Klick - Mach den Alten eine Freude!

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Klick - Mach den Alten eine Freude!
Klick - Mach den Alten eine Freude!
von Martin Dusek, Thomas Schertenleib, Felix Stricker
Den Hintergrund dieses Projektes bildete der Kurs Interaction Design Process bei Nicole Foelsterl und
Martin Feuz. Der Kurs erforschte die Fragen und Methoden, welche unteranderem den Kern des IAD
Prozesses ausmachen. Dazu sollte die Technik der Video Szenarios als Prototyping-Methode geübt
werden.
(Videostill aus den Aufnahmen zu den Gesprächen im GZ Wollishofen)
Der erste Schritt war das Finden eines Grundthemas, welches bei uns die Selbstverbesserung war. Die
erste Phase des Projektes bestand aus einer breiten Research. Wir gingen raus und machten Interviews rundum Bewegung, Gesundheit und Selbstverbesserung. Als Ort wählten wir den Eingang der
Sportanlage an der Polyterrasse in Zürich. Wir befragten die Leute quer durch die Altersbandbreite.
Wir erhofften uns durch die Interviews auf Inspiration für unser Projekt zu stossen. Doch die Analyse
der Interviews ergab, dass wir die Methode Interview zu zielgerichtet angewendet hatten. Wir haben
die Leute zu sehr geführt, zu spezifische Fragen gestellt und gingen zu wenig ins Detail, wenn es zu
einem spannenden Thema kam. Das Stichwort hier wäre: Using the five „Why’s“ for digging deep.
Wenn man so vorgeht, wie wir es getan haben, driftet die Research in Market Research ab, was in
diesem Fall langweilig war, da es keine Breite an Inspiration generiert und uns den Kontext kaum
verstehen lässt. Ein Fehler war auch, dass wir den Befragten bereits im Voraus mitgeteilt hatten, was
unser grobes Vorhaben war. Uns schwebte etwas wie eine Smartphone-Applikation vor.
Durch ein Brainstorming, bei dem wir nochmals alles offen gelassen haben, und durch die Hypothese,
welche durch die ersten Interviews gestützt wurde, dass auch bei älteren Personen die Verbesserung
ein grosses Thema ist, haben wir uns darauf geeinigt, dass Überthema „Verbesserung im Alter“ zu
nehmen.
Nachdem das grundlegende Thema feststand,
stellten wir uns die Frage, wie es wohl bei älteren Leuten aussieht. Unter den Befragten vor der
Sportanlage waren auch Leute in bisschen höherem Alter (um die 50 Jahre), welche sich - in diesem Fall in Sachen Gesundheit und Fitness - stets
verbessern wollten. Uns interessierte, wie Leute,
die nochmals 10 - 20 Jahre älter sind, zum Thema
Selbstverbesserung denken. Damit hatten wir eine
Zielgruppe definiert, was ein Fortschritt zu den
letzten Interviews war, bei denen wir quer durch
die Alters-/ Berufs-/ Fitness- und Herkunftsbandbreite Leute befragt haben.
Wir wählten wiederum die Methode der Befragung bzw. des Interviews. Da wir uns von dieser
Methode erhofften, durch das Gespräch den
Kontext, in dem die Senioren leben, zu verstehen.
Doch diesmal wollten wir den Fragenkatalog nicht
so eng und strikt durchziehen. Dieses Mal zielten
wir weniger auf ein Interview hinaus, sondern
viel mehr auf ein Gespräch. Das Risiko dabei war,
dass wir eine sehr offene Fragestellung hatten und
kaum eine Themenbeschränkung vorhanden war
und das Gespräch so vielleicht zu sehr abschweifen
könnte und aus dem Gespräch nichts Handfestes,
Inspirierendes herausziehen war. Zu diesem Teil der
Research fanden zwei Interviews übers Wochenende statt: eines mit Frau Haerter, das zweite mit
Frau Rost.
(erste Interviews bei der Polyterrasse, ASVZ)
Daneben gaben wir Liliana Haerter die Aufgabe sich im Alltag mit dem Handy selber zu filmen. Der
Fokus war da auch sehr offen. Die Erwartung und Hoffnung war, dass wir so auf einen grünen Zweig
kamen und vor allem auch visuelles Material und Daten sammeln konnten. Das Ergebnis war eher
ernüchternd. Die Videos zeigten Frau Haerter in alltäglichen Situationen, welche Wege sie geht,
wo sie einkauft. Doch es ist schwer einen inspirierenden Punkt oder Thema für ein Weiterarbeiten
herauszufiltern. Diese Methode ist sicher interessant, wenn man die Versuchspersonen besser, d.h.
einschränkender brieft. Mit genauerer Aufgabenbeschreibung ist mit dieser Methode sicher einiges
herauszuholen. Man müsste den Personen exakt auftragen, welche Situationen sie zu filmen und
dokumentieren haben.
Wo gibt es alte Menschen? Genau, in Altersheimen. Parallel zu den Video-Interviews am Wochenende
vereinbarten wir daher Termine in zwei verschiedenen Altersheimen, denn ohne Termin wäre es nicht
möglich gewesen, mit Leuten aus den Heimen zu sprechen. Da planten wir dieselbe Methode wie bei
den Wochenend-Interviews zu verwenden, mit demselben Fragenkatalog. Ziel war es immer noch,
den Kontext in dem Senioren in der Stadt Zürich leben zu verstehen; mit Fokus auf der Selbst-Verbesserung.
Die Gespräche fanden anschliessend wie geplant in den zwei Altersheimen statt. Im Vergleich zu
den ersten Interviews ergaben diese viel mehr fruchtbares Material für ein produktives Weiterfahren
im Projekt. Dies hing auch damit zusammen, dass wir bei diesem Anlauf zusätzlich zu den normalen
Interviews bei einem unserer Gesprächspartner (Viktor Maier) eine Mischung der Methoden Interview
und Shadowing angewendet haben. Herr Maier führte uns und unserer Kamera so direkt in seine
Welt und konnte uns auf diese Art sehr direkt und ungefiltert seine Probleme kommunizieren. Wir
analysierten die Gespräch mit den Senioren mithilfe von Cards, auf denen wir spannende Aussagen
und den dazugehörigen Timecode notierten. Mit dieser Methode fanden wir schliesslich drei potentielle Themen, die scheinbar bei allen befragten Personen zur Sprache kamen: Bewegen und Laufen,
Durchmischung von Alt und Jung, Erinnerungen und Geschichten Erzählen.
Zu diesen drei Themen machten wir via Paper Probes und Brain Storming je drei Storyboards. Uns
schien die Methode hier ein wenig unangebracht. Die Storyboards waren unserer Meinung nach zu
früh angesetzt im Prozess. Wir hätten zu diesem Zeitpunkt eher nochmals Research machen wollen.
Doch die Zeit drängte und wir entschieden uns über die Storyboards und die vorhandenen Problemstellungen für das Thema der Durchmischung von Jung und Alt. Dieses interessierte uns schlichtweg
am meisten. Der Standort Alterszentrum Klus Park bot ideale Bedingungen für unser Projekt. Im geräumigen Park direkt vor dem Alterszentrum waren oft Mütter, Väter und Kindergärtner mit Kindern
(meistens zwischen 3-7 Jahren) unterwegs.
(eines der Storyboards zum Thema Durchmischung von Jung und Alt)
Die Phase, in welcher wir Culture Probes verwenden und ausprobieren sollten, wurde in unserem Prozess ein wenig erschwert und schliesslich verkürzt. Nach den Vorbereitungen zu den Culture Probes
zum Thema der Altersdurchmischung, bekamen wir keine Erlaubnis für unser Arbeiten mit den Alten
und Jungen Leuten im Park. Das warf uns ein wenig zurück im Zeitplan. Doch wir schrieben noch am
selben Tag ein Gesuch für die finalen Dreharbeiten an die Leiterin des Alterszentrums, damit wir wenigstens diese sicher im Klus Park machen konnten. Auf der einen Seite waren wir im ersten Moment
sehr enttäuscht, dass wir die Probes nicht ohne Bewilligung machen konnten, da wir aber sowieso
noch im Altersheim waren, haben wir die Situation genutzt uns noch einmal mit Herr Maier treffen.
Dadurch konnten wir trotzdem noch einmal Research betreiben, was uns in Bezug auf das finale
Projekt sehr zu Hilfe kam. Herr Maier schilderte uns nämlich, was es denn genau bedeutet, dass der
Sandkasten von der Distanz her jetzt so weit weg ist. Er erzählte uns, dass er es immer sehr schätzte
den Kindern beim spielen vom Sitzplatz in Altersheim zuzuschauen. Das könne er nun nicht mehr und
da auch viele im Alter nicht mehr so gut laufen könnten, wäre es auch eine frage der körperlichen
Fitness, extra zum Sandkasten runter zu laufen um mit jemandem Kontakt aufzunehmen oder den
Kindern beim spielen zuzuschauen. Mit diesem Statement wurde unsere Idee der Fotowand nicht nur
noch einmal bestätigt, sonder bekam auf einen Schlag einen realen Nutzen. Mit unseren Ideen und
Fragen gingen wir parallel in Gemeinschaftszentren, wo wir uns erhofften, mehr über das Verhalten
von Kindern und ihren Müttern zu erfahren. Dabei gaben wir den Kindern gelegentlich auch ein iPad
in die Hand. Der Grund dafür wird ersichtlich, wenn man das finale Video sieht. Es ging dabei darum,
ob Kinder in so jungem Alter fähig sind, sich selber oder ihre Umgebung zu fotografieren bzw. filmen.
Durch diese Tests in den Gemeinschaftszentren haben wir so doch noch unsere Culture Probes durchführen können, einfach nicht am „richtigen“ Ort, was aber kein grösseres Problem war.
Die letzte Projektphase war die Kommunikation. Die meisten Probleme und Entscheidungen waren
in dieser Phase technischer Natur und wir denken nicht, dass solche Informationen sehr interessant
für die Dokumentation sind. Wir haben uns für die gestellte Reportage entschieden, weil unser erstes
Drehbuch, welches eine klassische Produktvorstellung war, zu langweilig wirkte und die Fake-Reportage mehr Witz und Spannung brachte.
Da einer in unserer Gruppe schon die ein oder andere Erfahrung in einer normalen Filmproduktion
sammeln konnte, fanden wir es sehr spannend für einmal nicht strikt einem Drehbuch folgen zu können. Während der Dreharbeiten ging es deswegen vor allem darum im Richtigen Moment das Richtige
vor die Linse zu bekommen und dabei immer im Hinterkopf zu behalten, dass wir uns an de 5-Shot
Coverage halten müssen. Auch das wir mit alten Leuten und kleinen Kindern gearbeitet hatten hatte
zur Folge, dass wir nicht jede Szene haarklein durchspielen konnten. Einem älteren Herr eine vorgefertigten Monolog vor die Nase zu setzen wäre da sicher die falsche Herangehensweise. Vielmehr
mussten wir im richtigen Moment die richtigen Impulse in die gegebene Situation einbringen und das
Ergebnis mit der Kamera aufnehmen. Wir werden hierzu nicht viel mehr sagen, ausser dass die Kinder bei Ankunft am Set ohne Anweisung von unserer Seite als ersten gleich die kindgerechte Kamera
von unserer vorher installierten Kamerastation genommen hatten und anfingen damit zu spielen. Das
Konzept scheint zu funktionieren! Viel Spass mit der Fotowand und Kamerastation!