Ein surreales Gesamtkunstwerk

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Ein surreales Gesamtkunstwerk
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Legendäre Hotels: Le Negresco
Ein surreales Gesamtkunstwerk
Es als luxuriöses Grand Hotel zu beschreiben, wäre zu kurz gegriffen. In den mehr als
hundert Jahren seines Bestehens wurde es zum Mythos und durch die heutige Besitzerin, Kunstsammlerin Jeanne Augier, zu einem Gesamtkunstwerk. Das „Le Negresco“
ist eine Sehenswürdigkeit, die sich selbst genügt und weiterhin Geschichte schreibt.
Salon Versailles
Die Geschichte beginnt…
Henry Negresco hatte einen Traum. Er
wollte das luxuriöseste und schönste
Hotel an der Cote d’Azur betreiben. Mit
einigen weitsichtigen Finanziers setze
er seine Vision um, und eröffnete den
Prachtbau im Belle Époque Stil am 8.
Jänner 1913. Das „Negresco“ wurde
umgehend zum Erfolg und erfreute sich
über glamouröse Gäste, darunter zahlreiche Staatsoberhäupter, Geldadelige
und berühmte Künstler. Als ein Jahr
nach der Eröffnung der 1. Weltkrieg
ausbrach, geriet die noble Bleibe allerdings in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde zum Krankenhaus umfunktioniert. Im Jahre 1957 erwarb
eine aus Nizza stammende Familie namens Augier das Haus und gab ihm seinen internationalen Ruf zurück. Mehr
noch, das „Negresco“ sollte zu einem
Mythos werden.
Glamouröse Gästeschaft…
Sophia Loren, Frank Sinatra, Marlene
Dietrich, Walt Disney, James Dean, Herbie Hancock, Paul McCartney, Jean Cocteau, Montserrat Caballé, die Beatles,
Pablo Picasso, Salvador Dali, Fürstin
Gracia Patricia von Monaco, Elton John,
und so weiter und so fort. Weniger Aufwand wäre es, eine Liste mit Berühmtheiten anzulegen, welche noch nicht im
„Negresco“ gewohnt oder sich mit standesgemäßen Sonderwünschen verewigt
haben. Michael Jackson zum Beispiel
ließ sich einen eigenen Tanzraum einrichten.
Helene Seropian, die Presse-Managerin,
trifft uns in der altehrwürdigen Hotelbar. Noch immer ist diese in der Originalausstattung von 1913 erhalten, ihre
Wände zieren Tapeten aus dem 17. Jahrhundert. Bei Livemusik und einem Cocktail überkommt einen gut und gerne das
Gefühl, das jeden Moment Frank Sinatra bei der Tür hereinspazieren könnte.
Die „Relais Bar“ war über Jahrzehnte
immer wieder Ort für glamouröse Partys
oder Eskapaden von Hollywood-Stars.
Richard Burton soll zum Beispiel nach
mehreren Drinks den Smaragdschmuck
von Liz Taylor an der Theke vergessen
haben. „Klar, das Negresco lebt von seiner Geschichte. Viele unserer Gäste erfüllen sich mit einem Aufenthalt bei uns
einen Traum, sie kommen von überall
aus der Welt und betrachten das Haus
als Sehenswürdigkeit, die sie einmal im
Leben erlebt haben wollen. Wichtig ist
es uns jedoch, dass die Geschichte des
Hotels weitergeht, wir leben nicht in
der Vergangenheit. Und schon gar nicht
davon, welche Stars schon bei uns zu
Gast waren. Im Negresco ist jeder Gast
ein Star“, so Seropian.
Das Hotel zählt zu den letzten großen
Grand Hotels der Welt, das sich noch in
Privatbesitz befindet und nicht Teil einer großen, internationalen Kette ist.
Daran wird sich auch in den nächsten
hundert Jahren nichts ändern. Auch
wenn Madame Augier keine Kinder hat,
Henry Negresco
sind bereits Vorkehrungen getroffen. Es
wurde eine Stiftung gegründet, die ihr
„Baby“ weiterführen wird und zugleich
sicherstellt, dass es nicht verkauft werden darf.
Nizza kann warten
Rechtzeitig zum 100-jährigen Jubiläum
im Jahre 2013 wurden aufwändige Renovierungsarbeiten fertiggestellt. Den
Charme der Belle Époque hat man dem
Hotel dabei nicht genommen. Im Gegenteil. Alles ist so, „wie es immer war“
und konzipiert, den Gästen einen nahezu surrealen Aufenthalt zu bieten. Jedes Zimmer ist in seiner Ausstattung ein
„Einzelstück“ und trägt die Handschrift
der Hausherrin. Für das Frühstück und
unkomplizierte Mahlzeiten im Brasserie-Style steht das „Rotonde“ parat. Ein
Restaurant, das als original Karussell
aus dem 18. Jahrhundert mit Holzpferden und bonbonfarbenen Sitzbezügen
und Tapeten aufgemacht ist. Schwer in
Worte zu fassen, aber ein Erlebnis. Am
Weg dorthin durchquert man den Salon
Royal mit seiner königlichen Glaskuppel und zahlreichen Kunstwerken, dem
Herzstück des Hotels. Auf zwei-SterneNiveau wird im international angesehen „Le Chantecler“ unter der Leitung
von Jean-Denis Rieubland aufgetischt.
Im Grunde sind alle Voraussetzungen
erfüllt, das Hotel während eines NizzaAufenthalts nicht zu verlassen, außer
vielleicht für einen Abstecher an den
Strand. Aber der liegt ja ohnehin vor
der Haustür. Nizza kann warten. SZ www.hotel-negresco-nice.com
Louis Armstrong
Marlene Dietrich
Le Rotonde
Napoleon Suite
Fotos: Negresco
Entlang der „Promenade des Anglais“,
der mondänen Uferpromenade Nizzas,
sieht man es schon von weitem. Vor
allem die auffällige, pinkfarbene Kuppel des Hotels sticht ins Auge. Gerüchte besagen, dass diese von Gustav
Eiffel konstruiert sein soll, als Modell
diente ihm der Busen seiner Geliebten. Ein illustrer Gedanke. Auch deswegen, weil die Kuppel zugleich das
Büro der über 90-jährigen Besitzerin
des Hotels ist. Über Jahrzehnte hinweg machte Jeanne Augier aus ihrem
„Baby“ nicht nur das legendärste Hotel an der Cote d’Azur, sondern zugleich das außergewöhnlichste Privatmuseum Nizzas. Die leidenschaftliche
Kunstsammlerin beherbergte einige
der berühmtesten Künstler aller Zeiten, wie Pablo Picasso oder Salvador
Dali, pflegte Freundschaften mit ihnen und kaufte ihre Bilder. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Kunstsammlung mit über 6.000 Werken, die
für Gäste auf den fünf Etagen des Hotels zu bestaunen ist. Einer der Prunkstücke befindet sich im „VersaillesRaum“ im Anschluss an die Rezeption:
ein riesiges Originalportrait von Louis
XV. Insgesamt gibt es davon drei Stück
– eines ist im Louvre zu sehen, eines
im Schloss Versailles und das dritte im
Hotel von Madame Augier. Die Liebe
der Hotelbesitzerin zum Historischen,
vor allem zu den Zeiten von Louis XV.,
Marie Louis oder Napoleon Bonaparte
lassen den Besuch des Hotels zu einer
Zeitreise in die Vergangenheit werden. Schon beim Eingang erhält man
einen ersten Vorgeschmack. Der Portier öffnet die Flügeltür im napoleonischen Reiterkostüm. Mit dem ersten
Schritt in die Lobby betritt man dann
eine andere Welt, in der stilvolle Dekadenz den Ton angibt.
Retail Bar
Retail Bar
Salon Royal

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