FALCO Zwischen Genie und Wahnsinn Autor: Fabian Schöffmann Datum

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FALCO Zwischen Genie und Wahnsinn Autor: Fabian Schöffmann Datum
FALCO
Zwischen Genie und Wahnsinn
Autor: Fabian Schöffmann
Datum: 24.04.2014
Fabian Schöffmann
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Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
Die Geburt des Falken
Kindheit
Hallucination Company und Falco
Ganz Wien, Der Kommissar und Einzelhaft
Erster Absturz
Rock Me Amadeus!
Der Jeanny Skandal und Rock Me Amadeus wird zum Welthit
Emotional
Data de Groove, Nachtflug und das Donauinselfest
Schicksalsschlag und Stilwechsel
Out of the Dark und posthum
Einzelnachweis
Einleitung
Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt. Es war in Wien, war Vienna, wo er
alles tat. Er hatte Schulden denn er trank, doch ihn liebten alle Frauen. Er war Superstar,
er war populär, er war so exaltiert, because er hatte Flair. Er war ein Virtuose, war ein
Rockidol und Alles rief: Come and rock me Falco.
Hans Hölzel, alias Falco, war der erfolgreichste deutschsprachige Musiker. Er wurde am
19.02.1957 in Wien geboren und starb am 06.02.1998 in der Dominikanischen Republik.
Sein Hit “Rock Me Amadeus” erreichte das Unfassbare, den 1. Platz der amerikanischen
Billboardcharts. Das hat kein deutschsprachiger Musiker davor und auch danach
geschafft. Drogen, Alkohol und Frauen haben sein Leben bestimmt. Er hinterließ ein, bis
heute nicht erreichtes, Erbe und hat die deutschsprachige Popmusik neu bestimmt.
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Die Geburt des Falken
Maria Hölzel, Mutter des Falken, wünschte sich nichts so sehr wie Kinder zu haben. Daher
war der Schock und die Enttäuschung immens, als sie im dritten Schwangerschaftsmonat
einen Blutsturz erlitt und ihre Zwillinge verlor. Am nächsten Tag stellte der Arzt eine
Schwangerschaft fest. Maria Hölzel konnte ihren Ohren nicht glauben, der Arzt müsse
sich irren, sie hat gerade am Vortag Zwillinge verloren. Plötzlich begriff sie, dass es
Drillinge werden sollten. Der Arzt wollte eine Kürettage (ein Eingriff zur Ausschabung der
Gebärmutterschleimhaut) durchführen, da die Chancen für das dritte Kind zu gering
seien. Maria Hölzel weigerte sich, denn sie wollte unbedingt dieses Kind zur Welt bringen.
Dies gelang ihr auch. Am 19. Februar 1957 wurde der 54cm große und 4,85kg schwere
Johann Hölzel geboren. Da das Kind schon nach der Geburt kräftig die Stimme erhob
nannte ihn die Hebamme, als ob sie es gewusst hätte, “kleiner Sängerknabe”.
Kindheit
Der kleine Falco wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Die Familie wohnte in einer
70m² Wohnung in der Ziegelofengasse, im 5. Wiener Gemeindebezirk. Direkt gegenüber
das spätere Stammlokal des Falken genannt “Altes Fassl”.
Seine Mutter war vor seiner Geburt Geschäftsführerin bei einer Filiale der Wäscherei
Habsburg im 14. Wiener Gemeindebezirk. Um das Familieneinkommen zu steigern,
übernahm sie 1959 ein Lebensmittelgeschäft in der Ziegelofengasse. Sein Vater Alois
Hölzel, ein Niederösterreicher und gelernter Schlosser, hatte es auch nicht leicht im
Leben. Seine Eltern starben früh und er war auf sich allein gestellt. Er arbeitete sich bis
zum Werkmeister einer Maschinenfabrik hoch.
Johanns Kindheit wurde von 3 Frauen bestimmt. Zuerst wäre da die Mutter, seine
wichtigste Bezugsperson, seine Großmutter, mütterlicherseits, sie liebte den kleinen Hans
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und las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab, und eine Nachbarin die er liebevoll
“Schlientzi” nannte. Da die Mutter oft streng war, gab es auch viel Streit.
Johann konnte kaum selbst stehen, als er sich schon für die Musik interessierte. Am
Gitterbett sich festhaltend dirigierte er die Musik, die im Radio gespielt wird. Im späteren
Alter pfiff er dazu. Zum vierten Geburtstag wünschte er sich eine Ziehharmonika, dennoch
riet eine Musiklehrerin den Eltern, Johann an einem Klavierunterricht teilhaben zu lassen
und sie schenkten ihm daher einen Stutzflügel und meldeten ihn beim Klavierunterricht
an, wo er fortan zwei mal in der Woche Unterricht bekam. Die Musiklehrerin erkannte in
Johann Hölzel ein Talent und stellte ein absolutes Gehör (eine angeborene Fähigkeit
Tonhöhen genau zu bestimmen) fest. Er hat nie Noten lesen gelernt und trotzdem konnte
er mit einem Alter von 5 Jahren um die 30 Stücke beidhändig spielen. Er besuchte eine
angesehene Katholische Volksschule in der er zu einer kleinen Berühmtheit wurde. Im
Gymnasium fand er seine Stärken in Deutsch, aber auch seine Schwächen in Mathematik.
Dann 1968 verließ Alois Hölzel die Familie und ließ sich scheiden. Als dann auch seine
Großmutter verstarb und seine Mutter, aufgrund zu hoher Konkurrenz, den Job wechseln
musste, in dem sie 4 Tage in der Woche nicht Zuhause sein konnte, war Hans auf sich
allein gestellt. Seine Nachbarin hat sich gelegentlich um ihn gekümmert.
Die Schule fing an ihn nicht mehr zu interessieren. Er schwänzte den Unterricht und fuhr
lieber zum Prater oder zum Fußballplatz. Zu der Zeit kaufte er sich, mit dem Geld, das der
Vater zurückgelassen hatte, seine erste Gitarre und lies fortan auch den Stutzflügel links
liegen. In der fünften Klasse hatte er über 400 unentschuldigte Fehlstunden vorzuweisen
und er wurde vor die Wahl gestellt, ob er die Klasse wiederholt oder arbeiten geht. Er
entschied sich für letzteres und seine Mutter brachte ihn bei einer
Pensionsversicherungsanstalt unter.
In den siebziger Jahren erlebten die Elektro- und Bassgitarren ihren Aufschwung.
Musiklegenden, wie Deep Purple oder Frank Zappa, gaben Hans Anlass genug, um seine
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Gitarre zu verkaufen, um mit dem Erlös und einem Zuschuss der Mutter sich seine erste
Bassgitarre zu kaufen. Damit war Falcos erster Stein in Richtung Popstar gelegt.
Hallucination Company und Falco
Umspannwerk hieß seine erste Band als Bassist. Da die Proben 15 Kilometer außerhalb
Wiens stattfanden, überredete er seine Mutter, ihm ein Moped zu kaufen. Zur gleichen
Zeit, er war gerade erst 17 Jahre alt, kündigte er seinen Job und trat freiwillig dem
Bundesheer bei, wo er sein Bassspielen verbesserte. Danach besuchte er 3 Semester lang
das Wiener Jazz Konservatorium, welches ihm die Grundlagen gab ein wirklicher
Profimusiker zu werden.
David Bowie war sein größtes Idol, welches ihn dazu veranlasst hat nach Westberlin zu
gehen. Jedoch war er dort nicht erfolgreich. Pro Auftritt bekam er zwar 1000 Schilling,
aber es reichte nie seine laufenden Kosten zu decken. Deshalb ging er zurück nach
Österreich, um sich gelegentlich mit Straßenmusik ein Taschengeld zu verschaffen. Dort
wurde er auch von Wickerl Adam entdeckt. Er sagte: “Der hat dort in Mödling gespielt, als
wenn er im Madison Square Garden spielen würde, als stünde er vor Tausenden Leuten aber dort war niemand!”1 So trat Hans der Band Hallucination Company bei. Die acht
Stunden Proben störten ihn nicht, im Gegenteil, er liebte es.
1978 ging die Band erstmals auf Tour und füllte die Münchner Hallen drei Tage lang. Am
dritten Tag kam Hans mit kurz geschnittenem Haar und einem silberschwarz gestreiften
Anzug zu Wickerl Adam und sagte: “Du, Wickerl, sag heute nicht mehr, am Bass Hans
Hölzel, sondern, am Bass ‘Falco Gottehrer’!” Nach ein paar Tagen kam er wieder und
sagte: “Wickerl ‘Gottehrer’ lassen wir wieder weg, bei ‘Falco’ bleibt es!”1 So wurde aus
Johann Hölzel, Falco. Den Namen hat Hans von einem, damals bekannten, Schispringer,
namens Falko Weißpflog. Das ‘k’ ersetzte er durch ein ‘c’, da es internationaler wirkt und
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Wolfskralle, The Spirit Never Dies,
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sich besser verkaufen ließ. Stefan Weber, der seine Band Drahdiwaberl neu formiert hatte,
holte, wegen seiner Erfolge, auch Falco in die Band. Fortan spielte er in zwei Bands.
Drahdiwaberl stand für Chaos und Ulk. Zwar wurden die Lieder geprobt, aber der Auftritt
selbst war reine Spontanität.
Aus privaten Gründen verließ Falco 1979 die Hallucinaion Company und stieg bei der
Band Spinning Wheel ein, welche Großteils aus Drahdiwaberl Mitglieder bestand. Sie
coverten Bee Gees und Rod Steward Songs, welche dann von Falco gesungen wurden.
Sein Charisma und seinen Stil hat er seither nicht mehr abgelegt. Spinning Wheel
entwickelte sich zur bekanntesten Band Österreichs und Falco begann selbst Lieder zu
schreiben.
Ganz Wien, Der Kommissar und Einzelhaft
Ganz Wien hieß das Lied mit dem Falco 1980 zur Drahdiwaberl Probe erschienen ist. Es
passte nicht ganz zu den anderen Liedern der Band, also verwendeten sie es als
Pausenfüller. Es handelt von der Drogenszene in Wien, wo auch Falco seine Erlebnisse
einbrachte. Als es bekannter wurde, setzte der Österreichische Rundfunk das Lied auf die
Index Liste (Lieder dürfen aus bestimmten Gründen nicht im Radio gespielt werden; im
Fall von Ganz Wien war es der Bezug zu Drogen) Wenn Ganz Wien bei Live Auftritten
gespielt wurde, musste Stefan Weber den Platz räumen und Falco stand im Rampenlicht.
Er genoss es und wusste von da her, dass er es auch als Solomusiker schaffen kann.
Falco wurde von Markus Spiegel entdeckt. Zuerst nahm er Drahdiwaberl unter Vertrag,
hatte es aber auch auf Falco als Solomusiker abgesehen. Er zeigte Falco ein Lied ohne
Text, welches von einem anderen bei GIG Records unter Vertrag stehenden abgelehnt
wurde, und Falco war begeistert. Er schrieb einen Text und daraus wurde “Der
Kommissar”, mit welchem er den ersten internationalen Durchbruch schaffte. Platz 1 in
Österreich, Deutschland und fast dem ganzen restlichen Europa. Sogar in Guatemala
führte er die Spitze an. In Kanada wurde die Platte vergoldet und in den USA stieg er
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immerhin als 72. Platz ein. Nicht lang hat es gedauert, bis französische, italienische und
englische Bands das Lied, in der Muttersprache, coverten. Falco gefiel das nicht, aber er
konnte wenig tun, da er nur die Lizenzrechte für Österreich hatte. Einzig die englische
Band After the Fire hatte die Erlaubnis Falcos und kam mit “Der Kommissar” in Amerika
auf Platz 3. Weltweit wurden 7 Millionen Exemplare verkauft.
Falco stach nicht nur wegen seiner Mischung aus Deutsch, Wienerisch und Englisch oder
seiner eigens entwickelte Kunstsprache als Popstar heraus, sondern vielmehr wegen
seiner Art zu singen. Falco war der erste weiße Rapper oder wie ihn seine Freunde
nannten: “Der Godfather des weißen Rapps”. Auch das Album “Einzelhaft”, welches unter
anderem die Lieder “Der Kommissar”, ”Helden von Heute”, “Einzelhaft”, “Auf der Flucht”
und “Hinter uns die Sintflut” beinhaltet, war ein Riesenerfolg. Falco reiste um die Welt.
Von Radiostationen in den USA nach Kanada, von Diskotheken über Hotels in andere
Diskotheken.
Falco, nun um die 23 Jahre alt, lebte bis dato noch bei seiner Mutter. Da seine Adresse im
Telefonbuch stand, wurde die Ziegelofengasse zur Pilgerstätte zahlreicher Falco Fans. Dies
gab ihm Anlass genug, sich eine eigene Wohnung zu suchen, die er dann in der
Schottenfeldgasse, im 7. Wiener Gemeindebezirk, fand. Dazu suchte er sich einen
Manager, den er in Horst Bork gefunden hatte.
Erster Absturz
"Die Alkoholprobleme haben mit dem Erfolg, mit der Kohle begonnen. Wenn der Erfolg
schneller wächst, als die Seele mitwachsen kann, hat man Probleme. Glauben Sie mir
das!"2 Nach Falcos Erfolgen gab es immer eine Tiefperiode. Er hatte Angst mit dem
nächsten Album nicht so erfolgreich zu sein, wie mit Einzelhaft und damit als Eintagsfliege
abgestempelt zu werden. 1984 werden Falcos Befürchtungen wahr. Das Album “Junge
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Römer” zögerte sich sehr lange hinaus, da Falco alles über perfekt haben wollte. Vielleicht
zu perfekt. Die Kritiker waren begeistert und die Fans überwältigt, geradezu überrumpelt.
Der Erfolg war nicht so wie erwartet und Falco verzweifelt.
Mit den Filmproduzenten Rudi Dolezal und Hannes Rossacher drehte er das erste
Musikvideo, welches länger als 10 Minuten dauerte. Dabei handelte es sich um eine
Verfilmung des Albums “Junge Römer”. Ein anderes Nebenprojekt war die Single “Kann es
Liebe sein”, welche er mit Désirée Nosbusch im Duett sang. Die Single verkaufte sich nicht
schlecht, doch konnte sie den Erfolg von “Junge Römer” nicht steigern. Um dem Trend
entgegen zu gehen ließ Falco das lässige Outfit liegen und ließ sich unzählige Designer
Anzüge anfertigen. So zeigte er sich auch im Musikvideo von “Junge Römer”.
Er wurde schwer depressiv und versank in Alkohol und Drogen. Er sagte auch die geplante
Tournee ab, da die Angst vor Misserfolg zu groß war. Alles hing vom nächsten Album ab.
Rock Me Amadeus!
Nach einer einmonatigen Reise nach Thailand, um seinen Kopf klar zu bekommen,
wechselte er den Produzenten. Robert Ponger wurde, auf Wunsch von Horst Bork, durch
die Holländer Rob und Ferdi Bolland ersetzt. Durch den Hype, den Wolfgang Amadeus
Mozart in der Zeit verursachte, schrieben die Bolland-Brüder einen Song und spielten
jenen Falco vor. Daraus wurde “Rock Me Amadeus”. Als Falco das fertige Lied hörte,
wusste er, dass er sich die richtigen Produzenten ausgesucht hatte. Im Sommer 1985
wurde das Album “Falco 3” aufgenommen, doch schon im Mai wurde “Rock Me
Amadeus” als Single auf den Markt gebracht. Gleich nach der Veröffentlichung schoss der
Hit an die Spitze der österreichischen Charts und hielt sich sechs Wochen lang. Auch die
deutschen Charts wurden von “Rock Me Amadeus” dominiert. Am 15. Mai stand Falco
vorm ersten richtig großen Auftritt. Mehr als 40.000 Menschen hatten sich am Wiener
Rathausplatz zusammengefunden und das Konzert war ein noch nie da gewesener Erfolg.
Ein Musikvideo zu “Rock Me Amadeus” wurde, von den selben Filmproduzenten, Rudi
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Dolezal und Hannes Rossacher, die “Junge Römer” verfilmten, gedreht. Falco spielt in
einer Doppelrolle. Einmal als Wolfgang Amadeus Mozart im 20. Jahrhundert und einmal
Falco im 18. Jahrhundert. Mozarts Leibwächter werden durch die die “Outsider Austria”,
Motorrad-Rocker, verkörpert.
Falco wurde von Opus eingeladen, mit ihnen ein Open Air Konzert zu geben. Nach den
Proben lernte er in einem Café Isabella Vitkovic kennen. Er verliebte sich in sie und nach
der ersten gemeinsamen Nacht wurde sie schwanger. Sie wollten das Kind behalten, denn
Falco hoffte, dass das Kind ihm eine Stütze, in seinem Leben, sein würde.
Trotzdem macht er weiter wie bisher. Im Herbst 1985 startete er mit seiner ersten
richtigen Tournee durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Der Höhepunkt der
Konzerte war freilich “Rock Me Amadeus”, welches er in einer roten, mit goldenen Biesen
verzierten, Jacke, einer schwarzen Anzugshose, Tennisschuhen und eine Sonnenbrille
vortrug. Dies wurde zu der Falco Uniform schlecht hin. Die Konzerte kamen sehr gut an.
Falco wurde zum internationalen Star.
Der Jeanny Skandal und Rock Me Amadeus wird zum Welthit
Nach “Vienna Calling” war “Jeanny” die dritte Singleauskopplung aus dem Album “Falco
3”. “Jeanny” wurde heftig, für den Text und dem Gedanken dahinter, kritisiert. Dieter
Kronzucker, ein deutscher Nachrichtensprecher dessen Töchter in Italien entführt worden
waren, hielt einen sechsminütigen Bericht und anschließend einen Boykottaufruf. Einige
deutsche Radiosender folgten dem Aufruf und setzten das Lied auf die schwarze Liste. Das
war das promoting schlecht hin und “Jeanny” wurde zum Spitzenreiter der Charts. Fans
verstanden den Boykott nicht und protestierten auch dagegen. Zu der Zeit wurden 50.000
Singles pro Tag verkauft.
Falco saß in einem Wiener Innenstadtlokal mit Freunden beisammen, als er die Nachricht
bekam, dass er in den Amerikanischen Billboard Charts mit “Rock Me Amadeus” den Platz
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1 erreichte3 . Kein in Deutsch gesungenes Lied hat dies zuvor erreicht und bis heute ist das
auch nicht wieder geschehen. 3 Wochen lang behielt er den 1. Platz, doch im Gegensatz
zu seinen Freunden konnte sich Falco nicht freuen. Er wollte sich immer steigern, aber
nun war er an der Spitze, an der es keine Steigerung gab. Der immense Druck machte ihn
zu schaffen. Auch das Album “Falco 3” schaffte es bis zum 3. Platz der US Charts. Für
Falco wurde viel Werbung gemacht und dabei wurden weder Mühen, noch Kosten
gescheut. Im Fernsehen, Radio, Zeitschriften und es wurde sogar eine Falco Hotline
eingerichtet, bei der Fans fragen stellen konnten. Falco selbst hatte viel mit Journalisten
zu tun und wollte sich als Person vermarkten, nicht seine Lieder. Danach verlor Falco den
Erfolg in den USA wieder, da er lieber in Österreich blieb. “Rock Me Amadeus” war nicht
nur in den USA erfolgreich, sondern landete auch im Mutterland des Pop, England, auf
Platz 1. So wurde Falco zum Weltstar.
Emotional
Am 13. März wurde seine Tochter, Katharina Bianca, geboren. Für die frisch gebackene
Familie war die Wohnung in der Schottenfeldgasse zu klein, also kaufte Hans ein
Penthouse um viele Millionen Schilling, in welches sie nie einzogen. Viele Jahre vermietete
er die Räumlichkeiten, bis er es 1997 an seinen Freund Ronnie Seunig verkaufte. Hans war
nun Familienvater und das passte nicht in sein Falco Image. Er musste das Geschäftliche
vom Familiären trennen und versank wieder in eine Krise, die er mit Drogen und Alkohol
bewältigen wollte. Sein plötzlicher Erfolg und sein Reichtum überkamen ihn. Er hatte auch
extreme Stimmungsschwankungen. In der einen Sekunde gut aufgelegt und in der
anderen depressiv. Die Einsamkeit machte ihm am meisten zu schaffen.
Der Vertrag mit GIG Records lief aus und er bekam viele Anfragen. Schließlich
unterschrieb er bei Teldec. Markus Spiegel blieb, als Lizenznehmer für Österreich, im
Team. “Der neue Vertrag war so dotiert, dass er mir sehr den Kopf verdreht hat. Man
3
Billboard 12.04.1986, Seite 74,
http://books.google.at/books?id=7yQEAAAAMBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&, (17.04.2014)
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nimmt halt 40 Millionen Schilling, wenn sie einem angeboten werden, aber besonders gut
getan haben sie mir nicht!”4
Im Frühjahr 1986 beschäftigte sich Falco ausschließlich mit seinem vierten Album
“Emotional”, welches er wieder mit den Bolland Brüdern produziert. Damit begab er sich
im Sommer auf Tournee. Danach arbeitete er an den letzten 3 Liedern und veröffentlichte
das Album schließlich im Herbst. In “Emotional” konnte er seinen Gefühlen freien Lauf
lassen, wie in der Textpassage aus dem gleichnamigen Lied: "Ich weiß, dass die Frau, die
mich erträgt, noch nicht geboren ist. Aber ich bitte dich, komm zur Welt!"4 Sein ganzes
Leben lang suchte er eine Frau, die seiner Mutter gleicht, aber die fand er nicht.
Aus dem Album “Emotional” gab es 3 Singleauskopplungen: “The Sound of Music”,
“Emotional” und “Coming Home (Jeanny Part 2)”, welche im Sturm die Chartspitzen in
Deutschland und Österreich erreichten. Falco brach zur Welttournee auf. Von
Deutschland, Österreich und der Schweiz, über die USA, nach Japan. Die Resonanz in
Japan war immens. Fans warteten am Hotel, wo Falco und seine Band untergebracht
worden war, und verfolgten sie überall hin. Das Konzert was bis auf den letzten Platz
ausverkauft, wenn wer dennoch ein Ticket haben wollte, konnte er diese am
Schwarzmarkt für ca. 51.400¥ (umgerechnet 363€ / 5.000 ATS) erwerben. Während des
Konzertes warfen Japanerinnen Teddybären oder ihre eigene Unterwäsche auf die Bühne.
Ein solches Publikum wird er nicht noch einmal erleben.
Data de Groove, Nachtflug und das Donauinselfest
Im Jahre 1987 zog sich Falco zurück. Er kaufte sich eine Villa in Gars am Kamp, um seiner
Tochter auch etwas Natur bieten zu können. Ein kleines Comeback startete Falco mit der
Single “Body Next To Body”, ein Duett mit Brigitte Nielsen, welche sich ebenfalls als Flop
herausstellte. Falco trennte sich auch zu der Zeit, wegen Meinungsverschiedenheiten,
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Wolfskralle, The Spirit Never Dies,
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vom den Gebrüdern Bolland. Das Produzenten Duo Gunther Mende und Candy de Rouge
sollten Abhilfe schaffen. Das Album sollte “Aya” heißen, doch Falco und Teldec waren
nicht zufrieden und verwarfen den Großteil der Lieder. Zu Bolland und Bolland zurück
gekrochen, wurde aus dem Album “Wiener Blut”, welches sechs Bolland und 4 Mende
und De Rouge Lieder und ein von Steely Dan gecovertes Lied enthält. Die geplante
Europatour musste, wegen Zuschauermangel, abgesagt werden und “Wiener Blut” konnte
den Erwartungen nicht gerecht werden.
Hans heiratete am 17. Juni 1988, heimlich in Los Angeles, Isabella Vitkovic. Er sagte, er tat
dies nur fürs Kind. Im Herbst, des selben Jahres, stürzte er wieder ab. Von psychischen bis
physischen Problemen über Geld und Alkoholproblemen bis hin zur scheiternden Ehe.
Falco flog vier einhalb Monate um die Welt, wo nur er wusste, in welchem Land er sich
befand. Nach der Rückkehr packte er einen Koffer, mit 3,6 Millionen Schilling im inneren,
und stellte seine Frau vor die Wahl: “Geld oder Ehe?”. Ohne zu zögern nahm sie das Geld
und 1989 ließen sie sich scheiden.
Zu der Zeit nahm Falco wieder mit Robert Ponger Kontakt auf. Zusammen produzierten
sie das Album “Data de Groove”. Trotz nicht so schlechter Verkaufszahlen, blieb der
internationale Erfolg aus. Falco wechselte von Teldec zu EMI Electrola in der Hoffnung
sein neues Album “Nachtflug”, welches 1991 erschien, besser zu vermarkten und somit
einen internationalen Erfolg zu erzielen. “Titanic” nahm nach Veröffentlichung Platz 1 in
den österreichischen Charts ein. Das, mit Platin ausgezeichnete, Album war sein größter
Erfolg seit langen, aber konnte dennoch nicht an die früheren Erfolge anschließen. 1993
begab er sich, nach sechs Jahren, wieder auf eine Live Tour und das Publikum tobte.
Konzerte in Österreich, Deutschland, Schweiz und in Russland wurden veranstaltet. Es war
ein Riesenerfolg und man merkte, Falco war auf der Bühne glücklich und zufrieden. Die
Konzerte waren sein Rückzugsort vor der grausamen Welt. Beim Donauinselfest 1993
fand das größte und beste Konzert seiner Karriere statt. Über 100.000 Menschen jubelten
den Falken zu.
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Schicksalsschlag und Stilwechsel
Nach dem großen Erfolg musste Hans Hölzel den schwersten Schicksalsschlag seines
Lebens erfahren. Nach einem Vaterschaftstest stellte sich heraus, dass Katharina Bianca
nicht seine leibliche Tochter ist. Er zog sich in seine Villa in Gars am Kamp zurück, um die
Geschehnisse zu verkraften. Seine Depressionen hoffte er mit Psychopharmaka, Alkohol
und einem neuen Album zu bekämpfen. Als er die unfertigen Lieder “Verdammt wir leben
noch” und “Europa” der Plattenfirma vorspielte, überredete sie Falco seinen Stil in
Richtung Techno, von dem Falco nichts hielt, zu bewegen. “Mutter, der Mann mit dem
Koks ist da” war der erste Schritt in diese Richtung und wurde unter dem Künstlernamen
“T>>MA”, eine Anspielung auf Thema, veröffentlicht, um die Single ein bisschen von Falco
zu entfernen. Trotz Falcos bedenken kam der Song gut an.
Out of the Dark und posthum
Die langen Winter in Österreich machten ihm zu schaffen. Unter anderem auch deshalb
und wegen steuerrechtlichen Gründen hat er im Frühjahr 1997 seinen Wohnsitz in der
Dominikanischen Republik angemeldet. Da er Österreicher aus tiefster Leidenschaft war,
wusste man, dass dies nicht für immer sei. In Puerto Plata bezog er eine 200m² Villa mit
Swimmingpool, Studio und kompletter Ausstattung.
Sein Comeback wurde geplant. Die Single “Naked” startete in Österreich gut durch, doch
in Deutschland floppte sie. Die Frau des Produzenten wurde die neue Managerin Falcos.
Zusammen wollten sie sich auf das nächste Album ”Egoisten” vorbereiten, mit dem es
mehrere Schwierigkeiten gab. Von Release Verschiebungen bis Lieder verwerfen, mit dann
folgender Neuaufnahme.
Am 6. Februar 1998 geschah das Unfassbare. Zwischen Villa Montellano und Puerto
Plata, in der Dominikanischen Republik, fuhr Hans Hölzel aus dem Parkplatz der “Turist
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Disco”, er hatte einen von links kommenden Reisebus übersehen, dieser rammte ihn mit
150 km/h. Falco starb um 16:40 Ortszeit noch an der Unfallstelle.
Die Obduktion stellte 1,5 Promille und große Mengen an Kokain im Blut fest. Seine Leiche
wurde mit der LaudaAir nach Österreich gebracht und wurde im Wiener Zentralfriedhof
beigesetzt. Er wurde von den “Outsider”, welche im “Rock Me Amadeus” Musikvideo
mitspielten, zu Grabe getragen.
Das Album “Egoisten” wurde, nach dem gleichnamigen Lied “Out of the Dark (Into the
Light)” Umbenannt und wurde, durch Falcos Tod, ein Riesenerfolg. Das Album kam in
Österreich, Deutschland und Schweiz in die jeweiligen Top 3 und verkaufte sich weltweit
mehr als 2,5 Millionen Mal. Hans Hölzel starb, doch Falco lebt in den Herzen seiner Fans
weiter.
Nach seinem Tod gab es zahlreiche Veröffentlichungen zu Ehren des Falken. Im Jahre
2000 wurde, im Theater des Westens in Berlin, das Musical “Falco Meets Amadeus”,
Inszenierung von Ellmar Ottenthal, uraufgeführt. Wie der Name schon verrät dreht sich
im Musical alles um Falco und seinen Seelenverwandten Wolfgang Amadeus Mozart. Die
CD und DVD “Hoch wie nie” wurde zu Ehren des 50. Geburtstag des Falken veröffentlicht.
Die DVD erreichte in kürzester Zeit Doppel-Platin Status. Ein Jahr danach, anlässlich des
10. Todestag, wurde ein Live Mitschnitt von einem Konzert, bei dem ein 80
Mann-Orchester mitwirkte, neu aufbereitet und kam als Falco Symphonic auf den Markt.
Im gleichen Jahr erschien der autobiographische Film “Falco - Verdammt, wir leben
noch!”, mit Manuel Rubey als Falco. 2009 wurde nach einem Wasserschaden im Gebäude
des Tonstudios der Produzenten Gunther Mende und Alexander De Rouge, ein
unveröffentlichter Song, mit dem Namen “The Spirit Never Dies” gefunden. Laut seinem
ehemaligen Manager Horst Bork war die Single für das Album “Wiener Blut” geschrieben
und aufgenommen worden, Teldec lehnte sie aber ab, weil zu wenig Sprechgesang und
mehr Gesang im Lied vorhanden war. Danach wurde “Wiener Blut” von Bolland und
Bolland fertiggestellt. Das Album “The Spirit Never Dies” erreichte Platin in Österreich und
die Goldene Schallplatte in Deutschland.
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Falco war und ist bis heute der erfolgreichste österreichische und deutschsprachige
Popstar. Mit “Ganz Wien” wurde er zum Popstar, mit “Der Kommissar” zum Superstar,
mit “Rock Me Amadeus!” zur Legende und mit seinem Tod unsterblich.
Einzelnachweis
Information, Zahlen und Fakten:
Wolfskralle, The Spirit Never Dies, http://www.fanfiktion.de/s/5304d062000263f421eda47a/1/The-Spirit-never-dies- (18.04.2014)
Falco, http://de.wikipedia.org/wiki/Falco (22.04.2014)
Falco - HOCH WIE NIE, Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, Sony BMG Music Entertainment
Falco - Der Poet, Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, Sony BMG Music Entertainment
Falco - Verdammt, wir Leben noch!, Thomas Roth, MR-Film
Falco - Smyphonic, Thomas Rabitsch, Sony BMG Music Entertainment
Falco - Donauinstel LIVE, Thomas Rabitsch, Sony BMG Music Entertainment
FMA - Falco Meets Amadeus, Elmar Ottenthal, Universal Studios
Falco - Die Wahrheit - Wie es wirklich war - sein Manager erzählt, Horst Bork, Schwarzkopf & Schwarzkopf
Bilder:
Abbildung 1: S.1 "DSS No. 21 - Falco", http://gothicathedral.deviantart.com/art/DSS-No-21-Falco-163651954 (14.04.2014)
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