Sommersemester 2009 - Hochschule für Musik Saar

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Sommersemester 2009 - Hochschule für Musik Saar
14. Jahrgang / Nr. 1 | Sommersemester 2009 | Gratis
allaBREVE
April 2009
MAGAZIN DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK SAAR
Bruch-Linien:
Max Bruch und seine
Saarbrücker Verwandtschaft
Kontroverse:
Qualifikation
und Bildung
»Star von der Saar«:
Foto: Szene aus der HFM-Oper »The Consul«
Ein HFM-Student
bei DSDS
Zum 200. Geburtstag von
Felix Mendelssohn-Bartholdy
»Die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns«
allaBREVE | Sommersemester 2009 EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser
von »alla breve«,
die vorlesungsfreie Zeit – so zumindest
der fromme Wunsch – bietet die Möglichkeit zur Erledigung manch liegen
gebliebener Vorgänge und Gelegenheit
zum Durch­atmen und für »Zukunftsmusik«.
Während der Winter langsam aber doch
sichtbar Abschied nimmt und die ersten
Vorboten des Frühlings, musikalisch umrahmt von zarten Klarinettentönen aus
den Katakomben der Hochschule, gute
Laune verbreiten, schweifen die Gedanken. Erste lange Jazz-Nacht, Opernaufführungen in Saarbrücken, Homburg und
Illingen, lange Messiaen-Nacht in Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk,
Weihnachtskonzert des Hochschulorchesters, der Ausbau einer Kooperation mit
den Saarbrücker Kammerkonzerten, die
Tage für Interpretation und Aufführungspraxis, FuF-Konzerte und der Gewinn des
Mendelssohn-Preises in Berlin sind nur
einige wenige schöne Erfolge dieser
Hochschule. Ohne die alltäglichen Faktoren wie Hektik, Zeitnot und Zweifel gäbe
es wahrlich Anlass zur Zufriedenheit.
Nächstes Semester wird bestimmt alles
anders, oder?
Der Vorstand der Vereinigung der Freunde und Förderer der HFM hat soeben
einen Wechsel an seiner »Spitze« vollzogen und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum. Ein großes Konzert des
Hochschulorchesters mit Lehrenden und
Studierenden unseres Hauses unter der
Leitung von Maxim Vengerov und der
Mitwirkung von Lehrenden und Studierenden, die Ratifizierung der Kooperation
mit dem Staatstheater und damit einhergehend die Orchesterakademie, die Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker MaxPlanck-Institut, der Ausbau bestehender
– und Aufbau weiterer – Hochschulkooperationen, die Studienreise des Schulmusikorchesters in die Toskana, die Umsetzung des neuen Musikhochschulgeset-
zes hinsichtlich der Strukturreform und
der Modularisierung aller Studiengänge,
Einführung so genannter e-Learnings
sowie Baumaßnahmen im und rund um
das Haus stehen auf der Agenda.
Apropos Baumaßnahme: Die Landesregierung hat ein Konjunkturpaket verabschiedet, welches auch die HFM Saar
berücksichtigt. Ich interpretiere die Bereitschaft, nachhaltig in die Hochschule
zu investieren, sowohl als Anerkennung
steten Bemühens um Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg wie auch als Motivation
für weitere Anstrengungen.
Für das Renommee unserer Hochschule
zeichnen besonders die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen, sowie die Studierenden verantwortlich, die sich dauerhaft, kompetent und
kollegial für die Belange, Interessen und
die Entwicklung des Hauses engagieren
und um Weltoffenheit und gute Atmosphäre bemüht sind. Unsere Freunde und
Förderer haben großen Anteil an der Realisierung vieler für die Hochschule wichtiger Projekte.
Ich möchte mich bei Ihnen allen sehr
herzlich für die Unterstützung und Loyalität bedanken und Sie ermutigen, uns
auch weiterhin gewogen zu bleiben!
Viel Vergnügen bei der Lektüre der
neuen alla breve – die übrigens ab dieser
Ausgabe in einem neuen Gewand und
erstmals durchgehend farbig erscheint!
Herzlich,
Ihr
Professor Thomas Duis
Rektor der Hochschule für Musik Saar
3
Sommersemester 2009 IMPRESSUM
INHALT
Editorial
3
Bruch-Linien:
Max Bruch und seine Saarbrücker Verwandtschaft
6
Geschlossene Mannschaftsleistung:
Die Mendelssohn-Preisträger der HFM
7
Star von der Saar: DSDS-Teilnehmer Tobias Rößler
8
Veranstaltungen von
HFM
Netzwerk Musik Saar
Saarländischer Rundfunk Saarländisches Staatstheater
9
13
15
16
Panorama
17
Studium
Kontroverse: Qualifikation und Bildung
20
Neues vom Campus
26
Essay:
»Die glänzende Bahn dieses seltenen Gestirns«
Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag
27
allaBREVE Magazin der Hochschule für Musik Saar Herausgeber/V.i.S.d.P.: Prof. Thomas Duis,Rektor der Hochschule für
Musik Saar, Bismarckstraße 1, 66111 Saarbrücken, Telefon: 0681/967310, Fax: 0681/9673130, www.hfm.saarland.de
Redaktion: Thomas Wolter, E-Mail: [email protected] Gestaltung: Swetka Bär ([email protected]) Druck: Fischer Druck
allaBREVE erscheint zu Beginn eines jeden Semesters. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbeSaarbrücken
dingt die Meinung der Redaktion wieder.
Auflage: 2.000
©
Texte und Fotos: Hochschule für Musik Saar, Titelfoto: Renée Günther
5
allaBREVE
HFM-REPORT
Berühmter »Vetter«:
Max Bruch (1838 – 1920)
Bruch-Linien
Die Saarbrücker BierbrauerFamilie Bruch und der
Komponist Max Bruch haben
einen gemeinsamen Vorfahren
von Thomas Wolter
I m Jahr 1560 wurde in Saarbrücken ein Mann geboren und,
wie damals in der nassauischen Grafschaft üblich, katholisch
getauft. Nach der Einführung der lutherischen Reformation
bekehrte er sich zum Protestantismus und ergriff den geistlichen
Beruf eines Propstes. Der Name des Mannes war Thomas Bruch.
Viel mehr ist über den geistlichen Herrn aus dem 16. Jahrhundert nicht überliefert – nur so viel: er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der gemeinsame Ahnherr des bekannten Komponisten
Max Bruch (1838 – 1920) und der traditionsreichen Saarbrücker
Bierbrauer-Familie Bruch.
Die überraschende Verwandtschaftsbeziehung der beiden
»Bruch-Linien« hat der SR-Redakteur Dr. Friedrich Spange­
macher bei Recherchen über Max Bruch (wieder-) entdeckt.
Er stieß bei seinen Nachforschungen auf eine Biographie des
englischen Dirigenten und Musikwissenschaftlers Christopher
Fifield (Max Bruch: His Life and Works. London: Gollancz,
1988). Fifield beschreibt in einem einleitenden Kapitel seines
Buches die Herkunft Max Bruchs, die im letzten nachweisbaren
Glied auf den besagten Saarbrücker Thomas Bruch der Reformationszeit zurückgeht.
Fehlende Linie im »Arier-Nachweis«
Ein Wintertag Anfang 2009. Spurensuche in der BrauereiGaststätte Der Stiefel am St. Johanner Markt in Saarbrücken.
Seit 1702 befindet sich das Wirtshaus, in dem ursprünglich eine
Schuster-Werkstatt untergebracht war, im Besitz der Saarbrücker Familie Bruch. Das derzeitige Oberhaupt der Familie, in der
achten Generation Bierbrauer und Chef eines Unternehmens mit
insgesamt 70 Mitarbeitern, ist ein Namensvetter des Urahnen.
Thomas Bruch widmet sich mit Feuer und Flamme der spontan
anberaumten Ahnenforschung. Ihm war die entfernte Verwandtschaftsbeziehung aus mündlicher Familienüberlieferung zwar
durchaus geläufig, aber ein stichhaltiger Nachweis fehlte bislang.
Im Familienbesitz befindet sich lediglich ein Stammbaum aus
den 1930er Jahren, die der Saarbrücker Genealoge G.A. Berg-
6
Sommersemester 2009 1755), der als Arzt in Bergzabern praktizierte, gehen die Zweige
der Bruch-Familie geographisch und beruflich weit auseinander.
Ein Enkel Johann Paul Bruchs war Christian Gottlieb Bruch
(1771 – 1836), der Großvater des Komponisten und sein
berühmtester Vorfahre. Er war zunächst Pfarrer in Bergzabern
und wurde später als Superintendent und Vorsteher der protestantischen Gemeinde nach Köln berufen. Seine Schwiegertochter
Wilhelmine, geborene Almenräder (1799 – 1867), eine Sängerin,
bringt dann die musikalische Begabung in die Familie.
Ihre Brüder besaßen eine Musikalien- und Instrumentenhandlung in Köln und gründeten 1812 zusammen mit ihrem Vater
die Kölner Musikalische Gesellschaft. Am 6. Januar 1838 erblickte
Max Bruch als ältestes von zwei Kindern von August Carl Friedrich und Wilhelmine Bruch das Licht der Welt.
Ein Zeitgenosse Felix Mendelssohn-Bartholdys und Johannes
Brahms, die er beide sehr verehrte, genoss Max Bruch als Instru-
HFM-REPORT
mental-Komponist der romantischen Schule mit einem ausgeprägten Faible für Vokalmusik und Volkslieder großes Ansehen.
Dennoch konnte er zeit seines Lebens nie aus dem Schatten seines übermächtigen Freundes Brahms heraustreten. Bis heute beschränkt sich die Rezeption des Komponisten Bruch daher weitgehend auf sein erstes Violinkonzert (g-Moll op. 26, entstanden
1865 – 67). Zu unrecht, wie viele Fachleute meinen.
In der Saarbrücker Familie Bruch ist man stolz auf den berühmten entfernten Vetter, auch wenn die Musik im Alltag der Bierbrauer derzeit keine allzu große Rolle spielt. Das könnte sich
bald ändern: Thomas Bruch möchte nach den nun vorliegenden
Befunden versuchen, mit den Nachfahren Max Bruchs in Kontakt
zu treten. Ein großes Familien-Treffen am ungefähren Ausgangspunkt der Geschichte - im Innenhof der Bruchschen StiefelGaststätte im Zentrum Saarbrückens – das wäre doch was. Geschlossene Mannschaftsleistung
mann seinerzeit als »Arier-Nachweis« anfertigte. Trotz eingehender Untersuchung mit einer Lupe: die Linie im FamilienStamm­baum, die nach Fifields Erkenntnissen zu Max Bruch
führen sollte, bricht nach wenigen Generationen abrupt ab.
Wurde sie vom linientreuen Parteigenossen Bergmann absichtlich unterschlagen? In der Nazi-Zeit hat man Max Bruch,
vor allem aufgrund seines verfemten Werkes Kol Nidre (op. 47)
und seiner Nähe zu Mendelssohn, häufig jüdische Vorfahren
angedichtet. Wollte Bergmann den vermeintlichen »Schandfleck«
aus der Bruch-Genealogie tilgen? Das Rätsel wird wohl nie mehr
zu lösen sein. Wie aber konnte Christopher Fifield im fernen
Großbritannien die vermutlich stichhaltige Verwandtschaftsbeziehung herleiten?
Spurensuche in England
Christopher Fifield ist zwar gerade erst von einer Konzertreise
aus Deutschland zurückgekehrt, doch der britische Gelehrte
zeigt sich sehr kooperativ und interessiert an unserer DetektivArbeit. Ein Mail-Wechsel mit dem Musikwissenschaftler in
London sorgt denn auch rasch für Aufklärung.
Bei den Recherchen zu seinem Buch über Max Bruch stieß
Christopher Fifield auf eine Monographie von Gustav Fellerer
aus dem Jahr 1974, die in den Beiträgen zur rheinischen Musikgeschichte erschienen ist. Fellerer selbst nennt als Quelle den Aufsatz eines gewissen F. Schmitz, publiziert unter dem Titel Die
saarländischen und pfälzischen Ahnen des Komponisten Max Bruch
in den Südwestdeutschen Heimatblättern Nr. 13 (1927).
Dieser hat, unter eingehender Analyse alter Kirchenbücher und
ideologisch unbelastet, sehr wahrscheinlich die vollständige
Ahnenfolge aufgespürt.
Die Wege der Familie Bruch trennen sich
Mehrere Generationen lang blieben die Nachfahren Thomas
Bruchs in Saarbrücken und der näheren Umgebung ansässig.
Mit dem Ururenkel des Ahnherrn, Johann Paul Bruch (1699 –
Chi-Hsien Kuan und Michael Christensen
sind die Gewinner des diesjährigen
Felix Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerbs
So sehen Sieger aus: Er, der Amerikaner,
misst beinahe zwei Meter; sie, die Taiwanesin, ist dagegen eher von zierlicher
Erscheinung. Ein völlig unausgeglichenes
Paar auf den ersten Blick. Doch vereint
können die Beiden weit über sich hinauswachsen und in ungeahnte Höhen vorstoßen – und dies in einer Disziplin, die
allerhöchste Anforderungen an ein fein
abgestimmtes Miteinander stellt.
Der schlaksige Michael Christensen und
seine anmutige Partnerin Chi-Hsien Kuan
sind die diesjährigen Preisträger des Felix
Mendelssohn-Bartholdy-Wettbewerbs der
deutschen Musikhochschulen in der
Wertung »Klavier-Duo«. Vom Gewinn
dieser bedeutenden Auszeichnung für
Musik-Studierende im deutschsprachigen
Raum war wohl niemand mehr überrascht
als das Duo aus der Solistenklasse von
Prof. Kristin Merscher selbst.
Hinter dem Berliner Triumph steckt harte
Arbeit. Neun Monate lang haben sich die
Duo-Partner, die auch privat ein gut eingespieltes Paar sind, auf diesen Wettbewerb vorbereitet. Der Erfolg ist überdies
das Ergebnis einer geschlossenen Mannschaftsleistung von HFM-Professoren:
Neben der Hauptfachlehrerin Kristin
Merscher haben sich auch die Kammer-
musik-Experten Prof. Tatevik Mokatsian
und Prof. Eduard Brunner sowie der Spezialist für Neue Musik, Prof. Theo Brandmüller, an der Vorbereitung und dem
Feintuning des Klavier-Tandems beteiligt.
»Es war ein unbeschreibliches Gefühl!«,
sagt Michael Christensen, als beide Gewinner die Auszeichnung, verbunden mit
einem üppigen Preisgeld in Höhe von
4.000 €, in Händen hielten. Geboren im
US-Bundesstaat Utah wuchs Christensen
in Konstanz am Bodensee als Spross eines
Klarinettisten-Paares auf. Dem Blasinstrument gilt denn auch neben dem Klavier
seine größte musikalische Leidenschaft.
Mit seiner Partnerin Chi-Hsien teilt er
nicht nur die Liebe zur chinesischen Kultur, inklusive der Küche, sondern auch die
Begeisterung für Jazz-Musik. Beide wünschen sich für ihre berufliche Zukunft
einen ausgeglichenen Mix aus künstlerischer und lehrender Tätigkeit.
Chi-Hisen Kuan kam 2006 von der Musikhochschule Würzburg in die Solistenklasse von Prof. Kristin Merscher. An ihrer
Lehrerin schätzt sie vor allem die Fähigkeit, die individuellen Stärken ihrer Studierenden zu fördern und ihnen darüber
hinaus den notwendigen mentalen Rück-
Chi-Hsien Kuan und Michael Christensen
halt geben zu können. Ausschlaggebend
für den Mendelssohn-Erfolg sei neben
dem erstklassigen Hauptfach-Unterricht
auch die vorzügliche kammermusikalische
Ausbildung an unserer Hochschule gewesen. Neben zwei interessanten Konzertangeboten in Berlin und Wiesbaden hat das
Klavier-Duo für die nahe Zukunft noch
keine konkreten Pläne. Doch über die
Teilnahme an weiteren Wettbewerben
wird zumindest schon mal nachgedacht im Visier sind auch ganz große Brocken
wie der ARD-Musikwettbewerb. Ein
weiteres Großereignis steht 2009 allerdings schon mit Gewissheit fest: die
Hochzeit des glücklichen Tasten-Duos
zum Jahresende.
Thomas Wolter
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HFM-REPORT
allaBREVE
Sommersemester 2009 VERANSTALTUNGEN
»Welcome America«
American Week der Hochschule für Musik Saar
HFM-Student Tobias Rößler
erreicht die Endrunde von
»Deutschland sucht den Superstar«
Samstag-Nacht, Coloneum Köln:
1.200 Zuschauer im Saal und zehn
Millionen vor den Fernsehschirmen
verfolgen die erste große Endausscheidung der RTL-Castingshow »Deutschland
sucht den Superstar« (DSDS).
Von 15 Kandidaten werden zehn in die
nächste Runde kommen. Unter den Teilnehmern ist auch der HFM-Student
Tobias Rößler. Die Spannung im Saal ist
mit den Händen greifbar.
M it seiner Interpretation des Songs Here Without you von
3 Doors hat Tobias zuvor eine überzeugende Vorstellung abgeliefert, die auch Pop-Scharfrichter Dieter Bohlen begeisterte.
Dennoch und zur Enttäuschung vieler: im Showdown entscheidet sich die Jury der quietschbunten TV-Talentshow doch lieber
für schrille Auftritte als für musikalische Qualität: der seriöse
Musik-Handwerker Tobias fliegt raus, Paradiesvogel Benny
zieht weiter. Der glücklose Kandidat aus dem Saarland nimmt
es sportlich, verabschiedet sich anständig und hinterlässt jenen
lässig-unaufgeregten Eindruck, mit dem er sich im gesamten
Verlauf der Casting-Show so wohltuend aus dem Kreis der
Kandidaten hervorhob.
mich nicht verbiegen lassen!« Das hat ihm wohl den Erfolg gekostet, aber seine Selbstachtung hat er sich bewahrt.
Klar, ein bisschen geknickt war er anfangs schon nach dem abrupten Ausscheiden. »Ein, zwei Runden weiter zu ziehen, das
hätte schon gut gepasst!« Aber die Welt geht für ihn davon nicht
unter. 2008 war er schon mal dabei, flog aber weit früher raus.
Von über 30.000 Bewerbern jetzt unter die letzten fünfzehn zu
kommen, das ist schon was. Mit DSDS ist jedoch ein für allemal
Schluss. Fast glaubt man, so etwas wie Erleichterung herauszuhören.
Zwei Wochen nach dem Kölner Auftritt; Tobias Rößler ist
wieder voll und ganz auf dem Boden der Realität gelandet.
Vom ersten Casting bis zum Finale liegen vier intensive Monate
hinter ihm, davon die letzten Wochen weitgehend abgeschirmt
in einem künstlichen Medien-Biotop aus Aufnahmestudios,
Probebühnen, Presseterminen, Luxushotels …
Die richtige Welt hat den sympathischen 20-Jährigen wieder und
das ist zunächst seine Familie im saarländischen Saarwellingen,
seine langjährige Freundin und seine Ausbildung an unserer
Hochschule. Seit dem letzten Semester ist der bodenständige
Schulmusik-Student an der HFM eingeschrieben, studiert im
Hauptfach Klavier bei Prof. Kristin Merscher und im Nebenfach
Gesang bei Berthold Hirschfeld. An der Uni Saarbrücken hat er
als Zusatzfach Mathematik belegt.
Angeregt plaudert er aus dem Nähkästchen. Mit dem polarisierenden Produzenten-Zar Dieter Bohlen hat er sich gut verstanden: »Der ist privat genauso wie auf Bühne, ungeschminkt geradeheraus und offen, authentisch eben.« Werden die Teilnehmer
der Show auch menschlich betreut?: »Jede Woche gab es einen
Gesprächstermin beim Psychologen. Das ist wichtig, um nicht
die Bodenhaftung zu verlieren.« Trotzdem: gegen Ende des
Wettbewerbs wurde der Konkurrenzkampf unter den Kandidaten
immer härter und gandenloser. »Jeder versuchte sich so auffällig
wie möglich in der Öffentlichkeit darzustellen.« Er, der Zurückhaltende, hat das grelle Spektakel nicht mitgemacht: »Ich wollte
Geschadet hat ihm seine DSDS-Kandidatur auf jeden Fall nicht:
»Ich habe vieles über das Musikgeschäft erfahren, einige wichtige
Kontakte geknüpft, meine Bühnenpräsenz hat sich enorm verbessert und ich habe selbstsicheres Auftreten in schwierigen Situationen gelernt.« Erfahrungen, die ihm später im angestrebten
Lehrerberuf zugute kommen werden und die sich jetzt schon in
seinen insgesamt vier Band-Projekten auszahlen. Die sind nach
dem tragisch-schönen TV-Auftritt ihres Frontmanns Tobias
Rößler im Moment ziemlich angesagt. Ein wirklicher Star geht
eben auch aus der Niederlage als Sieger hervor.
Thomas Wolter
8
Die Musikfestspiele Saar stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen amerikanischer
Musik. Von April bis Juli 2009 werden die Werke der bekanntesten amerikanischen
Komponisten präsentiert, wie z. B. Barber, Copland, Bernstein oder Gershwin sowie
Weltstars aus Klassik, Jazz, Rock und Gospel.
Das Festival »Welcome America« beginnt
mit einem dreifachen Paukenschlag:
Pop-Ikone Bob Dylan ist am 5. April zum
ersten Mal im Saarland zu erleben; eine
Premiere für das Musikkorps der Bundeswehr ist das Konzert in der Philharmonie
Berlin mit einer »Hommage an John Philip Sousa«, dem König der amerikanischen
Marschmusik (Solist ist der Posaunist
Jiggs Whigham). Die offizielle Eröffnung
des Festivals wird am 9. Mai 2009 in der
Industriekathedrale »Alte Schmelz« in
St. Ingbert stattfinden, auf dem Programm
steht neben dem Klavierkonzert in F von
George Gershwin die zum ersten Mal im
Saarland aufgeführte »Kaddisch-Sinfonie«
von Leonard Bernstein.
America at its best
Das Festival bietet »American music at its
best« mit vielen Highlights: Ute Lemper
lädt am 15. Mai im Dillinger Lokschuppen zusammen mit ihrer Band zu einer
musikalischen Reise von Berlin über Paris
zum Broadway ein. Gershwins Oper
»Porgy and Bess« wird vom Star-Saxophonisten Tony Lakatos in einer einmaligen Fassung für Jazzquintett und unter
Mitwirkung der Sänger Romy Camerun
und Miles Griffith am 22. Mai in der
Werkstatt der Industriekultur in Göttelborn präsentiert.
Der kanadische Pianist Marc-André
Hamelin spielt am 27. Mai in der Hochschule für Musik Saar u.a. seine sensationelle Interpretation der Chopin-Metamorphosen von Godowsky;
Bobby McFerrin, der geniale Jazzimprovisator, bietet am 29. Mai im Audimax
der Universität des Saarlandes ein Soloprogramm.
Die weltberühmte amerikanische Sängerin Jessye Norman präsentiert am 24. Mai
in der Saarbrücker Ludwigskirche zusammen mit dem Pianisten Mark Markham
das Programm »American Masters« mit
Liedern von Leonard Bernstein, Scott
David Garrett tritt mit seiner Band am
14. Juni im E-Werk Saarbrücken auf und
mit dem Bruckner-Orchester Linz
(Beethoven, Violinkonzert) am 8. Juli,
in der Industriekathedrale in St. Ingbert;
Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester interpretieren am 22. Juni in der
Congresshalle Saarbrücken die Sinfonie
Nr. 1 von Charles Ives und die Sinfonie
Nr. 8 von Anton Bruckner.
Die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Helen Schneider wird am
26. Juni in Metz im Arsenal in Kurt Weills
»Die sieben Todsünden« brillieren;
Cameron Carpenter wird am 28. Juni in
der Saarbrücker Basilika St. Johann seine
faszinierenden und virtuosen Orgelkünste
demonstrieren; Frank Nimsgern präsentiert am 4. Juli im Zeltpalast Merzig Ausschnitte aus eigenen und amerikanischen
Musicals; der Jazzpianist Chick Corea
tritt am 7. Juli im Herz-Zentrum Völklingen auf. Den Abschluss bildet der sensationelle Jazztrompeter Wynton Marsalis
mit dem Jazz at Lincoln Center am 25. Juli
im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
Theo Schmitt
HDW
»Star von der Saar«
In Kooperation mit den Musikfestspielen Saar
Joplin, Harold Arlen, George Gershwin
und Duke Ellington; das Musical
»West Side Story« kann man in der
weltweit exklusiv lizenzierten Produktion
vom 10. bis 12. Juni im Theater am Ring in
Saarlouis erleben.
Welcome
America!
5. April – 25. Juli 2009
Das Saarland
präsentiert die Weltspitze
amerikanischer Musik:
Bob Dylan: 5. April 2009
Ute Lemper: 15. Mai 2009
Porgy and Bess: 22. Mai 2009
Jessye Norman: 24. Mai 2009
Bobby McFerrin: 29. Mai 2009
West Side Story: 9. – 12. Juni 2009
David Garrett: 14. Juni & 8. Juli 2009
Kent Nagano: 22. Juni 2009
Chick Corea: 7. Juli 2009
Wynton Marsalis: 25. Juli 2009
A l le Ve ra n sta l t u n g e n & K o n z e r te u n te r w w w. m u s i k fe st s p i e le - s a a r. d e · I n fo - S e r v i ce : 0 6 8 1 / 9 7 6 1 0 0
allaBREVE
VERANSTALTUNGEN
American Week
der Hochschule für Musik Saar
Seit vielen Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen den Musikfestspielen
Saar und der Hochschule für Musik Saar.
»Ob Welturaufführung des Gesamtwerks von
E. Grieg, Konzerte mit den Themenschwerpunkten Italien, Russland, Spanien und
Ungarn, oder aber die ›Amerikanische Woche‹
– die Hochschule für Musik Saar spielt eine
wichtige Rolle in der Planung und Durchführung der Musikfestspiele. Mitglieder der
Hochschule für Musik Saar werden im hauseigenen Konzertsaal, aber auch im reizvollen
Ambiente vieler saarländischer Veranstaltungsorte, lyrische und virtuose Werke für
Kammermusik bis zum Jazz aufführen.
Darüber hinaus werden wir große Musiker
wie Daniel Pollack, Marc-André Hamelin
und die Jackson Singers zu Masterclasses und
Konzerten begrüßen dürfen. Darauf freuen
wir uns sehr.«
Prof. Thomas Duis, Rektor der HFM
info
Festival-Infos unter Tel. 0681/976100 oder
www.musikfestspiele-saar.de
Tickets: SR am Markt, Tel. 0681/9880880 oder bei
KulTour, Tel: 0681/588 22-222 oder allen CTS-Verkaufsstellen sowie bundesweit unter www.eventim.de
Programm der American Week
American Horn Quartet &
Hornklasse Han
Mo. 11.05., 19.00 Uhr,
Hochschule für Musik Saar
Professorenkonzert
Tanja Becker-Bender, Violine
Stefan Litwin, Klavier
Di. 12.05., 20.00 Uhr,
Sitzungssaal Rathaus Tholey
Klavierabend Daniel Pollack
Do. 14.05., 19.00 Uhr,
Hoch­schule für Musik Saar
Konzertbesucher
auf der ganzen Welt
schätzen das unverwechselbare Klavierspiel Daniel Pollacks
aufgrund seiner
besonderen Klangfarbe, gepaart mit
einer hinreißenden
Virtuosität, die bei seinen Auftritten eine
elektrifizierende Wirkung entfalten und
der Imagination des Publikums Flügel
Gieseking-Trio (Klaviertrio)
Do.14.05., 20.00 Uhr,
Eisenbahnhalle Losheim am See
Let’s swing!
Wolfgang Bogler /Wolf Mayer
and friends
Swinging Songs aus dem
Great American Songbook
Fr. 15.05., 20.00 Uhr,
Eisenbahnhalle, Losheim am See
Abschlusskonzert
Klavier-Kurs Daniel Pollack
Sa. 16.05., 19.00 Uhr,
Hochschule für Musik Saar
Vierhändiger Klavierabend
Fedele Antonicelli und
Francesca Tortora
So. 17.05., 19.00 Uhr,
Hochschule für Musik Saar
Eintritt pro Konzert: 12,– €
Jackson Singers:
Mittwoch, 27. Mai, 19.00 Uhr, HFM
(in Verbindung mit einem Vortrag für
Studierende der HFM)
»The Best of Black American Music«
Sonntag, 5. Juli, 19.00 Uhr, HFM
(in Verbindung mit einem Workshop für
Studierende der HFM)
Der kanadische Pianist und Komponist
Marc-André Hamelin gilt als einer der
führenden jüngeren Pianisten der Gegenwart und wird von einigen auch als der
technisch beste lebende Pianist angesehen.
Er widmet sich insbesondere den Werken
wenig bekannter Komponisten des 19.
und 20. Jahrhunderts, spielt jedoch auch
das internationale Standardrepertoire. Er
ist dafür bekannt, selten aufgeführte Stücke mit extremer technischer wie interpretatorischer Schwierigkeit zu spielen (so
etwa von Godowsky, Ornstein, Roslawetz,
Catoire, Ives und Sorabji). Aufsehen
erregten seine Interpretationen von
Werken von Charles Valentin Alkan und
Paul Dukas. Ebenso hat er als einer von
wenigen Pianisten sämtliche Studien über
Chopins Etüden von Leopold Godowsky
eingespielt. Diese Aufnahme erhielt 2000
den Gramophone Instrumental Award.
Die Jackson Singers sagen über sich selbst:
»Wir wollen durch Gesang und entsprechendes Handeln versuchen, diese Welt so zu
verändern, dass sie zu einem besseren Ort für
uns alle wird«. Anfang der 80er Jahre von
Robert De Witt Jackson aus den besten
Sängerinnen und Sängern des 40-köpfigen Chors »Martin Luther King Singers«
gegründet, haben die Jackson Singers diese Botschaft bei zahlreichen Konzerten in
ganz Europa vorgetragen. Zum Repertoire
der Jackson Singers gehören die traditionellen Spirituals genauso wie moderne
Gospel-Songs und religiöse Balladen.
Alle Mitglieder des Chores sind großartige Solisten, die sich im Vortragen der
Songs abwechselnd präsentieren.
Die Popularität und der Erfolg der Jackson Singers erklären sich durch die freie,
ungezwungene und emotionale Art des
Vortrages. Sie versetzen damit die Zuhö-
10
rer in jene euphorische Stimmung,
wie man sie aus
den Gottesdiensten
in der USA her
kennt: eine dichte,
knisternde, fast
schon elektrisierende Atmosphäre.
Vortrag: »Jedem Kind sein
Instrument«
»Jedem Kind sein Instrument« –
zu dieser Initiative gibt es am Donnerstag,
dem 23. April 2009, von 12 bis 14 Uhr,
eine Vortragsveranstaltung in Studio 6 der
HFM. Die Referentin Mirjam Siebenlist
wird das Projekt in einem mündlichen
Vortrag und mit einem kurzen Film
vorstellen, anschließend erläutert sie die
spezifischen Anforderungen für Lehrkräfte und beantwortet Fragen des Publikums.
Veranstalter ist die Bochumer Stiftung
»Jedem Kind ein Instrument«.
Die Teilnahme ist kostenlos.
VERANSTALTUNGEN
Konzert-Tipp: »The American
Way of Bandmusic«
verleihen. »Er ist einer der letzten zeitgenössischen Pianisten«, schreibt die »New York
Times«, »der noch durch ein unsichtbares
Band mit der goldenen Zeit des Klaviers
verbunden ist.«
Weitere Konzerte der Musikfestspiele in der HFM
Klavierabend
mit Marc-André Hamelin
Sommersemester 2009 2. HFM-Woche der Kammermusik
Joseph Haydn:
Eine musikalische Reise
von Wien nach Ungarn
(red). Bereits zum zweiten Mal öffnet
unsere Hochschule ihre Pforten für die
HFM-Woche der Kammermusik. Sie findet
in diesem Jahr vom 3. – 6. Juni 2009 statt.
Im 200. Todesjahr des Komponisten wird
an den vier Konzertabenden der Reihe
das kammermusikalische Schaffen Joseph
Haydns gewürdigt. Ferner wird eine
Brücke zur Musik ungarischer Komponisten von Dohnanyi bis Kurtág geschlagen.
Joseph Haydn, geboren in einem
österreichischen Ort Rohrau nahe der
ungarischen Grenze, war Kirchen- und
Straßenmusiker in Wien und danach
Kapellmeister in Eisenstadt im Dienste
der Fürsten Esterházy, einen der einflussreichsten ungarischen Adeligen.
Symphonien, Opern, Kantaten und
auch zahlreiche Kammermusikwerke
von Haydn sind in Esterháza entstanden.
Neben Studierenden der Hochschule
musizieren die HFM-Professoren:
Eduard Brunner, Tanja Becker-Bender,
Mario Blaumer, Wolfgang Harrer,
Jone Kaliunaite, Ansgar Krause und
Tatevik Mokatsian.
Sonntag, 21. 06. 2009, 18.00 Uhr,
Congresshalle, Saarbrücken
Musikhaus Arthur Knopp präsentiert im
Rahmen der Musikfestspiele Saar:
The American Way of Bandmusic
Bergkapelle der RAG an der Saar
Leitung: Bernhard Stopp
Musikverein Braunshausen
Leitung: Stefan Barth
Solist: Jörg Benzmüller, Alt-Saxophon
Dieses Konzert präsentiert mit der Bergkapelle der RAG Saar und dem Musikverein Braunshausen die leistungsfähigsten
und innovativsten Blasorchester des
Saarlandes. Auf dem Programm stehen
populäre Werke u.a. von Leonard Bernstein, Leroy Anderson, George Gershwin
und John Philip Sousa.
Institut für historische
Aufführungspraxis
Donnerstag, 21. Juni 2009
(Christi Himmelfahrt), 17 Uhr
Evangelische Stiftskirche St. Arnual,
Saarbrücken – Eintritt frei
Krieg und Frieden (Arbeitstitel)
»Alte« und »Neue« Vokal- und
Instrumentalmusik von Dufay, Lasso,
Schütz, Scelsi, Huber, Schnebel u. a.
Studierende des Fachbereichs Vokalmusik
und des Instituts für historische
Aufführungspraxis der Hochschule
für Musik Saar
Musikalische Leitung: Lutz Gillmann
Vorverkauf:
Musikhaus Arthur Knopp
Futterstraße 4, 66111 Saarbrücken,
Tel. 0681 / 9 10 10-0
www.musikhaus-knopp.de
Ticketpreise: 15 / 12,– €
Klaviertrios aus
drei Jahrhunderten
(red). Die Klavierkammermusik-Klasse
von Professorin Tatevik Mokatsian
präsentiert in zwei Konzerten, am
Mittwoch, den 6. Mai und am Freitag,
den 8. Mai 2009, jeweils um 19 Uhr im
Konzertsaal der HFM Klaviertrios aus drei
Jahrhunderten. Aufgeführt werden Werke
von Mozart, Beethoven, Brahms, Schumann, Tschaikowsky, Ravel, Chausson,
Gaubert, Bernstein, Copland und Yun.
Sonntag, 12. Juli 2009, 17 Uhr
Konzertsaal der Hochschule für Musik
Saar – Eintritt frei
Sonaten des Früh- und Hochbarock
Klassen
Mechthild Blaumer (Barockvioline) und
Lutz Gillmann (Cembalo)
Vernissage
Am Sonntag, den 10. Mai 2009, 17 Uhr,
wird im Foyer der Hochschule eine neue
Ausstellung der saarländischen Künstlerin
Marlene Reucher eröffnet.
Tag der Musik 2009
(red). Am Wochenende vom 12. bis
14. Juni 2009 wird zum ersten Mal der
bundesweite Tag der Musik durchgeführt. Initiatoren des Musik-Festivals
sind der Deutsche Musikrat und der
Verein »Tag der Musik e.V.«. Auch das
Saarland wird sich mit einer Reihe von
Konzerten und Festivals an dem langen
Musik-Wochenende beteiligen. Vorgesehen sind unter anderem Auftritte des
Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters
und des Jugend-Jazz-Orchesters unter
der Leitung von HFM-Professor Georg
Ruby sowie Konzerte kleinerer Ensembles
und Gruppen. Die Konzerte werden in
der Congresshalle, zum Teil auch open
air in der Saarbrücker Fußgängerzone
stattfinden. Organisatoren des saarländischen »Tages der Musik« sind neben dem
saarländischen Landesmusikrat die Stadt
Saarbrücken sowie verschiedene andere
Verbände und private Sponsoren
Das vollständige HFM-Programm finden Sie in unserem Konzert-Flyer oder im Internet unter www.hfm.saarland.de
11
allaBREVE
VERANSTALTUNGEN
Kooperation für Musik in der
Großregion (CMGR)
Arbeitsphase 2009 des Jungen
Orchesters der Großregion
Nach der erfolgreichen Jubiläumstour
2008 nebst krönendem Abschlusskonzert
in Brüssel, findet die diesjährige Arbeitsphase des Jungen Orchesters der Großregion vom 24. Oktober bis 6. November
unter der Federführung des Konservatoriums von Metz statt. Unter der Leitung
von Jacques Mercier stehen bei der
Konzert-Tournee 2009 Werke von Jean
Sibelius, Edvard Grieg und Igor Strawinsky auf dem Programm. Als Solist wird der
Pianist Vahan Mardirossian zu hören sein.
Neben fünf Auftritten in der Großregion
gibt es auch ein Gastspiel in Reims. Die
Mitglieder des Jungen Orchester der
Großregion sind Studierende der PartnerInstitutionen innerhalb der CMGR
(Kooperation für Musik in der Großregion): die HFM Saarbrücken, die
Hoch­schule für Musik Mainz sowie die
Konservatorien von Lüttich, Metz, Nancy,
Luxembourg, Esch-sur-Alzette und
Diekirch/Ettelbruck.
(red). Auch im aktuellen Sommersemester bringt die Konzertreihe »Saarbrücker
Kammerkonzerte« wieder einige hochkarätige Musik-Abende auf die HFM-Bühne. Als ausführende Musiker dabei sind
unter anderen auch die HFM-Professoren
Ruth Ziesak und Thomas Duis.
Der Eintritt zu den Kammerkonzerten ist
für Studierende, Lehrende und sonstige
Angehörige der Hochschule nach vorheriger Anmeldung (Listeneintrag) frei.
Gastiert bei den Saar­
brücker Kammer­
konzerten: die neue
Gesangsprofessorin
09Saarphiharmonie_anz16-24_1.qxd 26.03.2009
Ruth Ziesak
12
Netzwerk Musik Saar
Programm 1–2009
»strukturwandel« –
neues hören und sehen
Freitag, 22.05.2009, 19.00 Uhr,
Konzertsaal HFM,
Alexej Gorlatch (Klavier)
Werke von Robert Schumann,
Béla Bartók und Frédéric Chopin
Freitag, 26.06.2009, 19.00 Uhr,
Konzertsaal HFM,
Laurent Albrecht Breuninger (Violine)
Thomas Duis (Klavier)
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart,
Ludwig van Beethoven und Edvard Grieg
11:17
Seite 1
SAARPHILHARMONIE
I M
E - W E R K
S A A R B R Ü C K E N
I H R N E U E R K O N Z E R T S A A L – WERDEN AUCH SIE MITGLIED
Stationen der diesjährigen Konzertreise:
Reims, Samstag, 31. 10.
Saarbrücken (Funkhaus Halberg)
Sonntag, 01. November, 20.00 Uhr
Liège (Salle Philharmonique)
Montag, 02. November
Metz (Arsenal) –
Mittwoch, 04. November
Mainz (»Alte Mensa« – Campus) –
Donnerstag, 05. November
Luxembourg (Conservatoire)
Freitag, 06. November
(Änderungen vorbehalten)
Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.
Anmeldungen für das Orchester sind
bis spätestens zum 26. Juni 2009 an die
CMGR-Geschäftsstelle zu richten.
Weitere Informationen erhalten Sie auf
der Website der CMGR www.cmgr.eu
oder direkt bei der Geschäftsstelle
([email protected])
Freitag, 24.04.2009, 19.00 Uhr,
Konzertsaal HFM,
Ruth Ziesak (Sopran)
Eric Schneider (Klavier)
Werke von Robert Schumann
und Oliver Messiaen
Saarbrücker Kammerkonzerte
Die Namensliste aktualisieren wir fortlaufend auf unserer
homepage www.saarphilharmonie.de. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 30 Euro pro Kalenderjahr. Der Vereinszweck ist als gemeinnützig anerkannt.
Damit sind Ihr Mitgliedsbeitrag und Ihre Spenden
steuerlich absetzbar.
D I E S P E N D E N K O N T E N – F Ö R D E R V E R E I N S A A R P H I L H A R M O N I E E . V. | Deutsche Bank,
Konto 0 211 060, BLZ 590 700 70 | Bank 1 Saar, Konto 106 579 008, BLZ 591 900 00
Bilder � Stephan Braunfels Architekten
D e r K o n t a k t – F ö r d e r v e r e i n S a a r p h i l h a r m o n i e e . V. | c / o F u n k h a u s H a l b e r g | 6 6 1 0 0 S a a r b r ü c k e n
Te l e f o n 0 6 8 1 / 6 0 2 - 2 2 4 1 | F a x 0 6 8 1 / 6 0 2 - 2 2 4 9 | E - M a i l i n f o @ s a a r p h i l h a r m o n i e . d e
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Saarbrücker Komponistenwerkstatt
21. Mai 2009, 20 Uhr
Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg
im Rahmen von Mouvement
Festival für Neue Musik
Das Konzert wird vom Saarländischen
Rundfunk aufgezeichnet. Die Saarbrücker Komponistenwerkstatt ist kein
Wettbewerb, sondern ein Workshop, in
dem Komponistinnen und Komponisten
an der Einstudierung ihrer Werke aktiv
mitarbeiten und sie in einem öffentlichen
Seminar vorstellen. Zusätzlich zur Komponistenwerkstatt vergibt die Deutsche
Radio Philharmonie an einen Komponisten aus dem Kreis der Preisträger einen
Auftrag zum Thema Strukturwandel. Die
Uraufführung wird die DRP spielen. Sie
wird im Rahmen eines Studiokonzerts
stattfinden und von einem Programm
zum Thema begleitet, das von Schülern
erarbeitet wird.
Eine Kooperation von Deutscher Radio
Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern,
Saarländischem Rundfunk, der Hochschule
für Musik Saar und Netzwerk Musik Saar
Leitung: Johannes Kalitzke
Mouvement im Schülerorchester
23. Mai 2009, 11 Uhr
Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg
im Rahmen von Mouvement
Festival für Neue Musik
Bisher unterstützen bereits zahlreiche Personen aus
Kultur, Wirtschaft und Politik unsere Initiative für die
Saarphilharmonie.
Seit langer Zeit haben die Musik-Liebenden unserer
Region einen Traum: Die Saarphilharmonie wird der erste
und einzige wirkliche Konzertsaal des Saarlandes, der
allen Musikinstitutionen für Proben und Konzerte zur
Verfügung steht, der Deutschen Radio Philharmonie,
dem Saarländischen Staatsorchester, den Orchestern
und Ensembles der Hochschule für Musik, den
Musikfestspielen Saar, internationalen Gastorchestern,
den Musikschulen, dem LJO, dem LSO und vielen
anderen. Ein Raum, der die musikalische Arbeit und die
Begegnung mit dem Publikum fördert.
Sommersemester 2009 e
Die Deutsche Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern hat den
Komponisten Günter Steinke, FolkwangHochschule Essen, eingeladen, ein Stück
für Laienorchester und Profi -Ensembles
zu schreiben. Als Partner [Laienorchester] konnte das Saarländische Schülerorchester [SSO] unter der Leitung von
Ewald Becker gewonnen werden. Bereits
im August 2008 wurde ein gemeinsames
kurzes Stück, eine sogenannte »graphische
Notation«, mit dem SSO unter Anleitung
von Günter Steinke und dem Schlagzeuger Matthias Kaul vom Ensemble L’Art
pour l’Art einstudiert.
In einer zweiten Phase wird der Kompo-
VERANSTALTUNGEN
nist das Werk fertig auskomponieren,
das dann ab Anfang des Jahres 2009 unter
Anleitung professioneller Musiker zusammen mit dem SSO und dem Ensemble
L’Art pour l’Art [Schlagzeug, Gitarre,
Flöte] einstudiert wird. Ein gemeinsames
Konzert wird das Stück im Mai 2009 zur
Uraufführung bringen.
Eine Kooperation der Deutschen Radio
Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
mit dem Saarländischen Schülerorchester und
dem Ensemble »L’Art pour l’Art «
Leitung: Ewald Becker
Musikmaschine
Premiere: 19. Juni 2009, 19.30 Uhr
weitere Termine: 20., 21., 23. Juni,
jeweils 19.30 Uhr
Saarländisches Staatstheater,
Großes Haus
Das Projekt Musikmaschine will mit
Jugendlichen der Region eine theatrale
Odyssee unternehmen, die den Sound der
Industriekultur in die heutige Zeit und
in eine heutige Bühnensprache überträgt.
Das Saarländische Staatsorchester wird
gemeinsam mit den jungen Musikern des
Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters
Saar eine Partitur zur Uraufführung bringen, die der amerikanische Komponist Ari
Benjamin Meyers eigens für dieses Projekt
komponiert. Er verbindet in seinen
Kompositionen Erfahrung mit klassischen
Orchestern und Kompositionstechniken
mit der Komposition und Aufführung von
Clubmusik. Auf der Bühne des Staatstheaters wird dazu eine Szenenfolge über die
Identität der jungen Performer erarbeitet,
die von professionellen Bühnenkünstlern in Szene gesetzt wird. Bewegung,
Stimmen, Rhythmus und Aktion werden
authentisch eingesetzt und machen die
Aufführung zu einem gemeinsamen Erlebnis von Zuschauern und Akteuren.
Ari Benjamin Meyers (*1972) lebt seit
1996 in Berlin, wo er u. a. die Berliner
Erstaufführung von Philip Glass‹ Oper
Einstein on the Beach dirigierte. Seine
Oper Defendants Rosenberg wurde an der
Oper Magdeburg uraufgeführt. Die szenische Leitung hat der Choreograph Jürgen
Müller, der u. a. durch seine Arbeit für das
katalanische Theaterkollektiv La fura dels
baus bekannt wurde.
Die Gruppe wurde 1979 als Straßentheatertruppe gegründet und gilt heute als
eine der weltweit bedeutendsten Forma-
tionen für experimentelles Theater. Die
Aufführungen der Truppe zeichnen sich
vor allem durch eine kraftvolle, bisweilen
provozierende Bildsprache, den Einsatz
neuer Technologien sowie die aktive
Beteiligung der Zuschauer am Geschehen
aus.
Komposition und musikalische Leitung: Ari
Benjamin Meyers
Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme:
Jürgen Müller [La fura dels baus]
In Kooperation mit dem
Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Saar
Liquid Penguin
Workshop Klanginnovation
1. – 4. Juli 2009
Von-der-Leyen-Gymnasium Blieskastel
Nach dem erfolgreichen Workshop zum
Thema Klangkunst/Radiokunst im Jahr
2008 machen die Schüler in diesem
Workshop Bekanntschaft mit der Arbeit
und dem Denken von John Cage. Das
Ergebnis wird beim Schulfest am 4. Juli in
einer Performance präsentiert.
Die Veranstaltungen im Rahmen des Projektes »strukturwandel – neues hören und sehen«
werden gefördert durch das Netzwerk Neue
Musik, ein Förderprojekt der Kulturstiftung
des Bundes, sowie durch das Ministerium
für Bildung, Familie, Frauen und Kultur
Saarland, die Landeshauptstadt Saarbrücken, Dezernat für Bildung, Kultur und
Wissenschaft, Saarland-Sporttoto GmbH,
Stiftung für Kunst, Kultur und Soziales
der Sparda-Bank Südwest, Kreisstadt St.
Wendel, Mia-Münster-Haus, St. Wendel,
Arbeit und Kultur Saarland GmbH, Union
Stiftung, Stiftung ME Saar
Komponiert die Musikmaschine:
Ari Benjamin Meyers
13
VERANSTALTUNGEN
allaBREVE
AMERICAN DREAMS
AMERIKANISCHE (T)RÄUME
Sommersemester 2009 VERANSTALTUNGEN
Saarländischer Rundfunk
»American Dreams –
Amerikanische (T)Räume«
Mouvement. Festival für Neue Musik
20. – 24. Mai 2009 in Saarbrücken
Festival für Neue Musik
Artists in residence:
Ensemble
L’ART POUR L’ART
20.-24. Mai 2009
Saarbrücken
www.sr-online.de/mouvement
Amerikanische Musik in Kammerkonzerten, Performance und Orchesterkonzerten
Artists in residence: Ensemble L’ART
POUR L’ART
Es ist ein Land der unbegrenzten
Möglichkeiten. Wer hätte gedacht, dass
es einem Schwarzen gelingen würde,
Präsident der Vereinigten Staaten von
Amerika zu werden? Doch Barack Obama
rief »Yes, we can« und setzte sich trotz
aller rassistischen Ressentiments durch.
Zwar ist Amerika auch ein Land, in dem
Hass und soziale Spannungen durchaus
zu blinder Gewalt und Unrecht führen
können. Trotzdem: Der Glaube an unbegrenzte Möglichkeiten und dieses »Yes,
we can«, also »Ja, wir können es schaffen«,
ist in der amerikanischen Mentalität tief
verwurzelt. Und in der Musik, die auch
ein Spiegel der Gesellschaft ist, kann man
dies nachhören.
Kreativität gegen sturen Dogmatismus
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts, als
europäische Komponisten wie Richard
Strauss noch ganz in der Spätromantik verfangen waren, experimentierten
Komponisten wie Charles Ives oder
Hernry Cowell in der Avantgardegruppe
der »American Five« bereits mit geräuschhafter Tonerzeugung und Vierteltönen.
Als man nach dem zweiten Weltkrieg
in Europa Musik nach mathematischen
Grundsätzen errechnete, widersetzten
sich amerikanische Komponisten wie
John Cage diesem sturen Dogmatismus
und fingen an, musikalische Aktionen
über kreativen Umgang mit dem Zufall
zu finden. Amerikanische Musik bedeutet immer auch das Finden des eigenen
Weges abseits der Konvention.
Heute sind es Musiker wie Elliott Sharp,
Marina Rosenfeld oder Marc Feldman,
die ihre eigenen Wege abseits der zumindest in Europa gültigen Kategorisierungen
gefunden haben. Es sind Musiker, deren
künstlerischer Mittelpunkt in einer der
wichtigsten Kunstmetropolen der Welt
Der New Yorker
Gitarrist Elliott Sharp
Das Ensemble L‹ART POUR L‹ART
liegt. »In den Achtzigern war New York
eine spannende Stadt für Kunst. Die Luft
brannte, die Leute gingen aus, waren neugierig«, erinnert sich der Gitarrist Elliott
Sharp. Zusammen mit seinen Musikerkollegen überschreitet er die Grenzen von so
genannter Ernster und Unterhaltungsmusik. Marina Rosenfeld ist so eine Art DJ
und erschafft auf drehenden Plattentellern
faszinierende Klangwelten. Elliott Sharp
ist einer der angesagtesten New Yorker
Gitarristen und bewegt sich souverän
zwischen Rock, Free Jazz und Neuer
Musik – als Interpret und Komponist in
einer Person. Gleiches gilt für den Geiger
Marc Feldman.
»Mouvement 2009« bringt diese Musiker
nach Saarbrücken und vereint auf diese
Weise einige der spannendsten zeitgenössischen Musiker Amerikas in einem
Festival.
Artist in Residence ist das Ensemble »L’art pour l’art«, das seit 25 Jahren
intensive Kontakte zur amerikanischen
Musikszene unterhält und hier zu Lande
seit Jahren mit seiner offenen toleranten
Art gegenüber Stilistiken große Erfolge feiert. Die englische Neue-MusikZeitschrift »The Wire« erklärte »L’art
pour l’art«-Schlagzeuger und Komponist
Matthias Kaul zum »wichtigsten SoloPerkussionisten Europas«.
»Musik wie ein warmes Glühen«
Auf dem Programm von »Mouvement
2009« stehen Stücke von minimal-musicKomponist Steve Reich ebenso wie Werke
von John Cage oder eine Hommage an
den amerikanischen Kultgitarristen Jimi
Hendrix. »Mouvement im Schulorchester«, ein im Rahmen von Netzwerk Neue
Musik von der Bundeskulturstiftung gefördertes Projekt, bringt das Saarländische
Interpret und
Komponist
Marc Feldmann
Schülerorchester mit dem Ensemble »L’art
pour l’art« zusammen, und im Abschlusskonzert der »Saarbrücker Komponistenwerkstatt« spielt die Deutsche Radio
Philharmonie Werke der allerjüngsten
Komponistengeneration.
Zum Abschluss des Festivals erklingt in
einer Interpretation der Deutschen Radio
Philharmonie unter Emilio Pomárico
Morton Feldmans »Coptic Light« – eine
Komposition, die in einer Kritik gelobt
wurde als »Musik wie ein warmes Glühen, dem man kaum widerstehen kann wie
einem warmen Feuer in einer Winternacht.«
Außerdem zum Finale: »Symphonia:
sum fluxae pretium spei« von dem jetzt
100-jährigen amerikanischen AvantgardeKomponisten Elliott Carter.
Karsten Neuschwender
Programm: siehe Flyer oder
www.sr-online.de/mouvement
L’ART POUR L’ART
L’ART POUR L’ART gehört zu den ungewöhnlichsten Formationen und ist eines der bedeutendsten
Ensembles für zeitgenössische Musik. L’ART POUR
L’ART, dessen Besetzung sich im Bedarfsfalle aus
einem festen Musikerkreis erweitert, wurde 1983
von den hochkarätigen Musikerpersönlichkeiten
Matthias Kaul (Schlagzeug), Astrid Schmeling
(Flöte) und Michael Schröder (Gitarre) gegründet.
L’ART POUR L’ART bereichert als musikalische
Ideenfabrik die Gegenwartskunst durch folgenreiche
Projekte. Häufig die künstlerischen Erfordernisse der
Zeit vorweg nehmend, vertritt das Ensemble den
ursprünglichen Sinn des Kunstbegriffes »l’art pour
l’art«.
15
allaBREVE
VERANSTALTUNGEN Kafkas »Amerika« im SST
Die nächsten
Opernpremieren im SST
Alessandro Scarlatti
IL TIGRANE
Deutsche Erstaufführung
am 25. April 2009, SST
Richard Strauss
SALOME
Premiere am 7. Juni 2009, SST
Die Konzerte
des Saarländischen
Staatsorchesters bis Juli ’09
6. Sinfoniekonzert
Montag, 6. und Dienstag, 7. April 2009,
20.00 Uhr, Congresshalle
Johannes Brahms:
Ein deutsches Requiem op. 45
Alexandra Lubchansky, Sopran
Gabriel Suovanen, Bariton
Jean Monnet Chor – Chœur Symphonique der Großregion
Leitung: Constantin Trinks
7. Sinfoniekonzert
Montag, 25. und Dienstag, 26. Mai 2009,
20.00 Uhr, Congresshalle
Franz Schubert:
Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 (»Tragische«)
Gustav Mahler: Kindertotenlieder
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3
Es-Dur op. 55 (»Eroica«)
Alexandra Petersamer, Mezzosopran
Leitung: Hendrik Vestmann
16
Olivier Messiaen (1908 – 1992)
Szenenfotos aus der SST-Produktion »Amerika«
Szenenfoto aus »Xerxes«
8. Sinfoniekonzert
Montag, 29. und Dienstag, 30. Juni 2009,
20.00 Uhr, Congresshalle
Florent Schmitt:
Etude pour »Le palais hanté« op. 49
(nach E. A. Poe)
Florent Schmitt: Légende op.66
für Saxophon und Orchester
Claude Debussy: Rhapsodie mauresque
für Saxophon und Orchester
Alexander Zemlinsky: Die Seejungfrau
Joachim Król, Rezitation
Christian Peters, Saxophon
Leitung: Constantin Trinks
Kammerkonzerte
6. Kammerkonzert
Sonntag, 5. April 2009
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart,
Niels Wilhelm Gade und Francis Poulenc
Maris-Ensemble: Mechtild Diepers, Flöte
Günter Schraml, Klarinette
Carmen Maior-Rüstig, Viola
Ayşegül Ristenpart, Klavier
7. Kammerkonzert
Sonntag, 3. Mai 2009
Werke von Robert Fuchs und
Antonín Dvořák
Saarbrücker StreichTrio:
Robert Frank, Violine
Ekkehart Fritzsch, Viola
Wolf-Dietrich Wirbach, Violoncello
Uwe Brandt, Klavier
Foto: Björn Hickmann, stage picture
Das außergewöhnliche spartenübergreifende Projekt nach Franz Kafkas Roman
ist in der Bühnenfassung vom Regieteam
Deborah Epstein und Marcus Mislin
noch bis Ende Juni im Staatstheater zu
sehen. Das Saarländische Staatsorchester
verleiht der »neuen Welt«, die Kafkas
16-jähriger Held Karl Roßmann erlebt,
unmittelbare klangliche Gestalt mit
Stücken von Antheil, Cowell, Ives, Kernis,
Rouse, Schostakowitsch, Weill
und anderen. Die musikalische Leitung
hat Pablo Assante. »Amerika« findet in
Kooperation mit den Musikfestspielen
Saar statt.
PANORAMA
Foto: Björn Hickmann, stage picture
Saarländisches Staatstheater
Sommersemester 2009 8. Kammerkonzert
Sonntag, 17. Mai 2009
Werke von Béla Bartók, Antonín Dvořák
und Gian Francesco Malipiero
Viaţa Quartett:
Haiganus Hellmann, Violine
Christine Christianus, Violine
Denis Theis, Viola
Adnana Rivinius, Violoncello
Jörg Lieser, Klarinette
Christophe Hellmann, Klavier
9. Kammerkonzert
Sonntag, 18. Juni 2009
Werke von Charles Villiers Stanford,
Gordon Jacob, Gerald Finzi,
Howard Ferguson und
William Yeates Hurlstone
Jörg Lieser, Klarinette
Katja List, Fagott
Christophe Hellmann, Klavier
Die Kammerkonzerte finden immer
sonntags um 11.00 Uhr im Mittelfoyer
des SST statt.
Mit »Xerxes« auf Tournee
(red) Nach dem großen Erfolg der Hochschul-Aufführungen im
Oktober letzten Jahres ging die Gesangsklasse von Prof. Yaron
Windmüller mit ihrer Opern-Produktion »Xerxes« auf kleine
Saarland-Tournee. Die lebenspralle Barock-Oper um Liebeswirrungen und Ränkespiele, eines der gelungensten Bühnenwerke
von Georg Friedrich Händel, wurde im März dieses Jahres
sowohl im Homburger Saalbau als auch in der Illipse Illingen
aufgeführt. Erneut konnten die Sängerinnen und Sänger mit
hochklassigen gesanglichen und darstellerischen Leistungen
überzeigen. In der Inszenierung von Yaron Windmüller hatte
Lutz Gillmann die musikalische Leitung übernommen; das
zeitgenössisch-stiliserte Bühnenbild schufen Studierende der
Hochschule der Bildenden Künste Saar. Im Händel-Jahr waren
die zusätzlichen Aufführungen der Gesangsklasse auch eine
Reverenz an den großen Barock-Komponisten, der vor 250
Jahren verstarb.
Messiaen-Nacht für Millionen
(red) In sechs Konzerten an fünf Orten gedachte am 6. Dezember 2008 unsere Hochschule gemeinsam mit dem Saarländischen
Rundfunk des französischen Komponisten Olivier Messiaen, der
an diesem Tag seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Vom
subtilen Orgelwerk bis zum großen symphonischen Orchesterkonzert wurden an diesem langen Samstag-Abend die vielfältigen Facetten dieses außergewöhnlichen Komponisten gezeigt.
Der Saarbrücker Messiaen-Marathon, bundesweit eine der
größten Gedenkveranstaltungen, zog zahlreiche Live-Zuhörer in
seinen Bann und wurde von mehreren europäischen Sendern für
ein Millionen-Publikum ausgestrahlt.
Überzeugende Ensemble-Leistung in »The Consul«
»The Consul«
professionell auf die Bühne gebracht
(red) Mit höchstem Kritiker-Lob wurde die jüngste Inszenierung
der HFM-Opernklasse bedacht. In der Aufführung von
Gian­Carlo Menottis »The Consul« wähnte sich der Rezensent
der »Saarbrücker Zeitung« in der »Dependance eines professionellen Opernhauses«, denn »was die Studentinnen und Studenten der Saar-Musikhochschule um die Professoren Thomas Max
Mayer und Gerhard Schneider auf die Bühne gestellt hatten, war
weniger eine pädagogische Nachwuchsveranstaltung als vielmehr
abendfüllender Kunstgenuss.« In der Tat gelang der Opernklasse
eine atmosphärisch äußerst dichte Interpretation von Menottis
sozialkritischem Musik-Drama aus dem Jahr 1950. In der
symbolträchtigen Ausstattung von Renée Günther glänzte das
Ensemble mit tollen gesanglichen und schauspielerischen
Leistungen. Neben der Hauptdarstellerin Miriam Möckl in der
Haupt-Rolle der Magda Sorel überzeugte vor allem Nina Larina
als schnippisch-unterkühlte Konsulats-Sekretärin. 17
allaBREVE
PANORAMA
»Bach offbeat« für guten Zweck »Musicalisches Allerley«
aus Bella Italia
Helen Patton-Plusczyk (links)
und Konsulin Susanna Schlein
(red). Unter diesem Motto veranstaltete
die Patton Plusczyk-Stiftung gemeinsam
mit dem Italienischen Konsulat in
Saarbrücken ein außergewöhnliches
Crossover-Konzert in der HFM.
Vier italienische Spitzenmusiker, die
sowohl aus der klassischen Musik als
auch der Jazz-Szene kommen und die
Israelin Yael Zamir, Oboistin des Saar­
ländischen Staatsorchesters, boten dem
Publikum mit einer Mischung aus
Barock und Jazz ein ganz besonderes
Musiker­lebnis. Unter den Zuhörern des
Benefiz-Konzertes waren auch die
italienische Konsulin Susanna Schlein und
Helen Patton-­Plusczyk, Namensgeberin
der gemein­nützigen Stiftung und Enkelin
des berühmten amerikanischen Generals
aus dem 2. Weltkrieg.
(red). Italienisch angehaucht zeigte sich
die zweite Ausgabe der Reihe »Musicalisches Allerley – Musik von 1350 bis
gestern«. Unter der künstlerischen
Leitung von Prof. Maurice van Lieshout
verwirklichte das HFM-Institut für
historische Auf­- führungspraxis zu Beginn
dieses Jahres drei spannende Konzerte im
stimmungsvollen Ambiente der Saarbrücker Deutschherrn-Kapelle.
Ob »Alla Veronese« oder »All Improvviso«: Zahlreiche Zuhörer begaben sich
gemeinsam mit den HFM-Musikern auf
eine aufregende Entdeckungsfahrt in die
Musik der Renaissance bis zur Gegenwart.
ORGEL-MARATHON DURCH
SÜDAMERIKA
»Editor’s Choice«
Gramophone-Magazin
(red). Der emeritierte langjährige HFMProfessor Joshua Epstein (rechts) ist von
der saarländischen Landesregierung für
seine großen Verdienste ausgezeichnet worden. Die Urkunde der Kultusministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer überreichte
HFM-Rektor Prof. Thomas Duis.
DAAD-STIPENDIUM
Veranstaltungshinweis
Künstlerische Gestaltung
aus der Elementaren Musikpädagogik
5. Mai 2009, um 19.30 Uhr, in Raum 220 der HFM
Leitung: Prof. Dr. Dartsch, Prof. Utasi,
Prof. Reinhard-Hesedenz, Prof. Keems, Frau Stoffel
18
Die CD ist bei Hyperion Records erschienen
(CDA67763).
Info und Bezug unter www.hyperion-records.co.uk
Ausgezeichnet:
Tanja Becker-Benders Interpretation von Paganinis »24 Capricci«
(red). HFM-Violinprofessorin Tanja Becker-Bender hat sich einen lange gehegten
Wunsch erfüllt und die »24 Capricci« von Niccolò Paganini eingespielt. Kurz nach
ihrem Erscheinen wurde die CD bereits mit dem begehrten Prädikat »Editor’s Choice«
des renommierten britischen Gramophone-Magazins ausgezeichnet. Paganini, der
berühmteste aller Geiger und eine ebenso geheimnis- wie legendenumwobene Erscheinung in der Musikgeschichte, widmete diese »Capricci«, sein grandioses »Opus 1« für
Violine Solo, schlichtweg »den Künstlern«. Dieser kompositorische Geniestreich des
jungen Paganini stellt für uns, die wir uns heute ein Bild seines dämonischen Wesens zu
machen versuchen, ein Testament seines eigenen Spiels dar und spiegelt gleichzeitig
seine komplexe wie kompromisslose Persönlichkeit wider. Tanja Becker-Bender sagt zu
dem Werk: «Die »24 Capricci« von Niccolò Paganini hinterließen auf mich sehr früh
einen großen und prägenden Eindruck von unbegleiteter Violinmusik – natürlich neben
den alles überragenden Werken Bachs. Bereits in meiner frühen Kindheit konnte ich nie
genug davon bekommen, die »Capricci« immer wieder zu hören - fasziniert vom
Kaleidoskop dieser genialen Musik! Die technischen Schwierigkeiten waren mir damals
kaum bewusst...«.
(red). Mit überwältigenden Eindrücken
kehrte der Organist und HFM-Professor
Theo Brandmüller von einer vierwöchigen
Südamerika-Reise zurück. Mit dreizehn
Konzerten in sechs Ländern innerhalb
von knapp dreißig Tagen absolvierte er
einen beispiellosen Konzert-Marathon.
Hinzu kamen noch eine Reihe von
Orgel- und Kompositions-Workshops.
Die Tour de Force durch den südlichen
Teil der Neuen Welt stand ganz im
Zeichen Olivier Messiaens: der Grand
Maître der zeitgenössischen französischen
Orgelmusik, zu dessen Schülern Brandmüller einst zählte, stand bei fast allen
Konzerten im Mittelpunkt. Ermöglicht
und organisiert hatte die Reise das
Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit
dem französischen Kulturinstitut. Das
große Interesse in Südamerika an den
Werken zeitgenössischer europäischer und
speziell deutscher Orgel-Komponisten hat
Brandmüller auch an den Reaktionen auf
die Interpretation seiner eigenen Stücke
und Improvisationen erfahren. Besonders
begeistert hat ihn die Begegnung mit der
musikinteressierten Jugend Südamerikas
in den Konzerten und Workshops.
Längste Jazz-Nacht
der HFM-Geschichte
»Das begehbare Märchen«
(red). Jan Demjan ist der HFM-Stipendiat
2008 des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). HFM-Rektor
Prof.Thomas Duis übergab dem jungen
tschechischen Sänger aus der Klasse von
Prof. Yaron Windmüller die begehrte Auszeichnung für ausländische Studierende.
PANORAMA
Auszeichnung für Joshua Epstein
»Begehbares Märchen« ein Publikumsrenner
(red). Die interdisziplinäre Ausstellung
»Das begehbare Märchen« im St. Wendeler Stadtmuseum übertraf alle Erwartungen und erwies sich schon nach kurzer
Zeit als eine der erfolgreichsten saarländischen Präsentationsprojekte der letzten
Jahre. Zum Beleitprogramm der Märchen-Ausstellung gehörten auch Kinderkonzerte der HFM-Klasse für Elementare
Musikpädagogik. Die EMP-Studierenden
haben zusammen mit Prof. Dr. Michael
Dartsch im Museum St. Wendel mit
vier Kinderkonzerten insgesamt etwa 170
Kinder erreicht. Die Kinder wurden in
der Art eines Wandelkonzertes durch die
Ausstellung »Das begehbare Märchen«
geführt und dabei mit musikalischen
Sommersemester 2009 Aktionen überrascht. Dabei kam neben
vielen anderen Musikstücken, Bewegungsund Mitmachaktionen auch ein Ausschnitt der Oper »Das Mädchen mit den
Schwefelhölzern« von Helmut Lachenmann zur Aufführung. Die Ausstellung
zeigte Arbeiten von Studierenden der
Hochschule der Bildenden Künste Saar
und wurde insgesamt von rund 13.000
Kindern und Erwachsenen besucht.
Das Projekt wurde auf Seiten der
HBKSaar von Prof. Burkhard Detzler
und Dr. Andreas Bayer verantwortet und
war Bestandteil des Projektes »strukturwandel – neues sehen und hören«, das von
der Bundeskulturstiftung gefördert wird.
Eine Dokumentation ist in Vorbereitung.
(red). Das größte Jazz-Ereignis in der
Geschichte der HFM ging Ende
Okto­ber letzten Jahres über gleich
mehrere Bühnen der Hochschule. Nicht
weniger als zehn Live-Acts, darunter eine
Reihe internationaler-Gaststars zeigten
in der »Langen Jazz-Nacht« die große
»Band«-Breite aktueller Musik, dazu
gab es durchgehend eine Live-Disco, ein
musikalisches Experimentier-Labor und
zum krönenden Abschluss eine JamSession bis in die frühen Morgenstunden.
Die verantwortlichen Leiter Georg Ruby
und Claas Willeke und ihr gesamter
technisch-organisatorischer Stab haben
mit der Mammutveranstaltung nicht nur
eine künstlerische, sondern auch eine
logistische Bravourleistung gestemmt.
Die »Deconstruction Boppers« bei der langen HFM-Jazznacht.
19
allaBREVE
STUDIUM
Klaus Velten:
Qualifikation
und Bildung
In der öffentlichen Diskussion unserer Tage ist »Bildung« zu
einem Schlüsselbegriff geworden, nicht erst, seitdem die Bundeskanzlerin Merkel im Juni 2008 die »Bildungsrepublik Deutschland« ausrief. Vertreter aller politischen Richtungen wiederholen
gebetsmühlenartig, dass die Zukunft des Landes vor allem von
»Bildung« abhänge. Beschwörungen dieser Art bleiben in der
Bevölkerung nicht ohne Wirkung.
»Zu Unrecht kritisiertes
›Meister-Schüler-Verhältnis‹«:
Instrumentalunterricht an der HFM.
I n allen Gesellschaftsschichten hat sich
die Überzeugung ausgebreitet, dass Bildung die Chancen, ein »besseres« Leben
führen zu können, beträchtlich erhöhe.
Dies veranlasst zu der Frage, welche
Vorstellung sich in der Gesellschaft mit
dem Begriff »Bildung« verbindet.
Im Groben zeichnen sich zwei Tendenzen
ab: eine gesellschaftliche Gruppe lässt
sich leiten von einem utilitaristischen
Bildungsbegriff, indem sie eine auf Verfügungswissen ausgerichtete Bildung in den
Dienst einer beruflichen Praxis stellt; eine
andere Gruppe strebt eine Bildung an, die
- unabhängig von einer konkreten Auswertbarkeit - auf die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit gerichtet ist,
häufig als »Allgemeinbildung« bezeichnet.
Ein in der FAZ (19. 11.08 - Nr. 271 - S.5)
ausführlich kommentiertes Umfrageergebnis des Instituts für Demoskopie
Allensbach hält fest, dass mehr als drei
Viertel der Befragten (77%) dem
Bildungsbegriff der zweiten Gruppe zuneigen, während nur 14 Prozent dem der
ersten Gruppe zustimmen. Umfassende
Bildung als Grundlage individueller
Lebensgestaltung gilt mehr als zweckgebundene Bildung, die häufig auf Fachwissen beschränkt bleibt. Die ermittelte
Priorität kann allerdings nicht über die
im gesellschaftlichen Bewusstsein bestehende Polarität zwischen einem materiellen und einem ideellen Bildungsbegriff
hinwegtäuschen, deren Wirksamkeit auf
bildungspolitische Entscheidungen nicht
unerheblich ist. Zur Versachlichung der
bildungspolitischen Diskussion kann
beitragen, zwischen »Qualifikation« und
20
»Bildung« zu unterscheiden. Qualifikation
steuert auf den Erwerb einer beruflichen
Kompetenz zu, während Bildung einen
individuellen Entwicklungsprozess
anstrebt, dessen Ziel sich nicht in
bestimmten Ergebnissen erschöpft,
sondern auf die ganze Lebensgestaltung
eines Menschen ausstrahlt. Es erübrigt
sich darüber zu streiten, welche der Zielsetzungen Vorrang haben sollte. Qualifikation und Bildung beanspruchen den
gleichen Rang. Anzustreben wäre allerdings, diese Gleichrangigkeit in ein
fruchtbares Wechselverhältnis zu führen,
eine Aufgabe, die nicht leicht zu lösen ist.
»Es ist nicht zu leugnen,
dass der Weg zur Qualifikation
entscheidend geebnet wird durch
ein zuweilen zu Unrecht kritisiertes
Meister-Schüler-Verhältnis.«
Auch für das Musikstudium stellt sich die
Aufgabe, eine Balance zwischen Qualifikation und Bildung anzustreben. Auf welche Weise kann diese Aufgabe gelöst werden?
Die zentrale Zielsetzung der Musikhochschulen ist der instrumental- und vokalpraktische Kompetenzerwerb. Die Aneignung von Fertigkeiten und Fähigkeiten
instrumentaler und stimmlicher Art vollzieht sich in einem Lernprozess, der sehr
stark durch die Autorität des Lehrenden
gesteuert wird. Auf einer unteren Ebene
dieses Lernens imitiert der Lernende den
Lehrer; erst nach und nach findet er – auf
dem gesicherten Fundament einer soliden
Technik – zu individueller Ausdrucks­
Sommersemester 2009 fähigkeit. Auch in diesem interpretatorischen Selbstfindungsprozess bleibt der
Einfluss des Lehrers weiterhin stark wirksam. Es ist nicht zu leugnen, dass der Weg
zur Qualifikation entscheidend geebnet
wird durch ein zuweilen zu Unrecht kritisiertes »Meister-Schüler«-Verhältnis.
Instrumental- und vokalpraktischer
Kompetenzerwerb steht noch in einem
weiteren Abhängigkeitsverhältnis: stärker
denn je drängen Musikstudierende auf
einen praxisbezogenen Kompetenzerwerb;
die Ausbildung soll bestimmten Berufsbildern zugeordnet werden; Orchesterschule,
Ausbildung zu Opern- oder Rundfunkchorsängern mögen hier als Beispiele
dienen. Das Anliegen ist berechtigt, da
die erworbene Qualifikation schließlich
eine halbwegs sichere Existenzgrundlage
bieten soll. Die Einbeziehung berufspraktischer Elemente in die Studienpläne ist
daher sehr zu begrüßen. Indessen sollte
Praxisorientierung nicht zu pragmatischer
Verengung des Qualifikationsprozesses
führen. Die aufgezeigten Bindungen, in
denen der Qualifikationsprozess notwendigerweise steht, sollten ausgeglichen
werden durch einen Bildungsprozess, der
im Wesentlichen vom Grundsatz der
»Selbstbildung« getragen wird. Auf welchen Antrieben und Zielen gründet
»Selbstbildung« für Musikstudierende?
Die zunehmende Ausweitung des musi­
kalischen Kulturbegriffs fordert zu einer
Einstellung heraus, in der sich eine offene
Rezeptionsbereitschaft mit einem sicheren
Urteilsvermögen verbinden. Eine Einstellung dieser Art ist nicht durch unmittelbare Unterweisung zu bewirken; sie entwickelt sich in einem Prozess der Selbstbildung, der freilich durch ein entsprechendes Anregungspotential begünstigt
werden muss. Um der idiomatischen
Vielschichtigkeit der heutigen Musikwelt
gerecht zu werden, bedarf es eines großen
Zeitaufwands. Häufiger Konzertbesuch
und geschickte Nutzung des medialen
Angebots sind notwendig, um angemessene Hörerfahrung zu sichern.
Urteilsvermögen bildet sich am ehesten
durch Vergleich. Aufmerksames Hören
verschiedener Interpretationen der gleichen Musik fördert die Wahrnehmung
von Nuancen und den Sinn für das rechte
Verhältnis von eingesetzten Mitteln und
erzielter Wirkung. Die Bildung des
»Geschmacks« ist auch ein Ergebnis von
Arbeit. Wegweisend in diesem Selbstbil-
STUDIUM
»Häufiger Konzertbesuch und
geschickte Nutzung des medialen
Angebots sind notwendig, um
angemessene Hörerfahrung zu
sichern.«
dungsprozess können auch heute noch die
grundlegenden Überlegungen Immanuel
Kants sein, der das ästhetische Urteil in
seiner »Kritik der Urteilskraft« (1791) als
Ergebnis eines freien Zusammenwirkens
von Einbildungskraft (Vorstellungsvermögen, Fantasie) und Verstand begründet.
Die Befähigung zu ästhetischem Urteilsvermögen erzielt derjenige am ehesten,
der viel und genau hört und bereit ist, das
Gehörte - wo es nötig ist - analytisch zu
durchdringen. Gewiss eine Idealvorstellung, der wir aber als Norm für den
Selbst­bildungsprozess verpflichtet sind.
HFM-Gastspielvermittlung
unter neuer Leitung
(red). Seit Oktober letzten Jahres
kümmert sich unter der Leitung des
Kanzlers Wolfgang Bogler mit Christian Balser und Jonathan Kaell ein neues
Organisations-Team um die Gastspielvermittlung und das »Podium Regional«
der Hochschule. Sie vermitteln Musiker
aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der HFM für Auftritte bei öffentlichen Kulturveranstaltern und privaten
Auftraggebern.
Ein besonderes Merkmal der HFMGastspielvermittlung: Unsere Musiker
arbeiten kontinuierlich mit erfahrenen
Dozenten und Professoren zusammen.
Daraus ergeben sich ständig neue interessante Variationen für die Zusammensetzung und das Repertoire der Ensembles.
Das Angebot reicht von kleinen Umrahmungen, Salonmusik, Hauskonzerten
bis zu abendfüllenden Programmen und
beinhaltet auch die Konzertreihe »Podium
Regional« in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden.
Info:
Christian Balser, [email protected]
0179-5943556
Kammermusik-Kurs
mit Prof. Eberhard Feltz
(red). Für einen Kammermusik-Kurs
vom 14. bis 19. April 2009 konnte unsere
Hochschule mit Prof. Eberhard Feltz
eine international renommierte
Künstlerpersönlichkeit gewinnen.
Der Kurs wird die kammermusikalischen
Aktivitäten der HFM vertiefen und soll
insbesondere auch der Streicherkammermusik an der HFM Saar zu weiterem
Auftrieb verhelfen.
Am Sonntag, den 19. April 2009,
um 11 Uhr, findet im Konzertsaal der
HFM Saar das Abschlusskonzert des
Meisterkurses statt.
Eberhard Feltz unterrichtet seit 1963 an
der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«
Berlin. Er ist Professor für Violine und
Kammermusik, und befindet sich bedingt
durch seinen Ruhestand seit 2002 im Honorarverhältnis. Durch die Erfolge seiner
Schüler, viele sind Preisträger bedeutender Wettbewerbe bzw. nehmen führende
Positionen in namhaften Orchestern ein,
erwarb er sich internationales Ansehen.
Aus seiner Klasse gingen zahlreiche im
internationalen Konzertleben etablierte
Streichquartette hervor, so etwa das Vogler-, das Camerata-, das Kuss-, das Faust-,
das Rubens- und das Atrium-Quartett.
15. Walter Gieseking-Wettbewerb
Vom 7. bis 12. September 2009 wird an
der Hochschule für Musik Saar der
15. Walter Gieseking-Wettbewerb durchgeführt.
Disziplinen sind in diesem Jahr Orgel,
Violine und Klavier. Der Wettbewerb
wird von der HFM in Zusammenarbeit
mit der SaarLB veranstaltet.
21
allaBREVE
RUBRIK
STUDIUM
Sommersemester 2009 STUDIUM
Grundlagen für die musikalische Früherziehung
Neue pädagogische Publikationen
von Michael Dartsch
Thomas Keemss
Oliver Strauch
Erhöhte Schlagkraft
Zwei neue Professuren
im Perkussions-Bereich
Mit der Einrichtung von zwei Schlagzeug-Professuren erhalten
die perkussiven Ausbildungszweige an der Hochschule für
Musik Saar mit Beginn dieses Sommersemesters schlagkräftige
Unter­­­stützung. Die Stellen-Inhaber sind an der HFM alles
andere als Unbekannte: sowohl Thomas Keemss, der im
klassischen Perkussions-Bereich aktiv ist, als auch der JazzSchlagzeuger Oliver Strauch unterrichten schon seit mehreren
Jahren erfolgreich als Lehrkräfte an der Hochschule. Ab dem 1.
April 2009 werden beide Hochschul-Lehrer mit je einer halben
Professorenstelle ausgestattet.
Begabung des Studierenden. Neben seiner umfassenden lehrenden Tätigkeit, unter anderem auch an der Hochschule Heidelberg, bleibt dem passionierten Jogger und Skifahrer Thomas
Keemss nur noch wenig Zeit für sein eigenes ambitioniertes
Band-Projekt »pulse percussion«, das schon seit 20 Jahren in der
deutschen Perkussions-Szene künstlerische Maßstäbe setzt.
Oliver Strauch ist ein Urgewächs der saarländischen Jazz-Szene.
Der Saarbrücker fand über eine Schulband zum Schlagzeug und
hat sich als Jazz-Drummer schon nach relativ kurzer Zeit auch
international einen Namen gemacht. Mit der Einrichtung der
Professorenstelle geht für ihn ein lang gehegter Wunschtraum in
r sieht den Schlagzeuger als »Teamplayer«, der sich als
Erfüllung – eine »totale Herausforderung«, für die er seine eigene
»hörender Instrumentalist« mit seinem ganzen musikalischen
ausgedehnte Konzert-Tätigkeit zunächst einmal in den HinterGespür in ein Ensemble einfühlen soll. Thomas Keemss erwartet
viel von seinen Studierenden: neben der perfekten Beherrschung grund stellen wird. Die Einrichtung der Schlagzeug-Professur
ist für ihn auch Indiz einer allgemeinen Aufwertung des Jazzdes eigenen Schlag-Instrumentariums auch eine umfassende
Kompetenz in anderen musikalischen Bereichen. Der Erfolg gibt Bereichs an der HFM, der in der letzten Zeit stark an Niveau
dem gebürtigen Würzburger Recht: alle Studierenden, die bislang und Nachfrage hinzugewonnen habe.
durch seine Schule gingen, haben eine Stelle gefunden: die
»Kommunikation« ist für Oliver Strauch der zentrale Begriff im
überwiegende Mehrheit im Unterrichts-Bereich, nicht wenige
auch in angesehenen Orchestern. Generell bewertet Keemss die Jazz-Schlagzeug. Der Drummer sollte nicht nur musikalisch,
Berufsaussichten für klassische Schlagzeuger momentan als sehr sondern auch mental in der Lage sein, eine Band zu führen. Dazu
gut. Das liegt an der enormen Vielseitigkeit dieses Instrumental- zählt nicht nur sein Selbstverständnis als gleichwertiger Musiker,
sondern oft auch - eine »gehörige Portion Humor«. Ziel seiner
Bereichs, der jenseits der traditionellen klassischen Musik in
Ausbildung ist die umfassende Bühnentauglichkeit des Schlagvielen avantgardistischen und experimentellen Musikformen
sowie auch im Ethno-Bereich zum Einsatz kommt. Gefragt sind zeugers, zu der für ihn auch Aspekte wie »gute Bühnenpräsenz«
und Marketing-Kenntnisse zählen. Von seinen Studierenden
die Schlagwerker darüber hinaus als Partner in visuellen und
erwartet er, dass sie neben dem Klavier nach Möglichkeit auch
szenischen Kunstformen, des Weiteren im Bereich der Musiknoch ein drittes Instrument beherrschen. Der Vollblut-Musiker
therapie. Mit sechs grundlegenden Instru­menten des Schlagwerks kommt der angehende Perkussionist an der HFM während Oliver Strauch ist selbst ein ganz passabler Pianist und widmet
sich neben seinem Standard-Handwerkszeug auch gerne
seiner Ausbildung in Berührung; während des Studiums erfolgt
exotischen und selbst gebauten Schlag-Instrumenten. (tw)
eine Spezialisierung gemäß der individuellen Vorlieben und
E
22
(red).Von Prof. Dr. Michael Dartsch sind
im Rahmen des von ihm geleiteten
Projektes Musikalische Bildung von Anfang
an im Verlag des Verbandes deutscher
Musikschulen (VdM) zwei neue Publikationen erschienen:
1. Dartsch, Michael (Hrsg.): Eltern-KindGruppen an Musikschulen. Grundlagen,
Materialien, Unterrichtsgestaltung.
Inklusive DVD mit Unterrichtsbeispielen.
Das Buch basiert auf einer Fachtagung,
die im März 2008 in Bonn stattfand und
die Michael Dartsch in Zusammenarbeit
mit dem VdM konzipiert und geleitet hat.
Die Einzelbeiträge stammen von nam­
haften Wissenschaftlern und Autorinnen
von Unterrichtswerken. So stellt das
Buch gewissermaßen ein Kompendium
zur musikpädagogischen Arbeit mit
Eltern-Kind-Gruppen dar.
2. Dartsch, Michael: Studie zu Wirkungen
und Voraussetzungen der Musikalischen
Früherziehung. Das Buch basiert auf
einer bundesweiten Untersuchung,
die von Michael Dartsch für den Verband
deutscher Musikschulen durchgeführt und
vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung gefördert wurde. Dabei ging es
unter anderem um folgende Fragen:
Welche Klientel besucht die Musikalische
Früherziehung? Wer sind die Lehrpersonen und wie gestalten sie den Unterricht?
Wie gerne, wie kreativ und wie präzise
gehen Kinder nach dem Besuch der
Musikalischen Früherziehung mit Musik
um? Unterscheiden sich Kinder, die die
Musikalische Früherziehung besucht
haben, von anderen Kindern? (tw)
Weitere Informationen
Verband deutscher Musikschulen
Plittersdorfer Str. 93, 53173 Bonn
Tel. 0228 / 95 706 - 22, Fax 0228 / 95 706 - 33
[email protected], www.musikschulen.de
Ruth Ziesak:
Gut angekommen
im HFM-Lehrbetrieb
»Gut aufgehoben« fühlt sich die neue
HFM-Gesangsprofessorin Ruth Ziesak
nach ihrem ersten Semester an unserer
Hochschule. Die Kolleginnen und
Kol­legen im Vokal-Bereich haben sie
freundlich und mit offenen Armen
aufgenommen; aber es wird wohl noch
eine Zeit lang dauern, sagt die erfolgreiche
Sopranistin, bis sie »alle Feinheiten des
komplexen HFM-Betriebs kennen gelernt
hat«.
Zufrieden ist die frischgebackene
Hochschul-Lehrerin auch mit ihrer ersten
Unterrichtsklasse, die sie behutsam und
stetig aufbauen möchte. Ihr Unterrichtskonzept beinhaltet Gesangstechniken und
künstlerische Gestaltungswege, die sie im
Laufe ihrer Karriere durch unterschiedliche Kollegen und Lehrer erfahren hat.
Dazu zählen unter anderen: Elsa Cavelti,
Laura Sarti, Rudolf Piernay, Christoph
Pregardien und Beata Heuer.
Dank geschickter Planung musste der gut
gefüllte Konzertkalender der Liebhaberin
von Schumann und Schubert durch die
Professur bislang noch keine Abstriche
erleiden. Und der hat es in diesem Jahr
wieder in sich. Neben den Konzerten bei
den Wiener Festwochen unter R. Muti,
Konzerten mit dem Orchester des
Bayrischen Rundfunks unter M. Honneck
oder Oratorienkonzerten in Berlin und
Zürich liegt 2009 ihr besonderes Interesse
auch bei den Liedern der Jubilare Haydn
und Mendelssohn. Zusammen mit dem
Pianisten Gerold Huber wird in diesem
Jahr eine CD mit den englischen Canzonetten von Jospeh Haydn erscheinen.
Ruth Ziesak
Außerdem sind Konzerte mit den erst im
letzten Jahr neu veröffentlichten Liedern
von Felix Mendelssohn vorgesehen.
Geplant sind auch Kammermusik-Auftritte und Konzerte mit Andreas Schiff. In
Saarbrücken wird die rundum kulturell
interessierte Sängerin, die in ihrer Freizeit
gerne liest und Museen besucht, am
24. April 2009 mit Liedern von Robert
Schumann und Olivier Messiaen gemeinsam mit Eric Schneider zu hören sein.
23
allaBREVE
STUDIUM
Keine Zukunftsvision:
Musik-Unterricht via Internet
Wohnen in Paris – Unterricht in Saarbrücken:
Fernstudium per Computer
Studienbereich Schulmusik
Klangforschung in England
Eine besondere Chance für ihre wissenschaftliche Qualifikation ergibt sich für
zwei Studierende der Schulmusik, die
Mitte April auf die renommierte International Research in Music Education
Conference an der Universität Exeter
in Südengland fahren. Lena Breum und
Anna Machate werden dort zusammen
mit Prof. Dr. Rolle die Begleitforschung
zu einem Klangkunstworkshop vorstellen,
der letztes Jahr im Rahmen der »Strukturwandel-Projekte« an der HBKSaar unter
der Leitung von Stefan Zintel stattfand.
Von der damit verwirklichten Idee
for­schenden Lernens sollen Impulse für
das Schulmusikstudium ausgehen, die
allen Studierenden zugute kommen.
Das Saarland wird außerdem durch
Dr. Alexandra Kertz-Welzel vertreten sein,
die einen Vortrag zu musikpädagogischen
Fragestellungen aus der Sicht Adornos
angekündigt hat.
Führende Positionen
im Landesverband
Deutscher Schulmusiker
Der Leiter des Studienbereichs Schul­
musik Prof. Dr. Christian Rolle ist seit
Anfang des Jahres als Nachfolger von
Josef Thull neuer Landesvorsitzender des
Verbandes Deutscher Schulmusiker. Auch
künftig im Vorstand des VDS Saar tätig
24
Moderne Computer-Technik machts
möglich: An dem Seminar Arrangieren/
Ensemblespiel, das von Prof. Wolfgang
Mayer und Prof. Dr. Michael Dartsch
geleitet wurde, nahm im Wintersemester
2008/2009 auch die Studierende Katharina Maurer teil, die sich gerade für ein
Semester in Paris befand. Sie wurde
einfach per Internet zugeschaltet. Auf
ihrem Stuhl im Seminar nahm zeitweise
ein Laptop Platz. Per Webcam konnte sie
das Seminargeschehen ebenso verfolgen,
wie die anderen Teilnehmenden ihre in
Paris weilende Mitstudentin live sehen
konnten. In dem Seminar wurden
Kinderlieder für eine anschließende
Einspielung arrangiert, die schließlich als
CD einem Starter-Paket für junge Eltern
beigelegt werden soll.
Michael Dartsch
und dort für die Kontakte zur Musikhochschule zuständig ist Prof. Wolfgang
Mayer. Durch diese Verbindungen und
die daraus erwachsenden Kooperationen
kann der Bezug des Schulmusikstudiums
zur späteren beruflichen Praxis weiter
gestärkt werden.
gemeinsam mit Prof. Dr. Christopher
Wall­baum (HMT Leipzig) ein Forschungsprojekt vorstellen. Neben den wissenschaftlichen Veranstaltungen stehen der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die Schaffung
von länderübergreifenden Netzwerken im
Mittelpunkt der Tagung.
Christian Rolle
Untersuchungen an der
»Musikmaschine«
Forschendes Lernen ist auch das Stichwort für ein weiteres Evaluationsvorhaben,
das in den nächsten Monaten stattfinden
wird. Die Studentinnen Kathrin Zeitz und
Katharina Maurer werden die Inszenierung »Musikmaschine« am Staatstheater
begleiten, dokumentieren und ihre
Ergebnisse unter musikpädagogischen
Gesichtspunkten auswerten. Die Mitwirkung an dem spannenden Musiktheaterprojekt mit saarländischen Schülerinnen
und Schülern wurde durch die Vermittlung von Britta Lahnstein möglich, die
selbst als Künstlerische Leiterin des
Landesjugendorchesters an dem Projekt
beteiligt ist.
Internationale Netzwerke
werden geschaffen
In seiner Funktion als Präsident der
Föderation musikpädagogischer Verbände
Deutschlands wird Prof. Dr. Rolle im
Sommer in Tallinn/ Estland an der
Konferenz der European Association for
Music in Schools (EAS) teilnehmen und
Sommersemester 2009 STUDIUM
Joachim Schall:
Neuer HFM-Professor
für schulische Ensemblepraxis
Joachim Schall
Anzeige Alla Breve 09
26.02.2009
(red). Joachim Schall bekleidet seit dem
letzten Wintersemester an unserer
Hochschule eine Professur für schulische
Ensemblepraxis. Er betreut derzeit die
Ausbildung bezüglich Bläser- und
Streicherklassenleitung im Studienbereich
Schulmusik und vermittelt Arrangier­
technik für Schulorchester und die
unterschiedlichen Besetzungen, die für das
Klassenmusizieren relevant sein können.
Dazu gehört auch der Unterricht im Fach
»Musik und Computer«.
Joachim Schall studierte Schulmusik in
Mannheim und arbeitet seit 1986 am
Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen. Ab 1990 war er bei einem Projekt zur
16:56 Uhr Anpassung
Seite 1 der Methodik und Didaktik
Bühnenbildner, Dirigenten,
Dramaturgen, Komponisten,
Kulturmanager, Regisseure
der Bläser- und Streicherklassen an
deutsche Schulverhältnisse beteiligt.
Seit 1993 leitet er das inzwischen
bundesweit größte Pilotprojekt mit
Instrumentalklassen. Daran beteiligt sind
derzeit mehr als 700 Schüler, die ein
Orchesterinstrument erlernen.
Ab 1990 ist er als Dozent der Akademie
für Musikpädagogik in Wiesbaden tätig
und leitet berufsbegleitende Fortbildungen zum Thema Klassenmusizieren.
In diesem Zusammenhang stehen auch
seine Veröffentlichungen, die vorrangig
Notenmaterial für Instrumentalklassen in
unterschiedlichen Besetzungen und
Schwierigkeitsgraden betreffen.
Akademie Musikt heater
heute
Stipendium 2009 – 2011
»Ensuite« zum Fünften
Ein kleines Jubiläum feierte die Reihe
Ensuite des Studiengangs Schulmusik.
Bereits zum fünften Mal ging die ebenso
experimentierfreudige wie spritzige
musikalische Revue unter der Leitung
von Prof. Wolfgang Mayer über die
HFM-Bühne. Das Publikum im voll
besetzten Haus zeigte sich einmal mehr
sehr angetan von der Spielfreude und der
Vielseitigkeit der HFM-Schulmusiker.
Die musikalische Bandbreite des unterhaltsamen Abends reichte vom sanften Harfespiel bis zum voluminösen Auftritt der
Blechbläserklasse. (red).
NG
RBU
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BEW BIS
009
AI 2
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31.
Wir bieten interdisziplinären Austausch, Inszenierungsbesuche, Festivalbesuche, ein breites Netzwerk Musiktheaterbegeisterter, Unterstützung bei
praktischen Projekten
Wir suchen musiktheaterbegeisterte, aufgeschlossene Persönlichkeiten,
die an Teamarbeit interessiert sind, in der Oper Verantwortung übernehmen
und Erfahrungen teilen möchten
Information und Bewerbung unter: www.musiktheater-heute.org
Altersgrenze: Jahrgang 1977
allaBREVE
CAMPUS
Aus den Klassen
Oboe-Klasse
Prof. Armin Aussem /
Stéphane Egeling
Andriy Gudziy hat sein Probejahr im
Orchester des Saarländischen Staatstheaters erfolgreich absolviert.
Violinklasse
Prof. Tanja Becker-Bender
Anna Kudryavtseva erhielt erneut einen
Aushilfsvertrag für eine 1. Violine im
Saarländischen Staatsorchester.
Der Aushilfsvertrag von Kiril Tsanevski
im Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern wurde verlängert.
Sofía Roldán Cativa bekam wieder
ein Studienstipendium des Sonsard Trust
(Argentinien) zugesprochen. Außerdem
wurde ihr erneut eine Meistervioline der
Albert-Eckstein-Stiftung (Ulm) verliehen.
Klavierklasse
Prof. Thomas Duis /
Fedele Antonicelli
Nina Buchmann hat beim Concours
Madeleine de Valmalète in Paris den
1. Preis mit Auszeichnung und den
»Prix Beethoven« erhalten. Nina Buchmann studiert seit 2002 in der Klavierklasse von Prof. Thomas Duis und
Fedele Antonicelli.
Klasse für Lied-Interpretation
Prof. Irwin Gage /
Esther de Bros
David Santos, Klavier, hat den ersten
Preis beim Internationalen Musikwettbewerb »Franz Schubert und die Musik der
Moderne« in Graz in der Kategorie
Lied-Duo gewonnen.
Malte Rössner, Bariton, übernimmt ab
März 2009 die Rolle des Paolo Albioni in
Verdis »Simone Boccanegra« am Staatstheater Braunschweig.
Michael Nagy, Bariton, (Konzertdiplom
2006) wird im Sommer 2011 bei den
Bayreuthern Festspielen die Rolle des
Wolframs in der Neuinszenierung von
Richard Wagners »Tannhäuser« singen.
Er ist zurzeit Mitglied des Ensembles der
Oper Frankfurt am Main.
26
Kontrabassklasse
Prof. Wolfgang Harrer
Endika Rodriguez belegte bei einem
Probespiel im RSO Wien den zweiten
Platz. Aufgrund dieses Erfolges wurde er
zu einer dreiwöchigen Japan-Tournee
eingeladen.
Gitarrenklasse
Stefan Jenzer
Svenja Beuren, Jungstudentin in der
Gitarrenklasse von Stefan Jenzer an der
Hochschule für Musik Saar, gewann den
mit 1.500 € dotierten Förderpreis für
künstlerisch Begabte des Landkreises
Saarlouis.
Darüber hinaus gewann Marcel Wollny,
ebenfalls Jungstudent in der Gitarrenklasse von Stefan Jenzer, beim diesjährigen
Landeswettbewerb »Jugend musiziert« in
der Wertung »Gitarre solo« den 1. Preis.
Viola-Klasse
Prof. Jone Kaliunaite-Fassbender
Friederike Kurth hat eine Praktikantenstelle bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und
Judith Kraft einen Aushilfsvertrag am
Staatsorchester Mainz erhalten.
Schlagzeugklasse
Prof. Thomas Keemss
Melanie Gruber erhielt einen Vertrag
an der Musikschule Bad Schussenried, wo
sie ab April 2009 eigenverantwortlich die
Ausbildung der Schüler/innen am Drum
set und den Mallet-Instrumenten
übernimmt. Zusätzlich erhielt sie von der
Musikschule Ravensburg einen Lehrauftrag für das kommunale Förderprogramm
»Musischer Kindergarten«.
Auf Einladung des Saarländischen
Staatstheaters bereitet sich das PercussionEnsemble der Hochschule unter der
Leitung von Matthias Weißenauer auf ein
weiteres Konzertprojekt vor, welches
Anfang Mai in der Feuerwache zur
Aufführung gebracht wird. Im vergangenen Oktober hatte eine erste Kooperation
zwischen dem Ballett, der Schlagzeuggruppe des Staatstheaters und dem
Percussion-Ensemble mit einem sehensund hörenswerten Konzert ein bemerkenswertes Projekt zur Aufführung
gebracht.
LJO-Brass
Trompetenklasse
Prof. Peter Leiner
Die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz
(ZIRP) hat für 2009 erneut zwei Stipendien an junge rheinland-pfälzische Musikstudenten vergeben. 50 junge Musiker aus
verschiedenen Teilen Deutschlands
bewarben sich um die Auszeichnung.
Einer der beiden Preisträger ist das von
Prof. Peter Leiner betreute Quintett
LJO-Brass, bestehend aus den Soloblechbläsern des Landesjugendorchesters
Felix Schauren (16), Johannes Leiner (15),
Jared Scott (17), Bruno Wipfler (14) und
Constantin Hartwig (16).
Klavierklasse
Wolfram Schmitt-Leonardy
Beim »8. Internationalen WörtherseeMusikstipendium« in Velden/Österreich
erlangte Viktor Urvalov unter 42 Teilnehmern den 4. Platz
Namen & Nachrichten
Auf Initiative von Prof. Wolfgang
Harrer wurde in Kooperation der
»Österreichisch-Turkmenischen Gesellschaft« und des Kulturministerium von
Turkmenistan das »Turkmenisch-Europäische Symphonieorchester« gegründet. Es
handelt sich um einen Klangkörper aus
den besten Musikern Turkmenistans und
führenden europäischen Musikern. Das
Orchester soll dem Kulturaustausch
zwischen Europa und dem bislang noch
wenig bekannten zentralasiatischen Staat
dienen.
Der HFM-Lehrbeauftragte
Stefan Jenzer wird als Prüfungsvorsitzender zu Staatsexamensprüfungen am
23. - 24. 4. 09 an die Musikhochschule
Freiburg eingeladen.
Sommersemester 2009 ESSAY
»Die glänzende Bahn
dieses seltenen
Gestirns«
Felix Mendelssohn-Bartholdy
zum 200. Geburtstag
von Christoph Flamm
Die Farbe des Stempels war in 50 Jahren nur wenig verblasst: »Jude«. Ich stehe in
der Bibliothek des Heidelberger Instituts für Musikwissenschaft, halte einen alten
Klavierauszug von Mendelssohn in den Händen. In vorauseilendem Gehorsam hatte
die Heidelberger Institutsleitung in der Nazi-Zeit Notenausgaben mit dem diskriminierenden Stempel versehen lassen.
Die Hatz, die Richard Wagner 1850 mit
seinem Pamphlet »Das Judentum in der
Musik« auf Komponisten wie Meyerbeer
und Mendelssohn eröffnete, hatte
verheerende Folgen und wirkte im
deutschen Musikleben noch lange nach..
Aber die nicht erst seit Wagner kursierenden Vorwürfe über das allzu Leichte,
Seichte, klassizistisch Kühle seiner Musik
– diese Stigmata hat Mendelssohn bis
heute nicht ganz verloren, speziell in
Deutschland nicht, wo eine Musik immer
›tief‹ sein musste, um als ›deutsch‹ zu
gelten.
Ehrenrettung für den Enkel der
Aufklärung
Dass der 1809 geborene Felix Mendelssohn Bartholdy, Enkel des großen
Philosophen der Aufklärung Moses
Mendelssohn, der Vorbild für Lessings
Nathan den Weisen war, in diesem Jahr
seinen 200. Geburtstag feiert – neben
Händel und Haydn eines der großen
Komponisten-Jubiläen 2009 –, gibt erneut
Anlass, über Mensch und Musik nachzudenken. Und überall, so scheint es, geht
es um Ehrenrettung: Skandalös viel ist
vergessen oder gänzlich unbekannt,
jüngere Biografien sind rar und zudem
meist Übersetzungen aus dem Amerikanischen, die kritische Gesamtausgabe hat
noch kein Viertel der zu erwartenden
Notenbände zu Wege gebracht, und dass
nach den massiven Einschränkungen und
Rückschlägen durch die Nazi-Zeit die
»Überfällige Entwertung von Klischees«:
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847)
Nachkommen der Familie lange Zeit die
Herausgabe vieler Materialien erschwert
oder verweigert haben, macht das ganze
Unterfangen auch nicht leichter.
alles andere die Gründung des Leipziger
Konservatoriums 1843) – es ist leichter
aufzulisten, welche Talente Mendelssohn
nicht gehabt hat.
»Wo gibt es das sonst,
dass ein Künstler von Weltrang,
schon von seinen Zeitgenossen
bewundert und beliebt, 200 Jahre
nach seiner Geburt halb verteidigt,
halb entdeckt werden muss?«
Mendelssohn, der Unbekannte
Vielseitiges Talent
Großes Aufsehen erregte daher vor
wenigen Monaten die Veröffentlichung
des ersten Bandes einer neuen Gesamtausgabe seiner Briefe: gleich zu Beginn
fuderweise bislang unbekannte Dokumente, und ein vor Kreativität und Esprit
berstender Schreibstil, der sich vor den
berühmtesten Korrespondenzen seiner
Zeit nicht verstecken muss. Auch dies
nur eine von vielen Begabungen: Komponieren (vom 10. Lebensjahr bis zu seinem
Schlaganfall im 38. Lebensjahr), Dirigieren (als Leiter der Leipziger Gewandhauskonzerte, aber auch kreuz und quer
durch die Metropolen Europas), Musizieren (an Klavier, Orgel und Geige),
Zeichnen und Malen (bezaubernd die
Reiseaquarelle aus Italien oder Großbritannien), Schreiben und Übersetzen (aus
dem Lateinischen, Griechischen und
Italienischen), Organisieren (Musikfeste
und Konzerte, aber folgenreicher als
Und doch kennen wir von seinem
Schaffen meist nur wenig: vermutlich
die Italienische oder Schottische Sinfonie,
das Violinkonzert, die Sommernachtstraum-Ouvertüre, das Oktett, den Elias,
das d-Moll-Klaviertrio, natürlich ein paar
Lieder ohne Worte. Was aber ist mit den
Orgelwerken, der Chormusik (einige
Hefte davon nach erzromantischer Art
»Im Freien zu singen«), den Instrumentalsonaten, den Streichquartetten, den
Kunstliedern, den Kantaten? Mendelssohn, der Unbekannte. »Wo gibt es das
sonst, dass ein Künstler von Weltrang,
schon von seinen Zeitgenossen bewundert
und beliebt, 200 Jahre nach seiner Geburt
halb verteidigt, halb entdeckt werden
muss?«, wunderte sich Volker Hagedorn
zum diesjährigen Jubiläum in der ZEIT.
Aber sind die überfällige Erweiterung des
Werkkanons und die Ehrenrettung
gegenüber älteren Angriffen und Vorwürfen heute die einzige Aufgabe der
Musikhistoriker? Also nicht nur die
grotesken Attacken aus antisemitischer
Perspektive, sondern auch die anderen
Klischees zu entwerten, mit denen
Mendelssohn behaftet ist: etwa das der
fehlenden Entwicklung (wie selbst Hugo
Riemann 1901 in seiner Musikgeschichte
27
allaBREVE
ESSAY
schrieb) oder gar der Stagnation und des
künstlerischen Niedergangs?Liest man
beispielsweise die Würdigung des
Komponisten in der Neuauflage der
Musik in Geschichte und Gegenwart,
scheint dies die eigentliche Stoßrichtung
zu sein: nicht nur die Vielfalt, sondern
auch die Entfaltung der schöpferischen
Kräfte aufzuzeigen.
»Wenn ich das Glück hätte,
ein Enkel von Moses Mendelssohn
zu seyn, so würde ich mein Talent
wahrlich nicht dazu hergeben,
die Pisse des Lämmeleins in
Musik zu setzen.«
Heine: »Malice wegen seines
Christelns«
Vielleicht ist es nicht unnütz darauf
hinzuweisen, dass nicht nur Wagner,
sondern auch Heinrich Heine auf
Mendelssohn verächtlich herabblickte,
obwohl ihm beide enormes Talent
konzedierten. Wagner hielt Komponisten
wie Mendelssohn nur der imitierenden, an
der Oberfläche bleibenden Aneignung
fremder Leistungen für fähig, vermisste
wahre ›Tiefe‹ in der Musik und sah die
Ursache dafür bekanntlich in ›rassischen‹
Faktoren; Heine argumentierte nicht
unähnlich: dass der Komponist Begabung
hätte, »sich das Außerordentlichste
anzueignen«, sprach von seinem feinen
»Eidechsenohr« und »passionierter
Indifferenz«, schließlich sinngemäß von
toter Reproduktion.
Bei Heine mischten sich zu politischen
auch religiös-moralische Motive: Ihm war
Mendelssohns Konvertierung zum
Christentum und die vermeintliche
Anbiederung an eine saturierte preußischlutherische Staatskunst zuwider. »Ich habe
Malice auf ihn wegen seines Christelns,
ich kann diesem durch Vermögensumstände unabhängigem Menschen nicht
verzeihen, den Pietisten mit seinem
großen, ungeheuren Talente zu dienen.
Je mehr ich von der Bedeutung des
letzteren durchdrungen, desto erboster
werde ich ob des schnöden Missbrauchs.
Wenn ich das Glück hätte, ein Enkel von
Moses Mendelssohn zu seyn, so würde ich
mein Talent wahrlich nicht dazu hergeben, die Pisse des Lämmeleins in Musik
zu setzen«, schrieb der Pariser Exilant in
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Sommersemester 2009 drastischer Deutlichkeit im Februar 1846
in einem Brief an Ferdinand Lasalle.
die beiden Aufführungen im März 1829
bildeten das Startsignal für die Wiederentdeckung J. S. Bachs, die sich dann zu
einem Ereignis nationaler Größe ausweiten sollte. In seinen Kompositionen hatte
sich Mendelssohn schon zuvor mit Bach
auseinandergesetzt, schrieb beispielsweise
Präludien und Fugen, Formen, an denen
er auch später festhielt und bedeutende
Muster für Klavier und Orgel schuf.
Frostige Reaktion des Pariser
Publikums
Heine schildert zudem in seinen Feuilletons, wie Mendelssohns Oratorium Paulus
1842 in Paris gegenüber dem Stabat
Mater von Rossini auf kühle Resonanz
stieß, ebenso 1844 seine »Schottische
Sinfonie« op. 56 (zu der er schon 1829
Skizzen auf seiner Reise zu den britischen
Inseln gemacht hatte, die aber später als
alle anderen seiner Symphonien beendet
wurde – und die er selbst als einzige für
vollendet hielt).
Heines Urteil in musikalisch-ästhetischen
Fragen darf man – im Gegensatz zu seiner
messerscharfen politischen Auffassungsgabe – als das eines bewanderten Laien
bezeichnen; doch die von ihm geschilderte
frostige Reaktion des französischen
Publikums beruht sicherlich auf Beobachtung. Was die Pariser da geboten bekamen, war eine romantische Sinfonik
abseits von Berlioz‘ orchestralen Pandämonien: eine Romantik, die sich nicht wie
bei Poe und Chopin aus Nacht und
Schauder nährt, sondern die – ähnlich wie
Schuberts große C-Dur-Sinfonie und
Schumanns Frühlingssinfonie, die
Mendelssohn beide in seinen Leipziger
Gewandhauskonzerten zur Aufführung
gebracht hatte – in der Poesie des
Volkstümlichen, Naturnahen, Liedhaften
neue Beseeltheit sucht, wohl auch neue
Menschennähe, nachdem Beethovens
Symphonien den Faktor Mensch zunehmend nur noch als Menschheit begriffen
hatten.
Mendelssohns »nordischer Ton«
Was Mendelssohns »Schottische« in
dieser Hinsicht ganz speziell auszeichnete,
war ihr »nordischer Ton«: also eine
melancholisch-versonnene Melodienbildung, die ebenso sehr von der real erlebten
herben Naturschönheit der nebelversunkenen Hebriden wie von den imaginierten
Mythen eines Bardentums à la Ossian
herrührte. (Ossian, das war der Fake des
ausgehenden 18. Jahrhunderts: vermeintlich authentische Gesänge eines mythischen Barden, die doch aus anonymer
zeitgenössischer Feder stammten. Diese
gefälschten Verse haben eine wahre Welle
Der vielleicht »deutscheste
aller Komponisten«
leidenschaftlichster Empfindsamkeit
hervorgerufen, auf der auch Goethes
Werther mit schmachtenden Seufzern
trieb.) Mendelssohn hatte diesen »nordischen Ton« schon in seiner Ouvertüre
Die Hebriden und in seiner Phantasie
écossaise für Klavier op. 28 angeschlagen.
Dass damit in romanischen Ländern
weniger Kapital zu machen wäre als in
England und Deutschland, den Ländern
seiner größten Erfolge (Mendelssohn hat
die britischen Inseln zehnmal bereist!),
versteht sich fast von selbst, zumal in einer
Zeit, die auf der Suche nach nationaler
Einigung weitaus weniger um fremde als
um die jeweils eigene Kultur und Geschichte bemüht war. Womit wir wieder
bei Wagner wären – oder doch nicht?
Wiederentdeckung von
Johann Sebastian Bach
Mendelssohn suchte als Komponist
auch nach nationalen Wurzeln, aber
dies weniger in Mythologie und Geistesgeschichte als in der deutschen Musik,
und das wohl intensiver als alle anderen.
Daran war das ebenso wohlhabende wie
in seinem aufgeklärt-bürgerlichen Ehrgeiz
kulturbeflissene Elternhaus nicht unschuldig. Mendelssohns Mutter Lea hatte bei
Kirnberger Cembalo-Unterricht gehabt
und war dadurch schon ungewöhnlich eng
mit der Musik seines Lehrers J. S. Bach
vertraut; sie drillte Felix‹ ältere Schwester
Fanny (deren musikalische Ausnahmebegabung von Vater wie Bruder zeittypisch
nur als Hobby akzeptiert wurde) dazu,
im zarten Alter von 13 Jahren alle 24
Präludien des Wohltemperierten Klaviers
auswendig vorzutragen. Mendelssohn
selbst lernte als Kind zunächst Orgel,
»Kulturbeflissenes Elternhaus«:
Schwester Fanny Mendelssohn
brachte es dann recht weit auf der Geige,
brillierte schließlich auf dem Klavier unter
der Anleitung des komponierenden
Virtuosen Ludwig Berger. Während
Berger den Knaben mit der modernen
Klavierliteratur seiner Zeit vertraut
machte, führte ihn der Unterricht beim
Leiter der noch jungen Berliner Singakademie, Carl Friedrich Zelter, einerseits
wieder zurück zu Bach, andererseits
mehrmals persönlich zu dessen Freund
Goethe.
»Von alten und neuen Musen
geküsst, brach sich Mendelssohns
Hochbegabung ungehindert Bahn.«
Dass Goethe die Werke des Wunderknaben, der ihm dankbar sein drittes und
bestes Klavierquartett h-Moll op. 3
widmete, gegenüber denjenigen des
jungen Mozart als »erwachsenere« vorzog,
ist überliefert. Derart von alten und neuen
Musen geküsst, brach sich Mendelssohns
Hochbegabung ungehindert Bahn:
Die Einrichtung regelmäßiger Sonntagsmusiken auf dem Berliner Anwesen der
Familie bot ein Podium für die Aufführung eigener Werke, frühe Begegnungen
mit Musikern wie Weber, Hiller, Moscheles, Chopin formten seinen Geschmack
weiter aus, das großmütterliche Weihnachtsgeschenk einer vollständigen
Abschrift der Bachschen Matthäuspassion
im Jahr 1823 schließlich lenkte das
historistische Interesse des jungen
Kom­ponisten auf immer festere Gleise.
Zelter erlaubte dem 20jährigen, Bachs
Passion in der Singakademie aus hundertjährigem Dornröschenschlaf zu erwecken;
Die andere große und ebenso früh
beginnende Konfrontation war die mit
dem Übervater der romantischen Tonsetzer: Beethoven. Das Unglaubliche an
dieser schöpferischen Auseinandersetzung
ist, dass sich der Jüngling Mendelssohn
nicht mit den etablierten Werken der
frühen und mittleren Periode (wie wenige
Jahre zuvor etwa Schubert), sondern von
Anfang an mit Beethovens esoterischem
Spätwerk beschäftigte: also mit den
letzten Quartetten und Klaviersonaten,
die beide direkte Reflexe in entsprechenden eigenen Quartetten (op. 12 und 13)
und Sonaten (op. 6 und 106) gefunden
haben. All diese Traditionsbindung mag
im Vergleich zu den mitunter geradezu
abenteuerlichen musikalischen Auswüchsen des Fortschrittsdenkens, das im
Schlepptau der Industrialisierung auch die
Ästhetik des 19. Jahrhunderts ergriff, wie
ein Hemmschuh wirken. Doch ist gerade
die Besinnung auf das musikalische Erbe
eine der Hauptleitlinien desselben
Jahrhunderts, die Rückseite der glänzenden Innovations-Medaille. Und genau in
der Besinnung auf Bach, die kontrapunktische Strenge seines Satzes, den nüchternen Ernst und die Spiritualität seiner
Werke, die unverstellte Glaubensinbrunst
seiner geistlichen Vokalmusik – genau in
der Anknüpfung an diese Eigenschaften
lag auch ein Moment nationaler Identifikation, das Mendelssohn zum vielleicht
deutschesten aller Komponisten seiner
Zeit machte.
Korrektiv gegen die Exzesse
der französischen Romantik
Dass Wagner und dann die Nazis aus
ihrem Rassedünkel heraus ausgerechnet
seine Musik als ›undeutsch‹ klassifizieren
sollten, zählt zu den bittersten Ironien der
Musikgeschichte. Mendelssohn hat mit
der Leitung der Niederrheinischen
ESSAY
Musikfeste, der Leipziger Gewandhauskonzerte, als »Hauskomponist« des
Preußenkönigs, als Wiederentdecker
J. S. Bachs und vor allem auch durch die
Gründung des ersten deutschen Konservatoriums in Leipzig, nach dessen Modell
bald in halb Europa neue Konservatorien
entstehen sollten, das Musikleben seiner
Zeit außergewöhnlich bereichert und
dafür viel Lorbeer geerntet (wenn auch
nicht, wie Heine bemerkt, überall). Auch
seine Musik wurde zum Maßstab, zu einer
Art deutsch-historistischem Korrektiv
gegenüber den Exzessen der französischen
Romantik (Berlioz, Liszt) und der Oper
des 19. Jahrhunderts; Schumann und
Brahms verdanken ihm manches, weniger
eigenständige Komponisten wie beispielsweise Anton Rubinstein, dessen notorische Melodie in F sich mühelos aus den
Mustern der Lieder ohne Worte ableiten
lässt, fast alles.
Mendelssohns Bemühen um formale
Vollendung und Klarheit, auch um eine
klassische ›geistige‹ Reinheit, lässt seine
Farbpalette gegenüber vielen anderen
Tonsetzern seiner Zeit mitunter blass
erscheinen. Dass er sich dennoch auch
in der Musik lieber für die Bleistiftskizze
und das flüchtige Aquarell statt für das
pastose Tableau oder Fresko entschied,
das auf den Opernbühnen und in vielen
Konzertsälen seiner Zeit zu finden war,
ist weniger Beleg für beschränktes
Ingenium als für gewollte Begrenztheit.
Die unwiederbringliche Frische seiner
jugendlichen Triumphe wie der Sommernachtstraum-Ouvertüre oder des Oktetts
macht in späteren Jahren einer Suche nach
dem Gültigen, über den Moden Stehenden Platz (so wie später Brahms nach
einer »dauerhaften« Musik strebte).
Dabei schleicht sich nicht selten der Ton
des Behäbigen, ja Biederen ein, auch der
simplen Konvention (die Lieder ohne
Worte bieten hierfür manches Beispiel).
Noch viele Schätze sind
zu bergen
Doch was sich in Mendelssohns Musik
ereignet hätte, wenn er nicht – vom
plötzlichen Tod seiner über alles geliebten
Schwester Fanny getroffen – weit vor dem
40. Lebensjahr an einem Schlaganfall
gestorben wäre, ist ungewiss. Manches
lässt sich möglicherweise erahnen, wenn
wir das f-Moll-Quartett hören, eines
29
allaBREVE
ESSAY
seiner letzten vollendeten Werke überhaupt: Musik, deren Ernst alles andere als
leidenschaftslos und oberflächlich ist,
sondern von existenziellen Fragen
durchdrungen.
»Ehrgeiz im edelsten Sinn.
Tiefer Sinn in allem, was er tat und
sprach, vom Kleinsten zum Größten.«
Manche Zeitgenossen bewunderten
Mendelssohn schon zu Lebzeiten vor
allen anderen, ganz besonders Schumann.
In einer seiner letzten Rezensionen für
die Neue Zeitschrift für Musik bezeichnet er 1843 anlässlich einer sehr wohlwollenden Besprechung der Italienischen
Sinfonie die Entwicklung des Komponisten als »die glänzende Bahn dieses
seltenen Gestirns«.
Noch viel emphatischeres Lob zollt
Schumann in nachgelassenen Erinnerungen an Mendelssohn: »Ehrgeiz im
edelsten Sinn. Tiefer Sinn in allem,
was er tat und sprach, vom Kleinsten zum
Größten. Sein Urteil in musikalischen
Dingen, namentlich über Kompositionen
– das Treffendste und den innersten Kern
Erfassende, was man sich denken kann.
Selbstkritik, die strengste, gewissenhafteste, die mir je an einem Künstler vorgekommen. Glück- und Segenverbreitend
überall. Goethe sein Vorbild. Sein Lob
galt mir immer das höchste – die höchste
letzte Instanz war er.« Aber Schumann
berichtet auch, dass Mendelssohn schon
vor seinem Tod auf schreckliche Weise
fühlte, dass seine »Sendung« erfüllt war.
Vielleicht ist es also neben aller Ehrenrettung erlaubt, auf manchen schwachen
Punkt zu deuten, den Mendelssohn eben
auch gesetzt hat und worum er wohl
selbst am besten wusste. Nur sollten wir
das erst tun, wenn das Gros seiner Schätze
überhaupt erst geborgen wurde. Dafür
bietet 2009 eine willkommene Gelegenheit.
Vortrag PD Dr. Christoph Flamm
»Zwischen Fuge und Gondellied: Mendelsohns
Klavierwerke«
Mittwoch, 6. Mai 2009, 19.30 Uhr,
Ev. Christuskirche Rotenbühl.
Der Autor
Christoph Flamm
wurde 1995 mit
einer Dissertation
über den russischen
Komponisten
Nikolai Medtner
promoviert.
Er arbeitete von 1994 bis 2001 als
Redakteur der Enzyklopädie
Die Musik in Geschichte und Gegenwart
im Bärenreiter-Verlag in Kassel.
2001 bis 2004 war er wissenschaft­
licher Angestellter in der Musikabteilung des Deutschen Historischen
Instituts in Rom. Ab 2002 nahm er
Lehraufträge an der Frankfurter
Hoch­schule für Musik und Darstellende Kunst wahr.
Die DFG förderte seine Habilitationsschrift über Ottorino Respighi und die
italienische Instrumentalmusik seiner
Zeit mit einem zweijährigen Stipendium.
Seit 2007 unterrichtet er als Privatdozent am musikwissenschaftlichen
Institut der Universität des Saarlands.

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