Rollenbeschreibung

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Made in Bangladesch
Näherin in einer bangladeschischen Textilfabrik
Als Näherin Suhada Akter seid ihr zu der Talkshow „Konsum Global“ eingeladen. Ihr berichtet von eurem
Arbeitsalltag in einer bangladeschischen Nähfabrik.
Mein Name ist Suhada. Ich bin 19 Jahre alt. Ich bin vor drei Jahren nach Dhaka gekommen.
Eigentlich stamme ich aus einem Dorf im Norden Bangladeschs. Mein Vater wurde krank
und kann nicht mehr arbeiten. Ich musste damals die Schule abbrechen und mir eine Arbeit
suchen, um zum Einkommen der Familie beizutragen.
Ich arbeite in einer Textilfabrik. Dort nähe ich T-Shirts für Europa. Den ganzen Tag. Wir
arbeiten 10-14 Stunden am Tag, oft auch nachts. Ich arbeite so lange, wie angeordnet wird.
Wer sich wehrt, wird entlassen. Die Überstunden bekommen wir häufig nicht bezahlt. Ich
erhalte knapp 50 Euro im Monat. Das reicht kaum zum Überleben. Ich muss Miete zahlen,
Essen kaufen und möchte meiner Familie Geld schicken.
Von der Arbeit bin ich immer todmüde. Die Augen schmerzen, ich habe Rückenprobleme
und die schlechte Luft in der Fabrik und der viele Staub machen mir zu schaffen. Wir haben
nur ganz kurze Pausen. Oft kann ich mich vor Hunger nicht richtig konzentrieren.
Ich habe gehört, dass es in anderen Fabriken gebrannt hat. Es ist gefährlich hier zu
arbeiten. Die Notausgänge sind meistens mit Stoffballen verstellt. Ich weiß nicht, ob wir
einen Feuerlöscher haben. Ich hoffe, dass nichts passiert. Aber jeden Tag, wenn ich die
Fabrik betrete, habe ich Angst.
Auch vor den Vorarbeitern fürchte ich mich. Sie schikanieren uns. Einmal hatte ich starke
Magenschmerzen und war vielleicht ein bisschen länger auf der Toilette. Sofort wurde ich
bestraft, sie zogen mir den Lohn für einen ganzen Tag ab. Ich hörte, dass ein Vorarbeiter ein
Mädchen während der Nachtschicht belästigt hat, deshalb haben Frauen Angst, in der
Nachtschicht zu arbeiten.
Ich bin froh, dass ich eine Arbeit habe. Aber ich wünsche mir, von meinem Lohn leben zu
können und gerecht behandelt zu werden.
Denken. Fühlen. Handeln in einer vernetzten Welt
Materialien zum Globalen Lernen am Beispiel Bangladesch
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Made in Bangladesch
Besitzer einer bangladeschischen Textilfabrik
Ihr heißt Ahmed Fatuk und seid Besitzer einer bangladeschischen Textilfabrik. Ihr seid zu der Talkshow
„Konsum Global“ eingeladen. An den schlechten Arbeitsbedingungen für die Näherinnen gebt ihr vor allem
den europäischen Einkäufern die Schuld.
Ich bin Besitzer der Fabrik Garment International in Dhaka. Ich bin von meinen
Auftraggebern abhängig. Deren Einkaufspraktiken setzen mich unter großen Druck. Sie
wollen die Ware immer billiger und immer schneller bekommen. Ich stehe zudem mit
anderen Textilproduzenten des Landes in Konkurrenz. Es gibt nichts Schlimmeres als einen
Auftrag zu verlieren. Ich trage die Verantwortung für meine Näherinnen und für das
Bestehen der Fabrik.
Als Produzent habe ich nicht viel Spielraum, um die Preise niedrig zu halten. Die Rohstoffe
für die Textilproduktion muss ich importieren. Die Preise für die Rohprodukte liegen fest,
sind nicht verhandelbar und müssen im Voraus bezahlt werden. Um gewinnbringend zu
produzieren, muss ich an den Löhnen sparen. Ich zahle den in Bangladesch geltenden
Mindestlohn. Zum Glück hält die Regierung Bangladeschs diesen seit Jahren niedrig um die
Abwanderung der Einkäufer in andere Länder zu verhindern.
Meinen Arbeiterinnen verlange ich viel ab. Um rechtzeitig liefern zu können, dürfen wir uns
keine langen Pausen erlauben. Regelmäßig muss ich Überstunden anordnen. Die
Näherinnen sind gezwungen, zu bleiben. Wenn wir nicht rechtzeitig liefern, stehen wir
morgen alle ohne Arbeit da.
Gewerkschaftliche Vereinigungen gibt es in meiner Fabrik nicht. Die meist jungen Frauen,
die ich einstelle, sollen froh sein, überhaupt eine Anstellung gefunden zu haben. Das
Gebäude ist in einem schlechten Zustand. Doch warum sollte ich für die notwendigen
Reparaturen aufkommen? Dazu fehlt mir das Geld und außerdem sind dafür doch die
Auftraggeber verantwortlich. Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert, auch nicht bei den
Kontrollen der ausländischen Einkäufer.
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Made in Bangladesch
H&M Mitarbeiterin oder Mitarbeiter im Bereich
Unternehmensverantwortung
Ihr nehmt als Frauke bzw. Thomas Sonntag an der Talkshow „Konsum Global“ teil. Als Mitarbeiterin bzw.
Mitarbeiter im Bereich Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung ist es eure Aufgabe, Fragen zur
sozialen und ökologischen Verantwortung des Unternehmens zu beantworten.
H&M will Mode und Qualität zum besten Preis anbieten. Kleidung muss für unsere
Kundinnen und Kunden bezahlbar sein und dennoch trendy. Das erreichen wir dadurch,
dass wir direkt von den Herstellern kaufen und eigene Geschäfte haben – und nicht durch
den Verzicht auf Umwelt- oder Sozialanforderungen im Herstellungsprozess. Wir arbeiten
eng mit unseren Lieferanten zusammen, um nachhaltige soziale und ökologische Standards
in allen Fabriken durchzusetzen, in denen H&M-Produkte entstehen.
Unsere sozialen und ökologischen Kriterien sind im H&M-Verhaltenskodex
festgeschrieben. Alle unserer Lieferanten verpflichten sich zur Umsetzung dieses Kodexes.
Die Einhaltung der Regeln überprüfen wir regelmäßig. Die Lieferanten sind auch dafür
verantwortlich, dass eventuelle Sublieferanten die Vorschriften des Kodexes einhalten.
Unser Verhaltenskodex legt den jeweiligen nationalen gesetzlichen Mindestlohn als
niedrigstes akzeptables Lohnniveau für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unserer
Lieferanten fest. Da H&M die Fabriken, in denen die Kleidung hergestellt wird, weder
besitzt noch betreibt, sind nicht wir es, die die Löhne der Angestellten bestimmen oder
zahlen. In der Regel lassen viele verschiedene Unternehmen in dieser Fabrik produzieren.
Wir denken, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter einer Fabrik das gleiche verdienen sollten
- unabhängig davon, für welchen Käufer sie produzieren.
Sicherheit am Arbeitsplatz ist ein weiteres wichtiges Thema für uns. Besonders in
Bangladesch, wo ein Großteil unserer Textilien entsteht, wollen wir zu dauerhaften
Verbesserungen für die Näherinnen beitragen. Im Mai 2013 hat H&M das bangladeschische
Abkommen zu Gebäudesicherheit und Brandschutz als eines der ersten Unternehmen
unterzeichnet. Dieses Abkommen garantiert Verbesserungen in über 1000 Fabriken des
Landes.
Natürlich erwarten wir von unseren Produzenten, dass sie schnell und zuverlässig liefern.
Wenn wir nicht die aktuellen Trends auf dem Markt haben, kauft unsere Kundschaft bei der
Konkurrenz.
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Made in Bangladesch
Aktivistin oder Aktivist der „Kampagne für Saubere Kleidung“
Ihr nehmt als Judith bzw. Steffen Buchner an der Talkshow „Konsum Global“ teil und vertretet dabei die
„Kampagne für Saubere Kleidung“. Ihr setzt euch aktiv für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der
Textilindustrie ein und fordert die Einzelhändler in Deutschland und Europa, aber auch die Konsumentinnen
und Konsumenten dazu auf, Verantwortung zu übernehmen.
Die Kampagne für Saubere Kleidung setzt sich für eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie weltweit ein. Wir informieren die
Konsumentinnen und Konsumenten und machen öffentlich auf Missstände in der
Textilproduktion aufmerksam – mit Pressemeldungen, Fernseh- und Rundfunkbeiträgen,
mit Protestbriefen und Straßenaktionen.
Die Löhne, die in den meisten asiatischen Ländern gezahlt werden, reichen nicht zum
Überleben. Niedrige Löhne sind aber ein klarer Standortvorteil, sie begünstigen die
Ansiedlung von Industrie und damit die Entstehung von Arbeitsplätzen. Die Regierungen
vieler asiatischer Länder haben Angst, dass, wenn die Mindestlöhne angehoben werden,
die Produktion in andere Länder verlagert werden könnte. Die großen multinationalen
Modefirmen müssen deutlich machen, dass sie zu existenzsichernde Löhne stehen. Die
Verbraucherinnen und Verbraucher können Druck auf die Unternehmen ausüben, damit
diese ihre Verantwortung den Näherinnen in Bangladesch gegenüber wahrnehmen. Sie
können sich z.B. an Eilaktionen und Kampagnen auf unserer Homepage beteiligen.
Wir verhandeln außerdem mit Unternehmen und unterstützen Arbeiterorganisationen in
den Produktionsländern. In Bangladesch zum Beispiel ist die Bildung von Gewerkschaften
sehr schwer. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich engagieren, setzen sich der
Gefahr aus, ihre Arbeit zu verlieren. Wir fordern Versammlungsfreiheit und setzten uns
dafür ein, dass Näherinnen Aufklärung über ihre Rechte erhalten. Viele Unternehmen
haben einen Verhaltenskodex, der festschreibt, nach welchen sozialen und ökologischen
Gesichtspunkten produziert werden soll. Dieser ist aber nur eine freiwillige
Selbstverpflichtung und wird häufig nicht eingehalten.
Für Bangladesch ist die Textilindustrie ein bedeutender Wirtschaftszweig. 80% der
Exporteinnahmen des Landes kommen aus der Ausfuhr von Kleidung. Für die Frauen ist
eine Anstellung in einer Nähfabrik oft die einzige Hoffnung, Hunger und Armut zu
entkommen. Deshalb möchten wir nicht, dass Ware aus Bangladesch prinzipiell boykottiert
wird. Aber wir, die Konsumentinnen und Konsumenten, müssen den Unternehmen
deutlich machen, dass wir fair gehandelte Kleidung wollen.
Alternativen gibt es. Siegel, die bestimmte Sozial- und Umweltstandards garantieren, sind
eine gute Orientierung beim Einkauf. Allerdings müssen sich die Kunden und Kundinnen
genau informieren, welche Siegel für was stehen.
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Made in Bangladesch
Öko-faires Modelabel
Ihr nehmt als Adela bzw. Jonas Reichert an der Talkshow „Konsum Global“ teil. Als Managerin bzw.
Manager von „armedangels“, einem Kölner Label, das öko-faire Kleidung herstellt, seht ihr in ökologisch und
sozial hergestellter Kleidung einen echten Zukunftstrend.
Wir von „armedangels“ wollen vor den Missständen in der Textilindustrie nicht länger die
Augen verschließen. Unsere Mode ist ökologisch und sozial produziert. Wir denken, dass
die Kunden und Kundinnen mit jedem T-Shirt aus Biobaumwolle, das sie bei uns kaufen,
einen kleinen Impuls geben. Diesem Impuls werden sich Freunde, Bekannte und
Familienmitglieder anschließen. So wird die Nachfrage nach fairer Kleidung steigen und
demnach auch das Angebot. Unsere Mode macht Spaß, sie ist trendy und schick. Das
Argument, dass faire Kleidung unbezahlbar ist, lasse ich nicht gelten. Ein T-Shirt kostet bei
uns zum Beispiel um die 30 Euro.
Die Nachhaltigkeit unserer Produkte können die Kundinnen und Kunden an den
entsprechenden Siegeln erkennen. Sie garantieren, dass unsere Mode unter strengen
ökologischen Kriterien produziert wurde.
Zum einen sind unsere Textilien GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifiziert. Nach
GOTS müssen mindestens 70% der Rohstoffe aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft
stammen. Beim Baumwollanbau werden keine Pestizide oder andere Schadstoffe
verwendet, die der Umwelt und der Gesundheit der Bauern schaden. GOTS umfasst auch
soziale Standards der Produktionskette. Diese beinhalten die Zahlung von Mindestlöhnen,
die den gesetzlichen oder den Branchenstandards entsprechen. Außerdem ist der
Gesundheits- und Sicherheitsschutz am Arbeitsplatz gewährleistet.
Unsere Produkte sind außerdem Fair-Trade zertifiziert. Wir zahlen den Baumwoll-Bauern
Preise, die über dem Weltmarktpreis liegen. Das sichert die Existenz der Bauern, die so ihre
Familien ernähren können. Außerdem gibt es eine Sozialprämie für Gemeinschaftsprojekte,
die soziale, wirtschaftliche oder ökologische Entwicklung fördern und Trainings für die
Arbeiterinnen und Arbeiter zur Arbeitssicherheit in den Betrieben. Die Einhaltung unserer
strengen Kriterien wird vor Ort von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft und
die Ergebnisse werden veröffentlicht.
Gegen die Ausbeutung in der Textilindustrie wollen wir ein Zeichen setzen. Wir hoffen, dass
noch viele Unternehmen unserem Beispiel folgen werden.
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Rollenbeschreibungen
Made in Bangladesch
Kundin oder Kunde
Ihr nehmt als Martha bzw. Hannes Baumgärtner an der Talkshow „Konsum Global“ teil. Zwar habt ihr
schon von den schlechten Produktionsbedingungen in der Textilindustrie gehört, doch euch noch nicht
intensiv damit beschäftigt.
Wenn in Bangladesch eine Textilfabrik einstürzt, bekomme ich davon in den Nachrichten
schon etwas mit. Das finde ich erschreckend. Aber ich gehe einfach gerne shoppen und
kaufe sehr viel bei H&M. Die meisten Sachen kommen aus Bangladesch. Ich weiß nicht, ob
ich nun die Produkte meiden soll. Immerhin sagt H&M ja auch, dass sie auf die
Produktionsbedingungen achten. Wie genau der Alltag für die Näherinnen dort ausschaut,
kann ich mir nicht vorstellen.
Mir ist es wichtig, gut auszusehen. Unter Öko-Mode stelle ich mir schrecklich altmodische
und langweile Sachen vor. Ich mag die Mode von H&M. Sie ist trendy und ich kann sie mir
trotzdem leisten. Als Schülerin bzw. Schüler habe ich ja nicht so viel Geld. Ich finde es gut,
dass sie auch Sachen aus Bio-Baumwolle verkaufen. Das versuche ich zu unterstützen. Auch
in anderen Läden gibt es jetzt ja immer mehr Produkte mit irgendwelchen Siegeln.
Allerdings blicke ich da nicht so ganz durch. Ich glaube, ich müsste mir richtig viel Zeit
nehmen, um mich zu informieren. Dazu fehlt mir meistens die Lust.
Und ihr? Was sind eure eigenen Gedanken dazu?
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