Denkmalschutz Kleberstrasse

Transcrição

Denkmalschutz Kleberstrasse
Modernisierung und Instandsetzung Haus Endres
Kleberstraße 20, 96047 Bamberg
Ausgangssituation
Projektdaten:
Bauherr:
Judith und Robert Endres
Kleberstraße 20, 96047 Bamberg
Planer:
Büro für Architektur & Stadtgeschichte
Werner Jockeit, Dipl.-Ing. Architekt HDK/ BDA
Gierkezeile 33, 10585 Berlin - Charlottenburg
Gesamtkosten: Kauf
Sanierung
Aquarell von Franz Hohle, 1898
165.000 €
402.000 €
Finanzhilfen:
Landesamt für Denkmalpflege 10.000 €
Bauzeit:
September 2005 – September 2006
An dem über zwei Jahrzehnte teilweise leerstehenden Haus wurden seit den 60er Jahren keinerlei Instandsetzungsarbeiten mehr
vorgenommen. Die Wände waren durchfeuchtet, Sandsteingewände und Verputz zerfallen, die straßenseitigen Blechgauben
und die Blechgewände der Giebelfassade noch erhaltungsfähig,
die Blecheindeckung der Mansarden und die Lukarnen des Seitenflügels nicht mehr. Die ziegelgedeckten Dachflächen waren
undicht. Auch statische Schäden zeigten sich als zunehmend
breitere Risse, die Giebelwände kippten nach außen. Im EG verrotteten die Schwellen der Fachwerk-Innenwände, ebenso die
Dielenböden. Die Decken wiesen vielfach Wasserschäden auf.
Nutzung vorher
Wohn- und Geschäftshaus mit ehemaliger Spenglereiwerkstatt
Heutiger Zustand
Nutzung aktuell
Einfamilienhaus mit Büro Robert Endres Bauforschung und Archiutekturmodellbau
Modernisierung und Instandsetzung Haus Endres
Kleberstraße 20, 96047 Bamberg
Sanierung außen
Durch den Einbau einer Horizontalsperre wurden die stark durchfeuchteten Erdgeschosswände trocken gelegt. Über dem EG wurden die Deckenbalken mit Gewindestangen im Mauerwerk verankert, um das Abkippen der Außenmauern zu verhindern, sowie beide Giebel durch je zwei Zuganker im Spitzboden und auf der
EG-Decke stabilisiert.
Bei der Erneuerung der Dachdeckung erhielten die Ziegeldachflächen wieder eine Biberschwanz-Doppeldeckung, die straßenseitige Mansardfläche und die des Seitenflügels eine Titanzinkdeckung. Die Dachgauben auf der Rückseite des Vorderhauses und am Seitenflügel wurden in Titanzink exakt rekonstruiert, die übrigen Blecharchitekturen in situ gereinigt und repariert.
Alle historischen Holzfenster, davon noch zwei bauzeitliche (1785), konnten repariert und zu Kastendoppelfenstern ergänzt werden. Die Werkstatt-Eisenfenster im EG konnten z. T. repariert, z. T. durch identische historische ersetzt werden.
Alle Außenwandflächen wurden in kräftigem Ocker nach Befund (Silikatfarbe), Gewände, Lisenen und Gesimse in einem Sandsteinton gestrichen. Die Blechteile wurden mit Leinölfarbe zweimal gestrichen: Dachflächen rot, Architekturteile (Gauben, Fenstergewände) im gleichen Sandsteinton. Nur die Gauben der Vorderhaus-Rückseite blieben blank, da sie keine Architekturformen aufweisen; die vorgefundene Blechverkleidung stammte erst von 1950.
Die Schaufenster im EG wurden durch je einen gemauerten Pfeiler auf dem alten Fundament geteilt.
Als neues Element wurde in der einspringenden Ecke zwischen Vorderhaus und Seitenflügel ein Balkon in
zurückhaltender, aber eindeutig moderner Form aus verzinktem Stahl und Lärchenholz angefügt.
Ansicht Vorderhaus/Schnitt Seitenflügel
Schnitt Vorderhaus mit Keller/Ansicht Seitenflügel
Grundriss Obergeschoss
Sanierung innen
Der Erdgeschossgrundriss wurde nur minimal verändert, im Obergeschoss die ursprüngliche Einteilung der
Hauptwohnräume wiederhergestellt. Die Mansarde des Vorderhauses und des Seitenflügels wurde durch
beidseitig beplankte Holzständerwände für die Schlaf- und Kinderzimmer völlig neu aufgeteilt.
Strom, Wasser und Abwasser wurden neu verlegt, jedoch blieben die überlieferten Teile der Haustechnik
vom Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten. Ein Gas-Brennwertkessel versorgt jetzt im gesamten Haus die
Wand- und Fußbodenheizung (alle Räume ohne Heizkörper!).
Erhaltungsfähige Dielenböden wurden repariert bzw. die alten Bretter wieder verlegt, geschliffen und mit
Hartwachsöl behandelt. Neue Fußböden bestehen aus 4 cm starken, bis 40 cm breiten Kiefernbrettern. Der
Werkstattboden aus 5 cm starken Bohlen blieb unverändert.
Treppe und Treppengeländer (Brettbaluster) sind in situ belassen, die Türen blieben soweit möglich erhalten.
Alle Neuverputzungen wurden in Kalkmörtel ausgeführt; auf Holzständerwände wurden zuvor Schilfrohrmatten genagelt. Wo früher Deckenstuck (einfacher Rahmenstuck) vorhanden war, wurde er rekonstruiert, die
Profile nach Resten ermittelt. Wände und Decken wurden mit Silikatfarbe, Holzoberflächen mit Leinölfarbe
gestrichen.
Besonderheiten
Das 1785 erbaute Haus Kleberstraße 20 weist in unserer Region ungewöhnliche Details auf. Das vorher unauffällige frühklassizistische Bürgerhaus wurde 1899 durch den Spenglermeister Georg Stadler umgebaut und
umgestaltet, der auf hierzulande selten verwendete Architekturteile aus verzinktem Eisenblech bzw. Zink zurückgriff. Besonders die Blechgewände und Schmuckteile der Giebelfassade und die aufwändige Neorenaissance-Blecharchitektur an den straßenseitigen Gauben haben Seltenheitswert. Die Kombination von
Elementen des späten 18. und des späten 19. Jahrhunderts gibt dem Haus ein eigenes Gepräge.