das ist super. Die folgende Sektion
ist diese: Ich sage dir, was eine Suchmaschine alles über dich weiss. Ein paar von
151
Konfrontation — Ursula
diesen Sachen mögen auch nicht zutreffen,
in deinem spezifischen Fall, weil du zum
Beispiel kein Gmailkonto hast oder nichts
online kaufst. Aber die meisten werden
zutreffen. Es sind also keine Fragen, sondern
Behauptungen, die du gern kommentieren
darfst, aber nicht muss. Erste Behauptung
ist, dass die Suchmaschine weiss, wie alt
du bist.
Ja, das trifft sicher zu.
Sie weiss, wo du wohnst.
Ja.
Sie weiss, wer deine Familie ist.
Ja, das finde ich eher unheimlich.
Findest du?
Ja.
Sie weiss, welche Sprache du sprichst.
Ist klar.
Oder welche Sprachen im Plural.
Em, ja.
Oder verstehst.
Ja.
Sie weiss, welchen Browser du benutzt.
Ja, das ist logisch.
Wann du online bist.
Ja, ist auch klar.
Das heisst auch, dass sie sich, vielleicht
fälschlicherweise, eine Idee des Tagesablaufes machen können.
Jawohl.
Sie wissen, wem du Emails schreibst.
Ja, logisch.
Wie häufig.
Ja.
Wem und was darin steht.
Ja, das liegt ja auf der Hand.
Das heisst, dass sie auch wissen, was dein
Berufsfeld ist.
Ja klar. Das ist nachvollziehbar.
Dann haben sie eine Ahnung, wie es um
deine Gesundheit steht.
Das finde ich eher Spekulation.
Ja klar. Absolut. Sie wissen, welche Musik
du gerne hörst.
Woher denn? Wüsste ich jetzt nicht.
Bei dir vielleicht weniger, bei Leuten,
152
Konfrontation — Ursula
die YouTube benutzen, schon.
Aha, ja.
Sie wissen, wie du politisch orientiert bist.
Von mir wüsste ich jetzt nicht, wie die das
wüssten.
Du schlägst zum Beispiel keine Begriffe
online nach?
Aber eben, ich lese die NZZ ja auch nicht
online, von wo sie etwas ableiten könnten.
Aha ok, ja. Sie wissen, was deine Hobbies
sind oder deine Interessen.
Das wüssten sie ja nur, wenn ich etwas
kaufen würde.
Ja, aber wenn du jetzt zum Beispiel das
Wetter im Wallis nachschlägst, oder em…
Aha. Ja, für das gehe ich jetzt eben zuwenig
ins Internet.
Das Wetter verfolgst du via Radio?
Genau. Ich gehe selten auf die Webcam,
wo ich es nachvollziehen könnte.
Und woher weisst du, welches Wetter grad
in Montana ist?
Eben, durch Radio. Und Fernseher. Beides.
Mit diesen Medien bin ich täglich dran.
Ich behaupte, dass sie wissen, welcher dein
Einkommenssektor ist.
Das können sie nicht wissen, da ich nicht
einkaufe.
Genau. Ja. Du interessierst dich auch nicht
zuerst online für Reisedestinationen und
kaufst diese dann in einem Reisebüro ein?
Nein, mache ich nicht. Das mache ich alles
mit Sinnen; mit Prospekte blättern, im
Austausch. Also vorwiegend auch nach
Empfehlungen. Mündlichen Empfehlungen.
Sie wissen, ob du einen Freund hast oder
verheiratet bist.
Ja, das ist glaube ich, überhaupt nicht
schwierig. Das ist ja gläsern.
Und dementsprechend auch, ob du eine
Familie hast oder nicht.
Ja, mmh.Also… wenn du deine Personalien
angibst… Oder bei den Steuern. Ich denke,
das ist noch einfach. Ich finde es zwar unheimlich, also negativ, also wenn jemand
das ausnützen möchte mit Erpressung
oder Ähnlichem. Ich habe da immer kriminalistische Vorstellungen. Das ist immer
besser, zu vorsichtig als zu naiv.
Klar. Man kann ja immer noch rückwärts
gehen.
Genau, sag ich mir jeweils auch.
Aber kommt es ab und an vor, dass du Google
benutzt?
Ja ja, also Google brauche ich schon.
Ok, demfall ist das Kommende auch interessant für dich. Wenn du im Google-Fenster
etwas eintippst und du hast dich im Wort
getäuscht, löschst es also aus, dass sie das
gelöschte Wort dann trotzdem speichern.
Ja, nehme ich an.
Sie haben eine Ahnung, wenn du einen
Konzertkalender anschauen gehst vom
Casino, in was du interessiert bist.
Mh. Jawohl, ja.
Sie wissen bei dir nicht, wo du in die Ferien
gehst.
Nein, gar nicht.
Dann haben wir die Behauptungen jetzt
abgeschlossen. Jetzt kommen ein paar
Schlussfolgerungen von mir. Ich behaupte,
es gibt nicht mehr ein Internet für alle, sondern jeder hat sein eigenes Internet.
Ja, das könnte ich so unterstreichen, ja.
Das heisst, was du siehst, sehe ich nicht.
Oder nur teilweise.
Ach so meinst du das. Aha. Ok. Em. Doch,
das glaube ich auch. Obwohl ich ja nicht
so vernetzt bin.
Es ist wahrscheinlich so, dass eine Suchmaschine, liegt eine Gerichtsverfügung vor,
sie die Daten über eine Person offenlegen
müssen. An einen Staat, oder an wer diese
Partei dann auch ist.
Oder Strafbehörde oder so. Ist das jetzt
eine Behauptung oder eine Frage?
Nein, eine Behauptung.
Muss ich das kommentieren?
Du darfst natürlich. Musst nicht.
Aha. Ok.
Es sind zum Teil auch Zukunftsszenarien. Man könnte sich zum Beispiel auch
vorstellen, dass Daten in Zukunft an
Krankenkassen verkauft werden könnten.
Ja, dieser Markt wird sicher gefragt sein.
Das kann ich mir vorstellen.
Oder an einen Vermieter.
Ja, dort fängt es eben an. Das fände ich
dann unseriös. Das geht für mich dann in
das Kapitel Missbrauch.
Oder an Banken, wenn es um Hypotheken
geht.
Ja genau.
Oder an Schulen, wenn es um Weiterbildungen geht. Also jetzt nicht obligatorische Schulzeit, einfach das danach. Oder an
Unternehmen, wenn es um Bewerbungen
für eine wichtige Position geht.
Ja. Das ist ja schlichtweg verpönt, aber sie
machen es ja trotzdem.
Sie wissen dann verdächtig viel.
Ja. Gut, hat zwar auch schon vor Fehleinstellungen bewahrt. Wenn sie jetzt auf
Facebook irgendein Habakuk dreinstellen
mit irgendwelchen blöden Urlaubsbildern,
und es auf Diskretion ankommen würde,
dann kann man so besser entscheiden.
Ja, ok.
Also es wird genutzt, aber sie geben es
nicht gerne zu.
Ok. Aha.
Ja, das weiss ich. Das ist so.
Jetzt hätte ich noch ein, zwei Fragen. Und
zwar hast du mir schon ein Beispiel gegeben
mit der NZZ, als ich dich darauf angesprochen hatte, wo oder wie du dich gerne
mit diesem Thema konfrontiert sähest.
Da hast du gesagt, NZZ. Ist das eher fürs
Wochenende, wenn du Zeit hast? Oder
jeden Abend..
Jeden Morgen, wenn ich mit der Bahn zur
Arbeit fahre, lese ich die NZZ.
Würdest du auch hinhören, wenn es zum
Beispiel in Radio, Echo der Zeit, erwähnt
würde?
Sowieso. Das ist meine zweite Hauptquelle
von Information.
Und Reportagen im Fernseher?
153
Konfrontation — Ursula
Auch. Ich schaue sehr gerne Dokumentarfilme. Oder auch Gesundheitsthemen.
Wenn dich jetzt jemand in deinem Umfeld
darauf anspricht, würdest du dieser Person
glauben?
Worauf anspricht?
Wenn jemand dir Ratschläge geben würde,
den Browser zu wechseln, das und dies
zu verändern…
Aha. Also da sichere ich mich immer ab
bei einem seriösen Softwaremenschen.
Bei einem Professionellen.
Absolut. Ich habe fürs Geschäft jemanden.
Wenn es jetzt ein kleines Handbuch geben
würde, das die Suchmaschine erklärt und
was man alles damit machen kann. Würdest
du das interessant finden, oder ist es eher
etwas, was du von einem Professionellen
einrichten lassen würdest?
Ich würde es lieber delegieren. Ich habe
nicht unbedingt die Zeit dafür, dann würde
ich diese Person darum fragen.
Ok. Ja, danke.
154
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Sam Lowry
«My name’s Lowry.
Sam Lowry. I’ve
been told to report
to Mr Warrenn.
Thirtieth floor, sir.
You’re expected.
Um... don’t you
want to search me?
No sir.
Do you want to see
my ID?
No need, sir.
But I could be
anybody.
Porter-Information Retrieval
Sam Lowry
Porter-Information Retrieval
Sam Lowry
Porter-Information Retrieval
Sam Lowry
Porter-Information Retrieval
No you couldn’t sir.
This is Information
Retrieval.»
Brazil, 1985, imdb.com 2

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