«kagfreiland» protestiert gegen Panikmache und gegen zukünftige

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«kagfreiland» protestiert gegen Panikmache und gegen zukünftige
27.3.07
Die schweizerische
Nutztierschutz-Organisation
Engelgasse 12a / 9001 St.Gallen
T 071 222 18 18 / F 071 223 13 37
www.kagfreiland.ch / [email protected]
Vogelgrippe
«kagfreiland» protestiert
gegen Panikmache und gegen
zukünftige präventive Freilandverbote.
«kagfreiland protestiert gegen Panikmache und gegen zukünftige präventive Freilandverbote»
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kagfreiland, 27. März 2007
«kagfreiland protestiert gegen Panikmache und gegen zukünftige präventive Freilandverbote»
kagfreiland, 27. März 2007
PRESSEMITTEILUNG 27.3.2007
Die schweizerische
Nutztierschutz-Organisation
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• Roman Weibel, Geschäftsleiter kagfreiland
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16-seitige Vogelgrippe-Dokumentation auf www.kagfreiland.ch
«kagfreiland» protestiert gegen Panikmache und
gegen zukünftige präventive Freilandverbote.
Schon lange keine Fälle von H5N1 bei Zugvögeln: endlich wird Freilandverbot aufgehoben.
In den vergangenen 12 Monaten wurde in der Schweiz kein einziger Fall von H5N1 nachgewiesen. Der
letzte Fall von Vogelgrippe bei einem Wildvogel datiert vom 30. März 2006. Das Überwachungsprogramm
des Bundes förderte kein hochpathogenes H5N1 zutage. Auch in der EU liegt der letzte Fall von H5N1
bei einem Wildvogel ein Dreiviertel Jahr zurück. «kagfreiland» ist deshalb erleichtert, dass das Freilandverbot in Risikogebieten endlich aufgehoben wurde. Dieser Schritt war überfällig.
H5N1 primär durch Hühnerindustrie verbreitet und nicht durch Zugvögel.
Im April 2006 behauptete «kagfreiland» im grossen Vogelgrippe-Report «Hühnermist», dass nicht die
Zugvögel hauptsächlich an der Verbreitung von H5N1 Schuld sind, sondern die Hühnerindustrie. Die
H5N1-Fälle in geschlossenen Geflügelfarmen in Ungarn (24.1.07) und in England (3.2.07) und das Ausbleiben von H5N1 bei Zugvögeln bestätigen diese Aussage. «kagfreiland» fordert darum, die Hühnerindustrie rigoros zu kontrollieren.
Vogelgrippe-Massnahmen beeinträchtigen die tierfreundliche Freilandhaltung.
Das hochpathogene H5N1-Virus ist ein Produkt der Massentierhaltung in Tierfabriken. Doch von den
Vorbeugemassnahmen Freilandverbot und Stallpflicht sind in erster Linie Freilandtiere und Freilandbauern betroffen. Das hat dazu geführt, dass in Deutschland viele Halter von Rassegeflügel ihre Haltung
aufgegeben haben, dass weniger Rassetiere aufgezogen wurden, und dass die Deutsche KäfigeierIndustrie, die ihre tierquälerische Haltungsform ab 2012 aufgeben muss, plötzlich wieder Morgenluft wittert.
Behörden dramatisieren die Lage und schüren damit die Unsicherheit in der Bevölkerung.
«kagfreiland» stellt fest, dass es im letzten halben Jahr vor allem die Behörden waren, welche die Vogelgrippe-Hysterie am Köcheln behielten. Das schweizerische Bundesamt für Gesundheit empfiehlt den
Grossverteilern, Atemschutzmasken ins Sortiment aufzunehmen, erachtet es als zweckmässig, dass
Grossunternehmen Pandemiesets an Ihrer Mitarbeitenden verteilen, und verkündet stolz, dass der Bund
für 2 Millionen Menschen Tamiflu eingelagert hat. Das Deutsche Landwirtschaftsministerium hat die
Stallpflicht bis 31. Oktober 2007 verlängert. Dies unter dem Eindruck des H5N1-Falles in England, der
aber durch infiziertes Geflügelfleisch und nicht durch Zugvögel verursacht wurde. Und das Deutsche
Forschungszentrum für Tierseuchen, das Friedrich-Löffler-Institut, stuft das nationale Risiko für die Einschleppung von Vogelgrippe durch Wildvögel weiterhin als hoch ein – obwohl weit und breit kein H5N1Virus bei Wildvögeln nachgewiesen wird. «kagfreiland» verurteilt diese behördliche Panikmache.
Keine präventiven Freilandverbote mehr. Lernen, mit der Vogelgrippe zu leben.
Die schweizerischen Geflügelbauern haben drei Freilandverbote erlebt und sind dementsprechend gut
eingerichtet. «kagfreiland» fordert deshalb, dass in Zukunft keine präventiven Freilandverbote mehr verordnet werden, sondern die Bauern auf den Status ’Stand-by’ gesetzt werden. Bei akuter VogelgrippeGefahr könnten sie ihre Tiere von einem Tag auf den andern im Stall oder im Wintergarten behalten.
Grundsätzlich aber müssen wir lernen, mit der Vogelgrippe zu leben, wie wir das bei anderen Tierkrankheiten ja auch tun. Bei der Vogelgrippe sollte daher die gleiche Strategie verfolgt werden, nämlich den
betroffenen Geflügelbestand zu töten, anstatt Zehn- oder Hunderttausende von Hühnern präventiv einzusperren.
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Dokumentation zur Pressemitteilung vom 27. März 2007
1)
Keine H5N1-Fälle in der Schweiz seit 1. April 2006.
In den vergangenen 12 Monaten wurde in der Schweiz kein einziger Fall von H5N1 nachgewiesen. Der
letzte Fall von Vogelgrippe bei einem Wildvogel datiert vom 30. März 2006. Auch das Überwachungsprogramm des Bundes, bei dem seit Oktober 06 bis Ende März 07 rund 500 lebende oder tote Wildvögel
auf H5N1 untersucht wurden, förderte kein hochpathogenes H5N1 zutage.1
Stand: 27. März 2007
Lebende Vögel
(Sempach, Bodensee und Bolle di Magadino)
Wasservogeljagd
(Neuenburgersee und Genfersee)
Tot oder krank aufgefundene Vögel
2)
Anzahl
davon positiv (hoch-
Proben
pathogen)
193
0
235
0
71
0
Keine H5N1-Fälle bei Wildvögeln in Europa seit Sommer 2006.
Auch in der EU ist es in Sachen Vogelgrippe seit langem ruhig. Der letzte Fall von H5N1 bei einem
Wildvogel wurde im Sommer 2006 registriert.2 Und auch in der EU ist ein Überwachungsprogramm am
Laufen, bei dem schon Zehntausende von Wildvögeln auf Vogelgrippe untersucht wurden. Alle mit Resultat negativ.
3)
Die grosse Gefahr von H5N1 geht von der Hühnerindustrie aus und nicht von den Zugvögeln.
Alarm in der Trutenfarm
Die Ruhe um die Vogelgrippe in Europa seit Mai 2006 wurde am 21. Februar 2007 jäh beendet. In einer
ungarischen Gänsefarm wurde das hochpathogene H5N1-Virus nachgewiesen. Und nur 10 Tage später
wurde erneut Vogelgrippe-Alarm ausgelöst, diesmal in einer britischen Trutenfarm. Sofort wurde die
1
2
http://www.bvet.admin.ch/gesundheit_tiere/02187/02193/index.html?lang=de
http://www.fli.bund.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/News/aktuelle_Krankheitsgeschehen/avi_Flu/lb_rb_influenza070209.pdf
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Schuld den Zugvögeln in die Federn geschoben. Geradezu abenteuerlich tönte der Tathergang: Ein kleiner Vogel habe sich durch den Lüftungskanal in den an sich geschlossenen Stall verirrt und dort das
Nutzgeflügel angesteckt. Das führende Forschungszentrum für Tierseuchen in Deutschland, das Friedrich-Löffler-Institut, liess sogleich verlauten, dass die beiden Fälle die Annahme bestätigten, «dass das
Virus bei Wildvögeln in Europa noch immer vorhanden ist»3.
Auch der WHO-Experte David Nabarro schlussfolgerte sofort, dass es in Europa in den kommenden Monaten weitere
Vogelgrippe-Fälle geben werde. Grund sei die Ausbreitung
des Virus durch Zugvögel.4
Und die deutschen Geflügelzüchter – Käfig- und Stallhalter notabene – forderten sofort, die Stallpflicht
bundesweit rigoros durchzusetzen und keine Ausnahmen mehr zuzulassen. Alles Panikmache, denn es
gab in Europa weder weitere Vogelgrippe-Fälle, noch Vogelgrippe bei Wildvögeln.
Geflügelboss lügt
Nachdem im britischen Betrieb alle 160'000 Truten gekeult waren, wurde entdeckt, dass das britische
H5N1-Virus eine nahezu identische Struktur wie das ungarische H5N1-Virus aufwies. Bekannt war auch,
dass der britische und der ungarische Betrieb ein- und derselben Firma angehören. Für den Besitzer der
britischen Trutenfarm jedoch war das Ganze «ein vollkommenes Rätsel»5, und er stritt jegliche Kontakte
zwischen den beiden Betrieben ab.
Wie sich jedoch herausstellte, hat der Geflügelboss gelogen,
denn das H5N1-Virus kam nicht in den Stall geflogen, sondern wurde im Lastwagen von Ungarn nach England transportiert.
In Ungarn geschlachtete Truten wurden zwecks Verarbeitung nach England verfrachtet ... und damit auch
das tödliche Virus. Die Hygiene- und Vorsichtsmassnahmen in der britischen Trutenfarm waren derart
mangelhaft, dass neben dem ursprünglich infizierten Stall noch drei weitere – angeblich isolierte – Ställe
mit Vogelgrippe infiziert waren, wie nach der Keulung der Tiere festgestellt wurde. Dieser Fall zeigt,
dass die Verletzung elementarer Hygieneregeln in der Geflügelindustrie katastrophale Folgen haben kann.
3
4
5
dpa (6.2.07) «Europa in Sorge wegen Vogelgrippe»
St.Galler Tagblatt (5.2.07) «Vogelgrippe in England»
Tages-Anzeiger (10.2.07) «H5N1 kam nicht geflogen, sondern im LKW»
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«kagfreiland» bekommt Recht
Im grossen Vogelgrippe-Report «Hühnermist»6 vom April 2006
behauptete «kagfreiland», dass nicht die Zugvögel hauptsächlich
an der Verbreitung von H5N1 Schuld sind, sondern die Hühnerindustrie. Die Vogelgrippe-Fälle in England und in Ungarn bestätigen diese Aussage. Erinnert sei daran, dass auch die Vogelgrippe-Fälle in Frankreich (19.2.06), Pakistan (23.2.06), Nigeria
(27.2. – 10.3.06), Burma (8. – 15.3.06), Israel (16. und 17.3.06)
und Deutschland (5.4.06) allesamt in geschlossenen Geflügelfarmen aufgetreten sind, wo Zugvögel keinen Zugang hatten.
4)
Freilandverbot in der Schweiz endlich aufgehoben.
Die Schweiz ist seit exakt einem Jahr vogelgrippe-frei. Auch die EU hat seit bald einem Jahr keine
H5N1-Fälle bei Wildvögeln registriert. Und das trotz Überwachungsprogrammen, bei denen Zehntausende von Wildvögeln auf H5N1 getestet wurden. Alle mit dem Resultat H5N1 negativ. Nichtsdestotrotz
hielt das BVET (Bundesamt für Veterinärwesen) das Freilandverbot bis 27. März 2007 für nötig. Eine
Aufhebung wäre schon viel früher möglich gewesen.
5)
Deutschland verlängert Stallpflicht bis Ende Oktober 2007.
Friedrich-Löffler-Institut dramatisiert
Das schweizerische BVET hat, das muss «kagfreiland» anerkennen, in Sachen Vogelgrippe bis anhin
insgesamt recht pragmatisch gehandelt, wenn auch «kagfreiland» mit einzelnen Entscheiden und Äusserungen des BVET nicht einverstanden war. Die Deutschen Behörden hingegen haben mehrmals übertrieben reagiert und überhastet entschieden. So hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, unter dem
Eindruck der Fälle in England und Ungarn und eingeschüchtert durch die wiederholt panikmachenden
Aussagen des Forschungszentrums für Tierseuchen Friedrich-Löffler-Institut, am 22. Februar 2007 entschieden, die Stallpflicht in Deutschland bis zum 31. Oktober 2007 zu verlängern.7
6
7
http://www.kagfreiland.ch/x_files/vogelgrippe/03Report_VoG.pdf
http://www.bmelv.de/nn_753458/SharedDocs/Gesetzestexte/G/AufstallungsVO-konsolidiert.html__nnn=true
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Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) veröffentlichte am
8.2.07 eine weiterhin dramatisierende Lagebeurteilung:
«Das Risiko einer Infektion von Nutzgeflügelbeständen mit
erheblichen wirtschaftlichen Folgen wird weiterhin als
’hoch’ eingestuft.»8
Zum Glück tritt das schweizerische Pendant, das Institut für Viruskrankheiten, realistisch und pragmatisch auf. Das FLI jedoch hat seine Risikobewertung seit September 2006, also seit mehr als einem halben
Jahr, nicht verändert, obwohl es seit Mai 2006 in der EU keine Nachweise von H5N1 bei Wildvögeln
mehr gegeben hat.
Die Vogelgrippe-Fälle in England und Ungarn, die nachweislich durch mangelhafte Vorsicht und durch Verletzung
der Hygieneregeln und nicht durch Wildvögel verursacht
wurden, werden dafür benutzt, einerseits um die Zugvögel
zu Tätern zu machen, und andererseits um die Freilandtiere
in die Ställe zu verbannen.
«kagfreiland» verurteilt diese behördliche Panikmacherei in Deutschland.
Käfighalter wittern Morgenluft
In Deutschland wird die Haltung von Legehennen in herkömmlichen Käfigbatterien ab dem Jahr 2012
verboten. Die Deutsche Hühnerindustrie wehrt sich mit Händen und Füssen dagegen und will an dieser
tierquälerischen Haltungsform festhalten, die in der Schweiz schon seit 1981 verboten ist. Die Käfighalter
benutzen die Vogelgrippe aus, um ihre ach so ’hygienische, saubere und ungefährliche Hühnerhaltung’
positiv darzustellen und tierfreundliche Haltungsformen zu diskreditieren. In einzelnen Bundesländern,
z.B. Nordrheinwestfalen, regt sich nun Widerstand: Freilandhalter und Tierschützerinnen schliessen sich
zusammen, um gemeinsam mit gerichtlichen Klagen gegen das Freilandverbot vorzugehen. Auf nationaler Ebene wird eine Unterschriftenaktion gegen die Stallpflicht gestartet.
8
http://www.fli.bund.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/News/aktuelle_Krankheitsgeschehen/avi_Flu/AI_Risikobewertung_070208.pdf
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6)
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Holland passt Vogelgrippe-Massnahmen der tatsächlichen Gefahrenlage an.
Vernünftiger als Deutschland agiert Holland, ein gebranntes Kind in Sachen Vogelgrippe. In Holland,
dem zweitgrössten Geflügelproduzenten Europas, wurde wegen des Vogelzugs ab 1. September 2006 ein
landesweites Freilandverbot verhängt. Das Verbot wurde per 22. November wieder aufgehoben, nach
Abschluss des Vogelzuges. Seit Anfang März muss nun für die Dauer der Zugzeit sämtliches Wirtschaftsgeflügel wieder unters Dach – davon ausgenommen sind aber Hobbyhaltungen. Holland beweist
damit EU-weit als einziges Land eine grosse Flexibilität in den Vorbeugemassnahmen gegen Vogelgrippe. Das ist umso bemerkenswerter, als dass die letzte grosse Vogelgrippe-Epidemie Europas im Jahr 2003
in Holland stattfand und dem Land riesige Verluste einbrachte.
7)
Vogelgrippe-Massnahmen machen Geflügelhaltern und Freilandbauern den Garaus.
Viele Halter von Rassegeflügel hören auf
Die massive Einschränkung der Freilandhaltung in Deutschland hat gravierende Folgen: Die Zahl der
Rassegeflügel- und Kleinhaltungen ist stark gesunken.
Elke Bretzigheimer vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) berichtet, dass sie allein im letzten Jahr
mehr als 9000 Mitglieder verloren hätten.
Besonders stark habe sich die Vogelgrippe auf den Ringumsatz ausgewirkt: «Es wurden ein Viertel weniger Ringe verkauft, d.h. ein Viertel weniger Tiere wurden aufgezogen und beringt! Dieser Einbruch in der
Nachzucht könnte letztlich die Existenz einzelner Rassen bedrohen und stellt eine Gefahr für die Rassenvielfalt dar.» Bedauerlich sei auch, das viele Jugendliche aus dem Verband ausgetreten sind. Von 25'000
jungen Mitgliedern haben im letzten Jahr 1150 die Geflügelhaltung aufgegeben; ein nie dagewesener
Verlust! Auch Margrit Zürcher-Huber vom Schweizerischen Rassegeflügelzucht-Verband berichtet, dass
die Zahl der SRGV-Mitglieder und ebenso auch die Zahl der Aussteller an der letzten nationalen Rassegeflügel-Ausstellung im Dezember 2006 in Thun stark gesunken sei. Sie hätten ebenfalls im letzten Jahr
bedeutend weniger Ringe verkauft.
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Freilandbauer durch Risiko-Tierfabrik beeinträchtigt
Auch im Bioland-Verband, dem grössten ökologischen Erzeugerring Deutschlands, haben einzelne Bauern unter der Vogelgrippe stark zu leiden. Hans Plate von der Bioland Beratung GmbH kennt einen Betrieb mit 600 Freilandhennen, der seit längerem aufstocken möchte. Weil aber in der Nähe eine industrielle Tierfabrik mit 60'000 Käfighennen steht, befindet sich sein Hof in einem ’Restriktionsgebiet’ mit
erhöhtem Risiko. Weil die Freilandhennen seit mehr als einem Jahr nicht mehr nach draussen dürfen,
kann der Betrieb nicht bauen: Er muss entweder ganz darauf verzichten, oder die künftigen Legehennenställe grosszügiger planen, falls die Stallpflicht längerfristig bestehen bleibt. Da dieser gemischte Betrieb
primär von der Direktvermarktung lebt, trifft ihn das Freilandverbot besonders stark und führt auch zu
Umsatzeinbussen beim Eierverkauf.
Halter von Wassergeflügel mit grösseren Problemen
Hans Plate gibt zu bedenken, dass die Situation für die Wassergeflügelhalter problematischer aussieht.
Gregor Overmeyer, einer der grössten Bioland-Geflügelzüchter aus Nord-Deutschland, musste im letzten
Jahr wegen der Vogelgrippe rund 1200 Gänse-Bruteier vernichten.
Deutschlandweit wurden alleine im letzten Jahr mehrere
Hunderttausend Gänse-Bruteier vernichtet und zwanzigtausend Gänse-Zuchttiere abgeschlachtet.
Er klagt auch über einen starken Einbruch beim Verkauf von Gänseküken an kleinere Gänsehalter bis ca.
20 Tiere. In diesem Jahr habe sich die Situation zwar etwas erholt, aber mehrere Gänsehalter hätten inzwischen ganz aufgehört, weil sie wegen des Freilandverbots entweder die Kundschaft oder die Lust an
der Tierhaltung verloren hätten. Auch der Absatz von Junghennen an Kleinbetriebe ist stark eingebrochen. In Deutschland mussten im letzten Jahr 500'000 legereife Junghennen wegen mangelnder Nachfrage getötet werden.
8)
Freilandhaltung führt zu robusten Tieren, Stallhaltung zu geschwächten Tieren.
Für Freilandhühner ist Stallhaltung eine Stresssituation
Bodenhaltung, also Geflügel immer in einem Stall einzusperren, ist nicht artgerecht.
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Freilandhaltung ist die tierfreundlichste Haltungsform. Die
Tiere können angeborene Verhaltensweisen ausleben, die
bei reiner Stallhaltung nicht möglich sind.
Studien belegen, dass der Aufenthalt im Freien die Gesundheit und Robustheit der Tiere fördert.9 Für
Freilandhühner bedeutet das Stallleben eine Stresssituation, was zu einer Schwächung des Immunsystems
führt. Sie haben weniger Platz als im Freien, sind Ammoniak und Staub ausgesetzt, profitieren nicht von
Tageslicht, dessen UV-Strahlen Bakterien und Viren abtöten, und können nicht mehr Würmer, Gras und
Insekten vom Boden aufpicken, was zur Stärkung des Immunsystems einen wichtigen Beitrag leistet.
Hochpathogene Viren sind ein Produkt der Massentierhaltung
Von den Vogelgrippe-Massnahmen Freilandverbot und Stallpflicht sind in erster Linie die Freilandbauern
mit ihren Freilandtieren betroffen. Doch das hochpathogene H5N1-Virus ist nicht in Freiland-Haltungen
entstanden. Es ist ein Produkt der Massentierhaltung.
In der Massentierhaltung ist der Infektionsdruck aufgrund
der extremen Enge und der grossen Tierzahl um vieles höher als in den vergleichsweise kleinen Freilandhaltungen.
«Neuste Forschungen zeigen, dass niedrig pathogene H5- und H7-Viren nach mehrmaliger Zirkulation in
Geflügelherden in hoch pathogene Viren mutieren können», hält die WHO fest.10
9)
Bundesamt für Gesundheit schürt Vogelgrippe-Hysterie.
Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche
Behörden und Medien berichten immer wieder vom ’auch
für den Menschen gefährlichen H5N1-Virus’. Damit wird in
der Bevölkerung unnötig Angst vor der Vogelgrippe geschürt.
9
BLW (2002) « Evaluation der Tier-Ökoprogramme»
WHO (2006) «Avian influenza fact sheet» (S. 1) /
http://www.who.int/csr/disease/avian_influenza/avianinfluenza_factsheetJan2006/en/index.html
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Hier gilt es festzuhalten, dass die Vogelgrippe eine reine Tierseuche ist. Die 168 vor allem in Asien an
der Vogelgrippe gestorbenen Menschen11, hatten sehr engen Kontakt mit infizierten Tieren und mit deren
Ausscheidungen und lebten in schlechten hygienischen Verhältnissen. Doch wer in der Schweiz hat schon
Hühner in der Küche oder im Schlafzimmer? Das Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie, also einer weltweit grassierenden Seuche unter den Menschen, ist zur Zeit äusserst gering. Niemand weiss, ob die
nächste Pandemie wirklich durch eine Mutation von H5N1 ausgelöst wird. Es könnte genauso gut ein
anderer Grippevirus sein. Man muss auch die weltweit 168 Toten in die richtigen Relationen setzen. In
der Schweiz sterben zum Beispiel an der normalen Grippe jedes Jahr 400 bis 1000 Menschen.
Atemschutzmasken, Pandemiesets und Tamiflu
Nichtsdestotrotz hat sich der Bundesrat auf die Vogelgrippe eingeschossen und beschlossen, einen Präpandemieimpfstoff für die gesamte Bevölkerung zu beschaffen. Im Influenza-Pandemieplan 2006 schrieb
das Bundesamt für Gesundheit (BAG) anfangs Dezember 2006 stolz, dass die Schweiz das erste Land sei,
das diese Massnahme im Hinblick auf eine allfällige Grippepandemie trifft.
Für das BAG geht die Bedrohung von der Vogelgrippe aus:
«Auf Grund der Tierseuche mit dem aviären H5N1-Virus ist
die entsprechende Bedrohung zurzeit stärker präsent.»12
Die Angst vor der Vogelgrippe wird zusätzlich durch Medienberichte geschürt, wonach Migros und Coop
in Absprache mit dem BAG Atemschutzmasken ins Sortiment aufnehmen wollen, damit die Bevölkerung
im Falle einer Pandemie gerüstet ist.
«Da der Gesichtsschutz mehrmals täglich gewechselt werden muss», so Migros-Sprecher Urs Peter Naef, «müssten
mehrere hundert Millionen Masken bestellt werden.»13
Ob die Masken wirklich nützen, ist unklar.
11
http://www.bag.admin.ch/influenza/01119/01128/index.html?lang=de&download=M3wBUQCu/8ulmKDu36WenojQ1NTTjaXZnqWfVpzLhmf
hnapmmc7Zi6rZnqCkkIV7fHZ7bKbXrZ2lhtTN34al3p6YrY7P1oah162apo3X1cjYh2+hoJVn6w==
12
http://www.bag.admin.ch/influenza/01120/01134/03058/index.html?lang=de&download=M3wBUQCu/8ulmKDu36WenojQ1NTTjaXZnqWfVp
zLhmfhnapmmc7Zi6rZnqCkkIZ1fXt/bKbXrZ2lhtTN34al3p6YrY7P1oah162apo3X1cjYh2+hoJVn6w==
13
http://www.tagblatt.ch/index.php?archivsuche=1302842&jahr=2007&seite=1&ressortcode=tb-le&ressort=tagblattheute/leben&ms=hauptseite
- Seite 12 -
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Es gebe keine Studien, die den Nutzen dieser Atemschutzmasken belegten, sagte Jean-Louis Zürcher vom BAG.
Trotzdem werde das BAG im Frühling die Empfehlung herausgeben, solche Masken zu kaufen, um im Ernstfall gerüstet zu sein.14
Einen Schritt weiter geht die UBS.
Die Grossbank UBS hat Ende Februar mitgeteilt, sie wolle
im März allen 27'000 Mitarbeitern/-innen in der Schweiz ein
Pandemie-Set zustellen.15
Das Set wurde unter Beizug von Experten zusammengestellt und enthält Atemschutzmasken, ein Händedesinfektionsmittel, eine Packung fiebersenkends Panadol, einen Thermometer sowie ein Merkblatt. Solche Meldungen verunsichern die Bevölkerung und tragen nicht zu einem vernünftigen Umgang mit der
Tierseuche bei.
Auch der Bund rüstet sich gegen eine Vogelgrippe-Pandemie und hat darum einen Notvorrat an Tamiflu
angelegt. Damit der Wirkstoff nicht verfällt, muss der Notvorrat laufend erneuert werden.
«Die Menge an gelagertem Tamiflu® reicht zur Behandlung
von 2 Mio. erkrankten Personen sowie für den Schutz des
Medizinal- und Pflegepersonals. Die Lagermenge entspricht den Empfehlungen der WHO, welche von einem
schlimmsten möglichen Szenario ausgeht», so das BAG.16
Am meisten freut sich die Chemiefirma ’Roche’, die mit dem Grippemittel Tamiflu einen Verkaufsschlager im Sortiment hat. Die Pandemievorsorge der Staaten rund um den Globus hat die anfänglich kümmerlichen Umsätze auf rund eine Milliarde Franken pro Jahr ansteigen lassen. Die Vogelgrippe-Hysterie
14
15
16
http://www.tagblatt.ch/index.php?archivsuche=1302842&jahr=2007&seite=1&ressortcode=tb-le&ressort=tagblattheute/leben&ms=hauptseite
Neue Luzerner Zeitung (20.2.06) «Firmen rüsten sich gegen Epidemie»
http://www.bag.admin.ch/influenza/01119/01128/index.html?lang=de&download=M3wBUQCu/8ulmKDu36WenojQ1NTTjaXZnqWfVpzLhmf
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kommt Roche sicher zupass, obwohl die Wirkung des Medikaments gegen den H5N1-Virus keineswegs
bewiesen ist.
10) In Zukunft kein Freilandverbot mehr. Schweizer Geflügelbauern auf Stand-by setzen.
Den schweizerischen Freiland-Geflügelbauern wurden in den letzten zwei Jahren drei Freilandverbote
verordnet: vom 25.10.05 bis 15.12.05 (landesweit), vom 20.2.06 bis 30.4.06 (landesweit) und vom
15.10.06 bis 27.3.07 (in Risikogebieten). Freilandverbote sind für Tiere und Betriebe sehr einschneidende
Massnahmen. Die Hühnerhalter haben nun also Erfahrung mit dem Freilandverbot und sind für weitere
Freilandverbote eingerichtet.
In Zukunft sollen darum keine präventiven Freilandverbote
mehr verhängt werden. Bei drohender Vogelgrippe-Gefahr
können die Bauern auf den Status ’Stand-by’ gesetzt werden.
Ist die Vogelgrippe-Gefahr akut, also mit H5N1-Fällen in der
Schweiz oder im grenznahen Ausland, können die Bauern ihre
Tiere von einem Tag auf den anderen im Stall behalten. Klar
ist, dass die Zugzeit der Wildvögel alleine nicht mehr als
Begründung für weitere Freilandverbote genügen.
«kagfreiland» wird sich in Zukunft noch vehementer gegen
präventive Freilandverbote zur Wehr setzen.
11) Wir müssen lernen, mit der Vogelgrippe zu leben.
Untersuchungen der H5N1-Fälle in der Schweiz von Februar/März 2006 haben gezeigt, dass die Vogelgrippe sehr wahrscheinlich schon länger in der Schweiz existierte. Die mit H5N1 infizierten Wildvögel
(meist Enten und Schwäne) sind vermutlich nicht direkt an der Vogelgrippe gestorben, sondern infolge
des harten Winters und des knappen Nahrungsangebots. Entweder hat sie das Virus zusätzlich ge- Seite 14 -
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schwächt, war aber nicht die eigentliche Todesursache, oder das angeschlagene Immunsystem der geschwächten Tiere konnte sich gegen das Virus nicht mehr wehren, so dass sie sekundär der Vogelgrippe
erlagen.
Der Blick auf andere Tierkrankheiten könnte für den zukünftigen Umgang mit der Vogelgrippe hilfreich
sein. Wildvögel können theoretisch diverse Krankheitserreger auf Nutzgeflügel übertragen, so z.B. auch
die für Vögel hochansteckende Viruserkrankung New Castle Disease (Pseudo-Geflügelpest), die bei
Menschen örtliche Bindehaut- und Lymphknoteninfektionen bewirken kann.
Gewisse Krankheitserreger des Geflügels können für den
Menschen ernsthaft gefährlich werden (Salmonellen, Campylobacter). Trotzdem sperrt man die Tiere nicht ein. Wir
haben gelernt, mit diesen Krankheiten umzugehen.
Bei der Vogelgrippe sollte daher die gleiche Strategie verfolgt werden, nämlich den betroffenen Geflügelbestand zu töten, anstatt Zehn- oder Hunderttausende von Hühnern einzusperren. Das grösste Risiko
bei der Verbreitung der Vogelgrippe sind nicht die Zugvögel, sondern menschliche Aktivitäten wie ungenügende Hygiene, weltweite Transporte von Bruteiern, Küken oder Lebendtieren sowie globaler Handel
von Fleisch, Geflügelprodukten, Futter und Hühnermist sowie Schmuggel usw.
Für «kagfreiland» ist klar: Es ist nicht akzeptabel, dass übertriebene Sicherheitsvorkehrungen derart einseitig auf
Kosten der Tiere und der tierfreundlichen Freilandhaltung
gehen.
Die Devise ’nützt’s nüt, so schadt’s nüt’ ist bei Tieren und bei der Freilandhaltung nicht tauglich.
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kagfreiland, 27. März 2007
Wer ist «kagfreiland»?
«kagfreiland» ist die schweizerische Nutztierschutz-Organisation. Seit 35 Jahren setzen wir uns mit Öffentlichkeitsarbeit, in der Politik, im Markt und mit eigenen Tierprojekten für die artgerechte Haltung von
Kuh, Schwein, Huhn & Co. ein. Zusammen mit unseren Bauern zeigen wir in der Praxis, was artgerechte
Tierhaltung heisst. «kagfreiland» finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen und Spenden.
«kagfreiland» ist auch ein Label. Das Bio-Label mit den strengsten Richtlinien der Schweiz. Wir setzen
den Massstab. Gemäss aktuellem Labelvergleich von WWF, SKS und Vier Pfoten ist die «kagfreiland»Sonne das tierfreundlichste Label der Schweiz.
Die Arbeitsweise von «kagfreiland» ist einzigartig. Wir kritisieren nicht einfach schlechte Tierhaltung,
sondern suchen im Rahmen von Projekten nach tierfreundlichen Lösungen. Aktuelle Tierprojekte sind:
«Kurze Tiertransporte», «Eber statt Kastraten», «Kombihuhn» und «Kaninchen ins Freiland».
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ganze Dokumentation auf www.kagfreiland.ch unter «Vogelgrippe»
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Rückfragen: Roman Weibel, Geschäftsleiter kagfreiland, Tel. 071 222 18 18 oder 079 548 52 82
© Roman Weibel/Nadja Brodmann; Stand: 27.3.2007
Die schweizerische
Nutztierschutz-Organisation
Engelgasse 12a / 9001 St.Gallen
T 071 222 18 18 / F 071 223 13 37
PC 80-20500-5
www.kagfreiland.ch / [email protected]
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