Staunend Gott anbeten

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Staunend Gott anbeten
Staunend Gott anbeten
1. Einführung ins Thema
Das Thema „Anbetung", also die Verehrung Gottes gehört zu den Grundthemen der Bibel, zu den Basics des
christlichen Glaubens. Und doch gibt es keine einheitliche Methode, wie man das denn richtig macht, im Gegenteil: Wir finden in der christlichen Szene eine Fülle und eine Vielfalt von Möglichkeiten vor! Trotzdem: Auch
wenn die Wege der Verehrung Gottes unterschiedlich sein mögen, uns alle sollte doch einen, dass Gott allein
würdig ist, von seinen Kindern angebetet zu werden, dass ihm die höchste Ehre zuteil wird.
Anfang der 80er Jahre ist das Thema "Anbetung" durch die damals junge christliche Generation wieder mehr in
in das Blickfeld der Christen gerückt. Ich kann mich daran erinnern, dass wir damals in unserer Jugendgruppe
begannen, neue eingängige Lieder zu singen - ganz einfache Anbetungssongs mit einer schlichten Melodie und
biblischen Texten. Damals haben wir keine Ahnung von Anbetung gehabt. Das hat uns keiner beigebracht. Wir
haben die Lieder einfach gesungen, weil sie uns gefielen und fetzig waren.
Mitte der 80er Jahre habe ich dann auf dem Theologischen Seminar mehr über Anbetung gelernt. Aber nicht in
Vorlesungen oder anderen Lehrveranstaltungen. Sondern von anderen Studenten und in den täglichen gemeinsamen Campusandachten. Seitdem und dann später noch intensiver in meinem Pastorendienst habe ich viele Bücher darüber gelesen und dies und jenes ausprobiert und immer mehr dazugelernt.
Heute ist Anbetung für mich ein Lebensstil und für mein Glaubenslebens ein ganz selbstverständlicher Bestandteil. Ja, ich möchte das nicht mehr missen und nicht mehr dahinter zurück.
Wenn ich an "Anbetung" denke, fallen mir sofort zwei Bibelstellen ein, die für mein Leben und meinen Dienst als
Pastor prägend geworden sind. Es ist einmal ein Bibelwort, das für jeden Christen maßgeblich ist, und zum andern ein Bibelwort für die christliche Gemeinde.
Mt 22, 37 + 38 "Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen
Verstand! Das ist das größte und wichtigste Gebot!"
Auf die Frage nach der wichtigsten Sache im Leben eines Gläubigen nennt Jesus die ungeteilte Liebe zu Gott.
Mit unserer ganzen Persönlichkeit - mit unserem Willen, unserem Verstand und unseren Gefühlen sollen wir
Gott unsere Liebe zu ihm ausdrücken. Und zwar nicht aus Gehorsam und Zwang, sondern aus Dankbarkeit für
das, was er uns gnädig geschenkt hat. In diesen Zusammenhang gehört auch der Lobpreis Gottes. Da verehren
wir Gott mit Musik und Gebet, wir machen ihm Komplimente und bestaunen sein Wesen und seine Taten.
Ps 22, 4
"Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes!"
Gott verspricht seine Gegenwart einem Volk und einer Gemeinde, die ihn lobt und ehrt. Da ist er gerne zu Hause, wo das geschieht. Der Ort des Lobpreises ist vor allem der Gottesdienst der Gemeinde. In der Bibel war die
Anbetung Gottes übrigens der Hauptteil des Gottesdienstes, weniger die Predigt. Da hat man viel gesungen,
musiziert, getanzt, Psalmen gelesen oder gebetet und so auf kreative Weise Gott gepriesen. Die Anbetung Gottes stand für die Gemeinde an erster Stelle vor allem anderen.
Da sind wir heute zum Teil anders geprägt. In der Römisch-katholischen Kirche steht der Ritus im Vordergrund,
die Gemeinde verehrt zwar auch Gott, aber nimmt eher passiv an einer ehrfurchtsvollen Zeremonie teil. In protestantischen Kirchen hat vor allem das Wort Gottes, die Predigt, die größte Bedeutung. Nur in den Ostkirchen
ist die Anbetung ein Hauptbestandteil ihres Gottesdienstes, da wird viel gesungen und musiziert.
Diese unterschiedlichen Traditionen müssen wir berücksichtigen, wenn wir über Anbetung nachdenken. Den einen wird das eher fremd erscheinen, die anderen sind da vielleicht schon "Profis" und wissen, wie man´s macht.
Wichtig allein ist unsere Herzenshaltung. Die Methode spielt da nicht die entscheidende Rolle, sie ist nur ein
Hilfsmittel, um in die Anbetung hineinzuwachsen. Und deshalb bin ich ein Freund für eine große Vielfalt der Möglichkeiten, von denen ich heute ein paar praktische vorstellen möchte. Der Lobpreis Gottes ist für mich persönlich und auch in Gottesdiensten jedenfalls ein unverzichtbarer Teil geworden, diese Zeit, wo ich die Gegenwart
Gottes genieße, wo ich zur Ruhe finden kann und sein ermutigendes Wort empfange. Ich möchte Sie gerne erwärmen für echte Anbetung. Vielleicht gewinnen Sie ja heute ein paar Anregungen, die Ihr Gebetsleben bereichern.
2. Die 7 Aspekte der Anbetung - ein paar inhaltliche Impulse
Vor etwa 25 Jahren trafen sich unter der Leitung des Missionswerkes "Jugend mit einer Mission" und dem damaligen Koordinator Keith Warrington leitende Mitarbeiter aus ganz Deutschland, um Gott um Führung für ihren
Dienst zu bitten. Sie bekamen eine Vision: Sie sahen unser Land als Acker mit festem Boden und harten Schollen. Dieser Acker sollte gepflügt und geeggt werden, damit die Saat des Evangeliums mit wirklicher Aussicht auf
eine erfolgreiche Ernte in den frisch gepflügten Boden gesät werden konnte. Das Pflügen und Auflockern des Bodens in unserem Land sollte - so die Vision - durch einen lebendigen Lobpreis und eine innige Anbetung geschehen. Und meine jahrelange Erfahrung im Pastorendienst ist tatsächlich, dass Menschen aufgeschlossener und
empfänglicher für die Predigt im Gottesdienst sind, wenn sie sich vorher durch Lieder, Stille, Psalmen und Gebete auf Gott ausrichten und ihm ihr Herz hingeben.
Die ersten Anbetungslieder in deutscher Sprache entstanden. Heute sind Anbetungs- und Lobpreislieder in vielen Kirchen und Gemeinden ein fester Bestandteil. Viele Musiker sind sehr kreativ, und es gibt so viele Liederbücher mit inzwischen auch textlich tiefsinnigen Anbetungsliedern. Diese Bewegung hat also gegriffen und die
christliche Landschaft nachhaltig verändert. Die "neue" Anbetungspraxis ist von zeitgemäßer Musik und intensiver Frömmigkeit geprägt. Und gerade die jungen Leute haben eine große Freude und Begeisterung, Gott auf
diese Weise zu verehren.
Die folgenden 7 Aspekte der Anbetung sollen Stufen sein, die Ihr persönliches Gebetsleben immer stärker in
die Gegenwart Gottes führen können. Anbetung ist nämlich nichts anderes als die persönliche Begegnung mit
dem dreieinigen Gott, dem wir uns ganz hingeben und dem wir unsere innige Liebe schenken.
a.) Unterwerfen
"Anbetung" kommt aus dem Alten Testament und hat etwas mit der altorientalischen Kultur zu tun. Die Menschen damals haben ihr Gebet durch unterschiedliche Gebetshaltungen unterstrichen. Ein König, der von seinem Gegner unterworfen worden war und ihn nun als seinen Herrn anerkannte, bezeugte seine Ergebenheit
durch ein Niederfallen vor ihm. Damit drückte er Wehrlosigkeit, Gewaltverzicht, Demut, Ergebenheit und Hingabe
aus.
Als Jesus vom Teufel versucht wurde, sollte er ihn anbeten, um alle Reiche der Erde zu bekommen. Da antwortete ihm Jesus klar: "Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen" (Mt 4, 10).
Von Jesus können wir lernen, wie wir auch Anfechtungen und Versuchungen überwinden können. Als er sich anbetend Gott unterwarf, "ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm" (Mt 4,11). Eine Gebetsgeste der Unterwerfung, die wir heute meist für unser persönliches Gebet kennen, ist zum Beispiel das Hinknien. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich das von meinem Vater als kleiner Junge gelernt habe. Der verbrachte nämlich jeden Morgen eine Stunde lang seine Gebetszeit auf Knien. Heute ist diese Gebetshaltung in
Freikirchen eher ungewohnt, in vielen Kirchen und Dömen aber gibt noch Bänke, auf die man sich hinknien kann,
um seine Ehrfurcht vor Gott auch dadurch zu zeigen.
b.) Verehren
Eine zweite altorientalische Wurzel sind die Lobpreissänger der ägyptischen Pharaonen, die als Göttersöhne
verehrt wurden. Sie hatten die Aufgabe, den Herrscher lobpreisend durch den Tag zu begleiten. Sie schilderten
in Liedern seine Vorzüge und seine großen Taten. Sie erzeugten dadurch Ehrfurcht im Volk und Respekt bei
den politischen Gegnern - und vielleicht auch ein höheres Selbstwertgefühl bei dem Despoten. Der wurde dadurch manchmal auch eitel, stolz und überheblich.
Das Volk Gottes hat sich einige dieser Lobpreisgesänge zu eigen gemacht, aber natürlich radikal umgedichtet
und einen ganz anderen Herrscher, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, angebetet. Sie distanzierten sich
damit von den Machtansprüchen irdischer Herrscher und bekannten sich zu dem einen Gott. In Israel ließen sich
nicht die Könige anbeten. Der größte König, David, wurde vielmehr zum größten Lobpreissänger des lebendigen
Gottes.Viele seiner Anbetungslieder sind uns in den Psalmen überliefert worden. Für uns heute bedeutet das:
Wir preisen das Wesen Gottes und seine herrlichen Taten, indem wir Lieder singen, Psalmen beten und von
dem erzählen, was er in unserem Leben bewirkt hat.
c.) Berühren
Die Forscher sind sich darin einig, daß die Grundbedeutung des griechischen Wortes προσκυνεω, das für Anbetung verwendet wird, "küssen" ist. Ja, Sie haben richtig gehört. Es geht also um eine intime Beziehung, eine
Liebesbeziehung. In der Anbetung geht es zutiefst um eine gelebte Liebesbeziehung zwischen dem Liebenden
und dem Angebeteten. Dem Liebenden ist der Angebetete ein und alles. Er denkt an ihn Tag und Nacht und
sehnt sich nach nichts mehr, als in seiner Gegenwart zu sein. Wenn sie getrennt sind, nagt die Sehnsucht.
Wir haben in der Bibel das Hohelied der Liebe, ein Buch, das die herzliche und innige Liebe zweier Menschen
beschreibt. Immer wieder wurde dieses Buch auch als Anbetungsbuch gelesen, das uns helfen kann, in eine
Liebesbeziehung zu Gott zu kommen. Wir haben manchmal so unsere Probleme, zu Gott zu sagen: "Ich liebe
Dich!" Vielleicht kann es uns helfen, das zu üben, indem wir dann einfach eine Zeitlang ein Anbetungslied singen oder lesen. Im Gesangbuch gibt es etwa das Lied "Ich will dich lieben meine Stärke" (F&L 356), oder ein
neueres Lied lautet "Ich lieb´ dich, Herr, keiner ist wie du" (F&L 44). Solche Lieder können uns helfen, unsere
Liebe zu Gott auszusprechen, auch wenn uns eigene Worte fehlen oder uns das zu fremd erscheint.
d.) Schauen
Anbetung richtet sich auf den lebendigen Gott aus. Es geht nicht in erster Linie um seine Taten - hier ist Dank
die richtige Antwort. Es geht auch nicht um Hilfe - hier wenden wir uns mit einer Bitte an Gott. Es geht auch
nicht um uns und unsere Einsichten, Klagen oder Gedanken. Nein, in der Anbetung geht es ausschließlich um
Gott!
Ich möchte diesen Gedanken hier ausdrücklich betonen, da wir meistens geneigt sind, im Gebet nur über uns
zu reden. Wir sagen Gott alles, was uns fehlt, was uns stört, was uns Not macht, was wir uns wünschen. Wir
drehen uns wie ein Kreisel um uns selbst, jammern, wie schlecht es uns geht und was wir alles haben wollen.
Nun ist das Bitten ein wichtiger Bestandteil des Gebets - keine Frage! Wir dürfen zu Gott kommen wie die kleinen Kinder, die ihren Vater um selbst die banalsten Dinge bitten. Aber Gebet meint doch nicht, dass wir uns
selbst mit unseren habsüchtigen Wünschen in den Mittelpunkt stellen!
Aber manche Christen haben das scheinbar noch nicht klar begriffen! Manchmal lade ich im Gottesdienst ein,
Gott anzubeten. Und was glauben Sie, was passiert? Da fangen doch etliche tatsächlich wieder an zu bitten.
Sie können nicht Gottes Wesen bestaunen, nicht dafür danken, wie Gott ist, ihm keine Komplimente machen.
Darum aber geht es: dass wir Gott anschauen, seine Eigenschaften bewundern, uns daran erfreuen, wie wunderbar er ist. Eben wie ein Verliebter oder eine Verliebte, die sich nicht sattsehen können an ihrem Herzchen!
Wenn wir wissen wollen, wie Gott ist, müssen wir natürlich die Bibel aufschlagen. Und da besonders die Psalmen im Alten Testament, und die Offenbarung im Neuen Testament. Da finden wir die meisten Anbetungshymnen. Sie preisen Gottes Wesen in immer neuen Wendungen und sprechen ihm die höchsten Werte und Eigenschaften wie Ewigkeit, Allmacht, Ehre, Weisheit, Heiligkeit, Kraft zu. Auf diese Weise versuchen die Frommen
damals stammelnd zu bekennen, wer Gott ist. Gleichzeitig schauen sie im Lobpreis sein Wesen. Oft geschieht
das in Form von kurzen Sätzen oder Jubelrufen wie "Du bist würdig!", "Heil!", "Halleluja!", "Amen!"
Da wird also Gott angesehen, und es kommen plötzlich alle Bitten und Sorgen zur Ruhe. Hier haben mir die
Psalmen sehr geholfen, Gottes Wesen noch tiefer kennenzulernen. Ich mache das oft so, daß ich mir einen
Psalm vornehme und den die ganze Woche lang lese, mir vielleicht einzelne Charaktereigenschaften Gottes
daraus aufschreibe und dann Gott konkret dafür lobe. Manchen ist es eine Hilfe, so ein Lob in Form eines Gebetes aufzuschreiben und dann laut vorzulesen. Es hilft uns, Gottes Größe immer mehr zu erkennen.
e.) Eins werden
Haben Sie schon einmal ein älteres Ehepaar beobachtet, das unzählige positive Begegnungen und gemeinsame
Stunden liebevoller Nähe und Zärtlichkeit erlebt hat? Sie sind sich ähnlich geworden. Das, was Sie wirklich anbeten, das verwandelt Sie in sein Bild. In der Anbetung werden wir eins mit dem lebendigen Gott. Seine Gegenwart erfüllt uns. Und wir werden ihm immer ähnlicher, stimmen immer mehr mit ihm überein. So hat der Lobpreis auch eine verändernde Kraft, die unsere Einstellung, unsere Absichten und Pläne verwandelt, damit wir
etwas sind "zum Lob seiner Herrlichkeit" (Eph 1, 6.12.14). Oder anders: Je mehr wir Gottes Wesen bestaunen,
desto mehr färbt das positiv auf unser eigenes Leben ab. Je mehr Zeit wir mit Gott verbringen, desto mehr werden wir durch ihn geprägt und verändert. Wird sein Denken unsere Gedanken leiten, wird seine Sicht der Dinge
unsere Sicht. Ganz automatisch!
f.) Vergewissern
Wir finden in der Bibel auch Anbetungstexte in besonderen Not- oder Kampfsituationen. Immer wieder machen
sich Männer und Frauen Gottes angesichts von Bedrohungen fest in dem Herrn, dem alle Macht im Himmel und
auf Erden gegeben ist, und der uns mit seiner Gegenwart bis an die Enden der Welt begleitet (vgl. Mt 28, 16 -
20). Wir können uns einmal in einer ruhigen Stunde vor Augen führen, welche Bedeutung zum Beispiel Lobpreis
und Anbetung bei Josaphats Sieg über seine Feinde hatte. Lesen Sie einmal still für sich 2 Chron 20, 1 - 30
und wenden Sie diese dort genannten Prinzipien auf Notsituationen, Sorgen, Herausforderungen und Aufgaben
Ihres Lebens an. Die Anbetung Gottes kann manche dunklen Gedanken vertreiben, das, was uns zermürbt, zerstreuen, Verzweiflung in Hoffnung verwandeln und uns Mut machen, einem Gott zu vertrauen, der mächtig ist
und Kraft gibt, schwierige Situationen zu überwinden oder durchzustehen.
g.) Überwinden
Wenn Sie Ihren ganz persönlichen Weg entdecken, Jesus Christus von ganzem Herzen anzubeten, werden Sie
merken,dass Sie zunehmend in Siegesstimmung kommen. Er hat nämlich in Kreuz und Auferstehung gesiegt
und alles Böse und Zerstörende überwunden. Die Schar der Anbetenden ist so etwas wie ein Triumphzug Gottes durch die Welt, die seine Herrschaft heute schon proklamiert und in den vielen kleinen Alltagssituationen
lebt. Dass diese Herrschaft Gottes sich in unserem Leben und Umfeld immer mehr ausbreitet, ist sein großes
Herzensanliegen. So hat die Anbetung Gottes auch einen durch und durch missionarischen Charakter, sie verändert uns und die Welt. Es ist übrigens interessant zu wissen, dass es gerade diese Hoffnung auf Gottes
mächtigen Sieg am Ende der Zeiten gewesen ist, durch die die ersten Christen damals Ausstrahlung in ihrem
Umfeld gewonnen haben. Diese Heilsgewissheit war es, die Heiden staunend bemerkt haben, diese Fröhlichkeit,
selbst im Martyrium nicht zu verzweifeln, sondern sich auf die Ewigkeit bei Gott zu freuen. Davon sollten wir als
Christen mehr ausstrahlen. Aber das passiert eben nur, wenn wir uns mit diesen hoffnungsvollen Gedanken füllen lassen, wenn dieser Glaube auf Gottes endgültigen Sieg in uns lebendig ist.
Sie können nun Gott auf unterschiedliche Arten und in unterschiedlichen Formen anbeten - aber kein Christ
kann auf Anbetung an sich verzichten. Das ist nicht nur eine bestimmte Frömmigkeitsform für einige Leute, die
gefühlsmäßig besonders leicht ansprechbar sind. Sondern das ist zentraler Ausdruck des christlichen Glaubens.
Deshalb möchte ich Sie bitten, Anbetung nicht nur als einen Bestandteil in Ihre Gebetszeiten zu integrieren,
sondern zu Ihrem Charakter werden zu lassen.
3. Praktische Hilfen zur Anbetung: Lieder und Gebete
Nun möchte ich Ihnen ein paar praktische Tipps geben, wie Sie auch zu Hause die Anbetung Gottes lernen und
einüben können. Ich werde mich dabei auf zwei Bereiche konzentrieren: einmal Lieder, und dann schon formulierte Texte, die wir in der Bibel oder in Gebetsbüchern finden können. Wenn Sie zu Hause kein Gesangbuch
haben, dann leihen Sie sich doch eins in Ihrer Kirche aus oder kaufen sich eins - die sind heute nicht sehr teuer!
3.1. Anbetung mit Liedern
Musik hat bei der Anbetung Gottes seit je her eine große Rolle gespielt. Schon im Alten Testament haben die
Menschen fröhlich Gott gepriesen, sie haben alle möglichen Musikinstrumente eingesetzt, im Chor gesungen,
gejubelt und getanzt. Und auch die ganze Kirchengeschichte enthält ein riesengroßes Repertoire an Chorälen,
Hymnen und Anbetungsliedern, die bis heute gerne in den christlichen Kirchen gesungen werden. Gott hat uns
da die Musikalität und Sprache gegeben, mit einzustimmen - mitzusingen, mitzubrummen oder mitzulesen, je
nachdem, wie musikalisch wir sind. Er freut sich über das gemeinsame Lob seiner Kinder. Sooft finden wir in
den Psalmen den Aufruf an die ganze Gemeinde: "Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum!" (Psalm 150, 1).
Nun gibt es unterschiedliche Lieder. Ich will sie an dieser Stelle mal unterscheiden in Lieder, die wir über Gott
singen und Lieder, die wir als Gebete zu Gott hin singen. Oder anders: Wir können Lieder singen, die Aussagen
über Gott treffen, dann sind sie so etwas wie ein Bekenntnis. Ein Beispiel ist etwa Martin Luthers bekanntes
Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" (F&L 130). Das ist so eine Art Bekenntnis, wenn wir angefochten und von
Nöten überrollt werden. Dann hilft uns dieses Lied, uns fest an Gott zu halten und ihm zu vertrauen, dass er uns
da hindurchträgt. Andere Lieder können wir zu Gott hin singen. Da wird Gott direkt angeredet, es sind also Gebete, die ich mir zu eigen mache. Wenn ich sie mitsinge, bete ich damit zu Gott, ich rede ihn persönlich an,
identifiziere mich auch mit der Aussage des Liedes, mache es zu meinem ganz eigenen Lob Gottes. Dazu einige Beispiele, die ich Sie bitte, einmal mit mir im Gesangbuch aufzuschlagen.
1. Beispiel:
Großer Gott, wir loben dich (F&L 30)
° vgl. Strophe 1 = "Großer Gott …"; "wir loben d i c h "; "wir preisen d e i n e Stärke" …
2. Beispiel:
Dir, Gott, sei die Ehre (F&L 3)
° vgl. in Strophe 1 und 2 die Anrede "Dir, Gott" (4x); in Strophe 3 "D u bist …"; "d i c h bete ich
an"
3. Beispiel:
Ich lieb dich, Herr (F&L 44)
° vgl. = " Ich lieb d i c h, Herr …"; "anbetend … d i r zu"; "mein König, Gott …"
So können Sie sich eine Reihe von Liedern aus dem Gesangbuch heraussuchen und als Gebete für sich verwenden - sie singen oder laut beten! Und so zu ihren eigenen Gebeten machen! Wenn man da zu Hause singen will,
aber die Lieder nicht kennt, kann man sich auch eine CD kaufen und dann einfach mitsingen! Oder schauen Sie
Bibel TV - da gibt es auch Sendungen, da wird im Hintergrund gesungen und die Texte sind eingeblendet, damit
Sie als Zuschauer auch vor dem Bildschirm mit einstimmen können.
3.2. Anbetung mit Psalmen, biblischen Texten und formulierten Gebeten
Eine andere Form, Gott anzubeten, ist die Verwendung von bereits formulierten Texten, die wir in der Bibel oder
in Gebetsbüchern finden können. Mir haben insbesondere die Psalmen und Hymnen in der Bibel geholfen, Gottes Wesen kennenzulernen. Hier werden die Eigenschaften Gottes in immer neuen Varianten erwähnt, beschrieben und von den Betern gepriesen. Darum geht es ja auch bei der Anbetung: Wir bestaunen Gottes Wesen, seine Art, seinen Charakter - eben so, wie er ist. Wir freuen uns einfach an Gott, machen ihm Komplimente, sagen
ihm, wie toll wir ihn finden. Denn nichts anderes ist Anbetung! Und da bieten sich die Lobpsalmen in der Bibel
an.
Nun kann ich mir zum Beispiel mal einen solchen Lobpsalm aussuchen. Ich erkenne ihn daran, dass er meistens beginnt mit "Lobet den Herrn" (z.B. Ps 147, 1) oder "Lobe den Herrn, meine Seele" (z.B. Ps 103,1; 104, 1;
146, 1). Oder sie fangen einfach an mit dem jubelnden Ausruf "Halleluja!" (z.B. Ps 147, 1). So einen Psalm
kann ich dann nehmen und einmal laut lesen. Ich mache das meistens so, dass ich mir einen Psalm für eine
ganze Woche vornehme. In manchen Andachtsbüchern, oder in den Herrenhuter Losungen sind immer auch
Wochenpsalmen angegeben, die uns über die ganze Woche begleiten können. Diesen Wochenpsalm lese ich
dann die ganze Woche über, jeden Tag immer wieder. Manchmal den ganzen Psalm, oder manchmal auch nur
ein paar Verse davon. In solchen Lobpsalmen lerne ich Gottes Wesen kennen, denn die Beter preisen seine Eigenschaften und seinen Charakter. Solche Dinge kann ich mir z.B. herausschreiben in ein Notizbuch und kann
mir so im Laufe der Zeit einen großen Schatz an Aussagen über Gott aneignen. Wenn ich dann so einen Psalm
bete, fallen mir auch immer wieder Situationen ein, in denen ich Gott auch in meinem Leben so oder so erlebt
habe. Die kann ich dann mit eigenen Worten einfach anfügen, indem ich etwa bete: "Gott, ich lobe dich für deinen Schutz, als Du mich gestern auf der Autobahn in diesem fürchterlichen Schneesturm bewahrt hast." Oder:
"Herr, ich preise dich für deine Gnade, dass du mir auch diesen schweren Fehler von gestern vergeben hast, wo
ich deinen Namen missbraucht habe." So kann ich persönliche Gebetssätze anfügen, und mein Lobpreis wird
dadurch individueller und persönlicher. Genauso kann ich auch Gebetsbücher von frommen Menschen der Kirchengeschichte verwenden. Diese haben vielleicht mal ihre Gebete aufgeschrieben und hinterlassen, und ich
kann sie mir zu eigen machen. Ich liebe z.B. ein kleines Gebetsbüchlein des Pallottinerpaters Jörg Müller, in
dem ich zu verschiedenen Anlässen Gebete finde, die ich gar nicht besser formulieren könnte.
Neben den Psalmen, die man auch das "Gebetbuch der Bibel" nennt, finden wir in der Bibel auch noch weitere
Hymnen, besonders auch im letzten Buch des Neuen Testamentes, der Offenbarung. Da stehen etwa in Offenbarung 15 fromme Menschen mit Harfen vor Gott und singen ihm ihren Lobpreis: "Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte
sich nicht vor dir fürchten, Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten; denn deine Taten sind wahr und gerecht." (Offenbarung 15, 3 + 4). Und so
gibt es noch eine ganze Reihe anderer kleiner Lobgesänge, die man sogar auswendig lernen und sich so zu eigen machen kann. Gehen Sie doch mal auf Suche, und sie werden noch viel Wertvolles dieser Art finden!
Soweit einmal meine praktischen Tipps. Ich möchte Ihnen gerne noch ein Arbeitsblatt mit nach Hause geben,
auf dem ich mal diese und andere praktischen Hilfen aufgeschrieben habe, die Sie für ihre persönliche Anbetung
verwenden können. Sie können dieses Blatt am Schluss dieser Veranstaltung gerne mitnehmen (Kopien des Arbeitsblattes bereitlegen).
Hinweis:
Die genannten Lieder sind dem Gesangbuch Feiern & Loben entnommen, das im Hänssler- Verag Holzgerlingen, Bundes-Verlag Witten und Oncken-Verlag Kassel erschienen ist. Beispiele finden sich aber in jedem christlichen Gesangbuch.
© Rainer Platzek, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde
Arbeitsblatt:
Staunend Gott anbeten
Die folgende Übung kann Ihnen helfen, tiefer in die Anbetung Gottes hineinzuwachsen. Sie können sie täglich in
den verschiedenen Variationen praktizieren und werden mit der Zeit Ihreeigene Art des Lobpreises finden.
Übung 1:
1. Lesen Sie zum Einstieg laut Psalm 103 (an anderen Tagen können Sie sich einen anderen DankOder Lobpsalm aus der Bibel heraussuchen).
2. Schreiben Sie sich auf, wofür Sie dankbar sind (Notiz- oder Gebetstagebuch). Wenn Ihnen spontan
Nichts einfällt, stellen Sie sich vor, Ihr Leben ist ein Garten mit verschiedenen Rabatten und Beeten.
Gehen Sie in Gedanken durch Ihren Lebensgarten, sehen Sie sich ihn an und beginnen Sie, Gott
für jedes Beet zu danken.
3. Nach dieser persönlichen Dankrunde können Sie Ihren Blick für die großen Taten und das Wesen Gottes öffnen. Psalm 103 (oder der, den Sie gewählt haben) kann Ihnen dabei helfen. Hätten
Sie Freude, Ihren ganz persönlichen Psalm in Ihren Worten zu schreiben, indem Sie die Gedanken des biblischen Psalms aufgreifen?
4. Beten Sie zum Abschluss Ihrer Anbetungszeit laut das Hingabegebet der Jesusbruderschaft (siehe auf der Rückseite).
Alternative Übung:
1. Nehmen Sie eine Konkordanz zur Hand und schlagen unter den Stichworten "danken", "loben" und
"preisen" nach. Lesen Sie einige Bibelstellen im Alten und Neuen Testament sorgfältig durch und fragen Sie sich, was Gott Ihnen durch diese Verse für Ihr Leben sagen will. Schreiben Sie es in ein
Gebetstagebuch auf!
2. Wofür können Sie Gott heute danken im Blick auf Freizeit, Familie, Beruf (Schule, Studium), Gemeinschaft mit Christen, seine großen Taten für sich? Formulieren Sie schriftlich ein persönliches
Dankgebet und lesen Sieö es Gott dann laut vor!
3. Beenden Sie Ihre Gebetszeit mit dem Hingabegebet der Jesusbruderschaft!
Weitere praktische Tipps zur Anbetung
1. Verherrlichen, preisen und bewunderen Sie Gottes Wesen mit eigenen Worten.
2. Nehmen Sieeinen Psalm aus der Bibel zur Hilfe, beten Sie ihn laut nach und füge Sie Ihre eigenen
Worte hinzu!
3. Verwenden Sie geistliche Lieder und Gesänge aus der Bibel (z.B. Phil 2, 6 - 11; Eph 5, 18 - 19 u.a.).
4. Sind Sie musikalisch, benutzen Sie Musikinstrumente wie Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Trompete,
Flöte oder Harfe, um ihn zu preisen.
5. Nehmen Sie ein älteres Gesangbuch oder ein neueres Liederbuch zur Hand und singen bzw. beten
Sie einen alten Choral oder ein modernes Anbetungslied.
6. Wähle Sie Ihr persönliches Monatslied und lernen Sie es auswendig. So können Sie es jederzeit vor
sich hersummen oder zwischendurch singen.
7. Lege Sie während Ihrer Arbeit (wenn das möglich ist) oder in Ihrer Freizeit eine Kassette
bzw. eine CD mit Anbetungsliedern in ein Abspielgerät und singen Sie fröhlich
mit.
8. Erzählen Sie von den Wundertaten Gottes in der Geschichte oder in Ihrem
Leben.
9. Unterstreichen Sie Ihr gesprochenes oder gesungenes Lob Gottes mit einer Gebetsgeste, die
Ihnen angemessen erscheint. Auch dadurch können Sie etwas ausdrücken, was Sie gerade in
Ihrem Herzen fühlen.
10. Verwenden Sie Wörter der Anbetung wie z.B. "Ich .....
lobe
erhöhe
bewundere
ehre
verherrliche
preise
bete an
rühme
erhebe
Das Hingabegebet der Jesusbruderschaft
Du Heiliger Geist des lebendigen Gottes,
durch den Glauben darf ich jetzt dankbar erkennen,
dass du in mir gegenwärtig bist.
In der Tiefe meines Wesens, tiefer als alle meine Gedanken,
tiefer als meine Gefüphle, tiefer als mein Wille
hast Du Wohnung genommen.
Ich preise Dich, ich bete Dich an, ich liebe Dich,
ich danke Dir, dass Du Dich so tief herabgelassen
und meinen Leib zu Deiner Herberge gemacht hast,
ja, dass Du ihn Deinen Tempel nennst.
Vor allem danke ich Dir,
dass Du mir den Herrn Jesus Christus, meinen Heiland, geoffenbart hast
und mir alle Segnungen seines Sühnetodes zugeeignet hast.
Ich möchte Dich nun für diesen neuen Tag
mit Deinem Vorhaben mit mir und Deiner Führung ganz und gar ausliefern.
Leite mich und bereite mich auf jegliche Gelegenheit vor,
Deine mächtige Kraft zu erfahren.
Lass mich ein Kanal der Liebe und der Heilung,
der Kraft und des Segens für jeden werden,
den Du mir heute in den Weg stellst und begegnen lässt.
Das alles, o Heiliger Geist, geschehe,
damit unser liebender Vater im Himmel verherrlicht werde
und heute an mir seinen Wohlgefallen habe.
Amen.
© Rainer Platzek

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