Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn

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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Inhalt
Vorwort des Kommodore ...................................................................................................................................2
Der Standort Hohn ..............................................................................................................................................3
Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn ...............................................................................................6
Die Transall – das Arbeitspferd der Transportflieger.......................................................................................12
Weltweit im Einsatz .........................................................................................................................................16
Geschichten und Anekdoten .............................................................................................................................75
Deutschlands Beteiligung an der internationalen Luftbrücke für Sarajevo. Erstflug am 4. Juli 1992 ........75
Bomben auf Sanaa verhindern Transall – Start ............................................................................................78
LTP 4 Tirana .................................................................................................................................................79
Einmal rund um Afrika .................................................................................................................................81
Die Kommodore des Lufttransportgeschwaders 63 .........................................................................................84
Impressum ........................................................................................................................................................86
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Vorwort des Kommodore
Liebe Leserinnen und Leser!
Fünfzig Jahre Lufttransportgeschwader 63, ein goldenes Jubiläum. Das
Geschwader erlebte seit dem Aufstellungsjahr 1961 abwechslungsreiche
Zeiten. Im Mittelpunkt stand dabei immer der Lufttransport im Einsatz.
Vor Jahrzehnten prägten insbesondere Flüge nach Afrika zur Unterstützung von humanitären Hilfsaktionen, beispielsweise im Rahmen der
Hungerhilfe, die Auftragslage. Dieses Einsatzverständnis hat sich seit
der Wiedervereinigung Deutschlands, spätestens jedoch nach der Jahrtausendwende mit den unvergessenen Terroranschlägen und den daraus
resultierenden Mandaten, grundlegend gewandelt. Im Rahmen von
Bündnisverpflichtungen stehen nun militärische Lufttransportaufgaben
unter Bedrohung im Mittelpunkt. So werden deutsche Lufttransportflieger seit dem Jahr 2002 durchgehend in Afghanistan eingesetzt und leisten dort unter schwierigen Bedingungen einen hervorragenden Beitrag
für die Bundeswehr.
Unzählige Wehrpflichtige, Zeit- und Berufssoldaten sowie Reservisten haben über fünf Jahrzehnte hinweg
ihren ganz persönlichen Beitrag dazu geleistet. Insbesondere Ausdauer, Fleiß, Kreativität und Mut benötigten alle Beteiligten, als sie sich den teilweise kurzfristigen Aufträgen annahmen. Deshalb zeugt diese Chronik auch vom hohen Selbstverständnis der Frauen und Männer, die sich manchmal in sehr schwierigen Situationen befanden.
Gedenken müssen wir dabei auch den Opfern, die in engagierter Erfüllung des Dienstes für Staat und Gesellschaft auf tragische Weise ihr Leben verloren haben. Ihr Schicksal verdeutlicht die unterschiedlichen Gefahren, denen sich die Geschwaderangehörigen täglich stellen ohne viele Worte und Aufsehen darüber zu verlieren. Ihnen gebührt deshalb Achtung und Respekt, damit wir ihr Andenken würdig in Ehren halten.
Seit nunmehr 44 Jahren hat das Lufttransportgeschwader 63 in der Region um Hohn, Alt Duvenstedt und
Rendsburg – im Herzen Schleswig-Holsteins – seine Heimat gefunden. Die Einwohner haben den Verband
fest und freundschaftlich in das öffentliche Leben integriert, weshalb das gegenseitige Verhältnis von Vertrauen und Freundschaft geprägt wird. Mein besonderer Dank gilt daher den Bürgerrinnen und Bürgern sowie deren Repräsentanten für ihre umfangreiche Unterstützung, großes Interesse und viel Herzblut.
Mit dieser Chronik erfahren Sie zahlreiche Details über Entwicklung, Struktur und Aufgaben des Lufttransportgeschwaders 63. Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen – tauchen Sie ein in ein Stück Geschichte.
Neumann
Oberst
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Der Standort Hohn
zur Untätigkeit“. Am 13. Februar 1940 werden
vom Schiffer H. Carstens auf der Wetterbeobachtungsstation Hohn am Erdboden minus 32,9 Grad
Celsius gemessen. Wegen extremer „Kohlenverknappung“ fährt alles auf Notbetrieb. Ein eisiger
Ostwind fegt über Hohn und tiefer Schnee liegt
überall. Trotz großer Kälte geht der Flugplatzbau
aber weiter. Im März 1940 werden im Schnitt
noch minus fünf Grad gemessen.
Am Freitag, den 8. September 1939, kamen
drei Kompanien eines Bau-Bataillons (233) in der
Stärke von insgesamt 1.200 Mann zu Fuß von
Rendsburg. Sie begannen sofort mit den Arbeiten
zum Flugplatzbau auf der Loher Heide. Der Flugplatzbau schreitet zügig voran. Gewaltige
Dampfmaschinen, Bulldozer und Pioniergerätschaften rollen an, planieren das Gelände, walzen
den Boden glatt, schieben Erdmassen ab. Der
Loher Weg wird von den Pionieren mit Hölzern
für die vielen Fahrzeuge gefestigt, ein Bohlenweg
entsteht.
Von
Fockbek
wird
ein
Lorenschienenweg zum Flugplatzgelände verlegt,
auf dem unentwegt Kies angefahren wird, um das
Unterbett für die Start- und Landebahnen zu
schaffen. Zu den 1.200 Bausoldaten kommen weitere 1.000 Zivilarbeiter hinzu.
Schwere Dampfwalzen werden beim Flugplatzbau 1939 eingesetzt
Der Krieg eskaliert 1940 und bereits am 8. April 1940 wurde bekannt, dass gewaltige Heeresverbände über Rendsburg Richtung Flensburg
verlegt wurden. Weitere Großverbände verlegten
im Westen der Provinz über Itzehoe, Heide nach
Norden. Um einer drohenden Landung der Engländer zuvor zu kommen, waren im blitzschnellen
Zufassen Dänemark und auch Norwegen besetzt
worden. Als Folge der Besetzung wurde der Weiterbau des hiesigen Flugplatzes Ende Mai 1940
plötzlich eingestellt. Die gewaltigen Maschinen
wurden abtransportiert, Material wurde in großen
Mengen fortgeschafft, angefangene Arbeiten wurden rückgängig gemacht, Wehrmacht und Tausende von Arbeitern verließen den Ort. Der große
Platz, an dem sich viele tausend Hände unermüdlich regten, liegt wieder still und verlassen, die
Bausoldaten auf dem Marsch zur Flugplatzbaustelle
Das gesamte Baugebiet um den Flugplatz wird
zum Sperrbereich, alles läuft jetzt unter „Streng
Geheim“. Verbotsschilder werden aufgestellt. Betreten, Abzeichnen und Fotografieren des Platzes
werden durch die Bauleitung untersagt. Der
Kriegswinter 1939/1940 führt ein „strenges Regiment“, unerbittliche Kälte und tiefer Schnee zwingen auch die Soldaten beim Flugplatzbau „fast bis
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Der Standort Hohn
vielen Baracken stehen leer. Was werden soll, ist
nicht bekannt.
in der Ostsee verklappt. Noch heute findet man
Betonbrocken der Landebahn auf dem ehemaligen
Flugplatzgelände.
Nachdem die englischen Aufklärungsflugzeuge
den Flugplatzbau bei Hohn entdeckt hatten, warfen sie bereits am 27. Oktober 1940 Bomben ab,
richteten damit aber keinen Schaden an. Es sollen
bis Kriegsende nicht die letzten Bomben vom
Himmel gefallen sein.
Die Bundesrepublik Deutschland wurde 1955
wieder unter Waffen gestellt, die Bundeswehr
aufgebaut. Aus dem alten Flugplatz wurde ein
Truppenübungsplatz. 1956/1957 schossen die ersten Rendsburger Bundeswehrsoldaten mit der
Panzerfaust (Bazooka) auf noch nicht richtig abgesichertem Gelände. Der alte Fliegerhorst wurde
als Standortübungsplatz genutzt.
Im Frühjahr 1944 sind die Arbeiten auf dem
Flugplatz wieder in vollem Gange. Der Platz wird
in Richtung Lohe noch vergrößert. Erneut rollen
täglich gewaltige Maschinen an, um die Arbeiten
am neuen Flugplatz in Hohn zu vollenden.
Dann machte ein neues Gerücht die Runde:
„Hohn soll wieder Flugplatz werden.“ Es sollte
kein Gerücht bleiben!
Auch die englische Luftaufklärung hat die
Wiederaufnahme der
Bauarbeiten entdeckt.
Es kommt zu verstärkten Bombereinsätzen
rund um den entstehenden Flugplatz Hohn.
Am 29. Mai 1944 fallen in wenigen Augenblicken ca. 100 Bomben auf das Baugelände. Schwere Schäden
entstehen jedoch nicht.
Der Flugplatz Hohn
wird Not- und Ausweichflugplatz für die
Luftwaffe. Zeitweise
liegen hier Me 109 und
Me 262. Richtig fertiggestellt wurde der
Flugplatz jedoch nie… Englisches Aufklärungsfoto vom ehemaligen Flugplatz Hohn im April 1945. Zu erkennen sind die zwei Landebahnen, die
Rollwege und die Flugzeugabstellplätze. Nach dem zweiten Weltkrieg sprengten die Siegermächte die Anlagen, der Flugplatz wurde vollständig zerstört
Über Hohn wurden
mehrere alliierte Maschinen abgeschossen. So
liegen noch eine „Spitfire“ im Hohner See und ein
„Lancaster Bomber“ im Moor bei Hohn. Im Februar 1945 wollte die Luftwaffe noch eine
Fernaufklärereinheit in Hohn stationieren. Aber
dazu kam es nicht mehr.
Hohn wird NATO-Flugplatz
Im Zusammenhang mit dem Aufbau der Bundeswehr und seiner Ausrichtung im Verteidigungspakt der NATO (North Atlantic Treaty Organisation), wurde neben Jagel, Leck, Husum und
Eggebeck, ein weiterer Flugplatz bei Hohn in der
Planung vorgesehen. Eine Verlegung des Celler
Transportgeschwaders aus Niedersachsen nach
Hohn in Schleswig-Holstein, erstmals für das Jahr
1960 terminiert, wurde dann immer weiter verschoben.
Nach der Kapitulation Deutschlands besetzten
die Engländer den fast fertiggestellten Fliegerhorst
und sprengten alle Anlagen. Nahezu alle 30 Meter
wurden große Trichter in die betonierte Startbahnfläche gesprengt. Die Zementbrocken der
Rollwege und Startbahn wurden für 10 Pfennig
pro qm an die umliegenden Bauern verkauft, und
dienten so zur Befestigung von Wegen und Dämmen. Ein Teil der Startbahn wurde auch per Schiff
Im Rahmen der „MIF“ (Militärischen Infrastruktur Forderung) konzipierte in den Jahren
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Der Standort Hohn
1959/1960 ein beauftragter Stab den NATOFlugplatz Hohn und eine dazugehörige Kasernenanlage in der Krummenorter Heide nach „NATOStandard“. Die Landebahn fand ca. 500 m südlich
des alten Hohner Flugfeldes ihre neue Position.
bäude und Bunkeranlagen für zwei unabhängige
„Fliegende Staffeln“ eines Jetgeschwaders. Auch
die Rollwege und Abstellflächen waren für Transportflugzeuge zu eng und zu klein. Nach der Entscheidung zum Ausbau als Transportflugplatz
wurde in 1966 mit dem Bau der großen Flugzeughallen begonnen.
Bauarbeiten an der Start- und Landebahn
Zuerst gab es beim Ausbau der Landebahn
Bauschwierigkeiten. Ein Teil der Piste sackte im
moorigen Untergrund ab und musste erneuert
werden. Eine Verlegung der Transportflieger
LTG 63 vom Flugplatz Celle-Wietzenbruch nach
Hohn wurde immer wieder verschoben. 1962 begannen die Arbeiten am Kasernenbereich
Krummenort. Kurz vor der endgültigen Fertigstellung des Kasernenbereichs zogen dort 1966 Soldaten der Heeresflugabwehrschule ein (ehemalige
Heeres- Flugabwehrschule Rendsburg – Rüdel
Kaserne, später Feldwebel Schmid Kaserne).
Dann sollte es Mitte der 60er Jahre endlich soweit
sein. Viele Familien des Lufttransportgeschwaders 63 aus Celle bezogen bereits erwartungsvoll
neue Wohnungen in Rendsburg. Aber die endgültige Fertigstellung und Aufnahme des Flugbetriebs
sollte noch dauern. Erst 1967 war es dann wirklich
soweit. Im Mai 1967 wurde auf dem Flugplatz
Hohn Richtfest gefeiert. Gespannt und zuversichtlich in die Zukunft blickend erwarteten die „Hohner“ die Neuankömmlinge.
Richtfest im Mai 1967
1961 begannen die Bauleistungen für den
Flugplatz, in Teilen durch die NATO finanziert.
So beteiligte sich die NATO mit über 50 % am
Hohner Flugplatzbau und finanzierte ca. 15 % des
Kasernenkomplexes in der Krummenorter Heide.
Forderungen der NATO beeinflussten den Flugplatz und seine Einrichtung. Zum einen wurden
Flugplatz und Kasernenanlage örtlich voneinander
getrennt, zum anderen wurde der Flugplatz wie
ein typischer „Jet-Platz“ errichtet und unterschied
sich gravierend in der Infrastruktur von denen
eines Transportfliegerplatzes.
Die Landebahn hatte eine Länge von 2.400m
(8.000 Fuß) mit einem „Anti-Skid-Belag“ (rutschfest) und einer Hakenfanganlage für den JetFlugbetrieb. Alles deutete darauf hin, dass Hohn
ein Flugplatz für einen Jetverband der NATO
werden sollte. Auch „Shelter“ (Betonunterstände
für Jetflugzeuge) wurden für später vorgesehen,
aber ihr Bau nicht verwirklicht. Die Abstellflächen
(Spinnen) und Taxiwege (Rollwege) wurden ebenfalls auf den Jet-Flugbetrieb ausgerichtet. An den
Enden der Start- und Landebahn entstanden Ge5
Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Seinen eigentlichen Ursprung findet der Lufttransport der Bundeswehr mit der Indienststellung
des ersten Transportgeschwaders der Luftwaffe
nach dem zweiten Weltkrieg im September 1957
in Erding/Bayern durch den damaligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß. Aus diesem
Geschwader resultiert das LTG 61 in Landsberg
und später das LTG 62 für den norddeutschen
Raum in Celle-Wietzenbruch ende 1959. Hier
begann nun die ereignisreiche Geschichte mit der
Geburtsstunde des dritten Lufttransportgeschwaders, dem LTG 63.
Am 1. Januar 1963 war das Geschwader personell aufgefüllt und wurde am 31. Januar 1963 mit
43 französischen Transportflugzeugen Noratlas
ND 2501 ausgerüstet. Die von vier bis fünf Besatzungsmitgliedern (Flugzeugführer, Copilot, Navigator, Funker, Bordtechniker) geflogene Noratlas
hatte eine Nutzlast von 7,5 Tonnen, konnte 45
Passagiere bzw. 36 komplett ausgerüstete Fallschirmjäger befördern, oder auch als Sanitätsflugzeug mit 18 Tragen mit medizinischer Betreuung
fungieren. Die Flugzeuge waren in Afrika, Asien
und fast ganz Europa (außer dem ehemaligen Ostblock) im Einsatz.
Oberstleutnant Wilhelm Batz führte
das Geschwader bis 1964. Batz kam aus
Bamberg und war bereits im 2. Weltkrieg Offizier der Luftwaffe. Bis 1942
hatte er junge Piloten ausgebildet und
war dann Jagdflieger geworden. 1956
war er, wiederum als Fluglehrer, in die
Bundeswehr eingetreten. Zunächst hatte
er eine Ausbildungsstaffel geführt, später
die Flugzeugführerschule „S“ in Memmingen, bis ihm 1961 das Kommando
über das LTG 63 übergeben wurde.
Die technischen Einheiten des Geschwaders sind älter als das Geschwader
selbst. Schon 1959 gab es bei der damaligen Fliegerhorstgruppe E in Celle eine bodenständige
Instandsetzungsstaffel. Mit der Indienststellung
des LTG 63 wurde auch der technische Bereich in
das Geschwader integriert. Anfänglich wurden die
Wartungsarbeiten bei den „Fliegenden Staffeln“
und die Instandsetzungsarbeiten bei der „Fliegerhorstgruppe“ durchgeführt. Im August 1962 wurde dann die Technische Gruppe/LTG 63 gegründet und damit die „zentralisierte Technik“ eingeführt. Aus einem Ein-Mann-Betrieb in der Einsatzsteuerung wurde eine Vier-Mann-Crew im
Indienststellung des LTG 63
Am 30. November 1961 wurde die in Celle stationierte 2. Staffel des LTG 62 umbenannt in die
1. Staffel Lufttransportgeschwader 63. Am 15.
Dezember 1961 übertrug Oberst Kaiser, der stellvertretende Chef des Stabes der damaligen Fliegerdivision Nord, das Kommando an Oberstleutnant Wilhelm Batz und stellte so das LTG 63 als
neues Lufttransportgeschwader in Dienst.
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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Schichtbetrieb. Neben der Noratlas zählten bis
1972 auch fünf leichte Kurierflugzeuge des Typs
Dornier Do 27 zum Bestand des Verbandes.
Oberst Horst Rudat war vom 1. Februar 1964
bis zum 31. März 1971 der zweite Kommodore
des LTG 63.
Anfang 1962 unterstützte das Geschwader die
Hilfe während der Sturmflut in Hamburg. Trotz
Vereisung, hoher Windgeschwindigkeiten und
Turbulenzen warfen die Noras mehr als 260.000
Sandsäcke ab, mit denen die Hilfskräfte am Boden
stark belastete Deiche verstärkten und Durchbrüche verstopften.
Am 17. Oktober 1962 wurde das Geschwader
von zwei auf drei Gruppen umgegliedert. Es bestand nun aus der Fliegenden Gruppe, der Technischen Gruppe und der Fliegerhorstgruppe, denen
ihrerseits jeweils drei Staffeln unterstellt waren.
Im Januar 1963 erreichte das LTG 63 dann seine
Sollstärke mit 82 Offizieren, 405 Unteroffizieren
und 560 Mannschaften und verfügte über 43
Noratlas.
Unter seiner Leitung stand auch der erste „Tag
der offenen Tür“ des Geschwaders am 21. Juni
1964 mit 40.000 Zuschauern. Stolz präsentierte
sich der Verband
mit
seinem neuen
Geschwaderwappen, einer stilisierten Hummel,
die gut zu den sonor brummend und nicht selten
schwer beladenen Transportern passt. Bis weit in
die 70er Jahre wurden die Namen wie „Hummelgeschwader“ oder „Brummelbiene“ von diesem
Wappentier abgeleitet.
Ein Sondereinsatz von zwei ND 2501 Noratlas
gemeinsam mit drei Flugzeugen der Schwestergeschwader LTG 61 und LTG 62 flog vom LTG 63
nach Aden/Südjemen, um 12 Tonnen Medikamente und Sanitätsmaterial zu überbringen. Auf dieser
„Traumreise“, so berichtete die „Hannoversche
Presse“, badeten die „Celler-Flieger“ zum ersten
Mal im Indischen Ozean.
Die Kette der Hilfseinsätze riss nicht ab. Als im
gleichen Jahr eine Überschwemmung die algerische Oase Touggourt verwüstete, flogen zwei
„Noras“ des LTG 63 Zelte, Versorgungsgüter und
darüber hinaus zwei Tonnen Kleidung und Medikamente, eine Notspende Lübecker Bürger, in das
Krisengebiet.
Am 1. April 1963 wurde das Lufttransportgeschwader 63 der 3. Luftwaffendivision in Münster
unterstellt.
Noch im gleichen Jahr, am 12. Oktober 1963
beteiligte sich das LTG 63 anlässlich der Verabschiedung des Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer mit vier Flugzeugen an der Feldparade.
Gerade die Fliegerei in die afrikanische Wüste
hatte ihre Tücken: „Ich musste die Steuersäule mit
Wasser abkühlen, bevor ich sie anfassen konnte“,
beschrieb Oberleutnant Helmut Lassen, Copilot
der Noratlas GC+240 in der Celler Presse vom 16.
Juni 1964 seinen Afrikaflug.
Das Geschwader machte bundesweit Schlagzeilen, als eine Noratlas-Besatzung den lebensgefährlich erkrankten Berliner Postlehrling Gerd
Panknin von Rimini aus zurück nach Deutschland
brachte. Der Achtzehnjährige hatte sich eine Lähmung der Wirbelsäule zugezogen und aß aus
Heimweh kaum noch. Um in einem Berliner
Krankenhaus behandelt werden zu können, flog
ihn eine „Nora“ zunächst nach Hannover, und von
dort brachte ihn eine Maschine der britischen
Fluggesellschaft BEA nach West-Berlin. Flugzeuge der Bundeswehr durften damals nicht über die
alliierten Luftkorridore den Westteil der geteilten
Stadt anfliegen.
Die heiße Luft über der Wüste war so dünn,
dass sein Flugzeug trotz voller Leistung nur sehr
mühsam stieg. Fallböen schüttelten die Nora
durch, und den Fliegern „lief der Schweiß aus
allen Knopflöchern“, so Lassen weiter. Als die
GC+240 auch noch in ein Gewitter geriet, brach
der Kommandant den Flug ab. Die Besatzung
kehrte zu ihrem Startplatz zurück. Erst am nächsten Tag erreichte sie ihr Ziel, die Oase Djanet.
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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Zum 1. Januar 1965 wurde die SAR (Search
and Rescue / Suchen und Retten) –Leitstelle Nord
in Hannover dem LTG 63 unterstellt. Grundlage
zur Einrichtung dieses Such- und Rettungsdienstes
war der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland
zur Internationalen Zivilen Luftfahrtorganisation
(ICAO/ International Civil Aviation Organisation)
im Jahre 1956. Gemäß der Auflage der ICAO
wurde 1959 ein nationaler SAR-Dienst eingerichtet.
1967 begann das Geschwader, die Verlegung
nach Hohn bei Rendsburg vorzubereiten.
Unter Führung von Major Walter Holinka, dem
späteren Kommodore des LTG 62, zogen zum 13.
Juni 1967 das Vorkommando aus Celle mit 172
Soldaten in die Kaserne Krummenort ein, um die
Geschwaderverlegung vorzubereiten. Es fehlte
damals noch ein Kasernenzaun in Krummenort
und auf dem Flugplatz Hohn gab es noch keine
Löschfahrzeuge. Rollwege- und Startbahnbeleuch-
ND 2501 Noratlas, das erste „Arbeitspferd“ des LTG 63
Hilfsflüge im In- und Ausland prägten auch
1965 und 1966 die Aufgaben des Geschwaders.
Flugzeuge flogen Versorgungsgüter in ein Überschwemmungsgebiet bei Passau. Als das Gebiet
um Florenz von einer Hochwasserkatastrophe
heimgesucht wurde, brachten „Noras“ eine Aufbereitungsanlage für Trinkwasser in die norditalienische Stadt. Weitere Hilfsflüge gingen in die Türkei und in das dortige Erdbebengebiet bei
Erzerum, sowie nach Nigeria und Guinea in Afrika.
tungskörper (mit Unterflurbeleuchtung) waren
noch mit Asphalt überdeckt und mussten freigelegt werden. Der Kontrollturm hatte noch keine
vollständige Funkanlage und bei der „Fliegenden
Staffel Ost“ war die Hauptverkabelung zerrissen.
Auf dem gesamten Gelände hatten die Elektriker,
Maler und Maurer ihre Arbeiten noch nicht abgeschlossen. An den riesigen Flugzeughallen, es
waren bis dahin die größten, die bisher in
Deutschland für die Luftwaffe gebaut wurden,
wurde noch kräftig gearbeitet. Die Vorbereitungen
für die Verlegung liefen auf Hochtouren. Viele
Mängel waren noch zu beseitigen für den großen
Transportfliegerplatz, denn die Flieger vom
LTG 63 sollten als erste mit dem neuen Transportflugzeug, Transall C-160, einer deutschfranzösischen Gemeinschaftsproduktion, umgerüstet werden. Im September 1967 verabschiedete
sich der Verband mit einer Parade aus Celle.
Am 16. November 1965 waren aufgrund der
ersten Haushaltskrise der jungen Bundesrepublik
die Haushaltsgelder erschöpft. Der Kommandierende General ließ daraufhin sämtliche fliegerischen Einsätze einstellen. Erst am 23. Januar 1966
kam das erlösende Fernschreiben. Die erforderlichen Geldmittel konnten wieder bereitgestellt und
resultierend der Flugdienst wieder aufgenommen
werden.
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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Die erste „Nora“ landete am 1. September 1967,
einem Freitag, um 09:12 Uhr, bei strahlendem
Sonnenschein, auf dem gerade fertiggestellten
Flugplatz in Hohn. Der Geschwaderkommodore
Oberst Horst Rudat persönlich saß am Steuerhorn
der „Nora“ mit dem Rufzeichen „Golf Charlie
115“. Ein roter Teppich ist ausgerollt und der
Transportflieger, eine ND 2501, Noratlas, stoppt
zielgenau davor.
Abschlussparade des Geschwaders in der Altstadt von Celle
Oberst Rudat nach der Landung der ersten „Nora“ in Hohn
Am 1. Juni 1967 wurde das Geschwader der
7. Luftwaffendivision in Schleswig unterstellt. Bis
dahin waren die Flugzeuge des LTG 63 mehr als
53.000 Stunden und 17,2 Millionen Flugkilometer
in der Luft und transportierten dabei etwa 6.700
Personen sowie ca. 9.500 Tonnen Fracht.
Als der erste Hohner Geschwaderkommodore
ausstieg, wurden statt Böllerschüsse durch den
Kontrollturm mit der Leuchtpistole mehrfach
„Grün“ geschossen und der „Wetterfrosch“ - Peter
„Mekki“ Olthafer, zündete als Salut ein paar Ne-
Die letzte „Nora“ beim Start zum Überführungsflug von Celle nach Hohn
Im August 1967 wurden die Zivilwache und,
unabdingbare Voraussetzung für den Flugbetrieb,
die Fliegerhorstfeuerwehr des LTG 63 aufgestellt.
beltöpfe. Die Hohner Feuerwehrkapelle spielte zur
Begrüßung einen zackigen Marsch. Es war der
erste feierliche Moment in der Geschichte des
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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
Am 13. Juni 1968 landete die erste Transall C –
160, eine gemeinsame deutsch französische Produktion, in Hohn. Es war der Prototyp A-03 von
der Truppenversuchsstaffel in Mont de Marsan/
Frankreich, der an das LTG 63 übergeben wurde.
Damit begann die Umrüstung auf das neue Flugzeugmuster.
neuen Hohner Flugplatzes. Angetreten war das
gesamte Vorkommando, ein Ehrenzug salutierte
und Major Holinka übergab den Platz an Oberst
Horst Rudat. Der Flugplatz Hohn war somit offiziell eröffnet.
Anwesende Gäste waren Vertreter aus den umliegenden Gemeinden von Stadt und Land. Robert
Meier, stellvertretender Bürgermeister aus Hohn
überbrachte die Willkommensgrüße von Bürgermeister Werner Kuhrt und der Gemeinde. Eine
eigens angefertigte „Bulle“ wurde verlesen.
Oberst Horst Rudat begrüßte die Ehrengäste und
Soldaten und wünschte eine Zukunft in enger Gemeinsamkeit.
Die Umschulung des Personals fand zum Teil
in Hohn selbst, aber auch in Wunstorf bei der
Flugzeugführerschule „S“ und bei der Truppenversuchsstaffel im französischen Mont-de-Marsan
statt.
Am 18. März 1970 wurde die letzte „Nora“
ausgemustert. Am Kasernentor der Hugo-JunkersKaserne in der Krummenorter Heide steht noch
heute ein Exemplar und erinnert an die Anfänge
der Transportfliegergeschichte des Hohner Geschwaders.
Die endgültige Verlegung von Celle nach Hohn
begann ab dem 1. Oktober 1967, und endete mit
der Landung der letzten Celler Nora am 18. Oktober 1967. Das LTG 63 war komplett auf dem
Flugplatz Hohn und in der Kaserne Krummenort
angekommen. Schon bald hatten sich die Hohner
an die schwerfällig erscheinenden Transportflugzeuge mit ihrem tiefen Brummton gewöhnt. Die
Gemeinde wuchs mit dem Geschwader und viele
Hohner fanden auf dem Flugplatz eine neue Arbeitsstelle.
Der normale Flugbetrieb lief weiter. Noch in
1967 versorgten die „Noras“ Bundeswehrverbände im Ausland, etwa in Beja/ Portugal oder
Decimomannu/ Italien oder trainierten das Absetzen von Fallschirmjägern. Ebenso brachten sie
Hilfsgüter in das von einem Erdbeben erschütterte
Teheran im Iran.
Im März 1968 wurde das Geschwader dem neu
aufgestellten Lufttransportkommando in PorzWahn unterstellt, welches später von 1972 bis
2010, in Münster beheimatet war.
Der letzte Flug mit der „Nora“ in Hohn im März 1970
Der Prototyp A 03 des zukünftige Flugzeugmuster Transall C-160
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Aufbaujahre in Celle und Verlegung nach Hohn
phen-, UNO- und NATO-Einsätzen einen Aktionsradius geschaffen und sich mit dem Namen
„Engel der Lüfte“ als Transportflieger einen Namen gemacht. Atlantiküberquerungen nach Kanada oder in die USA sind schon „Standard“, UNOEinsätze in Kriegs- und Krisengebiete inzwischen
Normalität.
Die Nora auf dem Weg in die Hugo Junkers Kaserne
Stolz kann das Geschwader auf seine langjährige Geschichte zurückblicken. Bis 1969 flog das
Geschwader allein mit der Noratlas 70.000 Flugstunden. In unzähligen Rettungseinsätzen und
Hilfsflügen wurde mit der Nora in Europa, Afrika
und Asien das LTG 63 im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland repräsentiert und hat große
Anerkennung gefunden.
Positionierung der Nora neben dem Kasernentor
Bei vielen öffentlichen Veranstaltungen gehört
das Hohner LTG 63 einfach dazu. Mit Flugtagen,
verschiedenen Ausstellungen und Benefizveranstaltungen hat sich das Geschwader einen festen
Platz im gemeinsamen Miteinander geschaffen.
Mit der Einführung des neuen Flugzeugmusters
Transall haben die „Hohner Flieger“ bis heute in
aller Welt ihre Aufträge erfüllt. Fleißig wie die
„Brummelbienen“ haben sie in unzähligen, routinemäßigen Versorgungsflügen, Hilfs-, Katastro-
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Die Transall – das Arbeitspferd der Transportflieger
Der Startschuss für die Entwicklung der Transall C-160 fiel im Dezember 1958. Die Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland
und Frankreichs beschlossen den Bau eines mittleren, taktischen Transportflugzeuges. Es sollte in
der Bundesluftwaffe und in der Armée de l’air die
Noratlas ablösen, die damals im heutigen EADSWerk in Hamburg-Finkenwerder in Lizenz gebaut
wurde.
men gehören heute zum EADS-Konzern und bauen neben Komponenten für die Airbus-Familie
auch Teile für den neuen Großtransporter A400M.
Aus dieser Transporter Allianz entstand der Name
des Luftfahrzeuges: Transall. Das „C“ steht für
Cargo oder Fracht, die Zahl „160“ für die 160
Quadratmeter Flügelfläche der Transall. Bei der
Truppe wurde aus dem Namen Transall schnell
die liebevolle Bezeichnung „Trall“.
Der Name „Transall“ steht für TransporterAllianz, die Arbeitsgemeinschaft aus den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen, Hamburger Flugzeugbau (HFB) und NordAviation im französischen Chatillon-sousBogneux. Federführend war VFW. Alle drei Fir-
Frankreich hatte eine große Reichweite gefordert, Deutschland kurze Start- und Landestrecken,
Absetzfähigkeit von großen Lasten auch im Tiefflug und einen Laderaumquerschnitt, der für Container und Fahrzeuge ausreichte. Außerdem sollte
das neue Flugzeug Behelfsflugplätze wie Straßen
Transall C-160 im Einsatz in Somalia
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Die Transall – das Arbeitspferd der Transportflieger
oder notdürftig befestigte Grasnarben nutzen können.
Die Transall transportiert vielfältige Ladung oder
aber bis zu 93 Personen. Verschiedene Rüstsätze
erlauben seit einigen Jahren auch den Einsatz als
MEDEVAC-Luftfahrzeug (Medical Evacuation).
Mitte der neunziger Jahre erhielt das Flugzeug ein
neues autonomes Navigationssystem. Bis zu 24
Luftfahrzeuge können mit einer elektronischen
Selbstschutzanlage gegen Bedrohung ausgestattet
werden, die durch einen taktischen Systemoffizier
zu bedienen ist.
Das erste Modell war 1961 gefertigt worden.
Zwei Jahre später, am 25. Februar 1963, startete
der erste Prototyp im französischen Melun zu seinem Jungfernflug. Am 23 September 1964 unterschrieben die damaligen Verteidigungsminister
der Bundesrepublik und Frankreichs den Vertrag
über den Serienbau. Neben den drei Prototypen
wurden sechs Vorserienmaschinen produziert. Die
Luftwaffe erhielt 110 Flugzeuge, gab aber später
20 Maschinen an die Türkei ab. Frankreich kaufte
zunächst fünfzig Flugzeuge, legte aber in den
achtziger Jahren eine Serie Transall NG (Nouvelle
Generation) auf. Südafrika beschaffte neun Maschinen. Zwischendurch flogen diese Transall
NGs auch bei der indonesischen Luftwaffe.
Zu Beginn ihrer Einsatzzeit flogen die Transall
mit einer Besatzung bestehend aus zwei Flugzeugführern (Kommandant, Copilot) und je einem Navigator,
Bordtechniker
und
FlugzeugLadungsmeister. Mit dem Einbau des neuen Navigationssystems wurde die Standardbesatzung auf
vier Mann reduziert. Der taktische Systemoffizier
ist nur an Bord, wenn es der Einsatzauftrag (z.B.
im ISAF-Einsatz in Afghanistan) notwendig
macht.
Das erste Serienflugzeug wurde der Luftwaffe
am 26. April 1968 auf dem Fliegerhorst Ahlhorn
in Niedersachsen übergeben. Die erste Transall
des LTG 63, der auf den Serienstandard gebrachte
Prototyp A-03, landete am 13. Juni 1968 in Hohn.
Damals trug sie die Registrierung YA+053. Eine
neue Ära im Lufttransport hatte begonnen. Ab
August 1968 folgten dann Flugzeuge aus der Serienproduktion.
Die Transall wurde als KampfzonenTransporter entwickelt und kann auf kurzen, behelfsmäßigen Pisten starten und landen. Gerade
während der Einsätze in Afrika hat das Flugzeug
diese Fähigkeit immer wieder unter Beweis gestellt.
Bis in die achtziger Jahre fand die Ausbildung
der
TransportFlugzeugführer nur
an
Schulen
in
Deutschland statt.
Nach einer fliegerischen Vorauswahl,
dem so genannten
‚Screening‘ auf der
Piaggio
Pi-149D
beim Jagdbombergeschwader 49 in
Fürstenfeldbruck,
wurde eine Ausbildung an der Verkehrsfliegerschule
der Deutschen Lufthansa in Bremen
Die Transall C-160 ist ein zweimotoriges taktisches Transportflugzeug
mit
Druckkabine. Angetrieben
von
zwei Rolls Royce
Tyne Mk. 22Propellerturbinen,
erreicht der Hochdecker mit Heckladerampe
eine
Höchstgeschwindigkeit von über
500 km/h. Die
Dienstgipfelhöhe
beträgt 8.500 Meter. Die Reichweite ist abhängig
von der Beladung Landung einer Transall auf einer Geröllpiste
bis zu 4.550 Kilometer.
absolviert. Nach der
Ausbildung auf verschiedenen Luftfahrzeugmustern, Schulung im
Simulator und etwa 1.200 Stunden theoretischer
Unterrichtung in Flugsicherung, Funksprechverkehr, Navigation, Meteorologie und Technik. Der
13
Die Transall – das Arbeitspferd der Transportflieger
Lehrgang schloss mit dem Militär- Luftfahrzeugführerschein ab.
täres Cockpit, während das FPS 80 (Fliegerpsychologisches Selektionssystem) hingegen ein richtiger Flugsimulator ist. Auf dem FPS 80 absolvieren Bewerber einfache Flugprofile. Beide Geräte
erlauben Psychologen und Fluglehrern, Reaktionsvermögen, Lerngeschwindigkeit und Auffassungsgabe gerade bei Mehrfachbelastung zu beurteilen.
Als nächste Stufe folgte die Musterschulung,
damals entweder auf der Transall oder auf der
Do 28, bei der Flugzeugführerschule „S“ in Wunstorf bei Hannover. Angehende Flugzeugführer
erwarben hier ihre Verbandsreife und wurden
dann als 2. Luftfahrzeugführer oder Co-Pilot in
einen Einsatzverband versetzt. Dort durchliefen
sie ihre taktische Ausbildung.
Nach erfolgreicher flugmedizinischer Untersuchung beginnt die eigentliche fliegerische Ausbildung. Der fliegerische Teil findet bei der
Transall beim „Africadrop“, Lastenabwurf aus niedriger Höhe
Heute beginnt die fliegerische Ausbildung der
Transport-Flugzeugführer der Luftwaffe in den
USA. Alle angehenden Flugzeugführer von Flächenflugzeugen der Bundeswehr durchlaufen die
ersten Stufen der Ausbildung gemeinsam. Einfache Simulatoren gehören bereits zum Auswahlverfahren für die Bewerber. Das ICA 90 (Instrument
Coordination Analyzer) bietet bereits ein rudimen-
3. Deutschen Luftwaffenausbildungsstaffel in der
USA statt. Flugplatz, Infrastruktur und Flugzeuge
stellt die Lufthansa. Alle Teilnehmer fliegen zunächst auf der Grob 120A, einem viersitzigen und
kunstflugtauglichen Turboprop-Flugzeug.
Als Resultat entscheidet sich, ob die Anwärter
Transport-Flugzeugführer, Strahlflugzeugführer
14
Die Transall – das Arbeitspferd der Transportflieger
oder Waffensystem-Offiziere werden. Angehende
Transportflieger bleiben insgesamt sechs Wochen
in Goodyear, um dann ihre Ausbildung an der
Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen
fortzusetzen. Die Inhalte dort entsprechen den
Richtlinien der zivilen VerkehrsflugzeugführerLizenz.
Obwohl schon ein Kilometer bzw. 3000 ft Pistenlänge für eine sichere Kurzlandung ausreichen,
waren und sind diese Voraussetzungen nicht überall gegeben. So entwickelte man für die Einsätze
in Äthiopien und im Sudan 1984/85 ein spezielles
Abwurfverfahren, um die Hilfe direkt dorthin zu
bringen, wo sie unmittelbar benötigt wurde. „Absetzen von Lasten aus extrem niedriger Höhe“ ist
die offizielle Bezeichnung für einen Absetzvorgang mit auf Holzpaletten verzurrten Jutesäcken
aus nur 10 m Höhe, der dann viel besser unter dem
Begriff „Afrikaverfahren“ bekannt wurde. Vielen
Hungernden wurde somit das Überleben geschenkt. Als 1992 die internationale Luftbrücke
vom kroatischen Zagreb, später vom italienischen
Falconara aus in das eingekesselte Sarajevo anlief,
waren auch wir mit unserer Transall dabei. Ein
Die Ausbildungsdauer ist nahezu unverändert.
Allerdings setzt die Lufthansa in Bremen im
Unterschied zu den früheren Jahren moderne
Luftfahrzeuge ein, um den gestiegenen
Anforderungen der Luftfahrt gerecht zu werden.
Zukünftige Transall-Flugzeugführer erhalten dann
ihre Musterberechtigung beim LTG 62 in
Wunstorf, um anschließend in einem der drei
Lufttransportverbände verwendet zu werden.
Bordmechaniker
und Flugzeugladungsmeister werden ebenfalls in Wunstorf beim
LTG 62 ausgebildet.
Die BordmechanikerAusbildung (in der
Regel sind die Bewerber gestandene Techniker-Meister
aus
Instandsetzungs- bzw.
Wartungsstaffeln) besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil und dauert
ca. ein halbes Jahr.
Ladungsmeister durchlaufen zwei Lehrgänge
von je zwei Monaten
Dauer. Im ersten erwerben sie die Muster-
berechtigung für die C- Das „Africadrop“-Verfahren aus Sicht des Ladungsmeisters
160; der zweite Lehrgefährliches Unterfangen für ein ungeschütztes,
gang konzentriert sich auf Umgang mit Passagierecht langsam fliegendes Transportflugzeug. Die
ren, Ladung und den verschiedenen Lastenabeinzige Chance, sich möglichst lange der vom
wurfverfahren.
Boden ausgehenden Bedrohung durch Infanterieund Flugabwehrwaffen zu entziehen, bestand daDie Abwurfverfahren gehören zum ständigen
rin, die Flughöhe möglichst lange zu halten und
Einsatztraining der Transall-Besatzungen. Es gibt
die Landung aus einem extrem steilen Sinkflug
spezielle Verfahren für den Einsatz von Fallheraus durchzuführen, dem sogenannten „Sarajevo
schirmjägern, oder den Abwurf von Lasten. AllerApproach“.
dings werden sie je nach Bedarf neu konzipiert.
Einsätze in Afrika oder über dem ehemaligen Jugoslawien erforderten beispielsweise spezielle
Lösungen.
15
Weltweit im Einsatz
Karachi – Teheran und Paris zurück nach Schleswig- Holstein führte. Die Transall hatte ihre erste
große „Bewährungsprobe“ im Geschwader erfolgreich bestanden. In Japan hatte die Transall große
Anerkennung gefunden.
Am 7. September 1968 startete die erste Hohner Transall (A-03) zu einem Hilfseinsatz. Zusammen mit weiteren Bundeswehr-Transportern
beteiligte sich das Flugzeug unter dem Befehl von
Hauptmann Gunther „Jonny“ Schlüter an Versorgungsflügen in den Iran.
Am 17. Oktober 1968 stellte das LTG 63 die
Transall A-03 dem Internationalen Roten Kreuz
(IRK) zur Verfügung. Das IRK setzte die weiß
lackierte Maschine für Hilfsflüge im nigerianischen Bürgerkrieg in der Erdölprovinz Biafra ein.
Damals hatte ein Erdbeben die iranische Provinz Khurasan heimgesucht. Aus Hohn kommend,
landete die Trall zunächst in Celle, um eine Aufbereitungsanlage für Trinkwasser aufzunehmen. In
Köln-Wahn kamen Hilfsgüter wie Decken und
Kleidung hinzu und nach einem elfstündigen Flug
landete die Transall in Teheran.
1969 erhielt das Geschwader den Flugsicherheitspokal. Bis dahin hatte der Verband 73.378 Stunden auf der Noratlas erflogen, sowie seit 1968 379
Stunden auf der Transall C-160.
Im gleichen Monat (September 1968) startete
eine Transall zu einem Flug nach Australien, um
die dritte Stufe der Europa-Rakete zum Testgelände im australischen Woomera zu bringen. Im folgenden Jahr brachte eine Trall-Crew unter Major
Manfred Goldap eine zweite dieser sieben Tonnen
schweren Raketenstufen zum Testgelände in die
australische Wüste.
Anfang Oktober 1968 nahm das LTG 63 mit
einer Transall an der internationalen Luftfahrtausstellung in Tokio teil. Am 16. Oktober 1968 um
15:30 Uhr schwebte sie mit der 21 köpfigen „Japan Expedition“ auf dem Hohner Flugplatz wieder
ein. Damit ging ein 14 tägiger Flugauftrag zur
Luftfahrtausstellung in Tokio zu Ende. Es war die
weiteste und längste Flugstrecke, die aus dem
LTG 63 bis zu diesem Tage durchgeführt wurde.
Leiter des Kommandos war der Kommodore
Oberst Horst Rudat mit zwei kompletten Flugzeugbesatzungen, einem Industrievertreter, Warten und Technikern. 35.000 Kilometer ohne Beanstandungen mit dem neuen „Arbeitspferd“ der
Transportflieger, der Transall, wurden zurückgelegt. Mit über 80 Flugstunden wurde der Kreis
geschlossen, der die Besatzung von Hohn nach
Iruma/Tokio über Manila – Singapur – Kalkutta –
Verleihung des Flugsicherheitspokals 1969
Ein unvergessener Höhepunkt des Jahres 1969
war ein Flug in die afghanische Hauptstadt Kabul.
Einige Monate vorher waren auf einem Militärgelände Reste einer Junkers F-13 entdeckt worden.
Die F-13 war das erste in Serie gebaute Verkehrsflugzeug aus Ganzmetall – zudem der erste rein
zivile Eindecker. Obwohl bereits 1919 der Jungfernflug stattfand, konnte das Flugzeug aufgrund
der Einschränkungen durch den Versailler Vertrag
erst ab 1926 in Serie gebaut werden, um in aller
Welt begeisterte Abnehmer zu finden. 1921 kaufte
16
Weltweit im Einsatz
der Emir von Kabul zwei dieser Flugzeuge, von
denen eines 1969 von einem englischen Journalisten auf einem Kabuler Schrottplatz entdeckt wurde.
re Katastrophe. Sechs Transall aus Hohn wurden
eingesetzt, um Hilfsgüter in die nigerianische
Hauptstadt Lagos zu fliegen.
Im gleichen Monat verlegte die 2. Staffel des
LTG 63, die noch die Noratlas flog, ins
portugiesische Beja, um dort auf die Transall
umzuschulen.
Die
Wetterverhältnisse
in
Norddeutschland ließen ein kontinuierliches
Training nicht zu. Bis Frühjahr 1970 blieben die
betagten „Noras“ noch im Einsatz, doch im
September 1970 schloss das Geschwader seine
Transall-Umschulung ab. Damit war das LTG 63
der erste Lufttransportverband, der vollständig mit
dem neuen Turbopropflugzeug Transall C-160
ausgerüstet war.
Nach Verhandlungen erklärte sich die afghanische Regierung bereit, die F-13 dem Deutschen
Museum in München zu übergeben. Also startete
am 16. Juni 1969 eine Transall von Hohn, um die
F-13 von Kabul zur Restaurierung nach München
zu bringen. Die C-160 aus Hohn war das erste
deutsche Militärflugzeug, das auf afghanischem
Boden landete.
Es folgte im Juli 1969 die erste Atlantiküberquerung mit einer Transall. Die Hohner Besatzung
um die Luftfahrzeugführer Oberst Rudat und
Hauptmann Schlüter, Navigator Feldwebel Amann
und Hauptfeldwebel Teichert flogen über Keflavik
(Island), Sondreström (Grönland), Gander (Neufundland/Kanada) bis Dulles- International nach
Washington DC. Hauptnavigationsinstrument war
damals noch der Sextant, ein Winkelmessgerät mit
dem über den Stand der Gestirne die Position bestimmt wurde.
C-160 im Formationsflug
Notlandung im März 1970. Bei einem Flug unter Instrumentenbedingungen setzten bei der Transall mit dem Kennzeichen „50+33“ über Hohn
unter Vereisungsbedingungen nacheinander beide
Triebwerke aus. Sofort wurden die Propeller vom
Bordtechniker in Segelstellung notgefahren. Die
Besatzung reagierte wie gelernt, doch konnte das
Verfahren des Wiederanlassens nicht erfolgreich
umgesetzt werden. Es herrschte plötzlich eine
sonderbare Stille an Bord, man hörte nur das starke Rauschen der Windströmung am Flugzeugrumpf. Auf Grund der sehr guten Segeleigenschaften der C-160 „durchschwebte“ sie die Wolken im
ständigen Sinkflug. Als die Besatzung schließlich
den Erdboden sah, lag vor ihnen eine Moorkoppel
bei Pahlhude an der Eider, bedeckt mit einer leichten Schneedecke. Der Kommandant, Hauptmann
Magiera, suchte sich diese Parzelle für eine
Bauchlandung mit eingezogenem Fahrwerk aus,
denn diese konnten nicht ausgefahren werden.
Nach der Notlandung rutschte die Transall auf
dem Rumpf über das Moor hinweg. Dann stand
alles still, auch die Besatzung verharrte regungslos. Alles schien heilgeblieben zu sein! Dann zerschnitt die Stimme von Navigator Oberleutnant
Eine Nora bei einer Inspektion in der Werfthalle
Heute ist diese wichtige Arbeit des Navigators
durch den Einsatz von Computern und Satellitennavigation fast vollständig ersetzt worden. Damals
ein Novum, sind derartige Flüge heute Alltag,
denn die Transall sind in die Versorgung der deutschen Ausbildungseinrichtungen in den USA fest
eingebunden.
Das Jahr 1970 begann mit einem großen Hilfseinsatz. Im Januar kapitulierten die Aufständischen in der nigerianischen Provinz Biafra, die
längere Zeit für die Unabhängigkeit von Nigeria
gekämpft hatten. Dem Krieg folgte eine humanitä17
Weltweit im Einsatz
„Antek“ Baumgärtel die unendliche Stille im
Cockpit: „Wisst ihr was Jungs, ich steig schon mal
aus, ich muss dringend erst mal eine rauchen!“
Fast alle Hohner waren unterwegs, um sich den
Riesenvogel auf dem „Flugplatz Pahlhude“ einmal
richtig anzusehen.
sisch-Guayana, wo 1971 der erste und einzige
Test einer vierstufigen Europa 4-Rakete stattfinden sollte und trug maßgeblich dazu bei, dass das
Geschwader am 8. Oktober 1970 die 10.000ste
Transall- Flugstunde erreichte.
Im Rahmen eines „Langstreckenerprobungsfluges“ flog am 25. November 1970 Hauptmann Puhl
mit seiner Besatzung von Hohn nach Jan – Mayen,
einer norwegischen Insel zwischen Island und
Ostgrönland im Nördlichen Eismeer und kehrte
„fast leergeflogen“ nach 12 Stunden und 25 Minuten ununterbrochener Flugzeit auf den Flugplatz
Hohn zurück.
Was passierte mit der „50+33“? Man schleppte
sie vor einen Bauernhof, baute die Tragflächen ab,
setzte ihr ein hölzernes Notfahrgestell unter und
schleppte sie bis an den Kanal. Anschließend verschiffte man die Transall zur Flugzeugwerft nach
Finkenwerder. Hier wurde sie neu vermessen und
die Blechschäden wurden repariert. Anschließend
wurde sie wieder für den Flugverkehr freigegeben
und fliegt noch heute.
In den letzten Monaten des Jahres leisteten die
Hohner, wie sie inzwischen genannt wurden, erneut Katastrophenhilfe. Im November suchte eine
Sturmflut
WestPakistan, das heutige Bangladesh,
heim. Im GangesDelta, das in hunderte von Flussarmen und Inseln
zerfällt,
wurden
unzählige
Menschen getötet oder
obdachlos.
Die
Transporter brachten zunächst Hubschrauber und Ersatzteile, Decken, Zelte, Feldbetten, Lebensmittel
und Wasseraufbereitungsanlagen ins Land – insgesamt etwa 82 Tonnen Ladung. Boeing 707Transporter der Flugbereitschaft flogen weitere
Versorgungsgüter nach Dacca, dem einzigen für
Flugzeuge dieser Größe geeigneten Flughafen in
der Region. Die Transall pendelten zwischen
Dacca und Chittagong, um die Hilfsgüter im Land
zu verteilen. Mit einer Bodenfunkstelle in Chittagong konnte ständiger Kontakt mit dem
Geschwadergefechtsstand in Hohn gehalten werden, um die Hilfsflüge zu koordinieren. Bis zu 15
C-160 waren im Einsatz. Mit ihnen wurde neben
Lebensmitteln und Zelten ein vollständiges Lazarett nach Chittagong gebracht.
Die 50+33 nach der Bauchlandung in Pahlhude
Ostern 1970 bebte unweit der türkischen Stadt
Gediz in West-Anatolien die Erde. Es gab Tausende Tote und nahezu neunzig Ortschaften wurden verwüstet. Zwei Transall aus Hohn beteiligten
sich bei den Hilfsleistungen, flogen zunächst
Hilfsgüter ein und blieben dann zwei Wochen im
Einsatz, um im Pendelverkehr weitere Versorgungsgüter heran zu bringen.
Im März 1970 stellte sich das LTG 63 mit seinem ersten Flugtag in Hohn der Öffentlichkeit
vor. Flugzeugausstellungen und Flugprogramme
lockten über 40.000 begeisterte Besucher auf ihren
Hohner Flugplatz.
Noch im gleichen Jahr wurde dem Geschwader
erneut der Flugsicherheitspreis für Transport- und
Sonderflugzeuge verliehen.
Am 1. April 1971 übernahm Oberst Dr. Ulrich
Beuther, als dritter Kommodore das Geschwader
und führte es bis zum 31. März 1979.
Eine Transall-Besatzung brachte eine Stufe der
Europa-Rakete Ariane dieses Mal nach Franzö18
Weltweit im Einsatz
Ziel der nächsten Hilfsflüge war die Türkei, als
Ende Mai und Anfang Juni 1971 drei Transall
Versorgungsgüter in ein Erbebengebiet in der Osttürkei brachten.
eingesetzt, die binnen einer kurzen Frist start- und
einsatzbereit sein musste.
Anfang Dezember 1971 flogen drei Transall
unter dem Kommando von Major Mörsdorf, dem
späteren Kommodore des Verbandes, nach
Im Juli 1971 erreichte das Geschwader auf einem Rückflug von
Rom nach Hohn seine
100.000ste Flugstunde.
Außerdem erneuerte
sich die Verbindung
des Verbandes zur
Raumfahrt. Das LTG
63 wurde ausgewählt,
sich an der Erprobung
eines maßstäblich verkleinerten aber flugfähigen Modells eines
Raumgleiters zu betei-
ligen. Dieser „Bume- Bereits seit 1971 stehen in Hohn regelmäßig Transall Maschinen für kurzfristige SAR Einsätze bereit. Hier ein Bild der 50+54
im Einsatz in Darwin, Australien
rang“ getaufte Gleiter
war ein Produkt des
Townsville in Australien um Ersatzteile für die
damaligen Bremer Entwicklungsrings Nord (ERnach Australien zur Erprobung gelieferten „LeoNO), der heute zu EADS Space Systems gehört.
pard“- Panzer zu bringen.
Der „Bumerang“-Entwurf nahm heutige Konzepte
vorweg. Seine Auslegung als HochauftriebskörIm Dezember 1971 standen Einsätze in Pakisper, quasi eine Speerspitze mit senkrechten Steutan
auf der Tagesordnung. Der Krieg zwischen
erflossen, gilt noch heute als die Idealform für ein
Pakistan und Indien, der um die Unabhängigkeit
Raumflugzeug.
Ost-Pakistans ausgefochten wurde, erreichte seinen Höhepunkt. Indische Kampfflugzeuge und
Am 10. August 1971 nahm eine Transall den
Kriegsschiffe hatten pakistanische Städte ange„Bumerang“ an Bord und setzte ihn über einem
griffen, u.a. die Hafenstadt Karachi. Auf Bitten
abgesperrten Seegebiet nahe Helgoland über die
des Deutschen Botschafters ließ das Auswärtige
Laderampe ab. Er segelte dann aus 3.000 Metern
Höhe zu einer sicheren Wasserung
herab.
Im September und Oktober 1971
nahm das Geschwader an der
NATO-Verlegeübung
„Hellenic
Express“ teil. Teil des Manövers
war die Errichtung eines improvisierten Stützpunktes in Saloniki,
Griechenland, und die Versorgung
von Teilen des in Oldenburg stationierten Leichten Kampfgeschwaders
43, das auf den Flugplatz Nea
Ankhialos verlegt hatte.
Am 10. November 1971 übernahm das LTG 63 eine neue Aufgabe: Es wurde eine SAR-Bereitschaft
Feierlicher Appell zum 10 jährigen Bestehen des LTG 63
19
Weltweit im Einsatz
Amt rund 350 Bundesbürger ausfliegen. Zwei
Transall des LTG 63 brachten sie von Karachi aus
nach Teheran, wo sie in zwei Boeing 707 der
Flugbereitschaft umstiegen.
das fliegerische Können stellte. Das LTG 63 erhielt insgesamt acht dieser liebevoll „Bauernadler“
genannten Flugzeuge.
Am 10. Dezember 1973
wurde Oberst Dr. Heinz-Ulrich
Beuther als Kommodore des
LTG 63 für den unermüdlichen
Einsatz seiner Transportflieger
im Kampf gegen die Hungersnot in Äthiopien im Kaiserpalast von Addis Abeba die seltene und hohe Auszeichnung,
der Orden „THE ORDER OF
STAR OF HONOR OF
ETHIOPIA
COMMANDERCLASS“ per-
Der „Bauernadler“ Dornier Do 28 wurde im Juli 1972 beim LTG 63 in Dienst gestellt
Zum Jahresabschluss wurde am 16. Dezember
1971 das 10-jährige Bestehen des LTG 63 gefeiert.
sönlich durch die Hand des
damaligen Kaisers von Äthiopien, seiner Majestät Haile Selassi I, verliehen.
Im Juli 1972 stellte der Verband ein neues
Flugzeugmuster in Dienst: den zweimotorigen
Mehrzwecktransporter Do 28 D-2 „Skyservant“
(Himmelsdiener). Es trat die Nachfolge der wesentlich kleineren Do 27 an und übernahm leichte
Transportaufgaben sowie Kurier- und Verbindungsflüge.
Die mit zwei Kolbentriebwerken mit jeweils
272 kW ausgestattete Do 28 D-2 war eine Weiterentwicklung der einmotorigen Do-27. Sie war
ursprünglich für den afrikanischen Markt konzipiert und wurde zur Unterstützung der deutschen
Luftfahrtindustrie national als Verbindungsflugzeug eingesetzt.
Gleichzeitig überreichte der Kaiser allen Hohner Transallfliegern des Einsatzkommandos
„Hungerhilfe Äthiopien“ das Tätigkeitsabzeichen
der Äthiopischen Luftstreitkräfte in Gold. Zum
Jahresabschlussfest des Geschwaders im Dezember 1973, mit vielen geladenen Gästen aus dem
Hohner Umland, kam das Kommando aus Äthiopien zurück. Die Genehmigung zum Tragen der
verliehenen äthiopischen Fliegerspange in Gold
wurde durch das Verteidigungsministerium in
Bonn erteilt und durch die deutsche Botschaft in
Addis Abeba überreicht. Es war die letzte Amtshandlung des Kaisers von Äthiopien. Kurze Zeit
später kam der Kaiser (Anfang 1974) in seinem
Palast durch die kommunistische Revolution, einer marxistisch orientierten Bewegung seiner
Streitkräfte, zu Tode. Russland, Kuba und die
Dieses behäbige STOL (Short Take Off and
Landing) – Flugzeug benötigte hochverbleiten
Kraftstoff und schien beim Starten und Überflug
in geringen Höhen nicht von der Stelle zu kommen, dafür aber vom Geräuschpegel her die
Schallmauer durchbrechen zu wollen. Die Do 28
konnte eine Nutzlast von ca. 1500 kg aufnehmen
und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 250
km/h.
Der „Himmelsdiener“ war zum einen verhasst,
weil er Flugfehler nur selten verzieh und mit allen
„Mucken eines Kolbentriebwerks belastet“ war.
Andererseits war die Do 28 beliebt, weil sie sehr
anspruchsvoll war und hohe Anforderungen an
20
Weltweit im Einsatz
„DDR“ gewährten militärische Hilfe und wurden
Garant einer radikalen Militärregierung. Noch bis
1974 verteilten die Transallflieger aus Hohn Lebensmittel im ehemaligen Abessinien, dem Land
mit „13 Monaten Sonnenschein“, das alsbald im
Bürgerkrieg versank. Der anhaltenden Dürre wurde auch die marxistische Militärregierung nicht
Herr. Zehn Jahre später
berichteten die Medien
erneut über den Ausbruch einer Hungerkatastrophe in Äthiopien und
dem Sudan. Eine weltweite Hungerhilfe wird
ins Leben gerufen. Wieder waren die Transallflieger aus Hohn in den
Jahren 1984 und 1985
bei den Hilfsflügen im
Einsatz.
Tauglichkeit der Transall auch in schwierigem
Terrain einmal mehr bewiesen.
1974 war auch der Beginn der Versorgungsflüge zur Unterstützung der Kräfte des deutschen
Heeres zur Ausbildungseinrichtung Shiloh Range
nach Kanada.
Am Sonntag, dem 9.
Februar 1975 überschattete ein schweres
Unglück die Geschichte
der deutschen Transportfliegerei und insbesondere des Lufttransportgeschwaders 63.
Eine Hohner Transall mit der Kennzeichnung 50+63 stürzte in
den „Weißen Bergen“
des Lefka – Ori - Gebirges auf Kreta ab. Auf
einem Routineflug zum
NATO-Schießplatz auf
Kreta kamen dabei alle
sieben Besatzungsmitglieder des LTG 63 und
35 Soldaten der 1. Batterie des Flugabwehrraketenbataillons 39 aus
Süderbrarup ums Leben.
1974 war das LTG 63
zum ersten Mal an einer
offiziellen UN-Mission
beteiligt. Sie stand im
Zusammenhang mit dem
Abschluss der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ägypten und Israel.
Zwölf Transall und
120 Soldaten standen
vom 15. bis zum 27. JaHeute erinnert ein
nuar 1974 in Afrika im
Propellerblatt
der UnUNO-Einsatz bereit. Das
LTG 63 richtete einen
Propellerblatt der Unglücksmaschine 50+63 erinnert heute im Eingangsbeglücksmaschine
im
Lufttransport-Stützpunkt Ein
reich der 1. Staffel an die Soldaten, die bei dem Absturz auf Kreta ihr Leben
Eingangsbereich
der
1.
in
N’Djamena/Tschad ließen
Staffel an dieses Unein. Von diesem Stützglück
mit
seinen
42
Opfern.
Die Inschrift lautet:
punkt aus führten Transporteinsätze von Accra/Ghana über den Tschad nach Kairo/Ägypten,
„Den Kameraden des LTG 63 zum Gedenken:
um 120 Tonnen militärisches Material und SoldaOberst
i.G. Elmar Schlottmann, Hauptmann Karlten der UNO (Blauhelme) abzusetzen.
Heinz Schacht, Leutnant Peter Schriver, Oberstabsfeldwebel Helmut Hornig, Hauptfeldwebel
In der Zeit vom 20. März 1974 bis zum 25. ApKlaus Hallbauer, Stabsunteroffizier Werner Wiesril 1974 wurden mit zwei Transall 1.000 Tonnen
ner, Oberbrandmeister Willy Körner sowie 35
Hilfsgüter für das Internationale Rote Kreuz von
Kameraden des FlaRakBtl 39“.
Lagos nach Niger und in den Tschad transportiert.
Nur fünf von zehn angeflogenen Plätzen verfügten
über asphaltierte Landebahnen, die übrigen waren
plattgewalzte Sand- oder Geröllpisten, die die
21
Weltweit im Einsatz
In jedem Jahr fliegt eine Abordnung aus Hohn
und Süderbrarup zum Gedenken zur Kranzniederlegung nach Kreta.
Nach der Demontage durch deutsche und portugiesische Techniker, wurde eine Ju mit einer
Transall nach Hohn transportiert. Nach erfolgter
Renovierung wurde sie am 15. Dezember 1975
durch den Kommodore Oberst Dr. Heinz - U.
Beuther feierlich vorgestellt und fand dann ihren
Standplatz vor dem am 12. Juni 1975 neu eröffneten Offizierheim. Dort ist sie, inzwischen zum
Namensgeber der Kaserne Krummenort geworden, noch bis heute zu bewundern.
Ein wohl noch bekannteres Transportflugzeug
als die Transall ist die weltberühmte Junkers Ju52, liebevoll auch „Tante Ju“ genannt. Ein
Exemplar dieses Luftfahrzeugs steht auch in der
Kaserne des LTG 63. Es war bis 1945 im Kriegseinsatz und wurde von den Spaniern und Portugiesen noch bis in die frühen siebziger Jahre geflogen. In Alverca/Portugal, einem Vorort von Lissabon, standen einige Maschinen dieses Typs. Die
portugiesische Luftwaffe kam einem Wunsch des
LTG 63 nach und schenkte dem Verband eines
dieser Luftfahrzeuge.
Die renovierte JU 52 vor dem Offiziersheim im Jahr 1975
Mit ihren unzähligen UNO-, Hilfs- und Katastropheneinsätzen fast überall in der Welt, hat sich
die Transall einen Namen als „Engel der Lüfte“
gemacht. Das leise und beruhigende Brummen der
Transporter über Hohn gehört zum gewohnten und
für die Region liebgewonnenen Ton. Der Flugplatz mit seinen Soldaten und Angestellten ist zum
wichtigsten Wirtschaftszweig für Hohn und Umgebung geworden. Viele Geschwaderangehörige
haben inzwischen in der Region um Hohn gebaut
und sind aktiv im Gemeindeleben tätig. Unzählige
Dorffeste und Jubiläen hat es gemeinsam mit dem
Geschwader gegeben, und man ist zu einer großen
Gemeinschaft zusammengewachsen.
Als dann aber im August 1976 die Firma Condor - Flugdienst GmbH auf den Flugplatz Hohn
mit zwölf FIAT G-91 Düsenjägern einzog, brodelte es an allen Ecken in und um Hohn. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet und über 400 Unterschriften gegen die „Krachmacher“ gesammelt.
Nach einer Einladung in das Geschwader und vielen langen Gesprächen trat wieder Ruhe ein.
Anlieferung der JU 52 mit der Transall
22
Weltweit im Einsatz
Der Auftrag der Firma Condor, jetzt GfD – Gesellschaft für Flugzieldarstellung, ist bis zum heutigen Tag die Zieldarstellung für die Flugabwehrund ELOKA- Ausbildung (Elektronische Kampfausbildung) der Bundeswehr, vor allem über der
Ostsee, zu fliegen. Allerdings hat man inzwischen
auf die wesentlich leiseren Lear- Jets umgestellt
und ist aus Hohn ebenso wenig wegzudenken wie
das LTG 63
Bis zum 1. Oktober 1978 entsprach die Gliederung des Geschwaders der generellen Dreiteilung
der fliegenden Verbände der Luftwaffe, die nach
dem Prinzip der „Zentralen Technik“ arbeiten. Der
Geschwaderkommodore stand mit seinem
Geschwaderstab über den drei Gruppen des Verbandes – der Fliegenden Gruppe, der Technischen
Gruppe und der Fliegerhorstgruppe.
Eine FIAT G-91 der Condor-Flugdienst GmbH beim Schleppen aus der Halle. 12 dieser Maschinen wurden im August 1976 auf dem Flugplatz Hohn stationiert
Anfangs teilten sich die Flugzeuge der neuen
Firma den Hangarplatz mit den Transall des Geschwaders, aber die so entstandene Raumnot führte 1977 zum Bau einer eigenen Halle mit Werkstätten, Büros, Lager- und Aufenthaltsräumen.
Der 1. Oktober 1978 bedeutete für das Geschwader einen Wendepunkt und zugleich eine
Zäsur in seiner Geschichte.
Der Auftrag für die Luftwaffe, im Rahmen des
Haushaltstrukturgesetzes, rund 1.000 Planstellen
für Soldaten im Bereich Lufttransport einzusparen, konnte entweder durch Auflösung eines Geschwaders oder durch die Neugliederung der Verbände des Lufttransportkommandos gelöst werden.
Im
Januar 1978
meldete sich die
Geschwaderzeitung „Brummel“ zum ersten Mal
bei Soldaten und zivilen Mitarbeitern des LTG 63.
Eine zweite Premiere in diesem Jahr war der
erste Flug einer Transall in den Luftraum des damaligen Warschauer Paktes. Eine C-160 brachte
Hilfsgüter nach Rumänien.
Das LTG 63 war das erste der Verbände im Bereich Lufttransportkommando, das die neue Gliederungsform einnahm. Hierzu wurden:
Bei der taktischen Überprüfung (Tac Eval Tactical Evaluation) durch die NATO erzielte das
LTG 63 1978 das bis dahin beste Ergebnis im Bereich des Lufttransportkommandos, der Flugsicherheitspokal wurde erneut an das LTG 63 verliehen.
-
23
Stab LTG 63 und Stab Fliegende Gruppe
zusammengefasst
die 1. und 2 fliegende Staffel wurden zu
einer Staffel zusammengefasst und dem
Stab LTG 63 zusammen mit der Geophy-
Weltweit im Einsatz
-
-
sikalischen Beratungsstelle unmittelbar unterstellt
Stab Technische Gruppe und Stab Fliegerhorstgruppe wurden zum Stab Einsatzunterstützungsgruppe zusammengefasst
eine Nachschub- und Transportstaffel
wurde gebildet und die Elektronikstaffel
mit der Instandsetzungsstaffel vereinigt.
Nicht vorhersehbar war für die Meteorologen die
Schneekatastrophe 1978/1979, die ganz Schleswig-Holstein in ein Chaos stürzte. Nichts ging
mehr.
Flugbetrieb und Straßenverkehr kamen zum Erliegen. Katastrophenalarm wurde ausgelöst. Schneefräsen, die sonst die Landebahn Hohn von Eis und
Schnee befreien sollten, wurden eingesetzt, um
eingeschneite Dörfer und Bauernhöfe zu befreien.
Bis Februar 1979 dauerte die angespannte Lage.
Damit war zumindest vorübergehend das Ende
der Drei-Gruppen-Gliederung für das Geschwader
gekommen.
Oberst Hubert Marquitan war vom 01. April
1979 bis zum 30. September 1980 der vierte
Kommodore des LTG 63.
Besatzungen und Flugzeuge aus Hohn beteiligten sich im Dezember 1978 an der international
organisierten Suche nach dem im Atlantik vermissten Hapag Llyod-Containerfrachter „München“. Vom US-Luftstützpunkt Lajes auf den
Azoren aus stiegen sie zu neun- bis zehnstündigen
Suchflügen auf. Aber die Suche musste schließlich
eingestellt werden. Die „München“ war mit der
gesamten Besatzung in einem Orkan gesunken.
Sie wurde bis heute nicht gefunden.
Ebenfalls im Dezember 1978 wurde vom LTG
63 mit den Hohner Transall Flugzeugen die
100.000ste Flugstunde erreicht. Der Kommodore,
Oberst Dr. Beuther lud am 15.12.1978 zu diesem
Flugstundenjubiläum die Vertreter von Presse,
Funk und Fernsehen sowie Angehörige der
Industrieunternehmen, die an der Planung und
dem Bau der Transall beteiligt waren, ein.
Im März 1979 wurde der 55.555ste Anflug mit
Radarhilfe durch die Hohner
GCA (Ground Controlled Approach)-Controller
durchgeführt. Auch bei „dickem“ Wetter können die Flugzeuge bis
kurz vor dem Aufsetzen an die
Landebahn herangeführt werden.
Im Mai 1979 flog eine
Transall C-160 des LTG 63 zu
einem zweiwöchigen Flug von
Hohn aus nach Kanada und in
die USA. An Bord war die
„Big Band der Bundeswehr“,
die eine Tournee durch die
USA und Kanada antrat.
Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki Schmidt nach der Landung in Hohn
24
Unerwartet und für die
Geschwaderführung
etwas
überraschend
durfte
das
Weltweit im Einsatz
LTG 63 am 14. August 1979 nicht gerade alltägliche Gäste begrüßen. Das französische Kunstflugteam machte eine Zwischenlandung in Hohn, um
am nächsten Tag nach Schweden weiterzufliegen.
Mit einer „Bravour Formationslandung“ setzten
die jungen Piloten der „Patrouille de France“ ihre
zwölf „Fouga Magister“ auf der Landebahn in
Hohn auf.
Am 1. Oktober 1980 wurde Oberst Rudi Gutzeit der fünfte Kommodore des LTG 63. Er
führte das Geschwader bis zum 30. September
1986.
Am 29. August 1979 wurde der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki
Schmidt auf dem Hohner Flugplatz von Oberst
Marquitan begrüßt. Gut gelaunt und offensichtlich
gut erholt traten sie nach Beendigung ihres Urlaubs den Rückflug vom Flugplatz Hohn in die
Bundeshauptstadt an.
1980
Ein gutes Jahr später, am 19. September 1980,
beehrte der damalige bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß während einer Zwischenlandung das LTG 63. Er war auf dem
Weg zu einer Wahlveranstaltung auf dem
Rendsburger Paradeplatz.
Während seiner Amtsperiode unterstützte das
LTG 63 mehrere Maßnahmen der Völkergemeinschaft zur Bewältigung von Hungerkatastrophen. Mit großem personellen und materiellen Aufwand betrieben die Soldaten mehrere
Lufttransportstützpunkte in der Sahel – Zone,
von wo sie die Bevölkerung in Äthiopien und
Sudan über mehrere Monate unter schwierigsten fliegerischen Bedingungen mit Nahrung,
Kleidung und Gebrauchsgütern versorgten.
Der allgemeine Kostendruck der frühen „Achtziger“ zwang zur Einführung eines neuen Materialerhaltungskonzeptes, welches nicht nur
die Inspektionsintervalle der Transall veränderte, sondern auch lebensdauerverlängernde
Maßnahmen im Hinblick auf den Einsatz der
Transall bis zum Jahr 2010 vorsah.
Im November 1980 führten die Hilfsflüge
Hohner Besatzungen in das Erdbebengebiet
nach Algerien und bereits im Dezember 1980
wurde eine Luftbrücke zur Unterstützung in
dem italienischen Erdbebengebiet eingerichtet.
1981
Erneut wurde dem LTG 63 der Flugsicherheitspokal verliehen.
Am 11. Juni 1981 wurde im Rahmen eines
feierlichen Appells im Plöner Schlossstadion
dem LTG 63 ein „Fahnenband“ für
hervorragenden Einsatz bei Naturkatastrophen
zum Schutz und zur Hilfe für Bürger des
Landes
Schleswig-Holstein
durch
den
Franz Josef Strauß bei einer Zwischenlandung in Hohn
25
Weltweit im Einsatz
Ministerpräsidenten Dr. Gerhard Stoltenberg
verliehen.
Im Oktober 1981 operierten im Rahmen einer
Verlegeübung ca. 300 Angehörige der 175th
Tactical Fighter Group der US-National-Guard
aus Maryland auf dem Flugplatz Hohn, um von
hier
Übungsflüge
mit
der
A-10
„Thunderbold II“ zu planen und durchzuführen.
Die 175th Jagdbombereinheit war eine Reserveeinheit der US Luftwaffe.
Am 15. Dezember 1981 feierte das Lufttransportgeschwader 63 seinen 20. Geburtstag.
in der Osttürkei teil. Das LTG 63 hatte zudem
den Auftrag, in Brindisi (Italien) einen Stützpunkt zu bilden, um den Transall-Maschinen
eine Zwischenlandung zu ermöglichen. Bei
diesen Zwischenlandungen wurden Besatzungen gewechselt und Betriebsstoff getankt.
Im August 1983 sorgte eine Demonstration vor
der Hauptwache der Kaserne Krummenort für
Aufsehen. Die Tore blieben geschlossen. Zu
Ausschreitungen kam es glücklicherweise
nicht.
In der Zeit vom 3. Oktober bis zum 7. Oktober
1983 führte das Lufttransportkommando erstmalig für die deutschen Lufttransportverbände
einen "TCTP-Leistungsvergleich Transall C160" (fliegerischer Leistungsvergleich für Lufttransportverbände) nach dem Muster des amerikanischen „Volant Rodeo" durch. Austragungsort dieses „Jumbo-Derby“ genannten
Vergleichs war das LTG 61 in Penzing bei
Landsberg. Teilnehmende Verbände waren die
drei Lufttransportgeschwader 61-63 mit jeweils
einer Transall und zwei Besatzungen.
1982
Im Juni 1982 schickte das LTG 63 die Transall
50+42 mit Besatzung, Techniker und Verladegruppe auf die Pope AFB im US-Bundesstaat
North Carolina. Sie nahmen dort am „Volant
Rodeo“ teil, dem wichtigsten Wettbewerb der
amerikanischen Transportflieger. An dem vom
13. bis 19. Juni 1982 ausgetragenen Wettbewerb beteiligten sich 34 Mannschaften mit 30
Flugzeugen. Den Löwenanteil bildeten USMannschaften mit der C-141 oder der C-130.
Hinzu kam je ein C-130 Team aus Kanada,
England und Italien. Die Disziplinen umfassten
das Absetzen von Lasten und Fallschirmspringern, technische Wartung, Vorbereitung und
Übernahme von Lasten, Be- und Entladen bei
laufenden Triebwerken.
1984
Ein weiterer „TCTP-Leistungsvergleich Transall C-160“ des Lufttransportkommandos wurde vom 21. Mai bis zum 25. Mai 1984 beim
LTG 63 in Hohn durchgeführt. Sieben Mannschaften, darunter eine amerikanische C-130
Hercules-Besatzung der 435. ATW, beheimatet
in Frankfurt/Main, waren jeweils mit fliegendem und technischen Personal beteiligt. Erstmalig war dieser Wettbewerb international besetzt. Die zweite Mannschaft des LTG 63 ging
aus diesem „Jumbo Derby“ als Sieger hervor.
Die herausragende Arbeit im Bereich der Sicherheit wurde mit der erneuten Verleihung des
Flugsicherheitspokals belohnt.
Am 2. September 1984 fand in Hohn beim
LTG 63 ein „Tag der offenen Tür“ statt. 50.000
Besucher bestaunten u.a. den „Super Guppy“,
der von der Firma Airbus eingesetzt wurde, um
Flugzeugteile zwischen den europäischen Fertigungsstätten zu transportieren. Darüber hinaus
waren Transport- und Kampfflugzeuge, Hubschrauber, Verkehrsflugzeuge sowie Vorführungen aller Art zu bestaunen. Ein Orchester
der NATO-Verbündeten aus Amerika begleitete diese Veranstaltung mit schwungvollen
Klängen. Rundflüge rundeten den Tag ab und
zählten zu den Attraktionen der Veranstaltung.
Die deutsche Mannschaft siegte im Wettkampfteil Technische Wartung („maintenance“),
nachdem sie sich ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“
mit der Wartungscrew einer britischen C-130
„Hercules“ geliefert hatte. Sie nahm zwei Pokale, einen für den besten Vorflugcheck und einen für den Gesamtsieger Flugzeugtechnik mit
nach Hause in das LTG 63.
1983
Anfang des Jahres wurde das Lufttransportgeschwader 63 erneut umgegliedert. Es kehrte
teilweise zur alten Gruppenstruktur mit der
Technischen Gruppe und der Fliegerhorstgruppe zurück. Die fliegende Komponente blieb allerdings als 1. Lufttransportstaffel weiter dem
Geschwaderstab direkt unterstellt.
Im Rahmen eines AMF-Manövers (Allied Mobile Forces) nahmen Transall-Besatzungen aus
Hohn in der Zeit vom 28. Mai bis 26. Juni 1983
an dem NATO-Manöver "Adventure Express"
26
Weltweit im Einsatz
nen Tag später die Versorgungsflüge aufgenommen.
Am 25. Oktober 1984 konnte die Condor Flugdienst GmbH zahlreiche Gäste aus dem militärischen und kommunalen
Bereich sowie der Industrie auf dem Flugplatz
Hohn begrüßen. Anlass
war das Jubiläum „10
Jahre Einsatz der Fiat G91“. Mit diesem Flugzeugmuster konnten in
den vergangenen 10 Jahren ca. 16.500 Einsätze
geflogen werden. Die
CondorFlugzieldarstellung flog
bereits seit 18 Jahren im
Auftrag der Bundeswehr
Zieldarstellung für die
Flugabwehreinheiten des
Heeres, der Marine, der
Luftwaffe und Vermessungseinsätze für die In-
Bis zum 27. November
1984 hatten die beiden
Transall C-160 in 305
Flugstunden rund 850
Tonnen Hilfsgüter in das
äthiopische
Bergland
transportiert.
Der Luftwaffenstützpunkt
Dire Dawa (Äthiopien)
war die Einsatzleitzentrale
der Transportflieger von
1984 bis 1985. Mit jeweils drei Flugzeugen,
drei Besatzungen, Technikern, Prüfern, Funkwagen, Arzt und Hilfspersonal verblieb ein 50köpfiges Kommando für
Unterlagen zur Flugplanung in Äthiopien
dustrie.
jeweils drei bis vier WoVom 4. November 1984 bis 20. Dezember
chen in Äthiopien im Einsatz.
1985 waren Transall C-160 des LTG 63 für
Der Verladestützpunkt des Lufttransportkomhumanitäre Hilfe in Äthiopien und im Sudan im
mandos der Bundeswehr wurde auf dem FlugEinsatz. Am 31. Oktober 1984 erhielt das Luftplatz
"Bole
transportkomInternational",
mando (LTKdo)
in Addis Abeden Auftrag, mit
ba, der HauptTransall C-160
stadt Äthiopiin Äthiopien die
ens, aufgebaut.
Versorgung der
Von hier wurBevölkerung
den die Einsätdurch Getreideze
durchgetransporte von
führt, um die
den
Seehäfen
Menschen
in
(u.a. Assab am
den HungergeRoten Meer) in
bieten zu verdas Inland zu
sorgen.
übernehmen und
In Almata oder
den
Einsatz
Lalibella wurschnellstmöglich
den Hilfsgüter
zu beginnen. Be-
reits am 4. No- Verteilung von Hilfsgütern in Almata (Äthiopien)
vember
1984
verlegte das Lufttransportgeschwader 63 zwei
Transall mit Personal und Material nach Äthiopien. Das Kommando landete am 5. November
1984 in Äthiopien und richtete in Dire Dawa,
auf dem Flugplatz Aba Tenna, einen Lufttransportstützpunkt ein. Von hier wurden bereits ei27
auf
Behelfsflugplätzen, oft
nur mit 900 m Länge angelandet. Als Landehilfen dienten oft nur handschriftliche Zeichnungen, da es keine anderen Unterlagen gab. Oft
durfte Almata nicht angeflogen werden, da
Freiheitskämpfer das Gebiet kontrollierten. Mit
einem speziell entwickelten Absetzverfahren
Weltweit im Einsatz
demittel. „Die Hohner“ verlegten für diese Zeit
nach Jagel zum Marinefliegergeschwader 1.
Hilfsflüge in das Hungergebiet Sudan. Im Frühjahr 1985, brachten Transall C-160 der Lufttransportgeschwader tausenden von Menschen
lebensrettende Hilfe. Bis zu drei Transall des
LTG 63 waren im Einsatz. In den Lagern litten
Sudanesen und Flüchtlinge aus Somalia und
Äthiopien unter großem Nahrungsmangel, Folgen der Dürre in der Sahelzone. Als am 31.
August 1985 der Einsatz in Äthiopien unterbrochen wurde, verlegte die logistische Komponente von Dire Dawa/ Äthiopien nach
Khartoum und verblieb im Sudan bis zur Beendigung des Einsatzes.
warfen die Besatzungen in Lemi, Chisa und
Rabel (alle Äthiopien) Lebensmittel im Tiefflug (fünf bis sechs Meter Flughöhe) auf den
Hochplateaus ab.
Bis Ende 1985 wurden bei 1.874 Einsätzen in
4.934 Flugstunden 16.000 t Hilfsgüter transportiert. Weitere 3.675 t Hilfsgüter wurden in den
Sudan geflogen.
1985
Am 9. Februar 1985 jährte sich zum 10. Mal
der Tag, an dem eine Transall auf Kreta abgestürzt war. Der Kommandeur des Lufttransportkommandos, Generalmajor Marquitan, legte einen Kranz an der Gedenkstätte nieder. BeKhartoum bildete somit den neuen Luftwaffengleitet wurde er vom Kommodore Oberst Guttransportstützpunkt. Hier wurde ein ähnliches
zeit und einer Geschwaderabordnung des
Lager aufgebaut wie in Dire-Dawa oder später
LTG 63 sowie dem Kommandeur des Flain Addis-Abeba/ Äthiopien. Dazu gehörte neRakRgt 3.
ben dem fliegerischen Personal und der EinVom 1. Juni bis 15. Juni 1985 verlegten erneut
satzzentrale auch die technische Komponente
zwölf A 10 „Thunderbold II“ und 250 Mann
mit Technikern und Prüfern, das WartungsperPersonal der 175. Jagdbombergruppe der „Air
sonal und das Ersatzteillager.
National Guard“ des Staates Maryland (USA)
vom Glenn L. Martin Flugplatz bei Baltimore
nach Hohn. Die amerikanische Luftwaffe gab
den unterstellten Staffeln damit die Gelegenheit, auf Basen außerhalb der Vereinigten Staaten zu verlegen
und in einem
möglichen Einsatzgebiet
zu
üben.
In der Zeit vom
18. Juni bis 26.
Juli 1985 musste der fliegerische Betrieb in
Hohn eingestellt
werden.
Die
Startbahn wurde
erneuert. Eine
Spezialfirma
brachte
auf
67.000
qm
Startbahn den
neuen
AntiRutschbelag auf
und verarbeitete
dabei 820 Tonnen Split und
200 Tonnen Bin- Humanitärer Hilfseinsatz für die hungerleidende Bevölkerung im Sudan
28
Weltweit im Einsatz
Die Flüge führten vom Verladeplatz Karthoum
zu den Wüstenpisten in Geneina, Al Fashir,
Nyala und El Obeid. Die Lebensmittel wurden
ausschließlich durch Anlanden der Transall C160 verteilt. Der weitere Transport der Hilfsgüter erfolgte mit Kamelkarawanen. Mit den 385
Einsätzen, und 1.769 Flugstunden über diesem
Wüstengebiet wurden insgesamt 3.452 Tonnen
Ladung und 1.343 Personen transportiert.
Bundespräsident Richard von Weizsäcker auf dem Flug nach El Geneina
mit einer Transall C-160
Karte der Einsatzgebiete beim Hilfseinsatz im Sudan
Etwas mehr als 17 Jahre hat es gedauert, um
die stolze Zahl von 100.000 Radaranflügen zu
erreichen. Diese Zahl setzte sich zusammen aus
Anflügen mittels Rundsicht- und Präzisionsanflugradar. 1968 nahm die Landekontrollstelle
Hohn ihren Betrieb auf. Zuerst geschah dies
aus einem Feldhaus im Süden des Platzes bevor
Anfang 1976 dann in das fertiggestellte Anflugkontrollgebäude umgezogen werden konnte.
Am 28. November 1985 besuchte Karl-Heinz
Böhm das LTG 63. Im Offizierheim antwortete
er auf Fragen der Rendsburger Spender über
den Stand des Projekts im Erer Tal (Äthiopien).
Böhm nahm die Gelegenheit war, um sich bei
den Bürgern und Soldaten für ihren aktiven
Einsatz gegen den Hunger in Afrika zu bedanken. Beeindruckt durch Not und Elend in Afrika hatten sich auch zwei Angehörige des
LTG 63, die Arbeitnehmer Sigurd Wolf und
Ernst-Günter Rottenberg aus der Technischen
Gruppe, vorübergehend beurlauben lassen, um
das Projekt „Menschen für Menschen“ durch
ihre Mithilfe beim Bohren von Brunnen zu unterstützen.
Am 27. September 1985 kam der Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu einem inoffiziellen Besuch nach Khartoum/Sudan, um sich
im Rahmen eines Mitfluges, zusammen mit
Vertretern der sudanesischen Regierung, vor
Ort über die Hilfseinsätze der deutschen Flieger
und die Situation des Landes Sudan zu informieren.
Mit einer Transall vom Kommando des LTG
63 im Sudan flog der Bundespräsident nach El
Geneina im Westen des Sudan. Dies war der
erste Flug eines Bundespräsidenten mit einer
Transall. Der Bundespräsident, als Schirmherr
der Organisation „Deutsche Welthungerhilfe“,
reiste mit geländegängigen Fahrzeugen 24
Stunden in das Flüchtlingslager Arsanei weiter.
Während des großen Programms, dass er zu absolvieren hatte, sah er viel Elend, Armut und
eine Unzahl kranker und hungernder Menschen. Tief beeindruckt vom Geschehen flog er
am nächsten Tag wieder mit einer Transall C160 aus Hohn zurück nach Khartoum.
29
Weltweit im Einsatz
Seinem Bemühen ist es zu verdanken, dass die
ehemalige „Kaserne Krummenort“ am 9.Mai
1989 in die „Hugo-Junkers-Kaserne“ umgetauft
wurde. Der Wandel in Europa, die Vereinigung
unseres Volkes und der gleichzeitig verlaufende Golfkrieg prägten Anfang der 90er Jahre
weitestgehend das Auftragsgeschehen des Lufttransportgeschwaders. Persönliches Engagement und erfolgreiche Bemühungen von Oberst
Reiss, bereits im Vorfeld des „Mauerfalls“,
freundschaftliche Begegnungen mit Angehörigen von Transportverbänden der ehemaligen
NVA einzuleiten, machen sein Wirken in jener
Zeit unvergessen.
1986
Das LTG 63 bekam den Auftrag im Rahmen
einer AMF-Übung (Allied Mobile Forces) in
Venedig/Tessera auf dem Flugplatz „Marco Polo“ einen Lufttransportstützpunkt mit zu betreiben.
Am 27. Juni 1986 wurde das Mannschaftsheim
in der Kaserne Krummenort nach erfolgter
Modernisierung neu eröffnet.
„Ein neues Geräusch am Rendsburger Himmel“
– es landete zum ersten Mal die Traditionsmaschine der Lufthansa - die Junkers Ju 52 DAQUI in Hohn. Im Rahmen ihrer Erprobungsflüge, die Maschine brauchte
nach ihrer Restaurierung eine
neue Musterzulassung durch das
Luftfahrtbundesamt in Braunschweig, wurden Anflüge, Starts
und Landungen in Hohn geübt.
Darüber hinaus hatte der Verband den Wiederaufbau dieser
Maschine mit Ersatzteilen aus
der portugiesischen Ju unterstützt und wurde als Dank auf
die Sponsorenplakette im Eingangsbereich der „AQUI“ aufgenommen.
Auf dem Flugplatz Hohn, der
als Endpunkt einer Luftbrücke
der Royal Air Force Übung
(Bold Guard) diente, wurde ein
britischer Lufttransportstützpunkt
errichtet.
Als sechster Kommodore des Geschwaders
führte Oberst Jürgen Reiss vom 1. Oktober
1986 bis zum 31. März 1991 das LTG 63.
51+02 mit Jubiläumsanstrich zum 25 jährigen Bestehen des LTG 63
Am 15. Dezember 1986 feierte das LTG 63
seinen 25. Geburtstag. Grund genug, eine
Transall (51+02) mit einem Jubiläumsanstrich
zu versehen.
1987
Am 17. Februar 1987 wurde dem LTG 63
durch den Amtschef Luftwaffenamt, Generalleutnant Sommerhoff, der „Flugsicherheitspokal des Inspekteurs der Luftwaffe“ in Silber für
über neun Jahre unfallfreien Flugbetrieb übergeben.
Im Lufttransportkommando wurden die Organisatoren des fliegerischen Wettbewerbs
„TCTP-Leistungsvergleich Transall C-160“ mit
einem Problem konfrontiert. Der Wettbewerb
brauchte einen neuen Namen. Man einigte sich
auf die Bezeichnung „Jumbo Derby“. Der Namensteil „Jumbo“ war in den Vorschlägen
30
Weltweit im Einsatz
mehrfach enthalten. „Derby“ wurde von den
Transporthubschrauberfliegern, die 1986 das
„Copter Derby“ beim HTG 64 durchgeführt
hatten, übernommen. Der unter dem neuen
Namen laufende Wettbewerb fand im LTG 63
in Hohn statt.
Am 23. September 1987 setzte der Kommodore
Oberst Reiss den ersten Spatenstich zum Neubau einer Luftumschlaghalle auf dem NATOFlugplatz Hohn. Die feierliche Übergabe der
Luftumschlaghalle fand drei Jahre später am
22. November 1990 statt.
Leistner, Navigator auf Transall. Beide wussten, dass ein ehemaliges Mitglied des LTG 63
als Testpilot bei Airbus Industrie in Toulouse
beschäftigt war. Es handelte sich um Karl Nagel, der als Feldwebel und Luftfahrzeugführer
auf der Noratlas bis 1967 in der 2. Staffel des
LTG 63 flog. Dieser war von der Idee sofort
begeistert und landete den Airbus im Rahmen
einer Überführung von Toulouse nach Finkenwerder nach einer Flugzeit von zwei Stunden
und zehn Minuten in Hohn.
Am 7. November 1988 war die 47th Squadron
aus Lyneham/Südengland zu Gast beim LTG
63, um mit den „Hohnern“ die Übung „Saxon
Knot“ durchzuführen. Solche gegenseitigen
Besuche im Rahmen von gemeinsamen Übungen belebten auch die Kontakte innerhalb der
NATO auf persönlicher Ebene. Zu einem Gegenbesuch der Hohner in Lyneham mit zwei
Transall C-160 und 17 Soldaten kam es am 23.
April 1990.
1988
Am 14. März 1988 nahm das LTG 63 aus der
Hand des Kommandierenden Generals des
Luftwaffenunterstützungskommandos, Generalleutnant Hertel, den Flugsicherheitspokal in
Gold, für zehn Jahre unfallfreies Fliegen entgegen. Ein Zeichen für den hohen Sicherheitsstandard, den der Verband auch bei schwierigen Einsätzen in Afrika halten konnte.
1989
Zum dritten Mal wurden im Mai 1988 im
Rahmen der Übung
„Coronet
Moat“
ca. 300 amerikanische
Soldaten der 175th
Tactical
Fighter
Group mit zwölf
Flugzeugen
A-10
„Thunderbold II“ auf
dem Flugplatz Hohn
eingesetzt.
Auftrag
dieser Kräfte, die der
„Air National Guard“
von Maryland/USA
angehörten, war es,
das westliche Bündnis
an seiner vordersten
Linie zu stärken. Zwei
Wochen waren sie zu Am 9.Mai 1989 bekam die Krummenorter Kaserne ihren heutigen Namen
Gast in Hohn.
Am 27. Juni 1988 landete ein „Airbus“ in
Ab dem 24. Februar 1989 fand die in zweijähHohn. Entsprechend groß war natürlich das Inrigem Rhythmus durchgeführte Stabsrahmenteresse bei den Medien als bekannt wurde, dass
übung „Wintex“ der NATO in Hohn statt, bei
der bis dahin größte „Airbus“, der
der es keine Truppenbewegungen gab. Rund 70
„A 300-600 R“, erstmalig in SchleswigSoldaten des LTG 63 übten 14 Tage lang im
Holstein, beim LTG 63 landen würde. Die Idee
unterirdischen Geschwader-Gefechtsstand den
zu diesem einmaligen Ereignis hatten Dietmar
Umgang mit der Befehls- und KommandoPlath, PR-Abteilung der Firma MBB in Hamstruktur der NATO.
burg-Finkenwerder und Oberleutnant Jochen
31
Weltweit im Einsatz
Am 9. Mai 1989 wurde die ehemalige „Kaserne
Krummenort“ in „Hugo-Junkers-Kaserne“ umbenannt. Hiermit wurde nicht nur dem Bemühen des Geschwaderkommodores, Oberst
Reiss, Rechnung getragen, sondern auch dem
Flugzeugkonstrukteur und Wegbereiter des
Flugzeugbaus, Hugo Junkers, ein ehrenvolles
Andenken gesetzt. Der Kommandeur des Lufttransportkommandos, Generalmajor Marquitan,
nahm die Umbenennung in militärisch knapper
feierlicher Form vor.
chigen Waffenstillstand überdeckt wurde. Deshalb wurden die eingesetzten Transall C-160
weiß gestrichen, zum Teil per Hand vor Ort. In
Uganda oder im Süd-Sudan musste man mit
Beschränkungen der Freizügigkeit rechnen die
unter anderem dadurch zum Ausdruck kamen,
dass die Besatzungen nicht in gewohnten Fliegerkombis sondern in Zivil ihren Dienst versahen. Ein wohl einmaliger Fall, dass bei diesen
Einsätzen für das „Rote Kreuz“ und die „Welthungerhilfe“ auf Kosten der Bundeswehr Jeans
und T-Shirts beschafft wurden.
Oberst Reiss konnte am 7. Juni 1989 die für
einen Kommodore ungewöhnliche hohe Zahl
von 10.000 Flugstunden erreichen. Als die Maschine des Kommodores landete, hatten sich
viele Soldaten und zivile Mitarbeiter des LTG
63 am Rande des Flugfeldes eingefunden, um
ihn zu begrüßen.
Hugo Junkers als Professor an der Technischen Hochschule in Aachen von
1897 bis 1912
Gruppenfoto vom „Airlift Rodeo“ 1989
Zur Feier des Tages überflog am 9. Mai 1989
die „Tante Ju“, der Lufthansa, den Antreteplatz
und bot zudem zahlreichen Gästen eine
Mitfluggelegenheit.
Ebenfalls in 1989 wurden
Hilfsgüter in das Hungergebiet im Sudan mit
Stützpunkt
in
Entebbe/Uganda
geflogen. Die
Soldaten des
LTG 63 hatten in Afrika
mit Schwierigkeiten zu
kämpfen,
wie sie bisher noch nicht
aufgetreten waren. Dies war
dem Umstand geschuldet, dass im Sudan
praktisch
Krieg
herrschte, der durch einen brü-
Vom 5. Juni bis 9. Juni 1989 stand eine Crew
des LTG 63 zusammen mit 38 Mannschaften
aus NATO – und anderen Ländern zum dritten
Mal im Wettbewerb um den begehrten Pokal des „AirliftRodeo“ auf der Pope Air
Force Base in North
Carolina/USA.
Auch dieses Mal
blieb der Erfolg
für das LTG
63 nicht aus,
denn
der
Pokal für die
perfekteste
Vorfluginspektion war
der Lohn aller
Mühen. In der
Gesamtwertung
belegte das LTG 63
einen guten Mittelplatz.
32
Weltweit im Einsatz
Am 14. Juni 1989 landete
der aus Köln kommende
Ministerpräsident
von
Schleswig-Holstein, Björn
Engholm auf dem Flugplatz in Hohn. Er informierte sich u.a. über die
Afrika-Einsätze und trug
sich in das Gästebuch des
Geschwaders ein.
„Operieren von Lufttransportstützpunkten
(LTP)“
blieb ein ständiges Thema
für fliegende Verbände und
so auch für das LTG 63. Im
Rahmen der Generalstagung im September 1989
besaß das LTG 63 erstmals
die Gelegenheit, der Luftdie Hilfsflüge im Sudan wurden die „Tralls“ aufgrund der Kriegssituation teilweise in eigenhändiger Arbeit
waffenführung eine Kon- Für
vor Ort weiß gestrichen. Die Einsätze wurden für das Rote Kreuz und die Welthungerhilfe geflogen.
zeption zur Bildung eines
LTP vorzulegen. Dieses bereits mehrfach erdenkbar. Entsprechend der Größenordnung eiprobte Konzept, auch "Iglu-Dorf" genannt, sollnes Kommandos wurden die erforderlichen Igte den Verbandsführern die Voraussetzungen
lus in der Transall C-160 mitgeführt und an
zum Herstellen einer schnellstmöglichen Fühdem LTP wie "Bausteine" aneinander gestellt.
rungsfähigkeit schaffen und gleichsam einen
LEDA: Diese Abkürzung bedeutete "Lebensgeordneten Aufwuchs des vorgesehenen Stützdauerverlängerungsmaßnahmen", die im MBBpunktes ermöglichen.
Werk in Lemwerder durchgeführt wurden.
LEDA wurde gemeinsam mit "PUNIB" (Projekt zur Untersuchung bisher nicht inspizierter
Bereiche) und der Modernisierung der Avionik
unter dem Begriff "Kampfwerterhaltung" zusammengefasst. Damit sollte die Luftwaffe ihre
Transall-Maschinen, zumindest theoretisch, bis
in das Jahr 2010 einsetzen. Das entsprach dem
Aufgebautes LTP Konzept
Doppelten der anfangs vorausberechneten Einsatzzeit. Bis Mitte 1988 durchliefen 67 deutDas "Iglu-Dorf-Konzept“ erlaubte die Bildung
sche Transall das "LEDA"-Programm, welches
eines Stützpunktes weit ab vom Heimatflugdie Verstärkung des Tragflächenmittelstücks
platz, mit allen logistischen Komponenten wie
zwischen den Triebwerken und dem FlugzeugWerkstätten, Führungszellen, Sanitär- und Sarumpf beschrieb. Gemäß Planung sollten die
nitätseinrichtungen, sowie BetreuungseinrichLEDA-Maßnahmen für die deutschen Transall
tungen. Hierzu würdigte Generalleutnant JungC-160 im Jahre 1989 abgeschlossen sein. Der
kurth, Inspekteur der Luftwaffe die Tatsache,
neu definierte Nutzungszeitraum der Transall
dass sich das Lufttransportkommando und im
veranlasste bereits während der Vorlaufphase
speziellen das LTG 63 mit diesem LTPdes Beschlusses zur Sicherstellung der LebensKonzept ein kostengünstiges, praktikables und
dauer und Einsatzfähigkeit der Transall einige
zur Durchführung spezifischer LufttransportTechniker, mit Humor kritisch in die Zukunft
aufträge ideales Führungsmittel geschaffen hazu sehen.
be.
Dieses Iglu-Dorf wurde bereits mit Erfolg in
Entebbe (Uganda) umgesetzt. Eine Anwendung
dieses LTP-Konzepts in anderen Bereichen war
33
Weltweit im Einsatz
Vom Nachbarstaat Sierra Leone aus sollte die
Evakuierung deutscher Staatbürger und Mitarbeiter einer Minengesellschaft auf diplomatischer Ebene organisiert und zu einem guten
Verlauf geführt werden. Nach drei Tagen Absprachen und Verhandlungen lag die Flugfreigabe vor. Am 12. Juni 1990 setzte die Transall
C-160 des LTG 63 auf dem provisorisch vorbereiteten und von schweren Waffen gesicherten
Flugfeld der „Bong-Mine“ auf. Bevor das
Flugzeug seine Passagiere an Bord nehmen
durfte, wurde es gründlich nach Waffen durchsucht. Noch heute bietet dieses Unternehmen
immer noch Gesprächsstoff, wurde die Landung doch auf einer Piste durchgeführt, die als
bananenförmig nicht dem
gewohnten Standard entsprach.
Ein großes Erdbeben
im Iran mit Epizentrum
Rasht am Kaspischen Meer
erschütterte das Land am 21.
Juni 1990. Laufend gab es
mehrere Nachbeben, insgesamt wurden über 360 registriert. 50.000 Menschen starben unter den Trümmern
zusammenstürzender Gebäude, über 100.000 Menschen
wurden obdachlos. In den
Laderäumen der Maschinen
des LTG 63, die für diese
Hilfsflüge eingesetzt wurden,
befanden sich Hilfsgüter wie
1990
Anfang des Jahres mischten sich zwei weiße
„Learjets“ unter die getarnte Fiat G-91 Flotte
der Condor – Flugzieldarstellung, mit dem Ziel,
die überalterten Fiat G-91 bis 1993 abzulösen.
Diese Business-Jets, die von der GFD (Gesellschaft für Flugzieldarstellung, ein Zusammenschluss der Condor mit dem Aero-Dienst aus
Nürnberg) betrieben wurden, hatten weiterhin
den Auftrag Zieldarstellungsflüge für die Bundeswehr durchzuführen. Um dieser Aufgabe
gerecht zu werden, wurden die Flugzeuge mit
der entsprechenden Ausrüstung, je zwei
Schleppzielwinden unter den Tragflächen, so-
z.B. Lastkraftwagen, ein
komplettes Feldlazarett und
zwei als „OP“ einsetzbare Unimogs, sowie verschiedene medizinische Geräte. Diese Güter
konnten jedoch nicht auf direktem Wege in das
Erdbebengebiet transportiert werden. Zwar gab
es Landemöglichkeiten, diese wurden aber den
ausländischen Flugzeugen verwehrt. Somit flogen die Maschinen des LTG 63 den Flughafen
der Hauptstadt Teheran an, für den eine Landeerlaubnis vorlag und die weitere Hilfe koordiniert wurde.
Am 10. Juli 1990 landete Juan Carlos, der König von Spanien, auf dem NATO Flugplatz
Hohn. Ein Ehrenspalier wurde durch die Luftwaffensicherungsstaffel Hohn gestellt. Der
Kommodore, Oberst Jürgen Reiss, begrüßte
den Monarchen auf dem Flugfeld und nach ein
paar Begrüßungsworten bestieg der König eine
Die Iglu Dorf Container können innerhalb kürzester Zeit verladen werden
wie einer verstärkten Cockpitscheibe, versehen.
Am 7. März 1990 wurde der Flugsicherheitspokal in Silber an das LTG 63 durch Generalmajor Marquitan, Kommandeur des Lufttransportkommandos, im Auftrag des Inspekteurs
der Luftwaffe bei einem Appell auf dem Flugplatz Hohn übergeben.
Am 30. April 1990 kamen Besucher aus der
DDR nach Hohn, um sich über Auftrag und
Organisation des Verbandes, im Hinblick auf
eine spätere Kooperation, zu informieren.
Wiederum einem brisanten Unternehmen mit
ähnlichen Vorzeichen wie 1989 im Sudan stand
das LTG 63 in Liberia gegenüber. In diesem afrikanischen Land herrschte Bürgerkrieg und
versetzte das Land in Angst und Schrecken.
34
Weltweit im Einsatz
bereitgestellte Limousine. Mit ihr fuhr er nach
Glücksburg, wo er als aktiver Segler an der
Weltmeisterschaft der „¾ Tonner“ teilnahm.
Vom 10. Juli bis 12. Juli 1990 (noch vor der
Besatzungen mit einer Transall, die Soldaten
der NVA mit einer zweimotorigen Antonow 26
Turboprop-Maschine.
Für Minister Rainer Eppelmann war der Flugplatz in Hohn nur eine
Umsteigestation auf seinem Weg zum Verteidigungsminister Dr. Gerhard Stoltenberg, der
seinen „Ministerkollegen“
für Verteidigung und Abrüstung aus der DDR Anfang August 1990 zu
wichtigen Sondierungsgesprächen erwartete. Geschwaderkommodore
Oberst Reiss empfing den
Gast auf dem Abstellplatz
der TU-134 A und
wünschte ihm neben einem angenehmen Aufenthalt in SchleswigHolstein einen guten Verlauf der Gespräche im
Hinblick auf die bevorstehende Wiedervereinigung und der sich daraus
ergebenen Berührungspunkte zwischen der
NVA und der Bundeswehr.
Am 15. Oktober 1990 erfolgte die erste Landung einer Bundeswehr Antonow 26 auf dem
NATO Flugplatz Hohn. Es war der zweite Besuch einer Delegation der Transportstaffel 24
aus Dresden beim LTG 63. Erstmals kamen sie
mit eigener Transportmaschine geflogen, mit
Balkenkreuz und der für die Bundeswehr üblichen Kennung am ehemaligen Flugzeug der
DDR. Die „Flieger“ aus Dresden trugen jetzt
Rangabzeichen der Bundesluftwaffe und wurden mit „ihren“ Flugzeugen in das Lufttransportgeschwader 65 in Neubrandenburg integriert, dass bis 1992 bestand.
Seit dem 1. November 1990 flogen Transall C160 im Routinedienst Transporteinsätze für die
U.S. Air Force innerhalb Europas, die mit ihren
logistischen Kräften in der Versorgung eigener
Truppen im ersten Golf-Krieg gebunden waren.
Erneut sind die weißen „Tralls“ im Juni 1990 bei der Evakuierung von deutschen Staatsbürgern aus Liberien im Einsatz
Einheit Deutschlands) kam es zu einem ersten
Besuch einer Delegation Transportflieger der
Nationalen Volksarmee. Sie gehörte der Transportstaffel 24 in Dresden-Klotsche an. Für die
Anreise von Dresden nach Hohn mit einer Antonow 26, einem Muster sowjetischer Bauart,
konnte noch keine Genehmigung erteilt werden. So schafften die Transportflieger die Entfernung mit einem aus der Trabbi-Fabrikation
in Zwickau stammenden 42 PS starken Barkas
1000 – Mannschaftsbus in einer Fahrzeit von 9
Stunden. Dieser Besuch war ein bedeutender
Schritt in die Zukunft. Die ersten Kontakte
wurden geknüpft und am 12. Juli 1990 starteten
Soldaten des LTG 63 gemeinsam mit den Fliegeroffizieren der NVA in einer Transall zu einem Rundflug über Schleswig-Holstein. Zu
ersten Kontakten zwischen Flugzeugbesatzungen aus Hohn und Dresden kam es bereits im
Herbst 1984. Sowohl die Luftwaffe als auch die
NVA flogen damals Hilfsgüter in das vom
Hunger geplagte Äthiopien, die LTG-
35
Weltweit im Einsatz
eingebunden. Auch das Lufttransportgeschwader 63 konnte
sich in diesen Tagen nicht über
mangelnde Einsatzaufträge beklagen.
Am 22. November 1990
fand die Übergabe der Luftumschlaghalle statt. Dem LTG 63
stand somit eine der modernsten
Anlagen zur Abfertigung von
Luftfracht in Deutschland zur
Verfügung. Damit endete ein
Kapitel
langjähriger ImprovisatiDie Delegation aus Dresden mit einer Abordnung des LTG 63 vor dem Rathaus Rendsburg mit Bürgermeister Rolf Teucher
on bei der Vorbereitung von Gütern
zum
Weitertransport
mit TransportflugVon Oktober 1990 bis März 1991 fanden weizeugen der Luftwaffe. Durch Einbeziehung
tere Unterstützungsflüge im Zuge des Golfmodernster Techniken aus den Bereichen der
Krieges statt. Die Kriegshandlungen am Golf
Lagerhausverwaltung,
dort
verwendeter
wurden weiterhin fortgeführt und für eine vielElevatorsysteme
und
Gebäudeleittechniken,
fach gewünschte Waffenruhe zwischen den alentstand eine für den Gütertransport der Luftliierten Truppen und der Irakischen Führung
waffe völlig neu entwickelte Anlage. Mit ihr
gab es noch keine Anzeichen. Das Lufttranskonnte die vorgesehene Luftfracht nicht nur
portkommando mit seinen Geschwadern war
gewogen und deren Schwerpunkt bestimmt
zwar an diesem Konflikt nicht unmittelbar bewerden, sondern auch durch die Anordnung des
teiligt, wurde aber im Rahmen der Versorgung
Regalsystems sortiert, gelagert und vollautomader Jagdbombergeschwader im türkischen Ertisch entnommen werden. Entworfen hat die
hac mit erheblichem personellem und materielAnlage Hauptmann Wilfried Kurth, der für die
lem Aufwand belastet. Die Geschwader wurden
Anlage verantwortliche Bauingenieur war Karlfest in die logistische Versorgung der „AußenHeinz Kletke vom Landesbauamt Schleswig.
posten“ an der südöstlichen Flanke der NATO
Die erste AN-26 landete am 15. Oktober 1990 in Hohn
36
Weltweit im Einsatz
Am 18. Dezember 1990 flogen Besatzungen aus Hohn
im Rahmen der „Hungerhilfe
für Russland“ in die UdSSR.
Der Flug führte nach einer
Zwischenlandung in Moskau,
wo das Flugzeug betankt
wurde und man den Zollformalitäten nachkam, weiter
nach Ivanovo. An Bord dieser
Flüge waren auch Besatzungsmitglieder der Transportstaffel
24
DresdenKlotsche, die als Navigations- und Begleitoffiziere eingesetzt wurden. Ihre Kenntnisse der russischen Sprache
waren von großer Bedeutung.
Auf der Flugstrecke Moskau
– Ivanovo – Moskau wurde Im Luftumschlagzug wird die Fracht transportsicher auf Paletten verzurrt
die Besatzung zusätzlich von
einem Navigator der Aeroflot verstärkt, da auf
Die „Kurdenhilfe“, eine Luftbrücke quer durch
diesem Teilstück nur russisch gesprochen wurEuropa in den Osten der Türkei, bei der tausende. In den folgenden Jahren, mit dem Zusamden Menschen schnell und wirkungsvoll geholmenbruch der UdSSR, hatten sich die Russfen wurde, fällt in die Amtsperiode von Oberst
landflüge verstärkt. Omsk und Ivanovo waren
Joachim Mörsdorf. Mit Abschluss dieser bisZiele, um der notleidenden Bevölkerung Hilfe
lang größten Hilfsaktion der Bundeswehr,
zu leisten. In Omsk wurde eine komplette Bäbeging das LTG 63 am 14. September 1991
ckereieinrichtung angelandet, während in Ivasein 30ähriges Jubiläum mit einem „Tag der ofnovo medizinische Geräte und Medikamente
fenen Tür“. Bereits während dieser Feierlichfür ein Kinderkrankenhaus zu den Ladegütern
keiten wurde vom Balkan, dem nächsten Einder Russlandhilfe gehörten.
satzgebiet, gesprochen. Seit dem 4. Juli 1992
1991
beteiligen sich deutsche Transportflieger an der
Oberst Joachim Mörsdorf wurde am 1. April
Versorgungsbrücke von Zagreb nach Sarajevo,
1991 der siebte Geschwaderkommodore des
die erst Anfang 1996 enden wird. Über WeihLTG 63 und blieb dies bis zum 1. Oktober
nachten und zum Jahreswechsel 1992/1993
1993.
wurden von einem Lufttransportstützpunkt in
Mombasa/Kenia wiederum Hilfsflüge in den
Süden des Sudan unternommen.
37
Weltweit im Einsatz
Kaum waren die Einsätze in der Golf-Region
Diyarbakir oder in den Iran nach Bakhtaran.
im April 1991 beendet, begannen die Hilfsflüge
Im Zeitraum 19. April 1991 bis 26. April 1991
zu den kurdischen Flüchtlingen in der Türkei
war der NATO Flugplatz Hohn für die 360th
und im Iran. In Batman, im Osten der
Türkei,
entwickelte
sich im Zuge der Kurdenhilfe binnen kurzer
Zeit eine Kleinstadt
aus Containern und
Zelten, das „IgluDorf“. Im Rahmen einer Luftbrücke zur
Versorgung
der
Flüchtlinge wurden in
einem Zeitraum von
über zwei Monaten
Hilfsgüter wie Kleidung, Zelte und Lebensmittel mit der
Transall C-160 in
Batman
angelandet.
Hier wurden die Güter
auf die CH-53 Hub- Eines von insgesamt 8 Canberra Flugzeugen des 360th Squadron der Royal Air Force bei ihrem Aufenthalt in Hohn
schrauber und Last- im April 1991
kraftwagen umgeladen
und in die ostwärts gelegenen Flüchtlingslager
Squadron der Royal Air Force aus Wytondas
verteilt. Nach Aktivierung der Luftbrücke nach
neue zu Hause. Sie nahm an der NATO Übung
Batman mussten die Routineflüge innerhalb der
„Elder Joust 1991“, über der Nordsee, mit acht
Bundesrepublik Deutschland und zu den euroCanberra-Flugzeugen und 100 Soldaten teil.
päischen Dienststellen reduziert und teilweise
Am 1. Mai 1991 verlegte das Verteidigungsvöllig eingestellt werden. Mit diesem an Persokreiskommando (VKK) 112 zum LTG 63 in die
nal- und Materialaufwand bis dahin unübertrofHugo Junkers Kaserne. Das VKK war eine
fenen Einsatzunternehmen stießen die LuftDienststelle des Territorialheeres, die nationale
transportgeschwader an die Grenzen ihrer Leismilitärische Aufgaben übernahm. Es unterstand
tungsfähigkeit. Die Flugroute führte von
unmittelbar dem Territorialkommando SchlesDeutschland aus über Österreich, Jugoslawien,
wig-Holstein.
Griechenland in die Türkei nach Batman,
Zum „Tag der offenen Tür, 30 Jahre LTG 63",
pilgerten 20.000 Besucher am
14. September 1991 auf den
NATO Flugplatz Hohn. Schirmherr dieser Geburtstagsfeier war
Dr. Gerhard Stoltenberg
UNO-Einsätze Golf (Bahrain/Irak) – Nach der Beendigung
der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Irak
und Truppen der Vereinten Nationen im Golf-Konflikt traten ab
Mitte 1991 Maßnahmen zur Erfüllung der WaffenstillstandsbeAnlässlich des 30 jährigen Geschwaderjubiläums bekamen einige Tralls eine Sonderbemalung
dingungen in Kraft. Durch die
UN-Resolution 687 wurde u.a.
38
Weltweit im Einsatz
die Offenlegung und Zerstörung irakischer
Massenvernichtungsmittel erwirkt. Die zur
Überwachung dieser Resolution gebildete Sonderkommission – United Nations Special
Commission – hatte den Auftrag, irakische
Massenvernichtungswaffen sowie die dafür
vorhandenen
Produktionsstätten
aufzufinden und deren Zerstörung einzuleiten und
zu kontrollieren. Um
den
UNInspektoren bei
der Erfüllung
ihres Auftrages im Irak
die notwendige Bewegungsfreiheit
zu
geben,
forderte
die
UN Lufttransportunterstützung
an, wobei diese Unterstützung durch Länder
erfolgen sollte, die nicht aktiv am Golfkrieg beteiligt waren. Diesem Auftrag entsprach die Bundesrepublik
Deutschland und stellte neben drei Hubschraubern (CH-53) zwei Transportflugzeuge Transall
C-160 mit Besatzungen und Technikern zur
Verfügung. Für die Besatzungen des Lufttransportkommandos war dies
nicht der erste
Einsatz unter
Federführung
der
UN.
Doch
im
Gegensatz
zu früheren, hauptsächlich
humanitären
UN-Einsätzen
erhielten
die
deutschen Besatzungen für diesen Einsatz offiziellen UN-Status. Die Flugzeuge wurden weiß lackiert und mit blauer
UN-Kennzeichnung versehen. Damit begannen
erstmals in der Geschichte der Bundeswehr
großangelegte Unterstützungseinsätze für die
Vereinten Nationen in Fremdländern. Zuvor
noch mit gewohntem Tarnanstrich im Rahmen
der Kurdenhilfe in der Türkei eingesetzt, verließ die erste Transall C-160 mit dieser neuen
UN-Lackierung am 29. Oktober 1991 Hohn,
um den Einsatz in Bahrain mit dieser Maschine
anzutreten. Dort wurde das TransallKommando in der Hauptstadt Manama stationiert, um von
dort aus den Flugbetrieb
aufzunehmen.
Der
Auftrag stellte sich
im Einzelnen wie
folgt dar: auf
Weisung der
UNO unterstützten die
deutschen
Transportflieger
das
international
besetzte
UNInspektorenteam,
das
die
UNResolutionen
zwischen
den Alliierten und dem Irak
auf Einhaltung überprüfte, durch kurzfristige Personal- und Materialtransporte von
Manama, Sitz der UNO-Zentrale, nach Habbaniyah und zurück. D.h. Transport von UNBeauftragten, Transport des von der Bundesrepublik und anderen Staaten
zur Verfügung gestellten Materials zur
Waffenvernichtung, Transport
von
Proben
chemischer
Kampfmittel zur
weiteren
Untersuchung, Rücktransport
kuwaitischen Eigentums im Rahmen der
UN-Resolution 687 nach Kuwait-City, Transport der im Irak stationierten „Blauhelme“ im Rahmen des Personalaustausches, Transport der in Bagdad stationierten deutschen Heerestransportflieger (CH39
Weltweit im Einsatz
53G) sowie deren Versorgung mit Material und
Personal.
gen NVA-Beständen für ein Krankenhaus in
Trichur, an der Ostküste Indiens, nahe der Stadt
Madras.
Im Juni 1992 begann ein neues Kapitel der
deutschen Transportfliegerei: das Fliegen unter
direkter Bedrohung. Anfang der 90er Jahre hatte der lange, blutige Zerfall Jugoslawiens begonnen. Die ersten Hilfsflüge in die von bosnisch-serbischen Truppen eingeschlossene bosnische Hauptstadt Sarajevo hatten gezeigt, dass
das Risiko beschossen zu werden, hoch war.
Deswegen rüstete man im Cockpit und im Bereich des Ladungsmeisters „Kevlar-Matten“
nach und versuchte so die Besatzung vor direktem Beschuss zu schützen. Radarwarnempfänger in Verbindung mit einer Selbstschutzanlage
sollten für weitere Sicherheit sorgen. Dazu
musste die Besatzung beim Einflug in den
ehemaligen jugoslawischen Luftraum Splitterschutzwesten tragen. Die erste umgerüstete
1992
Am 29. Januar 1992 startete eine Besatzung des
LTG 63, um die Familienministerin Hannelore
Rönsch und ca. fünf Tonnen Hilfsgüter von
Köln aus nach Moskau und St. Petersburg zu
fliegen. Im Auftrag der Bundesregierung wollte
sich die Ministerin ein Bild über die Verteilung
und den Verbleib der deutschen und EGHilfslieferungen machen. Besonderes Interesse
zeigte Ministerin Rönsch für die Versorgungslage von Kindern und alten Menschen in der
ehemaligen Sowjetunion. Es war die erste Landung einer Transall C-160 im ehemaligen Leningrad.
Am 18. Februar 1992 starteten zwei Transall C160 des LTG 63 mit 20 Tonnen Hilfsgüter an
Bord
von
Hohn nach
Königsberg.
Im
Laderaum befanden sich chirurgisches
Gerät, Sanitätsmaterial
und
Nahrungsmittel,
die
ausschließlich
für Kinderkrankenhäuser der Stadt
vorgesehen
waren. Der
Flugplatz
Kaliningrad/
Krabrovo
wurde erstmals angeflogen.
Um Transall C-160 offen auf der Platte beim Hilfseinsatz im Schutz der UNO – Hilfe für die notleidende Bevölkerung
Verständigungsproblemen vorzubeugen, befanden sich
Maschine stand erst am 5. Oktober 1992 für
bereits ab Hohn russisch sprechende Navigatoden Einsatz bereit. Die erste deutsche Transall
ren der ehemaligen NVA mit an Bord der
C-160 war bereits am 5. Juni 1992 in Sarajevo
Transall C-160.
gelandet. Am 4. Juli 1992 startete die erste
Nahezu zeitgleich, am 19. Februar 1992, flog
Transall des LTG 63 von Hohn aus, um von
eine Transall des LTG 63 von Hohn nach MadZagreb/Kroatien Nahrungsmittel und Medikaras/Indien. Sie brachte chirurgisches und medimente in die eingeschlossene Stadt zu fliegen.
zinisches Behandlungsgerät aus den ehemaliAn dieser internationalen Luftbrücke unter
40
Weltweit im Einsatz
Führung der UNO beteiligten sich auch die
Luftwaffen Großbritanniens, Italiens, Kanadas
und Norwegens. Der UN-Hilfseinsatz bestand
aus mehreren sich überlappenden Flugabschnitten. Im ersten Teil führte die Route – um die
Sicherheit der Flugzeugbesatzungen optimal zu
gewährleisten – von Zagreb über Rijeka die
Adriaküste entlang über Split zur Grenze des
kroatischen Hoheitsgebietes. Dieser Abschnitt
wurde unter „friedensmäßigen Bedingungen“
durchgeführt. Der zweite Teil des Fluges begann etwa über Split mit dem Anziehen der
Splitterschutzwesten. Nach dem Überflug der
kroatischen Grenze war die Route „Flugsicherungsseitig“ nicht mehr zu kontrollieren. Von
Split aus flog man auf dem kürzesten Wege
durch das bosnische Gebiet bis Sarajevo. Um
den Bodenwaffen zu entgehen, wurde
erst kurz vor dem Platz Sarajevo die Flughöhe verlassen,
um im steilen Sinkflug
zu landen („Sarajevo
Approach“). TrotzTrotzdem geriet
am 25. August
1992
eine
Transall
aus
Hohn
beim
Start unter Beschuss. Eine italienische Transportmaschine
wurde bei der Landung
abgeschossen.
Daraufhin
ruhten
die
Transportflüge bis zum 9. Oktober 1992. Der Generalinspekteur
der Bundeswehr, General Klaus Naumann, erteilte an diesem Tag die Genehmigung zur
Wiederaufnahme der Hilfsflüge in die bosnische Hauptstadt Sarajevo.
Am 29. Juli 1992 besuchte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Klaus Naumann,
das LTG 63, um sich über die Lageentwicklung
des UN-Hilfseinsatzes nach Sarajevo zu informieren.
Trotz dieser hohen Einsatzdichte gab es auch
erfreuliche Momente im LTG. Am 29. Juli
1992 gastierte Genesis in Kiel und die Band um
Phil Collins landete in Hohn und trug sich in
das Gästebuch des Geschwaders ein.
Am 21. August 1992 wurden aufgrund einer
Entscheidung der Bundesregierung Hilfs- und
Versorgungsflüge für Somalia gestartet. Von
einem, durch das LTG 61 aus Landsberg, eingerichteten Lufttransportstützpunkt in Mombasa/Kenia wurden im Rahmen von UNEinsätzen Hilfsgüter zur Lebensmittel- und
Medikamentenversorgung in das vom Bürgerkrieg heimgesuchte Somalia geflogen. Am 5.
Oktober 1992 flog der Geschwaderkommodore
des LTG 63, Oberst Joachim Mörsdorf, selbst
nach Mombasa, um sich vor Ort über die Bedingungen und die Zusammenarbeit mit den
eingesetzten Hilfsorganisationen zu informieren.
Drei Tage später, am 8. Oktober 1992 folgte
das Hauptkommando mit Flugzeugbesatzungen
und Technikern des LTG 63 zur Übernahme
des
Lufttransportstützpunktes.
Von Mombasa aus
wurden Flugplätze
und
Abwurfzonen in Somalia direkt angeflogen. Die Einsätze führten
u.a. nach Bardera, Baidoa und Kismayu, wo die
Besatzungen zum Teil auf Sandpisten, die direkt an den sogenannten „Food Stations“ lagen,
landeten. Sie flogen aber auch Mogadischu direkt an. Wo keine Möglichkeit bestand, mit der
Transall zu landen, wurde im „Afrikaverfahren“ gedropt. Die Lebensmittel wurden in
Mombasa/Kenia auf Holzpaletten verpackt und
im Tiefsflug (fünf bis sechs Meter) abgeworfen. Der Einsatz dauerte sieben Monate und
endete am 21. März 1993, als der übereilte
Rückzug der USA diesen UN-Einsatz in Somalia beendete. In diesen sieben Monaten hatten
die Transall 655 Flüge durchgeführt und dabei
5.987 Tonnen Hilfsgüter befördert.
41
Weltweit im Einsatz
sene und aufgeklappte Dächer an Hallen und
Am 24. August 1992 wurde der GeneralleutWachgebäuden, sowie abgebrochene Zäune um
nant Jörg-Hans Kuebart, Inspekteur der Luftdie Funkanlagen ließen die Schadenshöhe auf,
waffe, im LTG 63 begrüßt. Er informierte sich
von der Bauleitung geschätzte, 300.000 DM
vor dem Hintergrund der risikoreichen Hilfsansteigen. Der Sturm, der auf die großen Anflüge in Sarajevo über die Einsatzbedingungen
griffsflächen der Transall wirkte, spannte die
und deren Begleitumstände.
Verzurrketten und verrückte die Flugzeuge,
Am 25. August 1992 wurde erneut eine
ohne jedoch größere Schäden an den „Tralls“
Transall C-160 des LTG 63 bei einem Start in
zu hinterlassen.
Sarajevo mit Handfeuerwaffen beschossen.
Unter dem Motto
„Lufttransport 2000“
stellten sich am 5.
September 1992 die
Geschwader des Lufttransportkommandos
der Öffentlichkeit in
Hohn vor. Zu dieser
Veranstaltung kamen
30.000 Besucher. Das
Abwerfen von Lasten
aus niedriger Höhe
nach dem Vorbild afrikanischer Hilfseinsätze oder das Absetzen von Gütern mit
großen
Lastenfallschirmen waren einige
Programmpunkte der
fliegerischen Vorführungen. Beladevorführungen und technische Bei Sturm werden die Maschinen in Hauptwindrichtung gedreht und verzurrt um größere Schäden zu vermeiden
Funktionsprüfungen an
der Transall C-160 sowie Ausstellungen von
Am 28. Januar 1993 endete, nach 26 Jahren,
Sonderfahrzeugen und Rettungsgeräten sollten
mit einem Überführungsflug vom NATO Flugdie Arbeiten des Bodenpersonals veranschauliplatz Hohn nach Uetersen/Appen, in das dortichen.
ge Luftwaffenmuseum, das letzte Kapitel der
Bei seinem ersten Besuch beim LTG 63, am
aktiven Nutzung des italienischen Erdkampf7. Dezember 1992, überzeugte sich der Bunflugzeuges Fiat G-91 durch die Bundeswehr.
desverteidigungsminister Volker Rühe von der
Am 1. März 1993 landete eine KSZEEinsatzbereitschaft des Geschwaders und geDelegation (Konferenz für Sicherheit und Zuwann wertvolle Eindrücke über die Aufgaben
sammenarbeit in Europa) unter polnischer Leibei den Hilfsflügen in Sarajevo und Somalia.
tung in Hohn, um militärische Einrichtungen
der Bundeswehr auf Einhaltung des KSZE1993
Vertrages zu überprüfen.
Am 19. März 1993 wurde die 4. Kompanie des
Vom 13. Januar auf den 14. Januar 1993 tobte
Fernmelderegimentes 11 aufgelöst. Sie war
auf dem NATO Flugplatz Hohn der Orkan
zwölf Jahre und fünf Monate als selbstständige
„Verena“, der bisher stärkste gemessene Sturm.
Einheit in der Kaserne des LTG 63 beheimatet.
Gegen 23:50 Uhr wurden WindgeschwindigMit der Fortsetzung des Bürgerkrieges im ehekeiten von bis zu 77 Knoten, das entspricht ca.
maligen Jugoslawien wurde die Eigenversor140 km/h, vom Windmessgerät angezeigt. Auf
gung der Bevölkerung zunehmend schwieriger.
dem Flugplatzgelände wurden Gebäude und
Ortschaften und Regionen Ost-Bosniens befanAnlagen in Mitleidenschaft gezogen. Abgerisden sich im Belagerungszustand und waren für
42
Weltweit im Einsatz
die Hilfslieferungen der UN-Bodentruppen
nicht erreichbar. Es herrschte unbeschreibliche
Not, ein Überleben der eingeschlossenen Menschen war nur noch mit Hilfe flugzeugunterstützter Versorgung möglich. Anfänglich flog
nur die amerikanische Luftwaffe in diese Gebiete, um Lebensmittel und Medikamente aus
größeren Höhen mit dem Fallschirm abzusetzen. Seit dem 29. März 1993 beteiligte sich
auch die deutsche Luftwaffe mit ihren Transportgeschwadern an diesen „High-Level-Drop“
– Einsätzen, im Verbund mit der amerikanischen und französischen Luftwaffe. Um diesen
Auftrag erfüllen zu können, befand sich jeweils
ein Kommando des LTG 63 auf der RheinMain Air Base, dem militärischen Teil des
Frankfurter Flughafens. Von dort aus wurden
die Einsätze nach Ost-Bosnien geflogen, wo in
Seit dem 1. April 1993 existierte das LTG 63
wieder in der klassischen Gliederungsform eines fliegenden Verbandes mit der Dreiteilung
in eine Fliegende Gruppe, eine Technischen
Gruppe und eine Fliegerhorstgruppe. Diese
Gliederungsform war aus den Jahren bis 1978
bekannt. Erster Kommandeur war Oberstleutnant Daniel, der spätere Kommodore des LTG
61 und Kommandeur der Flugbereitschaft
BMVg.
Im Zuge der strukturellen Veränderungen wurde ab Herbst 1992 Schritt für Schritt die Seefliegerstaffel des Hubschraubertransportgeschwaders 64 aus Ahlhorn mit dem dazugehörigen Personal und Material, sowie die zum Betrieb der Hubschrauber erforderliche technische
Komponente in das Lufttransportgeschwader
63 eingegliedert. Im Juni 1993 wurde die Wartungshalle West
für den technischen
Betrieb
der Hubschrauber-komponente
umgerüstet. Mit
Abschluss der
Eingliederung
im Jahre 1994
standen
dem
Geschwader 24
Hubschrauber
vom Typ BELL
UH-1D zur Erfüllung der Aufgaben des allgemeinen und
militärischen
Lufttransportes
sowie für besondere Einsätze im
Die Eingliederung von 24 Bell UH-1D ins LTG 63 startete im Juni 1993
Rahmen von Hilfsmissionen bei Natur- oder
Umweltkatastrophen und des SAR-Dienstes
(Search And Rescue) der Bundeswehr zur Verfügung. Die Hubschrauber und ihre Besatzungen wurden über mehrere Tage zu SARKommandos oder SAR-Rettungszentren abgestellt, um von dort aus über die Leitstellen ihre
Einsatzbefehle zu erhalten. Am 10. Mai 1993
übernahm das LTG 63 den Flugdienst für das
Rettungszentrum Hamburg. Die dadurch anstehenden Aufgaben wurden durch die neue Hubschrauberkomponente wahrgenommen. Am 17.
Mai 1993 folgte dann die Übernahme des Ret-
einer Höhe von ca. 16.000 Fuß aus abgedunkelten Transall C-160 Versorgungsgüter im Lastendrop abgesetzt wurden.
Die Verleihung des „Flugsicherheitspokals in
Gold“ an das LTG 63 für unfallfreies Fliegen
ist
das
Produkt
eines
erfolgreichen
Zusammenwirkens aller Mitarbeiter des
Fliegenden Verbandes in Bezug auf
Flugsicherheit. Diese Auszeichnung wurde
durch den Kommandierenden General,
Generalleutnant Gerhard John vorgenommen.
43
Weltweit im Einsatz
tungszentrums
Schwerin/Mecklenburgnisse des SAR-Dienstes für die Luftfahrt dem
Vorpommern durch das LTG 63. Für den Einnicht entgegenstanden.
satz bei einem Rettungszentrum wurde der örtAm 22. Juni 1993 war das LTG 63 Schauplatz
lichen zivilen Rettungsleitstelle (häufig betriefür die Fernsehproduktion „Spurlos“ im Aufben durch die Feuerwehr oder dem „Roten
trage des Privatsenders RTL. Das 17-köpfige
Kreuz“) ein Hubschrauber mit Besatzung zur Verfügung
gestellt. Einsatzort
war ein Krankenhaus, um den diensthabenden Notarzt jederzeit
verzugslos
mit den von ihm zur
Lebensrettung benötigten Geräten aufzunehmen und zu einer
Unfallstelle bringen
zu können. Durch die
Übernahme
der
SAR-Kommandos in
Ahlhorn und Faßberg
im Mai und November 1993 konnte die
Aufnahme des Flugbetriebes der Hubschraubertransportstaffel des LTG 63
als vollzogen bezeich- Bell UH-1D im Einsatz SAR Rettungshubschrauber
net werden. In 1994 erfolgte die Übernahme des SAR-Kommandos in
Drehteam fand die vom Studio Hamburg im
Laage. Der Betrieb des SAR-Kommandos ist
Drehbuch vorgesehenen militärischen Anlagen
begründet in einer Forderung der internationabeim LTG 63.
len Luftfahrtorganisation ICAO (International
Mitte 1993 wurde die vor dem Offizierheim
Civil Aviation Organization) an alle ihre Mitaufgestellte Ju 52 restauriert. Durch Wittegliedstaaten, für verunfallte und/oder vermisste
rungseinflüsse und Farbabblätterungen wurden
Luftfahrzeugbesatzungen –zivil und militärisch
an den äußeren Bauteilen des Traditionsflug– in ihrem Hoheitsgebiet einen Such- und Retzeuges Schutzschichten gelöst, die eine drintungsdienst einzurichten. In Absprache mit dem
gende Reparatur verlangten. Ein deutsches
Bundesminister für Verkehr wurde diese AufLuftfahrtunternehmen benötigte zeitgleich Origabe der Bundeswehr überlassen. Gesteuert
ginalersatzteile zur Restaurierung einer Ju 52,
wurde der Einsatz über die gesamte Bundesreder „Ju-Air“ in der Schweiz. Das LTG 63 stellpublik von den drei SAR-Leitstellen in Glückste die vorhandenen Originalteile wie Triebburg, Goch und Fürstenwalde. Neben dem Priwerksaufhängung, Anbauteile und Verkleidung
märauftrag, Such- und Rettungsdienst, standen
zur Verfügung. Als Gegenleistung erhielt die Ju
die an diesen Standorten ebenfalls ständig sta52 des LTG 63 eine komplette Reinigung mittionierten Hubschrauber mit ihren Besatzungen
tels Sandstrahl. Damit war die dringend erfornoch für Aufgaben im Rahmen der Unterstütderliche Korrosionsbehandlung erfolgt und ein
zungen des Seenotrettungsdienstes vor der
neuer Farbanstrich möglich. Die entnommenen
deutschen Nord- und Ostseeküste und der HilOriginalteile wurden durch Nachbildungen, die
feleistung für den zivilen Rettungsdienst zur
in den Werkstätten der Lufthansa gefertigt
Verfügung, sofern militärische oder Erforderwurden, ersetzt.
44
Weltweit im Einsatz
Am 1. Oktober 1993 wurde Oberst Hans-Otto
Elger der achte Kommodore des LTG 63. Er
führte den Verband bis zum 31. März 1995.
Hubschraubertransportstaffel des LTG 63 zu
einer „Welcome-Party“ eingeladen.
Mit einer Gegenstimme entsprach die Ratsversammlung von Rendsburg am 11. November
1993 dem Antrag, für eine Transall C-160 des
LTG 63 in Hohn, die Patenschaft zu übernehmen.
1994
Am 28. März 1994, mehr als zehn Monate nach
Beginn der UN-Hilfsaktion für Somalia, kam
die letzte Transall mit dem Restkommando des
LTG 63 vom Lufttransportstützpunkt in Djibouti zurück. Medienvertreter der Region waren bei der Ankunft anwesend. In 477 Einsätzen wurden bei 2.573 Flugstunden 3.464 Tonnen Fracht vom LTG 63 transportiert. Mit deutscher Hilfe entstanden Brunnen, Dämme, Schulen und Krankenhäuser. Noch am 7. März 1994
landete eine Transall des LTG 63 auf dem LTP
am Golf von Aden mit medizinischem Material
und einer „Arztpraxis“. Die Praxis gehörte einem ehemaligen Landarzt aus Hohn, der diese
Einrichtung für eine Klinik in Djibouti spendete.
Eine vom 19. bis 21. April 1994 durch das
Luftwaffenführungskommando erfolgte Überprüfung des LTG 63 auf Einhaltung fliegerischer Verfahren und Vorschriften (StandEval –
Standardisierung/Evaluation) wurde in einem
Bericht der Prüfungskommission mit der Gesamtnote „gut“ bewertet.
Ein anhaltender Streit an den Regierungsspitzen im Jemen führte zu Machtkämpfen, die Anfang Mai 1994 in kriegerischen Auseinandersetzungen mündeten. Eine notwendige Evakuierung im Jemen lebender Ausländer wurde für
den Flughafen Sanaa organisiert. An vier Tagen
wurden mit drei Flugzeugen in sieben Einsätzen insgesamt 588 Menschen von Sanaa nach
Djibouti evakuiert. Von dort setzten sie ihre
Reise in die Heimatländer fort, unter ihnen waren 220 aus Deutschland. Für das LTG 63 endete der Einsatz am 13. Mai 1994.
Am 3. Juni 1994 fand von Falconara/Italien der
1.000 Hilfsflug nach Sarajevo statt. Vertreter
von ARD und ZDF flogen diesen Einsatz in die
bosnische Hauptstadt mit, interviewten die Besatzung, um dieser einmaligen Leistung auch in
der Presse gerecht zu werden.
In der Amtszeit von Oberst Hans-Otto Elger,
zuvor Kommodore des Hubschraubertransportgeschwaders HTG 64 in Ahlhorn, flog das LTG
im Schwerpunkt die über drei Jahre andauernden Luftbrückenflügen nach Sarajevo. In seine
Amtsperiode als Kommodore des LTG 63 fiel
eine erhebliche Strukturveränderung innerhalb
der Bundeswehr. Auch das Lufttransportkommando mit seinen Verbänden war von einschneidenden Konsequenzen dieser „Luftwaffenstruktur 4“ betroffen. So war der Abschluss
der Verlegung von Teilen des HTG 64 von
Ahlhorn nach Hohn mit UH–1D Hubschraubern, die sozialverträgliche Integration von 350
Soldaten und zivilen Mitarbeitern und die infrastrukturelle Erweiterung des Flugplatzes
Hohn ein Arbeitsschwerpunkt. Neben den Routinetransporten innerhalb Europas, erfolgten
Evakuierungsflüge für Westeuropäer aus dem
sich im Bürgerkrieg befindlichen Jemen nach
Djibouti und Hilfsflüge für ruandische Flüchtlinge in Zentralafrika.
Anfang
März
1993
empfing
Verteidigungsminister Volker Rühe eine TransallBesatzung des LTG 63 bei deren Rückkehr von
einem mehrwöchigen UN – Einsatz in Bahrain
und dem Irak.
Am 21. Oktober 1993 wurden alle Geschwaderangehörige und Mitarbeiter der auf dem
NATO Flugplatz Hohn und der Hugo-JunkersKaserne wirkenden Institutionen durch die
45
Weltweit im Einsatz
solch langen Zeitraum zusammengestellt. Bei insgesamt 250 Einsätzen wurden
3.700 Tonnen Versorgungsgüter und 1.600 Personen
befördert.
In Anwesenheit geladener Gäste, Angehörigen
der „Traditionsgemeinschaft
Lufttransport LTG 63“ und
Leitern militärischer Dienststellen übergab der Geschwaderkommodore,
Oberst Hans-Otto Elger, den
Traditionsraum am 5. August 1994 seiner Bestimmung. Dieser Raum bietet
seitdem eine ständige Ausstellung zur Dokumentation
der Zeitgeschichte des Geschwaders. Kernstücke der historischen Sammlung sind Bilddokumente mit Namen, Fakten
und Hintergründen. Zu verdanken ist diese
Ausstellung Hauptmann a.D. Winfred Fischera,
einem ehemaligen Navigator auf der Transall
C-160, der unter anderem sämtliche Exponate
seiner privaten Ausstellung als Schenkung an
die „Traditionsgemeinschaft“ übergab.
Trall beim Evakuierungseinsatz in Sanaa 1994
Am 6. Juni 1994 wurde die Hohner Transall C160 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen 50+06
durch den Bürgermeister von Rendsburg, Rolf
Teucher und dem Kommodore des LTG 63,
Oberst Hans-Otto Elger auf den Namen
„Rendsburg“ getauft. Bei einem „Glas Sekt“
wurde der Namenszug auf der Transall C-160
enthüllt und die Patenschaftsurkunde überreicht. Mit dieser ersten Patenschaft einer Stadt
für ein Flugzeug der Bundeswehr wurde der
Beschluss der Ratsversammlung vom 11. November 1993 besiegelt. Sie bildete einen weiteren Schritt der Integration des Geschwaders in
das Rendsburger Umland.
Vom 19. Juli 1994 bis zum 2. Januar 1995 waren in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, eine
Boeing 707 der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung aus Köln und
Transportflugzeuge Transall C-160 der Lufttransportgeschwader 61, 62 und 63 stationiert.
Die Luftwaffe unterstützte die tägliche Versorgung verschiedener Flüchtlingslager in und um
das vom Bürgerkrieg belastete Ruanda. Technisches Gerät, Zelte, Decken, Milchpulver, hochproteinhaltige Kekse, Medikamente, Chemikalien für die Wasseraufbereitung und auch Seife
wurden in die Lager transportiert. Orte wie Kigali / Ruanda, Goma/Zaire, wo sich in den Lagern zeitweise 850.000 Flüchtlinge befanden,
Bukavu und Bujumbura wurden im Rahmen
dieser „Shuttle-Einsätze“ angeflogen. Erstmals
wurde ein Kommando der Luftwaffe über einen
Oberst Elger und Rendsburgs Bürgermeister Rolf Teucher bei der Taufe
der 50+06 auf den Namen „Rendsburg“
46
Weltweit im Einsatz
Am 9. Februar 1995
jährte sich der Flugunfall
einer Transall C-160 des
LTG 63 auf Kreta zum 20.
Mal. Eine Delegation des
LTG 63 unter der Führung
von Kommodore Oberst
Hans-Otto Elger und einer
Abordnung des FlaRakRgt
3 flogen nach Kreta um der
Opfer zu gedenken.
Anfang des Jahres
1995 wurde das Lufttransportgeschwader 63 offiziell
als KRK - Verband (Krisenreaktionskräfte) eingeordnet. Damit übernahm
das Geschwader bereits im
Frieden Verantwortung für
Präsenz und Einsatzbereitschaft, um schnell,
geordnet und wirksam für Krisenbewältigungsund Friedenserhaltungsoperationen eingesetzt
werden zu können.
Mit einer Transall C-160 des LTG 63 aus Hohn
präsentierte
sich
der
„BundeswehrLufttransport“ vom 28. Juli bis zum 1. August
1994 auf der größten Militär-Show der Welt,
dem „Royal International Air-Tatoo“ in Fairford/England.
Vom 18. März 1986 bis zum 5. September
1994 befand sich die Radarführungsabteilung
13 in der Hugo-Junkers-Kaserne. Ab dem 5.
September 1994 wurde sie in der „PreußenKaserne“ in Eckernförde stationiert und hatte
damit zum ersten Mal in ihrer Verbandsgeschichte eine eigene Kaserne. Die Hauptaufgabe war weiterhin das Betreiben der Radarführungszentrale Brekendorf.
Am 15. Dezember 1994 empfing der Bundespräsident, Dr. Roman Herzog, in der Villa
Hammerschmidt Angehörige der Bundeswehr
und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die im
Auftrag der Bundesrepublik Deutschland an
weltweiten Hilfseinsätzen in Krisengebieten
beteiligt waren. Hauptmann Gerd Kieker van
Lindt repräsentierte die Crew und das logistische Personal des LTG 63. In seiner Begrüßungsrede hob der Bundespräsident die Bedeutung humanitärer Hilfeleistungen auf internationaler Ebene hervor und verwies auf internationale Erfolge, die in Geldwert nicht zu messen
seien.
Mit Oberst Hans-Jürgen Ochs wurde am
1. April 1995 wiederholt ein Hubschrauberführer Kommodore, der neunte des LTG 63. Er
führte den Verband bis zum 30. September
1998
In den Jahren 1995 bis 1998 war die Arbeit
überwiegend durch die Aufnahme der taktischen Hochwertausbildung der Transall C- 160
Besatzungen in Goose Bay (Kanada), durch eine zeit- und kostenintensive Umrüstung auf ein
modernes Cockpit, durch Rationalisierung im
technischen Bereich mit einer bedingten
Schichtbefähigung, gekennzeichnet. Daneben
1995
Das LTG 63 war weiterhin an den UNOEinsätzen am persischen Golf beteiligt.
47
Weltweit im Einsatz
konnten die vorzüglichen freundschaftlichen
Kontakte mit den Nachbargemeinden durch
mehrere Veranstaltungen gepflegt und vertieft
werden. Aber auch landesweit wurde nunmehr
die Hubschrauberstaffel durch die erfolgreiche
Fernsehserie „Die Rettungsflieger“, der zentrale Flugplatz Schleswig-Holsteins durch den
Medienauftrieb anlässlich der Landungen europäischer Würdenträger während der Feierlichkeiten zum 100. Bestehen des Nord-OstseeKanals, die vorbildlichen Leistungen im Lufttransport mit der Verleihung des Fahnenbandes
IFOR bekannter und gewürdigt. Norddeutsche
Gastfreundschaft und militärisches Organisati-
LTG 63 wegen schlechter Wetterbedingungen
in Deutschland nach Beja, um dort die Umschulung auf die Transall C-160 durchführen
zu können. Es endete ein Kapitel in der Geschichte des Geschwaders, welches für zahlreiche aktive und ehemalige Soldaten mit unvergesslichen Erlebnissen verbunden war. Erinnerungen an die Luftwaffenwerft OGMA, zu der
von 1970 bis 1976 regelmäßig Transall - Maschinen zur Durchführung periodischer Inspektionen überführt wurden, an Ausbildungs- und
Versorgungsflüge zu den Kommandos in Alverca / Beja / Lissabon wurden wachgerufen.
Die LTG 63 Crew verabschiedete sich mit der
Transall
50+06
„Rendsburg“ aus
dieser Region.
Vom
20.
Februar bis zum
10. März 1995
nahm das LTG 63
an der NATOÜbung
„Strong
Resolve“ in NordNorwegen
teil.
Ziel dieser AMFÜbung
(Allied
Mobile Force) war
nicht
nur
der
Transport von Personal und Material
alliierter Streitkräfte an einen Stützpunkt
innerhalb
des Bündnisgebietes, sondern auch
die Verlegefähigkeit einer neuen
Zeltstadt zu erproben. Soldaten des
LTG 63 wurden
zudem am Hauptstützpunkt
in
Vaernes und am Lufttransportstützpunkt in Örland eingesetzt.
Nach 20 Jahren endete am 17. April 1995 für
das LTG 63 das SAR – Kommando in Faßberg,
welches es seit dem 28. November 1974 betrieben hatte.
Das LTG 63 beteiligte sich vom 12. Mai bis
zum 15. Mai 1995 an einem Flugtag in
Lappeenranta/Finnland, einer Ortschaft ca. 100
km nordöstlich der Hauptstadt Helsinki.
1995 war das LTG 63 weiterhin am UNO Einsatz in Bahrein beteiligt
onsvermögen konnten die Hohner Transporter
zudem beim ersten gemischten „Copter – Ranger – Derby“, beim traditionellen „Jumbo –
Derby“ sowie beim vielbesuchten „Tag der offen Tür“ zum 35. Geburtstag der „Brummelbienen“ erneut beweisen.
Am 24. Juni 1995 beendete das LTG 63 den
Routineflugdienst nach Beja in Portugal. Bereits 1970 verlegte die ehemalige 2. Staffel des
48
Weltweit im Einsatz
Ausrichter dieser Veranstaltung, bei der viele
der 15.000 Besucher zum ersten Mal Kontakt
mit einer Transall C-160 hatten, war der dort
ortsansässige Aero-Club. Für die auf den
Namen der Stadt „Rendsburg“ getauften
Transall war es eine von vielen repräsentativen
Einsätzen, die nun durch die Widmung im
flugzeugeigenen Gästebuch des Bürgermeisters
und Vorsitzenden des Aero- Club Lappeenranta
ergänzt wurde.
Hochgestellte Persönlichkeiten und internationale Ehrengäste landeten anlässlich des 100.
„Geburtstages“ des Nord-Ostsee-Kanals, der
am 20. Juni 1995 mit einem 25 km langen
Schiffskorso zwischen Brunsbüttel und Kiel
seinen Höhepunkt erreichte, auf dem
NATO Flugplatz Hohn, um dann
weiter nach Rendsburg zu reisen. Bereits einen Tag vor den
Feierlichkeiten wurden Herzogin Alexandra und der
Herzog von Kent, die
sich
auf
die
im
Rendsburger Hafen anankernde königliche
Yacht
„Britannia“
begaben, vom Kommodore des LTG 63,
Oberst Hans-Jürgen
Ochs, in Empfang
genommen. In den
Vormittagsstunden
des 20. Juni 1995
trafen
Bundesverkehrsminister
Mathias
Wissmann,
Bundespräsident Roman Herzog mit seiner
Gattin und Prinz Willem von Oranien auf dem
Hohner Flugplatz ein, um
an der Veranstaltung teilzunehmen.
Im Zuge einer Presse- und Informationsreise zu den für das
„Bosnien-Unternehmen“ vorgesehenen Verbände der Bundeswehr besuchte der
Verteidigungsminister Volker Rühe am 6. Juli
1995 das LTG 63, um sich über den Stand der
Vorbereitungen zu informieren. Mit dem Beschluss durch den Bundestag vom 30. Juni
1995 war der Weg geebnet, deutsche Truppen
zum Schutz von UN-Soldaten nach Bosnien zu
entsenden. Danach waren sechs Transall C-160
des LTG 63 im Rahmen des Bosnien-Einsatzes
u.a. für die Verlegung, den Aufbau und die
Versorgung
des
Stützpunktes
in
Piaczenza/Italien, wo auch die Tornados des
Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“ aus
Jagel stationiert werden sollten, vorgesehen.
Vom 2. bis 13. Oktober 1995 fand in Dänemark die Übung „Cooperative Jaguar Air 95“
unter dem Motto „Partnership for Peace“ statt.
Deutschland war mit einer Transall C-160 und
zwei Bell UH-1D des LTG 63 vertreten. Verbunden mit den Luftfahrzeugen hatte das LTG
63 auf der „Air Base Karup“ einen Lufttransportstützpunkt zur Versorgung der Übungskomponenten einzurichten. Neben den
fliegenden Besatzungen war ebenfalls ein Technisches Kommando vor Ort. An dieser Übung
nahmen 15 NATO- und
NICHT- NATO Staaten
teil.
Der
Deutsche
Bundestag stimmte am
6. Dezember 1995
dem Einsatz bewaffneter
Streitkräfte
dem von der Bundesregierung am 28.
November
1995
beschlossenen Beitrag zur Absicherung des Friedensvertrages für Bosnien-Herzegowina
entsprechend zu. Der
Bundesminister der
Verteidigung, Volker
Rühe, hat diesen Beschluss in seiner Eigenschaft als Inhaber der
Befehls- und Kommandogewalt mit Weisung vom
16. Dezember 1995 umgesetzt
und für die Luftwaffe die Entsendung eines Kontingentes (Lw-Anteil
IFOR), unter Einbeziehung der bereits zur
Unterstützung des schnellen Eingreifverbandes
entsandten Kräfte, angeordnet. Die Lufttransportkräfte der Luftwaffe unterstützten gemäß
Führungsbefehl sowohl das deutsche Kontingent IFOR (Implemention Force), als auch die
Kräfte der NATO.
49
Weltweit im Einsatz
sich bei den Rettungsarbeiten beim Eisenbahnunglück in Schneverdingen vom 15. Juni 1995.
Zwei Regionalzüge waren im Bahnhof Schneverdingen kollidiert. Mehr als 60 Personen
wurden zum Teil schwer verletzt.
Der Beschluss des Bundestages, deutsche Soldaten als Bestandteil der UN-Friedenstruppen
nach Bosnien und Kroatien zu entsenden, hatte
für das LTG 63 weitere Konsequenzen. Im Dezember 1995 wurde vom LTG 63 eine Personalkomponente von vier Führungskräften dem
NATO-Stab beim 2. Luftwaffeneinsatzgeschwader in Vicenza/Italien unterstellt. Sie
sollte für sechs bis acht Wochen die Einsätze
der in Süddeutschland (LTG 61) bereitstehenden Transall für die NATO koordinieren, als
Bindeglied zu maßgeblichen Kommandobehörden der Bundeswehr fungieren und dem
NATO-Stab als fachkundige Beratergruppe im
Bereich des Lufttransportes zur Verfügung stehen. Im Januar 1996 sollte auf Anforderung der
Einsatz von bis zu zwölf Transall C-160, davon
zwei für MEDEVAC (Medical Evacuation) und
1996
Seit Beginn der 1990ziger Jahre wurde immer
deutlicher, dass die Transall auf ein neues Navigationssystem (ANA/FRA) umgerüstet werden sollte. Die Transall erhielt eine neue Flugregelanlage (FRA) sowie eine "Autonome Navigationsanlage"(ANA). Im Verlaufe der Umrüstung wurden dem LTG 63 immer mehr
Transall-Maschinen entzogen. Das LTG 63 war
das letzte der drei deutschen Lufttransportverbände, das die neu umgerüsteten Maschinen
bekam
Durch
den
erfolgreichen
Abschluss der Friedensgespräche zwischen den Bürgerkriegsparteien
in
Rest- Jugoslawien,
konnte die unter UNMandat eingerichtete
„Luftbrücke Sarajevo“ nach 42 Monaten am 9. Januar
1996
eingestellt
werden.
Damit endete die
bisher am längsten
andauernde Versorgungsbrücke, an der
sich Transportgeschwader der Luftwaffe beteiligt hatten. Bei 1.411 Einsätzen wurden in
3.424 Flugstunden 10.774 Tonnen Hilfsgüter
sowie 3.881 Passagiere transportiert. Als weitere Versorgungsschiene für die Zivilbevölkerung des bosnischen Hinterlandes dienten die
Einsätze in Ost-Bosnien (High Level Drop), die
zusammen mit alliierten Verbänden von der
Rhein-Main Air Base durchgeführt wurden.
Diese seit März 1993 eingerichtete Operation
erforderte zusätzlich 400 Einsätze, bei denen in
2.346 Flugstunden insgesamt 2.194 Tonnen
Hilfsgüter abgesetzt und 178 Passagiere (militärisches Begleitpersonal und Medienvertreter)
transportiert wurden. Die Einsätze endeten am
17. Januar 1996.
bis zu vier mit EloKa-Selbstschutzausrüstung,
personell und materiell gesichert werden.
Nicht zu vergessen ist der Einsatz von Soldaten
des Lufttransportgeschwaders 63 bei der
NATO- Dienststelle RAMCC (Regional Air
Movement Coordination Center) in Vicenza/
Italien in Form von einem Oberstleutnant als
Deputy Director und Offizieren und Unteroffizieren m.P. in der Operationszentrale. Bei dieser zentralen Dienststelle liefen alle zivilen und
militärischen Anforderungen hinsichtlich Flügen zu den teilweise massiv zerstörten Flugplätzen des ehemaligen Jugoslawien zusammen, um dort zeitlich und örtlich koordiniert zu
werden.
Das Rettungszentrum Hamburg, das SAR-Kdo
Laage und das SAR-Kdo Ahlhorn beteiligen
50
Weltweit im Einsatz
finden eines Fallschirmes im Gelände, sondern
unter anderem auch Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Das LTG 63 nahm beim „Copter Derby“ 1994
erstmals an dem Wettbewerb teil und erzielte
auf Anhieb den ersten Platz im SAR-Einsatz.
„Rendezvous der Transporter“ – LTG 63
feierte am 14. September 1996 seinen 35.
Geburtstag mit einem „Tag der offenen Tür“
und ca. 40.000 Gästen. „Wir wollen zeigen was
den Soldaten im Alltag abverlangt wird“, war
die Devise und so konnten sich die Gäste bei
Ausstellungen,
Bodenvorführungen
und
fliegerischen
Leistungsdemonstrationen
Einblicke in das Arbeitsspektrum des
Lufttransportes der Bundeswehr verschaffen.
Neben den in verschiedenen Konfigurationen
vorgestellten
und
zugänglichen
Transportmaschinen Transall C-160, Airbus
A310, C-130 Hercules und Breguet Atlantic,
galt der Airbus A300-600ST „Beluga“, der zum
Transport von Airbus-Teilen zwischen
Hamburg und Toulouse eingesetzt wurde, als
besondere
Attraktion. Oberst
i.G.
Joachim
Mörsdorf,
Kommodore im
LTG 63 von 1991
bis 1993, verglich
diesen Geburtstag
mit
dem
Lebensalter eines
Mannes im besten
Alter, in dem er
sagte: “Mit 35
Jahren steht man
in
der
Blüte
seines
Lebens.
Man hat schon
einiges hinter sich
gebracht. Man hat
aber auch noch
einiges vor sich.“
Treffender konnte
Flughafen Sarajevo, 1996 konnte die „Luftbrücke Sarajevo“ nach 42 Monaten Dauer eingestellt werden
die Situation des
LTG 63 bezogen
geneinander an: Präzisionsflug, Nachtflug, Kriauf seine Vergangenheit und Zukunft kaum
senreaktionseinsatz sowie Search-And-Rescuecharakterisiert werden, denn unvermindert
Einsatz (SAR). Während beim Präzisionsflug
waren Soldaten und zivile Mitarbeiter
vor allem Fingerspitzengefühl gefragt war, kam
gefordert, den vielfältigen militärischen
es beim Krisenreaktionseinsatz auf das ZuAufträgen und Herausforderungen gerecht zu
sammenspiel von Boden- und Luftpersonal an.
werden.
Bei
einem
anschließenden
Der SAR-Einsatz beinhaltet nicht nur das AufPressegespräch bezog Oberst i.G. Mörsdorf
Geschwaderkommodore Oberst Hans-Jürgen
Ochs durfte 1996 „VIPs“ aus den Kreisen der
Politik auf dem NATO Flugplatz Hohn begrüßen. Am 18. Januar 1996 landete der Bundespräsident Dr. Roman Herzog um von dort in die
Landeshauptstadt Kiel weiterzureisen, wo er an
einem Kongress der Industrie- und Handelskammer teilnahm. Am 24. Januar 1996 landete
der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blühm in Hohn. Nicht in der Eigenschaft als Bundeskanzler, sondern als Vorsitzender der CDU, landete Dr. Helmut Kohl in
den Abendstunden des 15. Februar 1996 auf
dem NATO Flugplatz Hohn, um anlässlich des
50 jährigen Bestehens des CDU Landesverbandes Schleswig-Holstein eine Festrede in der
Nordmarkhalle in Rendsburg zu halten.
Bei dem sogenannten „Copter Derby“, das vom
21. bis 23. Mai 1996 vom Lufttransportgeschwader 63 durchgeführt wurde, traten sechs
Hubschrauberbesatzungen von Heer, Luftwaffe
und Bundesgrenzschutz in vier Disziplinen ge-
51
Weltweit im Einsatz
Stellung zu Fragen der Journalisten über das
ren des Flugverlaufs mitgeteilt werden. GeNachfolgemuster der Transall C-160. Er
schwaderkommodore Oberst Ochs hob die Beverwies darauf, dass die im Einsatz befindliche
deutung der Flugsicherheit für fliegende VerTransallflotte
permanent
durch
bände hervor und bezeichnete die nun dynalebensverlängernde
Maßnahmen
und
misch vollzogene Aufrüstung von militärischen
Modernisierungen spezifischer Baugruppen für
Flugsicherungseinrichtungen als ein Stück
eine Nutzungsdauer
mehr Sicherheit für
von
15.000
den Flugverkehr.
Flugstunden
1997
verbessert
wurde
und so bis in das
„Ein Interview
Jahr 2008 fliegen
war von Anfang an
könne.
Zum
nicht geplant; das MaAbschluss
des
nagement des „King
Pressegesprächs
of Pop“, Michael
stellte
Jackson, bat darum,
Oberstleutnant
auf eine offizielle BeHorst
Göbel,
grüßung zu verzichPersonalstabsoffizier des LTG 63, Aufnahmen vom Dorffest im Anschluss an die „Brummelwanderung“ anläss- ten“, so Oberstleutnant
den Stand der am lich des 30 jährigen Bestehens des LTG 63 in Hohn. Auf dem Hohner Dorf- Hugo Otterpohl, Komplatz „Wöhrden“ wurde der Gedenkstein „30 Jahre LTG 63 in Hohn“ feier10. September 1996 lich enthüll. (Bild oben) Für musikalische Unterhaltung bei den Feierlichkei- mandeur Stab Technische
ten sorgte das Heeresmusikkorps aus Neubrandenburg (Bild unten)
begonnenen
Dreharbeiten
zur
ZDF-Serie
„Die
Rettungsflieger“ am
BW-Krankenhaus
in Hamburg vor.
Drehbuchautor Dr.
Rainer Berg und
Produzent
Peter
Otto vom TVStudio
Hamburg
gaben
nähere
Auskünfte
zur
Besatzung und Dramaturgie des Pilotfilms.
Am 9. Oktober 1996 wurde die modernste
Kontroll- und Flugabfertigungsausstattung für
militärische Flugsicherung (KOFA milFS) seiner Bestimmung übergeben und beim Lufttransportgeschwader 63 per Knopfdruck in Betrieb genommen. KOFA ist ein digital gesteuertes System zur effektiven Kommunikation zwischen Flugsicherungseinrichtungen am Flugplatz, wie auch zu zivilen und militärischen
Flugsicherungen im In- und Ausland. Für den
Anwender bedeutet dieses eine verbesserte
mündliche Kommunikation mit der Möglichkeit zur Datenfernübertragung im Rahmen der
Flugüberwachung. Problemlos konnten nun
den eingebundenen Dienststellen Flugpläne,
dringende Meldungen oder zeitliche Korrektu-
Gruppe, der die Ankunft, wie auch den
Abflug um Mitternacht als Kommodore
vom Dienst interessiert verfolgen durfte.
Jackson landete mit
seinem Privatjet in
Hohn, um von hier zu
einem Konzertauftritt
weiter zu reisen.
Überwältigend war die Teilnehmerzahl am 6.
September 1997 bei der „Brummelwanderung“
zum Dorffest „30 Jahre LTG 63 in Hohn“.
Am 8. November 1997 fand im LTG 63 das
Herbstsymposium der Landesfeuerwehrschule
Hamburg statt. Themenschwerpunkte waren:
Notfallmedizin – Präklinisches Trauermanagement, Zusammenwirken von medizinischer und
technischer Rettung an der Einsatzstelle und
Luftrettung/Lufttransport. Kommodore Oberst
Jürgen Ochs begrüßte die 250 Teilnehmer und
Gäste im großen Saal der Offizierheimgesellschaft zu der in dieser Form bisher einmaligen
Veranstaltung.
52
Weltweit im Einsatz
Nachmittag wurde ein großer Teil der Rettungs-Hubschrauber wieder entlassen; auch die
SAR 71 Hamburg. Einer der schwersten Eisätze der Rettungsflieger des LTG 63 war beendet.
1998
Letzter Transall Flug von Oberst i.G. Mörsdorf
am 9. und 10. Januar 1998. Der älteste aktive
Transall Pilot der Luftwaffe, Oberst i.G. Joachim Mörsdorf, Chef des Stabes Lufttransportkommando, führte in Begleitung
einer verstärkten Crew
des LTG 63 - darunter Kommodore
Oberst Jürgen
Ochs
und
der Staffelkapitän
der
1.
Staffel,
Oberstleutnant
Peter Orda
– seinen letzten
TransallFlug von Hohn
nach
Souda/Kreta
durch. Oberst i.G. Joachim
Mörsdorf war Kommodore des LTG 63
von 1991 – 1993 und er hat während seiner aktiven Zeit die bewährten Standardtransporter
NORA, Transall und Boeing 707 der deutschen
Luftwaffe als Pilot geführt.
16. Juli 1998 war das Jubiläumsdatum für „25 Jahre
Rettungshubschrauber
Bell UH – 1D am
Rettungszentrum
des
Bundeswehrkrankenhauses Hamburg
–
Wandsbek“.
Am 16. Juli
1973 startete
er zu seinem
ersten Einsatz
als „SAR Hamburg 71“. In Anwesenheit vieler Pressevertreter setzte die Bell UH – 1D
am 16. Juli 1998, um genau 12:40 Uhr
Ortszeit ihr Kufenlandegestell auf die Betonplatte des Stützpunktes im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg – Wandsbek auf, um in einer
kleinen Feier das Jubiläum zu begehen.
Das Unglück von Eschede. Die Bereitschaftswoche war gelaufen, es war Mittwoch, der 3.
Juni 1998. Entspannt wartet die Besatzung vom
SAR 71 Hamburg auf
die Ablösung, als um
11:30 Uhr der Pieper
erneut einen Alarm
auslöst. Der Blick auf
den
„Kleinbildschirm“ des Piepers
zeigte:
„Schweres
Zugunglück,
sofort
Kontakt aufnehmen
mit der SAR – Leitstelle in Münster“.
Der Anruf aus Münster verheißt nichts Gutes, Details und Koordinaten
werden
durchgegeben – alle
an Bord hören das
Wort „ICE – Unglück“.
Am
späten
Vom 1. Oktober 1998 bis 27. März 2003 war
Oberst Hans-Jürgen Miunske, der zehnte
Kommodore des LTG 63.
Beim schweren Zugunglück in Eschede war auch SAR 71 aus Hamburg im Einsatz
53
Weltweit im Einsatz
teiligung der Bevölkerung sein 40-jähriges Bestehen.
Leider blieben ihm als Verbandsführer die
schwersten Stunden nicht erspart:
Bei einem Flugunfall des SAR-Hubschraubers
in Hamburg im März 2002 wurden fünf Besatzungsmitglieder getötet.
Am 13. September 1998 startete eine Transall
vom LTG 63 im Rahmen des Kommandos
„Operation Life – Line Sudan“, um noch fehlende Module für den sich im Aufbau befindlichen Lufttransportstützpunkt nach Khartoum,
Hauptstadt des Sudan, zu bringen. Die anschließenden Hilfsflüge im Sudan endeten nach
acht Wochen. Dabei wurden rund 600 t Hilfsgüter in die vom Hochwasser des Nils eingeschlossenen Hungerregionen geflogen.
In die Amtszeit von Oberst Miunske von Oktober 1998 bis März 2003 fielen bedeutende
sicherheitspolitische Ereignisse. Die daraus resultierenden militärischen Einsätze forderten
den Verband weltweit:
1999
Umfangreiche Transportflüge für den NATOEinsatz auf dem Balkan, die MedEvacUnterstützungsflüge für die Vereinten Nationen
für Ost-Timor (INTERFET) sowie die auf den
11. September 2001 folgenden Antiterroreinsätze, vor allem in Afghanistan und am Horn
von Afrika. Ab Februar 2002 wurde unter der
Leitung von Oberst Miunske in Termez/ Usbekistan ein Lufttransportstützpunkt aufgebaut, der den ISAFEinsatz der Bundeswehr
bis heute unterstützend begleitet.
Am 10. Juni 1999 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution
1244 und regelte den Einsatz der NATO Sicherheitstruppe "Kosovo Force (KFOR)".
Die KFOR sollte als erste Aufgabe den Abzug
der jugoslawischen Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo überwachen. Vor allem
aber galt es wieder einmal
humanitäre Hilfe zu
leisten. Die Bundeswehr war
seit dem 12.
Juni 1999
im Kosovo
präsent
und
hatte
dabei
erstmals bei
einem
Einsatz zur
Friedenssicherung
Verantwortung für einen eigenen
Sektor übernommen. Bei den
Hilfsflügen in den Kosovo durch das LTG 63
wurden in 998 Flugstunden 713.000 kg Hilfsgüter nach Skopje, Tirana und Thessaloniki geflogen. Hauptsächlich Zelte, Krankenbetten,
Rettungs- und
Versorgungsflüge
mit
Transall C160
und
Bell UH-1D
während der
Flutkatastrophe in Mosambik stehen
für eine weitere
umfangreiche humanitäre Hilfsleistung an der
das LTG 63 beteiligt war.
Darüber hinaus feierte im September 2001 der
Verband mit einem Hallenfest unter großer Be54
Weltweit im Einsatz
Wolldecken, Kleidung, Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel und Medikamente, aber
auch eine Feldküche und Wasseraufbereitungsgeräte. Das LTG 63 führte über 100 Hilfsflüge
durch.
biet Ost-Timor, um verletzte Angehörige der
internationalen Friedenstruppe INTERFET
oder zivile UN-Mitarbeiter auszufliegen. Die
Flugroute der beiden Transall (50+54 und
50+77) verlief mit Zwischenstopps über Zypern, Oman, Indien und Bali auf den fünften
Kontinent.
2000
Nach 47 Einsatzflügen und dem Transport von
230 Verwundeten wurde der INTERFETEinsatz in Ost-Timor am 29. Februar 2000 beendet. Dank und Anerkennung erhielt das
LTG 63 in Form eines Tagesbefehls durch den
Befehlshaber
INTERFET
Generalmajor
P.J. Cosgrove. Darüber hinaus erhielt das
LTG 63 am 25. März 2000 eine Urkunde der
„Australien Defence Force“ sowie den Dank
für das Engagement der Hohner Soldaten durch
den australischen Botschafter bei seinem Besuch am 17. September 2000.
Vom 4. März bis 31. März 2000 beteiligte sich
die 2. Staffel LTG 63 mit ihrem ersten AfrikaEinsatz an der Rettung und Versorgung der
Flutopfer in Beira (Mosambik) mit vier Hubschraubern und zwölf LFF und BT als Besatzung. Sie waren für diesen Zeitraum dem
LTG 62, als Leitverband, unterstellt. Kontingentführer war der Kommodore LTG 62,
Oberst Hans-Joachim Wundrak. Mit 480 Flügen wurden 1.400 Menschen gerettet und über
Zum 1. Deutschen Luftwaffenkontingent in
Ohrid (Mazedonien) gehörten auch drei Bell
UH-1D inklusive der fliegenden Besatzungen
vom LTG 63. Ihre Einsätze umfassten CIMICmissions (civil military cooperation) zur Unterstützung der zivilen Hilfsorganisationen, Personal- und Materialtransporte, Aufklärungsflüge (Aufklärung von Schmugglerwegen) sowie
Rettungseinsätze.
Ab dem 9. Oktober 1999
verlegten zwei C–160
MEDEVAC - Transall und
72 Ärzte, Sanitäter, Techniker und Piloten nach
Darwin/Australien um von
dort Rettungseinsätze im
Rahmen INTERFET (International Force East Timor) von Ost-Timor nach
Australien zu fliegen.
Nach Zustimmung des
Bundestages hatte Verteidigungsminister
Rudolf
Scharping die Entsendung
deutscher Soldaten zur
medizinischen Unterstützung angeordnet. Der Auftrag: Eine medizinische
Luftbrücke zum Krisenge-
UH-1D im Afrika Einsatz bei der Rettung von Flutopfern in Beira (Mosambik) im März 2000
55
Weltweit im Einsatz
2.200 medizinisch durch die Luftwaffe verversorgen
und
medizinische
Geräte
sorgt.
anzuschaffen. Der große Zuspruch des
Vom 22. bis 24. Mai 2000 richtete das Luft„Rendsburger Herbstes“ und die Ausweitungen
transportgeschwader 63 das „Ranger Derby“
der Aktivitäten der 2. Staffel führten dazu, dass
aus. Es handelte sich hierbei um einen Versich das ganze Geschwader in den folgenden
gleichswettkampf der Sicherungskräfte im BeJahren mit dieser Aufgabe identifizierte und sie
reich Lufttransportkommando und wurde jährbis heute unterstützt. Mit der Übergabe der
lich durchgeführt. Sechs teilnehmende MannUrkunde würdigte die Stadt Rendsburg die
schaften (LTG 61, 62, 63, RadarFü Abt 25,
Arbeit und das Engagement. Den Scheck von
II.LwAusbRgt 3 und LTGrp LTG 62) maßen
500 DM, der mit der Urkunde verbunden war,
ihr Können.
wurde
gleich
der
Kinderstation
des
Am 21. Oktober
Kreiskrankenhauses
in
2000
organisierte
Rendsburg zur Betreuung
die Wartungsstaffel
von Kindern übergeben.
das erste Oktober2001
fest im LTG 63 mit
600 Gästen.
Das LTG 63 bekam
Das SAR-Kdo Neuam
27.
April 2001 aus der
strelitz wurde am
Hand des Kommandeurs
25. Oktober 2000 an
Lufttransportkommando,
das LTG 61 übergeGeneralmajor Reinhart Hopben und das SARpe, den Flugsicherheitspokal
Kdo Diepholz überdes Inspekteurs der Luftwafnommen.
fe für 23 Jahre und 215.000
Besuch des BundesStunden unfallfreies Fliegen.
präsidenten JohanUH-1D im Afrika Einsatz bei der Rettung von Flutopfern in Beira (Mosambik) Eine stolze Leistung, an der
nes Rau am 22. No- im März 2000
alle Bereiche des Geschwavember 2000.
ders ihren Anteil hatten,
Am 15. Dezember
zumal das LTG 63 damit an
2000 wurde das
der Spitze aller fliegenden
„Gütesiegel
der
Verbände der Bundeswehr
Stadt Rendsburg für
lag. Zugleich war dies aber
Kinderauch die beste Motivation,
freundlichkeit“ an
der Flugsicherheit auch in
die 2. Staffel LTG
Zukunft die höchste Priori63 verliehen. Seit
tät einzuräumen.
1974 engagierte sich
Am 7. September
die Staffel in der
2001 feierte das LTG 63
Öffentlichkeitsarbeit
sein 40-jähriges Bestehen
und repräsentierte
unter großer Beteiligung der
die
Bundeswehr
umliegenden Gemeinden.
nach außen durch Unterstützung von Vereinen
Viele Besucher mit Rang und Namen aus nah
und Organisationen, die sich um das Wohl von
und fern – darunter auch das N3-Fernsehen mit
Kindern bemüht machten. Während dieser Zeit
Carlo von Tiedemann und der „Aktuellen
wurden
143.000
DM
durch
aktive
Schaubude“ – gaben sich die Ehre, unserem
Öffentlichkeitsarbeit an Krankenhäuser und
Geschwader zu gratulieren. Am abendlichen
Vereine im Kreisgebiet Cloppenburg sowie
Hallenfest nahmen trotz des schlechten Wetters
Brasilien und seit 1994 (nach der Verlegung
ca. 2.500 Besucher teil, darunter viele Ehemavon Ahlhorn nach Hohn) im Kreis Rendsburglige. Eine gelungene Veranstaltung und wieder
Eckernförde gespendet. Ein beachtlicher Anteil
einmal der Beweis, wie fest das LTG 63 in die
der
Gelder
half
auch
einem
Umgebung und alle Bereiche des gesellschaftKinderkrankenhaus
in
Olinda/Brasilien,
lichen Lebens integriert ist.
Notleidende mit dem Notwendigsten zu
56
Weltweit im Einsatz
Heeres-Flugabwehr-Schießplätze
Todendorf
und Putlos. Nach erfolgreicher Probephase
wurde der Vertrag verlängert und der Zieldarstellungsbetrieb aufgenommen. Die von der F86 geschleppten Ziele waren zunächst aus Pappe, später aus Kunststoff.
Nach Ausmusterung der F-86 wurde die CONDOR-Zieldarstellungsflotte 1974 auf Fiat G-91
umgerüstet. Im Jahr 1976 erfolgte der Umzug
von Westerland nach Hohn. Zunächst wurden
die Flugzeuge in der Halle-West abgestellt.
Technik wurde in Feldhäuser und Zelten untergebracht. 1978 konnte dann die neue CONDOR
- Halle bezogen werden. Bis zur Ausmusterung
der Fiat G-91, Ende 1992, wurde dann Zieldarstellung sowohl mit Schleppkörpern, als auch
ohne, das heißt als reine Zieldemonstration geflogen. Im Jahr 1989 begann die GFD (Gesellschaft für Flugzieldarstellung), als Tochter der
CONDOR und des Aero-Dienstes Nürnberg,
parallel zum G-91 Flugbetrieb mit vier Flugzeugen vom Typ Learjet die Zieldarstellungsaufgaben teilweise zu übernehmen.
Prominenter Besuch anlässlich des 40. Geschwaderjubiläums
Am 1. Oktober 2001 feierte die GFD 35 Jahre
Flugzieldarstellung und zugleich 25 Jahre Hohn
als Heimatflughafen. Am 1. Oktober 1966 erhielt die Lufthansa-Tochter CONDOR den
Auftrag, Flugzieldarstellung mit Jets für die
Flugabwehr der Bundeswehr zu fliegen. Zunächst wurden sechs Luftfahrzeuge vom Typ
Sabre F-86 zur Verfügung gestellt. Im Rahmen
eines Jahresvertrages sollte untersucht werden,
ob der Betrieb von militärischen Flugzeugen
durch ein ziviles Unternehmen praktikabel und
wirtschaftlich sinnvoll ist. Stationiert wurden
diese Flugzeuge auf dem Flugplatz Westerland,
Sylt. Einsatzgebiete waren in erster Linie die
Aus wirtschaftlichen Gründen sollte der Flugbetrieb langfristig auf ein ziviles Muster umgestellt werden.
57
Weltweit im Einsatz
nuar 2002 befand sich das Vorkommando mit 70 Soldatinnen
und Soldaten und drei Transall
vor Ort. Mitte Februar 2002 folgte
das Hauptkommando mit weiteren
drei
Transall
(davon
eine
MEDEVAC-Transall) und 60
Soldatinnen und Soldaten. Von
Termez aus wurden zunächst die
im Rahmen „ISAF“ (International
Security Assistens Force) in Kabul eingesetzten deutschen Soldaten versorgt und im Bedarfsfall
die medizinische Evakuierung
sichergestellt. Eine, insbesondere
aufgrund der schwierigen Verhältnisse im Einsatzgebiet, sehr
fordernde und verantwortungsvolle Aufgabe. Für den reibungslosen
Einsatz der sechs Transall sorgten
200 Soldaten, die bereits Ende
2003 auf über 1.500 erfolgreich
durchgeführte Einsatzflüge zurückblicken
konnten.
Am 15. Februar 2002 endeten die Unterstützungsflüge (Ramstein-Istanbul) im Rahmen der
Operation ENDURING FREEDOM
Ab Ende November 2001 flogen Besatzungen
des LTG 63 im Rahmen „Enduring Freedom“
zur Unterstützung unserer amerikanischen Verbündeten zusammen mit den Kameraden des
LTG 62 (Leitverband für den Einsatz) zwischen
Ramstein, Istanbul und Incirlik. Das Luftumschlagpersonal des LTG 63 war für die Beladung in Ramstein verantwortlich.
2002
Mitte Januar 2002 erhielt der Kommodore
LTG 63, Oberst Hans
Jürgen Miunske, den
Auftrag, mit einem Erkundungsteam
den
Flugplatz Termez in
Usbekistan für die Einrichtung eines
Lufttransportstützpunktes
(LTStp) zu erkunden.
Trotz der bescheidenen
Rahmenbedingungen
vor Ort konnte der
Standort Termez als geeignet gemeldet werden. Daraufhin erhielt
das LTG 63 als Leitverband den Auftrag,
einen LTStp in Termez
einzurichten und zu betreiben. Ab dem 29. Ja58
Weltweit im Einsatz
Impressionen aus den Anfängen des LTStp in Termez, Uzbekistan
Am 14. März 2002 ereignete sich ein Flugunbiet der Oder geschickt. Auch Soldaten des
fall mit der Bell UH–1D (SAR-71) bei einem
Lufttransportgeschwaders 63 aus Hohn waren
SAR- Einsatz in Hamburg. Fünf Insassen, daseit dem 13. August 2002 mit den leichten
runter zwei Angehörige des LTG 63, wurden
Transporthubschraubern Bell UH-1D im Kridabei getötet.
sengebiet in Sachsen eingetroffen und unterBeginnend am 26. April 2002 wurde unsere
stützten die Rettung der vom Hochwasser einalte “Tante Ju“ (Ju 52), die dem LTG 63 von
geschlossenen Menschen.
der portugiesischen Luftwaffe geschenkt worden war, in der Techni- IL-76 auf dem Flughafen Termez
schen Gruppe von Soldaten und zivilen Angestellten des Verbandes „in
Nebenfunktion“ restauriert. Die Zeitdauer dieser Erhaltungsmaßnahme
betrug drei Jahre.
Seit Montag, dem 12. August 2002
unterstützten die SAR-Kräfte (Search
And Rescue) der Luftwaffe den
Hilfseinsatz in den HochwasserKatastrophengebieten in Sachsen.
Hierzu
wurden
sechs
SARHubschrauber vom Typ Bell UH-1D
aus den Standorten Laage, Wunstorf,
Holzdorf, Erfurt und Ingolstadt zu
Hilfseinsätzen in das Hochwasserge-
59
Weltweit im Einsatz
Bell UH-1D des LTG 63 beim Hilfseinsatz in den Hochwasser-Katastrophengebieten in Sachsen
Bereits am ersten Tag der Rettungsmaßnahmen
wurden dabei über 200 Windenbergungseinsätze durchgeführt. Bis zum 15. August 2002
wurden durch diese Hubschraubereinsätze rund
730 Menschen aus den Fluten gerettet. Im Verlauf des 14. August 2002 wurden weitere Kräfte des Lufttransportes angefordert. Transall C160 und ein Airbus A 310 verlegten mit 90
Ärzten und Sanitätern nach Dresden zur Evakuierung der Menschen. Hierzu trug das Lufttransportgeschwader 63 mit der Bereitstellung
einer Transall in der MEDEVAC - Version
(Medical Evacuation) zur Evakuierung von Intensivpatienten bei.
2003
Oberst Helmut Frietzsche war vom 28.03.2003
bis 27.03.2006 der elfte Kommodore des LTG
63.
Im Rahmen eines feierlichen Appells fand die
Kommandoübergabe von Oberst Hans-Jürgen
Miunske an Oberstleutnant Helmut Frietzsche
durch Generalmajor Reinhart Hoppe statt. Im
Rahmen seiner Rede ging Generalmajor Reinhart Hoppe auch auf die großen Reformen innerhalb der Bundeswehr, ihre Neuausrichtung
für die Zukunft und somit auch auf die der
Luftwaffe ein. Dabei wies er auf den hohen
Stellenwert des militärischen Lufttransportes,
Innenraum der Transall mit MEDEVAC Rüstsatz
60
Weltweit im Einsatz
der immer wieder und vorrangig bei allen
90 zu ersetzen. Vorgesehen war eine Verlegung
Überlegungen, Planungen und Entscheidungen
nach Holzdorf. Ein zu erwartender Abschied
hinzugezogen wird. „We have a dream“ – wavom LTG 63 und auch aus der Region fiel vieren die ersten Worte des neuen Kommodores.
len schon damals sehr schwer.
Für Oberst-leutnant Helmut Frietzsche ist durch
10 Jahre Fliegende Gruppe – 1978 wurde die
die Übertradamalige Fliegung
des
gende Gruppe
Kommandos
Opfer drastiüber das LTG
scher
Haus63 ein Traum
haltsin Erfüllung
maßnahmen.
gegangen.
Aus zwei flieOberstleutgenden Stafnant Helmut
feln wurde die
Frietzsche
heutige erste
dankte in seiStaffel,
die
ner Antrittsrestlichen Aufrede dem Gegaben
der
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Gruppe gingen
Reinhart
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Hoppe für das
EinsatzunterVertrauen,
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diese
pe. Im Rahmen
herausder Luftwaffordernde Auffenstruktur
4
Die Bell UH-1D „Huey“, seit April 1993 beim LTG 63 im Einsatz
gabe und Verwurde dann 15
antwortung
Jahre später die
übertragen zu
Fliegende
haben.
Den
Gruppe wiederAngehörigen
geboren und die
des Geschwaneu zuverlegte
ders rief er zu:
Hubschrauber„Lassen Sie
staffel in das
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15. April 1993
traditionsreiwurde im Rahchen
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Führung
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dieser
neuen
63 – packen
Gruppe durch
wir’s an.“
den damaligen
Kommodore
Zehn
Jahre
Hubschrauber
Oberst Joachim
im LTG 63 –
Mörsdorf
an
Die LuftwafOberstleutnant
fenstruktur 4
Norbert Daniel
war der Grund für die Auflösung des damaligen
übertragen.
Hubschraubertransportgeschwader 64 und die
Verlegung der 2. Staffel (Seeflugstaffel) von
Ahlhorn nach Hohn. Die Zukunft sah vor, die
Bell UH–1D auszumustern und durch den NH61
Weltweit im Einsatz
Hauptquartiers in Paris von Frankreich aus zur
logistischen
Einsatz-Basis
nach
Entebbe/Uganda geflogen. Die von den französischen Streitkräften geführte EU-Operation
ARTEMIS unterstützt die UN-Operation
MONUC in der demokratischen Republik
Kongo.
Am 18. Juli 2003 wird mit dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg das 30-jährige Bestehen
des Rettungszentrums (SAR 71) in Hamburg Wandsbek gefeiert. Für alle, die auf diesem
Kommando ihren Dienst versahen, war es eine
besondere Herausforderung in der Hansestadt
Hamburg zu fliegen.
Zehn Jahre Patenschaft der Stadt
Rendsburg mit einer Transall C160. Aus Anlass des Jubiläums der Patenschaft verabredeten der Bürgermeister der Stadt
Rendsburg, Andreas Breitner und
der Kommodore
des LTG 63,
Oberst Helmut
Frietzsche die
Zusammenarbeit
zwischen
der
Stadt und dem
Verband zu vertiefen. Nach theoretischer „Informationsarbeit“ begleiteten auf Einladung der Bundeswehr Bürgermeister Andreas Breitner und
Bürgervorsteher Eberhard Goll am 9. und
10. Dezember 2003 einen Versorgungsflug von
Hohn über Köln und Landsberg/Lech nach
Decimomannu und zurück.
Mit Ablauf des 31. März 2003 wurde der Stab
Fliegerhorstgruppe LTG 63 aufgelöst. Damit
fand eine für viele bedauerliche aber dennoch
notwendige Entwicklung, deren Ziel die Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 war, ihren Abschluss. Die Fliegerhorstgruppe wurde aufgelöst, aber die Aufgaben bleiben weiterhin bestehen und so wurde ab dem 1. April 2003 die
größte Teileinheit mit über 50 Mitarbeitern im
Stab LTG 63 etabliert. Unter dem neuen Namen
–
S
3
SKO
(StandortKasernenangelegenheiten-Objektschutz) werden bis heute Aufträge bewältigt, die den
Standort Hohn – Krummenort betreffen. Der
Leiter des Sachgebietes S 3 SKO ist
gleichzeitig Kasernenkommandant.
In der Zeit vom 22. Juni
bis 27. Juni 2003
nahm eine C-160
Besatzung am European Tactical
Airlift Meet
(ETAM) auf der
Erkilet Air Base
(LTAU) in Kayseri/Türkei teil.
Sie belegte bei
dieser „Europameisterschaft für
Transportflieger“ als
beste mitteleuropäische Crew einen hervorragenden dritten Platz.
Teilnahme an der NATOGroßübung „CLEAN HUNTER 03“, vom
23. Juni bis 3. Juli 2003 mit einer C-160.
Gleichzeitig waren wir in diesem Zeitraum
Gastgeber für zwei kanadische C-130 Tanker
aus Winnipeg.
Am 19. Juni 2003 bekam das Lufttransportgeschwader 63 als bislang einziger Verband der
Bundeswehr einen der begehrten Oscars verliehen. Der Verband unterstützte die Filmaufnahmen zum Film „Die Rote Jacke“ von Florian
Baxmeyer, der bereits am 12. Mai des Jahres in
Hollywood den Studentenoscar in der Kategorie „Bester Ausländischer Film“ gewonnen hatte.
Die Luftwaffe unterstützte vom 2. Juli bis
7. September 2003 mit Transportflügen die EUOperation ARTEMIS. Dabei wird notwendiges
Material
auf
Anforderung
des
EU-
2004
Am 13. Februar 2004 begann der Unterstützungsflug nach Libreville in Gabun an der
Westküste Afrikas ca. 30 Kilometer nördlich
des Äquators. Der Auftrag bestand in der Unterstützung der Franzosen mit dem Transport
eines Hubschraubers Typ Super Puma von
Metz nach Libreville.
Bundesverdienstkreuz für Frau Edeltraut Kiefer. Am 17. März 2004 wurde Frau Edeltraut
Kiefer von der Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt in Berlin mit dem Bundesverdienst62
Weltweit im Einsatz
kreuz am Bande des Verdienstordens ausgezeichnet. Damit wird ihr Engagement im Bund
für Rehabilitation und Interessenvertretung Behinderter (BDH) anerkannt, der insbesondere
Hirngeschädigte und Querschnittsgelähmte betreut. Frau Edeltraut Kiefer ist im Lufttransportgeschwader 63 in der Verwaltung und im
Freizeitbüro eingesetzt
Edeltraud Kiefer erhält am 17.März 2004 das Bundesverdienstkreutz von
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt
Am 18. März 2004 wurde die Modulare Körperschutz- und Rettungsweste SECUMAR 20
MB von der Herstellerfirma an die Vertreter
von Luftwaffe, Heer und Marine übergeben.
Gastgeber für die Präsentation war das Lufttransportgeschwader 63. Durch dieses System
erhöht sich die Sicherheit in Notsituationen.
Seit zwanzig Jahren besteht im Mai 2004 die
Traditionsgemeinschaft des Lufttransportgeschwaders 63. Der Gemeinschaft gehören ca.
340 aktive und ehemalige Soldaten oder zivile
Mitarbeiter an.
Am 19. Juni 2004 wurde aus dem Lufttransportstützpunkt (LTStp) 3 das Einsatzgeschwader Termez. Das Einsatzgeschwader Termez,
das seit Juni 2004 unter der Führung von
Oberst Helmut Frietzsche steht, kann auf eine
recht beachtliche Leistungsbilanz verweisen.
Ende Juni 2004 wurde der 2.000ste ISAFEinsatz und die 5.000ste Flugstunde C-160
(davon der 1.000ste Einsatzflug mit einer
Besatzung des LTG 63) gefeiert. Die drei
Heereshubschrauber CH-53 GS aus Kabul, die
in das Einsatzgeschwader Termez eingegliedert
wurden, absolvierten bereits ihren 1.000sten
ISAF-Einsatzflug.
Apell zur Aufstellung des Einsatzgeschwaders Termez
Der Kronprinz der Niederlande, WillemAlexander, Prinz von Oranien, war am 22. Juni
2004 für wenige Stunden, auf dem Weg zum
Besuch der niederländischen Soldatinnen und
Soldaten in Kabul, in Termez zu Gast. An Bord
einer deutschen Transall C-160 flog der zukünftige König der Niederlande weiter nach
Kabul.
Für den Rettungshubschrauber SAR 71 der
Bundeswehr war es ein unspektakulärer Einsatz
am 11. Mai 2004. Doch für das BundeswehrRettungszentrum in Hamburg, war es der
100.000ste Einsatz von Notarztwagen (NAW)
und Rettungshubschrauber (RTH). Der Einsatz
wurde von der Besatzung OLt Götz, StFw
Storost, OSA Samek und OFw Rogge geflogen.
2005
Zum dreißigsten Mal jährt sich das Datum des
9. Februar 1975, an dem durch das schwere
Flugzeugunglück der Transall C-160, 42 Soldaten den Tod fanden.
.
63
Weltweit im Einsatz
Vom 12. Mai bis zum 30.
September 2005 war eine
Verlegung des Lufttransportgeschwaders 63 zum Aufklärungsgeschwader 51 „I“ nach
Jagel notwendig geworden.
Die Erneuerung der gesamten Flugplatzbefeuerung, ein
neues Instrumentenlandesystem und die Erneuerung der
Hauptstromversorgung dienten wesentlich dazu die weitere Einsatzbereitschaft des
LTG 63 zu sichern.
Am 25. Juli und 26. Juli 2005
fand der Antrittsbesuch des
neuen Kommandeurs Lufttransportkommando, Generalmajor Hans-Werner Ahrens im Lufttransportge-
Gruppenfoto auf der Flight: Einsatzgeschwaders Termez im Juni 2004
schwader 63 statt.
2006
Am 19. Januar 2006, nach
über 32 Jahren erfolgreichen
Wirkens und fast 50.000 Rettungseinsätzen, wurde das
Rettungszentrum Hamburg
an die Bundespolizei übergeben. Die besondere Würdigung dieses Anlasses erfolgte
am 28. April 2006 im Rahmen einer Feierstunde im
Bundeswehrkrankenhaus
Hamburg unter der Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit. Udo Nagel, Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburge, bedankte
sich bei den Besatzungen von
„SAR 71“ für die geleistete Arbeit und ein
Sprecher des Innenministeriums begrüßte
gleichzeitig die neuen Besatzungen der Bundespolizei.
die kurzfristige Verlegung nach Hohn notwendig gemacht.
Ein Spitzengespräch zwischen Wirtschaft und
Bundeswehr fand am 15. März 2006 beim Lufttransportgeschwader 63 statt. Eingeladen hatten
der Befehlshaber im Wehrbereich I Küste, Generalmajor Heinz-Georg Keerl und Professor
Dr. Hans-Heinrich Nord. Gastredner war der
Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, Dietrich
Austermann.
Ab dem 27. Februar 2006 war für zwei Wochen
das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ mit sechs BR 1150 Atlantic zu Gast beim
LTG 63. Zwingende Instandsetzungsarbeiten
an der Start- und Landebahn in Nordholz hatten
64
Weltweit im Einsatz
nigten Arabischen Emirate besucht. Hintergrund des Besuches war das Ersuchen der
Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate um Beratung und Zusammenarbeit im Aufgabengebiet Umweltschutz durch die Bundeswehr.
Vom 27. März 2006 bis 25. Februar 2010 ist
Oberst Manfred Merten der zwölfte Kommodore des LTG 63. Oberst war bereits als Kommandeur der Fliegenden Gruppe im LTG 63 in
Führungsposition eingesetzt.
Im Rahmen des späteren Libanon Einsatzes
landete am 18. August 2006 die erste Transall
C-160 mit einer Besatzung des Lufttransportgeschwaders 63 in Amman/Jordanien, um von
dort Hilfsflüge nach Beirut zu starten. Die vom
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 11.
August 2006 einstimmig angenommene Resolution 1701 hatte in einem ersten Schritt derartige militärische Fähigkeiten zur Unterstützung
vorgesehen. Die Luftwaffe stationierte daher
zwei Transportflugzeuge Transall C-160 auf
dem
internationalen
Flugplatz
von
Paphos/Zypern. Bis zum Abschluss der Hilfslieferungen Ende September, wurden mit insgesamt 34 Einsatzflügen 246 Tonnen Hilfsgüter
nach Beirut gebracht.
Seit Juli 2006 befinden sich Angehörige des
Lufttransportgeschwaders 63 im Kongo. Die
EU war von der UN um Hilfe gebeten worden,
um die ersten freien Wahlen nach 41 Jahren im
Kongo zu gewährleisten. In EUFOR RD Congo
sind insgesamt 780 Bundeswehrsoldaten eingebunden, der Lufttransport stellt zwei Transall,
davon eine in der MEDEVAC-Konfiguration.
Die Bergeübung „Elephant Recovery“ fand am
25. September 2006 statt. Ziel der Übung war
es, die Fähigkeiten der beteiligten Lufttransportverbände zur Bergung von Großluftfahrzeugen im Einsatz sowie die materielle Ausstattung und den Ausbildungsstand des Fachpersonals zu überprüfen.
Am 13. Juli 2006 wurde das Lufttransportgeschwader 63 durch eine Delegation der Verei-
Transall im EUFOR Einsatz im Kongo bzw. in Gabun.
65
Weltweit im Einsatz
Bergeübung Elephant Recovery, hier werden verschiedene Bergemöglichkeiten für die Transall geübt. Dazu gehört das Anheben mittels
pneumatischen Hebekissen und die Bergung mit einer eingerüsteten
Traverse
Im Februar 2007 wurden die Dreharbeiten zur 11. Staffel der Serie „Die
Rettungsflieger“ beendet. Seit nunmehr 10 Jahren sind die SAR Hubschrauber im Vorabendprogramm des ZDF zu sehen
Um allen Anforderungen des Krisenmanagements gerecht zu werden, nahm das LTG 63
vom 26. Februar 2007 bis zum 15. März 2007
am NATO-Manöver „Cold Response“ in Norwegen neben weiteren 16 Nationen teil. Das
LTG 63 hatte mit je einer Transall C-160 und
UH-1D nach Bodoe/Evenes/Norwegen verlegt.
Dazu gehörten die fliegende Besatzung, Warte,
Techniker, Feuerwerker und der Planungsstab.
Die Hauptaufgabe des deutschen Kommandos
bestand im Transport von Personal und Gerät
im Operationsgebiet, sowie der Transport und
das Absetzen von Fallschirmjägern. Hintergrund der Übung war ein fiktives Szenario in
Ländern nördlich des Polarkreises.
2007
Am 14. Februar 2007 landete die erste Transall
C-160 auf der Insel Jan Mayen im Rahmen der
Unterstützung der Königlichen Norwegischen
Luftwaffe (RNoAF). Auf der Insel, die 373
qkm groß ist und nordöstlich von Island im
Nordatlantik liegt, befinden sich eine Wetterstation und eine für nautische Navigationszwecke in Betrieb befindliche Loran C Station.
108 abgedrehte Folgen „Die Rettungsflieger“.
Auf diese Bilanz blicken die Crews der 2. Staffel des Lufttransportgeschwaders 63 und die
verantwortliche Set Crew des Studio Hamburg
im Februar 2007 zurück. Die erfolgreiche Vorabendserie des ZDF wurde im zehnten Jahr
ausgestrahlt.
„Quantensprung für die Sicherheit“ auf dem
Flugfeld. Nach 30 Jahren erhält die
Fliegerhorstfeuerwehr zwei neue Tanklöschfahrzeuge; die Ziegler Z8 sind die zur Zeit
größten und leistungsstärksten Löschfahrzeuge
der Bundesfeuerwehren in Schleswig-Holstein.
66
Weltweit im Einsatz
kunde für 4 Jahre unfallfreien Flugdienst. In
Das Einsatzgeschwader in Termez/Usbekistan
seiner Ansprache würdigte General Ahrens die
erbrachte am 21. April 2007 die 19.000ste
stetige Leistung auf dem Gebiet der FlugsiFlugstunde. Diese Bilanz wurde zum größten
cherheit. Dabei betonte er unter anderem, dass
Teil durch Lufttransport- und MEDEVACdie langjährige Flugunfallfreiheit kein GeEinsätze im Rahmen von ISAF, sowohl in
schenk ist, sondern täglich hart und wiederholt
NATO als auch in nationaler Verantwortung
erarbeitet werden muss
erflogen. Insgesamt wurden seit der Aufnahme
des Flugbetriebes in Afghanistan mit
Am 19. Juni 2007
den
Waffensystemen
erfliegt das EinsatzgeTransall C-160 und
schwader
unter
Sikorsky
CH-53
Kommodore
GS gemeinsam
Oberst
Manfmehr als 6.900
red Merten
Einsätze
die
durch20.000ste
geführt.
Flugstunde
Dabei
im
teilwurden rund
streitkraft16.000
übergreifenTonnen Ladung,
dem Flugbetrieb
sowie mehr als
mit
der CH-53 und
184.000
Passagiere
transportiert,
dazu
kommen
rund
600
der Transall C-160.
Patienten
aus Im Einsatzgeschader Termez sind seit Juni 2004 die Lfz Muster
Transall C-160 und CH-53 GS im Einsatz. Transportkapazitäten der
unterschiedlichen
Luftwaffe und des Heeres werden in diesem „joint-Verband“ vereint
Im Juli nahm eine
Nationen, die mit unseren
Transall C-160 vom LTG
MEDEVAC63 an der Übung „CooLuftfahrzeugen
verlegt
perative Archer 2007“
wurden. Nahezu täglich
teil. Die Übung fand
flog der „Jointim Rahmen des
Verband“,
NATOwelcher
aus
Programms
Luftwaffen„Partnerund Heeresschaft für
anteilen
den Friebesteht,
den“
in
nach
TifAfghanistan.
lis/Georgien
statt.
Das LTG 63
wurde durch
den Inspekteur
der Luftwaffe für
seine
erfolgreiche
Flugsicherheitsarbeit im
Jahr 2006 für 9.425 Flugstunden
im Bereich der Bundeswehr zum vierten
Mal in Folge mit der Flugsicherheitsurkunde
ausgezeichnet. Am 1. Juni übergab der Kommandeur des Lufttransportkommandos, Herr
Generalmajor Hans- Werner Ahrens, dem Lufttransportgeschwader 63 die Flugsicherheitsur-
40 Jahre
Lufttransportgeschwader 63 in Hohn!
Vor 40 Jahren landete die
erste Noratlas des LTG 63 auf
dem Fliegerhorst Hohn. Ein besonderer Grund
dieses Jubiläum gebührend zu feiern. So geschah es am Wochenende des 8. und 9. September 2007 mit einem Familientag und anschließend zünftigem Hallenfest.
67
Weltweit im Einsatz
ten. Der Bundespräsident begrüßte die Bürgermeister Peter Eichen (Alt Duvenstedt), Pierre
Gilgenast (Fockbek), Andreas Breitner
(Rendsburg) und
Bürgervorsteher
Eberhard
Goll.
Sehr beeindruckt
zeigte sich das
Staatsoberhaupt
bei einem Rundgang durch die
Instandsetzungshalle der C-160
Transall, ebenso
wie bei der Besichtigung einer
MEDEVAC- Maschine. Der Fliegerarzt OSA Sven
Koopmann und
sein Team erläu-
2008
Am 18. Februar 2008 jährte sich zum sechsten
Mal der Tag,
an dem durch
den damaligen
Kommandoführer
des
Lufttransportstützpunktes,
der Vorläufer
des
heutigen
Einsatzgeschwader Termez, die volle
Einsatzbereitschaft
des
Stützpunktes
für den Einsatz
im Rahmen der
International
Security Assis- Den benötigten Lufttransport für den ISAF Einsatz müssen zu einem großen Teil auch strategische terten eindrucksTransportflugzeuge wie die Antonow AN-124, im oberen Bild zu sehen beim Entladen auf dem
tance
Force Flughafen Kabul, sicherstellen
voll die Abläufe
(ISAF) an die
und FunktionsweiFührung der Bundeswehr gemeldet wurde. Seit
sen einer solchen „fliegenden Intensivstation“.
19. Juni 2004 bestand das Einsatzgeschwader
Das Lufttransportgeschwader 63 konnte am
Termez als „Joint-Geschwader“. Damit wurden
Ende des Jahres 2007 auf einen fünfjährigen
die Transportkapazitäten der Luftwaffe und des
unfallfreien Flugbetrieb zurückblicken. Aus
Heeres unter eine gemeinsame Führung gediesem Grund wurde der Verband erneut mit
stellt. Zum ersten Mal in der Geschichte der
dem Flugsicherheitspokal ausgezeichnet. Die
Bundeswehr wurde somit ein teilstreitkräfteÜbergabe des Pokals an den Verband fand am
übergreifendes Geschwader mit Großgerät von
3. Juli 2008 in Form eines Appells durch den
Heer und Luftwaffe aufgestellt.
Kommandeur des Lufttransportkommandos,
Am Nachmittag des
25. Juni 2008 besuchte
Bundespräsident
Horst Köhler das
Lufttransportgeschwader.
Gegen
13:45 Uhr landete die
Maschine vom Typ
Challenger mit der
Kennung 12+07 auf
dem NATO-Flugplatz
Hohn. Auf dem Flugfeld wurde er begrüßt
durch den Inspekteur
der Luftwaffe Generalleutnant Klaus- Peter Stieglitz und dem
Kommodore LTG 63, Der Bundespräsident Horst Köhler zu Besuch im LTG 63 im Juni 2008
Oberst Manfred Mer68
Weltweit im Einsatz
Herrn Generalmajor Hans-Werner Ahrens, an
den Stv. Kommodore Oberstleutnant Helmut
Henk statt. Im Rahmen dieses Appells waren
Soldatinnen, Soldaten, Beamte und Zivilangestellte des LTG 63 angetreten.
punkt Termez“ mit unveränderten Kernaufgaben im Bereich des Luftfrachtumschlages sowie der Passagierabfertigung umbenannt und
als dislozierte Einheit dem EG MES zugeordnet.
Generalmajor Hans-Werner Ahrens überreicht den Flugsicherheitspokal an
den Stv Kommodore Oberstleutnant Helmut Henk
Das Wappen des Einsatzgeschwaders Mazar-e-Sharif. Mit dem Ablauf des
31.8.2008 wurde das EG Termez aufgelöst und die Luftfahrzeuge ins EG
MeS verlegt und integriert
Mit dem Bundestagsbeschluss vom 9. März
2007 und der militärischen Entscheidung, sich
mit sechs Aufklärungs-Tornados (RECCE) an
ISAF zu beteiligen und diese in Mazar-e Sharif
zu stationieren, wurden die ursprünglichen
Verlegeplanungen für die in Termez stationierten Luftfahrzeuge in den Norden Afghanistans
vorläufig aufgeschoben. Mit der Fertigstellung
der benötigten Infrastruktur in Mazar-e Sharif
wurden die Hubschrauber CH-53 GS vom Einsatzgeschwader Termez (EG TMZ) abgezogen
und am 1. November 2007 in das Einsatzgeschwader Mazar-e
Sharif (EG MES)
integriert. Nachdem die Erweiterung der Flugbetriebsflächen
in
MES abgeschlossen war, begann
im August 2008
die Verlegung und
Integration
der
Transall C-160 in
das EG MES. Mit
Ablauf des 31.
August 2008 wurde das EG Termez
dann außer Dienst
gestellt und zum Arbeitseinsatz in der Slowakei
„Strategischen
Lufttransportstütz-
Nach dem vierten Arbeitseinsatz des Lufttransportgeschwader 63 wurde pünktlich zum 90.
Jahrestag seit Ende des I. Weltkrieges der Soldatenfriedhof im Ost- Slowakischen Vysny
Mirosov feierlich eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben.
Die Soldaten um Hauptmann Joachim Fedde
wurden für Ihre langjährige Zusammenarbeit
mit Orden des Innenministeriums der Slowakischen Republik und des Militärs ausgezeichnet.
69
Weltweit im Einsatz
terbedingungen südlich Norwegens zu kämpfen
und reisten mitunter verspätet an. Die Verlegung der an der Übung beteiligten Hubschrauber erfolgte von Nordholz wo eine Antonov
124 drei UH–1D aufnahm um sie in das
Übungsgebiet zu verlegen. Ziel dieser Übung
sollte es sein, die Kommandostrukturen innerhalb eines multinationalen Führungsstabes auf
2009
Nachdem das Lufttransportgeschwader 63 im
letzten Jahr den Flugsicherheitspokal für fünfjährigen unfallfreien Flugbetrieb erhalten hat,
wurde am 6. März 2009 die Flugsicherheitsurkunde für unfallfreien Flugbetrieb im Jahr 2008
in Form eines Appells durch den Kommandeur
des
Lufttransportkommandos, Herrn
Generalmajor HansWerner Ahrens, an
den
Kommodore
Oberst Manfred Merten überreicht. Im
Rahmen dieses Appells waren Soldatinnen, Soldaten, Beamte und Zivilangestellte des LTG 63 angetreten. General Ahrens würdigte in seiner Ansprache die
Leistung des Verbandes auf dem Gebiet
der
Flugsicherheit
und unterstrich, dass
Die NATO Übung „Cold Response“ in Norwegen
Auftragserfüllung
und Flugsicherheit
nicht
miteinander
konkurrieren, wenn
alle am Flugbetrieb
Beteiligten verantwortungsbewusst,
professionell und mit
steter Disziplin handeln. Er stellte heraus, dass Teamarbeit
ein
wesentlicher
Schlüssel dieser erfolgreichen
Auftragserfüllung ist.
Das Motto der diesjährigen
NATOÜbung „Cold Response“ hätte besser heißen sollen: „Getting
there is half the challenge“. Zahlreiche Nationen hatten anfänglich mit den schlechten Wet-
Brigadeebene zu standardisieren und seine Führungsfähigkeit zu testen.
70
Weltweit im Einsatz
Rodeo 2009 auf der Mc Chord Air
Force Base bei Seattle. Ein Vorkommando, bestehend aus Technikern, dem Luftumschlagzug (LuZg),
Fallschirmjägern aus Altenstadt, sowie Objektschützern aus Jever, wurden mit einem Airbus eingeflogen.
Bis zum offiziellen Beginn des Rodeo am Sonntag 19. Juli 2009, waren
zwei Transall C-160 gefolgt. Neben
Deutschland, nahmen auch Malaysia,
Türkei, Spanien, Korea, Belgien, Israel in Mc Chord teil. Am Ende ging
die Ehrung an Korea, das LTG 63
sammelte bei diesem internationalen
Vergleichskampf neue Erfahrungen.
Für einen kurzen Zwischenstopp war
am 20. August 2009 die im Jahr
1964 gegründete Jet-Kunstflugstaffel
Patrouille Suisse, auf dem Weg nach
Skandinavien, Gast beim LTG 63.
Rodeo 2009, Gruppenfoto mit “Else” und der Crew. (oben) Ein amerikanischer Wart winkt die
Transall C-160 in ihre Parkposition ein (unten)
Die Schweizer Kunstflugstaffel zu Gast beim LTG 63
Am 17. Dezember 2009 konnte der
Kommodore des LTG 63, Oberst
Manfred Merten, im Beisein des
Kommandeurs
Lufttransportkommando, Generalmajor Hans-Werner
Ahrens, den Befehlshaber Luftwaffenführungskommando, Generalleutnant Peter Schelzig auf dem NATOFlugplatz Hohn zu einem Truppenbesuch begrüßen.
71
Weltweit im Einsatz
2010
Am 3. Juni 2010 besuchte der Kommandeur
des Lufttransportkommandos in Münster, Generalmajor Hans-Werner Ahrens, letztmalig offiziell das Lufttransportgeschwader 63. General
Ahrens, der Ende Juni 2010 in den Ruhestand
versetzt wird, nutzte die Gelegenheit, sich auch
bei den Bürgermeistern der Stadt Rendsburg,
Andreas Breitner und der Gemeinde Hohn,
Bernd Müller für die langjährige und gute Zusammenarbeit zu bedanken.
Aufgrund der geänderten Unterstellungsverhältnisse zum 1. Juli 2010 fand vom 14. bis 15.
Juni 2010 ein Informationsbesuch des Chefs
des Stabes Kommando 4. Luftwaffendivision,
Oberst i.G. Harms, mit seinen Abteilungsleitern
im LTG 63 statt.
Am 30. Juni 2010 kam es zur Außerdienststellung des Lufttransportkommandos in Münster.
Die Aufgaben wurden dem European Air
Transport Command (EATC) in Eindhoven
übertragen. Dem LTG 63 ist jetzt die 4. Luftwaffendivision mit ihrem Kommandeur Generalmajor Volker Zimmer, als Dienststelle auf
Divisionsebene vorgesetzt.
Am 1. Juli 2010 besuchte der Stellvertreter des
Befehlshabers Luftwaffenführungskommando,
Generalmajor Hans-Joachim Wundrak das Geschwader. Generalmajor Wundrak, ehemaliger
Staffelkapitän der 1. Staffel des LTG 63, hielt
in
dem
Offizierheim
vor
Geschwaderangehörigen ein Briefing zur Zukunft der Bundeswehr. Speziell ging er dabei
auf die Auflösung der 2. Fliegenden Staffel des
LTG 63 zum Jahresende ein.
Seit dem 1. Juli 2010 ist das LTG 63 der 4.
Luftwaffendivision in Aurich unterstellt. Nachdem am 14. und 15. Juni 2010 bereits der Chef
des Stabes mit den Abteilungsleitern das Geschwaders besucht hatte, kündigte sich für den
7. und 8. Juli Brigadegeneral Dieter
Dammjacob, der Stellvertreter des Kommandeurs 4. Luftwaffendivision an, um in persönlichen Gesprächen einen ersten Einblick in das
Lufttransportgeschwader und sein Aufgabenspektrum zu erhalten. Das LTG 63 nimmt als
einziger Lufttransportverband in der 4. Luftwaffendivision eine Sonderstellung ein.
Am 25. Februar 2010 übernimmt Oberst Stefan
W. Neumann, als 13. Kommodore, die Führung
des LTG 63.
Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg wurde nach seiner Ankunft am
9. März 2010 auf dem NATO-Flugplatz Hohn
durch den stellvertretenden Kommodore,
Oberstleutnant Helmut Henk auf der Weiterreise nach Eckernförde begrüßt, wo er seinen Antrittsbesuch bei der Marine absolvierte.
Oberstleutnant Helmut Henk nimmt Verteidigungsminister Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg in Empfang
72
Weltweit im Einsatz
und einem „Fly OutHohn“, der
Flugbetrieb
mit
Am 22. Juli 2010 führte eine Delegation der
SPD einen Informationsbesuch beim
LTG 63 durch. Ein hohes Interesse
an der Neuausrichtung der
Bundeswehr sowie an den
regionalen Verbänden, u.a.
das
Lufttransportgeschwader 63, das als
letzter Verband in der
Umgebung der Garnisonsstadt
Rendsburg
verblieben ist, führten
dazu, dass der Bundestagsabgeordnete Rix sowie
die Landtagsabgeordneten Dr.
Stegner und Dr. Dolgner aus
Schleswig-Holstein neben den aktuellen Aufgaben des
Verbandes
auch
UH-1D
auf Borkum eingestellt.
Am 15. Dezember
2010, unter der Beteiligung zahlreicher Ehrengäste aus Politik und
Gesellschaft sowie Abordnungen der Bundeswehrund Schwesterverbände
beendete der stellvertretende
Befehlshaber
Luftwaffenführungskommando, Generalmajor
Hans-Joachim
Wundrak, in Begleitung
des
stellvertretenden
Kommandeur 4. Luftwaffendivision,
Brigadegeneral
Dammjacob, mit einem feierlichen
Appell den Flugbetrieb
UH-1D im
LTG 63.
Mit
Eindrücke
zur
Stimmungslage
der
Soldatinnen und Soldaten unseres Geschwaders sammeln wollten.
Am 8. September 2010 kam das
Mitglied des Deutschen Bundestages, Dr. Bartels zu einem Informationsbesuch
in unser Geschwader. Sein
hohes Interesse am LTG
63 führte den Parlamentarier zu uns, um neben den
aktuellen Aufgaben des
Verbandes auch Eindrücke
zur Stimmungslage der Soldatinnen und Soldaten unseres Geschwaders sammeln zu können.
Am 27. Oktober 2010 wurde mit der
Veranstaltung „Final Coasting Out-Borkum“
einem
Fly
Out
verabschiedete
73
Weltweit im Einsatz
gesetzter Bereich Penzing bzw. die Industrie
durchgeführt. Aus Kostengründen sollen
diese auch wieder ab 2012 in den Lufttransportgeschwadern durchgeführt werden. Als
Nachweis, dass diese Fähigkeit in den Verbänden vorhanden ist, wurde ab dem 4. Februar 2011 in der Werfthalle des LTG 63 die
erste Inspektion in der Truppe seit acht Jahren mit großem Erfolg durchgeführt.
Am 26. Februar 2011, erwarteten die
fliegenden Besatzungen des Lufttransportgeschwaders 63 voller Spannung auf den Einsatzbefehl für die Operation „Pegasus“. Bei
Gruppenfoto der Technischen Gruppe beim Dockausgang der Maschine nach Abschluss
dieser
durch das Einsatzführungskommando
der periodischen Inspektion. Diese Inspektion wurde bis dato hauptsächlich bei der
Industrie oder der Werft in Penzing durchgeführt
der Bundeswehr in Potsdam geführten Operation ging es um die Rettung deutscher und
ausländischer Staatsbürger aus dem im Bürgerkrieg befindlichen Libyen. Am Donnerstag, den 3. März 2011 wurde die Operation
für beendet erklärt.
Mit der Rückkehr der letzten in
Toplicane (Kosovo) noch stationierten Bell
UH 1-D im Februar 2011 in den Leitverband am Standort Penzing beendete die
Luftwaffe ihren mit LTG 61/62/63 und HSG
64 gemeinsamen Auftrag, innerhalb der gemischten Heeresfliegerabteilung KFOR,
ihren zwölfjährigen Einsatz auf dem Balkan.
Zur Erfüllung des Auftrages standen bis zu
15 Hubschrauber der Luftwaffe und des Heeres
sich die Staffel in gewohnter und ausgezeichnezur Verfügung.
ter Weise im Rahmen einer „Five Ship FormaVom 15. bis 17. September 2011 feiert das
tion“ mit dem Banner der Landesfarben
Lufttransportgeschwader 63 sein 50 - jähriges
Schleswig-Holstein aus Hohn.
Bestehen mit einer Serenade und einem Familien- und Freundestag.
2011
Eine Periodische Inspektion an der
Transall C160 wird im
LTG
63
durchgeführt.
Seit
1998
wurden diese
Inspektionen
durch
das
Systemzentrum
Luftfahrzeugtechnik, ab-
Anlässlich des 50 jährigen Jubiläums des LTG 63 bekam diese Transall eine Sonderlackierung
74
Geschichten und Anekdoten
Deutschlands Beteiligung an der internationalen Luftbrücke für Sarajevo. Erstflug am 4. Juli 1992
Überraschend kam der Einsatzbefehl für den Hilfsflug zur Teilnahme an der aktiven Versorgung der notleidenden Bevölkerung von Sarajevo nicht. Andere Nationen hatten bereits die Versorgungsflüge aufgenommen, und so war die Teilnahme Deutschlands nur eine Frage der Zeit. Da als Transportmittel nur die Transall C- 160 in Frage kam, hatten sich die Verbände (LTG 61, LTG 62, LTG 63) bereits im Vorfeld mit diesem Problem beschäftigt.
Die Standardisierungsgruppen der Verbände setzten sich mit den zuständigen Stellen in Verbindung und
erarbeiteten einheitliche Verfahren, um eine sichere und den geltenden Vorschriften entsprechende Flugdurchführung zu gewährleisten. In bestimmten Fällen, Grenzbereiche der Leistungsfähigkeit der C- 160 betreffend, wurden Sondergenehmigungen eingeholt. Federführend für diese Vorbereitungen war die Standardisierungsgruppe des LTG 63.
Ausgangspunkt für die Versorgungsflüge war der Flugplatz von Zagreb (Kroatien), wo alle Hilfsgüter angeliefert, sortiert und lufttransportfähig gepackt wurden. Die Strecke von Zagreb nach Sarajevo und zurück
sowie die Flughöhen waren zwingend für alle an der Luftbrücke beteiligten Nationen vorgegeben. Sie waren
so gewählt, dass keine oder aber nur geringe Bedrohung vom Boden aus zu erwarten war. Die schwierigsten
Teile waren An- und Abflug des Flugplatzes von Sarajevo. Anflughilfen waren nicht vorhanden und der
Funkverkehr entsprach auch nicht den gewohnten Verhältnissen. Da der Flugplatz von Sarajevo in einem
einseitig geöffneten Talkessel liegt, ist er ohne Anflughilfen nur unter Sichtflugbedingungen anfliegbar.
Die relativ niedrige Geschwindigkeit der Transall C-160 beim Anflug und die dadurch eingeschränkte Manövrierfähigkeit hält das Flugzeug längere Zeit im Einwirkungsbereich der Infanteriewaffen und der Flak.
Um diese Zeitspanne der Bedrohung zu verkürzen, wurde ein Verfahren erarbeitet, welches später als „Sarajevo - Approach“ bekannt wurde. Hierbei ging es darum, beim Anflug die Flughöhe so spät wie möglich,
aber so früh wie nötig, zu verlassen. Beim Abflug, nach dem Einfahren von Fahrwerk und Flügelklappen,
erst Geschwindigkeit aufzubauen und dann möglichst steil nach oben zu ziehen, um aus dem Wirkungsbereich der Infanteriewaffen zu kommen.
Alle diese Fakten waren durch die Standardisierungsgruppe dem fliegenden Personal in Briefings vermittelt
worden. Musterkarten für die Strecke, An- und Abflugverfahren standen den Besatzungen als Kopien zur
Verfügung. Durch diese hervorragenden Vorleistungen waren die Verbände jederzeit in der Lage, verzugslos
aktiv an der Luftbrücke teilzunehmen.
Nach Eingang des Einsatzbefehls im LTG 63 am 3. Juli 1992 wurde die Besatzung durch den EO der Lufttransportstaffel zusammengestellt und in den Einsatzauftrag eingewiesen. Er lautete: Transport von Personal
und Material für den Stützpunkt Zagreb sowie Transport von Hilfsgütern für Sarajevo. Ein zusätzlicher
Punkt war die Mitfluggenehmigung von Vertretern der verschiedenen Mediengruppen um die Teilnahme der
BRD an den Hilfsflügen auch der Öffentlichkeit mitzuteilen.
75
Geschichten und Anekdoten
Die Besatzung bestand aus:
-
dem Kommando-Führer und Navigator:
OTL Pleiner
-
Kommandant
Hptm Vollmann
-
Co-Pilot
Hptm Dien
Hptm Klehr, OTL Pleiner
-
FE
StFw Palisa
-
FLM:
StFw Saal
Im anschließenden Besatzungsbriefing werden dann zuerst die Routinepunkte abgearbeitet:
-
Aufgabenverteilung für Flugvorbereitung (Strecke, Zielplätze, Wetter, S2-Lage)
-
Ladung, Betankung und Ausrüstung des Flugzeuges
-
Verpflegung (Der Dienstherr ist hier zwar gefordert, aber reagiert nur selten. Die Besatzung ist Selbstverpfleger bei diesem langen Einsatz.)
-
Dienstantritt am Abflugtag
Danach speziell die Strecke Zagreb – Sarajevo – Zagreb
-
allgemeine Sicherheitslage und spezielle Informationen (soweit vorhanden)
-
Verhalten bei Bedrohung im Flug
-
Verhalten in Sarajevo am Boden
Somit ist sichergestellt, dass alle Besatzungsmitglieder mit den gleichen Informationen für den Einsatz versorgt sind.
Flugzeugführer und Navigator legen dann anhand ihrer Vorausberechnungen den letztmöglichen Punkt für
ein Durchstarten im Notfall und das daraus folgende Streckenprofil fest. Diese Berechnungen werden dann
am Flugtag aktualisiert.
Am 4. Juli 1992 waren die Besatzungsmitglieder zu den vorgesehenen Zeiten auf ihren jeweiligen Arbeitsplätzen und überprüften ihre Bereiche. Unser Flugzeug war die GAF 51+09. Flugzeugführer und Navigator
erstellten die Flugpläne für den gesamten Flug und holten eine entsprechende Wetterberatung ein. Nach den
Voraussagen erwartete uns ein problemloser Flug. Zurück an Bord der 51+09 kamen die Klarmeldungen der
verantwortlichen Besatzungsmitglieder und der Start erfolgte um 0645Z.
Der Hilfseinsatz führte zunächst über Wunstorf und Köln / Bonn. Hier wurden Personal und Gerät (z. B.
Gabelstapler) für die Beladung von Hilfsgütern in Zagreb aufgenommen sowie Hilfsgüter für Sarajevo. Die
Medienvertreter waren auch bereits vor Ort um bei der Beladung dabei zu sein und um erste Interviews mit
den Besatzungsangehörigen zu führen.
Hierbei kristallisiert sich seit Jahren immer wieder ein gleich bleibendes Frage- und Antwortritual heraus.
Fragen:
-
Wie ist das allgemeine Gefühl bei diesem Einsatz, was bewegt sie besonders?
-
Ist Angst bei dem Einsatz dabei?
-
Was sagen Familie, Angehörige und Freunde?
76
Geschichten und Anekdoten
Antworten
Kriseneinsätze sind Teil des Einsatzkonzeptes und werden von uns bereits seit längerem in den verschiedensten Regionen durchgeführt
Die Einsätze sind immer wieder eine Herausforderung die mit der nötigen Sorgfalt und gewissenhafter Vorbereitung unter Einplanung evtl. Risiken angegangen werden
Keine Angst, aber jeder ist sich über ein nicht kalkulierbares Restrisiko im Klaren
Familien stehen voll hinter den Einsätzen, sonst wären wochenlange Abwesenheiten nicht ohne Probleme möglich
Nach dem Abschluss der Arbeiten am Boden erfolgt um 0915Z der Start in Köln/ Bonn. Nach gut zwei
Stunden landete die Transall um 1120Z in Zagreb. Es folgte die Entladung des für Zagreb bestimmten Personals und Materials. Aufgenommen werden Lebensmittel und Medikamente mit einem Gesamtgewicht von
ca. 9 Tonnen. Während das Flugzeug beladen wurde, holten sich Flugzeugführer und Navigator die neuesten
Informationen für den bevorstehenden Flug nach Sarajevo und zurück (Wetter, Strecken-und Zielflugplatz,
Sicherheitslage, Funkfrequenzen für den internen Verkehr mit anderen Hilfsflugzeugen usw.). Aufgrund der
vorgegebenen Landezeit in Sarajevo wurde der Start in Zagreb auf 1350Z festgelegt und erfolgte pünktlich.
Bei schönstem Wetter flogen wir zunächst Richtung Westen bis Rijeka, dann nach Süden an der Adriaküste
entlang. Im Osten zeichnete sich klar die Bergfront Dalmatiens ab.
Über Split ging es dann ostwärts in das Landesinnere Richtung Sarajevo. An Bord erfolgte jetzt ein letztes
Briefing für die Besatzung, in dem alle wichtigen Punkte für Anflug, evtl. Durchstarten und Landung noch
einmal angesprochen wurden. Nach der Kontaktaufnahme mit „Sarajevo Tower“ wurden wir für Anflug und
Landung freigegeben. Die Sicherheitslage war in Ordnung. Im steilen Sinkflug flogen wir auf die Landebahn
zu. Aus den Augenwinkeln erkannten wir das zerstörte Sarajevo, zerbombte Dörfer, leere Straßen und Autowracks. Die Landung um 1520Z bereitete keine Probleme. Am Rand der Landebahn und auf dem gesamten Flugplatz sah man die blauen Helme der UN-Soldaten, die hier den Flugplatz sicherten. Auf dem Abstellplatz wurden Ladetor und Laderampe geöffnet und die Triebwerke abgestellt. Kanadische und französische Soldaten entluden die Transall C- 160 in kürzester Zeit und beluden sie wieder mit Leergut und
Verzurrmaterial das in Zagreb wieder benötigt wurde. Normal ist eine Bodenzeit von ca. 20 Minuten. Da
unsere Medienvertreter aber noch weitere Informationen durch die UN-Mitarbeiter erbaten und auch erhielten, starteten wir um 1615Z. Nach dem Start hieß es dann, so schnell wie möglich wieder Höhe gewinnen
um aus dem Bereich der Infanteriewaffen zum kommen.
Der weitere Rückflug erfolgte ohne Störungen, die Landung in Zagreb um 1740Z. Das Flugzeug wurde entladen und für den Rückflug betankt. Start in Zagreb um 1830Z, Landung in Köln / Bonn um 2040Z. Nach
kurzer Berichterstattung durch den Kommandoführer OTL Pleiner an den an-wesenden Kommandeur des
LTKdo erfolgte der Weiterflug nach Hohn um 2205Z. Nach einem rund 16-stündigen Flugeinsatz freuten
wir uns nun auf ein gemütliches Bier im Kreise der Besatzung, doch der Wunsch war hier der Vater der Gedanken. Der Kommodore, Oberst Mörsdorf, empfing uns, zusammen mit den Medienvertretern aus dem lokalen Bereich Rendsburg und aus Schleswig-Holstein.
Nach den schon allgemein bekannten Fragen konnte aus Sicht der Besatzung folgendes Fazit dieses 1. Hilfseinsatzes gezogen werden: Es war ein erfolgreicher Einsatz. Die erarbeiteten Unterlagen stimmten mit den
örtlichen Gegebenheiten überein und die Funkverbindungen der Hilfsflugzeuge untereinander waren gut
koordiniert gewesen. Die Bodenorganisation in Sarajevo war optimal. Eine Gefährdung der Besatzung habe
bei diesem Einsatz nicht bestanden.
Nun endlich gab es in der Staffelbar das verdiente Bier und nach Gesprächen im kleinen Kreis fuhren wir zu
unseren Familien nach Hause.
Im Grunde genommen war es: „Ein fast alltäglicher Einsatz“.
77
Geschichten und Anekdoten
Bomben auf Sanaa verhindern Transall – Start
Evakuierungsflüge durch Verhandlungsgeschick erfolgreich verlaufen
Der Bürgerkrieg im arabischen Jemen ließ Anfang Mai 1994 erneut die Weltöffentlichkeit aufhorchen. Erst
vor vier Jahren hatte sich der sozialistische Süden mit dem kapitalistischen Norden zu einem gemeinsamen
Staat wiedervereint; doch ein dauerhafter Streit zwischen Präsident All Saleh ( Norden ) und seinem Stellvertreter All el Baid führte zu Machtkämpfen, die nun in kriegerische Auseinandersetzungen mündeten. Die
Luftwaffe aus dem Süden bombardierte strategisch bedeutsame Einrichtungen, wobei den Verteidigern der
Abschuss eines Bombers gelang. Zahlreiche Menschen fielen den Kämpfen zum Opfer, die öffentliche Sicherheit geriet außer Kontrolle und Staatsbürger fremder Nationen sahen sich akuten Gefährdungen ausgesetzt. Eine schnellstmögliche Evakuierung ausländischer Bürger wurde eingeleitet, hier der Fortgang:
Am 5. Mai 1994 befindet sich eine Transall des LTG 62 aus Wunstorf auf dem Flugplatz von Sanaa mit
Versorgungsgütern für die Deutsche Botschaft im Jemen. Die Besatzung kann den für diesen Tag geplanten
Rückflug nicht antreten, im Ort herrscht Rebellion und Luftangriffe auf den Flugplatz von Sanaa verhindern
einen Start. Die Besatzung liegt fest. Überdies erleidet ihre Maschine während der Nachtstunden erhebliche
Schäden durch Granatsplitter, sie werden vor dem späteren Rückflug mit 50 Passagieren an Bord notdürftig
repariert. In Anbetracht bevorstehender Evakuierungsflüge befiehlt das Lufttransportkommando am 6. Mai
1994 eine auf dem Flug von Ankara nach Hohn befindliche Transall des LTG 63 über Souda / Kreta nach
Djibouti, um sich dort in Bereitschaft zu begeben. Zwischenzeitlich auf diplomatischer Ebene geführte Gespräche, den Flugplatz Sanaa für Evakuierungen freizugeben und einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten, verlaufen mit Erfolg, das BMVg gibt noch am gleichen Tag den Befehl für diese Operation.
Zur Erweiterung der Transportkapazität entsendet das Lufttransportkommando am 7. Mai 1994 eine dritte
Transall, die von Bahrain aus über mehrere Wochen UN – Einsätze in den Irak flog, in das Bürgerkriegsgebiet des Jemen. Eine während des Anfluges auf Sanaa unter Gewehrbeschuss geratene Transall wird nur
leicht beschädigt. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Maschine kann weiterhin wie geplant an den Flügen teilnehmen. Am 10. Mai 1994 melden die Besatzungen den Abschluss ihres Auftrages.
An vier Tagen wurden mit drei Flugzeugen in sieben Einsätzen insgesamt 588 Menschen aus Sanaa nach
Djibouti evakuiert. Von dort setzten die 220 Deutschen und 368 weiteren Europäer ihre Reise in die Heimatländer fort. Für die Crew des LTG 63 endete der Einsatz mit ihrer Landung am 13. Mai 1994 auf dem Flugplatz Hohn. Oberstleutnant Udo Ottmüller, stellvertretender Kommodore des LTG 63, begrüßte Flugzeugkommandant Thomas Alfermann und seine Besatzung mit den Worten: „Das habt Ihr prima gemacht“. Abschließend standen auch Copilot Oberleutnant Alexander Buchert, Navigator Hauptmann d. R. Manfred
Bechstein, Bordtechniker Stabsfeldwebel Bernd Wilhelm und Ladungsmeister Hauptfeldwebel August
Schmidt den Medienvertretern für Pressegespräche zur Verfügung. Obwohl von den Rückkehrern nachhaltig
betont wurde, dass es sich hierbei um einen ganz „normalen Lufttransporteinsatz“ gehandelt habe, drückten
Familienangehörige ihre Angst und Besorgnis um eine glückliche Heimkehr unumwunden aus.
Hauke Haedicke
78
Geschichten und Anekdoten
LTP 4 Tirana
Am 11.05.99 um 05:45 starteten 4 Soldaten des LTG 63 und 3 Soldaten des LVR 5 zum Aufbau des LTP 4
nach Tirana. Nach 5 Stunden Flugzeit landeten wir auf dem Flugplatz Tirana (Rinas International Airport).
Die baulichen Einrichtungen von Rinas International sind sehr schnell beschrieben, weil es nur ein (1) Gebäude auf diesem Flugplatz gibt, das Abfertigungsterminal.
Der erste Eindruck, wir befinden uns
auf einem kleinen Provinzflugplatz, der
hoffnungslos überlastet ist. Die Anzahl
der startenden und landenden Lfz übersteigen das maximal mögliche um ein
Vielfaches.
Um einen geeigneten Platz für ein
Camp (das Brummelcamp) zu finden
gibt es nur sehr wenig Auswahlmöglichkeit, weil der meiste Platz auf
Rinas International von Amerikanern
und Franzosen belegt ist. Nach dem der
Platz für das Brummelcamp festgelegt
ist, beginnt der Aufbau und erste aufräum Arbeiten um das Chaos auf dem
Lagerplatz der Hilfsgüter zu beseitigen.
Eine Gruppe baut das Iglu-Dorf mit einer Terrasse auf und die zweite Gruppe sichert Lufttransporthilfsmittel
und Hilfsgüter um diese der Verteilung durch Hilfsorganisationen zu zuführen. Die Soldaten sortieren Paletten und beladen Lkws der humanitären Organisationen.
Zum Einsammeln von Paletten und
Gurtzeug wird die erste Fahrt nach
Tirana notwendig. Die Strecke beträgt ca. 12 km, ich habe den Eindruck durch die größte Müllkippe
Europas zufahren. Autowracks,
Müll, brennende Müllberge, 15-20
Schrottplätze und unvorstellbare
Armut entlang des Weges. Die Verkehrsteilnehmer muten teilweise
mittelalterlich an. Vom Eselkarren,
Pferdewagen LKWs aus dem Museum bis zu neuesten Modellen von
Audi, Mercedes und BMW findet
man alles auf den Straßen. Ein Kontrast der nachdenklich macht und die
Vermögensverhältnisse in Albanien
deutlich aufzeigt. Eine sehr dünne Schicht sehr reicher Leute und die große Masse des in Armut versinkenden Volkes. Besonders bedrückend sind die Kinder, die an der Straße stehend und betteln.
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Geschichten und Anekdoten
Nach den gesammelten Eindrücken kann ich nur eine Aussage treffen:
„Man kann es nicht beschreiben, man muss es gesehen oder erlebt haben“.
In Tirana setzt sich das Bild fort, eine Stadt die in Müll, Schutt und Gestank lebt. Chaotische Verkehrsverhältnisse, Devisenhandel auf offener Straße (bevorzugt DM und Dollar), an jeder Ecke Verkaufsstände, große Basare. Tirana erweckt den Eindruck eine orientalische Stadt zu sein, die abendländische Züge angenommen hat.
Besonders auffällig ist die Deutschfreundlichkeit, sowie das Verhalten der Albaner gegenüber uns, den deutschen Soldaten.
Am Ende bleibt festzustellen, es war ein harter Job, der sehr viel Spaß gemacht hat. Maßgeblich für den Erfolg waren die Motivation und fachliche Qualität der eingesetzten Soldaten.
Bedanken möchte ich mich auf diesem Wege für die tolle Unterstützung durch viele Bereiche des LTG 63,
insbesondere bei Hptm Marten und Maj Zvonar für ihr außergewöhnliches Engagement.
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Geschichten und Anekdoten
Einmal rund um Afrika
Im Rahmen einer Ausrüstungshilfe hatten wir den Auftrag medizinische Hilfsgüter in den Jemen nach Sanaa
zu transportieren. Wir, das waren der Stabshauptmann Reimann die Copiloten Oberleutnant Männel und
Oberleutnant Miedtke, der Bordmechaniker Hauptfeldwebel Hagge, der Ladungsmeister, Stabsfeldwebel
Wolloscheck sowie der Wart Feldwebel Bernardi und der Stabsarzt Lamprecht.
Die Flugroute führte als Weiterbildungsflug über Kenia, Rèunion und Südafrika nach Namibia sowie über
Gabun, den kapverdischen Inseln und Portugal zurück nach Hohn.
Für den unbedarften Leser hört sich die Strecke wie ein Urlaub der besonderen Art an, träumt man doch als
Tourist von Sommerstränden im Indischen Ozean oder von Safaris durch Kenia und Namibia. Bei einem
Auftrag wie wir ihn durchzuführen hatten, ist die Realität aber weit von einer Urlaubserholung entfernt.
Wir, die fliegenden Besatzungen in den Lufttransportgeschwadern müssen uns um die Vorbereitung der Flüge selbst kümmern. Die Vorbereitung erstreckt sich nicht nur auf die Flugroutenplanung, nein, wir müssen
uns auch um unser leibliches Wohl selbst kümmern, was bedeutet, dass man sich in der Besatzung schon
mindestens eine Woche vor dem Abflug zusammensetzt und festlegt, was an Verpflegung und Marketenderware mitgenommen werden muss, da wir uns an Bord selbst verpflegen müssen. Bei Flügen in die heißen
Gegenden der Erde ist dabei zu berücksichtigen, dass die Speisen nicht verderben können. Bei einer geplanten Zeitdauer von 12 Tagen kommt da schon einiges zusammen.
Bei der fliegerischen Planung wurde schnell klar, dass es ein wahrhaftig langer Flug wird, da insgesamt 65
Flugstunden in 9 Tagen geplant waren. Auch wurden uns die Entfernungen zwischen den Flugplätzen klar,
als wird die Strecken Mombasa nach Rèunion und weiter nach Johannesburg vorbereiteten. Diese Strecken
entsprechen nämlich etwa der Entfernung Hohn-Island-Goose Bay mit dem einen Unterschied, dass wir
nicht über den Nordatlantik, sondern im Bereich des Indischen Ozeans flogen.
Am Montag, den 28. Januar starteten wir dann von Hohn und flogen nach der Beladung in Köln bis nach
Kreta. Am folgenden Tag sollte es dann nach Sanaa mit einer Zwischenlandung zum Tanken in Jiddah-Saudi
Arabien weitergehen. Bei der Flugvorbereitung stellten wir dann fest, dass wir zu starke Seitenwinde zum
Start hatten. Den Start erst am Nachmittag bei schwächer vorausgesagten Winden durchzuführen war nicht
sinnvoll, da wir dann unsere maximal erlaubte Flugdienstzeit überschreiten würden. Angemerkt sei dabei,
dass zum Ende des letzten Jahres die Flugdienst- und Ruhezeitenregelung der zivilen Luftfahrt aus rechtli81
Geschichten und Anekdoten
chen Gründen eingeführt werden musste. Dadurch sind Flugdienste von 18 Stunden, wie sie früher üblich
waren, passè.
Am 31. Januar hatte sich das Wetter gebessert, sodass der Flug dann weiter bis nach Sanaa im Jemen ging.
Die Entladung nahm viel Zeit in Anspruch, sodass wir erst gegen 21:00 Ortszeit im Hotel waren. Nach hervorragender Bewirtung durch das jemenitische Militär setzten wir unseren Flug am folgenden Vormittag
nach Mombasa fort. Auf diesem Teilstück verließen wir beim 40. östlichen Längengrad die Nordhalbkugel.
Da die Copiloten, der Wart und der Arzt das erste Mal in einem Bundeswehrflugzeug den Äquator überflogen, war eine Äquatortaufe notwendig. Der Ladungsmeister verwandelte sich in Neptun und reinigte die
Probanden von außen und innen vom Dreck der Nordhalbkugel. Ab diesem Zeitpunkt mochte zumindest ein
Copilot keine Sahne mehr sehen. In Mombasa angekommen, wurden wir im Hotel Severin Sea Lodge herzlich empfangen, da mich der einstige Barkeeper, der sich bis zur Rezeption hochgearbeitet hatte, wiedererkannte. Einige deutsche Urlauber sprachen uns gleich in Bezug auf die Hilfsflüge von 1992/93 nach Somalia
an, andere waren verwundert, deutsche Bundeswehrflieger in Kenia zu sehen.
Doch auch hier hatten wir wenig Zeit. Am nächsten Morgen ging es weiter zur Nachbarinsel von Mauritius.
Die Insel Rèunion ist französisch und alle Preise sind neben französischer Währung schon in Euro ausgewiesen. Auf Rèunion wurden wir vom französischen Militär betreut. Auf der Insel sind ständig zwei Transall
stationiert. Wir mußten von den Franzosen technische Unterstützung in Anspruch nehmen, da uns auf dem
letzten Teilstück ein Generator ausgefallen war. Die Insel Rèunion ist sehr idyllisch. Sie ist etwa 80 km lang,
50 km breit und hat einen Berg von über 3000 m Höhe. Hier kommt der passionierte Wanderer voll auf seine
Kosten. Aber dafür hatten wir keine Zeit.
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Geschichten und Anekdoten
Am
folgenden
Vormittag
starteten
wir
wegen
der
technischen
Störung
mit
4 Stunden Verspätung. Als wir das südafrikanische Festland erreichten, war es bereits dunkel und um uns
herum standen überall Gewitter. Obwohl der Himmel und die Wolken gespenstig von den ständig zuckenden
Blitzen erhellt waren, konnten wir ungefährdet den Flug nach Johannesburg fortsetzen. Im Hotel angekommen machten wir gerade nach einen kurzen „After-Landing-Check“ (für nicht Eingeweihte: geselliges Beisammensein auf dem Hotelzimmer eines Crewmitgliedes) und fielen dann todmüde ins Bett.
Der Flug nach Windhoek in Namibia war dann nur noch ein Katzensprung von
2 Stunden und 55 Minuten gefolgt von einem freien Tag in Windhoek. Am Nachmittag dieses Tages wurden
wir von der dortigen Beratergruppe zu einer Lodge gefahren und haben eine kleine Safari mitgemacht.
Relativ erholt flogen wir dann über Walfis-Bay nach Libreville in Gabun. Das nächste Teilstück führte über
Cottonou zum Auftanken auf die Kap Verden. In Cottonou waren wir auf uns selbst gestellt, da kein Angehöriger der Botschaft zum Flugplatz gekommen war. Wir ließen wie üblich das Luftfahrzeug betanken und
gaben den folgenden Flugplan auf. Der Flughafenhalter forderte die Landegebühren in bar von uns. Um das
Geld zu holen begab ich mich in Richtung Flugzeug. Der Bordmechaniker kam mir aufgeregt entgegen und
informierte mich, dass hier eine Barzahlung von über 4.000 Dollar für den Kraftstoff gefordert, da Kreditkarten nicht akzeptiert wurden. Glücklicherweise hatten wir noch genügend Bargeld an Bord, sodass wir
nach Begleichung der Rechnung auch sofort weiterfliegen konnten. Normalerweise bleiben uns solche Probleme erspart, wenn wir durch Beratergruppen oder durch Angehörige der Deutschen Botschaft betreut werden. Am Abend erreichten wir den Flugplatz Franzisco-Mendes auf der Kapverden-Insel Praia. Hier kümmerten sich das Militär und die Ehefrau des Botschafters um uns. Dadurch erfuhren wir noch etwas über
Land und Leute. Die Kapverden sind vornehmlich vulkanischen Ursprungs. Das Land ist karg und die Einwohner sind ziemlich arm.
Die nächste Übernachtung hatten wir in Playa de Inglis auf Las Palmas. Hierüber brauche ich sicherlich
nicht viel berichten, da die meisten Leser über die Insel besser Bescheid wissen als wir berichten können.
Der Rückflug ging dann über Porto in Portugal zurück nach Hohn.
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Die Kommodore des Lufttransportgeschwaders 63
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Impressum
Herausgeber:
Lufttransportgeschwader 63
Verantwortlich:
Kommodore LTG 63, Oberst Stefan Neumann
Idee, Konzept und Gestaltung:
Oberstabsfeldwebel d.R. Klaus-Dieter Michna
Bildauswahl und Design:
Oberleutnant Sebastian Rühmer
Besonderer Dank gilt Hauptmann a.D. Winfred Fischera, der Bildstelle LTG 63, der
Geschwaderzeitschrift „Brummel“ und den Soldaten und Mitarbeitern, die darin Textbeiträge
verfasst und zur Verfügung gestellt haben.

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