ESSLINGER BAUHERRENPREIS 05
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ESSLINGER BAUHERRENPREIS 05
STADT ESSLINGEN AM NECKAR E SSLINGER B AUHERREN P R E I S 05 AUSZEICHNUNG VORBILDLICHER „KLEINER BAUMASSNAHMEN AN WOHNGEBÄUDEN IM RAHMEN DES „ARCHITEKTURHERBSTES ESSLINGEN 05“ STADTPLANUNGS- UND STADTMESSUNGSAMT ESSLINGEN AM NECKAR G R U S S W O RT D E R B Ü R G E R M E ISTER E OB Dr. Jürgen Zieger sslinger B auherrenpreis 05 Erster BM Wilfried Wallbrecht Mit der Auslobung und Verleihung des Esslinger Bauherrenpreises für „kleine“ Bauaufgaben möchten wir das bereits seit einigen Jahren in den einschlägigen Fachkreisen diskutierte Thema der „Baukultur“ auf die lokale Ebene transportieren. Zugleich soll es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Baukultur meint weder kunstvolles Bauen noch kann sie auf das reine Ergebnis einer Bautätigkeit reduziert werden. Baukultur umfasst vielmehr die Auseinandersetzung mit unserer gebauten und gestalteten Umwelt und ist in diesem Sinne als Prozess zu verstehen, bei dem es darum geht, die beste Lösung für eine Planungs- oder Bauaufgabe zu entwickeln. Diese Auseinandersetzung darf nicht ausschließlich Gegenstand der Diskussionen unter Fachleuten sein. Vielmehr geht sie uns alle an, die wir auf vielfältige Art und Weise mit der gebauten Umwelt konfrontiert werden. Insofern ist dem äußerst lesenswerten Beitrag von Prof. Klumpp am Ende dieser Broschüre nur zuzustimmen, der deutlich macht, dass Bauen eben keine reine Privatsache, sondern eine ausgesprochen öffentliche Angelegenheit ist, da jedes Gebäude auch nach außen in den öffentlichen Raum wirkt. Die Bemühungen des Bundes, per Gesetz eine „Bundesstiftung Baukultur“ einzurichten, die sich als zentrale Einrichtung dieses Themas annimmt, sind – zumindest vorerst – leider gescheitert. Nicht etwa, weil das Anliegen der Stiftung in Frage gestellt wird, sondern weil der Bundesrat aufgrund der Kulturhoheit der Länder dem Bund die Kompetenz für das Gesetz abgesprochen hat. Umso wichtiger ist es daher, sich weiterhin vor Ort mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Diese Aufgabe nehmen wir in Esslingen nicht nur im Umgang mit unserer historischen Bausubstanz, sondern auch bei Neubauvorhaben sehr engagiert wahr. Die Verleihung des Esslinger Bauherrenpreises und die anschließende Ausstellung sind in unserer Stadt auf eine sehr große Resonanz gestoßen. Deshalb sind wir dem vielfach geäußerten Wunsch, die prämierten Arbeiten in einer kleinen Dokumentation zusammenzustellen, mit der Herausgabe dieser Broschüre sehr gerne nachgekommen. Zugleich wollen wir in unserer Stadt den Dialog über Baukultur verstärken. Dazu wird es mit Sicherheit auch in Zukunft genügend Anlässe geben - und zwar nicht erst dann, wenn wir in einigen Jahren erneut einen Bauherrenpreis ausloben. Wir möchten uns bei allen Bauherren bedanken, die den Mut hatten, ihr privates Bauvorhaben öffentlich zu machen – auch bei denen, deren Projekte nicht prämiert wurden. Unser Dank gilt weiterhin den Preisrichtern, die die Aufgabe hatten, die eingereichten Projekte zu bewerten und zu prämieren. Herzlichen Dank sagen wir auch der Kammergruppe Esslingen I der Architektenkammer Baden-Württemberg, die zusammen mit dem Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt die Auslobung und Preisverleihung organisiert hat. Dr. Jürgen Zieger Oberbürgermeister Wilfried Wallbrecht Erster Bürgermeister 01 E S SL I N G E R B A U HE R R E N P R EI S 0 5 Auszeichnung vorbildlicher „kleiner“ Baumaßnahmen an Wohngebäuden initiiert von der Stadt Esslingen am Neckar und der Kammergruppe Esslingen I der Architektenkammer Baden- Württemberg im Rahmen des „Architekturherbstes Esslingen 05“ Initiatoren des Esslinger Bauherrenpreises 05: Erster Bürgermeister Wilfried Wallbrecht und Architekt Gottfried Mueller, Vorsitzender der Kammergruppe Esslingen I der AKBW Das Erscheinungsbild einer Stadt wird neben Straßen und Plätzen ganz entscheidend auch von der Vielzahl der privaten Gebäude geprägt. Dabei unterliegen die Gebäude einer permanenten Veränderung, nicht nur bedingt durch den Alterungsprozess sondern - viel stärker - durch bauliche Maßnahmen, die erforderlich werden, um die „bauliche Hülle“ neuen Bedürfnissen und Ansprüchen anzupassen. Auch in einer „alten Stadt“ wie Esslingen wird viel gebaut - Neues wird geschaffen und vor allem Altes ergänzt, verändert oder angepasst. Jedes Mal sind Bauherren und Architekten gefordert, für die formulierte Bauaufgabe eine Lösung zu entwickeln, die unter Berücksichtigung des finanziellen Budgets den gewünschten Nutzen bringt. Dabei sehen viele Bauherren leider nur den reinen Gebrauchswert ihrer Investitionen und kümmern sich weniger darum, wie das fertige Bauwerk über den reinen Nutzen hinaus nach außen wirkt. Es sind jedoch gerade die kleinen, unspektakulären Bauaufgaben wie Dachaufbauten, Vordächer, Anbauten etc., die das Erscheinungsbild eines Gebäudes oder gar eines ganzen Straßenzuges prägen oder verändern – in positivem wie in negativem Sinne. Der Esslinger Bauherrenpreis, den die Stadt Esslingen und die Kammergruppe Esslingen I der Architektenkammer Baden-Württemberg 2005 zum ersten Mal verliehen hat, zeichnete „kleine“ Baumaßnahmen an Wohngebäuden aus, die sich in vorbildlicher Weise sowohl mit den Anforderungen der Bauaufgabe als auch mit ihrem städtebaulichen Umfeld auseinandergesetzt haben und im Ergebnis eine überzeugende Lösung mit architektonischen Qualitäten entwickelt und umgesetzt haben. An der Auslobung dieses Preises beteiligten sich insgesamt 23 Bauherren mit ihren in den letzten fünf Jahren realisierten Bauvorhaben. Nach ausführlicher Beratung prämierte das Preisgericht elf Arbeiten – fünf Preise und sechs Anerkennungen. Neben der Würdigung der prämierten Arbeiten konnten wir mit der Ausstellung zeigen, welche architektonische Qualität entsteht, wenn ein aufgeschlossener Bauherr und ein engagierter Architekt sich finden und gemeinsam eine Lösung entwickeln, die auf hohem Niveau den an sie gestellten Anforderungen genügt. Zudem möchten wir die Bürger - sei es als Bauherr oder täglicher Nutzer von Gebäuden und öffentlichen Räumen - für die Bedeutung unserer gebauten Umwelt sensibilisieren, da nur so auf lange Sicht Veränderungen möglich sind. Die Auslober 02 Stuttgarter Zeitung | 09. November 2005 Deutsches Architektenblatt | Dezember 2005 Eßlinger Zeitung | 08. April 2005 03 A U S L O B U N G & E I N G E R E I C H T E O BJEKTE Esslinger Bauherrenpreis für „kleine“ Baumaßnahmen an Wohngebäuden Öffentliche Aufforderung zur Bewerbung Gegenstand des Wettbewerbs Ausgezeichnet werden sollen „kleine“ Baumaßnahmen an Wohngebäuden und deren Umfeld, die sich in vorbildlicher Weise sowohl mit den Anforderungen der Bauaufgabe als auch mit ihrem städtebaulichen Umfeld auseinandergesetzt haben und im Ergebnis eine überzeugende Lösung mit architektonischen Qualitäten entwickelt und umgesetzt haben. Mit dieser Auszeichnung, die an die Bauherren verliehen wird, soll die gelungene „Alltagsarchitektur“ in Form von Anund Umbauten, Dachausbauten, Veränderungen der Hauszugänge, Umgestaltung der Vorgärten, etc. gewürdigt werden. Teilnahme Teilnahmeberechtigt sind alle Bauherren, die seit dem 01.01.2000 An- und Umbauten, Ergänzungen oder sonstige nach außen wirkende Maßnahmen an ihrem Wohngebäude oder in den Freiflächen fertiggestellt haben. Jury Über die Verleihung der Preise entscheidet eine von der Stadt Esslingen eingesetzte unabhängige Jury. Preise Die prämierten Arbeiten werden mit einer Auszeichnung und Anerkennung gewürdigt und in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle prämierten Arbeiten werden in einer Dokumentation zusammengefasst. Den Bauherren der prämierten Arbeiten wird eine Urkunde als Auszeichnung und die Dokumentation überreicht. Bewerbungsunterlagen Die Bewerbungsunterlagen werden zweckmäßigerweise vom Architekten/von der Architektin der Bauaufgabe erstellt. Neben dem beiliegenden Formblatt sollen die Bewerbungsunterlagen maximal 2 DIN A3 Seiten mit Erläuterung der Bauaufgabe, typischen Lösungselementen, Plänen, Skizzen etc. enthalten. Die Bewerbungsunterlagen sind bis zum 15. Juli 2005 beim Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt, Pulverwiesen 15, 73728 Esslingen am Neckar, einzureichen. Die Preisträger werden nach der Sitzung der Jury schriftlich benachrichtigt. Die Preisverleihung erfolgt am 07.11.2005 in der Schickhardthalle im Alten Rathaus. Danach werden die prämierten Arbeiten bis zum 11.11.2005 in einer Ausstellung gezeigt. Der vollständige Auslobungstext für den Bauherrenpreis kann auf der Internetseite der Stadt Esslingen (www.esslingen.de - Stadt & Verwaltung – Planen & Bauen – Stadtplanung) heruntergeladen werden oder beim Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt angefordert werden. 04 Eßlinger Zeitung | 12. Juli 2005 01 B A Keuperstraße 3 | 73734 Esslingen Ulrike & Achim Herdtle Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 02 B A Obertorstraße 21/1 / 73728 Esslingen Restora GmbH Eberhard Scharpf Dipl. Ing. Dietmar Schneck | Esslingen 03 B A Obertorstraße 46 | 73728 Esslingen Eveline Gärtner Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 04 B A Paulinenstraße 41 | 73730 Esslingen Peter Funk Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 05 B A Eschenweg 6 | 73728 Esslingen Gerhard Friesch Gerhard Friesch | Esslingen 06 B A Heckenweg 15 | 73730 Esslingen Thomas Letsch Fuchs, Wacker Architekten BDA | Stuttgart 07 B Diakonissenweg 15 | 73730 Esslingen Roland Daiß 08 B A Stöckenbergweg 36 | 73732 Esslingen Birgit und Thomas Heubach Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen PREISGERICHT Protokoll der Preisgerichtssitzung vom 29.09.2005 Auslober Stadt Esslingen am Neckar und Kammergruppe Esslingen I der Architektenkammer Baden-Württemberg Preisgericht Frau Professor Ursula Steinhilber Herr Professor Hans Klumpp Herr Dr. Markus Bleistein Herr EBM Wilfried Wallbrecht Herr Amtsleiter Frank Eberhard Scholz Baubürgermeister Wallbrecht begrüßt im Sitzungssaal des Technischen Rathauses die Mitglieder der Jury sowie als Vertreter der Auslober Herrn Mueller (Architektenkammergruppe Esslingen I) und Herrn Schneider (Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt). Anschließend wird Frau Prof. Steinhilber einstimmig zur Vorsitzenden des Preisgerichts gewählt. Für die Auslober erläutert Herr Schneider, dass insgesamt 24 Arbeiten abgegeben wurden, davon jedoch eine Arbeit ausgeschieden werden musste, da es sich um ein Bauvorhaben in Nürtingen-Zizishausen handelt. Somit verbleiben 23 Arbeiten im Wettbewerb. In einem ersten Rundgang werden alle Arbeiten einzeln vorgestellt und diskutiert. Am Ende dieser Runde werden neun Arbeiten ausgeschieden, 14 Arbeiten verbleiben zur weiteren Prüfung in der engeren Wahl. Für diese 14 Arbeiten wird festgelegt, sie vor Ort zu besichtigen. Nach Abschluss der Besichtigungen und einer zweiten Bewertungsrunde entscheidet das Preisgericht, weitere drei Arbeiten auszuscheiden, so dass noch elf Arbeiten zur Prämierung im Wettbewerb verbleiben. Aufgrund der unterschiedlichen Qualitätsmerkmale dieser Arbeiten wird festgelegt, fünf Arbeiten mit einem Preis (2, 6, 10, 17, 20) sowie sechs Arbeiten mit einer Anerkennung (1, 12, 14, 18, 22, 23) auszuzeichnen. Für jede dieser prämierten Arbeiten wird von den Preisrichtern eine schriftliche Bewertung angefertigt. Die Sitzung des Preisgerichts endet gegen 15.30 Uhr. 09 B A Brinzingerweg 10 | 73732 Esslingen Ulrich und Susanne Diener Thomas Mühleisen Freier Architekt | Esslingen 17 B A Seracher Straße 209 | 73732 Esslingen Ulla Neigenfind Claudia Garello und Ekkehardt Weiss | Esslingen 10 B A Neue Straße 74/1 | 73732 Esslingen Werner Barth Barth Architekten Dipl. Ing. Werner Barth | Esslingen 18 B A Hertfelder Straße 15 | 73733 Esslingen Jürgen und Brunhilde Clauss Architekturbüro Gaysert | Esslingen 11 B A Anna-Schieber-Weg 20 | 73728 Esslingen Ruth und Matthias Simon-Weidner Architektenbüro Falch | Egon Mack | Esslingen 19 B A Maienwalterstraße 22 | 73733 Esslingen Ursula Werner Architekturbüro Gaysert | Esslingen 12 B A Hölderlinweg 78 | 73728 Esslingen Maren und Randolf Musmann Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 20 B A Butzenmannweg 13 | 73733 Esslingen Familie Sohn Architekturbüro Schneider, Sohn und Weizenegger | Ravensburg 13 B A Mülberger Straße 140 | 73728 Esslingen Dr. Wolfgang Schlotterbeck Bruno Fischer Freier Architekt | Esslingen 21 B A Kelterstraße 28 | 73732 Esslingen Christine und Hans-Peter Knödler Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 14 B A Lenzhalde 19 | 73732 Esslingen Heike und Dr. Gerd Glaser Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 22 B A Bergstraße 7| 73732 Esslingen Bettina und Stefan Knaur Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner | Esslingen 15 B A Wittumhalde 6 | 73732 Esslingen S. Mielenz | M. Ziemski Petra Zimmermann-Reiner Freie Architektin | Hochdorf 23 B A Bahnhofstraße 26 | 73728 Esslingen Wolfgang Seifried Dipl. Ing. Dietmar Schneck | Esslingen 16 B A Seracher Straße 123 | 73732 Esslingen Kurt Baur Bruno Fischer Freier Architekt | Esslingen 24 B A Finkenweg 3 | 72622 Nürtingen-Zizishausen Kathrin und Steffen Übele Dipl. Ing. Robert Tappert | Tübingen 05 PREIS OBERTORSTRASSE 21/1 73728 ESSLINGEN BAUHERR Restora GmbH Eberhard Scharpf Fritz-Müller-Straße 115 73730 Esslingen ARCHITEKT Dipl. Ing. Dietmar Schneck Rathausplatz 7 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Ein mutiger, in seinem Ausdruck zeitgemäßer An- und Umbau bereichert auf überzeugende Weise die räumliche und optische Qualität des Hofbereiches im ehemaligen St. Klara Kloster. Die verwendeten Materialien - auch das großflächige dunkelgraue Plattenmaterial - die gesamte Farbigkeit und die einfachen aber schönen Details sind die Folge einer genauen und sensiblen Beobachtung des historischen Kontextes. Die Wohnqualität ist insgesamt deutlich gesteigert worden. Ein bemerkenswertes Beispiel, wie mit den Mitteln des Kontrastes Harmonie und Einklang erzielt werden kann. 06 PREIS HECKENWEG 15 73730 ESSLINGEN BAUHERR Thomas Letsch Heckenweg 15 73730 Esslingen ARCHITEKTEN Fuchs, Wacker Architekten BDA Am Westkai 9A 70327 Stuttgart DAS PREISGERICHT Der Umbau von zwei 30er-Jahre-Häusern in der Esslinger Gartenstadt zu einem großzügigen Einfamilienhaus überzeugt durch seine Zurückhaltung, die sorgfältige Materialwahl und Detailausbildung. Beispielhaft ist der Respekt, der dem Charakter des Hauses entgegengebracht wurde. Architekt und Bauherr sahen ihre Aufgabe im Erkennen der vorhandenen Qualitäten, von Proportion, Baukörper und Material. Durch die Gestaltung der Gartenzone wird vorbildlich gezeigt, dass auch die bescheiden-zurückhaltende Architektur der 30er-Jahre qualitätvolle und großzügige Bezüge zwischen innen und außen ermöglicht. Kritisiert wird die Vorzone, da hier das typische Straßenbild zugunsten einer sehr individuellen, fremden Formensprache aufgegeben wurde, anstatt sie zu interpretieren. 07 PREIS NEUE STRASSE 74/1 73732 ESSLINGEN BAUHERR Werner Barth Neue Straße 74/1 73732 Esslingen ARCHITEKT Barth Architekten Dipl. Ing. Werner Barth Neue Straße 27 73732 Esslingen DAS PREISGERICHT Der Bauherr und zugleich Architekt liefert mit dem Neubau eines Gartenhauses einen hervorragenden Beitrag für eine gängige „kleine“ Bauaufgabe. Dabei überzeugt das Gebäude nicht nur in der Materialwahl (Holz stellt einen selbstverständlichen Bezug zum Garten her), sondern ebenso in der Schlichtheit seiner Formensprache, die sich wohltuend von üblichen, in der Regel „Baumarkt- Lösungen“ des Themas abhebt. Interessant ist auch das auf einem Grundmuster basierende Konstruktionsprinzip. Der modulare Ansatz ist beispielhaft und bietet sich je nach Erfordernis auch für andere Gartennutzungen an. 08 PREIS SERACHER STRASSE 209 73732 ESSLINGEN BAUHERRIN Ulla Neigenfind Seracher Straße 209 73732 Esslingen ARCHITEKTEN Claudia Garello Ekkehardt Weiss Franziskanergasse 19 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Die Lösung für den Anbau eines Ateliers an ein kleines Wohnhaus ist unkonventionell in der Gestaltung, aber auch im Vorgehen. Bauherrin, Architekten und Handwerker haben in einem integrierten Prozess und im Einklang mit Bestand, Topografie und Vegetation ein bemerkenswertes Ergebnis erzielt. Das neue Atelier umschlingt in freier Form an der Hangseite das bestehende Haus, ohne ihm die Würde zu nehmen. Unterschiedliche Formen und unterschiedliche Materialien werden - architekturprofessionell gesehen - eher unkonventionell zusammengefügt; im Ergebnis entstehen lebendige und funktionierende Innen- und Außenräume von überraschender Qualität. Die Außenanlagen fügen sich mit viel Rücksicht auf Topografie und bestehende Vegetation in dieses Bild ein. 09 PREIS BUTZENMANNWEG 13 73733 ESSLINGEN BAUHERR Familie Sohn Butzenmannweg 13 73733 Esslingen ARCHITEKTEN Architekturbüro Schneider, Sohn und Waizenegger Adlerstraße 2 88212 Ravensburg DAS PREISGERICHT Auf unspektakuläre Art ist es gelungen, eine Wohnung eines typischen Mehrfamilienhauses der 60er-Jahre zum Garten hin zu erweitern. Durch die bandartige Einbindung des Anbaus über die vorhandenen Balkone integriert sich dieser wie selbstverständlich. Hierzu trägt auch der zurückhaltende Umgang mit Material und Farbe bei. Eine beispielhafte Lösung, die den Wohnwert erhöht und gleichzeitig der vorhandenen Bausubstanz gerecht wird. 10 ANERKENNUNG KEUPERSTRASSE 3 73734 ESSLINGEN BAUHERREN Ulrike und Achim Herdtle Keuperstraße 3 73734 Esslingen ARCHITEKTEN Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner Neckarstraße 87 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Ein durchaus interessantes Beispiel, wie auf einfache Weise die Grundqualitäten dieses Haustyps der 50er-Jahre modernen Wohnbedürfnissen angepasst werden können. Überzeugend wirken die schlanken französischen Fenster und die generelle Verwendung des klassischen Klappladens. Leider lassen die neu dazugekommenen Elemente wie Balkongeländer und Windfang kein durchgängiges Gestaltungskonzept erkennen. Gewürdigt wird das grundsätzliche Verständnis, durch kleine Veränderungen und Anbauten das Haupthaus nicht zu dominieren. 11 ANERKENNUNG HÖLDERLINWEG 78 73728 ESSLINGEN BAUHERRREN Maren und Rudolf Musmann Hölderlinweg 78 73728 Esslingen ARCHITEKTEN Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner Neckarstraße 87 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Die Zurückhaltung in der Wahl der Mittel bei den Eingriffen in die Substanz der 30er-Jahre-Architektur überzeugt. Der Umbau der Terrasse zum Wintergarten verbessert zwar das Raumangebot, verunklart jedoch durch die Dachform die Baukörperkomposition des Bestands. Die Gestaltung der Freiflächen entspricht nicht der sensiblen Vorgabe von Form- und Materialwahl der vorgegebenen Substanz. 12 ANERKENNUNG LENZHALDE 19 73732 ESSLINGEN BAUHERREN Heike und Dr. Gerd Glaser Lenzhalde 19 73732 Esslingen ARCHITEKTEN Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner Neckarstraße 87 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Die Modernisierung eines Wohnhauses aus den 50er-Jahren besticht durch die Rücksichtnahme und den Respekt vor der vorgefundenen Formensprache. Die modernen Veränderungen der Dachgaube und der Balkongeländer bringen eine sichtbare Veränderung; eine abgestimmtere Farbgebung der Klappläden wäre wünschenswert. Die Gestaltung der Gartenterrasse schafft eine überzeugende Verbesserung der Freiraumnutzung. 13 ANERKENNUNG HERTFELDER STRASSE 15 73733 ESSLINGEN BAUHERRREN Jürgen und Brunhilde Clauss Hertfelder Straße 15 73733 Esslingen ARCHITEKT Architekturbüro Gaysert Hellerweg 63 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Das Haus aus den 50er-Jahren wurde von Grund auf renoviert. Die Jury erkennt an, dass Architekt und Bauherr sich mit besonderer Sorgfalt den Dingen gewidmet haben, die oft vernachlässigt werden: Garage, Carport, Müllplatz, Eingang usw. Ob der Aufwand in Material und Gestaltung durchgängig angemessen ist, sei dahingestellt. Im Grundsatz sind die Nebenbauten jedoch bewusst und qualitätsvoll angegangen worden. 14 ANERKENNUNG BERGSTRASSE 7 73732 ESSLINGEN BAUHERREN Bettina und Stefan Knaur Bergstraße 7 73732 Esslingen ARCHITEKTEN Thiele-Höfler & Höfler Architekten und Stadtplaner Neckarstraße 87 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Durch zwei Anbauten auf kompliziertem Grundstückszuschnitt musste ein Wohnhaus aus der Jahrhundertwende den heutigen Ansprüchen einer vierköpfigen Familie angepasst werden. Dennoch gelingt es, zur Straße hin den maßstäblichen Charakter des Altbaus wieder zu verdeutlichen. Die beiden Erweiterungen bedrängen zwar den Charakter des Altbaus, fügen sich dann doch durch die Homogenität von Material und Farbe wieder ein. So wie das ganze Haus sind auch der Treppenaufgang und die übrigen Freianlagen sehr zurückhaltend und anspruchsvoll detailliert. 15 ANERKENNUNG BAHNHOFSTRASSE 26 73728 ESSLINGEN BAUHERRR Wolfgang Seifried Bahnhofstraße 26 73728 Esslingen ARCHITEKT Dipl. Ing. Dietmar Schneck Rathausplatz 7 73728 Esslingen DAS PREISGERICHT Das Gebäude Bahnhofstraße 26 ist unter den eingereichten und prämierten Objekten insofern ein Sondertyp, als dass es sich hierbei nicht um ein reines Wohngebäude sondern um ein innerstädtisches Wohn- und Geschäftshaus handelt. Mit der Umbaumaßnahme ist es dem Bauherren und seinem Architekten gelungen, aus einem unauffälligen bzw. gestalterisch anspruchslosen Gebäude ein zeitgemäßes Stadthaus zu machen, das sich ohne gestalterische Allüren selbstverständlich in den Gestaltungsrahmen des öffentlichen Raumes der Bahnhofstraße einfügt. 16 PREISVERLEIHUNG 07. November 2005 Altes Rathaus | Schickhardthalle VORTRAG PROF. HANS KLUMPP „Guten Abend meine Damen und Herren, einige Gedanken zum Thema „Herausforderung kleiner Architekturaufgaben“. Lassen Sie mich zunächst beginnen mit der lapidaren Feststellung, dass Architektur und Stadtplanung, egal ob große oder kleine Themen, damit verbunden sind, in dieser Gesellschaft eine sehr geringe bis gar keine Rolle spielen. Dieser Gesellschaft ist das Bewusstsein dafür abhanden gekommen, welch zentrale Bedeutung die Qualität der gebauten Umwelt für ihre Existenz als Mensch, für ihr Wohlbefinden und somit auch für ihr Verhalten hat. Der Ulmer Hirnforscher Prof. Spitzer hat unlängst nach einer mehrjährigen wissenschaftlichen Studie festgestellt: „Fernsehen macht dick, dumm und gewalttätig.“ Es wäre von hohem Interesse zu erfahren, welchen Einfluss die Qualität der Räume, in denen wir uns bewegen, aufhalten, wohnen und arbeiten, ausüben. Und ich meine dabei ganz besonders Räume in unseren neuen, modernen Häusern, Siedlungen, Wohngebieten. Ich meine ganz bewusst neue Häuser, neue Siedlungen, Neubaugebiete, denn ich glaube, die alten Häuser unserer älteren Dörfer und Städte unterscheiden sich ganz wesentlich durch Folgendes: Sie sind homogener, sie lieben mehr das Kollektiv, sie wirken geschlossener, ruhiger und damit beruhigender, auch beschützender, das Besondere ist seltener, es scheint eine Bereitschaft zu geben, sich als Teil eines Ganzen zu sehen. Das Kleine ist zwar klein und das Große ist groß, aber klein und groß sprechen eine ähnliche Sprache, eine gegenseitig verständliche; das Kleine bildet in seiner Mehrzahl Raum und Rahmen für das seltenere Große, damit es wirken kann, damit es seine Bedeutung zum Ausdruck bringen kann. Die Kirche, das Rathaus, die Post, das Kornhaus, das Pfarrhaus (stellvertretend für groß und bedeutend). Manchmal sind sie sogar ganz eng aneinander gebaut, sie scheinen sich an die Hand zu nehmen. Nicht nur, dass sie keine Berührungsangst haben, sie passen einfach formal gut zueinander, trotz dieser Unterschiede in Größe, Ausdruck und Detail; sie bringen eine verwandte geistige Haltung zum Ausdruck, man spürt den gemeinsamen Willen, Straße, Platz, Dorf oder Stadt bilden zu wollen, ein Gemeinschaftsprodukt also, das so angelegt ist, dass Eigenständigkeit im Ganzen, Charakter, Identität entsteht. Das ist es, was uns fasziniert und was viele von uns (um es vorsichtig auszudrücken) in unseren Dörfern und Städten vermissen, da wir vermutlich alle in den letzten Jahrzehnten kräftig dazu beigetragen haben, dass es diese wichtigen Merkmale nicht mehr gibt. Und wieder mal müssen wir feststellen, dass die Wertschätzung alltäglicher Dinge leider erst mit ihrer plötzlichen Abwesenheit beginnt. Doch, da die Architektur immer ein Spiegel der Gesellschaft war und ist, ist Kritik an Architektur und Stadtplanung immer auch und zuallererst Kritik an der Gesellschaft. Diese Ich-Gesellschaft ist das eigentliche Problem von Städtebau und Architektur. Diese Ichbezogenheit, ja diese Überbewertung des Ichs wirkt sich so zerstörerisch auf unsere gebaute Umwelt aus und zwar gleichermaßen in der Stadt wie auf dem Lande, manchmal hat man sogar den Eindruck, als sei der ländliche Raum noch empfindlicher. Unser Gesellschaftssystem ist auf die Förderung des Individualismus angelegt. Jede Form von Andersartigkeit wird unterstützt. Jeder Unterschied zum Nachbarn wird kultiviert, jeder Verdacht kollektiven Geschmacks wird zwanghaft und übermäßig sichtbar aus dem Weg geräumt. Dieser gewollte Individualismus lässt keine zusammenhängenden, unverwechselbaren Baustrukturen entstehen, wirkt – und das ist das wirklich schlimme daran – völlig identitätshemmend, reißt stadträumliche Löcher und produziert stattdessen optische, von Mode und Kurzlebigkeit gekennzeichnete Gewitter. Ohne Respekt und Verantwortung gegenüber der Notwendigkeit eines qualitätsvollen öffentlichen Raumes. Dieser „öffentliche Raum“ gehört allen und müsste zentrales Anliegen und Aufgabengebiet von Architekten und Stadtplanern gleichermaßen sein. Da dieser öffentliche Raum aber in erster Linie von privat genutzten Gebäuden, die natürlich auch in Privatbesitz sind, begrenzt wird und das Äußere dieser Häuser somit entscheidenden Einfluss auf Atmosphäre und Charakter des öffentlichen Raumes hat, muss ganz deutlich gesagt werden und ich zitiere Manfred Sack von der Zeit: 17 „Wer für sich baut, baut für einen Anderen. Das Bauen ist von vornherein und ganz unvermeidlich eine öffentliche Angelegenheit. Auch das private Haus ist nie nur eine Privatangelegenheit sondern immer auch eine der Öffentlichkeit.“ Und der Schweizer Miroslav Sik: „Das Gesicht deines Hauses ist nicht deine Privatsache. Ob Fassade, Struktur, Material, Farbe, Kubatur oder Silhouette, alles Äußere gehört dem Allgemeinen der Stadt oder des Ortes an.“ Wie sagt man das in unserer Zeit dem Bauherrn? Sind wir überhaupt noch in der Lage, diese einleuchtende Feststellung einzufordern? Ist ein Großteil der Architekten nicht schon längst den Geschmackslaunen ihrer Bauherren ausgesetzt und scheinen Städte und Kommunen nicht hoffnungslos den rein auf Rendite ausgerichteten Investoren und Bauträgern ausgeliefert? „ Wer zahlt, sagt wie’s geht bzw. aussieht!“ Die sichtbaren Folgen können wir leider mittlerweile an jedem Ort unserer Republik wahrnehmen. Kaum ein Bauherr versteht mehr, weshalb seine Investition gleichzeitig eine für die Allgemeinheit sein soll. Solidarität, Engagement für die Gemeinschaft, sich und seine kleine private Welt als wichtigen Teil in ein größeres Ganzes einbringen, das zeichnet diese Gesellschaft nicht aus. Ich glaube es ist wichtig, mit und in dieser beschriebenen Gesellschaft an „kleinen Themen“ zu arbeiten, an kleinen, überschaubaren Problemen zu zeigen, wie man sicht- und spürbar verbessern kann. Gerade deshalb finde ich es so bemerkenswert, welch unterschiedliche Aktivitäten auf dem Problemfeld Architekturqualität und Baukultur in Esslingen unternommen werden. Jede Stadt braucht Monumente und architektonische Identifikationspunkte, doch ebenso unverzichtbar sind ganz viele „bescheidene, normale, unauffällige aber anständige Bauten“, die die Krönung, den Charakter und meist ihre Liebenswürdigkeit ausmachen. Faszinieren darf nicht nur, was durch formale Extrovertiertheit auf sich aufmerksam macht, nein, mehr sogar jene vielen sich zurücknehmenden, sich einfügenden und somit dem Gewebe und der räumlichen Struktur dienenden Baukörper, viele davon physikalisch betrachtet kleine, ja sogar sehr 18 kleine Bausteine, solche um die es ging bei diesem Esslinger Bauherrenpreis 2005 und die in unseren Städten und Dörfern nahezu 90 Prozent der baulichen Interventionen und Investitionen ausmachen. Ihre Bedeutung für die optische Qualität unserer gebauten Umwelt und somit auch für unser Wohlbefinden habe ich versucht darzustellen, wahrgenommen werden sie leider bei weitem nicht ausreichend. Ein guter Anlass dieser Bauherrenpreis also, damit zu beginnen. Entscheidend mithelfen kann dabei die Tagespresse, nicht die Fachpresse. Die Tagespresse könnte weit stärker als bisher mithelfen, Architektur und Stadtplanung im Bewusstsein dieser Gesellschaft als entscheidenden Lebensgestaltungsbereich zu positionieren. Viel zu wenig wird über Architektur berichtet, ausreichend ausführlich meist nur dann, wenn es um große und spektakuläre Bauten oder um Bauskandale geht. Die eine oder andere Zeitung hat auch das seltene Glück, einen kunst- und architekturinteressierten Redakteur zu haben. Insgesamt muss aber festgestellt werden: Das Unspektakuläre, das Normale, das Rücksicht-Nehmende, das einfach nur Schöne und Sinnfällige findet kaum Erwähnung. Muss das so sein? Könnte es nicht für eine Zeitung eine besondere Herausforderung sein, dies zu ändern? Erst recht wenn wir doch feststellen, wie sehr eine Gesamtqualität von der Summe der vielen kleinen, zueinander passenden und sich ergänzenden Bausteine abhängt. Nicht nur das Spektakel, das Außergewöhnliche darf hervorgehoben werden, auch das Angemessene, das scheinbar Unspektakuläre, Selbstverständliche sollte ausreichend gewürdigt werden. Die Attraktivität von Esslingen hängt doch viel weniger von seiner neuen Stadthalle und dem zugehörigen Hotel ab als von dem Gesamtkunstwerk Altstadt, seinen Hanglagen und der Wohnqualität in seinen Teilorten mit den zugehörigen Plätzen, Straßenräumen und Freiflächen. Und dennoch: In ungewohnt ausführlicher Weise begann 40 Tage vor Eröffnung des zuvor genannten Großprojekts die Tagespresse darüber zu berichten. Täglich wurden einzelne Bereiche beschrieben, wurde der Architekt genannt, wurde die Bevölkerung auf scheinbar außergewöhnliche Qualitäten hingewiesen. Gut war das, weil in dieser Zeit Architektur und Bauen, ein neues, wichtiges Gebäude für die Stadt, zum Thema gemacht wurden. Warum aber nur in diesem Falle? Warum versucht man nicht viel öfter, überhaupt über Bauvorgänge in der Stadt zu berichten? Über wesentlich kleinere und unspektakulärere, die aber so eminent wichtig sind, damit das eine „Große“ überhaupt wirken und existieren kann. Ohne die Einzigartigkeit des „kleinen, alten Esslingen“ ist die neue Stadthalle mit ihrem unmittelbaren Umfeld eine austauschbare, modische, leblose, allenfalls funktionierende Maschine. Wie wäre deshalb der Vorschlag, in den kommenden Wochen jeweils über eines der kleinen hier ausgezeichneten oder in die engere Wahl gekommenen Projekte ausführlich zu berichten? Zu beschreiben, was das Besondere an ihnen ist, worin die Leistung besteht und worin ihr wichtiger Beitrag für den öffentlichen Raum und somit für das Gemeinwohl besteht? Ganz sicher könnte man dadurch vermehrtes Interesse und Verständnis für die kollektive Bedeutung von diesen kleinen Bauaufgaben wecken. Man könnte vermitteln, dass zu den großen Projekten nur quantitative, nicht aber qualitative Unterschiede bestehen. Und es ist dringend an der Zeit zu vermitteln, dass auch diese „kleinen Aufgaben“ sehr schwierig sein können und meist für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellen. Ganz besonders für den Architekten, den man eben gerade wegen der Herausforderungen auch immer für diese Bauaufgaben braucht. Und er wird gerne ein zuverlässiger Fachmann und Partner sein, auch wenn sein Honorar meist nicht mit dem tatsächlichen Aufwand übereinstimmt. solche Interventionen erfordern vom Architekten vielfach eine besondere Form der Kreativität, nämlich Zurücknahme. Manche Um- und Erweiterungsbauten sind besonders deshalb gelungen, weil man die Maßnahme fast – oder gar nicht wahrnimmt. Darüber sollte verstärkt berichtet werden. Über die gemeinsame Leistung von Architekt und Bauherr, über ihren wertvollen Beitrag für eine lebenswerte Umweltgestaltung. Dann besteht auch die Chance, dem bereits mehrfach kritisierten Hang zum Auffallen um jeden Preis wirksam zu begegnen. Diese kleinen Architekturaufgaben verlangen einen respektvollen und sensiblen Umgang mit dem Bestehenden. Deshalb helfen hier auch meist nicht die allgemein gültigen, überall anzutreffenden und damit austauschbaren formalen Rezepte. Die Besonderheiten, die konkrete Lösung, sind das Ergebnis einer individuellen Auseinandersetzung mit der ganz besonderen Situation. Und insofern unterscheidet sich jede dieser „kleinen Aufgaben“ von der anderen und stellt jedes Mal eine neue Herausforderung dar, vor allem dann, wenn das gemeinsame Ziel das ist, was Romano Guardini so formulierte: „Ziel ist, nicht ein ganz Neues, sondern ein neues Ganzes schaffen.“ Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“ Eine scheinbar kleine Aufgabe sehr gut zu lösen, ist vielfach schwieriger als ein größerer Neubau. Es handelt sich dabei ja meist darum etwas zu ergänzen, etwas auszubauen, umzubauen, zu erneuern, neu zu organisieren, bautechnisch zu ertüchtigen. Das verlangt immer genaues Hinsehen, das Vorhandene genau zu studieren, es auf seinen Wert und seine Bedeutung für den größeren Zusammenhang (Nachbarschaft, Straße, Platz) abzufragen, die Angemessenheit zu finden. Und 19 Eßlinger Zeitung | 04. November 2005 Zwiebel | 03. November 2005 Eßlinger Zeitung | 09. November 2005 20 IMPRESSUM Herausgeber Stadt Esslingen am Neckar Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt Pulverwiesen 15 73728 Esslingen am Neckar www.esslingen.de Ansprechpartner Franz Schneider T 0711. 35 12 - 25 21 F 0711. 35 12 - 32 84 e-mail [email protected] Fotos, Pläne, Texte Redaktionelle Bearbeitung Gestaltung Stand Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt, Stadt Esslingen am Neckar Karl-Albrecht Benzing, Esslingen Prof. Hans Klumpp, Aichtal / Stuttgart Regine Zinz, Stuttgart Franz Schneider, Roland Karpentier, Regine Zinz Regine Zinz Kommunikation für Architektur, Stuttgart März 2006