Die Phlegr ischen Felder

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Die Phlegr ischen Felder
Die Phlegr ischen
Felder
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Die Phlegräischen Felder konnten ihren alten
Charme bewahren. Hier verschmelzen Geschichte,
Legende, Mythos und Geheimnis in einer sich
ständig wandelnden Natur. Die Phlegräischen Felder
sind reich an Kunstgeschichte, bieten aber auch
aufgrund vulkanischer Phänomene
außergewöhnliche Naturschauspiele.
Das Gebiet war immer schon eine obligatorische
Etappe beim Besuch von Italien. Die von Homer und
Virgil besungenen Mythen, die griechische Kultur,
die sich von hier auf die gesamte Halbinsel
verbreitete, Erinnerungen an eine Zeit, in der die
römische Aristokratie hier ihre prunkvollen
Residenzen hatte, machen den Reiz eines Gebietes
aus, in dem außergewöhnliche Naturschönheiten
und herrliche Werke des Menschen ein
unvergleichliches Schauspiel bieten.
Die Archäologieliebhaber werden viel zu sehen
haben, von imposanten Ruinen, Archäologieparks zu
unterirdischen Städten und überdies auch die
köstliche, tradtionelle Meeresküche genießen.
Die Phlegräischen Felder (aus dem Griechischen
flegraios, „brennend“) sind ein riesiges vulkanisches
Gebiet, das sich im Westen des Golf von Neapel
vom Hügel von Posillipo bis Cuma ersteckt; dazu
gehören auch die Inseln Nisida, Procida, Vivara und
Ischia.
Der vulkanische Ursprung dieses Gebiets sticht
aufgrund der Vorkommen von Tuff- und
Bimssteinvorkommen sowie heißen Fumarolen und
Kratern sofort ins Auge, die ein natürliches
Schauspiel darstellen. Einige davon sind die
heutigen Seen von Averno, Lucrino, Fusaro und
Miseno. Vulkanische Tätigkeiten sind teils auch
noch aus der Nähe sichtbar, wie im Fall der
berühmten Solfatara mit ihrem Lavasee und den
Quellen von Agnano Terme. Zum Schutz des
empfindlichen Umweltgleichgewichts dieses Gebiets
wurde 1997 der Regionalpark der Phlegräischen
Felder gegründet.
i
Azienda Autonoma
di Cura Soggiorno
e Turismo di Pozzuoli
via Campi Flegrei 3
tel. 081 5261481/5262419
www.infocampiflegrei.it
Touristeninformationen
Pozzuoli
piazza Matteotti l/a
tel. 081 5266639
Soprintendenza
per i Beni Archeologici
per le province di Napoli
e Caserta
piazza Museo 19
Napoli
tel. 081 440166
fax 081 440013
www.archeona.it
Ente Parco Regionale
dei Campi Flegrei
tel. 081 7612102
fax 081 5262419
Agnano
Naturschutzgebiet WWF
Astroni
via Agnano Astroni 468
tel. 081 5883720
Bacoli
Cento Camerelle
tel. 081 8552385/8553264
Piscina Mirabile
tel. 081 5233199
Blick auf die
Phlegräischen Felder
Berühmte Reisende
Ein Land nur mit dem Atem seiner Steine, verlassen, mit kochenden Wassern, mit den
Resten einer Geschichte, die in den erloschenen und halb erloschenen Vulkanen
geschrieben steht; die wundersamste Gegend von der Welt unterm reinsten Himmel
der unsicherste Boden.
Johann Wolfgang Goethe, 1787
Die phlegräische
Strandverschiebung
Der Druck der glühenden
Lava unter den
Phlegräischen Feldern
verursacht seit
Jahrhunderten Hebungsbzw. Senkungsbewegungen
des Bodens
(Strandverschiebung). In
veschiedenen Ortschaften
des Golf von Pozzuoli
können die Auswirkungen der
Meeresspiegelveränderungen,
so vor allem im
Serapistempel von Pozzuoli,
beobachtet werden.
Die Weinstraße
Campi Flegrei
Klima und Fruchtbarkeit der
Böden haben den Anbau
verschiedener autochthoner
Sorten gefördert, die die
kontrollierte
Ursprungsbezeichnung
„Campi Flegrei“ tragen. Zu
den DOC Rebsorten zählen
Piedirosso und Falanghina,
die hier seit Jahrhunderten
angebaut werden,
Biancolella und Coda di
volpe bei den Weißweinen,
Olivella und Sciascinoso
bei den Rotweinen.
Baia
Archäologiepark
tel. 081 8687592
Museo Archeologico dei
Campi Flegrei
tel. 081 5233310
Parco Sommerso di Baia
tel. 081 3723760
www.areamarinaprotettabaia.it
Cuma
Archäologiepark
via Acropoli
tel. 081 8543060
Pozzuoli
Solfatara
via Solfatara 161
tel. 081 5262341
Rione Terra
tel. 848 800288
Nicht versäumen
Museo Archeologico
dei Campi Flegrei
im Castello di Baia (Bacoli)
Archäologiepark von Cuma
Rione Terra (Pozzuoli)
Phlegräische Felder
an einem Tag
Pozzuoli
Baia
Cuma
Phlegräische Felder
in drei Tagen
Pozzuoli
Solfatara
Averno- und Lucrinosee
Baia
Bacoli
Cuma
Einkäufe
Keramikprodukte
und Terrakottaobjekte
Wein
Mit Kindern unterwegs
Amphitheater von Pozzuoli
Sibyllengrotte (Cuma)
Solfatara
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Veranstaltungen
Juli
_Il teatro nella terra del mito
(Theater im Land der Mythen)
Pozzuoli, Villa Avellino
_Sagra delle cozze
(Fest der Miesmuschel)
_Sagra del dolce
(Fest der Süßspeisen)
Bacoli
_Senza Frontiere: Aperture musica nei luoghi negati
(Musik an verbotenen Orten)
Bacoli, archäologische
Ausgrabungsstätten
Castello di Baia
Kunst und Archäologie
Amphitheater von Pozzuoli
Sibyllengrotte (Cuma)
Casino Reale (Fusarosee)
Museo Archeologico dei
Campi Flegrei (Bacoli)
Archäologiepark von Baia
Archäologiepark von Cuma
Rione Terra (Pozzuoli)
Natur und Parks
Unterwasserpark von Baia
Regionalnaturpark
der Phlegräischen Felder
Naturschutzgebiet Cratere
degli Astroni
Für die jungen Leute
Bacoli
Seepromenade von Pozzuoli
Miseno
Stufe di Nerone Thermen
Gaumenfreuden
Cozze (Miesmuscheln)
di Miseno
Mozzarella di bufala DOP
(Büffelkäse)
Pesce azzurro (Sardellen)
Wein
Campi Flegrei Doc
Thermen und Wellness
Stufe di Nerone (Baia)
Terme di Agnano
Terme puteolane (Pozzuoli)
Berühmte Reisende
Agnano
Ich wollte jene Grotte sehen. Ich beschloss, mir einen Hund zu verschaffen… Wir
kamen um drei Uhr nachmittags zur Grotte und machten sofort das Experiment. Aber
wir stießen auf eine große Schwierigkeit. Nachdem ich die Jacke ausgezogen, das
Taschentuch in Kölnisch Wasser getränkt und es mir um das Gesicht gebunden hatte,
alles vorbereitet und ich vor lauter Freude höchst aufgeregt war, merkte ich, dass wir
keinen Hund hatten.
Mark Twain, 1867
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Agnano, das einst für seinen See berühmt war, der
aus dem ältesten Vulkan der Phlegräischen Felder
entstanden war, erhielt seinen Namen nach dem
lateinischen Wort anauni, also „Schlangen“; der
Legende zufolge sollen viele bis zum See
gekommen sein, um dort zu trinken. Der See wurde
1870 trocken gelegt und heute befindet sich dort
eine Reitbahn.
Aus dem trocken gelegten Grund kamen
archäologische Funde eines großen römischen
Thermalkomplexes ans Tageslicht, die die Reste
eines Sudatoriums, bei dem die aus den
Erdschichten des Monte Spina austretende
natürliche Hitze genutzt wurde, und einer
Thermalanlage umfassten.
Im selben Becken erheben sich die Stufe di San
Germano, die so von einem Bischof von Capua
genannt wurden, der im 6.Jh. deren Wirkung
ausprobierte. Seit dem Mittelalter bis heute werden
diese von der lokalen Bevölkerung benutzt.
Unweit des alten Eingangs der heutigen
Thermalanlage liegt die Grotta del Cane
(Hundegrotte), eine in den Fels gehauene Nische,
aus der Kohlensäure austritt; dieses schwere Gas,
das über dem Boden schwebt, ist tödlich für Tiere,
die es einatmen. Der Name der Grotte geht auf einen
alten barbarischen Brauch zurück, einen Hund in die
Grotte zu schicken, der nach kurzer Zeit
Erstickungssymptome zeigte.
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In Agnano befindet sich das grüne Naturschutzgebiet
Riserva degli Astroni (WWf-Oase zum Schutz der
Fauna), ein großer erloschener und bewaldeter
Vulkankrater, in dem sich kleine Hügel und drei
kleine Seeen gebildet haben.
Der Lebensraum ist durch eine „Vegetationsumkehr“
gekennzeichnet, bei der das Klima am Grund kühler und an
den Vulkanhängen wärmer und trockener ist. Daher
wachsen am Grund Kastanien, Eichen und Ulmen und in
der Höhe mediterrane Macchia. Die Führungen im Park und
um die drei Seen sind bei Kindern ganz besonders beliebt,
die dabei die vielen Vogel-, Amphibien- und Reptilienarten
beobachten können.
Panorama
von Monte di Procida
Die Thermen im Krater
Die Thermen von Agnano,
die sich am Grund des alten
Vulkankraters befinden,
bieten große
Wasserressourcen mit 72
Quellen. Das Wasser, das
mit einer Temperatur
zwischen 20° und 70°
hervorsprudelt, wird zur
Behandlung von
rheumatischen
Gelenkserkrankungen,
Muskelkrankheiten,
Krankheiten der oberen
Atemwege sowie Hals-
Nasen- und
Ohrenerkrankungen und
gynäkologischen Leiden
empfohlen.
Die Anlage verfügt ferner
über spezialisierte,
fortschrittlich ausgerüstete
medizinische Zentren.
Berühmte Reisende
Pozzuoli
Eine Wasserfahrt bis Pozzuoli, leichte Landfahrten,
heitere Spaziergänge durch die wundersamste
Gegend von der Welt.
Johann Wolfgang Goethe, 1787
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Pozzuoli ist eine der faszinierendsten
archäologischen Ausgrabungsstätten der Welt. Die
Stadt, die der Haupthafen der Region in römischer
Zeit war, hat mit den Ausgrabungen von Rione Terra
ein besonders beeindruckendes „unterirdisches
Pompeji“ ans Tageslicht gebracht.
Die Stadt wurde 520 v.Chr. von griechischen
Siedlern gegründet, die sie Dikearchia, oder
„gerechte Regierung“ nannten, und bekam von den
Römern den Namen Puteoli (nach den Brunnen
„pozzi“, die übel riechende Schwefeldämpfe
ausstießen) und stieg bald zum größten Hafen des
tyrrhenischen Meers auf.
Zeugnis für die regen Handelstätigkeiten von Puteoli legt
der Serapistempel (I-II n.Chr.) ab, der nach einer Statue
dieser ägyptischen Gottheit benannt ist, die dort gefunden
wurde. Doch in Wirklichkeit war die Anlage ein Macellum,
also Lebensmittelmarkt. Die Läden säumten einen
Säulenhof, während der Apsissaal am Ende dem Kult der
Kaiser und Schutzgottheiten des Marktes gewidmet war
(darunter Serapis). Die Säulen dieses Saals sind
offensichtliche Pegel für das vulkanische Phänomen der
Phlegräischen Felder, denn an ihnen kann man die Löcher
sehen, die die Mollusken in die Säulen gebohrt haben, als
diese infolge der Strandverschiebung untergegangen waren.
Der älteste Teil der Stadt ist Rione Terra (in den 80-er
Jahren wegen der Strandverschiebung verwahrlost und
derzeit in Restaurierung), das auf dem hohen Tuffhügel
liegt, der den Hafen dominiert.
Die archäologischen Ausgrabungen zeigen das
faszinierende Gefüge der römischen Stadt, das unterirdisch
unversehrt mit den Straßen und daran angrenzenden
Gebäuden blieb. Häuser und Brunnen wechseln sich mit
Handwerksbetrieben und Gaststätten ab. Dieses Gebiet
bildete die ruhmreiche Akropolis von Pozzuoli, ein
uneinnehmbares Bollwerk gegen Feinde. Das bedeutendste
Monument der Zone ist der Augustustempel, der nach
dem Brand des barocken Doms San Procolo – bei dessen
Bau die alten Tempelreste wiederverwendet wurden – im
Jahre 1964 ans Tageslicht kam. Eigentlich handelt es sich
dabei um das Capitolium, den Tempel des kapitolinischen
Triadenkults. Das Amphitheater ist aus flavischer Epoche
und ist das drittgrößte der Welt. Seine funktionelle
Architektur ist beispielhaft für die hohe technische
Entwicklung jener Zeit, es gibt Untergeschosse,
Prunktreppen, Korridore, Mechanismen für den Hub der
Marktkisten und sogar eine Vorrichtung, um Seeschlachten
darzustellen.
Pozzuoli bietet nicht nur archäologische Funde.
Diese lebendige Stadt hat ihre eigene Identität, denn
sie ist stark an die Meerestraditionen gebunden, die
in einer köstlichen Meeresküche zum Ausdruck
kommen, und ist ein beliebter Treffpunkt für Jung
und Alt. Mit seinem Hafen, von dem die Fähren zu
den Inseln des Golfs abfahren, seinen engen
Gassen, kleinen Plätzen, der schönen Seepromenade
und den zahlreichen Lokalen kann man hier jederzeit
ein paar nette Stunden verbringen.
Flavisches
Amphitheater
Rione Terra
Die Solfatara
Berühmte Reisende
Zwischen Neapolis und den weiten Feldern der Dicearchia liegt ein
Ort am Grunde einer tiefen Höhle, die vom Wasser des Cocito
umspült wird; so treten hier wilde Dämpfe aus, die sich mit
erdrückender Hitze verbreiten.
Petronius, 1.Jh.n. Chr.
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Bei der Solfatara, unweit von Pozzuoli, ist ein Krater
mit brodelnder Lava zu sehen, aus dem rauchende
Dämpfe und Schlamm austreten. Dieser aktive
Vulkan ist zu besichtigen und stellt eine der
bedeutendsten Attraktionen der Phlegräischen Felder
dar. Hier herrscht eine unruhige Atmosphäre: Die
vom Feuer geplagte Erde schafft surreale Szenarien
von unvostellbarer Farbenvielfalt.
Die Solfatara (aus dem Latein Sulpha Terra - Schwefelerde)
entstand vor 4000 Jahren mitten in den Phlegräischen
Feldern und zeigt sich sehr lebhaft mit Fumarolen, Gasund Mineralwasserquellen, heißen Schlammstrahlen und
Erdbeben.
Die größte Fumarole ist die Bocca Grande, eine natürliche
Quelle mit Druckwasserdampf, der mit 160° herausspritzt
und verschiedene Gase enthält, die der Luft den typischen
Geruch nach „faulen Eiern“ verleiht.
Die Solfatara
Fumarolen
der Solfatara
Berühmte Reisende
Lucrinound Avernosee
Man kann sich nichts romantischeres als den kleinen
Durchgang vom Avernosee zum Grotteneingang vorstellen,
vor allem für all jene, die den Kopf voller Legenden haben…
Wahrscheinlich hat Virgil seine Erzählung geschrieben und
dabei an diesen Ort gedacht.
Johann Gottfried Seume, 1802
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Herkules führte die Ochsen, die er Geryon gestohlen
hatte, auf eine von ihm im Meer gebaute Landzunge
und teilte so die Wasser des Lucrinosees. Der
Name kommt vermutlich von lucrum und bezieht
sich auf die Erlöse der Fisch- und Molluskenzucht
im See.
Nahe dem See sind die Stufe di Nerone,
Sudatorien, die in das Tuffgestein gehauen wurden,
um die Fumarolen aus dem vulkanischen Boden zu
nützen; sie waren Teil einer riesigen Thermalanlage,
die sich über den gesamten Berhang erstreckten. Die
Thermen sind auch heute noch in Betrieb.
Der Avernosee ist von bewaldetem Hügelland
umgeben. Die raue Landschaft und das regungslose
Gewässer animierten die Alten dazu, ihn als Eingang
in die Unterwelt (Äneis, Odyssee) anzusehen. Der
Name Avernus kommt aus dem Griechischen aornon
„Ohne Vögel“, die verschreckt vom Höllenmund
flüchteten.
Im 1.Jh. n.Chr. beschloss Kaiser Augustus, in
diesem Gebiet einen Flottenstützpunkt, den Portus
Julius, zu bauen, um so die beiden Seen durch
einen Kanal mit dem Meer zu verbinden. Aber der
neue Hafen versandete bald und während die Flotte
nach Miseno verlegt wurde, bevölkerte sich das
Seeufer mit Villen und Thermen.
Dank der Bootsausflüge, die im Gebiet des
Unterwasserparks von Baia organisiert werden,
sind noch heute die Strukturen des Portus Julius
und des Einfahrtkanals sowie der Verlauf der
Küstenstraße zu sehen. Nichts ist von den
Hafenanlagen am Avernoufer geblieben; zu einer der
Adelsvillen, die deren Platz einnahm, gehört die
prachtvolle, als Apolltempel bekannte Ruine, die
ursprünglich eine große Thermalhalle war. Ein
Seeuferweg führt zu einer Grotte, die bis 1932 für
eine Sibyllengrotte (Antro della Sibilla) angesehen
wurde. In Wirklichkeit ist die 200 m lange Struktur
ein Verbindungsgang zwischen Averno- und
Lucrinosee.
Lucrinosee
Der ‘Apolltempel’
am Avernosee
Monte Nuovo
Hinter den Seen zeichnet
sich der Monte Nuovo ab,
jener vulkanische Krater, der
sich 1538 gebildet hat. Eine
schreckliche Eruption
begrub die Ortschaften
Tripergole und das
umliegende Gebiet; aus der
großen Menge an
Bimsstein, Steinen und
Schlacke bildete sich der
Hügel, der von Pinien und
mediterraner Macchia
bedeckt ist.
Von dessen Gipfel, auf den
man gemütlich
hinaufspazieren kann, ist
der vulkanische Krater zu
sehen, dessen Grund von
einer üppigen Vegetation
bedeckt ist. Vor nicht allzu
langer Zeit ist hier das
Naturschutzgebiet des
Monte Nuovo eingerichtet
worden.
Baia.
Unterwasserpark
Baia, Bacoli
und Miseno
Berühmte Reisende
Die Bagni di Nerone, die Ruinen von Baia, der
Serapistempel, Cuma, wo die Sibylle die Orakel
interpretierte, der See…mit der antiken Unterwasserstadt,
die in den Tiefen des Meeres zu sehen ist.
Mark Twain, 1869
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Mit Baia gelangt man zum reichsten Teil der
Phlegräischen Archäologie. Die grandiosen Ruinen
aus römischer Zeit legen Zeugnis über den einstigen
Glanz ab, als das Gebiet im Mittelpunkt höchst
eleganten Fremdenverkehrs stand.
Das luxuriöse und ausschweifende Leben, das hier
geführt wurde, inspirierte Seneca und Properz zu
Schmähreden, während Horaz den Golf als „den
bezauberndsten der Welt“ bezeichnete.
Der Großteil der herrlichen Gebäude von Baia ist im
Meer versunken. Diese Ruinen bilden den
archäologischen Unterwasserpark von Baia.
Dank Exkursionen mit entsprechenden Booten und
Unterwasseraufnahmen sind Mosaikböden, Mauern,
Säulen und andere Reste zu sehen. In der Mitte
dieses Gebietes liegt die Villa von Lucius Piso, dem
Schwiegervater von Julius Cäsar.
Nahe der Punta Epitaffio wurde ein Nymphaeum von
Kaiser Claudius entdeckt, ein luxuriöser Saal mit
wunderschönen Statuen, die aus dem Meer geholt
wurden, und heute im Archäologischen Museum der
Phlegräischen Felder in der Aragonesischen Burg
ausgestellt sind.
Der gesamte Hügelhang auf der Seite des Golf von
Baia ist mit terrassenförmig angelegten,
archäologischen Ausgrabungen bedeckt, die den
Archäologiepark von Baia bilden, ein großer
Gebäudekomplex, der vermutlich als Kaiserresidenz
diente.
Das Gebiet ist in drei Zonen gegliedert: im Süden die Zone
der Venus, in der Mitte die Zone der Sosandra und im
Osten die Zone des Merkur. Die Venusthermen liegen
mitten in einem großen Thermalsaal mit Halbkuppeldecke.
Zu diesem Komplex gehörte auch eine große Rundaula
außerhalb des Archäologieparks, fast auf dem Hafenkai, die
als Venustempel bekannt war.
Die Sosandrathermen erstrecken sich auf spektakulären
Terrassen mit einem Unterbogengang, einem TheaterNymphaeum, Residenzen, Promenaden und Säulengärten,
die wahrscheinlich mit Mosaiken, Statuen und Malerien
geschmückt waren.
Der Thermalkomplex des Merkur ist nach dem großen
Kuppelsaal benannt, in dem das Echo widerhallt. Leicht
nördlich vom Park erhebt sich der Dianatempel, eine
große Thermalhalle aus dem 3.Jh. n.Chr., der von der
Straße aus sichtbar und nach einer Reihe von
Marmorreliefs mit Tierfiguren benannt ist.
Im prachtvollen Rahmen der Aragonesischen Burg,
die im 15.Jh. erbaut und in der Zeit der Vizekönige
umgebaut wurde, befindet sich das Archäologische
Museum der Phlegräischen Felder, in dem
Stücke aus Baia, Miseno und Pozzuoli aufbewahrt
werden. Von den Festungsterrassen kann man ein
unvergessliches Panorama genießen.
Das Nymphaeum
von Punta Epitaffio
Museo Archeologico
dei Campi Flegrei
Archäologiepark
von Baia
Berühmte Reisende
Und wenn wir eine Höhe erklommen, bot sich uns eine weite,
wunderschöne Landschaft. Gegenüber das ruhige, blaue Meer, unter
uns in zarten Nebel gehüllt, die Küste von Italien, die klassische Küste
mit gleichmäßigen Felsen; Capo Miseno umfängt sie in der Ferne,
weit in der Ferne.
Guy de Maupassant, 1890
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Im Erdgeschoss ist der architektonische und bildhauerische
Komplex des Heiligtums der Augustalen untergebracht,
ein kleiner Tempel aus augusteischer Epoche (1.Jh. n.Chr.),
der dem Kaiserkult gewidmet ist. Von der Struktur sind der
Frontgiebel und die Statuen von Vespasian und Titus sowie
die Reiterstatue des Domitian erhalten (als Domitian
ermordet wurde, wurde sein Antlitz durch das seines
Nachfolgers Nerva ersetzt).
Im Obergeschoss ist der großartige Komplex des
Nymphaeums von Punta Epitaffio (Spitze, die im Osten
den Golf von Baia schließt) in einer Rekonstruktion des
ursprünglichen Ambientes ausgestellt, in dem einst
prächtige Bankette abgehalten wurden. Bei den
Unterwassergrabungen in den 70-er Jahren wurde ein
infolge der Strandverschiebung versunkenes Triklinium
freigelegt, das mit Marmor verkleidet und mit Statuen
verziert ist, die die Trunkenheit des Polyphem darstellen.
Odysseus und ein Gefährte reichen dem Zyklopen (dessen
Statue verloren gegangen ist) den Wein. Zwei Statuen des
Dionysos und verschiedene Portraitstatuen von Mitgliedern
der Kaiserfamilie vervollständigen die Gruppe.
Ein weiterer prachtvoller Museumsteil umfasst die Statuen
und architektonischen Dekorationen der Funde von Rione
Terra in Pozzuoli. Interessant ist die Abteilung der
Gipsfiguren von Baia, Gipsabdruckfragmente, die
verwendet wurden um berühmte Statuen zu reproduzieren,
die in einer Werkstatt von Bildhauern aus Baia gefunden
wurden, die vermutlich auf die Dekoration von Prunkvillen
an der Küste spezialisiert waren.
Zwischen Baia und Miseno liegt Bacoli, das auf den
Resten der alten römischen Stadt Bauli errichtet
wurde. Im höchsten Stadtteil liegt die riesige,
zweistöckige Zisternenanlage „Cento Camerelle“
(hundert Kämmerchen) aus dem 1.Jh.v.Chr.
Die obere, rechteckige Zisterne ist in vier Schiffe
gegliedert, die untere ist ein komplexes Netz von
Tuffsteingängen.
Ein dünner Küstenstreifen trennt das Meer von einer
Salzlagune, dem Fusarosee, wodurch sich ein
außergewöhnliches Ökosystem entwickeln konnte, in
dem Fische und Mollusken gezüchtet werden. Im
See erhebt sich auf einer durch eine Brücke mit dem
Festland verbundenen Insel der bezaubernde
Rokokobau „Casino Reale“, den Carlo Vanvitelli im
18.Jh. entwarf.
Capo Miseno – dessen Name auf einen Herold des
Äneas zurückgeht, dessen riesiges Grab der Legende
nach das Vorgebirge sein soll – wurde von den
Römern in augusteischer Zeit gewählt, um den
bereits versandeten Portus Julius von Baia zu
ersetzen. In diesem Hafen war die römische
Kriegsflotte stationiert.
Miseno ist auch ein sehr bedeutender Badeort, den
vor allem Kinder lieben, die sicher im seichten
Sandbodenmeer planschen können.
Auf der einen Seite des mythischen Vorgebirges liegt
die Bucht, auf der anderen der Misenosee (auch ob
des seichten Wassers „totes Meer“ genannt), eine
Küstenlagune, die durch eine Mündung mit dem
Hafen und mit dem Meer durch einen Kanal verbunden
ist, der den großen Strand von Miliscola durchquert.
Von der antiken Stadt sind die Ruinen der
öffentlichen Thermen und das Heiligtum der
Augustalen erhalten, das dem Kaiserkult diente und
im Museo Archeologico dei Campi Flegrei
rekonstruiert ist. Aber das eindrucksvollste
Monument von Miseno ist sicherlich die Piscina
Mirabilis, ein riesiger Versorgungstank der Flotte.
Dieser enorme, leere und stille Raum, der aus
Tuffstein gehauen ist und dessen Gewölbe von vier
Pilasterreihen getragen werden, wird nur durch ein
schwaches Licht erhellt und ist von
unvergleichlichem Reiz.
An der Ausfahrt von Bacoli steigt die Straße steil
zum Monte di Procida hoch, einem der Orte der
Phlegräischen Felder mit dem schönsten Panorama.
Aus jedem Blickwinkel kann man eine herrliche
Aussicht auf den Golf von Pozzuoli mit dem Vesuv
und dem Monte Faito am Horizont sowie auf Ischia
und Procida genießen.
Piscina Mirabilis
Casina Vanvitelliana
am Fusarosee
Miseno.
Cala Moresca
Berühmte Reisende
Cuma
Ich sah die Orte des Vergil… den See von Averno und
Lucrino, und die stehenden Gewässer des Acheronte. Ich
sah die Heimat, und das Haus der Sibylle und jenen
gefürchteten Gang, aus dem die Törichten nicht
zurückkehrten und den die Weisen nicht zu betreten wagten.
Francesco Petrarca, 1343
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Vom Fusarogebiet gelangt man zum ältesten Teil der
Phlegräischen Felder, Cuma, der ersten griechischen
Kolonie auf italienischem Festland, die um 730
v.Chr. gegründet wurde. In kurzer Zeit entwickelte sie
sich zu einer blühenden Handelsstadt, war Ziel
wichtiger Handeslrouten sowie Zentrum für den
Handel mit dem Festland und beherrschte bald das
gesamte Küstengebiet. Seine Bewohner gründeten
ihrerseits einige Städte an der Küste, unter anderen
auch Neapolis im Jahre 470.v.Chr.
Sibyllengrotte
Jupitertempel
Der Archäologiepark umfasst die Akropolis und
einen Teil der Unterstadt mit dem Forum, der
Sibyllengrotte, dem Bogen Arco Felice und dem
Amphitheater.
Auf der Akropolis von Cuma, einem steilen
Meeresausläufer, sind noch die Spuren der Festungen aus
griechischer Zeit sichtbar.
Zeugnis der griechischen Epoche legen zwei große Tempel
ab, die im Mittelalter in Kirchen umgebaut wurden. Der
Apolltempel mit sehr wenigen Elementen des ersten
archaischen Tempels hat das Podium bewahrt und weist
Spuren baulicher Veränderungen in römisch-augusteischer
Epoche und Reste der achteckigen Taufkapelle einer
frühchristlichen Kirche auf. Vom Jupitertempel hingegen
sind nur Reste der ältesten Bauphasen erhalten, während
uns mehr Zeugnisse aus römischer Zeit und der Phase der
frühchristlichen Kirche geblieben sind.
Für die Römer war Cuma ein sakraler Ort, eine heilige
Stadt: Nach den Erzählungen des Virgil soll hier die Sibylle
Äneas seine Zukunft als Stammvater von Rom gedeutet
haben. Es ist daher verständlich, dass das berühmteste
Monument der Akropolis die Sibyllengrotte (Antro della
Sibilla) ist, ein langer Tunnel, der in einem Raum mit drei
Nischen endet, der als Sitz der Sibylle aus Cuma galt. Den
unteren Stadtteil bildete das Forum aus samnitischer und
römischer Epoche, ein weiter rechteckiger Platz mit
Säulengängen.
Das bedeutendste Monument ist der grandiose
Jupitertempel aus hellenistischer Zeit (3.Jh.v.Chr.), der
mehrmals bis zur Kaiserzeit restauriert wurde. Im Gebiet
des Forums befindet sich auch ein großer Thermalkomplex
aus republikanischer Zeit. Außerhalb der Stadtmauern sind
Reste des Amphitheaters aus dem 2.Jh. v.Chr. zu sehen,
das eines der ältesten der römischen Kulturwelt ist.
Beim Verlassen der Stadt nach Osten geht man durch den
Arco Felice (ein 20 m hoher und 6 m breiter Bogen), der
gebaut wurde, um hier die Via Domiziana durch Monte
Grillo verlaufen zu lassen.
Bleibe der Sibylle
Die Sibylle von Cuma war
eine heilige Priesterin des
Gottes Apoll. Aus ihrer
Höhle gab sie mehrdeutige
Weissagungen über die
Zukunft. Der Legende
zufolge soll Apoll der
Priesterin die
Unsterblichkeit geschenkt
haben, wie sie gewünscht
hatte. Sie hatte aber
vergessen, auch die ewige
Jugend zu verlangen und
wurde so nach tausend
Jahren alt und runzelig. Im
Satyricon von Petronius
wird sie winzig in einer
Flasche eingeschlossen
beschrieben, wie sie
vergeblich den Tod erbittet.
Der Ruhm der Sibylle und
ihrer Grotte geht auf Vergil
zurück, der in Buch VI
seiner Äneis davon erzählt.
Äneas kommt nach Cuma
zur Sibylle, die ihm seine
Zukunft als Stammvater der
ruhmreichen römischen
Zivilisation weissagt.

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