Neuroscience Research Australia in Sydney

Transcrição

Neuroscience Research Australia in Sydney
Abschlussbericht
6-monatiges Praktikum am Neuroscience Research Australia in Sydney
1. Suche, Vorbereitungen und Erwartungen
In der Mitte meines Masterstudiums Biologie habe ich den Entschluss gefasst, dass ich gerne
ein Auslandspraktikum machen möchte. Ich war flexibel in welchem Bereich es sein sollte,
aber ich wollte auf jeden Fall in ein englischsprachiges Land das außerhalb Europas liegt. Ich
habe mir im Internet einige Unis und Arbeitsgruppen herausgesucht die mir gefallen
könnten und überlegt, ob ich die Professoren direkt anschreiben sollte. Letztendlich habe
ich mich jedoch entschieden zunächst den Betreuer meiner Bachelorarbeit zu fragen ob er
eventuell die Möglichkeit hat mich zu vermitteln. Er nannte mir die Arbeitsgruppe von Tim
Karl in Sydney, die sich mit dem Verständnis neurodegenerativer Krankheiten wie Alzheimer
und Schizophrenie beschäftigt und diese anhand von Verhaltensversuchen an
Mausmodellen erforscht. Ich fand sie sofort sehr interessant und durch meine
Bachelorarbeit hatte ich schon Erfahrung mit der Arbeit an Mäusen gesammelt. Ich schrieb
eine E-Mail an Tim Karl und kurze Zeit später antwortet er mir, dass er regelmäßig
Studenten aus dem Ausland als Praktikanten habe und somit auch für mich die Möglichkeit
bestehe. In einem Skype-Gespräch stelle er mir mögliche Projekte vor an denen ich
mitarbeiten könnte und wir haben die genaueren Eckdaten meines Praktikums festgelegt.
Danach stand es schließlich fest, dass ich von Oktober bis März ein Praktikum am
Neuroscience
Research
Australia
(NeuRA)
in
Sydney
machen
werde
(http://www.neura.edu.au/).
Für mein Praktikum habe ich mich für ein Occupational Trainee Visum beworben
(http://www.immi.gov.au/Visas/Pages/402.aspx). Zunächst musste ich durch einen Sponsor
(das NeuRA) nominiert werden. Dazu habe ich der im NeuRA verantwortlichen Person (Lee
Hilton) meinen Lebenslauf und eine zertifizierte Kopie meines Reisepasses gemailt.
Außerdem musste ich die Fragen 28-34 im Occupational Tainee Information Form
(http://www.immi.gov.au/allforms/pdf/1402n.pdf) beantworten, das Formular 1283
(http://www.immi.gov.au/allforms/pdf/1283.pdf) unterschreiben und beides gescannt
zurück mailen. Drei Wochen später bekam ich die Zusage, dass meine Nominierung
akzeptiert wurde und ich erhielt eine Application ID. Mit dieser habe ich mich nun selbst
beim Department of Immigariton beworben. Ich habe das Formular 1402
(http://www.immi.gov.au/allforms/pdf/1402.pdf) ausgefüllt, mich um die benötigten
Unterlagen gekümmert (https://www.immi.gov.au/Visas/Pages/402.aspx  visa applicants
 document check for visa applicants), Geld überwiesen und alles (versichert) an das
Department of Immigration nach Adelaide geschickt (nicht an die Botschaft in Berlin!)
(Adresse: Specialist Temporary Entry Centre (SA) OFFICE: 55 Currie Street Adelaide SA 5000
POSTAL: GPO Box 2399 Adelaide SA 5001). Es ist wirklich zu empfehlen sich
frühestmögliches um das Visum zu kümmern. Zusätzlich habe ich auch noch ein
Touristenvisum beantragt, da das Occupational Trainee Visum nur im Zeitraum des
Praktikums gültig ist, ich aber bereits ein paar Tage vorher anreisen wollte. Alle benötigten
Informationen habe ich auf der Internetseite des Depatment for Immigration gefunden und
mich kostenlos beworben. Innerhalb weniger Stunden habe ich das Visum per E-mail
zugeschickt bekommen. Ich musste keine zusätzlichen Versicherungen abschließen, da ich
noch bei meinen Eltern mitversichert war und darin Auslandsaufenthalte abgedeckt waren.
Für das Stipendium und das Visum habe ich mir daher lediglich die Bestätigung für Unfall-,
Kranken- und Haftpflichtversicherung zuschicken lassen.
Um mich auf das Praktikum vorzubereiten habe ich ein interkulturelles
Sensibilisierungstraining besucht und einen Sprachtest der DAAD gemacht. Da ich nicht erst
in Sydney nach einer Wohnung suchen wollte, habe ich mich schon in Deutschland auf
verschiedenen Wohnungsportalen umgesehen (gumtree.com.au, flatmatefinders.com.au,
au.easyroommate.com). Angemeldet habe ich mich schließlich bei flatmatefinders.com.au
und bereits einige Personen angeschrieben. Ich fand die Seite sehr angenehm, denn
nachdem ein Profil erstellt wurde, sucht das System automatisch nach passenden
Wohnungen und kategorisiert sie danach wie gut sie zu deinen Angaben passen. Mit ca. 7
Leuten hatte ich am Ende vereinbart mich zu treffen, wenn ich in Sydney angekommen bin.
Für die ersten Nächte habe ich mir ein Hotelzimmer nahe meiner Praktikumsstelle gesucht.
Schließlich habe ich noch einen Antrag auf ein Urlaubssemester bei der Uni eingereicht, da
ich ja ein Praktikum machen würde und kein Auslandssemester. Nachdem die „großen“
Vorbereitungen getroffen waren, kümmerte ich mich als letztes noch um einen
internationalen Studentenausweis (online bei Statravel.de für 14 Euro bestellt).
Meine Erwartungen an das Praktikum waren vor allem einen Einblick in die Arbeitsweise von
Neurobiologen zu bekommen. Außerdem wollte ich meine Erfahrungen mit der Forschung
an Versuchstieren intensivieren um herauszufinden ob dies ein Gebiet ist, in dem ich später
arbeiten möchte. Vor allem wollte ich auch meine Englischsprachkenntnisse verbessern.
2. Anreise und Zeit bis zum Beginn des Praktikums
Der Flug mit Emirates mit Zwischenstopp in Dubai verlief ohne Probleme und vom Flughafen
zum Hotel habe ich mir ein Taxi genommen. An meinen ersten Tagen habe ich mir zunächst
eine Prepaid Card für mein Handy besorgt (von Vodafone oder Telstra), die ersten
konkreten Wohnungsbesichtigungstermine ausgemacht und diese über zwei Tage verteilt
besichtigt. Letztendlich habe ich mich für eine gemütliche 2er WG bei Katie, einer
Neuseeländerin entschieden. Katie war sehr offen und freundlich und ihre Wohnung (in
Kensington) lag relativ nahe am NeuRA (in Randwick). Zu Fuß brauchte ich eine halbe Stunde
und mit dem Bus ca. 15 Minuten. Das Bussystem in Sydney ist allerdings zunächst etwas
verwirrend gewesen. Ich habe mir immer ein 10er Busticket gekauft (MyBus1 adult,
erhältlich in convenience stores), welches um die $ 18 kostet (besser bar zahlen, da mit
Kreditkarte zusätzliche Gebühren anfallen.) Wenn man weitere Strecken fährt muss man
sich allerdings Tickets besorgen die sich über mehrere Zonen (MyBus 2 und 3) erstreckt und
diese sind dann dementsprechend noch teurer. Wird man allerdings beim Falschfahre
erwischt, kann die Strafe um die $ 200 betragen. Außerdem sagt nur extrem selten ein Bus
an welche Haltestelle als nächstes kommt und einen Plan im Bus gibt es leider auch nicht.
Man muss sich also auskennen oder (so wie ich am Anfang) sich selbst per GPS und Google
Maps mitverfolgen. Aber auch die Busfahrer waren so gut wie immer sehr freundlich und
hilfsbereit bei Fragen. Allerdings muss ich sagen, dass mir Google Maps wirklich über
meinen ganzen Aufenthalt hinweg extrem geholfen hat, da es auch Busverbindungen
anzeigt.
3. Praktikum am NeuRA
Um mich in den Bereich in dem ich arbeiten werde einzuarbeiten, habe ich zu Beginn
meines Praktikums viele wissenschaftliche Publikationen gelesen. Anschließend hätte es
eigentlich auch schon mit meinem ersten Projekt losgehen können, allerdings hatte ich noch
kein Occupational Trainee Viusm erhalten. Somit durfte ich offiziell nicht praktisch Arbeiten.
Nachdem ich auch nach Ablauf des ersten Praktikumsmonats noch kein Visum hatte, hat Lee
Hilton aus dem NeuRA Management bei der Einwanderungsbehörde nachgefragt und es
stelle sich heraus, dass mein Visum nie im Department of Immigration angekommen ist,
obwohl ich es zu dem Zeitpunkt vor ca. drei Monaten abgeschickt hatte. Zum Glück hatte ich
eine Kopie des Visums gemacht und die Bestätigung von der Post, dass ich die Unterlagen
losgeschickt hatte, aufgehoben. Ich reichte beides per E-mail nach und nach weiteren 3
Wochen Bearbeitungszeit erhielt ich letztendlich zum Glück doch noch mein Visum. Durch
diese Verzögerung hat sich der Beginn meiner praktischen Arbeit aber leider verschoben.
Meine Projekte beschäftigten sich mit den Auswirkungen von Cannabiskomponenten auf
zwei Mausmodellen für Alzheimer bzw. Schizophrenie. Meine Aufgabe war es daher den
Mäusen Injektionen mit den Substanzen zu verabreichen und sie anschließend in
verschiedenen Verhaltensversuchen zu testen. Bei der Planung der Experimente bezog mich
mein Betreuer Tim Karl immer mit ein und ich konnte durch eigene Nachforschungen meine
Ideen in den Versuchsplan miteinbringen. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase war ich
verantwortlich meine Experimente selbstständig durchzuführen. Wenn ich allerdings Fragen
hatte oder mir unsicher war, waren alle Kollegen oder auch Tim selbst immer sehr
hilfsbereit. Da ich zusätzlich für das Wohlbefinden der Tiere zuständig war, habe ich auch
am Animal Care and Ethics Seminar der University of New South Wales teilgenommen.
Die Experimente waren sehr arbeitsintensiv, da sie den ganzen Vormittag stattfanden und
ich nachmittags den Tieren meistens noch Injektionen verabreichte und Daten analysierte.
Außerdem kennen Mäuse leider kein Wochenende, sodass ich des Öfteren auch samstags
und sonntags arbeitete. Während den Planungsphasen ging es aber auch wieder ruhiger zu.
Ich hätte mir gewünscht noch mehr verschiedene Verhaltensversuche kennenzulernen (ich
habe vier aktiv durchgeführt). Das war allerdings schwierig, da zum einen der Beginn meiner
praktischen Arbeit durch mein Visumsproblem verzögert wurde und es zum andern wichtig
ist die gleichen Versuche an einer ausreichend großen Anzahl an Tieren durchzuführen, um
die Qualität der Ergebnisse zu gewährleisten.
Alles in allem habe ich aber sehr viel Neues gelernt, denn im Bereich Verhaltensversuche
habe ich in der Uni noch keine Erfahrungen gesammelt. Ich fühle mich jetzt sehr sicher im
Umgang mit den Versuchstieren und weiß worauf geachtet werden muss um gute und
tiergerechte Forschung zu betreiben.
Am Ende habe ich meine Ergebnisse in einer Präsentation vorgestellt und wir haben diese
gemeinsam diskutiert. Auch während meines Praktikums habe ich im wöchentlichen Journal
Club paper vorgestellt, was ich sehr hilfreich fand, da ich zum einen mehr über mein
Arbeitsgebiet lernte und zum andern das Vortragen in Englisch ohne Druck üben konnte.
Dabei war es sehr hilfreich, dass mein Studium in Deutschland bereits auf Englisch war und
ich schon etwas Übung hatte.
Die Arbeitsgruppe von Tim Karl war in dem Zeitraum meines Praktikums leider nicht sehr
groß, aber ich habe mich mit allen beiden Kollegen sehr gut verstanden. Außerdem waren
noch viele andere Arbeitsgruppen auf unserm Stockwerk und es gab gemeinsame BBQs und
eine Weihnachtsfeier um sich kennenzulernen. Das Arbeitsklima im NeuRA war wirklich sehr
angenehm und alle waren immer hilfsbereit und freundlich, sodass mir das Praktikum viel
Spaß gemacht hat.
4. Leben in Sydney
Opera House und Harbour Bridge
Den ersten Kontakt zu Einheimischen habe ich zunächst über meine Mitbewohnerin
aufgebaut, die mir eine große Hilfe war um mich zurecht zu finden und wenn ich Fragen
hatte. Auch durch meine Wohnungsbesichtigungen habe ich neue Leute kennengelernt.
Durch Zufall habe ich außerdem eine andere Deutsche kennengelernt, die in Sydney
studiert. Über sie habe ich auch noch viele andere Kontakte zu Australiern knüpfen können
(da sie in einer größeren WG lebte als ich und viel mit ihren Mitbewohnern unternommen
hat) und sie ist zu einer meiner engsten Freunde geworden. Daher würde ich allen (die nicht
an einer Uni studieren) auf jeden Fall eine große WG empfehlen um einen vielfältigen
Freundeskreis aufzubauen. Sydney hat natürlich viele Freizeitangebote und die Kombination
aus Strand und Großstadt ist einmalig. Es gibt zum einen die vielen Strände die man mit
einem tollen Küstenspaziergang (ca. 1 Stunde) von Coogee bis Bondi erkunden kann. Bondi
Beach ist natürlich der bekannteste Strand vor allem zum Surfen und Ausgehen. Für
geübtere Surfer (die auf nicht so viel Publikum aus sind) ist Bronte Beach ein guter Spot,
allerdings sind die Wellen auch gefährlicher. In Coogee Beach geht es ruhiger zu und er ist
vor allem bei Familien beliebt. Zum Ausgehen eignen sich auch die Vororte Newtown oder
Surry Hills, denn dort gibt es zahlreiche Restaurants und Bars. Letztere werden im Übrigen
oft „Hotels“ genannt obwohl sie ganz normale Bars sind. Allerdings ist es üblich sich schon
früher zu treffen, als man es aus Deutschland gewohnt ist (oft schon am frühen Nachmittag,
vor allem am Wochenende). Dafür enden die Abende aber auch eher.
Ich hatte das Glück den Centennial Park gleich neben meiner Wohnung zu haben. In ihm
kann man super joggen gehen (auch wenn man gefasst sein muss von den sportlichen
Australien überholt zu werden). Auch gibt es dort oft Veranstaltungen (Festivals,
Freilichtkino). Außerdem ist Yoga und Pilates sehr im Trend in Sydney und ich habe mit
meiner Mitbewohnerin zusammen in Surry Hills einen Yoga-Kurs besucht
(https://www.bodymindlife.com).
Außerdem kann ich jedem nur empfehlen Messina Icecream zu probieren, sie ist die beste
die ich je gegessen habe (Filialen in Bondi, Surry Hills, Darling Harbour). Bei Stoßzeiten muss
sich sogar angestellt werden, um eine Kugel zu bekommen.
Am Anfang war es für mich etwas schwierig die Australier zu verstehen, da sie viele
Abkürzungen verwenden. Aber man gewöhnt sich daran und außerdem sind die meisten
Australier wirklich so freundlich wie es immer heißt und sie wiederholen alles gerne
nochmal. Es ist wirklich einfach mit ihnen ins Gespräch zu kommen und eine nette
Unterhaltung zu führen. Vom freundlichen „how ya going?“ darf man sich aber auch nicht
täuschen lassen, denn diese Floskel gehört zur Begrüßung quasi dazu und sollte nicht
überbewertet werden.
Centennial Park
5. Fazit
Meine Zeit in Sydney war eine der erfahrungsreichsten meines Lebens. Ich habe sehr an
Selbstständigkeit gewonnen und konnte vor allem meine Englischsprachkenntnisse
verbessern. Ein weiteres halbes Jahr wäre allerdings sehr gut um das Erlernte zu festigen.
Mein Praktikum hat mir wirklich Spaß gemacht und ich konnte viele neue Einblicke in die
Arbeitsweisen eines Biologen gewinnen. Ich habe gemerkt, dass mich medizinische
Neurobiologie wirklich interessiert und ich später gerne in dieser Richtung arbeiten würde.
Außerdem habe ich Sydney wirklich ins Herz geschlossen und werde das schöne Wetter, die
offene und gut gelaunte Art der Australier und das entspannte Lebensgefühl vermissen.
Daher: „See ya soon, Straya!“

Documentos relacionados