Damaris ‒ Kuckuckskinder
Transcrição
Damaris ‒ Kuckuckskinder
Damian Sahrhage Damaris – Kuckuckskinder Roman 2 © 2015 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Covergestaltung: BUCHGEWAND | www.buch-gewand.de Foto: © nejron - depositphotos.com Printed in Germany AAVAA print+design Taschenbuch: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck: ISBN 978-3-944223-78-0 ISBN 978-3-944223-79-7 ISBN 978-3-944223-80-3 Großdruck und Mini-Buch ohne ISBN AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. 3 Es wurden zahlreiche Bücher geschrieben die behaupten „das böseste Buch aller Zeiten‚ zu sein. Dies ist solch ein Buch. Jede Seite, jeder Absatz führt immer tiefer und tiefer in die dunklen unergründlichen perversen Gedanken und Phantasien unseres menschlichen Gehirns. Jede Seite verführt zum Lesen, jede Seite ist ein Kampf das Buch endlich zuzuschlagen und nicht mehr anzufassen. Absolute Blasphemie und Brutalität gespickt mit einem Körnchen der absoluten Wahrheit, machen das Buch zu einem Feuerwerk der Emotionen. Man schämt sich beim Lesen, fasziniert sich an der extremen Offenheit und an den Schilderungen und ringt mit sich selbst, diesen Worten auch nur ansatzweise in seinen eigenen Gedanken Raum zu geben. Abscheu und Faszination in einem wirren Wechselbad der Gefühle, in einer Geschichte der jungen Damaris Schneider. Ist Satanismus real, Einbildung, eine andere Religion oder nur eine Fantasterei? Der Leser wird immerzu aufs Neue herausgefordert sich der Beantwortung dieser Frage zu stellen. 4 Es gibt Schriften die sind gefährlich zu lesen. Zum Schutz des Lesers sind Rituale und Praktiken leicht verfälscht und können nicht in dieser Form umgesetzt werden. Namen und Handlung sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen und Orten ist und wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt. Für meine verehrte Sabrina für meine Tochter in Satan Nathalie 5 „Wir sind die Kraft, Wir sind seine Flamme. Wir sind das Ende eines falschen Gottes Herrschaft. Wir vergießen ihr Blut und tränken damit den Boden. Wir werden so lange kämpfen, bis unser Vater seine Krone trägt. Mit Feuer und Zorn verbrennen wir alle Religionen. Wir vernichten und zerstören diese dreckigen Lügen. Und Ihrer der Asche wird der wundervolle Phoenix wiedergeboren werden. Hail Satan! Wir loben und Ehren den einzig wahren Gott!‚* *Quelle: unbekannt 6 INHALTSVERZEICHNIS Adulescentia - Kindheit Odium - Hass Somnium - Traum Urbem - Stadt Domus - Haus Partentes - Eltern Liber - Buch Baptismus - Taufe Matrem - Mutter Prandium - Frühstück Finitum - endlich Nupitalis - Hochzeit Discite - lernen Nox - Nacht Mors - Tod Ulciscere - Rache Voluptatem - Vergnügen Proelium - Kampf Victoria - Sieg Restituo - Umformen Admiratio - Überraschung Arce - Festung Finis – Ende 7 Adulescentia - Kindheit Die Morgensonne scheint über einer Arbeiterstadt im Süden Deutschlands. Zwei kleine unschuldig aussehende Schulmädchen schlendern kichernd mit Ihren Ranzen auf dem Rücken durch die Strassen und kicken mit Freude Steine gegen parkende Autos. Den Sportunterricht in Ihrer vierten Klasse schwänzen sie heute und geniessen dafür die beiden freien Stunden. „Schau mal, was ich zu Hause von meinem Vater geklaut habe‚ sagt das jüngere der beiden Mädchen und zieht eine Packung “John Player Spezial‘ aus ihrer abgewetzten Jeans. „Sieht sie nicht cool aus, so geil in Schwarz? Komm, trau dich‚ ruft sie auffordernd und schiebt sich eine der Zigaretten in ihren Mund. 8 Wie es scheint, muss sie anfangs sehr grosse Überzeugungsarbeit leisten, schlussendlich siegt jedoch die Neugier der Grösseren. Hustend und lachend paffen Beide ihre erste Zigarette und fühlen sich ein wenig wie die junge Frau gegenüber auf dem Gehsteig, welche wohl gerade auf einen Freier wartet. „Lass uns was anstellen, irgendwas‚ kommt erneut verschmitzt aus dem Mund der Kleinen – immerzu anstachelnd - während sie die Wohnblöcke in der näheren Umgebung mit Ihren Augen akribisch auskundschaftet, so wie ein Ganove eine Bank vor dem grossen Coup ausspioniert. „Fensterscheiben haben wir doch schon letzte Woche eingeworfen, das wird mir zu langweilig, ich will mal was Richtiges, cooles anstellen‚ klingt etwas genervt aus dem Mund der etwas älteren. Das kleine Mädchen scheint geradezu auf solch eine Antwort zu warten. „Ja, klar, komm, fang mich … ich weiss was wir machen.‚ 9 Johlend und lachend rennen die Mädchen durch die Wohnblocksiedlung und rüttelten dabei an fast jeder Tür welche sie finden können. „Pssst…‚ flüstert das jüngere Mädchen, „still‚. Sie stehen vor der Wohnung des … die Ältere beginnt zu lesen … „H..AUS MEEISSTERRR‚. Der Hausflur ist dunkel, gespenstig - aber dies gibt den Beiden wohl auch entsprechende Rückendeckung für ihr Vorhaben. Wie in allen Hausfluren von Wohnblöcken stinkt es nach Urin und sonstigem Dreck. Die Tür war wohl nicht richtig ins Schloss gezogen geworden. Vorsichtig, tastend und immer zum Rückzug bereit - wie bei einem Überfall - öffnen beide die Tür und treten ein. „Haaaalo… Haaaalo‚ … aber es kommt wie erhofft keine Reaktion. „Wow - geil‚ sagen Beide fast gleichzeitig. Ein Gefühl der Macht steigt in ihnen unwei10 gerlich auf. Zögerlich beginnen sie die Wohnung zu erkunden. Man sieht ihnen die Aufregung deutlich an. Es ist eine kleine Einzimmerwohnung. Eine Küchenzeile, ein Bett, Fernseher und ein protziges Aquarium. Schnell scheint alles inspiziert zu sein und beide wiegen sich in absoluter Sicherheit. „Was meinst Du, Lisa, was passiert, wenn ich das Waschpulver dort ins Aquarium kippe‚ stichelt neugierig die Ältere. „Keine Ahnung, aber lass es uns einfach ausprobieren‚ kommt schlagartig zurück. Schon öffnet sie das Waschpulverpaket und kippt mehrere Becher des Pulvers in das Becken, der Rest des Inhaltes lässt sie grunzend auf den Teppich regnen. Mit leuchtenden Augen sitzen beide, wie bei einem spannenden Samstagabend Tatort, vor dem Glas und beobachten die Fische. „Schau, wie süss … sie kommen hoch ... hahaha‚ und Lisa schnappt sich den Ersten und wirft den zappelnden Picassofisch quer durch 11 das Zimmer. Sie zertritt ihn keck mit Ihren abgetragenen Turnschuhen. Die Ältere sitzt noch immer fiebrig davor und sieht entzückt dem Treiben der Geschöpfe in ihrem Todeskampf zu. „Komm, hier gibt es noch mehr zum auskippen‚ und sogleich wird der Kühlschrankinhalt überall verschüttet, zertreten oder an die Wand geschmiert. Besonders die Ketchupund Majoflaschen fordern geradezu heraus, in alle Richtungen verspritzt zu werden. Wenn man es unvoreingenommen beobachtet, geniessen die beiden Mädchen eine grosse Euphorie. Der Schaden, welche die beiden spielend verursachen ist enorm. Die Schränke werden ausgeräumt, die Kleider zerrissen und mit einem Eimer weisser Abdeckfarbe überschüttet der noch in der Ecke steht. Alle Möbel werden so gut es geht zerschlagen oder mit einem Küchenmesser zerkratzt, das Sofa mehrfach aufgeschlitzt. Das Bett wird als Toilette benutzt und die Federn der Kissen als 12 Schneeflocken im Raum. Der Fernseher wird in laufendem Betrieb mit Milch übergossen und die Stereoanlage mit den Schuhen kaputtgetreten. Schlussendlich verstopfen die beiden Satansbraten die Abflussrohre und drehen das Wasser überall auf. Was für ein Spass! Lisa knipst mit Ihrem Handy noch ein Foto zur Erinnerung während sie einige der Pornohefte, die neben dem Bett liegen, in Ihren Schulranzen steckt. Der ganze Spuk dauert lediglich fünf Minuten, dann sind sie wieder auf der Strasse und hüpfen unbescholten und unschuldig blickend herum. Ein Aussenstehender würde Ihnen nichts anmerken. „Danke Lisa, Deine Ideen sind immer so geil. Das machen wir wieder…. Ja?‚ „Klar doch‚ raunt Lisa zurück, mit ein wenig verärgerter Stimme, denn sie wäre gerne noch länger geblieben und hätte ausprobiert welche Dinge am wohl am besten brennen. 13 „Sag bitte nichts meiner Mutter, Lisa. Bitte‚ fleht das ältere der Mädchen nachdenklich. „Keinesfalls, worauf Du in allen Teufelsnamen sicher sein kannst‚ lacht die kleine Göre lautstark und zwinkernd zurück. Beide genehmigen sich nochmals zur Belohnung eine “John Player‘ wie ein Arbeiter nach einem schweren Arbeitstag. 14 Odium - Hass Heute ist der 20. November. Mein Wecker summt und ich verspüre zum ersten Mal in meinem Leben die grenzenlose Freude aufzuwachen. Es wird mein langersehnter grosser Tag. Morgen werde ich 18 und ich habe heute noch verdammt viel zu erledigen. Zufrieden drehe ich mich noch einmal auf die Seite und ziehe die Bettdecke über meinen Kopf. Alleine der Gedanke, dass ich ab sofort nicht mehr in den Baumarkt fahre und meine Ausbildung weitermache, ruft ein starkes Lustempfinden hervor. Nein, ich habe mir dieses spiessige Leben mehrfach angesehen ... Ich mache meine Ausbildung fertig, sitze dann an der Kasse und irgendwann wird geheiratet. Igitt ... Womöglich folgen noch Kinder ... Ich hasse Kinder! Es sind Bastarde. Schreiende, quengelnde Ner15 vensägen. Am liebsten würde ich mir die Eierstöcke rausreissen wenn ich könnte. Irgendwie spüre ich schon lange, dass ich nicht in dieses Leben gehöre – so wie ein Werkzeug das in der falschen Werkstatt liegt. „Damaris, so ein Leben willst Du nicht, da bin ich mir sicher.‚ Ab Morgen ist das endlich vorbei! Von diesem Tag träume ich seit ich 13 bin. Die letzten fünf Jahre habe ich meinen Ausstieg zusammen mit meiner geliebten Freundin Lisa geplant und vorbereitet. Ich räkle mich genüsslich vor Vorfreude im Bett, von unten ertönen schon die täglichen haarsträubenden christlichen Lobpreislieder meiner Mutter. Oh Gott, wenn Du wüsstest wie abgrundtief ich das hasse! Ich zünde mir eine Zigarette an und stimuliere meine Klitoris um mich ein wenig auf Touren zu bringen und vom dem Scheiss abzulenken. Nichts soll mich Heute und Morgen 16 nerven. Ich komme mir vor wie eine Raupe in der Metamorphose. Scheisse, Brandfleck in der Bettdecke. Aber egal. So, jetzt raus aus der Kiste. Kopfschüttelnd stehe ich vor meinem Schrank und schäme mich zum ersten Mal dafür, was für furchtbare spiessige und brave Klamotten ich doch besitze. Ein Schauer durchläuft mich, aber es ist ja nur noch für einen Tag. "Spiel das letzte Spiel und spiele es gut ..." denke ich mir immer wieder und nehme mir ein kurzes gelbes Sommerkleid (hehe.. Wir haben Winter) und dazu die hässlichen grauen Kniestrümpfe die Oma zu Weihnachten gestrickt hat sowie meine ältesten gammeligen Turnschuhe. Ich sehe echt Scheisse aus, nicht das was ich mir vorstelle, aber für heute erfüllt es seinen Zweck. Ausserdem muss heute unbedingt meine Bestellung von Amazon kommen - drei Tage überfällig, wie immer. 17 "Morgen Mami" sage ich fröhlich beim Betreten der Küche und gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. „Ekelhaft … oh Damaris, kannst Du gut schauspielern‚, denke ich nur ... Ich setze mich an den Tisch und spreche wie immer ein verhasstes Gebet. "Danke Herr für dieses wunderbare Frühstück das Du mir bereitet hast. Amen." Ha, wenn meine Mutter wüsste, wen ich mit “HERR‘ meine, würde sie, glaube ich, auf der Stelle tot umfallen. Aber sie wird es sicherlich noch früh genug erfahren ... Ich schiebe mir noch ein fettes Nutella-Brot in den Mund und rufe Ihr kurz zu: "Tschüss Mama, heute habe ich einen anstrengenden Tag vor mir". "Der Herr segne dich" erwidert sie, während sie in ihren furchtbaren Tönen weiterhin ihre ekelhaften Christlichen Lieder trällert und dazu auf der Gitarre klimpert. Ich grinse abfällig und sarkastisch zurück. 18 Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Oh wie schön dieser Ton ist. Es wird bald das letzte Mal sein, dass diese Tür hinter mir zufällt. Für immer!! Ich atme tief durch und bekomme ein frivoles Lächeln auf mein Gesicht. Mein erster Gang führt mich ins nächste Schreibwarengeschäft. Ich benötige Briefpaper - hochwertiges gutes Briefpapier. Ich entscheide mich für “Crown Mill - Cream Laid Collection‘ in schwerer Qualität. Ja, es soll das Beste sein was der Laden hier zu bieten hat. Auch die 24 Euro für die 10 Blätter nehme ich gelassen und mit Vorfreude hin. Meine Blicke schweifen umher. "Hallo, kann ich Dir helfen" tönt es hinter mir. Ich erschrecke ein klein wenig, da ich total in meinen Gedanken versunken bin. Ein älterer Mann, er wird wohl der Besitzer des Ladens zu sein, mustert ich mich geilen Blicken. "Ja, ich suche zum Basteln noch ein Teppichmes19 ser"... raune ich vor mich hin und stelle mich ein wenig aufreizend in Pose. "Dort drüben im Regal, unten" antwortet er mit rauer Stimme. Ich schnappe mein Briefpaper und durchsuche nun absichtlich das Regal in der untersten Reihe. Brav im Stehen, tief gebückt, so dass er meinen Arsch sehen muss. Ich liebe diese Spiele und besonders zu sehen, wie die Männer dann reagieren ... Klar, es kam was kommen musste ... Er dreht sich mit hochrotem Kopf zur Seite. „Gewonnen Damaris‚, denke ich wieder und lächle, während ich mich für einen schwarzen Cutter für 99 Cent entscheide. "Ach mein Herr, haben sie noch Kerzen im Angebot? ... ich brauche noch welche" rufe ich den Gang entlang. "Nein, wir sind ein Schreibwarenladen" kommt nun sehr nüchtern brummend zurück. Ich stapfe an die Kasse, bekomme nochmals einen lüsternen Blick zugeworfeb - welchen ich mit einem schnippischen Luft-Kuss mit 20 Stinkefinger erwidere - und schiebe meine Scheckkarte in den Leser. „Boah, bloss raus hier!!!‚ Die Kerzen scheinen ein wirkliches Problem zu werden, ich muss aber unbedingt schwarze Kerzen haben. Frustriert gehe ich in den nächsten REWE Markt und hole mir eine Dose “Redbull‘ um mich ein wenig aufzupeitschen. An der Kasse fall ich fast um, es hängen dort doch tatsächlich schwarze Kerzen in verschiedenen Grössen! Ich hätt ja mit allen Orten gerechnet, aber nicht hier im Lebensmittelmarkt. Wow, 5 Kerzen für 4,99 Euro. Ich schnappe mir gleich zwei Pakete und bin glücklich, meinen Einkauf schon in 45 Minuten erledigt zu haben. Natürlich habe ich mir dafür eine Zigarette verdient, welche ich jetzt genüsslich vor dem Markt anstecke und langsam die Strasse entlang bummle. Der Nebel ist an diesem Morgen ziemlich stark. Ich liebe Nebel. 21 Ich gehe nochmals im Kopf meine Einkaufsliste durch und stelle fest, dass ich dumme Kuh natürlich das Wichtigste fast vergessen habe. „Ich will ja nicht nur meinen Freund wechseln, sondern auch meine Haarfarbe‚ sticht mir ein Werbespruch ins Gehirn. Also hopp Damaris, nochmals in den Drogeriemarkt. Endlich mal etwas, was ich nicht lange auswählen muss und mir sicher bin. Meine Haarfarbe steht schon lange fest. Henna Rot. Ich verschwinde kurz im Gewirr der Menschen und greife ... Nein, verflucht, das Fach ist leer. Ich spüre wie eine innere Wut in mir aufsteigt, dieses scheiss Färbemittel nicht schon vor Tagen gekauft zu haben. "Beruhige Dich Damaris, du hast noch mehr als 12 Stunden Zeit...‛ brumme ich immer wieder vor mich hin und schlendere genervt aus dem Laden - gleich wieder eine Zigarette anzündend. Zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass es verschiedene Drogerieketten gibt, die auch nicht weit auseinanderliegen. 22 Im nächsten Laden habe ich mehr Glück. Henna Rot halte ich endlich in meiner Hand. "Es wird langsam Zeit, das kleine brave blonde Mädchen zu verunstalten" denke ich mal wieder und spüre dabei sogar ein leichtes kribbeln zwischen meinen Beinen. Noch zwei Schachteln L&M an der Kasse dazu und ENDLICH fertig!! Ein Blick auf die Uhr zeigt mir auch, dass ab jetzt - bis ungefähr 17 Uhr – niemand mehr zuhause ist. Genug Zeit um meine geplanten Vorarbeiten abzuschliessen. Als ich unser Haus betrete, bemerke ich, wie sichtlich fremd es mir doch geworden ist. All die Jahre voller Hass und Selbstverleumdung haben Ihre Spuren an mir hinterlassen, das ist mir bewusst. Fast abstossend wirkt alles auf mich. Im Wohnzimmer liegt die Bibel meines Vaters aufgeschlagen. Ich hasse dieses Buch. Wie oft musste ich Verse zitieren, auswendig lernen. Aber ich habe dieses Spiel mitspielen müssen. Bis heute … meine lieben Eltern! Ich 23 nehme meinen ganzen Mut zusammen, ziehe die Nase kräftig ein und hole einen richtig fetten grünen Klumpen aus meinem Hals. Gut es kostet mich Überwindung, aber nachdem ich auf die offenen Seiten der Bibel gespuckt hatte spüre ich so etwas wie eine innere Genugtuung. Ich klappe das Ding mit der Hand zu, damit sich alles schön verteilt. "Scheiss Gott" schreie ich laut und laufe in mein Zimmer während ich bemerke, dass mir eine Träne aus dem Auge kullert. Ich brauche einige Minuten um mich zu sammeln. Mit was soll ich anfangen ... hmm ... ja, zuerst den Brief an Ralf. Das wenigste was ich Ihm schulde ist einfach eine kleine Erklärung. Ich mag Ihn, aber mehr auch nicht. Ich lege mich auf mein Bett und überlege noch, ob ich ihm einfach auf Notizpapier schreibe oder ob ich das gute Papier dafür verwenden möchte. Gut, er ist es mir Wert, entscheide ich und nehme das teure Papier für Ihn... 24 ‚Lieber Ralf...‘ beginne ich, als sogleich das gewohnte "Bim-Bam" ertönt. Ich springe sofort auf und renne zur Tür. "Ein Paket und ein Brief für Damaris Schneider." "Ja, das bin ich" "Bitte hier unterschreiben und einen schönen Tag noch" "Ja, wünsch ich Ihnen auch" und lache dem Arsch hinterher. Den Brief öffne ich gleich an der Tür. Absender Bulgarische Botschaft, Liebenwalde bei Berlin. Ja, sie haben es tatsächlich gemacht. Ich öffne den Umschlag und tatsächlich!!! jaaaaa!!! Ein Flugticket Basel - Berlin mit Easyjet, Abflug morgen früh 5:40 Uhr!!!! sowie 400 Euro Taschengeld. Nicht schlecht für den Anfang, denk ich. Hastig nehme ich mein Handy und tippe: 25 "Sie haben mich also nicht vergessen und Ihr Versprechen gehalten. Ich freue mich so, Sie bald kennenzulernen. Ich würde mich wirklich freuen bei meiner Ankunft alles wie besprochen vorzufinden. LG Damaris" ... SEND... Ich bin saumässig stolz auf mich. Wie gut ich alles organisiert und geplant habe. Mein Paket nehme ich gleich mit aufs Zimmer und reiss es auf. Die Bestellung war nicht sonderlich gross, aber teuer. Und es wurde auch alles für mich bezahlt. Gierig betrachte ich die kniehohen schwarzen Schnallenstiefel in Grösse 38. Ich muss mich total zusammennehmen um nicht gleich alles anzuprobieren. Auch das kurze schwarze Kleid, welches ich mir passend in XS dazu rausgesucht habe, schreit förmlich danach von mir getragen zu werden. Eine kleine Schachtel erregt meine weitere Aufmerksamkeit. In Ihr befinden sich 26 wie gewünscht eine Kette mit dem Baphometsowie ein Pentagramm Amulett. Alles in mattschwarz. Lüstern greife ich danach, sage mir aber, "Damaris, noch nicht". Wo, wo war ich denn, ach ja, der Brief an Ralf. Es geht mir wie Butter von den Händen... Lieber Ralf Ich muss Dir heute leider schreiben, weil ich Dich und meine Eltern für immer verlassen werde. Suche mich nicht, denn ich werde für Dich unerreichbar sein. Die Zeit mit Dir habe ich genossen, vielleicht auch besonders deshalb, weil Du mich immer so gut geleckt hast. Ich bin sicher, du findest bald eine andere kleine Fotze mit der Du dich vergnügen kannst. Wie wär’s denn mit Karin? Die schaut dich schon lange geil an und sie hat mir auch gesteckt, dass sie dich gerne mal ficken würde. Ich bin mir sicher, wenn Du sie ansprichst könnte es schnell etwas werden. 27 Ralf, sei mir nicht böse, aber Du bist nicht der Mann mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich mich überhaupt jemals fest an einen Mann binden werde, denn dafür gibt es zu viele geile Typen auf dieser Welt. Danke für die schöne Zeit! Damaris PS: ich hab Dir noch eine Erinnerung eingepackt. Dies macht es Dir sicherlich leichter. Meine Handynummer wird ab heute Abend nicht mehr erreichbar sein, also versuche auch nicht mich anzurufen!! Ich stecke den Brief in den Umschlag und ziehe dazu noch den String aus, den ich extra für Ihn nun schon zwei Tage lang trage. Eingetütet, abgeleckt, zugeklebt, Adresse drauf, fertig. 28 Kippe in den Mund. Ich brauch jetzt wieder eine... Lisa, meine beste und eigentlich einzige Freundin - die fast so etwas wie eine Schwester ist - bereitet mir einige Gedanken. Nur allzu gerne hätte ich sie an meiner Seite, sie war es doch welche mich hauptsächlich in den letzten 12 Jahren so schön negativ beeinflusst und die dunkle Seite in mir geweckt hat. Was haben wir nicht alles zusammen angestellt, sogar als ich Ihr Ralf damals ausgespannt hatte und Sie erfuhr, dass ich mit Ihm in ihrem Bett fickte, war sie nicht einen Funken sauer oder eingeschnappt. Im Gegenteil, wir haben uns hinterher sogar ausführlich drüber unterhalten und uns zusammen über „Ralfs Würstchen‚ lustig gemacht. Sie weiss als Einzige von meinem Vorhaben, darum schreibe ich Ihr lediglich eine Whatsapp Nachricht: 29 „Es ist so weit, ziehe es heute endlich durch. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder. Küsse Dich.‚ Die Antwort - „Geil meine Grosse! Sehen uns bald schon in der Hölle, glaub mir. 666‚ - lässt wie immer nur einige Sekunden auf sich warten. Asche fällt auf mein Handy während ich lese und kurz schmunzeln muss. Die Wahl des Briefpapiers an meine Eltern fällt mir wiederum überhaupt nicht schwer. Ich reisse ein Stück Notizpapier aus meinem Schulheft. Das billigste genügt. Ich spüre eine unsägliche tiefe Verachtung in mir. Liebe Mama und Papa... Scheisse... wieso liebe... Ich hasse Sie! Zerknülle das Blatt und beginne erneut. Mama, Papa Eure Tochter ist nun endlich erwachsen. 30