Tageblatt-Serie Göttinger Sieben

Transcrição

Tageblatt-Serie Göttinger Sieben
12
TAGEBLATTspezial
Donnerstag, 18. Oktober 2007
Auf Königswechsel folgt Skandal
Göttinger Sieben, Folge 1: Ernst August regiert / Ende der Personalunion
Ein Verfassungsstreit, rebellische Professoren und ein gekränkter König: Stoff genug
für eine Ausstellung, die in
Hannover eröffnet wurde und
Ende Januar nach Göttingen
kommt. Dem Skandal um die
Göttinger Sieben und seinem
Medienecho vor 170 Jahren
widmet das Tageblatt eine Serie. Heute Folge 1: der Königswechsel.
ls König Wilhelm IV., König von Hannover und
A
England, am 24. Juni 1837
an. In Hannover war die weibliche Thronfolge ausgeschlossen, weshalb Wilhelms jüngestarb, endete die Personaluni- rer Bruder, Ernst August, Heron. Die 18-jährige Victoria trat zog von Cumberland (1771 bis
ihr Erbe als englische Königin 1851), dort den Thron bestieg.
„Er galt als extrem konservativ“, berichtet Rainer Driever,
der für die Ausstellung „Ernst
August und der Skandal von
1837 – Sieben gegen den König“ Material aus Zeitungsarchiven zusammentrug. Bereits
mehrere
Audienzen
im
in England hatte der Monarch
Schlosse zu Herrenhausen
Kritik an der konstitutionellen
ertheilt. Die Präsentation der
Verfassung geübt, die sein libeDamen vom Hofe ist jedoch,
ralerer Bruder 1833 für das
wie man sagt, noch auf nächsKönigreich Hannover unterten Donnerstag hinaus gezeichnet hatte.
setzt. (...) Heute Abend wird
die ganze Königl. Familie die
Studiert in Göttingen
Bürgerschützen mit Allerhöchstihrer Gegenwart auf
Den neuen König kannten
dem Schützenplatz beehren.
die Göttinger bereits aus seiSe. Maj. beabsichtigen drei
nen Jugendjahren: GemeinScheiben mitzuschießen.“
sam mit seinen Brüdern war
er, betreut von Georg Christoph Lichtenberg, zum StuZusammengetragen
und
dieren an die Leine gekomkommentiert hat die Pressemen. 1815 heiratete er Friedestimmen rund um die Göttinrike von Mecklenburg-Streger Sieben der Historiker Railitz. Aus zwei vorangegangener Driever für die Ausstellung
nen Ehen hatte die Witwe sie„Sieben geben Kinder. Mit Ernst August
gen den Köbekam sie einen weiteren
nig“. Der
Sohn, der später erblindete
46-Jährige
und als Georg V. von seinem
studierte
Vater die Regentschaft überund promonahm.
vierte
in
Bei Regierungsantritt leisteGöttingen
te Ernst August keinen Eid auf
und
lebt
die alte Verfassung. Er kündigderzeit in
te sogar an, dass er das StaatsHannover. R. Driever kk
Grundgesetz prüfen lassen
Seine Majestät schießt auf Scheiben
er Hamburgische Correspondent dazu am 21.
D
Juli 1837: „Schreiben aus Han-
nover vom 18 Juli: Umlaufenden Angaben zufolge hat Se.
Maj der König eine Prüfung
des
Staats-Grund-Gesetzes
durch eine Comission beschlossen. Diese Comission
(...) würde ihre Ansicht dahin
auszusprechen haben, ob das
Staats-Grund-Gesetz in der
bestehenden Form ganz geeignet sey, das Wohl des Landes
zu befördern, oder ob man
dasselbe gewissen Modificationen zu unterwerfen habe.“
Die französische Revue des
Deux Mondes kommentiert
am 15. August 1837 ironisch
die Wünsche Ernst Augusts,
die klar den Rahmen eines
konstitutionellen
Modells
überschreiten: „Es würde um
nichts weniger gehen, als das
Budgetbewilligungsrecht von
der zweiten (Städte, Korporationen) in die erste Kammer
(Ritterschaft) zu verlegen, die
Stände in eine konsultative
(beratende) Versammlung umzuwandeln, die Öffentlichkeit
der Sitzungen abzuschaffen
und schließlich die ursprüngliche Trennung zwischen öffentlichen Einkünften und
denjenigen der königlichen
Bereiche wieder einzuführen,
deren Zusammenlegung eine
der größten Errungenschaften
der „neuen Verfassung“ gewesen ist. Das ist alles. Unter diesen Umständen könnte der
ehemalige Herzog von Cumberland sich damit begnügen,
nur ein konstitutioneller König zu sein.“
In Hannover selbst herrschte seit der Anwesenheit des
neuen Königs Aufbruchsstimmung. Der Hamburgische
Correspondent schreibt weiter: „Ein ungemein reges Leben herrscht in dieser Zeit.
Alle Hotels sind überfüllt von
Fremden. Fortwährend ertheilt der König Deputationen aus allen Theilen des Königsreichs Audienz. Auch I.
Maj. die Königin haben schon
Wilhelm IV.: War in Personalunion König von England und Hannover.
Städtisches Museum Göttingen/Repros Gottschalk (4)
wolle. Das war der Auftakt des
Hannoverschen Verfassungskampfes, der für den Rest des
Jahres 1837 die politische Diskussion in Deutschland bestimmen und auch in Göttingen für einige Aufregung sorgen sollte.
Katharina Klocke
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Dem Eid fortwährend verpflichtet
in konservativer König
hebt die vier Jahre zuvor
E
von seinem Vorgänger unter-
zeichnete Verfassung auf, beschneidet Rechte der Ständeversammlung – und sieben
Göttinger Professoren werden
zum Symbol für Zivilcourage.
Alle Beteiligten sind jetzt, 170
Jahre nach den Vorgängen, zu
Hauptpersonen einer großen
Ausstellung in Hannover und
Göttingen geworden. Der Titel: „Ernst August von Hannover und der Skandal von 1837 –
Sieben gegen den König“.
Eröffnet wurde die Präsentation am Dienstagabend im
Historischen Museum Hannover. Mit Vorprogramm: Rund
700 Menschen begrüßte Landtagspräsident Jürgen Gansäuer
zur vorerst letzten Veranstaltung „Landesgeschichte im
Landtag“. Im Mittelpunkt die
Göttinger Sieben, „als Teil der
deutschen Freiheitskultur“, so
Gansäuer.
Referent
des
Abends: Ernst Böhme, Leiter
des Göttinger Stadtarchivs und
des Museums.
Für die Konzeption der geschichtlichen Aufarbeitung des
Hannoverschen Verfassungskonfliktes haben sich die Wissenschaftlerteams der Museen
Hannover und Göttingen zusammengetan. Aus Fundus und
Ausstellungen stellten sie die
schönsten Exponate aus der
Monarchenpaar: König Ernst August und Friederike von Hannover.
Historisches Museum Hannover
Ära der Göttinger Sieben und Thronfolge führen. Dokumendem König Ernst August von te werden ausgestellt. Das „KöHannover zusammen.
nigliche Patent“ vom 1. November etwa, mit dem er das
„König von Gottes Gnaden“
Grundgesetzt aushebelt. Eine
Ein königliches, goldenes Abschrift der Protestation der
Schreibzeug etwa, mit dem al- Professoren, in der sie „von ihles begonnen haben mag. Im rem Gewissen gedrungen“
November hob der Monarch kundtun, „dass sie sich durch
die von ihm ungeliebte Verfas- ihren auf das Staatsgrundgesetz
sung auf – nicht nur um die ei- geleisteten Eid fortwährend
gene Macht als „König von verpflichtet halten müssen“.
Gottes Gnaden“zu stärken, so Friedrich Christoph Dahlmann
Böhme, sondern wahrschein- war der Initiator des Protestes,
lich auch, um das Erbe seines mit ihm unterzeichneten Wileinzigen Sohnes zu sichern. helm Eduard Albrecht, HeinGeorg, später als der V. König rich Georg August Ewald, Javon Hannover, war blind. Und cob und Wilhelm Grimm, Genach der Verfassung von 1833 org Gottfried Gervinus und
konnten körperliche Gebre- Wilhelm Eduard Weber. Alle
chen zum Ausschluss von der Akteure werden vorgestellt, ihr
Lebensumfeld ausgeleuchtet. Wenn die
Ausstellung Hannover verlässt, wird sie in
Göttingen noch einmal überarbeitet. kk
Die Ausstellung „Sieben gegen den König“ ist bis zum 13. Januar im Historischen
Museum Hannover,
Burgstraße/Holzmarkt, zu sehen. Im
Städtischen Museum
Göttingen, Ritterplan
7/8, wird die Präsentation vom 27. Januar bis zum 13. April
gezeigt. Infos unter
Stammbuchkupfer von Friedrich Besemann: der neue Markt zu Göttingen www.goettinger-siein der Zeit um 1830.
Stadtarchiv Göttingen ben.info.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
TAGEBLATTspezial
11
Denkmal mit Pomp enthüllt
Göttinger Sieben, Folge 2: Revision läuft, Uni feiert
Ein Verfassungsstreit, rebellische Professoren und ein gekränkter König: Stoff genug für
eine Ausstellung, die in Hannover eröffnet wurde und Ende Januar nach Göttingen kommt.
Dem Skandal um die Göttinger
Sieben widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 2:
Gesetzesrevision und Universitätsjubiläum.
ast vier Monate waren vergangen, seit Ernst August,
F
neuer König von Hannover, mit
dem sogenannten Julipatent
1837 angekündigt hatte, die
Verfassung von 1833 überprüfen zu wollen. Das Grundgesetz
galt als Zeichen von Modernisierung im Königreich, ein
Schritt in Richtung einer konstitutionellen Monarchie, sagt
der Historiker Rainer Driever,
der für die Ausstellung „Göttinger Sieben“ in internationalen
Medienarchiven recherchiert
hat. Die von Ernst August in
Auftrag gegebene Revision sollte nun klären, ob die Verfassung
Universitätsjubiläum 1837: Für den „hochseligen Wilhelm IV.“ wird am 17. September ein Denk- zu Recht bestand. Dahinter
mal enthüllt.
Städtisches Museum Göttingen/Gottschalk stand vor allem die Befürchtung
Gefahr für Verfassung
er Hamburgische Correspondent schreibt am
D
26. Oktober 1837:
unsere Verfassung sey vorübergegangen. Wenn wir sehen, daß der derjenige Mi„Aus dem Hannoverschen nister, welcher das Staatsim Oktober: Es ist für jeden, Grundgesetz contrasignirt
welchem die Aufrechterhal- hat, aus dem Staatsdienste
tung unserer gegenwärtigen tritt, wenn in einer der beVerfassung und somit auch deutendsten Städte Deutschdie größere Sicherheit sämt- lands sich eine öffentliche
licher bestehender deutscher Stimme dafür ausspricht, daß
Verfassungen am Herzen der König von Hannover nur
liegt, erfreulich, zu bemer- entweder mit einer nach dem
ken, daß das Interesse für die Patente vom J. 1819 organiconstitutionelle Frage in un- sirten Stände-Versammlung,
serem Lande rege bleibt. Die oder mit den alten Provincilange Zeit, welche seit der alständen verhandeln könne,
Erlassung des Patent (Patent durchaus aber nicht mit den
des hannoverschen Königs nach dem Grundgesetz von
Ernst Augusts vom 01. Juli) 1833 organisirten Ständen,
verflossen ist, ohne daß es et- so ist es auch für die Freunde
was Weiteres geschehen wä- unseres Grundgesetzes dringende Pflicht,
in ihrer Aufmerksamkeit für
die Erhaltung
unseres Rechtszustandes nicht
nachzulassen.
Die
Krisis,
welche in unserem constitutionellen
Leben
gegenwärtig
stattfindet, ist,
wenn sie auch
glücklich vorübergeht, immer
eine schädliche
für unser Land.
Es sind seit dem
Tode Wilhelms
IV. bereits vier
Monate verflossen, und leicht
kann noch ein
Monat vorübergehen,
ohne
daß die obwaltende Frage gelöst ist. Indessen
ist, abgesehen
Steht am Wilhelmsplatz: Königsstatue. CM von den laufenden
Verwalre, war sehr geeignet, Lau- tungs-Geschäften, ein vollheit hervorzubringen, und in kommener Stillstand in under That schien um die Zeit serer Regierung. (…) In under Feier des Göttinger Jubi- serer rastlosen Zeit ist ein
läums eine gewisse Gleich- Jahr, welches dem Staate ungültigkeit eingetreten zu benutzt dahingeht, ein großer Rückschritt.“
seyn.
Wir sehen nun mit VerZusammengetragen und
gnügen, daß das Fest unserer
Universität die politische kommentiert hat die PresseFrage nur in den Hinter- stimmen rund um die Götgrund gedrängt hat, und un- tinger Sieben der Historiker
ser Grundgesetz eifrige An- Rainer Driever für die Aushänger und rüstige Verteidi- stellung „Sieben gegen den
ger behalten hat. In der That König“. Der 46-Jährige stumöchten wir auch mit denen dierte und promovierte in
nicht übereinstimmen, wel- Göttingen und lebt derzeit in
che wähnen, alle Gefahr für Hannover.
des erzkonservativen Königs vor
einer Einmischung in seine Regierung.
Noch ahnte in Göttingen niemand, welches Drama sich aus
dem königlichen Vorstoß entwickeln würde. Im Gegenteil:
Die Georgia Augusta, obschon
sie mit sinkenden Studentenzahlen zu kämpfen hatte, feierte
ihr 100-jähriges
Bestehen
mit
großem Pomp –
und unter Anwesenheit des neuen
Herrschers, der
der Enthüllung
eines Standbildes seines Vorgängers am Wilhelmsplatz beiwohnte. Der Hamburgische
Correspondent schreibt am 21.
September über das Ereignis,
das vier Tage zuvor stattgefunden hatte: „Se. Majestät geruheten, aus den Fenstern des neuen
Universitätsgebäudes auf die
wogende Menschenmenge herabzuschauen (...). Weißgekleidete junge Mädchen standen
zur Bekränzung der Statue an
deren Fuße nebst einem Sän-
gerchor bereit. (...) Auf ein von
dem Redner ausgebrachtes Lebehoch auf die Georgia-Augusta, fiel unter Musik und Kanonendonner die Hülle von der
Statue (…), der jetzige erhabenen Herrscher auf dem Throne
Hannovers nahm aus der begeisterten Freude mit Wohlwollen die innige
Treue ab, womit
Volk und Stadt
an seinem Fürstenhause hängt,
dem besonders
der Gnadenbeweise so große
verdankt.“
kk
„Göttinger Sieben. König Ernst
August und der Skandal von
1837“ heißt eine Ausstellung,
die Ende Januar ins Städtische
Museum Göttingen kommt
(www.goettinger-sieben.info).
Am Ritterplan werden bereits
zeitgenössische Zeitungsartikel zum Thema ausgestellt.
Mit anderen Schwerpunkten
ist die Präsentation noch bis
zum 13. Januar im Historischen
Museum Hannover zu sehen.
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Sonnabend, 3. November 2007
GÖTTINGEN
11
Revoluzzer mit Riesen-Stiefeln an der Spitze
Die Göttinger Sieben, Folge 3: Revolution von 1831 / Studenten und Bürger protestieren
führte. An der Spitze der Revolte im Januar 1831 standen Anwälte und Privatdozenten, unter
anderem der in Alfeld geborenen Rechtswissenschaftler Johann Ernst Arminius von Rauschenplat, dessen skurrile Kluft
ihm den Spitznamen „Gestiefelter Kater“ einbrachte. Studentische und bürgerliche Revolutionstruppen bewaffneten sich.
Magistrat und Polizeikommissar
ie mußten sie erschre- wurden abgesetzt, aus den eigecken, diese friedlichen nen Reihen ein Gemeinderat
Leute, als sie eines frühen Mor- gegründet.
gens die Köpfe zum Fenster hinaussteckten und den Umsturz Streit und Paradezüge
des Staates und ihrer KompenUnstimmigkeiten unter den
dien erblickten und trotz der Rebellen bereiteten Probleme.
Schlafmützen die Töne der „Man schlug vor, Osterode zu
Marseiller Hymne in ihre Oh- befreien, andere wollten auf geren drangen.“ Das schrieb radem Wege nach Hannover
Heinrich Heine 1831 über die ziehen und unterwegs alles reEreignisse, die
volutioniren
sich sechs Jah(…) Nirgends
re vor der ReEinheit und
bellion
der
Uebereinsieben Göttinstimmung,
ger Professonirgends Unren zutrugen.
terredung und
Im Anschluss
Gehorsam,
an die Julireund so blieb
volution 1830
es doch beim
in Frankreich, brodelte es zu Zank. Man exercirte und paBeginn des folgenden Jahres trouillirte, machte Paradezüge
auch in Göttingen.
durch die Stadt, und leerte die
Im Mittelpunkt der Proteste Rauchkammern der Philister
und Aktionen stand die Forde- von überflüssigen Würsten, alrung nach mehr politischer Mit- les zu ihrer Befreiung“, schrieb
sprache durch die Wahl einer der Zeitzeuge Heinrich Albert
freien und selbst gewählten Oppermann (1812 bis 1870),
Ständeversammlung und die Er- der in seiner Geburtsstadt Phiarbeitung einer neuen Verfas- losophie und Rechtswissensung – die dann 1833 trotz schaft studierte. Der SchriftstelScheiterns der Rebellion in ler spielte Jahre später auch bei
Kraft trat und deren Abschaf- Verbreitung des Protests der
fung 1837 zum Verfassungsstreit Göttinger Sieben gegen die
zwischen König Ernst August Aufhebung der 33-er Verfasund den sieben Professoren sung eine Rolle.
Stadt kündigt Vertrag
Ein Verfassungsstreit, rebellische Professoren und ein gekränkter König: Stoff genug für
eine Ausstellung, die im Historischen Museum Hannover eröffnet wurde und Ende Januar
nach Göttingen kommt. Dem
Skandal um die Göttinger Sieben widmet das Tageblatt eine
Artikelserie. Heute Folge 3: die
Revolution im Jahr 1831 .
Göttingen (mib). Ende des
Jahres steht der Sportverein
Gelb-Weiß
Elliehausen
möglicherweise ohne Vereinsheim da. „Und mit den
Möbeln auf der Straße“,
fürchtet der Vorsitzende
Karl-Heinz Ernst. Bereits
Ende September habe die
Stadtverwaltung dem Verein
– „immerhin fristgerecht“ –
den Mietvertrag für das Gebäude im Herrenacker gekündigt. Seit 1972 wird es
vom Verein genutzt, gebaut
wurde es von der Gemeinde
Elliehausen.
Begründet habe die Stadtverwaltung die Kündigung
mit dem gestiegenen Platzbedarf der Familie von Marco
Sänger. Sänger ist Hausmeister der benachbarten Regenbogenschule und verpflichtet,
in der von der Stadt zur Verfügung gestellten Dienstwohnung in dem städtischen
Gebäude, in den auch der
Sportverein eine Heimat gefunden hat, zu wohnen. Jetzt
will er die vom Verein genutzten 90 Quadratmeter zusätzlich für seine gewachsene
Familie nutzen.
W
„Kaltschnäuzig“
„Wahrhafte Abbildung des Dr. Rauschenplat“: Stich von 1831. Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Am 16. Januar 1931 dann die
Kapitulation gegenüber den
hannoverschen Truppen: Rauschenplat und einige seiner
Mitanführer hatten sich bereits
abgesetzt, die übrigen wurden
inhaftiert. Der Göttinger wurde
zum internationalen Freiheits-
igentlich hätte Ernst
August „bei Seinem KöE
niglichen Worte die unver-
Beamte „aus der Ruhe gerüttelt“
„Was Se. Maj. der König
in Ihrer Weißheit beschlossen haben oder beschließen
werden, ist noch vollkommen ein Geheimniß; erst die
Zukunft wird es enthüllen.
So viel steht jedoch fest, das
Patent wird weder in seiner
Form, noch in seinem Inhalte
zurückgenommen
werden; dazu ist gar kein
Grund vorhanden, es würde
auch der männlichen, kräftigen Gesinnung des Königs
geradezu widerstreiten.
Die Mehrzahl des hannover’schen Volkes ist keineswegs gegen das Patent gesinnt. Die Gründe dieser
Erscheinung sind folgende:
Zuerst wurden durch das
neue
Staatsgrundgesetz
Stände, Curien (Ständekammern, zum Beispiel die Ritterschaft) und einzelne Personen in ihren Rechten gekränkt, weßhalb sämmtliche
Provincialstände (Ständeversammlungen der Provinzen) gegen jenes Gesetz
brüchliche Festhaltung“ der
1833er Verfassung seines
Bruders Wilhelms IV. bekräftigen müssen. Stattdessen kündigte er in seinem
Regierungsantrittspatent eine Überprüfung an. Die öffentliche und weitgehend liberal bestimmte Diskussion
dazu war weitgehend kritisch. Aber unter den Konservativen und im Adel fanden sich andere Stimmen.
Eine dieser konservativen
Stimmen meldete sich in
der Augsburger Allgemeinen Zeitung am 1. November 1837 zu Wort:
protestirten. Die letzte Protestation wegen Verkümmerung ihrer Privilegien und
Rechte legten die ostfriesischen Stände kurz vor dem
Tode Sr. M. des Königs
Wilhelm ein. Dieß Ereigniß
muß natürlich dem modernen Liberalismus, der alles
dem allgemeinen Staatswohl
geopfert wissen will, höchst
unangenehm seyn, und es
bleibt den Wortführern desselben nichts übrig, als den
ehrlichen Ostfriesen zu beweisen, ihre uralte, freie
Verfassung sey jedenfalls
schlechter, als die im Gefolge der Göttinger Studentenmeute (Aufruhr, gemeint
ist der „Göttinger Privatdozentenaufstand“ von 1831)
neu angefertigte Constitution.
„Festes Haus“ doch nicht in Göttingen?
Land: Noch keine „endgültige Entscheidung bezüglich des Standorts“
Göttingen (hein). Wo der
Neubau des so genannten
Festen Hauses des früheren
Landeskrankenhauses Göttingen errichtet werden soll,
ist offenbar doch noch nicht
so eindeutig geklärt, wie unlängst vom niedersächsischen
Sozialministerium angegeben. In der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Göttinger SPD-Landtagsabgeordneten Gabriele
Andretta heißt es: „Eine endgültige Entscheidung bezüglich des Standortes für einen
Neubau des ,Festen Hauses’
erfolgt noch.“ Allerdings:
„Derzeit konzentrieren sich
die Überlegungen auf den
Standort Göttingen.“
Ende September klang die
Entscheidung für Göttingen
noch eindeutiger: Geplant sei
ein kompletter, 18 Millionen
Euro teurer Neubau mit einer Kapazität von 70 (bisher
32) Plätzen auf dem Gelände
des
Landeskrankenhauses
Göttingen, hatte das niedersächsische Sozialministerium
damals noch auf TageblattAnfrage geantwortet: „Wir
sind mitten in den Planungen“, hieß es damals. Gegenüber dem Tageblatt äußerte
Andretta jetzt die böse Vermutung, die Landesregierung wolle zunächst die
Landtagswahl abwarten und
erst danach bekanntgeben,
„dass die in Göttingen verbliebenen Plätze an den
Standort Moringen verlagert
werden“.
Verein ohne
Vereinsheim
ten Teilen aufgegeben hat,
gehören die beiden Einrichtungen in Göttingen und
Tiefenbrunn seit Donnerstag
zur Asklepios-Klinik-Gruppe. Die Häuser werden jetzt
unter den Namen Asklepios
Fachklinikum Göttingen und
Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn geführt.
Hochgesicherter Bereich
Im „Festen Haus“ waren
und werden auch künftig psychisch gestörte und verurteilte Gewalttäter im Rahmen
des so genannten Maßregelvollzugs untergebracht. Dieser hochgesicherte Bereich
ist, weil ureigene staatliche
Aufgabe, vom kürzlich vollAsklepios-Klinik-Gruppe
zogenen Verkauf der Landesunberührt
Nachdem das Land Nie- krankenhäuser
dersachsen die Trägerschaft und bleibt in Trägerschaft
seiner Krankenhäuser in wei- des Landes.
Da nun in mehrgenanntem Patente ausdrücklich
gesagt ist, das hannover’sche Volk habe sich in seinen
uralten Verhältnissen wohl
befunden, so hoffen die
Mitglieder der Provincialstände mit Recht, man werde zur alten germanischchristlichen, wahrhaft ständischen Verfassung zurückkehren, und dem aus Frankreich überkommenen modernen Repräsentativsystem
entsagen, ein System, das
auch in diesem Lande täglich mehr an Credit verliert.
Also von Seite der Provincialstände wird das Patent
nicht getadelt, aber eben so
wenig von dem Adel und
dem besitzenden Bürger
und Bauer. Bei diesen drei
Ständen war die zweite
kämpfer: In Belgien, Frankreich, Spanien und in der
Schweiz wirkte er bei Revolten
mit.
Katharina Klocke
Kammer (Städte, Grundbesitzer) nie populär (…) Die
mit dem königlichen Patent
Unzufriedenen
reduciren
sich also auf einen Theil der
Beamten, die aus ihrer Ruhe
herausgerüttelt wurden, einige Advocaten (Juristen),
Gelehrte und das literarische Judenthum …“
Zusammengetragen und
kommentiert hat die Pressestimmen rund um die Göttinger Sieben der Historiker
Rainer Driever für die Ausstellung
„Sieben gegen
den
König“.
Der
46Jährige studierte und
promovierte in Göttingen und
lebt
in
R. Driever
kk Hannover.
„Aus meiner Sicht muss
hier eine andere Lösung gefunden werden, ohne Hinzunahme unserer bisherigen
Flächen. Die sind ohne Umbau auch nicht als Wohnraum zu nutzen“, schreibt
Ernst in einem Brief an den
Vorsitzenden des Sportausschusses, Fritz Güntzler
(CDU). Dieser bezeichnet
das Vorgehen der Stadt als
„kaltschnäuziges
Verwaltungshandeln“. Oberbürgermeister Wolfgang Meyer
(SPD) müsse die Kündigung
zurückzunehmen.
Ernst mit Verständnis
Ernst selbst hat durchaus
Verständnis für das Platzproblem von Familie Sänger.
Warum die Stadtverwaltung
aber eine Lösung auf Kosten
seines Vereins sucht, kann er
hingegen nicht verstehen. Einen Umzug in das neugebaute Tennishaus des Verein,
wie die Stadt vorgeschlagen
hat, gehe aus organisatorischen Gründen nicht, ein
Neubau eines Vereinsheimes
aus finanziellen Gründen
nicht. Denkbar wären für
Ernst auch der Ausbau der
Kellerräume oder ein Anbau,
um dem erhöhten Platzbedarf der Hausmeisterfamilie
zu begegnen. Die Bauverwaltung war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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Montag, 12. November 2007
GÖTTINGEN
11
„Glück und Zufriedenheit Unsers treuen Volkes“
Göttinger Sieben, Folge 4: König Ernst August von Hannover hebt die Verfassung auf
Benefizveranstaltung
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 4: Die
Verfassung wird aufgehoben.
ngekündigt hatte Ernst
August, König von HanA
nover, bereits bei Regierungs-
antritt, dass er die seit 1833
geltende Verfassung nicht anerkenne. Zum 1. November
1837 erklärte er mit einem
„Königlichen Patent“ das
Grundgesetz für unwirksam.
„Unsere getreuen Unterthanen können sich davon überzeugt halten, daß Wir die Erfüllung einer heiligen, Unserm landesväterlichen Herzen theuern, Pflicht darin gesucht haben, bei dieser Prüfung alle in Betracht zu ziehenden Verhältnisse auf das
sorgfältigste zu berücksichtigen, und daß unsere Wünsche
dabei stets auf das Glück und
die Zufriedenheit Unsers
treuen Volkes gerichtet gewesen sind“, schreibt der Monarch beschwichtigend.
Die Rechtslage hatte er zuvor überprüfen lassen. Der
Staatsrechtler
Justus Christoph
Leist (1770 bis
1858)
hatte
Ernst
August
durch ein Gutachten in seiner
Rechtsansicht
unterstützt. Der König hob
nicht nur die Verfassung auf.
Er erklärte auch den Eid der
Beamten auf die Verfassung
für erloschen – was später offenbar die Göttinger Professoren zu ihrem Widerstand
bewog. Der Historiker und
Publizist
Heinrich
von
Treitschke (1834 bis 1896)
nennt das Patent in seiner
Deutschen Geschichte „so
frevelhaft, so unentschuldbar“
und den König einen „ehrund schamlosen Rechtsbrecher“.
kk
Freund der militärischen Reiterei: König Ernst August in verschiedenen Kavallerie-Uniformen.Historisches Museum Hannover/Gottschalk
Kraft des Staatsgrundgesetzes erloschen
ie viermonatige uneindeutige Situation im KöD
nigreich Hannover änderte
sich mit dem Patent (kaiserliches oder königliches Gesetz)
vom 1. November 1837, das
die Verfassung von 1833 abschaffte. Ernst August hatte
inzwischen die Rechtslage
überprüfen lassen. Der Staatsrechtler Justus Christoph Leist
(1770—1858)
bestärkte
den
König in seiner
Rechtsansicht
durch ein weitläufiges Gutachten. In Ernst Augusts alter Heimat England nahm man starken Anteil an den Entwicklungen im Königreich Hannover.
Die Times vom 11. November 1837 schrieb:
„Zusammen mit den Hamburger Zeitungen vom 7ten,
die gestern mit dem Dampfboot ‘Countess of Lonsdale’
hier ankamen, erhielten wir
die Hannoversche Gazette
vom 4ten, die folgende wichtige Dokumente, die Abschaffung der Verfassung von 1833,
enthalten: Königliches Patent
vom 1sten November 1837.
Ernst August, von Gottes
Gnaden König von Hannover
u.s.w. (...) Das Staatsgrundgesetz vom 26. September 1833
können Wir als ein Uns verbindendes
Gesetz
nicht betrachten,
da es auf eine
völlig ungültige
Weise errichtet
worden
ist. (...)
Es enthält
dasselbe
auch
mehrere
Vorschriften und
Bestimmungen,
welche sich
als vollkommen ungültig
und für Uns unverbindlich aus dem Grunde
darstellen, weil sie Unsere agnatischen Rechte tief kränken
und selbst Unsere RegierungsRechte wesentlich verletzen.
(...) Unter diesen Umständen
haben Wir Uns am 30. October d. J. verpflichtet gehalten:
die von Uns unterm 29. Junius
d. J. vertagte allgemeine Ständeversammlung aufzulösen, und erklären
nunmehr hiermit:
daß
die verbindliche
Kraft
des
Staatsgrundgesetzes
vom
26
September
1833
von jetzt
an
erloschen sei.
(...)
Ist nun das
bisherige
Staatsgrundgesetz von uns für
aufgehoben erklärt, so ergiebt
sich daraus von selbst, daß die
sämmtlichen
Königlichen
Diener (...) ihrer auf das
Staatsgrundgesetz ausgedehnten eidlichen Verpflichtung
vollkommen enthoben sind.
(...) Unsere treuen Unterthanen mögen dagegen versichert sein, daß Unsere Gefühle für sie die eines Vaters für
seine Kinder sind, und daß
Wir den unwandelbaren Entschluß gefaßt haben, Alles zu
thun, was die Landesverfassung auf eine solche Art begründen kann, daß das ursprüngliche Zutrauen zwischen dem Regenten und Seinem Volke bewahrt und immer mehr befestigt werde.
Gegeben in Unserer Residenzstadt Hannover, den Ersten November des Achtzehnhundert und Sieben und Dreißigsten Jahres, Unseres Reiches im Ersten. Ernst August.
Gesehen: G. v. Schele.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer
Driever für die Ausstellung
„Göttinger Sieben“, die im Januar von Hannover nach Göttingen kommt. Der 46-Jährige
studierte und promovierte in
Göttingen und lebt derzeit in
Hannover.
„Keiner soll einsam sein“
Höhepunkt von „Miteinander – Füreinander“ ist
am Sonnabend die Tageblatt-Hilfsaktion „Keiner
soll einsam sein“ für in
Not geratene Menschen.
Bekannte Göttinger werden wieder mehrere hundert Liter Erbsensuppe
für den guten Zweck an
die Besucher im Kaufpark
ausschenken.
Kooperation mit PFH
Heute: Mutter spricht über ihr Leben
mals in einer Talksendung ihren Alltag mit Mira und berichtet von den traurigen,
aber auch den heiteren Momenten im Leben ihrer
schwerkranken Tochter.
Im Gespräch mit ARDTalker Reinhold Beckmann
erklärt Sally Wenger, was
MPS bedeutet: „Es ist ein äußerst seltener Gen-Defekt,
ein bestimmtes Enzym in Miras Stoffwechsel fehlt. Dadurch wird ein Stoffwechselprodukt nicht weiter abgebaut, reichert sich in den Zellen an, so dass die Zellen
schließlich einfach platzen.“
Zu Hause – bis zum Schluss
Nach und nach hat Mira all
ihre Fähigkeiten verloren:
Mit vier Jahren kann sie nicht
mehr sprechen, später nicht
mehr laufen und nicht mehr
schlucken, weshalb sie mit einer Magensonde ernährt werden muss. Hinzu kommen
epileptische Anfälle. Heute ist
Mira bettlägerig und schwerst
pflegebedürftig. Die allein erziehende Mutter kümmert
sich aufopferungsvoll um ihre
Tochter. „Klar habe ich auch
diese völligen Verzweiflungszustände“, offenbart sie. Doch
eine Unterbringung in einem
Grone (afu). Die große
Benefizveranstaltung
„Miteinander – Füreinander“ unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten
Christian
Wulff
(CDU) beginnt am heutigen Montag um 11 Uhr
im Kaufpark. Bis Sonnabend, 17. November,
machen 45 gemeinnützige, karitative und kirchliche Organisationen und
Verbände mit Informationsständen und verschiedenen Aktionen auf ihre
Arbeit aufmerksam. Von
selbst gebackenen Plätzchen über seidene Tücher
aus Indien bis hin zu einem Flohmarkt reicht das
Angebot auf der Ladenstraße.
Die auf diesem Wege
gewonnenen Einnahmen
sollen in Not geratenen
Menschen zugute kommen. Unter anderem werden in diesem Jahr der
Verein „Menschen im
Schatten“, Förderverein
für Patienten des niedersächsischen Landeskrankenhauses Göttingen, das
Hospiz an der Lutter und
die evangelisch-lutherische Bethlehemgemeinde
Göttingen
unterstützt.
Zudem gibt es eine Tombola mit Preisen im Gesamtwert von mehr als
1500 Euro, die von den
Geschäften des Kaufparks
zur Verfügung gestellt
wurden.
Berufs-Infos
für Schüler
Göttingerin Sally
Wenger bei Beckmann
Göttingen
/
Hamburg
(bib/eb). Schon mehrfach berichtete das Tageblatt über
Sally Wenger und ihre Tochter Mira. Das Kind ist unheilbar krank. Heute um 22.45
Uhr ist Wenger in der ARDTalkrunde „Beckmann“ zu sehen.
Seit elf Jahren lebt die Göttingerin mit dem Wissen,
dass ihre Tochter unheilbar
krank ist. Mukopolysaccharidose (MPS) – als Sally Wenger diese Diagnose hörte, verstand sie erst einmal gar
nichts. Eigentlich hatte sie
1996 ihre zweijährige Tochter Mira nur wegen Erbrechens und Durchfalls zum
Arzt gebracht. Heute ist Mira
13 Jahre alt und hat nur noch
wenige Jahre zu leben. Denn
MPS ist eine unheilbare
Stoffwechselkrankheit, ausgelöst durch einen seltenen
Gen-Defekt. Mira verliert
nach und nach alle Körperfunktionen: Sie kann nicht
mehr laufen, nicht sprechen,
nicht spielen. Sally Wenger
versorgt ihre Tochter alleine
zu Hause – eine Aufgabe, die
ihr psychisch und physisch alles abverlangt. Bei „Beckmann“ schildert die allein erziehende Mutter heute erst-
Menschen in
Not helfen
Heute abend bei Beckmann: die Göttingerin Sally Wenger.
Pflegeheim kam für die Technische Assistentin nie in Frage: „Mira ist meine Tochter,
und ich liebe sie über alles. Es
ist völlig klar, dass sie bei uns
zu Hause bleibt – bis zum
Schluss.“
Die ersten Jahre ihres Lebens war Mira „unheimlich
fröhlich“ und „hat gerne gelacht“, erinnert sich die Göttingerin. Diese Momente sind
heute selten, trotzdem besitzt
Mira eine ungeheure Kraft.
„Ich finde, dass sie ihr eigenes
Schicksal mit einer wahnsinnigen Stärke trägt. Manchmal
lächelt Mira – das sind tolle
Momente. Und das hilft mir,
damit umzugehen.“
Sally Wengers Sohn Luca
(7) akzeptiert klaglos, dass seine Mutter sich die meiste Zeit
um Mira kümmern muss. „Er
NDR/Morris Mac Matzen
macht das ganz toll. Sie gehört für ihn einfach mit dazu.“
Mit Luca spricht sie offen
über Miras Krankheit, er
weiß, dass seine Schwester
nicht mehr lange leben wird.
Doch Sally Wenger kämpft
gegen die Hoffnungslosigkeit
an. Sie will nicht, dass die
Trauer sie „mut- und kraftlos“ macht.
Göttingen (us). Zwölf weiterführende und berufsbildende
Schulen haben inzwischen einen Kooperationsvertrag mit
der Privaten Fachhochschule
Göttingen (PFH) abgeschlossen. Etwa 50 Partnerschaften
bundesweit strebt die Hochschule an. Ihr gemeinsames
Ziel: Schüler sollen frühzeitig
über zukunftsträchtige Hochschulausbildungen und den
Arbeitsmarkt informiert werden.
Welche Hochschulausbildungen gibt es, und welche
haben eine gute Zukunftschance? Welche Anforderungen erwarten junge Menschen
auf dem Arbeitsmarkt? Antworten auf diese und viele andere Fragen will die PFH
Schülern unter anderem in Informationsveranstaltungen,
Workshops, Vorträgen und
Unternehmensplanspielen geben. Schwerpunkt seien dabei
wirtschafts- und ingenieurwissenschaftliche Fächer, erklärt
PFH-Sprecher Peter Diehl.
Gerade erst seien die Kooperationsverträge mit den Berufsbildenden Schulen I, dem
Hainberg-Gymnasium,
der
Geschwister-Scholl-Gesamtschule,
Georg-ChristophLichtenberg-Gesamtschule
(alle Göttingen) und den Berufsbildendenschulen I in Alfeld unterzeichnet worden.
Donnerstag, 15. November 2007
GÖTTINGEN
11
Ernst August will „treue und holde“ Staatsdiener
Göttinger Sieben, Folge 5: König erlässt Huldigungseid / Diskussion an der Universität
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König: Stoff
genug für eine Ausstellung, die
zurzeit in Hannover läuft und Ende Januar nach Göttingen
kommt. Dem Skandal um die
„Göttinger Sieben“ widmet das
Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 5: der Huldigungseid.
ie Auflösung der Allgemeinen Ständeversammlung
D
und die Aufhebung des Staats-
grundgesetzes des Königreiches Hannover durch König
Ernst
August
beherrschte die
öffentliche Diskussion im November
1837
nicht nur in
Göttingen.
Am 14. November erging eine Königliche-Cabinets-Verordnung
über einen „Huldigungs-Eid,
wie er den Dienst-Eiden zu
prämittieren ist“. Ernst August,
König von Hannover und Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland, forderte
seine Staatsdiener darin auf,
ihm „treu, hold und unterthan
zu sein“. 32 Göttinger Universitätsprofessoren waren unterschiedlicher Ansicht: Einige
bedauerten den Wegfall des
Grundgesetzes,
verzichteten
aber auf Widerspruch, um
durch Gehorsamsverweigerung
gegenüber Ernst August nicht
dessen Unmut gegenüber der
Universität zu erwecken.
Die Ständeversammlung war
aufgelöst, eine neue Verfassung
sollte erarbeitet werden. Nur
den gebildeten Kreisen war
klar, dass ein neues Grundgesetz das Ende
der hoffnungsvoll begrüßten
konstitutionellen Entwicklung
bedeutete. Ernst
August, so der
Historiker Rainer Driever, war allen liberalen
Ideen abgeneigt und schon als
Mitglied des britischen Oberhauses einer der führenden
Köpfe der konservativen Tories. Konnte man es wagen,
dem neuen König zu widersprechen oder sogar gegen ihn Alte Paulinerkirche in Göttingen, genutzt als Universitätsbibliothek: Ab 1829 war Jacob Grimm
zu handeln? Katharina Klocke Professor und Bibliothekar, Wilhelm Grimm Unterbibliothekar. Städt. Museum Göttingen/Gottschalk
er Hamburgische Correspondent schrieb am Protest und „scharfe Bemerkungen“
D
13. November 1837: „Göttingen, den 3. November. Der
Konflikt der Universität mit
der Verfassungsfrage wird eine
(…) interessante Erscheinung
abgeben. Auf der einen Seite
stehen hier Männer von bedeutendem Ansehen und Gewicht, die sich schon seither in
jeder Beziehung auf die fragliche Angelegenheit entschieden
gezeigt haben. Auf der anderen
Seite, der Masse nach die größte, zeigt sich jene Unentschiedenheit, Furcht, Mittelmäßigkeit im Denken wie im Handeln, die sich dann bei jeder
Gelegenheit offenbart.“ Auch
in Frankreich war man gespannt, wie nun die Reaktionen auf die Abschaffung der
Verfassung aussehen würden.
Der Courrier francais
schrieb am 18. Nov. 1837:
„Die Bürger von Hannover
waren von der Unterdrückung
der Verfassung etwas weniger
rasch bewegt, als man es gewünscht hätte, aber schneller
als man es erwartet hat. Die
Göttinger Universität scheint
dazu bestimmt zu sein, das Sig-
nal des Widerstands zu geben.
(…) Die Universitäten in
Deutschland sind nicht mehr
nur Orte des Studiums, sie sind
auch politische Zentren, von
denen der Impuls ausgeht, der
sich auf den Rest des Landes
überträgt. (...) Wenn die Gelehrten und die Professoren
sich gegen die Politik aussprechen, die vom König von Hannover verfolgt wird, (...) kann
der Kampf ernst werden.“
In England war die Aufmerksamkeit für die Vorgänge
ebenso groß. Der Hamburgische Correspondent schrieb
am 18. November 1837: „London, den 11. November. (Ueber Holland.) Unsere heutigen
Blätter theilen das neueste Patent des Königs von Hannover
der Länge nach mit und begleiten dasselbe mit scharfen
Bemerkungen. Besonders erbittert sind die Morning Chronicle und die Sun. Während
die Letztere den Verhandlungen der Bundesversammlung
(Deutscher
Bundestag
in
Frankfurt) erwartungsvoll entgegensieht (...), meint die Erstere „die Göttinger Philosophen und Gelehrten würden
sich in ihren tiefsinnigen Untersuchungen durch alle politischen Ereignisse nicht irre machen lassen.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer
Driever für die Ausstellung
„Göttinger Sieben“, die im Januar von Hannover nach Göttingen kommt. Der 46-Jährige
studierte und promovierte in
Göttingen und lebt derzeit in
Hannover.
Polizisten
geschlagen
Freiheitsstrafe bleibt
Göttingen (hein). Ein Göttinger Geschichtsstudent ist
vor dem Landgericht mit
dem Versuch gescheitert,
eine Freiheitsstrafe wegen
Körperverletzung zu einer
Geldstrafe
abzumildern.
Das Amtsgericht Göttingen
hatte den 26-Jährigen im
Juli zu drei Monaten Haft
auf Bewährung verurteilt,
weil er im Oktober vorigen
Jahres bei einer Demonstration in der Innenstadt einem Polizisten ins Gesicht
geschlagen hatte. Gegenüber einer Polizistin blieb
es beim Versuch.
In der Berufungsverhandlung sah auch das
Landgericht den Tathergang als erwiesen an. Bei
der von Linken organisierten Protestveranstaltung
im Vorfeld der NPD-Demonstration Ende Oktober
2006 habe der Geschichtsstudent zunächst versucht,
eine Polizistin zu schlagen.
30 Minuten später habe
der Mann einen Polizisten
mit der Hand ins Gesicht
geschlagen. Der Beamte
trug außer einer Rötung
und dem Schmerz durch
den Schlag keine Verletzungen davon. Der Angeklagte sei bei der Demo
durch seine besondere Aggressionsbereitschaft aufgefallen, erklärten die Polizisten.
Angaben verweigert
Auch bei seiner Berufung
verweigerte der Student
Angaben zur Sache. Die
Unterstützerorganisation
Rote Hilfe hatte schon den
Schuldspruch des Amtsgerichts als „Gesinnungsurteil“ bezeichnet.
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Sonnabend, 24. November 2007
GÖTTINGEN
11
„Ob wohl Einzelne das Recht hätten, zu protestieren“
Göttinger Sieben, Folge 6: Friedrich Christoph Dahlmanns Entwurf wird unterschrieben
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 6: Widerstand wird formuliert.
Bauausschuss
würde – was die Anerkennung
der Abschaffung der Verfassung von 1833 und der königlichen Politik seit Juli 1837 bedeutete. Aber es gab auch
Staatsbedienstete wie Friedrich Christoph Dahlmann
(1785 bis 1860).
Professoren-Treffen
Der Historiker hatte 1829
einen Ruf als Professor für
nterschreiben oder nicht: deutsche Geschichte und
Darüber grübelte die 32 Staatswissenschaft an die GötKöpfe zählende Göttinger tinger Georgia Augusta angeProfessorenschaft nach, als der nommen. Nach der sogenannkönigliche Huldigungs-Revers ten Göttinger Revolution im
übersandt wurde. Für die Januar 1831 war er beratend
überwiegende Mehrheit war an der Ausarbeitung der neuen
klar, dass sie den Gehorsams- Verfassung beteiligt.
In seiner Publikation „Zur
und Treueid auf König Ernst
August von Hannover leisten Verständigung“ von 1838 beschreibt Dahlmann
ein Treffen, an dem
er
krankheitsbedingt
allerdings
nicht
teilnahm,
„mich fesselte seit
einer
Ferienreise
nach Nürnberg ein
Unwohlsein“.
Neun Professoren
waren
anwesend,
„die Absicht war,
den Versuch zu machen, ob es sich
vielleicht über einige Hauptgrundsätze, zum Zwecke einer
Vorstellung,
sei‘s unmittelbar an
den König, sei‘s an
das
Curatorium,
vereinigen möchte
(...).“
Abwesend
vom späteren Kreis
rebellischen
F.C.Dahlmann: Lithografie von Carl Wildt. der
Göttinger Sieben
Historisches Museum Hannover/Gottschalk
U
Vom Löwen bewacht: das Weender Tor zur Zeit der Göttinger Sieben.
waren auch Wilhelm Grimm
und Georg Gottfried Gervinus. „Im Hin- und Wiederreden zwischen den am meisten
in der Ueberzeugung verwandten Collegen vergieng eine Woche; (…) es galt auch die
kitzlige Frage, ob wohl Einzelne das Recht hätten, gegen den
Umsturz der Landesverfassung förmlich zu protestieren,
oder allein den Corporationen
ein solches zustehe.“ Der König hatte aus Sicht der kriti-
Sieben Professoren verweigern den Treueid
ereits am 18. November,
also am Tag der UnterB
zeichnung der Protestaktion,
erschien im Galigniani‘s
Messenger, einer englischsprachigen Pariser Zeitung,
die Nachricht über die Eidverweigerung von sieben namentlich nicht genannten
Göttinger Professoren:
„Laut Courrier Francais
berichten Briefe aus Göttingen, dass sich sieben Professoren der dortigen Universität weigern, den Treueid auf
den neuen König zu leisten.
Sollte die Universität überhaupt einen Delegierten zur
Ständeversammlung entsenden, so würde dies lediglich
zum Zweck des Protestes geschehen. Diese mutige Entschlossenheit wird wahrscheinlich einen beträchtlichen Einfluss auf die öffent-
Infotag am
Leineberg
Ganztagsschule
Göttingen (us). Ab Sommer will die Leinebergschule Ganztagsangebote
organisieren – als dritte öffentliche Grundschule in
Göttingen. Der Rat der
Stadt hat als Träger jetzt
zugestimmt. Unter anderem will die Schule gemeinsam mit dem ASC viele
Sporteinheiten und eine
weitgehend Englisch unterrichtete 1. Klasse anbieten.
Über die neue Ganztagsschule informiert die Schule in der Weserstraße 3 am
Freitag, 30. November, in
der Zeit von 16.30 Uhr bis
18 Uhr. Dabei werden auch
Aktionen von Kindern für
Kinder angeboten.
liche Meinung ausüben. Die
Universitäten in Deutschland sind nicht nur Einrichtungen für Forschung und
Lehre, sondern sie sind auch
politische
Zentren,
von
denen
Denkanstöße für
das übrige
Land
ausgehen. Auf der anderen
Seite des Rheins werden
Professoren gewissermaßen
als Anwälte des Volkes angesehen, die beauftragt sind,
die Rechte des Volkes ebenso
zu verteidigen wie die
Grundsätze der Vernunft.“
Die deutschen Zeitungen
brauchten für die Meldung
etwas länger. Am 23. November 1837 war in der Kasselschen Allgemeinen Zeitung
von
der
Protestaktion zu
lesen,
am selben
Tag
konnte
der
Hamburgische Correspondent auch die Namen der
Protestierenden nennen:
„Aus Göttingen ist der
Redaction d. Bl. eine Abschrift einer unter dem 18 d.
M. von einigen Mitgliedern
der Landes-Universität (den
Meyer mit Blockade
CDU fordert Personalrat für Berufsfeuerwehr
Göttingen (mib). Die Göttinger Berufsfeuerwehr will einen
eigenen Personalrat und die
Ratsfraktion der CDU unterstützt diese Forderung. Der
Fraktionsvorsitzende
Fritz
Güntzler hatte sich zuvor in
einem Gespräch mit Vertretern der Berufsfeuerwehr und
der Gewerkschaft Komba über
die Lage bei der Feuerwehr
und deren Wunsch nach einem örtlichen Personalrat ausführlich informieren lassen.
In einer internen Abstimmung hätten sich fast alle Feuerwehrleute für einen eigenständigen Personalrat ausgesprochen, berichtet Güntzler.
„Ein entsprechender Antrag
wurde aus angeblich rechtlichen Gründen von Oberbürgermeister Wolfgang Meyer
abgelehnt.“ Güntzler übt Kritik an dem von SPD-Mann
Standort
für Museum
Meyer vorgelegten Vorschlag
zur Struktur der Personalräte.
Dort sei ein Personalrat für die
Feuerwehr bisher nicht enthalten.
Güntzler sieht einen Konflikt zwischen den Gewerkschaften Komba und Verdi.
Hier, so Güntzler, werde anscheinend vom Oberbürgermeister in fester Eintracht mit
Verdi gemauert, da allen Beteiligten bekannt sei, dass anders als im Rest der Verwaltung, Verdi bei der Feuerwehr
der Komba unterlegen sei.
„Hier soll ein Komba-dominierter Personalrat vereitelt
werden“, vermutet Güntzler.
Oberbürgermeister
Meyer
müsse seine Blockade aufgeben. Schließlich sei ihre Tätigkeit nicht mit den anderen Beschäftigten im zuständigen
Dezernat vergleichbar.
Professoren F. C. Dahlmann, E. Albrecht, Jacob
Grimm, Wilhelm Grimm,
G. Gervinus, G. Ewald und
Wilhelm Weber) unterzeichneten „unterthänigsten
Vorstellung an ein hohes K.
Universitäts-Curatorium,
das K. Patent vom 1. Nov.
1837 betreffend,“ zugegangen, welche, dem Vernehmen nach, am 19 d. M. dem
gedachten K. Curatorio eingehändigt worden ist.“
Zusammengetragen und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover
nach Göttingen kommt. Der
46-Jährige studierte und promovierte in Göttingen und
lebt derzeit in Hannover.
Landesmuseum Hannover
schen Wissenschaftler die
Verfassung gebrochen, indem
er sie abgeschafft hatte. Die
Treuepflicht des Beamten gegenüber dem König trat hinter
den Gehorsam gegenüber der
einst beeideten Verfassung zurück – so deutete 1998 Jutta
Limbach, ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, anlässlich der Enthüllung eines Landesdenkmals
„Die Göttinger Sieben“ in
Hannover, das Motiv für den
Widerstand der Professoren.
Entwurf unterzeichnet
Dahlmann beschloss, „versuchsweise den Entwurf einer
an das Curatorium der Universität gerichteten Vorstellung von Seiten mehrerer Professoren niederzuschreiben, in
welchem lediglich das Recht
des Gewissens gewahrt würde“. Sechs andere Professoren
fanden sich bereit, die Protestaktion (Protesterklärung) zu
unterzeichnen: der Jurist Wilhelm Eduard Albrecht, der
Theologe und Orientalist
Heinrich
Georg
August
Ewald, der Historiker Georg
Gottfried Gervinus, die Germanisten Jacob und Wilhelm
Grimm und der Physiker Wilhelm Eduard Weber. Die Rebellion der Göttinger Sieben
nahm ihren Anfang.
kk
Göttingen (mib). Welcher
Standort ist für ein neues,
städtisches Museum geeignet? Lässt sich so ein Vorhaben am Waageplatz verwirklichen? Diese und andere Fragen rund um das
Thema Städtisches Museum
soll das Hamburger Planungsbüro Andreas Heller
nun im Auftrag der Stadt
Göttingen
klären.
Die
Hamburger sind mit einer
Machbarkeitsstudie beauftragt, 45 000 Euro lässt sich
die Stadt diese Studie kosten. Das Büro hatte sich gegen zwei Mitbewerber
durchgesetzt. Mit der Konzeption des Auswanderermuseums in Bremerhaven
und dem BuddenbrockHaus in Lübeck hatten die
Planer sich einen Namen
gemacht.
Kulturdezernentin Dagmar Schlapeit-Beck betonte,
dass sich die Modernisierung und Erweiterung des
jetzigen Museums wirtschaftlich nicht rechnen
würde. Das neue Museum
sollte dann auch ein sogenanntes Wissenschaftsportal haben, in dem Exponate
aus verschiedenen Universitätseinrichtungen präsentiert werden können (Tageblatt berichtete). Stadtbaurat
Thomas
Dienberg
sprach sich für einen Standort am Waageplatz aus, in
der derzeitigen Staatsanwaltschaft. Für das benachbarte, ehemalige Gefängnis
werde die Stadt gegenüber
dem Land Kaufinteresse
signalisieren. „Die Entwicklung der nördlichen City ist
mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Dienberg. Als
alternativen Standort für das
Museum nannte Dienberg
einen Ort zwischen Bahnhof und Uni.
Diebe finden
Kellnerbörsen
Göttingen (ck). Durch ein
Fenster ist ein unbekannter
Einbrecher in ein Restaurant
am Sandweg eingedrungen
und hat in dem am Kiesseeufer
gelegenen Lokal mehrere
Kellnerbörsen gestohlen. Außerdem erbeutete er ein tragbares Kasseneingabegerät. Die
Schadenshöhe ist unbekannt.
Der Täter hatte zuvor alle
Schränke und Schubladen
durchwühlt. Die Polizei bittet
Zeugen um Hinweise unter
Telefon 05 51 / 4 91 10 13.
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GÖTTINGEN
10
Sonnabend, 1. Dezember 2007
Protest von Professoren
Weihnachtsmarkt
Sonnabend, 1. Dezember:
Göttinger Sieben, Folge 7: Sechs Mitstreiter für Dahlmann
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König: Stoff
genug für eine Ausstellung, die
zurzeit in Hannover läuft und
Ende Januar nach Göttingen
kommt. Dem Skandal um die
„Göttinger Sieben“ widmet
das Tageblatt eine Artikelserie.
Heute Folge 7: die Protestation
und sieben Unterschriften.
ie unterthänigst Unterzeichneten fühlen sich in
D
ihrem Gewissen gedrungen,
über den Inhalt des Königl. Patents vom 1 ten d. M. ihre ehrerbietige Erklärung vor dem
hohen Universtitäts-Curatorium niederzulegen“, hieß es in
den ersten Zeilen des Protestschreibens, mit dem Christoph
Friedrich Dahlmann (Nummer 1 im Bild) eigentlich die
ganze Universität zur Rebellion
bewegen wollte. Lediglich
sechs Professoren unterschrieben.
Wilhelm Eduard Albrecht
(1800 bis 1876), Kaufmannssohn aus Elbing (2), hatte in
Göttingen und Königsberg studiert und promoviert. 1824 haer Hamburgische Correspondent hatte eine
D
Kopie der Protestation erhal-
ten und fasste am 27. November 1837 den Wortlaut zusammen: „Aus dem Hannoverschen, vom 22 Nov. Sieben der
ausgezeichnetesten
Lehrer
unsrer
Landes-Universität:
Dahlmann, Ewald, Jacob
Grimm, Wilhelm Grimm,
Gervinius, Weber und Albrecht, haben in einer an das
Universitäts-Curatorium gerichteten ehrerbietigen Vorstellung in weiterer Entwickelung die Erklärung niedergelegt, daß sie, bei aller schuldigen Ehrfurcht vor dem königlichen Worte, ohne ihr Gewissen zu verletzen, das StaatsGrundgesetz nicht als ungültig
errichtet betrachten, und ohne
weitere Untersuchung und
Vertheidigung von Seiten der
Berechtigten allein auf dem
Wege der Macht zu Grunde
gehen lassen sehen können. Sie
halten sich durch ihren, auf das
Staats-Grundgesetz geleisteten
bilitierte er in Königsberg als
Professor der Rechtswissenschaften und wechselte 1829
nach Göttingen, wo er deutsches Staats- und Kirchenrecht
lehrte. Georg Gottfried Gervinus (1805 bis 1871), Sohn eines Darmstädter Gerbers (6),
hatte Philologie in Gießen und
Heidelberg studiert. Er arbeitete dort als Professor für Geschichte und Literaturgeschichte, bis er 1836 auf Empfehlung
Dahlmanns nach Göttingen berufen wurde.
Jacob Ludwig Grimm (1785
bis 1863) und Wilhelm Karl
Grimm (1786 bis 1869) wurden
beiden in Hanau am Main geboren (3 und 4). Ihr Vater war
Amtmann in Steinau. Beide begannen ein Jurastudium, das
Wilhelm 1806 mit einem Advocaturexamen beendete. 1805
zog Jacob nach Kassel, wo seine
Mutter lebte. Von 1806 an
diente er als Sekretär im Kurfürstlichen
Kriegskollegium,
von 1808 an als Privatbibliothekar bei Jérôme Bonaparte, König von Westphalen. Beide, Jacob wie Wilhelm, widmeten
sich der altdeutschen Poesie
und Sprache und dem Sammeln
von Märchen. Seit 1829 arbeiteten beide an der Georgia Augusta: Jacob als zweiter Bibliothekar und Professor, Wilhelm
als Unterbibliothekar und von
1835 an ebenfalls als Professor.
Der Tuchmachersohn Georg Heinrich August Ewald
(1804 bis 1891), Orientalist und
Theologe (5), stammte aus
Göttingen. 1823 promovierte
er zum Doktor der Philosophie,
von 1824 an war er Repetent
der Theologischen Fakultät. Im
Mai 1827 wurde er außerordentlicher Professor. Ewald war
mit Carl Friedrich Gauß verwandt: 1830 heiratete er dessen
Tochter Wilhelmine.
Auch der Wittenberger Wilhelm Eduard Weber (1804 bis
1891), Sohn eines TheologieProfessors (7), gehörte zu
Gauß‘ Umfeld: Gemeinsam erfanden sie in Göttingen 1833
den elektromagnetischen Telegrafen. Dem Ruf nach Göttingen war der Physiker Weber
1831 gefolgt – nach Habilitation und Professur in Halle.
Die Protestation der Göttinger Sieben ging am 18. Novem-
Rebellenkreis: die Göttinger Sieben Historisches Museum Hannover
ber 1837 auf dem Dienstweg
dem Universitätskuratorium zu.
Vermutlich durch eine Indiskretion von Gervinius gelangte
eine Kopie an Studenten, die sie
massenhaft
weiterkopierten.
Nach einigen Tagen waren
„Bei aller schuldigen Ehrfurcht“
Eid fortwährend verpflichtet
(…) In dem Bewußtseyn, die
studirende Jugend stets vor politischen Extremen gewarnt
und sie in der Anhänglichkeit
an ihre Landes-Regierung befestigt zu haben, wäre der Segen ihrer Wirksamkeit dahin,
wenn sie vor der studirenden
Jugend als Männer erschienen,
welche mit ihrem Eide ein
Spiel treiben. – Hofrath Dahlmann wurde gestern von seinem überaus zahlreichen Auditorium (etwa 150) mit einem
rauschenden Applaus empfangen.“
Die Freiburger Zeitung
vom 29. November 1837
konnte den interessierten Lesern als erste Hintergrundinformationen zu den Protagonisten liefern: „Man bemerkt,
daß unter den sieben Professoren welche die vorstehende
Protestation unterzeichnet ha-
ben, kein geborner Hannoveraner ist. Es sind sämmtlich
Gelehrte, die aus dem Auslande hierher berufen worden waren (…). Der als Professor der
Staatswissenschaften von Kiel
nach Göttingen berufene Hofrath Dahlmann hat zuerst unterzeichnet.
Er war es, der
(…) bei der
Ertheilung
der Verfassung vom 26.
Sept.
1833
thätig mitgewirkt
hat.
Hofrath Albrecht gehört der
Juristenfacultät an und hat sich
gleich nach Erscheinung des
Königl. Manifestes vom 5. Juli
d. J. mit rastlosem Eifer der
Vertheidigung der Rechtsbeständigkeit des durch das
Staats-Grundgesetz vom Jahr
1833 begründeten verfas-
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sungsmäßigen Zustandes angenommen. Ewald, der große
und gründliche Kenner der
orientalischen Sprachen, ist
Mitglied der theologischen Fakultät, und befand sich unter
den Abgeordneten, welche von
der Universität Göttingen
nach Hannover
gesandt wurden,
um den König
Ernst
August
nach seiner Ankunft dort zu beglückwünschen.
Der ältere und
jüngere Grimm,
beide als Forscher in den germanischen Sprachen und Alterthümern Gelehrte von bedeutendem Ruf, wurden von
Kassel, wo sie ehedem der
Kurfürstlichen Bibliothek vorstanden, hieher berufen, und
gehören ebenso wie die Professoren Gervinius und Weber
1000 Exemplare im Umlauf, die
an Zeitungsredaktionen und
auswärtige Freunde versandt
wurden. So erschien die Protestation in den Zeitungen, bevor
sie König Ernst August vorlag.
Katharina Klocke
der philosophischen Fakulät
an. Die hiesigen Studierenden
gingen damit um, sämmtlichen
Professoren, welche die vorstehende Protestationsschrift
unterzeichnet, an einem Abende dieser Tage eine Musik und
ein öffentliches Vivat zu bringen, aber der Professor (Hofrath Bergmann) nahm Anstand
ihnen die nachgesuchte Erlaubnis zur Begehung einer
solcher Feierlichkeit zu ertheilen. Er besorgte, daß der Universität der Vorwurf gemacht
werden könne, als ließe sie es
zu, daß die hiesigen Musensöhne sich in politische Händel mischten.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover nach
Göttingen kommt. Der 46Jährige studierte und promovierte in Göttingen und lebt
derzeit in Hannover.
Täglich ab 14 Uhr, diverse
Stände: kunsthandwerkliche Vorführungen; 11 bis 13 Uhr und 16
bis 18 Uhr, St.-Johannis-Kirche: große Krippenausstellung;
10 bis 16 Uhr, Stadtbibliothek:
kostenlose Kinderbetreuung; 13
Uhr, Tourist-Information im
Alten Rathaus: Führung „Historische Keller in der Altstadt; 13
Uhr;
Stadtbibliothek: „Die
Weihnachten-Ist-Endlich-Zuende-Party“ mit Jens Heuwinkel,
Theater Sauresani, Mitmachtheaterstück für Kinder ab vier Jahren;
14 Uhr, Bühne: vorweihnachtliche Melodien mit dem Göttinger
Drehorgel-Orchester; 17 Uhr,
Citykirche St. Michael: Geschichten zum Advent; 17 Uhr,
Accent, Johannisstraße 26: Geschichten von Petterson und Findus, vorgelesen von DT-Schauspieler Christoph Huber; 18 Uhr,
St.-Johannis-Kirche:
Motette
zum Advent mit der Göttinger
Stadtkantorei; 19 Uhr, Halle Altes Rathaus: „Gospel und mehr“,
weihnachtliches Konzert des
CrossSing-Gospelchors
der
Kreuzkirchengemeinde; täglich
10 bis 20.30 Uhr: Weihnachtsmarkt am Bahnhofsvorplatz –
14.30 Uhr Puppentheater, 15.30
Uhr weihnachtliche Schatzsuche,
16.30 Uhr Kaspertheater, 17.30
bis 18.30 Uhr Sprechstunde mit
dem Weihnachtsmann und 19.30
Uhr Puppentheater.
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Sonntag, erster Advent:
Täglich ab 14 Uhr, diverse
Stände: kunsthandwerkliche Vorführungen; täglich von 7 bis 22
Uhr, Citykirche St. Michael:
Advents- und Weihnachtskrippe;
11 bis 13 Uhr und 16 bis 18
Uhr, St.-Johannis-Kirche: große
Krippenausstellung; 20 Uhr, Halle Altes Rathaus: barockes Kammerkonzert mit dem Telemann
Ensemble Göttingen; 15 bis 16
Uhr, Bühne: kleine Weihnachtsgeschenke-Tombola durch den
Weihnachtsmann; 18 Uhr, St.-Albani-Kirche: Adventsliedersingen
für Familien im Kerzenlicht; 19
Uhr, Bühne: Postorchester; täglich 10 bis 20.30 Uhr: Weihnachtsmarkt am Bahnhofsvorplatz
– 14.30 Uhr Puppentheater, 15.30
Uhr weihnachtliche Schatzsuche,
16.30 Uhr Kaspertheater, 17.30
bis 18.30 Uhr Sprechstunde mit
dem Weihnachtsmann und 19.30
Uhr Puppentheater.
WOCHENEND-KOLUMNE
Exzellenz egal – Party muss sein
VON ILSE STEIN
as hatten sich die Bildungspolitiker und MinisD
terialbürokraten wohl anders
gedacht. Wenn es erst einmal
die Exzellenzuniversitäten in
Deutschland gibt, dann orientieren sich die Studenten doch
sicher auch an deren exzellenten Angeboten. Weit gefehlt,
wie uns eine Umfrage der
Zeitschrift Focus diese Woche
belehrt. Deren Redakteure haben 55 Universitätsstädte
untersucht und gefragt, was bei
der Standortfrage für die jungen Leute wichtig ist. Und wer
hätte es gedacht: Der Spaßfaktor ist es. Die Kneipendichte.
Die Fülle der Partys, die Anzahl der Kinos. Und, nicht unwesentlich: die Nähe zu Mamas
Kühlschrank
und
Waschmaschine. Nur nicht in
die Fremde und zudem jede
Menge Feierprogramm – das
sind, in aller Kürze – die Auswahlkritierien der Jungsemester. Wenn man dem Untersuchungsergebnis glauben darf.
Ob die Hochschullehrer besonders renommiert sind, das
Fach einen internationalen Ruf
hat – völlig egal. Diese Feststellung allein wird die Göttinger Uni und Jung-Exzellenz-
Hochschule tief treffen. Was
die City aber umtreiben sollte:
Wir haben gar nicht die Kneipendichte, von der wir immer
dachten, wir hätten sie. „Lediglich“ 0,8 Kneipen pro 100
Studierende! Zum Vergleich:
In Nürnberg kommen auf 100
Studenten 10,1 Pinten. Das
sind Zahlen, mit denen sich renommieren lässt. Scherz beiseite: Das einzige, womit Göttingen so richtig gepunktet
hat, sind die Wohnheimplätze
pro 100 Studenten. Immerhin
22,4 sind es. Da kommt keine
Stadt heran, auch nicht die
Spitzen-Spaß-Unistadt Berlin
(8,9 Wohnheimplätze) und
schon gar nicht Kassel (5,8)
oder Hannover (7,8). Dem
akademischen
Nachwuchs
wird dies – bei aller Party-Euphorie – wohl kaum imponieren. Sind sie wirklich so, die
Jungstudis? Betroffene bitte
melden unter [email protected].
men hat: Per Schmutz, genauer
gesagt, per Abwassergebühren,
wird die Kultur im Stadtgebiet
finanziert. Nicht ganz legal,
denn mit ihrer Festlegung auf
langfristig gesicherte Zuschüsse für Kulturinitiativen (die
Grünen hatten damit endlich
ihr langjähriges Planziel erreicht), verstieß man eigentlich gegen die Vorgaben
aus
dem hannoverschen
Kontroll-Ministerium.
Aber wie so
gerne in der Politik – und auch
gerne in der Juristerei: Es gab
einen sogenannten Heilungsbeschluss. Im Nachhinein wird
offiziell abgesegnet, was eigentlich nicht hätte sein dürfen. Die Stadt will dies auf
Umwegen – letztlich über
drastisch steigende Abwassergebühren – finanzieren. Da hat
Andere Betoffene muss man so mancher den Kanal voll.
nicht bitten, sich zu melden.
Viele von ihnen haben es schon
Dennoch: einen friedlichen
getan. Nämlich die Bürger, die ersten Advent. Und nicht verinzwischen begriffen haben, gessen: Auf den Weihnachtsdass die Stadt eine so unge- märkten der Region heißt es
wöhnliche Form der finanziel- bereits allerorten wieder:
len Umverteilung vorgenom- Glühwein marsch!
Chefredakteurin: Ilse Stein
Lokales: Britta Bielefeld (Ltg.), Jörn Barke, Michael Brakemeier, Britta Eichner-Ramm, Andreas Fuhrmann, Jürgen
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Erfüllungsort und Gerichtsstand Hannover. Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 54 vom 1. Januar 2007.
ASN
Anzeigenring Südniedersachsen
Gemeinschaft niedersächsischer Zeitungsverlage
Täglich über 110 000 verbreitete Auflage.
Montag, 10. Dezember 2007
GÖTTINGEN
11
Züge
verspätet
Oberleitung defekt
Weihnachtsmänner
gewinnen Wette
Mit rund 65 sangesfreudigen
Weihnachtsmännern,
darunter
zahlreiche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Geismar und Ortsratspolitiker, hat Geismars Ortsbürgermeister Horst Wattenberg
(rechts vorn mit Bart) am Sonnabend einen Parkplatz am Steinsgraben gestürmt. Anlass war eine
Weihnachtswette mit ReweMarktleiter Günter Karsupke
(links), der Wattenbergs Fähigkeit
angezweifelt hatte, 50 Weihnachtsmänner mobilisieren zu
können. Der ebenfalls mit Kostüm
angetretene Ortsbürgermeister belehrte den Supermarktchef eines
Besseren – und verpflichtete ihn
als Hilfsweihnachtsmann. Den
Wettpreis in Höhe von 500 Euro
will Wattenberg zwischen der
Jugendfeuerwehr
und
dem
Jugendzentrum Geismar aufteilen.
kk/Heller
Streit wird öffentlich
– Ernst August tobt
Göttinger Sieben, Folge 8: Verbreitung
mithin ungültig sei (…) Wenn
daher die unterhänigst Unterzeichneten sich nach ernster
Erwägung der Wichtigkeit des
Falles nicht anders überzeugen
können, als daß das Staatsgrundgesetz seiner Errichtung
und seinem Inhalte nach gültig
sei, so können sie auch, ohne
ihr Gewissen zu verletzen, es
nicht stillschweigend gescheie Unterzeichneten kön- hen lassen, daß dasselbe ohne
nen sich bei aller schuldi- weitere Untersuchung und
gen Ehrfurcht vor dem König- Vertheidigung von Seiten der
lichen Wort in ihrem Gewissen Berechtigten, allein auf dem
nicht davon überzeugen, daß Wege der Macht zu Grunde
das Staatsgrundgesetz um deß- geht.“ Höflich, aber mit deutlihalb rechtswidrig errichtet, cher Zurechtweisung gegen
König Ernst August formulierten
die sieben Professoren ihre Protestation.
Am 18. November wurde das
Schreiben
dem
Universitätskuratorium
zugestellt.
Während die Universitätsleitung
noch mit der Regierung korrespondierte und eine Delegation zum König in das Sollinger
Postillon: Bild von Eduard Scharlach.
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König: Stoff
genug für eine Ausstellung, die
zurzeit in Hannover läuft und
Ende Januar nach Göttingen
kommt. Dem Skandal um die
„Göttinger Sieben“ widmet das
Tageblatt eine Artikelserie.
Heute Folge 8: die Kampagne.
D
Göttinger Stammbuch-Kupfer: Nicht nur feiern konnte der akademische Nachwuchs, auch solidarische Aktionen gehörten zu seinem Selbstverständnis.
Historisches Museum Hannover / Gottschalk
Jagdschloss
Rotenkirchen
schickte, rollte eine Öffentlichkeitskampagne an, die Ernst
August heftig auf die Laune
schlagen sollte. Wahrscheinlich
auf Gervinius’ Veranlassung
fertigten rund 300 der 900
Göttinger Studenten rund
1000 Abschriften an, schickten
sie per Postillon an Freunde,
Eltern und Verwandte sowie an
Zeitungsredaktionen im Inund Ausland.
fessoren ein für die deutsche
Geschichte zentrales Ereignis
und aus ihnen selbst das historische Markenzeichen ,Göttinger
Sieben‘ machte“, beschreibt
Göttingens Stadtarchivar Ernst
Böhme, wie aus einer Dienstangelegenheit ein international
beachteter Skandal wurde. Jacob Grimm schrieb später:
„Diese Sache strebte, wie die
Pflanze nach dem Licht, nach
der Öffentlichkeit.“
Als Public-Relations-ManaSkandal um die Verfassung
ger galt unter anderem der
„Kommunikation heißt das Schriftsteller Heinrich Albert
Zauberwort, das aus der schrift- Oppermann, damals Kandidat
lichen Eingabe der sieben Pro- der Rechte, der Diktier- und
Abschreibaktionen unter seinen
Kommilitonen
organisierte.
„Die Abschriften werden in alle
Theile Deutschlands geschickt,
und wer im Auslande Bekannte
hat, sendet sie auch dahin“, erinnerte sich Oppermann später
an die Kopieraktion. Die Presse
druckte den Text, bevor er dem
König vorlag – und der tobte.
Um sein Gesicht zu wahren, beschloss er, mit ganzer Härte zu
reagieren.
Katharina Klocke
Kranz für den Stifter des Staatsgrundgesetzes
n Göttingen herrschte nach
Bekanntwerden der ProtesItation
der sieben Professoren
eine angespannte Stimmung:
Konnte man es wagen, sich auf
die Seite des Widerspruchs gegen die Verfassungsaufhebung
zu stellen? Die Stellungnahme
der bekannten Göttinger Professoren sorgte innerhalb der
Opposition für einen Aufschwung. Die Bewegung gegen die Verfassungsaufhebung
trug nun sieben bekannte Gesichter.
Die Freiburger Zeitung
schrieb am 1. Dezember 1837
über die Entscheidungsnöte
der Göttinger: „Göttingen, 25.
Nov. Die Stimmung unserer
Stadt ist nicht zu beschreiben.
Dieser liegt im Konflikt mit
seiner Frömmigkeit, die ihn
hindert, einen neuen Eid zu
schwören, der dem vorigen widerstreitet, in Jenem kämpfen
Patriotismus und Liebe für
Haus und Heerd, Frau und
Kinder; Jener ist von Herzen
einer der Halblinge, der Mittelmäßigen, aber schämt sich
vor der öffentlichen Meinung;
Dieser pflegt den Mantel nach
dem Winde zu hängen, aber er
weiß noch nicht, woher der
Wind wehen wird: er weiß
nicht, ob die Protestirenden
den Sieg davon tragen werden
oder nicht. Der Bürger jammert, er sieht den Ruin der
Universität vor Augen und damit den Ruin seines Wohlstandes, denn wenn Albrecht,
Dahlmann, Ewald, Gervinius,
die Grimm’s und Weber fortgehen, wenn sich diesen wenigstens die Hälfte der übrigen
Lehrer anschließen, wo soll
die Universität bleiben?In dieser Nacht ist die neu
errichtete Statue Wilhelms
IV., des Stifters des Staatsgrundgesetzes von 1833, von
unbekannter Hand mit einem
großem herrlichen Kranze
umwunden worden. Die Sta-
tue ist von einem Gitter umgeben und das Piedestal sehr
hoch, so daß das Bekränzen in
der Nacht nicht ohne Wagnis
war.“
Die überwiegende Mehrzahl
der Studenten war von solchen
Zweifeln unbehelligt. Der
Hamburgische Correspondent beschrieb am 7. Dezember 1837 ihre Reaktionen:
„Umso auffallender war die
lebhafte Bewegung der Gemüther, besonders unter den
Studirenden, als am 20. d. die
Protestation der Sieben-Männer bekannt wurde (...). Als der
würdige Vorkämpfer, Dahlmann, am 20. d. Nachmittags
seinen Hörsaal betrat, erhob
sich ein Studirender mit den
Worten: „Unserm verehrten
Lehrer, Hrn. Hofrath Dahlmann, erschalle ein freudiges
Willkommen!“ – Und es ertönte ein rauschendes Lebehoch von den sehr zahlreich
versammelten Zuhörern. Auch
Albrecht wurde mit dem
Trommeln der Füße, der hier
gebräuchlichen Beifallsbezeugung der Studirenden, aus seiner Vorlesung entlassen. Nun
ging die Nachricht wie ein
Lauffeuer durch die Stadt, daß
Abends den Sieben-Männern
ein Vivat von den Studirenden
gebracht werden sollte. Um
acht Uhr versammelte sich eine bedeutende Anzahl, etwa
400, auf dem Wilhelmsplatze.
Der Zug bewegte sich nach
dem Weenderthore, vor welchem die Wohnung Dahlmanns liegt. Man fand das
Thor verschlossen.
Innerhalb desselben hatten
sich die Pedelle, von Landdragonern unterstützt, aufgepflanzt, und forderten im Namen des Prorectors die versammelte Menge auf, auseinander zu gehen. Mit dem
vielstimmigen Rufe: „Dahlmann hoch!“ zog sich die Masse zurück. Bei den Zugängen
zu den Wohnungen der Uebrigen fand man denselben Widerstand. Die Schaar vertheilte
sich nun in einzelne Haufen,
und diesen gelang es, durch
Schnelligkeit oder auf Umwegen zu den Wohnungen einzelner Sieben-Männer zu gelangen. So erhielten die
Grimm, Ewald und Gervinius
das ihnen zugedachte Vivat.
Einzelne Studirende, die gestern im Tumulte von den Pedellen aufgegriffen worden
waren, sind heute mit einem
Verweise vom Prorector Bergmann entlassen worden.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer
Driever für die Ausstellung
„Göttinger Sieben“, die im Januar von Hannover nach Göttingen kommt. Der 46-Jährige
studierte und promovierte in
Göttingen und lebt derzeit in
Hannover.
Göttingen (lni). Nach einem Schaden an der Oberleitung war die Zugstrecke
von Hannover nach Göttingen am Sonntag zunächst nur eingleisig befahrbar. Gegen 9.30 Uhr
sei ein ICE nördlich von
Göttingen aufgrund des
Defekts stehen geblieben,
teilte ein Sprecher der
Bahn am Sonntag mit. Die
Reisenden mussten eine
Stunde im Zug ausharren,
bis sie in einen anderen
ICE umsteigen konnten.
Die nachfolgenden Züge
hätten eine Verspätung
von rund zehn Minuten
gehabt. Techniker der
Bahn suchten nach der
Ursache für den Defekt.
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GÖTTINGEN
12
Sonnabend, 15. Dezember 2007
Von der Heiligkeit des Eides
Stammtisch für
MS-Erkrankte
Göttinger 7, Folge 9: Ein Pastor und andere Sympathisanten
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König: Stoff
genug für eine Ausstellung, die
zurzeit in Hannover läuft und Ende Januar nach Göttingen
kommt. Dem Skandal um die
„Göttinger Sieben“ widmet das
Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 9: Pastor Philipp Sander
und andere Sympathisanten.
VON KATHARINA KLOCKE
ie Protestation der sieben
Professoren sorgte in
D
ganz Deutschland für Aufse-
hen. Schon bevor das Professorenschreiben König Ernst
August von Hannover am 27.
November offiziell vorlag, gab
es ein Echo in den Medien.
Seltsamerweise hatte die französische Courier francais bereits am Tag der Unterzeichnung, am 18. November, die
Eidverweigerung der Göttinger Wissenschaftler angekündigt. Die erste der zahlreichen
Solidaritätsadressen kam am
26. November 1837 aus Hamburg. Es folgten Kiel am 29.
November und Leipzig am 7.
Dezember. Ebenfalls im ersten
Dezember-Drittel, bevor die
königlichen Sanktionen griffen, erfolgte in Leipzig der
erste Aufruf zu Geldsammlungen und Subskriptionen – Un-
D
er Hamburger Verleger
Julius Campe (17921867) schrieb in einem Brief
an Heinrich Heine am 31.
Dezember 1837: „(…) wo in
Hannover die bedenklichsten
Symtome sich zeigen die eine
Sympathie
durch
ganz
Deutschland weckten, die ungewöhnlich ist. Für die 7 Göttinger Profeßoren sind hier
(in Hamburg) zwischen 15 bis
20,000 Mark Banco gezeichnet sogar ich armer Kerl, gab
100 Mark Banco.“
Die Allgemeine Zeitung
aus Augsburg berichtete am
11. Dezember aus Kiel: „Aus
Kiel, an dessen Universität
Dahlmann früher lehrte, wird
berichtet, daß eine Anzahl
dortiger Professoren, Beamten und Bürger unterm 29.
Nov. an die sieben Göttinger
Professoren eine Beifalls- und
terschriften für einen Geldbetrag – für die Sieben. Aus vielen weiteren Städten kamen
weitere Adressen. Leipzig entwickelte sich in der Folgezeit
zu einer Art von „Unterstützungszentrum“.
Solidarität und Enthaltung
Während in Bürger-, Studenten- und Professorenkreisen diskutiert wurde, übte die
Geistlichkeit im Königreich
Hannover
sich in Zurückhaltung.
Bis auf eine
Ausnahme.
Karl Semmelroggen schildert in der
Chronik „950
Jahre
Geismar“, wie sich der Dorfpfarrer
Philipp Sander (1806 bis 1874)
zu Wort meldete. Sander, seit
1833 Seelsorger in Geismar,
war kirchlich, kulturell und
politisch aktiv, debattierte und
korrespondierte unter anderem auch mit Göttinger Professoren. Als Kirche und theologische Fakultät sich für Enthaltung
entschieden,
schwamm Sander gegen den
Strom. Er verfasste eine
Rechtfertigungsschrift für die
Heiligkeit des Eides, besonders auf die „Gott gegebene
Heiligkeit der Staatsverfassung“. Von einem solchen Eid
könne nur entbunden werden,
wenn die Verfassung auf
rechtmäßigem Wege geändert
oder durch eine neue ersetzt
werde.
Bereits am 4. Dezember
wurde seine Erklärung im
Hamburger
Altonaischen
Merkur abgedruckt. Ein Jahr
später prangerte Sander öffentlich die Haltung seiner
Kollegen gegenüber dem
mutigen Auftreten
der
Göttinger Sieben an – dass
sie der Rebellion nicht beitraten, obwohl
sie in großen
Teilen mit deren Zielen einverstanden seien. Er führte einen Briefwechsel mit den Sieben. 1840 überreichte ihm
Wilhelm Grimm zum Dank
eine neue Ausgabe der
Grimmschen Märchen. Ab
1839 wurde Sander wegen
„politischer Umtriebe“ der
Prozess gemacht. 1841 endete
das Verfahren: Wegen „Verletzung der Zensurgesetze“
wurde der Pastor zur Zahlung
einer Geldstrafe von 50 Talern
verurteilt, die er am 20. Februar bezahlte.
Streitbarer Pastor: Philipp Sander.
Göttingen (afu). Der MSStammtisch des Göttingers
Michael Marckmann trifft
sich in diesem Jahr zum letzten Mal am Sonntag, 16. Dezember, um 17 Uhr in der
Galerie Apex, Burgstraße 46.
Thematisiert werden soll unter anderem die noch relativ
junge
Geschichte
des
Stammtischs, der seit Anfang
September besteht und Anlaufstelle für junge, neubetroffene MS-Erkrankte sein
soll. Mittlerweile zähle der
Stammtisch 35 Mitglieder,
teilt Gründer Marckmann
mit, der selbst seit elf Jahren
an der neuroimmunologischen Erkrankung Multiple
Sklerose (MS) leidet. Zudem
stehen Planungen für 2008
auf dem Programm. So sollen
eine eigene Homepage und
ein Flyer erstellt werden.
Weitere Infos gibt es per EMail an [email protected] oder unter Telefon 05 51 / 4 99 74 65.
Kurz & knapp
Advent mit BDV
Pfarrarchiv St. Martin
Der Bund der Vertriebenen, Kreisverband Göttingen, veranstaltet am
Sonnabend, 15. Dezember, um 15
Uhr einen Advent-Nachmittag im
Gasthof Zur Linde in Geismar.
Sparta sammelt Altpapier
„Ich armer Kerl gab 100 Mark Banco“
Dankadresse abgeschickt haben. Innerhalb 24 Stunden sei
die Adresse von 70 Männern
aller Stände unterschrieben
gewesen, und nur der
Wunsch, jede Verzögerung in
der Absendung zu vermeiden,
habe den Ausdruck einer doppelt so starken Theilnahme
gehindert (Leipziger Blätter
theilen diese Adresse, so wie
früher die ähnliche von Hamburg, vollständig mit.)“
Am 14. Dezember beschrieb die Allgemeine Zeitung die Solidaritätsaktion
der Leipziger Bürger: „Leipzig, 9 Dec. (...) Auch ward der
schon am Tage zuvor angeregte Wunsch, den sieben
Göttinger Professoren, an die
eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Adresse
dieser Tage von hier abgeht,
eine wesentlichere Theilnahme für den Fall zu sichern,
daß ihr Schritt nachtheilige
Folgen für ihre oder ihrer Familien Einkünfte haben sollte,
dadurch zur That, daß eine
deßhalb eröffnete Subscription in einer halben Stunde
Unterschriften bis zum Belauf
von 1000 Thlrn. erhielt. Die
Subscriptionsaufforderung
sagt im Wesentlichen, die
gleichgesinnten „unsers deutschen Vaterlandes“ werden
gebeten, anzuzeigen, ob sie,
wenn jene Männer ihres Amtes verlustig werden sollten,
zur Erleichterung ihres Ge-
schicks beitragen wollen, wobei auch die Unterzeichnung
der kleinsten Gabe angenommen werde.“
Die Freiburger Zeitung
schrieb am 14. Dezember: „Sie
kennen bereits die Zuschrift,
welche von einer Anzahl notabler Einwohner Hamburgs
an die sieben protestierenden
Professoren gerichtet wurde.
Abschriften davon laufen in
großer Zahl hier um (…) Die
Professoren hüten sich natürlich, die Urschrift verbreiten
zu lassen, da sie Alles vermeiden wollen, was ihrem Schritte
die Auslegung zuziehen könnte, als hätten sie damit etwas
Anderes bezwecken wollen, als
ihre persönliche Überzeugung
auszusprechen. Die Professoren sind zwar bis jetzt noch
nicht suspendiert, da sie ihre
Vorlesungen noch fortsetzen;
einem
(...)
Gerüchte zufolge soll indeß die Untersuchung
über ihren
Schritt bereits begonnen haben.“
Zusammengetragen
und kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover nach
Göttingen kommt. Der 46Jährige studierte und promovierte in Göttingen und lebt
derzeit in Hannover.
R. Driever
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Ortsräte veranstalten Weihnachtsfeiern
Senioren feiern in Grone und Nikolausberg / Aufführungen von Schülern
Altpapier sammelt die Jugendsportabteilung von Sparta Göttingen am
Sonnabend, 15. Dezember, ab 10
Uhr in diesen Bereichen ein: Egelsberg, Rosmarinweg, Königsstieg
mit Seitenstraßen sowie Pfalz-Grona-Breite einschließlich Nebenstraßen bis Hagenweg. Der Sammelcontainer am Sportplatz Greitweg
kann auch direkt bedient werden.
Pflegeaktion in Natur
Die Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen organisiert Pflegeeinsätze und Exkursionen: am
Sonnabend, 15. Dezember, Einsatz
für Orchideen-Magerrasen am
Kleinen Knüll bei Reinhausen,
Treffen um 9 Uhr am Parkplatz
Zoologie, Berliner Straße 28; am
Sonntag, 16. Dezember, Exkursion
zur Kiesgrube Reinshof mit Beobachtung von Wildgänsen, Treffen
um 10 Uhr am Bahnübergang
Bahnhofstraße/Am Flüthedamm in
Rosdorf.
Training für Brockenaufstieg
Ein Training zum jährlichen Brockenaufstieg gibt es am Sonntag, 16.
Dezember. Treffpunkt ist um 9.30
Uhr auf dem Parkplatz vom Groner
Kaufpark II. Organisatoren sind der
Nabu und das BrockenaufstiegsTeam. Mehr Infos unter Telefon
0 55 06 / 99 98 22.
Sozialverband Grone
Im Bürgerhaus Grone findet am
Sonntag, 16. Dezember, um 15 Uhr
die 60-Jahr-Feier, verbunden mit
der jährlichen Adventsfeier, des Sozialverbandes Deutschland – Ortsverband Grone – statt.
Sägeparty im Tannen-Hain
Mit einer Weihnachtsbaum-Sägeparty unterstützen Freunde der
Montessorischule die Privatschule
in Geismar. Fünf Euro je Baum gehen an die Einrichtung. Beginn ist
am Sonnabend, 15. Dezember, um
12 Uhr in der Schonung der Gärtnerei Ludwig in Nörten Hardenberg – ab Hagenstraße hinter der
Unterführung rechts abbiegen.
Gründung der Dermatologie
„Die Gründungsphase der Dermatologie in Deutschland“ steht am
Sonntag, 16. Dezember, im Mittelpunkt eines Vortrages von Prof. Albrecht Scholz aus Dresden. Beginn
ist um 15 Uhr im Städtischen Museum Göttingen am Ritterplan. Die
vom Museum und der Hautklinik
der Universitätsmedizin organisierte Veranstaltung schließt das Begleitprogramm der Ausstellung
„Wachs-Bild-Körper“ ab.
In Grone: Zeit für einen Plausch.
Grone / Nikolausberg (mib).
Schüler unterhalten Senioren:
Bei der Weihnachtsfeier Grone
spielte die Bläserklasse der Geschwister-Scholl-Schule für die
rund 250 Gäste Blasmusik und
weihnachtliche Lieder. In Nikolausberg begeisterten die
Schüler der Janusz-KorczakSchule mit ihren Vorführungen, danach sang der Gesangverein Liedertafel Bergeshöh.
Beide Feiern hat der jeweilige
Ortsrat ausgerichtet.
Weihnachtliche Stimmung: Feier in Nikolausberg.
Weihnachtsmarkt in Scheune
Hinzmann
Einen Weihnachtsmarkt veranstaltet die Volkstanzgruppe Esebeck
am Sonnabend, 15. Dezember. In
der Scheune in der Straße Über der
Esebeeke 14 ist ein geselliges Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, Glühwein und Bratwurst geplant. Beginn ist um 14 Uhr.
AUS DER REGION
12
Kerzen für
guten Zweck
Bürgerstiftung hilft
Göttingen (be). 5361 Kinder
sollen in Stadt und Landkreis
Göttingen unter der Armutsgrenze leben. Jedes vierte Kind
müsse auf vieles verzichten,
könne etwa nicht an Ausflügen
der Schule teilnehmen oder
habe kaum Möglichkeiten der
Freizeitgestaltung. Dagegen
wollen die Bürgerstiftung
Göttingen und das Anzeigenblatt Blick etwas tun. Wie
schon in den vergangenen Jahren werden auch diesmal wieder Weihnachtskerzen für einen guten Zweck verkauft – in
vielen Geschäften, Praxen, Autohäusern und Hotels.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf der blauen Kerzen mit
Gänseliesel-, Engel und Tannenbaum-Motiv soll laut Peter
Cordes, Leiter der Bürgerstiftung, gezielt armen Kindern
geholfen werden. Cordes
nennt Beispiele für das, was die
Bürgerstiftung tun will: armen
Kindern Mittagessen ermöglichen, Zuschüsse für Ausflüge
der Klassen bezahlen, einen
Sozialfonds für alle Schulen
aufbauen, die Aufklärungskampagne „Fitte Kids“ zur gesunden Ernährung unterstützen und Wasserautomaten an
vielen Schulen aufstellen.
Biomüll
nicht pressen
Göttingen (kh). „Bioabfälle
bitte nicht in die Behälter einpressen“ – darum bittet die
Stadtreinigung Göttingen. Da
sich in der Vergangenheit Reklamationen von Bürgern, deren Biotonnen nur zum Teil
entleert wurden, häuften, solle vor allem darauf geachtet
werden, dass Bioabfälle nicht
mit zu großem Druck in die
Tonnen gedrückt werden,
teilt die Göttinger Stadtreinigung mit. Wenn die eingepressten Bioabfälle angefroren seien, sei eine vollständige
Leerung der Tonnen ebenfalls nicht möglich. Daher
sollten verschiedene Abfälle
durch eine Lage Zeitungspapier voneinander getrennt
werden, so die Stadtreinigung.
Sonnabend, 22. Dezember 2007
Sieben Professoren entlassen, drei ausgewiesen
Göttinger Sieben, Folge 10: Auf Widerstand folgt Bestrafung / Dienstherr fordert Gehorsam
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 10: die
Bestrafung.
önig Ernst August erfuhr
offiziell erst am 27. NoK
vember von der Protestation.
Die Protestler schienen verkannt zu haben, „daß Wir ihr
alleiniger Dienstherr sind, daß
auch der Diensteid einzig und
allein Uns geleistet werde, somit auch nur Wir allein das
Recht haben, denselben ganz
oder zum Theil zu erlassen“, erklärte König Ernst August im
Entlassungsscript. „Bei unserem Schritt lag bloß die religiöse Überzeugung zu Grunde,
daß wir so handeln müssten,
wenn wir unser Gewissen rein
halten wollten“, argumentierte
Ende Dezember Wilhelm
Grimm. Dem König warfen die
rebellischen Professoren einen
Gesetzesverstoß vor, weil er die
Verfassung aufhob. Sein Vorwurf gegen die Wissenschaftler
lautete wegen ihrer Gehorsamsverweigerung ebenfalls auf
Rechtsbruch.
Zuvor war davon bereits in verschiedenen, auch ausländischen
Zeitungen zu lesen. Nachdem
das Universitätskuratorium vergeblich versucht hatte, die Sieben zur Mäßigung zu bewegen,
begann eine offizielle Untersuchung. Am 4. Dezember wurden die Professoren vor dem
Universitätsgericht
vernommen. Am 14. Dezember trafen Protestation verbreitet
in Göttingen sieben gleichlauIn einem Brief an Prorektor
tende Entlassungsschreiben ein. Bergmann vom 12. Dezember
wies er darüberhinaus an, Dahlmann, Jacob Grimm und Gervinius des Landes zu verweisen,
da sie die Protestation auch außerhalb des Königreiches verbreitet hätten. Ansonsten drohte den Dreien deswegen Verhaftung und Prozess. Den Übrigen blieb der Aufenthalt in Götie Freiburger Zeitung
beschrieb die SolidariD
tätsaktionen am 18. Dezem-
ber:
„Leipzig, 13. Dec. Von den
stattlichen Fackelzügen, welche unsere akademische Jugend in den jüngsten Tagen
gebracht hat, sind Sie sicher
schon unterrichtet. Ob auch
von dem Vivat, welches die
leicht erregbaren Musensöhne beim Verbrennen der Fackeln auf dem Marktplatz den
sieben Göttingern aus weiter
Entfernung zugerufen, laß ich
dahingestellt seyn. Dasselbe
fand allgemeinen Anklang unter der Jugend, erregte Mitgefühl bei Allen (…). Die Adresse der Göttinger Gelehrten
bildet eine beliebte Tagesneuigkeit, diese hat in dem
Gedächtnis aller Jungen die
Erinnerung an den wissenschaftlichen Werth jener
Männer erneuert, und daher
Vorlesung mit Professor Jacob Grimm im Mai 1830 in Göttingen: Die Federzeichnung stammt von
seinem Bruder Ludwig Emil Grimm.
Städtisches Museum Göttingen/Gottschalk
tingen gestattet. Bestraft wurde
auch ein Sympathisant und Helfer der Sieben: der Jurastudent
und spätere Schriftsteller Heinrich Albert Oppermann, der
durch seine Kopier- und Versandaktion für internationale
Verbreitung der Kunde vom
professoralen Widerstand gesorgt hatte. Fünf Jahre Berufsverbot und Verbannung in die
nordwestdeutsche Provinz waren die Folge seiner Mitwirkung.
Katharina Klocke
Gesperrte Tore, gezogene Säbel
die primäre Veranlassung zu
diesem Vivat.“
Alle Solidaritätsaktionen
konnten allerdings den Lauf
der Dinge nicht aufhalten.
In der Allgemeinen Zeitung aus Augsburg wurden
am 19. Dezember die Geschehnisse in Göttingen beschrieben:
„Göttingen, 14. Dec. Die
sieben Professoren sind abgesetzt; Dahlmann, Grimm und
Gervinus müssen binnen drei
Tagen die Stadt verlassen.
Göttingen, 15. Dec. Gestern
Nachmittag kurz vor 3 wurde
den sieben Professoren ihre
Absetzung bekannt; sofort
stellten sie auch ihre Vorlesungen ein; einige, die später
gelesen haben würden, zeigten ihren Zuhörern durch
der Chaussee von hier bis
zum nahegelegenen Weende;
dort liegen Gardes du Corps,
die von Northeim herbeordert sind. Um 7 Uhr waren
alle Straßen wieder ruhig, die
Thore blieben gesperrt. Die
Carcer sollen von Verhafteten
so gefüllt seyn, daß mehrere
Studenten dort nicht haben
untergebracht werden können. Das Gerücht hatte sich
verbreitet, es würden den abgesetzten Professoren mehrere ihrer Collegen freiwillig
folgen. – Diesen Vormittag
waren die meisten Collegien
verödet.
Die
Studenten
drängten sich in dichten Haufen gegen Ewalds Wohnung
und drückten laut ihre Theilnahme aus; von da zogen sie
zu K. O. Müller, der seine
Anschlag in den Hörsälen an,
sie seyen außer Stande weiter
zu lesen (…) Bestürzung,
Neugier und Trauer trieben
Viele auf die Gasse. Zahlreiche Studentengruppen zogen
durch die Straßen, auf die Allee zu Grimm’s, gegen das
Geismarthor, an dem Ewald,
gegen das Weenderthor, vor
welchem Dahlmann und Albrecht wohnen; allein die
Thore waren gesperrt. Landdragoner, theils mit gezogenem Säbel, marschirten durch
die Haufen; Pedelle mahnten
im Namen des Prorectors zur
Ruhe, und forderten die Studenten auf, sich nach Hause
zu begeben. Die Thorwachen
waren doppelt und mehrfach
besetzt, und sind es noch
jetzt. Lärmposten standen auf
Die historische Ausstellung
„Göttinger Sieben. König
Ernst August und der Skandal
von 1837“ soll vom 27. Januar
bis zum 13. April 2008 im Städtischen Museum Göttingen zu
sehen sein.
Vorlesungen einstweilen suspendirt hat. Landdragoner zu
Pferde trieben die Haufen
auseinander, konnten aber eine lebhafte Promenade auf
der Weenderstraße nicht verhindern. Auch die Mahnung
der verabschiedeten Lehrer,
nach Hause zu gehen, war nur
von momentaner Wirkung. “
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover nach
Göttingen
kommt.
Der
46Jährige studierte und
promovierte in Göttingen und
lebt
in
Hannover.
R. Driever
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Spritpreise schnellen nach oben
Erhöhung vor dem Feiertagsverkehr / Region leicht unter Bundesschnitt
Göttingen (hein). Kurz vor
dem erwarteten Ansturm auf
die Tankstellen für die Fahrt
in die Feiertage haben die Mineralölkonzerne die Preise für
Benzin und Diesel am Freitag
wieder nach oben geschraubt.
Benzin, Super und Super plus
verteuerten sich um fünf Cent
pro Liter, Dieseltreibstoff um
drei Cent. Damit hat sich
auch die zuletzt stark geschrumpfte
Preisdifferenz
zwischen Benzin und Diesel
Benzinpreise in der Region
Tankstelle/Adresse
Tankstelle
am Supermarkt,
Große Breite 6
Tankstelle
Kaufland,
Robert-Bosch-Breite 8
Aral**,
Reinhäuser
Landstraße 108
Esso,
Kasseler
Landstraße 12
Jet,
Maschmühlenweg 121
Nörten Hardenberg,
Shell*,
Lauenförder Straße 1
Northeim,
Tankstelle Reuter,
Harztor 24
Groß Schneen,
Star Tankstelle,
Landstraße 5
Super
bleifrei
Normal
Super
Plus*/ **
Diesel
1,379 1,379 1,439 1,289
e
e
1,379 1,379
e
e
1,399e
1,399e
e
e
––
1,289
1,459e
1,299e
e
1,399 1,399 1,459 1,309
e
e
e
e
1,389 1,389 1,449 1,299
e
e
e
e
1,399 1,399 1,529 1,309
e
e
e
e
1,389 1,389 1,449 1,279
e
e
e
e
1,389 1,389 1,449 1,289
e
e
e
e
*Shell: V-Power statt Super Plus **Aral: teilweise Ultimate 100 statt Super plus GT-Grafik: Hilterhaus
ADAC-Benzinpreisumfrage Göttingen und Umgebung vom 21. Dez., 8:50 bis 9:00 Uhr
wieder etwas vergrößert. Wie
immer sind die freien Anbieter am billigsten, gefolgt von
den Jet-Stationen, die einen
Cent pro Liter preisgünstiger
sind als die großen Marken.
Im bundesweiten Vergleich
sind die Spritpreise in der Region geringfügig günstiger als
im Bundesdurchschnitt. Wie
der
Internet-Infoanbieter
www.benzinpreis.de ausweist,
ist der Sprit in Hannover etwa einen Cent pro Liter teurer, in Kassel zwei Cent.
Normal teurer als Super
Durchgängig machen die
vom ADAC beobachteten
Tankstellen zudem keinen
Preisunterschied mehr zwischen Normal- und Superbenzin – auch die Marke Jet,
die noch am längsten einen
Preisabstand von einem Cent
zwischen Normal und Super
aufrecht
erhalten
hatte.
Grund sei unter anderem eine starke Nachfrage aus den
USA nach Normalbenzin, die
dazu geführt habe, dass Normalbenzin zeitweise im Einkauf teurer gewesen sei als
Super, sagte eine Sprecherin
des Mineralölwirtschaftsverbandes.
AUS DER REGION
12
Sonnabend, 29. Dezember 2007
300 Studenten im Triumphzug nach Witzenhausen
Göttinger Sieben, Folge 11: Dahlmann, Gervinius und Grimm verlassen Göttingen mit Eskorte
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 11: Eskortierter Auszug.
Prosit
Neujahr in
Göttingen
Hier wird gefeiert
inner for One gucken,
Fondue oder Raclette
D
essen, Spieleabend oder
ie Entlassung der Göttinger Sieben und die LanD
desverweisung von Dahlmann,
Gervinius und Jacob Grimm
aus dem Königreich Hannover
wurde von der liberalen deutschen Öffentlichkeit mit Empörung aufgenommen. König
Ernst August war auf dem
Wege, zum Bösewicht der
deutschen Nation zu werden.
Heinrich
von
Treitschke
(1834-1896),
konservativer
deutscher Historiker und
Schüler Dahlmanns, benennt
später in seiner „Deutschen
Geschichte“ das Vorgehen des
Herrschers als „so frevelhaft,
so unentschuldbar, so gemeinverständlich in seiner Rohheit,
daß der sittliche Ekel fast alle
irgend selbständigen Männer Nach einer Zeichnung von Robert Geißler: Das trugen Studenten zwischen 1737 und 1887.
Städtisches Museum Göttingen/Gottschalk
zum Widerspruch zwang“.
Professorenschaft spaltete sich verwiesenen – Dahlmann, sen, wo es eine Abschiedfeier stadt Göttingen wirkte sich der
Geteilte Meinungen
in Gegner und Befürworter so- Gervinius und Jacob Grimm – im Rathaus gab. Selbst bei der Verlust hochrangiger LehrkörIn Göttingen waren die Re- wie Wankelmütige. Die Stu- geriet zu einem Triumphzug Weiterreise nach Kassel hatten per negativ aus: Die Studenaktionen geteilt. Die Stadt mit denten waren überwiegend auf aus der Stadt. Mehrere 100 die Professoren noch eine etwa tenzahl erreichte zehn Jahre
ihren Bürgern nahm von den Seiten der Professoren: Der Studenten geleiteten die Un- 80-köpfige Eskorte. Auf das später mit nur noch 582 ImmaEreignissen kaum Notiz. Die Auszug der drei des Landes beugsamen nach Witzenhau- Renommee der Universitäts- trikulierten einen Tiefstand. kk
zum traditionellen Silvestertreffen auf den Markt:
Zum Jahreswechsel wissen
die meisten ganz genau, wie
sie feiern. Für alle Unentschlossenen hat das Tageblatt ein paar Partys zusammengestellt.
18 Uhr
• Feierliche Einstimmung
auf den Jahreswechsel mit
dem Göttinger Symphonieorchester in der Stadthalle
Göttingen, Albaniplatz 2.
• Im
Kleinen Ratskeller
gibt’s ein Silvesterspecial.
19 Uhr
• Silvesternachtsparty mit
einem bayrischen Spezialitätenbuffet im Paulaner,
Düstere Straße 20.
20 Uhr
• „Die N8 der Nächte“ im
Alpenmax. Das eigene Feuerwerk ist in der Weender
Landstraße 3-7 zu sehen.
• Silversterparty mit Bob
Brady im Irish Pub, Mühlenstraße 4.
• Toxic-Silvesterparty in
der Toxic Lounge, Keplerstraße 1a.
Studenten ermahnt, „sich friedlich und ordentlich zu verhalten“
ie Times konnte die
Nachrichten von der EntD
lassung erst am 25. Dez. 1837
melden:
“Hannoversche Angelegenheiten. An diesem Abend haben wir einen Brief aus Göttingen erhalten, datiert vom
14. dieses Monats, aus dem wir
folgende wichtige Information
herauslesen:
„Wie wir soeben erfahren
haben, ist gerade erst ein königlicher Befehl eingetroffen,
der nur von seiner Majestät
unterzeichnet wurde, durch
welchen die sieben Professoren, die den Protest unterzeichnet haben, aus ihren Ämtern entlassen worden sind;
drei von ihnen, nämlich die
Herren Dahlmann, Gervinas
[sic] und Jacob Grimon [sic],
werden aus dem Königreich
von Hannover verbannt, welches sie innerhalb von drei Tagen verlassen müssen. Letzterer soll in der Untersuchung,
die gegen sie unternommen
wurde, gesagt haben, dass sie
es nicht als eine Pflichtverletzung betrachtet haben, kein
Geheimnis aus ihrem Protest
gemacht zu haben. Man befürchtet, dass die Beendigung
ihrer Vorlesungen, die bereits
stattgefunden hat, von weiteren Schließungen anderer
Kurse gefolgt wird. Man befürchtet keine weiteren Störungen hier. Truppen aus verschiedenen Quartieren sind in
der Nachbarschaft angekommen und in Weende, eine halbe Meile von Göttingen, wurde Kavallerie stationiert.
Die sieben Professoren haben veranlasst, dass Ankündigungen an den Türen ihrer
Vorlesungssäle
angebracht
werden, die die Beendigung
der Vorlesung gemäß den Befehlen seiner Majestät bekannt
geben und die Studenten ermahnen, sich friedlich und ordentlich zu verhalten.“
Der Hamburgische Correspondent beschrieb die
Vorgänge um den Auszug der
drei Professoren aus Göttingen am 23. 12.1837:
“Göttingen, 19. Dez.(...)
Nur wenige Professoren hielten im Beiseyn etlicher Studenten Vorlesungen; von den
Letzteren trieben sich die
meisten in den Straßen umher, ohne daß jedoch Ruhestörungen vorgefallen wären.
Bloß auf dem Markte bildete
sich ein größerer Haufe und
bei dieser Gelegenheit wurden einige von der Cavallerie
verwundet.
Noch an demselben
Tage
wurde in einem
Wirthshause
vor der Stadt
die
DankAdresse an die
Profesoren votirt und mit vielen Unterschriften versehen. (...) Die
Studenten beschlossen, ein
feierliches Comitat zu unterlassen, um keinen Anlaß zu
Unfällen zu geben. Es zogen
daher etwa 300 zu Fuße nach
Witzenhausen, von denen viele unterwegs bei einem in einem Dorfe zufällig ausgebrochenen Feuer Hülfe leisteten.
Am Sonntage, den 17. d.,
Morgens um 9 Uhr, fuhren
die drei Professoren, Gervinius mit seiner Frau, von Göt-
tingen ab. Von den übrigen
Professoren stellten sich noch
de sechs Professoren ein, welche die bekannte Erklärung
unterzeichnet hatten. (...) Ueber den Empfang, den die
Professoren zu Witzenhausen
fanden, ist bereits berichtet.
Dahlmann,
Gervinius
und Grimm
sprachen
nach einander. Ersterer
äußerte im
Allgemeinen, er fühle
tief, wie viel
er in Göttingen zurück lasse,
gehe aber nicht ganz verlassen
fort, da er so viel Liebe mit
sich nehme &c. Während des
Essens sangen die Studenten
das bekannte Lied „Als bemooster Bursche zog ich aus
&c. (Refrain: Scheiden und
meiden thut weh!). Auch
überreichte man den Dreien
ein Abschiedsgedicht. Der
Magistrat von Witzenhausen
hatte einen Saal des Rathhauses eingeräumt, wo die Professoren von den Studenten ein-
geladen waren. Von Witzenhausen fuhren die Drei nach
Kassel, wo sie sich einige Zeit
aufzuhalten gedachten, von
etwa 80 Studenten begleitet.
In Kassel war jede Art von
Empfang, vermuthlich auf
desfalls getroffene Anordnung, unterblieben. Auch
wurde den Studenten vorgeschrieben, binnen zwei Stunden Kassel wieder zu verlassen. Einen ähnlichen Befehl
erhielten die Professoren
Dahlmann und Gervinius;
doch wurde ihnen vergönnt,
bis zum nächsten Morgen zu
bleiben. Dahlmann, dem diese
Maaßregel unerwartet kam,
hat sich allerdings nach einigem Besinnen nach Leipzig
begeben.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover nach
Göttingen kommt. Der 46Jährige studierte und promovierte in Göttingen und lebt
derzeit in Hannover.
Mann bricht in
Schwänchenteich
Körbchen-Anwohner fordern Hochwasserschutz
Göttingen (ck). Ein 55 Jahre
alter Mann aus Friedland ist
am Donnerstagmittag in das
dünne Eis des Schwänchenteiches im Cheltenhampark eingebrochen. Die Feuerwehr
musste
den
Mann
mit
Schlauchboot und speziellen
Rettungsanzügen
herausfischen und mit Unterkühlungen ins Krankenhaus bringen.
Eine 58 Jahre alte Zeugin hatte zuvor noch vergeblich versucht, sich auf dem Bauch liegend zu dem Eingebrochenen
vorzurobben, hatte die Aktion
aber abbrechen müssen, als
auch sie einzubrechen drohte.
Was den 55-Jährigen dazu
trieb, die viel zu dünne Eisschicht zu betreten, ist ein
Rätsel. Immerhin schaffte er es
bis zur Mitte, ehe er versank.
Holtensen (kk). Wegen Problemen mit den Entsorgungssystemen der Stadtentwässerung Göttingen haben sich 16
Anwohner des Baugebietes
„Im Körbchen“ zu einer Initiative zusammengetan. In Folge
von Kellerüberflutungen und
Rückstau im Schmutzwasserkanal bei starken Regenfällen
forderten sie die Stadt schriftlich auf, die aus ihrer Sicht unhaltbare Situation baulich zu
entschärfen.
Bei der Beseitigung des Niederschlagswassers beklagen die
Anwohner, dass der nahe gelegene Vorfluter nicht in der Lage sei, Regenwasser schnell genug abzuleiten. Wenn er sich
fülle, steige der Grundwasserspiegel – durch die Keller werde Wasser in die Wohnhäuser
Ortsrat und Bürgerinitiative verärgert über Argumentation der Stadtentwässerung Göttingen
hereingedrückt. Als noch gravierender empfinden die Anwohner, dass bei großen Regenmengen ein Rückstau im
Schmutzwasserkanal entstehe,
der offensichtlich zu klein sei.
Gegen das Eindringen in
Waschbecken und Toiletten
seien die Anlieger zwar durch
Rückstauabsteller geschützt –
deren Einsatz allerdings bewirke,
dass
häusliches
Schmutzwasser nicht mehr in
den Kanal eingeleitet werden
könne.
Anfrage zum Hochwasser
Im Ortsrat Holtensen, der
ebenfalls eine Anfrage zur
Hochwasserproblematik gestellt
hatte, verteidigte die Stadtentwässerung die Leistungsfähigkeit des Vorfluters Feuerteich-
graben – nur schriftlich, statt
wie erhofft mündlich durch einen in den Ortsrat entsandten
Vertreter. Das Gewässer sei
zwar beim letzten Starkregenereignis gut gefüllt gewesen, habe
aber in der Ortslage an keiner
Stelle sein Bett verlassen, heißt
es in der Erklärung. Wegen des
angestiegenen
Grundwasserspiegels seien bei den starken
Regenfällen im September die
Drainagepumpen in Holtenser
Häusern angesprungen. Nur wo
Pumpen oder die Stromversorgung defekt gewesen seien, hätte Wasser in die Gebäude eindringen können, behauptet die
Stadtentwässerung. Auf mangelhafte Hausanlagen (Rückstauklappen und -ventile sowie
Abwasserhebeanlagen) die den
Schmutzwasserabfluss behin-
derten, berief sich die Stadtentwässerung auch in einem
Antwortschreiben an die Initiative „Im Körbchen“ – zur
Unzufriedenheit der Unterzeichner.
Verärgert über die bislang
nur schriftlich vorliegende Argumentation ist auch der Ortsrat Holtensen – angesagt war
für die Sitzung ein mündlicher
Bericht der Stadtentwässerung, der jedoch wegen
Krankheit abgesagt wurde. In
einer nächsten Sitzungen,
wahrscheinlich am 22. Januar,
soll er nachgeholt werden.
Diesen Termin will auch die
Anwohnerinitiative abwarten,
„aber ohne vernünftige Antwort geht es dann auf dem
Rechtsweg weiter“, erklärte
ein Sprecher im Ortsrat.
Feuerwerk: Mit lautem
Krach ins Neue Jahr.
OT
21 Uhr
• Silvesterparty mit DJ Albi in der Musa, Hagenweg
2a.
• Matrix-Silvesterparty in
Nörten-Hardenberg. Special: Alles was im alten Jahr
verzehrt wurde, gibt es im
neuen noch mal gratis. Matrix, Pappelbreite 4.
• Salsa-Silvester im Nörgelbuff, Groner Straße 23.
22 Uhr
• Silvester-Rocknacht im
Exil, Prinzenstraße 13.
• Das Savoy lässt zur großen Silvesterparty die Korken knallen. Gerutscht wird
in der Berliner Straße 5.
• Zu Silvester veranstaltet
der JT-Keller eine Fiesta
Latina, Fingerfood-Buffet
in der Hospitalstraße 6.
• Auf der Hardenberger
Eisbahn wird bei Sekt und
Feuerwerk ins Neue Jahr
gerutscht.
23 Uhr
• DJ BigBadWolf und DJ
Yashmak zählen im Electrosho den Countdown ins neue
Jahr. Weender Straße 38.
0 Uhr
• Traditionelles Treffen
aller Göttinger auf dem
Marktplatz, Markt 1-9.
1 Uhr
• „Die Nacht der Nächte“
auch im EinsB, Nikolaistraße 1b
luk
GÖTTINGEN
10
Montag, 7. Januar 2008
Feuerwehr: Forschung und Grenzen
So erreichen Sie uns:
Lokalredaktion
Bundesweite Konsequenzen nach tödlichem Oeconomicum-Unfall
Göttingen (bib). Der Brand
im Oeconomicum, bei dem im
Sommer 2006 ein Feuerwehrmann ums Leben kam, hat
bundesweit für Diskussionen
gesorgt. Ein Gutachten im
Auftrag des niedersächsischen
Innenministeriums zeigt unter
anderem, dass das Atemschutzgerät des Mannes wegen der
enormen Hitze im Keller des
Unigebäudes versagt hat. Ein
Defekt, der erstmals aufgetreten ist, obwohl das Gerät europaweit im Einsatz ist. Aus dem
Göttinger Fall werden jetzt
bundesweit Konsequenzen gezogen: In Forschungsprojekten
an zwei Landesfeuerwehrschulen soll das Thema weiter untersucht werden.
Dennoch: „Der Unfall hätte
nicht verhindert werden kön-
nen“, sagen Martin Schäfer,
Chef der Göttinger Berufsfeuerwehr und Wachabteilungsführer Jürgen Neupert, der der
Landes-Untersuchungskommission angehörte. Zum einen,
so Schäfer, zeige der Fall, dass
es Grenzen in der Feuerwehrarbeit gebe. Im Keller des Oeconomicums herrschten teils
Temperaturen bis zu 1000
Grad. Die Einsatzkleidung
schützt die Männer so gut,
dass sie Hitze kaum noch spüren. Folge: Die Atemluft kann
zu heiß werden.
Die Untersuchung zeigte,
dass der Feuerwehrmann aus
Geismar rund 109 Grad heiße
Luft eingeatmet hat. Diese hohe Temperatur hat den Defekt
in seinem Atemschutzgerät
verursacht. Die Kollegen des
Mannes atmeten offenbar
schneller, was zu einem Kühlungseffekt führte.
„Im Rahmen der Forschungsprojekte soll nun erstmals der Feuerwehrmann als
ganzes untersucht werden“, so
Schäfer. Im einzelnen seien
Atemluftgeräte, Jacken und alle anderen Ausrüstungsgegenstände zertifiziert und auf
neustem Stand. „Die Ausrüstung war genau so, wie sie sein
sollte, die Ausbildung auch“,
erklärt Neupert. Das Zusammenspiel aller Faktoren aber
soll nun untersucht werden.
Eine weitere Konsequenz:
Seit dem Unfall werden die
Göttinger Einsatzkräfte flächendeckend mit so genannten
Notsignalgebern ausgerüstet.
Das Gerät gibt ein akustisches
bib
bar
mib
be
afu
ck
hein
kk
ft
us
Jürgen Neupert
Martin Schäfer
CH
Signal, wenn sich sein Träger
nicht mehr bewegt. Das erleichtert den Kollegen die Suche – beispielsweise in stockfinsteren verqualmten Kellern.
Dennoch, so Schäfer, müsse
man darüber nachdenken, wie
weit man überhaupt gehen
könne. Auch wenn die Ausrüstung der Männer – wie in Göttingen – technisch top sei, ein
Gerät, das vorher anzeige, was
sich am Einsatzort abspiele,
gebe es nicht.
Neupert und Schäfer fordern das Land Niedersachsen
auf, ein Konzept für eine ganzheitliche Ausbildung zu entwickeln. Bislang bilde man meist
nur einzeln – beispielsweise
Einsatzleiter oder Maschinisten – aus.
Protestation des Gewissens und Akt der Moral?
Göttinger Sieben, Folge 12: Dahlmann und Brüder Grimm in Leipzig und Berlin aufgenommen
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“ widmet das Tageblatt
eine Artikelserie. Heute Folge
12: Rechtfertigungen.
ie Bedeutung der Ereignisse um die sieben proD
testierenden Professoren er-
fasste inzwischen die politische Diskussion in ganz
Deutschland. Die Göttinger
Sieben waren zu Köpfen der
liberalen und konstitutionellen Bewegung geworden.
Zwar schmeichelte ihnen die
plötzliche Popularität, politisch war sie ihnen aber suspekt. Jacob Grimm schrieb
in einem Brief: „...und wir
muszen die albernen Lobeserhebungen der Liberalen
ebenso ertragen als die hoffärtigen Verhöhnungen der
andern Secte.“
Sieben Professoren waren
entlassen, drei von ihnen des
Landes verwiesen worden.
Dies waren als vermeintliche
Rädelsführer
Friedrich
Christoph Dahlmann (1785
bis 1860), Jacob Ludwig Karl
Grimm (1785 bis 1863) und
Wilhelm Karl Grimm (1786
bis 1859). Dahlmann, aufgenommen in Leipzig und Jena,
schrieb später in seiner Rechtfertigungsschrift „Zur Verständigung“: „Man hat diese
Vorstellung vielfältig ohne
Weiteres eine Protestation
Hamburg:„Hamburg,
21.
Dez. Die Aufregung in Folge
der hannöverschen Angelegenheiten dauert hier fort. Eltern, deren Söhne in Göttingen studiren, haben solche zurückberufen, und jeder erkundigt sich ängstlich nach den
von letztgenannter Stadt angekommenen Privatnachrichten, da die öffentlichen unvollständig sind. Heute hat einer unserer ältesten Ärzte einen Subcriptionsbogen für die
7 verabschiedeten Professoren
in Circulation gesetzt und es
haben sich nach ihm sogleich
mehrere Kaufleute und Juristen für ansehnliche Summen
unterzeichnet. Es leidet keinen Zweifel, daß Capitalisten
aller Stände ihrem Beispiel
folgen werden. An der Börse
(...) war der vorerwähnte Ge-
Britta Bielefeld (Ltg.)
901-727
Jörn Barke
901-729
Michael Brakemeier
901-742
Britta Eichner-Ramm
901-777
Andreas Fuhrmann
901-743
Jürgen Gückel
901-734
Matthias Heinzel
901-741
Katharina Klocke
901-723
Gerald Kräft
901-732
Ulrich Schubert
901-731
Fax
901-720
Mail [email protected]
Gebetswoche
der Allianz
Göttingen (bar). Die Gemeinden und Gruppen der Evangelischen Allianz beginnen das Jahr
mit einer gemeinsamen Woche
des Gebets, die von heute bis
Sonntag dauert. Von Montag
bis Freitag gibt jeweils um 20
Uhr (am Donnerstag auch um
16 Uhr) eine Veranstaltung mit
Ansprache: am Montag bei der
Gemeinde Ecclesia, St.-Heinrich-Straße 38a, am Dienstag
bei der Freien evangelischen
Gemeinde, Alfred-Delp-Weg
3a, am Mittwoch im Theologicum der Universität in Raum T
04, am Donnerstag bei den Baptisten, Bürgerstraße 14, am
Freitag bei der Landeskirchlichen Gemeinschaft, Nikolausberger Weg 58. Zu den Vortragenden zählen neben den Pastoren der Gemeinden auch der
ehemalige Göttinger Superintendent Wolf-Dietrich Köhler
und Georg Grobe vom Evangelisch-lutherischen Missionswerk
in Niedersachsen.
Am Sonnabend beginnt um 9
Uhr bei der Heilsarmee, Untere
Maschstraße 13b, ein Gebetsfrühstück. Eine Anmeldung unter Telefon 0551/ 42484 ist erforderlich. Der Abschlussgottesdienst findet am Sonntag um
10 Uhr in St. Albani statt. Gastredner ist Pastor Eckard Krause
vom Missionarischen Zentrum
Hanstedt.
Kurz & knapp
Gemeindefrühstück
Lebens- und Arbeitsgemeinschaft: Jacob und Wilhelm Grimm. Städt. Museum Göttingen/Gottschalk
genannt, damit aber den eigentlichen Gesichtspunkt zu
wenig bezeichnet. Sie ist von
Grund auf eine Protestation
des Gewissens (…) Kann eine
Landesverfassung vor den Au-
gen des Bundes wie ein Spiel- Protestation als Akt der Mozeug zerbrochen werden?“
ral dar: „Und sie hatten zuoberst den Eid auf die Verfas„Eid auf die Verfassung“
sung geleistet, der so heilig ist
Jacob
und
Wilhelm als jeder andere Eid (…) Was
Grimm, die gemeinsam aus nun den Eindruck des zweiten
Kassel von Friedrich Wilhelm Patents mehr als alles steigerIV. von Preußen nach Berlin te, war die darin unumwungerufen wurden, stellten die den ausgesprochne Loszäh-
genstand das allgemeine Gespräch; die Meinung ist hier
ungetheilt gegen die Aufhebung des Grundgesetzes von
1833.“
Zur Solidarität in Berlin
schrieb die Freiburger Zeitung am 31. Dezember: „Berlin, 21. Dez. Es ist hier die Bemerkung gemacht worden,
daß das erste Semester des
zweite Jahrhunderts der Universität Göttingen dem politischen Geschichtschreiber ein
viel ereignißreicheres Material liefern dürfte, als das ganze
erste Jahrhundert der berühmten
Georgia-Augusta.
Auch von hier aus sollen den
entlassenen Professoren, von
denen namentlich die beiden
Brüder Grimm hier sehr viele
hochstehende
persönliche
Freunde besitzen, nicht unansehnliche pecuniäre Unterstützungen angeboten worden
seyn.“
Der Hamburgische Correspondent schrieb am 2. Januar 1838 über die Landesverwiesenen: „Kassel, den 23.
December. Vorigen Sonntag
erwartete man hier die Ankunft der drei Professoren
Dahlmann, J. Grimm und
Gervinius, die bekanntlich
sich in der Lage befanden,
Göttingen und das Königreich Hannover verlassen zu
müssen. Durch Briefe, die bei
den hiesigen Verwandten der
Gebrüder Grimm angelangt
waren, hatte man die Nachricht, daß der Hofrath und
Professor J. Grimm gesonnen war, sich vorerst wieder
bei uns in Kassel niederzulassen. Seine beiden Collegen
und Unglücksgefährten beabsichtigen bloß einige Tage
am hiesigen Orte zu verweilen und dann ihre Reise weiter fortzusetzen, Hofrath
Dahlmann
nach
Nord-
deutschland und Professor
Gervinius nach Süddeutschland. Abends trafen diese drei
erwarteten Gäste auch wirklich hier ein, und Grimm
stieg bei seinem hier ansässigen Bruder (einem Maler und
Kupferstecher) ab, während
die beiden anderen Professoren in einem hiesigen Gasthofe ihr Absteigequartier
nahmen. Da man aber höchsten Orts Besorgnis hegte, daß
die Anwesenheit so vieler
Göttinger Studenten, die an
demselben Tage hier angekommen waren, so wie die
Aufregung einer großen Anzahl junger Leute in der
Stadt, welche damit umgingen, die Gegenwart der Professoren durch öffentliche
Freudenbezeugungen zu ehren, Anlaß zu unruhigen, die
öffentliche Ordnung störenden Auftritten geben könnte;
so war dem Polizei-Director
Das erste Gemeindefrühstück in
St. Petri Grone findet am Donnerstag, 10. Januar, um 9 Uhr in
der Martin-Luther-Straße 18
statt. Anmeldungen bis Montag, 7.
Januar, im Pfarrbüro unter Telefon 0551/ 91718,
lung aller Staatsdiener von
dem auf die Constitution geleisteten Schwur. Dem Gewissen, das keine irdische
Macht, kein König entbinden
kann, wird hier eine Erledigung angeboten, die zu immer währender Belastung
führt.“
kk
„Nicht unansehnliche pecuniäre Unterstützung“ angeboten
ie Freiburger Zeitung
schrieb am 30. Dezember
D
1837 über die Anteilnahme in
0551
Gieseler die höhere Weisung
zugegangen, den Göttingischen Professoren keinen
Aufenthalt in der Residenz zu
gestatten. (...) Grimm allein
bekam als Landes=Eingeborener die Vergünstigung,
hier bleiben zu können. Viele
sahen sich so des Vergnügens
beraubt, jenen Männern ehrenvolle Beweise ihrer Hochachtung und Verehrung an
den Tag zu legen, und manche Pläne, die zu diesem Ende gemacht waren, wurden
solchergestalt vereitelt.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
Ende Januar von Hannover
nach Göttingen kommt. Der
46-Jährige studierte und promovierte in Göttingen und
lebt derzeit in Hannover.
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GÖTTINGEN
8
Donnerstag, 10. Januar 2008
Pfeifenköpfe für den Ruhm
So erreichen Sie uns:
Lokalredaktion
Göttinger Sieben, Folge 13: Dichtung und Vermarktung
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und Ende Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute Folge 13: die
Vermarktung.
nde des Jahres 1837 war es
offensichtlich, dass die VorE
gänge um die Göttinger Sieben
den sich Meldungen vom Fortgang
der Angelegenheit.
Die gemeinsame
Erklärung hatte die
Sieben, ungeachtet
ihrer Wissenschaft,
individuellen Lebensläufe oder politischen Ansichten,
in den Augen der
Öffentlichkeit zur
Einheit verschmolzen. Die Professoren wurden Symbolfiguren des Protests gegen das als
Willkürakt empfundene Vorgehen des Königs. Ihre Konterfeis
waren weit verbreitet, auf Souvenirs wie Tassen, Pfeifenköpfen sowie Drucken, die den
Hang nach Idolen bedienten.
trotz der Bemühungen Ernst
Augusts um Zensur nicht auf
Göttingen und das Königreich
Hannover beschränkt blieben.
Der Sog der konstitutionellen
und liberalen Ansätze war dafür
zu groß. Der Protest der Sieben
wurde erst durch die Öffentlichkeit zum Politikum, so der Historiker Rainer Driever. In un- Verbreitung in Versen
zähligen Zeitungsartikeln fanDarüber hinaus sorgte eine
Vielzahl von Gedichten für eine
Verbreitung der Geschichte.
Wie etwa das Poem „Die Landesflüchtigen“ des Berliner
Dichters Franz Freiherr von
Gaudy (1800 bis1840):
„Drei Männer ziehen aus ihrer Heimathstadt,
Aus welcher sie der Willkühr
Gebot vertrieben hat.
Dort stellten sie die Frage:
Wollt ihr meineidig sein?
Dort schüttelten die Dreie
D
ie Solidarität erstreckte
sich in einer nie gekannten Verbreitung über alle
deutschen Staaten. Von dieser
Anteilnahme berichteten alle
führenden Zeitungen:
Allgemeine Zeitung, 9.
Januar 1838: „Göttingen, 3.
Jan.
Gestern nachmittag
kam hier die Nachricht an,
daß Dahlmann in Leipzig
zum Professor honorarius ernannt sey, so wie alle Sieben
als Professoren in Leipzig das
Recht haben sollen, Vorlesungen zu halten (…) Wie die
Sache der Sieben unter den
Gebildeten hier angesehen
wird, beweißt unter Anderm
dies, daß am 30 Dec. v.J. die
Professoren Albrecht, Ewald,
Weber und Grimm zu Ehrenmitgliedern des hiesigen Museums (Literarisches Museum, Verein zur Beschaffung
Landtagswahl
Seniorenpolitik
In einem Vorabendgespräch geht
der CDU-Landtagskandidat Harald Noack am Donnerstag, 10.
Januar, auf das Thema Seniorenpolitik ein. Die Veranstaltung unter dem Titel „Interesse Älterwerden – Senioren in
Grone“ beginnt
um 17 Uhr im
Saal des Zentrums für ältere
Menschen, Martin-Luther-Straße 16.
bib
bar
mib
be
afu
ck
hein
kk
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us
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Gerald Kräft
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das Haupt und
sprachen: „Nein!“
„Wir haben nur
geredet, wie’s das
Gewissen lehrt,
Wir haben nur
als Männer das
Wort durch That
bewährt.“ So beginnt das Werk
und endet nach etlichen Versen mit
der Belehrung eines Jungen durch
seine Großmutter,
es spreche nichts
dagegen, wenn er
den nach ihrem Gewissen handelnden „Biedermännern“ die
Hand schüttele.
Nicht nur die Rebellen, auch
der Monarch hatte seine Fans,
vor wie nach dem Protest der
Professoren. Erinnerungsstücke
oder Devotionalien waren auch
für das Königshaus in Umlauf.
Das Antlitz von König Ernst
August zierte etwa Pfeifenköpfe
oder feine Tassen mit Goldrand.
kk
Beobachtung
von Planeten
Göttingen (saw). Die Amateurastronomische
Vereinigung Göttingen (AVG) organisiert am Donnerstag, 10. Januar, eine Beobachtung am
Hainberg-Observatorium. Die
Veranstaltung, die den roten
Planeten Mars und seinen
frischgebackenen „Zwergplaneten“ Ceres im Mittelpunkt
hat, beginnt um 20 Uhr. Zusätzlich bietet die Veranstaltung eine kleine „Kunde der
Wintersternbilder“ und einen
Querschnitt durch die schönsten Objekte des Fixsternhimmels. Das Hainberg-Observatorium am Kehr ist über die
Bismarckstraße erreichbar.
Berühmt: Göttinger Sieben und Ernst August auf Pfeifenköpfen
und Tasse.
Städtisches Museum Göttingen/Historisches Museum
Hannover (2)/Gottschalk
Kurz & knapp
„Mut ist angeboren“
Als Ehrenprofessoren willkommen
und Pflege wissenschaftlicher
Lektüre) einstimmig erwählt
wurden.“
Freiburger Zeitung, 9. Januar: „Berlin, 31. Dez. Man
will wissen, daß ein hiesiger
bemittelter Wechsler 100
Rthlr. Zu dem Fond für die
Göttinger Siebenmänner und
ein anderer ein für allemal
200 Rthlr. subscribirt hat. Das
Interesse an ihrem Schicksale
ist so groß hier, daß der Buchhändler in Leipzig, bei welchem nächstens Dahlmanns
Bildniß erscheinen wird, auf
zahlreiche Bestellungen von
hier rechnen darf.“
Hamburgischer Correspondent, 9. Januar: „St. Gallen, den 23. December. Von
hier ist eine, von vielen achtbaren hiesigen Einwohnern,
an deren Spitze Professor
Scheitlin und der Landamman Dr. Raeff stehen, unterzeichnete Zuschrift an die
Professoren Albrecht, Dahlmann, Ewald, Gervinius, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
und Weber abgegangen.“
Ebenfalls 9. Januar 1838:
„Zürich, den 1. Jan. Es haben
sich einige Männer in Zürich
an die Regierung gewendet,
mit der Bitte, man möchte an
die sieben Göttinger Professoren schreiben, wenn sie die
freie Lehre, die ihnen anderswo entzogen worden, auf die
Zürcherische
Hochschule
verpflanzen wollen, so wären
sie als Ehrenprofessoren willkommen.“
Freiburger Zeitung, 11. Januar: „Kassel, 6. Januar. In der
heutigen Sitzung der Stände
wurde mit bedeutender Stimmenmehrheit der Antrag angenommen, die Regierung zu
bitten, den beiden Brüdern
Grimm eine Anstellung in kurhessischen Staatsdiensten zu
gewähren. Falls die Regierung
einem solchen Antrage auch
kein Gehör schenken sollte, so
kann man doch in demselben
einen Ausdruck der öffentlichen Meinung erblicken, die
sich hier bei jeder Gelegenheit
über die hannoversche Rechtsfrage kund thun zu müssen
glaubt.“ 13. Januar: „Manches-
ter, 4. Jan. Die hannöverschen
Angelegenheiten
erreichen
auch in England allgemeines
Interesse, und mit Eifer wird
Alles aufgefaßt, was teutsche
Blätter darüber berichten. Für
die abgesetzten 7 Göttinger
Professoren cirkulirt eine Subscriptionsliste, welche hier, in
Manchester, von den angesehensten und ehrenwerthesten
Männern unterzeichnet wurde
und bereits eine ansehnliche
Summe zeigt.“
Zusammengetragen
und
kommentiert hat die Pressestimmen der Historiker Rainer Driever für die Ausstellung „Göttinger Sieben“, die
im Januar von Hannover nach
Göttingen kommt. Der 46Jährige studierte und promovierte in Göttingen und lebt
derzeit in Hannover.
„Mut ist angeboren“, so die Erinnerungen von Karolina Lanckoronska, deren Lebens- und Leidensweg Norbert Baensch und
Bernd Graubner mit einem Vortrag und einer filmischen Dokumentation am Donnerstag, 10. Januar, nachzeichnen. Beginn ist um
19.30 Uhr im Gemeindesaal St.
Albani (Stadthalle).
Landfrauen-Verein
Unter dem Thema: „Rheuma –
aktuell in der heutigen Zeit“ trifft
sich der Landfrauen-Verein Göttingen am Donnerstag, 10. Januar,
13.30 Uhr im Clarion Hotel in
Göttingen.
„Naturschutz praktisch“
Die biologische Schutzgemeinschaft Göttingen führt am Sonnabend, 12. Januar 2008, im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe
„Naturschutz praktisch“ einen
Pflegeeinstatz am Ossenfelder
Bahndamm durch. Treffpunkt ist
um 9 Uhr der Parkplatz der Zoologie, Berliner Straße 28.
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Göttinger Eiszeit schließt mit gutem Ergebnis
In sieben Wochen mehr als 25 000 Eisläufer / Besucher zwischen zwei und 70 Jahren
Göttingen (mib). Das Göttinger Eiszeit-Team ist mit
der just zu Ende gegangenen
Schlittschuhsaison in der
Lokhalle voll zufrieden. „Besser geht es kaum“, sagt Organisator Kai Ahlborn von der
Göttinger Gesellschaft für
Wirtschaftsförderung
und
Stadtentwicklung (GWG).
Mehr als 25 000 Eisläufer
haben in den sieben Wochen
Eiszeit ihre Runden gedreht –
pro Woche im Schnitt knapp
rend der fünf Wochen insgesamt. 2005/2006 lag der Wochendurchschnitt bei rund
2900 Gästen – 23000 Schlittschuhläufer in acht Wochen.
Unter den diesjährigen Besuchern waren auch rund
6000 Schüler, die vormittags
im Sportunterricht ihre Runden auf der Bahn gedreht haben. 2000 Gäste kamen zu
vier Weihnachtsfeiern der
Eiszeitsponsoren. Der älteste
Läufer war in dieser Saison 70
Jahre alt, der jüngste zwei
Jahre.
Organisiert wurde die Eiszeit in dieser Saison von den
Auszubildenden und Praktikanten bei der GWG – unter
der Leitung von Kai Ahlborn
und Mareike Peters, beide im
dritten Lehrjahr. Für Ahlborn
und Peters nach Abschluss ihrer Ausbildung die letzte Eiszeit. „2008/2009 wird es aber
definitiv eine neue Eiszeit geben“, kündigt Ahlborn an.
Auch wenn die Eiszeit in
Göttingen beendet ist, haben
Schlittschuhläufer noch bis
zum 2. März die Möglichkeit,
auf der Freiluft-Eisbahn in
Nörten-Hardenberg auf die
Kufen zu gehen. Die Bahn ist
CH täglich geöffnet.
3600. „Das Ergebnis der Vorjahre konnte wieder einmal
getoppt werden“, urteilt Ahlborn. So haben man zur Saison 2006/2007 durchschnittlich 3300 Läufer pro Woche
gezählt. 16 500 kamen wäh-
Linke im Landtag
Dietmar Bartsch, Mitglied des
Bundestages
und
Bundesgeschäftsführer der Partei Die Linke
spricht am Donnerstag, 10. Januar, um 19 Uhr im Holbornschen
Haus, Rote Straße 34, in Göttingen. Sein Thema lautet „Chancen
für linke Politik für die Menschen
im kommenden niedersächsischen
Landtag“. Ebenfalls äußern wird
sich Landtagskandidat Patrick
Humke-Focks, moderiert wird die
Veranstaltung von Sabine Lösing.
Sander beim Landvolk
Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander
(FDP) besucht am Donnerstag,
10. Januar, von 13 bis etwa 14.45
Uhr mit der FDP-Landtagskandidatin Petra Strüber den Landvolkverband Göttingen. Das Gespräch
findet im Rosdorfer Grünen Zentrum, Götzenbreite 10, statt. Es
geht um die Ausweisung von Flächen als FFH- und Naturschutzgebiete, Wasserschutz und europäische Wasserrahmenrichtlinie
sowie Hochwasserschutz.
0551
Sechs von mehr als 25 000 Besuchern: Die Eiszeit toppt das Ergebnis des Vorjahres.
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GÖTTINGEN
10
Montag, 14. Januar 2008
Aus Skandal wird
Markenzeichen
Viel Alkohol,
kein Geld
29-jährige Zechprellerin
Göttinger Sieben, Folge 14: Ausstellung
Gervinus und Wilhelm Weber. „Wir wollten die handelnden Personen vorstellen, herausarbeiten, dass die Professoren erst durch Wahrnehmung von Außen zur Gruppe
wurden, dass der König vielschichtige Motive hatte und
nicht einfach ein Bösewicht
war“, sagt Ernst Böhme,
Stadtarchivar und Leiter des
öttinger Sieben®“ – sieben Göttinger Museums.
protestierende Professoren, die mit ihrem Namen für Gemeinsamer Begleitband
ein historisches MarkenzeiDie hannoversche und die
chen stehen: Darum geht es in Göttinger Ausstellung haben
der Ausstellung, die Ende Ja- einen gemeinsamen Begleitnuar vom Historischen Mu- band mit dem Titel „Sieben
seum Hannover ins Städtische gegen den König“, unterscheiMuseum Göttingen übersie- den sich jedoch in der Gestaldelt. Der Untertitel: „König tung und einigen ThemenbeErnst August und der Skandal reichen. Im Städtischen Muvon 1837“. Anlass für die im seum sollen die Vorgeschichte
Oktober in Hannover eröffne- des Verfassungskonfliktes und
te und von beiden Museen ge- die Situation der Residenzmeinsam erarbeitete Präsenta- stadt Hannover verknappt, die
tion ist ein Jahrestag: Vor 170 Rezeption in Vergangenheit
Jahren warfen sieben Professo- und Gegenwart ausführlicher
ren König Ernst August Ver- dargestellt werden: die Göttinfassungsbruch vor – in einer ger Sieben als Kämpfer für den
Protestation, die bis ins Aus- Freiheitsgedanken und gegen
land verbreitet wurde.
Willkür. „Jede Zeit formt sich
Neben dem König waren die ihre Sieben“, heißt es dazu im
Akteure Wilhelm Eduard Al- Ausstellungsbuch. „Im Natiobrecht, Friedrich Christoph nalsozialismus wurden sie als
Dahlmann, Heinrich Georg Vertreter des Volksrechtes geAugust Ewald, Jacob und Wil- gen die Monarchie umgedeuhelm Grimm, Georg Gottfried tet“, erklärt Böhme.
1957, zur Zeit des Kalten
Krieges, traten aus Sicht der
Medien die sogenannte Göttinger Achtzehn das Erbe der sie-
Göttingen (mib). Eine 29jährige Göttingerin hat
nicht nur einen über den
Durst getrunken, sondern
auch mehr als ihre finanziellen Möglichkeiten es
zuließen.
Nach
einer
durchzechten Nacht stellte
die Frau am frühen Sonnabendmorgen fest, dass sie
ihre Rechnung in einer
Diskothek nicht bezahlen
konnte. Es kam zu einem
Streit, zu dem schließlich
die Polizei hinzugezogen
wurde. Da die Zechprellerin nach Einschätzung der
Beamten nicht in Lage
war, ihren Weg allein fortzusetzen, sollte sie „zum
Schutz der eigenen Person“, so die Polizei, in Gewahrsam genommen werden. Damit sei die 29-Jährige nicht einverstanden
gewesen. Sie leistete erheblichen Widerstand, teilt
die Göttinger Polizei weiter mit. Dabei verletzte die
Frau eine Polizeibeamtin
leicht. Der Uneinsichtigen
wurde eine Blutprobe entnommen und ein Strafverfahren eingeleitet.
Ein Verfassungsstreit im Jahr
1837, rebellische Professoren
und ein gekränkter König:
Stoff genug für eine Ausstellung, die zurzeit in Hannover
läuft und am 27. Januar nach
Göttingen kommt. Dem Skandal um die „Göttinger Sieben“
widmet das Tageblatt eine Artikelserie. Heute: Folge 14.
G
Mit Calsows Schreibtisch: Ernst Böhme.
ben Professoren an: 18 Atomwissenschaftler der Universität
Göttingen, die sich öffentlich
gegen die von der Regierung
Adenauer geplante atomare Bewaffnung der Bundesrepublik
aussprachen. „Die werden einen ganzen Raum einnehmen.“
Auch einzelne Exponate
kommen hinzu. Etwa der
Schreibtisch des Göttinger
Bürgermeisters Georg Friedrich Calsow (1857 bis 1931), in
dessen Amtszeit, zugleich die
Zeit Kaiser Wilhelms II., ein
Mischke
Denkmal für die
Sieben
diskutiert, dann aber
obrigkeitsgetreu
verworfen wurde. Und ein aktuelles „Denkmal für Zivilcourage“ wird zu sehen sein: Die
Staats- und Uni- In der SUB: Modell des Sieben-Denkmals.
versitätsbibliothek verleiht für die Zeit der Denkmals, das 1992 am LandAusstellung ihr Modell des von tag in Hannover aufgestellt
Katharina Klocke Göttingen (mib). Bei AlkoFloriano Bodini entworfenen wurde.
hol- und Drogenkontrollen in
Stadt und Landkreis hat die
Polizei Göttingen in der
Nacht zum Sonntag 13 Fahrzeugführer aus den Verkehr
gezogen. Neun von ihnen walung durch seine gelehrten mischen Betrieb deutlich spür- ren unter dem Einfluss von
Verbindungen mitgewirkt. Die bar. Die Freiburger Zeitung Alkohol auf den Straßen unErklärung von sechs hiesigen, schrieb dazu am 6. Februar: terwegs – drei im Auto, sechs
den sieben entlassenen mehr „Man erwartet sehnlichst die auf dem Fahrrad. Der Spitoder weniger befreundeten, Berufung eines Lehrers für das zenreiter bei den Radlern hatProfessoren vom 13. December historische Fach, das durch den te eine gemessene Atemalkov. J. (die sog. Nachprotestierer) Abgang Dahlmanns uns Gervi- holkonzentration von 2,48
ist von denselben nicht, wie ir- nius völlig verwaist ist, und Promille, teilte die Polizei
rig berichtet worden ist, an das ebenso nöthig ist die Berufung mit. Weiter wurden vier FahrUniversitäts-Kuratorium ge- eines Lehrers für die alttesta- ten unter Einfluss von BetäuWissenschaften. bungsmitteln
sendet worden, sondern sie ha- mentlichen
festgestellt.
ben sie bloß in mehreren aus- (…) Die Vorlesungen über Hierbei führte eine Person ein
ländischen Zeitungen, nament- Physik und die damit verbun- Kleinkraftrad. Allen Fahrern
lich der Kasselschen u. Leipzi- dene Experimentirung hat für hat die Polizei die Weiterfahrt
ger, veröffentlicht. Darum ist die ehemaligen Zuhörer des untersagt, Strafverfahren wurauch in Hannover nicht offi- Professors Weber Dr. Himly den eingeleitet.
ziell davon Notiz genommen mit übernommen.“
worden, und es sind daher auch
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Zusammengetragen
und
keine, gedachten Professoren
nachtheilige Verfügungen er- kommentiert hat die Pressefolgt. Man sagt, daß man dies stimmen der Historiker Rainer
dem Cabinetts-Minister v. Driever für die Ausstellung
Schele zu verdanken habe, der „Göttinger Sieben“, die im Jasich unserer Universität bei nuar von Hannover nach Götdem Könige eifrig angenom- tingen kommt. Der 46-Jährige
studierte und promovierte in
men haben sollte.“
Die Lücke durch die Entlas- Göttingen und lebt derzeit in
sung der Sieben war im akade- Hannover.
Mit Drogen
am Steuer
Großer Schaden für Stadt und Universität
m Januar 1838 nahm die
Universität nach der WeihInachtspause
den Lehrbetrieb
wieder auf. Das Fehlen von sieben Professoren war allerdings
deutlich spürbar. Ernst August
hatte in einem Reskript vom
22. Dezember 1837 betont, er
beabsichtige „die durch die
Entlassung (...) entstandene
Lücke auf eine solche Art aufzufüllen, daß dadurch der alte
bewährte Glanz der GeorgsAugust-Universität (...) auf keine Weise gefährdet werde.“ Allerdings gestaltete sich genau
dies schwierig. Die Lehrstühle
konnten nicht mit angesehenen
Wissenschaftlern aus anderen
deutschen Staaten besetzt werden, da sie die Rufe ignorierten
– die Solidarität mit den Göttinger Sieben innerhalb der
wissenschaftlichen Gemeinde
war stark. Für die Göttinger
Universität bedeute dies, dass
sie für die Neubesetzung auf
junge Privatdozenten aus ihren
eigenen Reihen angewiesen
war. Aber auch viele Studenten
verließen die Stadt, die Studentenzahlen gingen um 30 Prozent zurück und blieben noch
weitere 30 Jahre bei 600 bis 700
Immatrikulierten. Der wirtschaftliche Schaden der Affäre
um die Göttinger Sieben war
immens.
Die Freiburger Zeitung
schrieb am 17. Januar 1838
über die weiteren Entwicklungen an der Universität: „Göttingen, 8. Jan. Die Hörsäle der
Professoren sind wieder geöffnet und die Studirenden besuchen ruhig ihre Kollegien wie
vorher, ganz so, als wäre nichts
vorgefallen. Die Aufregung unter ihnen hat sich verloren und
an Störungen der Ordnung
wird nicht mehr gedacht. Auch
sind Prorector und Senat wieder zu ihren Funktionen und
Attributionen zurückgekehrt
und der Polizeidirektor v.
Beaulieu wacht streng über die
Aufrechterhaltung und Beobachtung der Gesetze.
Manche Studenten, die nach
ihrer Heimath abgereist waren,
werden zwar noch vermißt, viele sind jedoch zurückgekommen. Von den Medizinern insbesondere fehlen nur wenige.
Von Seiten des UniversitätsKuratoriums, scheint es, würde
man den noch anwesenden entlassenen Professoren gestatten,
ihre Kollegien zu vollenden, allein nicht mehr in der Eigenschaft als Professoren, sondern
von Privatdocenten. Ewald, der
scharfsinnige Orientalist, der
bereits nach England abgereist
ist, wird, wie man glaubt, die
bei der Londoner Universität
erledigte Professur der Orientalischen Sprachen bekommen,
da er im Sanskrit ebenso bewandert ist, als in der Hebräischen, Arabischen und Persischen Literatur. (…) Man
glaubt, daß Ewalds Schwiegervater, Gauß, bei dieser Anstel-
Chefredakteurin: Ilse Stein
Chef v. Dienst: Markus Scharf
„Konfusion nutzen“
Neujahrsempfang der katholischen Kirche
Grone (mib). Mit rund 160 geladenen Gästen, darunter Vertreter aus Politik, Verwaltung,
Universität und anderen Religionsgemeinschaften, hat die katholische Kirche am Sonntag in
der Kirche St. Heinrich und
Kunigunde ihren Neujahrsempfang gefeiert. In ihrer Ansprache ging Corinna MorysWortmann,
stellvertretende
Vorsitzende des Dekanatspastoralrates, auf anstehende Veränderungen ein: So sei die Fusion
der bisher zehn Gemeinden im
Dekanat zu künftig nur noch
fünf im September abgeschlossen. Auch personelle Änderungen stünden an: Heribert Graab
geht im Juni in den Ruhestand.
Dechant Norbert Hübner folgt
Ende August. Morys-WortTreffen zum neuen Jahr: Dechant Norbert Hübner (2.v.r.) im Gespräch mit Klinikumsvorstand mann regte an, die durch die
Cornelius Frömmel.
Heller Umstrukturierung entstehende
Konfusion und Unsicherheit zu
nutzen. Dadurch würden oft
neue Ideen entstehen.
Die Grüße der Stadt überbrachte
Oberbürgermeister
Wolfgang Meyer (SPD) und
dankte der katholischen Kirche
und ihren Einrichtungen für
ihre „segensreiche Arbeit“. Die
Stadt brauche besonders mit
Blick auf die Kinderbetreuung
eine gute Zusammenarbeit. Für
die evangelische Kirche kündigte die stellvertretende Superintendentin Dagmar Henze
an, die „äußerst produktive
Ökumene“ auch 2008 fortzusetzen. Imam Zekeriya Bülbül
sieht seine Aufgabe darin, Wertevorstellung der Muslime zu
erläutern. Einen Nachholbedarf gebe es, Vorurteile zwischen Islam und Christentum
auszuräumen.
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Freitag, 25. Januar 2008
König Ernst August und der Skandal von 1837
Göttinger Sieben, Folge 15: Historische Ausstellung wird am Sonntag in Göttingen eröffnet
Narren auf
der Piste
Skifasching in Tanne
Rundgang mit Sponsoren: Am Sonntag wird die Ausstellung eröffnet.
Ein Verfassungsstreit, rebellische Professoren und ein gekränkter König: Stoff genug für
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Sonntag, 27. Januar, bis zum
13. April wird sie in Göttingen
gezeigt. Damit endet die Tageblatt-Serie um den Skandal von
1837 mit Folge 15.
n Zimmer eins ist das Licht
Imosphäre
gedimmt, Hinterzimmerateines vergangenen
Jahrhunderts. Ein Tisch mit
Stühlen, Papier, Feder und
Tinte liegen bereit: So ähnlich
könnten die Orte
ausgesehen haben,
an denen vor 170
Jahren die Protestation der sieben
Göttinger Professoren von Studenten abgeschrieben
und in die Welt verschickt wurde. „Die Kommunikation ist eines der Themen im Mittelpunkt“, sagt Ernst Böhme, Leiter des Göttinger Stadtarchivs
und Städtischen Museums.
Geschichtskenntnisse
erwirbt der Besucher anschließend. Wie kam es dazu, dass
die Personalunion zwischen
Großbritannien und Hannover endete, als Nachfolger von
Wilhelm IV. jenseits des Ärmelkanals Königin Viktoria
und diesseits Ernst August ihre
Throne bestiegen? Die Akteure werden im nächsten Raum
vorgestellt. Porträts des Königs und seiner Kontrahenten
zieren die Wände. Ernst August gegenüber zieht das Konterfei der englischen Königin
Viktoria die Blicke der Besucher zwei Räume weiter, wo zu
erfahren ist, wie es mit den gekündigten, teils des
Landes verwiesenen
Professoren
weiter ging. Dazwischen geht es
um die Reaktion
der Bürger: Überall gab es Solidaritätsbekundungen, nur in Göttingen wurde aus Angst vor einer Reaktion des Königs Zustimmung selten laut geäußert.
Auf einen Vorfall stieß Museumsmitarbeiterin Sonja Gin-
Hinzmann
dele allerdings bei ihrer Arbeit
in Archiven: 1938 gerieten bei
einem Universitätsball Gastgeber Mühlenbruch und Gast
Rupprecht „vom Wein erhitzt“ aneinander. Ersterer
schmähte die sieben Professoren, der zweite verließ erbost
die Festivität.
Begleitprogramm
Gesponsert wurde die geschichtliche Ausstellung von
der VGH- und der Sparkassenstiftung sowie der Sparkasse. Eigene Exponate und teils
andere Schwerpunkte haben
die Göttinger Organisatoren in
die zuerst in Hannover gezeigte Präsentation eingearbeitet.
Auch Stationen für BesucherAktivitäten wurden eingerichtet. Das Farbkonzept entwickelte Museumsmitarbeiterin Andrea Rechenberg. Dafür
wurden eigens Holzdielen in
kräftigen Farben bemalt und
über dem Teppichboden verlegt: „Wir befinden uns hier
schließlich im Biedermeier!“
Der Titel der Ausstellung:
„Göttinger Sieben – König
Ernst August und der Skandal
Blickfang: Königin Viktoria und der rote Fußboden.
von 1837“. Geplant ist ein Begleitprogramm, über das ein
Faltblatt informiert. Die erste
Veranstaltung richtet sich am
Dienstag, 29. Januar, ausschließlich an Lehrer: Um
15.30 Uhr wird die Ausstellung
erläutert. Das Museum, Ritterplan 7-8, ist dienstags bis freitags, 10 bis 17 Uhr, sonnabends
und sonntags, 11 bis 17 Uhr,
geöffnet. Weitere Infos im Internet unter www.goettingersieben.info.
Katharina Klocke
Tanne (kah). Närrisches
Treiben auf der Piste: Traditioneller Skifasching findet in Tanne im Hochharz
am Sonntag, 27. Januar,
statt. Auf dem Skihang am
Ortsausgang in Richtung
Benneckenstein tummeln
sich ab 13 Uhr närrische
Figuren.
Unter dem Beifall der
Zuschauer und den anfeuernden Worten des Moderators sollen sich die Teilnehmer auch auf eigentümlichen Gefährten den Hang
hinunter stürzen, so der
Harzer Verkehrsverband.
Ob auf Ski, Schlitten oder
einem selbst gebautem
Schneefahrzeug: Auf der
mit Schikane und Schanze
präparierten Abfahrt soll es
spaßig zur Sache gehen. Eine Jury wählt anschließend
das originellste Kostüm und
vergibt Preise.
Veranstalter
ist
der
Sportverein „Harzfalke“,
der von den ortsansässigen
Vereinen unterstützt wird.
Für das leibliche Wohl ist
gesorgt. Sollte der Schnee
am 27. Januar ausbleiben,
wird die Veranstaltung auf
Sonntag, 3. Februar, verschoben. Infos bei der Tourist-Information unter Telefon 03 94 57/32 26.
Kurz & knapp
„Brasil Tropical“ in Harzburg
Entlassen und teils ausgewiesen
nitiator des ProfessorenIChristoph
Protestes war FriedrichDahlmann. Er
wurde des Landes verwiesen
und ging nach Leipzig, dann
nach Jena und schließlich 1842
nach Bonn, wo er deutsche
Geschichte und Staatswissenschaften lehrte.
Auch Jacob Ludwig Karl
Grimm verließ das Land.
Über Kassel folgte er einem
Ruf nach Berlin und lehrte
dort an der Humboldt-Universität. Georg Gottfried
Gervinus musste Göttingen
ebenfalls den Rücken kehren.
Arbeiteten in Berlin: die Brüder Grimm.
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Ihren Stimmen Gewicht!
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Fritz Güntzler, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
Göttingen
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Göttingen
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✗
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Er ging nach Heidelberg, wo
er von 1844 an wieder lehrte.
Die übrigen Professoren
wurden lediglich aus dem
Göttinger Universitätsdienst
entlassen. Wilhelm Karl
Grimm folgte seinem Bruder
nach Kassel und später nach
Berlin, wo beide Mitglieder
der Akademie der Wissenschaften wurden. 1853 entstand als Gemeinschaftsarbeit
das Deutsche Wörterbuch.
Wilhelm Eduard Albrecht
fand nach seiner Entlassung
Aufnahme in Leipzig, wo er
zunächst als Privatdozent, von
1840 an als Professor des deutschen Rechts tätig war. Eine
Rückberufung nach Göttingen
lehnte er ab.
Zurück kamen nur zwei der
Professoren. Georg Heinrich
August Ewald war zur Uni
Tübingen gegangen. 1848
kehrte er an die Göttinger Georgia Augusta zurück. Wilhelm Eduard Weber blieb
zunächst als Privatgelehrter in
Göttingen, wechselte dann
1843 nach Leipzig. Nach der
Revolution von 1848 kehrte er
auf seine alte Stelle in Göttingen zurück.
kk
Ausschuss berät Theater in
Ganztagsschule Dramfeld
Friedland (ck). Über die Pläne, die Schulform „offene
Ganztagsschule“ in den beiden gemeindlichen Grundschulen in Friedland und
Groß Schneen einzurichten,
wird der Ausschuss für Schule, Jugend, Soziales, Kultur
und Sport der Gemeinde in
seiner kommenden Sitzung
am Donnerstag, 31. Januar,
beraten. Das Gremium tagt
um 18.30 Uhr im Sitzungszimmer der Gemeindeverwaltung in Groß Schneen.
Außerdem stehen Zuschussanträge der Handweberei Rosenwinkel in Besenhausen sowie der Sportvereine von Reiffenhausen und
Ballenhausen auf der Tagesordnung. Schließlich soll
auch der Haushaltsplanentwurf für 2008 beraten werden.
Dramfeld (afu). „Cash – und
ewig rauschen die Gelder“ lautet der Titel eines Theaterstücks, das der Theater- und
Freundschaftsclub Gasparone
aus Elliehausen am Sonnabend, 26. Januar, in Dramfeld
aufführt. Beginn ist um 17 Uhr
im
Dorfgemeinschaftshaus,
Hauptstraße 36. Das Stück
von Michael Cooney erzählt
von Eric Swan, der von den
Stadtwerken entlassen worden
ist. Mit dem Geld vom Sozialamt für einen längst ausgezogenen Untermieter kann er
seiner Frau Linda seine Arbeitslosigkeit verheimlichen.
In der Folge erfindet er allerlei
weitere Untermieter und kassiert im großen Stil ab. Alles
läuft rund – bis Georgia Jenkins vom Sozialamt auftaucht.
Das Lügengebäude von Eric
Swan droht einzustürzen.
Lateinamerikanische Tanz- und
Musikdarbietungen
präsentiert
die „Brasil Tropical“ mit seiner
Produktion „Terra Latina“ am
Sonnabend, 26. Januar, im Kurhaus Bad Harzburg. Das 25-köpfige Ensemble zeigt zu den Rhythmen der Samba Artistik und Akrobatik sowie das „Kampfspiel“ Capoeira. Karten und Infos bei der
Tourist-Information unter Telefon 0 53 22 / 7 53 30.
Eisenbahn-Ausstellung
Die Sonderausstellung „Höchste
Eisenbahn“ im Museum Hameln
läuft noch bis zum 3. Februar. Gezeigt werden Modellbahnen aller
Spuren, darunter eine komplette
Z-Bahn sowie eine Märklin-Bahn
von 1939. Infos zur Schau im Museum, Osterstraße 8-9 sowie zum
museumspädagogischen
Programm
unter
Telefon
0 51 51 / 2 02 12 15.
Friedland
Rosdorf
Jürgen Gückel (ck)
0551/901-734
Andreas Fuhrmann (afu) 0551/901-743
[email protected]
Förderverein:
Fahrt nach Zubri
Rosdorf (afu). Der Förderverein für die Partnerschaft
zwischen Rosdorf und dem
tschechischen Zubri plant von
Mittwoch, 30. April, bis
Sonntag, 4. Mai, einen Besuch
in der tschechischen Stadt.
Interessierte Bürger, die Rosdorfs Partnerstadt kennen lernen möchten, sollten sich bis
Sonntag, 27. Januar, beim
Vorsitzenden des Fördervereins, Werner Wiedekamp,
unter Telefon 05 51 / 7 88 27
melden.

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