Mai 2007

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Mai 2007
an.schläge05/2007
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN mai
thema
GAG
Feminismus und Humor:
keine Lachnummer
politik
G8
Eine Lachnummer: Schiffe
versenken beim Gipfel
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
an.schläge
an.spruch
Endlos
Reinheitsschwüre oder Entjungferungsservice – Ehre an das Hymen
05
G8.Gipfel
G8 am Meer
Schiffe versenken gegen die Deutungshoheiten in Heiligendamm
08
uni.öh.wahl
Besser wählen
Überhaupt nicht kamerascheu: Die beiden Spitzenkandidatinnen
10
interview.shafak
Wir haben kein Gedächtnis
thema
forum
In der Redaktion war es zuletzt leider nicht ganz
so lustig wie gewohnt. Vielleicht wollten wir auch
deshalb wissen, was es für Feministinnen denn
so alles zu lachen gibt und haben uns diesmal für
das Thema Feminismus & Humor entschieden.
Entgegen fieser, weit verbreiteter, aber gänzlich
haltloser Vorurteile ist es schier unerschöpflich.
Es hat den vierseitigen Rahmen völlig gesprengt
– acht Seiten voller sarkastischer, sprachwitziger
und saukomischer Statements sind es geworden.
Eine Zusammenfassung der Podiumsdiskussion
zur gleichnamigen Veranstaltung, die wir gemeinsam mit dem Wiener Frauencafé im April
organisiert haben, findet sich ab S. 16 – plus feministischem Rätselspaß!
Damit nicht genug, zieht sich weiblicher
Witz durchs gesamte aktuelle Heft: Das verlängerte Forum Wissenschaft ist ein Interview mit
der Sprachwissenschaftlerin und Humorforscherin Helga Kotthoff, die u. a. über die Geschlechtsspezifik von Komik und die Unwahrscheinlichkeit
einer Mrs. Bean spricht. (ab S. 21) Bei der Frauenfrühlingsuni gab es nicht nur Lachyoga, sondern
zum Abschluss auch eine „Lachdemo“. Irmi Wutscher hat die Organisatorinnen befragt. (S. 7) Mieze Medusa erzählt Kerstin Kellermann, was das
Lachen der Medusa mit ihrer Musik zu tun hat
(ab S. 34) und was der G8-Gipfel mit Badespaß, erklärt Juliane Schumacher. ( S. 8) Ein Beispiel für
miesen männlichen Humor gibt Saskya Rudigier
im Kommentar (S. 5) und eine witzige Heldin gibt
es in der lesbischen Comedy-Serie Sugar Rush.
(S. 42)
14
an.sage
Mayday
Bürokraten Auflauf oder St. Precarius Torte? Mit oder ohne Arbeit?
24
feminismus.humor
Guilty pleasure
Humor als Überlebensstrategie, als Ausweitung der Kampfzone, als ...
16
forum.wissenschaft
Das Gelächter der Geschlechter
Humorforscherin Helga Kotthof über dreckige Witze und Aha-Effekte
21
liebe.global
arbeit
auf.takt
politik
Der Schriftstellerin droht die „Verunglimpfung des Türkentums”
Liebe auf meinem Planeten
Die Globalisierung hält auch in Liebesbeziehungen Einzug
28
rationales.herzgeflatter
„Gefühle sind im Hirn!”
Eine Tagung widmete sich der Gefühlsdebatte und ihren Konstruktionen
32
medusas.beats
„Ich liebe unreine Reime”
Wie funktioniert HipHop? Mieze Medusa erklärt ihre Spielregeln
34
do.it.yourself
Emanzipation im Eigenbau
„Wir machen es uns selbst! Feministische Strategien der D.I.Y.-Kultur”
36
an.klang
Superstar, you are
Halsbrecherisch schnelle Rhymes gemixt mit hochprozentigen Shots
38
lese.zeichen
Aus der Norm kippen
Brigitte Schwaigers Rausfall aus dem Normalsein – „Fallen lassen”
39
kultur
ge.sehen
Fun with Feminism!
Eure an.schläge-Redakteurinnen
Though Sugar
Die Comedy-Serie Sugar Rush mit Witz und Queer-Sex
42
an.uns
an.schläge
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Leipzig
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: [email protected],
[email protected], www.anschlaege.at
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra
Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya
Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,
Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination), Jenny Unger/jung
Inserate: Michèle Thoma, [email protected]
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Andrea Auerbach/AndA, Gabi Horak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Kathrin Kofler, Ladyfest
Wien, Lisi Schleicher/liS, Juliane Schumacher, Jutta Sommerbauer, Soho in Ottakring, Eveline Thriene, Bärbel
Traunsteiner, Irmi Wutscher/trude, Andrea Zutz/Anzu
an.sage: Mag Wompel und Margit Schaupp
heim.spiel: Eva Steinheimer
lesben.nest: Jenny Unger
ge.sehen: Jenny Unger
an.klang: Vina Yun
plus.minus: Eva Steinheimer
Cartoon: Nicole Prokesch
Unsere Werbung: Nana Swiczinsky alias sawanni
Cover: Karin Aue
Fotos: an.schläge-Archiv, Karin Aue, Magdalena Blaszczuk,
Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion, Frauenhetz,
guerilla girls, Christian Haake, Gabi Horak, Image-Shift,
Inge Kanakaris-Wirtl, Jens Kastner, Jule Kruschke, Lisa
Max, Jessica McLeod, ÖH, Radikales Nähkränzchen,
Secreta-Sammlung, Jutta Sommerbauer
Layout: Lea Susemichel
Druck: Tiskarna Druck, Wien
© an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
ISSN 1993-3002
04 an.schläge mai 2007
Fo t o : J e n s Ka s t n e r
an.schläge werden gefördert von:
Saskya Rudigier
Endlos
Eigentlich wollte ich über Arbeit, die Arbeit an sich
schreiben. Über „kein Staat, kein Gott, keine Arbeit,
kein Geld – Mein Zuhause ist die Welt“ sinnieren.
Eventuell. Aber lieber schreibe ich über das Ende.
Wann endet der Lärm dieser Rasenmäher frühmorgens? Dann, wenn der Rasen fertig gemäht ist.
Das Ende also kommt dann, wenn die Sache fertig ist,
die Zeit abgelaufen? Und wann beenden wir eine Liebe, begraben eine Hoffnung, entledigen uns eines Lasters, stehen
anders zu Dingen, Menschen, kündigen ein Abo, verlieren
das Interesse an Tierchen, Bezugspersonen, der Arbeit, dem
Engagement, politischen Ansichten, der Eroberung des einstigen Glückfaktors, ...
Und plötzlich wieder Stille, der Rasenmäher ruhig, die Vögel zu hören. Aber nein, der Trimmer für die grashalmfreien
Gehsteigkanten wird angeworfen – es ist noch nicht vorbei.
Ab welchem Zeitpunkt scheint eine Einstellung nicht
mehr zu einer/m zu passen? Welche Faktoren bedingen diesen Prozess? Und ab welchem Zeitpunkt wird das vermeintliche Ende registriert? Wie lange bleiben Einsichten verwehrt, weil das „sich trennen“ lange nicht gewollt, vermieden und – als beste aller Methoden – aufgeschoben wird?
Und wenn das Ende dann endlich da ist, ist es dann ein
unvermeidliches Ende, ein Ende in Etappen, eines mit Rückfallsansinnen oder Nichtakzeptanz, eine erlösende Befreiung, ein Verlust?
Ich sehe schon, so komme ich nicht weiter. Wie gut, dass
ich mich gerade ungeheuer über ein inszeniertes „Ende“
aufregen kann. Eines, das in manchen Kulturen damit
gleichgesetzt wird, eine „richtige“ Frau zu werden. In anderen Kulturen, immer häufiger auch in der fundamentalchristlich amerikanischen ( ja, es gibt Reinheitsevents, auf
denen die Töchter mit ca. zehn Jahren ihren Vätern feierlich
geloben, erst Sex in der Ehe zuzulassen), mit großem Bedacht, großem Aufwand, großem Gebrüll verteidigt wird.
Der Akt der Defloration also, um den es hier geht, der Übergang eines Mädchens/einer Frau mit unversehrten Hymen
in ein Leben ohne es.
Vier lustige Jungs, ihrer Selbstbeschreibung nach auch
noch hübsch, zwei davon sogar Antialkoholiker – brav
Johann-Schorle statt Bier schlürfend – diese Jungs hatten eine Idee. Eine besonders gute, ihrer Meinung nach. Und die
gefällt auch all jenen, die ihren überschwänglichen LachSenf (lol) dazu auf der Homepage des Vierergespanns hinterlassen haben. „ihr habt den humor, den einerseits emanzen verteufeln werden, der andererseits immer rarer wird,
bei all dem bruhaha lachschmarrn der gegenwart,“ ist Heimo Raab aus Klagenfurt überzeugt. Über ein „wenig Humor“ sollten die Besucherinnen schon verfügen, warnen die
Humorvollen im Impressum.
„Noch Jungfrau? Ärgern Sie Ihre Freundinnen, weil Sie
es noch nicht geschafft haben? Haben Sie Angst vor diesem
Schritt? (...) Kommen Sie zu uns! Es ist in der heutigen Zeit
nicht mehr modern als Jungfrau in die Ehe zu gehen. Wir
von Deflorateur sind alle Profis ins unserem Fach. Wir bieten
schmerzfreie, einfühlsame und perfekte Defloration (Entjungferung).“
Wow, was für eine Marktlücke! Klar, es werden nur
Frauen mit natürlichen Jungfernhäutchen und Damen unter vierzig Jahren defloriert. Schön auch, dass Mädchen
zwischen 18-22 bei einem Körpergewicht bis siebzig Kilogramm kostenlos „behandelt“ werden. Einem „Mädchen“
ab 28 Jahren muss es da schon fünfzig Euro plus den Aufpreis von zwanzig Euro für das romantische Blümchendesign (Deflo Soft) wert sein, um endlich dazuzugehören. Auf
der informativen Preislistenseite steht auch, dass „Verhütung (Kondom) bei erstmaligen Deflorationen nicht notwendig“ ist, ansonsten sind fünf imaginative Euro zu berappen. Besonders korrekt auch das Angebot „Girl on Girl
Entjungferung“, selbstverständlich nicht ohne die Anwesenheit der männlichen Kollegen, wegen der Qualitätssicherung, na klar! Auf Wunsch darf sich die nun endlich Beglückte das lebenswichtige Spektakel auf Video mit nach
Hause nehmen. An der Entstehung dieser unglaublichen
Serviceleistung für den Humor soll auch eine Frau beteiligt
gewesen sein.
Wer glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid, ihr beschissenen,
vertrottelten Würstchen! Habt ihr denn nichts Besseres zu
tun, sonst nichts zu lachen? Gebt endlich Ruhe, so wie der
Trimmer jetzt auch!
❚
mai 2007 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : G a b i H o ra k
teressierten Männer – jederzeit in der Frauenbuchhandlung willkommen, wo von feministischer Theorie und Belletristik über Kinderbücher
bis zu Biografien und Lesbenkrimis alles zu finden ist, was das Leseherz
begehrt. GaH
Frauenzimmer, 1070 Wien, Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, [email protected], www.frauenzimmer.at,
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18:30, Do -20:00, Sa 10-17:00
rot-schwarz
Budget für Frauenagenden
jubiläum
30 Jahre Frauenzimmer
Es war 1977 und die zweite Frauenbewegung in Österreich steckte in
ihren Kinderschuhen.
In diesem Jahr öffnete die erste und sehr lange Zeit einzige Frauenbuchhandlung Österreichs in Wien ihre Türen – nicht nur eine Buchhandlung, sondern auch ein Ort der Begegnung für Frauen und Lesben.
Neben dem Verkauf von Büchern sieht das „Frauenzimmer“ seine Aufgaben auch in der Information sowie Organisation von Veranstaltungen,
etwa Lesungen aus Neuerscheinungen von Autorinnen. Aus diesen Aktivitäten hat sich 1986 der Verein Freundinnen der Buchhandlung Frauenzimmer entwickelt, der sich unter anderem die „Förderung feministischer Literatur und Kultur“ zur Aufgabe gemacht hat. Das Frauenzimmer gibt auch (in Kooperation mit den an.schlägen) die feministische
Rezensionszeitschrift „WeiberDiwan“ heraus, die für Feministinnen im
ganzen Land zur unersetzbaren Informationsquelle bezüglich neuer
frauenspezifischer Literatur geworden ist. Neben Subventionen finanziert sich der Verein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Frauen können unterstützendes Mitglied (von sieben bis 14 Euro im Jahr) werden,
dafür erhalten sie eine schriftliche Einladung mit Informationen über
Veranstaltungen. Außerdem sind sie – so wie alle Frauen/Lesben und in-
Ende März waren die Budgetverhandlungen der rot-schwarzen Koalition
abgeschlossen. Dem Frauenministerium wurden dabei knapp über acht
Millionen Euro zugesagt. Frauenministerin Bures betonte in diesem Zusammenhang in einer Pressekonferenz, dass dies aber nicht alles sei,
sondern dass die „Frauensache“ auch in anderen Budgets und Ministerien verankert werden müsse, etwa im Arbeits-, Familien- und Gesundheitsbereich. Oberste Priorität hat für die Frauenministerin im Jahr 2007
die Gewaltprävention. Die Interventionsstellen gegen Gewalt bekommen mehr Geld, um eine flächendeckende Versorgung (wieder) sicherstellen zu können. Diese Maßnahme ist ein Beitrag der Bundesregierung zur heurigen Kampagne des Europarats, die sich der Bekämpfung
von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt widmet. trude
n i e d e r ö s te r r e i c h
Rosa Mayreder Preis
Den jährlich von den Grünen Niederösterreich vergebenen Rosa Mayreder Preis – mit insgesamt 3.000 Euro dotiert – teilen sich dieses Jahr vier
Fraueninitiativen: Die Frauenberatungsstelle Wendepunkt in Wiener
Neustadt und der Verein „FunkundKüste“ in Krems bekommen je 1.000
„im Auftrag der Bezirksverwaltung“
Überwachungskameras sind momentan eine beliebte Antwort auf Probleme verschiedenster Art im öffentlichen Raum. So auch
am Rudolfsplatz in der Wiener City; überwacht wird hier ein Kinderspielplatz. Oder
auch nicht, denn die Kameras sind (noch)
Attrappen. Eine engagierte BürgerInnengruppe aus dem Umfeld des Kindercafés
Lolligo fand diese Entwicklung besorgniserregend und startete eine Unterschriftenkampagne. Die Folgen: Endlich eine Diskussion, aber auch zunehmende Kontrollen des
Kindercafés durch die Polizei, lt. deren Auskunft „im Auftrag der Bezirksverwaltung“.
06 an.schläge mai 2007
österlich
klösterlich
Schwerpunktthema
Dauerthema
Die Salzburger Nachrichten gaben der Wochenendbeilage der Osternummer einen
feministischen Schwerpunkt. Bemerkenswert
ist einerseits die Wahl des Termins, ein langes
Wochenende, an dem es viel Zeit gibt, diese
auch zu lesen. Andererseits heben sich die
Themen angenehm von den üblichen „Frauenthemen = Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ab: es ging um Frauenbildung und Arbeitsmarkt, Matriarchatsforschung, Statistik,
Frauenvolksbegehren, Hilde Schmölzer und Iris
Radisch. Auch die CD- und Buch-Rezensionen
waren dem Frauenschwerpunkt angepasst. +
Das Thema Abtreibung sorgt ständig für neue
Meldungen, zuletzt auch für Schlagzeilen. Vieles davon ist ziemlich unerfreulich: So sei die
Abtreibung nach einer Vergewaltigung ja das
eigentlich traumatische Erlebnis, wie der Verein „Jugend für das Leben“ in einer Postwurfsendung suggeriert. Immerhin nicht wieder
verbieten, aber auch auf gar keinen Fall bezahlen will man Abtreibungen in Regierungskreisen. Das zeigt die zuletzt von der Grünen Vizechefin Glawischnig ausgelöste Debatte über
die Übernahme von Abtreibungskosten durch
die Krankenkassen.–
an.rissösterreich
Euro. Die Projekte „Essstörungen“ des BRG Rechte Kremszeile in Krems
sowie „Free2Choose“ der HLW Amstetten bekommen je 500 Euro. In
der Jury saßen Standard-Redakteurin Irene Brickner, Schauspielerin
Andrea Eckert, stv. Grüne Bundessprecherin Madeleine Petrovic sowie
Medienfrau Uschi Fellner. Der Rosa Mayreder Preis ist nach der Wiener
Schriftstellerin, Philosophin und Kämpferin für Frauenrechte Rosa
Mayreder (1858-1938) benannt. GaH
gewalt
Irmi Wutscher sprach mit den FFU-Organisatorinnen Elisabeth
Günther, Michaela Reichel und Susanne Kimm über die
Frauenfrühlingsuni und ihre Lach-Abschlussdemo.
Mehr Geld für Interventionsstellen
Lachen kann man nicht unterdrücken!
Die Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie bekommen endlich mehr Geld. Frauenministerin Bures und Innenminister Platter haben eine Erhöhung der Mittel aus ihren Ministerien um insgesamt
sechzig Prozent angekündigt, das sind zwei Millionen Euro mehr und
somit nun knapp sechs Millionen Euro. Außerdem haben die MinisterInnen weitere Maßnahmen zur Sensibilisierung von PolizistInnen
und RichterInnen angekündigt. Höheres Budget brauchen die Interventionsstellen mehr als dringend: Die Zahl der Gewaltmeldungen
durch die Polizei ist enorm gestiegen. In den vergangenen sechs Jahren ist die Zahl der ausgesprochenen Betretungsverbote von 3.000 auf
7.000 gestiegen. Dabei bleibt laut Schätzungen immer noch jede vierte
bis fünfte Gewalttat im Verborgenen. Die Wiener Interventionsstelle etwa betreut jährlich 4.000 Opfer. Wegen des starken Anstiegs der polizeilichen Meldungen und mangelnden Ressourcen seitens der Interventionsstelle musste seit 2004 die Betreuung betroffener Frauen in
acht Bezirken nach und nach eingestellt werden. Bleibt zu hoffen, dass
sich die Situation mit den höheren Ressourcen langsam entspannt. GaH
In Wien hat von 30.3. bis 4.4. die Frauenfrühlingsuni (FFU) stattgefunden, bei der sich Frauen in unterschiedlichsten Workshops weiterbilden und vernetzen konnten. Bei der Abschlusskundgebung zogen die
Frauen unter dem Motto „Eure Politik ist zum Lachen“ von Bundeskanzleramt über Bildungsministerium bis zur Uni und lachten die Institutionen kräftigst aus.
d i s ku s s i o n
Was ist euer Resümee der FFU und wie stehen die Chancen, dass es wieder
eine geben wird?
Susi: Mein Resümee: Viel Arbeit und Stress, der auch nicht immer positiv war, aber insgesamt eine tolle Stimmung, viele interessante Gespräche und wie immer viele neue Fragen ...
Ich hoffe, dass die FFU 2007 ein Anfangspunkt war, dass es also weitere Frauenunis geben wird, und ich würde mir wünschen, dass sie so
wie in den 1980ern immer in unterschiedlichen Bundesländern stattfinden werden. Ich glaube, dass sich viele Teilnehmerinnen wünschen,
dass es weitergeht. Was es jetzt braucht, ist, dass dieser Wunsch auch
umgesetzt wird. Sprich: Dass sich Frauen finden, die die nächste Frauenuni organisieren wollen.
Budget gegendert!
Was war die Lachdemo/ Wie ist sie entstanden?
Am 26. März, drei Tage vor der Budget-Debatte 2007/2008 im Parlament, lud die Vorsitzende des Gleichbehandlungsausschusses und Abgeordnete zum Nationalrat Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) zu einer
Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Auf den Haushalt kommt es
an! Geschlechtergerechte Budgeterstellung“ ein. Bereits zum sechsten
Mal fand eine Veranstaltung zu diesem Thema statt. Im gut gefüllten
Abgeordneten-Sprechzimmer im Parlament eröffnete Frauenministerin Doris Bures die Diskussionsrunde. In den anschließenden Beiträgen der Podiumsteilnehmerinnen kamen Theorie und Praxis gleichermaßen zu Wort. So referierten Sybille Pirklbauer von der Arbeiterkammer Wien und Elisabeth Klatzer von Watch Group (Gender und öffentliche Finanzen) „Zur strategischen Positionierung von Gender
Budgeting“ und über die „Grundlagen einer effektiven Umsetzung von
Gender Budgeting.“ Mit den Beiträgen von Margit Schratzenstaller
(WIFO) und Andrea Hlavac (Finanzverwaltung Gemeinde Wien) „Gender Budgeting in der Praxis – Fallbeispiel Oberösterreich“ und „Umsetzungserfahrung im gesamten Budgetvollzug anhand der Gebietskörperschaft Wien“ wurden dem Publikum konkrete Untersuchungsergebnisse und Erfahrungen präsentiert. Wortmeldungen aus dem Publikum und Fragen an das Podium boten weitere Anregungen zum Thema Gender Budgeting, bevor es dann zum inoffziellen Teil ging –
Plausch bei einem kleinen Imbiss. svh
Michaela: Für den Abschluss der FFU wollten wir eine lautstarke Aktion. Inspiriert hat uns dabei das Lachyoga, das in den Mittagspausen
der FFU herzerfrischend neue Energien freigesetzt hat.
Wie war’s?
Elisabeth: Witzig!
Michaela: Lustig war die Parksheriffin, die uns gedeutet hat, ob wir
nicht ganz bei Trost seien und dann selber lachen musste ...
Ist Lachen feministisch?
Elisabeth: In dem Sinn, dass Lachen auch in gewisser Weise befreiend
ist, die Lächerlichkeit der Institutionen aufzeigt und somit vielleicht
auch die Angst nimmt und Barrieren bricht.
Inwieweit ist Lachen eine Protestform?
Michaela: Lachen kann man nicht unterdrücken!
Elisabeth Günther, Michaela Reichel und Susanne Kimm sind Mitarbeiterinnen im Referat für feministische Politik der ÖH
Bundesvertretung und haben die FFU mitorganisiert.
mai 2007 an.schläge 07
Ka r e n Ke l l e r u n d Re n a t e B i l l e t h m i t J a n i s, Fo t o : E l i s a b e t h S c h o e p e
G8Gipfel
P l a ka t r e i h e z u m G 8 v o n Fe l S – Fü r e i n e l i n k e S t r ö m u n g – u n d d e m G r a f i k b ü r o I m a g e -S h i f t
G8 am Meer
Über die Mobilisierung gegen das Treffen der StaatschefInnen der acht „führenden
Wirtschaftsnationen“ an der Ostsee berichtet Juliane Schumacher.
Wie gut, dass der G8-Gipfel an
der Ostseeküste stattfindet!
Wind, Wellen und Meer haben
zumindest das Finden von Slogans und Symbolen erheblich
erleichtert: „Zwischen Flachwasser und
Tiefsee“ hat die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) einen Artikel
zum Thema überschrieben. „G8 versenken!“ fordern Attac, antifaschistische
und anti-imperiale Bündnisse. Die
Gruppe Badespasz aus Halle wirbt mit
einer Quietsche-Ente für den Protest.
Und am Weltfrauentag konnten PassantInnen in einer Hamburger FußgängerInnenzone sogar selbst mitspielen –
beim G8 Schiffe versenken.
In Heiligendamm treffen sich vom
6.-8. Juni die Staatschefs der acht „führ08 an.schläge mai 2007
enden Wirtschaftsnationen“, wie sie
sich selbst bezeichnen. Sie kommen
nicht allein. Ein Tross von tausenden
MitarbeiterInnen, JournalistInnen und
ÜbersetzerInnen wird die Acht bei
ihrem Treffen begleiten, über 15.000 PolizistInnen reisen aus allen Teilen der
Republik zum größten Einsatz der
Nachkriegsgeschichte Deutschlands an.
Und zehn-, vielleicht hunderttausende
Protestierende werden ihren Unmut
äußern, Unmut über die Politik der acht
Staaten, aber auch über das Treffen
selbst.
Das erste Treffen der Gruppe fand
1975 in Frankreich statt. Unbehelligt von
Medien und DemonstrantInnen trafen
sich die Chefs sechs westlicher Staaten
im Schloss von Rambouillet: Frankreich,
Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan und die USA. Der französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing hatte zu
dem Treffen geladen – zurückgezogen
und im kleinen Kreis wollten die sechs
beratschlagen, wie mit den Problemen
ihrer Zeit umzugehen sei.
System Stabilität. An Problemen mangelte
es aus Sicht der westlichen Staaten
Mitte der 1970er Jahre nicht: Die Ölkrise
hatte ihre Volkswirtschaften in eine tiefe Krise gestürzt und das Vertrauen in
ewig währendes Wachstum erschüttert. Die USA hatten den Vietnamkrieg
verlustreich verloren, der sowjetische
Einflussbereich dehnte sich aus, in den
USA und Europa forderten seit Ende der
1960er Jahre linke Massenbewegungen
GipfelG8
Widrigkeiten Widerstand. Die Dissidentin
kommt aus Münster. „Nein, wir haben
beschlossen, nicht zu G8 zu arbeiten,“
sagt sie und schüttelt die braunen
Locken. Ihre Gruppe BASTA unterstützt
die aufständischen Zapatisten im Süden Mexikos. Und glaubt, dass es ihrem
Anliegen wenig nützt, wenn sie sich
nun monatelang dem Thema G8 widmen. Mit dieser Meinung gehört sie zu
einer Minderheit auf dem Workshop,
der im Mai 2006 auf dem BUKO-Kongress in Berlin stattfindet.
Noch über ein Jahr, bis die G8 sich
an der deutschen Ostseeküste treffen –
und alle haben sich bereits auf das Thema G8 gestürzt: NGOs und Linksradikale, Kirchen, Gewerkschaften und linke
Parteien. Auf Camps, Kongressen und
Vernetzungstreffen sind die unterschiedlichen Positionen an einen Tisch
gebracht, sind Gräben aufgerissen und
pragmatisch wieder geschlossen worden. Da sind Trennlinien zwischen den
Generationen: Die einen haben bereits
1988 in Berlin gegen den IWF demonstriert und wollen Erfahrung wie Begriffe aus zwanzig Jahren Widerstand gewürdigt wissen. Die anderen, Kinder der
Proteste in Seattle und Genua, sind aufgewachsen mit Englisch, Internet und
Entscheidungen im Konsens. Da sind
die Trennlinien zwischen Reformern
und Revoluzzern: Die VertreterInnen
der NGOs können und wollen auf die
Gelder des Staates nicht verzichten; sie
verbitten sich zu kritische Positionen
und können sich des Stolzes manchmal nicht verwehren, wenn die Mächtigen persönlich sie zu Gesprächen laden. Die anderen verweigern den Dialog mit den Herrschenden, wollen das
Herrschaftsritual stören, statt die Rolle
der G8 durch Forderungen zu legitimieren.
Doch gelernt hat die Linke: Anders
als beim Gipfel in Köln 1999 hat noch
kein tiefer Riss die Mobilisierung entzweit. Zum dritten Mal fand Mitte April
die Aktionskonferenz in Rostock statt,
über alle Gräben hinweg treffen sich
dort alle, die zum G8-Gipfel mobilisieren. Die Linke streitet über Gewalt und
Gespräche mit Regierungsbeamten,
und dennoch wird sie – wie es zur Zeit
aussieht – am Ende gemeinsam demonstrieren.
Feminismus Fehlanzeige. Doch es gibt auch
die anderen Themen, die nicht die Mailinglisten dominieren, keine Gemüter
erhitzen, die viel eher drohen, ins Abseits zu geraten und keines Wortes
mehr wert zu sein: Das Geschlechter-
verhältnis ist eines davon. Das verwundert: Bieten sich die G8, der männerbündische Zusammenschluss acht
selbsternannter Führer der Welt, für
feministische Kritik doch geradezu an.
Wurde im Laufe der Mobilisierung
doch wiederholt gefordert, die G8 und
den Protest einzuordnen in das Netz
der Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die die gesamte Gesellschaft durchziehen.
Aber geschehen ist das kaum.
Zwar hat sich im linksradikalen
dissent!-Netzwerk eine FrauenLesbenTransgender-Vernetzung herausgebildet, die im geplanten Camp einen eigenen Bereich einrichten will. Doch in der
Gesamt-Mobilisierung ist die Thematik
untergegangen. Geschlechterverhältnisse finden keinen Raum in den Broschüren und Sonderheften, meist wird
gerade einmal die besondere Betroffenheit von Frauen in einem Nebensatz erwähnt.
Abhandlungen über kapitalistische
Verwertungsprozesse und neoliberale
Politik dominieren die Diskussionen, wie
Ende 2006 eine Aktivistin kritisiert: „Ein
eigener Absatz? Eine breite Analyse der
Politik der G8 aus feministischer Perspektive? Fehlanzeige. Eine eigene Analysekategorie, die anderen Unterdrückungsmechanismen gleichberechtigt gegenübersteht, wird ‘uns’ nicht zugestanden.“ Wie kann das sein, dass die
Mobilisierung gegen den G8 so breit
wird – und den selbstgesteckten Anspruch nicht umsetzt, die vielfältigen
Macht- und Herrschaftsbeziehungen
der Gesellschaft in ihre Analyse und
Praxis einzubeziehen?
Teils haben gerade die feministischen Gruppen diesen Anspruch ernst
genommen – und sich bewusst aus
der Mobilisierung zurückgezogen.
Denn die G8 nicht als Entscheidungszentrum, sondern „nur“ als Knoten im
Netzwerk globaler Hegemonie zu verstehen, hat auch Folgen für den Protest. Wenn die Politik, für die die G8
stehen, nicht nur auf internationaler
Ebene, sondern auch im Alltag wirksam wird, muss genau dort Widerstand geleistet werden. Und das kann
konsequenterweise auch bedeuten,
nicht alles stehen und liegen zu lassen, um sich für einige Monate ins
Abenteuer G8 zu stürzen. Zum Gipfel
selbst werden sie dennoch kommen. ❚
L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r
das politische System heraus. Die westlichen Nationalstaaten begannen
Macht zu verlieren: an internationale
Organisationen, an global agierende
Unternehmen, wenig später auch an
aufsteigende Schwellenländer wie Indien und Brasilien.
Mit dem Treffen in Rambouillet versuchten die sechs Staatschefs, wieder
mehr Stabilität ins globale System zu
bringen – und ihre Macht unter den
sich ändernden Bedingungen zu sichern. In gewissem Sinne mit Erfolg,
wenn sich auch die Strategien über die
Zeit geändert haben. Seit 1975 treffen
sich die Staaten einmal im Jahr unter
wechselndem Vorsitz, 1976 stieß Kanada zu den sechs, 1998 erweiterte Russland die Gruppe zur G8. Bis in die
1980er nahm die Gruppe hauptsächlich
über interne Absprachen Einfluss auf
die internationale Politik. Da die damals
sieben Staaten einen großen Teil der
Stimmen im Internationalen Währungsfond (IWF) und der Weltbank auf sich
vereinten, galten die Beschlüsse der G7
für diese beiden Institutionen lange
Zeit als bindend.
Doch parallel dazu wuchs die Bedeutung eines anderen Einflussfaktors:
Über die zunehmende Inszenierung der
Gipfel stilisierten sich die G7 spätestens
seit dem Ende des Kalten Krieges zu einer Art informeller „Weltregierung“. Detailliert geplante Abläufe, floskelbestückte Erklärungen, martialische Sicherheitsvorkehrungen und die
zunehmende Einbeziehung der Medien
verwandelten die Gipfel in eine große
Werbe-Show. JedeR soll erkennen, wie
die kompetenten FührerInnen der
Industrienationen sich der globalen
Probleme annehmen: des Terrorismus
und der Energieversorgung, der Armut
in Afrika und des Klimawandels. Dass
dabei wenig konkrete Ergebnisse erzielt und diese oft nicht einmal umgesetzt werden, spielt dabei eine nebensächliche Rolle. Entscheidend ist, dass
die G8 die Deutungshoheit behalten,
dass sie bestimmen können, was überhaupt als Problem gilt – und was als
mögliche Lösung.
mai 2007 an.schläge 09
uniöh.wahl
Fo t o s : K I K
Fo t o s : Ö H
Besser wählen
Vom 22.-24. Mai können Studierende in ganz Österreich ihre Vertretung wählen. Die ÖH
soll auch künftig links regiert werden – wenn es nach den Spitzenkandidatinnen von VSStÖ
und GRAS geht. Von Gabi Horak
1 Gerhard Pendl wurde Anfang des
Jahres als Universitätsrat der MedUni Wien abberufen, nachdem er bei
einer Grabrede auf den Luftwaffenoffizier Walter Nowotny 2006 unter
anderem meinte: Es sei „unsere
Pflicht, gegen die seelischen Narben
der Gutmenschen, die auch die Toten
nicht in Ruhe lassen, aufzuzeigen,
dass es doch noch ein Fähnlein gibt
in diesen deutschen Landen, die unsere unschuldigen Soldaten und ihren
furchtbaren Tod nicht vergessen oder
gar herabwürdigen”.
10 an.schläge mai 2007
Seit sechs Jahren schon ist die
Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) fest in linker Hand:
Die Grünen & Alternativen StudentInnen (GRAS) und der Verband sozialistischer StudentInnen Österreichs
(VSStÖ) teilten sich den zweijährigen
Vorsitz.
An der Spitze standen in den letzten Jahren ausnahmslos und selbstverständlich Frauen. Auch dieses Jahr treten wieder zwei Unipolitikerinnen zur
Wahl an. GRAS-Spitzenkandidatin ist
Fanny Rasul, 22-jährige Politikwissenschaftsstudentin (gebürtige Kurdin
aus dem Irak) und seit 2005 im bildungspolitischen Referat der ÖH gemeinsam mit ihrer Mitbewerberin, der
VSStÖ-Spitzenkandidatin Lisa Schindler, 22-jährige Jus und SozioökonomieStudentin.
Die beiden haben keine Scheu davor, gemeinsam vors Mikro und vor die
Kamera zu treten. Denn wenn alles gut
geht, werden sie schon in Kürze gemeinsam die ÖH anführen.
Unwahrscheinliche Koalitionen. Andere Koalitionen sind immerhin äußerst unwahrscheinlich. Eine Zusammenarbeit
mit dem Ring Freiheitlicher Studenten
(RFS) lehnen GRAS und VSStÖ katego-
risch ab, denn der RFS stehe noch weiter rechts als die FPÖ. Als „Spitzenkandidat“ präsentierte der RFS Elisabeth
Schwetz. Als wichtigste Wahlforderung
nannte diese die „Wiederherstellung
des freien Meinungsklimas an den Universitäten“ – das der RFS etwa durch die
Abberufung des Universitätsrats Gerhard Pendl nach seinen Äußerungen
am Grab von Walter Nowotny als gefährdet ansieht.1
Auch eine Koalition mit der ÖVPnahen Aktionsgemeinschaft (AG)
kommt für GRAS nicht in Frage. VSStÖKandidatin Lisa Schindler will eine Zusammenarbeit zwar nicht komplett
ausschließen, aber sie kann sich sehr
schwer vorstellen,„dass sich die AG inhaltlich so weit bewegen wird, dass man
mit ihnen eine Koalition eingehen kann“.
Arbeitsgemeinschaften mit dem
kommunistischen KSV oder den Fachschaftslisten sind für beide Kandidatinnen aus heutiger Sicht schwer einzuschätzen. Der KSV ist im Moment zu
sehr mit inneren Streitereien beschäftigt: In Wien etwa hat sich der KSV bereits gespalten und es werden zwei verschiedene Listen antreten, der KSV Wien
und die Linke Liste – KSV Wien (LiLi). Die
Linke Liste wird vom Bundesvorstand
der KPÖ unterstützt. Der „alte“ KSV Wien versteht sich eher als kritische Ver-
tretung, die etwa die Vorgehensweise
der KPÖ im Zuge des Verkaufes des
Ernst-Kirchweger-Hauses in Wien nicht
gut heißt. Weniger zerstritten, aber
ebenso schwer einschätzbar sind für
die GRAS und VSStÖ-Spitzenkandidatinnen die von Uni zu Uni recht unterschiedlich aufgestellten Fachschaftslisten (FLÖ). „Bei der FLÖ kommt es immer
auf die Menschen an, die uns dann gegenüber sitzen“, meint Fanny Rasul zu
Koalitionschancen.
Gelebter Feminismus. Das Wahlprogramm
von GRAS und VSStÖ ist durchaus kompatibel. Beide stellen das Ende von Zugangsbeschränkungen, bessere Studienbedingungen, die Aufhebung der Studiengebühren und mehr Studienbeihilfen
sowie das Ende diverser Diskriminierungen ausländischer Studierender in den
Mittelpunkt. Ebenso eine Kernforderung stellt die bessere Vereinbarkeit von
Studium, Beruf und Familie dar bzw.
mehr Frauen in Entscheidungsgremien
der Universitäten.
Die GRAS fordert „gelebten Feminismus“ – innerhalb der ÖH wie auch in
der Bildungspolitik im Allgemeinen. In
der ÖH sei da schon sehr viel passiert,
ist Fanny Rasul überzeugt, nicht nur
weil selbstverständlich Frauen an der
Spitze stehen: „Wenn wir zu einem Mi-
Fa n n y R a s u l , G R A S, Fo t o : G a b i H o ra k
öh.wahluni
L i s a S c h i n d l e r, Vs s t Ö, Fo t o : G a b i H o ra k
zurück. Aber man merkt schon, dass er
immer wieder mit Zugangsbeschränkungen sympathisiert. Er exponiert sich
aber noch nicht so gerne.“
nisteriumstermin gehen, sitzen auf Ministeriumsseite nur Männer. Wenn
auch von der ÖH nur Männer hingeschickt würden, wäre das eine reine
Männer-Partie.“ Für Lisa Schindler ist
die ÖH auch ein gutes Beispiel, dass
Feminismus zwei Strategien braucht:
Die selbstverständliche Frauenperspektive in jedem einzelnen Referat UND ein
eigenes Referat für feministische Politik.
„Die Männer in der Politik müssen sich
daran gewöhnen, auch mit Frauen verhandeln zu müssen.“
In GRAS und VSStÖ sei es mittlerweile selbstverständlich, dass bei den
ÖH-Wahlen Frauen als Spitzenkandidatinnen antreten. Das feministische
Selbstverständnis musste aber natürlich erst erkämpft werden. „Jetzt haben
wir die angenehme Situation, dass es
gar nicht mehr zur Debatte steht, dass
der VSStÖ feministisch ist“, erzählt Lisa
Schindler. Insofern hat sich der VSStÖ
bereits von der SPÖ emanzipiert und ist
ihr um Längen voraus. Aber warum
funktioniert in der ÖH-Politik so gut,
was in der Kommunal- und Bundespolitik so schleppend voran geht? „Da
geht es viel mehr um Machtsicherung“,
ist Fanny Rasul überzeugt und Lisa
Schindler ergänzt: „Frauen an die Spitze
zu lassen, würde bedeuten, dass Männer Platz machen müssen.“ Inwiefern
sich die gebrochenen Wahlversprechen
der SPÖ übrigens auf das Wahlverhalten bei den ÖH-Wahlen auswirken werden, traut sich Lisa Schindler nicht zu
beurteilen. „Ich hoffe, dass wir gezeigt
haben, wie wir zur SPÖ stehen, wie wenig wir zufrieden sind mit dieser Politik
– zum Beispiel dass das Frauenreferat
im Bundeskanzleramt eingegliedert ist,
was ich schon symbolisch sehr problematisch finde.“ Ihre SPÖ-Parteimitgliedschaft endete am Tag der Regierungsangelobung. Fanny Rasul kann ih-
rer Kollegin nur beipflichten: „Ich glaube auch, dass ihr euch klar distanziert
habt.“
Gegen Diskriminierungen. Die Gender-Perspektive muss für Fanny Rasul und Lisa
Schindler unbedingt auch im Studium
verankert werden: Eine verpflichtende
Gender-Veranstaltung in jedem Studienfach. „Genauso wie ich von Jus-AbsolventInnen verlange, dass sie sich mit
Europarecht auskennen, möchte ich,
dass sie sich auch mit Gleichbehandlungsfragen auskennen“, sagt Lisa
Schindler.
Eine wichtige Forderung beider
Fraktionen ist auch die Beseitigung diverser Diskriminierungen für Studierende aus Nicht-EWR-Ländern. Sie können
bei den ÖH-Wahlen zwar wählen, dürfen sich aber nicht aufstellen lassen.
Wissenschaftsminister Hahn hat zwar
angedeutet, dass das passive Wahlrecht
für alle in zwei Jahren kommen könnte,
Lisa Schindler und Fanny Rasul glauben
das aber erst, wenn sie es schwarz auf
weiß im Gesetz lesen.
Außerdem haben ausländische
Studierende immer noch sehr eingeschränkten Zugang zum Beihilfensystem und zum Arbeitsmarkt. Dass sich
daran so bald etwas ändert, mag unrealistisch sein. „Aber es ist notwendig und
das ist das Wesentliche“, gibt sich Fanny
Rasul kämpferisch. Die GRAS tritt überhaupt für die Aufhebung des Fremdenrechtspaketes 2005 ein.
Und wie sind die Beiden bisher mit
dem neuen Wissenschaftsminister zufrieden? „Es gibt zumindest den Willen,
mit der ÖH zu sprechen“, so Fanny Rasul. Ihr skeptischer Blick deutet an, was
Lisa Schindler ausspricht: „Ich glaube Johannes Hahn ist politisch ein bisschen
geschickter als Elisabeth Gehrer es war
und hält sich mit den Äußerungen noch
Frustration. Wie auch immer die ÖHWahlen im Mai ausgehen werden: Die
niedrige Wahlbeteiligung wird jedenfalls wieder ein Thema sein, sie lag 2005
bei etwa dreißig Prozent. Das unter den
Studierenden grassierende Nichtinteresse an ÖH-Politik hat für Lisa Schindler
sehr viel mit genereller Frustration mit
Politik zu tun, weil „Parteien Wahlprogramme machen, die nicht einmal das
Papier wert sind, auf dem sie gedruckt
sind“. Fanny Rasul sieht auch den höheren Druck, unter dem Studierende stehen: Sie müssen schneller studieren,
zwei Drittel von ihnen müssen nebenbei arbeiten. Da bleibt nicht mehr viel
Zeit und Energie, sich politisch zu engagieren. Sie gibt aber auch zu bedenken:
„Die Wahlbeteiligung bei Uni-Wahlen
ist in vielen anderen Ländern weit geringer. Da sind wir bei der ÖH-Wahl
noch super.“
Ihre berufliche Zukunft sehen Beide
übrigens eher nicht in der Bundespolitik. Und das liegt nicht am fehlenden
Willen, die Gesellschaft zu verändern,
sondern an der Art von Parteipolitik, die
sie zu sehen bekommen. Einstweilen
konzentrieren sie sich also auf den ÖHWahlkampf und die vielen kleinen feministischen Siege, die sie auf dieser Ebene gewinnen können.
❚
Neues ÖH-Wahlrecht
2005 fand erstmals in der Geschichte
der ÖH keine direkte Wahl der ÖH-Bundesvertretung statt. ÖVP und FPÖ haben Ende 2004 in einer Blitzaktion ein
neues Hochschülerschaftsgesetz durchgepeitscht, das die ÖH-Struktur grundlegend verändert und die direkte Wahl
der Bundesvertretung abgeschafft hat.
Direkt gewählt werden nur mehr die
Studienrichtungsvertretung und die
Uni-Vertretung. Die 21 Uni-Vertretungen entsenden dann 1 bis 12 MandatarInnen in die Bundesvertretungen (eine
Art „Bundesrat“).
Fanny Rasul (GRAS) und Lisa
Schindler (VSStÖ) fordern die Wiedereinführung der Direktwahl der ÖHBundesvertretung.
mai 2007 an.schläge 11
internationalan.riss
großbritannien
Mehr Lohn für Beamtinnen
d ä n e m a rk
Auflösung autonomer Räume
Anfang März kam es im ansonsten so friedlichen Dänemark zu schweren Krawallen zwischen Autonomen und der Polizei. Grund: Das besetzte „Ungdomshuset“ in Kopenhagen war mit Anti-Terror-Einheiten
und Helikoptern geräumt worden, nachdem es von einer fundamentalistischen christlichen Gemeinschaft gekauft wurde, die mit diesem
Mittel den „linksextremen Satanismus“ in Kopenhagen bekämpfen
wollen. Mit dem Abriss des Hauses ist ein bedeutender Ort linker Geschichte verschwunden: Um die Jahrhundertwende diente das Haus
als Versammlungsort der ArbeiterInnenbewegung, dort wurde von
der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 der 8. März
als internationaler Frauentag festgelegt. Nachdem es lange leer
stand, wurde es 1982 besetzt und als Wohn- und Jugendhaus genützt.
Nun ist eines der ältesten selbstverwalteten Zentren Europas verschwunden.
Aber nicht nur dieses Haus, auch die autonome Freistadt Christiania ist von der Schließung bedroht: Dänemarks bürgerliche Regierung
wünscht sich eine „normale“ BürgerInnensiedlung statt der HippieEnklave. Bis ersten April sollte unter den BewohnerInnen abgestimmt
werden. Allerdings ist diese Abstimmung eher Kosmetik: Sollten die
BewohnerInnen mit „Nein“ stimmen, wird die Regierung die geplante
Normalisierung im Alleingang unternehmen. Gewalttätige Proteste
wie beim Abriss des Jugendhauses kann daher in Christiania niemand
ausschließen. trude
Rund 1,5 Millionen Britinnen dürften sich bald über mehr Lohn freuen,
ihre Gehälter müssen an die ihrer Kollegen angepasst werden. Nach einem EU-Entscheid von 2003 wird nun im öffentlichen Dienst, respektive
bei den Gemeindebediensteten, bei Angestellten öffentlicher Gesundheitseinrichtungen (NHS) und im Schulwesen per Gesetz die Gehaltsschere geschlossen. Rückwirkend für sechs Jahre könnten betroffene
Assistenzlehrerinnen oder Krankenschwestern Anspruch auf Lohnnachzahlungen haben.
Bis April, so lautet die Vereinbarung mit den Gewerkschaften, müssen die rechtlichen Forderungen umgesetzt sein. Die ArbeitnehmerInnenvertreterInnen hatten in den vergangenen Jahren Verhandlungen
mit den DienstgeberInnen geführt und teilweise Kompromisse erreicht. Gleichzeitig sind tausende Frauen mit Unterstützung von AnwältInnen dabei ihre Ansprüche zu prüfen um nötigenfalls rechtliche
Schritte setzen zu können, denn viele Gemeinden haben noch gar
nichts unternommen.
Bis zu zehn Milliarden Pfund jährlich könnten die geplanten Maßnahmen die öffentliche Hand kosten. In Birmingham z.B. werden Beamtinnen, sie machen vierzig Prozent der Belegschaft aus, mehr Lohn
erhalten, umgekehrt erwartet ein Fünftel der Angestellten Einbußen.
Bei über 50.000 Beamten werden Gehälter für voraussichtlich drei bis
sechs Jahre eingefroren. Die britische Tageszeitung „The Times“ hat einige Beispiele vorgerechnet: Eine afrobritische Krankenschwester in
Coventry, die bis jetzt 11.000 Pfund jährlich verdient hätte, würde demnach auf ein Jahresgehalt von 14.000 Pfund kommen, erläutert der Autor Jill Sherman und beklagt, dass gleichzeitig manche Männer bis zu
15.000 Pfund Gehaltseinbußen jährlich zu erwarten hätten, das wären
ca. vierzig Prozent des bisherigen Jahresverdienstes. Wie die Umverteilungen tatsächlich aussehen, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. besu
www.timesonline.co.uk/tol/life_and_style/career_and_jobs/public_sector/article1499983.ece
www.orf.at/070330-10755/index.html
t ü rk e i
Gegen Homophobie
www.christiania.org/
In Ankara findet von 17. bis 20. Mai ein internationales Anti-Homophobie-Treffen statt. Dieses möchte zum 17. Mai, dem internationale AntiHomophobietag, ein Zeichen des Widerstandes gegen jede Form der
Gewalt aufgrund von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung
setzen. Das Treffen wird von der türkischen LGBT-Organisation Kaos GL
veranstaltet und soll aus verschiedensten Aktivitäten wie Workshops,
Panels, Konferenzen, Partys und Filmvorführungen bestehen. Hauptthema sind in diesem Jahr die Medien: Die VeranstalterInnen hoffen auf eine Vernetzung verschiedener alternativer bzw. LGBT-Medien und wollen
auch deren Umgang mit Homophobie thematisieren. Aber auch Mainstream-Medien wird ein eigener Workshop gewidmet, bei dem JournalistInnen aus verschiedenen Ländern miteinander diskutieren werden.
Ziel des Treffens ist es, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass Homophobie alle etwas angeht und eine möglichst breite
Kooperation verschiedenster Organisationen zu schaffen. trude
www.indymedia.org
Info: www.kaosgl.org, Mail: [email protected]
www.ungdomshuset.dk
12 an.schläge mai 2007
an.rissinternational
Fo t o : I n g e Ka n a ka r i s - Wi r t l
Mit ihren Romanen „Sie kam und blieb“ (1943) und „Das Blut der anderen“ (1945) fand sie Eingang in den Zirkel der berühmtesten französischen AutorInnen. Ihre Philosophie verbindet sich an vielen Punkten mit
dem Existenzialismus Jean-Paul Satres, ihrem langjährigen Lebensbegleiter.
Die Seinebrücke, die ihren Namen und ihr Werk ehren soll, ist ausschließlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu benutzen, sie verbindet
die zwei Stadtviertel Pont de Bercy und Pont de Tolbiac im Osten der
Stadt miteinander. Der zwölf Meter breite Bau, eine Kombination aus
Bogen- und Hängekonstruktion ist 304 Meter lang und zweigeschossig. In zwei Jahren Bauzeit entstand „La Lentille“ und kostete 21 Millionen Euro. Geplant wurde sie vom gebürtigen Österreicher Dietmar
Feichtinger, der Architekt lebt und arbeitet seit 1986 in Paris. Sein Büro
plante ebenfalls bekannte Objekte in Österreich, z.B. die Donauuniversität Krems, das Konferenzzentrum in Kitzbühel oder den Donausteg
in Linz. besu
http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?ID=s0000594
deutschland
Lesbisches Vierteljahrhundert
frankreich
Passerelle Simone de Beauvoir
Die 37. Brücke von Paris, die vor wenigen Wochen für die Öffentlichkeit
freigegeben wurde, erhielt den Namen der französischen Vorzeigephilosophin und Feministin und eine Brücke in Frankreich damit erstmals
den Namen einer Frau. De Beauvoirs (1908-1986) bekanntestes Werk beschäftigte sich mit der Kritik am Patriarchat, „Das andere Geschlecht“
(1949) und ist bis heute eine der wichtigsten Grundlagen der feministischen Theorie. Trotzdem war sie unter Aktivistinnen umstritten, so wie
ihr auch Sympathie und Ablehnung quer durch alle politischen Lager
entgegen gebracht wurde.
www.ceiberweiber.at
Der Lesbenverein „Intervention e.V.“ in Hamburg wird im September 25
Jahre alt. Aufgabe des gemeinnützigen Vereines ist es vor allem Lesben
in der Öffentlichkeit zu vertreten, um Anerkennung und Respekt vor deren vielfältigen Lebensweisen zu erreichen. Es werden verschiedenste
lesbenspezifische Aktivitäten unterstützt, auf politischer Ebene für Anerkennung der Rechte von Lesben gekämpft und verschiedensten Gruppen Räume geboten, um sich selbst zu verwirklichen.
Trotz des fünfundzwanzigjährigen Engagements ist noch längst
nicht alles erreicht, so werden auf der Homepage von Intervention noch
immer gleiche Rechte, die Abschaffung von Ehegattensplitting oder etwa die Anerkennung von Lesbischsein als Asylgrund gefordert. trude
Intervention e.V., 20357 Hamburg, Glashüttenstraße 2, T. 0049/40/245 002, [email protected],
www.lesbenverein-intervention.de
„Ceiberweiber“ ist ein vor Informationen geradezu strotzendes
Onlinemagazin für Frauen. Die UserInnen können hier durch die
aktuellsten frauenspezifischen Nachrichten – von Politik über Kultur
und Medizin bis hin zur Wissenschaft – surfen und dabei zahlreiche
interessante Stunden verbringen. Das Onlinemagazin wartet aber
nicht nur mit Nachrichten für Frauen auf, sondern auch mit teilweise
amüsanten Kommentaren und zahlreichen Tipps für alle Lebenslagen, so etwa in der Rubrik „Einkaufen fast umsonst“, in der sich viele
Ratschläge zum effektiven Geldsparen im Alltag finden lassen. Ein
hohes Maß an Kreativität des Layouts ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal für ein Nachrichtenmagazin. Deshalb lässt sich an der
Seite auch keine Kritik üben. Bei Ceiberweiber steht die Information
im Vordergrund und alle Weiber, die sich über die neuesten Geschehnisse aus aller Welt informieren wollen, sind hier genau richtig. pix
mai 2007 an.schläge 13
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
interviewshafak
Wir haben kein Gedächtnis
Nach Orhan Pamuk droht nun auch der türkischen Schriftstellerin Elif Shafak eine Klage
wegen „Verunglimpfung des Türkentums“. Mit Jutta Sommerbauer spricht sie über
Schrecken und Schönheit türkischer Vergangenheit und Gegenwart.
Von Elif Shafak in deutscher Sprache
erhältliche Bücher:
Der Bastard von Istanbul, Eichborn
Verlag, Frankfurt/Main 2007
Die Heilige des nahenden Irrsinns,
Eichborn Verlag, Frankfurt/Main
2005
Spiegel der Stadt, Literaturca Verlag,
Frankfurt/Main 2004
In englischer Sprache:
The Gaze, Marion Boyars Publishers,
London 2006
14 an.schläge mai 2007
Mit ihrem letzten Roman „Der
Bastard von Istanbul“ hat die
türkische Schriftstellerin Elif
Shafak in ihrer Heimat Aufsehen erregt. Das Buch, das vor einem Jahr auf Türkisch erschienen ist
und nun in deutscher Übersetzung vorliegt, veranlasste türkische Nationalisten sogar zu einer Klage gegen Shafak.
Grund: Sie habe gegen den berüchtigten Paragraph 301 verstoßen, der die
„Verunglimpfung des Türkentums“ ahndet. Tatsächlich behandelt Shafaks Buch
mehrere kontroverse Themen: etwa In-
zest zwischen Geschwistern. Und es erzählt die Spurensuche, auf die sich Armanoush, eine junge US-Armenierin, in
Istanbul macht. Sie reist in die Stadt,
um die Vergangenheit ihrer Familie zu
finden – und damit ihre eigene Identität. Dabei kommt auch der Umgang
der türkischen Gesellschaft mit Geschichte und Gedächtnis zur Sprache –
und damit der Völkermord an den ArmenierInnen 1915, dessen Faktizität in
der Türkei noch immer heiß umstritten
ist. Es waren also die Äußerungen von
Romanfiguren, die Shafak vor ein Istan-
buler Gericht zitierten. Die Klage wurde
schließlich im September 2006 abgewiesen. Elif Shafak wurde 1971 als Kind
einer türkischen Diplomatin im französischen Strassburg geboren, ihre Kindheit verbrachte sie in Spanien. Erst als
Jugendliche kam sie nach Istanbul. In
der Türkei studierte sie Internationale
Beziehungen, Politikwissenschaft und
Gender Studies. In den letzten Jahren
pendelte sie zwischen Istanbul und Tucson, wo sie an der University of Arizona
am Institut für Near Eastern Studies
unterrichtete. Ebenso ist Shafak als Ko-
shafakinterview
lumnistin für mehrere türkische Zeitungen tätig. In ihren Arbeiten beschäftigt
sie sich mit dem Verdrängten, mit den
Leerstellen von Gender, Gedächtnis, den
kulturellen und religiösen Rändern des
osmanischen Reiches. Ihre letzten beiden Bücher verfasste Shafak in englischer Sprache.
„Ich fühle mich Istanbul sehr verbunden, aber zeitweise muss ich weg“,
erzählt die Schriftstellerin im Gespräch.
„Mich verbindet eine Hass-Liebe mit
dieser Stadt.“
an.schläge: Haben Sie beim Schreiben
von „Der Bastard von Istanbul“ daran gedacht, dass Sie vor Gericht kommen
könnten?
Elif Shafak: Als ich das Buch
schrieb, habe ich nicht an die Konsequenzen gedacht. Die Geschichte ist
das, was zählt. Als es fertig war, habe ich
über mögliche Konsequenzen nachgedacht – aber dann war es sowieso zu
spät. Wenn ich schreibe, bin ich eine viel
mutigere Person als in meinem Alltag!
Die türkische Gesellschaft ist derzeit mit innenpolitischen Problemen –
dem Konflikt im Südosten, der instabilen Sicherheitslage – beschäftigt.
Gleichzeitig scheint die Skepsis gegenüber der EU zuzunehmen. Nationalistische Demagogen habe es da leicht.
Es stimmt, es gibt eine bestimmte
skeptische Haltung der EU gegenüber.
Aber auch eine breite Unterstützung –
das geht nach Konjunkturen. Türkische
Menschen haben gemischte Gefühle:
Einerseits wollen sie sehr gerne in der
EU sein, andererseits gibt’s diese Haltung: „Wenn Europa uns nicht will,
dann wollen wir auch nicht.“ Das zeigt
uns auch, dass heute nationalistische
Ideologien nicht in einem Vakuum existieren. Wenn antitürkische Agitation in
Europa ansteigt, dann führt das zu einem gesteigerten Nationalismus in der
Türkei, und umgekehrt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mehr Zusammenarbeit zwischen demokratischen
Kräften in der Türkei und Europa
benötigen.
Sie haben einmal in einem Kommentar geschrieben, dass in der Türkei
den SchriftstellerInnen mitunter ein
„Loyalitätsbeweis“ abverlangt wird.
Wenn man über die türkische
Staatsideologie oder ein Tabuthema
wie die armenische Frage redet, glau-
ben die Leute man hat eine „hidden
agenda“ – dass man mit ausländischen
Kräften zusammenarbeitet. Das finde
ich persönlich sehr traurig, denn der Intellektuelle ist auf sich selbst gestellt
und muss „beweisen“, dass er nicht die
Nation verrät.
Ich will uns aber nicht schlecht verkaufen! Denn andererseits ist die türkische Gesellschaft sehr dynamisch und
heterogen. Der Rigidität des Staates
und dreier Militärputsche zum Trotz hat
es die Gesellschaft immer wieder geschafft, sich zu verändern. Es gibt viele
kritische Stimmen in Kunst, Literatur,
Medien – in der Zivilgesellschaft.
Wie verarbeiten Sie in Ihren Arbeiten
die Geschichte der Türkei mit ihrer spezifischen Modernisierungserfahrung?
Walter Benjamin hat vom „Schutthaufen der Geschichte“ gesprochen. Es
ist eine Katastrophe passiert, man geht
auf einem Schutthaufen, um zu verstehen, ob es noch etwas Lebendiges unter
all den Trümmern gibt.Wenn man in der
Türkei an Vergangenheit, Kultur- und Sozialgeschichte und Gedächtnis interessiert ist, dann ist es ebenso. Man versucht festzustellen, ob es noch lebendige
Geschichten und Wörter unter all den
Steinen gibt.Wir haben unsere Sprache
türkisiert und viele Wörter verloren. Ich
bin eine der wenigen AutorInnen, die
sich dem entgegen stellt. Ich verwende
alte osmanische und neue Wörter.
Die Türkei hat eine unglaubliche
Transformation in einer kurzen Zeit erreicht. Die kemalistischen Reformer
dachten, dass die Türkei jede Verbindung zur Vergangenheit ein für alle Mal
abbrechen muss.
Es ist eine sehr zukunftsorientierte
Gesellschaft, was gut sein kann, aber
dafür zahlt sie einen Preis: Wir haben
überhaupt kein Gedächtnis. Unsere Gesellschaft leidet an kollektiver Amnesie.
Wir glauben, wir haben mit den Osmanen nichts gemein. Das osmanische
Reich ist ein anderes Land, die Vergangenheit ist ein anderes Land. In einer
Gesellschaft sollte es Kontinuitäten geben, sonst kann kulturelles Gedächtnis
nicht von einer Generation an die
nächste weitergegeben werden. Bei uns
blicken nur die Konservativen zurück –
aber sie sind sentimental und romantisieren die Geschichte.
Ich habe immer für einen dritten
Weg argumentiert. Man kann sehr kritisch zur Vergangenheit stehen, man
muss die Fehler akzeptieren und sie betrauern. Aber man kann auch gute Dinge in der Geschichte finden. Warum
sollte man nicht gleichzeitig über die
Schreckenstaten und die Schönheiten
der Vergangenheit sprechen können? ❚
mai 2007 an.schläge 15
feminismus&humor
Guilty Pleasure
„Wie viele Feministinnen braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln?” Antwort: „Das ist nicht
lustig!“ Der einzig geläufige Feminismus-Witz bestätigt das Klischee: Eine Feministin ist
schmallippig und humorlos. Feministinnen sehen das anders. Eine Runde Humoristinnen berichtet
Lea Susemichel vom Heroismus eines campy Humors, von Humor als Notwehr und als
Überlebensstrategie, von Minderheiten-Chauvinismus und anatomisch komischen Giraffen.
Bild: Jule Kruschke
an.schläge: Wenn Feministinnen Hu-
16 an.schläge mai 2007
morlosigkeit vorgeworfen wird,
liegt das vielleicht einfach daran,
dass man ihren Humor nicht versteht? Und gibt es ihn überhaupt,
den spezifisch feministischen Humor? Ist
beispielsweise Elfriede Jelinek witzig?
Oder VALIE EXPORTs tätowierter Straps?
Nana Swiczinsky: Also den finde ich
nicht witzig. Das gehört für mich zu diesen Opfer-Performances, bei denen der
Kanarienvogel in Wachs gegossen, viel
Blut vergossen wird, die Finger abgeschnitten werden etc. Aber das Tappund Tastkino z. B. ist wirklich witzig.
Jaye (KlitClique): Und die Aktionshose Genitalpanik im Pornokino finde ich
auch sehr lustig.
Bea Bösinger: Ich hab mich auf die
Diskussion vorbereitet und vorher gegoogelt: „Feminismus & Humor“ gibt so
gut wie keine Resultate. Ich bin sofort
auf diese Veranstaltung hier gestoßen.
Das ist schon bezeichnend …
J.: Es ist für jede Minderheit schwierig, Schmähs zu machen. Im Rap gibt es
eine unglaublich große sexistische Palette, wie man erniedrigen kann. Aber
die lässt sich von Frauen nicht einfach
umdrehen. Wenn ich sage:„Ich habe deinen Schwanz gefickt, aber nach zwei Sekunden war er kaputt“ ruft das regelrecht Hass hervor. Bei Dave Chappell
klappt das bspw. nur, weil die Weißen
sich als Mehrheit nicht bedroht fühlen.
Er ist der freundliche Typ, der sie dazu
bringt, ein bisschen über sich selbst zu
lachen. Was bei uns nicht funktioniert.
Wir können nicht einfach die männliche
Art des freien und aggressiven Sprechens über Sexualität übernehmen. Das
mögen sie gar nicht.
Limit (KlitClique): Wenn wir versuchen, uns mit ihren Mitteln zu wehren,
wird das nicht akzeptiert. Auch der Witz
dabei wird nicht erkannt und wir werden weiterhin unbeirrt als die humorlosen Feministinnen abgestempelt.
J.: Das ist für mich die Herausforderung und ein Grund, weshalb ich Rap
mache. Die Frage:„Was kann ich zurücksagen?“ Ich kann einen Typen nicht einfach auch „bitch“ nennen, viel zu ficken
ehrt ihn ja. Wie kann ich ihn also fertig
machen – möglichst auch über seine Sexualität.
B. B.: Ich finde es sehr interessant,
dass Humor hier vor allem als Kampf
thematisiert wird.
Gabi Szekatsch: Ich denke, Humor
ist eine Form von Strategie, eine Lebensstrategie. Und ich kann sie eben auch
als Waffe einsetzen, um mich bspw. in
einer Männerrunde zu behaupten. Humor als Drohgebärde: ursprünglich soll
das Lachen ja vom „Zähne zeigen“ kommen. Natürlich hat es auch mit Macht
zu tun: Ob man sich kränken lässt oder
eine demütigende Situation triumphierend lächelnd mit „wenn Sie sich bitte
ins Knie ficken könnten“ verlassen kann.
Humor ist auch eine diffizile Kampfkunst und erfordert Durchsetzungskraft.
humor&feminismus
Fo t o : Pa u l a B o l y o s
FRAUENKREUZRÄTSEL
E
V
1
2
G
E
1 Feministinnen … keinen Spaß
2 Feministinnen gehören mal ordentlich …
3 Feministinnen … Männern
FIND THE FEMINISTS
Wer hat sie wirklich, die hängenden Mundwinkel?
3 H
Mit Witzen versichern sich Gleichgesinnte ihrer Zusammengehörigkeit. Das
kann bei sexistischen, rassistischen, antisemitischen Witzen durch den abwertenden Ausschluss anderer erfolgen, bei
marginalisierten Gruppen durch denselben Mechanismus aber wichtig, weil
identitätsstiftend sein …
N. S.: Es ist auch für Mehrheitsangehörige identitätsstiftend. Auch der
weiße, christliche, Hetero-Vollangestellte muss sich ja seiner Identität versichern. Aber er ist normal – alle Seifenopern handeln von ihm. Und wenn er
angegriffen wird mit „ Du Hetero-Goi“,
und damit von anderen definiert wird,
dann ist alleine das schon ein Affront.
In ihrem Text „Queer Humor“ nennt
Therese Roth folgendes Beispiel: „Was sagen zwei Lesben nach dem ersten gemeinsamen Sex? ‚Schatz, stell’ den
Wecker, der Umzugswagen kommt um
acht‘“…
N. S.: Nein, der geht so: Was bringt
der Kerl zum zweiten Date? Nix. Es gibt
keines. Was bringt die Lesbe zum zweiten Date mit? Den Umzugswagen.
… Roth hat den Witz ihren Freundinnen erzählt. Die Heteras haben verständnislos geschaut und auf eine Pointe gewartet, während die Lesben gelacht haben. Meine Frage ist, ob es zufällig ist,
dass die Strategie hier Selbstironie ist
oder ob Marginalisierte grundsätzlich
häufiger selbstironisch Identität schaffen.
J.: Es gibt so viele intelligente, wunderbare, selbstironische Judenwitze, die
sich Juden und Jüdinnen untereinander
erzählen!
N. S.: Ich glaube schon. Weil die
Schaffung deiner Identität als Minderheitenangehörige/r ein viel bewussterer Prozess ist als der von Mehrheitsangehörigen. Was du bist, bist du bewusster und erst dieses Bewusstsein macht
Selbstironie möglich.
Aber es gibt natürlich auch Minderheiten-Chauvinismus – wie diesen lustigen, männerfeindlichen Witz z. B. : Was
ist der Unterschied zwischen einem
Mann und einem Foto von einem
Mann?
J.: Das Foto riecht besser?
N. S.: Das Foto hat eine Entwicklung
durchgemacht.
Iris Hajicsek: Ich hab den Eindruck,
dass wir über einen verkürzten Humorbegriff reden, weil es die ganze Zeit nur
um Angriff und Abwehr zwischen sozialen Gruppen geht. Wenn ich von meiner
Erfahrungswelt ausgehe, besteht die
Strategie vor allem darin, mit Humor
die eigenen Krisen zu überwinden.
Wenn ich einen beschissenen Tag habe,
das Elend so zu übersteigern, bis ich es
schon wieder ironisch finden kann.
N. S.: Camp ist da ein gutes Beispiel.
Ich amüsiere mich über Doris Day und
Rock Hudson und die ganzen furchtbaren Filme und eigne mir an, was an heteronormativer Unterhaltungsgehirnwäsche eben da ist. Camp ist nicht lustig, kitschig, Barbie, wie oft geglaubt
wird. Es ist eine Überlebensstrategie. Irgendwas witzig zu finden bei den Dingen, die in keiner Weise dein Lebensgefühl beschreiben. Ich persönlich bin
mehr auf der Rock Hudson-Seite, obwohl das nichts mit mir zu tun hat.
Aber eben immer noch mehr als Doris
Nana Swiczinsky ist Animationsund Illustratorinsdesignerin,
www.nanaswi.com
Bea Bösinger ist Redakteurin der
Zeitschrift fiber und hat eine SatireSendung auf Radio Orange 94.0
Seichte Mädchen: Kleinkunst-Duo
bestehend aus Sophie Kindermann
und Julia Ruthensteiner,
www.myspace.com/
seichtemaedchenmusik
KlitClique: Jaye und Limit, FreestyleBattle-Rapperinnen gegen den Malestream, www.myspace.com/klitcliquerappers
Gabi Szekatsch ist freie Künstlerin in
und um die Bereiche Comics, Bildende
Kunst, Film, Grafik, Performance &
Multimedia, Mitbetreiberin des Frauencafes
www.szekatsch.com
Iris Hajicsek ist Technische Assistentin an der Universität Wien, Mitbetreiberin des Frauencafes und Bezirksrätin der Grünen Andersrum
mai 2007 an.schläge 17
humor&feminismus
Fo t o : Ka t h r i n S c h w a b
Day. Und so lässt sich immerhin noch
ein schöner Samstagabend rausschlagen. Das ist der Heroismus eines campy
Humors. Es ist Humor auf die eigenen
Kosten. Und trotzdem ist es eine Überlebensstrategie.
B. B.: Das ist guilty pleasure.
Gibt es humoristische Strategien, die
per se antifeministisch sind? Ist Minderheiten-Chauvinismus legitim?
N. S.: Ja, der ist gerechtfertigt! Humor als Notwehr finde ich legitim. Finde ich oft sogar witzig. Aber er sollte
sich nicht darauf beschränken. Nicht
zuletzt deshalb, weil ich in vielerlei Hinsicht auch Mehrheitsangehörige bin.
Sophie (Seichte Mädchen): Wir haben in einem unserer Lieder einen Reim
über eine Giraffe, die anatomisch komisch ist. Was würdet ihr sagen, welche
Strategie steckt da dahinter?
B. B.: Spontan würde ich einen verformten Phallus, der anatomisch nicht
ganz korrekt ist, assoziieren.
G. S.: Ich würde die Giraffe sehr politisch interpretieren. In der Tradition
von Filmen wie Freaks von Tod Browning beispielsweise. Alles, was der
Norm nicht entspricht, das Freakhafte,
das Queere.
N. S.: Unerwartete Assoziation ist
witzig. Groteskkopplung, wie es die Surrealisten genannt haben: Giraffe und
Anatomie. Dann ist anatomisch-komisch ein Reim, funktioniert rhythmisch, ist komisch. So Sachen sind einfach witzig. Ich hab mit neunzehn in einer Fabrik gearbeitet und auf dem
Fließband kamen den ganzen Tag Flaschen mit Pickerln, Pickerln, Pickerln vorbei. Das war überhaupt nicht lustig.
Und plötzlich kommt eine Flasche, auf
der das Etikett verkehrt herum klebt,
w w w. b i l d e r g e g e n g e w a l t . n e t
18 an.schläge mai 2007
und ich musste darüber lachen. Das
war lustig, einfach, weil sie verkehrt zusammengesetzt ist.
I. H.: Regelverstöße sind meistens
lustig.
Aber lässt sich nicht zwischen einer
Art von Humor unterscheiden, die gegen
Regeln, Normen, Ordnungen verstößt, die
subversiv ist, und einer, die dazu beiträgt
diese Ordnung aufrechtzuerhalten? Die
Flüsterwitze im Nationalsozialismus
über die Brüder SASS z. B. Entlädt sich da
nicht auf recht harmlose Weise ein Widerstandspotenzial?
G. S.: Ja, sicher hat Humor immer
auch eine Ventilfunktion.
N. S.: Aber auch dann ist er überlebenswichtig. Auch wenn die Ghettomauern weiterhin stehen. Du lebst einen weiteren Tag.
Die so genannten Regelbrüche
werden mittlerweile ja eher von konservativen Anti-PC-Idioten betrieben.
Sechs Millionen ermordete Juden sind
einfach nicht lustig. Kann man sich auf
diesen Minimalkonsens bitte einigen!
G. S.: Eine ethische Grundhaltung
beim Humor ist unerlässlich.
Rührt der Vorwurf der Humorlosigkeit von Feministinnen also einfach daher, dass sie sich weigern, über diskriminierende Witze zu lachen? Oder beerben
sie vielleicht eine linke Tradition, die sagt
„vergnügt sein heißt einverstanden
sein“?
G. S.: In einer linken Tradition stehen sie insofern, als dass sie unbezahlt
für eine bessere Welt arbeiten. Und sich
mit der totalen Identifikation mit ihrer
Arbeit bezahlen müssen. Und ich denke, ein humorvoller Mensch darf sich
nicht zu hundert Prozent identifizieren
und ernst nehmen.
Das heißt, dass Humor immer eine
bestimmte Distanz braucht?
N. S.: Mit einem possessiven Tunnelblick fällt er zumindest ziemlich
schwer.
G. S.: Es ist auch einfach eine Frage
von Kreativität, von Selbstvertrauen: Es
gibt kein Geld, die Frage ist also, was
traue ich mir zu, was mache ich daraus.
N. S.: Barbara Musil hat z. B. eine
Diplomarbeit daraus gemacht. Telefonbuchdick, aus 500 Absagen für von ihr
eingereichte Förderansuchen, Stipendien, Kunstprojekte etc. Und dafür immerhin einen Magistratitel bekommen.
G.S.: Mich würde interessieren, ob
Humor vermittelbar ist, ob Feministin-
Fo t o : M i c h è l e M a h a l
N. S.: Was ich hingegen ganz, ganz
furchtbar finde, ist die Aneignung des
Selbstausdrucks einer Minderheit durch
Mehrheitsangehörige. Dass die z. B. keinen Respekt haben vor der ästhetischen
Leistung von Tunten, die Lebenszeit investiert haben, um Schönheit zu erzeugen. Eine unrasierte Person zieht sich irgendwas an – das ist noch nicht mal
Trümmer-Transe – und glaubt, sie ist lustig. Eine superschöne Transe, die so
hochkultiviert ist, dass selbst der letzte
Idiot sie schön finden muss und nicht
mehr sagen kann, die schlag ich jetzt
blutig. Dieses Switchen funktioniert
einfach nicht.
Anders ist es wieder beim totalen
Sell-Out dieser Kultur, wenn irgendwelche Bauerntölpel Dolce & Gabbana anhaben, ohne zu wissen, dass sie schwule T-Shirts tragen. Das ist natürlich
schon wieder sehr komisch.
B. B.: Darüber können wir uns dann
wieder totlachen, wenn eine subversive
g u e r i l l a g i r l s, w w w. g u e r i l l a g i r l s . c o m
Strategie unwissentlich adaptiert wird.
Fehlt Frauen vielleicht auch einiges
nen das in Workshops lernen können.
Mir fehlt der Humor. Es würde uns sehr im Repertoire des körperlichen Witzes?
Weil Selbstentstellung bei weiblichen
helfen, wenn wir eine humorvolle Konfliktkultur entwickeln könnten. Und ge- Körpern nicht goutiert wird?
N. S.: Natürlich. Sich überfahren lasrade in Zeiten von Queer wäre eine humorvolle Differenzkultur sehr förderlich. sen ist nicht sexy, die ganzen brachialen
Slapstick-Methoden fallen dadurch
B. B.: Mich interessiert, was ihr als
weg. Aber es gibt noch einen anderen
Feministinnen lustig findet. Worüber
Aspekt. Ein Typ von Jackass wurde in eilacht ihr?
nem Interview mal gefragt, warum es
J.: Nietzsches Antichrist. Und Carbei ihnen keine Frauen gibt. Und er hat
toons, die Simpsons.
G. S.: Ich liebe Situationskomik. Und geantwortet, dass es einfach nicht witzig ist, eine Frau zu erniedrigen. Das
improvisierte Komik.
spielt eine Rolle. Mit der Folge, dass es
N. S.: Georg Kreisler! Ich finde aber
eine Form von präziser Körperkomik
auch Jelinek witzig, um auf die Anfangsfrage zurückzukommen. „Michael. gibt – die ich sehr liebe –, bei der Männer uns weit voraus sind.
Ein Jugendbuch für die InfantilgesellG. S.: Aber auch das ist vor allem eischaft“ z. B. Das ist so brutal, richtiger
österreichischer ich-schlag-dich-tot-Hu- ne Frage des Selbstbewusstseins. Hella
von Sinnen hat am Anfang Lawinen
mor. Aber Simpsons sind genauso brugehässiger Schreiben bekommen. Dass
tal. Wenn du über Simpsons lachen
eine fette Frau wie sie eine Beleidigung
kannst, bist du eh schon auf Jelinekdes ZuschauerInnenauges sei etc. WorLevel.
S.: Dolores Schmidinger. Die find ich aufhin sie diese Texte in ihrer Sendung
vorgelesen hat – auf dem Laufband lieziemlich gut.
gend und sich dabei Pralinen in den
Es ist oft auch weniger eine Frage
Mund steckend. Das müssen wir uns
des „worüber“ als vielmehr „mit wem“.
einfach trauen. Frauen achten ja auch
Meine beste Freundin Kathrin ist sicher
auch deshalb meine beste Freundin, weil noch beim Lachen darauf, wie sie dabei
ich mit ihr lachen kann wie mit nieman- ausschauen.
J.: Was Männer den Frauen auf jedem sonst. Über nix letztlich. Und alles.
den Fall voraushaben, ist tatsächlich ein
B. B.: Ja, das ist selten. Und schafft
unkompliziertes Verhältnis zu ihrem
so ein schönes Gemeinschaftsgefühl:
Körper. Männliche Rapper müssen nicht
Wir beide gegen den Rest der Welt.
feminismus&humor
Lea Susemichel und Irmi Wutscher auf der Suche nach dem
Witz der Grandes Dames des Feminismus
FIGHTING DISCRIMINATION WITH HUMOR
Die Humorlosigkeit von Feministinnen ist sprichwörtlich. Stimmt
das Klischee? Haben Frauen vielleicht wirklich von Natur aus weniger Humor?
Olympe de Gouges: Mann, bist du fähig, gerecht zu sein? Offenbar nicht. Das ist ein ganz und gar ungerechtes Vorurteil.
Simone de Beauvoir: Absolut! Man wird nicht humorlos geboren, man wird es höchstens.
Alice Schwarzer : … man wird regelrecht dazu gemacht!
Wieso kann sich dieses Klischee dann so hartnäckig halten? Gehen Frauen zum Lachen in den Keller?
Emma Goldmann: In den Keller?! Also wenn ich irgendwo
nicht lachen darf, dann ist das nicht mein Ding.
Virginia Woolf: Na ja, nicht unbedingt in den Keller. Aber in
einem Raum, in dem sie für sich alleine sind, fällt es ihnen oft
wirklich leichter.
Frauen, insbesondere Feministinnen, haben ja tatsächlich oft einen ganz eigenen „Schmäh“ – wie es hier bei uns in Wien heißt –,
der von Außenstehenden nicht immer verstanden wird. Wie reagieren Sie, wenn niemand über die Pointe Ihres Witzes lacht?
anonyme Demonstrantin: Das ist mir völlig egal. Es geht
schließlich nur um meinen eigenen Bauch, den ich mir vor Lachen halten will.
Judith Butler: Ich wiederhole ihn so lange, bis ihn auch
der/die Letzte verstanden hat.
Kann Humor emanzipatorisch sein? Und braucht es dafür eine besondere Form des Humors?
Guerilla Girls: Fighting discrimination with facts, humor and
fake fur!
Audre Lorde: Ja, Lachen kann befreien! Aber kein Männerlachen: The master’s tools will never dismantle the master’s
house.
Laura Mulvey: Wir haben das Ausgelachtwerden (to-belaughed-at-ness) satt! Wir lachen selbst!
Suffragette: Taten, nicht Worte!
mai 2007 an.schläge 19
Die Podiumsdiskussion fand am
12.04.2007 im Rahmen der Veranstaltung Humor & Feminismus statt, einer Kooperation von an.schläge und
Frauencafé.
Bild: Jule Kruschke
geil sein. Bis auf Schwarze natürlich,
bei deren Sexualisierung gibt es die
Parallelen zu Rapperinnen. Der
Schwarze wird in seiner animalischen
Körperlichkeit und Triebhaftigkeit inszeniert und muss ebenfalls sexy sein.
Eminem hingegen musste sich nie
ausziehen.
Tine Plesch hat in einem Text über
Frauen und Humor geschrieben: „Sich
selbst mit einem Lachen herunterzumachen, bevor andere es tun und dann
womöglich niemand etwas zu lachen
hat, ist eine mögliche Humorstrategie.
Dürfen wir raten, dass Frauen sie öfter
anwenden als Männer?“ Die Aspekte
Notwehr und Selbstironie beim feministischen Humor wurden hier tatsächlich
häufig genannt …
G. S.: Genau damit sollten wir aufhören: Humor nur als Notwehr-Technik
und als reaktives Moment zu betrachten. Humor ist auch aktiv, damit zwinge ich andere, reagieren zu müssen. Ich
kann etwas setzen, womit sich andere
dann auseinandersetzen müssen. Aus
diesem Jammertal „noch schnell selbst
lachen, bevor es wer anderer tut“ – da
müssen wir raus!
I. H.: Mir geht die ganze Zeit ein
Zitat von Wolfgang Neuss durch den
Kopf. Der hat mal in der taz geschrieben: „Ich mache keine Witze mehr über
Helmut Kohl. Ich lache gleich über ihn.“
So eine Strategie empfehle ich dem
Feminismus.
B. B.: Warum hat das nur ein Mann
gesagt?
I. H.: Na ja, der Wolfgang Neuss
war am Ende seines Lebens ziemlich
queer.
❚
FOUND THE FEMINISTS?
Elfriede Jelinek
Joseph Ratzinger
Alice Schwarzer
Judith Butler
Simone de Beauvoir
Margaret Thatcher
Lösung Frauenkreuzrätsel
1 versäumen
2 gefördert
3 helfen
20 an.schläge mai 2007
forumwissenschaft
B i l d : Ka r i n A u e
Das Gelächter der Geschlechter1
Evelyn Thriene spricht mit der Sprachwissenschaftlerin und Humorforscherin Helga Kotthoff
über humoristische Statusfragen, Mädchenkichern, dreckigen Witz und die Unmöglichkeit eines
weiblichen Woody Allens.
Evelyn Thriene: Du hast das
„Gelächter der Geschlechter”
analysiert, hast in anderen
Büchern mit linguistischem Besteck auseinandergenommen,
wie „Spaß Verstehen” funktioniert und
heute studierst Du Medienkomik und
Kinderkomik. Was fasziniert dich am Komischen?
Helga Kotthoff: Vieles. Ich glaube,
am meisten begeistert es mich, dass
das Komische so eine Art Zick-Zack der
Kommunikation ist. Es ist so viel reichhaltiger als ernsthaftes Reden. Du
musst schnell kombinieren, es kommt
unerwartet, meist ist Anspielung beteiligt und es ist sehr kreativ. Ein kleiner
Joke zwischendurch produziert keinen
großen Aha-Effekt, keine umwerfende
Pointe, aber er vereint blitzschnell unterschiedliche Perspektiven. Der kleine
Lacher zwischendurch versöhnt vorübergehend mit den Nervereien des
täglichen Lebens. Er stellt auch Gemeinsamkeit her.
Humor kann aber auch ganz schön
aggressiv sein.
Die Psychoanalyse geht davon
aus, dass Aggression an jeder Art von
Humor irgendwie beteiligt ist. Ich
glaube das nicht. Was soll daran aggressiv sein, wenn dir eine Absurdität
auffällt? Da muss man schon einen
sehr weiten Begriff von Aggression
bemühen. Humoristische Aggression
ist aber Bestandteil vieler Arten von
Frotzeln, sich Mokieren, Parodie, Verarschen und Lächerlich-Machen. Das
setzen die Geschlechter nach wie vor
unterschiedlich ein. Man kann auf Kosten von Leuten witzeln, sie geradezu
herunterputzen oder ihre Schwächen
vor Publikum preisgeben. Direktes Heruntermachen von Menschen ist nicht
comme il faut, aber scherzhaftes ist
viel schlechter festmachbar. Der
Scherzangriff erlaubt generell den
Rückzug darauf, dass man den Angriff
ja nicht ernst gemeint hat. Frauen erleben das in der sexuellen Anmache.
Diese Mehrdeutigkeit des Scherzhaften bedeutet aber nicht, dass wir nicht
trotzdem Grade an Aggressivität unterscheiden können.
Helga Kotthoff und Evelyn Thriene
haben beide an der Universität Konstanz Linguistik studiert und sich in
Seminaren von u. a. Senta TrömelPlötz und Luise Pusch kennengelernt.
Helga Kotthoff ist Professorin am
Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Freiburg im Breisgau. Sie arbeitet
mit dem Schwerpunkt Gesprächsanalyse und Grammatik und beschäftigt
sich dabei immer wieder auch mit
Humor und Komik.
Evelyn Thriene arbeitet mittlerweile
als Texterin einer PR-Firma.
1 „Das Gelächter der Geschlechter",
von Helga Kotthoff. Erstausgabe 1988,
1996 im Universitätsverlag Konstanz
erschienen. Zum Thema Humor publizierte sie außerdem „Spaß Verstehen.
Zur Pragmatik von konversationellem
Humor“.
april 2007 an.schläge 21
wissenschaftforum
22 an.schläge mai 2007
grenze geht, sich mit den Fingern an
den Zähnen herumpult usw.
Humor kann in unterschiedliche
Richtungen gehen. Sarkastischer Humor macht das Gegenüber oder die Sache eher klein, selbstironischer macht
sich selbst klein. Beides hat im Alltag
prinzipiell seine Berechtigung. Aber im
Berufsalltag ist beides für Frauen gefährlich. Mit Sarkasmus machen sie sich
unbeliebt und mit Selbstironie bauen
sie ihre eh immer noch wackelige Autorität ab. Das zieht sich so durch die
Nachkriegsgeschichte. Damit dürfte es
zu tun haben, dass es mehr Komiker
gibt als Komikerinnen.
Und was ist mit Heidi Kabel und
Helga Feddersen?
Tolle Komikerinnen! Dann gibt es
auch noch Ingrid Steeger, die heute in
Talk-Shows Klimbim aus ihrem Leben
zum Besten gibt. Und nicht zu vergessen: Elke Heidenreich. Sie hat leider ihre
Metzgersgattin aus dem Kohlenpott
schon vor vielen Jahren von der Theke
abtreten lassen. Alle vier haben ein Millionenpublikum sehr gut unterhalten.
Sie verkörpern unterschiedliche Facetten des witzigen Weibes, vom polternden Hausdrachen mit Herz über
das ältliche Frollein und die niedliche
Biene mit hochgeschobenem Pullover
bis zum gestandenen Weibsbild mit
Mutterwitz und Mundwerk. Ich fand Ingrid Steeger manchmal etwas kläglich.
Sie war ziemlich attraktiv und das wird
leider immer mitausgebeutet. Sie musste sehr sexy sein und ein bisschen blöd.
Es hat auch davor Komikerinnen
gegeben, wie z.B. Liesl Karlstadt, die allerdings in den Feuilletons neben Karl
Valentin bestenfalls etwas schulterklopfende Anerkennung abbekam. Schlechtestenfalls wurde sie nur als eine Art
Wand gesehen, an der Valentins Querschläger aufprallen konnten. Komikerinnen wie Helga Feddersen oder Ingrid
Steeger luden zum Lachen über die von
ihnen inszenierten Frauentypen ein,
kaum zum Lachen über die Welt und ihre Widersprüche. Sie machten entweder
auf trutschig oder auf sexy. Oder sie waren so nett wie Lieselotte Pulver im
„Wirtshaus im Spessart”. Ungefährlich
nett oder selbst die Zielscheibe oder
Partnerin eines Komikers. So ungefähr
war das Repertoire. Aber Kabel, Feddersen und Heidenreich haben das schon
stark ausgebaut. Heute ist Anke Engel-
ke sicher die bemerkenswerteste und in
den Medien erfolgreichste. Sie hat mit
dem gender-Gestrüpp sehr zu kämpfen,
verfängt sich manchmal darin, unterläuft es aber auch.
Die weibliche Komik ist also nicht
business as usual.
Sicher nicht. Sie ist quite unusual.
Von Immanuel Kant bis Rudi Carrell vernehmen wir doch, Humor wäre männlich und die Frau des witzigen Wortes
gar nicht mächtig. Freud hat uns den
Spaß an der Zote abgesprochen. Zu deren Genuss muss das Über-Ich ausgetrickst werden und das sei bei uns eh
nicht so stark ausgebildet.
Frauen erzählen sich wirklich kaum
Sexwitze.
Na ja. Wir Mittelschichtsfrauen erzählen uns kaum Sexwitze. Wir halten
das für verklemmt. In Fabriken kriegst
du rote Ohren über die Sexwitze von
Frauen. Wir müssen einfach anerkennen, dass nicht alle Frauen den gleichen
Humor haben.
Leider lachen Frauen auch auf Kosten von Frauen. Sie erzählen zum Teil
die gleichen frauenfeindlichen Sexwitze
wie die Kollegen.
In der Hinsicht hat sich aber auch
einiges geändert. Außerdem kommt es
immer auf die Situation an, in der der
Witz erzählt wird. Wenn Schülerinnen
sich untereinander Blondinenwitze erzählen, grenzen sie sich auch vom Ideal
der Barbie-Puppe ab, mit der sie ja aufwachsen. Im Herrenclub spielt der gleiche Witz eine andere Rolle.
Was hat sich denn geändert?
Es ist ein öffentlicher Resonanzund Entfaltungsboden für einen Humor
von Frauen entstanden, der auch eine
eigene Perspektive auf Frauenleben integriert. Clowninnen wie Gardi Hutter
präsentieren sich als Boxkämpferin im
Ring, nebenbei kurz den Säugling fütternd. Witze auf Kosten von Männern
sind ja seit langem in Umlauf, und zwar
nicht nur in feministischen Kreisen. Karikaturistinnen wie Claire Bretecher,
Marie Marcks und Franziska Becker nehmen unseren Alltag aufs Korn. Sie zeigen uns als Subjekt unseres Lebens. Im
Fernsehen wird sogar „gender” bewitzelt, z. B. bei Missfits, Hella von Sinnen
und Maren Kroymann. Kaya Yanar bewitzelt türkische Macho-Typen. Hella
von Sinnen spielte zum Beispiel ein
Hausmütterchen, das zwischendurch
Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
So eine Art von Humor muss man
sich leisten können!
Genau. Witzigkeit kennt nämlich
sehr wohl soziale und kulturelle Grenzen und orientiert sich daran. Wer witzig ist, rüttelt immer irgendwie an Normen und nimmt sich Freiheiten. Das
Rütteln kann progressiv oder konservativ sein, Status sichern oder unterlaufen. Mit witzigen Bemerkungen kannst
du Situationen umdefinieren. Darin
steckt immer etwas Status. Wer die LacherInnen auf seiner Seite hat, hat dann
den Trumpf in der Hand. Humor und
Witz sind ja nichts zeitlos Gegebenes,
sondern kultur- und situationsverflochten. Nicht jede und jeder können sich
überall das Gleiche erlauben. Womit
vielleicht der Chef beflissenes Mitlachen erntet, kann die Sekretärin total
auflaufen.
Es ist ja ganz schön peinlich, wenn
man etwas Witziges sagt und keiner
lacht.
Meistens ja. Humoristische Einwürfe in ernsthafte Gespräche sind klein,
aber oho. Es soll gelacht werden. Und
wenn nicht? Dann ist es, als würde eine
zum Gruß hingestreckte Hand nicht genommen.
Rose Coser hat in den späten sechziger Jahren große Unterschiede zwischen dem öffentlichen und privaten
Humor von Frauen gezeigt. Sie hat MitarbeiterInnenbesprechungen in einer
amerikanischen Uni-Klinik aufgezeichnet. Amerikanische Chefärztinnen, die
es immerhin gab, hielten sich in größeren Teambesprechungen unter KollegInnen deutlich stärker mit ihrem Humor zurück als beim intimeren Kaffeeplausch. Die Frauen waren, wie Coser
beobachtet hatte, eigentlich ziemlich
humorvoll, zeigten ihn aber nur dort,
wo sie nicht Gefahr liefen, zu überlegen
oder zu unterlegen zu wirken. Die Herren Kollegen witzelten hauptsächlich
über die PatientInnen und die unter ihnen stehenden AssistenzärztInnen. Das
hätte man wohl aus dem Mund der
Frauen kaum gebilligt. Selbstironie konnten sie sich aber auch nicht erlauben,
denn die wirkt statusabbauend. Und ihr
Status war dafür nicht stabil genug.
Auch heute noch spielt Geschlecht
beim Humor hinein. Eine weibliche Mrs.
Bean ist z. B. gar nicht vorstellbar. Es
würde nicht witzig gefunden werden,
wenn eine Frau dauernd an die Ekel-
forumwissenschaft
noch kurz als Domina in den Werkzeugkeller geht. Maren Kroymann spielte eine Kosmetikverkäuferin, die der Kundin
von allen Cremes und Wässerchen abrät. Anke Engelke hat auch viele Frauentypen sehr witzig parodiert. Da werden
Widersprüche in den Anforderungen an
heutige Frauen sichtbar. Daneben verfängt sich Comedy auch manchmal in
den Widersprüchen heutiger Frauenrollen, z. B. Ally McBeal. Die ist zwar Anwältin in einer renommierten Kanzlei,
kämpft aber mit dem souveränen Auftreten und legt oft anmutig ihr Köpfchen schief, ganz das klassische Frauchen auf der Suche nach Liebe.
Von einem weiblichen Woody Allen
sind wir aber noch weit entfernt. Gerda
Wurzenberger hat in einem NZZ-Folio
von 2002 geschrieben: Als ältere Frau,
schlecht frisiert, mit einem Hundeblick
hinter einer schwarzen Hornbrille, sentimental, melancholisch, ununterbrochen von ihren psychischen Problemen
labernd, wäre eine komische Anti-Heldin noch immer nicht akzeptabel.
Woher kommt’s?
Na da müssen wir wohl doch das
gute alte Wort Patriachat bemühen.
Humor passt vor allem nicht zum Ideal
der Dame. Bis in die fünfziger Jahre
wurden Damen in Etikettefibeln angewiesen, nur ja nicht zu laut zu lachen
oder sich gar mit selbst erzählten Witzen in der Tischgesellschaft hervorzutun. Das sollten sie tunlichst den Herren überlassen. Die Einschränkung der
weiblichen Komik hatte gleichzeitig mit
der Kontrolle des Körpers und der des
Geistes zu tun. Auch das Lachen sollte
silberhell erklingen und nicht etwa
grölend herausplatzen (so die seinerzeitigen Vorschläge von „Mrs. Manners” in
der Washington Post). Es wurde zwischen wohlklingendem Unterstützungslachen und gefährlichen Lacharten unterschieden.
Die starke Diskriminierung der närrischen Seite der Frauen ist wohl eine Art
von Körperkontrolle.
Ja. Komik spielt mit der Verformung
des Körpers, die Grimasse entstellt das
Gesicht. All das war nicht vereinbar mit
den gesellschaftlichen Anforderungen
des Schönseins und der Zurückhaltung
an die Frau und ist auch heute noch
schwer vereinbar. Daneben hängt die
Ausgrenzung der weiblichen Komik
auch damit zusammen, dass der komi-
sche Akt immer eine Art von Norm
bricht, und wenn es nur eine sprachliche Norm ist. Frauen sollten nicht aus
der Norm fallen und hatten diese auch
nicht von einer Metaebene her ins
Lächerliche zu ziehen.
Humor transportiert auch Erkenntnis. Nicht umsonst hat der Humor in
Diktaturen immer schlechte Karten. Im
Humor steckt Souveränität, subjektive
Schöpferkraft, der eigenwillige Zugriff
auf die Welt.
Die Herstellung ungewöhnlicher
Perspektiven verschafft Einsichten, aber
auch Erleichterung.
Insofern hilft das, Probleme, Spannungen und Ungerechtigkeit anzugehen. Humor nimmt die Verbissenheit
aus der Sache. Das Ausmaß an eigenwilliger Subjektivität, die Möglichkeit,
Ängste und Probleme offensiv anzugehen und die Potenz zur Definition von
Normalität stand und steht Frauen weniger zu.
Ich erlebe aber jede Menge witziger
Geschäftsfrauen und Handwerkerinnen.
Zum Glück. Heute können Frauen
sich zumindest in westlichen Gesellschaften viel mehr als in den sechziger
Jahren darauf verlassen, dass KollegInnen, Unter- und gar Übergeordnete die
Hand nehmen, die ihnen eine Frau
reicht.
Janet Holmes führte in Neuseeland
eine groß angelegte Studie zu Humor
am Arbeitsplatz durch. Sie sieht nur wenige Unterschiede im Scherzverhalten
von Männlein und Weiblein. Sie sagt,
geschlechterübergreifend liegt die
wichtigste Funktion von Humor in der
Arbeitswelt darin, Beziehungen positiv
zu halten, also Kollegialität zu zeigen.
Holmes zeigt aber doch verschiedene
humoristische Strategien, die trotzdem
noch mit gender zu tun haben: Sie stellt
unter Frauen insgesamt freundlichere
Formen des Scherzens fest. Es ist anders
als zu Cosers Zeiten. Chefinnen halten
sich nicht mehr zurück, Chefs witzeln
auch mal auf eigene Kosten. Männer
untereinander fordern sich dauernd mit
witzigen Attacken gegenseitig heraus.
Die müssen dann schlagfertig gekontert werden. Dann ist mann jemand.
Daneben belegt ihr Team auch, dass in
der Arbeitswelt leider auch noch ganz
platt sexistische Witzformen auftauchen, z. B. in Form sexueller Belästigung.
In manchen Büros kursieren sexistische
B i l d : Ka r i n A u e
Witze, dass es kracht. Manche Frauen
wissen sich zu wehren, manche nicht.
Umgekehrtes hörst du kaum.
Gönnen Eltern Jungen mehr witzigen Auftritt?
Es gab dazu in den siebziger Jahren
in den USA groß angelegte Studien von
Paul McGhee. Er fand, dass im Schulalter die Schere zwischen Jungen und
Mädchen stark auseinander ging. Jungen waren die kleinen Spaßmacher und
die Mädchen lachten und lächelten. Aktives Scherzen wurde bei ihnen weniger
goutiert, also übten sie sich weniger
ein.
Eine neuere deutsche Studie von
Marion Bönsch-Kauke hat weniger krasse Unterschiede zu Tage gefördert. Aber
sie sieht auch die Mädchen, die miteinander kichern und die Jungen, die im
Humor mehr austeilen.
❚
mai 2007 an.schläge 23
Bürokraten-Auflauf oder St. Precarius-Torte? Tag der Arbeit oder Tag der Arbeitslosen?
Einschätzungen von Mag Wompel und Margit Schaupp.
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
Mayday
Als 1856 in Australien der 1. Mai zum ersten Mal zu einem gewerkschaftlichen Aktionstag (für den Achtstundentag) ausgerufen wurde, ahnte niemand, dass er in vielen Ländern zum gesetzlichen Feiertag werden könnte, dessen Hintergrund kaum jemand kennt. Als 1886 die nordamerikanische Arbeiterbewegung
diesen Aufruf wiederholte und in vielen Städten Streiks und Demonstrationen folgten (in Chicago mit Todesopfern), hätte niemand ahnen wollen, dass später die meisten Gewerkschaftsmitglieder diesen Feiertag lediglich zum Ausschlafen, Rasenmähen oder gar Shopping nutzen würden. Als 1889 die Zweite Internationale diesen Tag zum Kampftag der Arbeiterbewegung ausrief, hätte niemand glauben wollen, dass über
hundert Jahre später ein erneuter Kampf um den Achtstundentag für
viele Lohnabhängige bitter nötig wäre. In der Zwischenzeit konnten in
den meisten der so genannten „entwickelten“ Industrieländern nicht nur
der Achtstundentag erkämpft werden, sondern viele weitere Standards. In
diesen Ländern haben viele – am 1. Mai bestenfalls Würstchen kauend –
vergessen, dass die erkämpften Standards nie für alle Lohnabhängigen
gleichermaßen galten, nicht für die meisten Frauen, für Migranten noch
weniger, von den Migrantinnen ganz zu schweigen. Und sie haben vergessen, dass alle erkämpften Standards dazu verpflichten, sie nicht nur zu halten, sondern jeder/jedem schlechter gestellten Lohnabhängigen – national
wie international – zu helfen, diese Standards ebenfalls zu erreichen.
Sei es Vergesslichkeit, sei es Ignoranz – sie rächen sich nun in Zeiten
der globalisierten Standortkonkurrenz. Die schon immer prekären Randgruppen der Lohnabhängigen bekommen seit Jahren Zuwachs von „BesitzerInnen“ vermeintlich sicherer Arbeitsplätze und viele sind bereit, für
ein Versprechen von dubiosen Arbeitsplätzen weitere Errungenschaften
der Arbeiterbewegung zu verschenken.
Und dennoch mussten es die Prekärsten der Prekarisierten sein, die
mit dem EuroMayDay dazu aufriefen, den Feiertag wieder zu einem
Kampftag zu machen, der zudem bunt und spaßig ist. Und die meisten
von ihnen wissen sehr gut, dass es keine Prekarisierten auf der einen Seite und Privilegierte auf der anderen gibt. Wie Menschenrechte müssen
Arbeitsrechte und -standards unteilbar sein, für alle möglichst umfassend, um Spaltungen zu vermeiden/zu überwinden. Nun steht nur noch
aus, dass der freie Journalist seine Ähnlichkeit mit der Schlecker-Verkäuferin und die von Kündigung bedrohte Arbeitsamtangestellte die ihre
mit dem Sozialhilfebezieher erkennen. Eines ist nämlich auf jeden Fall
wie 1856: Wir sind alle Lohnabhängige und im Kapitalismus ist unser Leben nun mal prekär …
Am 1. Mai ist Tag der Arbeit. Es stellt sich jedoch die Frage, wie
viele Menschen in sogenannten Normalarbeitsverhältnissen in
Österreich und den westlichen Industriestaaten am 1. Mai die Arbeit überhaupt noch feiern wollen. Menschen, die sich jeden Tag
überlegen müssen, wie sie das Arbeitspensum, das früher zwei
Personen bewältigt haben, alleine schaffen sollen. In Krankenstand oder
auf Kur zu gehen „erlauben“ sie sich schon lange nicht mehr. Viele mussten schlechtere Verträge unterschreiben nach der Androhung, dass die
Firma sonst eben geschlossen werden muss – die Aktionäre wollen ja
schließlich immer steigende Gewinne sehen! Dieser Personenkreis wird
am Tag der Arbeit sicher nicht in Jubel ausbrechen – die vielen, vor allem
Frauen, die heute zum niedrigsten Lohn arbeiten müssen. Es wird über
einen Mindestlohn gesprochen, der verhandelt werden muss. Wo waren
die Gewerkschaften in den letzten Jahren? In Österreich wird nun bekannt, was längst überwunden schien, nämlich dass gewisse Großunternehmen keinen Betriebsrat mehr zulassen – und damit durchkommen.
Jetzt, wo eine starke Gewerkschaftsbewegung so wichtig wäre, laufen
den Gewerkschaften die Mitglieder davon.
Die Erwerbsarbeitslosen oder die sogenannten prekär Beschäftigten
– Scheinselbstständige, saisonal und befristet Beschäftigte, Teilzeit- oder
LeiharbeiterInnen, NiedriglohnarbeiterInnen oder Reproduktions- und
PflegearbeiterInnen – haben erst recht nichts zu feiern. Dem zum Trotz
organisieren sich diese Betroffenen und ihre VertreterInnen, um am 30.
April oder 1. Mai den „MayDay“ oder den Tag der Arbeitslosen lustvoll zu
begehen und sämtliche Bevölkerungsschichten auf ihre schlechte soziale
Situation hinzuweisen. Sie wollen Netzwerke bilden und merken, dass
immer mehr Menschen bereit sind, sich ihnen anzuschließen, da sie die
ungerechten, undemokratischen, unmenschlichen Verhältnisse nicht
länger hinnehmen wollen. Ein Beispiel ist der Verein AMSEL – Arbeitslose
Menschen suchen effektive Lösungen in Graz, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einzufordern, dass von Arbeitslosigkeit Betroffene selbst
mehr eingebunden, mehr gefragt und ernstgenommen werden. Bei den
jeweiligen demokratischen Institutionen – Ämtern, Parteien, Kammern,
Gewerkschaften – bei denjenigen, die Gesetze und andere Spielregeln
(mit)gestalten.
Ob die prekär Beschäftigten oder Erwerbsarbeitslosen bei den Gewerkschaften unterkommen können oder sich selbst organisieren wollen, das wird die Zukunft weisen. Auf jeden Fall muss immer wieder dazu
aufgerufen werden, nicht zu kapitulieren und zu resignieren.
Mag Wompel ist Journalistin und Industriesoziologin und CvD des Labournet, www.labournet.de
Margit Schaupp ist Obfrau von Amsel, www.amsel-org.info
24 an.schläge mai 2007
an.schläge abo
, bitte!
o Schnupperabo (3 Hefte/10 e)
o Jahresabo (10 Hefte/35 e )
o für Erwerbslose (10 Hefte/29 e )
o Unterstützungsabo (10 Hefte/43 e )
o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)
Absenderin
Geschenk-Abo an
Datum, Unterschrift
Abo-Angebote gelten, wenn nicht anders angegeben, nur in Österreich.
Keine Sorge: Ein an.schläge-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.
T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: [email protected],www.anschlaege.at (5/07)
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Für unsere Kooperation mit dem
Klub Kohelet im Fluc Ende Mai
werden noch visuals gesucht.
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Die an.schläge suchen noch
Handverkäuferinnen fürs Ladyfest
und während der Festivalzeit von
Soho in Ottakring. Pro verkauftem
Heft bekommt ihr 1,50 Euro!
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Erdgeschoß.
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Volleyball: Der Sportverein
Marantana – für Lesben und
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Derzeitige Spieltermine: Mittwochs
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ausschreibungen
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Frau/Kultur/Migration – so der Schwerpunkt für Projekte, Arbeiten und
Konzeptionen, die beim diesjährigen INTER-KULTUR-PREIS eingereicht
werden können. 1996 wurde dieser in der Abteilung Kultur der SPÖ
Oberösterreich von Erna Stacey-Aschauer aus der Taufe gehoben. Die
Grundidee: Die Förderung von Einzelpersonen, Initiativen, Einrichtungen, Vereinen etc., die sich für Integration, Menschenrechte und soziale
Sicherheit engagieren. Einsendeschluss ist der 1. Juni.
Noch ein bisschen mehr Zeit haben jene, die sich literarisch dem
Thema Technik (und Frauen) widmen, im Rahmen des Lise-MeitnerLiteraturpreises. Der 1994 vom Frauenreferat der HTU und der Kunstvereinigung Akunst initiierte und nach der österreichischen Physikerin benannte Preis wird heuer zum sechsten Mal vergeben. Gesucht sind bis
zu dreißigseitige Prosa-Texte, „die sich mit der Geschichte der Technik
und Naturwissenschaft, mit dem Studium an einer Technischen Universität, mit Gefahren, Alternativen und Visionen auseinandersetzen/beschäftigen.“ Einsendeschluss ist der 10. August. PÖ
Entscheidung kommt auch von den Grünen: „Die Universitäten sind in
Österreich weit hinten in Sachen Gleichstellung, in Wahrheit ein Männerverein. Lediglich zwölf Prozent beträgt der Anteil an Professorinnen,
null Prozent bisher in den Rektoraten. (…) Eine Rektorin wäre endlich das
überfällige Signal“, so Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen.
Enttäuschung auf der einen Seite, Hoffnung auf einer anderen:
GRAS- Spitzenkandidatin Fanny Rasul zeigt sich erfreut über die Entscheidung des Senates der Universität für Bodenkultur, erstmals eine
Frau an erster Stelle des Dreiervorschlages zur RektorInnenwahl zu reihen: „Wir fordern nun, dass Ingela Bruner Rektorin der Boku wird, da ja
bei gleicher Qualifikation Frauen zu bevorzugen sind”. pix
Infos: www.gfk-ooe.at/ikp07/ikp.htm bzw. www.lisemeitnerpreis.at
frauenvolksbegehren
Zehn Jahre – und jetzt?
Zehn Jahre sind vergangen, seit über eine halbe Million Menschen in
Österreich das Frauenvolksbegehren unterschrieben haben. Einiges hat
sich geändert, aber nicht nur zum Positiven, manches hat sich verbessert und bei vielem passierte nicht viel: So fehlt es nach wie vor an Kinderbetreuungsplätzen, Frauen verdienen noch immer um rund 22 Prozent weniger als Männer. Frauen sind zudem vor allem in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt, üben niedrigqualifizierte Tätigkeiten aus
und sind in den Spitzenpositionen der Wirtschaft kaum zu finden.
Auch die Forderung, nur Unternehmen mit Frauen in der oberen
Hierarchieebene zu öffentlichen Aufträgen zuzulassen, verlief im Sand.
Hier hat die Regierung nur festgelegt, dass es „Frauenförderpläne“ für
die Betriebe geben soll. Bei der Anrechnung des PartnerInneneinkommens für die Notstandshilfe hat sich ebenfalls nichts geändert: noch
immer schauen viele Frauen deswegen durch die Finger. Abhilfe soll
hier die Mindestsicherung schaffen. Auch die Forderung nach einer
Grundpension für alle, und zwar oberhalb des Existenzminimums, wurde durchgesetzt. Allerdings wurde die Forderung, das Pensionsantrittsalter von Frauen nicht anzuheben, bis Gleichberechtigung in allen Bereichen erreicht ist, nicht erfüllt: das Frauenpensionsalter soll bis 2033
schrittweise auf 65 Jahre angehoben werden. liS und trude
unipolitik
Spitzenfrauen?
„Es ist eine klassische Frauendiskriminierung, wenn statt der erstgereihten weiblichen Kandidatin der dahinter gereihte Mann als Rektor bestellt wird“ so Bettina Stadlbauer, SP-Bundesgeschäftsführerin und Mitglied des Wissenschaftsausschusses, bezüglich der Entscheidung, dass
Stefan Schmidt-Wulffen statt der erstgereihten Clementine Deliss an
der Akademie der bildenden Künste (Wien) Rektor wird. Kritik an dieser
anarchafeminismus
Auf den Spuren einer Utopie
Feministinnen seien „seit Jahren in Theorie und Praxis unbewußt Anarchistinnen gewesen“, argumentiert Peggy Kornegger in „Der Anarchismus und seine Verbindung zum Feminismus“. So wird nicht „nur“ dem
Patriarchat, sondern allen Formen der Herrschaft der Kampf angesagt.
Die Traditionslinie der Feministinnen mit anarchischen Tendenzen
nahm ihren (dokumentierten) Anfang im ausgehenden 18.Jahrhundert
mit Mary Wollstonecraft. Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre wurden sie lauter, um 1975 eine besondere Art des Feminismus zu begründen – den Anarchafeminismus.
Zwei Tage unter Abwesenheit jeglicher Autorität? Jedenfalls ist viel
zu erwarten, wenn die ehemalige Stadtguerillera und Anti-Vietnam-Aktivistin Ilse Schwipper und die Hausmeisterin der Berliner „Schoko-Fabrik“ Bea Fünfrocken anarchafeministisch theoretisieren. Auf Augenhöhe
wird von und mit den Las Loccas die Praxis zur Theorie vorgestellt und
die Beschäftigung mit anarchafeministischen Thesen wird zu einem
„Griff nach den Sternen“. Außerdem: Es darf getanzt werden! Denn der
Herrschaft des Rhythmus braucht sich niemand zu entziehen. kaiv
11./12.5., Frauenveranstaltung zu ANARCHAFEMINISMUS, FZ-Bar im Autonomen FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien,
Währinger Straße 59/6, http://fz-bar.wolfsmutter.com
mai 2007 an.schläge 27
liebeglobal
Liebe auf meinem Planeten
Co m i c : J e s s i c a M c L e o d
Die Globalisierung hält auch in Liebesbeziehungen Einzug. Wie das aussehen kann
und wo die Schwierigkeiten liegen, hat Irmi Wutscher erkundet.
Es ist Mai, die Tage werden länger, die Nächte lauer, die Vöglein zwitschern und im Park ist
frau von glücklichen Pärchen
umgeben. Aber für viele Frischverliebte ist nicht immer alles so eitel
Wonne: Manchmal stehen Sprache, Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen
oder auch kulturelle Konventionen zwischen ihnen und ihrem Glück.
Ausweitung der Kampfzone. Dietmar Larcher spricht in seinem Buch „Die Liebe
in den Zeiten der Globalisierung“ in diesem Zusammenhang von einer „Ausweitung der Kampfzone“. Das bedeutet,
dass in einer globalisierten Welt nicht
nur Güter und Dienstleistungen einem
Konkurrenzkampf unterworfen sind,
sondern dass dies im gleichen Maße für
die Liebe gilt. Dass also die ökonomische Globalisierung nicht nur Menschen verschiedenster Kulturkreise
durchmischt, sondern dass auch private
Lebensbereiche von ihrer Logik durchdrungen werden. In einem weiteren
Schritt bedeutet dies, dass sich das
auch auf Festschreibung und Ausleben
von Geschlechterbeziehungen auswirkt,
dass diese unter den globalisierten Verhältnissen zum Teil neu verhandelt werden müssen. Geschlecht als grundlegender Faktor der Verteilung von Arbeit, Rollen und Ressourcen erfährt dabei eine
Veränderung. In interkulturellen Beziehungen werden unbewusste Annahmen in verstärktem Maße sichtbar und
scheinbar Natürliches wird als kulturell
entlarvt – worin letztlich ein Emazipationspotenzial liegt.
Weiters sind bikulturelle Beziehungen in höherem Maße struktureller Gewalt unterworfen, in Österreich vor allem durch das restriktive Fremdenrecht:
28 an.schläge mai 2007
globaleliebe
Verantwortung, Möglichkeiten zum
Geldverdienen etc. gibt es oft nur für eine/n PartnerIn, eine freie Verhandlung
der Rollen ist nicht möglich.
Drei Geschichten. Wie unterschiedlich globalisierte Liebesgeschichten verlaufen
können und wie sehr sich die Hindernisse dennoch ähneln, zeigen die Erfahrungen dreier unterschiedlicher junger
Frauen.
Germanistikstudentin Kathi hat
Omar aus Gambia ganz klassisch beim
Ausgehen kennengelernt, gefunkt hat
es zwar sofort, aber die beiden mussten
die Frühlingsgefühle recht schnell überspringen und sich mit ernsteren Dingen
auseinandersetzen. Ende 2005 haben
die beiden geheiratet. Mit Anfang 2006
tritt allerdings ein neues Fremdenrechtsgesetz in Kraft, das auch verheirateten AsylwerberInnen kein Aufenthaltsrecht mehr gewährt. Kathi und
Omar befinden sich in permanenter
Ungewissheit, ob er bleiben kann. Sie
gründen mit anderen Betroffenen die
Initiative „Ehe ohne Grenzen“
Soziologin Eva engagiert sich im
Erasmus-Buddy-Netzwerk und lernt bei
einem Ausflug Remy aus Singapur kennen. Die nächsten zwei Jahre verbringen sie an verschiedensten Orten der
Welt, mal gemeinsam, mal getrennt:
Belgien, Singapur, Australien, als StudierendeR, TouristIn, LebenspartnerIn. Eva
will in Österreich ihr Studium beenden,
Remy nimmt einen Job in Australien an.
Die beiden wechseln ständig den Ort,
versuchen immer neue praktische Lösungen zu finden. Remy hätte nie in
Österreich bleiben und arbeiten können, außer Eva hätte ihn geheiratet, was
sie nicht wollte. Eva hätte nach Australien gehen können, mit dem Status einer
„De-Facto-Partnerin“ – aber nur solange
Remy Arbeit hat, sie hätte in der Kleinstadt Adelaide als deutschsprachige Soziologin jedoch wohl kaum einen Job
gefunden. Die Beziehung zerbricht
schließlich am ewigen Hin-und-Her,
daran, dass die beiden permanent auseinandergerissen wurden und nie
wussten, wo und wann sie sich wiedersehen würden.
Denice, Sängerin der Band „Bonanza Jellybean“, ist für ihre Beziehung
nach Österreich gezogen. Als Schwedin
und somit EU-Bürgerin ist sie eine der
„guten“ Einwanderinnen, was ihr selbst
nicht unbedingt behagt aber natürlich
Vorteile bringt: sie hatte Anspruch auf
Sozialhilfe, Deutschkurse etc. Wäre sie
aus einem Nicht-EU-Land gewesen,
hätte sie mit ihrer Beziehung allerdings keine Chance gehabt: Homosexuelle Beziehungen werden im Fremdenrecht nicht einmal erwähnt, geschweige denn anerkannt. Diese Erfahrung musste Denice auch mit den
Behörden machen: Ihr wurde mehrmals geraten, sie solle sich doch einen
österreichischen Freund suchen, um
schneller Deutsch zu lernen. Das Argument, sie habe doch schon eine Freundin, wird ignoriert.
Neue Rollenverteilung. Die von Dietmar
Larcher beschriebene leichtere Rollenverteilung hat sich bei Kathi tatsächlich
bemerkbar gemacht. „Die Geschlechterrollen sind freier, da wir beide nicht vorbelastet sind, es gibt keine Rollenerwartungen.“ Probleme kommen in diesem
Fall eher von außen, das Umgehen mit
der permanenten Unsicherheit fällt
schwer. Kathi sagt es ist „erschreckend
wie sehr das zum ‚Normalzustand‘ wird,
wie man sich mit absurden Situationen
arrangiert. Aber ob das auf Dauer
geht?“ In der Beziehung tun beide alles,
um sich einen eigenen Mikrokosmos
aufbauen, um einen „normalen“ Alltag
zu haben. Arbeiten darf nur Kathi, Omar
macht die Hausarbeit. Streits gibt es
eher klassische, wie etwa um den Abwasch. „Da braucht alles dann auch drei
Mal so lange, wegen der Sprache. Aber
das ist auch nicht schlecht für die Beziehung, da wir uns mehr Zeit nehmen,
um Wünsche zu formulieren“
Auch Denice hat zunächst die
Sprache Schwierigkeiten bereitet: da
sie kein Deutsch konnte, war sie anfangs abhängig von ihrer Freundin und
hat einiges von ihrer Selbstständigkeit
und ihrem Selbstbewusstsein eingebüßt. Sie braucht zwei Jahre, bis sie
sich wohl fühlt. In dieser Zeit ist sie
sehr isoliert und nimmt die Rolle der
Hausfrau ein. „Ich habe gekocht, geputzt und auf sie gewartet. Ich war in
der Rolle der abhängigen Ausländerin!“
Denice betont, dass man sehr leicht in
diese Rolle fällt und die andere Seite
automatisch den Gegenpart übernimmt – und beide das mitunter erst
spät bemerken. Bei Eva waren es weniger Geschlechterrollen die verhandelt
wurden als vielmehr die Frage „Wie
weit kannst du dich verbiegen, wie lange bist du noch du selbst?“ Sie hat sich
beispielsweise dabei ertappt zu denken
„He, warum heiratest du jetzt nicht
einfach?“, obwohl sie das im Grunde
nie wollte. Ihr Studium für Remy hinzuschmeißen war für Eva ebenfalls undenkbar, sie hat sich immer um Selbstständigkeit bemüht. Trotzdem kreiste
im Endeffekt alles um die Frage, wer
bereit war, wie viel aufzugeben. In
ihrem Fall war die Trennung fast eine
Erleichterung nach dem ständigen
Stress, der Suche nach einer Lösung, die
für beide in Frage kommt, dem Aushandeln von Kompromissen.
Traumtänzerin oder Realistin? Diemar Larcher geht davon aus, dass Verliebtsein,
Aufbau der Partnerschaft etc. bikulturellen Paaren mehr Schwierigkeiten bereitet als anderen. Die Unterschiede
sind oft Quelle von Irritationen und
Konflikten, immer wieder müssen die
kulturell erlernten Muster hinterfragt
werden. Allerdings können sich auch
„monokulturelle“ Paare nicht auf eine
Homogenität der Erfahrungen verlassen und im Unterschied zu diesen gibt
es bei den Bikulturellen immerhin nicht
den Anspruch, dass alles selbstverständlich ist.
Aber wie ist das jetzt mit dem Verliebtsein gegen alle Widrigkeiten? Ist
das nur etwas für TraumtänzerInnen
und hoffnungslose RomantikerInnen?
Eva ist eher skeptisch, sie würde die
Sache jetzt noch kritischer betrachten
als sie es damals ohnehin schon getan
hat. Und allen davon abraten. Allerdings
hat sie sich mittlerweile neu verliebt: in
einen Tschechen.
Kathi würde alles wieder genauso
machen, früher heiraten vielleicht (um
unter das alte Gesetz zu fallen, Anm.).
„Die Frage ist nicht RomantikerIn oder
RealistIn, sondern Kopf- oder
Bauchmensch, ob man den Gefühlen
folgt oder ob man sich eher nicht einlässt auf unsichere Dinge.“
Um alles zurückzulassen für eine
Beziehung, muss man wohl romantisch
sein, meint auch Denice. Dennoch: Auch
sie „würde es wieder tun, denn wenn
man sich nichts traut, erlebt man nie
etwas. Und ewig wäre da die Frage: Was
wäre wenn? Denn man bereut immer,
was man nie getan hat!“
❚
Info und Hilfe:
Verein FIBEL – Fraueninitiative Bikulturelle Ehen und Lebensgemeinschaften, 1020 Wien, Heinestr. 43, T./ Fax: 01/
212 76 64, E-mail: [email protected],
www.verein-fibel.at
Ehe ohne Grenzen, 1070 Wien, Zollergasse 15, E-mail: [email protected], www.ehe-ohne-grenzen.at
Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00
vor dem Innenministerium (1010
Wien, Herrengasse 7)
Literatur:
Larcher, Dietmar: Die Liebe in den
Zeiten der Globalisierung,
Drava, 2000, 19,50 Euro
mai 2007 an.schläge 29
kulturan.riss
L a d y fe s t- B u t t o n s z u m A u s r u c k e n
seurin Aida Karic, die das Stück „Die Troerinnen“ bearbeitet hat. Karic
verlegt Euripides Geschichte über die trojanischen Frauen, die als
Kriegsbeute unter den Griechen aufgeteilt wurden, nach Asien während
des Zweiten Weltkriegs. Sie erzählt die bisher eher vernachlässigte Geschichte jener koreanischer Frauen, die während der japanischen
Besetzung zur Prostitution gezwungen wurden.
Ein weiterer besonders interessanter Programmpunkt ist der
MädchenRockcontest, der sich an alle Musikerinnen zwischen 14 und 26
Jahren wendet, die sich in Richtung Professionalisierung weiterentwickeln wollen. Die sechs besten Bands nehmen dann an der „Mystery
Tour“ teil, an zwölf Terminen treten sie spontan auf belebten Plätzen
auf, das Publikum wird erst unmittelbar davor per SMS informiert.
Gleichzeitig wird die kalifornische Malerin Jodi Tucci Brisebois dokumentarische Bilder der Tour anfertigen, die ab 2. Juni in der ProjektwerkstattSOHO zu sehen sein werden. Der Contest soll nicht nur junge Talente
fördern, sondern auch mit Vorurteilen gegenüber „Mädchenmusik“ aufräumen.
Abschließend noch ein Hinweis auf die Valie Export-Retrospektive im
Filmmuseum, bei der ab 18. Mai Filme und Videos der einstigen Skandalkünstlerin gezeigt werden. AndA
11.5 – 19.6, Infos unter: www.festwochen.at und www.filmmuseum.at
preis
p f l i c h t te r m i n
Verschwitzt und schamlos: Ladyfest 2007
Bereits zum dritten Mal gibt es das Ladyfest in Wien. Dabei ist es noch
gar nicht so alt. 2000 erstmals in Olympia/USA organisiert, verbreitete
es sich rasant über Amsterdam und Budapest, von Hawaii bis nach Timisoara und Warschau und findet mittlerweile immer häufiger an immer
mehr Orten weltweit statt. Durch Selbstorganisation und DIY sollen Ladyfeste Räume für queere Kulturproduktion und feministischen Aktivismus eröffnen. „Wir erobern und politisieren die Stadt, die Bühnen, die
Mikros, die Turntables, die Kameras, die Laptops, die Tanzflächen und die
Mischpulte! Wir nehmen uns den Raum!“
Vom 16. bis 20. Mai wird es vor allem im Wiener Fluc, aber auch anderswo „dilettantisch, nachtaktiv, antirassistisch, queer, verschwitzt, aufruhrseelig, schamlos, unkommerziell, lesbisch, arbeitsscheu, offensiv,
systemkritisch, vernetzt, feministisch, ...“ Das Programm umfasst Musik
von All Gender is Dreck, Almandindos, Cuntstunt, female:pressure,
Bettina Köster, Lollobridgidas, Quote, Spicy Tigers on Speed, Spoenk,
Suetoyou, Surplus People. Wir veranstalten Workshops zu Computer und
Audio-Technik, Fuck Your Gender, Geldlosigkeit, Stadtverschönerung und
Stadttouren zu verschiedenen Themen, Queerem Sex, Fanzines und
Schreiben u.a.m. Es gibt eine Open Stage und ein Open Mic, Filmfrühstück, Ausstellungen, ... Und Ladyfest goes Sexparty! les
Programm und Infos unter: http://plone.ladyfestwien.or
fest.wochen
MädchenRockcontest und mehr
Von 11. Mai bis 19. Juni ist es wieder soweit, die Wiener Festwochen laden
zu zahlreichen Veranstaltungen ein, hier eine kleine Auswahl von spannenden Events. Im sehr umfangreichen Schauspielprogramm der Festwochen findet sich dieses Jahr auch eine Inszenierung der bosnischen Regis30 an.schläge mai 2007
PerformerInnen gesucht
Der in der Wiener Herrengasse ansässige Kunstraum Niederösterreich
schreibt auf Initiative der Landesrätin Petra Bohuslav einen neuen
Kunstpreis aus. Unter dem Thema „H 13 2007“ werden die besten PerformerInnen gesucht. Der Kunstraum Niederösterreich, der sich als Plattform für junge experimentelle Kunst versteht, möchte bisher noch unbekannten PerformancekünstlerInnen so die Chance geben, an die Öffentlichkeit zu treten.
Mit diesem neuen Preis soll der langen Tradition der Performance in
Österreich Rechnung getragen werden.
Bewerben können sich KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen
die seit mindestens zwei Jahren in Österreich leben, die Ausschreibung
richtet sich an Personen bis vierzig Jahren. Eine hochkarätige Jury, die
sich aus KünstlerInnen, TheoretikerInnen und KuratorInnen zusammensetzt, wird den besten Beitrag auswählen; die prämierte Performance
wird am 6. September im Kunstraum präsentiert. Die Bewerbungsfrist
für den mit 2.000 Euro dotierten Preis läuft noch bis 6. Juni. AndA
www.kunstraum.net
a u s s te l l u n g
humorinloops
Visual Dada Beat von Marjam Allahyari gibt es vom 20. April bis 17. Mai
im Rahmen der von der galeriestudio38 initiierten Festwochen „21 jahre
c.i.“ im Café C.I. am Yppenplatz. Die videopaintings Marjam Allahyaris
entwickelten sich aus visuals, die die Künstlerin zur Dekoration von GoaPartys produzierte. Aber für die naive Goa-Ästhetik wurden die Arbeiten
zu künstlerisch. Die Künstlerin bleibt dennoch den szenetypischen loops
treu, endlos aneinanderreihbare Sequenzen. loops gleichen Bildern: Sie
müssen nicht, wie beim klassischen Video, innerhalb eines bestimmten
Zeitfensters rezipiert werden.
Bei der Eröffnung mit dabei sind die Geschwister Nagele,
an.schläge-Frau Katharina und Jungautorin Angelika, die simultan zu
drei der Loops teils unveröffentlichte Texte vorstellen.
„Not in our name“, ein Interview mit drei Organisatorinnen der
Anti-Bush-Demo erschienen 2006 in den Juni-an.schlägen wird gelesen
zu „What do we want? (a peace loop)”, ein digitales Friedensmantra
aus Filmmaterial der Massendemo. Während „Lala’s Party“ von Angelika Nagele, ein Text über die abgeklärte Melancholie weiblicher Teenager, beobachtet ein Wanderer auf einem Berggipfel die Zeit in „7 Meditations on a mountain (a loop with timecodes)“. kana
Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r
an.risskultur
20.4 – 17.5, Café C.I. am Yppenplatz, 1160 Wien, Payergasse 14, tägl. Von 8.00-2.00
http://galeriestudio38.ziel2wien.at/?blogId=9146
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
Michèle Thoma
Bild: Soho in Ottakring 07
Mein Kind
ku n s t . f e s t i v a l
Ottakring wird schön
Von 19. Mai bis 2. Juni findet wieder das Kunstfestival „Soho in Ottakring“ statt. Dieses Jahr unter dem Motto „Alles wird schön!“, das von
der fortschreitenden Um- und Neugestaltung des Brunnenmarktes inspiriert wurde. Auch heuer gibt es wieder zahlreiche Beiträge unterschiedlichster Art: von Themenausstellungen über interaktive Projekte, Film- und Theatervorführungen bis hin zu Musik und Stadtteilprojekten, die von AkteurInnen aus dem lokalen und regionalen Umfeld
realisiert werden.
Geplant sind auch einige interessante Projekte mit Frauenschwerpunkt. Etwa ein Stand am Brunnenmarkt, an dem Fotografien von
Frauen verschiedener Kulturkreise zu sehen sind. Oder „Pamphlet
Poetry“, eine interaktive Performance und Lesung, bei der die Performerinnen eine lyrische Annäherung an das Pamphlet probieren. Das
Projekt „hellwach – bei Gewalt an Frauen“ wird seine Botschaft mittels
einer Leuchttafel in einem Schaufenster während der ganzen Zeit des
Festivals verbreiten. Beim Videoprojekt „Stories of Passage“ können
PassantInnen ihre Geschichte erzählen und auch die an.schläge werden
mit „You can feminism“ vertreten sein. Geplant ist eine Radical-Cheerleading-Perfomance am Eröffnungsabend, ein Ausstellung der Kostüme und auch ein Konzert von „Bonanza Jellybean”. trude
Soho in Ottakring, 19.5. – 2.6., Info: 0699/ 118 23 255, www.sohoinottakring.at, [email protected]
„Mein Kind,“ sagt Joy, „soll eine schöne Kindheit haben. Sie wird
süße Kleider tragen und eine schöne Frisur. Sie bekommt richtig
leckeres Essen. Sie darf sich Serien anschauen und wird richtige Ferien machen.“
„Das hast du doch auch alles gehabt“, sage ich. „Schöne Kleider.
Superschöne Haare, ganz natürlich. Gutes Essen. Verreist sind wir
auch. Und bei Oma gab es Denver-Dallas nonstop.“
„Die Kleider waren alle von Cosma. Zum Friseur ging ich nie. Zöpfe
konntest du auch keine flechten.“
Stimmt. Zöpfe konnte ich keine flechten.
„Und das Essen … nie hast du Schnitzel gebacken.“
Schnitzel habe ich nie gebacken.
„Immer so ein gesunder Gatsch. Bei den Ausflügen gab es Reiswaffeln und einen Apfel. Die Mütter der anderen Kinder hatten Schokolade und Kekse …“
Die Mütter der anderen Kinder hatten Schokolade und Kekse. Sie hatten auch ein Papiertaschentuch einstecken.
„Aber ein Eis gab’s immer!“
„Ein Twinni! Nur eine Hälfte. Ich wollte immer die grüne und bekam
immer die orangene.“
„Ihr seid vier … weniger Eis, mehr Action ...“
„Action? … Horrortrips! Diese Wanderungen … Über unappetitliche
Waldwege kraxeln. Immer haben wir den Bus verpasst. Immer haben
wir uns verirrt.“
„Ihr wart nicht gerade kleine Explorer. “
„Zelten auf dem Lesben-Camping … Bescheuerte kleine Pensionen,
wo es nicht mal einen Fernseher im Zimmer gab ... Einmal mitten in
der Nacht in Genf durchs Nuttenviertel, mit unseren Rucksäcken ...“
„Wir haben halt ein Hotel gesucht! Und auch eins gefunden! Mit
Fernseher in den Zimmern!“
„Die anderen Familien haben gebucht. Alles war organisiert.“
„Bis hin zur Strandbahre …“
„Wenigstens kann nichts schief gehen. Ich werde immer buchen.
Mein Kind soll richtige Ferien haben.“
„Rosa Kleider tragen“, sage ich. „Rosa Mascherln in den Zöpfen haben. Oder die neueste Trend-Frisur. Barbie-Puppen. Was machst du eigentlich, wenn du eine kleine Bebrillte bekommst, die sich hinter einem Stapel Bücher vor der Friseurin versteckt?“
„So eine bekomme ich nicht“, sagt Joy finster.
„… wenn du einen Buben bekommst? Einen hyperaktiven Neanderthaler … der Keulen schwingt, während du dir die Nägel lackierst …?“
„Das ist Erziehungssache,“ sagt Joy.
mai 2007 an.schläge 31
rationalesherzgeflatter
„Gefühle sind im Hirn!“
Wie hirnrissig die Trennung von Emotion und Vernunft ist, berichtet Kathrin Kofler von
der Tagung „Kritik der Gefühle. Feministische Positionen“.
weitere Infos zur Tagung:
www.geschlechterforschung.at
32 an.schläge mai 2007
Ein großer Saal mit christlichen Deckengemälden,
schwere Vorhänge vor den hohen Fenstern, hohe alte Türen,
Parkettboden. Vorne: eine kleine Bühne mit neumodischem RednerInnenpult und Tafel, Overhead, ein
Tisch mit drei Stühlen.
Vorne rechts: ein schlichtweg
hässliches Waschbecken, das immer
ins Auge sticht: der Madonnensaal in
der Theologischen Fakultät, dem wohl
schönsten Innsbrucker Universitätsgebäude. Räumlichkeiten, in denen Ende
März die Tagung „Kritik der Gefühle.
Feministische Positionen“ stattfand.
Räumlichkeiten, die das Nachdenken
über einen Zusammenhang ihres Namens mit dem Thema der Tagung
förmlich aufdrängten.
Politisch. Ist es absurd? Oder ganz egal,
dass eine feministische Tagung im Madonnensaal stattfindet? Absurd deshalb weil diese Frauenfigur Reinheit,
Unschuld, Güte und Geborgenheit sowie vollkommenen Gehorsam gegenüber Gott verkörpert und somit dem
entspricht, was die Tagung kritisieren
will: Nämlich die Zuschreibung von
Gefühlen an das weibliche Geschlecht,
herzgeflatterrationales
die mit der Dichotomisierung von
Emotion und Vernunft oder Leib und
Seele oder Natur und Kultur einhergeht und unser Menschenbild beherrscht. Und die, indem sie die Vernunft in den Mittelpunkt des Erstrebenswerten und des öffentlich-politischen Lebens stellt, immer auch einen
Ausschluss des Nicht-Vernünftigen
produziert und damit ganze Personengruppen diffamiert, aus dem politischen Prozess ausschließt und unterdrückt. Denn das dominante Bürgerbild abendländischer Kultur ist der
(männliche) Vernunftmensch. In diesem exklusiven Raum werden aber
gleichzeitig Gefühle von PolitikerInnen
instrumentalisiert, für die Verfestigung ihrer Ideologien gebraucht. „PolitikerInnen instrumentalisieren Menschen über die Gefühlsebene. SelbstmordattentäterInnen beispielsweise –
ein extremes Beispiel, aber es veranschaulicht sehr gut, was hier passiert:
Ich glaube so stark, dass ich mich in
die Luft sprenge. Die Gefühle sind hier
hundert Prozent manipuliert. So eine
Tat kann nicht nur rational sein! Das
ist eine totalitäre Instrumentalisierung gegen eigenes und unschuldiges, anderes menschliches Leben
durch eine Ideologie und deren VertreterInnen“, so Agnes Neumayr, Politikwissenschafterin und Initiatorin
der Tagung.
Aber nicht nur der religiöse Fundamentalismus arbeitet so, auch Nationalismen, Sexismen und Rassismen
funktionieren durch die Instrumentalisierung der Gefühle. Selbst in Demokratien wird damit gespielt. Allerdings
wird weder in der Politik, noch – in den
meisten Fällen und das ist vielleicht
viel schlimmer – in den Politikwissenschaften die Gefühlsebene reflektiert,
wegen des oben erwähnten, seit Aristoteles herrschenden und von Staatstheoretikern untermauerten Menschenbildes. Agnes Neumayr plädiert
dezidiert für eine kritische, geschlechtersensible Thematisierung von Gefühlen, um das binäre, ausschließende
Denkmodell aufzubrechen. Naturwissenschaftlich untermauert wurde der
Versuch, die Dichotomisierung aufzubrechen, durch Erkenntnisse des Neurowissenschafters Antonio Damàsio, der
die Entstehung von Gefühlen untersuchte. Demnach werden durch einen
Sinnesreiz von außen hervorgerufene
chemisch-biologische Körperreaktionen – wie zum Beispiel Herzflattern –
im Hirn als neuronale Muster registriert und von anderen Hirnzentren
interpretiert. Dieses wirkt wieder auf
den Körper ein und lässt ein Gefühl
entstehen – zum Beispiel die Angst. Eine so vereinfachte Darstellung soll im
Groben ein hoch komplexes, vernetztes, dynamisches und also nicht-hierarchisches Zusammenspiel von emotionalen und rationalen Gehirnvorgängen verdeutlichen. Neumayr lacht und
sagt dabei: „Das nenne ich Ironie des
Schicksals, dass Gefühle plötzlich im
Hirn sind, also in Vernunftnähe
gerückt!“ Sie sieht darin ein positives
Potential für ein Menschenbild ohne
Hierarchien, Ausgrenzungen und biologistischen Festschreibungen. Das
Gefühl hat demnach auch kein Geschlecht mehr.
Sie ist sich aber auch im Klaren,
dass es in der Neurowissenschaft eine
konservative Linie gibt, die diese Festschreibungen wieder vollziehen will.
Nicht zuletzt diesem Diskurs soll die
internationale, feministische Tagung
etwas entgegensetzen.
beitswelt funktioniert: In schlecht qualifizierten, mit hohem Frauenanteil besetzten Arbeitsverhältnissen sind Gefühle unerwünscht, im hochqualifizierten, mit hohem Männeranteil besetzten Sektor hingegen wünschenswert. Eine Billa-Verkäuferin benötigt
demnach im Gegensatz zum Manager
keine emotionale Intelligenz. „Der politisch-öffentliche Raum ist nie frei von
Gefühlen: Da gibt es die Leidenschaft
zu herrschen oder die Wut. Ja die Wut
ist ein politisch total wichtiges Gefühl,
weil man sich ungerecht behandelt
fühlt. Das Problem ist nur, dass das gar
nicht thematisiert wird. Dabei könnten
wir eine ganz andere Diskussionsebene erreichen, wenn Gefühle politisch
ernst genommen werden,“ ist Neumayr überzeugt von deren demokratiefördernden Wirkung.
Wissenschaftlich. Der eigentliche Höhepunkt war allerdings der philosophische Schwerpunkt der Tagung. Einerseits weil hier „Gefühle“ in all ihren
Seins-Varianten beleuchtet wurden:
Sind sie echt oder konstruiert? Sind sie
privat, individuell oder kollektiv? Sind
sie natürlich oder kulturell? Andererseits, weil die RednerInnen sehr gute,
spannende und lebhafte Vorträge hielEmotional.. Dass in der Gefühlsforten. Und schließlich wohl wegen Caroschung die Strukturkategorie Geschlecht noch teilweise unberücksich- la Meier-Seethaler, der schillerndsten
tigt ist, haben auch so manche Vorträ- Figur der Tagung, die mit ihren achtzig
Jahren immer noch inbrünstig feminisge gezeigt. Was nicht heißt, dass sie
tische Theorie vermittelte.
aus philosophischer oder soziologiDas Publikum war insofern außerscher Perspektive nicht sehr interesgewöhnlich für eine wissenschaftliche
sant waren. Nicht zuletzt durch eine
Innsbrucker Professorin für Politikwis- Tagung, als es größtenteils aus Studierenden bestand, die die Tagung im
senschaft, Erika Thurner, die mit ihren
Fragen und Kommentaren die Theorie Rahmen einer Ringvorlesung besuchimmer wieder in die politisch-feminis- ten. Einige mochte es deshalb vieltische Praxis herunterzuholen versuch- leicht befremden, dass nicht immer
vorlesungsgerechte Vorträge geliefert,
te, fügten sich die verschiedensten
sondern Forschungsprozesse dargeForschungsansätze zusammen und
stellt und mit den Anwesenden weiGefühle bekamen plötzlich wissenschaftliche Relevanz, deren Vernachläs- tergedacht wurden. Andererseits war
es anregend abseits des Vorlesungsallsigung nicht mehr möglich zu sein
schien. So wurde in der sonst so realis- tags einen Einblick zu bekommen, was
forschen heißt, wie motivierend und
tischen, vernünftigen Politikwissenschaft gefragt, was es bedeutet, wenn spannend es sein kann, eigene Ideen
weiterzudenken und wie sehr Forin der Pflegedebatte von weiblicher
schung sich in unserem UniversitätsFürsorge die Rede ist und unter dem
system von der Lehre abkoppelt. „WisDeckmantel der „aufopfernden Liebe“
senschafterInnen sind im Elfenbeinein politisches Problem neuerlich ins
turm des Elfenbeinturms“ meint
Private verschoben wird. Oder es wird
dargelegt, inwiefern Gefühl als neuer- Agnes Neumayr. Und versucht es zu
ändern.
❚
licher Geschlechtsmarker in der Armai 2007 an.schläge 33
medusasbeats
Fo t o s : M aFo
g dtaol: eInr eanBel aTisszc
c hz luekr
„Ich liebe unreine Reime“
Wie funktioniert HipHop? Welche Spielregeln gibt es? Und wieso konnten Helene Cixous
und HipHop die Schreibblockade der Mieze Medusa lösen? Ein Interview von
Kerstin Kellermann
Konzerte
3.5. OST Klub, Wien
19.5. KIWI, Wiesen
25.5. SPEAK im MAK, Wien
27.5. SCHMUH Festival, Wiener
Neustadt
29.6. Ottensheim Openair
34 an.schläge mai 2007
an.schläge: „Kein Superman zu sehen, der die Welt rettet“ ist ein Satz
aus einem Song von dir. Wie funktioniert denn der Flow mit deinen
komplizierten Texten?
Mieze Medusa: Ich komme auf jeden Fall vom Text her. Das wird mir auch
vorgeworfen. Leute, die nicht vom HipHop kommen, können mehr mit meinen Texten anfangen als klassische HipHoperInnen. Tenderboy-Beats werden
im HipHop nicht anerkannt. Unsere
Richtung gilt mehr als elektronische
Musik. HipHop ist ein sehr strenges Format, da soll alles ein Reim, am besten
noch ein Doppel- oder Schüttelreim
sein. Dieses sprachliche Korsett wird extrem hoch gehalten. Ich unterstelle
auch, dass viele Leute von zeitgenössischer Lyrik keine Ahnung haben. Was es
bedeutet, Lautverschiebungen zu machen, mit Bildern zu spielen. Ich besitze
ein gewisses Wissen, was Sprache be-
trifft. Ich habe nur keine Lust, ausgefeilte Doppelreime zu machen, obwohl mir
solche Tracks schon gefallen. Ich liebe
halt unreine Reime und ich vermute,
dass die Szene denkt, ich kann keine reinen Reime, aber das ist ein Missverständnis. Ist mir aber auch egal. Ich arbeite daran, dass ich mir Türen in andere Richtungen aufmache. Vor allem zur
Prosa, aber ich fahre auch die Spokenword-Schiene und bin als Organisatorin
tätig.
Kann der Rhythmus diese tollen Texte tragen?
Die Texte, die auf Beat landen, sind
immer zum Beat geschrieben. Wir stehen uns da nicht im Weg. Bei den LiveKonzerten hören die Leute nicht in erster Linie auf die Texte. Es ist mir nicht so
wichtig, was von meinen Texten und Inhalten mitgenommen wird. Ich will,
dass das Publikum sich die Textzeilen
heraus pickt, die für sie relevant sind.
Die landen schon dort. Ich war in meiner Jugend glühende PJ Harvey Verehrerin. Jede Zeile von ihr war für mich Lebenselixier. Mit 16 Jahren habe ich eine
Platte von ihr rauf und runter gehört,
obwohl ich mit meinem Englisch viel
falsch verstanden habe. Hat mir aber
trotzdem viel gegeben. Das ist der
Knackpunkt. Ich habe überhaupt nicht
das Gefühl, dass ich kontrollieren kann,
was beim Publikum ankommt, ich habe
aber auch überhaupt nicht das Bedürfnis. Die Texte sind für die Beats geschrieben, dürfen aber auch ein bisschen untergehen, denn die Beats von
Tenderboy bringen die Gefühlsebene
ein. Früher habe ich zu meinen Texten
Beats gesucht und geklaut. Ich bin extrem happy damit, dass ich einen Beat
habe, auf den ich aufbauen kann.
Wie siehst du die ursprüngliche Aufgabe des Master of Ceremony, der zum
Tanzen animierte?
beatsmedusas
Ich organisiere diesen Textstrom
Poetry Slam, gemeinsam mit Diana
Köhle. Übers Moderieren und Kommentieren habe ich mich mit diesem MCtum ein bisschen anfreunden können.
Früher habe ich das total gehasst. Man
ist verantwortlich dafür, das Publikum
bei der Stange zu halten, aber das
macht auch großen Spaß. HipHop ist in
den USA, wo er her kommt, eine
schwarze Kultur, die haben eben diesen
religiösen Background, die CommunityChurches mit dem „Rede/WiderredePrinzip”. Deswegen stört es mich überhaupt nicht, wenn das eine amerikanische Band macht, die das Backing hat,
finde es aber ganz fürchterlich, wenn es
eine heimische Band macht – das erinnert mich an Club Med. Ich bin eine säkulare Mitteleuropäerin und ich will
selbst entscheiden, wann ich klatsche
oder meine Hände hebe. Das ist ein kultureller Unterschied und in dem Punkt
wurde unnötig kopiert. Dass man aber
als Künstlerin mit dem Publikum redet
und das Publikum mitnimmt auf die
Reise, davor habe ich großen Respekt. Es
wäre schön, wenn wir in Europa eigene
Mittel dafür finden könnten, weil wir
diese Tradition nicht haben. Wenn wir
mit dem „Ich sag, Ihr sagt’s“ groß geworden wären, sähe das anders aus.
Ist HipHop nicht auch eine Art von
Streitkultur in einer Gesellschaft, in der
nicht gestritten wird?
Dissen ist, dass man sich gegenseitig befetzt und niedermacht. Etwas
Warum einem eine Kunstform
taugt, ist nicht beantwortbar. Warum
ich mich im HipHop so daheim fühle …
– es hätte genauso sein können, dass
ich mich bei gewissen Institutionen des
Literaturbetriebs daheim fühle, die sind
ähnlich gastfreundlich wie die HipHopSzene (lacht). Ich habe es auf sechs Jahre Blockflöte gebracht, singen kann ich
nicht, da war Rappen eine Kunstform,
bei der ich dachte: Wörter und Aggression dahinter, das kann ich. Das ist auch
die gleiche Geschichte, warum ich zu
meinem Pseudonym gekommen bin.
Ich wollte immer schreiben, aber ich habe mich nicht recht getraut, bis ich 25
Jahre alt war. Dann ist mir Helene
Cixous in die Hände gefallen mit ihrem
Artikel „Das Lachen der Medusa“. Die
HipHop Szene glaubt, ich beziehe mich
auf die Medusa, die antike Mythologie
und Versteinerungen – das stimmt aber
anderes ist, wie man mit dem Publikum nicht. In Cixous Artikel tritt die Medusa
umgeht. Ich kann mich nicht aufregen, als feministische Figur auf, die halt dopwenn mich wer in seinen Text einbaut. pelt gefickt war, weil sie erst vergewalManchmal baut ein Nachwuchsrapper tigt wurde und dann auch noch mit einem Fluch belegt. Das Lachen der Mealle die ein, die ihm die Hände reichen
würden und stößt sie vor den Kopf. Alle dusa ist dann diese Position – aber sie
lacht trotzdem. Im Ausgegrenztsein zu
tun so, als sei Dissen so cool und dann
einer Stärke finden.
sind sie aber doch beleidigt. Ich mag
Auf diese Art kämpfen habe ich
auch Disstracks. Es ist ja nur ein
zum Glück nicht mehr müssen. TrotzSprechakt. Wenn man Humor hat und
dem schreibt Cixous sehr viel über Frausich selber nicht so wichtig nimmt,
en, die nicht zu schreiben wagen und
trifft das auch nicht. Der Unterschied
warum sie nur Tagebuch schreiben und
ist: Es gibt das lustig und cool mit
Sprachwitz oder dumpf und verletzend. sich an die Kunst nicht heran trauen.
Das hat für mich genauso gestimmt.
Ich persönlich mache kein Disstracks,
Deswegen habe ich mir die Medusa gedazu fehlt mir eventuell die Streitkulnommen. HipHop löste meine Schreibtur, oder weil ich überall etwas Cooles
hemmung. Weil, wenn du Angst vor
drin sehen will.
Wer hat dich inspiriert? Was ist dein dem leeren Blatt Papier hast, dann hilft
es, eine Kunstform zu finden, die extrem
Motiv zu rappen?
Es haben mich sprachlich Leute ge- starre Regeln hat. Es ist ein Reimschema
Pflicht. Millionen von Wörtern sind
prägt. Ingeborg Bachmanns Kurzprosa
zum Beispiel, die die Spannung hängen dann weg, denn es muss sich auf’s Vorwort reimen. Dann kannst du aber gelässt. Mike Ladd, der immer sehr konnauso entscheiden, ich will nicht reizeptlastige Alben macht oder die New
men und du reibst dich an diesem KorYorkerin Jean Grae, die beste Rapperin
sett, das erst einmal sehr einschränkt –
ever oder Kinderzimmer Productions,
und deswegen diese unendliche Mögdie in der Szene auch erst sehr spät
lichkeit an Sprache herunterbricht und
wahrgenommen wurden. Die sind kluge Musiker und lassen sich in kein Sche- für mich zugänglich gemacht hat.
Gleichzeitig ist dieses Spiel extrem
ma pressen. Die haben keine HipHopspannend und macht mir sehr viel
Crowd. Die lokale Hardcore-Szene in
Linz hat mir sehr gefallen, aber textlich Spaß. Deswegen die Mieze Medusa, als
weibliche Form von MC, weil diese
hat mich das nicht so beeindruckt. Fetweibliche Form von Babe Image vertes Brot, Blumfeld …
spricht, was dann die Medusa mit eiWarum musste es unbedingt Hipnem Faustschlag heraus nimmt.
❚
Hop sein?
mai 2007 an.schläge 35
do.ityourself
Fo t o : M a y w a l d
Fo t o : R a d i ka l e s N ä h k rä n zc h e n
Emanzipation im Eigenbau
Fra u e n h e t z . Fe m i n i s t i s c h e
„Wir machen es uns selbst“: Frauenprojekte, Musik, Mode, Medien, Ladyfeste, comic-, artund grrl-zines, Radio, Fernsehen, Filme … Die IG Kultur stellt es aus. Von Lea Susemichel
B i l d u n g , Ku l t u r u n d Po l i t i k
Das Do-it-yourself-Prinzip ist in
Zeiten neoliberalen Selbstmanagements zur Maxime
schlechthin geworden. Von der
selbstorganisierten Kinderbetreuung bis zur individuell zusammengeschusterten Altersversorgung: Die
Möglichkeiten, das eigene Leben selbst
in die Hand zu nehmen, sind heute nahezu unbegrenzt. Mit Kinderladen und
alternativer Alterswohngemeinschaft
hatte es begonnen. Selbstorganisiert
heißt selbstbestimmt, unabhängig bedeutet unkorrumpierbar – so wurde ab
den frühen 1970ern die Not fehlender
Strukturen und finanzieller Mittel euphorisch zur Tugend gemacht. Insbesondere Frauen begannen für sich
selbst zu sorgen und mit Feuereifer am
neuen Leben zu basteln. Neben Wohnprojekten entstanden auf allen kulturellen Ebenen schnell neue Formen der
Selbstvertretung. Frauen entwickelten
mit Zeitschriften und Radiosendungen
eigene, feministische Medien, veranstalteten Ausstellungen und MusikDIY – Wir machen es uns selbst!
Feministische Strategien in DIY-Kultur
IG BILDENDE KUNST
Eröffnung: 9. 5. 2007
Ausstellungsdauer: 10. 5. bis 8. 6. 07
Gumpendorfer Straße 10-12,
A-1060 Wien, Di - Fr 13:00 – 18:00
Achtung! Öffnungszeiten während des
Ladyfest 2007:
16., 18. 5.: 13.00-18.00
17., 19., 20.5.: 15.00-19.00
36 an.schläge mai 2007
festivals und schufen damit überhaupt
erst Orte, an denen sie und ihre Arbeit
sichtbar werden konnten.
die 3. berlin biennale für zeitgenössische kunst 2004 realisiert haben, dokumentieren dafür Fanzines, Artzines,
Comiczines und die Aktivitäten feminiBestandsaufnahme. Mit „DIY– Wir machen stischer Organisationen ebenso wie
neue Spielarten traditionell weiblichen
es uns selbst! Feministische Strategien
in der DIY-Kultur“ wollen Sonja Eismann „Kunsthandwerks“ (die gestickte Patriarchatskritik des „Radikalen Nähkränzund Christiane Erharter diese Tradition
chens“ beispielsweise). Frauenprojekte
sowohl ausstellen als auch fortsetzen.
In Wien hatte VALIE EXPORT 1975 die wie die Frauenhetz AEP – Arbeitskreis
Ausstellung „MAGNA. Feminismus: Kunst Emanzipation und Partnerschaft, Stichwort – Archiv der Frauen- & Lesbenbeund Kreativität“ und 1985 „Kunst mit Eigen-Sinn. Aktuelle Kunst von Frauen“ or- wegung, maiz, das Autonome Integrationszentrum von und für Migrantinnen
ganisiert. Ende 2003 war im MUMOK
„Mothers of Invention – where is perfor- mit seinem neuen Onlinemagazin
„MigraZine“ und die Schwarze Frauen
mance coming from“ von Carola DertCommunity haben Gelegenheit, ihre
nig und Stefanie Seibold zu sehen.
Mittlerweile ist es an der Zeit, wie- Arbeit vom 10. Mai bis zum 8. Juni in
der IG Bildende Kunst vorzustellen.
der einmal eine Bestandsaufnahme
Ausgestellt werden außerdem jede
weiblicher Kulturproduktion zu maMenge feministischer Medien: die Zeitchen, so Erharter, bei der jedoch nicht
schriften AUF, an.schläge, Fiber, sic! u. a.,
allein Kunst von Frauen, sondern
feministische Kulturarbeit im weitesten aber auch Radiosendungen der FrauenSinne präsentiert werden soll. Die Kura- Lesben-Schiene von Orange 94.0 und
torinnen, die gemeinsam bereits das
das Fernsehmagazin an.schläge tv.
Projekt „Re-Punk Electronic Music!“ für
Bezahlung. Dass damit nicht nur konzentrierte Kreativität, sondern auch haufenweise unbezahlte Arbeit an der
Wand hängt, soll neben der Würdigung
dieser Leistungen jedoch durchaus
ebenfalls Thema der Ausstellung sein.
Denn „das Ethos des ‚Wir machen’s uns
selbst‘ ist zum Fetisch und Lifestyle-Accessoire geworden, der gerade in amerikanischen popfeministischen Magazi-
L a d y fe s t Wi e n
nen oft in ein neokonservatives Betonen authentischer Handarbeit kippt
und prekäre Lebenssituationen nicht
mehr mit der nötigen Vehemenz kritisiert“, wie Sonja Eismann betont. Ein
zentraler Bestandteil des Konzepts ist
deshalb die Vermittlung der Ambivalenz von unverzichtbarem Engagement
und ganz und gar unemanzipatorischer
Selbstausbeutung, die feministische
Projekte in den allermeisten Fällen nach
wie vor kennzeichnet.
Dabei setzen Erhart und Eismann
vor allem auf das Reflexionsvermögen
des Gezeigten selbst: des Wiener grrrlzine Cuntstunt zum Beispiel oder der
Arbeit „Ich schau dir in die Augen …
prekäres, atypisches Leben!“, einer „Militanten (Selbst-)Untersuchung“ zu Arbeits- und Lebensbedingungen.
S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a
Beschaulich. Der Informationsdichte soll
auch die Ausstellungsarchitektur
Rechnung tragen. Stefanie Seibold
sorgt für einen Schauraum, in dem gesessen, gelesen und in aller Ruhe geschaut werden kann. Und in dem auch
Workshops stattfinden können. Denn
ein wichtiger Bereich der Dokumentation ist dem Ladyfest gewidmet, das
vom 16. bis 20. Mai heuer bereits zum
dritten Mal in Wien stattfindet. Die
Geschichte des Ladyfestes, das zum ersten Mal 2000 in Olympia organisiert
wurde, sich seither explosionsartig
verbreiten konnte und mittlerweile
weltweit gefeiert wird, ist Teil der Ausstellung, die Ausstellung gleichzeitig
aber auch Programmpunkt des Wiener
Ladyfestes. So wird Audrey Samson
vom Technikerinnenkollektiv Genderchangers aus Amsterdam ihre Installation ascii threads/, ein interaktives Archiv von Frauengeschichten, nur
während des Ladyfestes in der Ausstellung zeigen und daneben DIY-Technikworkshops veranstalten.
Bewirkt. Diese vielfältigen Dokumente
der Selbstermächtigung legen aber
nicht allein Zeugnis von der unglaublichen und unermüdlichen Produktivität
von Frauen ab. Sichtbar werden soll dabei auch, wie einflussreich und impulsgebend diese Arbeiten sehr oft für
künstlerische, aber auch kulturelle und
gesellschaftliche Entwicklungen waren.
Ein Umstand, der nicht nur von männlicher Kunst-, Kultur- und Bewegungsgeschichte gerne geleugnet wird. Auch
den Protagonistinnen selbst schadet es
nicht, hin und wieder daran erinnert zu
werden, dass sich das Ergebnis ihrer Anstrengungen zum Glück beileibe nicht
im kollektiven Burn-Out oder der Vereinnahmung durch neoliberale Existenzweisen erschöpft.
❚
Fo t o : A r c h i v
yourselfdo.it
jenny unger
Putzen
ich hab einen lesbenroman gelesen wieder einmal so einen
ich mein so einen deutschen so einen einfachen so einen
manchmal blöden aber so einen den ich trotzdem in zwei tagen gelesen hab so einen mit coming out und sex und herzschmerzen die nicht schmerzen weil sowieso alles gut werden wird am ende und weil die zwei sich zu zweit haben
werden einen von denen es ohnehin schon ganz viele gibt
mit leichten sätzen und mit komischer sprache mit dreihundert seiten aber ganz kurzer geschichte einen lesbenroman
den eine lesen kann wenn sie die welt gerade nicht hasst
und sie sich denkt ich weiß dass die schreiberlingin das eigentlich besser kann
gelesen hat eine – also ich – diesen lesbenroman letzte woche und weil da soviel szeniges vorgekommen ist soviel bekanntes so vieles das auch einmal vor ein paar jahren meines
war hat eine das gefühl bekommen wieder leben zu wollen
und hat sich überlegt wieder weg zu gehen und sich nächtelang herum zu treiben und bier zu trinken und vielleicht sogar zu tanzen aber dann hat sie festgestellt dass abgabetermine schon wieder vorbei sind und dass sie schreiben muss
und gequält und eingesperrt ist sie sich vor dem computer
vorgekommen und hat die ahnung gehabt dass ein tag vorbei ist wenn sie sich an den computer setzt
schreiben geht im moment nicht und lesen geht jetzt auch
nicht mehr nur draußen vielleicht – menschen sollen da sein
solche zum reden und nicht die in der schlange an der kassa
beim billa wenn ich gemüse für die suppe kaufe und am besten jetzt gleich und nicht erst in zwei tagen wenn alle texte
fertig sind und wieder zeit ist jetzt und immer soll zeit sein
ich glaube dann würde eine auch nicht so komisch werden
und sich an jedem staubkorn stoßen und sie würde sich nicht
denken dass sie einen staubsauger braucht und sie würde
wahrscheinlich nicht einen kaufen gehen aber das kennt sie
ja schreibvermeidungsstrategie putzen ist besser als schreiben putzen ist leichter als schreiben
mai 2007 an.schläge 37
Superstar, you are
Vor Sally Shapiro, Lady Sovereign und Princess Superstar rollt
Vina Yun den roten Teppich.
Princess Superstar: American Gigolo III
Sally Shapiro: Disco Romance
Lady Sovereign: Public Warning
Links:
www.princesssuperstar.com
www.johanagebjorn.info/sally
www.ladysovereign.com
38 an.schläge mai 2007
Seitdem New-York-Hipster und
Rapperin Princess Superstar
von DJ Hell eingeladen wurde
für die Love Parade in Berlin
aufzulegen, ist die einstige RapPimp-Mama schwer verliebt: in DanceMusic. Schon ihr letztes Studioalbum
„My Machine“ (2005) strotzte mit hochprozentigen Electro-, Techno- und Disco-Punk-Shots. Ihre Vorliebe für elektronische Sounds pflegt Princess Superstar
alias Concetta Kirschner nunmehr zum
einen in den Electro-Projekten The Diskokaines (zusammen mit DJ marfloW)
und DJs Are Not Rockstars, zum anderen
als selfmade DJ, die weltweit durch die
Clubs tourt. Einen Blick in ihren Plattenkoffer gewährt sie – nach Tiga und Abe
Duque – im aktuellen Teil der DJ-MixSerie „American Gigolo III“
(Gigolo/Rough Trade), die sowohl klassisches als auch neues Material aus dem
Gigolo-Labelkatalog präsentiert und zudem erstaunliche Mash-Ups bietet, wie
etwa Fisherspooners „We Need A War“
im DJ Hell-Remix mit „Traxx Presents
The Dirty Criminals’ MTT Inversion” oder
„1982“ von Miss Kittin & The Hacker mit
Sebastien Sans „Interplanetary”. Mit dabei im atemlosen, high-energy Mix der
Prinzessin sind u.a. auch „Let No Man
Jack“ von DJ Hell, „Let’s Get Sick” von
MU, „Teen Years” von Digitaria, „European Accent” von DJs Are Not Rockstars“
und „Steamwork“ von The Presets im
Remix von Princess Superstar, die be-
weist: Electroclash-Disco ist (noch immer) mit uns!
Den Titel der „schwedischen Disco
-Prinzessin“ hält indes Newcomerin
Sally Shapiro, deren Debütalbum „Disco
Romance“ (Diskokaine) auf dem in Wien
ansässigen Label von The DiskokainesHälfte marfloW erschienen ist. Traurigromantisch muten nicht nur die Lyrics,
sondern insbesonders auch Sally Shapiros ultrazarte Stimme an, die an Sarah
Cracknell von Saint Etienne oder Norwegens Pop-Export Annie erinnert.
Über den Club-Hit „I’ll Be By Your Side“
(besonders schön: der „Rude 66 808 Remix“) freuten sich bereits im letzten
Jahr AnhängerInnen des Italo-Discound Synthie-Pop-Revivals – dabei
braucht Shapiro den Vergleich mit den
Italo-Originalen aus den 1980er Jahren
à la Miko Mission, Valerie Dore, Savage
oder Katy Gray keineswegs zu fürchten.
Sally Shapiros Person ist allerdings
kaum zu greifen – ob sie tatsächlich so
scheu ist und es deshalb keine Musikvideos oder Interviews von ihr gibt oder
das doch als ein durchtriebener PR-Gag
zu werten ist, bleibt ungewiss.
Überaus medienpräsent ist hingegen diese Dame: Grime-MC Lady
Sovereign, die – trotz ihres noblen
Namens – das Image als rotzige Göre
pflegt. Man könnte auch sagen: Ein
Dreikäsehoch aus der englischen Working Class Nordlondons – und nicht unbedingt das typische Abziehbild eines
glamourösen MTV-HipHop-Stars, an
den Missy Elliott und Jay-Z gleichermaßen herantreten. Lieber in baggy
Jogginghosen als im engen Kleid,
nimmt sich „SOV“ kein Blatt vor den
Mund („I’m fat I need a diet/No in fact
I’m just here lying/I ain’t got the biggest breat-ises/But I write all the bestest hits“) und nennt sich selbst mit Augenzwinkern den „größten Zwerg im
HipHop-Geschäft“. Tatsächlich ist Lady
Sovereign die erste weibliche nichtamerikanische Künstlerin, die vom prestigeträchtigen US-HipHop-Label Def
Jam je unter Vertrag genommen wurde
– und das mit Anfang zwanzig. „Public
Warning“ (Def Jam/Universal) ist SOVs
sympathisches Debütalbum, auf dem
dicke Bässe auf halsbrecherisch schnelle
Rhymes treffen, sich Sounds wie von einer Videogame-Achterbahn zu gemächlichen Marschbläsern und Boogie-Woogie gesellen und Hardcore-Beats ebenso
Platz finden wie weiche Gitarrenklänge
und poppige Melodien. Aktuelle SingleAuskoppelung ist „Those Were The
Days“, eine der HipHop-Tradition verpflichtete Skizzierung vergangener Jugendtage (auch wenn diese bei Lady Sovereign noch gar nicht so lang her sind),
mit dem „kleinen“ Unterschied, dass
sich diese nicht in Brooklyn oder der
Bronx, sondern in Chalkhill Estate in
London abspielte. „Love me or hate me“,
rappt Lady Sovereign – und die Wahl
fällt hier wirklich nicht schwer.
❚
Aus der Norm kippen
Es soll Mitmenschen geben, die meinen, der Empfang der Sozialhilfe oder die
Einweisung in die „Klapsmühle“ befreie von existenziellen Sorgen. Brigitte Schwaigers
Band „Fallen lassen“ erlöst uns von diesem Wunschtraum. Von Petra Öllinger
Sich also in die Rettung eines
irrsinnigen SozialschmarotzerInnentum fallen lassen. „Das
unfreiwillige Aufeinandertreffen mit Menschen, die gleich
mit einem per Du sind. Verschiedener
Erziehung, aus allen Schichten, Berufen, Nationen.“ StimmenhörerInnen,
Debile und Demente, Zwangskranke,
Depressive, alle auf engem Raum, „Patienten, die pausenlos reden und andere stören …“. Die psychiatrische Anstalt
– keine Insel der Seligen, auf die aus der
Normalität zu flüchten ratsam wäre.
Und das Sozialamt? „Ich kostete zu
viel.“
„Ich verlerne das Reden, meine
Sprache geht mir verloren in den Tagen
unaufhaltsamen Strickens.“ Jedoch
sind sie noch da, Brigitte Schwaigers
Fähigkeiten zu reden und vor allem jene zu schreiben. Davon konnte sich die
LeserInnenschaft nach vielen Jahren
von Schwaigers literarischer Absenz
überzeugen. 2006 erschienen in der
„Presse“ Beilage „Spectrum“ ihre Berichte über den Zustand vor dem Kippen in eine, in Brigitte Schwaigers, Depression. Einmal betitelte sie ihren Text
mit „Schöner wohnen“ und ließ eine
beißend-sarkastische Abhandlung über
seelische Notstände vermuten. Über
seelische Notstände anderer – Verrückter eben – die in irgendwelchen, nicht
nachvollziehbaren Welten hausen. Aber
schon die ersten Sätze machten deut-
lich: vermeintlich psychische Ausnahmezustände sind, ja müssen, durchaus alltagstauglich sein und sie hausen in
Menschen wie „du und ich“. „Das
Heimgehen vom Einkaufen ist mit der
Gefahr verbunden, in eine Depression
zu kippen. Ich trage die Einkaufssäcke,
Menschen mit Einkaufstaschen werden immer seltener, ich gehe über die
Kreuzung Zieglergasse-Westbahnstraße, an der seit einiger Zeit eine Fußgeherampel ist.“
Die Autorin geht nicht nur über
diese Kreuzung, sie geht weiter; mit einem 115-seitigen Text. Kein Roman, keine Erzählung, kein Bericht, keine Aufzeichnung – keine literarische Definition findet sich im Czernin Verlag erschienen Buch. Es ist Peter Henisch
zuzustimmen, wenn er in seiner Rezension vom 25.11.06 in der „Presse“
schreibt: „‚Fallen lassen’ ist ein Buch, das
sich nicht mit literarischen Maßstäben
messen läßt. Hier schreibt eine Autorin,
die sich alle Literatur abgeschminkt hat.
Nein, abgeschminkt ist nicht das richtige Wort. Es ist schwer, für dieses Buch
die richtigen Worte zu finden.“ Die
Schriftstellerin ergeht sich nicht in Erklärungsversuchen für ihre „Zustände“,
die, je nachdem welche ärztliche Beurteilungskriterien verwendet werden,
von endogener Depression über Boderline bis zu Schizophrenie reichen. Brigitte Schwaiger ergeht sich nicht in Antworten auf die Fragen nach dem Grund
ihres Andersseins. Nur hin und wieder
streut sie Andeutungen.
„Ein Kritiker schrieb mir, ich solle
über diese Dinge nicht schreiben. Die
Leser würden Selbstmord begehen, weil
ich darüber schreibe. Wenn man einen
Selbstmordversuch gemacht habe, soll
man es niemanden sagen.“ Oh doch!
Vielleicht trifft sprachlicher Reigen für
„Fallen lassen“ zu. Ein ganz-nah-an-dieLeserInnen-Heranführen ans Rausfallen
aus der „Normalität“, an Mitgefühl
(nicht an Mitleid!), ans Aushebeln der
menschlichen und fachlichen Kompetenz von ÄrztInnen, an einen dem Irrsinn trotzenden Humor, der sich oft in
lapidaren Bemerkungen niederschlägt
wie: „Das Essen war gut, das Mineralwasser war gut, wurde aber wegen
Budgetkürzung Ende 2003 gestrichen“. Gestrichen scheint Brigitte
Schwaiger auch aus dem Literaturbetrieb worden zu sein. Kaum eine/r, auf
deren/dessen Leseliste für die Deutschmatura nicht ihre Romane „Wie
kommt das Salz ins Meer“ oder „Mein
spanisches Dorf“ aufwiesen. Und danach? Nicht mehr fähig zum Romanschreiben „plus andere Behinderungen“ gemischt mit literaturwirtschaftlichem Aufgefressen- und Weggeworfenwerden. Und trotzdem – auch hier
ist Peter Henisch zuzustimmen – „Hier
wird ahnbar, was möglich gewesen
wäre, und was diese Schriftstellerin
trotz allem noch könnte.“
❚
Brigitte Schwaiger: Fallen lassen
Czernin Verlag 2006, 19,80 Euro
mai 2007 an.schläge 39
lesezeichen
Die wilde Queen
nierende Lebensgeschichte der Kinoheldin, sondern versucht ein Stück indische Zeitgeschichte
Eine blonde, pumme- mitzuerzählen, von der Unabhängigkeit Indiens
bis hin zu Phoolan Devi und feministischen Dislige und sportliche
kursen. Empfehlenswert, jawohl!
Frau als einer der
weiblichen Topstars
Saskya Rudigier
des indischen Kinos?
Heute kaum vorstell- Dorothee Wenner: Die Lady mit der Nilpferdpeitsche: Das Leben der indibar, aber Fearless Na- schen Kinolegende Fearless Nadia
dia war in den
Parthas Verlag 2006, 38,- Euro
1930/40er Jahren eine Action-Ikone der
Massenunterhaltung. Mary Evans, so ihr bürgerlicher Name, beLiebe Daheimgann ihre Karriere als Robin Hood der Entrechteten und Armen mit ihrer Hauptrolle im Stuntgebliebene!
film Hunterwalli (was soviel wie „Jägermädchen“ bedeutet). Die Produzenten von
„Ich schmeichle mir,
Wadia Movietone waren sich alles andere als siliebe Schwester, dass
cher, ob diese Frau (ihre geringen Gujaratidie Nachricht meiner
Kenntnissen machte sie durch „Hey“-Zurufe
glücklich bestandewett) dazu fähig wäre, gleich in der ersten
nen Überfahrt, die
Kampf-Drehszene von einem Dach zu springen.
nur durch das UngeAber die Schauspielerin prügelte sich dort oben
mach eines Sturmes
maskiert mit ihren Widersachern und sprang –
gestört wurde, Dir eiperfekt. Seit dem war sie Fearless Nadia. Als
nige Freude bereiten
weiße, westliche Frau, Kosmopolitin, begeisterte wird.“, so Lady Mary Wortley Montagu in ihrem
Autofahrerin, Mutter eines unehelichen Kindes, ersten Brief am 3. August 1716 an ihre Schwester.
immer in gewagtem Filmoutfit trotz „fleischliNoch ist sie in Rotterdam und die Reise in den
cher Hüften“, so betrat Fearless Nadja 1935 das
Orient, wohin sie die berufliche Verpflichtungen
indische Kino-Terrain und wurde dessen Köniihres Mannes führen, steht erst am Anfang.
gin. Ihre Rollen waren alles andere als jene der
Schon die nächsten Berichte kommen aus Wien.
eroberten und duldsamen Schönen, Fearless
Hier wird sie fast ein halbes Jahr zubringen und
Nadia zählte zweifellos zu den progressivsten
bereits in den ersten Schilderungen zeigen sich
Leinwandpersönlichkeiten ihrer Zeit. Weder im
ihre Beobachtungsgabe und ihr Wortwitz, wenn
Film noch im Leben war die Schauspielerin versie sich zum Beispiel über die Reliquienverehheiratet, auf der Leinwand agierte sie immer un- rung mokiert oder über die Sitte, dass sich Eheabhängig von den Männern, oft berufstätig, ihre frauen einen Liebhaber zulegen („ ..., dass es ein
große physische Kraft setzte sie bewusst und
ausgesprochener Affront wäre ..., wenn man eioffensiv zur Schau. Und bot damit die Möglichne Dame von Stand einlüde, ohne ihre beiden
keit der Identifikation mit Nadia als Heldin an,
Trabanten, Ehemann und Geliebten, ebenfalls zu
wurde quasi zur Geschlechtsgenossin für Bäue- bitten, ...“). Im Jänner 1717 geht es schließlich
rinnen, Fabrikarbeiterinnen oder unterprivileweiter über Peterwardein, Belgrad, Adrianopel
gierte Hausfrauen, die ebenso wie die Actionnach Konstaninopel, um im November 1718 wieactrice ihren „Mann“ standen.
der in England einzutreffen. Diese Zeit ist dokuDie überarbeitete Neufassung von Doromentiert in Form von Briefen an die Daheimgethee Wenner (inklusive DVD und Fearless Nadia bliebenen. Mary Wortley Montagu beschränkt
Postkarten) gibt nicht nur Einblicke in die fasziihre Reiseeindrücke zwar nicht nur auf das Le-
40 an.schläge mai 2007
ben der Frauen in den von ihr bereisten Ländern,
trotzdem bietet sie spannende Einblicke in Orte,
die für Männer tabu sind. So macht sie sich mit
beißendem Spott darüber lustig, welche Fantastereien von diesen als wahre Begebenheiten
„verkauft“ wurden.
Ein medizinhistorisch spannendes Kapitel
ist der Bericht der Reisenden über die Pockenimpfung („Einpfropfen“) im Osmanischen Reich.
Zurück in England wird sie sich für diese Immunisierung stark machen.
Die vorliegenden Texte, die auf einer Übersetzung Hans Heinrich Blumenthals aus dem
Jahr 1931 basieren und von Irmela Körner neu
herausgegeben wurden, finden durch zahlreiche Ergänzungen (u.a. ein Porträt Mary Wortley
Montagus, ein kurzer historischer Abriss über
das Osmanische Reich, Erläuterungen zu den
AdressatInnen) einen weiteren unterhaltsamen und interessanten Einblick in die „Frauenfahrten“.
Petra Öllinger
Irmela Körner (Hg.): Mary Wortley Montagu – Briefe aus dem Orient.
Frauenfahrten im 18. Jahrhundert.
Promedia 2006, 21,90 Euro
Lesbische
Lehrerinnen
Lesbenleben in der
Schule: Zehn Lehrerinnen hat Claudia Breitsprecher im gesamten deutschen Bundesgebiet interviewt
und deren Erzählungen auf 216 Seiten in
spannender Kurzgeschichtenform eingefangen. Von ihrem Umgang
mit der eigenen Homosexualität, Pro- und Contra-Entscheidungen bezüglich des Coming Outs,
den Schwierigkeiten sowie freudvollen Erlebnissen mit KollegInnen, SchülerInnen, Eltern und
dem System Schule an sich handeln die vielfälti-
lesezeichen
gen Schilderungen der Berufspädagoginnen.
Vertreterinnen aller Altersgruppen und diverser
Unterrichtsfächer kommen zu Wort und zeichnen so ein vielschichtiges Bild der Situation lesbischer Lehrkräfte in Deutschland. Abgerundet
wird die Lektüre durch zwei Ausführungen politischer Institutionen, die sich der unterstützenden Arbeit zu „Homosexualität in der Schule“
widmen. Ein lustvolles und spannendes Leseerlebnis für alle Menschen, die mit Schule zu
tun haben, ist garantiert und für lesbische Lehrerinnen ist mit Sicherheit auch ein hoher Wiedererkennungsfaktor inkludiert!
Bärbel Traunsteiner
Claudia Breisprecher: Bringen Sie doch Ihre Freundin mit! – Gespräche mit
lesbischen Lehrerinnen
Verlag Krug & Schadenberg 2007, 18,- Euro
Alanlyali greift mit einem Augenzwinkern
auf, was TürkInnen und Türkischsein nach Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft aber auch
der TürkInnen selbst auszumachen scheint und
dekonstruiert dies wiederum mit ihrem (selbst)
ironischen Blick und warmen, sympathischen
Familienschilderungen. Gleichzeitig betont sie
aber immer wieder, wie anders ihre Familie sei
und wie wenig Schwierigkeiten beispielsweise
der Vater bei der Ankunft in Deutsch- land und
in seiner bikulturellen Ehe mit einer Deutschen
hatte. Sie macht sich jedoch auch auf die Suche
nach von ihr „Radiergummikrümel“ genannten
negativen Erfahrungen, die ihre Eltern oder andere Familienmitglieder machen mussten, die
aber in deren auf das Positive fokussierten Erinnerung ausradiert wurden. Immer wieder findet
sie einen solchen „Krümel“
in den Erzählungen ihrer Eltern und sie werden
ganz selbstverständlich neben all die positiven
Erfahrungen gestellt.
auch die Leserin gleich selbst mit reflektiert.„froh
sein für die seitenblickegesellschaft / unbrauchbar zu sein“ schreibt sie etwa Anfang 2006 unter
dem Titel „worüber man froh sein kann wenn es
einem erspart geblieben ist“.Weitere Highlights:
„halbschlafgedicht“,„von der kraft der sätze“ und
„vom gebrauch der gedichtzeilen“. Ab ins Frauenzimmer – oder eine andere Buchhandlung eures
Vertrauens – und die neue Gerstl besorgen!
Gabi Horak
Elfriede Gerstl: mein papierener garten:Gedichte und Denkkrümel
Droschl 2006, 16,- Euro
Erfolgsfrauen
Hinter einem sehr unpassenden gelben, rosa geblümten Cover,
mit dem noch unpasHanni und Nanni Irmi Wutscher
senderen Titel „Vorneweg & mittendrin“,
am Döner–Stand Iris Anlanyali: Die Blaue Reise
verbirgt sich entgeRowohlt 2006, 16,90 Euro
gen aller so geweckDie „Blaue Reise“ unten Befürchtungen
ternimmt Iris Alanyali
ein buntes Sammel1986: Sie schippert
surium an Lebensgemit Vater und SchweKein Luxus
schichten von erfolgreichen Frauen. Die beinahe
ster in einem Boot
mit Kapitän die türki„Ich könnte baden / in durchgängig spannenden Beiträge der verschiedenen AutorInnen beschäftigen sich mit weiblische Küste entlang, in
geschenkten milkachem Erfolg in all seinen Facetten. So werden
jeder Bucht hat das
herzen“ schreibt Eldie LeserInnen etwa in die Welt der Sophie CharMeer einen anderen
friede Gerstl im April
Blauton, daher der Titel des Buches, und am Ufer
2006 unter dem Titel lotte, Königin von Preußen eingeführt. In die Riefinden sich antike Säulen oder Amphitheater. Es
„später überfluss“. Die ge der historischen Persönlichkeiten reihen sich
unter anderen auch Simone de Beauvoir und
ist ihre erste Reise in die Türkei, die sie außervielmals ausgezeichEmma Goldmann ein. Aber auch Heldinnen unhalb des Club Med verbringt. Denn ihr Vater ist
nete Wiener Autorin
zwar ein nach Deutschland ausgewanderter
legt mit „mein papie- serer Tage kommen nicht zu kurz. So wird etwa
ein Blick in das belebte Leben der Kathrin LehTürke, legt aber Wert auf seinen westlichen Lerener garten“ den
mann, Eishockeyspielerin der Schweizer Natiobensstil.
nächsten ihrer zahlnalmannschaft, geworfen oder Linda A. DickerIn mehreren Episoden und Anekdoten erreichen Gedichtbände vor und fesselt mit jeder
zählt Alanyali eine deutsch-türkische FamilienZeile. Jedes Gedicht ist mit der Jahreszahl seiner sons Alltag als querschnittsgelähmte und trotzdem erfolgreiche Frau beschrieben. Trotz der begeschichte, angefangen von Kindheit und JuEntstehung gekennzeichnet (alle aus den letzeindruckenden Lebensgeschichten wirken die
gend des Vaters in Izmir, seiner Ankunft im
ten Jahren mit Ausnahme einiger Juwelen aus
Frauen jedoch nicht wie perfekte Überwesen,
Deutschland, genauer gesagt im Schwaben der längst vergangenen Zeiten), was massenhaft
fünfziger Jahre. Die Begegnung mit der Mutter
Hintergrundinfos mittransportiert und mir per- die alle Schwierigkeiten in ihrem Leben proin der Straßenbahn und die deutsch-türkische
sönlich die Rezeption wesentlich erleichtert. Die blemlos meistern. Die Frauen zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass auch sie mit Gefühlen
Familiengründung. Anschließend geht Alanyali
Zeilen behandeln den Alltag, Vergangenes und
zur Schilderung ihrer eigenen Kindheit und Juauch sehr Persönliches. Die „Denkkrümel“ – ein- wie Selbstzweifel oder schlicht großem Stress
kämpfen. Gerade das macht dieses Buch und die
gend über: Das „orientalische Ferienlager“ bei
/zweizeilige Gedanken – sind eine besondere
türkischer Oma und Großtante, in dem türkisch Freude, denn frau kann die Phantasie schweifen darin gewürdigten Frauen so sympathisch und
verleiht den LeserInnen Mut, es ihnen gleich zu
gekocht und gesprochen wird, und die typisch
lassen und sich ausdenken, bei welcher Geledeutsche Kindheit inklusive Playmobil, „Hanni
genheit der Gerstl wohl so etwas eingefallen ist tun.
und Nanni“ und „Wetten, dass...?“ Sie schildert
(„luxus zurückweisen / das ist luxus“). Immer
Silke Pixner
das Türkisch-Sein-Erklären am Sindelfinger
wieder gibt Elfriede Gerstl in ihren Gedichten
Gymnasium und später beim Studium, während etwas von sich selbst preis, von ihrer körperliChristian Boeser, Birgit Schaufler (Hg.): Vorneweg & mittendrin. Porträts
sie gleichzeitig am Döner-Stand mangels rollen- chen und geistigen Befindlichkeiten – sie hat
erfolgreicher Frauen.
dem R als Nichttürkin entlarvt wird.
Selbstreflexion zur Kunst erhoben, sodass sich
Ulrike Helmer Verlag 2006, 16,90 Euro.
mai 2007 an.schläge 41
Fo t o : S e n a t o r Fi l m
ge.sehen
Tough Sugar
Sugar Rush bedeutet soviel wie jung, geil und queer. Sugar Rush ist eine Comedy-Serie
mit lesbischer Heldin. Von Jenny Unger
www.dykevision.de
www.channel4.com/life/
microsites/S/sugar_rush/index.html
http://en.wikipedia.org/wiki/
Sugar_Rush_%28TV_series%29
42 an.schläge mai 2007
Gut da bin ich. Endlich allein
mit ihr. Allein in meiner Stadt.
Will sie ihr zeigen. Will sie rumführen. Will sie beeindrucken.
Und dann bin ich krank. Nebenhöhlenirgendwas. Mein Schädel
brummt. Ich will mich nicht bewegen.
Will auf keinen Fall raus. Lesen mag ich
nicht. Fernschauen. Ja. Aber wir haben
auch Internet. Ganz schön schnelles Internet. Zum Filme schauen. Wer
braucht Fernsehen? Ein Filmchen. Eine
Serie. Noch eine Serie. Kennst du das?
Kenn ich das? Was ist das? Sugar Rush.
Schau da mal rein. Klick. Die Titelmusik
ist gut. Laut. Und wild. Blondie. One day
or another i’m gonna getcha ... schnelle, pinke Bilder. Schauen wir weiter?
Okay. Das ist ganz gut. Das ist sogar
lesbisch. Oder so was. So ein Glück, Baby, zwei ganze Staffeln ... aber noch nie,
noch nicht davon gehört ...
Also. Im Mittelpunkt steht die
Freundinnenschaft zwischen Kim und
Sugar. Da ist Kim, die gerade mit ihrer
Familie von London nach Brighton gezogen ist. Nach Brighton! Die HomoHochburg Großbritanniens. Die Ehe ihrer Eltern steckt in einer Krise und sie
zwischen den Fronten. Während ihr
jüngerer Bruder Matt sich für einen
Außerirdischen hält und den Kopf in
ein Goldfischglas steckt, ist sie, Kim,
davon besessen, ihre beste Freundin
Sugar zu küssen. „Being a teenage girl
is tough. Being an uncool 15-year-oldlesbian who’s completely infatuated
with the most outrageous and popular
girl in school is downright unfair“
(Kim). Sugar, stockhetero und sexuell
sehr aktiv, ahnt davon nichts. Angeödet von ihrem Leben nutzt sie jede
Chance, sich zu betrinken, und eben jeden Mann, um mit ihm im Bett zu landen. Für Kim, das nette Mädchen von
nebenan, ist Sugar nicht der beste Einfluss. Oft nutzt die Freundin ihre Gutmütigkeit aus. Aber oft auch zeigt sie
Kim ihre ernsten, einfühlsamen und
liebenswerten Seiten. Das macht sie
uns natürlich auch sympathisch.
Außerdem ist sie wirklich oft verdammt lustig.
Als sich Kim mit einem Trick einen
Kuss von Sugar erschleicht und ihr
auch noch gesteht, dass sie in sie verliebt ist, ist das zwischen den Freundinnen zuerst natürlich alles okay. Doch
dann verletzt Sugar Kim, weil sie mit
ihr herum macht, nur um einen Typen
zu erobern. Kim distanziert sich, besucht eine Bibelgruppe für Ex-Homos,
um von Sugar los zu kommen, und
lernt Beth kennen ... doch als Sugar in
eine brenzlige Situation gerät, lässt
Kim Beth links liegen und eilt Sugar zu
Hilfe. Mit einer gestohlenen Kreditkarte
fliehen die beiden nach London und
kommen sich auch körperlich näher.
Gut geht das ganze aber natürlich
nicht aus. Sugar bleibt unerreichbar.
Soweit mal die erste Staffel.
Dann. Die zweite Staffel. Achtzehn
Monate später. Während Sugar in einem Jugendgefängnis sitzt, entdeckt
Kim ihre Freiheiten und vor allem die
Lesbenszene in Brighton. Sie ist ziemlich angetan von Saint. Die ist abends
DJane in einer Lesbenbar und arbeitet
tagsüber in einem Sexshop für Frauen.
Ein paar Verabredungen schlagen fehl,
einige Male falsch verstehen, ein paar
falsche Ratschläge von Sugar, aber dann
sind sie doch zusammen. Unglücklicherweise für Kims Beziehungsleben
kommt Sugar genau zu diesem Zeitpunkt aus dem Jugendgefängnis frei.
Kim ist hin- und hergerissen zwischen
den beiden.
Am Ende der Staffel ist dann aber
wieder alles gut. Meine Kopfschmerzen
sind weg und wir googeln noch ein wenig: „Sugar Rush is a TV show developed
by Shine Limited and broadcast by
Channel 4, based on the Julie Burchill
novel of the same name ...“. Julie
Burchill? Kennen wir nicht. „The first series was broadcast in 2005 on Channel
4, at 10:50 p.m (...)“. So spät. Eigentlich
ist es doch eine Teenie-Serie oder so ...
„The (…) second series was broadcast on
Channel 4 (…) 2006 (...). Both series one
and two of Sugar Rush have been released on DVD box-sets.“ Super. Auf DVD.
Für die ohne schnelles Internet.
❚
Fo t o : N i k o l a u s G e y r h a l t e r Fi l m p r o d u k t i o n G m b H
musik.tanz
bis 11.5., Wien
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Festival Wien
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Balkan Fever CINEMA: Erfolgreiche
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Länder Ost-, Süd- und Mitteleuropas
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T. 01/ 712 62 76, [email protected],
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Friedl handelt von vier Geschäften in
Wien und den Menschen, die sie
betreiben
Stadtkino Wien, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7-8, Kartenreservierung:
T. 01/ 712 62 76, [email protected],
www.stadtkinowien.at, Kosten: 6,5 Euro
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My year without sex. Jessica Gerger in
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Blankenship
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Theater Drachengasse, 1010 Wien,
Drachengasse 2, T. 01/ 512 13 54,
[email protected],
www.drachengasse.at, Kosten: 16,-/10,-
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Händler auf einer wahnwitzigen Tour
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aber auch weiblichen, Begehrens
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Ladies Night. Der Weiberstammtisch
lädt 2007 wieder zur Ladies Night in
den Kosmosclub Künstlerinnen aus
den Bereichen Kabarett, Comedy,
Clownerie, Mime, Figurentheater und
Gesang präsentieren sich gemeinsam
auf der Bühne. Bunt schillernd, kraftvoll sinnlich und leidenschaftlich
schräg
Kosmos Theater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,
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ARGEkultur Kurztheaterfestival. Zwölf
Theatergruppen präsentieren sich im
zweitägigen Theatermarathon
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11,
www.argekultur.at, Kosten 12,-/ 10,- Euro
26.5.-30.6., 20.00, Wien
Herr Mautz von Sibylle Berg. Ein wahnwitziger Todestrip der kein Klischee
über das Sterben auslässt.
TAG - Theater an der Gumpendorfer
Straße, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67,
T. 01/ 586 52 22, [email protected],
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aus Berufsschulen und polytechnischen Lehrgängen
Aids Hilfe Haus, 1060 Wien, Mariahilfer
Gürtel 4, [email protected], www.aids.at,
10.5., 18.00 - 20.00, Wien
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und Aufklärung über Risiken
Aids Hilfe Haus, 1060 Wien, Mariahilfer
Gürtel 4, [email protected], www.aids.at,
11. - 13.5., 19.00 bzw. 10.00, Wien
Reisen im Kopf oder Stadtstreunereien
mit schrägen Schriften. Schreibworkshop mit Petra Öllinger
Cafe Ephata, 1060 Wien, Garbergasse 14,
Kosten: 120.- Euro inkl. Material und Jause/
Getränke, Info: www.petra-oellinger.at
15.5., 18.00 - 20.00, Neunkirchen
Trennung als Chance. Gesprächs- und
Selbsterfahrungsgruppe
Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620
Neunkirchen, Wiener Straße 4/9, T. 02635/
611 25, [email protected],
www.frauenberatung-freiraum.at,
Anmeldung bis 11.5., Kosten: 15,- bis 30,Euro, nach Selbsteinschätzung
16.5., 16.00, Graz
Beratung Wechseljahre. Körperliche
und seelische Veränderungen, Naturheilmittel, Hormone, Beratung
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316 / 83 79 98, kostenlos
Dokumentarfilm
Die österreichische Dokumentarfilmerin Gundula Daxecker folgt ein Jahr lang fünf
Personen, die in einer Werkstätte für Menschen mit Mehrfachbehinderung in den
Weinbergen Wiens arbeiten. Sie erzählen von Freundschaft, Liebe und Anerkennung. Der Film lässt die Grenzen zwischen Behinderten und Nichtbehinderten
verschwimmen.
Ab 4. Mai im Stadtkino Wien, 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7-8, Kartenreservierung: (01) 712 62 76, [email protected], www.stadtkinowien.at, Kosten: 6,5 Euro
18.05., 9.00 – 12.30, Salzburg
Mädchenvernetzungstreffen „Toolbox
Einkommenschere“
Seminarraum Akzente Salzburg, 5020
Salzburg, Glockengasse 4c, 4. Stock, nur
Frauen
23.5., 17.00 , Graz
Mein dritter Lebensabschnitt. Eine
Gruppe für Frauen über 50
29.5., 19.00, Graz
Selbst-Sicher in die Schwangerschaft.
Informationsabend für Frauen am Anfang ihrer Schwangerschaft
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316 / 83 79 98,
Kosten: 2,- Euro
31.5., 17.00 - 19.00, Graz
Selbsthilfegruppe: Angst- und Panikattacken
Sitzungssaal der Akademie der bildenden
Künste, Parterre Links, M13, 1010 Wien,
Schillerplatz 3, www.egender.akbild.ac.at
11.5. , 17.00 - 20.00 und 12.5., 10.00 15.00, Wien
Sexarbeit Auseinandersetzung mit
Arbeits- und Lebensrealität von SexarbeiterInnen,
23.5., 19.00 - 21.00, Salzburg
Eine kleine Reise in die Fantasie und
den Genuss: Fantasiereisen, sinnesorientierte Erfahrungen
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316 / 83 79 98
Grünes Haus, gr. Saal, 1070 Wien, Lindengasse 40, Anmeldung bei Eva Lachkovics, T.
01/ 521 25 34, [email protected], Info: frauen.wien.gruene.at
9.5., 16.00 - 18.00, Salzburg
Warum ich die ÄrztInnen nicht verstehe. Frauen-Erzähl-Cafe
14.5., 18.30, Wien
Anitta Müller-Cohen (1890 - 1962) eine
feministische Wiener Zionistin
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/ 44 22 55,
[email protected], www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten: 5,- Euro
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/ 44 22 55,
[email protected], www.frauengesundheitszentrum-isis.at, kostenlos
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316 / 83 79 98
23.5., 18.00, Wien
„Wenn das Verdauen nicht mehr
geht.“ Frauen-Gesundheits-Treff
Verein „Frauen beraten Frauen“, 1010 Wien,
Seitestettengasse 5/7, Anmeldung
T. 01/ 587 67 50, [email protected], kostenlos
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
10.5., 14.00 - 18.30, Wien
Codierungen: Identität und Körper, mit
Verena Kuni, Dorit Magreiter, und
Anette Baldauf. Im Rahmen der Ringvorlesung Gender und eEducation
21.5., 18.00, Wien
Wider Stand Punkt. Feministische Perspektiven als Wissenschafts- und Gesellschaftskritik, von Iris Mendel
IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11
26, [email protected], www.ifk.ac.at
21.5., 18.30, Wien
Schreib in den Dunst … Zum 10. Todestag Vera Ferra-Mikura
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei
mai 2007 an.schläge 43
an.künden
26.-28.5., Wien
Tagung „Die Aufgaben der Zivilgesellschaft im Zeitalter der wirtschaftlichen Globalisierung“
10.5., 19.00, Wien
Neue Welt - Fotografien & Gedichte.
Fotografieausstellung & Lesung von
Silvia Maria Welich
Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftg. 8,
T. 01/ 523 64 75, [email protected],
www.amerlinghaus.at, Kosten:
Einzelvortrag: 7,-/ 10,- Euro, Tagungskarte:
15,- / 25,Nähere Informationen: Clara Steinkellner,
[email protected]
Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftg. 8,
T. 01/ 523 64 75, [email protected],
www.amerlinghaus.at
a u s s te l l u n g
bis 31.5., Wien
Polinnen in Wien, Fotografien von
Jadwiga Hafner
Grün-Raum, Bezirkslokal der Wiedner
Grünen, 1040 Wien, Favoritenstr.22,
Mo - Do 17.00 - 19.00, Eintritt frei
bis 3.6., Innsbruck
Charlotte Salomon. Leben? Oder
Theater?
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,
Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71,
[email protected],
www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/
1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 1118.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen
bis 10.6., Linz
futuresystems: rare momente Gruppenausstellung internationaler zeitgenössischer Kunst mit Installationen, die Momente sinnlicher Intensität inszenieren und damit Visionen
alternativer Weltentwürfe vermitteln.
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz,
Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03
600, [email protected], www.lentos.at,
Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, tägl. 10-18.00,
Do 10-21.00
bis 20.6., Wien
Elastic Taboos Koreanische Kunst der
Gegenwart
Kunsthalle Wien, 1070 Wien,
Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,
www.kunsthallewien.at
1
lesung
4.5., 19.30, Wien
Ich bin eine Hure und Stolz drauf.
Lesung aus Erzählungen, Interviews
und Texten von Sexarbeiterinnen
Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13,
T. 01/ 526 20 44 0, www.literaturhaus.at,
Eintritt frei
9.5., 19.30, Wien
Helga Bansch „Krone sucht König“
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13,
T. 01/ 526 20 44 0, www.literaturhaus.at,
Eintritt frei
44 an.schläge mai 2007
a k t i v i t ä te n
10.5., Graz
FrauenStadtSpaziergang: Lesben sind
immer und überall
Info bei Ilse Wieser, T. 0676/ 751 26 64
11.-13.5., 19.00, Wien
See ya in Heiligendamm. Mobilisierung gegen G8, mit „Radical Clown
Army Training“
EKH, 1100 Wien, Wielandgasse 2 - 4,
http://www.med-user.net/ekh/
f i x te r m i n
Montag
Diskuthek im Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,
www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch.
Der Motorradclub für Lesben
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,
[email protected],
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Dienstag
Mittwoch
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden
Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
[email protected], jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und
Schwulen-Treff
Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels,
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé
Jugendzentrum Agathon,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,
jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafè
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,
[email protected], Anmeldung
erforderlich, kostenlos,
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer
_Maedchen_un.747.0.html
Transgender-Treff
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leitung Karin Weingartmann
Volksschule Brockmanngasse, 8010 Graz,
Brockmanngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm,
Anmeldung unter 0316/837 998, Di 1921.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen
Angebot, bei dem Kleinstkinder in
den Kinosaal mitgenommen werden
können
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,
jeden 2. Di ab 11.00
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,
jeden Mi von14-18
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche:
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi
und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reinisch
Offenes Atelier für Frauen.
Kunsttherapeutin: Anna Rakos
Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und
Anmeldung: T. 0676/963 43 26,
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen),
jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-21.00
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Tanzabend
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für
lesbische und bisexuelle Frauen.
Leiterin: Christine Swarowsky
Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7,
T. 01/ 585 69 66, [email protected],
www.courage-beratung.at, 14-tägig,
Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro,
kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet
anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen,
Portraitmalen für Frauen und Mädchen
Offenes Atelier funkundküste, 3504
Krems/Stein, Steiner Landstr. 14,
T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive
Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_
regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Lesbenabend
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Lesben-Fußballgruppe
Aufschlag-BALLerinas
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
Barbetrieb mit Musik, Billard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
Morgengruppe „Carpe diem“ –
Körpertherapeutisch orientierte
Gruppe für Frauen.
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50,
Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,
FZ-Plenum
Offene Frauengruppe
Mahnwache und Speakerscorner
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,
jeden 2. Di ab 20.00
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen
20 u. 20.15, jeden Do
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
und Frauen in Trennungssituationen
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,
3., Juchg. 25/1. Stock,
jeden Mo u. Mi 14-18.00
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, [email protected],
jeden Di 19.30-21.00
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00, T. 01/587 67 50
Frauenplenum der Grünen
Alternativen Jugend
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Grüne, 7., Lindeng. 40, [email protected],
jeden letzten Di um 18:30
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at,
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda für politisch und rechtlich
interessierte Schwule und Lesben
Offenes Atelier für Frauen.
Kunsttherapeutin: Anna Rakos
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/
Raimundpassage 2, [email protected],
www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ Mamazonen. Erfahrungsaustausch
für lesbische [Co]Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14,
Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26,
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,Euro/Abend (Material inbegriffen),
jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat,
jeweils von 18.30-21.00
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender
MigrantInnen in Wien
Salon de Femme
Offener Abend
FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,
Lesben, Mädchen!
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
an.künden
Fo t o C h r i s t i a n H a a k e
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Freitag
1. Linzer Lesbenstammtisch
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,
www.hosilinz.at,
jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,
Schwule u. TG-Personen Treffen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für
Lesben und Freundinnen
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche.
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at,
jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mt Musik, Billiard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in &
freak out
Subzero, 7., Siebensterng. 27,
jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Tanzabend
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at,
jeden Mi und Fr ab 21.00
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,
Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue
Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben,
Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante
Identitäten
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,
Kontakt: [email protected]
Samstag
Frauenstammtisch – Treffen für
Lesben, bisexuelle und transgender
Frauen und Freundinnen
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,
www.stammtischkrems.info
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum.
Lesbisch/schwules Treffen
e_may
Das Kosmostheater widmet der neuen und elektronischer Musik österreichischer Komponistinnenein Festival. Am
12. Mai werden Grenzgängerinnen zwischen Akustik und Elektronik präsentiert, die in fünf aufeinanderfolgenden
Konzerten die Übergänge zwischen akustischem und elekronischem Material ausloten. Ausgewählte Kompositionen werden von Michaela Grill auch visuell umgesetzt. e_may wechselt zwischen E–musik, Elektronik und Turntablism und Wiens lebendiger Szene wird etwa durch Clementine Gasser, Pia Palme oder Electric Indigo vertreten.
12.5., 19.00, Wien
e_may, Festival neuer und elektronischer Musik
Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/5231226, office@kosmostheater, www.kosmostheater.at, Karten: 15,- /13,- Euro
Sonntag
HOSI Sonntagsbrunch
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,
Glockeng. 4, Frühstücksbuffet,
jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,
T. 05574/455 38, [email protected],
jeden 1. So ab 10.30
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro,
Anm.: [email protected] oder
T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für Lesben und Schwule
aus.weg, D-80469 München,
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –
Alles muss man nicht alleine schaffen! Leiterin: Martina Nöster
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/661 24
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Körper(Wohl-)Gefühle –
Lerne, dich in deinem Körper wohl zu
fühlen.
abz.get ready. Die Beratungsstelle für
junge schwangere Frauen und junge
Frauen mit Kind
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99
47, Kosten: 35,- Euro
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.
Auch muttersprachliche Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,
[email protected], www.servus.at/maiz,
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48,
T. 0662/442 255, kostenlos
Hotline Essstörungen des
Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service.
Mit Margit Picher
Infos: [email protected],
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Orlando-Party
Frauenleserunde
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99,
Anmeldung erforderlich,
Kosten: 5,-/10,- Euro
Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10,
jeden 2. Sa ab 22.00
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10
Schwangerschaftstest, Infos zur
Schwangerschaft
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,
T. 0699/166 70 318, [email protected], www.abzaustria.at,
Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen.
1. Beratungsstelle für FGM
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele
Knappitsch
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung.
Mit Petra Öllinger
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,
[email protected],
www.petra-oellinger.at
Coming Out Gruppe
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,
www.villa.at/lilatip/modules/news,
Anmeldungen: Mi 17-20.00
r a d i o . f i x te r m i n
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),
jeden 1. Mo
mai 2007 an.schläge 45
an.künden
Fo t o : S e c r e t a – S a m m l u n g , Wi e n b i b l i o t h e k
Fr 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum
Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)
Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00
Rainbow City-Radio für Lesben und
Schwule
Livestream: www.radiorainbowcity.de
UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)
tanz.fest
an.schläge
thema
Filmfestivals
Frauenfilmfestival in Deutschland, Identities in
Österreich und Pink Apple in der Schweiz: Ein
Frühsommer voll feministisch-queerer Kinokultur!
10.5., 21.00, Graz
Lesbenparty
politik
Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz,
Griesgasse 8, T. 0316/712 44 8,
[email protected]
Sexarbeit
12.5., 21.00, Salzburg
Hosi-Fest Musik der 70er und 80er
Jahre, Songcontest live auf Großbildleinwand.
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, JosefPreis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11,
www.argekultur.at, Kosten: 10,-/ 7,- Euro
im Juni
Am 2. Juni ist Internationaler Hurentag und der letzte
Tag der Kampagne: „SexarbeiterInnen haben Lust …
… auf ihre Rechte”!
12.5., 19.00, Wien
e_may, Festival neuer und elektronischer Musik, u.a. mit Pia Palme & electric indigo
Kosmos Theater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,
office@kosmostheater,
www.kosmostheater.at,
Karten: 15,- /13,- Euro
16.5. - 20.5., Wien
Ladyfest Wien, Reclaim the space!
Info und Programm:
http://plone.ladyfestwien.org/,
Kontakt: [email protected]
1.6., 21.30, Wien
SOHO Abschlussfest, mit Bonanza Jellybean und an.schläge–DJ–Line
Lange Nacht der Liebe
Am 6. Mai findet im Wiener Hotel Orient, dem
„schönsten Stundenhotel Europas“ eine Lange Nacht
der Liebe statt. Diese versteht sich als sinnliche Kundgebung für den Pluralismus in Liebessachen, und will
Liebe machen statt sie zu definieren.
Geplant sind Konzerte, Lesungen, Filme und Performances. So tritt etwa Tini Trampler mit der Bordellband auf, es lesen Eva Schuster und Sonja Penz aus
dem clownesken Stück „Die Liebestränke“ und Raja
Schwahn–Reichmann inszeniert erotische Texte aus
der Secreta–Sammlung der Wienbibliothek. Auch
„Verbotene Bilder“ aus der Secreta–Sammlung, die
lange der Öffentlichkeit vorenthalten wurden, werden in den Räumen und Stiegenhäusern ausgestellt.
Hotel Orient, 1010 Wien, Tiefer Graben 30, Info: Aktionsradius Wien, T. 01/ 332 26 94,
www.aktionsradius.at, Kosten: VVK 18,- Euro, AK 20,- Euro
Di 13.00-14.00
Globale Dialoge. Woman on air.
Weibliche Realitäten in den Ländern
des „Südens“
Orange 94.00 MHz
Mi 18.00-18.30
Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 17.00-18.00
femme totale – feministisches Radio
Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)
46 an.schläge mai 2007
Mi 18.00-19.00
Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau
OKTO,
2.6., 14.00 - 22.00, Wien
Südwind Straßenfest, Weltmusik, fair
gehandelte Produkte, Kunsthandwerk
und Kulinarisches aus Afrika, Asien
und Lateinamerika
Unicampus, 1. Hof, Altes AKH, 1090 Wien
Kosten: 3,-
diverses
11.– 12. 5., 19.00 bzw. 12.00, Wien
ANARCHAFEMINISMUS Vorträge, Arbeitskreise und Frauenfest
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Straße 59/6
- Eingang Prechtlgasse Info: http://fzbar.wolfsmutter.com
19.5., 19.00, Wien
Screening der OKTO–Show „You can
Feminism“ und Eröffnung der Ausstellung der Kostüme
Cafe AN-DO, 1160 Wien, Yppenmarkt 11-15,
Info: www.sohoinottakring.at
19.5. - 2.6., Wien
SOHO in Ottakring, Kunst- und Kulturfestival, heuer unter dem Motto: Alles
wird schön!
Verein Soho in Ottakring, 1160 Wien,
Brunnengasse 68/9, [email protected], Info und Programm: 0699/ 118 23
Redaktionsschluss
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Termine 06/07: 8.5.2007
Fr 19.00-20.00
Space FEM FM Frauenradio
[email protected]
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
jeden 1., 3. u. 4. Fr
3.5., 21.00
auf
Kanal 8, www.
okto.tv
Cafe AN-DO, 1160 Wien, Yppenmarkt 11-15,
Info: www.sohoinottakring.at
Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00
HOSI Lesbenradio
an.schläge tv
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen
Buch Media Service
Kuppitsch
Morawa
Winter
Frick International
Lhotzkys Literaturbuffet
Buchh. Polycollege
Südwind
Frauenzimmer
Kunsthalle Shop
Prachner
Riedl
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
Bücher Wiederin
Wagnersche Buchh.
Amazone-Zentrum
Mex-Unibuchhandlung
Hacek-Bücherei
1010
1010
1010
1010
1010
1020
1050
1070
1070
1070
1070
1080
1090
1090
4600
6020
6020
6900
8010
9020
Rathausstr. 41
Schottengasse 4
Wollzeile 11
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identities
QUEER FILM FESTIVAL
UNTERSTÜTZT VON FALTER.
STADTZEITUNG WIEN.
7. – 15. JUNI 2007
PRÄSENTIERT VON DV8-FILM
GRATISPROGRAMM UNTER T. 01 - 524 62 74
ODER [email protected]
WWW. IDENTITIES.AT
an.schläge
Nr. 05/07, Mai 2007 21. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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