Magazin «Intelligenter Holzbau» Ausgabe

Transcrição

Magazin «Intelligenter Holzbau» Ausgabe
Magazin für Holzbau in Liechtenstein, Werdenberg und Vorarlberg . Ausgabe 2/2006
intelligenter
In die Höhe mit den
Holzhäusern
Die Arztpraxis,
die gesund ist
Aussichtsreicher
Arbeitsplatz in Holz
Holzbau
1
2
3
Seite 3
In die Höhe mit den Holzhäusern
Impressum
4
Seite 4
5
6
Die Lehrlinge von heute das Kapital der Zukunft
Seite 6
Gesund wohnen
auch für Mieter
7
8
Seite 8
Das Ärztehaus in Mauren
9
10
11
Seite 11
Die neue Hundegger K2
12
13
14
Seite 12
Einfamilienhaus in Balzers
Überbauung in Triesen
Überbauung in Gamprin
Mehrfamilienhaus in Vaduz
Seite 14
Mehrgeschossiger Holzbau
15
16
17
Seite 17
«Aussichtsreicher
­
18
Arbeitsplatz»
19
20
21
22
Seite 20
Ferienhaus in Flumserberg
Umbau in Triesen
Einfamilienhaus in Göfis
Einfamilienhaus in Triesen
Seite 22
Drei Generationen
Zimmermänner
23
24
Impressum
Gesamtproduktion
mjm.cc AG, basel/mauren
www.mjm.cc
Konzept und Realisierung
Martin J. Matt
Redaktion und Text
Sandra Steiner
Inhaltliche Redaktion
Anton Frommelt
Christoph Frommelt
Fotografie
Ingrid Delacher
Lektoriat
Alexander Batliner
Druck
Gutenberg AG, Schaan
Auflage
33‘000
Jegliche Nutzung der Inhalte
ist ohne ausdrückliche Genehmigung der
Firma Frommelt Zimmerei und
Ing. Holzbau AG nicht gestattet.
In die Höhe © Frommelt Zimmerei und
Ing. Holzbau AG, Schaan
Oktober 2006
mit den Holzhäusern
Zurück zu den Wurzeln
Bauen mit Holz ist im Trend.
Schlagwörter wie Minergie- und
Passivhaus sind in aller Munde.
Wer heute ein Haus aus Holz baut,
ist modern. Dabei ist der Holzbau
hierzulande tief verwurzelt - er
gehört zum Kulturgut der ganzen
Alpennordseite.
Die beiden Ärzte Pepo Frick und
Egon Matt, bauten in Mauren ein
zukunftsweisendes mehrgeschossiges
Holzhaus. Sie konnten nicht
nachvollziehen, weshalb ihr
Haus eine solche Aufmerksamkeit
erregte. Holz ist der älteste
Baustoff der Welt - was haben sie
also anderes getan, als sich auf
die Wurzeln zu besinnen?
Der Tradition zum Trotz wurde der
Holzbau immer mehr verdrängt,
Ammenmärchen machten sich breit
und halten sich bis heute.
Viele glauben nach wie vor,
dass zum einen ein Holzhaus
brandgefährdeter sei als aus
anderen Baustoffen erzeugte
Bauten und zum anderen, auch von
der Statik her den geforderten
Ansprüchen nicht entspreche. Ein
mehrgeschossiger Holzbau? Für
viele eine absolut abstruse Idee.
All diese Bedenken gegenüber
einem Holzbau sind unbegründet
- vorausgesetzt, man lässt
einen Fachmann ans Werk. Einem
stattlichen Mehrfamilienhaus
oder gar einem Hochhaus aus Holz
steht also nichts mehr im Wege.
Somit können auch Mieter endlich
gesünder wohnen. Ein Vorteil, das
bisher fast ausschliesslich jenen
zustand, die sich ein Eigenheim
aus Holz leisten konnten •
Christoph Frommelt
intelligenterHolzbau | Seite Ausbildung wird bei der Frommelt
Zimmerei und Ing. Holzbau AG gross
geschrieben: Zurzeit erlernen beim
Schaaner Familienunternehmen sechs
junge Männer den traditionsreichen
Beruf des Zimmermannes, zwei
weitere absolvieren eine Anlehre.
Ein Beruf, der in den letzten
Jahren einen enormen Wandel
erlebte.
«Als ich noch in die Lehre ging,
lernte ein Zimmermann, wie man
Dachstühle baut», erinnert sich
Christoph Frommelt. Seit einiger
Zeit jedoch erlebt das Baumaterial
Holz eine regelrechte Renaissance:
Man besinnt sich wieder auf alte
Werte und baut Häuser aus Holz.
Ökologisches und gesundes Bauen
ist heute aktueller denn je.
Es hat sich gezeigt, dass das
Material Holz hierfür der ideale
Baupartner ist. Der Holzelementbau
fand seinen Weg vom Entwurfspapier
Ein „Spielturm“ für
Europa
2003
lancierte
Holzkreislauf
Wettbewerb,
der
einen
der
auf die Bauparzelle und der Beruf
des Zimmermannes erhielt eine ganz
neue Perspektive: Seither zimmert
der gelernte Zimmermann nicht nur
Balken für Dachstühle sondern
fertigt ganze Gebäude an.
Umfassende Ausbildung garantiert
Für junge Leute, die diesen
Beruf heute erlernen wollen,
ist es von Bedeutung, dass sie
Einblicke in alle Bereiche
des Berufes erhalten. Bei der
Frommelt Zimmerei steht deshalb
eine ganzheitliche Ausbildung im
Zentrum, die allen Aspekten des
Berufes Rechnung trägt.
Berufsbildungswesen vertiefen und
die Attraktivität der Berufslehre
Verein
Lehrlings-
weitere
Die Lehrlinge
von heute –
das Kapital der
Zukunft
Kreise
aufzuwerten.
Ein
Vorsatz,
der
gelang:
So
wurde beispielsweise die Frommelt
zog, als es sich die Initianten
Zimmerei
je erträumten. Das lokale Projekt,
im Anschluss an das Projekt von
dass
Finnland
Liechtensteiner
Zimmermann-,
Forstwart- ,
Schreiner-
und
und
Ing.
angefragt,
Holzbau
das
AG
örtliche
Modell der Lehrlingsausbildung im
Hochbauzeichner-Lehrlinge gemeinsam
hohen
ein Gartenhaus aus heimischem Holz
durch das Unternehmen ausgebildeter
planen und bauen sollten, erregte
Zimmermann
europaweit
um das bei uns etablierte duale
Aufmerksamkeit
und
Norden
vorzustellen.
reiste
avancierte zum Leonardo da Vinci
Ausbildungssystem
Mobilitätsprojekt «Holzkreislauf».
praktischer
Die
aufzuzeigen.
Nationalagentur
Leonardo
da
nach
von
Arbeit
Ein
Finnland,
Schule
im
und
Betrieb
Vinci Liechtenstein lud im September
Der Verein Holzkreislauf besteht aus
Projektträger
und
Forstleuten, Sägern, Zimmerleuten
einem
und Schreinern, die sich zum Ziel
Arbeitstreffen ein. Lehrlinge aus
gesetzt haben, die nachhaltige Wald-
jenen Ländern sollten zusammen mit
und Holzwirtschaft in Liechtenstein
Liechtensteiner Auszubildenden den
zu fördern.
Norwegen
nach
aus
Finnland
Vaduz
zu
«europäischen Spielturm» planen und
bauen. Mit dem Projekt wollte man die
Bild oben: Gartenhaus Projekt
internationale
Bild unten: Spielturm Projekt
Zusammenarbeit
intelligenterHolzbau | Seite im
Möglich ist dies jedoch nur,
weil die Frommelt AG - als einer
der wenigen Zimmereibetriebe
der Region - nach wie vor alles
selbst produziert. «Bei uns behält
der Lehrling den Überblick: Er
kennt den Weg, den ein Stück Holz
zurücklegt und zwar von jenem
Moment an, an dem es unbearbeitet
bei uns eintrifft bis hin zu
seiner Verwendung beispielsweise
in einem Einfamilienhaus», erzählt
Anton Frommelt. Die FrommeltLehrlinge werden von Anfang an
in alle Arbeitsprozesse mit
eingebunden und arbeiten zusammen
mit den anderen Angestellten in
Projektgruppen. >
Motivierte Mitarbeiter – höhere
Qualität
Karrierechancen von
Lehrlingen
Oberschule
Realschule
Realschule
Sekundarschule
Gymnasium
Kantonsschule
Lehre als Zimmermann-/frau
Vorarbeiter
Matura/BMS
Polier
Techniker
Zimmermeister
Holzbauingenieur
Architekt
Die in Teams aufgeteilten Frommelt
Mitarbeiter bearbeiten das Holz
von seinem ursprünglichen Zustand
bis hin zum Endprodukt: «Wir haben
uns bewusst für diese Art der
Arbeitsaufteilung entschieden»,
erzählt Christoph Frommelt. So
ist jedes Team verantwortlich für
sein Projekt - vom Abbund des
Holzes über den Zusammenbau der
einzelnen Elemente bis hin zur
finalen Montage. «Damit gestaltet
sich die tägliche Arbeit viel
abwechslungsreicher und weniger
monoton; die Mitarbeiter sind
motivierter und die Qualität
der Arbeit ist garantiert»,
so Christoph Frommelt weiter.
Eine Arbeitsweise, die auch
den Lehrlingen zugute kommt.
Diese erleben wie aus einem
Stapel Holz ein stattliches
Haus, ein Dachstuhl oder eine
Treppe entsteht. Und haben die
Möglichkeit, sich in jedem Gebiet
des Zimmermann-Berufes das nötige
Know-How anzueignen.
«Um unsere Aufträge ausführen zu
können, brauchen wir qualifizierte,
hoch motivierte Zimmermänner.
Unsere Lehrlinge sind sozusagen
unser Kapital von Morgen: Ohne
Lehrlinge – keine Zukunft», so
das Fazit von Anton und Christoph
Frommelt •
Die Mitarbeiter der
letzten 50 Jahre
1875 Firmengründung
Aktuelle Mitarbeiter
Aktuelle Lehrlinge
Hermann Lutz
1956 Start Frommelt "Stammbaum"
Ehem. Lehrlinge, jetzt Mitarbeiter
Josef Beck
1957
Ehemalige Mitarbeiter
Martin Jehle
1958
Ehemalige Lehrlinge
1959
1960
1961
Erich Frommelt
1962
Oskar Wächselbraun
Hans-Bapist Beck 1963
Eugen Held Resi Frommelt
August Held
Eugen Nigg Adelbert Beck Egon Müller
1964 Josef Berisch
Elmar Hartmann
Walter Scherer
1965
Emanuel Wenaweser
Adi Straussenberger
Roland Freundt Otto Schmid
Erwin Bickel 1966
Franz Maister
Helmuth Häusle
Hartmut Siebels
1967
Josef Walser
Walter Reinher
1968
Fritz Knünz
Walter Leitner
Erich Thesenvetz
Otti Willi Walter Metzler 1969
1970
Johann Schierscher
Jakob Konzett
Peppi Scheuernosl
Georg Egli
1971
Sabri Akin
Herbert Hausle
1972
Ali Göktas
1973
Alfonso Lo Russo Eupilo Lo Russo Domenic Halder Geovanni Fusco
Arthur Nigg
1974
Eugen Beck
1975
Karl Scheibelhofer Jakob Wille
Norbert Marxer
Refki Rizanaj
Magnus Büchel 1976 Urs Hasler
Liman Rizanaj
1977
1978
Ekkehard Wollwage 1979
1980
Silvio Sprenger
Christoph Frommelt
Harald Hassler 1981
1982
Franz Frommelt
1983 Manfred Jehle
Josef Feuerle
1986
1987
1984
1985
Reinhard Grutsch
Anton Frommelt
Florin Lins
Rainer Ospelt Anton Burtscher 1988
Roland Jeitner Helmut Neger 1989 Hansjörg Jeitner
Werner Kirschner
Urs Gantner
Markus Wolfinger
1990 Christoph Eberhart
Domenico Di Stefano Jeton Rizanaj
Benjamin Biedermann
Philipp Patsch
1991
Ludwig Moser Andreas Moser Thomas Burtscher
Hansjürg Kessler Euplio Di Stefano
Daniel Büchel
1992 Antonio Cardoso Gerhard Kofler
Klemens Nussbaum
Peter Kogler
Sali Rizanaj
Philipp Kind Alwin Büchel
Ferdinand
Niederberger
1993 Kurt Amann Stefan KlotzYimriman Rizanaj
Alexander Biedermann Martin Schädler
Robert Dubacher
Atnon
Rizanaj
Martin Lampert Christian Sulser
Ivo Quirici
Valentin Guler Michael Walser Marco Brot 1994 Brigitte Schwarz Oliver
Bargetze
Adrian Christoforetti
Richard Höfler Martin Matt 1995 Roger Jahn
Reinhard Tangl Peter Zwissig 1996 Stefan Meusburger Titus Aggeler Sebastiano Pozzi Johann Genewein Michael Dandar
Simon Thöny
Bernhard Steck
Martin Willi
Alfredo Novo-Ameijeira 1997 Wolfgang Eiter Benno Haas Alois Dobler Dieter Büchel Ralf Oehri
Markus Büchel
Wilfried Büchel
Ramiro Elias Albornoz-Herrera Wolfgang Noser
Dominik
Biedermann Adrian Schneider Peter Roth Steffen Bosch
1998
Herbert Hauser Hans-Peter Eiter
Paolo Dego
Stephan Kleinekathöfer
Paul Hauser
Ronny
Kirschbaumer
Markus
Büchel
Ivan
Abate
1999
Peter Fausch
Alexandra Fink
Andreas Marxer
Remigius Schädler Thomas Gassner
Ulrike Stocker Sven Rhyner Manuel Deflorin
2000 Philipp Humphrey Daniel Lerchi Michael Guidolin Nils Federer Roman Friedrich Lukas Wolf
Patrick Lüchinger
Jerome Fischer Afrim Zeciri
2001 Christoph Kalberer Renaldo Oehri Raphael BrittRenè Kraus Roger Müller
Oliver Justus
Matthias Kaiser Wilfried Allgäuer
2002
Cengiz Yumrutas
Nerima Hadziavic
Philipp Camerer
Robert Birkl
Andreas Beck
Johann Genewein Wolfgang Eiter Jakob Schierscher
2003 Sascha Ebeling
Michael Henkel
Simon Reichert
Alois Büchel
Mario Beck
Manfred Ruppert
Engelbert Britt
2004
Stefan
Maister
Martin Dermon
Benjamin Giger
Josef Krampel
2005 Pozzi Giacomo
Andreas Pfeiffer Tobias Koelmann Stefan Gstach Markus Oehri
Manuela Wohlwend Andreas Marxer Roman Meier
Lukas Goop Stefan Büchel
2006 Wendelin Frommelt Markus Ganahl Andreas Maier Orlando Guntli
intelligenterHolzbau | Seite Gesundes Wohnen
auch für Mieter
Auch der Mieter hat ein Anrecht
auf Wohnqualität – nicht nur der
Einfamilienhaus-Besitzer. Dieser
Meinung sind Anton und Christoph
Frommelt von der Frommelt
Zimmerei und Ing. Holzbau AG.
Deshalb setzen sie sich auch seit
mehr als sieben Jahren für den
mehrgeschossigen Holzbau ein.
Der mehrgeschossige Holzbau ist
das derzeit spannendste Thema
der Baubranche. Arbeiten wie das
Holzhochhausprojekt von Meinrad
Morger für die ETH-Studie «Holz
im Hochhausbau» belegen dies.
(Siehe hierzu auch Seite 14).
Nachfolgend ein Gespräch mit Anton
und Christoph Frommelt zum Thema
mehrgeschossiger Holzbau.
der Alten Rheinbrücke in Vaduz.
Die damaligen Konstrukteure
hatten weder das Wissen noch
das Material, das wir heute
besitzen. Trotzdem haben Sie
eine der grössten baulichen
Herausforderungen dieser Zeit aus
Holz konstruiert. Und die Brücke
trotzt heute noch fast unverändert
jedem Hochwasser. Aber Sie haben
Recht, zu lange hat man nicht mehr
mit der letzten Konsequenz an das
Material Holz geglaubt.
Wann kam die Wende?
Christoph: Vier wichtige
Punkte haben diese schnelle
und erfreuliche Entwicklung
herbeigeführt: Es wurde intensiv
Forschung betrieben und daraus
neue Erkenntnisse in Bezug auf
das Material und den Werkstoff
Holz gewonnen. Die Ausbildung
Herr Frommelt, welchen Stellenwert
hat der mehrgeschossige Holzbau in
der Region?
Christoph: In Liechtenstein
entwickelt sich ein starker Trend
zum mehrgeschossigen Holzbau. Der
Holzbau an sich erlebte in den
letzten Jahren einen regelrechten
Aufschwung, daraus resultierten
auch immer höhere Holzgebäude.
Nun scheint die Zeit auch für
Holzhäuser mit bis zu sechs
Stockwerken gekommen zu sein.
Wie erklären Sie sich diese
Aufbruchstimmung in einer Branche,
welche eher mit Tradition als mit
moderner Innovation in Verbindung
gebracht wird?
Christoph: Auch früher war schon
eine solche Aufbruchstimmung
spürbar. Zeugnisse dieser
Pionierleistungen sind heute noch
zu betrachten. Nehmen wir das
Beispiel vor unserer Haustüre,
intelligenterHolzbau | Seite Christoph Frommelt
Architekt HTL
Mitinhaber der
Frommelt Zimmerei und
Ing. Holzbau AG.
wurde gefördert, beispielsweise
mit der neuen Hochschulausbildung
zum Holzbauingenieur. Aber auch
die einzelnen Betriebe haben
in neue und grossformatigere
Produktionsmöglichkeiten
investiert. Und zu guter letzt hat
das stärker gewordene ökologische
Bewusstsein der Bevölkerung die
Nachfrage nach Holz als gut
dämmender und CO2 neutraler
Rohstoff massiv gesteigert.
Wenn man an ein Holzhaus denkt,
kommen einem auch automatisch
Bedenken bezüglich Brandgefahren?
Ist dies nur ein Vorurteil?
Anton: Ja, dies ist ein Vorurteil,
welches leider auch heute noch
sehr stark in den Köpfen einiger
Menschen verwurzelt ist. Fakt ist
aber, dass Versuche beweisen,
dass der Baustoff Holz anderen
Materialien wie Beton und Stahl
in punkto Brandverhalten in
nichts nachsteht. Voraussetzung
hierfür ist natürlich der richtige
Umgang mit Holz. Hier kommt der
eben schon erwähnte Beruf des
Holzbauingenieurs zum tragen. In
den letzten Jahrzehnten kamen
gut ausgebildete junge Leute in
die Branche, welche heute den
modernen Holzbau prägen. Holz
ist ein brennender Rohstoff
der sich im Brandfall sehr
gutmütig verhält. Dass Holz bei
einem Brand keine giftigen Gase
entstehen lässt, ist wesentlich
für den Schutz der Bewohner bei
einem Hausbrand. Diese positiven
Eigenschaften haben auch zur
Überarbeitung der Brandschutznorm
für den Holzbau geführt, welche
neu ein sechsgeschossiges
Wohngebäude aus Holz zulässt. Die
Rehabilitierung von Holz im Bezug
auf Brandschutz ist bei Experten
schon lange geschehen. Nun gilt
es das Vertrauen der breiten
Öffentlichkeit wieder zu gewinnen.
Anton Frommelt
Holzbauingenieur FH
Mitinhaber der
Frommelt Zimmerei und
Ing. Holzbau AG.
Gibt es noch weitere Punkte, die
für einen guten Holzbau wichtig
sind?
Anton: Jedes Baumaterial hat
seine eigenen spezifischen
Eigenschaften, so auch Holz als
lebendiger Rohstoff. Ein Planungsund Ausführungsteam muss das
Baumaterial Holz verstehen und
über reichlich Erfahrung verfügen.
Ein bekannter Holzbauingenieur
hat einmal gesagt: «Wer nicht
das Handwerk der Holzbearbeitung
erlernt hat, wird diesen Baustoff
nie begreifen und kann mit ihm
auch nicht konstruieren».
Christoph: Wenn wir in die Region
schauen, so hat der Holzbau in den
letzten Jahren nicht nur in der
Menge zugenommen, sondern auch
qualitativ gewonnen. Einerseits
in der statischen Konstruktion,
andererseits hat sich Holz aber
vor allem in den Bereichen Schallschutz und Bauphysik durch intensive
Forschung stark weiterentwickelt.
Dies belegt auch die heutige
Marktführerschaft der Holzbranche
im Bereich Passiv Minergiebau.
Hier hat der Holzbau Pionierarbeit
geleistet und neue technische
Entwicklungen vorangetrieben.
Was macht den Holzbau den so
speziell?
Anton: Erstens ist Holz ein
sehr ökologischer Baustoff,
der meistens noch in unseren
eigenen Wäldern wächst. Zudem
hat ein Architekt durch die
Grundeigenschaften von Holz
eine hohe gestalterische
Freiheit und baut auch noch mit
dem Baustoff der regionalen
Tradition. Schlussendlich kann
sich dann der Bewohner durch
die guten Dämmeigenschaften des
Werkstoffes über eine unerreichte
Wohnatmosphäre und ein angenehmes,
gesundes Klima erfreuen.
Warum steht es denn nicht schon
lange, das Hochhaus aus Holz?
Christoph: Ich denke es braucht so
was wie ein Tropfen, einen Impuls,
der die Ära der Holzhochhäuser
einleitet. Solange es noch kein
Holzhochhaus gibt, können wir den
Leuten auch nicht beweisen, dass es
sich lohnt, ein solches zu bauen.
Anton: Ich glaube auch, dass es
eine Frage der Zeit ist, bis sich
ein Architekt oder ein Investor
an ein solches wagt. Wenn wir
sehen, dass im Ausland immer
höhere und grössere Holzgebäude
entstehen und diese bei Mietern
und Investoren Anklang finden,
dann können wir davon ausgehen,
dass das Holzhochhaus auch in der
Region nicht mehr allzu lange auf
sich warten lässt, zumal sich
Architekten, aber auch Firmen oder
Banken durch so ein innovatives
Gebäude profilieren könnten.
Christoph: Im Kanton Zug wurde
ein mehrgeschossiges Hochhaus
als reine Holzkonstruktion
erstellt. Eine Umfrage unter
den Mietern ergab, dass sich
der überwältigende Teil der
Mieter im Holzbau behaglich
und sicher fühlt. Die unüblich
hohe Rücklaufquote von 75% der
versandten Fragebogen zeigt auch,
dass Mieter nicht nur zufrieden,
sondern schlichtweg begeistert vom
Wohnen in Holz sind •
intelligenterHolzbau | Seite «Ein gesundes Arbeitsklima hat
erste Priorität»
Der Zeit voraus
Mit ihrem Ärztehaus aus Holz
in Mauren haben Pepo Frick und
Egon Matt zusammen mit ihren
Architekten einen Meilenstein im
Holzbau gesetzt: Sie haben im
Land als erste Liechtensteiner
ein mehrgeschossiges Holzgeschäftshaus gebaut. Dabei
ging es Frick und Matt nicht um
den Pionierstatus; vielmehr war
ihr Ziel, die Realisation eines
gesunden Arbeitsplatzes, der
auf ihrer ökologisch bewussten
Lebensgestaltung basiert.
Pepo Frick und Egon Matt waren
Pioniere, als sie 1998 in
Mauren mit ihrem Ärztehaus das
erste mehrgeschossige Gebäude
des Landes bauten. Den beiden
Liechtensteinern war damals
jedoch vor allem eines bewusst:
Sie wollten kein Haus aus Beton,
Stein und Stahl. Sowohl Matt wie
Frick sind in einem Elternhaus aus
Holz gross geworden. «Und während
unserer Studienzeit in Basel
lebten wir in einer richtig alten
Abbruchbude», erinnern sich die
beiden schmunzelnd. Zurückgekehrt
in die Heimat, zog Frick zusammen
mit seiner Familie in eine VierFamilienhaus-Überbauung aus
Holz. Für ihn kam bereits damals
kein anderer Baustoff als Holz
in Frage. «Wenn ich auswärts in
einem Massivbauhaus übernachte,
fühle ich mich nie wohl: Ich
schlafe nicht gut und schwitze
nachts, was mir in einem Holzhaus
noch nie passiert ist», erzählt
Frick. Seine Erfahrungen mit
Beton und Stein waren nicht gut.
Hinzu kamen ökologische Bedenken
gegenüber einem Massivbau.
«Mein Holzbau wurde aus Bäumen
der Region gefertigt und kann
einmal umweltfreundlich entsorgt
werden», erklärt der links-grüne
Parlamentarier nicht ohne Stolz.
Obwohl Holz der ursprünglichste
Baustoff überhaupt ist, wirbelte
das klar ökologische Bekenntnis
der vier Familien viel Staub
auf. Die Grünen Linken hätten
sich in ihrer alt-68-iger Kommune
verwirklicht, so der allgemeine
Tenor. «Man erzählte sich, wir
hätten keine Tische und würden
alle zusammen am Boden essen»,
erinnert sich Frick amüsiert.
Dabei hätten sie gelebt wie alle
anderen Familien auch. «Aber halt
in einem Haus aus Holz», so Frick.
«Über mich erzählte man, ich
würde eine afrikanische Hütte ins
Dorf stellen», fällt ihm Matt
lachend ins Wort. Frisch zurück
von seinem Auslandaufenthalt in
Sierra Leone, Afrika, hat Matt
sein Holzhaus mit Lehm verputzt.
Eine Praktik, die heute gang und
gäbe ist, damals aber für heftige
Diskussionen sorgte. «Als wir
schliesslich 1998 mit dem Bau
unseres Geschäftshauses begannen,
fragten mich die Leute, ob ich
nun noch eine Scheune zum Haus
bauen würde», erzählt Matt weiter.
Ein Unterfangen, dem wenig Erfolg
prophezeit wurde. Man riet den
beiden Ärzten davon ab, sich an
ein Holzhaus dieser Grösse zu
wagen.
Ein Haus, das lebt
Noch gab es zuwenig Referenzprojekte, auf welche die Bauherren
hätten zurückgreifen können. Wer
auf Kunden angewiesen sei, brauche
ein Geschäftshaus mit schöner
Fassade, meinte zudem ein Kritiker
des Projekts. Holz produziert zum
Schutz vor Witterungseinflüssen
eine grau-schwarze Patina. «Unsere
Fassade wird mit dem Alter auch
nicht schöner», wehrte Matt
damals und heute noch ab. «Das
Haus lebt und wird zusammen >
mit uns älter. Wie soll ich mit
einem Patienten in einem toten,
sterilen Haus über Veränderungen
reden, die das Leben mit sich
bringt?», meint dazu Frick. Das
Geschäftshaus habe sozusagen auch
einen therapeutischen Zweck. «Wir
haben nie das gemacht, was gerade
in war. Wir haben immer so gelebt,
wie wir es mit uns und unserer
Lebensanschauung vereinbaren
konnten und nicht so, wie es uns
andere vorschreiben wollten», so
Frick weiter.
Mit diesem Entscheid stehen die
beiden umweltverbundenen Bauherren
rückblickend als Trendsetter
da: Holzbauten sind heute voll
im Trend, vor allem auch im
Zusammenhang mit dem Energielabel
Minergie. Dabei hatten die beiden
Ärzte damals überhaupt nicht das
Gefühl, sich für einen wahnsinnig
futuristischen Bau entschieden zu
haben. «Holz ist der natürlichste
Baustoff der Welt», so Matt. Alle
anderen Baustoffe seien künstliche
Entwicklungen der Menschheit.
Gesundes Leben und Arbeiten
1
2
Darauf angesprochen, ob sie ein
Haus aus Holz nicht nur aufgrund
ihrer persönlichen ökologischpolitischen Gesinnung heraus
empfehlen würden, sondern auch
aus medizinischer Sicht, war
die Antwort der beiden Ärzte
ein klares und deutliches Ja:
«Wer gesund für sich und seine
Familie bauen will, hat sich aus
medizinischer Sicht mit einem
Holzhaus richtig entschieden»,
sind beide überzeugt.
Wohnbiologie sei heute zu einem
wichtigen Thema geworden. «Wir
werden in unserem Praxisalltag
immer mehr mit Schlafstörungen,
Ausschlägen und Allergien
konfrontiert. >
Die Ärzte
Egon Matt [links] und Pepo Frick
intelligenterHolzbau | Seite > Dabei spielt die Wohn- und
Arbeitssituation eine nicht zu
vernachlässigende Rolle», so
Matt weiter. Nur: Wenn jemand
mit solchen Beschwerden den Weg
in die Praxis fände, sei es
meist schon zu spät. Der Patient
habe oft soeben frisch gebaut
und leide unter den im Haus
verarbeiteten Werkstoffen und
der fehlenden Atmungsaktivität
des Gebäudes. «Ich habe keine
Studien erhoben und ausgewertet
um beweisen zu können, dass
ein Holzhaus gesünder ist als
beispielsweise ein Massivbau. Mein
Gefühl und meine Erfahrung sagen
mir jedoch, dass dem so ist»,
erklärt Frick. Ein Holzhaus sei
nicht nur atmungsaktiv, sondern
auch strahlenabweisend. Er und
Egon hätten den Unterschied nicht
nur an sich selbst sondern auch
an ihren Angestellten erlebt.
Als sich die Gemeinschaftspraxis
noch im alten Postgebäude befand,
hätten die Mitarbeiterinnen
oft unter Kopfschmerzen und
allgemeinem Unwohlsein gelitten.
«Seit wir in unser Holzhaus
umgezogen sind, geht es unseren
Angestellten viel besser. Die
Beschwerden sind wie weggeblasen»,
berichtet Matt. Als Arbeitgeber
trage er die Verantwortung für die
Gesundheit der jungen Frauen, die
für ihn arbeiten würden. «Für uns
hatte ein gesundes Arbeitsklima
für die Mitarbeiterinnen erste
Priorität», so Matt. «Würde uns
ein Patient vor dem Hausbau um
einen medizinischen Rat fragen,
würde wir ihm zu einem Holzhaus
raten», erklären Pepo Frick und
Egon Matt unisono •
Das Ärztehaus in Mauren
Das Ärztehaus in Mauren wurde 1998
gänzlich aus Holz erbaut. Es gilt
als Meilenstein in der regionalen
Holzbau Historie.
Str
Häng
epfo
sten
ebe
Bauen
dank neuester
Technik
Traditionell Ho
lz
ba
lk
en
Di
ve
rs
e
Bo
hr
un
ge
n
in
Sc
hi
ft
er
l
se
ch
«Mit der vollautomatischen
Abbundmaschine sind wir nun in
der Lage, Dachstühle in höchster
Qualität zu zimmern. Zudem
besitzen wir die Möglichkeit,
alt hergebrachte Abbundtechniken
wirtschaftlich zu fertigen.
Dies bedeutet auch, dass wir
noch spezifischer auf die hohen
Ansprüche von Kunden und
Architekten an die Ästhetik
We
Um eine optimale Betreuung der
Kunden und deren Wünsche auch in
Zukunft gewährleisten zu können,
gilt es, immer auf dem neusten
Stand der Technik zu sein. Aus
diesem Grunde besitzt die Frommelt
Zimmerei und Ing. Holzbau AG seit
kurzem eine vollautomatische
Abbundmaschine, die sogenannte
Hundegger K2. Damit ist das
Schaaner Traditionsunternehmen
im Umkreis von 40 Kilometern der
einzige Zimmereibetrieb, der
auf eine solche moderne Anlage
zurückgreifen kann.
ng
verbindu
nschwanz
Schwalbe
paren
Grats
paren
Kehls
eingehen und sie auch umsetzten
können. Es gilt zu bedenken, dass
diese Abbundmaschine für reine
Holzverbindungen eingesetzt werden
kann. Diese wurden in den letzten
Jahren aus Kostengründen nur noch
sehr selten realisiert, jetzt sind
sie wieder kostengünstig möglich,
was unser Angebot erheblich
erweitert», wie Anton Frommelt
erzählt •
Beispiele von vielen möglichen
maschinell gefertigten Verbindungen
Einfamilienhaus in Balzers
Monika Gstöhl
Iradug 52, Balzers
2004
Bauherrschaft:
Standort:
Baujahr:
Behindertengerechtes,
bauökologisches und energiesparendes Wohnhaus mit
denkmalpflegerischen Auflagen.
Spezielles:
Überbauung in Triesen
Zwei Einfamilienhäuser
Edgar Hasler,
Leo Suter
Standort: St. Wolfgangstrasse,
Triesen
Baujahr: 2004
Bauherrschaft:
Zwei Holzeinfamilienhäuser in Rahmenbauweise mit
Minergiedämmstandart ohne
Zertifizierung.
Spezielles:
PROJEKTE
> mehr Informationen und Bilder zu diesen und vielen anderen
Projekten finden Sie unter
www.frommelt.ag
Überbauung in Gamprin
10 Reiheneinfamilienhäuser
Bauherrschaft:
Erbengemeinschaft
Büchel
Standort:
Baujahr:
Jedergasse, Gamprin
2003
10 Wohneinheiten in
energiesparender und ökologischer
Holzelementbauweise.
Fassade: Wärmebehandeltes Holz und
Max Platten.
Spezielles:
Mehrfamilienhaus in Vaduz
Überbauung Dohlenweg mit drei
Wohneinheiten.
Marco Elsensohn
und Rosmarie Elsensohn
Standort: Dohlenweg, Vaduz
Baujahr: 2004
Bauherrschaft:
Wohneinheiten im
Minergiestandart
Gelbe Fassade: gestrichene
Holzfassade.
Rote Fassade: Max Fassadenplatten.
Spezielles:
Das Holzhaus und
der
Brandschutz
Holz ist ein erstklassiger
ökologischer Baustoff mit
bestechenden statischen
Eigenschaften. Holz ist leicht,
kann hohe Spannungen aufnehmen
und ist nicht selbstdestruktiv.
Dennoch ist für viele der
Gedanke, in einem Haus aus
Holz zu leben, unvorstellbar.
Zu gross ist die Angst vor der
vermeintlichen Brandgefahr. Im
nachfolgenden Interview erklärt
Manfred Gsteu, verantwortlicher
Leiter für Baurecht und
Brandschutz im Hochbauamt der
FL-Landesverwaltung, warum dies
alles unbegründete Ängste sind
und räumt auf mit dem Märchen von
den brandgefährdeten Holzhäusern.
Anton Frommelt, Geschäftsführer
der Xylo AG und Statiker,
hingegen gibt einen Einblick in
die statischen Fähigkeiten des
Materials.
2005 wurden im Fürstentum
Liechtenstein neue
Brandschutzvorschriften auf der
Basis des Schweizer Regelwerkes
erlassen, die auch den Bau
mehrgeschossiger Holzhäuser mit
bis zu sechs Geschossen erlauben.
Herr Gsteu, was ändert sich durch
das neue Gesetz für den Holzbau
in Liechtenstein?
Manfred Gsteu: In Liechtenstein
ändert sich mit den neuen
Vorschriften nicht viel. Wir
hatten dem Holzbau schon
früher mit den Grundlagen
Ohne Brandschutzmassnahmen
5 Min. Branddauer
des allgemeinen Brandschutzes
aus dem Jahr 1996 keinen
Riegel vorgeschoben, wie dies
die ehemaligen Schweizer
Vorschriften verlangten. Mit
einem entsprechenden Brandsicherheitsnachweis haben wir
bereits vor 2005 mehrgeschossige
Holzbauten zugelassen. Ansonsten
hätte beispielsweise das Ärztehaus
in Mauren als Dreigeschosser nicht
gebaut werden können.
Es ist also fast schon eine
Art Unterlassungssünde, dass man
sich nicht schon früher an
mehrgeschossige Holzhäuser gewagt
hat?
Manfred Gsteu: Nun, die rechtlichen
Grundlagen bestanden. Die
Bauherren verhielten sich bisher
Mit Brandschutzmassnahmen
Wie weit die Fortschritte
5 in Branddauer
der Brandschutzmassnahmen
sind, zeigt dieses Beispiel
anhand von Aussenfassaden.
Während
Seite
auf
die
der
rechten
Hinterlüftung
geschossweise durch Blechschürzen
unterbrochen
wurde, ist auf der linken
Seite
15 Min. Branddauer
die
Hinterlüftung
durchgehend
Hohlräume
und
die
sind
nicht
abgeschottet.
20 Min. Branddauer
Ein Hochhaus aus Holz
Ein Hochhaus von über 200 Metern Höhe
sieht die im Auftrag der ETH Zürich
Rechts
breitet
Feuer
aus,
praktisch
während
linken
auf
sich
die
Seite
auf
das
gesamte
übergegriffen hat.
das
erstellte
Studie
der
Architekten
nicht
Morger und Degelo, Basel vor. Es
der
ist eine Frage der Zeit, bis ein
Feuer
Fassade
solches
Projekt
realisiert
wird.
Bereits heute steht die technische
Machbarkeit ausser Zweifel.
Holzwände, die Holztreppe oder
das Parkett. «Brandbeschleuniger»
sind die Vorhänge, Teppiche und
Möbel, also die sogenannte mobile
Brandbelastung. Am schlimmsten
sind jedoch Bestandteile im und
am Haus aus Kunststoff. Denn
Kunststoffe verhalten sich im
Brandfall äusserst ungünstig.
Sie tropfen brennend ab und
verströmen, je nach Material,
sogar hochgiftige Dämpfe, die
einem im Brandfall die Flucht
verunmöglichen können.
Vergleich der
gesetzlich
möglichen
Bauhöhen
Neu
Alt
Wer in einem Holzhaus lebt, lebt
also nicht gefährlicher?
Manfred Gsteu: Nein. Der
Personenschutz ist in einem
Holzhaus im Falle eines Brandes
gewährleistet. Voraussetzung ist,
dass das Haus nach Vorschrift
gebaut wurde und die Fluchtwege
korrekt ausgeführt werden. Diese
Regel gilt jedoch für jeden Bau,
egal aus welchem Material.
Manfred Gsteu
Abteilungsleiter Hochbau LLV
aber eher ablehnend gegenüber
mehrgeschossigen Holzbauten. Holz
wurde immer als ein zum Brand
beitragendes Element gesehen.
Viele Bauherren getrauen sich
daher nicht, ein Holzhaus zu
bauen.
Sind diese Befürchtungen
berechtigt?
Manfred Gsteu: Nein. Diese Ängste
sind rein subjektiver Natur. Die
wenigsten Leute wissen, dass
richtig verbautes Holz schwer
brennbar ist. Problematisch im
Falle eines Brandes sind nicht die
Ein Holzhaus ist also nicht
brandgefährdeter als ein Haus aus
Stein oder Stahl. Ist Holz aber
auch wirklich stabil genug, um
damit ein mehrere Stockwerke hohes
Gebäude zu bauen?
Anton Frommelt: Aber sicher! Von
der Statik her ist Holz der ideale
Baustoff. Holz ist sehr leicht im
Verhältnis zur Tragfähigkeit. Ein
Stück Holz >
Spitze des Kirchturms
Schaan
Die 1893 errichtete Neue Pfarrkirche
von Schaan verfügt über eine Turmspitze
aus
Holz,
die
in
der
Höhe
den
Hochhäusern des Ortsteils Schwefel
in Vaduz entspricht. Dies zeigt,
dass auch schon vor mehr als hundert
Jahren in der Region hohe Gebäude
aus Holz entstanden sind und diese
den Anforderungen gerecht wurden.
Vergleich Hamar Olympiahalle
mit dem Kern von Vaduz
Regierungsgebäude
LLB
VP Bank
Marktplatzgarage
LLB
Kunstmuseum
Hamar Olympiahalle
Vikingskpet
Die 1994 komplett aus Holz gefertigte
Olympiahalle in Norwegen mit einer
Länge von 260 Metern und einer Höhe
von 35 Metern ist ein gutes Beispiel
für grosse und hohe Bauprojekte aus
Holz. Allein die Breite von 96 Meter
übertrifft schon jedes Bauwerk in
der Region.
Würde man dieses Holzbauwerk nach
Vaduz stellen, wäre die Hälfte des
Städtles überdacht.
MEHRGESCHOSSIGE HOLZGEBÄUDE
> von 1,5 Meter Spannweite und
einem Eigengewicht von 150 Gramm
kann einen Eisenträger von bis zu
300 Kilogramm tragen.
Gibt es auch Beispiele in der
Praxis?
Anton Frommelt: Ja. Ein schönes
Liechtensteiner Beispiel ist der
aus Holz konstruierte Schaaner
Kirchturm. Dieser sitzt seit
einem ganzen Jahrhundert in 50
Meter Höhe und ragt stolze 30
Meter in den Himmel. In all dieser
Zeit musste er manchem Föhnsturm
trotzen und steht nach wie vor
unversehrt inmitten des Dorfes.
Von der Statik her noch
beeindruckendere Holzbauten
finden sich aber im Ausland.
So beispielsweise die Hamar
Olympiahalle in Norwegen, die,
versetzte man sie ins Vaduzer
Städtle, sich vom Eingang des
Regierungsgebäudes bis zum
Kunstmuseum erstrecken würde. Oder
die St.Mary’s Navan Credit Union
Bank in Dublin, die zur Gänze aus
Holz und Lehm gebaut wurde. Sie
ist über fünf Stockwerke hoch.
Was muss der Statiker speziell
beachten?
Bevor Holzbalken verbaut
werden, werden sie von uns auf
ihre Tragfähigkeit getestet.
Ein astreiner, durchgehender
Balken schneidet dabei nach
wie vor am besten ab, ist aber
auch entsprechend teuer. Nicht
astreine Hölzer werden deshalb
mehrfach verleimt. Somit erhält
man zu einem akzeptablen Preis
homogenisierte Hölzer, die
ebenfalls über hervorragende
statische Qualitäten verfügen.
Einem stabilen und bezahlbaren
mehrgeschossigen Holzbau steht
heute also nichts mehr im Wege •
Überbauung Beigl-Geiger,
Schaan
Die
dreigeschossigen
konstruktionen
Holz-
wurden
1998
erstellt und umfassen drei 4 1/2
Zimmerwohnungen und Büroeinheiten.
Ärztehaus, Mauren
Das Ärztehaus in Mauren wurde 1998
gänzlich aus Holz erbaut. Es gilt
als Meilenstein in der regionalen
Holzbau Historie. Mehr zu diesem
Projekt erfahren Sie auf Seite 8.
Ivoclar, Schaan
Die
Aufstockung
der
Fabrikationshallen
positiven
Ivoclar
wurde
der
Eigenschaften
wegen
aus Holz gefertigt. Aufgrund des
darin
beheimateten
Labors
musste
der Holzbau höchsten Anforderungen
genügen. Mehr dazu auf Seite 17.
Lova Center, Vaduz
Obwohl von Aussen kaum sichtbar, ist
der Neubau des Lova Centers in Vaduz
gänzlich aus Holz hergestellt.
Frommelt Gebäude, Schaan
Das
mehrgeschossige
Gewerbehaus
an
der
Büro-
und
Strasse
nach
Bendern ist eine vollständig aus
Holz
gefertigte
Konstruktion.
Volumenmässig ist dies der grösste
Holzbau der Region.
intelligenterHolzbau | Seite 16
>
mehr Informationen und Bilder zu diesen und vielen anderen Projekten finden Sie unter
www.frommelt.ag
Aussichts reicher
Arbeitsplatz
Türkisgrün ragt der Aufbau auf
den Fabrikationshallen der
Ivoclar gegen den Himmel. Das
aus regionalem Holz hergestellte
neue Stockwerk konnte nicht
nur rascher, leichter und
kostengünstiger als vergleichbare
Projekte aus Stahl realisiert
werden, sondern es bietet den
Angestellten auch eine einmalige,
wohnliche Atmosphäre mit
unvergleichlichem Ausblick.
Leicht und schnell realisierbar
- dies war die Voraussetzung,
die der neue Aufbau auf den
Ivoclar-Fabrikationshallen zu
erfüllen hatte. Leicht in der
Konstruktion musste er aufgrund
der Baustatik sein, rasch gebaut
weil die Firma unter akutem
Platzmangel litt. Die Schaaner
Niederlassung der Ivoclar, ein
Anbieter von Systemlösungen für
die zahnärztliche Praxis und das
zahntechnische Labor, entschied
sich daher für einen Aufbau aus
Holz. «Der hohe Vorfertigungsgrad
und die daraus resultierende kurze
Bauzeit waren klar ausschlaggebend
für die Entscheidung, unser
neues Stockwerk aus Holz zu
bauen», erzählt Franz Fussi,
Projektleiter für Bauten bei
Ivoclar. Zusätzlich bestärkt
in seinem Entscheid wurde das
Unternehmen durch den gewählten
Vorarlberger Architekten, der
vorzugsweise mit Holz baut und
die Ivoclar von den Vorteilen
einer Holzkonstruktion überzeugen
konnte. Einzig die Tragelemente
wurden aus Stahl realisiert, dies
aber nicht aus Stabilitätsgründen.
Tragelemente aus Holz hätten
zuviel Platz eingenommen. Da die
Ivoclar jedoch jeden Quadratmeter
für Arbeitsplätze nutzen wollte,
hat man sich für eine Verbindung
aus Stahl entschieden.
In der Tat ragte das türkisgrün
verpackte neue Geschoss aus
Holz bereits ein Jahr nach dem
Bauentscheid in den Himmel.
Aufbau in wenigen Tagen
Der Grobaufbau des neuen
Stockwerks selbst wurde gar
in nur drei Arbeitstagen
erstellt. Faszinierend sei es
gewesen, diesen Bauprozess
mitzuverfolgen, erinnert sich
Fussi. «Mit Kranen wurden die
riesigen Holzbauelemente auf das
Gebäude gehoben und anschliessend
montiert», berichtet er. Die
Holzbauelemente waren soweit
fertig gestellt, dass sie auch
bereits die provisorische >
Werner Kindle
Urs Spirig
«Im zahntechnischen Labor, wo ich
«Ich
arbeite, sind gute Lichtverhältnisse
meinem
eminent
wichtig.
Holzdecken
grossen
Fensterfronten
Durch
die
des
sehr
neuen
fühle
mich
neuen
sehr
Büro.
mit
den
Schallschutzplatten
wohl
Die
in
hellen
perforierten
sind
optisch
nun
sehr schön und geben dem Raum in
richtiggehend vom Licht durchflutet.
Kombination mit den weissen Wänden
Da das Licht wegen den Zahnfarben
einen
so wenig wie möglich UV-Strahlen
hygienischen
beinhalten
sollte,
sehr, dass ich keinen Teppich mehr
Labors
Richtung
Aufbaus
werden
in
die
Labors
liegen
unsere
Norden.
Der
wohnlichen
Aspekt.
Gründen
Aus
schätze
ich
habe, sondern einen Parkettboden.
Aussicht kann dies jedoch nichts
Die
anhaben:
denen sich ein Teil öffnen lässt,
Diese
ist
täglich
ein
grossen
Holzfenster,
tragen
nebst
den
natürlichen
achte
Baumaterialien
zum
angenehmen
Raumklima
Zusätzlich
mit
sowenig
sehr
darauf,
mich
elektromagnetischer
bei.
lässt
Strahlung wie möglich zu umgeben.
die
Daher bin ich auch sehr glücklich
Fensterfront viel Licht und Sonne
darüber, in einem Holzbau arbeiten
herein
zu können. Abgesehen davon, dass
Ausblick auf die umliegenden Berge.»
ich
das
Gefühl
gesünderen
können,
habe,
Umgebung
macht
Holz
in
zu
eine
heimelige Atmosphäre und riecht gut.
Ein solcher Arbeitsplatz motiviert
täglich aufs neue und lässt den
Arbeitstag positiv beginnen.»
Urs
Spirig
ist
Scientist
Zahntechnik bei Ivoclar.
Franz Fussy, Ivoclar AG, Schaan
intelligenterHolzbau | Seite 18
und
Gestaltung
bietet
einen
der
tollen
einer
arbeiten
einfach
grosszügige
F&E
Während der gesamten Bauphase
war die Ivoclar darauf bedacht,
dass ausschliesslich einheimische
Hölzer verwendet werden. «Aus
ökologischen Gründen kamen für uns
keine tropischen Hölzer in Frage»,
so Fussi.
Tiefe Energiebilanz
bei
grosser Aufsteller für mich. Ich
privat
> Abdichtung enthielten. Was dann
noch folgte, war die Verschalung
und der Innenausbau, der ebenfalls
aus Holz realisiert wurde. Dieser
Prozess wiederum dauerte rund
zwei Jahre: Da das neue Geschoss
die Ivoclar-Labore beherbergt,
mussten beim Innenausbau
einerseits spezifische Hygieneund Sicherheitsvorschriften
eingehalten werden. Andererseits
mussten die Räume weitgehend
so flexibel gestaltet werden,
dass sie jederzeit den sich
ändernden Nutzungsbedürfnissen
des Unternehmens angepasst werden
können.
Werner Kindle ist Seniormanager bei
der Ivoclar und war mitverantwortlich
für den benutzergerechten Innausbau
des Aufbaus.
«Im Vergleich zu einem
konventionellen Aufbau aus Stahl
und Beton fiel die Holzkonstruktion
rund 30 Prozent leichter und
drei Prozent günstiger aus. Dies
obwohl das neue Geschoss eine
spezielle Brandschutzmassnahme
(Sprinkleranlage) für Holzbauten
enthält und einiges für
eine aussergewöhnlich tiefe
Energiebilanz investiert wurde»,
so Fussi. Die Sprinkleranlage war
Vorschrift, da in den Labors der
Ivoclar Bunsenbrenner zum Einsatz
kommen - es wird also über
offenem Feuer gearbeitet.
Das Geschoss wird hauptsächlich
über eine Wärmerückgewinnung
beheizt, die von den
Mitarbeitenden und den in Betrieb
stehenden Geräten abgesondert
wird. Zudem sind die Wände und
das Dach verstärkt gedämmt.
Mit dieser Mehrdämmung ist die
Gebäudehülle bestens für den
Winter vorbereitet. Die grossen
Fensterfronten werden bei starker
Sonneneinstrahlung zudem von einer
automatisierten Storenanlage
geschützt und in Kombination mit
der Bekiesung am Dach ist dies der
ideale sommerliche Wärmeschutz für
das Gebäude. >
Zufriedene Mitarbeiter
Der Aufbau aus Holz hat sich
für die Ivoclar jedoch nicht
nur finanziell gelohnt. Auch die
Mitarbeiter sind begeistert von
ihrem neuen Arbeitsplatz. Freude
bereitet den Ivoclar-Angestellten
dabei nicht nur die grossartige
Aussicht auf die Berge.
Richtiggehend begeistert sind sie
von der wohnlichen Atmosphäre
ihres neuen Arbeitsplatzes. «Dass
wir die gesamte Konstruktion
inklusive Innenausbau in Holz
gehalten haben, hat das Klima der
Räume nachhaltig beeinflusst»,
erklärt Fussi. Bald soll zudem
ein Baum aus dem F&E Aufbau
des Unternehmens spriessen.
Ein überdimensionaler Topf
wurde bereits ins Stockwerk
eingelassen. Dann werden die
restlichen Ivoclar-Mitarbeitenden
die Laborangestellten und deren
Vorgesetzten wohl erst recht
um ihren grünen Arbeitsplatz
beneiden. Die jährlichen grossen
Meetings der Verkäufer aus der
ganzen Welt finden jedenfalls heute
schon in den Besprechungsräumen
der neuen Etage statt. Das
Unternehmen hat von anderen
Bauten gelernt. Ein Gebäude muss
nicht nur optisch überzeugen,
sondern auch eine gute und
gesunde Arbeitsatmosphäre bieten.
Zufriedene Mitarbeiter sind auch
die besseren Mitarbeiter •
PROJEKTE
> mehr Informationen und Bilder zu diesen und vielen anderen
Projekten finden Sie unter
www.frommelt.ag
Ferienhaus in Flumserberg
Mathias Müller
Carfrida, Flumserberg
2002
Bauherrschaft:
Standort:
Baujahr:
Mehrfach in
Fachzeitschriften pupliziertes
Vorzeigeobjekt für Bauten in
Bergregionen. In Volumen und
Konstruktion aufs Wesentliche
reduziert. {Lesen Sie hierzu auch
das Tagesanzeiger Magazin 02/06
mit der 12 seitigen Bildreportage
dieses Objektes}
Spezielles:
Umbau in Triesen
Stall- und Wohnhausumbau
Klaus und Verena
Hasenbach
Standort: Feldstrasse 109, Triesen
Baujahr: 2004
Bauherrschaft:
Haus im Stall oder reife
Frucht in verwitterter Schale. Das
Haus Hasenbach wurde zum besten
Holzbauprojekt in Liechtenstein
der letzten Jahre
ausgezeichnet.
{Holzoskar 2006}
Spezielles:
Einfamilienhaus Göfis
Thomas Hofer
Göfis
2004
Bauherrschaft:
Standort:
Baujahr:
Liechtensteiner
Unternehmen baut in Vorarlberg
preiswertesten Wohnungsbau.
Spezielles:
Einfamilienhaus Triesen
Paul und Elke Kindle
Alte Landstrasse 32, Triesen
2003
Bauherrschaft:
Standort:
Baujahr:
Tafelbauweise mit innen sichtbaren Kerto
Sperrholzplatten, pro Wand eine Platte.
Arbeitsgemeinschaft: Bargetze Gebr. AG,
Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau AG
Spezielles:
Drei Generationen
Zimmermänner
Ehemalige und jetzige Mitarbeiter
erzählen die schönsten und
lustigsten Momente aus ihrer Zeit
bei der Frommelt Zimmerei und
Ing. Holzbau AG.
Ihr seid alle einmal bei der
Frommelt AG tätig gewesen – einige
von euch sind es heute noch.
Welches waren euere lustigsten
Erlebnisse?
Erich Frommelt: Für mich war die
Walz ein bleibendes Erlebnis. Ich
war der zweite Lehrbub in der
Firma Frommelt, danach ging ich
auf die Walz nach Deutschland und
Frankreich.
Sekte du gehörst. {lacht}
Erich Frommelt: Kein Kommentar!
{lacht ebenfalls}
Ekkehard Wollwage: Wie hast du
dich bloss mit den Plattdeutschen
verständigt?
Erich Frommelt: Ach, die
Kommunikation unter Zimmermännern
ist international. Da macht man
ein paar Zeichen auf die Balken.
Reden ist nicht nötig.
Gehen die Zimmermänner von heute
noch auf die Walz? Kommen noch
welche zur Frommelt AG?
Hermann Lutz: Ja, es kommen viele.
Josef Walser: Auf einer
Nordseeinsel wurdest du doch für
eine Nacht eingesperrt, weil sie
nicht wussten, zu was für einer
Josef Walser: Und sie bringen
immer wieder neues Leben in den
Betrieb.
Ronny Kirschbaumer, Adrian
Cristoforetti, Hermann Lutz, Josef
Walser, Erich Frommelt, Ekkehard
Wollwage, Ralph Oehri [von links
nach rechts]
Josef Walser: Jeder macht seine
Arbeit ein wenig anders. Dank
der Walz wird das Handwerk des
Zimmermannes immer wieder über die
Grenzen hinaus ausgetauscht und
bereichert.
Ekkehard Wollwage: Genau. Mit
jedem Walzgänger kam jeweils ein
neuer Handgriff in die Firma.
Ekkehard Wollwage: Früher
wurde immer ein richtiges
Zeremoniell in althochdeutscher
Sprache abgehalten, um einen
Walzgänger einzuführen. Er musste
beispielsweise die Namen der
Werkzeuge kennen.
Josef Walser: Dass er die
Werkzeuge kennen musste, ist
auch darin begründet, dass
der Zimmermann ein ganz enges
Verhältnis zu seinem Werkzeug hat.
Ekkehard Wollwage: Das stimmt,
ich erinnere mich daran, dass
man sein Werkzeug fast mit dem
Leben verteidigen musste. Ich
hatte immer ein Stemmeisen scharf
geschliffen und umgekehrt in meine
Kiste gestellt. Wenn etwas fehlte,
musste ich nur der Blutspur folgen
und fand mein Werkzeug wieder.
{lacht}
Josef Walser: Wild zu und her
ging es aber auch auf unseren
Betriebsausflügen. Einmal
verschwand einer in einem
Nachtlokal. Wir folgten ihm
natürlich sofort. Kaum drinnen,
haben uns ein paar Damen
zugewinkt. Da verliess uns aber
rasch der Mut und wir stürmten
alle zusammen in sekundenschnelle
aus dem Lokal. {Runde lacht}
Ronny Kirschbaum: So wild wie bei
unseren älteren Kollegen ist es
zwar heute nicht mehr, aber ab und
zu kommt des Zimmermanns Schalk
auch bei uns durch. >
Adrian Christoforetti: Vor
allem an unseren Skiwochenenden
in Sölden geht’s richtig ab.
{Runde lacht} Solche Wochenenden
fördern das Betriebsklima und den
Zusammenhalt.
Josef Walser: Ja, ja, ihr heutigen
Zimmermänner seid auch nicht
heilig. {lacht}
Weshalb habt ihr euch für den Beruf
des Zimmermannes entschieden?
Ekkehard Wollwage: Ich wollte mit
Holz arbeiten, Schreiner war mir
aber zu genau. Da habe ich mich
beim Toni Frommelt beworben. Ich
erinnere mich noch genau daran,
dass mein damaliger Lehrer mir
jedoch abgeraten hatte. Ich würde
ihm die ganze Bude auseinander
nehmen, meinte der Lehrer. Worauf
mich Toni gerade extra einstellte.
Beim Lehrantritt nahm er mich
jedoch zur Seite. Ich sei der
erste Lehrling in der Firma, der
nicht aus einer Bauernfamilie
komme, meinte er. Und ich wäre
auch der erste, der die Lehre
nicht bestehen würde, sollte
ich durchfallen! Da gab ich mir
natürlich Mühe!
Ronny Kirschbaum: Ich wollte nicht
in einem Büro eingesperrt sein,
sondern ich wollte im Freien
arbeiten.
Ekkehard Wollwage: Aber es hat
sich schon vieles geändert im
Beruf des Zimmermannes. Heute
fertigt man den grössten Teil
der Holzkonstruktionen in den
Hallen. Auf der Baustelle baut man
fast nur noch die vorgefertigten
Teile zusammen. Das Handwerk des
Zimmermannes, wie ich es damals
gelernt hatte, gibt es so heute
nicht mehr.
Ralph Oehri: Ja, das stimmt.
Auch ich lernte als «Stift» noch
das traditionelle ZimmermannsHandwerk und musste alles von Hand
anfertigen. Aber dafür macht man
heute mehr für das Verständnis der
Konstruktionen. Gearbeitet wird
ganz anders.
Josef Walser: Wir haben früher von
einer Maschine geträumt, bei der
wir vorne das Holz hineinstecken
und hinten das fertige Haus heraus
kommt. Via Fliessband wird dieses
dann direkt in ein Flugzeug
befördert und in die ganze weite
Welt verschickt. Letzthin, als ich
wieder mal bei den Frommelts war,
sah ich eine komische Maschine
(die Hundegger K2, siehe Seite
17). Ein Zimmermann erklärte mir,
dass dies eine Abbundmaschine
sei. Das Holz werde vorne
hineingeschoben und hinten würden
praktisch fertige Häuser heraus
kommen. Darauf rief ich gleich
meinen ehemaligen Kollegen an.
Die Häusermaschine gibt es jetzt
- nun müssen wir nur noch einen
Flughafen bauen!
Hermann Lutz: Diese neue Maschine
ist schon eindrücklich. Die macht
Sachen, von denen wir damals nicht
zu träumen gewagt hätten!
Welches war oder ist euer
schönstes Erlebnis als Zimmermann?
Ralph Oehri: Das Schönste für mich
ist jeweils das Aufstellen eines
Hauses. Die Passanten schauen
staunend zu und der Kunde freut
sich auf sein neues Zuhause.
Ekkehard Wollwage: Für mich war
das schönste Erlebnis, den alten
Torkel im Roten Haus zu zerlegen
und wieder zusammen zu bauen.
Erich Frommelt: Die Abwechslung
war für mich immer das Schönste
am Beruf. Man lernte immer wieder
Neues dazu.
Josef Walser: Ja, genau. Wir
hatten beim Frommelt einfach den
Vorteil, dass wir alle anfallenden
Arbeiten machen konnten und auch
mussten. Es wurde nie langweilig
und man lernte unheimlich viel.
Hermann Lutz: Ich war am liebsten
zuoberst auf einem Dach. Auch
zu sehen, was man den ganzen Tag
gemacht hatte, war immer sehr
befriedigend.
Ronny Kirschbaumer: Obwohl wir
das ganze Material hinauf tragen
mussten, war für mich das schönste
Erlebnis die Restauration des
Schaaner Kirchturms. In der Höhe
an so einem alten Gebäude arbeiten
zu dürfen ist schon etwas ganz
besonderes.
Adrian Christoforetti: Für mich
ist jeder Tag schön, ich kann da
gar nichts hervorheben. Ich habe
das Glück, dass ich ein Projekt
von Anfang an bis zum Schluss
begleiten darf. Ich glaube, am
schönsten ist es einfach, wenn man
aus einem Haufen Holz ein tolles
Haus schafft, auf das dann alle im
Team mächtig stolz sind •
Josef Beck
«1958 war ich für einen Monat in
Brüssel an der Weltausstellung
und
baute
dort
zusammen
mit
Noldi Frommelt den Pavillon für
Liechtenstein
auf.
Auch
der
Seniorchef Christoph Frommelt liess
es sich nicht nehmen, mit nach
Brüssel zu reisen. Sogar seinen
70‑igsten
Geburtstag
feierten
wir auf dem Weg nach Brüssel im
Lastwagen.
Am Beruf des Zimmermann‘s gefiel
mir, dass ich mit meinen Händen das
Material Holz bearbeiten konnte.
Früher wurde noch viel mehr von
Hand gefertigt und es dauerte einen
ganzen Sommer, bis ein Haus stand.
Heute geht das mit den Maschinen
alles viel schneller. Die Frommelt
Zimmerei und Ing. Holzbau AG war
damals viel kleiner als heute.
Wir waren nur etwa vier oder
fünf Mitarbeiter in der Zimmerei.
Spannend fand ich die Entwicklung
des Betriebes von einer kleinen
Zimmerei
zum
heutigen
grossen
Holzbaubetrieb.»
Josef Beck, Jahrgang 1928, arbeitete
37 Jahre lang als Zimmermann bei der
Frommelt Zimmerei und Ing. Holzbau
AG. 1993 ging er in Pension.
intelligenterHolzbau | Seite 23
www.frommelt.ag