Christoph Siegenthaler

Transcrição

Christoph Siegenthaler
© PPVMEDIEN 2009
showbiz Porträt
Christoph Siegenthaler: Keyboarder bei Stefanie Heinzmann
Mr. Jazz –
Sister Soul
Auf der aktuellen Deutschlandtournee von
Soul-Sister Stefanie Heinzmann ist Christoph
Siegenthaler als Keyboarder dabei. Auch der
ausgebildete Jazzpianist ist vom Soul-Virus
erfasst – und darf sogar improvisieren.
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tastenwelt 1/2009
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Porträt showbiz
W
er Soul liebt, kommt an Alan Parkers
Filmkomödie „The Commitments“ nicht
vorbei. Was aber lehren uns Aufstieg und
Niedergang dieser unwiderstehlichen Soulband aus
dem irischen Dublin? Um Soul zu spielen, muss
man nicht wirklich schwarz sein – es reicht, sich
schwarz zu fühlen. Wie die 19-jährige Schweizerin
Stefanie Heinzmann: Sie singt den Soul leiden­
schaftlich und kraftvoll, dazu stil- und intonations­
sicher, ein kleines Naturereignis mit Funkmikrofon.
So un­scheinbar sie auf An­hieb wirkt, so nachhaltig
fesselt sie ihr Publikum, wenn sie den Mund auf­
macht, um zu sin­gen. Zu ihren Bewunderern gehört
auch Christoph Sie­gen­tha­
ler, Absolvent der Swiss
Jazz School und seit ei­
nigen Mon­aten Key­boar­der
in der Heinz­mann-Band:
„Sie ist eine un­glaub­­­­liche
Sänge­rin“, schwärmt Sie­
gen­tha­ler. „Wir haben jetzt
an die 40 Konzerte mitein­
ander gespielt, und sie entwickelt sich beständig
weiter, verändert ihr Phrasing und wird dabei im­mer
souliger. Ein großes Talent, wer so etwas mit 19 Jah­
ren hinbekommt.“
Und wie lebt ein Jazzpianist damit, dass man im
Soul eigentlich nicht improvisieren darf, eine wei­
tere Erkenntnis aus dem eingangs erwähnten Com­
mitments-Film: „Ganz gut“, lacht Siegenthaler, „weil
dieses Verbot bei uns gar nicht existiert. Bei der
CD-Produktion von ,Masterplan’ waren die Key­board­
parts zwar durch das Produzententeam komplett
festgelegt. Live haben wir aber auch Soli eingebaut
– ein wichtiger Grund, warum ich hier bin.“ Der
Jazz­background habe aber noch andere Vorteile,
meint Christoph Siegenthaler: „Zum Beispiel das
musikalische Formgefühl; ich merke mir sehr leicht
die Struktur von Titeln und bin dann im LiveGeschehen ziemlich sattelfest.“
Stefanie Heinzmann singt
den Soul leidenschaftlich
und kraftvoll – ein kleines
Naturereignis mit dem
Funkmikrofon.
Fotos: Karl Stechl
„Sie ist eine unglaub­liche
Sängerin und entwickelt sich
beständig weiter“ Christoph Siegenthaler
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profil
showbiz Porträt
Christoph
Siegenthaler
Christoph Siegenthaler, 29 Jahre, studierte von 2003
bis 2007 Klavier bei Günter Kühlwein, William Evans
und Manuel Bärtsch im Studiengang Performance und
Pädagogik an der Hochschule der Künste Bern, Swiss
Jazz School. Als freischaffender Musiker ist er neben
seinen Studiotätigkeiten viel live unterwegs, wie z. B.
mit der Alphornistin Eliana Burki, mit der er 2007 eine
einmonatige Asien-Tournee spielte. Mit dem Jazz-RockProjekt X-Force hat Siegenthaler inzwischen die CD
„Fighting The Inner Coward“ produziert. Derzeit nimmt
ihn die Stefanie-Heizmann-Tournee durch Deutschland
und die Schweiz voll in Anspruch.
„Groß geworden bin ich mit
Genesis und Tony Banks. Er
war mein Held“ Christoph Siegenthaler
MIt der Kombination aus
Workstation (Yamaha
Motif), Rhodes und
Masterkeyboard (mit
Software-Instrumenten)
bleibt praktisch kein
Soundwunsch unerfüllt.
Seine fundierte musikalische Vorbildung hat ihm
auch den Weg in die Heinzmann-Band geebnet,
denn: „Zunächst sollte ich alles genau so spielen,
wie auf der CD. Die Produzenten haben mir dafür
die einzelnen Audiotracks auf DVD zur Verfügung
gestellt. Ich habe mir alles herausgehört und trans­
kribiert, außerdem die Sounds nachprogram­miert.“
Wo das nicht möglich war, ließ er sich die Original­
samples schicken, um sie in den Sampler (EXS34)
von Logic Studio zu integrieren.
Siegenthalers Bühnen-Setup ist folglich eine
gesunde Mischung aus Hard- und Software. „Ich
verwende einen Yamaha Motif 8 mit 88 Tasten in
Kombination mit einem Fender Rhodes 73 Mark II
von 1980. Für die Software-Sounds setze ich ein
MacBook Pro in Verbindung mit Apples Main Stage
in Logic Studio ein. Für jeden Song existiert ein
Patch, was die Performance sehr komfortabel macht.“
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Zusätzlich kommt Ableton Live zum Einsatz: „Damit
lasse ich bei einigen Stücken den Click für den
Drummer laufen und oder fliege Bläsersätze ein,
die ich live nicht mitspielen kann“ – etwa bei „So
Much Oil In The Ground“ von Tower Of Power, einem
der wenigen Covers, die Stefanie Heinzmann im
Programm hat. Ende Oktober soll mit der Single
„The Unforgiven“ ein weiteres Cover auf den Markt
kommen – das Original stammt von Metallica. „Auch
das typische Bells-Sample fehlt nicht“, ergänzt
Siegenthaler.
Die Hammond muss mangels
Roadies zu Hause bleiben
Aus der Motif-Workstation kommen vor allem Piano,
Bläser, Strings und Clavinet. Das Rhodes schleift
Siegenthaler über ein Digital-Interface (MOTU 828)
in Logic ein, um den E-Piano-Sound dort mit Hall
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und Effekten zu bearbeiten; zudem wird ein Gainer
verwendet, der das schwache Rhodes-Signal um 10
dB anhebt und damit mixertauglich macht.
Ein Wunsch bleibt derzeit offen: „Die Orgel hätte
ich gerne auf einem eigenen Keyboard, beispiels­
weise einem Nord Stage.“ Allerdings müsse man
auch Mischpultkanäle sparen: „Die komplette Band
mit neun Köpfen benötigt sämtliche Kanäle eines
40-Kanal-Mischers, ich selbst belege acht davon.“
Trotzdem halte er nichts davon, nur die KeyboardSumme zum Mixer zu schicken: „Das wäre ein
Verlust an Flexibilität“. Die Software-Orgel EVB3
steuert Siegenthaler mit dem CME-Keyboard an;
mit den Fadern des Masterkeyboards lassen sich
Zugriegel immerhin simulieren. „Gut finde ich beim
CME auch das Wireless-MIDI-System,“ ergänzt
Siegenthaler, „es hat mich bisher noch nie im Stich
gelassen.“
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showbiz Porträt
INTERVIEW
Die Vorliebe für Vintage-Instrumente erschöpft
sich bei Siegenthaler nicht mit dem Rhodes: „Bei
mir zu Hause stehen auch zwei Hohner Clavinets,
E6 und E7, dazu eine Hammond T200. Die nehme
ich aber nicht mit, weil wir bei dieser Clubtour ohne
Roadies über die Runden kommen müssen.“
Erste Gehversuche mit
einem Arranger-Keyboard
Von Open Air bis Club-Gig (Bild unten): Stefanie Heinzmann hat ihr Publikum im Griff.
Fünf Fragen an Stefanie Heinzmann
Januar 2008: Mit dem Sieg in Stefan Raabs Casting-Wettbewerb gewinnt die
aus dem Kanton Wallis stammende Schweizerin Stefanie Heinzmann einen
Plattenvertrag bei Universal Music; die Single-Auskoppelung „My Man Is A
Mean Man“ aus der Feder schwedischer Produzenten wird ebenso ein Erfolg
wie das im März veröffentlichte Album „Masterplan“. Auf der Deutschland­
tournee im Spätsommer dieses Jahres absolviert Stefanie Heinzmann 16 Kon­
zerte in drei Wochen. Wir treffen sie beim Konzert im Münchner Backstage:
Gibt es einen Masterplan, nach dem Ihr Leben nach dem Erfolg bei Raab verläuft?
Schwer zu sagen. Momentan ist es so, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf machen
durfte. Aber wie lange das so bleiben wird, das steht wohl in den Sternen.
„Masterplan“ wurde von den Sido-Produzenten Marek Pompetzki und Paul NZA
produziert. Wie stark wurde dabei auf Sie und Ihre Musik Einfluss genommen?
Die Songauswahl lag zu 100 Prozent bei mir. Universal hat mir einen Songpool aus mehr als
100 Demos zur Verfügung gestellt, aus denen ich wählen konnte. Mein Bruder, der gleich­
zeitig mein Manager ist, hat mich dabei unterstützt.
Welche Beziehung haben Sie zu Ihrer Band?
Für die Deutschlandtournee wurde die Band von meinem Bruder und durch eine Agentur
zusammengestellt. Meine beste Freundin und meine Gesangslehrerin sind im BackgroundChor, auch der Percussionist zählt zu
meinen besten Freuden. Die restlichen
Bandmitglieder habe ich während des
Sommers kennen und schätzen gelernt.
Wie wichtig ist für Sie der Keyboarder
in einer Band?
Sehr wichtig, weil ich mich beim Singen
stark am Keyboard orientiere.
Ist eine neue CD bereits in Arbeit?
Noch nicht in Arbeit, aber geplant. Die
Produzenten sind am Schreiben, ich
werde aber erst im Februar ins Studio
gehen.
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Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm
Siegenthaler als Kind mit einem Arranger Keyboard,
einem Yamaha PCR-800, Baujahr 1988. „Im Lie­fer­
umfang des Instruments waren sogenannte Play­
Cards mit Magnetstreifen; man zog sie wie eine
Kreditkarte durch einen Schlitz, um einen MIDISong zu laden. LED-Lämpchen über den Tasten
zeigten an, wo man spielen musste. So habe ich
das Instrument im Selbststudium gelernt, später
dann auch Keyboards unterrichtet.“ Kein Fehler,
denn irgendwann erzählte der Vater einer Schülerin,
er habe da noch „so eine alte Orgel“ im Keller. Die
„Orgel“ war in Wirklichkeit ein Fender Rhodes 88
Mark I. Siegenthaler bekam das Instru­ment ge­
schenkt, was ihn offenbar so nachhaltig geprägt hat,
dass er auf ein leibhaftiges Rhodes auf der Bühne
bis heute nicht verzichten will.
Musikalisch groß geworden ist Siegenthaler mit
Genesis: „Tony Banks war mein Held“, erinnert er
sich, „auch Keith Emerson oder Rick Wakeman
habe ich bewundert“. Und so musste ein Synthesizer
her. „Mit 13 Jahren ging ich in den Ferien für drei
Wochen zum Arbeiten auf den Bau, 10 Stunden
täglich für 10 Franken die Stunde. Von dem Geld
kaufte ich mir einen Yamaha SY35.“ Damit war der
Grundstein für eine intensivere Beziehung mit der
Musik gelegt. Später, von 2003 bis 2007, studierte
Siegenthaler Klavier im Studiengang Performance
und Pädagogik an der Hochschule der Künste Bern,
Swiss Jazz School. „Unter den Jazzpianisten sind
unter anderem Bill Evans oder Brad Mehldau meine
Vorbilder. McCoy Tyner und Oscar Peterson habe
ich auch noch live erlebt.“
Von Barpiano bis Rock-Jazz
ist bei Siegenthaler alles drin
Die Nähe zu seinen Vorbildern pflegt Siegenthaler
mit einem eigenen klassischen Jazztrio und einem
Jazz-Rock-Projekt namens X-Force, in dem neben
Sängerin, Gitarre, E-Bass und Drums die Keyboards
eine tragende Rolle spielen. Zudem hat Siegen­
thaler gelegentlich in Galabands und als Barpianist
gespielt. Zu den ungewöhnlichsten Erfahrungen in
der bisherigen Karriere des 29-Jährigen gehörte eine
Asien-Tournee (2007) mit der Alphornistin Eliana
Burki, die drei Wochen vor Tourbeginn händeringend
einen Pianisten für ihre Band suchte. „Sie spielt
jazzig-funky und holt aus dem Alphorn alles heraus,
was man mit 16 Naturtönen anstellen kann.“ Womit
uns wieder das Thema Improvisation einholt – aber
das könnte ja allenfalls in einer Soulband als Dis­
Karl Stechl tw
kussionsstoff dienen.
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