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4
Winter
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
4
Winter
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung durch Doris, Daphne und Dorothee……………….….….................................... 4
Druckservice, Download, Spendenaufruf…………………………………………….……….……….. 5
Selbert-Preis für Uscha Madeisky eine Auszeichnung für ein Lebenswerk……………………………………………..……………….6-8
Festakt im Biebricher Schloss –
Verleihung des Elisabeth-Selbert-Preises…………………………………………………………9-11
Zuschriften und Glückwünsche……………………………………………………...…………..….. 12-14
Am Nabel der Welt – Die Osterinsel……………………….……..…...……….………….……. 15-17
Die Wurzeln von Frau Percht………………………………………………………….………………18-22
Fährten, Spuren, Zeichen – Ein Gedicht……..…………………….……………………..…………..23
Die Weihnachtsgurke – kurioser Schmuck am Weihnachtsbaum……….…………….. 24
Die Weihenachtsquitte…………………………………………………………………………….……………25
Post zur Weihnachtszeit……………………………………………………………………………………….25
Kämpfen für die Würde der Frau……………………………………………………………………26-28
Die Steinalte………………………………………………………………………………………….…………29-30
Großmütter werden dringend gebraucht – Eine Karikatur……………….…………..……..30
Rat der Großmütter beim Pacha-Mama-Camp….……………………….………………….31-32
Meine Mutter will Schutzengel werden – eine Tochter schreibt uns…..……….33-34
Die wild-weise Großmutter aus anderer Zeit – Oder: Rotkäppchen…….….….. 35-38
Lebensräume – über die Aneignung von Räumen……………………………………….. 39-41
GODEWEG
Rund um Kalchreuth………………………………………………………………………………………. 42-44
Geographische Irrungen und Verwirrungen –
Eine Richtigstellung: Osnabrücker Land und Ostfriesland……….…….…………….. 45-46
Osnabrücker Land – Großsteinanlage am Wiemelsberg………………………………. 47-48
Ostfriesland – Das ewige Meer bei Aurich…………………………………………………….49-50
Frauenkult(ur)geschichtliche Wanderreise im Hegau………………………………………… 51
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Inhaltsverzeichnis
Die heiligen Hügel der Göttin im Donautal…………………………………………………………….52
Die Filmlöwin – Ein feministischer Blog
Gut gebrüllt: „Wo die freien Frauen wohnen“………………….……….……………………….53-56
Der rote Faden – Familienaufstellungen aus matrilinearer Sicht………………………57-59
Prof. Dr. Mariam Irene Tazi-Preve kommt nach Europa………………………………………… 59
Von Rebellinnen, Querdenkerinnen und anderen wagemutigen Frauen………….60-61
Wie der 25. November zum „Welttag für Frauenschutz“ wurde…………………………… 61
Neues aus dem Ahninnenwald –
unserem matriarchalen Archiv in GÖTTINgen………………………………..…………………..62-63
Buch: Mutterland um Säuling und Aggenstein – Elisabeth Wintergerst………..………64
Buch: Gewalt im Namen Gottes – Christa Mulack………………………………………….……… 64
Buch: Verbundensein – Jahreskreisfeste mit allen Sinnen feiern
- Diana Monson………………………………………………………………………………………………………..65
Matri-Sanktion: „Beschämend und unverantwortlich“ Die Ausstellung „Mädchenland“ bedient Pädophile………………………….………………..66-70
Wider besseren Wissens zeigt „terre des femmes“ diese Ausstellung………………71-73
Matri-Sanktion: An die Hamburmer Morgenpost………………………………………….…….….74
CD: Unsere Seele im Jahr der Erde – Cécile Keller………………………………….………………74
Die Mutterlandschilder – Verlosung…………………………………………………..……………… 75-78
Aung San Suu Kyi – aus dem Film über die Nobelpreisträgerin…………………………… 79
Tag der Nachhaltigkeit im Mutterland………………………………………………………………..80-81
Themen beim nächsten Mal + Impressum…………………………………………………………….. 82
Alle sagten,
es sei unmöglich.
Und dann kam eine,
die wusste das nicht
und tat es.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Begrussung durch Doris, Daphne
und Dorothee
Liebe Leserinnen,
das erste Jahr der neu geschaffenen "Mutterlandbriefe" geht zu Ende.
Vor Euch liegt die Nummer 4, die Winterausgabe.
Wieder sind es 82 Seiten geworden, mit vielfältigen Anregungen:
Die Percht rast im Sturmgebraus und die Großmütter versprechen, dass
sie nicht nur die Zukunft hüten, sondern auch Rotkäppchen. Großmütter
helfen auf Smartphones starrende und dadurch abwesenden Jugendlichen
über die Straße. Die Steinalte ist im Heilehaus gelandet. Und eine Greisin
weiß, dass sie einmal Schutzengel werden wird. Alles sehr zuversichtliche
Bilder.
Gegen Ende unserer frohen Briefe müssen wir Euch leider mit schrecklichen Bildern konfrontieren. Fotos von Mädchen aus dem matriarchalen
Stamm der Khasi im Nordosten Indiens, die auf Pädophälie hin getrimmt
worden sind. „Terre des femmes“ hat die Ausstellung in Tübingen zu verantworten. Obwohl von uns und sehr vielen Frauen und Frauenorganisationen aufgeklärt, zeigten sie diese Ausstellung wieder besseren Wissens.
Schaut bitte selbst und protestiert auf allen möglichen Wegen.
Dafür wünschen wir Euch Kraft!
Möge das Lesen der Mutterlandbrief Euch Fräude bringen!
Doris, Daphne und Dorothee
Nach der Redaktionssitzung ist vor der Redaktionssitzung…!
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
:
Eine Ruckseite fur die Zeitung
Für alle Frauen, die sich die Mutterlandbriefe ausdrucken oder von
Brüder und Enkelkindern ausdrucken
lassen, haben wir eine Rückseite entworfen, die ihr beim Binden verwenden könnt.
Spendenaufruf
Gespendet werden sowohl Jahresbeiträge, als auch Einzelbeträge pro
Heft. Jede noch so „kleine“ Spende
bringt uns weiter.
Mehrere Frauen spenden uns z.B.
jeden Monat 5 Euro. Das klingt nach
wenig, führt aber übers Jahr zu einer
Spende von 60 Euro.
Alle Frauen, die noch nicht gespendet haben, sind weiterhin aufgerufen,
uns nach den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zukommen
zu lassen (Kontonummer s. Druckservice).
Auch Sachspenden sind willkommen!
Download
Die Zeitung kann auf der Seite
www.mutterlandbriefe.de heruntergeladen werden.
Druckservice
Auf Grund der Nachfragen bieten
wir einen exklusiven Service für
Frauen an, die, aus welchen Gründen auch immer, eine Ausgabe der
Mutterlandbriefe auf Papier erhalten wollen.
Wir bitten in diesem Fall um Überweisung des Selbstkostenpreises von
10 Euro. Das Porto ist darin enthalten.
Bitte schickt uns nach der Überweisung eine E-Mail mit der Bitte um den
Ausdruck, da es für uns aus dem Überweisungstext oft nicht ersichtlich ist,
ob es sich um eine Spende oder um eine Überweisung für den Ausdruck
handelt!!!
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
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SelbertSelbert-Preis fur Uschi Madeisky
Ehrung für ein Lebenswerk
Die „Neue Presse Frankfurt“ schreibt am 19.10.2015
Die Frankfurter Filmemacherin Uschi Madeisky wird vom Land Hessen für
ihr Lebenswerk geehrt – weil sie dieses einer alternativen Gesellschaftsform
widmet, in der Frauen dominieren, ohne zu herrschen: Dem Matriarchat
ferner Kulturen. Foto: Leonhard Hamerski Die Filmemacherin Uschi
Madeisky erhält den Elisabeth-Selbert-Preis. Ihr Thema war und ist das
Matriarchat in fremden Völkern – sie reiste unter anderem schon nach
Polynesien, Indonesien, Afrika und China. Vom Preisgeld geht’s demnächst
nach Sumatra.
Mütter im Zentrum
Anfang der 90er Jahre machten Archäologen im türkischen Anatolien eine
besondere Entdeckung: Sie gruben zehntausend Jahre alte Skulpturen aus.
„Nur weibliche Figuren, Göttinnen aus der Steinzeit“, berichtet Uschi
Madeisky. Die Figuren erzählten ihr von einem Bild, „wo Mütter im
Zentrum der Gesellschaft lebten“. Madeisky, studierte Soziologin und
Pädagogin, vor allem aber erfolgreiche Filmemacherin aus Frankfurt,
befasste sich daraufhin mit dem Begriff des Matriarchats – und lernte, dass
diese Gesellschaftsform noch immer in fernen Kulturen existierte. Sie
begann nach Indien, China, Eritrea zu reisen.
Ihr
Lebenswerk:
Matriarchate
in China,
Afrika,
Indonesien,
Polynesien
Beim Volk der Khasi im Nordosten Indiens wird die Gesellschaft durch eine
weibliche Erbfolge organisiert. Und die Männer schätzen das durchaus.
Im November erhält Uschi Madeisky nun vom Land Hessen den ElisabethSelbert-Preis für ihr Lebenswerk. Die Namensgeberin des Preises wird
prominent in der deutschen Verfassung zitiert. Artikel 3 Absatz 2 lautet:
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Der Preis wird daher
Menschen verliehen, die sich besonders für diese Gleichberechtigung
einsetzen.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Uschi Madeisky täuschte sich damals also nicht, als sie begriff, dass die
Archäologen ihr Lebensthema ausgegraben hatten: „Dafür habe ich mein
Handwerk gelernt“, sagt die Filmemacherin. Schon in den 70er und 80er
Jahren hatte sie sich mit Frauenthemen beschäftigt: „Beim Fernsehen
wollte man aber nicht, dass Frauen objektiv über diese Dinge berichteten.“
Weibliche Erbfolge
“Dafur
:
Lange Zeit war Madeisky daher auf die filmische Dokumentation
alternativer Heilmedizin spezialisiert, machte aber auch Filme mit fiktiven
Stoffen. Noch Anfang der 90er begegnete ihr die schiere Ignoranz
gegenüber dem Matriarchat: „Einen Fernsehbeitrag lehnte ein Redakteur
ab mit den Worten: ,Das hab’ ich doch zu Hause’“, erzählt Madeisky. Diese
grundsätzliche Ablehnung des Themas sei aber „ein Riesenfehler“ und
entspreche purer Unwissenheit: „Frauen herrschen nicht“, weiß sie nämlich
– im Matriarchat bildeten sie vielmehr einen „symbolischen Mittelpunkt“.
habe
ich
mein
Handwerk
gelernt.“
Uscha
Beim Volk der Khasi im Nordosten Indiens etwa wird die Gesellschaft
durch eine weibliche Erbfolge organisiert. „Frauen sind die
Kollektivbesitzerinnen von Haus, Grund und Boden. Männer stehen stark
hinter dieser Organisation“, erläutert Madeisky: „Dort gibt es einen
unglaublich friedlichen und respektvollen Umgang der Geschlechter.“ Man
lebe bei den Khasi und auch in anderen Matriarchaten in großen Clans, die
die Individualität der Mitglieder stützten, aber wie eine Form des
Urkommunismus funktionierten: „Sie vergleichen und bewerten nicht. Es
gibt keinen Wettkampf. Sie kommen zu allem, was sie brauchen, aber
nicht durch Anhäufung von Geld, sondern durch Verteilung.“ Als Grundbild
der Gemeinschaftsidee stehe die mütterliche Fürsorge.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Für Frauen habe der Verbleib im Mutterhaus einen ganz einfachen Vorteil:
„Häusliche Gewalt wird es nie geben“, so die Filmemacherin. Bei den
Mosuo im Südwesten Chinas ziehe der Mann zum Beispiel zur Frau, bleibe
aber stets Gast, der sich seinem Mutterclan zugehörig fühle. In unseren
Breitengraden sei dabei besonders gewöhnungsbedürftig, dass Männer
auch keine Vatergefühle kennen. „Sie fühlen sich eher den Kindern ihrer
Schwestern verwandt.“
Eine rückständige, weil traditionelle Lebensweise führten die matriarchalen
Kulturen indes überhaupt nicht, betont Uschi Madeisky. Die Völker lebten
nicht alle auf dem Land und von Ackerbau, sondern durchaus auch in
Städten. „All diese Kulturen nutzen Bildung, um ihr System
aufrechtzuerhalten.
Sie leben nachhaltig.“ Und im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften
wüchsen die Khasi, Mosuo oder andere nicht mit einem emotionalen
Mangel auf, der sie als Erwachsene nach immer „mehr, mehr, mehr“
streben lasse, ohne jemals Sättigung zu erfahren.
:
Hausliche
Gewalt
gibt es
nicht.
Reise nach Sumatra
Für Uschi Madeisky selbst gilt dieser Mangel nicht. Sie wirkt zufrieden mit
ihrem Leben, lehrt an der Akademie Alma Mater, ist nicht mehr auf
Fernsehgelder für neue Filmproduktionen angewiesen.
Das Preisgeld von 5000 Euro – die andere Hälfte des Preises erhalten
Filmemacherinnen, die das Leben von Elisabeth Selbert verfilmten – will sie
für ihre nächste Dokumentation verwenden. Wo?
Bei den Minangkabau auf Sumatra.
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Festakt im Biebricher Schloss –
Verleihung des Elisabeth-Selbert-Preises
Die Mitfeiernden ehe der Festakt beginnt. Uscha beugt sich gerade zu Minister
Grüttner, rechts von ihr sitzt ihre Schwester Elke.
Es ist ihr
gelungen,
weil viele
vor ihr
gewirkt
haben und
viele mit
ihr
zusammen
wirken.
Dagmar hält die Laudatio und wie Renate Miron sagt, ist es ihr darin wunderbar gelungen, Uscha, Johann Sebastian Bachofen, Elisabeth Selbert und die
indigenen Völker Nordamerikas zu einem großen Ganzen zu verweben.
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Die Preisträgerin mit der Verleihungsurkunde und dem Scheck. Damit ist die Postproduktion
für den nächsten Matriarchatsfilm von tomult&töchter garantiert.
:
Aus der Ansprache des Sozialministers Stefan Grüttner:
Uschi Madeiskys Filme lenken den Blick nicht nur auf die in der Ferne lebenden
Völker, sondern geben darüber hinaus auch eine Vielzahl von zukunftsweisenden
Impulsen für ein friedliches und partnerschaftliches Miteinander von Frauen und
Männern. Die besondere Preiswürdigkeit des künstlerischen Schaffens von Uschi
Madeisky wird durch ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Originalität bei der
filmischen Erkundung
des Zusammenlebens
von Frauen und Männern
im Zeichen von Toleranz
und Respekt unterstrichen.
In einer Welt, in der Mädchen und Frauen allein
wegen ihres Geschlechts
Gewalt erfahren und häufig als wertlos gelten, vermitteln die mit einer starken visionären Kraft und
vielen positiven Beispielen
weiblicher Stärke ausgestatteten Filme der PreisDaniela Parr, "gelernte Filmemacherin wie die Preisträgerin Ermutigung,
trägerin selbst", hat die festlichen Abläufe mit der
Selbstachtung und IdenKamera festgehalten und Eva Voosen, die "einfühltitätsstiftung.
same Cutterin", wird das Dokumentierte montieren.
:
Uschas Großnichte Louiza, die von der Größe des Schecks beeindruckt war, nahm es zum
Anlass damit Cheerleading zu spielen.
"Ich bin
kleine
Barin,
Ursula,
Gertruds
Tochter,
vom
Stamm
der
Schildkroten.“
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Allen Feiernden wurde
von den matriarchatskundigen Fräundinnen
ein Mitbringsel überreicht: Kleine, festliche
Briefe mit matriarchalen
Orakelsprüchen und
entsprechenden Symbolen als Begleitung für
den Weg, auf dem die
Welt sich zum Guten
wandelt.
Hemma Ecker
Gerlind Hofmann
Für die Preisträgerin Uscha bot sich unter anderem die Gelegenheit ihrer
Familie Dank zu sagen, sie betonte:
„Wohlgemerkt meiner Ursprungs-, meiner Herkunftsfamilie, meinem Klan.
Wir leben seit 13 Jahren wieder zusammen in einem Haus am Stadtrand
von Frankfurt. Ganz nach matriarchalem Vorbild.
Meine Schwester, meine Nichte, meine Großnichte und seinerzeit auch
unsere Mutter Gertrud. Wir, und das versichern wir uns gegenseitig immer
wieder gerne, sind mit dem Zusammenleben in der matrilinearen Großfamilie sehr glücklich. Wir können uns auf einander verlassen und fühlen
uns nicht kontrolliert, sondern unterstützt. Eine jede von uns setzt alles
ein, dass es der jeweils anderen so gut wie nur möglich geht.
"Dir
selbst
bist du
eine gute
Mutter,
Schwester
und
Geliebte."
Die Liebe zueinander ist beständig. Deshalb erschüttert es uns nicht übermäßig, wenn Liebesbeziehungen, die wir nach außen haben, kommen und
auch wieder gehen. Das haben diese Beziehungen ja so an sich. Für uns
bricht da keine ganze Welt zusammen.
Wir geben uns gegenseitig Fürsorge, Schutz und Geborgenheit. Und aufgrund dieser Lebensweise konnte ich mich ganz und gar meinem Lebensthema widmen.
Sie schloss mit den Worten:
„Euch, meinem Mutterclan, danke ich von Herzen!“
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
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:
Zuschriften und Gluckwunsche
Liebe Uscha,
Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerin der einen Grundgesetzmutter von der Preisträgerin der anderen Grundgesetzmutter Helene
Weber, den ich Anfang Juni von der Sozialministerin in Berlin, Frau
Schwesig, in Empfang nehmen durfte. Ich wünsche dir berauschenden
Momente während und nach der Preisverleihung und bin stolz für uns
Goden und die matriarchale Bewegung in Deutschland, dass ein anderes
Miteinander der alten mütterlichen Ordnung seine Würdigung in uns
findet. Leider kann ich nicht kommen, da wir gerade unseren jährlichen
Tanzurlaub auf den griechischen Inseln machen. Viele Anregungen gab
es in den neuen Mutterlandbriefen für die Mütter der Töchter und deren
Menstruationszyklen, habt vielen Dank dafür... Ich schickte den Link an
die Frauen unserer Gruppen weiter. Es ist gut, dass ihr die Onlineausgabe
der Mutterlandbriefe herausgebt, so bleiben unsere Themen im
Bewusstsein.
Liebe Grüße auch an
Dagmar und Daniela,
aber besonders
schwesterlich an
dich von Elisabeth.
Elisabeth Schwerin
Liebe Uscha
Herzliche Gratulation
zum Filmpreis, das
ist ja eine super
Anerkennung, nicht
nur für dich, sondern
auch für die Matriarchats-Sache. Ich werde das am MosuoTag noch gebührend erwähnen.
Christina Schlatter
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Liebe Daniela
Nochmals vielen herzlichen Dank für Euer Sein an der Tagung in St.Gallen!
Euren Film im Beisein von Euch zu erleben ist einfach immer wunderbar,
so lebendig im Austausch und in einer von Euch 3 einbringenden
matriarchalen Energie!
Mit lieben Grüssen
Edith
Liebe Uscha,
hab vielen Dank für meinen ersten
MutterlandBrief und die Aufnahme
in den Verteiler. Beim Reinlesen:
wichtige und interessante Themen.
Wir haben regelmäßig Kommilitoninnentreffen, alles frauenbewegte
Frauen, da werde ich nächstes Mal
kräftig werben.
Gestern war ich bei einem Bio-Bäcker unseres Bio-Vertrauens.
Neben der Kasse liegt auch immer eine kostenlose Bibel zum Mitnehmen.
Vermutlich sind sie sehr christlich. Vielleicht ist so die Namensgebung
eines von mir neu entdeckten Gebäcks entstanden: Fastenwähe. Das
angehängte Foto lässt zumindest auf die Phantasie der Entwicklerin
schließen...
Und sei du warm umarmt,
Ulrika
Liebe Uscha,
herzlichen Glückwunsch!! Das ist ja toll. Natürlich für uns alle, aber am
meisten selbstverständlich für dich. Ich habe mir den Termin notiert und
werde nach Wiesbaden kommen. Ansonsten auch Glückwunsch zu den
Mutterlandbriefen. Sie gefallen mir von mal zu mal besser. Euch gelingt
eine gute Mischung aus Wissensvermittlung, Berichten, politischen
Aktionen /Aktivitäten etc. (Und die Zeitung erscheint tatsächlich .......)
Beste Grüße,Renate Miron
Ihr Lieben Frauen, Uscha, Dagmar, Daniela,
habt ganz herzlichen Dank für Eure neueste Ausgabe Eurer
Mutterlandsbriefe über die ich mich sehr sehr freue, ♡ ♡ ♡ ein Herz
für jede von Euch.
Nun lese ich mich mal, Schritt für Schritt durch Eure, immer wieder so
spannenden Hinweise ! Was für eine Freude, dass es Euch und dieses
Schaffen gibt !
Für heute erstmal ganz liebe Grüsse von Marianne aus dem Westerwald.
Marianne Wex
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Ein echter Brief
mit Schreibmaschine
geschrieben!
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Am Nabel der Welt
Die Osterinsel
Die Menschen auf der Osterinsel lassen ihre Traditionen wieder
aufleben
Es ist schon ein besonderes Gefühl, auf einem Stückchen Land inmitten
des riesigen, pazifischen Ozeans zu sitzen, 3800 km vom Festland Chiles
und 2073 km von der nächsten bewohnten Insel, Pitcairn, entfernt. So ein
Gefühl, als wäre frau alleine auf dieser Welt, weitab vom Alltag, ganz
konzentriert auf dieses Fleckchen Erde, das einst durch drei Vulkane zu
seiner heutigen Form gewachsen ist. Das Stückchen Land ist die 180 qkm
große Osterinsel, von den Einheimischen Rapa Nui (Entferntes Land) oder
Te Pito o te Henua (Nabel der Welt) genannt, die der holländische
Admiral Jacob Roggeveen an Ostern 1722 entdeckte.
Da war die Osterinsel schon lange besiedelt. Mit dem Flugzeug in fünf
Stunden von Santiago de Chile über das Meer angereist, ist es heute
kaum vorstellbar, wie Menschen mit den vor 1500 Jahren zur Verfügung
stehenden Mitteln jemals zu der „entlegensten Insel der Welt“ gelangten.
Wer die ersten Siedler waren, darüber
gibt es verschiedene, teils absurde
Theorien, wie die der Außerirdischen
von Erich von Däniken. Sehr wahrscheinlich wanderten die Menschen
von Polynesien ein, dafür spricht auch
die Physiognomie der wunderschönen
Ur-InselbewohnerInnen, die nicht nur
ihr Eiland, sondern auch sich selbst
und ihre Sprache Rapa Nui nennen.
Dass sie seit 1888 zu Chile gehören,
gefällt vielen Einheimischen nicht,
wurden die Rapa Nui von der chilenischen Regierung doch sehr schlecht
behandelt, bis in die 1950er Jahre
durften sie zum Beispiel die Insel
nicht verlassen. 1914/15 versuchte
die Hellseherin Maria Angata Pakomio
Die überlebensgroßen Moai-Skulpturen
mit einer Gruppe ihrer Anhänger in
sollen keine Götter darstellen, sondern
vergötterte Menschen.
einem Aufstand die Insel von den
Chilenen zurückzuerobern, doch die
Revolution wurde blutig niedergeschlagen. Auch heute gibt es zahlreiche
Stimmen, die eine Unabhängigkeit vom „Mutterland“ fordern, obwohl
dieses heute sehr viel Geld in die Insel steckt, etwa bei der kostenlosen
Gesundheitsversorgung für die rund 5000 Einwohner.
Ihre
Sprache
nennen
sie
Rapa Nui.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Rapa Nui in der Schule
Von der Kultur der Rapa Nui war bei der Annektierung durch Chile nicht
mehr viel übrig. Frühere Besucher hatten Zeugnisse davon zerstört oder
beschädigt – wie die Rongorongo-Schrifttafeln oder die überlebensgroßen
Moai-Skulpturen - und schleppten Krankheiten ein. Es lebten damals
gerade noch 111 Menschen auf der Osterinsel, davon 36 Rapa Nui in mehr
als einer Generation. Erst ab den 1970-er Jahren rückten die Kultur, die
Traditionen, Sitten und Gebräuche wieder mehr in den Mittelpunkt des
Insellebens. 1975 wurde der erste Rapa Nui-Unterricht eingeführt, ab 1984
wurde die Folklore zum Pflichtfach an den Schulen.
Seit 1967 feiert die Insel Ende Januar/Februar zwei Wochen lang wieder das
traditionelle „Tapati Fest“. Rund um die Wahl einer „Königin“ werden
zahlreiche künstlerische und sportliche Wettbewerbe abgehalten,
traditionelle Tänze und Gesänge aufgeführt, es gibt Ausstellungen, Umzüge
und am Ende die Krönung der Miss Rapa Nui. Es ist ein Festival von und für
die InsulanerInnen, für die Erhaltung der Kultur, und hat nichts mit einer
„Misswahl“ zu tun. Monatelang dauern die Vorbereitungen, es wird viel
Geld und Zeit dafür investiert. Zwei ledige und kinderlose Kandidatinnen
und ihre Teams - die von den Familien und jeweiligen Anhängern gebildet
werden – „kämpfen“ mit Musik, Tanz, Gesang, dem traditionellen
Fadenspiel, Fischen, Reiten, Rudern, Schnitzen, der Herstellung von Matten
und Gewändern um Punkte für ihre Kandidatin, die von einer Jury vergeben
werden.
:
:
Der „Nabel der Welt“ soll
durch die Berührung der
Steine Energie spenden.
Das
TapatiFest:
Tanze,
Gesange,
Ausstellungen
und Umzuge
:
Tapati-Königin für ein Jahr
Ein Teil des sportlichen Wettbewerbs ist das Bananenstamm-Rennen junger
Männer um die halbe Insel oder das Surfen auf Schilfmatten. Während das
heute friedlich und fair abläuft, waren die Wettbewerbe in früheren Zeiten
wesentlich brachialer, Kevin Costner hat dies in dem von ihm produzierten
Film „Rapa Nui“ auf der Grundlage des „Vogelmannkultes“ dargestellt.
InselbesucherInnen dürfen nicht nur zuschauen, sie dürfen an Tänzen und
Paraden teilnehmen und sich sogar in die Anhängerschar der jeweiligen
Kandidatinnen einreihen. Die Gewinnerin wird die symbolische TapatiKönigin für ein Jahr, ohne offizielle Funktionen oder politische Macht.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Nicht nur mit dem Tapati Fest wird die alte Kultur in das heutige Leben
auf der Osterinsel integriert. Ein schönes Beispiel für ein machbares Miteinander ist der sonntägliche Gottesdienst. Der Pfarrer hält in der vollen
Kirche seine Predigt in spanischer Sprache, dazwischen ertönen Gesänge
in Rapa Nui, und die geschnitzte Mutter Gottes hat einen stilisierten
„Vogelmann“ auf dem Kopf sitzen. Auch die Fassade und das Innere der
Kirche sind sowohl mit christlichen als auch mit religiösen Symbolen der
Rapa Nui geschmückt.
:
BesucherInnen
wollen
fur immer
bleiben.
Verbindung: Die geschnitzte Maria
hat einen Vogelmann auf dem Kopf.
An diesem paradiesischen Strand landete 1722 der Entdecker der Osterinsel.
Die Atmosphäre auf der Osterinsel mit ihrem polynesisch/karibischen Flair
ist entspannt, die Rapa Nui sind sehr freundlich, BesucherInnen fühlen sich
wohl. Manche so wohl, dass sie für immer bleiben. Während ihres zeitlich
begrenzten Aufenthaltes hat die Autorin drei deutschsprachige Menschen
getroffen, welche die Liebe einst zum Bleiben bewegt hat und die heute in
den hier lebenden Großfamilien voll integriert sind. „Migranten“ aus aller
Welt sind hier willkommen. Wer also auswandern möchte und Lust auf ein
kleines paradiesisches Fleckchen Land mitten im riesigen Pazifik, am "Nabel
der Welt", hat, wird auf der Osterinsel sicher herzlich empfangen.
Helge Ebbmeyer
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Alle Fotos: Helge Ebbmeyer
Der Artikel ist zuerst erschienen im Frauenmagazin MATHILDE Darmstadt,
Heft 137, Sept./Okt. 2015
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Wurzeln von Frau Percht
Wie unsere heimische Göttintradition Eingang in das
Salzburger Brauchtum gefunden hat und darin fortlebt
Schon Jahrtausende vor den Kelten und Germanen wurde die Erde als
vorchristliche, dreifache Göttin verehrt. Für die Menschen verkörperte die
Göttin die mütterliche Erde und den Kreislauf des Lebens, der alle Wesen der
Erde umfaßt. Unabhängig von allen sonstigen Weltbildern verkörpert sie
damit Grundtatsachen, die immer Gültigkeit haben. Das Kommen und Gehen
des Lichtes und der Zyklus der Vegetation wurden dabei als der ewige
Kreislauf des Werdens, Wachsens, Welkens und der Wiederkehr des Lebens
aufgefasst und in acht großen Jahreskreisfesten gefeiert.
Als „Frau Holle“ ist sie uns bis heute als „Wettermacherin“ und Hütern des
Apfelgartenparadies im Jenseits vertraut. Als „“Befana“ beschenkt ihre
italienische Göttinschwester die Kinder am 6. Jänner. Je nach Mundart der
verschiedenen Regionen und Kulturkreise wurde sie unterschiedlich benannt,
ihr Kult und die Mythen gleichen sich jedoch im gesamten
mitteleuropäischen Bereich. Hier im Alpenraum ist uns ihre Gestalt als „Frau
Percht“ bis in die heutige Zeit vor allem durch das Brauchtum und die Sagen
erhalten geblieben. Aber auch Ortsnamen wie Berchtesgaden, dem „Sitz der
Percht“ künden bis in die heutige Zeit von ihrem Wirkungsbereich.
Frau Holle:
:
Wettermacherin
und
Huterin
des
Apfelgartenparadies
Die zwei Gesichter der Frau Percht aus dem Gasteiner Land
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Wurzeln von Frau Percht reichen weit in die Epoche der Jungsteinzeit
oder „Alteuropas“, wie die litauische Archäologin Marija Gimbutas diese
Kultur bezeichnet hat, zurück. Sie ist die „Helle, Glänzende, Strahlende“, ihr
Name leitet sich vom althochdeutschen „peraht“ ab, welches wie das
englische „bright“ leuchtend, strahlend, glänzend bedeutet.
:
Junge
schone
Frau
und
altes
furchterregendes
Weib
„An Fried, an Reim und an Gsund“ wünschen die Goldegg-Wenger Perchten.
Ihre Priesterinnen, Schamaninnen, Heilerinnen – „die Perchten“, welche auch
„die Saligen“ genannt werden im Alpenraum und uns hier im Salzburger Land
unter der Bezeichnung „Wildfrauen“ bekannt sind, begleiten Frau Percht. Im
Brauchtum des Salzburger Landes hat die Göttin zwei Gesichter: sie zeigt sich
als junge, schöne Frau, aber auch als altes, hässliches Weib. Kein Frühling
ohne Herbst. Keine Geburt ohne Tod. In Gestalt der Jahreszeiten zeigt die
Natur das beste Beispiel dafür, daß jedes Wachsen im Frühling von entsprechendem Verfall im Herbst und dem Sterben begleitet ist. In früheren Zeiten
waren durch diesen Spiegel der Natur Leben und Tod gleichermaßen präsent
und integriert. Für dieses Gleichgewicht sorgte Frau Percht in ihren beiden
Gestalten: als schwarze Todesgöttin und als weiße Wiedergeburtsgöttin.
Zwei Gesichter – eine Gestalt
In unserer heutigen Gesellschaft wird versucht, den Tod zu verdrängen.
Durch das „ewige Leben“ im Himmel oder in der Hölle soll der Tod nicht
mehr zur Kenntnis genommen werden. Damit wurde aus der weisen, alten
Todesmutter die „Schiachpercht“. Sie wurde dämonisiert, zum Symbol des
„Bösen“ gemacht und soll nun Verderben und Unglück über die Menschen
bringen. Wild und unnahbar kann die Todesgöttin sein und unerbittlich,
wenn die Zeit zu gehen gekommen ist. Doch sie schenkt den Wesen auch
den sanften Tod und nimmt sie als Todesmutter in ihre Arme.
19
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Frau Percht
hutet
die
Geheimnisse
um Geburt,
Leben
und
Tod
In Rauris bringen die Schnabelperchten Glück und Segen für das neue Jahr.
In den Wochen zuvor fegt Frau Percht mit ihrer „Wilden Jagd“ übers Land.
Die Todesgöttin holt, in den Herbststürmen symbolisiert, die Seelen der
Toten in ihre heiligen Berge heim und hütet sie bis zur Wiedergeburt in
Höhlen und Teichen. Die „Wilde Jagd“ ist uns hier im Salzburger Land
ebenfalls überliefert. Wenn auch in späteren Zeiten Kaiser Karl mit seinem
Gefolge daraus geworden ist, welcher nun im Untersberg schlafen soll, so ist
der Zusammenhang mit Frau Percht und ihrem Seelenzug in den Untersberg
deutlich zu erkennen, wenn wir unseren Blick für die Bedeutung der
vorchristlichen Symbolik wieder öffnen.
Der „böse“ Blick, welcher der dunklen Wintergöttin in christlichen Zeiten
zugeschrieben wurde, ist in Wirklichkeit ihr „wissender“ Blick. Sie hütete die
Geheimnisse rund um Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt und gab dieses
weibliche Wissen vor allem in den Spinnstuben an die Frauen weiter. Deshalb
waren die Spinnstuben der Obrigkeit lange Zeit ein Dorn im Auge und es
wurde von kirchlicher Seite wiederholt versucht, diese zu verbieten.
Frau Percht ging dort aus und ein, davon erzählen uns unzählige Sagen. Sie
prüfte dabei jedoch nicht den Fleiß der Spinnerinnen, wie durch die
bürgerliche Hausfrauen-Moral in die alten Mythen hineininterpretiert wurde.
Sondern die Weitergabe der weiblichen Traditionen stand neben dem
Spinnen im Mittelpunkt der Spinnstuben. Die jungen Mädchen wurden von
den weisen, alten Frauen im Auftrage von Frau Percht in das Heilwissen, das
Geburtswissen, die Geheimnisse rund um Tod und Wiedergeburt, die Künste
der Sternenbeobachtung, die Magie des Wettermachens und der
Pflanzenzucht eingeführt. Ein guter, achtsamer Umgang mit diesem Wissen
war wichtig, denn davon konnte das Schicksal des gesamten Clans abhängen.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Schönpercht erscheint nach der Wintersonnenwende. Ihre hohe Zeit sind
die Rauhnächte, welche auch „Mutternächte“ genannt werden. Das
Sonnenkind wurde aus dem Schoß des Kosmos wiedergeboren und bringt
das „neue Licht“ in die Welt, so wie es seit vielen Jahrtausenden Jahr für Jahr
geschieht, damit das neue Leben wieder erwachen und gedeihen kann.
Wiederkehr
des
Lichts
und
neuerwachende
Fruchtbarkeit
Vielerlei alte Symbole und Formen bei den Gasteiner Tafelperchten.
Der 6. Jänner hieß lange Zeit „Berchtentag“. Auch dieses alte Göttinfest
wurde christianisiert und zum „Dreikönigstag“ gemacht. Merkwürdigerweise
ist einer der Könige schwarz, der zweite rothaarig und der dritte ein alter
Mann mit weißen Haaren. Ursprünglich zogen in dieser Zeit die Priesterinnen
von Frau Percht als ihre Vertreterinnen in ihren drei heiligen Farben weiß, rot
und schwarz mit dem wiedergeborenen Licht von Haus zu Haus und
brachten den Menschen den Segen der Großen Göttin für das neue Jahr.
Die Initialen C+M+B bringen bis heute den Segen der Göttin an die
Türschwellen der Menschen. Denn hinter diesen Buchstaben verbirgt sich die
alte Frauentriade „Catharina, Margaretha und Barbara“, welche als christliche
Vertreterinnen der vorchristlichen, dreifachen Göttin gefolgt sind.
Schönperchten erscheinen in unserer Heimat in vielerlei Gestalt: als
Tafelperchten im Pongau, als Schnabelperchten in Rauris, als Tresterer im
Pinzgau, als Glöckler vor allem im angrenzenden Salzkammergut. Eines ist
ihnen allen gemeinsam: sie bringen und symbolisieren das neue Leben, das
wiedergekehrte Licht und die neuerwachende Fruchtbarkeit für dieses Jahr.
Während das Perchtenbrauchtum im Salzburger Land immer noch fest in
männlicher Brauchtumshand liegt, laufen beim Perchtenlauf in Kirchseeon in
Bayern auch wieder Frauen mit. In Ebensee im Salzkammergut erregte vor
21
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
einigen Jahren die erste weibliche Glöcklerinnenpass große Aufregung. Vom
„Eindringen“ der Frauen in „bodenständiges, männliches Brauchtum“ war dort
die Rede.
:
Zuruckschau
und
Vorausschau
Die Zeller Tresterer erwecken mit ihrem Stampftanz
die Fruchtbarkeit der Erde für das neue Jahr.
Frauen dringen durch ihre Teilnahme an den Perchtenläufen jedoch nicht in
etwas ein, was traditionellerweise männliches Brauchtum ist. Diese männliche
Tradition reicht beim Blick auf unsere vorchristliche Kulturgeschichte nämlich
nicht allzuweit zurück. Frauen als Perchten oder Glöcklerinnen nehmen sich
damit etwas zurück, was über Jahrtausende weibliche Tradition und
erdverbundene Spiritualität gewesen ist.
Die Zeit ist reif dafür, uns wieder auf die Suche nach den Ursprüngen, den
kulturellen Wurzeln unseres Brauchtums zu machen und diese reichen viel
weiter zurück, als die meisten bisher ahnen. Möge mein Beitrag dabei
mithelfen, diesem „Zurückschauen“ auf unser Brauchtum einen neuen
Blickwinkel zu verleihen und damit die „Vorausschau“ auf die kommende Zeit
wieder getragen sein vom Leuchten und Glänzen der Percht.
Renate Fuchs-Haberl
Renate Fuchs-Haberl ist Referentin für Moderne Matriarchatsfoschung,
beschäftigt sich mit spirituellen Frauentraditionen unseres Kulturkreises und
lehrt Orientalischen Frauenheiltanz.
In den Raunächten finden Wanderungen auf den Spuren von Frau Percht
zu alten Salzburger Kultplätzen statt. Nähere Informationen dazu:
www.wildmohnfrau.at
Weiterführende Literatur:
„Frau Holle und das Feenvolk der Dolomiten“ von Heide Göttner-Abendroth
„Göttinnen und Götter des Alten Europa: Mythen und Kultbilder“ von Marija Gimbutas
„Der Kult der drei Jungfrauen“ von Ernie Kutter
22
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Fahrten, Spuren, Zeichen
Fährten,
Spuren im Schnee,
in feuchte Erde gedrückte
Pfoten, Krallen,
der Bauch einer Schlange,
Hufe
Füße
mit den Augen begannen die Menschen zu lesen.
Lesen die Tiere an Land mit der Nase?
im Wasser mit ihren Ohren?
Der Tag kam irgendwann,
- die Gedankenfährte im Sand mit dem Finger --zwischen Meer und Land,
schnell von den Wellen genommen,
wie Vogelflug von der Luft.
Doch sie sah das Vergessen,
sie konnte es lesen
und sie wiederholte die Zeichen
wo Wellen nicht sind.
Spuren
im
Schnee...
Bild „Der springende Punkt“
und Gedicht von
Karin von Wangenheim
www.karin-von-wangenheim.de
23
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Weihnachtsgurke
Kurioser Schmuck am Weihnachtsbaum
Auch wenn die Weihnachtsgurke in Deutschland bislang noch ein Schattendasein fristet – in den USA ist man der festen Überzeugung, dass ein deutsches Weihnachtsfest ohne den Baumschmuck undenkbar sei.
Im Laufe der letzten dreißig Jahre haben viele Amerikaner den vermeintlich
deutschen Brauch lieb gewonnen – egal, ob mit oder ohne deutsche Wurzeln. Zur Weihnachtszeit hängen sie sich den Christbaumanhänger in Form
einer Essiggurke aus Glas gerne in den Baum, und das nicht nur aus ästhetischen Gründen: Beim Schmücken werden die sogenannten "Christmas
Pickles" sorgfältig zwischen den Zweigen versteckt.
Am Weihnachtsabend beginnt dann die große Suche nach der Weihnachtsgurke. Diejenige, die den grünen Anhänger als Erste zwischen den Zweigen
findet, wird belohnt. Die Finderin darf zuerst ihre Geschenke auspacken,
bekommt ein zusätzliches Geschenk oder hat im nächsten Jahr eine extra
Portion Glück.
Ein
vermeintlich
deutscher
Brauch...?
Hat die Weihnachtsgurke deutsche Wurzeln?
Auch wenn die Weihnachtsgurke in Deutschland als Weihnachtsdeko weitgehend unbekannt ist – auszuschließen sind ihre deutschen Wurzeln nicht.
So geht die Historikerin Cornelia Oelwein davon aus, dass der Weihnachtsbaumschmuck früher vor allem im bayerisch-thüringischen Raum vereinzelt
bekannt war.
Gestützt wird die These durch eine alte Form zur Herstellung der Weihnachtsdeko, die im Besitz des oberfränkischen Glasbläsers Gernot Weigelt
ist. Die Weihnachtsgurkenform wurde rund um das Jahr 1900 hergestellt
und von Generation zu Generation weitervererbt.
Die witzige Weihnachtsdekoration finden Sie in vielen Online-Shops, aber
auch auf den zahlreichen Weihnachtsmärkten gibt es die Weihnachtsgurke
mittlerweile zu kaufen.
24
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Weihenachtsquitte
„Diese in der Mitte liegende Quitte wurde mir von Gerlind Hoffmann
geschenkt. Sie wuchs auf ihrem Mutterland, siehe auch am Ende der
Zeitung bei den Mutterlandschild-Fotos. Jetzt liegt die Quitte hier auf
meinem Altarstreifen am Fenster sieht klasse aus und verströmt obendrein den wunderbaren Quittenduft.“
Uscha
Quittenduft...
Post zur Weihnachtszeit
Wie hilfreich ist ein Übersetzungsprogramm beim Verfassen eines Briefes
an die Redaktion der Mutterlandbriefe?
Ich hoffe, Sie diese pünktlich erhalten, kam ich hier unten in der Ukraine für
einen Kurzurlaub, leider waren wir im Park des Hotels wo wir blieben alle
Bargeld, Kreditkarte und Handy ausschalten uns gestohlen wurden, aber
zum Glück haben wir noch unsere Pässe mit uns überfallen.
Wir haben die Botschaft und die Polizei hier aber sie Fragen auf alles, was
die schlechte Nachricht ist unser Flug verlässt die in weniger als 18 Stunden
ab jetzt, aber wir haben Probleme, die Beilegung der Hotelrechnungen nicht
helfen und der Hotelmanager wird nicht lassen Sie uns verlassen, bis wir die
Rechnungen begleichen.
Ich brauche eure Hilfe (LEIHE) finanziell von 1.840 €. Ich verspreche, die
Erstattung zu machen, sobald wir wieder nach Hause. Lass es mich wissen,
wenn Sie helfen können und ich brauche dich, halten Sie Ihre e-Mail
überprüfen, weil es so ist, wie nur ich Sie erreichen kann.
Beste Grüße Christian
25
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
:
:
Kampfen fur die Wurde der Frau
Ein Interview mit der Großmutter KaraMa Beran
:
Die
Suche
nach
einer
matriarchalen
Spiritualitat
Frau Beran, Sie sind in verschiedenen feministisch-spirituellen
Netzwerken tätig. Wie kamen Sie dazu?
19 Jahre lang war ich in Markdorf Lehrerin für katholische Religion. Weil
ich in allen Schularten außer dem Gymnasium unterrichtete, musste ich
mich immer vielseitig und unterschiedlich vorbereiten. Dabei stieß ich in
der Erforschung religiöser Traditionen auf Epochen vor dem Christentum,
in denen matriarchale Gesellschaften mit weiblich-mütterlich orientiertem
Glaubensbild existierten. Mit diesen habe ich mich gründlich beschäftigt.
Ich war gleichzeitig auf der Suche nach einer Spiritualität, die mir im
Innersten gemäß ist. Es war kein leichter Weg, denn ich musste mein
vertrautes Ufer verlassen. Doch die matriarchale Thematik ließ mich nicht
mehr los.
Viele Menschen schrecken vor dem Begriff „Feminismus“ zurück.
Wie begreifen Sie das Thema für sich?
Ich finde es notwendig, die weibliche Sicht auf die Welt, das heißt eine
mütterlich-fürsorgliche in die Gesellschaft hineinzutragen. Leider ist der
Feminismusbegriff immer noch mit dem alten Vorurteil der
Männerfeindlichkeit behaftet. Ich persönlich bin von wunderbaren
Männern in meiner Familie und meinem Freundeskreis umgeben und
bekenne mich trotzdem zu einer Beurteilung gesellschaftlicher Vorgänge
aus der Frauenperspektive und aus dem mütterlichen Prinzip heraus.
Was hat es mit diesem Prinzip auf sich?
Es ist das universale Naturgesetz vom Lebenskreislauf des Werdens,
Wachsens und Vergehens, welches allem zu Grunde liegt. Das ist das
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Gesetz, dem wir uns auf allen Ebenen verpflichtet wissen. Wir vom Rat
der Großmütter finden, dass es an der Zeit ist, daran wieder zu erinnern.
Wir möchten darüber nachdenken, forschen, diskutieren und verändern,
was uns nicht gefällt.
Was gefällt Ihnen denn nicht?
Ganz besonders, dass im zunehmenden und bedrohlichen Ausmaß die
Natur geschädigt, die Menschenwürde besonders der Alten und
Schwachen nicht geachtet und das Leben verletzt wird. Deshalb nahm
der Rat der Großmütter zum Beispiel auch an den Demonstrationen
gegen Stuttgart 21 oder für die Abschaltung der Atomkraftwerke teil.
Was ist der Rat der Großmütter und wie kamen Sie dazu?
Schutz
der
Natur
und
Achtung
der
Menschenwurde
:
2004 trafen sich 13 alte Clanmütter
aus indigenen Kulturen Amerikas,
Asiens und Afrikas, um ein globales
Bündnis von weisen Frauen zum
Schutz des Lebens und der Umwelt
zu gründen. 2009 haben 19 Frauen –
aus Baden-Württemberg, Bayern
und Hessen – den roten Faden
aufgenommen und sich in der
Vision einer Zukunft zusammengeschlossen, in der die Liebe zum
Leben, zur Erde und all ihren Geschöpfen an erster Stelle steht. Seit 2010
bin ich Rätin.
Wie sieht Ihre Arbeit als Rätin aus? Was sind Ihre Aufgabengebiete?
Im Rat der Großmütter gibt es keine hierarchisch verordneten Aufgabengebiete. Gemeinsam haben wir 13 Machtworte formuliert, die unsere
Richtschnur und Wegweiser sind.
Welches Machtwort hat Sie persönlich am meisten angesprochen?
Das Machtwort, das ich bei der ersten
Ausrufung vorgelesen habe:
„Wir hüten die Weisheit“.
Ich hatte eine tolle Mutter, mit deren
Weisheit ich mich immer noch verbunden fühle.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Sie nennen sich in Ihren Netzwerken auch „KaraMa“. Was bedeutet
das?
Mit einem neuen Namen verbindet sich eine neue Identität. Auf der
Schwelle zum Alter war ich nicht mehr dieselbe wie zuvor. Aus Respekt
vor meiner Mutter behielt ich den ersten Teil meines Namens. Das „Ma“
ist eine Ursilbe. Einige Zeit, nachdem in mir der Name aufgetaucht war,
erzählte mir eine Frau, dass KaraMa auf Arabisch „Würde“ bedeutet. Das
berührte mich sehr, denn ich möchte eine würdige Alte sein und für die
Würde der Frauen kämpfen.
Wie tragen Sie Ihre Netzwerk-Arbeit und die Machtwörter des Rates
der Großmütter in Ihren Alltag hinein?
In erster Linie als Anspruch an mich in meinem Leben und an die
Verantwortung, die ich für Mutter Erde und unsere nachfolgenden
Generationen empfinde. Ich möchte aufmerksam sein, mich kritisch für
Politik interessieren und spirituell verankert sein.
Wie machen Sie das konkret?
Die Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber der Natur feiere ich mit anderen
Frauen in den Jahreskreisfesten. Ich
schreibe Artikel, besuche Seminare zu
existentiellen Themen, nehme meine
Verantwortung auch als biologische
Großmutter wahr. Erfreulicherweise
sehe ich in Markdorf viele „mütterliche“
Engagements. Politisch allerdings wünsche ich mir, dass Entscheidungen deutlicher pro Natur ausfallen.
Das
Wissen
der
Alten
ehren
Weshalb heißt es gerade Rat der Großmütter und nicht etwa der
Frauen?
Großmütter haben mehr Zeit als die Mütter und jungen Frauen und
naturgemäß mehr Lebenserfahrung, die sie weitergeben können. Früher
wurde das Wissen der Alten deshalb respektiert. Wir wollen dazu
beitragen, dass das Erfahrungswissen und die Weltsicht der Alten wieder
geschätzt und aufgenommen wird.
Ein Interview mit KaraMa Beran
www.ratdergrossmuetter.org
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die Steinalte
Sie ist nicht nur alt, sondern auch wirklich aus Stein, aus dem Tanja von
Heintze sie herausgelockt hat. Jahrelang hütete sie den Altar vom Frauenhof im Allgäu. Jetzt, als Tanja den Frauenhof verlassen hat, um neue Wege
zu gehen, hat sich auch die Steinalte auf den Weg gemacht zum Rat der
Großmütter. Unseren Flyer schmückt sie ja schon von jeher.
Nun steht sie in guter Gesellschaft mit der Skulptur „Urmutter“ von Eva
Brand im Heilehaus in Wennenden und beide begleiten unsere Großmüttertreffen dort in stiller Würde und mit spürbarem Wohlwollen.
: :
Die
Hande
geoffnet
zum
Geben
und
Nehmen
Ich, auf dem Weg zur Steinalten, würde mir wünschen, eines Tages
genauso sicher auf dem Fundament meiner Schenkel zu thronen,
die Hände geöffnet zum Geben und Nehmen…Mit dem Nehmen
haben wir alten Frauen es schwerer als mit dem Geben, wir lernen
es erst jetzt. Und ich wünschte mir, dass ich mein Alter wie diese
Skulptur stolz zeige und es nicht verstecke. Ihr ganzes Leben spiegelt
sich im Gesichtsausdruck – vielleicht nicht schön im patriarchalen Sinn,
aber stark und satt. Ja, diese Alte scheint mir satt zu sein. Die Früchte
ihres Lebens liegen ihr zu Füßen. Sie muss sie nicht behalten und
bewahren. Sie schenkt aus dem eigenen Überfluss, aus der Fülle. Sie
muss nicht sparen, denn sie sieht den Horizont ihres Lebens und –
wie mir scheint – darüber hinaus. Worüber sie wohl nachdenkt - ?
Was auch immer es sein mag, es zeichnet sie weich und bringt sie
nicht aus dem Gleichgewicht. Sie ruht auf friedvolle Weise in sich
selbst, einverstanden mit dem, was hinter ihr liegt und dem, was vor
ihr liegt. Einverstanden mit der Ernte und den Fehlern eines steinalten
Lebens!
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Der Rat der Großmütter ist glücklich,
die Steinalte von jetzt an im Kreis zu
haben und in ihr die Qualitäten eines
großmütterlichen Lebens zu entdecken
– und das können für jede einzelne
Großmutter ganz andere sein! Willkommen, Steinalte im Kreis der Großmütter!
Grossmutter Kristin
Fotos:
Tanja von Heintze
und KaraMa Beran
:
Die
Qualitaten
eines
grossmutterlichen
Lebens
:
:
Grossmutter werden dringend
gebraucht...
30
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
::
Rat der Grossmutter beim Pacha
Mama Camp
Erschöpft aber zufrieden bin ich am Sonntag vom Pacha Mama Camp heimgekehrt, erfüllt mit dem guten Gefühl, dass unsere Anwesenheit dort richtig
und wichtig war, wie uns viele dankbare Rückmeldungen bestätigten.
Erhebend im wahrsten Sinne des Wortes war die Umgebung: Kein Ort in der
Nähe, lediglich zwei Bauernhäuser, von denen das eine als Seminarzentrum
fungiert, sternenklare Nächte durch die Abwesenheit von elektrischer
Beleuchtung, auf einer Hochebene gelegen, die von Wald umsäumt ist, in
dessen Schatten sich die vielen Zelte sozusagen als Saum der großen Wiese
schmiegten, ein paar Jurten, viele spielende Kinder, wohlwollend lächelnde
zumeist junge Erwachsene, sich frei und friedlich vergnügende Hunde und im
Hintergrund eine wahrhaft majestätische Bergkulisse. Das war der Rahmen
für eine Zusammenkunft von etwa 300 fröhlichen Menschen, ein Drittel
davon Kinder und Jugendliche, die zwar vielleicht nicht alle auf dem gleichen
Weg, aber unterwegs zum gleichen Ziel sind: einem sinnvollen, gemeinschaftlichen Leben in Frieden und auf einer heilig gehaltenen Erde, die
achtsam behandelt wird. Und diese Menschen behandelten sich und uns
achtsam, es herrschte eine Wohlfühlatmosphäre, die insbesondere die
Jugendlichen zu dieser Äußerung veranlasste: „So sollte es immer und
überall sein“. Ein Gefühl, das uns Großmütter an die Hippikultur und die
68er erinnerte, erweitert durch die spirituelle Dimension.
:
“So sollte
es immer
und
uberall
sein.“
Die Organisation war manchmal ein „liebevolles Chaos“, wie jemand vom
Leitungsteam sagte, das biologische Essen war hervorragend, der Toilettenwagen zu jeder Tages- und Nachtzeit super sauber dank vieler freiwilliger
HelferInnen, die Duschen im Kuhstall originell und wunderbar bei der Hitze,
die uns übrigens viel Energie kostete. Andererseits trug die Sonne sicher bei
zur Leichtigkeit in den Begegnungen, zum Strahlen in den Augen und der
Heiterkeit, mit der manche kleine Panne hingenommen wurde.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Wir – das waren vier bis sechs anwesende Großmütter - boten an drei
Nachmittagen jeweils einen fast dreistündigen Workshop an, in den wir mit
unserem Kreislied und dem Großmütterlied einführten, um dann von der
Entstehung des Rates und dem zeitgleichen Fund der Urmutter zu berichten.
In einem zweiten Teil feierten wir dann ein Ritual zu jeweils einem
Machtwort, in das die Teilnehmenden, zu denen auch immer ein paar
Männer gehörten, einbezogen waren und sehr intensiv mitgemacht haben. Es
herrschte stets eine konzentrierte, intensive, lebendige aber auch fröhliche
und – dank Arungas Liedern – lockere Atmosphäre. Wir erarbeiteten
zusammen die Auswirkung des Machtwortes auf uns selbst und endeten mit
dem Aussenden dieser Qualitäten über die Erde. Nach dem Ritual standen
wir für Fragen und zu Diskussionen zur Verfügung.
“Wir
Grossmutter
segnen
deinen
Weg“.
:
Da wir im Zelt der Zukunft,
Untertitel: „ Jung und Alt“ arbeiteten, waren auch immer
etliche ganz Junge mit oder
ohne Eltern anwesend, die
uns mit fröhlichem und
manchmal lautstarkem Krähen
begleiteten… etwas anstrengend für uns Großmütter,
aber auch schön. Eben:
Zukunft!
Mit diesen Ritualen, die unseren eigenen während der Treffen glichen,
wollten wir unsere Arbeit nicht nur im Erzählen sondern im Mit-Erleben
transparent machen.
Am letzten Abend im Abschlussritual verkündeten wir passend
zum vorgegebenen Thema „Wir
begrüßen den neuen Morgen“
das 13. Machtwort „Wir leben
unsere Vision“, verbunden mit
zwei Liedern, und wir ließen es
uns nicht nehmen, als Älteste
die Menschen im Zelt zu segnen
mit den Worten „wir Großmütter
segnen dich und deinen Weg mit
der Kraft der Großen Mutter“.
Und wir anwesenden Großmütter
waren durch die gemeinsamen Tage und Erlebnisse so verbunden miteinander, dass wir den Segen zwei Mal mühelos völlig synchron miteinander
sprechen konnten.
Grossmutter Kristin
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Meine Mutter will Schutzengel
werden
Eine Tochter schreibt uns
„Ich werde Schutzengel!" sagte sie, meine Mutter, 91 Jahre alt, Großmutter
von fünf Enkelkindern.
Hier verlässt die evangelische Christin die Vorstellung der Kirchenlehre,
welche die Ewige Seligkeit für die Gläubigen vorsieht.
Selber will sie aktiv werden, eingreifen mit einer noch verborgenen Macht,
wenn sie körperlich nicht mehr auf Erden ist.
So sehr war sie mit diesen
Gedanken beschäftigt, dass
sie während eines Krankenhausaufenthaltes die Realitätsebenen verwechselte.
Unter einer akuten Lungenentzündung mit Fieberdelirium leidend, griff sie
den Krankenpfleger an, einen
vermeintlichen Drogendealer,
der ihren beiden Enkeltöchtern Rauschgift einflößen
wollte.
Eingreifen
mit
einer
noch
verborgenen
Macht.
„Die Mädchen müssen wir
besonders beschützen", sagt sie manchmal. Sie will Schutzengel werden.
Ich assoziiere das Märchen Aschenputtel aus der Sammlung der Brüder
Grimm. Aschenputtel spricht mit der Mutter im Himmel, kommuniziert über
ein Haselbäumchen auf ihrem Grab. Es wählt die Worte:
„Bäumchen rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich." Die
Metalle Gold und Silber bedeuten im Märchen zwar schöne Kleider, rufen in
meinem Verstehen aber auch ein Bild von Sonne und Mond hervor.
Die Sonne ist ein unverzichtbarer Baustein des Lebens, der Mond gibt der
Erde eine Zeitstruktur, umkreist die Erde, begleitet sie.
Hier werden Mutterkräfte des Erschaffens, Nährens, Bewahrens
angesprochen, die an ein erhöhtes Bild der irdischen Mutter anknüpfen.
Mir kommt der Gedanke, dass eine gealterte Frau, die über das Vorhaben,
ein Schutzengel werden zu wollen, spricht, ganz nebenbei um die
Anerkennung ihrer Familie wirbt. Die Wertschätzung alter Frauen in unserer
Gesellschaft lässt nicht selten zu wünschen übrig. Vielleicht hat Mutter aber
auch Angst vor etwas Unbekanntem, und möchte deshalb ihr Schicksal in die
eigene Hand nehmen? Ich könnte sie fragen, sehe davon ab, fürchte etwas
zu zerstören.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Eine Verbindung herzustellen zwischen Diesseitswelt und Jenseitswelt
entspringt einer alten Geisteshaltung aus der patriarchalen Vorkultur.
Es wurden Ahninnenkulte gepflegt. Die Lebenden versuchten, Verbindungen
zwischen sich und ihren Verstorbenen herzustellten.
Somit könnte die spirituelle Geste, Schutzengel werden zu wollen, ein
Aufspüren matriarchaler Gepflogenheiten bedeuten.
Meine Mutter hat nie Bücher der Matriarchatsforschung gelesen!
Möglicherweise mischt sich das genetische Gedächtnis ein.
Erinnerungen an einen lange zurückliegenden Lebensstil sind vorhanden und
können unter bestimmten Bedingungen abgerufen werden; in dem Fall das
nahende Ende einer 91-Jährigen. Tiefgreifendes Empfinden weckt Ahnungen,
die das Denken inspirieren.
Mutter sagt, sie will in die Lehre gehen, vielleicht 3 Jahre, um in der spirituellen Welt Fuß fassen zu können. Wissen ist in Vergessenheit geraten, muss
wieder belebt werden.
Mutterliches
weitertragen
uber
den
Tod
hinaus.
:
Ich erinnere ein Bibelwort aus dem NT: „Mein Reich ist nicht von dieser
Welt." Demzufolge müsste Mutter die Nähe ihrer Lieben verlassen.
Würde Gott Rücksicht auf Familien- und Freundesbande nehmen?
Selbst Jesus wies einmal seine Mutter und seine Brüder ab, als diese ihn an
einem Predigtort besuchen wollten: „Wer ist meine Mutter, wer sind meine
Brüder", sagte er und bezog sich einzig auf den himmlischen Vater.
Wie schon erwähnt, den Ahninnen des matriarchalen Glaubenshorizontes
galten zahlreiche Bräuche. Sie waren förmlich eingebunden in das Erdenleben
ihrer Lieben. Einige Bräuche existieren heute noch, z. T. in abgewandelter
Form. Beispielsweise legte man Speisen aus oder stellte an Festtagen einen
zusätzlichen Teller auf den Tisch.
:
Wer wird sie lehren? Wir diskutieren. Eigentlich ist sie ja für die Ewige
Seligkeit vorgesehen. Demnach, weg von hier soll die Reise gehen in einen
fernen Himmel.
Die Ahnin, die Mädchen und Jungen geboren hatte, schützte, behütete,
schickte gute Energien, war Ansprechpartnerin für vielerlei Sorgen.
Mutter/Großmutter Luise sagt, manchmal kommen ihr Zweifel, dass sie den
Weg nicht findet, dorthin, wo die Lehre anzutreten ist. Sie betont wiederholt,
Neues lernen zu müssen, es sei vieles in Vergessenheit geraten, ermuntert
sich selbst, sie sehe die Zugvögel, die fänden ihren Ort aus einem
innewohnenden System heraus.
Außerdem habe sie selbst ja auch einen Schutzengel!
Es ist ein großartiges Signal: ureigen Mütterliches weitertragen zu wollen
über den Tod hinaus. Ohnmacht abzustreifen, Freiheit einzufordern, sich ein
metaphysisches Bild aus der Vergangenheit zurückzuerobernd.
Marlies Kruse
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die wildwild-weise Grossmutter
aus anderer Zeit
oder: Rotkäppchen
„Großmutter, warum hast du so große Augen?“
„Großmutter, warum hast du so große Hände?“
„Großmutter, warum hast du so große Ohren?“
„Großmutter, warum hast du so große Zähne?“
Welche kennt sie nicht, die ängstlich-erstaunten Fragen des kleinen
Rotkäppchens angesichts dieser furchterregenden Alten, die eigentlich ihre
kranke schwache Großmutter sein soll? Schrecklich große Zähne hat
übrigens auch die alte Frau Holle und Goldmarie fürchtet sich ebenfalls
zunächst vor ihr.
Alte unheimliche, manchmal durchaus freundliche Weiblein, die junge
Menschen prüfen, Wege zeigen, belohnen oder bestrafen, sie der Welt
entziehen, in Geheimnisse einweihen und Weisheit lehren, - junges
Mädchen - hexische Alte, das sind wohlbekannte Konstellationen in den
Märchen.
Nicht zufällig finden die geheimnisvollen Begegnungen häufig im finsteren Wald statt.
Der Wald ist der Ort der grossen
Geheimnisse, in dem die Alten und
die HelferWesen der nicht sichtbaren
Welten hausen. Wesen, die auf die
Probe stellen, das Innerste des Menschen hervorlocken und aufdecken.
Der Wald in den Märchen ist das
Symbol für das Unbewusste, der
Ort für Prüfung und Initiaton, ein
Zwischenreich zur Anderswelt.
Der
Wald
als
Ort
der
grossen
Geheimnisse
In dieser WaldWelt spaziert nun
Bild im FrauenHeilehaus Wennenden
ohne Arg das Kind Rotkäppchen
umher. Das Mädchen steht an der Schwelle zur Frau, was - nach alter
Symbolik - das rote Käppchen zeigt.
Die rote Kopfbedeckung hat es von der Großmutter geschenkt
bekommen, die noch um die weiblichen Geheimnisse weiss.
Auch die Mutter schickt nicht ohne tiefere Absicht die Tochter auf den
einsamen Weg zu ihrer Großmutter, die in der Wildnis zu Hause ist.
Auf diesem Weg nun trifft folgerichtig das unschuldige Mädchen auf das
wilde Wolfs-Tier, das es sogleich vom geraden Wege weglockt – ins
Verderben oder in die Verwandlung?
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Nach der Lesart des Märchens natürlich ins Verderben: hinterlistig
und in böser Absicht. Doch erst im Zuge patriarchaler Entwicklung
wurde der Wolf zunehmend zum ausschliesslich bösen reißenden
Tier, das Schaden zufügt und vernichtet. Bis heute wird er vielerorts
als überaus gefährlich dämonisiert und verfolgt.
In alten Mythologien, indianisch, usbekisch, keltisch, griechisch u.a. ist die
Wölfin die Urmutter, ein wunderbares Krafttier, die treue Begleiterin von
Göttinnen.
Sie ist die Nachtgefährtin der Mondin.
Im Keltischen war die Wölfin verehrt als „das
Dunkle und das Helle“, was sie in die „verdächtige“ Nähe der „Percht“ und anderer Göttinnen
rückt. Der Aspekt der Verwandlung, die die Einheit von Leben und Tod
beinhaltet, verschwindet im patriarchalen Bewusstsein, wird abgelöst vom
linearen und dualistischen Denken.
Die
NachtGefahrtin
der
Mondin
:
Sie ist stark, ein mutiges Rudeltier, ja, durchaus
auch gefährlich, denn sie lässt sich nicht zähmen
und unterwerfen.
Es gibt nur noch richtig oder falsch, gut oder böse, hell oder dunkel,
wobei das Dunkle das Böse wird, wie wir es von der Dämonisierung aller
dunklen Göttinnen kennen.
Zurück zu Rotkäppchen. Das Kind hat keine Angst vor der Wölfin, noch
fräut es sich an der freundlichen Begegnung mit der wilden Kreatur und
geniesst mit allen Sinnen die Schönheit der Natur.
Für die patriarchale Pädagogik der Grimms ist das ein Ärgernis. Sollen
doch die Märchen die Mädchen zu Sittsamkeit und vor allem Gehorsam
erziehen. Den vorgegebenen Weg zu verlassen, führt demnach
unweigerlich ins Verderben und gefährdet zudem das Leben der armen
alten Grossmutter, die aus unerfindlichen Gründen so verlassen und krank
in einer weit entfernten Hütte hausen muss.
Den Gebrüdern Grimm war es nach ihren eigenen Aussagen sehr wohl
bewusst, dass Märchen uralte Weisheiten aus nichtpatriarchalen Zeiten
transportieren.
Und genau diese Kraft machten sie sich für ihre pädagogisch-moralischen
Ziele zunutze.
Welch ein Schreckensszenario: Der wilde unzivilisierte Wald, die ungezähmte Wölfin und dann auch noch die Grossmutter in gestaltverwandelter Fremdheit, die furchterregende Alte, Baba Jaga, Hekate, Kali…...
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Ausgeprägt grosse Hände und Augen – welcher fallen da nicht die
Gestalten aus der matriarchal – spirituellen Kultur ein. Welche kennt
nicht die übernatürlich grossen Hände der Schwarzen Madonnen, der
vierges noires und die Riesenaugen der Augengöttinnen?
:
Das
junge
Madchen
das
zur
Frau
erwacht.
Priestess Temple of Ishtar
La majesté de sainte Foy de Conques
Das Märchen vom Rotkäppchen und seiner Grossmutter beschreibt den
Initiationsweg eines jungen Mädchens, das zur Frau erwacht.
Aus der mütterlich umsorgten Welt der Kindheit geht es durch das dunkle
geheimnisvolle Reich der Bewusstwerdung zur Grossen Mutter, in der die
Verwandlung stattfindet.
Um neugeboren zu werden, ist es in der matriarchalen Spiritualität
essentiell, in den Mutterbauch, den Leib der grossen Mutter
zurückzukehren.
Die letzte Schwelle wird dann der Tod und das Neuwerden sein nach den
drei Übergängen der weissen, roten, schwarzen Phase, die zyklisch
wiederum in die weisse Phase übergeht.
Die Grosse Mutter, hier im Märchen in der Gestalt der wilden freien
Grossmutter-Wölfin nimmt das Kind in sich auf, um es neu zu gebären.
Schiessende Jäger und Wackersteine im Bauch sind auf diesem Hintergrund schlichtweg absurd.
Verlassen wir dennoch für einen Moment die spirituelle Ebene und wenden uns den konkreten Alltagsgrossmüttern zu. Werden sie nicht tatsächlich manchmal weit abgeschoben nach draussen in ihre Einsamkeit.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Und sind es nicht immer wieder die tüchtigen kuchenbackenden Hausfrauen-Töchter, die sich sorgen und die von der Grossmutter so heiss
geliebten „süssen“ Enkeltöchterchen auf den Weg schicken, um die liebe
Oma zu erfreuen und zu trösten?
Und dann kommt der böse Verführer und bringt das Mädchen vom
rechten Weg ab. Dazu muss er aber erst die Grossmutter beseitigen und
wenn dann noch der tapfere Jägerheld kommt, um beide zu retten, ist das
patriarchale Bild wieder perfekt.
Halt: es wäre wieder perfekt, wenn es nicht immer noch die Grossmütter
gäbe mit den weit offenen, sehenden Augen, den liebevoll unterstützenden zupackenden Händen, den aufmerksamen Ohren und den mütterlichen Bäuchen und Herzen.
Mir fallen dazu Sätze ein aus den Machtworten des Rates der Grossmütter
vom Hohlen Fels:
“Wir
huten
die
Rotkappchen.“
:
„Wir schauen in die Weite“
„Mit dem Herzen hören“
„Wandlung ist das Prinzip des Lebens“
:
(Machtworte 4,5,13)
Grossmütter!!!!
„Wir stehen in einer langen
Ahnenreihe mit Generationen
vor und nach uns.
Gehe aufrecht und mutig den Weg
der Wahrheit deines Herzens,
denn wir hüten die Zukunft„
( Machtworte, 9,11)
……..und die Rotkäppchen.
Fotos und Text
KaraMA Beran
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Lebensraume
Über die Aneignung von Räumen
Liebe Mutterlandfrauen, über Euren Wunsch, in der neuen Ausgabe Eurer
Mutterlandbriefe, etwas zum Thema meiner Veröffentlichungen über die
„weibliche“ und „männliche“ Körpersprache, zusammenzustellen, fräue ich
mich sehr. Und so grüßt Euch, Marianne Wex aus dem Westerwald Hoffentlich gefällt es Euch!
Fußspuren im Sand
: :
Abdrucke,
Eindrucke...
„männlich“
„weiblich“
Bild und Text in dieses Artikels basieren auf Fotografien, die in den Jahren
von 1972 bis 1977, vorwiegend in Hamburg entstanden. Mein Interesse gilt
dabei der geschlechtsspezifischen Sozialisation, wie sie sich mir im Spiegel
der alltäglichen und eher unbewussten Körperhaltungen, z.B. auf Straßen,
Plätzen und Bahnhöfen, usw. in Hamburg und Umgebung zeigten.
Zum Vergleich interessierten mich weitere Lebensbereiche, wie z.B. das
geschlechtsspezifische Bild, wie es uns in den vielfältigen öffentlichen Medien
präsentiert wurde. Später, ebenfalls unter geschlechtsspezifischem Aspekt,
widmete ich mich den Darstellungen des Mittelalters und der Antike.
Auf dem Hintergrund von mehr als 5000 Fotografien, ordnete ich die
gefundenen Körperhaltungen später nach Häufigkeit und Ähnlichkeiten in
Reihen.
Damals wie heute, nach ca. 40 Jahren, gehe ich davon aus, dass Frauen und
Männer von Kind auf an, mit Hilfe von Nachahmung und Vorbildern lernen,
sich unterschiedlich zu bewegen und, dass diese geschlechtsspezifische
Körpersprache mit allem anderen „weiblichen“ bzw. „männlichen“ Rollenverhalten im Zusammenhang steht.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Gehende Männer, gehende Frauen. Im Spiegel der zeitgenössischen
Hierarchie platzierte ich die „männlichen“ Haltungen oben und die
„weiblichen“ Haltungen darunter.
Haltungen
Sitzende Männer, sitzende Frauen.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Die allgemeinsten Mermale der Körperhaltungen von Männern im 20. Jh.
Breite Beinhaltungen, nach außen gestellte Füße, die Arme in deutlichem
Abstand zum Körper. Das heißt, dass der Mann für seine Existenz soviel
Raum wie möglich einnahm und das auch mit Hilfe seiner Körpersprache
signalisierte.
Die allgemeinsten Merkmale der Körperhaltungen von Frauen im 20. Jh.
Eng aneinander gehaltene Beine und Füße, sowie eng am Körper
gehaltene Arme. Das heißt, dass die Frau, für ihre Existenz, so wenig
Raum wie möglich einnahm und das auch mit Hilfe ihrer Körpersprache
signalisierte.
Körperhaltungen aus den 70er Jahren des 20. Jahrhundert
:
Korpersprache
als
Folge
patriarchaler
Machtverhaltnisse
:
Marianne Wex
Quelle: Marianne Wex, Ausstellung und Buch, Buchveröffentlichung, Titel: „Weibliche“ und
„Männliche“ Körpersprache als Folge patriarchaler Machtverhältnisse, 1.Auflage 1979, Copyright
und Verlag Marianne Wex, Hamburg,
Übersetzungen: Englisch, Titel: Let’s Take Back Our Space, Französisch, Titel: Langage Feminin
et Masculin du corps
41
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
GODEWEG
Rund um Kalchreuth
Bei Kalchreuth gibt es viele Kirschbäume und interessante Felsen. Die
Wanderwege sind nur mäßig anstrengend und führen durch eine schöne
Landschaft, die zur Zeit der Kirschblüte in Wolken aus Weiß getaucht ist.
Nach Kalchreuth kommt man leicht mit
der Gräfenbergbahn von Nürnberg aus,
es ist aber auch mit dem Auto gut zu
erreichen. Für die Wanderung muss man
vom Bahnhof aus zur Ortsmitte laufen
und dann rechts in die Erlanger Strasse
abbiegen. Die läuft man entlang bis hinter den Ortsrand, dort erreicht man den
Wanderparkplatz, von wo aus die eigentliche Wanderung startet. Sie ist gut ausgeschildert, man folgt der Markierung
„Grüner Kringel“, geht rechts am Sklavensee vorbei und über eine Wiese Richtung
Wald. Nicht weit, dann kann man zur
Dürerquelle hinuntergehen. Kurz vorher
ist eine Abzweigung, dort in Sichtweite
ist gleich der Jungfernsitz, eine Steinformation, die wahrscheinlich auf
natürliche Weise entstanden ist. Sie sieht aus wie ein Felsenthron, sehr
imposant, und man kann sich darauf auch bequem hinsetzen. Allerdings
müssen gerade Frauen vorher überlegen, ob das auch in ihren Lebensplan
passt, denn die Legende behauptet, dass eine Frau, die sich auf den
Jungfernsitz setzt, schnell den Mann fürs Leben findet, oder vielleicht auch
den Mann oder die Frau für den Lebensabschnitt. Also vielleicht nichts für
über-zeugte Singles, aber auf alle Fälle preiswerter als eine
Partnervermittlung.
JungfernSitz:
Steinformation
und
Felsenthron
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Vom Jungfernsitz geht es wieder zurück zum Hauptweg und hinunter zur
Dürerquelle. Dort soll Dürer seine ersten Naturgemälde gemalt haben.
Der Weg biegt rechts ab
und geht durch den Wald
weiter, bis er auf das offene
Gelände hinausführt. Dort
hat man einen wunderschönen Weitblick, der gerade
computer-geplagten Augen
gut tut. Weiter geht der Weg
bis zu einem hohen Punkt in
der Landschaft, an dem ein
Baum steht und sich der Weg
verzweigt. Hier hat man die
Wahl: Ein Weg geht geradeaus, der andere biegt links ab.
Links geht es langsam wieder abwärts, weiterhin mit Panoramablick auf
den Sklavensee, zurück zum Parkplatz. Wer noch Kondition hat, kann den
Weg geradeaus nehmen und kommt dann am Sportheim vorbei zur
Strasse. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein paar Meter von der
Strasse entfernt die Teufelsbadstube.
Teufelsbadstube:
Wildromantische
Schlucht
Woher sie ihren Namen hat, ist heute nicht mehr bekannt, jedenfalls
wurde sie schon im 18. Jahrhundert so genannt. Viele der Schluchten und
Höhlen aus Räthsandstein, die es in der Gegend rund um Nürnberg gibt,
werden mit dem Teufel in Verbindung gebracht, oft gibt es dazu auch
noch eine Geschichte vom Jäger, den dort beim Wildern am Sonntag der
Teufel geholt hat. Hier sind die Geschichten alle vergessen, aber die
wildromantische Schlucht wäre bestimmt eine gute Kulisse für die
Wolfsschluchtszene im Freischütz. Über der Schlucht ist der Felsenkeller,
eine Wirtschaft, die im Sommer von Donnerstag bis Sonntag, im Winter
nur an Sonn- und Feiertagen geöffnet ist.
43
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Wer mit der Bahn unterwegs ist, kann von hier aus direkt weiter nach
Kalchreuth gehen. Man kommt jetzt von einer anderen Seite in die
Ortschaft und kann schnurgerade durchlaufen bis zum Bahnhof. Zum
Parkplatz geht es zurück bis zum Baum und dann rechts abbiegen und
den Panoramaweg hinunterlaufen.
Wenn Kirschen- oder Zwetschgenzeit ist, steht vor vielen Häusern in
Kalchreuth ein Tisch mit Tüten voller Früchten und einer Kasse. Man
nimmt sich eine Tüte und legt das passende Geld rein. Wer mit dem Auto
unterwegs ist, kann auch am Straßenrand fahrende HändlerInnen finden,
die aus dem Auto heraus Erdbeeren, Kirschen oder Zwetschgen verkaufen.
Es lohnt sich, anzuhalten, denn die Früchte sind nicht nur lecker, sondern
auch günstiger als im Laden.
Eine Wanderkarte und weitere Informationen gibt es auf der Homepage
vom Gasthaus Drei Linden, das in der Ortsmitte steht
http://www.gasthausdreilinden.de/index.php?option=com_content&view=a
rticle&id=25&Itemid=42
Eine andere Karte findet sich bei Frankentour:
http://www.franken-tour.de/wanderungen/kirschgarten/kalchreutherkirschwanderung.html
Zur
Kirschenund
Zwetschgenzeit
Marion
Zuerst erschienen im Schlangengesang:
www.schlangengesang.com
44
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Geographische Irrungen und
Verwirrungen...
Eine Richtigstellung: Osnabrücker Land und Ostfriesland
In unserer letzten Ausgabe haben wir berichtet, dass Uscha eine Kanutour
in Ostfriesland gemacht hat. Nach intensiver Recherche mussten wir nun
feststellen, dass die Hase überhaupt nicht in Ostfriesland liegt. Stattdessen
fließt sie durchs Osnabrücker Land, durch den Landkreis Cloppenburg und
durchs Emsland.
Wir entschuldigen uns in aller Form für diese geographische Unkenntnis.
Kleine
Mutterlandkunde
Osnabrücker Land
Emsland
Ostfriesland
45
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Liebe Frauen,
nachdem wir nun endgültig richtig gestellt haben, wo die Hase fließt,
möchte ich Euch einen Eindruck davon geben wie sie fließt.
Ihre Bewegungen sind gemächlich bisweilen träge, so dass sie uns in
unseren Kanus, mit Namen Froschkönigin oder Frau Holle, sicher und
wohlbehütet überall hin bringt, vorbei an kleinen Wäldern, Wiesen oder
Schafherden. Ihr scheint es auch recht zu sein, wenn wir nach Lust und
Laune anlegen, um uns auf den Sandbänken zu vergnügen. Sie scheint
aufzujauchzen, wenn wir eine Erfrischung brauchen und mit dem ganzen Körper in sie eintauchen. Sie trägt uns auch, wenn wir die Paddel
einziehen und uns zurück lehnen, um den
Blick in die Weite zu
genießen oder einfach
nur die Augen zu
schließen. Die Hase
meint es richtig gut mit
uns Paddlerinnen, die
wir, angeleitet von
Barbara Brosch, das
indianisch-meditative
Paddeln betreiben.
Eine
Kanutour
auf
der
Hase
Inzwischen kann ich mir keinen Sommer mehr vorstellen, in dem ich
mich nicht mit diesem beschaulichen Fluss verbinde. Das wunderbare
Gefühl von Getragen werden von Mutter Fluss hält lange, lange an, fast
das ganze Jahr über.
Meine Dankbarkeit gegenüber Mutter
Fluss gilt auch unserer Meisterin, die
uns den Umgang mit ihr lehrte: Barbara Brosch. Auch ein wunderschönes Quartier für die Nächte haben
wir ihr zu verdanken: Kloster Malgarten. Sie selbst ist Ostara 2007 dorthin
gezogen und ist seitdem auf vielfältige
Weise Mitgestalterin dieses großflächiKloster Malgarten
gen wunderschön angelegten Ortes ein
über 800 Jahre altes ehemaliges Frauenkloster, das unter anderem auch
ein Seminar- und Gästehaus beherbergt. Sie selbst bietet neben Kanutouren naturverbundene Auszeiten und Workshops im Jahreskreis an
und lebt in einem kleinen Beginenkonvent.
Uscha Madeisky
Mehr Infos:
www.kanu-wandern-frauengeschichte.de und www.kloster-malgarten.de
46
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Osnabrucker Land
Großsteinanlage am Wiemelsberg
Unweit des Klosters Malgarten, 24 km von Osnabrück entfernt, befindet
sich die Megalithanlage am Wiemelsberg. Es ist die am besten erhaltene
Großsteinanlage im Osnabrücker Land und alleine schon deshalb eine
Reise wert.
Die Anlage besteht aus 14 Tragsteinen und 6 Decksteinen. Einige Steine
fehlen, so z.B. die des Einganges und einige der Umfassung. Die Kammer
orientiert sich in ost-westlicher Richtung. Bei Ausgrabungen wurden 12
Tongefäße nebst einigen Scherben gefunden. Außerdem ein kleines Beil,
eine Feuersteinklinge und über 20 Pfeilspitzen, sowie vier Bernsteinperlen.
Eine
Erinnerung
an
die
Jungsteinzeit
Ich besuche die Megalithanlage am späten Abend. Die Sonne liegt schon
tief über den Steinen. In weiter Ferne höre ich einen Traktor, der vermutlich nach Hause fährt. Ansonsten ist alles ruhig.
Das erste, was mit auffällt, ist, wie gepflegt die Anlage ist. Es liegt so gut
wie kein Müll herum und die Steine wirken fast wohlgeordnet, auch wenn
die Decksteine durch das Entfernen
der Erde von den Tragsteinen heruntergefallen sind.
Ich laufe eine ganze Zeit lang herum,
probiere mal diesen und mal jenen
Stein aus, fasse die großen Felsen an
und spüre die Energie des Ortes. Mir
gefällt es hier gut. Zum Abschluss
gönne ich mir ein Vesper am Platz.
Meine mitgebrachten Schüsseln und
Tüten räume ich danach sorgfältig wieder auf, wie es das Schild neben
dem Großsteinanlage verlangt (s. nächste Seite).
Daniela Parr
47
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Dieses lustige Schild steht direkt neben der Megalithanlage:
48
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Ostfriesland
Das ewige Meer bei Aurich
Das so genannte Ewige Meer liegt in Ostfriesland und ist mit fast 90
Hektar Wasserfläche eines der größten Hochmoorseen Deutschlands.
Die nächst größere Stadt in der Nähe ist Aurich.
Bei kalten Wind, erreiche ich den Bohlenweg vom Parkplatz aus in
wenigen Minuten. Schon gleich zu Beginn des Naturschutzgebietes stehen
mehrere Hinweistafeln mit interessanten Informationen über das Ewige
Meer. Ich erfahre, dass die Bezeichnung Eversmeer lange gebräuchlich
war. Ein schöner altmodischer Name für diesen Hochmoorsee.
:
Das
immerwahrende
Moor
Der Bohlenweg am Eversmoor ist der älteste Bohlenweg Ostfrieslands.
Er soll Bestandteil einer großen astronomischen Anlage der Steinzeit
gewesen sein. Der 4500 Jahre alte, ehemals vier Meter breite Steg führte
früher auf geradem Wege auf die heutige Kirche von Arle zu. Bei den
Ausgrabungen und der Freilegung des Weges 1984 wurde ein Kultpfahl
aus Erlenholz gefunden, der mit seinem Rundkopf an die Funde im
Wittemoor erinnert. Auch ein Bezug zur ganz in der Nähe gefundenen
Sonnenscheibe von Moordorf ist sehr wahrscheinlich.
Ein Bilderrahmen aus Holz bietet ein gutes Motiv für ein Foto mit dem
See im Hintergrund. Links und rechts des Bohlenweges ragen einzelne
krumm gewachsene Birken in die Höhe, wie sie oft in Hochmooren zu
finden sind. Auch einzelne Gebüsche recken im gelben Gras ihre Zweige
nach oben.
49
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Ich folge einem kleinen Wasserlauf und komme nach ungefähr der Hälfte
des Bohlenweges am Hochmoorsee an. Es überrascht mich, wie groß der
See ist. Durch seine tiefblaue Farbe wirkt er bei näherer Betrachtung wie
ein ganz „normaler“ See. Ich muss zwei Mal hinschauen, um mich zu überzeugen, dass es tatsächlich ein Moorsee ist. Erst aus der Nähe ist gut zu
erkennen, dass im Wasser wegen der Nährstoffarmut nicht allzu viele
Pflanzen gut wachsen können.
Ich laufe noch ein ganzes Stück am See entlang. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber es regnet zum Glück nicht. Am anderen Ende des Sees
führt der Rundgang zurück zum Ausgangspunkt, vorbei an weiteren Informationstafeln. Für die komplette Runde habe ich 1,5 Stunden gebraucht.
Wasser,
soweit
die
Aug-in
reicht
Gegenüber des Eingangs entdecke ich ein Café, das mit Kuchen und
Original-Ostfriesentee wirbt. Nach dem kalten Wind am See ein sehr
verlockendes Angebot. Schon kurze Zeit später steht eine dampfende
Kanne Tee vor mir. Er wird mit einem Milchkännchen und dazugehörigem
kleinen Schöpflöffel, sowie Mengen an Kandiszucker serviert. Ich fülle die
halbe Tasse mit dem Zucker voll und gieße den Tee ein. Ein Ostfriese hat
mir erzählt, dass Besucher sich so lange Tee nachgießen dürfen, wie noch
Kandiszucker in der Tasse ist. Sollte frau also lange bleiben möchten, muss
sie viel Zucker in die Tasse nehmen. Es macht mir großen Spaß, die Milch
mit dem kleinen Schöpflöffel, der wie ein zu klein geratener Suppenlöffel
wirkt, zum Tee zu gießen.
Am Ende meiner „ostfriesischen Teezeremonie“ bin ich wieder aufgewärmt
und bereit für die Weiterreise.
Daniela Parr
50
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Frauenkult(ur)geschichtliche
Wanderreise im Hegau
„Schwarze Venus trifft Ursula“
Regina Golke, Nicola Poppe
Donnerstag, 26.5., 15 Uhr
bis Sonntag, 29.5.2016, 16 Uhr
Auch am Ende der Eiszeit schlugen die Menschen am Rande des Rheingletschers ihre Lager bei Höhlen auf, die ihnen Schutz vor Eiseskälte
boten. Sie hinterließen uns 12 000 und 16 000 Jahre alte, reichhaltige
Funde beim Petersfels / Engen und beim Kesslerloch nahe der Schweizer
Grenze. Zahlreiche stilisierte kleine Frauendarstellungen aus Schwarzem
Gagat werden wir im Museum in Schaffhausen bewundern können.
Auf dem Mägdeberg, einem der vulkanischen Hegauberge, begegnen wir
in der Burgruine mit seiner zerfallenen Ursulakapelle, der heiligen Ursula,
die sich im Laufe der Christianisierung aus den drei Bethen entwickelt hat.
Wir sind mit Halbpension im anthroposophischen Seminarhaus in Engen
untergebracht, das für seine schöne Lage und seine ausgezeichnete
vollwertige Küche bekannt ist.
Lebensweise,
Kultur
und
Spiritualitat
unserer
AhnInnen
:
Von dort aus erwandern wir
(12 -14 km) die archäologisch
und frauengeschichtlich bedeutsamen (Fund-)Stätten. Unterwegs
bestaunen wir die Naturschönheit
des vulkanischen Hegaus, den beschaulichen Quelltopf der Aach
und den brausenden Rheinfall
bei Schaffhausen. Dabei lassen
Foto: Gundula Taschner
wir die Lebensweise, Kultur und
Spiritualität unserer AhnInnen
wieder lebendig werden. Erzählungen, Tänze und Lieder begleiten uns auf
der Spurensuche.
Unsere Leistungen:
3 Übernachtungen mit Halbpension im DZ (Einzelzimmerzuschlag € 30.-)
3 warme Abendessen / Vollwertkost
Begrüßungsimbiss
Ständige Reiseleitung und Wanderführung mit Frauengeschichtsprogramm
Museumsbesuch und Bahnfahrtkosten
Kosten: € 474.Anmeldeschluss: 20.4.2016, Plätze begrenzt!
Regina Golke, Wiesentalstraße 12, 70771 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: 0711 7977421, [email protected],
www.reginagolke.de
51
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Die Filmlowin
Ein feministischer Blog
http://filmloewin.de/gut-gebruellt-wo-die-freien-frauen-wohnen/
FILMLÖWIN ist ein Blog, das sich Filmen von und über Frauen verschrieben hat. Noch immer sind viele Filmemacherinnen, Kamerafrauen und
auch Schauspielerinnen von Sexismus und Diskriminierung betroffen.
Um dieser Marginalisierung etwas entgegen zu setzen, will ich den
„Filmfrauen“ mit dem Projekt “Filmlöwin” zu mehr Öffentlichkeit und
Sichtbarkeit verhelfen.
Es ist eine Phase der dezidierten Förderung und Sichtbarmachung weiblicher
Filmschaffender notwendig, um zu demonstrieren, welche Vielfalt an Erfahrungen und Perspektiven uns verloren
geht, wenn wir weiterhin mehrheitlich
Filme von und über Männer ansehen.
Sichtbarmachen
weiblich
dirigierter
Filme
Auf FILMLÖWIN geht es deshalb primär
um die Vorstellung „weiblich dirigierter“
Filme. Professionalität versteht sich dabei
von selbst: keine Vorschusslorbeeren für
Geschlechtsgenossinnen. Im Gegenteil: Frauen hinter der Kamera
verdienen genauso eine faire und ehrliche Kritik wie Männer. Und
jedwede Kritik, egal ob positiv oder negativ, ist eine Sichtbarmachung,
weshalb ich davon überzeugt bin, dass auch eine kritische
Auseinandersetzung der Sache hilft.
Außerdem befasse ich mich mit der Darstellung der Frau im Film. Nicht
jeder Film über eine Frau ist auch „emanzipatorisch wertvoll“.
Insbesondere beim Kinder- und Jugendfilm interessiert die Frage nach
dem vermittelten Frauenbild. In diesem Zusammenhang bespreche ich
Arthaus- wie auch Blockbusterfilme. Nicht die Frage, ob ein Film
sehenswert ist, steht dabei im Vordergrund, sondern die Einschätzung des
Films in seinem gesellschaftlichen Kontext unter besonderer
Berücksichtigung der entsprechenden Geschlechterpolitik.
Sophie
Charlotte
Rieger
53
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Gut gebrullt:
gebrullt:
Wo die freien Frauen wohnen
Ein Interview darüber in der „Filmlöwin“
Wo die freien Frauen wohnen ist ein Werk der drei Filmemacherinnen
Daniela Parr, Uschi Madeisky und Dagmar Margotsdotter-Fricke, die
sich gemeinsam einem ganz besonderen Thema verschrieben haben:
dem Matriarchat. In ihren Filmprojekten und dem Verein MatriaVal e.V.
widmen sie sich verschiedenen, von Frauen organisierten Gesellschaften.
Das ist mehr als Grund genug, sie für meine Reihe „GUT GEBRÜLLT“ zu
ihrem neuen Film zu interviewen.
Wer sind die „freien Frauen“, um die es in eurem Film geht?
Daniela Parr: In unserem Film geht es um das Volk der Mosuo, die im
Süden von China, rund um den Lugu-See leben. Dieses Volk ist bekannt
für sein harmonisches Zusammenleben. Es gibt dort keine Eifersucht,
keine Gewalt und keinen Krieg. Gegensätze wie „arm“ und „reich“
kennen sie nicht. Auch Machtstreben ist ihnen fremd. Die Mosuo gelten
daher als sehr zufriedene und glückliche Menschen. Die Mosuo-Frauen
sind als besonders entspannt, frei und selbstbestimmt bekannt. In
dieser Gesellschaft sind es die Frauen, die die wirtschaftlichen und
sozialen Fäden in der Hand halten.
Entspannte,
freie
und
selbstbestimmte
Frauen
Und was ist mit den Männern?
Daniela Parr: Die Mosuo bleiben mit ihrer Ursprungsfamilie immer innig
verbunden. Sie kennen keine Ehe. Der Liebhaber bleibt nur über Nacht
und lebt und arbeitet tagsüber in seinem Mutterclan. Die Frau lädt zu
diesem Verhältnis ein. Das hat den Mosuofrauen im gesamten China
den Ruf eingebracht, sie seien leicht zu haben. Der innerchinesische
Tourismus nahm aus diesem Grund zu. Der Film geht der Frage nach,
wie die Mosuo den Tourismus und ihre matriarchale Tradition
vereinbaren.
54
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Wie seid ihr auf die Mosuo als Thema für euren Film aufmerksam
geworden?
Uschi Madeisky: Wir drei interessieren uns seit vielen, vielen Jahren für
matriarchale Gesellschaften auf der ganzen Welt. Wir haben schon viele
Filme in anderen Matriarchaten gemacht – zum Beispiel bei den
matriarchalen Khasi im Nordosten Indiens oder bei den Palauer_innen
in der Südsee. Wir finden kein Zusammenleben so spannend, so
erzählenswert, wie das in den Matriarchaten.
Wie viel Zeit habt ihr bei/mit den Mosuo verbracht?
Dagmar Margotsdotter: Seit 2012 sind wir immer wieder zu den Mosuo
gefahren. Vor Ort haben wir über mehreren Wochen gedreht, immer
wieder über längere Zeiträume.
Wie ist es euch gelungen, die mitunter sehr intimen Momente
einzufangen?
Haben die Mosuo eine Vorstellung davon, was bei uns
„Feminismus“ ist? Und falls ja, welche Bedeutung hat dieser
Terminus für sie?
:
Daniela Parr: Auf einem unserer Matriarchatskongresse haben wir eine
chinesische Übersetzerin kennengelernt. Sie hat Kontakte zu den Mosuo
und hat uns vor Ort vorgestellt und empfohlen. Ohne diesen Kontakt
wäre uns diese Reise nicht möglich gewesen. Es ist uns sehr wichtig,
bevor wir drehen, ein Vertrauensverhältnis herzustellen.
Feminismus
ist
bei
den
Mosuo
nicht
notig.
Dagmar Margotsdotter: Die Gesellschaft der Mosuo ist eine absolut
egalitäre Gesellschaft. Einen Geschlechterkampf kennen sie nicht. Der
Alltag ist lange nicht so sexualisiert und erotisch aufgeladen wie bei
uns. Feminismus ist bei den Mosuo einfach nicht nötig.
Euer Film ist sehr beschreibend und verzichtet darauf, die
Zusammenhänge zwischen Matriarchat und anderen Merkmalen
dieser Gesellschaft – wie das Gemeinschaftsgefühl oder auch die
geringe Bedeutung materieller Werte – zu analysieren oder mit
unserer Gesellschaft zu vergleichen. Warum habt ihr euch für diese
Herangehensweise entschieden?
Uschi Madeisky: Wir nennen die Mosuo gerne das „VorzeigeMatriarchat“, da bei ihnen viele der typischen Merkmale für ein
Matriarchat vorhanden sind. Unser Film zeigt sinnlich und eben nicht
analytisch, was das Volk der Mosuo ausmacht und wie die Menschen
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
dort miteinander leben und umgehen. Der Vergleich findet automatisch
im Kopf der Zuschauer_innen statt. Das können wir bei unseren
Filmvorführungen in der Fragerunde danach immer wieder feststellen.
Am Ende erwähnt ihr noch viele weitere matriarchale Gesellschaften.
Ich war überrascht, wie viele es gibt. Was meint ihr, warum wissen
wir so wenig darüber?
Daniela Parr: Ein tatsächlich existierendes Matriarchat stellt eine
Bedrohung für unsere männerzentrierte, auf Ausbeutung und Anhäufung
von Kapital und Gütern basierende Gesellschaft dar. Da es diese
Gesellschaften wirklich gibt, müssten sie ein Alternativmodell für uns
sein. Es bestünde daher in unserer Gesellschaft Handlungsbedarf in
Richtung eines besseren Zusammenlebens. Viele haben genau davor
Angst, da sie dann ihre Privilegien verlieren. Daher ist es besser, in den
Medien darüber Stillschweigen zu bewahren.
Was können wir von den Mosuo lernen? Was sollten wir uns
abgucken?
Dagmar Margotsdotter:
Die Lebenswelt der Mosuo
richtet sich nach den Frauen.
Für das langfristige Überleben
der Menschheit ist dies die
einzige Alternative. Frauen
gebären und ziehen die Kinder
groß. Sie verdienen unseren
Schutz und größtmögliche
Freiheit. Es gibt so viele Dinge,
die bei den Mosuo auf wundervolle Art geregelt sind.
Handlungsbedarf
in
Richtung
eines
besseren
Zusammenlebens
Wie geht es mit dem Film weiter? Wo oder wie können wir
ihn sehen?
Uschi Madeisky: Unser Film ist sehr vielschichtig und schneidet viele
Themen an, die ungewöhnlich sind, da kommen wir mit unserem
Bewusstsein hier kaum mit. Daher reisen wir nur zusammen mit dem
Film durch den deutschsprachigen Raum. Überall dort, wo sich genügend
Frauen zusammenfinden, um eine Filmvorführung zu organisieren, reisen
wir hin, zeigen den Film und stehen für eine Gesprächsrunde bereit. So
kann der Film bestmöglich aufgenommen und verstanden werden.
Vielen Dank für dieses Interview!
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Der rote Faden Familienaufstellungen
aus matrilinearer Sicht
Ein experimentelles Aufstellungsseminar von MatriaValStudies zur Stärkung der Mutterlinie im Herkunftssystem
Von und mit Ricarda Scherzer, Kulturanthropologin, systemische
Aufstellerin und Archivera des „Archives of Matriarchal Wisdom“
in Göttingen
In unseren Breitengraden ist es üblich, unser familiäres Herkunftssystem
patrilinear, also in der väterlichen Abstammungslinie zu betrachten. Das
führt zu einem komplexen bilinearen System, das in unserer Postmoderne
mit seinem Patchworkfamiliensystem endgültig ad absurdum geführt wird.
Vater, Mutter, Kind bilden dabei das Kernsystem, das nach wie vor als das
angeblich „natürliche“ betrachtet wird und als notwendige Voraussetzung
für die psychische Gesundheit der Heranwachsenden verstanden wird.
In matrilinearen Familien wird Verwandtschaft ausschließlich über die
mütterliche Linie und damit unilinear definiert. Nicht Vater, Mutter, Kind
bilden die Grundeinheit, sondern Mütter und Kind. Der Plural ist bewusst
gewählt. Denn Mutter und Kind stehen nie alleine, sie sind eingebettet in
die Verwurzelung einer Klanstruktur mit Großmutter, kleinen Müttern
(=Tanten), Mutterbrüder (=Oheim), Schwestern und Brüder (inkludiert
Cousinen und Cousins). Wenn zur Matrilinearität auch noch die Matrilokalität (der Mann zieht zur Frau) hinzukommt, dann ist die Familie ein
sicherer Hafen für alle Mütter und ihre (auch männlichen) Kinder. Alle
Nachkommen einer Großmutter leben zusammen.
Für unsere nach wie vor patriarchal geprägte Gesellschaft geradezu provokant sind diejenigen matriarchalen Gesellschaften, in denen die Bedeutung
des „leiblichen Vaters“ gänzlich unwichtig ist. Es ist ein Paradigma unserer
postmodernen Gesellschaft, dass zur psychisch gesunden Entwicklung
eines Menschen die Zugehörigkeit und Liebe durch Mutter UND Vater
gehöre. Gesellschaften, wie beispielsweise die der Mosuo in China oder
der Minangkabau in Sumatra, oder der Palau in der Südsee zeigen jedoch,
dass es auch anders geht. Nicht der Partner einer Frau ist für die gesunde
Entwicklung eines Kindes zentral, sondern der Herkunfts-Klan, die Mutter,
deren Schwestern, die Großmutter, die Oheime, die Schwestern und Brüder.
Das, was bei uns als „das Väterliche“ so unabdingbar scheint, übernimmt
in matriarchalen Gesellschaften der Mutterbruder/ Oheim. Er kümmert sich
liebe-voll um die Kinder seiner Schwestern, seines Klans. Er hegt für sie
dieselben Liebes- und Verantwortungsgefühle, wie ein „guter“ Vater in
unserem System. Bruder und Schwester bleiben ein Leben lang beisammen,
ihre Kinder sind seine Kinder, weil sie Klankinder sind. Auch in matriarchalen Klans gibt es jede Menge Probleme zu lösen – aber die emotionalen,
psychischen und ökonomischen Nöte, die bei uns durch Trennung und
Scheidung entstehen, kennen sie nicht.
Der
rote
Faden
zur
Mutter
und
Grossmutter
hin
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Matriarchale Gesellschaften verfügen über das, was Luisa Muraro die
„symbolische Ordnung der Mutter“ nennt. Ein Unterschied mit weitreichenden Folgen. Viele von uns haben ein gebrochenes Verhältnis zu unseren
Müttern.
„Eine Tendenz, die sich zum Beispiel in der Frauenbewegung der 1970er
ganz deutlich dahingehend manifestierte, dass frau alles werden wollte,
nur nicht so wie die eigene Mutter. Gerade Töchter der »emanzipierten«
Generation haben ja oft persönlich viel größere Probleme mit der Beziehung zu ihrer Mutter als mit der zu ihrem Vater, weil die Nachahmung
des Vaters und eine Förderung durch ihn ihnen ja einen Weg in die
Gesellschaft und zu Anerkennung und Karrieren versprach. Viele Frauen
und gerade Feministinnen eiferten ihren Vätern nach und wollten auf
keinen Fall so werden wie ihre Mutter.“
(http://www.antjeschrupp.de/symbolische-ordnung-der-mutter)
Um als Frau jedoch wirklich frei zu sein, braucht es eine intakte
symbolische Ordnung der Mutter, der wir folgen können. Wir alle auf
diesem Planeten verdanken unser Leben einer bestimmten Frau, „…diese
Situation in ihrer Bedeutung zu erfassen und zur Grundlage einer
symbolischen Ordnung machen, hilft uns, uns in dieser Welt besser zu
bewegen, also von dort ausgehend Lösungen für politische und soziale
Fragen zu finden. Aber es ist eine große Herausforderung, das zu denken.“
(http://www.antjeschrupp.de/symbolische-ordnung-der-mutter)
Dankbarkeit
gegenuber
der
Mutter
ist
der
Weg
zu
weiblicher
Autonomie.
:
Wir wollen in unserem Workshop „Der rote Faden“ den Fokus deshalb
bewusst auf unsere eigene Mutter und die mütterliche Linie richten. Was
wissen wir von unseren Müttern und ihren Müttern? Was von deren
Geschwistern? Wie war ihr Schicksal und welche Auswirkungen hatte
dieses auch auf unser Leben?
»Manche Frauen glauben“, so
schreibt Luisa Muraro, „dass
es nötig ist, die Mutter anzugreifen, um ihr gegenüber
autonom zu werden. Das kann
der Sohn gegenüber dem Vater
tun, dessen Platz er einmal einnehmen wird. Denn er greift
nicht den Ursprung seines
Lebens an. Für eine Frau ist
das der falsche Weg, denn er
löst Schuldgefühle aus, Angst vor der Vergeltung der Mutter, elbstvorwürfe
und Groll, und er eröffnet den Teufelskreis der Unfreiheit. Der richtige Weg
ist dagegen der der Dankbarkeit. Dankbarkeit ist der Weg zu weiblicher
Autonomie in der Beziehung zur Mutter. … Unsere Gesellschaft redet der
jungen Frau ein, dass sie sich an den Mann wenden kann, um Freiheit zu
gewinnen, und entbindet sie von der Dankbarkeit gegenüber der Mutter.
Diese Befreiung ist eine Täuschung, denn die Frau wird ihren Mangel an
Dankbarkeit ihr Leben lang mit Elementen der Unfreiheit bezahlen.
(Luisa Muraro: Ein authentisches Selbstbewusstsein… in Markert: Wachsen
am Mehr andere Frauen, 104)
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Dieser Beobachtung kann ich mich als systemische Aufstellerin nur
anschließen. Im Unterschied zu herkömmlichen Familienaufstellungen
gehen wir deshalb jetzt noch weiter und verabschieden uns symbolisch
von der väterlichen Linie in unserem eigenen System. Dies geschieht
achtsam und behutsam und im Einklang mit den Energien des jeweiligen
Fokus, also der Person, deren Familiensystem aufgestellt wird. Dies führt
zu neuen interessanten Konstellationen in unserem Familiensystem. Z.B.,
wenn unsere Onkel unsere "sozialen“ Väter gewesen wären, welche
Auswirkungen hätte das womöglich auf unser Leben und das unserer
Kinder gehabt?
Diese und andere spannende Fragen wollen wir mithilfe des Roten Fadens
anschauen und erfahren.
KURSINFO
Wann: Muttertagswochenende, 7.-8. Mai 2016, Beginn samstags um 10
Uhr, Ende um 18 Uhr, Beginn sonntags um 10 Uhr, Ende um 16 Uhr.
Wo: Raum Frankfurt, Näheres wird noch bekannt gegeben.
Neue
Konstellationen
in
unserem
Familiensystem.
Kosten: € 140 Mit FRÜHBUCHERINNEN-RABATT:
€ 100 bei Anmeldungen bis 29.2.2016
ANMELDUNG nur schriftlich, gerne per Email an: Ricarda Scherzer,
scherzer(at)acca-beratung.de
Ihr erhaltet ausführlichere Informationen nach schriftlicher Anmeldung.
*Angemeldet ist, wer die Seminarkosten überwiesen und eine schriftliche Bestätigung von mir
erhalten hat.
Prof. Dr. Mariam Irene TaziTazi-Preve
kommt nach Europa
Vorträge bei München und St. Gallen
Dr. Mariam Irene Tazi-Preve hält einen Vortrag in München während der
Familienbildungs-Fachtagung zum Thema "Projekt Kind - Kindheit nach
Plan?"
1.) Freising bei München 26.-27.02.2016
Vortrag um 10:45h
Patriarchale und matriarchale Elternschaft
im Vergleich
2.) MatriArchiv, St. Gallen 1.3.2016
Vortrag: „Die Mutterfalle“
Das Rollenverständnis von Mann und Frau in einer Beziehung ist nach wie
vor das gleiche geblieben. Auch wenn das Feld gut vorbereitet ist, wird es
für die Frau, wenn sie Kinder bekommt, schwierig. Die Frauen heute versuchen eine „All-in-one-Women“ zu sein: gleichzeitig gut aussehende
Karrierefrau, fürsorgliche Mutter und perfekte Haus- und Ehefrau.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Von Rebellinnen, Querdenkerinnen
und anderen wagemutigen Frauen
Max Dashu – Bildvortrag im Frauenmuseum Wiesbaden
Es hat schon Tradition. Wenn die Kalifornierin Max Dashu alle zwei Jahre
ihre Tournée in Europa durchführt, dann auch deshalb, weil unter anderem
MatriaVal e.V. und das Frauenmuseum Wiesbaden sie einladen. Oft ist sie
dann auch bei HAGIA und im MatriArchiv in St. Gallen, diesmal war auch
das Felicitas Goodman Institut Österreich mit von der Partie.
:
In
einem
Fluss
von
starkenden
Bildern
Max Dashu ist Kulturhistorikerin, Künstlerin und Matriarchatsforscherin,
sie hat in den 70er Jahren damit begonnen die „Suppressed History
Archives“ anzulegen: Eine Sammlung von nunmehr an die 15.000 Dias
(auch digitalisiert) die weltweit entdeckte (Höhlen)malereien, Kultgegenstände und Figuren wiedergeben, auf denen Frauen arbeiten, sich kümmern, heilen, Rituale durchführen, jagen und als Herrscherinnen und
Göttinnen dargestellt werden. Aus dieser Sammlung hat sie unter verschiedenen Aspekten mehrere Dia-Shows und Workshops zusammen
gestellt. In Wiesbaden durften wir diesmal ihre inspirierende Hommage an
wagemutige Frauen: Abenteurerinnen, Hexen, Radikale, Lesben, Draufgängerinnen, Ketzerinnen, Freidenkerinnen und Nonkonformistinnen
erleben. Frauen, die sich als Männer ausgegeben haben, um Medizin zu
praktizieren, für Freiheit zu kämpfen und die Welt durchstreifen zu können.
So konnten die Besucherinnen sich wieder einmal in diesem Fluss an
stärkenden Bildern baden. Dieser Effekt gelingt bei ihren Vorführungen
60
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
immer richtig gut. Scheinbar springt Max Dashu in der Abfolge und
Dramaturgie gänzlich unchronologisch durch die Jahrhunderte. Die Bilder,
die sie hintereinander zeigt, stammen mal aus diesem Erdteil und das
nächste dann aus einem gänzlich anderen. Das mag zunächst irritieren,
letztendlich ergibt es jedoch eine wirkungsvolle und sinnvolle Abfolge.
Denn in der Gesamtwirkung wird das Thema: „Starke Frauen“ oder sagen
wir mal noch treffender „Frauen das erste Geschlecht“ zu einem einzigen
großen, überwältigenden Gesamtzusammenhang, zu einer Welt der Frauen,
der Mütter, der Göttinnen.
Es war ein besonderer Tag mit Max Dashu am 4. Oktober in Wiesbaden.
Denn sie war gerade aus dem Flugzeug gestiegen, das einen ganzen Tag
Verspätung hatte und obendrein war es ihr 65. Geburtstag. So konnten wir
ihr nach der Vorstellung Geschenke überreichen, das Labyrinth-Wandbuch
von Li Shalima, den Matriarchatsfilm: „Wo die freien Frauen wohnen“ und
die MatriAna, von Claudia Schäffer gefertigt, und von MatriaVal für ganz
besondere Verdienste verliehen.
Uscha Madeisky
:
Wie der 25. November zum
“Welttag fur Frauenschutz“
Frauenschutz“ wurde
Im Jahre 1999 wurde von der UNO der 25. November zum „Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“ erklärt. Seither wird an
diesem Tag alljährlich durch weltweite Aktionen auf die gegen Frauen ausgeübte Gewalt aufmerksam gemacht.
Es ist gut, dass allerorts und bei allen Gelegenheiten die Tatsache erinnert
und verurteilt wird, dass an ganz vielen Orten in der Welt und in unserem
nahen Umfeld Frauen nicht geachtet, sondern gedemütigt, geschlagen und
wie Sklaven behandelt werden.
Durch matriarchale Menschen konnten wir lernen, dass matriarchales, also
dem Leben zugewandtes Bewusstsein erreicht werden kann, indem das
Gute benannt, und das „Abweichende“ nicht gefüttert wird, indem es nicht
ständig wiederholt und dadurch immer wieder heraufbeschworen wird.
Matriarchale Menschen wenden sich dem Guten zu und manifestieren es
dadurch.
So kam es, dass der 25. November nun „Welttag für Frauenschutz“ genannt wird.
Lasst uns alle Frauen, junge, alte, Mütter, Mädchen achten, schützen und
wertschätzen!
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Neues aus dem Ahninnenwald
- unserem matriarchalen Archiv in GÖTTINgen
Im Frühjahr dieses Jahres fuhr ich erstmals mit Uscha Madeisky in unseren
Ahninnenwald nach Göttingen – so nenne ich unser matriarchales Archiv in
Anlehnung an die große Bedeutung, die der Ahninnenwald bei dem matriarchalen Volk der Khasi in Indien zeitigt. Auch wenn der unveräußerliche
Besitz von realem Grund und Boden auch uns heute zuträglich wäre, so
stellt das veröffentlichte und gesammelte Wissen unserer Vorgängerinnen
ebenfalls einen unvergleichlichen Schatz dar. Jedoch was nützt dieser
Schatz, wenn niemand weiß, woraus im Einzelnen er besteht? Neugierde
und Forscherinnendrang trieben mich nach GÖTTINgen, um zu sichten, was
vorausschauende Frauen wie Uscha und Dagmar bereits zusammengesammelt hatten im Laufe der Jahre.
Geschätzte siebenhundert Bücher
haben in den vergangenen Wochen
zu über 1300 Autorinneneinträgen
in meiner Archiv-Excelliste geführt.
Und die Liste ist längst nicht komplett. In Ermangelung eines ausreichend bestückten Etats habe ich
einige Autorinnen und Verlage angeschrieben und um Buchspenden
gebeten. Die Resonanz war überwältigend und ich möchte mich im Namen unseres Vereins und unserer
forschenden Nachfahrinnen nochmals für die Großzügigkeit bedanken bei:
Heide Göttner-Abendroth, Christa Mulack, Carola Meier-Seethaler, Gudrun
Nositschka sowie den Verlagen amalia und christel göttert. Nicht vergessen
möchte ich dabei die vielen Spenderinnen, die bereits in der Vergangenheit
ihre Bücherregale zugunsten unseres Archivs gesichtet und gelichtet haben.
Ohne euch gäbe es das Archiv nicht! Also tausend Dank.
Gesammeltes
Wissen,
ein
unvergleichlicher
Schatz.
Unser Ahninnenwald lebt von Spenden und auf meiner internen Wunschliste stehen noch viele Werke, die unserem Archiv fehlen. Ich werde die
Mutterlandbriefe nutzen, um euch immer wieder einige davon zur Kenntnis
zu bringen, mit der Bitte, uns diese zu spenden. Apropos Spende: unser
Ahninnenwald besteht ja nicht nur aus Büchern, sondern vor allem auch –
Uscha sei Dank- aus Filmen! Leider können wir diese derzeit im Archiv nicht
anschauen, denn es mangelt uns an einem DVD- und VHS-Player. Welche
von Euch hat so ein (funktionierendes) Gerät im Keller stehen? Bitte meldet
euch – wir freuen uns darüber. Und: Auch ein Kassettenrekorder würde bei
uns sinnvolle Verwendung finden!
62
Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Heute möchte ich aber vor allen Dingen Werbung machen für ein Buch,
ja, ein Werk, das es zwar in unserem Archiv gibt, das jedoch leider nur
diejenigen lesen können, die des Englischen mächtig sind. Und das ist
mehr als schade, denn Ihr verpasst einen Meilenstein der feministischen,
matriarchalen Ur- und Frühgeschichtsforschung:
„The language of MA the primal mother.
The evolution of the female image
in 40,000 years of global Venus Art“
von Annine van der Meer.
:
Übersetzt hieße das Werk: „Die Sprache
von MA, unserer Urmutter. Die Evolution
der weiblichen Abbildungen in der 40.000jährigen Geschichte der Venuskunst“.
590 Seiten kompaktes Wissen, didaktisch
hervorragend aufbereitet und bebildert
mit unzähligen Fotos – ein Mammutwerk,
das alle diejenigen in ihrem Bücherschrank nicht missen werden wollen,
die bereits Marija Gimbutas Werk „Die Sprache der Göttin“ dort stehen
haben. Allein die Klassifikation der vielen frühgeschichtlichen Figuren als
‚Venuskunst‘ ist eine Provokation für Schulgelehrte. Die Herausarbeitung
von Stilmerkmalen und Haltungspositionen, die es auch der interessierten
Laiin zukünftig ermöglicht, eine Venusfigur zu interpretieren, ist mehr als
beeindruckend.
Handwerkszeug
um
jedwede
Gottinnenfigur
einzuordnen.
Ich könnte euch seitenlang weiter vorschwärmen und Inhalte ihrer
Erkenntnisse hier auflisten. Aber viel besser noch: macht eine –nein viele!Vorbestellungen zum Subskriptionspreis von €49,95 beim christel göttert
verlag. Sobald die nicht unerhebliche Druckkostensumme von €20.000
zusammen gekommen ist, geht das Werk endlich in die Übersetzung! Das
Buch hat es verdient. Annine van der Meer hat es verdient. Wir alle haben
dieses Werk verdient. Oder gibt’s vielleicht sogar eine Mäzenin unter uns?
Hier wäre Eure Weihnachtsspende gut investiert. Versprochen!
Ricarda Scherzer
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
:
Mutterland um Sauling
und Aggenstein
Das Buch "Mutterland um Säuling und Aggenstein - eine Heimkehr" von
Elisabeth Wintergerst verbindet Heimatgeschichte, Mythologie und die
weibliche Sipiritualität der Landschaft. Selbst Einheimische werden überrascht
sein, welche Geheimnisse hier verborgen liegen.
Streifzuge
ins
Mutterland
:
Das Buch besticht nicht nur durch tiefgründige
Texte, sondern es ist auch auf 192 Seiten reich
bebildert. Zu der Schönheit des Buches haben
mehrere Fotografen mit ihrem Blick auf das
Wesenhafte in Bergen, Höhlen und Seen beigetragen. Und damit nicht genug. Auf den Streifzügen ins "Mutterland" wird Elisabeth Wintergerst begleitet von der Kräuterfrau Ulrike Aicher
aus Pfronten, die in 10 Pflanzenbeschreibungen
zeigt, wie die Erde ihre heilende Kraft unmittelbar
den Menschen schenkt. Die Mitgründerin der
Geierwally Freilichtbühne, Claudia Lang-Forcher
aus Wängle, erzählt fünf uralte Sagen des Außerferns neu und haucht ihnen dadurch Leben ein.
Bestellmöglichkeit: http://www.elisabeth-wintergerst.de/buch-mutterland/
Preis: EUR 39,00 zzgl. Versandpauschale EUR 2,00
Elisabeth Wintergerst, Brunnengasse 12, 87629 Füssen
Gewalt im Namen Gottes
Christa Mulack spürt der religiösen Gewalt im Namen des Einen Gottes der Bibel
nach, an der das alte Israel einst zerbrach und an der die Menschheit bis heute
leidet. Sie beschreibt, wie die Israeliten im babylonischen Exil von einer fanatisierten Priesterschaft in
den monotheistischen Glauben mit Hilfe von Drohungen und Schuldzuweisungen hineingezwungen
wurden. Und die Verheißungen, mit denen sie gelockt wurden, haben sich bis heute nicht erfüllt.
Mit dem Siegeszug des Monotheismus und seiner
Heiligen Schrift wurde Gewalt zu einem festen
Bestandteil der Religion. Zugleich wurde auch das
Göttlich-Weibliche verdrängt, die bis dahin auch
in Israel beheimateten und hoch verehrten Göttinnen Aschera und Astarte. Die Abwertung des
Weiblichen hält bis heute an. Statt diesen Ur-Grund
unserer Kultur permanent zu verdrängen, sollten
wir ihn in unser kulturelles Gedächtnis ebenso wie in unser Bewusstsein integrieren. Nur so kann der Religion der Zahn der Barberei gezogen werden.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Diana Monson: “Verbundensein“
Verbundensein“
Jahreskreisfeste mit allen Sinnen feiern
192 Seiten mit farbigen Abbildungen und vielen Liedern mit Noten
ISBN 978-3-9816520-1-7
€ 24,90 inkl. MwSt.
Das Buch richtet sich mit seinen konkreten
Handlungshilfen sowohl an ritualkundige
Frauen/Gruppen als auch an Frauen/Gruppen,
die noch unkundig in der Ritualarbeit sind,
aber gerne Jahreskreisfeste feiern möchten.
Fur
ein
Leben
in
Verbundenheit
mit
Mutter
Erde.
:
Mit ihrem praktischen Handbuch „Verbundensein“ lädt Diana Monson dazu
ein, Jahreskreisfeste freudig und mit allen Sinnen neu zu feiern. Der Inhalt
dieses Buches basiert auf ihrem langjährigen Erfahrungsschatz. Sie erklärt darin
ausführlich, wie ein Ritual zu einem Jahreskreisfest strukturiert ist. Außerdem macht sie
für jedes Fest zwei Vorschläge zur konkreten
Ritualgestaltung. Die dabei von ihr vorgeschlagenen spirituellen Lieder und Tänze,
u.a. von Gila Antara, Amei Helm, Arunga
Heiden und Windsong, sind jeweils mit
Noten aufgeführt. Fotos geben einen kleiNen Einblick in die Atmosphäre beim Feiern.
Diana Monson´s Bücher »Winterlicht«, »Frühlingsreigen« und »ErnteSommer« sind ebenso wie die Bücher »Lebenslustig« und »Kräuterkundig«,
das sie mit Maia Pfrombeck schrieb, Standardwerke in der naturspirituellen
Kindererziehung.
Diana Monson lebt als Freischaffende im Mainhardter Wald/ Süddeutschland.
Stimmen zum Buch
»Beim ersten Durchblättern war ich schon sehr angetan von der Fülle, die
das Buch bietet, vor allem auch die praktischen Anregungen zur Gestaltung
von Ritualen.«
Erni Kutter, Sozial- und Tanzpädagogin
»Verbundensein ist ein kompetentes und nachvollziehbares Anleitungsbuch
für Rituale im Jahreskreis. Schön, dass auch so viele Lieder drin sind.«
Ursa Illgen, Frauenheilehaus
»Ein wundervolles Buch für alle Generationen, liebevoll gestaltet und voller
guter Ideen für ein Leben in Verbundenheit mit Mutter Erde und Vater
Himmel. Es lädt ein, innezuhalten und sich berühren zu lassen von den
kleinen Wesen und Kräften, die immer mit uns sind. Viele praktische Tipps
und Ideen.«
Gila Antara, Sängerin und Liedermacherin
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
MatriMatri-Sanktion
Beschämend und unverantwortlich:
Die Ausstellung „Mädchenland“ bedient Pädophilie!
Auf unverantwortliche Weise werden in der Fotoserie
Mädchenland“ Kinder benutzt - angeblich um „Natürlichkeit“,
„Selbstbewusstsein“ und „Matriarchat“ zum Ausdruck zu bringen.
Doch:
Dafür werden Mädchen in ihnen völlig fremden Posen dargestellt.
Dafür sollten sie schauen, wie sie in Wirklichkeit nicht schauen.
Dafür wurde ihnen beim Shooting das Lächeln verboten.
Dafür wurden ihnen Frauenkleider angezogen und Lippenstift aufgetragen.
Dafür wurden Röckchen hochgerutscht oder halb heruntergezogen.
Dafür wurden Schleier benutzt oder Nacktheit drapiert.
Dafür sprechen Texte über Heirat und Mädchenpower.
Dafür wird ein Mutterland umbenannt in „Mädchenland“.
Dafür wird so getan, als hätten die kleinen Mädchen dort das Sagen.
Zum Beispiel:
Ein kleines Mädchen liegt auf dem Bett. Es schaut, ohne zu lächeln, in die
Kamera. Ihr kleines Röckchen ist hoch gerutscht. Es liegt so, wie Männer
gern Frauen und kleine Mädchen posieren lassen. Und im Text wird auch
tatsächlich auf den Mann hingelenkt: Heirat: „Wenn sie heiratet, nimmt sie
ihren Ehemann in ihr Haus auf.“
Der Betrachter kann also sogar schon das Bett sehen, wo das Mädchen
den Mann empfangen wird…
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Ein anderes Bild, traumhaft…orientalisch: Zwei Mädchen auf einem großen
Bett hinter Schleiern, die eine führt die Hand zum Vorhang... eine fast
einladend anmutenden Geste. Der Titel des Bildes: „Nebada and Eva.
Mädchenland. Kingdomofgirls.“ Mann könnte gleich hingehen. Sie
scheinen schon zu warten…
Auf anderen Bildern liegen kleine Mädchen ungeschützt da, den Blicken
ausgeliefert. Sie lächeln nicht. Das Lächeln wurde ihnen untersagt bei den
Aufnahmen. Meist wirken ihre Gesichter fragend, verstört, wie das des
kleinen Mädchens auf ihrem Bett („Lachubon in her bedroom“).
Doch das Bild, das am deutlichsten spricht, ist das des Mädchens hinter
dem Fenster, „Ibapyntngen in the cottage. Mädchenland. Kingdomofgirls“:
Künstlich-erotische Pose bis ins kleinste Detail – das Röcken fast bis zur
Nacktheit herunter gerutscht.
Lauter Lolitas im Mädchenland ?
Pädophilen Phantasien werden keine Grenzen gesetzt –
im Gegenteil: ihnen werden Tür und Tor geöffnet:
Türen zu völlig arglosen Menschen und ihren Kindern.
„Ich wollte sie so natürlich wie möglich fotografieren und ganz bestimmt
nicht in die Kamera lächeln lassen…Ich war so beeindruckt von ihrer
selbstbewussten Erscheinung und dachte, dass so am besten das
Matriarchale sichtbar wird“, wird in einem Interview erklärt.
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Doch was hier tatsächlich passiert, ist eine erotische Übertragung auf ein
ganzes Volk und seine kleinen Mädchen. Von „natürlich“ kann in den
Bildern nicht die Rede sein. Hier wird ein sexueller und pädophiler Blick
auf unbefangene Kinder geworfen. Da reicht die Phantasie des ganzen
Khasi-Volkes nicht aus, um das Ausmaß und die Folgen dieses
Missbrauchs ihres Vertrauens zu erahnen.
Mütter im Meghalaya, sorgt Euch um Euch und Eure Kinder:
Sogar Namen und Adresse sind angegeben!
Die Bilder in „Mädchenland“ sind geradezu eine Aufforderung für
Pädophile, die Koffer zu packen und in das „Reich der kleinen
Mädchen“ zu reisen.
Wie können die Kinder geschützt werden?
Wir, die wir seit Jahrzehnten in Matriarchaten unterwegs sind und mit
vielen Menschen dort befreundet, wissen aus Erfahrung, welche
Auswirkungen solche Publikationen haben:
Natürliche, selbstbewusste, „machtvolle“ freie Frauen und Mädchen
reizen patriarchal-sexuelle Phantasien!!!
Das genau bewirken solche Fotos:
Sie bedienen eine Übertragung von (pädophiler) Sexualität unserer
patriarchalen Kultur auf matriarchale Völker!
Die matriarchalen Mosuo haben schon Erfahrungen damit gemacht, dort
hat es den Sextourismus ausgelöst. Und im Playboy vom Mai 2014 wurde
gleich ihr ganzes Volk durch das patriarchal-sexualisierte Begehren auf
übelste Weise diffamiert.
Wir sind empört und besorgt, wir können es nicht fassen, dass solche
Bilder, und obendrein im Zusammenhang mit lebenden Matriarchaten,
ausgestellt werden.
MatriaVal-Verein e.V.
zur Unterstützung matriarchaler Gesellschaften und Vermittlung
matriarchaler Werte gegründet 2006
Alle Fotos der Ausstellung findet ihr hier:
http://www.ignant.de/2015/06/03/girls-rule-in-karolin-klueppels-seriesmadchenland/?lang=de
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
Blick der Fotografin Karolin Klüppel auf junge Männer:
Antwort von terre des femmes auf die Protestbriefe:
Vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihre Kritik.
Es freut mich, dass Sie als interessierte und engagierte Frau unsere Arbeit
kritisch betrachten und Einspruch erheben, wenn Ihnen etwas nicht richtig
erscheint. Auf Kritik - gerade auch von Frauen und Organisationen, die für
die gleiche Sache kämpfen - sind wir angewiesen... auch wenn ich Ihre Kritik
in diesem konkreten Fall nicht teile.
Die Beweggründe dafür habe ich dem Vorstand des Vereins MatriaVal e.V.,
welcher den Protest initiiert hat, ebenfalls bereits mitgeteilt. Gerne lege ich
aber auch hier nochmal dar, warum terre des femmes daran festhalten wird,
die Ausstellung "Mädchenland" im Rahmen des Filmfests FrauenWelten zu
zeigen:
Der Vorstand von MatriaVal erhebt den Vorwurf, dass die Ausstellung pädophile Vorstellungen bedient. Diesen Vorwurf sehen wir als nicht gerechtfertigt
an. Die Abbildung eines nackten Kindes ist nicht per se kinderpornografisch.
Natürlich kann es für einen pädophilen Betrachter als erotisch wahrgenommen werden, aber nicht mehr als hunderttausend anderer Fotos aus belanglosen Zusammenhägen, die ganz normal im Verkauf, in den Medien im Umlauf sind. Pädophilie kann sich an allen möglichen unschuldigen Bildern erregen - um das zu verhindern, müsste man Fotografien von Minderjährigen
generell verbieten, aber nicht eine einzige Ausstellung. Diese Einschätzung ist
nicht nur meine, sondern teilte uns eine Polizistin mit, die wir gebeten hatten,
die Ausstellung auf das Kriterium hin zu untersuchen.
Dass die Fotos gestellt und nachbearbeitet sind und insofern nicht natürlich damit hat MatriaVal sicherlich recht. Bei Karolin Klüppel, der Fotografin,
handelt es sich allerdings um eine professionelle Fotografin und Künstlerin,
die für die Ausstellung mehrere Preise bekommen hat. Mit ihr stehen wir in
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Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 4 – Winter 15JdF
persönlichem Kontakt und sie hat uns versichert, dass sie den Mädchen keine
"Röcke hochgezogen hat" und sie auch nicht gezwungen hat zu lächeln. In
den neun Monaten, in denen sie bei den Familien gelebt hat, hatte sie die
Möglichkeit, die Mädchen gut kennenzulernen - viele der Bilder sind insofern
nicht gestellt, sondern höchstens nachinszeniert, ohne das die Fotografin
eingegriffen hat. Leider hat sich der Vorstand von MatriaVal nicht dazu
geäußert, wieso sie davon ausgehen oder wer behauptet hat, dass auf die
Mädchen Druck ausgeübt wurde.
Karolin Klüppel hat uns ebenfalls mitgeteilt, dass sie es sehr bedauert, dass
die Berichterstattung häufig kein adäquates Bild zeichnet. Dies zu korrigieren
liegt allerdings nicht in ihrer Verantwortung. Ihr ging es vor allem darum,
einem breiten Publikum eine fremde Kultur ein wenig näher zu bringen.
Für mich ist leider nicht verständlich, warum sich der Vorstand von MatriaVal
nie direkt an die Künstlerin gewandt hat und mit ihr Rücksprache gehalten
hat, wie die Bilder zustande kamen. Auch der Zeitpunkt der Kritik wundert
mich - die Ausstellung ist immerhin bereits zwei Jahre im Umlauf.
Da wir Ihre Kritik trotzdem ernst nehmen, denken wir darüber nach, einige
wenige Bilder in Absprache mit der Künstlerin nicht zu zeigen. Ich hoffe, dass
wir Ihnen so entgegenkommen können.
Ich hoffe, dass ich Ihnen verständlich machen konnte, warum wir an der
Ausstellung festhalten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin
Weitere Protestbriefe senden an:
TERRE DES FEMMES, Bundesgeschäftsführung
Menschenrechte für die Frau e.V.
Brunnenstr. 128
13355 Berlin
E-Mail: [email protected]
Tel: 030/ 40 50 46 99 – 11
www.frauenrechte.de
www.facebook.com/terre.des.femmes
https://twitter.com/#!/TDFeV
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Wider besseren Wissens zeigt
terre des femmes diese Ausstellung
Eine Reaktion darauf sind Austritte sowie Einstellung von Spenden.
Auch die Proteste reißen nicht ab, viele schicken uns Kopien ihrer
Schreiben. Zwei davon veröffentlichen wir hier.
Liebe Anna,
ich verstehe, dass die Sache kompliziert und verwirrend ist.
Ich möchte hier kurz meine eigenen Gedanken übermitteln:
Worin liegt für ein kleines Mädchen der Unterschied beim Heranwachsen
in einer matriarchalen Kultur im Gegensatz zu dem Heranwachsen in
patriarchaler Kultur ?
Der wesentliche Unterschied liegt m. E. in der Art der Beziehungen
innerhalb der Familie bzw. des Clans. Hier werden kleine Mädchen
geachtet und mit Respekt behandelt, dort sind sie ggf. nur
minderwertige Randfiguren mit einem gewissen Handelswert oder werden
gar als Belastung für die Familie gesehen. Solche relevanten
Unterschiede in den zwischenmenschlichen Beziehungen würden an Fotos
erkennbar, welche kleine Mädchen im Kontakt mit ihren Angehörigen
zeigen!
Die diskutierten Fotos haben für mich in Bezug auf das Thema
Matriarchat null Aussagekraft und hätten ebenso gut in Bangladesh
Oder Indien aufgenommen werden können!
Ich frage mich darum auch, was denn der Titel "Mädchenland" zu
bedeuten hat? Ein Land nur für Mädchen oder ein Land der allein
lebenden Mädchen oder ein Land der dominanten Mädchen ? Schauen wir
uns die Bilder an: die Mädchen sehen zart, isoliert (weil allein auf
dem Foto) und verletzlich aus......Matriarchale Kultur jedoch ist eine
Kultur der Gemeinschaft, wo gerade kleine Mädchen eben nicht allein
gelassen werden, sondern behütet im Kreise des Clans aufgezogen
werden. Sie wie hier vereinzelt darzustellen, ohne Mütter, Brüder,
Onkel, Großmütter, vermittelt ein schräges Bild vom Leben bei diesem
Volk. Warum werden die kleinen Mädchen hier wie isolierte Einzelwesen
dargestellt ?
Als langjähriges Mitglied bei TDF erinnere ich mich noch an Christa
Stolles Anfänge und ihr Buch über Sextourismus in Thailand. Die
Werbung, welche damals die deutschen Männer ins Land locken sollte,
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beinhaltete oft Hinweise auf das geheimnisvolle "Land des Lächelns" und zwar des Lächelns bezaubernder junger Mädchen, die dann auch nie
etwa im Kreise ihrer Angehörigen oder in ihren Häusern dargestellt wurden,
sondern in Einzelposen - zart, allein, isoliert und verletzlich - so, wie patriarchale Unkultur junge Frauen haben will...Kein Wunder, dass auch mich
diese Bilder an jene erinnern....und daher ein sehr ungutes Gefühl erzeugen.
"Mädchenland" ist für mich auch deswegen als Titel verfehlt, weil
matriarchale Kultur Männer, Brüder, Söhne weder verachtet noch
ausschließt. Matriarchale Kultur ist keine reine Frauenkultur, sondern
eine angemessene, beglückende Lebensweise für beide Geschlechter.
Es sind die patriarchalen Beschreibungen, welche gern diese Idee
betonen, sich ereifernd, dass dort "die Frauen über die Männer
herrschen".
So wird denn ein Land, in dem Mädchen nicht wie uns gewohnt, als
minderwertig gelten, gleich zum "Mädchenland".
Es ist aber genauso gut ein Land der Jungen, der Frauen und Männer,
und genauso der Jungen und Alten.....
Eben ein Land für alle, ohne patriarchale Hierarchie.....Aktive
Frauenfeinde freuen sich über die Bestätigung: Matriarchale Kultur ist
Frauenkultur, da ist für Männer kein Platz, haben wir es doch schon
immer gewusst.
Ich unterstelle der Fotografin keine unguten Absichten, allerdings
einen Mangel an sozialpolitischer Überlegung. Sie ist halt eine
Künstlerin und bei Betrachtung ihrer vorangegangenen Fotoserien,
welche beide rein erotischer Natur sind, verstehe ich, wie die
erotische Note in ihre Bilder gerät.
Nicht grundsätzlich etwas Schlimmes (und ihre erotischen Fotos von
erwachsenen jungen Männern finde ich völlig legitim und gut gemacht),
jedoch im Kontext der ständig fortschreitenden Ausbeutung und
Zerstörung der letzten matriarchalen Kulturen wirkt ihre Arbeit über
die Khasi-Mädchen mindestens unpassend und ungeschickt.
Schade, aber auch ich denke, dass hier der matriarchalen Kultur der
Khasi kein guter Dienst geleistet wurde, trotz guter Absicht.
Vielleicht wenigstens eine gute Gelegenheit, verschiedene Positionen
und Sichtweisen zu diskutieren und zu überdenken.
Freundliche Grüße
Angela Bachmann, Norden
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Sehr geehrte Frau Stolle,
leider muss ich Ihnen auf Ihr Schreiben nochmals antworten. Ich bin nicht
Mitglied des Vereins MatriaVal e.V.. Die Informationen bekam ich von einem
Vereinsmitglied.
Ohne Kommentar habe ich die Fotos einer Bekannten gezeigt und sie nach
ihrer Meinung gefragt. Ihr erster spontaner Kommentar war, sie würde Kinder
nie in einer so lasziven Situation fotografieren und für öffentliche Zwecke
verwenden (sie ist Hobbyfotografin). Als ich ihr die Hintergründe nannte,
war sie sehr empört.
Darf ich fragen, ob Sie die Spendengelder für das Engagement solcher
Fotografen ausgeben?
Die Fotokünstlerin mag zwar Auszeichnungen für ihre Fotokunst bekommen
haben (die Fotos sind aus künstlerischer Sicht sicher gut gemacht), aber ihr
fehlt jegliches Gespür, welche Auswirkungen ihre Kunst für diese Mädchen
haben können. Haben Sie die Mädchen und ihr Volk darüber informiert welche Auswirkung eine Darstellung im Internet und einer solchen Ausstellung
für sie haben kann? Haben die Kinder im Beisein von unabhängigen Beratern
ihr Einverständnis gegeben? Wurden die Kinder als Fotomodelle bezahlt?
Eventuell mit Spendengeldern?
Meine Kritik gilt nicht alleine der Fotografin, sondern auch der Personen, die
für die Ausstellung diese Foto-Wahl getroffen haben. Mit dieser Ausstellung
verletzen Sie die Würde dieser Mädchen.
Ich bin generell gegen die Einmischung der Zivilisation in ein ursprüngliches
Volk. Diese Matriachate hatten bis jetzt auch ohne uns ihr Auskommen. Auch
wenn ihnen vielleicht nicht der fragwürdige Luxus unserer Zeit zur Verfügung
steht.
Wir sollten uns in unseren Voyeurismus zügeln, Interesse für andere Kulturen
zeigen, aber sie nicht vorführen. Sollte es einen feministischen Hintergrund
geben, um z.B. friedliche Macht-strukturen von Frauen zu zeigen, so ist das
Thema mit diesen Fotos ver-fehlt.
Ich darf den Namen meiner Bekannten mit ihrem Einverständnis nennen:
Maria-Anna Spiegel, München.
Entschuldigen Sie bitte meinen polemischen Ausbruch. Bedauerlicherweise
erhalten Sie jetzt auf Grund dieser Reaktionen wahrscheinlich auch noch
vermehrten Zulauf, weil es die Aufmerksamkeit des Projekts steigert. Ich
hoffe es sind nicht die „falschen“ Besucher.
Mit freundlichen Grüßen
:
Erika Stadler, Munchen
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An die Hamburger Morgenpost
Eine Matri-Sanktion
Sehr geehrte Mopo-Redaktion,
In der Hamburger Morgenpost von heute fragen Sie Ihre Leserinnen und
Leser, ob unser Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel nach Helmut Schmidt
benannt werden solle. Wir würden vorschlagen:
Nennen wir ihn doch Ludovica-Schmidt-Flughafen. Damit würden wir die
Person ehren, welcher die Stadt Hamburg diesen großartigen Sohn in
Wirklichkeit zu verdanken hat:
Mutter Ludovica Koch, verheiratet Schmidt.
Damit würden wir auch gleich alle anderen Mütter ehren, die bisher in der
Hansestadt Hamburg unsichtbar geblieben sind.
Herzliche Grüße
Dagmar Margotsdotter
matria-Oase
Unsere Seele im Jahr der Erde
CD von Cécile Keller
Diese Meditationen mit Musik, die sich auf die Jahreszeiten der Erde
beziehen, sind ein Auszug aus den Heiltänzen für die Leibseele, wie sie
Cécile Keller seit einigen Jahren durchführt.
:
Kosten: 1 Doppel-CD: Euro 15,-plus Versandkosten
Heiltanze
fur
die
Leibseele
:
Sie laden unsere Seele ein, sich in der Bewegung und im Tanz mit ihren Gefühlen
auszudrücken. Dabei können wir im Erleben wieder in Übereinstimmung mit Natur und Kosmos kommen.
Cécile Keller bietet die Heiltänze auf
Einladung auch auswärts für Gruppen
als Tages- und Wochenendseminare an.
Kontakt: Cécile Keller, Weghof 2,
94577 Winzer, Tel.: 08545/969670; [email protected]
Für Schweizerinnen: Christina Schlatter, St. Gallen, [email protected]
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Mutterlandschilder
Verlosung
Für unsere Herbstausgabe haben wir Euch aufgerufen, uns mitzuteilen,
welcher Cover-Entwurf Euch am besten gefällt. Unter den Einsenderinnen
wollten wir ein Mutterlandschild verlosen. Da Ihr so fleißig an der
Abstimmung teilgenommen habt, haben wir uns entschlossen, allen
Teilnehmerinnen ein Mutterlandschild zu schicken.
Hier einige der stolzen Schild-Besitzerinnen:
Du bist
alt und
jung
zugleich.
...
Ulrike
Sprick
in ihrem
Garten
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Doreen Doristochter in ihrem Schrebergarten
...
Du bist die
Weisse, die
Rote, die
Schwarze.
...
Li Shalima hat ein eigenes Schild entworfen und in ihrem Garten aufgestellt
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Liebe Uscha, liebe Dagmar, liebe Daniela,
hier kommen zwei Fotos mit dem gewonnenen Mutterland-Schild für Eure
nächsten Mutterlandbriefe, die meine Tochter Céline von mir im Sonnenschein auf meinem Beet gemacht hat.
:
Du bist
die Tanzerin,
du bist
die
Nahrende.
:
Das Schild ziert nun mein Beet in der Gärtnerinnen-Gemeinschaft
„Münchner Krautgarten Solln“. Dort wurde es von Mitgärtnerinnen
begeistert aufgenommen. Sie fanden, „es gehöre unbedingt dorthin“ und
„Mutterland sei ein so schönes Worte und wecke Assoziationen zu Frieden,
Nahrung, Geborgenheit, Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit…“. Auch die Spaziergängerinnen, die zahlreich mit ihren Hunden an unserem Grundstück
vorbeikommen, können es lesen. Ich bin stolz auf meinen tollen Gewinn
und hoffe, dass es viel matriarchales Bewusstsein aussendet.
Liebe Grüße
Ursula Fournier
Dieses Schild hängt
bei Liz Fränznik,
der Initiatorin der
Mutterlandstiftung,
in ihrem Schrebergarten in Dossenheim.
www.mutterlandstiftung.de
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Hallo Mutterlandmitfrauen, Goden und alle Leserinnen,
ja, da steht es nun, das Mutterlandschild.....
auf einer Bilderleiste an meinem Scheunentor.
So sehen es jetzt alle Besucher_innen die im Hof ankommen.
Lieber hätte ich am Hoftor draußen, damit sich alle wundern die auf der
Dorfstraße dran vorbeikommen. Das finde ich mutiger, schließlich kennen
mich viele hier.
Das Anwesen stammt von meiner Vaterseite und ich bin hier aufgewachsen. In den letzten Jahren habe ich mir ehemalige Ställe zur Kunstwerkstatt
ausgebaut.
...
Du
bist
die
uralte
Weise.
Ohne die unermüdliche Schaffenskraft meiner Mutter wäre diese Hofreite
nie so geworden, wie sie heute ist. Meine Mutter wurde nie als Miteigentümerin in das Grundbuch eingetragen, heute sind meine jüngere
Tochter und ich gemeinsame Eigentümerinnen. Deshalb traue ich mich
nun, das Anwesen Mutterland
zu nennen.
Wenn das Schild ganz außen
angebracht ist, sende ich ein
neues Bild.
Mit herzlichen Godengrüßen
Gerlinde aus Wiesbaden
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Aung San Suu Kyi
Aus dem Film über die Nobelpreisträgerin
Sehr überrascht waren wir, als wir uns den Film „The Lady“ über die
Nobelpreisträgerin und neu gewählte Präsidentin von Myanmar
Aung San Suu Kyi anschauten.
Bevor sie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, schaut sie auf ein Schild:
„Love the Motherland“.
Was für uns das Vaterland ist, ist für andere selbstverständlich
Mutterland!
Inhalt des Films:
Ende der achtziger Jahre lebt Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) mit ihrem
Ehemann, dem britischen Wissenschaftler Michael Aris (David Thewlis), und
den beiden Söhnen glücklich in Oxford, England. Der Schlaganfall ihrer
Mutter lässt sie in ihr Heimatland Birma zurückkehren, das gerade von
schweren Unruhen erschüttert wird.
Love
the
Motherland
Regimegegner bitten Suu Kyi, die als Tochter eines Volkshelden sehr
populär ist, den Vorsitz der neu gegründeten Partei für ein demokratisches
Birma zu übernehmen. Trotz Drohungen und Gewalt gegen sich und ihre
Anhänger führt Suu Kyi einen unermüdlichen Wahlkampf und gewinnt. Die
Militärs erkennen den Sieg jedoch nicht an und stellen Suu Kyi unter
Hausarrest. Der Kontakt zu ihrem geliebten Mann und den Kindern ist
schlagartig auf ein Minimum beschränkt, bald wird er komplett verboten.
In England versucht Michael Aris derweil Suu Kyis Friedensbemühungen
voranzutreiben und auf das Schicksal seiner Frau und ihres Heimatlandes
aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: 1991 erhält Aung San Suu Kyi den
Friedensnobelpreis. Als dann aber ihr Mann erkrankt, muss Suu Kyi eine
schier unmögliche Entscheidung treffen: Sie dürfte nach England ausreisen,
doch anschließend nie wieder nach Birma zurück. Der Kampf um die Freiheit eines Volkes steht plötzlich dem Wunsch nach persönlichem Glück
gegenüber ...
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Tag der NACHHALTIGKEIT
im Mutterland
Am Samstag, den 17.Oktober 2015 lud das BELLA DONNA-Haus zu
einem Tag der Nachhaltigkeit und einer Feier ein: Es hatte den 1. Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig Holstein gewonnen! Der Preis wird
alle zwei Jahre unter dem Motto „Interkultur – Vielfalt als Chance“ vergeben und belohnt Umdenken und nachhaltiges Handeln.
Vor zehn Jahren hatten mutige Frauen in Bad Oldesloe das BELLA
DONNA – Ein Haus von Frauen e.V. gegründet. Ohne jegliche öffentliche
Unterstützung kauften sie mit Hilfe von Spenden und Schenkkreisen für
1.6 Millionen Euro ein wunderbar großes Haus, drei Minuten vom Bahnhof entfernt. Das Konzept ist, durch Vermietung die Kosten hereinzubekommen, die nötig sind, um ein Haus von Frauen ehrenamtlich zu
betreiben, mit dem Ziel, für Menschen einen Ort für Arbeit, Begegnung,
Kultur und Soziales zu verwirklichen.
:
Auf
dem
Mutterland
werden
wir
die
mutterliche
Ordnung
wieder
herstellen.
Mietende in diesem wunderschönen Haus sind z.B. „Frauen helfen Frauen
Stormarn e.V.“, Heilpraktikerinnen, Psychologinnen, eine Praxis für Lerntherapie, eine Schreibabyambulanz, ein Restaurant und ein Weltladen.
Aber hier wurden auch schon rund hundert Babies geboren, denn das
BELLA DONNA-Haus ist auch ein Geburtshaus.
Nicht nur die Veranstaltungen und Angebote an sich sind spannend und
erfolgreich. Auch die Art der Finanzierung ist ein Vorbild: Schenkkreise.
Die Schenkkreise funktionieren so: Fällt z.B. eine Renovierung an, dann
werden Frauen zusammen gebracht, die bereit sind, für eine gewisse Zeit
monatlich eine Summe zu spenden (natürlich ist nichts gegen eine
einmalige größere Summe einzuwenden). Nehmen wir mal eine für eine
Renovierung nötige Summe von 10.000 Euro an und eine Person wäre
bereit, fünf Jahre lang 10 Euro pro Monat zu spenden. Eine andere sieht
sich in der Lage, vielleicht drei Jahre lang 200 € jährlich zu spenden.
Dann wird genau die Zahl an Frauen zusammen in einen Schenkkreis
gebracht, welche am Ende eines absehbaren und festgelegten Zeitraumes
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10.000 Euro zusammenbringen. Wenn diese, zu Beginn ja noch fiktive
Summe zusammen gekommen ist, wird der Schenkkreis geschlossen.
Nachdem sich die Spenderinnen in ihrem Kreis zu ihrer langfristigen
Spende vertraglich verpflichtet haben, wird die komplette Summe von der
GLS-Bank, der Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, vorgestreckt.
Dann kann die Renovierung sofort beginnen, obgleich das Geld noch gar
nicht bezahlt wurde, sondern erst nach und nach bei der Bank eintrifft.
Das klingt gut, oder? Kein Wunder, dass diese
tollen und tüchtigen Frauen mit dem ehrenvollen Nachhaltigkeitspreis des Landes
Schleswig Holsteins ausgezeichnet wurden,
der immerhin tatsächlich mit 10.000 Euro
dotiert ist.
Und da nun alles seit einem Jahrzehnt so erfolgreich in Frauenhänden liegt, war es uns
eine Ehre, ihnen zur Feier des Tages ein
Mutterland-Schild zu überreichen. Mit welcher
Fräude wurde dieses Geschenk von den Müttern
des Hauses entgegen genommen!!! Nun wird
ein schöner Platz dafür gesucht.
Ich halte
es wert,
Nahrung
zu suchen
bei der
Mutter.
Laotse
Dagmar Margotsdotter
Dagmar Margotsdotter überreicht das Mutterland-Schild
an Dagmar Therese Greiß vom Bella Donna Haus
Weitere Fotos und eine PDF von dem Vortrag „Schenkökonomie und Nachhaltigkeit“, den
Dagmar Margotsdotter an diesem Tag gehalten hat, findet Ihr auf der Startseite unter:
www.bella-donna-haus.de
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Die Themen beim nächsten Mal
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Redaktion:
Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter, Daniela Parr
Layout:
Daniela Parr
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