Markt - Oliver Kluck
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Markt - Oliver Kluck
@Zensor: Paris Panik 35 XIX - XXXI 1 Im ICE Wilhelm Conrad Röntgen auf der Fahrt von München nach Hamburg 35 XIX. Noch mal schön das Gesicht schmieren. Schmatze um den Mund. Gefällt Ihnen mein Gesicht. Schauen Sie. Wie schwarz ich sein kann. Wollt ihr mal meine Haut anfassen. Die Frau dort mit dem Bauch. Wollen Sie mal meine Haut anfassen. Fassen Sie mal meine Haut. Was haben Sie gefühlt, als Sie meine Haut gefasst haben. Kommt alle her. Fasst mich alle an. Da werden Sie erstaunt sein, wie warm meine Haut sein kann und weich. Finden Sie nicht auch, dass ich sehr gut angezogen bin. Die Farbe meiner Kleidung sehr gut zur Farbe meiner Haut passt. Das sieht man bei Schwarzen immer wieder. Dass sie sehr gut angezogen sind. Dass sie gar kein Geld haben. Aber gute Schuhe. Schuhe, die wir uns gar nicht leisten können. Schaut euch meine Schuhe an. Wie gefallen euch meine Schuhe. Da muss ich mich glatt fragen. Da frage ich mich. Nur teures Zeug. Wie kann es sein, dass ich als Schwarzer so gut angezogen bin. Wie konnte das passieren. Das kann ich Ihnen gegenüber unmöglich behaupten. Das glaube ich mir selber nicht. Dass ich diese Kleidung kraft meiner Hände Arbeit erwerben konnte. Was mir aufgefallen ist. Bei uns im Ort gibt es. Bei uns gibt es nur zwei Sorten Schwarzbier. Normales Schwarzbier und Schwarzbier mit Sirup. Das fällt natürlich auf. Da falle ich natürlich auf. Wenn ich mich als Schwarzer tagsüber raus wage. Wenn ich das Gehäuse 2 verlasse. Mich im Kulturraum bewege. Sie müssen wissen. Ach. Kommen Sie. Wissen Sie. Man beschaut diese dunkeln Menschen am besten bei Dunkelheit. Bei der Arbeit in der Mampe Bar. Import. Export. Wieviel brauchen Sie denn. Hallo und Guten Abend. Folgendes ist im Angebot Ich möchte eines gleich klarstellen. Dieses Gespräch ist die Imitation eines Gespräches. Ich mache bei diesem Gespräch mit, weil ich zum Mitmachen bei diesem Gespräch genötigt werde. Aus mir heraus habe ich überhaupt keine Lust, an diesem Gespräch teilzunehmen. Ich fahre nicht freiwillig mit der Bahn. Ich bin dennoch ein guter Fahrgast. Es ist angenehm, mit Leuten wie mir irgendwo hinzufahren. Ich bereite niemandem Probleme. Ich sitze hier und halte mein Mund. Lieber Baader. Liebe Sehr geehrter Herr Baader. Sie sind als Spieler bestimmt ein großes Talent. Wie schön für Sie, dass das so viele Leute bereits erkannt haben. Ihre Arbeit über alle Maßen schätzen. Sie wissen sicherlich schon, wie Sie mich darstellen also spielen wollen. Sie sehen mich aktiv. Sehr bemüht durch die Gegend laufen. Ich sehe mich eher unbeteiligt. Sie ziehen Ihr Hemd aus. Sie steigen eine Leiter auf. Sie springen von oben nach unten. Sie sind ganz schön auf Temperatur gekommen, nachdem Sie bestimmt eine Viertelstunde lang von links nach rechts gerannt sind und dann zurück. Den Leuten gefällt es. Sie müssen sehr darüber lachen. Die Töchter finden aufregend, was im Gehäuse verhandelt wird. Kleine Perlen. Muschelkalk. Saft 3 35 XX Mein Körper expandiert. Seitdem die Frau in meinem Leben wohnt. Werde ich immer fetter. Was mache ich jetzt mit meinen Hosen. Können meine Hosen nochmals umgenäht werden. Ist es besser, Sport zu treiben. Als Idiot von Idioten umgeben auf einem Band zu laufen. Oder besser gleich die Konfektionsgröße wechseln. Zur eigenen Verfressung stehen Ich möchte gerne für immer schlafen. Das ist mein Wunsch. Nein. Es ist zu einfach. Bitte notieren Sie. Frau Dr. Ogen Euter. Kleine Ficksau. Ich möchte gerne für immer aufwachen. Mich ausgeschlafen fühlen nach langem Schlaf. Warum ich also hier bin. Ich bin aus didaktischen Gründen hier. Damit es auch der Letzte versteht. Ich bin die Methode Holzhammer. Ich werde immer dann eingesetzt. Wenn es besonders aufrichtig wird und besorgt Dir würde ich es gerne besorgen. Liebes Körpermädchen Vulva Zu sagen. Doktor Euter Feist. Ich bin wahnsinnig, ja wirklich stolz. Dass Sie mich spielen. Ich hatte Sie. Ich habe Sie ja immer schon. Für mich sind Sie. Hätte mir vor ein paar Jahren. Ich hätte kein Wort davon. Ganz ehrlich. Ich hätte ganz ehrlich losgelacht. Lachen Sie einfach, wie Sie beim letzten Mal gelacht haben. Ich hatte es Ihnen auf der Stelle abgenommen Entschuldigen Sie. Ich bin gerade zugestiegen. Ich sage es gleich direkt. Ich hatte mich auf der Suche 4 nach dem richtigen Wagen richtig verlaufen. So hatte ich jeden kennengelernt. Bevor ich euch kennengelernt habe. Ziemlich schlechte Luft hier im Abteil Die Fiste hat sich für einen in vielfacher Weise funktionalen Raum entschieden. Eine multifunktionale Regalwand. Vitrinen und Fächer, in denen Artefakte aus dem Leben der Figuren verwahrt werden. Aufbewahrt. Vielleicht mag die Kollegin ihr Reisegepäck gleich dazulegen Ich möchte mich selber in eines der Fächer legen. Hineinlegen. Um der heute Abend anwesenden, ja wie sagt man denn nun? obersten Spitze Führung Leitungsebene dem Herrn Blacher gegenüber zu beweisen. Dass ich meine Gage wert bin Herrschaften. Die Assistenz hat es Ihnen bereits attachiert. Wir werden heute Eisenbahngeschichte schreiben. Ich bitte Sie, Ihre Ausweise bereit zu halten. Bitte erwarten Sie die nächste Durchsage Nochmal Baader. Zitat. So. Wir fahren. Da habt ihr es. Wir sind unterwegs. Schaut mal, was ich für schöne weiße Zähne habe. Weil ich mir natürlich nicht wie ihr fetten vollgefressenen Mitteleuropäer meinen Mund also die Fresse mein Maul mit Kristallzucker verhunzt habe. Frau Feist. Wollen Sie nochmal meine Haut anfassen. Ihr Mann also. Er hat Sie sitzen lassen. Da waren Sie mitten in der finalen Phase Ihrer Schwangerschaft. Hochträchtig. Tragend. Das war schwer für Sie gewesen. Die schweren Brüste. Die schweren Einkaufstaschen alleine bis ganz oben tragen zu müssen. Aber nun 5 fahren wir ja wieder. Nun geht es weiter vorwärts. Wohin fahren wir. Wir fahren von München nach Hamburg. Mir soll es recht sein. Möchte noch jemand etwas Doppelkorn in seinen Rotbäckchensaft. Ich trinke so gerne. Wenn Alltagssituationen imitiert werden. Bin ich am liebsten etwas angetrunken. Noch lieber liebend gerne vollkommen blau. Obwohl selber vollkommen schwarz. Wie Sie ja bereits festgestellt haben Ich bin so geil auf Geschichte. Ich lasse mir so gerne erzählen, wie es wirklich war. Mein Name sei Baader. Ich weiß nicht, ob euch das schon mal aufgefallen ist. Alle reden immer nur von Dialog. Ich sage jetzt gar nichts mehr. Blacher. Schreiben Sie sich das in Ihr Moleskine Heftchen. Ich entziehe mich dem Diskurs, indem ich einen geilen Traum träume. Ich werde Sie und Ihresgleichen nicht weiter durch Auslassungen ernähren können. Der Austausch aufrichtiger Meinungen endet hier. Sie werden sich demnächst eine richtige Arbeit suchen müssen. Eisenbahnschwellendemontage in der Wüste Gorki. Ich korrigiere. Sie werden demnächst von den Zinsen leben müssen, die Ihnen Ihre Mieter zahlen. Ich korrigiere nochmals. Etwas Geduld. Ich korrigiere. Sie werden als Höchststrafe für Ihre Angepasstheit für den Rest ihres Lebens Feiste sein müssen. Blacher. Fickmaul. Unleserlich. Gestrichen. Katrin Röggla ist ab diesem Jahr Mitglied der Jury des Theatertreffens Frage. Wie geht es Ihnen mit Ihrer Wahl in dieses wichtige doch sehr wichtige Gremium. Frau Professor. Antwort. Unleserlich. Mehrere 6 Streichungen. Doch. Mir geht es so richtig gut. Was Sie sich sehr gut vorstellen können. Ich nehme diese Aufgabe an. Ich möchte sie besonders gut erfüllen. Mit großem Ernst bei der Sache sein. Kann man das so sagen. Ich beginne meinen Tag sehr gerne mit einer Tasse Tee und einem guten Gedanken. Sie müssen wissen. Ich habe überall im Haus Zettel und Stifte verteilt. Keiner meiner Gedanken soll verloren gehen. Alles ist gut. Alles ist gleichermaßen brauchbar. Pflaumensaft. Ausgespuckt, da ekelhaft. Auf den Teppich gekotzt. Performativ. Sachar. Schnell. Bringen Sie uns etwas Wohlschmeckendes zu trinken. Bringen Sie jedem von uns ein weiteres Glas. Sachar bringt jedem von uns ein weiteres Glas. Wir sind Das Deutsche Theater. Wir haben es uns in der Ersten Klasse bequem gemacht Es wird ein angemessener Versuch verlesen auf die deutsche Eisenbahn. Unterhose kneift etwas im Schritt. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Die deutsche Eisenbahn ist das Ergebnis einer Erfindung aus England. Ich hätte gerne die Kentucky Waffle Fries. Gleich zum hier essen. Drei Tage von Dresden nach Leipzig. Unterwegs ausgeraubt, vom Kutscher in den Arsch gefickt. Stattdessen sitzen wir hier in diesem Abteil, freuen uns zu Recht zur rechten Zeit geboren zu sein Alle lieben Geschichte. Geschichte zeigt uns das traurige total beschissene Leben der anderen. Dass man sich selber sofort besser fühlen kann. Ich möchte einen Spruch ausbringen auf die Feist 7 Foundation. Die Feist Foundation hat durch ihre großzügige Unterstützung den Eisenbahnbetrieb in Deutschland möglich gemacht. Feiste. Ich muss Ihnen nochmals persönlich für Ihr grandioses Buch über den polnischen Horizontalpionier Bratislav Klitorsky danken. Allmächtiger Gott der Rille. Ich glaube dem Feist jedes Wort. Sei unser Vater. Besten Dank übrigens auch für die Suppe am Gendarmenmarkt Wenn Sie mal schauen wollen. Da haben Sie den Beweis. Ich fand Geschichte immer schon richtig. Schon als Kind. Wenn die anderen Kinder mit anderen Kindern spielen gegangen sind. Habe ich im Haus meines Vaters gesessen. Meines Vaters Bücher gelesen. Ich bin so auf Bücher eingestellt. Ich habe immer schon gerne Bücher auch in der Hand gehalten. Angeschaut. Das mit dem kleinen Feuer auf der Wartburg sei ein großer Spaß gewesen. Warum immer nur Holz nehmen. Warum nicht Papier. Er hätte nichts gegen diese Autoren. Sagte der polnische Taxifahrer auf dem Weg zur Messehalle. Sollen sie doch schlechte Bücher schreiben und langweilige. Er hätte noch einiges an Öl in die Höhle des Löwen gegossen. Wieviel leichter falle es ihm heute, ein anständiges Feuer zu entfachen. Was habe sich der Ernst Moritz Arndt da noch verausgaben müssen. Kleines Turnerfest unter Freunden und Gleichgesinnten. Leute. Ich habe euch was Ausgezeichnetes mitgebracht. Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse Damit ihr es wisst. Ich komme gerade aus den Endproben zum Erdbeben. Hält der Staudamm oder hält 8 er nicht. Ich habe eigentlich gar keine Zeit. Eigentlich sollte ich nicht hier sein. Wo sind wir denn. Ach so. München. Hamburg. Wann sind wir endlich da. Dermaßen juckt die Fotze. Zwei Unglücke zur gleichen Zeit sind eigentlich zwei zu viel. Erdbeben. Sturmflut. Glatteis. Immer noch Regen. Wolkenbruch. Ich weiß selber nicht, wie ich damit klarkommen soll. Ich arbeite praktisch rund um die Uhr. In meinem Mund ist ein Betrieb wie auf einer vielbefahren Schnellstraße. Sie sehen es ja selber. Der Zug ist mein Büro. Hier habe ich Zeit und Ruhe. Was ich hier vor mir liegen habe, ist nichts anderes als das Wetter von morgen. Sie ahnen es bereits. Ich habe dieses Wetter selbst gemacht. In meiner Wetterküche. Schmeckt es Ihnen. Ich habe dem Menü noch diese hohlen Nüsse hinzugefügt. Beigemengt. Ich hatte mich gefragt. Wie kommen all die Bäume in den Wald. Die Antwort ist ganz einfach. Dass man selbst nicht drauf kommt Sie können mich gerne zitieren, wenn es Ihnen Freude macht. Wenn es nach mir ginge. Dann ginge es nach mir. Dann würden Lastwagen mit laufendem Motor vor den Häusern warten. Vielleicht finden Sie das jetzt ein bisschen faschistoid. Ob Sie mir glauben oder nicht glauben. Moment. Bleiben Sie mal in der Leitung. Ich höre gerade Fickgeräusche aus der Nachbarwohnung. Wo waren wir stehen geblieben Mit weit offenen Augen durch die Stadt gehen. Wie oft kommt es vor, dass ich mir die Faust in den Mund stecken muss. Um mal zu sehen, wie sich das anfühlt. Mit der Faust im Mund durch die Stadt. So viele Stoffe gibt es. Sagt die Frau in der 9 Apotheke. Seitdem ich in einer festen Paarbeziehung lebe. Hat sich meine Lust an der Bewegung in eine von mir nicht vorgesehene Richtung entwickelt. Ich sitze nur noch da. Versunken. Stumm. Wenn ich mit einer Frau zusammen bin. Möchte ich gerne alleine. Auch sehr gerne mit anderen Frauen zusammen sein. Eine Apothekerin würde mir sehr gefallen. So viele Stoffe. Ich könnte locker das Doppelte an Wetter machen. Gutes Wetter. Schlechtes Wetter. Sommer. Frühling. Das Material geht niemals aus. Sie werden es sich denken können. Solange der Stoff nicht ausgeht, bin ich Ihr Bratislav aus Warschau. Herzliche Grüße, Tschüss Die Kunst. Ich habe immer ein etwas ungutes Gefühl mich selber als Künstler zu bezeichnen. Ich fühle mich eher wie der Mann, der bei Lindis Imbiss die Tische abräumt. Ich bin ein einfacher ein ganz einfacher Mensch. Allereinfachste Denkstrukturen befinden sich in meinem riesenhaften Schädel. Je weniger ich habe. Desto einfacher könnte ich glücklich sein. Ich schreibe sofort alles auf. Hier ist der Beweis. Leider kann ich meine eigene Schrift nicht lesen. Vielleicht bin ich sogar bescheiden. Das Haus, in dem ich lebe, ist aus altem Papier. Drei Wochen Dauerregen haben meine Existenz vernichtet. Sämtliche Kredite laufen weiter, dass ich gerade noch. Diese leckere Currywurst hier bestellen kann. Schauen Sie mal nach dem Preis. Ich bin gerade blind. Unsere leckere Currywurst aus der Sansibar. Jetzt auch im Bordbistro und in der Ersten Klasse an Ihrem Platz. Was ich dazu zu sagen hätte. Ich habe dazu nichts 10 zu sagen. Kanister Benzin rüber gießen, Fotos machen, Strandspaziergang. Überlegen Sie doch mal. Wir fahren hier mit fast dreihundert Kilometer pro Stunde. Die Sansibar hingegen ist die ironische Interpretation einer Holzhütte in den Dünen Das sind diese Fragen, bei denen ich mich frage, warum sie ausgerechnet mir gestellt werden. Was Sie dazu bewegt hat zu glauben, dass ich eine derartige Frage beantworten werde. Fragen Sie doch mal den Steward, was er dazu zu sagen hätte. Ich möchte am liebsten die Diebische Elster tanzen. Ich möchte mich am liebsten hier auf diesem Ganzraumteppich wälzen. Und das mache ich jetzt auch. Dass Sie mir eine solche Frage stellen. Sie erleben mich sprachlos. Ich frage mich gerade, ob Sie das einen Maler auch fragen würden. Was er denn da gerade gemalt hat. Herr Rauch, was ist das Thema Ihres Bildes. Was haben Sie denn da gemalt. Es ist ja auch so schön bunt. Ein schönes buntes Bild. Hat es was mit Frühling zu tun Wir wollten eigentlich über mich reden. Das ist der Grund, warum wir uns hier getroffen haben. Lassen Sie mich nochmal kurz einen Versuch wagen. Wie es eigentlich zu mir gekommen ist. Eigentlich. Eigentlich ursprünglich hatte ich mit mir gar nichts zu tun. Ich hatte nichts damit zu tun gehabt. Sie wissen sicherlich. Dass es sich bei mir um eine Auftragsarbeit handelt. Der Bundesverband der Deutschen Ingenieure hatte jemanden gesucht, der zum Blacher Jahr dem Blacher ein Buch schreibt. Lieber sehr geehrter hoch verehrter Herr. Daniel Kehlmann 11 Natürlich hatte der Professor Feist den Daniel Kehlmann gefragt, ob er ein derartiges Buch schreiben wolle. Ausreichend Papier war bereits vorhanden. Kehlmann sei begeistert gewesen. Warum er letzten Endes doch abgesagt hat. Darüber wurde Stillschweigen vereinbart. Was mir mein Schwanz in der Hose zwickt. Nur so viel. Aus der Humboldt Universität ist zu erfahren, dass die Forderungen, welche Kehlmann gestellt hat. Schale mit frischem Obst. Obst nur von einer Sorte, aber vielfältig. Blickdichte Vorhänge. Zimmerjunge. Lieber etwas jünger. Zart. Bad mit Badewanne und Dusche. Eigenes Becken für die Füße. Täglich frische Handtücher. Zum durch den Schritt ziehen. Weiches Toilettenpapier. Feuchttücher. Ein Stehpult aus Eichenholz. Geschliffene Gläser. Verschiedene Obstsäfte. Schnittblumen Der Kehlmann hatte gefordert. Ich habe es alles nur gehört. Ein Bekannter. Eine Bekannte. Ein sehr überschaubarer Kreis. Eine Streichung. Ich hätte sofort den Arzt gerufen. Geben Sie dem Herrn Kehlmann zwei Einheiten Quilonum. Der Herr Kehlmann ist verrückt geworden An dieser Aufstellung können Sie sehen. Dass der Kehlmann nicht die geringste Ahnung. Der Herr Kehlmann hat überhaupt keine Vorstellung davon. Wenn Sie mich so fragen. Sie können mich alles fragen. Ich sage es Ihnen direkt. Kehlmann hat ein Problem mit seinem Vater. Über Kehlmanns Vater spricht heute keine Sau mehr. Kehlmann möchte, dass alle über seinen Vater reden. Was sein Vater für ein genialer Regisseur gewesen sei. Kehlmannwochen 12 am Deutschen Theater. Publikumsgespräche mit Kehlmann über Kehlmanns Vater. Zu Gast Kathrin Röggla. Zugeschaltet aus dem Jenseits. Der Professor Tankred Dorst Ich hatte Ihnen bereits gesagt, worum es geht. Es geht um Daniel Kehlmann und seine Experimente mit der Elektrizität. Was mich besonders daran fasziniert. Der Begriff Elektrizität war zu Lebzeiten Kehlmanns noch vollkommen unbekannt. Beim Sonnengruß vom Blitz getroffen zu werden war einfach nur Schicksal Nein. Das kann man gerade nicht sagen. Dass die Aufzeichnungen nicht von Kehlmann seien. Die Aufzeichnungen kommen durchaus von Kehlmann. Er war der Impulsgeber für das Zustandekommen der Versuche. Die Übersetzung basiert auf seinen Aufzeichnungen. Die Güteprüfung hat lediglich umgesetzt, was er ihr vorgegeben hatte. Ein ledigliches Umsetzen lediglich. Ziel war es. Wir wollten den Leuten klarmachen. Wie soll ich es sagen. Sagen Sie es mir. Ich möchte es mal so sagen. Das sagen Sie einfach so. So würde ich es nicht sagen. Ich sage jetzt gar nichts mehr. Ich spreche aus dem Off zu Ihnen. Direkt in Ihr Gehirn 35 XXI. Schwachholz hin oder her. Ganz ehrlich. Die Pappel ist der geeignete Baum für Ihr Vorhaben. Schnitzen Sie das Leben des Blacher aus dem weichen Holz der Pappel. Ein paar Holzschuhe. Ein Kerzenständer. Ein 13 Tisch. Stühle. Einige Blatt Papier. Aus feinstem allerfeinstem Pappelholz. Weide ginge auch. Macht sich von ganz alleine breit. In Ihrem Leben als Dichter am Arsch der Macht. Macht nichts. Nehmen Sie dieses Holz. Ich schreibe es Ihnen auf. Morgens. Mittags. Abends. Jeweils zwei Einheiten vor jeder Mahlzeit Der neue Roman von Sybille Berg. Ich habe das Bahnjournal von vorne bis hinten durchgelesen. Meine Neugierde ist geweckt. Sie sehen es ja selber. Ich möchte sofort einkaufen gehen. An die Redaktion. Hören Sie. Ich bin es, Baader. Ich fühle mich wie ein frisch gebumstes Eichhorn. Ich kann auf Ihren Sitzen nicht sitzen. Haltungsschaden. Das nächste Mal werde ich wieder das Auto nehmen. Ist mir scheißegal, ob Stau ist Bei dir oder bei mir. Wie wollen wir es machen. Kleine Versuchsanordnung. Versuchen Sie es mal mit Ihrer Nachbarin oder einer Kollegin. Sie werden sehen, was Sie davon haben. Wie schmeckt Ihnen die Gurke. Frisch eingelegt. Frische Wäsche. Wohlfühlkleidung. Schläft es sich gleich viel besser Frauen unter sich. Ich möchte meinen Körper anderen zeigen. Genau wie Dolly Buster hat sich die Feiste nie für Männer interessiert. Es fällt ihr nicht schwer, sich vollkommen zu öffnen. Schaut wie professionell sie sein kann. Ein immer gleiches Gesicht genügt. Ein Mund, der geöffnet werden kann und geschlossen. Ein tschechischer Akzent. Der Feiste geht es nicht darum Männer. Tja. Glücklich 14 zu machen. Was Männer über sie denken, ist der Feiste vollkommen gleich. Die ganze Angelegenheit ist eine Sache zwischen ihr und ihrer Mutter. Ich erinnere mich noch ganz genau. Man darf sich nicht täuschen lassen von ihrem Auftritt als erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihre Mutter war früher mindestens genauso jedermann wie die Feiste heute. Sex im Volksmund. Ist der Titel eines sehr guten Nachschlagewerks. Die Bezeichnung Sommerloch bekommt auf einmal eine ganz andere Bedeutung. Vielen Dank Michael Lentz für diesen Tipp Das stellen Sie sich bitte mal vor. Wie die Feiste das übt. Das Fahren mit der Bahn erst einmal einstudieren muss. Sich die Figur des bahnfahrenden Menschen nach und nach aneignet. Schauen Sie bitte. So in einem Wagen sitzen. Mit anderen in einem Abteil. Ist das denkbar für Sie Blacher hat da was bei Schivelbusch gelesen. Blacher sagt zu Baader. Haben Sie Schivelbusch gelesen. Sie sollten Schivelbusch lesen. Bei Schivelbusch können Sie etwas zur Fahrt mit der Eisenbahn erfahren. Was ich Ihnen empfehlen möchte. Sie sollten sich dem Gegenstand der Eisenbahnreise auf lesende Weise annähern. Die Leitung hat sich dazu bereits vorab einige Notizen angelegt. Hier bitte, schauen Sie. Lassen Sie Ihren Slip ruhig an. Ich werde auch so rankommen. Schauen Sie. Bitte. Die Assistenz hat im Auftrag der Leitung die wichtigen Informationen für Sie auf diesem Handzettel attachiert 15 Lassen wir das. Ich höre ja schon auf. Ich versichere Ihnen. Ich kann Ihnen versichern. Sehr verehrte Damen und sehr verehrte Herren. Ich liebe das Spiel genauso, wie Sie das Spiel lieben. Ich könnte meine Arbeit gar nicht machen also ausüben. Würde ich das Spiel nicht so lieben, wie Sie das Spiel lieben immer geliebt haben. Immer schon lieb hatten. Auch wenn es manchmal anders erscheint. Sie müssen mir glauben. Meine Liebe zum Spiel ist eine starke. Ein tief empfundenes Gefühl. Hinter dieser unscheinbaren Pforte liegt es verborgen Schon mein Vater. Mein Vater schon hatte einen eigenen Lehrstuhl. Gutes Eschenholz. Eine grundsolide Tischlerarbeit. Mein Vater. Schreiben Sie mit, Baader. Mein Vater hatte einen Lehrstuhl. Zwei Finger in eine Öffnung hineinzustecken. Darum ging es vor allem. Vater hatte die nackte Eva Matthes als junge Frau gesehen. Wenn Vater mit Mutter schlief. Beziehungsweise und oder aus seinem Büro in der fünften Etage der Universität in den Lichthof der Universität onanierte. Dort wo die Studenten an Tischen saßen. Tasse Kaffee Stück Kuchen. Hatte Vater oft so wie er es mir versichert hat immer an die sicherlich schon damals ganz anständig durchgevögelte Eva Matthes denken müssen. Die er einmal gesehen hatte und zwar auf einer Bühne in einem Theater. Bitte stellen Sie sich vor. Wir hatten damals Premierenkarten. Wir hatten für die Premierenkarten nie etwas zahlen müssen. Vater schrieb nebenbei Empfehlungen. Die Zeitungen kamen gratis ins Haus 16 Statt in die Schule zu gehen. Nur so als Angebot. Lecken Sie gerne meinen Arsch. Bin ich lieber liegen geblieben. Nach dem Aufstehen ging es. Ins Café Speer. Wo ich erste Versuche verfasst habe. Noch keine elaborierten Texte. Wie Sie sich Texte vorstellen. Eher Bleistiftzeichnungen. Strichmännchen. Gerne Anzügliches. Mein erstes Mal wird bestimmt schön. Frage an Sie. Ob ich den Kardinal Ratzinger auch einlade Ob es Ihnen vielleicht aufgefallen ist. Dass die Leute. Wenn Sie von der Eisenbahn. Von der Klappe unter dem Lokus erzählen. Man tritt das Pedal. Die Klappe geht auf. Scheiße und Scheißhauspapier fallen aufs Gleis. Man schaut durch das Loch hindurch auf den Gleiskörper. Der Versuch, einzelne Schwellen mit dem Auge festzuhalten. Der Lärm, der in den Aborten geherrscht hat. Windzug an Arsch, Hodensack und Fotze Alles was ich getan hatte. Das hatte ich nie getan. Den Flug der Scheiße zu beschreiben. Ich hatte über die fleißige Hausfrau geschrieben. Die gerade ihre Koch und Weißwäsche zum Trocknen aufgehängt hat. Die Wäscheleine unter der Eisenbahnbrücke gespannt. Wäsche und Garten und Hausdach mit Scheiße bedeckt. Gleich kommen die Schwiegereltern. Wir müssen wieder über die großen Themen schreiben. Zweifel im Gesicht der Frau. Maßlose Enttäuschung. Wut. Hilflosigkeit Ich hatte mir die Akte Schweiger nochmals geben lassen. Was ich denn nochmals mit der Akte Schweiger wolle. Hatte die Frau in dem Sekretariat 17 gefragt. Sie hätte es schon beim ersten Mal nicht verstanden. Warum ich gerade die Akte Schweiger haben wolle. Warum nicht eine von den anderen Akten. Immer wieder die Akte Schweiger. Hat die Frau in dem Sekretariat gesagt. An dem Institut an der Hochschule an der der Schweiger dereinst studiert. Wir sind eine sehr gute Hochschule. Sagt die Frau zu dem Baader. Die Beine übereinandergeschlagen. Der Rock ziemlich kurz. Der Schweiger sei einer unserer besten ja allerbesten ein exzellenter Student gewesen. Ein Ausnahmetalent. Ohne Ausnahme talentiert. Einer der besten Studenten. Den die Hochschule jemals in ihrem Matrikel. Wo schauen Sie denn hin. Schmeckt Ihnen mein Kaffee nicht. Was wollen Sie denn nun von dem Schweiger. Sehr geehrter Herr Baader. Über den Schweiger ist doch schon so viel geschrieben worden. Selten Gutes. Der unverstandene Schweiger. Wie Blacher den Schweiger genannt hat. Ach Blacher. Der konnte ja nicht mal Turbo Pascal. Hat hier große Arbeiten von anderen schreiben lassen. Eine vollkommen unglaubwürdige Figur. Kaum authentisch. Überbewertet. Wenn Sie mich fragen Feiste spielt Bahnreisende. Muss erstmal ihre Yoga Matte ausrollen. Rumsitzen und Nichtstun. Wie kann ich das darstellen. Dass meine Darstellung glaubhaft rüber kommt. Dass ich anerkannt werde. Vor allem geliebt. Ohne mich in ein geometrisches Dreieck verwandeln zu müssen oder ein Spiegelei Unser Leben besteht zu großen ja zu überwiegenden Teilen aus performativen Darstellungen in denen wenig sehr oft sogar so gut wie gar nichts 18 passiert. Ich sitze in einem Schnellzug von München nach Hamburg. Ich studiere im dritten Semester. Ich schlafe mit jemandem. Auf der Zeitung von heute steht das Datum von gestern. Ich schaue Die Räuber als Laienspiel in einem Altenheim. Ich höre meine Mutter über meine Kindheit sprechen. Ich sage meiner Mutter. Du bist vollkommen verblendet. Was du hier sagst, entspricht nicht der Wirklichkeit. Meine Erinnerung hat sich vollkommen anders entwickelt Mutter behauptet, ich könne mich nicht an den Vorgang meiner Geburt erinnern. Ich sei ja noch viel zu klein gewesen. Mich überhaupt an irgendetwas erinnern zu können. Baader. Raus mit der Sprache. Haben Sie mich jemals Fisch essen sehen Sie glauben gar nicht, woran ich mich noch alles erinnern kann. Was mir alles im Gedächtnis geblieben ist. Ich habe ein Gedächtnis. Wie der viel zitierte Dickhäuter. Die Leute. Fragen. Wie kannst Du dir all das nur merken. Wie ich mir all das nur merken könne. Eine derartige Frage habe ich mir nie gestellt. Ich habe mich vielmehr gefragt. Warum muss eine junge Fiste, die vollkommen natürlich nichts anderes tut als nichts zu tun, mich mit einem derartigen Aktionismus überraschen. Warum kann sie nicht mit einer großen Disziplin einfach nur dasitzen. Gemütlich in einem Abteil. Das Glied den Hosenboden beult. Ohne irgendetwas Besonders zu tun 19 Vater Frauenarzt. Mutter Kinderheilkunde. Vater und Sohn Zahnarzt. Mutter Kinderheilkunde. Er Bauunternehmer, sie Anwältin mit eigener Kanzlei. Tochter ohne Plan. Wie werde ich nur diesen Geruch los. Wie kann ich sein, wie ich sein könnte. Was mache ich nur mit all meiner Zeit, meinem Gold, meiner genitalen Situation. Was kann ich wirklich. Habe ich Gefühle. Falls ja, was für Gefühle sind das. Nochmal drüber nachdenken. Wie man das macht. Eine Putzfrau spielen Der Arbeiter bettle um Brot. Er möchte mehr arbeiten. Der Arbeiter bettle um Brot und Arbeit. Es entspräche seinem Naturell, um Brot und Arbeit zu betteln. Schon daran können Sie sehen, dass es bei der Darstellung eines Arbeiters einen Scheiß darum geht, tatsächlich einen Arbeiter darzustellen. Das Gehäuse als Versicherungsanstalt einer fröhlichen Reisegruppe. Wir machen uns erstmal einen Sekt auf. Solange der Pöbel uns bittet, solange wird wohl alles in Ordnung sein Die Damen und Herren mal eine Stunde zwanzig anschweigen. Sofort alle Interaktionen einstellen. Das ist der Vorschlag, den ich Ihnen machen kann. Noch mal kurz in die Tasche gefasst. Das ist mein revolutionärer Ansatz. Beste Grüße, Baader Verehrter Blacher. Der Arbeiter, wie Sie ihn sich vorstellen, möchte so wie Sie leben. Er möchte Ihr Leben führen. Wohnung abgezahlt oder gleich geschenkt bekommen. Der neue Audi Quattro. Fressen gehen im Gasthaus Reibach. Ferien. Zweieinhalb Monate Urlaub im Jahr. An einem Werktag in einem 20 Korbstuhl auf einer Dachterrasse sitzen. Wein trinken. Einen feuchten Traum zu Ende träumen. Das ist es, was der Arbeiter möchte Mein lieber Baader. Was ich gerade gedacht habe. Ein Vorgang. Einen der beiden Lehraufträge abgeben. Vielleicht. Mal eine Zeitlang nichts machen. Den Wahnsinn des Betriebes von außen besichtigen. Ich hatte mir vorgenommen, nie wieder nach Hamburg zu fahren. Die Stadt Hamburg, die mich immer interessiert hat, sie interessiert mich nicht mehr. Eine vollkommen lächerliche Stadt. Rotklinkerhäuser. Ich könnte jedes Mal kotzen. Direkt auf den Gehsteig speien. Wenn ich diese Rotklinkerhäuser sehe. Wir müssen alle sparen. Wir müssen den Gürtel enger schnallen. Fünfzig Quadratmeter, zwei Zimmer, Küche, Bad. Sind vollkommen ausreichend. Hamburg möchte gerne New York sein. Ich sage es Ihnen direkt. Daraus wird nichts. Hamburg ist keine Stadt. Hamburg ist eine zu groß geratene. Rotklinkersiedlung. Drei Etagen, Spitzdach, Deckenhöhe zwei Meter siebzig. Das genügt dem Hanseat. Da ist er ehrlich mit sich selbst und auch bescheiden. Damals bei der Zeit. Der Helmut Schmidt hatte mich gefragt, ob ich. Schweiger, haben Sie anständig gedient. Ob wir uns beim Duschen gegenseitig den Rücken eingeseift hätten Ich hatte sie gar nicht wiedererkannt. Die Hamburger Polizei trägt jetzt nicht mehr die alten Naziuniform. Die der Helmut Schmidt ganz unvoreingenommen getragen hat. Da können Sie als junger Mensch gar nicht mitreden. Schauen Sie, 21 Baader. In Hamburg wird Zentrum mit C geschrieben. Das Bastardwort Hafencity bezeichnet eine Bonzensiedlung am Wasser. Wenn Sie mich so fragen. Mir ist das Spiel vollkommen gleich. Ich habe genug gesehen. Mich interessiert der Betrieb nicht mehr. Sie werden bemerkt haben, dass ich damit nicht alleine bin. Ein letztes Mal noch. Ein allerletztes. Ich fahre nach Hamburg. Ich bekomme die Fahrt nach Hamburg bezahlt. Der Betrieb hat die Kosten für eine Fahrtkarte in der Ersten Wagenklasse übernommen. Eine Flasche Wein, ein schönes Zimmer im Hotel Reichshof. Ich werde heute Abend gut essen gehen. Ich werde eine Produktion sehr ernsthaft betrachten. Vor allem werde ich mich betrinken gehen. Ich habe Hamburg immer nur betrunken erlebt. Ich hatte eine grandios gute Zeit dort. Immer habe ich in Hamburg Geld verdient. Ich liebe diese Stadt. Ich liebe diese Stadt dafür, dass sie mich immer gut behandelt hat. Hamburg. Ich küsse deinen Boden. Die Stadt Hamburg ist wie eine gut verheiratete Frau, die ab und an etwas Abenteuer sucht. Hinterher gibt es Schnitzel. Auf dem Schnitzel liegt ein Spiegelei Man kann von der Arbeit als Arbeiter nicht leben. Niemand kann von der Arbeit als Arbeiter leben. Ich bitte Sie. Sie können es mir unmöglich zum Vorwurf machen. Dass ich für meine Arbeit als Arbeiter ein kleines Honorar erhalte. Mir ein kleines Honorar erbitte. Jede Arbeit muss bezahlt werden. Schauen Sie. Mir ist es vollkommen gleich, wer meine Arbeit bezahlt. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Die Fabrik leistet sich einen eigenen Wagen mit Fahrer. 22 Eine eigene Kantine. Mobiltelefone. Designerlampen in allen Büros. Vitra Stühle. USM Regale. Toilettenbrillen aus Holz. Mich hat sie nie bezahlen können Ich sage nichts. Sie erleben mich schweigend. Von Anfang an. Ich sage nichts, sitze nur so da. Ich sitze wie ich jetzt sitze. Ich werde mich nie wieder verändern. Ich werde wohl Eule auf dem Schornstein sein. Haben Sie eine Frage. Ich beantworte keine Fragen. Ich sitze einfach nur so da. Ich bewege mich nicht einmal. Sie etwas fragen. Interaktion. Diesen ganzen Scheiß. Ich wüsste nicht, was ich Sie fragen könnte. Sie haben sich Stille so sehr gewünscht. Ihr Wunsch geht in Erfüllung. Das ist die gute Nachricht. Sie können zufrieden sein. Wir fahren mit dem Zug. Gut. Mir ist es recht. Ich habe überhaupt nichts dagegen. Warum nicht mit der Postkutsche. Mir wäre es lieber gewesen, mit der Postkutsche zu fahren. Einen Stoff, der sich bewährt hat. Lassen Sie uns die Räuber spielen. Mit Schleyer kenne ich mich aus. Warum nicht auf bewährtes Material zurückgreifen. Ich höre mich selber lachen. Warum lache ich. Gegenwartsdramatik. Ich könnte weinen. Und das mache ich jetzt auch. Ich weine. Schauen Sie. Sie sind schuld. Sie haben damit angefangen. Die meisten der heutigen Arbeiten haben keine Kraft. Sie wissen es nicht. Ich weiß es nicht. Keiner von uns weiß, was Leute wie Baader dazu verleitet. Ihnen und mir Stoffe zu liefern wie diesen. Ich kann mit diesem Stoff absolut nichts anfangen. Reinweg gar nichts. Wenn ich schon damit nichts 23 anfangen kann. Wie sollen andere damit etwas anfangen können. Vielleicht können wir diesen Stoff wenigstens als Waschpulver verwenden. Buntwäsche. Was ich Ihnen sagen möchte. Ich sehe mich als literarische Figur lediglich schablonenhaft dargestellt. Ich erscheine Ihnen als eine Skizze. Ich sehe mich so, wie Sie mich sehen wollen. Ich bin servierfähig. Ich entspreche jeder Erwartung. Streiche meinen Busen. Er ist heute zart Dass die anderen nicht mit mir reden. Ich rede mit jedem. Außerdem stimmt es nicht. Dass die anderen nicht reden. Die anderen reden sehr wohl. Sie kommunizieren. Haben Sie mal Habermas gelesen. Sie sollten mal Habermas lesen. Dort können Sie einiges zur Sprache erfahren und zum Reden. Lesen Sie Luhmann. Sie können bei Luhmann einiges. Lesen Sie meine Hand. Sie können in meiner Hand einiges über meine Brüste erfahren. Die so viele berührt 35 XXII Ich bin durchaus aufgeschlossen. Ich kenne die Vorbehalte gegen uns Schriftkundige. Ungelenk. Bewegungsunfähig. Verklemmt. Mir ist bekannt, was die Nackten von uns denken. Gerade wird mir ein Steert entgegengereckt. Ich empfinde das Beieinander der Nackten oft als unterkomplex. Hören Sie auf mir zu unterstellen, ich sei einsam. Ich würde an vaginaler Anästhesie leiden. Mehrere Streichungen. Mir fehlt es an nichts. Streichung. Wenn Sie mal bitte schauen wollen. Ja. Nein. Nicht meine Vagina. Ich meine diese Stapel hier. Hier die 24 jungen Regisseure. Habe an der Hochschule Ernst Busch studiert. Auslassungen. Mehrere Streichungen. Habe den Meisterkurs bei Professor Schweiger belegt. Diplominszenierung am Maxim Gorki Theater. Abschluss als Jahrgangsbester. Schauen Sie sich die Zähne an. Wohin man schaut. Münder ohne Fehl und Tadel. Da können Sie lange suchen. Dass Sie mal einen offenen Biss finden. Ein offenes Hemd. Das sicherlich. Das werden Sie oft finden. Hier. Bei diesem jungen Mann zum Beispiel. Was sollen uns diese offenen Hemdknöpfe signalisieren. Wieso überhaupt ein Hemd. Wieso nicht ein Netz. Oder Frischhaltefolie Sie glauben gar nicht. Sie können sich überhaupt nicht vorstellen. Sie haben keine Idee davon. Lassen Sie es ruhig klingeln. Ich gehe schon lange nicht mehr ran. Jede Wette. Das ist irgendeine Agentur. Hier. Gehen Sie ran. Sagen Sie, Sie seien ich. Ciao Lieben Sie Ihren neuen Volkswagen. Die Liebe ist ein so großes Thema. Aber was finden wir hier. Neofaschismus. Griechenland. Kapitalismuskritik. Konsumkritik. Streichung. Ich sei alleine. Ich bin nie alleine gewesen. Ich sehe mich von Menschen umgeben, die mein Leben reich machen. Nie hat mich ein Buch mehr erreicht als Atemschaukel von Herta Müller. Tief in mir spüre ich, dass ich Herta Müller bin. Ich hatte Herta Müller noch kennengelernt. Schauen Sie. Ich schneide Wörter aus Zeitungen aus. Ich arbeite genau wie Herta Müller gearbeitet hat. Sie lebt in mir weiter. Sie sehen nicht so aus, als würden Sie lesen. Streichung. 25 Geben Sie mir das Buch zurück. Sofort. Ich schreie wie ich will. Hauen Sie ab. Ich war zuerst da. Raus aus meinem Abteil. Raus aus meinem Bett. Bimbo Lass meine Brüste los. Raus aus meinem Bett. Ich sage jetzt kein Wort mehr. Ich habe auch vorher nichts gesagt. Kein Sprechen nirgendwo. Ich saß einfach nur da. Hier habe ich gesessen. In diesem Abteil der Ersten Wagenklasse. Nicht ich bin zu Ihnen. Sie sind zu mir gekommen. So sieht es aus. Nehmen Sie das bitte zu Kenntnis. Nehmen Sie Ihr Glied aus meiner Hose. Schwanz. Haben Sie Schivelbusch gelesen. Lesen Sie Schivelbusch. Geschichte der Eisenbahn. Da ist alles drin. Ralf Roth sollten Sie auch lesen. Lesen Sie Schivelbusch und Roth. Alles Standardwerke, die Sie längst kennen sollten. Wo sind wir hier. Knödelgeprägte Jauchedörfer. Niedersachsen. Anmut und Zier. Der so genannte Dichter. Die Idealvorstellung des Schwerarbeiters im Bergwerk der Kunst. Der still vor sich hinsitzende Trinker. Das Haar in alle Richtungen. Haben Sie Baader mal zu Gesicht bekommen. Kennen Sie Baader. Vermutlich nicht. Ich kenne Baader. Ich habe ihn gut gekannt. Was Sie nicht wissen können. Baader ist unwahrscheinlich fett. Der fette Dichter Baader. Der Vollgefressene. Der Berufskünstler in höchster Verfettungsstufe. Dass man sich wundert. Wie ein Menschenherz das schafft. Einen derart massigen Körper am Leben zu halten. Was schätzen Sie denn, wie alt der Baader in Wirklichkeit ist. Das glauben Sie nicht, wenn ich Ihnen erzähle, wie alt Baader tatsächlich ist. Das glaubt der Baader selber nicht. So ungesund wie 26 der Baader lebt. Schweinskopfsülze. Eine bemerkenswert ordentliche Wohnung. Gardinen. Zimmerpflanzen. Gehäkelte Tischdecken. Der Herd penibel sauber gehalten. Die Toilette sauber. Frisch bezogene Betten. Bratengeruch in allen Räumen. Ob das seine Wohnung sei. Sagt der Baader. Bitte. Ich bin ein fetter vollgefressener Dichter. Ich habe seit Jahren keine eigene Wohnung mehr. Ich wohne mit einer Frau zusammen. Was brauche ich eine eigene Wohnung. Und dann kommt sie auch schon, die Frau. Ein offenes freundliches Gesicht. Die Fingernägel nicht allzu lang. Hände, die früh zupacken mussten. Gleich eine Ansage. Der Baader solle sich etwas anziehen, wenn er Besuch empfange. Zieh dir was an, Baader. Baader tut so, als hätte er nichts gehört. Ich habe da so ein Rauschen im Ohr. War da was. Sitzt mit seinem massigen Körper in einem Drehsessel aus Kunstleder. Ein Möbel unserer Zeit. Aus einem Sessel fernsehen. In die Ferne sehen. Einmal besuche ich den Baader. Wir sind miteinander verabredet. Die Frau öffnet die Tür. Das Schlachtermesser noch in der Hand. Ich solle reinkommen. Baader schlafe noch. Der Baader sitzt in seinem Sessel und schläft. Hat Abend und Nacht in seinem Sessel sitzend. Da stehen wir nun, die Frau und ich. Beobachten den walfischdicken Menschen beim Atmen. Baader. Aufstehen. Besuch. Da möchte man nochmal Kind sein. So etwas zum ersten Mal sehen zu können. Ein derart großes Tier in seinem angestammten Lebensraum. Vor dem dicken Baader die Schreibmaschine des Baader. Er schreibt natürlich noch auf einer Maschine. Um wirklich jeder Erwartungshaltung zu entsprechen. Bevor Sie 27 fragen. Keine Olympia. Immerhin eine Reiseschreibmaschine. Ein portables Modell, in das der letzte Bogen noch eingespannt ist. Dann wollen wir doch mal sehen. Der Baader hat offensichtlich einen Brief an die Administration verfasst. Offensichtlich einen Brief an die Administration. Verehrter Herr Polizeihund. Sehr geehrte und sehr geehrte Herren. Hier steht Intervention. Baader sagt Eingabe. Ich sage Intervention. Intervention, Baader. Baader sagt, keine Intervention. Keine Intervention. Eingabe. Also Intervention. Keine Intervention. Eingabe. Baader hochrot. Er rieche das sofort heraus. Noch ein Wort, und er steige aus. Er steige an der nächsten Station aus. Dann könnten wir unseren Scheiß hier alleine machen. Er rieche das sofort heraus. Diese Ich habe an der Universität der Künste studiert Sprache. Euren Söhne und Töchter Jargon. Gegen den er interveniert. Also Einspruch erhebt. Eine Eingabe verfasst. Wie er es nennt. Die ersten Sätze noch verständlich. Vollständige Sätze. Jedes einzelne Wort gründlich überlegt. Auf das Gründlichste herausgearbeitet. Neben der Maschine eine leere Flasche. Um überhaupt arbeiten zu können. Muss der Baader saufen wie ein Rohr mit drei Enden. Die Leerzeichen also Leerstellen an denen nichts ist, sich nichts anderes befindet als gar nichts. Ich lach mich kaputt. Werden nach unten hin immer mehr. Aus Sätzen werden Wörter werden einzelne Buchstaben. Einzelne Buchstaben zehn, fünfzehn Mal hintereinander. Baader hatte sich in den Schlaf geschrieben. War mitten im Kampf dem Kampfe entschlafen. Er unternimmt nicht einmal im Ansatz 28 den Versuch, seinen gescheiterten Versuch zu verbergen. Es ist ihm scheinbar vollkommen gleich, was andere Leute von ihm denken. Was ich von ihm denke. Manchmal denke ich, dass Baader mich überhaupt nicht wahrnimmt. Ich und all die anderen überhaupt nicht für ihn existieren. Er ganz alleine ist, mit sich und seiner Maschine und den beiden Videorekordern. Überhaupt frage ich mich, wovon der Baader lebt. Ganz sicher kommt seit Jahren kein Geld mehr rein. Seit Jahrzehnten wurde überhaupt nichts mehr verdient. Vielleicht hat er geerbt. Niemand weiß, ob er vielleicht etwas geerbt hat. Sollte er etwas geerbt haben, ist davon garantiert nichts mehr übrig. Baader trägt Pullover und Hosen aus synthetisch erzeugten Fasern. Klamotten, die er irgendwann in den achtziger Jahren gekauft hat. Die trocken aus der Waschmaschine herauskommen. Sie wissen ja selbst, mit welchem Stoff der Baader in Verbindung gebracht wird. Fragt sich nur. Was kam danach. Ist überhaupt nochmal etwas gekommen. Wofür steht der Baader heute. Sich mit dem Baader zu unterhalten, ist wie eine Reise in die Kindheit. Da sitzt man nun und kann nicht glauben, was man hört. Hat man es mit einem Genie zu tun. Einer bislang unentdeckten Größe. Oder mit einem armen kranken Menschen, dem es bislang nicht gelungen ist, auch nur das Geringste aus seinen Anlagen zu machen. Tierlaute wie nie zuvor gehört. Heute liegt der Baader in seinem Bett. Unterhose länger nicht gewechselt. Feinripphemd. Die Katze im Arm. Ist keine Katze. Ist ein Igel, der dem Tierfreud das Bett vollgeschissen hat 29 Wo wir so über den Baader reden. Ich möchte damit nicht sagen, dass der Baader in irgendeiner Weise blöde ist. Das sehen Sie selber. Nur ist er vollkommen heruntergekommen. In einem Maße verkommen, das kaum vorstellbar ist. Baader ist ein Mensch ohne Leidenschaft. Ein Allesfresser. Ein Konsument. Falls sich hier noch jemand an das Videosystem VHS erinnert. Baader hat über seinem Fernseher gleich zwei Rekorder stehen. Warum gleich zwei Geräte, frage ich den Baader. Der Baader antwortet. Der Baader antwortet nicht. Lächelt. Als hätte er die Frage nicht verstanden. Als sei die Frage niemals gestellt worden. Die Frau hat Kohlen und Holz aus dem Keller geholt. Heizt den Dauerbrandofen in der Küche. Dass der Dauerbrandofen in der Küche zu glühen anfängt. Rot und blau glimmt. Die Tapete um das Ofenrohr dem Feuer nahe. Baader hat sich einige Gedanken zur Weltlage gemacht. Lässt sich, im Gedanken versunken, auf den glühend heißen Ofen hinabsinken. Dass sich das Muster der gusseisernen Ofenabdeckung in seinen Dichterarsch brennt. Es scheint ihn gar nicht zu interessieren. Er redet einfach weiter. Die Frau versorgt den verbrannten Arsch des Baader mit Kamillensalbe. Dem einzigen Medikament im Haus. Ohne die Frau wäre der Baader längst abgebrannt Die Frau erzählt, der Baader hätte zum bereits vorhandenen Videorekorder einen zweiten hinzu gekauft. Nachdem der Baader über Monate hinweg keine Antwort auf die Frage gefunden hatte. Wie Black Emanuelle in Afrika aufnehmen, gleichzeitig Alexander Kluge 30 Der Gedanke, dass Leute wie Baader so etwas wie eine schreibende Elite darstellen, verschafft mir Wohlgefühl. Ich sage es ganz offen. Ich habe keine Angst vor dem Baader. Doppelkorn aus Kaffeetassen um neun Uhr in der Früh. Mich beeindruckt das nicht. Ich nehme das hin als ein inszenatorisches Element. Einen Effekt. Wie soll ich es sagen. Ich kann mich in dieser Sache unmöglich falsch verstehen lassen Verstehen Sie. Ich habe Angst mich mit diesem Menschen zu treffen. Auf dem Weg zu diesem dicken versoffenen Dichter bemerke ich, wie mir flüssige Scheiße im Schlauch steht. Dass jeder weitere Schritt in einer Katastrophe enden kann. Betrete ich das Haus, in dem der Baader lebt. Ein vollkommen auf eine schlimme Weise abgewirtschafteter Kasten. Windschiefe Antennen auf dem Dach. Farbe die von den Fenstern bröselt. Der Hof ungepflegt. Im Treppenhaus riecht es nach Katzenpisse. Ist es, als würde jemand seine Hände an meinen Hals legen und langsam zudrücken Ich rieche dieses riesenhafte fette Schwein bereits im Hausflur. Ich sehe die vollkommen fertige Frau in der Tür. Ihren vorwurfsvollen Blick. Als ob ich etwas dafür könnte. Ich schuld daran sei, dass der dicke Baader in ihre Häkeldeckenwelt eingedrungen ist. Feist und voll in seinem Sessel sitzt und schläft und schnarcht und verdaut Baader ist so grauenhaft ordinär. Die Frau fragt, warum ich meine Schuhe nicht ausziehe. Ob ich das nicht wüsste und also von meiner Mutter und meinem 31 Vater gelernt hätte. Dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man in eine fremde Wohnung tritt. Wer jetzt den ganzen Dreck wegmachen solle, den ich hinterlassen habe Ich sehe den Baader jedes Mal unrasiert dasitzen. Unrasiert in Unterwäsche. Die fette Sau in Feinripp. Dieses Bild hätte ich gerne für den Katalog. Ein Faltblatt, in dem sich nichts anderes befindet als die Wahrheit. Würde ich das was ich hier sehe, was mir zugemutet wird, irgendwo aufschreiben, würde gesagt. Das ist ja alles nur Erwartungshaltung. Das ist ja in Wirklichkeit alles ganz anders. Ich solle mir mal eine der vielen Reportagen anschauen. In denen man die Häuser unserer Dichter sieht und ihre Autos und die schönen jungen Menschen, mit denen unsere Dichter ihre Zeit verbringen Der Dichter Baader hat sich an keine einzige unserer Abmachungen gehalten. Er hat all seine Versprechen, die er uns gegeben hat, auf miesteste Weise gebrochen. Er hat uns hintergangen. Er hat mich als seinen Vertrauten und Fürsprecher belogen. Ich kann es nicht anders sagen. Er hat mein Vertrauen missbraucht. Er hat bis heute keine Ahnung davon, wer Blacher war. Warum wir Blacher feiern wollen. Was Blacher für uns und seine Stadt und auch für Hamburg geleistet hat Der Staatsschreiber Baader. Der Autor im Auftrag der Administration. Sie verstehen nun, warum ich so verzweifelt bin. Was mich so fertig gemacht hat. Herr Professor Feist. Verehrter Herr Professor 32 Feiste. Ich kann nicht mehr. Ich bin fertig. Ich bin vollkommen hinüber. Leute wie Baader haben mich vernichtet. Ich bitte Sie sehr, von einer weiteren Verwendung meiner Person an Ihrem Haus. Abzusehen. Und jetzt kommt es. Passen Sie auf. Können Sie sich vorstellen, was der Professor darauf geantwortet hat 35 XXIII Mich hatte überhaupt niemand gefragt, ob ich Hund sein möchte. Viel lieber als Hund, wäre ich Rotklinkerhaus gewesen. Drei Etagen. Satteldach. Die Fassade schlicht. So ließe es sich vorzüglich zu Ihnen und Ihresgleichen sprechen. Rotklinkerhaus auf der Fahrt von München nach Hamburg. Gemütlicher Fensterplatz im Erste Klasse Großraum. Abteil ging leider nicht, da selber zu groß Was ich Ihnen nun also mitgebracht habe, sind diese Knochen. Mensch mit zwei Köpfen. Diesen Kopf kennen Sie aus der Anna Amalia Bibliothek. Er gehörte dem Schleyer. Jahrelang galt der Kopf des Schleyers als verschwunden. Ich hatte den Kopf des Schleyer wiedergefunden, zusammen mit diesen Knochen. Sie werden es nicht glauben. In einer Grube auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu Berlin. Ein spontanes Graben. Ein zufälliges Buddeln an einer beliebigen Stelle. Sie ahnen es bereits. Die Knochen hier und dieser Kopf. Das ist Brecht. Beziehungsweise. Was von Brecht übrig geblieben ist. Sie sehen es ja selbst. Der Brecht ist dünn geworden. Es ist nicht mehr viel an ihm dran. 33 Brecht hat die letzten Jahre Jahrzehnte erheblich an Substanz eingebüßt. Ein anständiges Rippenstück wäre mir lieber gewesen. Als diese morschen Knochen hier. Da war ich herzlich enttäuscht und ehrlich empört. Als nach harter entbehrungsreicher Grubenarbeit nicht mehr ans Tageslicht gekommen war. Als diese mickrigen Gebeine. Da ist mir klar geworden, dass wir von Brecht nichts mehr zu erwarten haben. Dass der Brecht nicht einmal mehr imstande ist, meinen gewaltigen Hunger nach Geschichte und Geschichten zu stillen Von Schleyer ist nur der Schädel erhalten. Bitte. Schauen Sie sich diesen Schädel an. Wer kann sagen, ob es sich bei diesem Schädel um den richtigen Schädel handelt. Oder ob wir richtig falsch liegen mit der Annahme, dass es sich bei diesem Schädel um den Schädel des Schleyer handelt Dass Schleyer und Brecht Kopf an Kopf in Mutter Erde lagen, das ist die große Überraschung. Da waren die Erben überrascht gewesen und der Suhrkamp Verlag. Der so viele Briefe geschrieben hatte, in denen immer nur stand. Hören Sie auf, Castorf. Ausrufezeichen. Brecht vermischt man nicht Das darf ich noch kurz anmerken. Bevor wir hier gleich Eisenbahngeschichte schreiben. Dass der Brecht und zufällig auch der Schleyer aus der Grube geholt wurden. Weicher märkischer Sandboden. In dem es sich für einen Hund ganz wunderbar graben lässt. Schauen Sie sich mal meine Fingernägel an. Dass ich in dieser Sache tätig werden musste. Das verdanken wir nur dem Claus Peymann. Peymann selbst war es, 34 der darauf bestanden hatte, sich künftig neben den Brecht zu legen. Sich anzuschmiegen in Löffelchenstellung. Eine durchaus zärtliche Geste. Die man Peymann aber nach all dem nicht abgenommen hatte. Von wegen anschmiegen. Nun hieß es, der Peymann wolle den Brecht von hinten bumsen. Von wegen, nur dazulegen. Einen alten Mann hart rannehmen. Sich anbiedern. Das sei es, was Peymann wirklich vorhabe. Weshalb entschieden wurde. Als der Grundbuchauszug endlich vorlag, nunmehr Klarheit darüber herrschte. Dass Peymann tatsächlich der rechtmäßige Eigentümer des Dorotheenstädtischen Friedhofes und also der Ruhestätte Brecht ist. Dass Brecht umziehen muss Brecht zieht aus. Peymann zieht ein. Deswegen führe ich den Herrn Brecht, bis uns für den Herrn Brecht etwas Besseres einfällt, und auch den zufällig gefundenen Schädel des Herrn Schleyer, hier in diesem Jutebeutel mit mir. Einige Knochen schauen oben raus. Über eine weitere Verwendung der Gebeine muss noch entschieden werden. Ich hatte bereits an anderer Stelle vorgeschlagen. Den Herrn Brecht zu Seife zu verarbeiten. Dass man sich mit Brecht untenherum waschen kann. Eine Antwort auf meinen Antrag steht derzeit noch aus Hier schauen Sie. Den Erstantrag hatte ich vor zwei Jahren gestellt. Vor zwei Jahren hatte ich angefangen diesen Ordner zu führen. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Ordner sich innerhalb von zwei Jahren zur Gänze füllt. Dass ich nach nicht einmal zwei Jahren einen zweiten ganz und gar neuen Ordner anfangen also anlegen muss. Benötige. Benötigen 35 werde. Nachdem ich den Erstantrag gestellt hatte. Hatte ich erst einmal überhaupt nichts gehört. Was war mit meinem Ohr. Funktionierte es noch. Öffnete ich den Briefkasten, befand sich nichts im Briefkastengehäuse. Nur das Nest mit den süßen kleinen Schwalben. Im Januar hatte ich den Antrag gestellt. Im März kam das erste Schreiben von der Autonomiebehörde. Aufforderung zur Mitwirkung. Gleich stelle ich fest, dass ein gewisser Sprachduktus über die Zeit gerettet werden konnte. Der Filmschauspieler Prahl als Unteroffizier Prahl in Polanskis Der Pianist. Los. Machen Sie. Wir fordern von Ihnen. Schicken Sie uns sofort. Wenn Sie nicht sofort. Dann werden wir. Folgende Unterlagen sind nachzureichen. Wir fordern von Ihnen auf der Stelle. Wenn Sie uns nicht folgende Unterlagen sofort. Ihr oben genannter Antrag ist unvollständig. Ihr Antrag ist nie gestellt worden. Sie sind verpflichtet unsere Anfrage unverzüglich zu beantworten. Sie bilden eine Gemeinschaft mit Ihren Kindern und Kindeskindern. Erneute Aufforderung zur Mitwirkung. Abänderung des vorläufigen Bescheides. Und so weiter Eine Kommandosprache, die in Majdanek entwickelt wurde. Freiberg, Freital, Bautzen und Oschatz. Ist mit Interesse und großer Dankbarkeit durch die Damen und Herren Mitarbeiter der Behörde aufgenommen worden. Ich beantworte das Schreiben. Das Schreiben ist beantwortet. Bereits eingereichte Unterlagen werden nachgefordert. Die nachgeforderten Unterlagen seien nie eingereicht worden. Für die Bearbeitung des Antrages sei es 36 notwendig, dass der Antrag vollständig ist. Es müsse mir bewusst sein, dass der Antrag nicht bearbeitet werden könne, wenn der Antrag nicht vollständig also unvollständig ist. Ein unvollständiger Antrag müsse unbeantwortet liegen bleiben. Nach einer Zeit gar kleingehackt und kompostiert werden. Ich kopierte die Kopien ein weiteres Mal. Ich duplizierte die Abzüge. Eine Million Amerikanische Dollar aus dem Kulturfond der Stadt der offenen Ärsche. Um das Graffiti der Eastside Gallery zu schützen. Hatte das Graffiti der Eastside Gallery einen Schutzanstrich bekommen. Mich schützt niemand. Ich stehe eurem Wahnsinn schutzlos gegenüber. Falk Richter. Hier hast Du das Thema, auf das Du so lange gewartet hast. Das ist der Falk Richter. Wahnsinnig erfolgreicher Autor. Sonderveröffentlichung im Theater der Zeit Verlag. Wie läuft es so. Supergeil. Darf ich vorstellen. Das ist der Falk. Schauen Sie mal. Total bekannt. Poetikvorlesung in Saarbrücken. Falk, Du musst sofort in die nächste Bibliothek gehen. Das Thema, auf das Du so lange gewartet hast. Jetzt ist es endlich da. Der Verlag kümmert sich drum. Es ist alles bezahlt. Tschüss Falk. Falk ist schon wieder weg. All die tollen Projekte. Und immer ist was los in diesem Land. Was ich gelernt habe. Ich habe daraus gelernt. Ich habe gelernt. Nur noch Einschreiben. Wie es mit dem Geld läuft. Dazu kann ich nichts sagen. Greifen Sie in meine Tasche. Die andere Tasche. Die andere Tasche, habe ich gesagt. Was haben Sie dort gefunden. Sehen Sie. Ich habe nämlich gar kein Geld. Ich bin vollkommen blank. Meine Arbeit hat mich ruiniert. Ich hatte in meine 37 Arbeit und also in mein Arbeiten in die Ausübung meiner Tätigkeit investiert also Geld reingesteckt. Das ich ohnehin nie hatte. Das Geld ist bei mir nur auf der Durchreise. Es steigt um und ist gleich wieder weg. Meine Mutter, die selber überhaupt nichts hat, hatte einen Kredit für mich aufgenommen. Von dem Kredit hatte ich die Miete gezahlt und die Raten für den BMW. Hier ist meine neueste Arbeit. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Herrn Schleyer, den Sie auch noch kennen lernen werden. Ich hätte auch in diesen lauwarmen Schwamm onanieren können. Vorläufiger Bescheid zu Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Nach sieben Monaten bekomme ich dieses Schreiben. Was habe ich in den zurückliegenden sieben Monaten getan. Wovon habe ich gelebt. Änderungsbescheid zum vorläufigen Bescheid zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Dieses Schreiben sei ohne Unterschrift gültig, da maschinell erstellt. Als ob es nicht durch einen Sachbearbeiter also trotz allem Mensch erstellt worden ist. Da haben wir es. Eine synthetisch erzeugte Intelligenz hat diese Schreiben verfasst. Hier ein Schreiben vom Gericht. Heute Schnitzel, dazu gebundene Erbsen und Kartoffel. Schauen Sie sich das an. Das Gericht erstellt seine Schreiben auch maschinell. Nur finde ich unter den vom Gericht maschinell erstellten Schreiben unter Name den Namen Fiste Mund. Richter am Sozialgericht. Rinke. Rechtspflegerin. Meinem Bescheid kann ich entnehmen, dass sämtliche von mir zuerst im Erstantrag und dann in den auf den Erstanatrag folgenden Weiterbewilligungsanträgen vermerkten Ausgaben betriebliche Aufwendungen aus 38 selbstständiger Arbeit kleingerechnet werden. Was vollkommen in Ordnung gehe. Was seine Richtigkeit habe mehrfach geprüft inhaltlich und fachlich richtig sei nicht zu beanstanden. Aus fünfhundert Euro Betriebskosten pro Monat werden durch Zauberhand siebzig. Zu Ihrer Information teilen wir Ihnen Folgendes mit. Sehr wohl zu Ihrer Kenntnisnahme. Zu Ihrer bestehenden Miete kann Ihnen ab sofort nur noch ein Teilbetrag gezahlt werden. Sie werden sehen, auch das wird ausreichen. Und wissen Sie was. Nein. Das können Sie gar nicht wissen. Woher sollten Sie das wissen. Es ist letzten Endes vollkommen gleich, woher das Gold kommt. Ich schreibe der Autonomiebehörde ein weiteres Mal einen etwas längeren Brief, den ich mit einer förmlichen Anrede beginne. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Dazu einige Fragen zum allgemeinen Verständnis. Die ich schon immer stellen wollte. Ein paar allgemeine Anmerkungen. Dann zu den allgemeinen Anmerkungen und allgemeinen Fragen einige vertiefende Betrachtungen. Ein paar perspektivische Gedanken. Beobachtungen Hier ist schon die Antwort. Das ging ja schnell. Damit war ja gar nicht zu rechnen gewesen. Ich hatte mich ja schon an das Warten gewöhnt. Warten können, geduldig sein, Dinge ertragen. Das sind die Qualifikationen, meine neuen Kernkompetenzen, die ich mir in der nunmehr bald zweijährigen Zusammenarbeit mit der Autonomiebehörde erarbeitet habe. Herr Fist von der Autonomiebehörde schreibt. Sehr geehrter Baader. Sehr geehrter Herr Baader Komma es ist naiv beinahe kindlich einem Kinde 39 gleich von Ihnen zu glauben oder auch nur daran zu denken. Dass die Autonomiebehörde und demnach der Staat Sie und Ihresgleichen aushalten und tragen und also ertragen müsse. Der Staat muss gar nichts. Das werden Sie schon sehr bald feststellen. Kosten für Unterkunft und Heizung. Mehrere Streichungen. Regelsatz. Vorläufige Bewilligung. Streichung. Hier die Beantwortung des Folgeantrages. Der eingereichte Antrag ist unvollständig eingereicht worden. Wir bitten Sie von einer Bearbeitung Ihres Antrages vorerst abzusehen. Dieses Schreiben ist maschinell erstellt also durch keinen Menschen falls Sie das meinen. Weshalb Sie sich einen Widerspruch sparen können Ich habe nichts gesagt. Ich stehe hier einfach nur so rum. Ich warte. Mir macht das nichts aus. Ich betrachte das als eine Übung. So schlimm ist es nicht. Es ist nicht das Schlechteste. Ich hätte auch als Zwangsarbeiter auf die Welt kommen können. Zu Tode geschuftet in der Kraft durch Freude Fabrik des Herrn Professor Porsche. Oder als Polizeihund im Außendienst. Da ist es mir lieber, hier ein bisschen zu stehen und zu warten. Mal was Neues. Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Herr Baader, wir sind neugierig auf Sie und möchten Sie kennenlernen. Wollen wir etwas über die Zukunft sprechen. Guten Tag, mein Name sei Feist. Ich sei Ihr persönlicher Betreuer und würde gerne mit Ihnen über Ihre persönliche Entwicklung sprechen, Ihre Aussichten und Chancen. Herr Baader, ich sehe hier gerade, dass Sie bereits mehrere Male versucht haben, den ganzen Sommer hindurch, eine 40 Autofellatio an sich herbeizuführen. Ist das zutreffend Ob das zutreffend sei. Ich muss sehr lachen. Ein aufrichtiges Lachen. Echt und unverfälscht. Authentisch. Ich hatte mir von dem Geld, das mir die Autonomiebehörde schickt, einen extragroßen Delfin gekauft. Einen eigenen Fisch aus Gummi. Den ich mit einem Saugnapf an den Kacheln in meinem Badezimmer befestigen kann. Was der Grund für meine Fröhlichkeit sei. Fragt die Frau mit den Brüsten und der Poritze. Was ich die Frau schon immer mal fragen wollte. Hat Flipper Zähne Als ich erst an der Tür des Büros des Herrn Fist anklopfe und dann das Büro des Herrn Fist betrete, hineinschreite in die Welt, die die Welt des Herrn Fiste ist. Setzen Sie sich, Herr Baader. Setzen Sie sich erst einmal hier hin. Hier, in dieses Eck. Nein. Stehen Sie doch wieder auf. Stellen Sie sich hier hin. Nein. Stellen Sie sich dahin. Dass ich Sie sehen kann und beobachten. Legen Sie Ihre Sachen ab. Ziehen Sie sich aus. Machen Sie. Auch die Unterwäsche. Knien Sie sich hier hin, dass ich Sie besser untersuchen kann. Weswegen Sie heute hier sind. Sie sind heute hier Mehrere Streichungen. Auslassungen Ich muss erstmal aus meinem Fenster herausschauen. Um herauszufinden, warum ich Sie habe vorladen lassen. Herr Baader. Schauen Sie, so viele Vögel am Himmel. Wenn es nach mir ginge, dann ginge es nach mir. Dann würden die Vögel dort nicht einfach so herumfliegen. Kreise drehen. Herumsitzen auf 41 irgendwelchen Ästen. Dann wären sie metaphorisch aufgeladen. Vorgeladen, Herr Baader. Ich möchte mit Ihnen über Ihre Situation sprechen. Ein freundliches Gespräch. Eine Unterhaltung. Ich möchte mich mit Ihnen etwas unterhalten und selber unterhalten werden. Schöner Blick von hier oben. Finden Sie nicht auch Das bekomme ich erst jetzt mit. Bei meinem dritten Besuch in der fünften Etage. Dass alle anderen Wartenden genauso aussehen wie ich. Die andere Hälfte des Betriebes. Krähen. Raben. Kleine Dohlen. Elstern. Hier trifft man sämtliche Vögel wieder 35 XXIV Wie ich zu dem Stoff gekommen sei. Ich komme schon lange nicht mehr. Der Stoff ist zu mir gekommen. Er wurde mir freundlicher Weise zur Verfügung gestellt. Er ist mir zugetragen worden. Wenn Sie es so wollen. Ich habe ihn nur noch nehmen müssen. Wie ich auf den Feiste Blacher gekommen sei. Gar nicht. Der Blacher ist zu mir gekommen. Kettenhemd. Pluderhose. Stulpenstiefel. Dort, wo Sie jetzt sitzen, dort hat er sich hingesetzt. Baader, hat er gesagt. Hoch verehrter Herr Baader. Sie haben mir mein neuestes Buch mitgebracht. Darf ich Ihnen eine Widmung hineinschreiben. Dass Sie wahre Freude empfinden können Das Aufschreiben war gar kein Problem gewesen. Der Verlag hatte sich eine leicht verständliche Fassung gewünscht, die zum Heidelberger Stückemarkt 42 eingeladen werden kann. Herr Baader. Schreiben Sie über das Schwefelkugelexperiment. Orientieren Sie sich an der Biografie des Blacher aus dem Verlag der Deutschen Industrie. Dort werden Sie alles finden, was Sie für Ihre Arbeit benötigen Was fällt Ihnen auf, wenn Sie die Biografie des Blacher in die Hand nehmen. Die in Ihrer Hand liegende Blacher Biografie betrachten. Man kann sie auch unter diesen Tisch legen. Dass der Tisch nicht mehr kippelt. Kommt Ihnen das nicht auch etwas komisch vor, dass ich kein Wort sage. Dass ich still und stumm dasitze, Sie anschaue, etwas vor mich hinlächle. Gut. Lassen wir das. Lassen wir es sein. Spielen für Idioten. Ich brauche Sie gar nicht zu fragen. Ich frage Sie gar nicht erst. Ob Sie das Buch gelesen haben. Sie halten das Buch in Ihrer Hand. Einen sehr ernsten Gesichtsausdruck gibt es dazu. Ein Expertengesicht. Sorgenfalten. Es ist Ihnen anzusehen, dass Sie das Buch nicht gelesen haben. Dass Sie Ihr ganzes Studium hindurch Bücher wie dieses zwar gerne angeschaut und in der Hand gehalten haben. Wie schnell ist eine Passage daraus zitiert. Von vorne bis hinten durchgelesen, haben Sie nie auch nur ein einziges. Moment. Ja. Guten Tag. Post für Tittenfick. Vielleicht könnten Sie mir die Tür öffnen. Ja. Sehr freundlich. Vielen Dank Warum gerade ich. Diese Frage hat sich der Blacher auch gestellt. Wobei Sie wissen müssen. Der Blacher hatte sich für die Darstellung seines Lebens ausdrücklich Figuren gewünscht, die in irgendeiner Weise etwas mit seinem Leben zu tun hatten. Ein 43 paar Schaffner wären gut gewesen. Hans Olaf Henkel als Deutscher Schäferhund. Die Veronica Ferres als Frau an seiner Seite. Baader wusste, dass sich der Blacher einen realistischen Stoff wünscht. Die Leute sollen nachvollziehen können wer ich wirklich bin. Sie werden verstehen. Dass dem Blacher das nicht gefallen konnte. Dass der Baader für die Besetzung der Figuren drei Zebrafinken vorgesehen hatte und zwei Wellensittiche. Einen blauen und einen gelben Ich hatte den Blacher von vorne bis hinten durchgenommen. Eine geile alte Sau. Das war mein erster Gedanke beim ersten Lesen. Warum gerade Blacher. Diese Frage hatte sich für mich nicht gestellt. Ich wäre nicht darauf gekommen mir eine derartige Frage zu stellen. Sie können davon ausgehen. Ich habe gar nichts dagegen. Dass sich das Deutsche Theater vom Verband der Deutschen Industrie eine schöne Summe dafür verspricht. Dass sie diesen Stoff hier spielt und also auf die Bühne bringt. Der sympathische Ulrich Matthes als Blacher. Martin Wuttke als Ulrich Matthes. Wenn Du wüsstest, wie sehr krank ich tatsächlich. Wie ehrlich empört ich über die Zustände im Land bin. So wie ich es sehe, ist das Schauspiel bereit sich eines jeden Themas anzunehmen. Warum der Freundeskreis der Deutschen Industrie die Intendanz dieses Hauses nun gerade mich mit der Bearbeitung des Stoffes beauftragt hatte. Dazu kann ich nichts sagen. Ich bin als nicht besonders zuverlässig bekannt. Ich gelte als schwierig. Ich gelte als abgewirtschaftet und fertig. Ich sei durch. Sie 44 wissen es ja selber nur zu gut. Was nützt einem ein bekannter Name. Wenn man mit diesem Namen nichts anfangen kann. Es ist sehr freundlich von Ihnen. Dass Sie das sagen. Das sehe ich allerdings nicht so. Das würde ich so nicht sagen. Dass es gut für mich läuft. Würde es gut für mich laufen. Würde das Telefon ständig klingeln. Würde der vollkommen ahnungslose Depp, der meinen Eintrag bei Wikipedia verfasst hat, meinen Beitrag von sich aus will sagen aus sich selbst heraus aus eigenem Antrieb ohne dass er angetrieben werden müsste durch Stockhiebe vielleicht wie selbstverständlich aktualisieren Schauen Sie sich diese Scheiße hier an. Scheißdreck. Der Herr Feiste schreibt in der Zeitschrift Theater der Zeit. Ich würde doch so viel Geld verdienen. So viel Geld bekäme ich. Ich bekäme vom Schauspielhaus Geld für nichts. Es sei ein Leichtes das vermorschte Gehäuse zu retten. Würde man einfach die monatlichen Gaben an mich einstellen. Unbekannt verziehen. Ich habe dem Herrn Feist gleich einen Brief geschrieben. Hier auf meiner Schreibmaschine. Die Leute standen in den Betten. Da haben die Nachbarn gleich mit dem Bumsen aufgehört. Was die Alte immer rumschreit. Derart hatte ich auf die Tasten eingeschlagen. Es war ein ersatzweises Schlagen. Eine ausweichende Handlung. Gerne hätte ich auf den Feist daselbst. Eingeschlagen. Nun hatte ich dem Herrn Feist diesen Brief geschickt. Dem Brief beiliegend meine letzten Steuerbescheide. Dass der Herr Feist sich seine Faust in den Mund stecke. Ich stecke mir meine 45 Faust in den Mund. Um meine eigene Faust zu schmecken Der Blacher hatte übrigens immer genug Geld gehabt. Anders als es bei mir der Fall ist. Hatte der Blacher unter dem Tannenbaum im Hause seines Vaters ein Paket vorgefunden. In dem Paket eine ganze Fabrik. Eine vollautomatische Notendruckerei. Alles Gute zu Weihnachten. Dein dich ganz besonders wertschätzender womöglich über alles liebender Vater. Schon dein Großvater also mein Vater. Keine Ahnung ob du dich erinnerst, wie der Großvater der kleinen Türkin im Vorbeigehen von hinten. Irgendwer aus der Familie hatte immer irgendetwas irgendeinen Scheiß gesagt zu sagen gehabt irgendeinen Spruch gab es jedes Mal ungefragt mit auf dem Weg. All die alten verfressenen Arschlöcher aus denen sich unsere Familie zusammensetzt Stimmungsschmarotzer allesamt fiese kleine Krümel im Glubschauge der Macht. Hatten sich immer schon gedacht. Ach weißt du was, ich bin doch nicht so blöd wie Vater und Großvater und gehe für mein Gold selber arbeiten lege selber Hand an zum Beispiel mein Glied. Viel lieber lasse ich das Geld meiner Väter für mich arbeiten Der Professor Porsche hatte von seinem Vater die Stadt Stuttgart geerbt. Zinshäuser. Imbissbuden. Siebzehn Pfund grüne Seife. In einem sehr hübschen Paket. Um die Stadt Stuttgart von seinem Vater als Geschenk übernehmen zu können. Hatte der Professor Porsche studieren müssen. Worauf der Herr Professor allerdings gar keine Lust hatte 46 Noch mal die Autobiografie des Professor Porsche lesen Ich war doch nicht so blöde das Buch meines Lebens selber zu schreiben. Ohne weiteres könnte ich ein Buch selbst schreiben. Nur habe ich gar keine Zeit dazu. So habe ich das Buch von jemandem schreiben lassen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Wir haben ein paar Sachen streichen müssen. Kleinigkeiten. Nun bin ich wirklich sehr zufrieden. Glücklich. Ein so schönes Buch gelesen zu haben. Dass die Leute sehr gerne kaufen. Hoffentlich ist bald Weihnachten. Ich möchte meinem Mann so gerne das Buch von dem Professor Porsche kaufen unter den Weihnachtsbaum legen. Dass mein Mann sehr viel von dem Herrn Professor lernen kann. Beeindruckend. Was der Professor Porsche uns für eine Lebensgeschichte vorlegt. Alles fein säuberlich aufgeschrieben. Authentisch. Glaubhaft. Nachvollziehbar. Er als Legastheniker. Schreibt als würde er selber schreiben. Zitat. Studienzeit ging in Ordnung. Selber studieren keine Lust gehabt. Die Maren Eggert im Gasthaus Rille getroffen. Morgens wieder spät auf. Anruf Heidi aus Amerika. Sie könne ihr Diaphragma nicht finden. Ob ich nochmal schauen könnte Viele junge Frauen fühlen sich unsicher. Bin ich auch wirklich neutral. Wie empfindet mein Freund meinen körpereigenen Geruch. Für diese jungen Frauen haben wir Neutrolin entwickelt. Jetzt auch zum Mitnehmen 47 Wie stehe ich denn jetzt da. Schaut euch mal meine Hose an. Nass von oben bis unten. Ich sage es direkt. Nicht mit mir. Es ist vollkommen ausgeschlossen. Ich kann so unmöglich unter die Leute gehen. Die Leute denken, ich hätte mir in die Hose geseicht mich vollgepisst. Erzählen Sie das mal jemanden. Dass der Wasserdruck im Bad zu stark ist. Jedes Mal ein gewaltiger Schwall aus dem Wasserhahn kommt. Dass man aussieht wie ich jetzt. Das glaubt mir doch niemand. Was hier passiert ist. So stehe ich vollkommen alleine da. Hören Sie. Das glaubt Ihnen niemand. Da werden Sie auf der Stelle ausgelacht. Also kommen Sie mir nicht mit Ruhe bewahren Ich habe noch nicht ein einziges Wort geschrieben, da ruft mich der Herr Fiste von den Kammerspielen an. Wo denn nun der Text bleibe. Er könne nichts dafür, dass ich noch kein Geld erhalten habe. Ehrlich. Es täte ihm richtig regelrecht von ganzem Herzen leid. Er sei ja nur der Herr Fist. Einer von vielen. Alleine gelassen sehr oft mit einem Berg an Aufgaben, die ein einzelner Mensch in einem Menschenleben. Was meinen Sie. Sehe ich aus wie ein Eichhorn, welches gerade vom Baum gefallen ist. Ich hatte körpereigenes Material aus meinem schmutzigen Mund entnehmen lassen. Wenn Sie nichts dagegen haben. Würde ich dem Herrn Fist gerne den Befund schicken. Mit herzlichen Grüßen Das ist das Ergebnis meiner Arbeit. Das Ergebnis wochenlangen monatelangen Arbeitens eines jahrelangen es immer wieder Versuchens. Zehntausend mal zehntausend Seiten Text. Tausende Seiten 48 vollgeschrieben mit den allerklügsten Gedanken. Die ich in dieser Häckselmaschine zu Papierschnipseln verarbeitet habe. Ich habe meine Arbeit auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrspuren kompostiert. Mal sehen, vielleicht wächst was Schönes drauf Verdauen. Ausscheiden. Anstrullern. Verstehen Sie. Die Sublimation als einer der wichtigsten Prozesse künstlerischer Arbeit Sich nochmal hinlegen. An die Königin denken. Erleichterung. Schlaf Diese so genannte Biografie ist wie diese anderen Biografien hier auf Strich gekämmt worden. Eine Inszenierung sozusagen. Der Verband hat ein Interesse daran, einen Stammvater zu benennen. Der Urkapitalist, der immer gut zu allen war. Nie für sich selbst gearbeitet hat, immer für die anderen. Dass es allen besser gehe Wir konnten ja nichts dafür. Dass die Leute bei der Ausübung Ihrer Arbeit. Es gab ja damals noch viele Krankheiten. Die es heute überhaupt nicht mehr gibt. Heute wird überhaupt niemand mehr krank. Damals waren alle krank gewesen. Deshalb zu behaupten. Ich streite das alles ab. Das stimmt überhaupt nicht. Wie kommen Sie überhaupt dazu zu behaupten. Ich unterhalte mich mit diesem Mensch gar nicht. Lass Dich doch nicht provozieren. Du musst mit diesem Baader nicht reden. Wir wissen doch alle, wer der Baader ist. Dass der Baader ganz andere Sorgen hat 49 Wir weisen den Vorwurf zurück. Dass in diesem Werk Werkarbeiter bei der Ausübung ihrer Arbeit zu Schaden gekommen sind. Arbeitergesundheit beschädigt worden sei. Wie wir auch die von dem Herrn Baader aufgestellte Behauptung, die Blechpressen in der Kraft durch Freude Fabrik Fallersleben stünden auf Fundamenten, in denen sterblichen Überreste von Zwangsarbeitern einbetoniert seien, als vollkommen unzutreffend und also falsch zurück. Ich persönlich habe den Herrn Baader in das Restaurant Speer am Gendarmenmarkt eingeladen, um mit dem Herrn Baader ein Gespräch zu führen. Ich hätte gerne die Kartoffelsuppe und der Herr Baader auch. Es ist der Herr Baader. Wir sind heute hier, um ein Gespräch zu führen, auf das ich mich schon sehr lange gefreut habe. Herr Baader, ich freue mich, dass wir uns heute hier treffen können und hoffe sehr, dass Ihnen die Kartoffelsuppe genauso schmeckt wie mir. Wo waren wir stehen geblieben Das mag ja sein, dass der Herr Professor Porsche immer noch Ehrenbürger der Stadt Stuttgart ist. Ich bin es ja auch. Man bekommt eine Plakette überreicht. Eine künstlerische Handarbeit. Handgetöpferte Rundkeramik, gefertigt von jungen Künstlern während ihrer Zeit auf Schloss Solitude. Waren Sie schon mal auf Schloss Solitude. Sie sollten mal dort hinfahren. Sie werden sehen, es wird Ihrer Arbeit gut tun, auf Solitude sein zu können. Ich werde Sie für ein Stipendium vorschlagen. Ich rufe gleich die wie heißt sie doch gleich Moment ich habe es gleich es fällt mir 50 gleich wieder ein gleich rufe ich die Frau Panik an. Dass die geschätzte Frau Ihnen einen Aufenthalt organisieren kann. Woran arbeiten Sie denn derzeit. Sie sollten mal was zu Thomas Bernhard machen. Wenn ich Ihnen etwas vorschlagen dürfte. Es ist nur gut gemeint. Schreiben Sie so, wie Thomas Bernhard geschrieben hat und Sie werden sehen, dass Sie großen Erfolg mit ihrer Literatur haben werden. Sehr großen Erfolg sogar. Vorgestern saß ich mit dem Claus Peymann hier. Wissen Sie, was der Claus Peymann gesagt hat. Der Claus Peymann hat gesagt. Was geben Sie Ihr ganzes Geld diesen jungen Autoren. Geben diesen Leuten kein Geld. Geben Sie mir dreihundertfünfzigtausend und ich mache Ihnen einen schönen Thomas Bernhard. Ritter Dene Voss. Was Sie wollen. Da sehen Sie es. Nach Thomas Bernhard gibt es eine Riesennachfrage. Die Leute wollen Thomas Bernhard sehen. Er ist ein großer kommerzieller Erfolg. Warum schreiben Sie nicht einfach so, wie der Thomas Bernhard geschrieben hat. Ich habe alle Bücher von Thomas Bernhard gelesen. Alle Bücher die es von Thomas Bernhard gibt, habe ich erst in einem Geschäft gekauft und dann durchgelesen. Alle Bücher von Thomas Bernhard habe ich ein zweites Mal lesen müssen. So viel Freude hatte ich beim ersten Lesen empfunden. Vielleicht schreiben Sie mal ein Buch. Schreiben Sie einen Roman. Nehmen Sie sich ein paar Tage Zeit, fahren Sie in das Thomas Bernhard Museum. Dort werden Sie sehr gute Informationen bekommen. Sie müssen an die Orte gehen, an denen Thomas Bernhard war. Anders geht es nicht. Nehmen Sie den 51 Zug. Fahren Sie nach Hamburg. Ich werde Ihnen einen Freifahrtschein zusenden lassen Ich bin Baader. Ich habe mir Baader auf den Leib schneidern lassen. Baader passt mir wie angegossen. Ich fühle genauso, wie Baader gefühlt hat. Ob ich an Gott glaube. Ich glaube, Ihr habt mich nicht erkannt. Ich bin Gott. Ich hätte gerne einmal die Würstchen Frankfurter Art. Ach die gibt es gar nicht mehr. Haben Sie das gehört. Es gibt hier keine Würstchen Frankfurter Art mehr. Es hat hier immer Frankfurter Würstchen gegeben. Es ist unvorstellbar nicht vorzustellen vollkommen absurd. Seit ich denken kann, habe ich auf Bahnfahrten Fahrten mit dem Zug Fahrten in der Deutschen Eisenbahn Reichsbahn Bundesbahn nichts anderes gewollt als Würstchen 35 XXV Dieser verächtliche Unterton bereits in der Einleitung. Es werde heutzutage gar nicht mehr klassisch geschrieben. Die Eisenbahnen fahren mit elektrischer Energie und nicht mehr mit zwei Pferden vornedran. Wie es sich gehöre. Die Autoren schreiben heute nicht mehr klassisch. Federkiel und Tintenfass. Nein. Hört. Wir wollen endlich wieder richtige Dialoge. Echte Figuren. Charaktere. Wir fordern Sie auf. Schreiben Sie uns Guten Abend, mein Name ist Textfläche. Ich hatte hier reserviert. Die beiden Plätze am Fenster, wenn es Ihnen recht ist 52 So. Und dann sitzt man da. Dann wird man angelächelt. Als ob man akzeptiert wird. Dazugehören darf. Um es gleich vorweg zu nehmen. Einen Scheiß wird man akzeptiert. Man wird auch nicht angelächelt, sondern weggeschmunzelt. Gerade Du als Schwarzer. Gerade ich als Schwarzer. Hier in diesem Abteil. Erst ein kurzer Schreck. Schaut, ein Schwarzer hier in unserem Abteil. Gleich kommt die große Geste. Setzen Sie sich doch einfach hinzu. Erzählen Sie uns, wo Sie herkommen. Wir sind so geil auf Geschichten. Selbstverständlich dürfen Sie hier sitzen. Wie fühlt es sich für Sie an von uns gesiezt zu werden. Das passiert Ihnen doch bestimmt nicht oft. Dass Sie so gut behandelt werden, wie Sie von uns behandelt werden. Wo fahren Sie eigentlich hin. Sie sind doch bestimmt schon weit rumgekommen. Möchte man da nicht auch mal sesshaft werden. Einfach irgendwo an einem Ort verweilen. Man sieht ja ihresgleichen sonst nur Pakete ausliefern. Nicht so jedoch in diesem Zug. Was ist der Anlass Ihrer Reise. Was ist das Ziel Ihrer Reise. Was wollen Sie in Hamburg Ausgezeichnet. Sarah Kuttner hat sich vor der Geburt ihres ersten Kindes schnell nochmal für den Playboy ausgezogen. Iris Laufenberg ruft aus Bern an. Sie sei überhaupt nicht in Bern, sondern auf dem Weg nach Berlin. Gestern sei sie in Stuttgart gewesen und davor in Wien. Sie sei auch gar nicht so lange in Berlin. Sie müsse gleich wieder weiter. Sie könne nicht telefonieren. Das Gespräch sei bereits zu Ende. Was sie nur sagen wollte. Weshalb sie angerufen hätte. Ich solle mir mal diesen sehr 53 interessanten Artikel. Ein sehr interessanter Artikel über die Meret Oppenheim. Durchlesen sofort. Ist doch echt total ungerecht. Dass die Meret Oppenheim immer noch keine. Nur weil ich diesen Namen noch nie gehört habe. Die Meret Oppenheim sei sehr wohl eine große Nummer. Sie müsse jetzt echt weiter. Sie stehe bereits am Check In. Wir könnten ja mal einen Kaffee trinken. Lass uns doch mal einen Kaffee. Ich rufe dich. Tschüss So eine Textfläche sei nichts anderes als Prosa. Das ist natürlich ein großer Scheiß. So etwas zu sagen. Gefallen Ihnen meine Brüste. Wollen Sie sie mal anfassen. Ich will es gar nicht gerade rücken. Gerade nichts erklären. Ich sitze nur da. Hier sitze ich und freue mich. Wie schön die Meret Oppenheim einmal war. Als sie das einzig richtig tat. Ihr Höschen auszog um uns zu zeigen. Was genau sie meint. Wenn sie von Kunst spricht Ich verstehe schon, dass es gut wäre und richtig, dort hinzufahren. Dass ich nicht dort hinfahre. Ich nicht mit Dir fahren kann. Hat nichts mit Dir zu tun. Wie gerne würde ich mit Dir fahren. Sondern mit meiner Angst vor dem Reisen. Und also dem Verlust von Kontrolle. Mir fehlt es an Vertrauen. Ich vertraue dem Staat kein bisschen. Wenn er seine Vertreter behaupten lässt. Ich käme selbstverständlich wieder zurück. Denke nur daran, was man Odysseus und seinen Freunden versprochen hat. Die schöne Helena im Bahnjournal. Zeigt allen ihre riesenhafte uralte Tasche. Die sie von ihrer Mutter geerbt habe. Ich hatte die Woche nochmals im Verlag angerufen um rauszufinden, wie die Stimmung 54 in Leipzig ist. Ich hatte herausfinden können. Ich hatte überhaupt nichts herausgefunden. Ich hatte herausgefunden, dass es in Leipzig kein Interesse gibt. Gäbe es ein Interesse, hätten sich die Leute ganz und gar anders verhalten. Hätte ich nicht nach ihnen hätten sie nach mir gefragt Ich würde auf diese Plattitüden wie sie jeder Dramaturg und jede Dramaturgin in etwa mit der Muttermilch in sich aufgenommen hat allzu viel geben am besten alles. Wir haben ein Rieseninteresse. Wir freuen uns riesig auf das nächste Stück. Wir sind total gespannt. Wir werden diesen Text sofort lesen. Ich lese diesen Text sofort Ich hatte mir nochmal die Abschrift der Rede durchgelesen, die Feiste in Mülheim als Laudatio auf den Preisträger Höll gehalten hatte. Servus, oder wie sagt man hier, ein schönes kaltes Pils hätte ich gerne, dazu die Pferdewurst mit Kren. Ich bin immer noch der Meinung. Das lasse ich mir nicht mehr ausreden. Dass Feiste sich dort, im Festspielgehäuse, vor allem und zuallererst bei den Kritikern und Dramaturgen angewanzt hat, indem er der so genannten Neuen Dramatik. Was für eine beknackte Bezeichnung. Mal so richtig den Marsch geblasen hat. Noch ein bisschen mehr von dem Kren. Geiziges Arschloch. Ich zitiere. Die leider vollkommen unfähigen vor allem in Berlin wohnenden Schreiber Komma die vor allem mit sich selbst befasst sind ihren kleinen Problemen ihrem mickrigen kleinen Leben aber gar keine guten Texte verfassen also schreiben können. Ich weiß ja nicht, 55 wie Sie es sehen. Sehr geehrter Herr Polizeihund. Ich sehe es so. Der Feist hat überhaupt keine Laudatio auf die Fiste gehalten. Was die Fiste macht und oder je getan hat. Es hat Feiste einen Scheiß interessiert. Das Unvermögen einen Text zu schreiben also nicht schreiben zu können an der Stadt Berlin festzumachen. Das ist wieder mal typisch Feist. Statt selber endlich seine gesamten Aufzeichnungen in einem Kopfkissenbezug zu packen. Hängt er vom Trotz zerfressen im Schweinemaul. Zu stolz, sich selber einzugestehen Dass wo andere ein Herz haben, bei mir ein Stück Wellasbest ist. Verstehen Sie. Doktor Lutschi Maule, so viel Zeit muss sein. Erzählt mir er berichtet so war es tatsächlich gewesen genauso hat es sich zugetragen. Dass im Osten viel mehr gebumst wurde. Er in seiner ostdeutschen Jugend über einen viel erfreulicheren Grad an sexueller Mobilität verfügen konnte. Als all die jungen Männer, die neunzehnhundertachtzig und später geboren wurden. Wie oft schlief ich mit Mädchen jungen Frauen, deren Namen ich nicht kannte Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich an Leipzig denke. Ich muss an den Schweiger denken, der sich dort vom aufmüpfigen etwas vorlauten aber doch in seinem Kern sehr vorbildlichen Jungrevoluzzer zum Staatsschreiber entwickelt. Wenn Sie es so haben wollen. Ich habe den Schweiger zumindest gemocht, als Kollegen geschätzt. Gerne gehabt Das Deutsche Literaturinstitut der Universität Leipzig. Die grauenhafte Stadt Leipzig mit ihren 56 grauenhaften Einwohnern. Zitat. Früher war alles besser gewesen. Junger Mann, wie sehen Sie denn aus. Wie siehst du denn aus. Ach wissen Sie, junger Mann. Was wir mit Leuten wie Ihnen noch vor kurzer Zeit. Und das ist gar nicht lange her. Nein. Das ist gar nicht lange her. Warum gehen Sie nicht mal zum Friseur. Warum sehen Sie nicht aus wie Günther Jauch. Von dem ich mir wünsche, er möge meine Tochter Geh zurück in den Westen. Wurde mir einmal von Bürgern der Stadt Leipzig auf einer Straße empfohlen. Doch zurückzugehen in den Westen, wenn mir das Leben in Leipzig also Sachsen so gar nicht gefalle. Das sei der Rat, der mir gegeben werden kann. Dabei hatte ich gar nichts gesagt. Noch nicht einmal etwas gedacht. Oder als Mann langes Haar getragen. Eine Damenhandtasche. Ein Sommerkleid. Ein kurzer Rock. Ich habe beschlossen. Ich schließe mich nun der Initiative des Herrn Kleist aus Frankfurt an der Oder an. Den Staat Sachsen in seiner gesamten Ausdehnung niederbrennen. Ist erklärtes Ziel unserer Vereinbarung. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Bitte lassen Sie Ihrem Anspruch, ein freier Staat zu sein, sehr schnell Taten folgen. Seien Sie so frei. Machen Sie Ihre Grenze dicht. Ficken Sie sich gegenseitig und untereinander Ich war während meiner Studienzeit genau zweimal im Staatstheater des Staates Leipzig. Einmal, weil ich gedacht hatte, man müsse in das Theater gehen, um junge Menschen kennenzulernen. Vielleicht gehen wir schnell noch zu mir rauf. Tasse Kaffee. Lass uns 57 doch noch zu mir raufgehen oder zu dir. Außerdem sagten alle, die etwas zu sagen hatten, dass es total wichtig sei in das Theater zu gehen. Das Theater sei eine große Metapher. Keiner wisse, worauf das Theater eine Metapher sei. Aber es sei eine Metapher Über die Intendanz Engel am Staatschauspiel Leipzig. Was ich soeben festgestellt habe. Wolfgang Engel befindet sich in meinem Radio. Ich schalte das Radio aus. Ich schalte das Radio ein. Vielleicht war alles nur ein böser Traum. Wolfgang Engel wohnt in meinem Radio. Ist es Deutschlandradio oder ist es Deutschlandfunk Kultur. Ich kann mir das nie merken. Ich verwechsle das jedes Mal. Ich höre dem Wolfgang Engel dabei zu, wie der Wolfgang Engel achtundzwanzig von dreißig Sendeminuten in ein sehr gutes Buch hinein onaniert, welches den schönen und sehr zutreffenden Titel trägt. Meine eigenen Erfolge. Mein größter Erfolg. Meine allerbesten Jahre Ich sehe es ein. Ich glaube dir voll und ganz und gar. Deine Argumentation. Sie ist vollkommen zutreffend. Schlüssig. Ich würde ja so gerne. Keinen Moment würde ich zögern. Gleich würde ich anrufen. Ich könnte dieses Telefon in die Hand nehmen. Die Nummer wählen, die ich sooft gewählt. Einen netten Brief schreiben. Eine nette und aufrichtige Mail. Ein paar warme Worte in einen lauwarmen Schwamm onaniert. Wie schade es sei, dass man sich so lange nicht mehr. Wie gerne man mal wieder. Wie sehr man sich freuen würde. Sich nach all dem mal wieder zu freuen. Ich kann es einfach 58 nicht. Ich kann nicht bei diesen Leuten und wie sie alle heißen vorstellig werden. Ich kann diese Leute nicht einfach so anrufen. Ich werde auf der Stelle krank. Ein Pissen aus dem Arsch. Das mich davon abhält, den nächsten Zug zu nehmen Sich dem Betrieb entziehen. Trotz aller Verlockungen. Was machst Du gerade. Ich liege gerade im Bett. Frage mich, was ich anhabe. Ich habe nichts an, ich bin nackt. Du möchtest wissen wie ich aussehe. Ich werde es Dir beschreiben. Die Farbe meiner Haut sei schwarz. Wenn Du mir eine Fahrkarte bezahlst, werde ich mich in den nächsten Zug setzen. Ich setze mich in den nächsten Zug und komme zu dir Mitte Oktober schreibt die Autonomiebehörde, dass sie ab November keine Miete mehr an den Vermieter überweisen wird. Ich habe mich entschieden, erst einmal nichts zu entscheiden. Das Ganze weiterlaufen zu lassen, auf dass sich die Angelegenheit womöglich von ganz alleine erledigt Ich hatte mein Hirn der Hirnforschung zur Verfügung gestellt. Ich hatte ein Päckchen an die zentrale Hirnannahmestelle geschickt. Darin mein Hirn in Scheiben. Heute ein Brief. Sehr geehrter Herr Baader. Bei den von Ihnen unverlangt eingeschickten Hirnproben. Es handelt sich bei Ihren Proben gerade nicht um Hirn. Geselchtes vom Rind Klage. In Büro, Schlafgemach und Bad ist genau die Sorte Rauchmelder installiert, gegen die jetzt das Verfahren läuft. Die kleinen Rauchschnüffel haben nicht nur ein Mikrofon, wie sämtliche Steckdosen in 59 der DDR. Sie zeichnen ganze Bewegungsprofile auf. Liege ich an einem Dienstagvormittag, beschäftigt mit mir selbst. Fertigt der zuständige Mitarbeiter der Jauchbehörde einen Vermerk. Elf Uhr. Baader liegt auf dem Boden im Bad. Offensichtlich selbstreferenzieller Diskurs. Offensichtlicher Versuch der Herbeiführung einer Autofellatio. Nur fünf Prozent aller Spiegelleser gelingt ein solches Vorhaben. Die Quote derer, die es zumindest versucht haben, ist um ein Vielfaches höher. Schnelle Erleichterung Einmal im Jahr schicken sie einen Mitarbeiter. Jedes Mal der gleiche teilnahmslose Gesichtsausdruck. Den Blick auf den Boden gesenkt. Immer große Eile. Dieses Jahr hatte ich ihn angesprochen. Sind Sie nicht der Herr Meinhof, aus dem Baader Meinhof Komplex. Wie läuft es im Ministerium. Was gibt es für Neuigkeiten. Wie gefällt Ihnen der neue Volkswagen. Welchen Dienstrang bekleiden Sie jetzt. Sind Sie befördert worden Hatte ich Dir mal erzählt. Der Moritz Bleibtreu als Offizier unter dem Pfarrer Jauch. Dienstort ist die Rostocker August Bebel Straße. Dienstwohnung direkt hinter dem Schlagbaum. Nachts schellt eines von zwei Telefonen. Da wusste ich, jetzt haben sie wieder einen geschnappt. Jetzt wird wieder jemand richtig am Arsch sein. Feist springt gleich raus aus dem Bette Feist. Nimmt seine Pistole aus dem Nachtschrank. Man kann nie wissen, wann man seine Pistole das nächste Mal braucht. Ich habe gelernt. Als Offizier hat Feist gelernt, seine Pistole immer 60 am Mann zu tragen. Ganz wie Sie es wünschen. Sehr wohl, Herr Polizeihund Mitte der achtziger Jahre. Auf einmal klingelt es an der Tür. Es klingelt sonst nie an der Tür. Mutter, Vater, keiner von uns wusste, dass unsere Tür eine Klingel hat. Vor der Tür der Onkel Feiste. Guten Tag, mein Name sei Fist. Sie kennen mich aus diversen Erzählungen. Vater und Vaterbruder können einander nicht ausstehen, was sogar wir Kinder mitbekommen. Obwohl sich allergrößte Mühe gegeben wird. Nett zu einander zu sein. Die Form zu wahren. Wahrscheinlich nur wegen uns, meiner Schwester und mir. Der Kuchen schmeckt aber wirklich gut. Möchtest Du noch einen Kaffee. Aber sehr gerne. Der Kuchen ist aber wirklich lecker. Schön habt ihr es hier. Nein, ganz im Ernst. Ist doch echt eine schöne Wohnung. Kinder, schaut. Onkel Feist hat uns etwas mitgebracht Wir pissten uns in die Hosen. Wir hatten uns in die Hose gepisst. Als Feist behauptet, er freue sich so sehr, uns nach all den Jahren wieder zu sehen. Er sei auf der Durchreise. Wie durch einen Zufall sei er bei uns vorbeigekommen. Wie groß die Kinder geworden sind. Wie groß meine Schwester und ich geworden seien in all den Jahren. In denen Feist Menschen die nichts anderes wollten, als einfach mal irgendwo hinzufahren, fertig gemacht hat. Kommen Sie mit. Setzen Sie sich dahin. Bleiben Sie stehen. Unterschreiben Sie hier. Ihr Schweigen wird Ihnen nichts nützen. Hier haben schon ganz andere geschwiegen. Sie sind nicht der Erste. Der glaubt uns an der Nase herumführen zu können. Abführen. 61 Ich hätte gerne die Brezeln, Flasche Doppelkorn und eine Tüte Goldbären Wir hatten uns vor Lachen in die Hose gepisst. Fiste hatte uns einen Tisch mitgebracht. Einen gewöhnlichen Wohnzimmertisch. Dass Vater sein Glas Bier nicht mehr den ganzen Nachmittag den Abend hindurch in der Hand halten müsse. Die nächsten Jahre sprachen wir Abend für Abend mit dem Tisch. Gute Abend Onkel Fist. Kannst Du uns gut hören. Wir sind vollkommen linientreu. Wir finden alles gut, was Du gut findest. Wir planen keine Revolte und keinen Aufstand. Wir wollen gerne tadellose Staatsbürger werden Es ist eine gute Sache einen Tisch wie einen guten Menschen zu behandeln. Guten Abend, lieber Table. Guten Abend, Onkel Feist. Was war los bei Dir. Heute wieder einen Schwimmer aus der Ostsee gezogen. Heute mal wieder eine Wohnung durchsucht. Heute mit dem Herrn Pfarrer Jauch im Bad Schweinemaul getroffen. Verehrter Herr Pfarrer Jauch. Es war die richtige Entscheidung, uns zu rufen. Sie werden sehen, Ihre Bereitschaft uns etwas bei der Ausübung unserer Arbeit behilflich zu sein, wird auch Ihnen helfen Ich höre gleich auf. Eine Sache nur noch. Das muss noch erzählt werden. Ich war als Kind ein einziges Mal bei Onkel und Tante Feist und meinen lieben Cousins zu Gast. Gewesen. Tante Feist arbeitete auch bei der Staatssicherheit. Mann und Frau und Exkremente wohnten in einer Stasiwohnung und zwar im gleichen Haus. In dem der Walter Kempowski 62 später sein Buch geschrieben hatte. Hier in diesem Haus habe ich gewohnt. Meinem Vater hat alles gehört. Dann war alles weg. Aber nun ist es ja wieder da. Nun gehört alles mir. Wie schade, dass unser Besitz so verkommen ist. Ich werde ein Buch darüber schreiben. Der Herr Randdom hat mir seine volle finanzielle Unterstützung zugesichert. Sie können doch nicht so blöd sein zu glauben, ich würde meine Bücher aus einem inneren Antrieb heraus schreiben Noch heute frage ich mich, wie Mutter und Vater mich diesen Leuten derart schutzlos ausliefern konnten. Was sie dazu bewogen hat, ihr Kind derartigen Menschen anzuvertrauen. Ich hatte auf einem Sofa im Wohnzimmer der Familie Feist geschlafen. Lege Dich hierhin. Hier kannst Du schlafen. Hier wirst Du sofort einschlafen. Feste schlafen die ganze Nacht hindurch, bis wir Dich rufen. Vom Sofa aus hatte ich einen guten Blick auf das kleine Tischchen, auf dem die zwei Telefone standen. Das eine der beiden Telefone hatte eine Wählscheibe, das andere nicht. Man konnte auf diesem Telefon nur gerufen werden. Nachts klingelte das zweite von zwei Telefonen. Komm. Schnell. Mitten in einem versauten Traum raus aus dem Bett. Was ist, Schatz. Nichts, Mausi. Rehauge. Knochen. Alte. Schnell aufstehen. Das noch steife Glied in der Hose. Auf allen Vieren unter dem Schlagbaum hindurch ins Führerhauptgehäuse. So. Na dann wollen wir doch mal sehen. Dann wollen wir doch mal sehen, was wir hier haben. Was haben wir denn da. So, so. 63 Tja. Wir werfen Ihnen Folgendes vor. Wir sitzen hier. Sie sitzen dort Sie behaupten also der Marlboro Mann zu sein. Was wir aus den Bewegungsprotokollen Ihrer Rauchmelder sehen können. Aus Ihren Steckdosen geht hervor. Dass Sie sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel bewegt haben. Schauen Sie sich diese Briefe an. Khuon Professor, Deutsches Theater Berlin. Anna Badora, Wien. Märki, Deutsches Nationaltheater. Iris Laufenberg. Um es gleich vorwegzunehmen. Damit es keine Missverständnisse gibt. Schreie ich oder schreie ich nicht. Es interessiert uns nicht und also einen Scheiß. Ob diese Briefe oder nicht unterschrieben sind Unleserlich. Mehrere Streichungen Ob Dresden geeignet wäre. Jede Stadt ist geeignet. Dresden ganz besonders Ich sei der Mieter, der von seinem Vermieter verklagt worden ist, nachdem er sich geweigert hatte Komma einen gleich mehrere dieser neuartigen Bewegungsmelder in dessen Wohnung installieren zu lassen. Auf dem Foto sehe ich, dass es sich bei dem Gerät um das gleiche Modell handelt, welches mein Vermieter in meiner Wohnung hat einbauen lassen. Der Mensch auf dem Foto, das bin ich Keine besonderen Vorkommnisse. Der Herr Jauch wird nichts anderes in sein Protokoll schreiben. Nichts los im Leben des Baaders. Fantasien ja. Das möglicherweise. Aber nichts Gefährliches. Nichts worüber wir uns Gedanken machen müssten 64 Die Zielperson liegt auf ihrem Bett. Die Zielperson liegt in ihrem Bett und liest ein Buch. Die Zielperson tauscht ein gelesenes gegen ein von der Zielperson offenbar noch nicht gelesenes Buch aus. Die Zielperson führt von ihrem Bett aus Telefongespräche. Verschiedene Gesprächspartner. Gesprächsdauer jeweils mehr als eine Stunde. Die Namen der angerufenen Personen wurden bereits erfasst. Erkennungsdienstliche Verfahren wurden eingeleitet Es ist offensichtlich, dass der Baader onaniert. Der Baader onaniert regelmäßig. Es ist festgestellt worden, dass der Baader in immer der gleichen Position onaniert. Ausgestreckt auf dem Bett liegend Ich habe nicht die geringsten Bedenken. Ganz das Gegenteil. Sollen sie alles was sie über mich wissen veröffentlichen. Ich sehe jeder Veröffentlichung mit großer Freude entgegen. All die herrlichen Briefe, die ich die letzten Jahre erhalten habe. Kein einziger davon darf verloren gehen. Was geschrieben wurde ist von allergrößter Wichtigkeit. Was Sie gleich sehen werden. Verehrter Herr Röntgen Conrad Feist 35 XXVI An normales Arbeiten ist gar nicht mehr zu denken. Der ganze Montag geht dafür drauf, über den Sonntag nachzudenken und die Tage davor. Ich sitze den ganzen Tag herum und den Tag danach und den 65 Mittwoch auch, beantworte die Post an die Autonomiebehörde. Widerspruch gegen Ihr Schreiben von. Antrag an die Dienstaufsicht. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Lieber Polizeihund. Sehr geehrter Herr Doktor Fiste Jauch. Bezugnehmend auf Ihr oben genanntes Schreiben möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen. Den Rest der Woche bin ich krank. So geht das jetzt seit Wochen. Seit Wochen bin ich krank. Immer nur krank sein. So geht das jetzt seit Monaten. Mir hat das erst etwas Angst gemacht. Zu bemerken, dass ich nichts mehr schaffe. Dass ich in meinem Schaffen gehemmt werde. Kaltgestellt durch idiotischen Schriftverkehr. Vollbeschäftigung für nichts und wieder nichts. Nun habe ich mich daran gewöhnt. Ich schaffe nichts und es ist vollkommen in Ordnung. Sie bekommen von mir ab sofort genau das, was Sie bestellt haben. Je länger ich darüber nachdenke. Ich bemerke nun, dass ich überhaupt erst dazu komme. Über irgendetwas und also mich nachzudenken. Wie gesagt. Den Begriff Enttäuschung als die Auflösung der Täuschung, die Darstellung der tatsächlichen Situation begreifen. Das ist von all dem Guten, das mir widerfahren ist, das Allerbeste. Das macht mich glücklich. Zu begreifen, wie unfassbar reich ich geworden bin. Seit keine Mails mehr kommen. Niemand mehr anruft, um mir zu sagen. Dass man doch wieder mal endlich mal möglichst bald lieber gestern als heute etwas zusammen machen müsste. Man endlich etwas machen muss. Was machen. Endlich Hallo. Ich rufe direkt aus dem Rathaus in Heilbronn an. Ich arbeite hier als Sachbearbeiterin. Das Geld 66 reicht vorne und hinten nicht. Ich muss Filme drehen. Filme für Erwachsene. Ich bin ja noch so wahnsinnig jung. Meine verrückte Fantasie. Sie verstehen Obwohl ich überhaupt nicht richtig raus war. Kam ich nur schwer wieder rein. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor. Nur möchte ich nicht, dass es schwer wird. Beschwerlich. Also höre ich doch erst einmal auf. Wenn Sie nichts dagegen haben Mehrere Auslassungen Die Chefdramaturgin Anders fährt wie einmal aufgezogen dann losgelassen auf ihrem Sportfahrrad durch die Republik. Du. Tut mir echt total leid. Ich muss gleich weiter. Wie geht es so. Ich habe überhaupt keine Zeit. Wir können uns ja mal treffen. Ich muss jetzt. Aber echt weiter. Wir sind gerade voll in den Endproben. Was ich dich immer schon fragen wollte. Was ist dein Lieblingstier. Sehr schwierige Produktion. Tschüss Ich wünsche ihr, ich wünsche Ihnen, Dir wünsche ich ganz besonders. Etwas Zeit. Gedanken. Und das schreibe ich jetzt auch. Ich hatte mir gewünscht, dass Du auch mal etwas hast. Etwas haben können. Von mir aus. Einen Gedanken nicht bis zu Ende denken müssen. Sich zwischenzeitlich auf den Läufer vor das Bett legen. An etwas Schönes denken Ob das Gehäuse schlechter geworden sei. Woher soll ich das wissen. Ich kenne dieses Haus nicht ohne diese Leute. Diese Leute waren da. Bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass es an dieser Stelle 67 ein Haus gibt. Immer dachte ich, es sei ein großer Stein Das kann sich der Baader gut vorstellen. Das gefällt dem Baader sehr. Sich vorzustellen, dass der Laden immer schon so öde und verfurzt gewesen ist. Überhaupt kann sich der Baader alles vorstellen Herr Doktor Blacher Fist. Wenn Sie mich schon so fragen. Das ist mir gut bekommen, nicht mehr dabei sein zu dürfen also zu müssen. Auch wenn es gelegentlich Rückfälle gab. Ich rückfällig geworden bin. Wieder dabei sein wollte. Es sei überhaupt nichts geschehen. Aber auch das waren nur Psychosen Der Herr Baader sagt, das habe er sich immer schon gewünscht. Das habe ich mir immer schon gewünscht. Dass endlich mal etwas los ist in diesem Land. Weißt du noch, wie verzweifelt ich gewesen und traurig. Wie verzweifelt er gewesen sei und traurig. Wenn es wieder hieß. Das sei ein schöner Abend gewesen. Die Leute hätten die ganze Zeit durchgelacht. Alle hätten sich super amüsiert Scheiß auf schönen Abend. Sehr geehrte Herr Doktor. Kommen Sie schnell. Das Deutsche Theater ruft Autorenwettbewerbe aus. Es ist leider pleite. Wie gefällt Ihnen mein altes Hemd. Kragen ist schon ein bisschen hinüber. Hemdmanschetten. Mein Lieblingstier ist das Klistier. Ach wie süß. Was hast Du denn da im Schnabel. Widerspruchsbescheid auf Ihren Widerspruch gegen den Änderungsbescheid zur Bewilligung von Vorläufigen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Von meinem Fenster 68 aus kann ich der Sonja Anders in ihre Fünfzimmerneubauwohnung schauen. Ich schreibe seit einem halben Jahr auf, was ich dort zu sehen bekomme Bitte. Jetzt schauen Sie sich das mal an. Sehr geehrter Herr Baader. Wir können Ihrem Schreiben nicht folgen. Die Welt, wie Sie sie darstellen, ist für uns nicht darstellbar. Ihr Text enthält ein paar ganz gute wir möchten sagen brauchbare Redewendungen. Nur sind die Figuren nicht bis zum Ende durchdacht. Wie es uns das Liebste ist. Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass hier irgendjemand Zeit hat und Lust sich mit Ihren Sichtweisen auseinanderzusetzen. Wir spielen gerade ein lustiges Spiel. Meine Frau trägt meinen Namen, hat aber keine Ahnung, wie sie heißt. Kommen Sie doch einfach rüber. Grußformel. Riesenschnörkel Feiste schreibt. Erstmal kaputtlachen. Die Figuren in meinem Text seien schablonenhaft angelegt. Dabei hatte ich aufgeschrieben, was ich sah gesehen hatte. Weiter. So könne das Stück jedenfalls nicht im Deutschen Theater gespielt werden. Was ich einzusehen hätte. Es sei unmöglich, einen Regisseur zu finden. Schöne Grüße. Gern mal wieder auf einen Kaffee Sehr geehrter Herr Professor Bodenschatz. Wir spielen hier auch ein lustiges Spiel. Die Kritik ist begeistert. So viele lobende Artikel. Der junge Moritz Rinke sitzt seit Tagen ununterbrochen bei uns in der Kantine. Ich habe ihm geraten, es selber mit dem Schreiben zu probieren. Das Spiel, welches 69 wir spielen. Ich schlafe mit Ihrer Frau und habe meinen Namen vergessen. Grußformel. Unterschrift Es gäbe im Grunde gar keine Figuren. Die Frau und der Mann und die Kinder. Sie würden nicht miteinander, sie würden nebeneinander leben. Die Frau wisse selber nicht mehr, warum sie nach Berlin gezogen sei. In Hamburg sei immer alles so nett gewesen. Die Leute so nett, aber hier. In Hamburg seien die Leute von alleine gekommen. Einmal Schnitzel Pommes Schranke. Ganz durch bitte. Hier kämen die Leute. Aber was sind das für Leute. Die hier von alleine kommen. Was tragen diese Leute für Gesichter in ihrem Gesicht. Der Herr Professor sei auch schon ganz unglücklich Heute weiteres Zinshaus in der Kuglerstraße erworben. Kaufpreis sehr gut, bin dennoch irgendwie ich möchte sogar sagen seltsam traurig. Auch wenn die Häuser in Berlin sehr günstig sind. Es sind ja mitunter große prächtige Häuser. Zumindest die Vorderhäuser mit den großen Wohnungen. Parkett, Balkone, Butzenfenster. In Stuttgart würde ich für einen vergleichbaren Preis nichts Vergleichbares bekommen. Dennoch möchte ich zurück dorthin. Wissen Sie, Herr Baader. Ich möchte zurück nach Hause. Das Staatstheater Stuttgart von der Staatsicherheit zurückkaufen. Ich habe hier so viel Geld verdient, ich denke mir ich bin überzeugt davon jede Wette, wir werden uns ganz schnell einig Ich habe es Ihnen ja gesagt. Wenn man erstmal eine Weile unterwegs ist. Ist man erstmal eine Weile unterwegs. Wird sich diese seltsam schöne Stimmung 70 einstellen, die ich diese seltsam schöne Stimmung nenne. Man muss schon eine Weile unterwegs sein. Um auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können. Wie viele Stunden. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Stunden man unterwegs sein muss. Man muss viele Stunden unterwegs sein. Sie wollen alle immer in betriebswirtschaftlichen Kategorien denken. Wie viel muss ich investieren, um am Ende wie viel herauszubekommen. Krebs in den Titten der Abgeordneten. Das ganze Land krankt an dieser Denkweise. Auch wenn es nur die Andeutung eines Abteilwagens ist. Nehmen wir diesen Abteilwagen hier. Wofür ist die Eisenbahn ursprünglich früher einmal vor tausenden Jahren errichtet worden. Kohlegruben in Schottland. Reine Handarbeit. Verkommener Erbadel in Franken. Der die genauso verkommene Verwandtschaft beeindrucken möchte. Wir lassen uns jetzt eine sogenannte Eisenbahn errichten. Nein. Doch. Jetzt erst recht. Eine Eisenbahn, was ist das. Da haben wir noch nie was von gehört. Eine Eisenbahn ist eine Eisenbahn. Wir haben bereits Kräfte aus dem Osten herbeischaffen lassen. Arbeitskräfte, die kraft ihrer Hände Arbeit den Gleiskörper errichten werden Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon mal aufgefallen ist. Ist es Ihnen schon mal aufgefallen. Dass die Bahn in der Schweiz den Zweck zu erfüllen hat. Den Schweizer des Goldes dort hinzubringen, wo der Schweizer hingebracht werden muss. Dass der Herr Blacher mit der Bahn den Elminger hinauffahren kann Erinnern Sie sich daran, dass es nicht immer schon so war. Dass gesagt wurde. Wozu haben wir die Bahn. 71 Wem gehört die Bahn. Aus welchem Grund wird diese Bahn betrieben. Ich hatte der Bahn einen Brief geschrieben. Als die Bahn privatisiert wurde. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Mit diesem Schreiben stimme ich dem Verkauf der Staatsbahn durch den Staat ausdrücklich zu. Ich halte diesen Verkauf für eine der besten und meisten gelungenen Inszenierungen des Jahres. Ich möchte Sie darum bitten, meinen Anteil am Verkaufserlös auf folgendem Konto gutschreiben zu lassen. Herzliche Grüße Herzliche Grüße. Ich darf Sie im Namen der Heinz und Heide Feist Foundation einladen. Mit uns fetten Profit zu machen. Kommen Sie mir nicht mit diesem. Die Züge würden heute viel schneller fahren. Die Züge fahren nicht zu meinem Vergnügen schneller. Sie fahren nur deshalb schneller, dass Sie schneller auf Arbeit sind. Sie weniger hier in dieser Idee von einem Abteil sitzen und mehr am Ort Ihrer Vernichtung Verehrter Herr Baader. Ich sage es Ihnen gleich direkt. Nicht Arbeiten zu gehen und nicht arbeiten zu wollen. Dass ist für die Bahn von heute gar nicht mehr vorgesehen. Hören Sie gefälligst auf hier einfach nur herumzusitzen und aus dem Fenster zu schauen. Die Landschaft hat Sie überhaupt nicht zu interessieren. Sie sind nicht hier, um sich auszuschlafen. Sie sind hier, um das Bahnjournal von vorne bis hinten aufmerksam durchzulesen. Der Filmschauspieler Jan Josef Liefers hat jetzt auch eine eigene Band. Die Arbeit am ersten Album hat dem Schauspieler Liefers wahnsinnig viel Freude 72 gemacht. Das neue Album des Schauspielers Pimmel Strullermann kann hier bestellt werden. Ruf mich an Dass wir hier in einem Ruheabteil sitzen, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Schreiben Sie das ruhig auf. Darf ich vorstellen. Mir gegenüber sitzt der Investor Feist. Mein Name sei Feist, ich sei Projektentwickler. Ich entwickle Projekte. Ich bin doch nicht so blöd wie mein Vater. Für mein Geld arbeiten zu gehen. Mein Geld arbeitet von ganz alleine. Ich gebe es nach Hamburg. Gleich kommt es doppelt und dreifach vermehrt wieder zu mir zurück. Und bitte. Erzählen Sie mir nicht, dass das krank ist Ja, ich bin es wirklich. Ich bin es, der Roland. Der Roland Berger von der Roland Berger Foundation. Zutreffend. Sie haben mich richtig erkannt. Das ist der Preis, den man zahlen muss. Dass man irgendwann von allen erkannt wird. Man kann nicht einmal unerkannt mit dem Zug von München nach Hamburg fahren. Wo ich gute Geschäfte mache. Ich immer gutes Geld verdient habe. Verstehen Sie. Ja, hallo. Hier ist der Roland Berger. Roland Berger. Ich fliege noch heute von Hamburg nach Belgrad. Hör zu. Nach Belgrad. Ich fliege nachher also gleich wenn wir angekommen dieser Scheißzug endlich da ist also dann. Dann fliege ich nach Belgrad. Ich treffe mich dort mit dem Herr Mladic. Herr Mladic. Belgrad. Genau. Wie ich es Ihnen gesagt habe. Erst geht es nach Hamburg. Von Hamburg geht es nach Belgrad. Nein. Ich bin noch nicht in Hamburg. Ich bin auf dem Weg nach Hamburg. Ich wäre gerne in Hamburg. Wenn ich nur könnte. In Hamburg zu sein, das wäre 73 mir von allem das Allerliebste. Haben Sie schon gehört. Der Helmut Schmidt ist tot. Gestorben neunzehnuhrachtzehn in Hamburg. Sein Sterben hat uns alle vollkommen überrascht Dürfte ich Ihnen noch was bringen. Ja. Sehr wohl. Zweiten Finger für meine Möse hätte ich gerne. Wie Sie wünschen, die Dame. Ganz wie Sie wünschen Nach Hamburg, hatte ich gesagt. Nein. Nach Belgrad. Mit dem Herrn Oberblomow von den Berliner Festspielen. Nein. Mit dem Herrn Mladic. Ich treffe mich mit dem Herrn Mladic in Belgrad. Wussten Sie es schon. Der Herr Mladic ist mit dem Heine Preis der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet worden. Wie ich das finde. Wie soll ich das finden. Ausgezeichnet. Ich finde das. Ganz ausgezeichnet Ich habe Sehnsucht. Ich wünsche mich in den Zug meiner Kindheit zurück. Ich möchte mit Vater auf dem Gang stehen. Durch das offene Fenster Häuser Bäume Felder vorbeirauschen sehen. Ich möchte wieder richtige Lokomotiven vor den Wagen sehen. Und keinen Toyota Prius. Ich möchte nicht mehr effizient sein müssen. Und das bin ich jetzt auch nicht mehr. Ich habe meinen Betrieb eingestellt. Ich habe mich selbst abgeschafft. Ich habe die Auflösung meiner selbst vorangetrieben. Ich bin gar nicht mehr hier Halt auf freier Strecke. Ist ein schöner Titel für einen nicht so schönen Film Sie fahren weiter. Ich steige hier aus. Sie können alles geldwert erfassen. Ich kann es nicht. Ich bin 74 die Schwere, die irgendwann aufkommt. Die dich und dein Denken gefangen nimmt. Versuche es gar nicht erst. Du wirst mich nicht mehr los. Ich werde hier bleiben. Ich bleibe bis zum Schluss. Ich habe mich häuslich eingerichtet. Ich habe es mir bequem gemacht. Nicht hier. Hier bleibe ich Ich bin so froh, ausgestiegen zu sein. Es war nicht mehr auszuhalten. Gewesen. Ich war so fertig. Vollkommen kaputt. Auch körperlich. Vor allem körperlich. Schauen Sie. Ich habe die Form des Sitzes angenommen. Ich bin eins geworden mit dem Objekt Das habe ich mich schon immer gefragt. Immer schon habe ich mich gefragt. Wie andere auf diesen Sitzen. Sitzen können. Ich habe auf diesen Sitzen nie sitzen können. Mir hatte von Anfang an der Rücken wehgetan. Nie zuvor spürte ich Schmerzen wie diese. Ich hatte dem Herrn Feist einen Brief geschrieben. Sehr geehrter Herr Feist. Was halten Sie davon, Nachtzüge tagsüber fahren zu lassen. Dass Sie und ich die Fahrt von München nach Hamburg zukünftig für etwas absolut Notwendiges nutzen können. Wenn es mit dem Schlafen nicht klappt. Können Sie sich erstmal dieses Rubbellos hier abrubbeln. Sehr herzlich, Ihr Conrad Wilhelm Röntgen 35 XXVII. Ratet wer ich bin. Ihr bekommt drei Hinweise. Gebt euch gefälligst etwas Mühe. Das könnt ihr mir nicht 75 erzählen, dass ihr mich nicht erkannt habt. Mein Name ist Dialog. Bin ich hier richtig. Ist das hier das richtige Abteil. Nein. Schauen Sie. Hier ist schon alles besetzt. Hier ist leider überhaupt kein Platz mehr frei. Schon gar nicht für Sie. Ach kommt schon. Habt ihr immer noch nicht erraten, wer ich bin. Sie haben immer noch nicht erraten, wer ich bin. Schau Dir diese Fressen an. Diese herrlich servierfähigen Gesichter haben immer noch nicht erraten wer ich bin. Sitzen einfach nur da. Gefallen Ihnen meine Brüste. Ich habe meine Brüste von meiner Mutter geerbt. Meine Mutter hat jetzt neue. Sie hat sich vergrößert. Immerhin. Mutter hat ihr Leben lang gearbeitet Mein Name ist Langeweile. Ich bin hier öfters. Unterwegs. Ich bin hier regelmäßig Gast Schauen Sie sich das an. Ich hatte gerade Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Weißwäsche. Ich hatte meine Monatshöschen erst gewaschen und dann an diese Leine geklammert. Das Waschen der Hosen hatte meinem Leben Inhalt gegeben und Sinn. Ich nahm die Hose, rieb die Hose auf dieser Reibe. Ich hatte über Wochen nichts anderes getan, als Hosen zu waschen. Hier ist der Beweis. Schaut euch meine Hände an. Wollen Sie meine Hände anfassen. Bitte fassen Sie meine Hände an. Meine Hände, nicht meine Beine. Hier ist die Stelle, wo Sie fassen müssen. Wussten Sie das nicht. Fassen Sie mich hier. Ich hatte die Rolle der Helene Weigel als Mutter Courage übernommen. Mir sind die Hosen hier alle zu groß. Schauen Sie. Die Hosen hier sind viel zu groß. Ich kann in diesen Hosen meinen Körper nicht 76 spüren. Unmöglich. Ich kann unmöglich in diesen Hosen arbeiten. Diese Hosen müssen enger sein. Viel enger. Den eigenen Körper spüren. Ich muss meinen eigenen Körper spüren. Um Mutter Courage sein zu können Wir hatten uns entschieden, den Vorfall performativ darzustellen. Wir sehen keine bessere Möglichkeit. Wir hatten uns für Elemente des Tanzes entschieden. Ausdruckstarke Figuren. Musikalische Elemente und Elemente des Rollenspiels Ich hatte gerade mein Höschen zum Trocknen aufgehangen. Oder heißt es. Ich hing meine Hosen auf. Ich kann mir das nie merken. Als ich urplötzlich ein Geräusch wahrnahm, welches als gewaltig beschrieben werden kann Bei der Kritik hatte die Darstellung. Es war ja nicht nur ein tragischer Vorgang. Es war ja auch ein Unglück. Ein wie Sie sich sehr gut vorstellen können gewaltiges Echo ausgelöst Ein großer Spaß. Wir hatten uns unsere Kritiken gleich selber geschrieben. Ich habe mich selbst kritisiert. Meiner Leistung gegenüber eine kritische Haltung eingenommen. Es hat mir gefallen. Es hat mir nicht gefallen. Was anderes hatten wir lange nicht mehr zu fressen bekommen. Weshalb wir uns gedacht hatten. Wir schreiben für den Abend bereits am Nachmittag. Dass wir am Abend etwas anderes tun können. Als eine Kritik über den Abend zu schreiben 77 Ich finde mich als Figur nicht ausreichend. Ich sehe mich nicht ausgearbeitet. Ich bin gar nicht vorhanden. Ich kann mich selber nicht fassen. Ich bin unfassbar geworden. Scheinbar einfache Fragen. Wer bin ich. Kann ich nur mit einem einfachen Nein beantworten Ich sei Conrad Wilhelm Röntgen. Leider weiß ich nicht sehr viel über mich. Belle Etage oder Hinterhaus. Volkswagen oder Fahrrad. Hunde oder Katzen. Oben oder unten. Hose oder ohne. Der Schauspieler Alexander Khuon als Luna Schweighöfer in der Neuverfilmung von Nicht ohne Vater meines Vaters Gold Fahr doch nicht so schnell. Sagte er. Jetzt interessierte ihn ihre Scheide gar nicht mehr. Du fährst viel zu schnell. Sagte er, seinen Blick auf die vorbeifliegende Stadt Schweinemaul gerichtet. Warum fährst du so schnell Baader hatte einiges über die Angst geschrieben. Die Angst, dass alles schon sehr bald zu Ende zu Ende ist. Wir für alle vollkommen überraschend sterben müssen wie der Helmut Schmidt Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich habe vor überhaupt nichts Angst. Ich habe nur Angst davor. Übrig zu bleiben. Lassen wir also das Spielchen. Ich bin auch nicht die Maren Eggert. Wie von Ihnen fälschlicherweise behauptet. Ich bin der Tod. Ich bin so geil auf Geschichte. Der Rettungsarzt erzählt, dass er Leben retten wollte. Der Notfallseelsorger erzählt, er habe einfach nur da sein wollen. Die Prostituierte erzählt, dass sie 78 nie krank gewesen sei und immer pünktlich auf Arbeit. Achtuhrdreißig. Der ehrliche Bürger ist immer ehrlich gewesen. Der Präsident hat sich nichts vorzuwerfen. Der Spieler sagt, was immer er auch spiele. Immer spiele er einen kleinen süßen Fuchs, der gerade einen Apfel gegessen hat, der schon ein paar Tage im Gras liegt und ehrlich gesagt schon ziemlich nach Apfelschnaps schmeckt Die Zuhörenden hätten das Erzählen der Geschichte als authentisch wahrgenommen und also erlebt. Gleich mehrfach konnte festgestellt werden, dass das, was die Figuren als Figur erlebt hatten so oder so ähnlich sehr oft sogar ganz genauso anderswo erlebt wurde und zwar durch vollkommen andere. Figuren Die Filmschauspielerin Sibel Kekilli als Jimi Ochsenknecht das erste Mal in Hollywood. Würde ich nur mit Ypsilon geschrieben. Längst wäre ich auf der Berlinale Verstehen Sie. Ich war eingeschlafen. Ein einfaches, ein Schlafen. Lediglich. Wie es mir geht. Sie sehen doch, wie es mir geht. Es geht mir gut. Es ist mir gut ergangen. Ich hatte von meinem Vater ein paar Häuser geerbt. Einen Teil der Stadt Magdeburg vom Vater geschenkt bekommen. Den Mietern ließ ich gleich ein Schriftsatz aufsetzen. Ob ihr jetzt zahlt oder nicht zahlt. Ich werde alles an einen Investor aus Amerika verkaufen. Soll er euch den Strom abstellen für eure gemeinen Briefe. Die ihr mir geschickt. Könnt ihr euren Fraß im Dunkeln kochen. Wir gehen in die Küche. Ciao. Schlingensief 79 will was mit Trüffel. Ich habe ein Wiener Schnitzel bestellt mit Bratkartoffel. Ganz dünn, wie immer. Aber ich möchte eine Vorspeise. Ciao Mein Vater war einer von vier Bürgermeistern. Ich bin mein Vater. Mein Vater hatte an der Universität studiert. Ich studiere an mindestens vier Universitäten. Nicht arbeiten zu gehen. Das ist mein Gruß an die so genannte Leistungsgesellschaft. Ciao. Noch eine Arrabbiata. Ciao Der Verband der Deutschen Ingenieure hat einen Schreibwettbewerb ausgerufen und zwar durch diesen Lautsprecher hier. Gesucht wird der erste Ingenieur. Sein Name sei Paolo Blacher. Es soll erkennbar sein, dass Blacher ein großer Erfinder war und also eine Menge nützlicher Dinge erfunden hat Blacher war ein. Ein außerordentlich schlechter Student und also nie in der Universität und also überall anders zum Beispiel in meinem Mund. Hat irgendwer Blacher studieren sehen. Ich hatte Blacher nie studieren sehen. Wenn ich es nicht gewusst hätte. Ich hätte gedacht geglaubt davon ausgehen können der Blacher studiert gar nicht. Und so war es nämlich gewesen. Blacher war nur eingeschrieben. Wie auch sein Vater nur eingeschrieben gewesen war. Der Vater wie der Vater von Blacher verlangt hatte, dass dieser ein Diplom erwerbe. Was für ein Diplom. Irgendein Scheißdiplom halt. Geld spiele keine Rolle Wir haben einen Autorenwettbewerb ausgerufen. Als Preis gibt es eine Veröffentlichung. Niemand meldet 80 sich. Warum meldet sich niemand. Was machen wir denn nun. Herr Blacher. Was machen wir denn nun, wo sich niemand meldet. Dann schreiben wir uns unsere Biografien einfach selbst. Der Baader wird uns helfen. Mein lieber Baader, Sie müssen uns helfen. Sie können doch schreiben. Schreiben Sie uns unser Leben auf. Schreiben Sie Der Blacher redet am liebsten über seinen Vater. Über seinen Vater zu reden, das ist das Lieblingsthema des Blacher. Wir sitzen vor dem Haus der Berliner Festspiele. Der Blacher hatte seinen Kopf in meinen Schoß gelegt. Er weinte. Sein Vater sei für ihn nie als Vater wahrnehmbar gewesen. Er selber habe durch die Abwesenheit des Vaters großen allergrößten Schaden genommen. Dass der Blacher mindestens ein Kind von zwei verschiedenen ganz und gar unterschiedlichen Frauen hat, er sein eigenes Kind nie besucht und auch nie anruft, er statt sein Kind anzurufen oder gar zu besuchen, viel lieber vor dem Haus der Berliner Festspiele herumsitzt, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber Wir sahen uns größten Problemen ausgesetzt. In dem Manuskript gibt es die Anweisung, sämtliche Szenen durch Tiere, Fuchs, Hase, Elster, Lurch, spielen zu lassen oder durch Kleinkinder die noch nicht sprechen können. Wir hatten uns entschieden, dieser Empfehlung unbedingt Folge zu leisten Der Verband der Deutschen Ingenieure hatte sich entschieden den Herrn Baader mit der Verfassung meines Lebens zu beauftragen. Ich war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wie Sie sich vorstellen 81 können. Stellen Sie sich doch erstmal vor. Ich weiß überhaupt nicht, wer Sie sind. Wo Sie her kommen und was Sie von mir wollen Ich habe das Buch jetzt noch nicht zu Ende gelesen. Dafür habe ich die Alpen überflogen. Herrlicher Blick auf den Monte Bianco. Was ich Ihnen sagen muss. Ich bin hochzufrieden. Baader schreibt, ich sei der erste Ingenieur. Ich hätte die Luftpumpe erfunden, den Klebestreifen und die aufblasbare Gnadenkapelle. Außerdem würde ich meine zweite Frau lieben, obwohl unsere Beziehung bisher kinderlos geblieben ist. Ich sei ein außergewöhnlich fleißiger Forscher mit messerscharfem Verstand. Das gefällt mir am allerbesten. Schlusswort. Schreiben Sie, Frollein Fist. Was wir jetzt schon feststellen können. Der Baader ist sein Gold wert. Er hat ganze Arbeit geleistet Wir wissen heute. Sowohl das im Buch des Herrn Professor Feist dem Blacher zugeschriebene Schwefelkugelexperiment als auch die Versuche zum Vakuum. Stammen nicht vom Blacher selbst. Blacher wäre nie auf die Idee gekommen. Er ist überhaupt nicht der Typ, der auf eine Idee kommt. Sowohl das Schwefelkugelexperiment, als auch die Versuche zum Vakuum, wurden am Tag der roten Zwiebel den Studierenden der Universität Leiden durch andere Studierende vorgeführt. Ein Missverständnis. Blacher, der sonst nie das Universitätsgebäude betreten hatte, war an diesem Tag wie zufällig im Gehäuse. Zitat Blacher. Es war das einzige Mal, dass ich die Universität betreten hatte. Ich kannte mich überhaupt nicht aus 82 Das war das einzige Mal, dass ich das Universitätsgehäuse überhaupt betreten hatte. Schönes großes Haus. Prachtvoll. Hohe Decken. Terrazzoboden. Einhebelmischer. Seifenspender. Tiefspülkeramik. Mensch Blacher. Was machst Du denn hier in der Universität. Fragte mich jemand. Den ich nicht kannte, den ich nie zuvor gesehen hatte. Tschüss. Ich war nur zum Scheißen gekommen. Dass ich den Tag überhaupt rausgegangen war, das Bett verlassen hatte. Die Senta Berger hatte ihre Tage. Weshalb wir nichts unternehmen konnten. Das war der einzige Grund Blacher ist viel zu faul, sich selber was einfallen zu lassen etwas zu erfinden. In den Dreißiger Jahren werden Blachers Protokolle zu den Magdeburger Versuchen erstmals im ganzen Umfang aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt. Veranlasst hat die Übersetzung der Professor Feist, und zwar für den Verein der Deutschen Ingenieure. Das Manuskript verschwindet im Archiv, bis sich der Verein dazu entschließt, es als Grundlage für eine Werkbiografie über Blacher zu gebrauchen. Tausend Jahre Blacher. Der Verein ist auf der Suche nach einer Identifikationsfigur. Gesucht wird der allererste Ingenieur. Dieser Stammvater ist idealerweise zwingenderweise dazu gibt es überhaupt keine Alternative. Ein Deutscher. Er ist ein sicherer Motorradfahrer, Microsoft Office beherrscht er genauso, wie das Essen mit verschiedenen Gabeln. Sein Ruf ist frei von Zweifelhaftigkeit. Tut uns wahnsinnig leid. Herr Professor Porsche. Sie sind zwar ein genialer 83 Ingenieur und Erfinder. Aber diese unschöne Sache mit den Leiharbeitern. Ich weiß. Alle wissen es. Sie haben damit nichts zu tun. Sie haben von all dem nichts gewusst. Fahren Sie doch erstmal ein paar Wochen in den Urlaub. Fahren Sie in den Harz. Ihre Frau wird begeistert sein. Tschüss. So. Einfach aufgelegt. War doch gar nicht so schwer Blacher erfüllt all diese Anforderungen auf eine ganz vorzügliche Weise. Die Geschichte seines Lebens ist nicht auserzählt. Hier lässt sich noch was machen. Blacher ist nicht mehr namenlos. Aber er ist auch nicht zu bekannt. Bekannt ist, dass Blacher Spross einer Bonzenfamilie ist und zwar der Familie Bonz. Uralter Monetenadel. Blachers Mutter geht gerne einkaufen. Eduscho. Blachers Vater steckt seinen Pullover schön in die Hose, Goldkettchen über dem Rollkragen. Schlaflose Nächte, wenn sich in der Nachbarschaft ein neues Auto gekauft hat. Blacher durchläuft die übliche Ausbildung Sohn. Berufswunsch Alleinerbe Blacher studiert an insgesamt vier Universitäten. In Leipzig zuerst, dann in Helmstedt, Jena, anschließend im holländischen Leiden. Dass Blacher vollkommen unterschiedliche Fächer belegt. Philosophie in Leipzig und Helmstedt, Rechtswissenschaft in Jena, Fortifikationslehre und Mechanik in Leiden. Wird in den Notizen zu Blachers Werdegang als eine vollkommen gewöhnliche der Zeit entsprechende und in sich schlüssige Vorgehensweise dargestellt. Wird schon passen Leute. Maul halten 84 Feist hat die Übersetzung von Blachers Schriften aus dem Lateinischen bestellt. Fernmündlich. Feist behauptet, Blacher habe in Leiden bereits 1623 Kurse der Ingenieurwissenschaft besucht. In Schneppens Buch zum deutschen Geistesleben an der Universität Leiden hingegen. Wird Blacher als einer von vielen an einer einzigen Stelle erwähnt. Kein Hinweis zu Blachers Forschergeist. Keine weitere Textpassage, an der Schneppen auch nur ansatzweise andeutet, dass der Student Blacher durch besondere fachliche Leistungen in Erscheinung getreten ist. Wie leicht fällt es den Biografen, Blachers akademische Wanderjahre mit dessen großen Forscherdrang zu begründen. Das Konglomerat an unterschiedlichen Studienrichtungen in Blachers akademischem Portfolio wird der Einfachheit halber zu einem Studium Generale zusammengefasst. Dass Blacher über geringste Kenntnisse der an den Universitäten verwendeten Standardsprache Latein verfügt hat. Gilt als Fußnote, die in der Gesamtbetrachtung der Forscherpersönlichkeit Blacher vernachlässigt werden kann. Seine Niederschriften und Briefe. Wenn es sie überhaupt gab. Baader behauptet, Blacher habe nie auch nur einen einzigen Text geschrieben. Blacher sei nur deshalb in die Bibliothek gegangen. Blacher hat sich die dort rumlaufenden Studentinnen nackt vorgestellt. Es könne ihm niemand erzählen. Dass der Jean Paul Sartre freiwillig ein Leben in der Universitätsbibliothek zugebracht hat. Nur um Bücher aus Holz zu lesen. Das sei auch der Grund, warum Baader sich wieder eingeschrieben hatte 85 Die Frage, mit welchem Forschungsgegenstand sich Blacher während seiner Studienzeiten an den philosophischen Fakultäten der Universitäten in Leipzig und Jena näher befasst hat. Wen interessiert diese Frage. Wie es für den Student Blacher möglich war, in Jena Rechtswissenschaft zu studieren, ohne die Sprache der Rechtsgelehrten zu beherrschen. Ein solider Trinker. Ein großer Geschichtenerzähler. Ein friedlich wie ein Kind Schlafender. Ein gerne im hohen Gras Liegender. Wenn es nach Baader geht, dann ist Blacher nicht wegen des Studierens Student gewesen Blacher habe die Geisteswissenschaften studieren müssen und das Recht, um wie sein Vater einer von vier Bürgermeistern der Stadt Schweinemaul werden zu können. Zum Wirken Blachers an der Universität Leiden gibt es unterschiedliche mitunter vollkommen gegensätzliche Angaben. Blacher sei in Leiden für Rechtswissenschaften eingeschrieben gewesen, habe aber gesagt. Ich geh erstmal was Schönes einkaufen. Porree. Senta. Ich koche uns heute Abend was total Leckeres. Würstchen aus der Landschlachterei Göring. Gürkchen dazu. Bratkartoffeln In Leiden zu studieren, zumindest einen Teil der Studienzeit zu verbringen, galt bei den Söhnen aus adligem und möchtegernadligem Geldscheißerhaushalt Bauunternehmer Ärzte Schlagersänger als modern. So wie man heute nach Boston geht, um seinen MBA zu machen. Verstehen Sie. Alle anderen gehen nach Leiden, weil sie Holland so geil finden. Gemeinsames Duschen für alle. Als Reichsdeutscher 86 von allen gehasst werden. Tonnenschwere lahme Fahrräder für Familien mit Hund Das weiß niemand. Ob Blacher durch die Versuche in Leiden irgendwas gelernt hat. Oder ob Blacher die Versuche abgekupfert. Zurück im Maul am Schwein. Einem staunendem Publikum als Uraufführung einfach nachgespielt hat Mich selber kaputt lachen. Ich war in Leiden bei den Bauingenieuren eingeschrieben. Ein so ödes und tristes Fach. Lahme Lehrkräfte, kraftlos, schlaff. Schlaff in den Altherrenhosen baumelnde riesenhafte Hodensäcke. Ein so mieses und langweiliges Institut. Das war mir gleich am ersten Tag aufgefallen. Dass es bei den Bauingenieuren überhaupt keine Frauen gibt. Man ist jung männlich ausdauernd stark. Aber es ist niemand da der sich mit einem treffen möchte. Sportschuhe. Texashose. Herrenhaarschnitt. Die wenigen Frauen, die es bei den Bauingenieuren gibt, sehen schon als Studentin wie ihre männlichen Kommilitonen aus. Weshalb ich mich bereits an meinem ersten Tag an der Universität Leiden entschieden hatte. Sämtliche Lehrveranstaltungen ausfallen zu lassen 35 XXVIII. Es muss einer von euch auch mal etwas sagen. Es geht nicht, dass ich hier immer nur alleine rede. Meine Muschi ist meine Wahl. Wir waren uns doch einig gewesen. In dieser Sache tätig zu werden. Was machen wir nun. Wollen wir es so machen. Ich würde 87 vorschlagen. Baader. Kannst Du das nicht machen. Kann das nicht der Baader machen. Ich möchte euch vorschlagen, dass wir unseren Freund Baader mit dem Schreiben der Biografie beauftragen. Der Baader kann schreiben. Lieber Baader, wir wissen, dass Du schreiben kannst. Der Baader hat schon so viele Bücher geschrieben. Mache dir keine Sorgen um das Geld. Du kannst dich doch freistellen lassen. Warum lässt sich der Baader nicht einfach freistellen. Das ist doch alles gar kein Problem. Soll der Baader sich freistellen lassen. Ist der Baader denn überhaupt noch an der Universität. Wieso beantragt der Baader nicht ein Forschungssemester. Um in Ruhe das Buch schreiben zu können. Wir sind so froh, jemanden gefunden zu haben. Keine Ahnung, warum sich auf die Ausschreibung niemand gemeldet hat. Es gibt so viele arbeitslose Schriftsteller in diesem Land und Autoren. Leute, die ihren Eltern. Noch mal drüber nachdenken Ein Autorenwettbewerb zum Leben von Blacher. Wir hielten das für eine richtig gute Idee. Wir konnten uns gut vorstellen, dass einige gute Vorschläge eingehen werden. Immerhin hatten wir sehr anständige Preise ausgelobt. Freifahrtscheine für die Zweite Wagenklasse. Wieso sich niemand gemeldet habe. Woher soll ich das wissen. Keine Ahnung, warum sich niemand gemeldet hat. Scheißdreck. Ist ja auch vollkommen gleich. Jetzt haben wir ja den Baader. Der Baader wird uns das Buch schreiben. Ist uns sowieso viel lieber, wenn einer von uns das Buch schreibt. Jemand, den wir gut kennen und einschätzen können. Baader ist die ideale 88 Besetzung. Viele Leute wissen das gar nicht. Der Baader hatte lange eine Professur. Er ist eine sehr angesehene Forscherpersönlichkeit, zu der wir aus der Perspektive eines Frosches hinaufschauen Nicht, dass Sie sich wundern. Ich hatte mir gerade einen Cuba Libre bringen lassen. Zitrone statt Limette. Ist nicht weiter schlimm. Geht vollkommen in Ordnung für mich. Das Eis aus Würfeln. Damit komme ich klar. Irgendwann im Monat Sommer habe ich mit dem Trinken angefangen. Keine großen Abstürze. Eher ein angenehmes Betrunkensein. Ich gehe in das Gasthaus Mampe, seitdem die Feiste in meinem Bett wohnt. Stehe ich in der Nacht auf, ein Brot zu schmieren. Fragt die Feiste. Baader. Warum aufstehen mitten in der Nacht. Was ich dort mitten in der Nacht in dem an einer Wand stehenden Kühlschrank. Weshalb ich jetzt immer, vor allem. Um die Frau nicht sehen zu müssen, ihre Fragen zu hören. In das Gasthaus Mampe gehe. Um am frühen Nachmittag gut zu leben. Immer besser Trinken ohne Hast. Ist die Übung des Sommers. Hüfte, Beine, Bauch und Po. Feiste ist nach der Geburt der Kinder zu ihrer eigenen Mutter geworden. Feiste und Kinder haben sich in meinem Bett in der Küche im Bad in meinem Auto ausgebreitet. Warum ich denn so schnell fahre. Ob ich nicht etwas langsamer fahren könne. Mein Fahrstil sei so furchtbar aggressiv. Einfach schlimm. Morgens also nachts stehen Raben neben meinem Bett und Krähen. Warum ich denn noch im Bett läge. Der Tag wolle begrüßt werden. Warum ich denn nicht den Tag begrüße. Ob ich Mutter Rabe noch lieb hätte. Warum ich nicht 89 mehr mit ihr schlafen würde und so weiter. Ich nehme nochmal das Gleiche. Sehr zum Dank. Sehr wohl der Herr. Ganz wie Sie es wünschen Der Verein der deutschen Ingenieure wünscht sich eine Biografie über den großen Ingenieur Paolo Blacher. Nun stellt sich heraus. Blacher hat sein Lebtag nie einen Schraubenschlüssel in der Hand gehalten. Bevor Sie fragen. Auch keine Kombizange. Wie gefallen Ihnen meine alten Schuhe. Schauen Sie sich das an. Das Glas ist leer. Das nächste Glas wird gebracht. Wie herrlich sich die junge Sophie Marceau beim Anschlagen des Menus reckt. Feiste sagt, ich solle das Licht gleich wieder ausmachen. Sie werde immer dicker fett um den Bauch herum und die Hüfte. Blacher ist nie als Ingenieur tätig gewesen. Er hat auch nichts erfunden. Ich soll nun durch mein Schreiben dafür sorgen, dass Blacher zum Vater der deutschen Ingenieurwissenschaft wird. Fragt sich nur. Wer verkehrt mit wem, dass am Ende Wissenschaft herauskommt Einer von uns. Ein ganz Fleißiger. Ein unermüdlicher Forscher. Ein Nachdenker aus eigenem Antrieb. Eine Naturerscheinung. Ein Genie. Mein Name ist Blacher. Was ich Ihnen noch sagen wollte. Mir ist es ganz recht, Leben und Werk in einem derart guten Licht zu wissen. Andererseits ist es mir auch vollkommen gleich und also drauf geschissen total egal ob irgendwer also der Baader Dinge über mich schreibt. Schließlich hatte ich mich. Baader beschreibt das ganz vollkommen zutreffend und richtig. Nach einem erfüllten und reichen Leben, vor das damals noch unbekannte, 90 später jedoch sehr bekannte also den Hamburgern sehr beliebte Tanzlokal Goldpudel erst auf eine Bank gesetzt und dann hingelegt. Ein kleiner Schlaf. Ein kleines Schlafen lediglich. Ein ledigliches Recken Austrecken. Ein spontanes Wohlfühlen. An dem ich einen derartigen Gefallen gefunden hatte. Dass ich mich noch während des spontanen Liegens ebenfalls spontan aus einer Eingebung heraus entschieden hatte. Den Vorgang des Liegens auf unbestimmte Dauer fortzusetzen Als ich den Blacher kennenlernte kennen gelernt habe, lag der Blacher, heimgekehrt nach langer Reise, die Hose immer noch offen, Sie müssen wissen, Bus und Bahn fuhren damals noch nicht regelmäßig, an ein eigenes Auto war nicht zu denken, noch nicht einmal an ein Motorrad, man ging gerne zu Fuß, für den Körper ist dieses Gehen sehr gut, wie man heute weiß, besonders wenn man den ganzen Tag im Sitzen verbringen muss, man aus beruflichen Gründen viel sitzt, oder weil man, auch das soll vorkommen, einen sitzen hat, jedenfalls, das Gehen war als vollkommen natürliche Art der Fortbewegung allgemein anerkannt, jeder tat es, Blacher war von einer Reise nach Hamburg, keine Ahnung, was er dort wollte, nach Schweinemaul zurückgekehrt und gleich in die Erde hineingetan worden. Meine ganze Familie lebte damals noch in der Erde. Meine Mutter arbeitete als fette Made, die immer fetter wurde. Vater behauptete jeden Morgen arbeiten zu gehen. In Wirklichkeit ging er jeden Morgen zu Lindis Imbiss. Meine Geschwister und ich. Wir hatten uns am Blacher satt gefressen. 91 Wir wussten gar nicht, dass es sich bei dem Typ, den wir da gerade, sehr langsam zwar, Bissen für Bissen, aber doch mit großer Beständigkeit, auffraßen, um den berühmten Bürger Blacher handelt. Wir hatten gar keine Ahnung. Hätte meine Tante einen Sack. Dann wäre meine Tante mein Onkel. Was ich Ihnen nur sagen wollte. Wir hätten Blacher auch aufgefressen, wenn uns irgendwer gesagt hätte, dass es sich beim Blacher um den Blacher handelt. Wir können es uns nicht aussuchen, wen wir fressen. Wir fressen, was uns die Erde liefert Mir ist bekannt, dass Kindheit und Jugend gerne in einer Weise dargestellt werden. Wie wir als Kinder im Außenlager der Kraft durch Freude Fabrik Fallersleben aus Holzstücken eine sehr stattliche Flotte bildeten, mit der wir über das Meer fuhren. Wie wir als Kinder an der Hand der Eltern an der Straße entlang zum Meer liefen. In Gummibooten sitzend das Meer überquerten. Alles als ein riesiges, auch tolles Abenteuer empfanden empfunden hatten. Ich erinnere mich gut daran. Wie Mutter mich jeden Morgen zu den anderen Kindern in den konzerneigenen Konzentrationskindergarten gebracht hatte. Aufstehen Baader. Wir müssen los. Die Kindertanten uns Kindern allerschönste Lieder beigebracht hatten. Mutter, bei mir hast du verschissen. War mir von allen Liedern das allerliebste gewesen Eine Burka sei ein Kleidungsstück zur vollständigen Verkleidung der Frau. Ich hatte als Mädchen angefangen Burka zu tragen. Ich hätte keine Burka tragen müssen. Keiner in meiner Familie trug eine 92 Burka. Mutter und Großmutter trugen scharfe Hosen. Meine Familie. Meine Mutter. Mein Vater. Meine Schwestern, lieb und fein. Waren immer nackt durch die Wohnung gelaufen. Mutter sagte, so angenehm ist es. So angenehm sei es. Es sei so angenehm, nackt zu laufen. Sie könnte auf der Stelle die Wohnung verlassen, vollkommen unbekleidet auf die Straße treten und das mache sie jetzt auch. Auf dem Bild meiner Familie sind alle nackt. Nur ich trage meine Burka. Das erste, was ich jeden Morgen zu sehen bekam, war die Vagina meiner Schwester. Eine junge sehr ansehnliche Möse. Warum ich nicht wie alle anderen nackt herum laufe oder angezogen sei wie er. Sakko, Texashose, Turnschuhe. Hatte mich der Günther Jauch gefragt. Bevor der Fahrer des Betonmischers die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte. Der Wagen von der Straße abgekommen war, auf die Seite fiel, die geparkten Autos und den Günther Jauch. Die Musik in der Mampe Bar wurde immer lauter, ich selber immer betrunkener. Da hatte ich zu dem Günther Jauch gesagt. Du Piesepampel. Kannst eine Burka nicht von einem Tschador unterscheiden. Worauf der Günther mir tagelang die Ohren vollheult, ich hätte ihn miese Schnecke genannt Scheiß auf Umfragen bei der Bevölkerung. Die Darstellung des Blachers als moralische Instanz war so plump und mies gemacht, so vollkommen professorenhaft didaktisch. Blacher hätte besonders seine zweite Frau geliebt, obwohl die Ehe zu seiner zweiten Frau kinderlos geblieben sei. Ich lese das laut, damit Sie es alle hören können. Außerdem muss 93 ich eine meiner beiden Arschbacken leicht anheben um einen ziemlich langen Furz abzuknattern, was mir große Freude bereitet Es ist nicht das erste Mal, dass ich im ersten Semester studiere und auch nicht das zweite. Es ist dafür aber auch nicht das dritte Mal oder das vierte. Ich bin nur sehr froh, dass ich nicht mehr ganz jung bin, sondern alt und hässlich. Haare aus meinen Ohren wachsen. Sie haben meinen Rücken noch nicht gesehen. Die Frau Fett zu Fett kocht und Butter zu Fett. Dass ich dick werde und weich, mich niemand mehr anschaut. Die Leute, schaue sie mich an, sich angeekelt wegdrehen. Was ich für eine widerliche fette Sau sei. Wie schön, dass ich so schnell so alt geworden bin. Andererseits wäre mir dieser kleine dezente Hinweis, diese Publikation werde durch den Verband der Deutschen Ingenieure gefördert, gar nicht aufgefallen. Hätte ich vielleicht sehr wahrscheinlich sogar gedacht, der Baader hätte dieses Buch über den Blacher gar aus eigenem Antrieb geschrieben. Sich der Baader tatsächlich für den Blacher interessiert. Eine innere Kraft dem Baader gesagt hat. Es ist so viel Zeit. Auch wenn du wieder überhaupt keine Lust hast auch nur den geringsten Handschlag zu tun. Du wirst dir auch später einen runterholen können. Jetzt muss erstmal schnell was geschrieben werden. Raus aus dem Bett, rein in die Bar. Sehr geehrter Herr Professor Feist. Bei der Lektüre Ihres Buches über den Großforscher Blacher stelle ich fest, dass vieles wenn nicht alles in Ihrer ansonsten ausgezeichneten Schrift wie soll ich es sagen also 94 aufgeschrieben niedergeschrieben ist also doch erstunken ist und erlogen. Der Blacher als literarische Figur, wie Sie und die Bonzen, die Ihnen Ihre Publikation bezahlt haben, ihn gerne sehen wollen leider nicht festkochend ist. Schade Herr Professor Feist. Verehrter. Sie haben Ihren Ruf als unabhängiger Wissenschaftler für einen Bund Möhren eingetauscht. Ein sehr gutes Geschäft. Historiker gibt es ohnehin viel zu viele. Jeder will etwas sagen. Wer soll sich das alles anhören. Wer soll all diese Bücher lesen. Hätten Sie es nur wie Kehlmann gemacht. Einen schönen Apfelkuchen backen mit Puderzucker und Rosinen. Alle wären zufrieden gewesen. Besonders der Ijoma Mangold, der Literatur einfach so, er könne es gar nicht anders sagen, also so richtig geil findet. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass der schon von Hause aus stinkreiche Blacher sein ganzes Leben nichts anders getan hat als nichts zu tun. Schluck Wasser in einem Glas. Dass die heute durch Sie und Ihresgleichen dem Blacher zugeschriebene Erfindungen durch andere getätigt wurden. Blacher kein Erfinder ist, sondern von allen Mitgliedern der Familie Made die fetteste. Das Bürgeramt vom Bürgermeister geerbt. Stempel. Stempelkissen. Zimmerpflanzen. Bildschirme. Drucker. Möbel. Sitzgelegenheiten. Die Zinshäuser vom Vater geschenkt bekommen. Soll mein Sohn all diese Häuser haben, so lange er mich mein Leben lang am Arsch lecke. Blacher hatte an vier Universitäten vollkommen unterschiedliche Speisen und Getränke ausprobiert. Zwiebel. Pommes. Tiefkühlpizza. Das 95 von Ihnen zitierte Buch Blachers kann unmöglich von Blacher selbst stammen, woran Sie sehen können. Was für ein großer Spaßvogel der Blacher ist. Das Buch sei auf Latein verfasst. Blacher kann das Lateinische weder sprechen noch schreiben. Er hat seine ganze Studienzeit hindurch nicht ein einziges Buch gelesen. An vier Universitäten erfolgreich studiert zu haben, ohne ein einziges Mal in einer der vier Universitätsbibliotheken gewesen zu sein. Das ist Blachers besondere Leistung 35 XXIX Ende. Letzten Endes hatten Sie sich an überhaupt nichts gehalten. Der Baader hat sich an nichts gehalten. Er hat sich über alle Absprachen hinweggesetzt. Keine einzige Abmachung hat der Baader eingehalten. Was denkt der Baader sich. Sehr geehrter Herr Baader. Baader, was denken Sie sich. Wir können Ihre Reaktion nicht nachvollziehen. Wir können uns keinen Reim daraus machen, warum Sie dieses Buch geschrieben haben Was richtig ist. Der Verband der Deutschen Ingenieure hat den Herr Baader beauftragt, eine Biografie über den großen Forscher Blacher zu schreiben. Schauen Sie hier. Die Gutachten haben es eindeutig erwiesen. Was der Herr Baader geschrieben hat ist keine Biografie. Eine Vernichtung. Eine Zerstörung. Was der Baader geschrieben hat, ist eine Abrechnung 96 Herr Baader, Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich Ihre Wutschrift gegen den Falschen richtet. Sie haben da etwas vollkommen falsch verstanden. Verwechselt. Sie haben die Kontrolle über sich und also Ihre Hand und Ihr Hirn verloren. Sie sind hirnwütig geworden. Sie rasen vor Wut. Sie werden sehen. Ihre Wut wird sich gegen Sie selbst richten Eines kann ich Ihnen versprechen. Was ich Ihnen versprechen kann. Ich möchte Ihnen versprechen. Der Herr Baader hat sich mit dem Schreiben dieses Buches ganz sicher keinen Gefallen getan. Ein Mann mit derartigen Fähigkeiten. Anlagen. Der Herr Baader hat sich selbst ins Abseits manövriert. Er hat sich zur Unperson gemacht Ganz gleich was der Baader getan hat. Wir dürfen den Baader jetzt nicht isolieren. Sagte der Pfarrer Jauch. Die Hose noch nicht ganz zu. In seiner Not mit seinen Sorgen alleine dastehen lassen. Es ist doch ganz klar. Liebe Gemeinde, liebe Brüder und liebe Schwestern. Ihr wisst es doch längst. Wir alle wissen es. Jeder kann es sehen. Der Baader ist ganz unten angekommen. Weshalb wir ihn schützen müssen. Wir zuständig sind für ihn Ich sage es Ihnen ganz in Vertrauen. War Baader ein einziges Mal in Paris. Nein. Der Baader ist ein Niemand. Niemand kennt diesen Baader. Haben Sie auch nur ein einziges Mal den Namen Baader gehört. Sie wissen es genauso gut wie ich. Der Baader war vollkommen in Vergessenheit geraten. Hat man jemanden gefragt. Wer ist dieser Herr Baader. Haben die Leute angefangen zu lachen 97 Ich wusste gar nicht, dass der Baader überhaupt noch am Leben. Ich hatte gedacht, der Baader sei längst. Von Erde bedeckt mit anderen Dingen befasst. Tot Ich hatte gehört, der Baader sei bei der Ausübung einer Tätigkeit zu Schaden gekommen. Ein gewöhnlicher Arbeitsunfall. Wie er so oder so ähnlich jeden Tag tausend Mal sehr oft sogar vorkommt. Auf einmal steht der Baader vor uns. Lebendig. Offenbar. Darüber Irritation. Was Sie sich gut vorstellen können Das Letzte was ich vom Baader gehört hatte. Dass der Baader mit einer Frau zusammen sei. Ein uraltes hässliches Weib. Wahrscheinlich seine eigene Mutter. Die den vollkommen Verwahrlosten bei sich aufgenommen hat. Ihn verköstigt, seine Unterhosen wäscht, Telefonate entgegen nimmt Ich hatte gehört. Dass der Baader jetzt als Straßenbahnfahrer bei den Verkehrsbetrieben arbeitet. Tatsächlich hatte ich nach dem Baader Ausschau gehalten. Jedes Mal, wenn ich eine Bahn vorbeifahren sah oder selber mit einer der Bahnen fuhr Der Baader hat über viele Jahre hinweg nicht einen einzigen nicht den allerkleinsten Erfolg vermelden können. Es war überhaupt nicht klar, ob der Baader diese Tätigkeit noch ausübt. Ob er nicht längst irgendetwas anderes macht. Roller Möbel verkaufen bei Möbel Roller. Regale einräumen bei Lidl. Sowas in der Art 98 Baader gilt in der Szene als ein schwieriger ich möchte sagen hoffnungsloser Fall. Schwierig im Umgang. Wenn Sie verstehen was ich meine. Es ist kaum möglich, mit dem Baader ein normales Gespräch zu führen. Sich mit dem Baader auf eine normale also gewöhnliche Weise zu unterhalten. Wissen Sie was ich glaube. Ich glaube an gar nichts mehr. Ich habe nie an etwas geglaubt. Ich bin ein vollkommen ungläubiger Mensch. Den Schwanz mal wieder in ein feuchtes Maul. Bitte sehr. Für Ihre Unterlagen zum Verbleib. Die Mehrwertsteuer ist separat ausgewiesen. Wissen Sie, was ich glaube. Ich muss es Ihnen so offen sagen. Ich habe viel darüber nachgedacht. Um es gleich vorweg zu nehmen. Es ist überhaupt nichts dabei rausgekommen. Auf die Frage, ob ich vielleicht irgendwelche Hobbys habe Baader ist verrückt geworden. Er ist verrückt in seinem Kopf. Fragen Sie mich. Er ist nicht mehr Herr seiner Sinne. Das hat jeder hier gesehen. Jeder kann es bezeugen. Sie haben es auch gesehen. Sie können es bezeugen. Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage. Wir müssen den Baader vor sich selbst schützen. Wir dürfen dem Baader gewisse Informationen gar nicht erst zukommen lassen. Wenn Sie verstehen Du gefällst mir sehr. Du hast mir gleich gefallen. Es war gleich klar, als ich dich das erste Mal gesehen hatte. Es gibt in unserer Sprache kein Wort für diesen Zustand. Eine Mischung aus Zuneigung, Freude und Lust. Ich bin wieder frei. Wir hatten uns getrennt. Ein Ende mit Schrecken. Ich muss jetzt erstmal vorsichtig sein. Ich kann mir nicht 99 wieder und wieder das Maul blau schlagen lassen. Lass uns doch vernünftig sein und vorsichtig. Ich muss ich will ich möchte. Auf der Stelle mit Dir schlafen Wer ist dieser Baader. Mir ist dieser Baader scheißegal. Mir ist vollkommen gleich was dieser Baader sagt oder nicht sagt. Dieser Baader existiert überhaupt nicht. Schaut euch diese Schießbudenfigur an. Steht hier herum und grinst. Sehr geehrter Herr Baader, bitte nehmen Sie zur Kenntnis. Die Stadt Hamburg zahlt mir seit Jahren mehrere hunderttausend Euro pro Jahr. Mir steht ein Wagen mit Fahrer zu, eine Sekretärin, ein Spesenkonto. Welches sich von ganz alleine füllt. Selbst wenn ich meine Arbeit loswürde. Ich rausgeworfen würde. Würde ich weiterhin derart viel Gold. Dass es mir vollkommen einerlei ist. Inwieweit Sie sich oder nicht als jemand verstehen, der hier gegen irgendetwas oder irgendwen aufbegehrt Ich würde dem Herrn Baader raten, öfters mal ein Stückchen Gurke zu essen. Herr Baader, Sie können sich auch so hinlegen. Legen Sie sich so hin. Schauen Sie. Machen Sie es mir einfach nach. Selbst wenn Ihr Glied nicht lang genug ist. Können Sie sich auf diese Weise zumindest selber in den Mund hinein ejakulieren. Machen Sie es mir nach. Sie werden sehen, es wird Sie weiterbringen Wir waren uns einig. Wir haben dem Herrn Baader eine Chance geben wollen. Als Autor wieder Fuß fassen. Das haben wir dem Herrn Baader ermöglichen 100 wollen. Weiter zu kommen. Herr Baader, wir hatten Sie eingeladen, weil wir überzeugt davon waren, dass Sie fähig sind und auch imstande. Unsere Einladung sollte auch ein Zeichen sein. Eine große Metapher auf etwas Unbekanntes, das keiner kennt. Nicht mal wir. Eine ausgestreckte Hand, die Ihnen nach all dem. Was soll mit meiner Hand sein. Meine Hand ist vollkommen in Ordnung. Was hat das jetzt mit meiner Hand. Herr Baader, meine Hand ist vollkommen in Ordnung. Was will er denn immer mit meiner Hand. Herr Baader, es kann nicht so weiter gehen. Sie brauchen Hilfe. Suchen Sie sich jemanden, der Ihnen helfen kann Der Bundesverband war mit einer Anfrage an den Förderverein herangetreten. Die Anfrage ist durch die Poststelle des Fördervereins entgegen genommen und registriert worden. Die Poststelle hat dem Leitungsgremium die bereits registrierte Anfrage des Bundesverbandes zur Einsicht vorgelegt. Die Mitglieder des Leitungsgremiums haben über die Anfrage beraten und sind zu folgendem Entschluss gekommen. Das Leitungsgremium hatte entschieden, die Anfrage auf der Mitgliederversammlung durch die Mitglieder entscheiden zu lassen. Den Mitgliedern war die Anfrage auf der Mitgliederversammlung durch einen Vertreter des Leitungsgremiums verlesen worden. Es wurde per Handzeichen abgestimmt. Stimmberechtigt waren alle ordentlichen Mitglieder des Fördervereins. Die Mitgliederversammlung des Fördervereins hatte entschieden, den Bundesverband der Deutschen Ingenieure in seinem Vorhaben zu unterstützen. Beauftragung des Herrn Baader mit dem 101 Schreiben also Verfassen einer Biografie über den verdienten Erfinder und Ingenieur Blacher Was sollen wir Ihnen denn dazu sagen. Wir können Ihnen dazu nichts sagen. Jeder von uns. Wir alle stehen selber unter Schock. Was der Baader dort geschrieben also niedergeschrieben in sein Buch hineingeschrieben hat, das ist doch nicht unsere Meinung. Das Bild, das wir über den Herrn Blacher haben, ist ein ganz anderes. Wir hatten uns eher eine etwas feierliche Schrift vorgestellt. In der die Blachers große Verdienste sichtbar werden. Einem breiten Publikum vorgestellt. Wir hatten uns ein Blacher Jahr gewünscht mit den unterschiedlichsten Publikationen. Blacher Tage auf Schloss Reibach. Eine Festwoche für die deutsche Ingenieurwissenschaft. Eine Würdigung des deutschen Erfindergeistes. Nun so eine Schmähschrift. Ein derartiger Schund Ich hatte mich diesbezüglich nochmal mit der Rechtsabteilung in Verbindung gesetzt. Die Rechtsabteilung geht davon aus, dass sich eine Publikation ohne weiteres verhindern ließe. Selbst für den Fall, dass tatsächlich Druckexemplare in den Handel kämen, wovon derzeit nicht ausgegangen werden könne, ließe sich die Auslieferung dieser Exemplare auf gerichtlichen Weg verhindern. Vor dem Gericht steht eine halbnackte Frau mit einer Waage in der Hand. Im Winter sei es ihr etwas kalt. Aber auch das sei letzten Endes alles nur eine Frage der Übung. Sollten wir auf dem juristischen Weg keinen Erfolg haben. Blacher selbst hat sehr gute Kontakte mit dem Herrn Feist. Der Herr Feist steht der 102 Kammer als Richter vor. Er und Blacher gehen seit Jahren in den gleichen Sauna Club. Der Herr Feist sei ein hervorragender Flötenspieler. Selbst wenn wir juristisch nicht durchkommen. Können wir die einzelnen Bücher immer noch aufkaufen. Wir würden sie einfach in diesen Häcksler hier hinein werfen. Das wäre eine gute Arbeit für einen jungen Mitarbeiter. Wir würden das Buch erst zu Papierschnipseln häckseln, dann dem Rasen zum guten Wachsen übergeben Was Sie offensichtlich nicht bedacht haben. Der Blacher ist einer von uns. Er ist einer der ältesten Herren. Sein Herz ist hart und verhärtet dennoch ganz und gar aus Amethyst. Das Buch über ihn sollte eine Auszeichnung werden. Ein Zeichen unserer Anerkennung und Bewunderung. Bitte beachten Sie, dass ich direkt aus dieser Flasche trinken werde. Ich werde die Flasche leer trinken. So nahe sind mir die Ereignisse gerückt Ich bin dafür den Baader einfach auszuzahlen. Gebt ihm sein Geld und dann schafft ihn mir aus den Augen. Dreckiges Schwein. Pissnelke. Herr Baader. Dieser Zug endet hier für Sie. Sie steigen aus, wir werden weiter fahren Wir müssen darauf bestehen, dass das Manuskript hier bei uns verbleibt. Nur hier ist es sicher verwahrt. Wir haben den Baader ausgezahlt. Der Baader hat kein Recht mehr an seinen Gedanken. Wir haben dem Baader gegeben, was der Baader verlangt hat. Der Baader gehört jetzt uns 103 Seid doch mal ruhig. Sport und Spiel. Ich höre Geräusche aus dem Nachbarabteil. Oder kommt es von unten. Schönen Guten Tag. Personalwechsel. Einmal die Fahrkarten, bitte. Sie haben wohl miteinander Geschlechtsverkehr gehabt. Verehrte Frau. Nach all den Jahren endlich mal wieder richtig durchgefickt werden. Jedenfalls hatten wir entsprechend einschlägige Töne vernommen. Ich würde Ihnen gerne dieses Formblatt da lassen. Sie können einfach ankreuzen. Ein anonymisiertes Verfahren. Alles sehr übersichtlich, einfach und leicht. Vielleicht haben Sie ein paar Minuten Zeit. Schreiben Sie doch kurz, inwieweit und wenn überhaupt. Ob Sie befriedigt wurden Am Streckenkilometer Fünfundfünfzig muss ich euch mitteilen, dass alles aber auch wirklich alles aufgeteilt und in irgendeiner Weiser bis auf den letzten Platz besetzt ist. Wie dieses Abteil hier. Die Stadt Schweinemaul. In der ich, statt zu wachsen, immer kleiner geworden bin. Ist aufgeteilt unter denen, die immer schon da waren. Diese immer schon Dagewesenen kennen alle Wege. Die Kirche Sankt Nikolai. Jeder Bund hat seinen eigenen Altar. Als ich dem Vorstand meinen Stand anzeige. Bedauert der Vorstand sehr ehrlich und aufrichtig auf eine aufrichtige Weise, dass sämtliche Altäre bereits vergeben sind. Hier sitzen die Nowgorodfahrer und hier der Herr Maschberger von der Nordinvest Der Schauspieler Martin Semmelrogge hält die Insel Mallorca besetzt. Aus einem Mercedes Cabriolet, älteres Baujahr sehr gerne im Türstehermilieu gefahren aber auch unter Filmschauspielern 104 Investoren und Frauen von, fliegt im Vorbeifahren eine leere leergetrunkene ausgesoffene Flasche Chlorhexamed einem an der Straße herumstehenden in seiner Art vollkommen einfachen nicht Busfahrer sondern Handchirurg gegen den Kopf. War das nicht der Martin Semmelrogge. Weiß ich nicht so genau. Eigentlich wollte ich heute noch ein paar Operationen durchführen. Daraus wird wohl nichts mehr. Ich bin nämlich auf einmal tot. Und zwar für immer. Ich wurde im Vorbeifahren erschlagen. In einer dieser unglaublich schönen ja unberührten Ecken, die es auf dieser Insel ja immer noch gibt Ich würde mich gerne hier mit dazusetzen. Wenn von Ihrer Seite nichts dagegen spricht. Würde ich mich gerne hier hinsetzen. Herr Polizeihund. Ein Schwarzer in Ihrem Abteil. Ach wissen Sie. Wissen Sie was. Das sollten Sie doch ganz genau wissen. Dass der Deutsche Bundestag bereits bis auf den letzten Platz besetzt ist. Und zwar von der CDU. Ganz egal wie sie heißt. Alle Plätze im Aufsichtsrat der Firma Volkswagen sind besetzt. Ich möchte Ihnen gerne meine Frau vorstellen. Ursula, haben wir noch ein paar von den leckeren Keksen. Die mit dem Marmeladenauge. Die Chefredaktion der Wochenzeitung Die Zeit ist bis auf den letzten Platz besetzt. Herr Lorenz. Sie haben einmal gesagt, es fühle sich um nicht zu sagen geil an, so einfach sei das, jeden Tag von allen der Allergeilste zu sein. Ich hoffe, unserem Lokomotivführer geht es da ähnlich. Sie haben ja sicher bemerkt, wie viel Freude ich habe bei der Ausführung meiner Arbeit. Lohnerwerbstätigkeit. Die 105 Mutter meines Kindes will immer mehr. Der Grad ihrer persönlichen Unzufriedenheit wächst mit dem Umfang ihrer Hüfte. Langsam beginnt das Wick Medinait zu wirken. Welches ich getrunken bevor ich zu Ihnen sprach Tatsächlich stehe ich mit geschlossenem Mund und schaue in eure leeren Gesichter. Ich bin Roland Barthes. Ich bin schon einigermaßen bekannt. Wenn Sie mich so direkt fragen. Mir fällt gelegentlich ehrlich gesagt immer öfters erschreckend oft gar nichts mehr ein. Statt dass mir etwas einfällt, fallen mir die Augen zu. Statt mir eine Verschlusskappe voll des wertvollen Nektars zu genehmigen, wie auf der Packungsbeilage empfohlen. Habe ich gleich die ganze Flasche ausgetrunken. Weshalb ich mitten im Satz aufgehört habe zu reden. Umgefallen bin stock und steif wie ein Brett. Auf diesem Ganzraumteppich liege, an nichts wirklich gar nichts denke. Was eine neue Erfahrung für mich ist 35 XXX Die Ermittlungen hatten ergeben, dass es sich bei dem im Gesicht des Baader gefundenen Sekret um eine körpereigene Flüssigkeit handelt Angenehme Farbe des elektrischen Lichts. Große Haltbarkeit. Niedriger Preis. Feist zeichnet in seiner Bestandsaufnahme aus dem Jahr neunzehnhundertelf ein durchweg positives Bild zu den Möglichkeiten der Nutzung elektrischer Energie 106 im Haushalt. Der Textauszug geht zurück auf einen Vortrag, den Feist auf der Jahresversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker gehalten hat. Er ist ein zeittypisches Zeugnis zu dem, was heute etwas euphemistisch als Interessenvertretung bezeichnet wird. Feist bemüht das Mittel des Vergleiches, um zu illustrieren, dass die Nutzung des elektrischen Stromes alternativlos ist. Wie in einer Werbebroschüre, wird die neue Energie als vollkommen sauber und ungefährlich dargestellt. Kein Wort des Autors zu den Bedingungen, unter denen der elektrische Strom erzeugt wird. Kein einziger Beleg zu den Gefahren, die seine Nutzung mit sich bringt. Dafür Produktschau und praktische Hinweise zur Verbreitung der neuartigen Technologie Würde ich mich nur etwas und mehr für die eigene Arbeit interessieren. Wir könnten hier ganz unbefangen darüber reden. Wie wir über das Wetter reden könnten. Damit wir uns nicht falsch verstehen. Oder wie es meine Kollegin Mara Genschel einmal gesagt hat. Damit ich mich nicht falsch verstehen lasse. Lasse dich nicht falsch verstehen. Keine einzige Erinnerung ist verloren gegangen. Ich erinnere mich an alles. Nur hat sich meine Sicht auf diese Erinnerungen verändert. Ein Bild wie dieses Bild würde ich heute gar nicht mehr malen können. Bilder, die ich heute male, funktionieren vollkommen anders. Sie sind eine Lösung, für die es kein Problem gibt. Die Fabrik, die Leute die diese Fabrik. Am Laufen halten. Wünschen sich eine schnelle vor allem einfache Lösung. Was ist für Sie Geschichte. Schreiben Sie es in einem Satz. Es 107 kommt der Fabrik sehr gelegen. Dass jetzt alle wieder über die Zerstörung des Menschen in der Produktion sprechen. Was machen wir heute. Heute wollen wir eine gesellschaftliche Relevanz konstruieren. Bringen Sie uns doch noch ein paar von den Keksen. Der Abteilung Beschaffung ist es gelungen, einen riesigen Bildungsauftrag an Land zu ziehen. Vollbeschäftigung. Da werden wir die nächsten Jahre erstmal gut zu tun haben. Die Fabrik in ihrer derzeitigen Verfassung produziert die einfache Lösung. Sie interessiert sich einen Scheiß für ihre Stoffe und die, die diese Stoffe produzieren. Sie ist eine einzige Vernichtungsmaschine. Sie ist auf der Höhe der Zeit. Jedes Thema wird in eine lustige Revue verwandelt. Wenn es sein muss auch in eine Arbeitsrevue. Die Leute müssen wieder mehr lachen. Sie müssen unterhalten werden. Wir dürfen nicht mehr so ernst sein Was ich gemalt habe war schlecht. Ich habe als Maler versagt. Meine Bilder enthalten keine Haltung. Sie unangreifbar. Man kann sich sehr schnell auf meine Bilder einigen. Weshalb meine Bilder überall gezeigt werden müssen. Die Vernichtung des Einzelnen. Die Überlastung. Die Einsamkeit. Alles ist erzeugt. Motiviert. Gezeigt wird keine Arbeitswelt. Gezeigt wird die Vorstellung einer Arbeitswelt. Der ideale Arbeiter. Berufskünstler Staatsangestellte stellen Schablonen vor. Ihre Vorstellung von geregelter Erwerbsarbeit. Wenn sie nur ein einziges Mal das Personal in ihren Kantinen etwas und genau beobachtet hätten. Ich 108 kann Ihnen zu meinen Bildern nichts mehr sagen. Mir ist klar geworden, warum gerade meine Bilder wieder und wieder ausgezeichnet werden. Wie ein Auto, das immer wieder verkauft wird. Jeder darf ein paar neue Dellen reinfahren. Irgendwann und doch ziemlich schnell ist nichts mehr übrig. Sie sagen es ja selber. Sie haben das Bild bislang noch nicht gesehen. Ihren Kollegen hat es bislang gut gefallen. Sehr gut sogar. Zumindest schreiben sie, dass es ihnen gut gefallen hat. Dass alles nach Plan verläuft. Alles richtig gemacht wurde. Zu Ihrer vollsten Zufriedenheit Feiste behauptet, die Aufwendungen zur Anschaffung eines Mobiltelefons seien unverhältnismäßig. Sie seien vermeidbar gewesen. Sie können deshalb als betriebliche Ausgaben nicht anerkannt werden. Feiste hat seinen Arsch weit geöffnet. Der Kläger weist darauf hin Komma dass er innerhalb des Bemessungszeitraumes mindestens drei Lohnerwerbsmöglichkeiten außerhalb des Wohnortes wahrgenommen hat. Also Aufträge angenommen hat, für die man ein Mobiltelefon benötigt. Man kann natürlich auch eine Taube losschicken. Rauchzeichen wären auch denkbar. Das stimmt schon. Da muss man Feiste zustimmen. Der Kläger hat innerhalb des Bemessungszeitraumes ein Mobiltelefon erworben. Die Beklagte möchte die Aufwendungen dafür nicht als betriebliche Ausgaben anerkennen. Gemäß der Beklagten sei eine derartige Investition Ausgabe spätrömisch dekadent. Der Kläger widerspricht dieser Darstellung vollumfänglich. Zunächst sei darauf hingewiesen. Dass die meisten Schnittmuster, 109 wie sie derzeit verwendet werden Anwendung finden, das natürliche Vorhandensein eines männlichen Gliedes in einer Hose in keiner Weise berücksichtigen. Das männliche Glied gerade wenn es etwas größer ist ein großer langer Schwanz der vielleicht sogar sehr dick ist ein dicker langer Schwanz in den meisten Hosen nicht ausreichend möglicherweise überhaupt keinen Platz findet. Wie bereits festgestellt wurde, hat der Kläger im Bemessungszeitraum ein so genanntes Einkommen aus selbstständiger Arbeit erzielt. Dieses Einkommen steht, anders als durch die Beklagte behauptet, in keinem auffälligen Missverhältnis zu der Anschaffung eines Mobiltelefons 35 XXXI Wenn ich Sie richtig verstehe. Sie hatten es gleich am Anfang Ihres Vortrages angedeutet. Dann unterscheidet sich die Intellektuelle ostdeutscher Herkunft Prägung Abstammung, die denkende Frau vom denkenden Mann, nur auf marginale Weise, oftmals gar nicht. Folge ich weiter Ihren Ausführungen. Auftritt Denkerfrau. Ihre gesamte Attitüde gleicht der des Mannes. Die ostdeutsche Intelligenz sei uniform. Frauen sehen aus wie Männer. Sie tragen Texashosen und Herrenhemden. Herrenhaarschnitt Kurzhaarfrisur. Ihre Frisur sei Zeichen eines Selbstverständnisses. Selbstverständlich sehe ich nicht nur aus wie mein Mann. An Kirchtürmen Gerüste aufbauen, Gurkengläser im Handumdrehen öffnen, Lastwagen fahren. Ich kann alles, was mein Mann 110 kann. Wenn ich Sie richtig verstanden habe. Sie berichtigen mich bitte. Dann sieht die ostdeutsche Intellektuelle, die aus sich heraus denkende Frau, wie Sie sie genannt haben, wie die westdeutsche Lesbe der frühen achtziger Jahre aus. Ihr Auftritt sei androgyn wie der einer Annie Lennox. Nur sei die Frau im Osten, das ist es, was Sie als besonders irritierend bezeichnet haben, anders als die Schwestern in Heidelberg und Köln, überhaupt nicht in keiner Weise noch nicht einmal im Ansatz an gleichgeschlechtlichen Beziehungen interessiert. Wie auch der Mann aus dem Osten sich höchst selten sehr oft sogar gar nicht dafür interessiert, welche Möglichkeiten bestehen. Außer denen, die er vom Hörensagen kennt. Aus eigener Erfahrung Anschauung vom Nacktstrand an der Ostsee. Hoch stand der Sanddorn am Strand von Vogelöd. Hirn Fettauge Knorpel. Die ostdeutsche Frau isst immer noch sehr gerne die ostdeutsche Bockwurst. Mit Brötchen und Senf. Als sei in all den Jahren danach nichts passiert. Die Schweinegrippe hat es hier bei uns nie gegeben. Wir hatten ja nichts. Noch nicht mal Schweine. Ich verstehe Sie also richtig. Die Lust mit dem gleichen Geschlecht gleichen Interessen nachzugehen sei ein Phänomen Vorkommen der westlichen Welt. Die Verschwulung einer Gesellschaft sei Gradmesser ihres Wohlstandes. So wie die Welt in Weißbrot essende Nationen unterteilt werden kann und solche, die mit Bananen auskommen müssen und Kuchen und Dinkelbrot aus dem Lehmbackofen. Wir können die Welt aufteilen in sich untereinander liebende und also richtig gern habende Frauengesellschaften. Mutter Kind Klinik 111 kenn ich. Vater Kind Klinik. Dieses Wort wurde nie gehört. Ein wie zufällig stehen gelassener Koffer ist mit Heimwerkerbedarf gefüllt. Gleich ist von einem Terroristen die Rede. Warum nicht Terroristin. Der Mond sei männlich. Die Hölle sei weiblich. Die armen Frauen im Osten. Nichts anderes bliebe ihnen übrig, als weiter mit ihren Männern zu schlafen. So habe ich Sie verstanden. Nur eine Frage habe ich. Eine einzige Frage nur. Ich ziehe meine Hose aus, damit Sie mich besser hören können. Wie kann es denn sein, dass es bei den Höckerschwänen Männer im weißen Kleid gibt, die mit anderen Männern Hochzeit feiern Verehrter Herr Baader. Ich hatte Ihren Antrag geprüft. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen. Die Kommission weist Sie zunächst darauf hin. Dass sie nicht verpflichtet ist und auch keine Veranlassung sieht. Ihrem Antragsbegehren nachzukommen. Sie haben keinen Anspruch darauf. Dass Ihr Antrag bearbeitet wird. Wir werden Ihren Antrag nicht weiter verfolgen. Die Kommission weist Sie darauf hin. Ziehen Sie sich erstmal was Ordentliches an. Sie wollen doch was von uns und nicht wir von Ihnen. Nehmen Sie dieses unverlangt eingesandte Manuskript. Der Staat muss gar nichts müssen. Sie können einem Staatsdiener nichts. Sie können gerne einen Eilantrag stellen. Dem Gericht eine Untätigkeitsklage vorlegen. Versuchen Sie es ruhig. Sie werden schon sehr bald sehen. Dass Ihre Anträge als unbegründet abgelehnt werden müssen. Ob Ihr Antrag bearbeitet oder nicht bearbeitet wird, entscheiden nicht Sie. Es ist gut möglich, dass Ihr 112 Antrag das Gehäuse gar nicht erreicht hat. Dass ein Sachbearbeiter, selbst wenn er es gewollt hätte, keine Möglichkeit hatte, Ihren Antrag in einer angemessenen Frist zu bearbeiten. Es ist gut möglich, dass Ihr Antrag unter diesem Stapel anderer Anträge liegt. Es ist menschenunmöglich all diese Anträge zu bearbeiten. Es ist vollkommen klar, dass ein Teil dieser Anträge unbearbeitet bleiben wird. Herr Baader. Da müssen Sie nicht ungehalten sein. Ich würde Ihnen empfehlen, den gleichen Antrag nochmals zu stellen. Sie haben eine ganze Menge Anträge gestellt. Sie sind sehr fleißig im Stellen von Anträgen. Vielleicht sind die Leute auch einfach genervt von Ihnen. Ich würde diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten hier sitzen, diese stumpfsinnige Arbeit ausführen. Die niemanden glücklich machen kann oder zufrieden. Und immer würde jemand kommen wie Sie, der nichts anderes erzeugt aus sich heraus hervorbringt als weitere Unzufriedenheit. Das ist Ihre Meinung, dass der Staat etwas muss. Ich sage es Ihnen direkt. Weil wir hier gerade so schön sitzen. Wir es uns gemütlich gemacht haben bei einer Flasche Bier pro Nase. Der Staat muss überhaupt nichts. Der Staat scheißt auf Leute wie Sie. Der Staat kackt auf den so genannten kleinen Mann. Der Staat sagt, der sogenannte kleine Mann kann seinen Mund halten. Warum gehen Sie nicht einfach arbeiten, Herr Baader. Das was Sie Arbeit nennen, ist doch keine Arbeit. Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Das ist doch ein herrlicher Quatsch. Was Sie Arbeit nennen, können Sie auch genauso gut nebenbei erledigen. Wie es jetzt 113 weitergehe. Woher soll ich das wissen. Sie sehen doch, wie es hier aussieht. Wenn Sie mich so fragen. Ich würde sagen, für Sie wird es erst einmal überhaupt nicht mehr weitergehen. Frau Feiste. Ich hatte mir nochmal die Akte Baader kommen lassen. Nach Prüfung der Aktenlage bin ich zu der Erkenntnis gekommen. Die Akte Baader ist vollkommen leer. Der Herr Baader muss erst einmal einen Antrag stellen. Hören Sie Baader. Ihr Akt ist vollkommen leer. Das kann ja sein, dass Sie alle Unterlagen längst nachgewiesen haben. Das möchte ich Ihnen gerne glauben. Sie müssen aber dennoch einen neuen Antrag stellen. Stellen Sie Ihren Antrag einfach nochmal. Das kann doch kein Problem für Sie sein. Stellen Sie sich vor, Sie müssten im Schlachthaus arbeiten. Da hätten Sie sicherlich mehr zu tun. Was Sie dagegen tun können. Wogegen wollen Sie etwas tun. Sie sind doch ein erwachsener Mensch. Das wissen Sie doch ganz genau, dass die Gerechtigkeit keine juristische Dimension ist. Sie können einem Staatsdiener grundsätzlich erst einmal gar nichts. Sie können gerne eine Anzeige stellen. Die Anzeige wird sehr bald eingestellt. Das ist doch das Geile an der Demokratie. Dass niemand etwas gegen Willkür unternehmen kann. Schauen Sie Baader. Wenn Sie es mit einem despotischen Herrscher zu tun haben. Dann trommeln Sie sich ein paar Gleichgesinnte zusammen. Sie können auch eine Trompete nehmen. Dann gibt es ein kleines Tribunal. Wenn Sie etwas Glück haben. Sie eher nicht. Dann sind Sie bald die neue Nummer Eins. Dann können Sie alles besser machen. Aus bunter Knete oder Streichhölzern und Kastanien. Die Demokratie ist 114 vollkommen unanfechtbar. Sie werden feststellen, dass niemand für Ihren Fall zuständig ist. Ihr Fall ist einer von vielen bedauerlichen Einzelfällen. Es tut ja auch allen leid, wie schwer Sie es haben. Ich hatte es immer leicht gehabt. Ich wurde von Anfang an in die richtige Familie hineingeboren. Meine Eltern haben mich in meiner Entwicklung gefördert. Ich war nie auffällig gewesen. Schauen Sie sich meine Zeugnisse an. Überall nur Toppnoten. Herr Baader, was haben Sie uns vorzulegen. Was ist Ihre Qualifikation. Das ist keine Qualifikation, was Sie uns hier als Qualifikation verkaufen wollen. Die Kommission weist Sie darauf hin, dass Sie keinen Rechtsanspruch haben, einem Gedanken bis zu seinem Ende verfolgen zu können. Ein solches Verfolgen eines Gedanken. Sei es nur ein Traum. Kann nicht durch ein Begehren herbeigeführt werden Julia Roberts auf die Rolle einer Prostituierten zu besetzen. Die größte Fehlbesetzung der Filmgeschichte. Eine Prostituierte sieht man. Man möchte sofort mit ihr schlafen. Das ist der wichtige Nachweis, den eine Bewerberin glaubhaft zu erbringen hat. Julia Roberts möchte keine Prostituierte sein. Sie möchte viel lieber ins Lehramt. Deutsch und Geschichte. Heiraten. Kinder bekommen. Schönes Haus kaufen. Schlüsselfertige Übergabe. Meerschweinchen im Holzkasten im Garten. Dass die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen. Julia Roberts ist die Frau, von der Frauen denken sollen, so müsste ich aussehen, dass mein Mann wieder mit mir schlafen möchte. Zurück zur Natur. Ich lasse mir jetzt wie die schöne Julia Haare 115 unter meinen Armen herrlich lang wachsen. Ich depiliere mir meine Beine nicht mehr. Mein Mann steht auf starke selbstbewusste Frauen. Er möchte eigentlich gar keine kleine geile Bumsschnecke haben. Wir wollen wieder mehr an unserer Beziehung arbeiten. Mein Partner hat eingesehen, dass er in der Vergangenheit zu wenig Zeit mit den Kindern und mir verbracht hat. Feiste möchte jetzt wieder mehr Verantwortung übernehmen. Eine kleine Frage nur. Hatte sich Fiste ihrem Publikum ein einziges Mal nackt gezeigt. Gibt es eine Szene in der wir Fist vollkommen. Ich hatte der Fiste geschrieben. Lass dir mal von der Emma Watson. Es kann doch nicht schaden. Ein Versuch ist es wert. Was ist darauf hin passiert. Nichts ist passiert. Jeder noch so gut gemeinte Hinweis wird kleingequatscht. Kaputtgeredet, bis nichts mehr übrig bleibt. All die vertanen Chancen. Hätte man Jamie Lee Curtis auf die Rolle gesetzt. Ein Höschen auszuziehen. Das fällt keiner echten Spielerin schwer. Das weiß eine Spielerin schon sehr früh. Dass es mit dem Studium an der Hochschule Ernst Busch nichts werden kann. Wenn man im Schianzug mit Taucherhelm zur Aufnahmeprüfung erscheint. Eine Prostituierte ist allerdings keine Studentin. Dass nicht einmal Jenny Elvers geeignet ist eine echte Hure zu spielen. Liegt nicht daran. Wollen Sie noch ein paar Fotos machen. Machen Sie doch noch ein paar Fotos. Dass keine Bereitschaft besteht, sich wie eine Hure zu verhalten. Sondern daran. Lesen Sie es doch einfach ab. Ich habe Ihnen alles aufgeschrieben. Dass die Töchter auf einmal einfache Arbeiterinnen sein wollen. Die Frau im Backdiscounter. Die leider 116 heute wieder unbezahlte Überstunden machen muss. Feiste hatte sich auf ihre Rolle gründlich vorbereitet. Sie hatte echt nochmal alles gelesen Durch das Schreiben des Beklagten. Vergleiche Bildschirmfoto auf der Homepage des Beklagten. Wird der Eindruck vermittelt erweckt. Der Kläger hätte den Beklagten beauftragt. Zitat. Dem Schauspieler Schweighöfer ein kleines Stasistückchen auf den Leib also Wanst zu schreiben. Der Kläger erklärt. Der Herr Baader ist durch uns nie beauftragt worden, ein derartiges Stück zu schreiben. Es ist eine durch den Baader erfundene Behauptung, wir hätten ihm einen Schreibauftrag gegeben. Der durch den Beklagten vermittelte Eindruck, zwischen Kläger und Beklagten bestünde ein Arbeitsverhältnis, ist unzutreffend und also vollumfänglich zurückzuweisen. Wie es im schönsten Juristendeutsch heißt Einen Scheiß habe ich. Nicht im Traum. Es gibt nicht den geringsten Anlass. Jemanden wie dem Baader einen derartigen Auftrag. Was man dazu wissen muss. Ein Schreibauftrag ist immer eine Auszeichnung. Es ist eine Auszeichnung für uns arbeiten zu dürfen. Verstehen Sie. Warum also jemanden auszeichnen, dem man nicht traut. Ist eine Figur wie Baader vertrauenswürdig. Dass der Schauspieler Schweighöfer für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet hat. Davon habe ich noch nie etwas gehört. Derartiges kommt mir heute zum ersten Mal unter. Michael Schweighöfer ist seit vielen Jahren bei uns im Ensemble. Wie viele Jahre. Das weiß ich doch nicht. Woher soll ich wissen, wie 117 lange der Schweighöfer schon hier ist. Wahrscheinlich seit Dreiundsiebzig. Fragen Sie ihn doch selber, wenn es Sie so dringend interessiert. Herr Schweighöfer. Hier möchte jemand wissen, wie lange Sie schon im Ensemble des Deutschen Theaters sind. Unser Publikum schätzt die Arbeit des Herrn Schweighöfer sehr. Herr Schweighöfer ist einer unserer beliebtesten Schauspieler. Er ist beim Publikum überaus beliebt. Ich sage es Ihnen wie es ist. Den Micha anschwärzen wollen. Hier hat sich jemand verlaufen. Das ist ja vollkommen klar. Hier behauptet jemand etwas. Um von seinem eigenen Unvermögen abzulenken. Hier ist jemand mit seiner so genannten Kunst gescheitert. Hier möchte jemand einem anderen ein Ei legen. Ich komme auf deinen Vorschlag zurück. Endlich mal in das Dinosaurierland zu fahren Ich halte das für eine hervorragende Idee. Wir möchten unseren Schauspieler und geschätzten Kollegen Michael Schweighöfer in Schutz nehmen. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sind motiviert. An den Haaren herbeigezogen. Herr Schweighöfer hat in einer für ihn schwierigen Lebenssituation. Er war doch noch so jung. Nochmal drüber nachdenken Wir haben gegen den Beklagten eine Unterlassungsforderung geltend gemacht. Wir hatten den Beklagten aufgefordert, folgende Vereinbarung zu unterschreiben. Die Unterschrift des Beklagten mutet wie die Kinderzeichnung eines erigierten männlichen Gliedes an. Nach Rücksprache mit den Kollegen. Wir sind uns ehrlich gestanden nicht 118 sicher, ob eine solche Zeichnung als Unterschrift überhaupt einen gewissen Wert darstellt Stasi. Was. Ich sage es Ihnen gleich direkt. Das können Sie gerne mitschreiben. Wenn Sie es mitschreiben wollen. Selbst wenn der Micha bei den Pfadfindern gewesen wäre oder in der Waffen SS. Er ist ein genialer Schauspieler. Fragen Sie die Zuschauer. Die Zuschauer werden es Ihnen bestätigen. Fragen Sie die Kollegen. Alle Kollegen werden Ihnen die gleiche Antwort geben Heißt es das Gleiche oder heißt es Das Selbe. Wissen Sie. Ich hatte mir das einmal falsch gemerkt. Jetzt bin ich jedes Mal unsicher. Ich kann Ihnen zu der ganzen Angelegenheit nichts sagen. Das sind alles interne Vorgänge. Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Beim besten Willen. Ich kann Ihnen keine Auskunft geben. Wir geben heute Folgendes bekannt. Wir möchten heute Folgendes bekannt geben. Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren. Wir möchten Sie über Folgendes in Kenntnis setzen. Die Entscheidung ist gemeinsam getroffen worden. Die Entscheidung wurde in Abstimmung mit dem Betroffenen getroffen. Wir möchten Sie auf Folgendes hinweisen. Wir möchten Sie um Verständnis bitten. Alle weiteren Informationen. Wir danken Ihnen. Ausdrücklich Man sieht den Baader. Wie der Baader sich mit einem Wagen unterhält. Warum unterhält der Baader sich mit einem Wagen. Man sieht die Frau in dem Wagen. Wie sie dem Baader eine Geste zeigt. Die Fenster bleiben zu. Man sieht den Baader an eines der 119 Fenster klopfen. Vorsichtig. Zaghaft. Man sieht das Gesicht der Frau. Man sieht den Baader. Wie der Baader auf einen Wagen einschlägt. Warum schlägt der Baader auf einen Wagen ein. Die Frau in dem Wagen bringt sich und den Wagen vor dem Baader in Sicherheit. Der Baader auf einem Fahrrad. Fährt weiter als sei nichts gewesen Nun stellt sich heraus. Dass der Eukalyptusbaum doch keine Lösung ist. Der Eukalyptus zwar schnell wächst. Aber auch schnell den Boden leer trinkt. Die große Trockenheit herbeisäuft. Der Baum als großer und starker Trinker. Würde er wenigstens ausreichend Blattwerk liefern. Das Vieh zu nähren. Was macht so ein Eukalyptus den ganzen Tag außer wachsen und saufen. Ganz Spanien liegt wüst danieder. Baader schrieb, ihre Frage sei längst beantwortet. Liebe stelle keine Bedingungen. Es sei der Liebe gleich ob jemand mit jemandem zusammen oder nicht zusammen ist. Er liebe diese Frau. Ihre Liebe würde es schwerhaben. Ihre Frisur sei eine einzige Provokation. Wahrscheinlich fände sie es lustig, gerade aufgestanden zu sein Deine so genannte Frisur ist eine einzige Provokation. Die einzige Provokation, zu der du imstande bist. Ich kaufe lieber Eis in der Waffel als deine kleine Revolte. Du bist der schlimmste Mensch, der mir je untergekommen ist. Ich sehe dich und sehe weg. Ich sehe dich und sehe. Wie deine Küche aussieht, dein Bett riecht, was für Unterwäsche du trägst 120 Ich mache wieder den gleichen Fehler und rede. Ich will ihr zuhören. Statt ihr zuzuhören. Rede ich ohne eine einzige Unterbrechung. Schon wieder ins Wort gefallen. Schon wieder einen Satz nicht zu Ende gesprochen. Der deutsche Wald. Vorbehalte gibt es gegen Pappel. Die Pappel sei spindeldürr und schlecht angezogen. Sie liefere kein brauchbares Holz. Noch nicht einmal als Brennholz sei die Pappel zu gebrauchen. Eine Pappel im Herbst. Riesenkatastrophe. Die Nachbarn stinkesauer über das Pappellaub im Nachbargarten. Die Pappel sei die Fichte unter den Laubbäumen. Hier weiteres Pappelholz, zu nichts zu gebrauchen. Dort die kostbare Buche. Nobel, widerstandsfähig und hart. Ob du es dir vorstellen kannst. Die Leute haben vollkommen vergessen. Dass die feine Buche noch im neunzehnten Jahrhundert als Unkraut galt. Die Buche der Terrorist des Waldes. Lässt den zarten Waldpflanzen nicht die geringste Chance. Vielleicht dreht jemand die Musik etwas lauter. Dass ich mich besser konzentrieren kann. Ciao. Ich bin hier gerade mit der Hannelore Elsner und dem Christoph Schlingensief. Schlingensief sagt, dass er längst tot sei. Von Maden zerfressen zerstreut auf einer Wiese liege, den Kopf voller Gedanken. Nie wieder Zähne putzen. Ich habe dir einen Apfel geschenkt Baader Panik. Die junge Frau fährt mit ihrem Rad. Dem Baader vors Rad. Der Baader zur jungen Frau. Sagt irgendetwas. Die Frau dem Baader hinterher. Die nächste Ampel rot. Die Frau den Baader zur Rede stellt. Der Baader so tut als sei er in einem Tunnel unterwegs. Die Frau zu dem Baader. Sie 121 verbiete es sich vom Baader als alte Tasche bezeichnet zu werden. Hat sie den Baader jetzt angespuckt. Warum sollte sie den Baader angespuckt haben. Der Baader schlägt der jungen Frau mit der flachen Hand ins Gesicht. Ein Schrei. Alles bleibt stehen. Schaut auf die auf den Baader zeigende junge Frau. Holt Hilfe, das Schwein hat mich geschlagen. Männer kommen angerannt, der jungen Frau zu helfen. Machen Sie sich keine Sorgen. Die Polizei ist bereits unterwegs. Die Ampel grün. Ist sich der Baader unschlüssig ob weiterfahren oder warten. Du fährst nirgendwo mehr hin Freundchen. Frauen schlagen. So haben wir es gerne. Eine Hand die den Baader am Arm packt. Jemand zieht den auf seinem Fahrrad sitzenden Baader vom Rad. Der Baader sei gefährlich. Leute. Wir müssen vorsichtig sein. Die Ordnungsmacht erscheint. Zwei Wagen. Blaulicht. Dort die Frau, der Baader am Boden. Kommen Sie schnell. Baader ohne Widerstand, schaut sich die Szene aus dem Streifenwagen an. Als säße er in einem Taxi. 122