Optimale Bestellmenge
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Optimale Bestellmenge
Optimale Bestellmenge Optimal order quantity Begriff Bei der Planung der Bestellmengen muss die Einkaufsabteilung eines Betriebes die entstehenden Kosten grundsätzlich möglichst gering halten. Die optimale Bestellmenge ist die Menge, bei der die Summe aus Lager- und Bestellkosten am geringsten ist. Zielkonflikt zwischen Lager- und Bestellkosten Die Beschaffung größerer Mengen in größeren Zeitabständen verursacht relativ hohe Lagerkosten. Die Beschaffung kleinerer Mengen in kleineren Zeitabständen verursacht relativ hohe Bestellkosten. Beispiel Die OfficeCom AG ermittelt in der Ermittlung der optimalen Bestellmenge – Laserdrucker LD 02 nachstehenden Tabelle die optimale Bestellmenge für den Laserdrucker Mögliche Anzahl Bestellmenge Lagerkosten Bestellkosten Gesamtkosten der BestellunPaletten € € € LD 02, der vor einiger Zeit in das Sorgen bei unserem timent aufgenommen wurde, aufgrund Lieferer pro Jahr folgender Bedingungen: 1 400 2.000,00 40,00 2.040,00 Pro Jahr werden aufgrund der Nachfrage 20.000 Laserdrucker benö2 200 1.000,00 80,00 1.080,00 tigt. Eine Bestelleinheit umfasst 4 100 500,00 160,00 660,00 eine Palette mit 50 Laserdruckern. 8 50 250,00 320,00 570,00 Im Jahr werden somit 400 Paletten benötigt. 10 40 200,00 400,00 600,00 Unser Lieferer berechnet bei jeder 16 25 125,00 640,00 765,00 Bestellung unabhängig von der Menge 20,00 € für die AuftragsbeBei der Ermittlung der optimalen Bestellmenge (siehe Taarbeitung. belle) sind für die OfficeCom AG folgende Fragen zu klären: Die OfficeCom AG kalkuliert – ebenfalls unabhängig a) Bei welcher Bestellhäufigkeit sind die Gesamtkosten am von der Bestellmenge – 20,00 € für die Arbeitsvorgänge geringsten? beim Wareneingang und bei der Rechnungsprüfung ein. (hier: bei 8 Bestellungen pro Jahr = 570,00 € GesamtEine Palette mit 50 Laserdruckern verursacht während kosten) der Lagerdauer durchschnittliche Lagerkosten (anteilige b) Wie viel Paletten müssen jeweils bestellt werden, um die Lagerverwaltungskosten und Zinskosten für das in der Summe aus Lager- und Bestellkosten zu minimieren (opWare gebundene Kapital) von 5,00 €. timale Bestellmenge)? In einem Jahr besteht die Möglichkeit, bis zu sechzehn(hier: 50 Paletten) n mal zu bestellen. € Optimale Bestellmenge 2.500,00 Gesamtkosten Lagerkosten 2.000,00 1.500,00 niedrigste Gesamtkosten 1.000,00 500,00 0 3526249 0 25 40 50 100 200 Bestellkosten 400 Bestellmenge (Paletten) Beschaffungsprozesse planen, steuern und kontrollieren 249 ABC-Analyse ABC-Analysis Begriff Die ABC-Analyse ist ein Verfahren zur wirtschaftlichen Bewertung der zu beschaffenden und zu lagernden Güter und dient damit der Wirtschaftlichkeitskontrolle. Die jeweiligen Artikel werden entsprechend des Verkaufs nach ihrem Mengenanteil und nach ihrem Wertanteil am gesamten Einkaufs- bzw. Warenvolumen des Lagers in A-, B- und C-Güter eingeteilt. A-Güterr haben einen hohen Wertanteil, jedoch nur einen geringen Mengenanteil am Gesamtvolumen. B-Güterr haben einen mittleren Wert- und Mengenanteil am Gesamtvolumen. C-Güterr haben nur einen geringen Wertanteil, jedoch einen hohen Mengenanteil. Aufgrund der Einordnung in diese Klassen sollen dann entsprechend angepasste wirtschaftliche Maßnahmen für die einzelnen Artikel angestrebt werden. Wirtschaftliche Maßnahmen als Konsequenz aus der ABC-Analyse 6 Bei der Gruppe A ist aus wirtschaftlichen Gründen eine gründliche Marktanalyse und Lieferantensuche sowie -auswahl erforderlich, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Weiterhin sollte eine genaue Warendisposition und Bestandsführung sowie -überwachung angestrebt werden. Bei der Gruppe C sollte die Senkung der Beschaffungs- und Lagerkosten im Vordergrund stehen (z. B. durch Sammelbestellungen oder telefonische Bestellungen). Güter der Gruppe B, die weder der Gruppe A noch der Gruppe C zugeordnet werden, sollten entsprechend mit möglichst geringem wirtschaftlichen und organisatorischen Aufwand betreut werden. Beispiel Die OfficeCom AG will das Lager für die Bauteilkomponenten einer umfangreichen Modellserie (Serie 501) wirtschaftlich optimieren. Zu diesem Zweck soll zu Beginn eines neuen Quartals u. a. für flexible Verbindungselemente eine ABCAnalyse zur Wirtschaftlichkeitskontrolle durchgeführt wer- Art.-Nr. 501-01 501-02 501-05 501-12 501-23 Gesamt den. Dazu soll zunächst der Anteil der einzelnen Artikel an der Gesamtverbrauchsmenge und am Gesamtverbrauchswert ermittelt werden, um eine entsprechende Rangfolge für die Einordnung in die A-, B-, und C-Klasse festlegen zu können (siehe Tabelle). – Modellserie 501 / Flexible Verbindungselemente – Artikel nach Verbrauchsmengen und Verbrauchswerten Verbrauchsmengen Verbrauchswerte Einheiten Anteil % Rangfolge Stückpreis € Warenwert € Anteil % Stück 46 4,55 4 165,00 7.590,00 38,24 15 1,48 5 450,00 6.750,00 34,00 120 11,87 3 29,90 3.588,00 18,07 350 34,62 2 3,45 1.207,50 6,08 480 47,48 1 1,49 715,20 3,60 1 011 100,00 19.850,70 100,00 Rangfolge Artikelgruppe 1 2 3 4 5 A A B C C Wertanteil in % 100 90,31 90 80 72,24 70 60 50 40 30 20 10 C-Güter B-Güter A-Güter 0 250 6,03 10 17,90 20 30 40 50 Beschaffungsprozesse planen, steuern und kontrollieren 60 70 80 90 100 Mengenanteil in % 3526250 Bestellverfahren der Vorratsbeschaffung Bestellpunktverfahren Bestellrhythmusverfahren Die Bestellung erfolgt beim Erreichen eines bestimmten Lagerbestandes (Bestellpunkt). Wird er erreicht, erfolgt eine Meldung zur Nachbestellung vom Lager an den Einkauf. Daher wird dieser Bestellpunkt auch als Meldebestand und das Verfahren als Meldebestandsverfahren bezeichnet. Stück Different kinds of reordering goods Höchstbestand Die Bestellung erfolgt jeweils in einem festen zeitlichen Rhythmus, also in gleichbleibenden Zeitintervallen, so dass die Bestellmengen zur Erreichung des Höchstbestandes je nach gerade erreichtem Lagerbestand unterschiedlich hoch sein können. Stück Höchstbestand Bestellpunkt: bei Erreichen des Meldebestandes (MB) Mindestbestand Zeit Bei der Festlegung des Bestellpunktes, also des entsprechenden Lagerbestandes, müssen Lieferzeit, Tagesverbrauch sowie ein Mindestbestand (eiserne Reserve) des Artikels berücksichtigt werden. Das Bestellpunktverfahren ist bei unregelmäßigem Verbrauch sinnvoll, wenn der Bestellpunkt (Meldebestand) fortlaufend angepasst wird, um zu niedrige bzw. zu hohe Bestände zu vermeiden. Bestellrhythmus: Bestellung in regelmäßigen Zeitintervallen Zeitraum Zeitraum Bestellung Bestellung Bestellung Mindestbestand Zeit Das Bestellrhythmusverfahren ist nur bei relativ konstantem Verbrauch sinnvoll. Bei wechselnden Verbrauchsmengen aufgrund von Nachfrageschwankungen besteht schnell das Risiko zu geringer oder zu hoher Lagerbestände. Eigenfertigung oder Fremdbezug? Make or buy? Insourcing/Outsourcing Unternehmen entscheiden, ob sie Güter und Dienstleistungen selbst erstellen oder einkaufen. Entscheidet man sich dafür, bisher im eigenen Unternehmen erstellte Leistungen von anderen erstellen zu lassen, spricht man von Outsourcing. Umgekehrt bedeutet die Erstellung bisher fremder Leistungen in eigener Regie Insourcing. Einflussgrößen und Kostenvergleich Kosten Sicherheit (Unabhängigkeit vom Lieferanten) betriebliche Einflussnahme auf Endleistung ökologische Aspekte (z. B. Entsorgung) organisatorischer Aufwand Qualifikation des Personals Werden nur die Kosten zur Entscheidung herangezogen, kann ab einer bestimmten Menge (kritische Menge) die Eigenfertigung günstiger sein als der Fremdbezug (Fixkostendegression durch Auslastung der teuren Maschinen). Beispiel: Das Unternehmen kann ein bisher selbst gefertigtes Teil auch von einem Lieferanten beziehen: Kosten der Eigenfertigung: Kosten des Fremdbezugs: Kf = 12.000,00 €; kv = 20,00 € Bezugspreis: 50,00 € → KE = 12.000 + 20 x → KF = 50 x 3526251 Bei der Entscheidung „Eigenfertigung oder Fremdbezug“ spielen neben den Kosten auch die übrigen Einflussgrößen und deren Gewichtung eine Rolle. Die kritische Menge ist die Menge, bei der die Kosten von Eigenfertigung und Fremdbezug gleich hoch sind und bei der langfristig über die Beschaffungsalternative entschieden werden muss. KF Kosten (€) KE Kritische Menge: 12.000 + 20 x = 50 x x = 400 400 Menge (Stück) Beschaffungsprozesse planen, steuern und kontrollieren 251 Anfrage Enquiry/Inquiry Anfrage Betriebswirtschaftliche und rechtliche Bedeutung der Anfrage Eine Anfrage dient der Geschäftsanbahnung und Information und ist unverbindlich. Allgemeine Anfrage: Bitte um Zusendung von allgemeinem Informationsmaterial (z. B. Katalog), gegebenenfalls mit Mustern. Spezielle Anfrage: Bitte um spezielle Informationen über die Lieferung von bestimmten Artikeln, ggf. mit Mustern. Aufbau und Inhalt einer Anfrage 1. Grund der Anfrage 2. Nennen der gewünschten Ware 3. Angabe der erforderlichen Menge 4. Erfragen der Preise, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen 5. Hinweis auf gewünschten Liefertermin aus: Bentin, Margit u. a.: Beschaffungsprozess, 5. Aufl., Braunschweig 2012, S. 18 Textbausteine zur Anfrage Anfrage Aufbau und Inhalt Formulierungvorschläge 1. Grund der Anfrage Ihre Erzeugnisse sind uns von einem anderen Unternehmen empfohlen worden. Wir werden in nächster Zeit mehrfach Bedarf an … haben und bitten um ein Angebot. Wir haben Ihre Anzeige in der Fachzeitschrift … vom … gelesen und bitten um ein Angebot über: … 2. Nennen der gewünschten Ware Wir erwarten ein ausführliches Angebot über: … Wir interessieren uns für … Für eine Sonderaktion benötigen wir … 3. Angabe der erforderlichen Menge Wir benötigen … Stück. Beachten Sie bitte, dass für unser Unternehmen nur große Mengen infrage kommen. 4. Erfragen der Preise, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen Bitte schreiben Sie uns, ob Sie die Artikel … in der erforderlichen Menge binnen … Tagen liefern können. Informieren Sie uns auch über Ihre Lieferungs- und Zahlungsbedingungen. 5. Hinweis auf gewünschten Liefertermin Wir benötigen die Ware bis zum … Die Artikel müssen in der … Kalenderwoche geliefert werden. aus: Bentin, Margit u. a.: Beschaffungsprozess, Lehrerband, 3. Aufl., Braunschweig 2012, S. 123 3526253 Beschaffungsprozesse planen, steuern und kontrollieren 253 Angebot und Angebotsvergleich Offer/Comparison of offers Betriebswirtschaftliche und rechtliche Bedeutung des Angebotes Ein vollständiges Angebot enthält Angaben über: Ware, Preis, evtl. Rabatt, Verpackungs- und Beförderungskosten, Lieferzeit und Zahlungsbedingungen. Außerdem enthält es den Erfüllungsort (Ort, an dem der Schuldner seine Leistungen zu erfüllen hat) und den Gerichtsstand (Sitz des Gerichtes, das im Streitfall zuständig ist). Ein Angebot ist grundsätzlich verbindlich. Falls ein Lieferant sich nicht binden will, muss das Angebot entweder zeitlich befristet sein oder sogenannte Freizeichnungsklauseln (z. B. „unverbindlich“, „freibleibend“) enthalten. Widerruf Ein Angebot kann widerrufen werden. Der Widerruf muss vor oder gleichzeitig mit dem Angebot eintreffen (z. B. als Fax). Anpreisungen Bei Schaufensterauslagen und Anzeigen in Zeitungen oder Zeitschriften handelt es sich nichtt um Angebote, sondern um sogenannte Anpreisungen, die sich an die Allgemeinheit richten und daher unverbindlich sind. Aufbau und Inhalt eines Angebotes 6 Eingehen auf Anfrage (verlangtes Angebot) oder Vorstellen des Unternehmens (unverlangtes Angebot) Nennen der Angebotsbedingungen (Preise, Lieferungsu. Zahlungsbed., Lieferzeit, Erfüllungsort, Gerichtsstand) Beschreiben des Artikels bzw. des Sortiments freundl. Abschlusssatz (Hoffnung auf Bestellung) aus: Bentin, Margit u. a.: Beschaffungsprozess, 5. Aufl., Braunschweig 2012, S. 28 Beurteilungskriterien (Angebotsvergleich) Angebotsvergleich Ziel Ermittlung des Lieferanten, bei dem bestellt werden soll Entscheidungskriterien quantitatives Kriterium Einstandspreis bestimmt durch: Listenpreis Lieferrabatt Lieferskonto/ Zahlungsziel Bezugskosten – Verpackungskosten – Transportkosten Es sollte ein möglichst günstigerr Einstandspreis erzielt werden. qualitatives Kriterium Qualität der Ware Liefermenge Lieferzeit Zuverlässigkeit des Lieferanten Verhalten des Lieferanten bei Reklamationen Kulanz des Lieferanten Kundendienst des Lieferers Gewährleistungsbedingungen Qualitative Gesichtspunkte können das Kriterium des Einstandspreises relativieren. aus: Bentin, Margit u. a.: Beschaffungsprozess, Lehrerband, 3. Aufl., Braunschweig 2012, S. 125 254 Beschaffungsprozesse planen, steuern und kontrollieren Beispiel für einen Preisspiegel Artikel-Nr.: x Artikel: Laserdrucker Datum: x Lieferant: Angebot vom: Bestellmenge: A x 15 B x 15 € I. Quantitativer Vergleich: pro Stück Listeneinkaufspreis – Rabatt = Zieleinkaufspreis – Lieferskonto Gesamt € pro Stück Gesamt 1.290,00 19.350,00 1.325,00 19.875,00 15 % 2 %/ 10 Tage 2.902,50 12 % 16.447,50 3 %/ 328,95 14 Tage 2.385,00 17.490,00 524,70 = Bareinkaufspreis 16.118,55 16.965,30 + Verpackungskosten – – – – + Transportkosten frei Haus frei Haus = Einstandspreis 1.074,57 16.118,55 1.131,02 16.965,30 II. Qualitativer Vergleich: (siehe auch S. 261) Mindestbestellmenge – – Lieferzeit vier Wochen drei Wochen Kundendienst unbekannt gut weitere qualitative Kriterien neuer Anbieter stellt zuverlässige und langlebige Geräte her Bestellung bei abhängig von der Gewichtung der Kriterien 3526254