Damaris ‒ Kuckuckskinder

Transcrição

Damaris ‒ Kuckuckskinder
Damian Sahrhage
Damaris – Kuckuckskinder
Roman
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© 2015 AAVAA Verlag
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2015
Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag
Covergestaltung: BUCHGEWAND | www.buch-gewand.de
Foto: © nejron - depositphotos.com
Printed in Germany
AAVAA print+design
Taschenbuch:
eBook epub:
eBook PDF:
Sonderdruck:
ISBN 978-3-944223-78-0
ISBN 978-3-944223-79-7
ISBN 978-3-944223-80-3
Großdruck und Mini-Buch ohne ISBN
AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin
www.aavaa-verlag.com
eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses
Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken!
Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Es wurden zahlreiche Bücher geschrieben die behaupten „das böseste Buch aller Zeiten‚ zu sein.
Dies ist solch ein Buch. Jede Seite, jeder Absatz
führt immer tiefer und tiefer in die dunklen unergründlichen perversen Gedanken und Phantasien
unseres menschlichen Gehirns. Jede Seite verführt
zum Lesen, jede Seite ist ein Kampf das Buch endlich zuzuschlagen und nicht mehr anzufassen. Absolute Blasphemie und Brutalität gespickt mit einem Körnchen der absoluten Wahrheit, machen
das Buch zu einem Feuerwerk der Emotionen.
Man schämt sich beim Lesen, fasziniert sich an der
extremen Offenheit und an den Schilderungen und
ringt mit sich selbst, diesen Worten auch nur ansatzweise in seinen eigenen Gedanken Raum zu
geben. Abscheu und Faszination in einem wirren
Wechselbad der Gefühle, in einer Geschichte der
jungen Damaris Schneider. Ist Satanismus real,
Einbildung, eine andere Religion oder nur eine
Fantasterei? Der Leser wird immerzu aufs Neue
herausgefordert sich der Beantwortung dieser Frage zu stellen.
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Es gibt Schriften die sind gefährlich zu lesen.
Zum Schutz des Lesers sind Rituale und Praktiken leicht verfälscht und können nicht in
dieser Form umgesetzt werden.
Namen und Handlung sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen und Orten
ist und wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für meine verehrte Sabrina
für meine Tochter in Satan Nathalie
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„Wir sind die Kraft,
Wir sind seine Flamme.
Wir sind das Ende eines falschen Gottes Herrschaft.
Wir vergießen ihr Blut und tränken damit den Boden.
Wir werden so lange kämpfen,
bis unser Vater seine Krone trägt.
Mit Feuer und Zorn verbrennen wir alle Religionen.
Wir vernichten und zerstören diese dreckigen Lügen.
Und Ihrer der Asche wird der wundervolle Phoenix
wiedergeboren werden.
Hail Satan! Wir loben und Ehren den einzig
wahren Gott!‚*
*Quelle: unbekannt
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INHALTSVERZEICHNIS
Adulescentia - Kindheit
Odium - Hass
Somnium - Traum
Urbem - Stadt
Domus - Haus
Partentes - Eltern
Liber - Buch
Baptismus - Taufe
Matrem - Mutter
Prandium - Frühstück
Finitum - endlich
Nupitalis - Hochzeit
Discite - lernen
Nox - Nacht
Mors - Tod
Ulciscere - Rache
Voluptatem - Vergnügen
Proelium - Kampf
Victoria - Sieg
Restituo - Umformen
Admiratio - Überraschung
Arce - Festung
Finis – Ende
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Adulescentia - Kindheit
Die Morgensonne scheint über einer Arbeiterstadt im Süden Deutschlands. Zwei kleine
unschuldig
aussehende
Schulmädchen
schlendern kichernd mit Ihren Ranzen auf
dem Rücken durch die Strassen und kicken
mit Freude Steine gegen parkende Autos. Den
Sportunterricht in Ihrer vierten Klasse
schwänzen sie heute und geniessen dafür die
beiden freien Stunden.
„Schau mal, was ich zu Hause von meinem
Vater geklaut habe‚ sagt das jüngere der beiden Mädchen und zieht eine Packung “John
Player Spezial‘ aus ihrer abgewetzten Jeans.
„Sieht sie nicht cool aus, so geil in Schwarz? Komm, trau dich‚ ruft sie auffordernd und
schiebt sich eine der Zigaretten in ihren
Mund.
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Wie es scheint, muss sie anfangs sehr grosse
Überzeugungsarbeit leisten, schlussendlich
siegt jedoch die Neugier der Grösseren.
Hustend und lachend paffen Beide ihre erste
Zigarette und fühlen sich ein wenig wie die
junge Frau gegenüber auf dem Gehsteig, welche wohl gerade auf einen Freier wartet.
„Lass uns was anstellen, irgendwas‚ kommt
erneut verschmitzt aus dem Mund der Kleinen – immerzu anstachelnd - während sie die
Wohnblöcke in der näheren Umgebung mit
Ihren Augen akribisch auskundschaftet, so
wie ein Ganove eine Bank vor dem grossen
Coup ausspioniert.
„Fensterscheiben haben wir doch schon letzte
Woche eingeworfen, das wird mir zu langweilig, ich will mal was Richtiges, cooles anstellen‚ klingt etwas genervt aus dem Mund der
etwas älteren.
Das kleine Mädchen scheint geradezu auf
solch eine Antwort zu warten. „Ja, klar,
komm, fang mich … ich weiss was wir machen.‚
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Johlend und lachend rennen die Mädchen
durch die Wohnblocksiedlung und rüttelten
dabei an fast jeder Tür welche sie finden können.
„Pssst…‚ flüstert das jüngere Mädchen,
„still‚.
Sie stehen vor der Wohnung des … die Ältere beginnt zu lesen … „H..AUS MEEISSTERRR‚.
Der Hausflur ist dunkel, gespenstig - aber
dies gibt den Beiden wohl auch entsprechende Rückendeckung für ihr Vorhaben. Wie in
allen Hausfluren von Wohnblöcken stinkt es
nach Urin und sonstigem Dreck.
Die Tür war wohl nicht richtig ins Schloss
gezogen geworden. Vorsichtig, tastend und
immer zum Rückzug bereit - wie bei einem
Überfall - öffnen beide die Tür und treten ein.
„Haaaalo… Haaaalo‚ … aber es kommt wie
erhofft keine Reaktion.
„Wow - geil‚ sagen Beide fast gleichzeitig.
Ein Gefühl der Macht steigt in ihnen unwei10
gerlich auf. Zögerlich beginnen sie die Wohnung zu erkunden. Man sieht ihnen die Aufregung deutlich an. Es ist eine kleine Einzimmerwohnung. Eine Küchenzeile, ein Bett,
Fernseher und ein protziges Aquarium.
Schnell scheint alles inspiziert zu sein und
beide wiegen sich in absoluter Sicherheit.
„Was meinst Du, Lisa, was passiert, wenn ich
das Waschpulver dort ins Aquarium kippe‚
stichelt neugierig die Ältere.
„Keine Ahnung, aber lass es uns einfach ausprobieren‚ kommt schlagartig zurück. Schon
öffnet sie das Waschpulverpaket und kippt
mehrere Becher des Pulvers in das Becken, der
Rest des Inhaltes lässt sie grunzend auf den
Teppich regnen. Mit leuchtenden Augen sitzen beide, wie bei einem spannenden Samstagabend Tatort, vor dem Glas und beobachten die Fische.
„Schau, wie süss … sie kommen hoch ... hahaha‚ und Lisa schnappt sich den Ersten und
wirft den zappelnden Picassofisch quer durch
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das Zimmer. Sie zertritt ihn keck mit Ihren
abgetragenen Turnschuhen. Die Ältere sitzt
noch immer fiebrig davor und sieht entzückt
dem Treiben der Geschöpfe in ihrem Todeskampf zu.
„Komm, hier gibt es noch mehr zum auskippen‚ und sogleich wird der Kühlschrankinhalt überall verschüttet, zertreten oder an die
Wand geschmiert. Besonders die Ketchupund Majoflaschen fordern geradezu heraus, in
alle Richtungen verspritzt zu werden. Wenn
man es unvoreingenommen beobachtet, geniessen die beiden Mädchen eine grosse Euphorie. Der Schaden, welche die beiden spielend verursachen ist enorm. Die Schränke
werden ausgeräumt, die Kleider zerrissen und
mit einem Eimer weisser Abdeckfarbe überschüttet der noch in der Ecke steht. Alle Möbel werden so gut es geht zerschlagen oder
mit einem Küchenmesser zerkratzt, das Sofa
mehrfach aufgeschlitzt. Das Bett wird als Toilette benutzt und die Federn der Kissen als
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Schneeflocken im Raum. Der Fernseher wird
in laufendem Betrieb mit Milch übergossen
und die Stereoanlage mit den Schuhen kaputtgetreten. Schlussendlich verstopfen die
beiden Satansbraten die Abflussrohre und
drehen das Wasser überall auf.
Was für ein Spass!
Lisa knipst mit Ihrem Handy noch ein Foto
zur Erinnerung während sie einige der Pornohefte, die neben dem Bett liegen, in Ihren
Schulranzen steckt. Der ganze Spuk dauert
lediglich fünf Minuten, dann sind sie wieder
auf der Strasse und hüpfen unbescholten und
unschuldig blickend herum. Ein Aussenstehender würde Ihnen nichts anmerken.
„Danke Lisa, Deine Ideen sind immer so geil.
Das machen wir wieder…. Ja?‚
„Klar doch‚ raunt Lisa zurück, mit ein wenig
verärgerter Stimme, denn sie wäre gerne noch
länger geblieben und hätte ausprobiert welche
Dinge am wohl am besten brennen.
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„Sag bitte nichts meiner Mutter, Lisa. Bitte‚
fleht das ältere der Mädchen nachdenklich.
„Keinesfalls, worauf Du in allen Teufelsnamen sicher sein kannst‚ lacht die kleine Göre
lautstark und zwinkernd zurück. Beide genehmigen sich nochmals zur Belohnung eine
“John Player‘ wie ein Arbeiter nach einem
schweren Arbeitstag.
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Odium - Hass
Heute ist der 20. November.
Mein Wecker summt und ich verspüre zum
ersten Mal in meinem Leben die grenzenlose
Freude aufzuwachen. Es wird mein langersehnter grosser Tag. Morgen werde ich 18 und
ich habe heute noch verdammt viel zu erledigen. Zufrieden drehe ich mich noch einmal
auf die Seite und ziehe die Bettdecke über
meinen Kopf.
Alleine der Gedanke, dass ich ab sofort nicht
mehr in den Baumarkt fahre und meine Ausbildung weitermache, ruft ein starkes Lustempfinden hervor.
Nein, ich habe mir dieses spiessige Leben
mehrfach angesehen ... Ich mache meine Ausbildung fertig, sitze dann an der Kasse und irgendwann wird geheiratet. Igitt ... Womöglich
folgen noch Kinder ... Ich hasse Kinder! Es
sind Bastarde. Schreiende, quengelnde Ner15
vensägen. Am liebsten würde ich mir die Eierstöcke rausreissen wenn ich könnte.
Irgendwie spüre ich schon lange, dass ich
nicht in dieses Leben gehöre – so wie ein
Werkzeug das in der falschen Werkstatt liegt.
„Damaris, so ein Leben willst Du nicht, da
bin ich mir sicher.‚
Ab Morgen ist das endlich vorbei! Von diesem Tag träume ich seit ich 13 bin. Die letzten
fünf Jahre habe ich meinen Ausstieg zusammen mit meiner geliebten Freundin Lisa geplant und vorbereitet.
Ich räkle mich genüsslich vor Vorfreude im
Bett, von unten ertönen schon die täglichen
haarsträubenden christlichen Lobpreislieder
meiner Mutter.
Oh Gott, wenn Du wüsstest wie abgrundtief
ich das hasse!
Ich zünde mir eine Zigarette an und stimuliere meine Klitoris um mich ein wenig auf Touren zu bringen und vom dem Scheiss abzulenken. Nichts soll mich Heute und Morgen
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nerven. Ich komme mir vor wie eine Raupe in
der Metamorphose. Scheisse, Brandfleck in
der Bettdecke. Aber egal.
So, jetzt raus aus der Kiste.
Kopfschüttelnd stehe ich vor meinem
Schrank und schäme mich zum ersten Mal dafür, was für furchtbare spiessige und brave
Klamotten ich doch besitze. Ein Schauer
durchläuft mich, aber es ist ja nur noch für einen Tag.
"Spiel das letzte Spiel und spiele es gut ..."
denke ich mir immer wieder und nehme mir
ein kurzes gelbes Sommerkleid (hehe.. Wir
haben Winter) und dazu die hässlichen grauen Kniestrümpfe die Oma zu Weihnachten
gestrickt hat sowie meine ältesten gammeligen Turnschuhe. Ich sehe echt Scheisse aus,
nicht das was ich mir vorstelle, aber für heute
erfüllt es seinen Zweck. Ausserdem muss heute unbedingt meine Bestellung von Amazon
kommen - drei Tage überfällig, wie immer.
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"Morgen Mami" sage ich fröhlich beim Betreten der Küche und gebe meiner Mutter einen
Kuss auf die Wange. „Ekelhaft … oh Damaris,
kannst Du gut schauspielern‚, denke ich nur
...
Ich setze mich an den Tisch und spreche wie
immer ein verhasstes Gebet.
"Danke Herr für dieses wunderbare Frühstück das Du mir bereitet hast. Amen."
Ha, wenn meine Mutter wüsste, wen ich mit
“HERR‘ meine, würde sie, glaube ich, auf der
Stelle tot umfallen. Aber sie wird es sicherlich
noch früh genug erfahren ...
Ich schiebe mir noch ein fettes Nutella-Brot in
den Mund und rufe Ihr kurz zu:
"Tschüss Mama, heute habe ich einen anstrengenden Tag vor mir".
"Der Herr segne dich" erwidert sie, während
sie in ihren furchtbaren Tönen weiterhin ihre
ekelhaften Christlichen Lieder trällert und dazu auf der Gitarre klimpert. Ich grinse abfällig
und sarkastisch zurück.
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Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Oh wie
schön dieser Ton ist. Es wird bald das letzte
Mal sein, dass diese Tür hinter mir zufällt. Für
immer!!
Ich atme tief durch und bekomme ein frivoles Lächeln auf mein Gesicht.
Mein erster Gang führt mich ins nächste
Schreibwarengeschäft. Ich benötige Briefpaper
- hochwertiges gutes Briefpapier. Ich entscheide mich für “Crown Mill - Cream Laid
Collection‘ in schwerer Qualität. Ja, es soll das
Beste sein was der Laden hier zu bieten hat.
Auch die 24 Euro für die 10 Blätter nehme ich
gelassen und mit Vorfreude hin.
Meine Blicke schweifen umher.
"Hallo, kann ich Dir helfen" tönt es hinter
mir.
Ich erschrecke ein klein wenig, da ich total in
meinen Gedanken versunken bin. Ein älterer
Mann, er wird wohl der Besitzer des Ladens
zu sein, mustert ich mich geilen Blicken. "Ja,
ich suche zum Basteln noch ein Teppichmes19
ser"... raune ich vor mich hin und stelle mich
ein wenig aufreizend in Pose.
"Dort drüben im Regal, unten" antwortet er
mit rauer Stimme.
Ich schnappe mein Briefpaper und durchsuche nun absichtlich das Regal in der untersten
Reihe. Brav im Stehen, tief gebückt, so dass er
meinen Arsch sehen muss. Ich liebe diese
Spiele und besonders zu sehen, wie die Männer dann reagieren ... Klar, es kam was kommen musste ... Er dreht sich mit hochrotem
Kopf zur Seite. „Gewonnen Damaris‚, denke
ich wieder und lächle, während ich mich für
einen schwarzen Cutter für 99 Cent entscheide. "Ach mein Herr, haben sie noch Kerzen im
Angebot? ... ich brauche noch welche" rufe
ich den Gang entlang.
"Nein, wir sind ein Schreibwarenladen"
kommt nun sehr nüchtern brummend zurück.
Ich stapfe an die Kasse, bekomme nochmals
einen lüsternen Blick zugeworfeb - welchen
ich mit einem schnippischen Luft-Kuss mit
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Stinkefinger erwidere - und schiebe meine
Scheckkarte in den Leser. „Boah, bloss raus
hier!!!‚
Die Kerzen scheinen ein wirkliches Problem
zu werden, ich muss aber unbedingt schwarze
Kerzen haben. Frustriert gehe ich in den
nächsten REWE Markt und hole mir eine Dose
“Redbull‘ um mich ein wenig aufzupeitschen.
An der Kasse fall ich fast um, es hängen dort
doch tatsächlich schwarze Kerzen in verschiedenen Grössen! Ich hätt ja mit allen Orten gerechnet, aber nicht hier im Lebensmittelmarkt. Wow, 5 Kerzen für 4,99 Euro. Ich
schnappe mir gleich zwei Pakete und bin
glücklich, meinen Einkauf schon in 45 Minuten erledigt zu haben. Natürlich habe ich mir
dafür eine Zigarette verdient, welche ich jetzt
genüsslich vor dem Markt anstecke und langsam die Strasse entlang bummle. Der Nebel ist
an diesem Morgen ziemlich stark. Ich liebe
Nebel.
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Ich gehe nochmals im Kopf meine Einkaufsliste durch und stelle fest, dass ich dumme
Kuh natürlich das Wichtigste fast vergessen
habe.
„Ich will ja nicht nur meinen Freund wechseln, sondern auch meine Haarfarbe‚ sticht
mir ein Werbespruch ins Gehirn.
Also hopp Damaris, nochmals in den Drogeriemarkt. Endlich mal etwas, was ich nicht
lange auswählen muss und mir sicher bin.
Meine Haarfarbe steht schon lange fest. Henna Rot. Ich verschwinde kurz im Gewirr der
Menschen und greife ... Nein, verflucht, das
Fach ist leer. Ich spüre wie eine innere Wut in
mir aufsteigt, dieses scheiss Färbemittel nicht
schon vor Tagen gekauft zu haben.
"Beruhige Dich Damaris, du hast noch mehr
als 12 Stunden Zeit...‛ brumme ich immer
wieder vor mich hin und schlendere genervt
aus dem Laden - gleich wieder eine Zigarette
anzündend. Zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass es verschiedene Drogerieketten
gibt, die auch nicht weit auseinanderliegen.
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Im nächsten Laden habe ich mehr Glück.
Henna Rot halte ich endlich in meiner Hand.
"Es wird langsam Zeit, das kleine brave
blonde Mädchen zu verunstalten" denke ich
mal wieder und spüre dabei sogar ein leichtes
kribbeln zwischen meinen Beinen. Noch zwei
Schachteln L&M an der Kasse dazu und
ENDLICH fertig!! Ein Blick auf die Uhr zeigt
mir auch, dass ab jetzt - bis ungefähr 17 Uhr –
niemand mehr zuhause ist. Genug Zeit um
meine geplanten Vorarbeiten abzuschliessen.
Als ich unser Haus betrete, bemerke ich, wie
sichtlich fremd es mir doch geworden ist. All
die Jahre voller Hass und Selbstverleumdung
haben Ihre Spuren an mir hinterlassen, das ist
mir bewusst. Fast abstossend wirkt alles auf
mich.
Im Wohnzimmer liegt die Bibel meines Vaters aufgeschlagen. Ich hasse dieses Buch. Wie
oft musste ich Verse zitieren, auswendig lernen. Aber ich habe dieses Spiel mitspielen
müssen. Bis heute … meine lieben Eltern! Ich
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nehme meinen ganzen Mut zusammen, ziehe
die Nase kräftig ein und hole einen richtig fetten grünen Klumpen aus meinem Hals. Gut es
kostet mich Überwindung, aber nachdem ich
auf die offenen Seiten der Bibel gespuckt hatte
spüre ich so etwas wie eine innere Genugtuung. Ich klappe das Ding mit der Hand zu,
damit sich alles schön verteilt.
"Scheiss Gott" schreie ich laut und laufe in
mein Zimmer während ich bemerke, dass mir
eine Träne aus dem Auge kullert. Ich brauche
einige Minuten um mich zu sammeln.
Mit was soll ich anfangen ... hmm ... ja, zuerst den Brief an Ralf. Das wenigste was ich
Ihm schulde ist einfach eine kleine Erklärung.
Ich mag Ihn, aber mehr auch nicht. Ich lege
mich auf mein Bett und überlege noch, ob ich
ihm einfach auf Notizpapier schreibe oder ob
ich das gute Papier dafür verwenden möchte.
Gut, er ist es mir Wert, entscheide ich und
nehme das teure Papier für Ihn...
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‚Lieber Ralf...‘ beginne ich, als sogleich das
gewohnte "Bim-Bam" ertönt. Ich springe sofort auf und renne zur Tür.
"Ein Paket und ein Brief für Damaris Schneider."
"Ja, das bin ich"
"Bitte hier unterschreiben und einen schönen
Tag noch"
"Ja, wünsch ich Ihnen auch" und lache dem
Arsch hinterher.
Den Brief öffne ich gleich an der Tür.
Absender Bulgarische Botschaft, Liebenwalde bei Berlin.
Ja, sie haben es tatsächlich gemacht. Ich öffne
den Umschlag und tatsächlich!!! jaaaaa!!! Ein
Flugticket Basel - Berlin mit Easyjet, Abflug
morgen früh 5:40 Uhr!!!! sowie 400 Euro Taschengeld. Nicht schlecht für den Anfang,
denk ich.
Hastig nehme ich mein Handy und tippe:
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"Sie haben mich also nicht vergessen und Ihr
Versprechen gehalten. Ich freue mich so, Sie bald
kennenzulernen. Ich würde mich wirklich freuen
bei meiner Ankunft alles wie besprochen vorzufinden. LG Damaris"
... SEND...
Ich bin saumässig stolz auf mich. Wie gut ich
alles organisiert und geplant habe.
Mein Paket nehme ich gleich mit aufs Zimmer und reiss es auf. Die Bestellung war nicht
sonderlich gross, aber teuer. Und es wurde
auch alles für mich bezahlt. Gierig betrachte
ich die kniehohen schwarzen Schnallenstiefel
in Grösse 38. Ich muss mich total zusammennehmen um nicht gleich alles anzuprobieren.
Auch das kurze schwarze Kleid, welches ich
mir passend in XS dazu rausgesucht habe,
schreit förmlich danach von mir getragen zu
werden. Eine kleine Schachtel erregt meine
weitere Aufmerksamkeit. In Ihr befinden sich
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wie gewünscht eine Kette mit dem Baphometsowie ein Pentagramm Amulett. Alles in
mattschwarz. Lüstern greife ich danach, sage
mir aber, "Damaris, noch nicht".
Wo, wo war ich denn, ach ja, der Brief an
Ralf. Es geht mir wie Butter von den Händen...
Lieber Ralf
Ich muss Dir heute leider schreiben, weil ich Dich
und meine Eltern für immer verlassen werde. Suche mich nicht, denn ich werde für Dich unerreichbar sein. Die Zeit mit Dir habe ich genossen,
vielleicht auch besonders deshalb, weil Du mich
immer so gut geleckt hast. Ich bin sicher, du findest bald eine andere kleine Fotze mit der Du dich
vergnügen kannst. Wie wär’s denn mit Karin? Die
schaut dich schon lange geil an und sie hat mir
auch gesteckt, dass sie dich gerne mal ficken würde. Ich bin mir sicher, wenn Du sie ansprichst
könnte es schnell etwas werden.
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Ralf, sei mir nicht böse, aber Du bist nicht der
Mann mit dem ich mein Leben verbringen möchte.
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich mich überhaupt jemals fest an einen Mann binden werde,
denn dafür gibt es zu viele geile Typen auf dieser
Welt.
Danke für die schöne Zeit!
Damaris
PS: ich hab Dir noch eine Erinnerung eingepackt.
Dies macht es Dir sicherlich leichter.
Meine Handynummer wird ab heute Abend nicht
mehr erreichbar sein, also versuche auch nicht
mich anzurufen!!
Ich stecke den Brief in den Umschlag und
ziehe dazu noch den String aus, den ich extra
für Ihn nun schon zwei Tage lang trage.
Eingetütet, abgeleckt, zugeklebt, Adresse
drauf, fertig.
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Kippe in den Mund. Ich brauch jetzt wieder
eine...
Lisa, meine beste und eigentlich einzige
Freundin - die fast so etwas wie eine Schwester ist - bereitet mir einige Gedanken. Nur allzu gerne hätte ich sie an meiner Seite, sie war
es doch welche mich hauptsächlich in den
letzten 12 Jahren so schön negativ beeinflusst
und die dunkle Seite in mir geweckt hat. Was
haben wir nicht alles zusammen angestellt,
sogar als ich Ihr Ralf damals ausgespannt hatte und Sie erfuhr, dass ich mit Ihm in ihrem
Bett fickte, war sie nicht einen Funken sauer
oder eingeschnappt. Im Gegenteil, wir haben
uns hinterher sogar ausführlich drüber unterhalten und uns zusammen über „Ralfs Würstchen‚ lustig gemacht. Sie weiss als Einzige
von meinem Vorhaben, darum schreibe ich
Ihr lediglich eine Whatsapp Nachricht:
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„Es ist so weit, ziehe es heute endlich durch. Ich
hoffe wir sehen uns irgendwann wieder. Küsse
Dich.‚
Die Antwort - „Geil meine Grosse! Sehen uns
bald schon in der Hölle, glaub mir. 666‚ - lässt
wie immer nur einige Sekunden auf sich warten.
Asche fällt auf mein Handy während ich lese
und kurz schmunzeln muss.
Die Wahl des Briefpapiers an meine Eltern
fällt mir wiederum überhaupt nicht schwer.
Ich reisse ein Stück Notizpapier aus meinem
Schulheft. Das billigste genügt. Ich spüre eine
unsägliche tiefe Verachtung in mir.
Liebe Mama und Papa... Scheisse... wieso liebe... Ich hasse Sie! Zerknülle das Blatt und beginne erneut.
Mama, Papa
Eure Tochter ist nun endlich erwachsen.
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