Pilgerreise 2007 PDF

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Titelseite
„Johannes und die Johanniter“
In der Tradition von Johannes dem Täufer
Zweite Pilgerreise der JiO nach Israel vom 27. Oktober bis 4. November 2007
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Inhalt
Grußwort des Ordensstatthalters .......................................................................................... 3
Programmübersicht .............................................................................................................. 4
Tag 1: Altstadt und Grabeskirche.......................................................................................... 5
Tag 2: Yad Vashem & Davidsstadt ....................................................................................... 7
Tag 3: Patriarch, Bethlehem & Heriodion............................................................................ 10
Tag 4: Tempelberg, Jericho & See Genezareth ................................................................. 13
Tag 5: Golan-Höhen, Betsaida & Kapernaun...................................................................... 16
Tag 6: Akko & Caesarea..................................................................................................... 18
„Johanniter in Jerusalem“ ................................................................................................... 23
Nachwort des Organisators ................................................................................................ 21
Anhang: Israelkarte............................................................................................................. 25
Diese Zeitschrift steht zum Download bereit unter www.jio.johanniterorden.de.
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„Johannes und die Johanniter“
In der Tradition von Johannes dem Täufer
Zweite Pilgerreise der JiO nach Israel vom
27. Oktober bis 4. November 2007
unter der Leitung von
Pfarrerin Dr. Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer
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Grußwort des Ordensstatthalters
In einem Jerusalemer Tagebuch liest man:
„Ist das wirklich der Fussabduck von Jesus?“, fragt mich mein Sohn. Wir besuchen jeden Tag eine andere Heilige Stätte.“ Hat Jesus echt auf dem Felsen da
vorne, den die Frau gerade küsst, gebetet?“, fragt das Kind weiter und bringt seinen Vater in Gewissensnöte. Bejahe ich,
wird er fragen woher ich weiß, dass es
genau da war. Symbolische Antworten
sind feige und gelten nicht. Nein sagen
kann ich als väterliche Autoritätsperson
und noch Pfarrer dazu auch nicht. Das
würde in den Augen des Kindes die Menschen, die hier beten, und mich unglaubwürdig machen. Was tun?
Als Mitglieder des Johanniterordens, mit
seinen langen und intensiven Verbindungen in das Heilige Land, haben wir eine
sehr viel direktere Beziehung zu all dem,
was uns dort begegnet.
Der Psalmist sagt: Lasset uns in das Haus
des Herrn gehen. Unsere Füße stehen in
deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem ist
gebaut, dass es eine Stadt sei, da man
zusammenkommen soll. Wünschet Jerusalem Glück. Es möge wohl gehen denen,
die dich lieben. Es möge Friede sein in
deinen Mauern und Glück in deinen Palästen.
Wir kommen als Suchende, wir brauchen
Beweise für die Grundelemente unseres
Glaubens, für das Fundament, auf das wir
von Kind an gebaut haben. Hier im Heiligen Land sind wir, die wir ja als religiös
interessierte Touristen die Stätten unseres
Glaubens aufsuchen, überwältigt von der
Vielfalt der Angebote. Angebote der Religionen und Kulturen. Die Eindrücke scheinen über uns zusammen zu schlagen,
aber die Heilige Schrift leitet uns. Sie sollte
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uns bei diesen Erkundungsreisen, als ein
Baedecker dienen, als ein Handbuch für Christen beim Versuch unsere Geschichte zu verstehen, um unseren Glauben zu festigen.
Wir Johanniter treffen uns in Jerusalem, in
Bethlehem, am See Genezareth. Wir fahren
durch die Westbank und versuchen, die politischen Gegebenheiten zu verstehen. Auch
unsere eigene deutsche Geschichte holt uns
ein, wenn wir im Holcaust-Museum „Yad Vashem“ um Vergebung bitten.
Diese Reise mit ihren unterschiedlichen Stationen machen wir freiwillig, trotzdem sollten
wir Johanniter sie fast als ein Pflichtprogramm
und als Verständnishilfe für die Botschaft unseres Herrn Jesus Christus annehmen.
Der Besuch in Israel und Palästina 2007 war
die zweite Reise der Johanniter im Rahmen
der JiO. Die Resonanz war sehr positiv. Den
Organisatoren sei herzlich gedankt. Frau Dr.
Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer haben
den Besuchern eine Welt eröffnet, die man
nur vor Ort erleben kann. Der Johanniterorden
hofft, dass dieses Angebot im Heiligen Land
auch in Zukunft von vielen Ordensrittern
wahrgenommen wird.
Wilhelm Graf v. Schwerin v. Schwanenfeld
Ordensstatthalter
Programmübersicht
Tag 1: Sonntag, den 28. Oktober
8.30 Frühstück im Hotel, Petra Held
und Jörg Bremer stellen das Programm
vor.
10.30 Gottesdienst in der Erlöserkirche
Predigt Pastorin Petra Heldt.
12.15 Mittagessen im Restaurant Nafura an der Altstadtmauer
13.00 Führung durch die Anastasis
17.00 Dormitio – Zion AwardPreisverleihung an das Französische
Sterbehospiz
18.30 Besuch der Auguste Viktoria
Kirche. Gespräch mit Pfarrerehepaar
Wohlrab,
Ausklang im „Cafe Auguste“
Tag 2: Montag, den 29. Oktober
9.00 Yad Vashem
15.00 Führung durch die Davidstadt,
Prof. Gabriel Barkay
18.00 Besuch des Johanniterhospiz
20.00 Besuch bei Dr. Jörg und Christiane Bremer, Gespräch über die Jerusalem-Ökumene, Vortrag Pastorin
Dr. Petra Heldt
Tag 4: Mittwoch, den 31. Oktober
8.30 Tempelberg
10.30 Abfahrt zum Kloster der Versuchung, Quarantal in Jericho
13.00 Weiterfahrt über die Festung
Belvoir zum See Genezareth
16.00 Tabgha
20.00 Kreuzfahrer im Heiligen Land,
Dr. Jörg Bremer
Tag 5: Donnerstag, den 1. November
9.00 Tagestour zu den Stätten am See
Genezareth: u.a. Kapernaum, Beit Saida, Kursi, Gamla, Berg der Seligpreisungen
20.00 Gespräch über Johannes 21:
Der Auferstandene am See Genezareth, Beiträge aus dem Teilnehmerkreis.
Tag 6: Freitag, den 2. November
9.00 Abfahrt zur Besichtigung von Akko und Caesarea
20.00 Johanniter-Abschiedsreden am
See Genezareth
Tag 3: Dienstag, den 30. Oktober
9.30 Besuch der Johanneskirche und
des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats
11.00 Abfahrt vom Jaffa Tor nach
Bethlehem. Mittagessen in Bethlehem
und Besuch Geburtskirche.
14.00 Führung durch das Herodion
18 00 Abendessen im Hotel Gloria
20.00 Religion und säkulare Gesellschaft, Vortrag von Prof. Gabriel Motzkin
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Tag 1: Altstadt und Grabeskirche
Erste Eindrücke und Gottesdienst in
der Erlöserkirche
Nach einer kurzen Nacht – für manche von
uns dauerte sie flugplanbedingt nur zwei
Stunden – begrüßt uns unser Chef – Organisator und – wie sich später noch herausstellen sollte – strenge und bibelfeste Präzeptor,
Ritterbruder Dr. Hubertus Nölting, herzlich
und gibt seiner Freude Ausdruck, daß sich
alle 19 Teilnehmer der Pilgerreise so fröhlich, ausgeschlafen und vor allem pünktlich
zum Frühstück eingefunden haben.
evangelisch – lutherische Kirche wurde 1898
in Gegenwart von Kaiser Wilhelm II und seiner Frau Auguste Victoria feierlich geweiht.
Das Grundstück wurde vom Sultan Abdulhamit dem deutschen Kronprinzen Friedrich
Wilhelm schon im Jahre 1868 geschenkt. Als
wir kurz vor 10.30 Uhr eintreffen, ist die Kirche schon gut besucht. Wir finden in der
linken Apsis Platz und bewundern die großartige Schlichtheit des Innenraumes und die
sonnendurchfluteten,
farblich
gut
abgestimmten, modernen Bleiglasfenster.
Es ist ein strahlender Morgen, der den Blick
über die Stadtmauern und die Neustadt Jerusalems zu einem ersten Erlebnis macht.
Hubertus gibt einige reisetechnische Hinweise und heißt dann Frau
Pastorin
Dr.
Petra
Heldt, Direktorin der
Ökumenischen
Forschungsgemeinschaft
Israel und Ritterbruder
Dr. Jörg Bremer, Journalist, Historiker und
FAZ-Korrespondent
willkommen. Beide werden uns schnell zu
außerordentlich kompetenten, Israel erfahrenen, kirchen- und geschichtskundigen sowie
vor allem sehr sympathischen
“Reiseführern“. Alle Teilnehmer –
unter ihnen auch von
drei ungarischer Nationalität – stellen sich
kurz der Reihe nach
vor, informieren über
ihre Verbindung zum Orden und formulieren
ihre Erwartungen, die sie mit der Reise ins
Heilige Land verknüpfen.
Der Abendmahlsgottesdienst wird mit einem
kraftvoll gesungenen“ Lobe den Herren“ eingeleitet. Die gute Akustik der Kirche verstärkt
den Gesang der großen Gemeinde. Als Lektor fungieren die Ritterbrüder Bremer und
Nölting, die im Ordensmantel
mit
Epheser 6, 10-17 und
Mathäus 5, 38-48
einführen. Beide Texte sind für uns Ritterbrüder, wie auch wohl
schon für die Kreuzfahrer damals so beziehungsreich. Liturgie und Predigt werden von Pastorin Dr.
Heldt gehalten. Der
Predigttext steht bei
Johannes 15, 9-12 :
“Wie mich mein Vater
liebt, so liebe ich
auch euch..... Das ist
mein Gebot, daß ihr
euch untereinander
liebt, wie ich euch
liebe“. Gebot aber
auch
Verheißung
zugleich – wie in der Predigt deutlich wird.
Im Halbkreis um den schlichten Altar stehend, feiern wir - uns die Hände reichend –
das Heilige Abendmahl.
Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es
dann los. Vor uns liegt ein kurzer Gang vom
Hotel durch die engen Gassen der Altstadt
zur Erlöserkirche. Es ist schon ein merkwürdiger Kontrast: Die bunte Vielfalt des quirligen Basars einerseits und die ihn zügig
durcheilenden Ritterbrüder im dunklen Anzug andererseits. Wir erreichen die Erlöserkirche. Stolz erhebt sich ein schlanker Glokkenturm über die dreiapsidiale Basilika. Die
Nach dem Gottesdienst besichtigten wir unter der fachkundigen Führung von Dr. Bremer und seiner Frau den historischen
Kreuzgang sowie die “Johanniterkapelle“, die
dank großzügiger Spender vor wenigen Jahren vollständig restauriert wurde. Das über
der Apsis befindliche Bleiglasfenster zeigt
dominant unser Johanniterkreuz auf rotem
Grund.
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Danach bewegt sich die dunkelgewandete
Ritterkorona mit Anhang wiederum durch die
wuseligen Basargassen zum Restaurant
“Nafousa“, welches mit einem lauschigen
Innenhof direkt an der alten (neuen) Stadtmauer liegt. Wir stärkten uns für die Aktivitäten des Nachmittags mit arabischer Küche,
bestehend aus landestypisch vielen Vorspeisen.
Ein emotionaler, ein starker Auftakt für eine
vielversprechende Pilgerreise findet damit
seinen Ausklang.
ER Gernandt Graf v. Bassewitz
Anastasias, Dormito & Himmelsfahrtskirche
Am Sonntag nach dem Gottesdienst in der
Erlöserkirche, bei dem Pastorin Petra Dr.
Heldt gepredigt hat, gingen alle Pilger zum
Restaurant „Nafura“ gegangen. Wir sind
durch die Hauptstrasse und danach weiter
durch enge Nebenstrassen des Basars gegangen. Die großen Unterschiede zwischen
moderne Technik (Überwachungskameras
oben an den Wänden) und nicht mit europäischen Maßstäbe meßbar Sauberkeit und
Organisation waren bemerkenswert.
Das Restaurant Nafura ist ein arabisches
Restaurant an der Altstadtmauer, in dem wir
zum ersten mal die verschiedensten Gerichte der arabische Cuisine Jerusalems probiert
konnten. Im Garten gingen Katzen spazieren
und Frau Dr. Heldt berichtete uns über den
palästinensischen evangelischen Bischof
und die Beziehung zwischen E.K.D. und den
lokalen kirchlichen Organisationen.
Nach dem Essen sind wir wieder durch enge
Strassen zur Anastasis gegangen. Pastorin
Heldt erklärte uns, daß Anastasis der Name
der Grabeskirche ist. Diese Kirche wurde
von Konstantin dem Grossen über der vermuteten Kreuzigungs- und Grabesstätte Jesu Christi errichtete. Viele Dokumente und
Daten zeigen, daß dies der wirkliche Ort ist.
Es war sehr interessant zu sehen, wie relativ
kurz die Entfernung zwischen Golgota, dem
Hügel der Kreuzigung, und dem Heiligen
Grab ist. Golgota selbst ist ein niedriger Hügel, auf und um dem die Basilika gebaut
wurde. Die vielen Besucher der Basilika und
die vielen kulturellen Einflüsse haben es
nicht einfach gemacht, die religiöse Stille an
diesem Ort zu finden.
Nach der Führung durch die Anastasis hatten wir ein bißchen Zeit für Rekreation oder
Altstadtbummel. Einige haben zum ersten
Mal den später noch sehr geliebten Granatapfelsaft probiert. Dieser Saft wird vom Verkäufer vor den Augen des durstigen Touristen aus dem Granatapfel gepreßt und
schmeckt sehr erfrischend.
Am späten Nachmittag besuchten wir die
Dormitio, eine Benediktinerabtei. Dort nahmen wir an der Mount Zion AwardPreisverleihung teil. Der Mount Zion Award
ist ein Preis, der alle zwei Jahre an Personen verliehen wird, die sich im jüdischchristlichen Dialog oder im Trialog von Judentum, Christentum und Islam Verdienste
erworben haben Abt Fr. Benedikt M. Lindemann OSB begrüßte die Gäste, welche viele
religiösen und politischen Gruppierungen in
Jerusalem repräsentierten. Dieses Jahr wurde der Preis das Franziskanische Sterbehospiz (Sr. Monika Düllmann SJA) verliehen,
in dem die Mitarbeiter des Hospiz HIV infizierte Menschen aller Konfessionen, d.h.
Christen, Juden, Moslems auf ihrem letzten
Weg begleiten.
Am Abend besuchten die Pilger die Evangelische Himmelfahrtkirche Auguste Viktoria
Kirche am Ölberg, welche früher eine Johanniter Einrichtung war und jetzt als ein
Palästinensisches Spital mit Unterstützung
der Vereinte Nationen arbeitet. Nach dem
Abendessen im „Cafe Auguste” klärten unsere Gastgeber, das Pfarrerehepaar Wohlrab
uns über die Geschichte der Auguste Viktoria Kirche auf. Im Anschluß konnten wir die
Lichter Jerusalems von dem Kirchenturm
genießen. Nach einer Andacht ging es zurück zu „Hauptquartier” Gloria Hotel am Jaffa
Tor, wo die stärkste Pilger es noch schafften
einen Drink zusammen zu trinken. „Auch
morgen ist noch ein Tag!” Nach der lange
Reise und vielen interessanten Erfahrungen
des ersten Tages haben alle den verdienten
Schlafen genossen.
ER Dr. Adam Lelbach
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Tag 2: Yad Vashem & Davidsstadt
Yad Vashem
„Yad Vashem“, die Holocaust-Gedenkstätte
in Jerusalem, wurde 1953 durch einen Beschluß des israelischen Parlaments (Knesset) gegründet und mit den außerordentlichen Aufgaben betraut, die Geschichte der
Juden im Holocaust zu dokumentieren, das
Andenken an jedes einzelne der sechs Millionen Opfer zu bewahren und durch Projekte und Aktivitäten des Archivs, der Bibliothek, der Museen sowie durch die Anerkennung„der Gerechten unter den Völkern“ das
Vermächtnis des Holocaust den nächsten
Generationen zu übermitteln.“ – Soweit die
Einleitung der offiziellen Web-Site von Yad
Vashem.
Montag, der zweite Tag in Israel: wir verlassen Jerusalem erstmals. Angekommen in
Yad Vashem müssen wir zunächst warten.
Warten auf die Führerin, warten auf den
Knopf im Ohr, dessen Sender zunächst verstellt ist, der aber dann doch geht. Dieser
dient dazu, möglichst zügig durch die wirklich umfangreiche Sammlung zu kommen,
die von vielen internationalen Gruppen –
verpflichtend oder aus Interesse – besucht
wird.
Unsere Führerin, Karin Dengler lebt schon
lange Jahre in Israel. Sie arbeitet in der Gedenkstätte nicht nur als Fremdenführerin,
sondern vornehmlich als Bibliothekarin.
Gleichzeitig betreut sie die Bibliothek in der
Jerusalemer Erlöserkirche. Sie erklärt uns
zunächst die gesamte Anlage, die wunderschön auf einer Anhöhe gelegen ist. Im Entree des A-förmig angelegten und sehr, sehr
langen Museumsgebäudes sehen wir zunächst einen Zusammenschnitt aus Filmen
über jüdisches Leben in den zwanziger Jahren, das schon wenige Jahre später so nicht
mehr existierte. Geschichte auf Augenhöhe,
so die Intention.
Als roter Faden durch die Ausstellung führt
das Schicksal von Charlotte Salomon (19171943), einer deutschen Jüdin und Künstlerin,
die in einer typisch deutsch-jüdischen Familie aufgewachsen war. Am Anfang der Ausstellung sehen wir einen Haufen Bücher
namhafter deutschsprachiger Schriftsteller
die Juden oder Kommunisten waren, die der
Bücherverbrennung anheim gefallen sind darunter Erich-Maria Remarque, Franz Meh7
ring und Arthur Schnitzler. Auch werden in
der Ausstellung nationalsozialistische Propaganda-Plakate gezeigt, welche man z. B.
aus dem Deutschen Historischen Museum in
Berlin kennt. Bemerkenswert erschien mir,
daß im selben Atemzug auch nicht-jüdischer
Opfer des Holocaust gedacht, etwa Homosexuellen und Behinderten. Auch das Nichtaufnehmen jüdischer Deutscher durch Australien wird thematisiert.
Das Museum versucht, ein möglichst umfassendes, objektives Gedenken an den Holocaust, die Shoa, aufrechtzuerhalten. Die
meisten Führer haben direkte Vorfahren, die
in Konzentrationslagern umgekommen sind
und können somit die dargestellte Geschichte mit persönlichen Familiengeschichten
illustrieren.
Interessant ist die Architektur des 2005 eingeweihten Moshe Safdie-Gebäudes. Am
Ende des Museums steht ein wunderbarer
Blick über die gar nicht karge Landschaft.
Licht am Ende des Tunnels. Etwas Versöhnliches.
Die „Halle der Erinnerung“, die man aus dem
TV kennen könnte, ist nicht zu ebener Erde
gebaut, weil hier Asche von im Holocaust
umgekommenen Juden liegt. Nach jüdischem Ethos darf man die Toten nicht berühren. Daher ist eine Art Steg auf den Boden gebaut. Daß männliche Besucher in
dieser Halle eine Kippa tragen müssen,
überrascht nicht.
Besonders beeindruckend fand ich das
„Denkmal für die Kinder“: eine Halle, in der
eine einzige Kerze durch Spiegel und Glas
so reflektiert wird, daß sie wie ein Sternenhimmel wirkt. Vom Band werden die Namen
von umgebrachten Kindern verlesen.
Nach einem koscheren Essen in der Gedenkstätten-Kantine, in der ein Tisch für
John Nitter reserviert war, ging es weiter
zurück nach Jerusalem.
Constanze Freiin v. Kettler
Davidstadt
Es ist Montag Nachmittag und wir gehen
durch den Suq zur “Western Wall“. Suq?!
Westmauer von was?! Der Suq ist der orientalische Bazar, auf dem sich Laden an Laden reihen, und auf dem – besonders in Jerusalem – das Feilschen einfach dazugehört.
Überall im jüdischen Viertel weisen Schilder
zur „Western Wall“. Westmauer hört sich
wenig spektakulär an, wenn sie aber Klagemauer genannt wird, dann nickt jeder wissend und sieht die tausendmal gedruckten
Bilder von orthodoxen Juden in ihren traditionellen schwarzen Anzügen und Gewändern vor sich. Die sog. Klagemauer ist die
westliche Mauer des alten salomonischen
Tempels über dem später der Tempelberg
errichtet wurde.
Was man auf diesen Bildern meist
nicht sieht, das
sind Frauen. Man
sieht Männer an
der Wand stehen
und beten in ihren
schwarzen Anzügen und traditionellen orthodoxen
Gebetsgewändern.
Nur hatte ich mich
nie gefragt ob die
Frauen nicht beten
und wie sie die kleinen Wunschzettel in die
Wandstecken? Und so fällt mir auf, daß es
hier etwas an eine westfälische Messe erinnert. Links stehen die Männer und beten und
rechts die Frauen, fein säuberlich von einander durch ein kleines Mäuerchen getrennt.
Dieser Bereich vor der Klagemauer ist als
Freiluft-Synagoge ausgewiesen - daher die
strikte Geschlechter-Trennung.
Doch nicht die Westmauer sollte heute nachmittag unser Ziel sein, sondern die Davidstadt, „King-David-City“. Sie liegt einige hundert Meter südlich des Tempelberges und
einige zig Höhenmeter tiefer. An diesem Ort
befand sich Jerusalem zur Zeit von König
David. Und wenn man nun von dieser archäologischen Ausgrabungs-Stätte hinaufschaut zum Tempelberg, dann erhebt er sich
tatsächlich wie ein Berg und nicht – wie von
der heutigen Altstadt aus gesehen – wie ein
Hügel.
Prof. Gabriel Barkay führte uns in einer ausgedehnten Wanderung durch die unterirdischen Ausgrabungen der historischen Wassersysteme. Die zentrale Bedeutung von
Wasser für eine Zivilisation wird in der kargen Steinwüste von Judäa rund um Jerusalem klar. Es erschließt sich auch die strategische Bedeutung des Wassersystems,
wenn man weiß, daß aus der wiederum zig
Höhenmeter tiefer liegende Quelle Siloam
die gesamte Wasserversorgung für das prähistorische Jerusalem erfolgte. Nur durch
Wasser wurde Jerusalem zu der blühenden
Stadt, von der die ganze damalige Welt als
das goldene Jerusalem sprach und der Mittelpunkt der damaligen Welt war. Der Reichtum dieses Jerusalems wurde uns daran
erläutert, daß man eine Toilette ausgegraben hat und Möbel aus Buchsbaum gefunden wurden, die
importiert
worden
sind. Zu Zeiten
Christi hatte Jerusalem also eine ganz
andere Gestalt als
heute. In 2000 Jahren kann sich einiges verändern, und
so war das, was wir
heute Altstadt nennen, noch nicht
einmal angelegt.
Wasser war auch
nach der langen Führung unser größter
Wunsch und gekühlte Volvic-Flaschen die
Erfüllung. Das allerdings wurde von Dr.
Bremer nur mit dem Satz kommentiert: „Muß
denn wirklich bei Siedlern kaufen?“ Schlagartig erklärte sich so auch die schwere Bewaffnung der Wächter, die Wachposten und
hohen Mauern. Das Ausgrabungsgelände
wurde von Siedlern annektiert.
Zurück ging es wieder die vielen Höhenmeter hinauf, diesmal aber nicht zur Klagemauer. Auf dem Weg erläuterte Dr. Bremer, daß
die al-Aqsa-Moschee früher die Basilika St.
Maria war und ein Flügel des Palastes von
König Balduin die frühere Templerkirche
war. Beim Sturm der Kreuzfahrer auf Jerusalem waren die Johanniter als einzige in der
Stadt und durften dort auch bleiben, da sie
dort ein sehr angesehenes Hospital betrieben, das allen Menschen gleich welcher Religion offenstand. Ein Paar Stufen weiter die
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Altstadt hinauf und man kommt an einer
ganz unscheinbaren Mauer vorbei. Dies war
das Hospiz Sankta Maria, das dem Deutschen Orden gehörte. Es ist nur noch eine
Ruine, die aber durch die Unterstützung von
Axel Springer vor dem Verfall gerettet wurde,
nun aber gegen die Okkupation durch die
daneben liegende Thora-Schule kämpfen
muß. Es sollte auf dieser Reise nicht das
letzte mal sein, daß unser Blick für Steine
durch Dr. Bremers sehr lebendigen Erzählungen geschult wurde. Der geneigte Pilger
konnte sich hier die typische Dreiteilung
Krankenhaus, Kirche, Wohntrakt vorstellen.
Mit diesem Wissen ging es zur achten Station des Kreuzweges, zum Johanniter Hospiz.
Es wird momentan von einer ökumenische
Gemeinde, einem Ableger des ChristusTreff-Marburg betrieben und bietet Johannitern inzwischen wieder für längerer Studienaufenthalte Gästezimmer. Für uns waren
Tee und Kekse vorbereitet und wir konnten
eine kurze Andacht halten, das Ordensgebet
sprechen und „Großer Gott wir loben Dich!“
singen.
Der Rückweg führte wieder durch den Suq
mit seinen vielfältigen Angeboten. Diesesmal
durch die Gasse der Lebensmittelhändler,
die für den nächsten Tag gerade frische Ware geliefert bekamen. Vorbei an Gewürzständen und Gemüse hinein in die Metzgergasse. Mitten in der engen Gasse versperrt
ein Traktor mit Anhänger den Weg. Es wird
ausgeladen. Hier ist der Suq am orientalischsten. Überall im Suq dominieren bunte
Farben, überall Stoffe und Kleider. Doch hier
liegen fein säuberlich gestapelte Lebensmittel aus. Eingelegtes Gemüse in interessanten Farben, bunte Gewürze in offenen Säkken weshalb hier auch die Gerüche bunt
sind. Wie wir uns so an dem Anhänger vorbeischlängeln riecht man rohes Fleisch. Es
wird gerufen und geschleppt. Plötzlich stehen da zwei Kisten mit Schafsköpfen. In einer Kiste haben die Schafsköpfe noch Fell in
der anderen sind sie schon skelletiert. Hier in
der Gasse der Fleischverkäufer ist der Bazar
ganz ursprünglich. So habe ich ihn mir auch
in 1001 Nacht vorgestellt: orientalisch, bunt,
überraschend; nicht so touristisch wie weiter
oben im Christlichen Viertel am Jaffa-Tor,
nahe unserem Hotel mit seinem billigen Tant
und den lauten Händlern, die auf Touristen
warten und dem unbedarften wenn er mal
9
fragt noch viel mehr andrehen, als er eigentlich wollte.
Nach einem Abendessen im Hotel befahl
Hubertus pünktlichsten Abmarsch. Wir mußten aber feststellen, daß der Bus es nicht so
mit der Pünktlichkeit hatte. Irgendwann kam
wir dann bei Familie Bremer an. Die Wohnung liegt hoch über der Stadt in den obersten Stockwerken eines großzügigen modernen Gebäudes und man hat einen herrlichen Blick über Jerusalem, aber auch auf
die hell erleuchtete Mauer, die Jerusalem
von den palästinensischen Gebieten trennt.
Wir waren zum Gespräch über die Jerusalem-Ökumene eingeladen. Es sollte ein intellektueller Abend werden und das gelang auf
ganzer Linie. Mit Frau Pastorin Dr. Heldt
wurde das Thema der Länge nach vermessen und auch die Tiefe kam nicht zu kurz.
Neben dem guten Wein blieb in Erinnerung,
daß man Ökumene in Jerusalem weitergehender verstehen muß als wir es in Deutschland mit unseren vergleichsweise kleinen
Zwistigkeiten ist zwischen Katholiken und
Protestanten uns vorstellen können. Hier in
Jerusalem müssen 16 christliche Kirchen
miteinander auskommen. Der katholischen
Kirche fällt es besonders schwer, da der
Papst hier nur der Bischof von Rom ist, denn
der Vertretungsanspruch für alle christlichen
Kirchen liegt seit dem Jahr 451 beim Griechisch-Orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, bei dem wir am nächsten Morgen eine
Audienz hatten.
Israel ist so vielschichtig und interessant,
Ökumene, Straßen-Bazar, Kirchen neben
Moscheen und was wir vorher nicht wußten,
neben Wein gibt es auch hervorragendes
Bier. Taybeh-Bier, das von palästinensischen Christen gebraut wird, war das beliebteste Bier der Pilgerreise. Zurück im Hotel
Gloria begossen wir die vielen Erlebnisse
des Tages mit diesem „Pilgerbier“ und so
konnte die Hotelbar auch an diesem Abend
wieder all ihr Taybeh-Bier an uns ausschenken, während wir einen schönen Tag vergnügt ausklingen ließen.
ER Georg Frhr. Cotta v. Cottendorf
Tag 3: Patriarch, Bethlehem & Heriodion
Besuch des Griechisch-Orthodoxen
Patriarchats & der Johanniskirche
Der dritte Tag der Reise begann mit einem
Empfang beim 97. Griechisch-Orthodoxen
Patriarchen von Jerusalem Seine Seligkeit
Theophilos III. Er studierte Theologie an der
Universität Athen und in London. Von 1991 –
1996 war er Pfarrer in Kanaa und Galiläa,
anschließend, als erster christlicher Priester
nach Jahrhunderten in der geschlossenen
islamischen Welt von Qatar, Exarch des Heiligen Grabes ebendort. Nach einer Verwendung als Kirchenvertreter beim Patriarchat
von Moskau wurde er 2005 Erzbischof von
Tabor und im selben Jahr von der Jerusalemer Heiligen Synode ohne Gegenstimme
zum Nachfolger des amtsenthobenen Irenaios I. gewählt. In der Rangfolge der Griechisch-Orthodoxen
Kirche folgt er unmittelbar auf die
Patriarchen
von
Konstantinopel,
Alexandria und Antiochia.
Nach der Überreichung des Gastgeschenks,
einem
Bildband zur 900Jahr-Feier des Johanniterordens
in
Berlin, entwickelte
sich ein reger gedanklicher
Austausch, in dessen
Mittelpunkt der Begriff der Ökumene stand. Seine Seligkeit
stellte die ursprüngliche Bedeutung der
Ökumene als Leben aller im Einklang mit
Gott und seiner Botschaft dar, wohingegen
Ökumene heute lediglich als Dialog der Religionen untereinander verstanden wird. Die
Geschichte Jerusalems kann als Spiegelbild
der Geschichte der Menschheit gesehen
werden, Ökumene kann hier an den Heiligen
Stätten physisch erfahren werden.
Nach Auffassung des Patriarchen sind die
Kirchen heute oftmals mehr oder weniger
Wohltätigkeitsorganisationen.
Da
der
Mensch jedoch nicht nur ein biologisches
Behältnis ist, sondern eine Seele besitzt,
wird auch die Kirche erst durch Besinnung
auf Liturgie und Spiritualität zum Tragkörper
Christi. Seine Seligkeit unterstrich die Wichtigkeit der Demut als Mittel des Einzelnen zu
sich selbst zu gelangen und als Grundlage
des Handelns.
Theophilos III. lebt diese Demut täglich, so
verzichtete er u.a., wie Pfarrerin Dr. Heldt
uns im Anschluß an den Besuch berichtete,
nach seiner Wahl auf den Umzug in das ihm
zustehendes herrschaftliche Quartier, sondern lebt nach wie vor in einer einfachen
Mönchszelle.
Dem Empfang beim Patriarchen folgte ein
kurzer Rundgang durch den weitläufigen
Außenbereich des Patriarchats. Beim Blick
von einer Terrasse auf den Vorplatz der
Grabeskirche wies Dr. Bremer auf die direkt
gegenüberliegende
Omar-Moschee
hin.
Hier begann das Gelände des ersten Johanniter – Hospizes,
das sich also in direkter
Nachbarschaft zu einer
der
zentralen
Pilgerstätten
Jerusalems
befand.
Der Weg zur Johanneskirche vermittelte einen Eindruck von
der ehemaligen Ausdehnung des Hospizgeländes, wie so oft während der Reise wurde
die Ordensgeschichte
anschaulich und lebenZunächst betraten dig.
wir die griechischorthodoxe Oberkirche, reich ausgestattet
und ausgemalt, u.a. mit der Kreuzigungsszene in Richtung der Grabeskirche, sowie
mit Darstellungen der Auferstehung und der
Enthauptung des Johannes. In starkem Kontrast steht die Unterkirche, die lange Jahre
als Abstellraum benutzt wurde. Unscheinbar
wirkt ein Tisch mit Tischdecke, auf dem ein
Kruzifix steht, ungewöhnlich, da derartige
dreidimensionale Darstellungen in der griechisch-orthodoxen Kirche unbekannt sind.
Das Kruzifix stammt aus Südtirol und befand
sich im Privatbesitz eines Ritterbruders, bevor es von Mitgliedern des Johanniterordens
hierher gebracht wurde. Die Tatsache, daß
es heute auf dort einem mit einer Tischdecke
10
bedeckten Tisch steht, stellt eine Würdigung
seitens der griechisch-orthodoxen Kirche
dar. Die Unterkirche wurde nach und nach
aufgeräumt und behutsam eingerichtet. Man
kann mit großer Sicherheit davon ausgehen,
daß in den Räumen der Unterkirche Bruder
Gerhard geistlich und pflegerisch wirkte, um
so eindruckvoller war es, an dieser Stelle
gemeinsam das Ordensgebet zu sprechen
und sich jenes Zitat Bruder Gerhards, das
man so oft in unterschiedlichen Schriften des
Johanniterordens gelesen hat:
„Unsere Bruderschaft wird unvergänglich
sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze
wurzelt, das Elend der Welt ist und weil, so
Gott will, es immer Menschen geben, die
daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer,
dieses Elend erträglicher zu machen.“
ER Martin Lehmann
Bethlehem & die Geburtskirche
Im Anschluß an dem
Besuch der Johanneskirche fuhr die Pilgergruppe nach Bethlehem. Dabei mußte die
Gruppe zum ersten Mal
die im Jahr 2003 gebaute
Grenz-mauer
passieren, welche Israel von den palästinensischen
Gebieten
trennt. Die Grenzmauer
im Gebiet zwischen
Jerusalem und Bethlehem besteht aus einer
bis zu acht Meter hohen Betonmauer. Diese
Mauer muß man mit
gemischten Gefühlen
betrachten. Auf der
einen Seite trennt Sie
zwei Bevölkerungsgruppen und unterbindet
somit jeglichen Austausch und Kommunikation zwischen den Völkern, welches Voraussetzung für ein friedvolles Miteinander ist.
Auf der anderen Seite ist die Zahl der
Selbstmordanschläge seit dem Bau der
Mauer drastisch gesunken.
In Bethlehem angekommen, ging es sofort
zum Restaurant von Herrn Hazboun, der uns
mit besten Palästinensischen Speisen beglückte.
Frisch gestärkt ging es in die Geburtskirche.
Frau Dr. Heldt führte uns durch die Geschichte und stellt uns den Hintergrund dieser Kirche dar. Die Geburtskirche gehört zu
den ganz wenigen Beispielen von erhaltenen
Bauten aus frühchristlicher Zeit. Die moderne Geburtskirche ist eine fünfschiffige Kirche
mit Atrium und Vorhalle. Im Mittelschiff und
in der nördlichen Chorpartie befinden sich
unter dem jetzigen Fußboden Reste von
Bodenmosaiken aus dem 5. Jahrhundert, die
mit Holzdeckeln geschützt sind. An den
Wänden des Schiffes sind die Mosaike aus
dem 8. Jahrhundert zu sehen, welche Konzilien darstellen. Bemerkenswert ist der Eingang zur Kirche. Das Portal ist bis auf eine
kleine Öffnung von ein Meter Breite und 1,5
Meter Höhe zugemauert. Die Kirche wird
sowohl von der griechisch-orthodoxen, der
armenischen und ein kleiner Teil von der
katholischen Kirche verwendet.
Allgemeines
Erstaunen setzte in
der Gruppe ein, als
Frau Dr. Heldt erzählte, das Jesus
wohl in einer Grotte
zur Welt kam, auf
der nun die Geburtskirche
steht
und nicht, wie aus
unserer
Weihnachtsgeschichte
gekannt, im Stall.
Die
Geburtsgeschichte in der Bibel
läßt den Ort der
Geburt offen. In der
Darstellung
der
Geburt Jesus in
Bildern des 4. Jahrhunderts wird erstmals der Stall als Ort der
Geburt aufgeführt. Die Grotte unter Geburtskirche wurde aber schon im 2. Jahrhundert
von den damaligen Christen als der Ort der
Geburt Jesu verehrt. Somit ist der Stall eine
Abwandlung der Geburtsgeschichte und eine
gewisse Anpassung an die geographischen
Gegebenheiten Europas, bei der die Grotte
als Geburtsort etwas zu kalt gewesen wäre.
ER Vincent v. Walcke-Wulffen
11
Palast des Herodion & Diskussion mit
Prof. Motzkin
Nachmittags machten wir uns auf dem Weg
zum Herodion südlich von Bethlehem. Das
Herodion stellte einen üppigen Festungspalast dar, welcher aus zwei Anlagen bestand.
Der eine Teil wurde auf einem massiven
Bergkegel inmitten des kargen judäischen
Berglands errichtet. König Herodes der Große ließ dort eine Burg errichten, die er später
zu seinem Mausoleum bestimmte. Herodes
ist ein Zeitgenosse Jesu und Präfekt der
römischen Provinz Galiläa gewesen. Nach
biblischer Überlieferung ließ er nach dessen
Geburt aus Angst vor einem Konkurrenten,
den der Prophet Micha im Alten Testament
als Messias angekündigt hatte, alle Knaben
bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem
töten. An den Grenzen seines Reiches schuf
Herodes ein Netz von Festungen, zu welchen auch das Herodion zählte.
Der obere Teil der Festungsanlage besitzt
einen kreisförmigen Grundriß und wurde von
einer Mauer mitsamt vier Türmen umschlossen. Noch heute zu besichtigen sind eine
Zisterne und zwei Getreidesilos im Inneren
des Berges, welche es Herodes ermöglichten, auch unruhigere Zeiten durchzustehen.
Mit ein wenig Phantasie konnte man sich gut
die Palastbauten vorstellen, welche Teile
des früheren Burghofes darstellten. Im Gegensatz dazu waren die Thermen in einem
noch überraschend guten Zustand. Unser
Ausflug zur Festungsanlage, welche teilweise nur noch in ihren Grundmauern bestand,
hätte von den Ausführungen von Herrn Prof.
Netzer, einem Gelehrten der Archäologie,
abgerundet werden sollen. Unglücklicherweise jedoch war Herr Prof. Netzer verhindert, so daß wir den Erläuterungen eines
Mitarbeiters des Herodion folgten, welcher
auch hübsche Postkarten und Waffeleis verkaufte. Anhängern der christlichen Archäologie wird bekannt sein, daß Herr Prof. Netzer
bereits seit Jahrzehnten am Herodion auf
der Suche nach dem Mausoleum des römischen Königs buddelte. Als hätte es nicht
besser geplant werden können, ist er
schließlich im Sommer dieses Jahres zwischen den Überresten der beiden Palastanlagen erfolgreich gewesen. Aus diesem
Grund haben wir im Gegensatz zum letzten
Jahr auch das Herodion in unser Exkursionsprogramm aufgenommen, um jenen sen-
sationellen Fund aus nächster Nähe zu begutachten. Die Spannung, einen Blick in den
frisch freigelegten Sarkophag inmitten der
Ausgrabungsstätte werfen zu können, wurde
letztendlich ein wenig davon getrübt, als daß
dieser von einer leuchtenden und sehr großen Regenplane überspannt (und somit für
uns nicht wirklich sichtbar) war.
Nach unserer Rückkehr nach Jerusalem und
einem stärkenden Abendessen im Gloriahotel begaben wir uns zu Fuß zum Van Leer
Institut. Dort erwartete uns Herr Prof. Motzkin, welcher mit einem Impulsreferat zum
Thema Religionsphilosophische Überlegungen starten sollte. Prof. Motzkin berichtete
zunächst in ausgezeichneter deutschen
Sprache über die verschiedenen Forschungsrichtungen innerhalb des Instituts:
Bildung der bürgerlichen Gesellschaft, zeitgenössische jüdische Kultur und Identität
sowie Israelische und palästinensische Kooperation im Mittelmeerraum. Rasch wurde
deutlich, daß der Referent seine Ausführungen auf das Zusammenwirken und damit
verbundene mögliche ethnische wie kulturelle Probleme zwischen Juden und Arabern
konzentrierte. Am Beispiel von wissenschaftlichen Forschungsprojekten erläuterte Prof.
Motzkin die Diskrepanzen, welche mögliche
Kooperationsbemühungen
auf
Wissenschaftsebene erschweren könnten. Als solche könnten hier primär nationale Strömungen auftreten, welche einen interkulturellen
Dialog im Sinne der Ökumene erschwerten.
Prof. Motzkin verwies auf die hohe Akzeptanz der Hamas trotz ihres Bekenntnisses
zur gewalttätigen Politik. Eine notwendige
Voraussetzung der Versöhnung zwischen
beiden Völkern könne ausschließlich mit dialogbereiten Parteien auf beiden Seiten erfolgen. Dem Institutsdirektor gelang es dank
seiner zum Grübeln anregenden Impulse
sowie seiner empathischen Art, seine Zuhörer mitzureißen, und so überrascht es nicht
weiter, daß wir den Abend im Van Leer Institut mit einer lebhaften, viel zu kurzen Diskussion zwischen ihm und uns beschlossen.
Zurück im Hotel tauschten wir uns angeregt
über die gewonnenen Eindrücke aus und
ließen den Tag mit dem einen oder anderen
köstlichen Taybeh Bier aus Ramallah nochmals Revue passieren.
ER Dr. Julius Frhr. Grote
12
Tag 4: Tempelberg, Jericho & See Genezareth
Tempelberg und Reise nach Jericho
Für Frühaufsteher geht es an diesem Tag
vor der Abreise in den Norden noch auf den
Tempelberg. 15 unerschrockene Mitreisende
begleiten mich um 7.30 h auf den Tempelberg. Ein zügiger Gang durch den noch geschlossenen Basar im christlichen Viertel
und das jüdische Viertel, vorbei an den Ruinen des alten Hospizes des Deutschen Ordens führt uns direkt zum einzigen Aufgang
auf den Tempelberg, der für Nicht-Muslime
zugelassen ist. Dieser Aufgang ist nur zwischen 7.30 h und 9.30
h geöffnet, wenn er
nicht spontan doch geschlossen ist. Nachdem
wir am Aufgang zum
Tempelberg, wie am
Flughafen Sicherheitsschranken,
passiert
haben, geht es auf die
Rampe zum Tempelberg. Von der Rampe
aus sehen wir an der
Westmauer des Tempelberges Juden feiern
und beten. Auf dem Tempelberg empfängt
uns dann eine beeindruckende und feierliche
Stille. Wir gehen direkt auf die Alaksa Moschee zu und haben auch gleich schon die
überwältigende Kuppel des Felsendoms im
Blick. Nach einer kurzen Einführung verteilen
wir uns dann, ein jeder bekommt Zeit und
Ruhe zum Erleben dieser einzigartigen heiligen Stätte, zum Gucken, zum Staunen, zum
Sammeln, zum Meditieren, zum Beten....
Vorbei am Goldenen Tor, durch das der
Messias kommen wird, zieht ein Teil der
Gruppe in Kreisen um den Felsendom, um
sich ihm dann in voller Pracht zu nähern.
Leider sind diese beiden Moscheen auf dem
Tempelberg seit der Intifada für NichtMuslime geschlossen, so daß wir nicht ins
Innere kommen können.
Der Rückweg führt einige Unentwegte noch
zur Anastasis, die wir heute einmal in Ruhe
erleben können, Zeit und Ruhe zum Sammeln und zum Gebet. Zurück am Hotel geht
es dann auch schon gleich in den Bus, wir
verlassen Jerusalem und fahren über Jericho und Belvoir nach Tabgha an den See
Genezareth. Unser Weg führt uns über die
Autobahn östlich aus Jerusalem heraus.
Gleich, nachdem wir den Tunnel unter dem
Ölberg passieren, kommen wir in die judäi13
sche Wüste, u.a. vorbei an der jüdischen
Siedlung Ma’ale Adummim, die politisch zu
Jerusalem geschlagen werden soll, gleichwohl dazwischen palästinensische Gebiete
liegen. In diesem Ort gab es im 4. bis 7.
Jahrhundert ein riesiges griechisch orthodoxes Kloster mit bis zu 1.500 Mönchen. Damals waren dort bereits Schwimmbäder,
Saunen etc. vorhanden. Im alten Refektorium des Klosters sollen riesige beeindrukkende Mosaike zu finden sein. Wir passieren
weiter die sogenannte „Blutsteige“, den Ort
der Taten des Barmherzigen Samariters
(Luk 10, 25 ff.).
An Hand der Markierungen neben der
Autobahn können wir
mitverfolgen, wie wir
von gut 800 Meter
über NN in Jerusalem
ins Jordantal auf gut
ca. 400 Meter unter
NN hinab gefahren
sind. In Jericho erreichen wir dann die älteste Stadt Israels. Jericho ist eine Oase mitten in der Wüste. Jericho liegt in der sogenannten A-Zone des
Osloer Abkommen, d.h. Jericho untersteht
vollständig der palästinensischen Verwaltung. Daher passieren wir auch israelische
und palästinensische Grenzposten, die sich
für uns jedoch nicht interessieren. Nachdem
die dortige Spielbank ihren Betrieb einstellen
mußte, das große Interconti-Hotel fast komplett leer steht und der Regierungssitz der
Palästinenser von Jericho nach Ramallah
verlegt wurde, sind inzwischen auch die von
den Israelis noch eingeführten Ampeln in der
ganzen Stadt vollständig abgeschaltet. Die
Stadt ist inzwischen eingeschlafen.
In Jericho findet man die älteste ausgegrabene Stadt der Welt aus der Zeit von 7000
vor Christus. Man kann sowohl ein kanaanitisches, ein römisches ein byzantinisches als
auch ein osmanisches Jericho unterscheiden. Das osmanische Jericho hat sich
bis heute gehalten und weiterentwickelt.
Unser Ziel in Jericho ist das in den judäischen Bergen oberhalb von Jericho liegende
Kloster der Versuchung Christi (Lk 4, 1 ff.),
zu dem aus Jericho eine Seilbahn hinauf
führt. Wir pilgern jedoch in glühender Sonne
den Berg bis zur Klosterpforte hoch. In den
kurzen Pausen erklärt uns Jörg Bremer die
frühe Geschichte der Entstehung von Klöstern. Die Mönche und Nonnen lebten früher
in Höhlen in der Wüste als Einsiedler, auf
der Suche nach Einsamkeit. Diese Höhlen
sind der judäischen Wüste noch an vielen
Stellen sehr gut auszumachen, insbesondere in der Nähe von Klöstern. Am Freitag jedoch kamen sie in ihre jeweiligen Klöster
und gaben die Arbeiten ab, die sie unter
Woche hergestellt hatten. Es wurde gemeinsam Gottesdienst gefeiert, gegessen, getauft
etc. Am Sonntag bekamen Sie dann Proviant
für die nächste Woche mit, bis man sich
wieder zum Kloster zurückkehrte. Der Bedarf
nach mehr Priestern und der Bedarf junger
Anwärter machten es erforderlich, die klösterliche Gemeinschaft gegenüber der Einsiedelei in den Fordergrund zu stellen und
die Entwicklung zum Kloster in der uns bekannten Form nahm ihren Lauf.
Im Kloster der Versuchung empfängt uns ein
alter Mönch, der nur auf Voranmeldung die
Pforte öffnet. Wir erleben ein ganz schmales
Kloster, das wirklich am Berg „klebt“. In engen Gängen zwischen Felswand und Zellen
gehen wir in die Klosterkirche, die Jesus
Christus und Johannis dem Täufer geweiht
ist. Wir lesen hier Lk 4, 1ff. und lassen die
Atmosphäre auf uns wirken. Auch halten wir
an der Stelle inne, an der Jesus gesessen
haben soll, als der Teufel ihn versuchte.
Bevor wir jedoch weiterfahren können, hat
unser auch diesjähriger Busfahrer beschlossen, daß wir in einer bestimmten Lokalität
Mittag essen sollen/müssen. Gestärkt machen wir uns auf den Weg in den Norden,
vorbei am Gerassimos Kloster, gleich neben
der Taufstelle Christi am Jordan (Mark 1, 910). Hier erzählt uns Jörg Bremer die Geschichte des Gerassimos, der eines Tages
mit seinem Esel zum Jordan ging, um Wasser zu holen. Dort trafen sie auf einen Löwen, der einen Dorn in der Pfote hatte. Gerassimos entfernte diese, aus Dankbarkeit
zog der Löwe mit den beiden. Esel und Löwe
verstanden sich prächtig. Eines Tages jedoch war der Esel fort, Gerassimos verdächtigte den Löwen, ihn getötet zu haben. Der
Esel war jedoch nur von einer Karawane
mitgenommen worden, die ihn dann auch
wieder zurückbrachte.
ER Dr. Hubertus Nölting
Ritterburg Belvoir und die Reise am Jordan entlang
Nach einem stärkenden Mittagessen in einem fragwürdigen Touristentreff, abgerundet
durch einen wagemutigen Kamelritt unserer
frisch verheirateten Julie, verlassen wir das
autonome Jericho wieder auf demselben
Weg, wie wir gekommen waren. Vorbei am
verloren wirkenden Hotel Interconti passieren wir den israelischen Checkpoint, obwohl
ein direkter Weg durch Jericho gen Norden
viel praktischer gewesen wäre, wenngleich
auch politisch nicht erwünscht.
Auf unserem Weg dem Jordan Richtung
Quelle folgend passieren wir das griechischorthodoxe Gerassimoskloster, nach streng
asketisch ausgerichteten Regeln 450 n. Chr.
von Gerasimos aus Lykien gegründet. Dieser hatte als Platz für sein Kloster die räumliche Nähe zur Taufstelle Jesu im Jordan
gewählt (Mt 3, 13-17). Auf seinen Fastenwanderungen wurde er dabei von einem
zahmen Löwen sowie einem Esel begleitet;
noch heute erinnert uns an ihn die Ermahnung, keine falschen Beschuldigungen abzugeben.
Vorbei an fruchtbaren Ländereien, Bananenplantagen und Fischteichen arbeiten wir
uns weiter vor. Den Abzweig zur AllenbyBrücke passierend, dem nicht-diplomatisch
legitimierten Flüchtlingsübergang nach Jordanien, gesperrt für westliche Besucher und
Israelis, seines Zeichens jedoch der einzige
direkte Weg der Palästinenser in das arabische Nachbarland, durchfahren wir schließlich Bet Shean, eine der ältesten Städte des
Jordantals. Im Norden der archäologisch
interessanten Siedlung erhebt sich der Hügel
Tell el-Husn, von dem aus die Ägypter, Kanaaniter und Philister einst den Zugang zum
Jordantal sowie die Karawanenstrasse beherrschten, später als Teil der römischen Via
Maris, die Ägypten mit den nördlicheren römischen Provinzen verband. Noch heute
zeugt das römische Theater, gebaut im 1
Jhdt. v. Chr. und vergrößert unter Kaiser
Septimus Severus (193-211 n. Chr.) von der
großartigen römischen Baukunst jener Zeit.
Nun geht es steil hinauf: Wir verlassen die
Jordanebene und erklimmen immer weitere
Höhen, bis wir schließlich 550 Meter höher
die alte Johanniterfestung Belvoir erreichen.
14
Von hier hat man einen gewaltigen Blick bis
weit nach Jordanien hinein. Am Horizont ist
Amman gut erkennbar. Tief unten fließt sanft
der Jordan, wenngleich die ganze Region
tektonisch durch starke Verwerfungen des
großen afrikanischen Grabens geprägt ist,
die immer wieder zu kleineren und größeren
Erdbeben führen. Dies bedroht uns jedoch
nur am Rande. Wir erobern schließlich die
1168 von den Kreuzrittern errichtete Festung
auf einem imposanten, drei Hektar großen
Gelände.
Mit
inneren
und
äußeren Befestigungsanlagen
gesichert
und
strategisch gut
gelegen diente
die
Festung
mehr als zwanzig Jahre als
sicherer Stützpunkt im Heiligen
Land.
Durch die Truppen
Saladin’s
umzingelt halten
die Johanniter-Ritter einer mehrjährigen Belagerung tapfer stand, bis sie schließlich
1189 die Festung aufgeben und nach Tyrus
fliehen müssen. 1220 wird die Festung endgültig zerstört und erst im 18. Jhdt. wieder
mit einem arabischen Dorf besiedelt. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 wird die Festung
erneut von israelischen Truppen eingenommen, nachdem zuvor die irakischen Truppen
am Fuße des Berges vernichtend geschlagen wurden.
Wir verlassen Belvoir und fahren hinab ins
Jordantal weiter gen Norden. Endlich erreichen wir in der Abenddämmerung das Galiläische Meer, besser auch bekannt als See
Genezareth. Wir tauchen ein in die biblischen Städte Jesu, seine Wirkungsorte und
Wunder. Der See zieht uns sofort in seinen
Bann. Auch landschaftlich ist die Weite und
Stille des Sees sehr beeindruckend. Mit 212
Metern u.d.M. ist das Gewässer der tiefstgelegene Süßwassersee der Welt, ein unverzichtbares Wasserreservoir für Israel und
Jordanien. Mittels eines 1964 errichteten
Wassernetzes wird das Wasser landesweit
verteilt. So dient der See Genezareth sowohl
der Versorgung Tel Avivs als auch des Gaza-Streifens. Ein stetes Absinken des Was15
serpegels verdeutlicht jedoch auch die heutigen Probleme: die zahlreichen Zuflüsse aus
Syrien, Libanon und Jordanien sind nicht
mehr so ergiebig, der Verbrauch zu hoch.
Wasser, obwohl sehr knapp in Israel, ist im
Vergleich zu Deutschland äußerst günstig,
sodaß Verschwendung wirtschaftlich kaum
sanktioniert wird. Auch verbraucht die Landwirtschaft immer größer werdende Mengen,
da immer weitere Flächen urbar gemacht
werden.
Zurück
zum
biblischen
Zeitalter: Dem
Ufer des Sees
folgend, stellen
wir uns vor,
wie Jesus mit
Fischern über
das
Wasser
zog und seine
Botschaft verkündete (Mk 4,
1-2). Wie er mit
Simon Petrus
und Andreas
seine ersten Jünger beruft und zu „Menschenfischern“ macht (Mt 4, 18-19). Wie er
in Beth Saida einen Blinden heilt (Mk 8, 2225). Wie er all seine anderen Wunder vollbringt und Gleichnisse erzählt. Vorbei an
Kursi, dem ehemaligen Wohnort der Gerasener, an dem Jesu einen in einer Grabeshöhle lebenden und von der Bevölkerung
gemiedenen Besessenen geheilt hat (Mk 5,
1-17), fahren wir weiter am Nordufer des
Sees am Fuße des Golans dahin. Schließlich haben wir unsere Runde beendet und
erreichen das Pilgerhaus von Tabgha unweit
des Berges der Seligpreisungen (Mt 5. 1-12),
unserer beseelten Schlafstätte für die nächsten Tage. Auf der Terrasse schließlich angekommen genießen wir, den Blick zu den
funkelnden Lichtern von Tiberias gewandt,
einen beruhigenden Gin Tonic nach einem
erlebnisreichen Tag.
ER Dr. Friedrich Jacobi
Tag 5: Golan-Höhen, Betsaida & Kapernaun
Golan-Höhen
Wir verlassen unser Quartier für eine wunderschöne Tagestour. Immer weiter schraubt
sich unser Bus auf die Golan-Höhen.
Auf unserem Weg sehen wir israelische Militärlager mit vielen Panzern. Auf der Höhe an der Dreiländergrenze - angekommen genießen wir die Ruhe und einen wundervollen
Blick. Wir schauen auf das vor uns liegende,
schon syrische Dorf Crusitrea. Auf den Golan-Höhen – erklärt uns Jörg Bremer – sei
seit 40 Jahren kein Schuß mehr gefallen, es
herrscht Ruhe. Dennoch verbinden die meisten von uns die Golan-Höhen mit Gewalt
und kriegerischen Auseinandersetzungen.
Wir erleben das Gegenteil.
Dennoch bleiben die Höhen von Golan für
den angestrebten Friedensprozeß wichtig
und werden immer wieder in die Friedensverhandlungen einbezogen. Auch jetzt kurz
vor Annapolis zeigt sich die politische Dimension der Golan-Höhen für Syrien und
Israel gleichermaßen.
Unsere Reise führt uns weiter durch Quazrim. Quazrim ist die Hauptstadt des Golan. In
Quazrim leben vor allem russischstämmige
und säkularisierte Juden.
Wir passieren Quazrim und erreichen Gamla. Gamla, das Massada des Nordens. Gamla war einst jüdische Festungsstadt. Flavius
Josephus berichtet über den Kampf dieser
Stadt gegen die Römer 66 n. Chr. Es
handelte
sich
eigentlich
um
einen
unbedeutenden Ort, der seine Bedeutung
erst erlangte, als er zur Verteidigung
gerüstet wurde. Viele Tausende Flüchtlinge
und Juden beherbergte die Stadt. 5000
sollen
den
freiwilligen
Todessprung
gesprungen sein, als die Römer einziehen.
Heute sehen wir bei unserem Abstieg und
mühevollen Aufstieg Reste einer Synagoge,
auch
Privathäuser,
Ritualbäder
und
Wirtschaftsgebäude sind noch zu erkennen,
während uns die dort heimischen und
geschützten Geier bei unserer Wanderung
begleiten.
Wir verlassen Gamla und fahren nach Kursi,
5 km nördlich von En Gev, an der Abzweigung nach Afiq. Dort haben Archäologen
eine byzantinische Klosterkirche ausgegraben.
Seine Blütezeit erlebte das Kloster, das aus
einem befestigten Hospiz für die vielen Pilger jener Zeit und einer großen Kirche bestand, Ende des 5. bis Mitte des 6. Jahrhunderts. In den 70er Jahren begannen Archäologen mit den Ausgrabungen.
Die Klosterkirche erinnert an die Heilung
eines Besessenen durch Jesus. Wir lesen
dazu – bevor wir den Ort wieder verlassen gemeinsam in Markus 5,1 von der Heilung
des besessenen Geraseners:
„Und sie kamen ans andre Ufer des Sees in
die Gegend der Gerasener. Und als er aus
dem Boot trat, lief ihm alsbald von den Gräbern her ein Mensch entgegen mit einem
unreinen Geist, der hatte seine Wohnung in
den Grabhöhlen. Und niemand konnte ihn
mehr binden, auch nicht mit Ketten; denn er
war oft mit Fesseln und Ketten gebunden
gewesen und hatte die Ketten zerrissen und
die Fesseln zerrieben, und niemand konnte
ihn bändigen. Und er war allezeit, Tag und
Nacht, in den Grabhöhlen und auf den bergen, schrie und schlug sich mit Steinen.
Als er aber Jesus sah von Ferne, lief er hinzu und fiel vor ihm nieder und schrie laut:
Was willst du von mir Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich
bei Gott: Quäle mich nicht! Denn er hatte zu
ihm gesagt: Fahre aus, du unreiner Geist,
von dem Menschen. Und er fragte ihn: Wie
heißt du? Und er sprach: Legion heiße ich,
denn wir sind viele. Und er bat Jesus sehr,
daß er sie nicht aus der Gegend vertreibe.
Es war aber dort an den Bergen eine große
Herde Säue auf der Weide. Und die unreinen Geister baten ihn und sprachen: Laß
uns in die Säue fahren! Und er erlaubte es
ihnen. Da fuhren die unreine Geister aus und
fuhren in die Säue, und die Herde stürmte
den Abhang hinunter in den See, etwa zweitausend, und sie ersoffen im See. Und die
Sauhirten flohen und verkündeten das in der
Stadt und auf dem Lande. Und die Leute
gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und kamen zu Jesus und sahen
den Besessenen, wie er dasaß, bekleidet
und vernünftig, den, der die Legion unreiner
Geister gehabt hatte; und sie fürchteten sich.
Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen,
was mit dem Besessenen geschehen war,
und das von den Säuen. Und sie fingen an
und baten Jesus, aus ihrem Gebiet fort zu
gehen. Und als er in das Boot trat, bat ihn
16
der Besessene, daß er bei ihm bleiben dürfe.
Aber er ließ es ihm nicht zu, sondern sprach
zu ihm: geh hin in dein Haus zu den deinen
und verkünde ihnen, welch große Wohltat dir
der Herr getan und wie er sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin und fing an, in
den Zehn Städten auszurufen, welch große
Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann verwunderte sich.“
ER Dr. Stefan Julius Voßbeck
Die Dörfer Betsaida & Kapernaun
Am Nachmittag besuchten wir – diesmal im
Schatten von Eukalyptusbäumen – Betsaida,
das „Haus des Fischers“. Im Neuen Testament wird Betsaida mehrmals direkt erwähnt. Hier haben sich die Wunder „Die
Speisung der Fünftausend (Lukas 9,10ff)“
und „Die Heilung eines Blinden (Markus
8,22ff)“ ereignet. Jesus Jünger Andreas,
Petrus und Philippus stammten aus Betsaida.
Der Siedlungshügel Betsaida liegt heute nicht
mehr am Ufer des Sees
Genezareth. Der Jordan
hat
mit
seinen
Schlammassen die Bucht
in den letzten 2000 Jahren versandet und das
Ufer um ca. 2km zurück
gedrängt. Die mittelbraunen Steinhaufen der
archäologischen Ausgrabungsfläche entschlüsselten sich uns (zum Glück) durch die
Erklärungen Jörg Bremers in ein eisenzeitliches Befestigungssystem mit einem Vierkammertor. Vor dem Stadttor gab es einen
Kultplatz, der zur Rechtsprechung (Thron),
zum Marktgeschehen (Tränke) und zur Gottesanbetung (Steinstehlen) genutzt wurde.
Die Kammern dienten als Lagerraum. Auch
ein Wohnviertel mit zwei Hofstellen (Winzer
und Fischer) aus der Zeit des zweiten Tempels sind in Betsaida entdeckt worden.
Entlang des Nordufers des Sees Genezareth
fuhren wir weiter nach Kapernaum (hebr.
Kefar Nahum - Dorf des Nahum – Verehrung
des Grabes des jüdischen Propheten Nahums). Zur Zeit Jesus war Kapernaum mit
Fischerhafen, Zollstation und Militärposten
ein relativ großer Ort.
17
Ruinen einer prächtigen Synagoge und einer
Kirche stehen hier nebeneinander und bezeugen, daß zur römisch-byzantinischen Zeit
Christen und Juden Kapernaum bewohnten.
Die Synagoge ist aus kunstvoll behauenem
Kalkstein, dessen kreideweiße Farbe auf
den schwarzen Basaltfelsen ringsum besonders eindrucksvoll wirkt. Die breite Fassade
des Gebäudes ist sehr schön mit geometrischen Formen, Tieren und Pflanzen dekoriert. Drei Eingänge führten in den Synagogensaal. Säulenreihen mit Kapitellen in korintischem Stil stützten Decke und Galerien.
Auch ein schönes Relief der Bundeslade ist
dort vorhanden.
Auf den Mauerresten der Synagoge sitzend
lasen wir die Bibelstellen „Die Heilung eines
Gelähmten (Markus 2,1ff)“, „Jesus in Kapernaum (Lukas 4,38ff)“ und „Der Hauptmann
von Kapernaum (Matthäus 8,5ff)“. Jesus
verbrachte viel Zeit in Kapernaum bei seinem Jünger Petrus und dessen Familie.
Das Haus des Petrus liegt
südlich der Synagoge. Um
450 entstand über dem
ehemaligen
Wohnhaus
eine achteckige Gedächtniskirche indem Jesus die
fieberkranke Schwiegermutter Petrus heilte. Bemerkenswert ist das Bodenmosaik im Zentrum
mit einem Pfau. Die im
Verputz der Vorgängerbauten gefundenen
Jesus- und Petrus-Inschriften deuten darauf
hin, daß das Haus des Petrus schon bald
nach dem Kreuztod Christi eine sakrale
Funktion erhalten hatte.
Die heutige Kirche der Franziskaner wurde
1990 über der Stätte der insula sacra (Komplex kleiner, einstöckiger Wohnräume und
Höfe) errichtet, um die archäologischen
Funde zu schützen und den Besuchern und
Gläubigen einen Blick auf die verschiedenen
architektonischen Elemente und Schichten
zu ermöglichen.
ER Andreas Dietel
Tag 6: Akko & Caesarea
Johanniterburg in Akko
Es ist Freitag sechs Uhr morgens – ein wunderschöner Sonnenaufgang - als Georg, mit
dem ich das Zimmer während unserer Reise
teile, erst aus dem Bett und dann in den See
Genezareth springt. Um sieben Uhr nehmen
einige von unserer Gruppe an einer Frühmesse der benachbarten Benediktinermönche teil. Spätestens zum Frühstück um kurz
nach acht, sind wir alle anwesend wenn
gleich auch teilweise noch sehr müde dreinschauend. Um Punkt neun ist Abfahrt nach
Akko. Hubertus kann sich freuen: alle sitzen
pünktlich im Bus – fast alle. Na ja ich habe
noch etwas im Zimmer vergessen.
Die Busfahrt nach Akko, eine geschichtsträchtige Kreuzfahrerstadt im Nordwesten
von Israel, dauert ungefähr eine Stunde und
dreißig Minuten. Es ist
eine Fahrt vorbei an
karger
ausgedörrter
Landschaft, die unter
der Trockenheit sehr
zu leiden scheint. Nicht
weit von der Straße
entfernt sind einige
kleine Buschfeuer zu
sehen. Wir kommen an
einem Industriegebiet
und Häuseransammlungen ohne großen
Reiz vorbei - mit unzähligen
unfertigen
Gebäuden. Viele von
uns sind von den Eindrücken der letzten
Tage etwas erschöpft und so mancher
schließt bei leichtem Gebläse der Klimaanlage für eine Weile die Augen. Abrupt
schrecke ich hoch als Dr. Jörg Bremer uns
mit einem „Aufwachen!“ aus den Träumen
holt, um uns einige geschichtliche Hintergründe zu erzählen, die ich in diesem Bericht
noch mit anderen Quellen ergänzt habe.
So wurde Akko schon vor ca. 4000 Jahren als bronzezeitliche Siedlung - in ägyptischen
Schriften erwähnt. In einem entdeckten Brief
des Königs von Akko aus dem Jahre 1500 v.
Chr. stellt dieser dem König von Jerusalem
50 Streitwagen zur Verfügung. Wohl aus
strategischer Loyalität. Es heißt Salomo sei
ebenfalls Herrscher von Akko gewesen, zumindest soll er Akko an Hiram, den phönikischen König von Tyrus, abgetreten haben
(1. Kö 9,12). Es gibt allerdings keine archäologischen Funde die das belegen könnten. In
der byzantinischen Zeit war Akko eine blühende Stadt. 636 nach Chr. wird sie allerdings von den Arabern erobert. Am 26. Mai
1104, fünf Jahre nach der Eroberung von
Jerusalem, wird Akko nach monatelanger
Belagerung, von den Kreuzrittern eingenommen. Der strategischen Bedeutung von
Akko bewußt wurde ein weites und komplexes System von Befestigungsanlagen aus
Mauern Türmen und unterirdischen Gängen
gebaut, um sich zu
schützen aber gleichzeitig durch Tunnel Zugang zum Meer zu haben.
In Akko besuchen wir
als erstes die ausgegrabene Festungsanlage der Johanniter. Für
einen groben Überblick
über die Stadt und seine Geschichte sehen
wir uns einen kurzen
aufheiternden Film an,
bevor wir uns die Anlage genauer ansehen.
Das ursprünglich ca.
4500qm große Quartier
der
Johanniterritter
wurde erst in den letzten Jahrzehnten wieder
ausgegraben. Wo sich
Rittersäle, ein Kapitelsaal mit Kreuzgewölben
und eine Krypta, die als Zeremoniensaal
diente, befanden, hatte der osmanischen
Herrscher nach der Rückeroberung der
Stadt Ende des 13. Jahrhunderts die Johanniterbauten mit Erde zuschütten und dort
eine Zitadelle und einen Palast errichten
lassen. Ein langer enger und flacher Tunnel
führte uns zum Ausgang. Erstaunt über die
erhaltene ausgegrabene Substanz fragt sich
Dr. Bremer laut „warum stehen aus der
Kreuzfahrerzeit nur oder überhaupt noch
Mauern der Gebäude der Johanniter während alle anderen Kreuzfahreranlagen dem
Erdboden gleich gemacht wurden?“
18
Nach der Besichtung der Bauwerke der Johanniter schlendern wir durch die bleichen
mittelalterlich wirkenden Gassen von Akko.
Auf dem Weg zum Hafen besichtigen wir
erhaltene Teile der unterirdischen Tunnelanlagen, die den Kreuzfahrern auch zur Wasserversorgung und als Abwasserentsorgung
gedient haben.
Der Khan el-Umdan ist eine Säule Karawanserei aus dem ausklingenden 18. Jahrhundert. Der zentral gelegene Platz wird heute,
wo wir da sind, nur von einem einzigen Granatapfelsaftverkäufer benutzt. Früher waren
rund um den Platz in den frequentierten
doppelstöckigen Gebäuden unten die Geschäfte und oben die Warenlager. Vom alten
Hafen aus erblicken wir das Mittelmeer. Man
kann die geschützte Lage von Akko gut erkennen. Gen Horizont
sind die Türme der Universität von Haifa zu erspähen.
Eine kurze Strecke am
Hafen entlang, ein Blick
auf die Fassade der St.
John Church und wir begeben uns zum Mittagessen in eines der zahlreichen Fischrestaurants.
Im Abu Christ’o gibt es
für uns Hungrige die
Auswahl zwischen Fischfilet, kleinen Fischen und
Schnitzel. Wir entscheiden uns alle für die fischige Variante und genießen beim Blick auf
das Meer. Nach etwas
länger andauernder Aufschlüsselung der Gesamtrechnung begeben wir uns Richtung
Bus. Allerdings mit einem kleinen Abstecher
zur El Jazzar-Moschee, die als eine der
schönsten in Israel gilt und die wir auch alle
von innen besichtigen durften. Anschließend
geht die Fahrt weiter über Haifa nach Cäsarea.
Max v. Grone
Im Schweinsgalopp durch Caesarea
Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Mittagessen in einem Fischrestaurant (Abu
Christo) an der Küste und einem anschließenden Kurzbesuch der Moschee verläßt
unser Reisebus die Hafenstadt Akko gegen
13:30 in Richtung Caesarea, welches ca. 40
km in südlicher Richtung liegt. Die Fahrt führt
u.a. durch die moderne Mittelmeerstadt Haifa, die mit ihren Industriegebieten einen starken Gegensatz zum historisch traditionellen
Akko darstellt.
Caesarea wird im Neuen Testament mehrfach erwähnt. Hier soll die erste Taufe eines
Heiden bzw. Nichtjuden (die des römischen
Hauptmann Kornelius) durch Petrus stattgefunden haben (Apostelgeschichte 10); außerdem berichtet die
Bibel, daß Paulus hier
zwei Jahre in Gefangenschaft war (Apostelgeschichte 23).
Um 14:40 treffen wir am
Eingang von Caesarea
ein, wo uns sogleich
mitgeteilt wird, daß wir
die Ausgrabungsstätte
bereits um 15:00 wieder
verlassen müssen, da
diese aufgrund des
Sabbats schon eine
Stunde früher als an
gewöhnlichen
Tagen
schließt.
Trotz
der
knappen Zeit – der im
Führer
angegebene
kurze Rundgang ist auf
1-2 Stunden angesetzt,
der lange Rundgang
sogar auf 4-6 Stunden – entscheiden wir
uns dennoch dafür, die Reste der direkt am
Meer gelegenen Stadt im Schnelldurchlauf
zu begutachten, was auch bestens funktioniert: Jörg Bremer gibt die vielen Informationen in dreifachem Tempo wieder und wird
dabei tatkräftig von Hubertus Nölting unterstützt, der die Gruppe mit gewohntem Nachdruck antreibt.
Die Gründung Caesareas geht auf Herodes
den Großen zurück. Er ließ die bedeutende
Hafenstadt zwischen 22 und 10 v. Chr. an
der Stelle einer kleinen phönizischen Hafen-
19
siedlung zu Ehren des römischen Kaisers
Augustus anlegen und mit einer Vielzahl von
Bauwerken luxuriös
ausstatten. Bei den
Grabungen, bei denen entlang des Meeres ein Streifen von
mehreren
hundert
Metern Länge freigelegt wurde, wurden
unter anderem ein
Theater, ein Hippodrom, Geschäftsstraßen, große Bäder und
Palastanlagen sowie
der künstlich angelegte Hafen entdeckt.
Nördlich des eigentlichen
Stadtgebietes
stehen die Überreste
eines sechs Kilometer
langen
Aquädukts,
das die Stadt mit
Wasser aus dem etwa 10 Kilometer entfernten Karmelgebirge versorgte. Durch gezielten Ausbau wurde
Caesarea innerhalb kürzester Zeit eine der
wichtigsten Städte in der damaligen römischen Provinz.
In ihrer Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert
erreichte Caesarea während der oströmischen Herrschaft eine Einwohnerzahl von
deutlich über 36.000 und war ein wichtiger
Flottenstützpunkt. Noch zu dieser Zeit verfügte die Stadt über eine berühmte Bibliothek. Die Bedeutung der Stadt nahm seit der
Eroberung durch die persischen
Sassaniden um 619 und durch die
dauerhafte Besetzung durch die
Araber Mitte des 7. Jahrhunderts
ab. Zunächst wurde der Hafen
noch genutzt. Nach dem 9. Jahrhundert verfiel er jedoch, da einer
Verlandung nicht mehr wirksam
entgegengewirkt wurde, ehe er
von den Kreuzfahrern erneut in
Betrieb genommen wurde. Unter
den Kreuzfahrern erlebte die Stadt
nochmals eine kurze Blütezeit. Die
Kreuzfahrer befestigten sie 1254
erneut, errichteten eine Kathedrale
und legten große Wallanlagen an,
die ebenfalls ausgegraben wurden
und gut erhalten sind. Allerdings
nahm die Kreuzfahrerstadt nur noch einen
Bruchteil der Fläche der antiken Stadt ein.
Trotz der starken Befestigungen
wurde
Caesarea schon 1275
von Sultan Baibars
erobert. Nach der
Eroberung verfiel die
Stadt.
Auf der Rückfahrt
nach Tabgha machen
wir kurz auf dem Berg
der Seligpreisungen
halt, auch wenn uns
zuvor von Jörg Bremer die Illusion genommen wird, daß
Jesus genau an diesem Ort die Bergpredigt gehalten hat. (Die
Bergpredigt ist vielmehr eine redaktionelle Zusammenstellung von Worten Jesu
Christi; der Berg wurde im nachhinein als Ort des Geschehens
bestimmt.)
Zurück auf der Terrasse des Pilgerhauses
wird die nun zu Ende gehende Reise bei
dem einen oder anderen Taybeh-Bier nochmals besprochen. Alle sind sich einig, daß
wir eine sehr erfüllende und unvergeßliche
Woche hatten. Vielen Dank!
Dr. Philipp Kudlich
20
„Johanniter in Jerusalem“
zusammengestellt von Friedrich Jacobi
nach einem Vortrag von Jörg Bremer
Die Geschichte des Johanniterordens ist eng
mit der Entstehung und Ausbreitung des
christlichen Pilgerwesens verbunden. Sie
nahm ihren Ursprung in Jerusalem, der Heiligen Stadt, die für die drei monotheistischen
Weltreligionen stets von so großer religiöser
und politischer Bedeutung war und bis zu
unserer Zeit geblieben ist. Jerusalem, von
dessen wechselvoller, vielfach auch schwieriger Geschichte der Orden fortwährend geprägt war, stellt dabei Ursprung und Zukunft
zugleich dar:
Mit der Entdeckung des Grabes Christi 326
durch Helena, der zum Christentum übergetretenen Mutter des römischen Kaisers Konstantin (306-377), waren die Ursprünge des
christlichen Pilgerwesens begründet. Durch
den von Konstantin angeordneten Bau der
Grabes- und Auferstehungskirche in Jerusalem - in der griechisch-orthodoxen Welt als
„Anastasis“ bezeichnet – wurde mit ihrer
Fertigstellung 335 erstmals ein zentraler
Wallfahrtsort im Heiligen Land geschaffen.
Der Grabeskirche als dem Ort, an welchem
Christus die Sünden der Menschheit übernommen hat, kommt hierbei bis zum heutigen Tage eine besondere Bedeutung zu. Mit
der Geburtskathedrale in Bethlehem und der
Himmelfahrtsbasilika auf dem Ölberg schuf
Konstantin weitere bedeutende christliche
Wallfahrtsstätten. Auf beschwerlichen Reisen von meistens zwei bis drei Jahren Dauer
versuchten die ersten Pilger, neben auferlegter Buße und erhofftem Sündenerlaß Christus an den Orten seines Wirkens und Leidens nahe zu kommen. Im Jahre 333 wurde
erstmals eine Pilgerreise von einem Pilger
aus Bordeaux dokumentiert, auch fromme
Frauen wie Melania oder die Nonne Egeria
(380) entdeckten die heiligen Stätten neu.
Die Zahl der Pilger stieg mit Beginn des 4.
Jhdt. stetig an, Reisen zu den zahlreichen
Kirchen und etwa 170 vornehmlich in der
judäischen Wüste gegründeten Klöstern waren bald fester Bestandteil eines christlichen
Idealbildes. Unter Kaiser Justinian (527-564)
wurde das Pilgerwesen weiter gefördert und
viele kirchliche Bauten erneuert. Dieser
Trend wurde jedoch jäh unterbrochen, als
Jerusalem 614 zunächst nur vorübergehend
21
von den Persern erobert und 638 endgültig
unter muslimische Herrschaft geriet, ein Abebben des Pilgerstroms war die Folge. Der
Bau des Felsendoms (691/692) sowie der Al
Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg (705)
demonstrierten weithin sichtbar die Herrschaft der Araber, verbunden mit der Dominanz des Islams. So wurde der Felsendom,
einst als Ersatz für Mekka geplant, mit einer
ebenso großen Kuppel wie die Grabeskirche
ausgestattet – eine klare Provokation für die
Christenheit.
Erst langsam konnte sich das Pilgerwesen
wieder erholen. So errichtete Karl der Große
797 in Jerusalem ein Hospiz für christliche
Pilger, nachdem ihm zuvor Kalif Harun alRaschid für 200 Jahre zum Schutzherrn der
Grabeskirche ernannt und Flächen in der
Nähe der Basilika überlassen hatte. Ebenso
ist auch die Gründung der Jerusalemer Johanniskirche auf Karl den Großen zurückzuführen, wie auch einer Abtei auf dem Ölberg
sowie eines Frauenklosters beim Heiligen
Grab. Die Zeit unter muslimischer Herrschaft
war für das Pilgerwesen nicht spannungsfrei.
Sie erlebte einen neuen Tiefpunkt, als 1009
Kalif al-Hakim (996-1021) die Grabeskirche,
wie zuvor auch schon von den Persern 614,
erneut zerstören und tausende von Kirchen
plündern ließ. Ebenso wurden alle Pilgerfahrten verboten – Jerusalem drohte endgültig für die Christenheit verloren zu gehen.
Diese Situation änderte sich erst wieder, als
1017 die Christen ihren Grundbesitz
zurückbekamen und ihre Religion wieder
ausüben durften – verbunden mit dem
Beginn eines neuen Pilgerwesens, das nach
den Grausamkeiten al-Hakims vielfach noch
von den „Erzählungen des Schreckens“
gekennzeichnet war. Auch wurde 1048 die
zerstörte Grabeskirche vom byzantinischen
Kaiser Konstantin Monomachus abermals
aufgebaut, eine zentrale Pilgerstätte stand
erneut zur Verfügung.
Viele der europäischen Pilger nahmen auf
ihren Fahrten zum Heiligen Land den Weg
über Amalfi, das sich bald als wichtiger Handelsplatz und Umschlagsort für die Seepassage entwickelte. Hier wurden den Pilgern
Pakete offeriert, die neben dem Schiffstransfer die Begleitung zu den heiligen Stätten
und die Betreuung im Hospiz beinhalteten.
Nachdem die Besitzungen an der Grabeskir-
che sowie auf dem Ölberg wieder den Christen zur Verfügung standen, betrieben wahrscheinlich seit 1071 Kaufleute aus Amalfi
unweit der Grabeskirche ein Hospital für
christliche Pilger. Das Hospital war dem heiligen Johannes dem Täufer, das zugehörige
Benediktinerkloster der heiligen Maria Latina
geweiht. Im Johannes-Hospital wurden 700,
gemäß anderer Quellen bis zu 2.000 kranke
Jerusalempilger gepflegt. Es zeichnete sich
als ein Krankenhaus mit fortschrittlichen Untersuchungsmethoden und einem hohen
Standard aus, so wurden schon damals
Urinbestimmungen durchgeführt, ebenso
waren die Kranken in eigenen Betten auf
frischen Laken gebettet. Das Ziel der Spitalbruderschaft war es, wie von ihrem Leiter
Meister Gerhard definiert, den „Herren Kranken“ zu dienen und ihr Leid erträglicher zu
machen – der Ursprung des Johanniterordens war gelegt. Seine Begleiterin, die
fromme Römerin Agnes, leitete ein Johanniterinnenhospiz. Obwohl die türkischen Seldschuken, die zwischenzeitlich Jerusalem
erobert hatten (1071-1098), alle Christen der
Stadt verwiesen, durften Meister Gerhard
und Agnes bleiben, da ihre Einrichtungen
sowohl Christen als auch Muslimen und Juden offen standen.
Mit dem 4. ökumenischen Konzil 451 und
der darauf folgenden Kirchenspaltung in
West- und Ostkirche begann eine zunächst
schleichende, über die Jahrhunderte zunehmende theologische und auch politische
Entfremdung, die insbesondere in Jerusalem
sichtbar zu Tage trat. Durch die Kaiserkrönung Karls des Großen 800 und seinen Antritt eines imperialen fränkischen Königtums,
das ihn zugleich an die Spitze aller Christen
stellte, fühlte sich Byzanz usurpiert. Die Annäherung Karls des Großen an Kalif Harun
al-Raschid wurde ebenfalls als Provokation
aufgenommen. Politisch geschwächt und
von den Seldschuken bedroht, die bereits
weite Teile des byzantinischen Reiches erobert hatten, bittet Kaiser Alexios I. Komnenos schließlich den Papst um Hilfe. Während
einer Synode in Clermont 1095 ruft Papst
Urban II. Ritter, Bürger, Bauern und Knechte
im Rahmen eines „Heiligen Krieges“ zu den
Waffen und unter das Kreuz („Gott will es“) –
die Einheit des Christentums und die Befreiung der christlichen Stätten waren das Ziel,
ursprünglich jedoch nicht eine eigene Landnahme. Während des ersten Kreuzzugs wird
1096 Konstantinopel erreicht, 1098 Antiocheia befreit und schließlich nach fünfwöchiger Belagerung Jerusalem im Juli 1099 erstürmt und das „christliche Königreich Jerusalem“ errichtet. Das dabei angerichtete
Blutbad, bei dem zeitgenössischen Berichten
zufolge die Kreuzritter teilweise knöcheltief
im Blut wateten, sollte der vermeintlich rituellen Reinigung Jerusalems von den Ungläubigen dienen, was die Kreuzfahrer nicht davon abhielt, im Anschluß in der Grabeskirche
eine Wallfahrt abzuhalten. In den darauf folgenden Jahren erlebte die Grabeskirche
zahlreiche bauliche Veränderungen und Ergänzungen, die – vornehmlich spendenfinanziert aus Europa – 1144 ihren vorläufigen
Abschluß fanden.
Mit Beginn der Kreuzzüge änderten sich
auch die Aufgaben des Hospitaliterordens
der Johanniter: Neben der Versorgung der
Pilger wurde nun auch die Versorgung der
Kreuzfahrer erforderlich. Hierbei ist festzuhalten, daß die Gemeinschaft unter Meister
Gerhard schon Jahre vor Beginn der Kreuzzüge bestand und auch nicht selber an der
Erstürmung Jerusalems beteiligt war – vielmehr konnte sie den Pilgern und Kreuzfahrern als bereits existierendes Hospital dienen. Mit dem päpstlichen Dekret im Jahre
1113 unter Papst Paschalis II. wurde Meister
Gerhard die Selbständigkeit der Bruderschaft garantiert. Unter Raymund de Puy
(1120-1160) gab sich die Bruderschaft eine
eigene Ordensregel, die neben Armut,
Keuschheit und Gehorsam auch die Krankenpflege gebietet und 1153 durch Papst
Eugen III. bestätigt wird, wobei auch das
Recht enthalten war, Steuern einzunehmen.
Durch zahlreiche Schenkungen, u.a. durch
König Balduin I., dem ersten König des von
seinem Bruder Gottfried von Bouillon errichteten „Königreich Jerusalems“, erfährt das
Johanniterhospiz eine Zeit finanzieller Blüte.
Da die Sicherheit der christlichen Einrichtungen nicht mehr garantiert werden konnte,
wurde der junge Orden nach dem Vorbild
des 1119 gegründeten und zum Schutz des
Heiligen Grabes abgestellten Templerordens
mit Billigung Roms um militärische Kompetenzen ergänzt, deren Träger 1182 erstmals
als „Waffenbrüder“ beschrieben werden.
Diese waren zunächst externe Schwertträger, die erst später auch in den Orden aufgenommen wurden. Die Ritterorden der
22
Templer und Johanniter sowie des 1190 bei
der Belagerung Akkos gegründeten Deutschen Ordens stellten dabei eine Verbindung
von Rittertum und mönchisch-asketischer
Lebensweise dar, die in erster Linie der Erreichung christlicher Ideale ausgerichtet war.
Untergliedert in adelige Ritter, Kleriker und
Laienbrüder, oblagen im Johanniterorden
letzteren die Verrichtung militärischer Hilfsdienste und die Pflege der Kranken. Durch
Schenkungen, Steuern sowie erbeuteter
Schätze gelangten die Orden zu beachtlichem Reichtum. Obwohl militärisch aktiv,
verstand sich der Johanniterorden im Gegensatz zu dem Templerorden oder Deutschen Orden nie als militärischer Orden. So
erlaubte König Saladin nach seinem Sieg
über die Christen bei der Schlacht an den
Hörnern von Hattin (1187) und der anschließenden Eroberung Jerusalems dem Johanniterorden, sein Hospital noch für mehrere
Jahre weiter zu betreiben – sowohl Templer
als auch Deutscher Orden mußten die Stadt
unverzüglich verlassen. Erst nach dem Fall
Akkos 1291 und dem Ende der Kreuzzüge
wird der Sitz des Ordens nach Zypern verlegt.
Jerusalem als Ursprung des Johanniterordens ging diesem Jahrhunderte lang verloren. Erst mit der erneuten Eröffnung des
Johanniter-Hospizes 1858 und seiner Verlegung 1866 an den heutigen Standort an der
8. Station der Via Dolorosa ist der Orden
wieder in Jerusalem präsent. Das Hospiz,
auf Weisung König Friedrich Wilhelm IV. als
Unterkunftsstätte deutscher Handwerker
errichtet, hat seine eigentliche Funktion als
Hospital jedoch verloren. Erst durch den
Besuch Kaisers Wilhelm II. und seiner Frau
Auguste Viktoria 1898 in Palästina, bei welchem sie den evangelischen Gemeinden ein
Erholungsheim für Malariakranke sowie ein
Hospiz für christliche Pilger versprachen,
wird der Hospitalgedanke erneut aufgegriffen. Am 22. März 1909, zwei Jahre nach
Grundsteinlegung der Himmelfahrtskirche
und dem Hospiz auf dem Ölberg, richtet das
Kuratorium
der
Auguste-ViktoriaPfingsthausstiftung ein Schreiben an den
Herrenmeister des Johanniterordens, Prinz
Eitel Friedrich von Preußen mit dem Ange-
23
bot, die Stiftung zu übernehmen. Am 8. Juli
1909 faßt das Kapitel des Johanniterordens
den einstimmigen Beschluß, das Hospiz
dem Schutze des Johanniterordens zu unterstellen – wodurch der Orden zum rechtlichen Eigentümer bei gleichzeitiger Kostenübernahme wurde.
Die verstärkte Präsenz des Ordens ging im
Verlauf beider Weltkriege erneut verloren:
1949 eröffnet das Internationale Rote Kreuz
auf dem Gelände des Ölbergs ein Krankenhaus für palästinensische Flüchtlinge, das
1950 dem Lutherischen Weltbund als Treuhänder der Grundstücke und Gebäude übertragen wird – formal ist der Johanniterorden
noch immer Eigentümer. Das Krankenhaus
wird schließlich 1996 umgebaut und spezialisiert sich seitdem auf die Behandlung von
HNO- sowie Krebspatienten – trotz mittlerweile erschwerter Bedingungen für arabische Patienten, aufgrund der israelischen
Einreisebeschränkungen den Ölberg zu erreichen.
Es stellt sich somit die Frage, wie der Johanniterorden mit seiner über 900 jährigen
Geschichte in Jerusalem auch zukünftig im
Sinne der von Meister Gerhard begonnenen
Aufgaben in der Heiligen Stadt wirken kann.
Hierbei könnte neben der bereits erfolgten
Nutzung des Johanniter-Hospizes in der
Altstadt auch ein stärkeres Engagement auf
dem Ölberg bis hin zu einer vollständigen
erneuten Übernahme des Areals nebst
Krankenhaus als Wahrnehmung einer historischen Verpflichtung gelten. Dieser politisch
sensible Prozeß bedarf einer intensiven Vorarbeit und breiten öffentlichen Unterstützung.
Um eine finanzielle Überforderung des Ordens zu vermeiden muß eine sich selbst
tragende wirtschaftliche Einheit geschaffen
werden, welche die ursprünglichen Intentionen Meister Gerhards aufgreift und an die
Erfordernisse der heutigen Zeit adaptiert –
Jerusalem könnte somit wieder stärker in
das Zentrum des Ordens und selbiger auch
in Jerusalem näher an die Fürsorge der Pilger und Kranken rücken.
r
Nachwort des Organisators
Ein Woche JiO Pilgerreise nach Israel,
eine Woche voller Erlebnisse, Erfahrungen, Eindrücke, eine Woche Glaubenserfahrung, Spurensuche und Erschließung
von Wurzeln, sowohl derjenigen unseres
christlichen Glauben als auch derjenigen
unseres Johanniterordens. Eine für alle
deutschen und ungarischen Reiseteilnehmer tief bewegende Woche, die uns unheimlich schnell aus unserem Alltag herausholte, und nach der ein jeder gestärkt
wieder in seinen Alltag zurückkehrte.
naum, Tabgha, Kursi oder Akko. Insbesondere
die Vorstellung, an den Orten zu sein, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat, ist immer
wieder von neuem unfaßbar und doch so erfüllend, daß man es gar nicht beschreiben kann,
man muß es erleben. Dazu zählt sicher auch
das Bad im See Genezareth. Sowohl bei den
Gottesdiensten in Jerusalem als auch bei den
benediktinischen Stundengebeten in Tabgha
kommen wir zur Ruhe, gehen in uns, kommen
zur Ruhe und finden Zeit, das Erlebte neu zu
bedenken und Gott dafür dankbar zu sein.
Die christlichen und johanniterlichen Wurzeln zu erkunden, fesselte einen jeden von
uns. Seien es die Besuche der biblischen
und johanniterlichen Stätten in Jerusalem
mit der Grabes- und Auferstehungskirche,
dem Tempelberg, dem Ölberg, der Via
Dolorosa, die Johanniskirche, das Johanniterhospiz und Auguste Viktoria-Kirche
oder aber die beeindruckenden Begegnungen mit Professor Motzkin anläßlich
eines Vortrages oder Schwester Dielmann
anläßlich der Verleihung des Mount Zion
Preises an das französische Sterbehospiz.
Bei unseren Besichtigungen und Begegnungen werden uns die Vielschichtigkeit
dieses Landes deutlich vor Augen geführt,
insbesondere das Miteinander, das Nebeneinander aber leider auch das Gegeneinander der verschiedenen Religionen
und Konfessionen. Wir erfahren ferner das
für uns neue faszinierenden byzantinische
Verständnis von Ökumene.
Die Fülle und die Vielfalt des Programms, das
Dr. Petra Heldt und RR Dr. Jörg Bremer auch
dieses Jahr für uns ausgesucht hatten, haben
uns schnell aus unserer Alltagswelt herausgeholt und uns tief in diese tolle Erfahrung eintauchen lassen. Beiden gilt auch dieses Jahr
unser aller aufrichtiger Dank für die viele Arbeit
und Mühe, die beide sich bei der Vorbereitung
und der Durchführung dieser Reise gemacht
haben. Wir können uns gar nicht glücklich genug schätzen, nicht mit „konventionellen“ Reiseveranstaltern unterwegs gewesen zu sein,
sondern diese Reiseleiter und Organisatoren
gehabt zu haben. Frau Monika Hazboun sind
wir auch dieses Jahr wieder sehr sehr dankbar
für Ihre Tätigkeit als „unser Reisebüro“.
Auf Schritt und Tritt begegnen wir den
Wurzeln. Immer wieder wurde die Bibel
aufgeschlagen und wurden die Bibelstellen zu den jeweiligen Orten vorgelesen,
die wir passierten, oder es wurde über die
Johanniter an den jeweiligen Orten berichtet. Sei es in Jerusalem, Belvoir, in Kaper-
Unser Dank gilt auch ganz besonders der
Bayerischen Genossenschaft für die ideelle
und finanzielle Unterstützung dieser Reise
sowie Graf Dohna, daß er den Stein für die
erste Reise vor zwei Jahren ins rollen gebracht
hat sowie RR Christian Graf v. Bassewitz für
die Übernahme des Drucks.
ER Dr. Hubertus Nölting
24
Anhang: Israelkarte
Akko
Tabgha
Ceasarea
Jericho
Bethlehem
25
Impressum
Herausgeber und Gesamtherstellung:
Hamburgische Kommende des Johanniterordens e.V.
Jugendarbeit im Orden, Hamburg
c/o Dr. Hubertus Nölting
Harvestehuder Weg 51
20149 Hamburg
Redaktion:
Vincent v. Walcke-Wulffen
(verantwortlich für den Inhalt)
© Sämtliche veröffentlichte Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdrucke – auch auszugsweise –, Aufnahmen in Onlinedienste und ins Internet sowie
Vervielfältigung auf Datenträger bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens e.V.
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vorbehalten.
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Rückseite

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