Abenteuer aus 1001 Nacht

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Abenteuer aus 1001 Nacht
Abenteuer aus 1001 Nacht
Märchenspiel in fünf Akten von Thor Truppel
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Abenteuer aus 1001 Nacht“
119007-12-02
adspecta Theaterverlag
Inhalt:
Das Märchenspiel Abenteuer aus 1001 Nacht ist eigentlich eine Nacht aus 1001 Abenteuer.
Scheherazade läuft nach einem Streit mit ihrem Vater Ali Baba von zu Hause weg. Sie trifft
auf Aladin, der für den Sultan neue Kleider nähen will. Während ihrer gemeinsamen
Näharbeit entdecken die zwei eine Wunderlampe, in welcher die bezaubernde Dschinniya
lebt. Da beide gleichzeitig an der Lampe gerieben haben, hätte eigentlich beide drei Wünsche
frei. Doch ein Geist kann nur einem Herrn dienen. Deshalb müssen beide um die Wette
laufen. Scheherazade möchte gern das Herz des Sultans gewinnen, Aladin möchte eigentlich
gern selbst Sultan werden. Doch es gibt noch die böse Roxelane und ihren Diener Selim.
Roxelane setzt alles daran Sultanine, Verzeihung Sultanin zu werden, während Ali Baba
seine Tochter wieder zur Vernunft bringen möchte. Das Geschehe wird beobachtet,
kommentiert und gelenkt von einem fliegenden Teppich… der allerdings zwei Köpfe hat. So
wird das Abenteuer noch abenteuerlicher.
Spieldauer: ca. 90 min.
Personen: 9 (4 m / 5 w) + 3 stumme Rollen
Scheherazade
Aladin
Harun el-Raschid
Roxelane
Selim
Dschinniya
Ali Baba
Schahrîjaâr
Schâh Samân
Räuber 40 (Pantomime)
Der fliegende Teppich mit zwei Köpfen (Zwei Schauspieler stecken unter einem Tuch, nur
ihre Köpfe schauen raus.)
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1. Akt
I, 1. Szene
(Harun el-Raschid läuft in einem alten Kaftan gekleidet über die Bühne. Er blickt sich
mehrmals um, ob er verfolgt wird. Dann geht er ab.)
I, 2. Szene
(Scheherazade und Ali Baba halten sich versteckt und beobachten ihn.)
Ali Baba:
Da läuft er!
Scheherazade:
Baba, ich mach das nicht länger mit. Was hat dir der arme Mann da getan?
Ali Baba:
Auftrag ist Auftrag.
Scheherazade:
Seit wann lässt du dich anheuern?
Ali Baba:
Wer rastet, der rostet.
Scheherazade:
Am Geld kann es wahrlich nicht liegen. Du hast eine ganze Höhle voll mit Gold…
Ali Baba:
Wir müssen in Form bleiben… von daher gibt es hin und wieder ein kleines Abenteuer. (geht
ab)
Scheherazade:
Baba, lass mich nicht so einfach stehen… ich bin kein kleines Kind mehr… wir müssen
darüber reden… ich finde es einfach nicht richtig was du tust… Baba… (geht ab)
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I, 3. Szene
(Harun el-Raschid tritt wieder auf und läuft erneut über die Bühne, dann geht er ab. Dann
kommt zuerst Ali Baba und im Anschluss Scheherazade.)
I, 4. Szene
Scheherazade:
Wo bleiben denn deine 40 Räuber?
(Ali Baba pfeift laut nach seine Räubern.)
Ali Baba:
Langsam sollten sie wirklich hier sein, meine…
Scheherazade:
Das ich nicht lache…
Ali Baba:
Ali Baba und seine 40 Räuber sind überall gefürchtet!
Scheherazade:
Alles nur fauler…
Ali Baba:
Ruhe! – Da oben… der fliegende Teppich…
(Beide schauen nach oben.)
Ali Baba:
Machen wir ihnen Platz, damit sie hier landen können… (geht ab)
Scheherazade:
Ach Baba, lass mich nicht schon wieder einfach so stehen… (geht ab)
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I, 5. Szene
(Kurz darauf kreist der Teppich mit den zwei Köpfen über die Bühne. Er hat einen Räuber im
Schlepptau.)
Schâh Samân:
Schahrîjaâr?
Schahrîjaâr:
Ja, Schâh Samân?
Schahrîjaâr:
Sollen wir da unten wirklich landen?
Schâh Samân:
Weiß nicht, wollen wir?
(Dem 40. Räuber ist ganz schwindlig, es hat den Anschein als muss er sich übergeben.)
Schahrîjaâr:
Wir sollten uns beeilen, sonst müssen wir wieder zur Teppichreinigung. Dem Räuber 40 geht
es ziemlich schlecht.
Schâh Samân:
Oh ja! - Es ist so schön, endlich mal aus dieser ollen muffigen Höhe raus zu sein…
Schahrîjaâr:
Das ist es, wir liefern den Räuber da unten bei Ali Baba ab und… verduften…
Schâh Samân:
Das machen wir… und dann erleben wir endlich unsere eigenen Abenteuer.
(Der 40. Räuber schüttelt energisch mit dem Kopf, er versucht den fliegenden Teppich zum
Weiterflug zu animieren, doch der setzt bald zur Landung an. Wirft den Räuber ab und fliegt
weiter.)
Schahrîjaâr:
Auf Wiedersehen.
Schâh Samân:
Aber nicht in den nächsten 10 Jahren.
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(Während der Teppich ab fliegt, kommt Ali Baba auf die Bühne gelaufen und Scheherazade
lachend hinterher.)
I, 6. Szene
Ali Baba:
Komm zurück! Komm zurück!
Scheherazade:
Das geschieht dir recht!
Ali Baba:
Alle haben sie mich verlassen… jetzt noch mein kostbarer Teppich… du bist echt das Letzte,
Räuber 40.
(Nachdem sich Räuber 40 versucht hat aufzurichten, sich den Po rieb, ist er von diesen
bösen Worten natürlich sehr betroffen und will ganz langsam in Zeitlupe die Bühne verlassen.
– In der Hoffnung zurückgeholt zu werden.)
Scheherazade:
Vielleicht hättest du sie alle besser behandeln sollen, Baba.
Ali Baba:
War ich nicht wie ein Vater zu ihnen.
Scheherazade:
Dein Glück, dass es sich noch nicht herum gesprochen hat, dass es da überhaupt keine 40
Räuber mehr gibt.
Ali Baba:
Räuber 40, komm zu mir zurück… du bist natürlich nicht das Letzte… du bist der Letzte…
mein letzter Räuber…von einstmals 40 Mann… und somit der treuste und beste von allen
und…
(Räuber 40 beendet seinen Zeitlupenabgang und geht zu Ali Baba freudestrahlend zurück.)
Ali Baba:
Warum hast du den Teppich genommen… warum hast du dich überhaupt verspätet…
warum…
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(Der Räuber stellt pantomimisch dar, wie er verschlafen hat… wie er aufstand… und wie er
überlegte, wie er am schnellsten zu Baba kommt. Ali Baba kommentiert dies nur mit einem
Aha… So… So…und vielleicht ein paar Worten.)
Scheherazade:
Er kommt zurück.
Ali Baba:
Wer?
Scheherazade:
Der schöne Fremde…
Ali Baba:
Verstecken!
Scheherazade:
Ich will ihn warnen…
Ali Baba:
Nichts da.
(Alle drei verstecken sich als Harun el-Raschid die Bühne betritt. Ali Baba hält seiner Tochter
einfach den Mund zu.)
I, 7. Szene
Ali Baba:
Auf mein Kommando!
(Der Räuber 40 geht aus dem Versteck auf Harun zu, dort entsteht ein lustiger Kampf.
Währendessen… )
Scheherazade:
Lass ihn in Ruhe! - Ich mache es wie der Teppich, Baba.
Ali Baba:
Wo willst du hin, Scheherazade? Komm zurück…
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Scheherazade:
Nein. Erst wenn du ein guter Mensch wirst…
(Während der Kampf auf der einen Seite weitergeht, läuft Scheherazade auf der anderen
Seite von der Bühne. Ali Baba kann sich nicht entscheiden.)
I, 8. Szene
Ali Baba:
Scheherazade! Scheherazade! Mädchen… warum hat mich Allah mit einer Tochter
beglückt...
(Ali Baba läuft Scheherazade hinterher. Der Kampf zwischen Harun el-Raschid und Räuber
40 geht weiter. Obwohl der sich natürlich verlassen von seinem Meister fühlt und ihm
hinterher will. Als er sich aus der Umklammerung Harun`s befreit hat, läuft er Ali Baba
hinterher. Harun folgt ihm. Kurz darauf tritt der fliegende Teppich auf.)
I, 9. Szene
Schahrîjaâr:
Und auf die Nase…
Schâh Samân:
Und noch eins…
Schahrîjaâr:
Das hat bestimmt wehgetan…
Schâh Samân:
Das erst…
Schahrîjaâr:
Los hinterher.
Schâh Samân:
Hinterher?
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Schahrîjaâr:
Das wird ein Abenteuer!
Schâh Samân:
Ich denke… ich denke…
Schahrîjaâr:
Seit wann denkst du… wir wollen Ali Baba doch nur eine kleine Lektion erteilen… damit er
uns endlich erlaubt mehr herumzufliegen… und Abenteuer zu…
Schâh Samân:
Ich will mir die Welt ansehen.
Schahrîjaâr:
Das geht aber nicht.
Schâh Samân:
Immer machen wir das, was du willst.
Schahrîjaâr:
Wir können nicht einfach abhauen.
Schâh Samân:
Scheherazade ist auch abgehauen.
Schahrîjaâr:
Dann müssen wir ihr auf jeden Fall zur Seite stehen.
Schâh Samân:
Ihr?
Schahrîjaâr:
Sie war immer gut zu uns… erinnerst du dich an die schönen Geschichten, die sie uns
erzählte wenn uns langweilig war…
Schâh Samân:
Schon gut… dann eben hinterher… aber wir tun es nur für sie…(geht ab)
(Licht aus.)
2. Akt
(Licht an. Aladin tritt auf. Er zieht einen alten Karren, der mit Stoffballen beladen ist.)
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II, 1. Szene
Aladin:
Samt und Seide…Kaschmirwolle… schöne bunte Leinenstoffe… kaufen Sie Stoffe…
(Scheherazade tritt auf und geht auf Aladin zu.)
Scheherazade:
Die besten Stoffe der ganzen Stadt…
Aladin:
Die besten Stoffe aus dem ganzen Land…
Scheherazade:
Die besten Stoffe der ganzen Welt…
Aladin:
Übertreibe nicht so…
Scheherazade:
Warum nicht… es sind die besten Stoffe…
Aladin:
Wer bist du überhaupt? Was willst du mit meinen Sachen?!
Scheherazade:
Ich will dir helfen.
Aladin:
Mir helfen. Du willst mich bestehlen… mach das du wegkommst.
Scheherazade:
Schicke mich nicht weg, Efendi… ich… (heulend) meines Vaters Karawane war auf dem Weg
zur Stadt… dann wurde sie überfallen und ich blieb allein zurück…(schnaubt in ihr großes
Taschentuch und weint theatralisch)
Scheherazade:
Mir kommt da gerade eine Idee...
Aladin:
Hände weg! Du… du… hör zu, wenn du mir helfen willst… dann hilf mir… indem du mir nicht
hilfst…
Scheherazade:
So kann niemand die schönen Stoffe sehen.
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Aladin:
Du zerknautschst alles… Finger weg!
Scheherazade:
Du musst sie vorführen… wie bei einer Modenschau…
Aladin:
Modenschau? Was ist denn das?
Scheherazade:
Das geht so, pass auf…(wickelt Aladin in Tücher)
Aladin:
Was soll das?!
Scheherazade:
Noch einen schönen Schleier fürs Gesicht... Nun mache mir alles nach.
(Die Zwei versuchen sich bei einer Modenschau.)
Scheherazade:
(laut rufend) Dieses Tuch, liebe Kundschaft, ist ein Hauch von Nichts… sehen Sie…
Aladin:
Wenn es ein Nichts ist, kann man es auch nicht sehen…
Scheherazade:
Du musst mehr und mit der Hüfte wackeln…
Aladin:
So?
Scheherazade:
Nein, so... und mit den Augen blinkern…
Aladin:
So?
Scheherazade:
Nein... so...
(Aladin beginnt sich in seiner Rolle zu gefallen und spielt Modenschau.)
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Und die Blumen auf diesem Stoff… man könnte meinen, dass sie
duften… man möchte niederknien und daran riechen… Überzeugen Sie sich selbst…
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(Roxelane schaut auf die Bühne.)
II, 2. Szene
Roxelane:
Ihr da, Mädchen!
Scheherazade:
Meintet Ihr mich, Herrin?
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Uns, sie meinte uns… Wir bieten die schönsten Stoffe der ganzen
Stadt feil, edle Herrin… ach was, des ganzen Landes…
Scheherazade:
Ach was, die schönsten Stoffe der ganzen Welt.
Aladin:
(leise) Nicht übertreiben.
Roxelane:
Wir wollen sehen. Geht hinüber zur Hohen Pforte, mein Diener Selim wird euch öffnen.
(verschwindet wieder)
II, 3. Szene
Aladin:
Das muss die Herrin des Harems sein.
Scheherazade:
Was machst du da?
Aladin:
Was ich mache? Du hast sie gehört. Wir haben das große Los gezogen.
Scheherazade:
Wir müssen viel eher Leine ziehen.
Aladin:
Der junge Sultan Harun el-Raschid soll sehr nett sein.
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Scheherazade:
Der Sultan vielleicht, aber nicht seine Stiefmutter. Das ist sie.
Aladin:
Roxelane?
Scheherazade:
Roxelane.
Aladin:
Woher weißt du das?
Scheherazade:
Du kannst da nicht rein. Männer dürfen den Harem nicht betreten.
Aladin:
So wie ich im Moment aussehe, wird mich niemand erkennen. Wir werden ordentlich viel
Kohle da drinnen machen.
Scheherazade:
Oder alles verlieren, was wir haben…einschließlich unser Leben…
(Selim tritt auf.)
II, 4. Szene
Selim:
Na los, beeilt euch. Die Herrin lässt man nicht warten.
(Die drei verlassen die Bühne. Kurz darauf tritt der Teppich mit den zwei Köpfen wieder auf.)
II, 5. Szene
Schahrîjaâr:
Da, sie geht in den Harem.
Schâh Samân:
Was sollen wir machen?
Schahrîjaâr:
Dort ist es gefährlich… diese Roxelane.
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Schâh Samân:
Lass uns zu Baba zurück fliegen und ihn holen…
Schahrîjaâr:
Nein… schauen über die Mauer und wenn ihr Gefahr droht, retten wir sie.
Schâh Samân:
Was?!
Schahrîjaâr:
Wir wollten doch Abenteuer bestehen… das hier ist eines.
Schâh Samân:
Na gut…(geht ab)
II, 6. Szene
(Roxelane tritt die Ware prüfend auf. Scheherazade und Aladin folgen ihr, kurz darauf Selim.)
Roxelane:
Nein… das nicht… das nicht…
Selim:
Das vielleicht, Gebieterin?
Roxelane:
Das mit den Blumen drauf? Viel zu grell!
Scheherazade:
(leise) Das ist unser Ende, Aladin.
Selim:
Das vielleicht, Gebieterin?
Roxelane:
Das durchsichtige? Das kratzt auf der Haut!
Scheherazade:
(leise) Unser Ende…
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Wie wäre es mit diesem Kaschmirschal aus… aus…
Roxelane:
Aus Kaschmir nehme ich an.
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Aladin:
Er ist aus Wolle, aus Kaschmirwolle…
Roxelane:
Die aus Kaschmir stammt… sonst wäre es wohl kaum Kaschmirwolle. Weißt du überhaupt wo
Kaschmir liegt?!
Scheherazade:
Ende…
Roxelane:
Von wegen, nur das Beste! Ihr habt maßlos übertrieben. (wühlt weiter in den Stoffen)
Scheherazade:
(leise) Siehst du…
Aladin:
(leise) Siehst du… wo du bist, gibt es nur Chaos.
Scheherazade:
Es war doch deine Idee…
Aladin:
Meine Idee! Deine! Du wolltest diese blöde Modenschau machen… Siehste… siehste…
siehste…
Selim:
Ruhe!
Scheherazade:
Siehste… siehste… siehste…
Selim:
Ruhe!
Aladin:
Nein, ich meine, siehst du, da kommt der Sultan.
(In diesem Moment tritt der Sultan auf.)
II, 7. Szene
Selim:
Der Sultan Harun el-Raschid. (wirft sich nieder)
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Roxelane:
Sultan…
Aladin:
Harun…
Scheherazade:
el-Raschid…
(Alle werfen sich nieder.)
Harun:
Was für schöne Stoffe. (geht zum Wagen, betrachtet aber dabei mehr Scheherazade als die
Stoffe)
Roxelane:
Schaut nur, lieber Stiefsohn, vielleicht ist etwas für Euch dabei.
(Harun prüft die Ware, wendet aber nie den Blick von Scheherazade.)
Harun:
Das ist ja ein Hauch von Nichts.
Scheherazade:
(schwärmend) Ein Hauch von Nichts, oh Beherrscher der Gläubigen.
Aladin:
(leise) Übertreibe nicht wieder so, Scheherazade!
Harun:
Die Blüten sehen fast so aus, als ob sie duften… man ist geneigt, daran schnuppern zu
wollen.
Roxelane:
Dann neigt Euch und schnuppert mal daran, oh mächtiger Sultan.
Scheherazade:
(schwärmend) Ja, schnuppert daran, oh Beherrscher der Gläubigen.
Aladin:
(leise) Du sollst nicht so übertreiben…
Scheherazade:
Mächtiger Sultan, dürfen wir Euch ein Gewand nähen?
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Aladin:
Genau! Wir sind die besten Schneider.
Selim:
Wie bitte?
Scheherazade:
Schneiderinnen, die besten Schneiderinnen der ganzen Stadt… ach was, des ganzen
Landes…
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Ach was, die besten Schneiderinnen von der ganzen Welt…
Selim:
Übertreibt nur nicht so!
Harun:
Ich möchte gern all diese Stoffe von euch kaufen.
Aladin:
Alle?
Scheherazade:
Alle?
Selim & Roxelane:
Alle?
Harun:
Ich möchte sie den Haremsdamen zum Geschenk machen, was denkt Ihr darüber, liebe
Stiefmutter?
Roxelane:
Natürlich… eine wunderbare Idee…
Selim:
Welchen der Stoffe darf ich für meine Herrin wegpacken?
Aladin:
Wie wäre es mit einem Schleier für die gnädige Herrin aus diesem Stoff hier? (holt einen
groben und dunklen Stoff hervor)
Roxelane:
Für mich?
Aladin:
Der ist weder grell, noch kratzt er.
Selim:
Ein Schleier für meine Herrin aus diesem einfachen Stoff?!
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Roxelane:
Einfach und schmucklos?!
Harun:
Wenn Ihr es wünscht, Stiefmutter.
Roxelane:
Na ja…ich..
Harun:
Das war ein Witz. Nicht wahr, Schneiderin?!
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Ein Witz… natürlich… ha… ha... ha…
(Auch der Sultan lacht laut auf. Die anderen stimmen verlegen mit ein.)
Roxelane:
Natürlich… sehr witzig…
Harun:
Wenn ich ehrlich sein soll, wäre es mir lieber, ihr würdet mir aus diesem einfachen Stoff einen
schlichten Kaftan nähen.
Scheherazade:
Aus diesem Stoff?!
Harun:
Einfach und schmucklos. Ihr dürft gern Maß nehmen…
(Scheherazade packt ihr Maßband aus und nimmt ganz verliebt Maß beim Sultan.)
Aladin:
Nur nicht übertreiben, Scheherazade!
Scheherazade:
Warum soll es eigentlich nur so ein einfacher Stoff sein, oh Beherrscher der Gläubigen?
Harun:
(leise) Das wird mein Geheimnis bleiben. Wie heißt du?
Aladin:
Das ist Scheherazade und ich bin Aladin… Aladina… Bis wann benötigt Ihr das Gewand,
mächtiger Sultan?
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Harun:
Bis morgen Früh, zum Sonnenaufgang.
Scheherazade:
Bis morgen Früh also...
Aladin:
Bis zum Sonnenaufgang?!
Harun:
Dann sehen wir uns morgen in aller Früh an der Hohen Pforte. – Hier, euer Geld. (übergibt
ein Säckel mit Geld und geht ab)
II, 8. Szene
Aladin:
(das Geld zählend) Er gefällt dir, stimmt´s? Mir gefällt seine Großzügigkeit.
Scheherazade:
Irgendwie hat er mich an jemanden erinnert…
Aladin:
Wo sollen die Stoffe hin, mächtige Herrin?
Roxelane:
Mein Diener nimmt sie euch ab. – Selim!
(Selim nimmt ein paar Stoffe und geht damit zu seiner Herrin.)
Selim:
Die beiden kommen mir sehr verdächtig vor, Herrin, wie sie den Sultan so umgarnen konnten.
Roxelane:
Allerdings! Immerzu lässt er sich von den Armen so einwickeln... und denkt dabei, er tut
etwas Gutes...
Selim:
Ich werde sie mal unter die Lupe nehmen.
Aladin:
Jetzt haben wir einen Berg Arbeit vor uns. Ein Kaftan bis zum Sonnenaufgang… Kannst du
überhaupt nähen?
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(Die beiden wollen mit dem leeren Wagen ab gehen.)
Selim:
Hey du, nimm den Schleier ab.
Aladin:
Was? Ich?!
Scheherazade:
(leise) Los, jetzt müssen wir wirklich Leine ziehen…
Selim:
Ich will dein Gesicht sehen…
Scheherazade:
Meines? Was für ein Skandal.
Selim:
Nein, ihres da!
Aladin:
(mit verstellter Stimme) Du schlimmer Lümmel du… fang mich, wenn du es sehen möchtest…
und vielleicht gibt es auch ein Küsschen…
(Selim jagt Aladin, während sich Scheherazade mit dem leeren Wagen dem Ausgang nähert.)
Selim:
Ich kriege dich schon...
Aladin:
Du Muskelprotz magst es hier haben, aber ich habe es dafür hier...
(Aladin und Scheherazade flüchten mit ihrem Wagen von der Bühne. Selim folgt ihnen
mühsam.)
II, 9. Szene
Roxelane:
Selim!
Selim:
(atemlos) Ja, meine Herrin? (geht zurück zu Roxelane)
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Roxelane:
Vergiss die beiden, wir müssen uns um meinen Stiefsohn Harun el-Raschid kümmern.
Selim:
Warum hat der Sultan für sich selbst so einen einfachen Stoff ausgesucht und alle anderen
kostbaren Stoffe verschenkt er?
Roxelane:
Ganz einfach, Selim. Ich bin längst dahinter gekommen, dass unser bescheidener und
großzügiger Sultan des Nachts verkleidet durch die Straßen der Stadt zieht.
Selim:
Warum denn das?
Roxelane:
So will er mehr über sein Volk erfahren.
Selim:
So? Er sollte sich an Euch ein Beispiel nehmen.
Roxelane:
Statt etwas vom Volk zu lernen, sollte er dem Volk lieber etwas lehren.
Selim:
Das Fürchten?
Roxelane:
Ja! So wie ich das Fürchten lehre.
Selim:
Oh ja...
Roxelane:
Letzte Nacht habe ich den verkleideten Sultan in eine Schlägerei verwickeln lassen.
Selim:
Ihr, Herrin?
Roxelane:
Ich habe einer berüchtigten Räuberbande Geld geboten, dass sie sich des Fremden
annehmen… dummerweise konnten er die gesamte Truppe überwältigen…
Selim:
Alle auf einmal?
Roxelane:
Ja. Was mir ein Rätsel ist… es waren Ali Baba und die 40 Räuber.
Selim:
Dafür ging offenbar sein Kaftan kaputt.
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Roxelane:
Deshalb braucht er einen neuen. Aber wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung
machen.
Selim:
Ich liebe Eure Gemeinheiten, geliebte Herrin.
Roxelane:
Sehr schön. Ich liebe meine Gemeinheiten auch. Selim. Die Menschen fürchten Euch umso
mehr... mehr noch als sie den Sultan lieben...
Roxelane:
Sie haben ja auch allen Grund dazu. Nicht mehr lange und es wird keinen bescheidenen und
großzügigen Sultan mehr geben. (lacht laut auf)
Selim:
Nur eine Sultanine?
Roxelane:
Ja!
(Selim stimmt in das Lachen ein. Roxelane bricht abrupt ihr Lachen ab.)
Roxelane:
Nein!
Selim:
Nicht? Ich dachte, meine Herrin wollte…
Roxelane:
Wenn ich eine Sultanine bin, dann bist du eine Rosine.
Selim:
Bitte verzeiht mir, Herrin.
Roxelane:
Ich bin doch kein Dürrobst.
Selim:
Nein, das seid ihr wirklich nicht.
Roxelane:
Wenn, Selim, dann wird ich Sultanin!
Selim:
Oh, mächtige Beherrscherin der Gläubigen… natürlich eine Sultanin…
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(Beide gehen ab. Der Teppich tritt auf.)
II, 10. Szene
Schahrîjaâr:
Schnell…wir dürfen Scheherazade nicht verlieren. – Ja, was klotzt du denn so.
Schâh Samân:
Es ist so schön hier… hier im Harem…
Schahrîjaâr:
Besonders die erlesenen Teppiche.
Schâh Samân:
Die Springbrunnen… die Pflanzen…
Schahrîjaâr:
Die Pfauen…
Schâh Samân:
Wo die zwei wohl hin wollen?
Schahrîjaâr:
Roxelane und Selim?
Schâh Samân:
Nein, Aladin und Scheherazade.
Schahrîjaâr:
Zum Basar natürlich… dort wird dieser Aladin sein Geschäft haben…
Schâh Samân:
Aladina… Abflug...
Schahrîjaâr:
Abflug... vor bei an den schönen Gärten des Sultans... vorbei an den Türmen mit ihren
Turbanhauben...
Schâh Samân:
Hinweg über die Moscheen mit dem Mineretten.
Schahrîjaâr:
Der Muezzin ruft zum Gebet...
Schâh Samân:
Achtung...
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Schahrîjaâr:
Eine Kurve!
Schâh Samân:
Aaaaaa...
Schahrîjaâr:
Aaaaa... wie du wieder fliegst!
Schâh Samân:
Ich?! Du!
Schahrîjaâr:
Durch den Torbogen...
Schâh Samân:
Das wird eng...
Schahrîjaâr:
Geschafft... genau hinein in den Basar...
Schâh Samân:
Da vorn steht es schon ganz groß geschrieben…
Schahrîjaâr:
Aladins Schneiderei.
Schâh Samân:
Landung! (geht ab)
(Licht aus.)
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