«Daheim ist hier – das Herz ist vielleicht in Italien»

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«Daheim ist hier – das Herz ist vielleicht in Italien»
«Daheim ist hier – das Herz ist vielleicht in Italien»
Alexandra Filomena Molinaro
Die Italienerinnen und Italiener verzeichnen schon lange nicht mehr die
grössten jährlichen Zuwanderungszahlen, stellen aber nach wie vor die stärkste
Ausländergruppe in der Schweiz. Die Bachelorarbeit setzt sich spezifisch
mit der aktuellen Lebenssituation der ehemaligen italienischen «Gastarbeiter»
auseinander. Antworten auf die folgende Hauptfragestellung sollen ge­
wonnen werden:
Wie sieht die aktuelle Lebenssituation ehemaliger italienischer «Gastarbeiter»
in der Schweiz aus?
Der theoretische Teil beinhaltet die Grundlagen zum Themenfeld der italieni­
schen Einwanderung in die Schweiz. Dabei wird unter anderem aufgezeigt,
wie klassische Migrationstheorien die Wanderung als eine ein- oder zweimalige
Ortsveränderung darstellen, diese hingegen in neueren Ansätzen als Prozess
verstanden werden. Mit dem Modell der «Push- und Pull-Faktoren» wird
weiter ein Erklärungsansatz für Migrationsgründe behandelt. Zudem geht
der Theorieteil auf das Saisonnierstatut, ein zentrales Element der einstmali­
gen Migrationspolitik, ein. Alle Interviewpartner waren davon betroffen.
Aus der Auseinandersetzung mit der Theorie ergeben sich folgende For­
schungsfragen:
1.Welche Bedeutung hat die Migration für die ehemaligen «Gastarbeiter»
heute?
2.Hat das Saisonnierstatut Auswirkungen auf das jetzige Leben
der ­ehe­maligen italienischen «Gastarbeiter»?
3.Was sind die Gründe, dass die ehemaligen «Gastarbeiter» nicht ­
remigriert sind?
Der empirische Teil beruht auf drei narrativen Interviews, welche mit ehe­
maligen italienischen «Gastarbeitern» gemacht wurden. Sie reisten alle vor
über dreissig Jahren in die Schweiz ein.
Zur ersten Frage ergaben die narrativen Interviews, dass der Migration heute
vor allem eine Bedeutung in Bezug auf den beruflichen Werdegang beige­
messen wird und insbesondere einzelne Elemente, wie das Einreisedatum
oder die Grenzkontrolle präsent in Erinnerung blieben. Auch das Saisonnier­
statut blieb in Erinnerung, es hat jedoch keine direkten Auswirkungen auf
das Leben der ehemaligen italienischen «Gastarbeiter» heute und sie erachten
dieses rückblickend als gut. Vielmehr wird hervorgehoben, dass die Gesetze
und Regeln der Schweiz heute im Vergleich zu früher weniger streng sind.
Schliesslich zeigten die Interviews auf, dass aufgrund der lange Aufenthalts­
dauer sowie der erfolgreichen Integration für die ehemaligen italienischen
«Gastarbeiter» zahlreiche Gründe (z.B. die Kinder, Wohneigentum) für das
Verbleiben in der Schweiz resultieren. Mit Italien verbindet sie heute weniger
als zum Zeitpunkt ihrer Migration.
Die ehemaligen italienischen «Gastarbeiter» haben heute ihr Leben in
der Schweiz, fühlen sich wohl und integriert. Eine Rückkehr ist nur für Ferien
denkbar. Es stellt sich die Frage, inwiefern die Resultate übereinstimmen
würden, wenn man dieselbe Untersuchung mit einer anderen Ausländer­
gruppe machen würde.
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