Hepatitis E - Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten
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Hepatitis E - Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten
EUR 7,– I S S N 2 3 0 6 - 8 213 Jahrgang 7 | 2013 Medizinisches Fachjournal Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie P.b.b. Verlagspostamt 1150 Wien GZ 09Z038186 M Hepatitis E „Immer harmlos?“ © fotolia.de Seite 24 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 2013/1 jatros MSD HIGHLIGHTS Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H. EURO PLAZA Gebäude G, 5. Stock, Am Euro Platz 2, A-1120 Wien ® Registered Trademark © Copyright 2010 Merck Sharp & Dohme Corp., a subsidiary of Merck & Co., Inc., Whitehouse Station, NJ, USA. All rights reserved. 01-15-INFC-1069572-0000; Erstellt: Jänner 2013 Vor Verschreibung beachten Sie bitte jeweils die vollständige Fachinformation! Fachkurzinformationen siehe Seite 50 Coverstory Seite 24 H. Holzmann, Wien © fotolia.de Gastroenterologie CED Monitoring von Immunsuppressiva und Biologika HIV/Aids 6 Hot Topics Onkologie Reflux, Barrett und Krebs 31 B. Schmied, Wien H. Vogelsang, Wien Diätologische Interventionsmöglichkeiten bei CED HIV: Therapieadhärenz „Das Um und Auf“ Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 8 10 Giftiger Dienstag Tuberkulose: moderne Diagnostik, alte Therapie 35 Pertussis Impfung wichtiger denn je 37 R. Koch, Innsbruck Hot Topics Onkologie Lokalisiertes Kolorektalkarzinom 14 Impfmedizin Empfehlungen für Mitarbeiter im Gesundheitswesen 39 Hepatologie Hot Topics Onkologie Hepatozelluläres Karzinom U. Wiedermann-Schmidt, Wien 17 Überblick antimikrobielle Substanzen Abgrenzung von Antiseptika & Desinfektionsmitteln 42 O. Assadian, Wien AASLD Therapie der chronischen Hepatitis C – Update 2013 20 M. Gschwantler, Wien Nebenwirkungen von Antiinfektiva Management dermatologischer UAW 45 S. Wöhrl, Wien Hepatitis E „Immer harmlos?“ 24 H. Holzmann, Wien Impressum Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 8, 1150 Wien. Geschäftsführung: Dr. Bartosz Chłap, MBA. Tel.: 01/876 79 56. Fax: DW 20. Chefredaktion: Mag. Thomas Schindl. E-Mail: thomas.schindl@ universimed.com. Externer Redakteur: Dr. Norbert Hasenöhrl. Projektleitung: Mag. René Milich. Grafik: Daniel Dobernig. Lektorat: Mag. Andrea Crevato, DI Gerlinde Hinterhölzl, Mag. Sabine Wawerda. Druck: AV + Astoria Druckzentrum GmbH, 1032 Wien. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100% Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medieninhaber: Universimed Holding GmbH Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo (4 Ausgaben): EUR 22,–; Einzelpreis 7,– EUR inkl. Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 15615243. Das Medium JATROS Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse sowie News. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Internet an Universimed über. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Bilder übernimmt Universimed keine Haftung. Hinweise: Für die Preisangaben sowie Angaben zu Diagnose und Therapie, insbesondere Dosierungsanweisungen und Applikationsformen, kann seitens der Redaktion keine Garantie/Haftung übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen (z.B. Austria-Codex) auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Geschützte Warenzeichen werden nicht in jedem Fall kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um ein nicht geschütztes Produkt handelt. Mit der Einsendung eines Manuskriptes erklärt sich der Urheber/Einsender damit einverstanden, dass der entsprechende Beitrag ganz oder teilweise in allen Publikationsorganen von Universimed publiziert werden kann. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung. Die wiedergegebene Meinung deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Seite 3 I jatros Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin Infektiologie Liebe Kolleginnen und Kollegen, editorial F. Thalhammer, Wien haben Sie sich schon für das infektiologische Hauptereignis des Jahres, den 7. Österreichischen Infektionskongress*, angemeldet? Unsere Präsidentin Univ.-Prof. Dr. Cornelia Lass-Flörl (Kongress) und unser Präsident Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss (ÖGIT) haben ein exquisites Kongressprogramm zusammengestellt. Von den vielen Perlen möchte ich zwei herausheben: Univ.-Prof. Dr. Amalio Telenti spricht im Eröffnungsvortrag am Mittwoch über „Human genetics and infectious diseases“, Univ.-Prof. Dr. Marin H. Kollef am Samstag zum Kongressabschluss über „Add-on inhalative antibacterial therapy in VAP – does it make sense?“. In bewährter Weise finden Pro-und-kontra-Sessions statt, weiters Workshops (diesmal auch unter Beteiligung des Bernhard-Nocht-Instituts Hamburg), die Vorstellung der besten wissenschaftlichen Publikationen, ein Launch-Symposium (Fidaxomicin) sowie die berühmte „Clinical Grand Round“, bei der unter der Leitung von Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Wenisch die Herren Universitätsprofessoren Graninger, Krejs, Reisinger und Schmutzhard fünf spannende Fälle diskutieren werden. zur Fallpräsentation einzureichen, Einsendungen bitte an E-Mail: [email protected]. Die „Giftigen Dienstage“ beginnen wieder am 5. März 2013 mit dem Thema „Legionellen“ **. Der nächste „Giftige Samstag“ zum Thema „Airborne infections“ findet am 9. März 2013 im Technischen Museum in Wien statt. Die Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten, Sektionschefin Priv.-Doz. Dr. Pamela Rendi-Wagner, wird einen Workshop über Infektionserfassung in Österreich abhalten. Viele Gründe also, um vom 10. bis 13. April 2013 in Saalfelden zu sein. An dieser Stelle darf ich mich im Namen des ÖGITVorstands bei allen Sponsoren bedanken, die es uns ermöglichen, den Österreichischen Infektionskongress zu veranstalten. ** Das aktuelle Programm kann von www.infektiologie.co.at heruntergeladen Last but not least, möchte ich den Artikel zu Antiseptika und Desinfektionsmitteln von Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian, Klinisches Institut für Krankenhaushygiene, MUW, erwähnen, den Sie in diesem Heft finden. Mit kollegialen Grüßen Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer Vizepräsident der ÖGIT * Das aktuelle Programm kann von unserer Homepage www.oegit.eu heruntergeladen werden. werden. Am 12. März 2013 finden die „Giftigen Fälle“ zum dritten Mal statt – erstmals in Innsbruck. Sie sind herzlich eingeladen, interessante infektiöse Krankengeschichten Wissenschaftlicher Beirat – Infektiologie Univ.-Doz. Dr. P. Apfalter, Linz; Prim. Dr. C. Aspöck, St. Pölten; Univ.-Prof. Dr. H. Burgmann, Wien; Univ.-Prof. DDr. A. Georgopoulos, Wien; Univ.-Prof. DDr. W. Graninger, Wien; OA Dr. O. Janata, Wien; Univ.-Prof. Dr. C. Lass-Flörl, Innsbruck; OA Dr. A. Lechner, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. A. Lischka, Wien; Ao. Univ.-Prof. DDr. E. Marth, Graz; Univ.-Prof. Dr. I. Mutz, St. Marein i. M.; Univ.-Prof. Dr. M. Peck-Radosavljevic, Wien; Univ.-Prof. Dr. E. Presterl, Wien; Ass.-Prof. Dr. A. Rieger, Wien; Univ.-Prof. Dr. T. Staudinger, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. F. Thalhammer, Wien; Prim. Dr. N. Vetter, Wien; Ao. Univ.-Prof. Dr. G. Weiss, Innsbruck; Prim. Univ.-Doz. Dr. C. Wenisch, Wien; Univ.-Prof. Dr. W. H. Wernsdorfer, Wien; Univ.-Prof. Dr. B. Willinger, Wien. jatros I Seite 4 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Liebe Leserinnen und Leser! „Die Therapie der chronischen Hepatitis C erlebt derzeit eine dramatische Entwicklung“, wie Univ.-Doz. Dr. Michael Gschwantler, Wien, in der Einleitung seines Highlight-Berichts von der Jahrestagung der American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD), 9.–13. November, Boston, erklärt. Die Zulassung der beiden Proteasehemmer Telaprevir und Boceprevir für die Therapie der chronischen Infektion mit dem HCV-Genotyp 1 im Jahre 2011 markiert den ersten Höhepunkt dieser Entwicklung mit einer Verbesserung der Heilungsraten um mehr als 25% im Vergleich zur Dualtherapie. Kaum sind diese beiden Medikamente verfügbar, wird schon an der Folgegeneration gearbeitet. Die neuen Proteasehemmer Simeprevir und Faldaprevir scheinen noch wirksamer und besser verträglich zu sein und werden vermutlich Ende 2014 als Tripeltherapie verfügbar sein. Neben der Forschung an diesen Proteasehemmern steht auch die Phase-III-Studie mit dem NS5A-Hemmer Daclatasvir vor dem Abschluss. Die Suche nach dem „Heiligen Gral der Hepatitis-CTherapie“ (ebenfalls Gschwantler, in dieser Ausgabe) – einer interferonfreien und vielleicht auch ribavirinfreien Therapieform – schreitet in großem Tempo voran. Derzeit wird nach der optimalen Kombination verschiedener DAA gesucht. Für Patienten, die mit dem Genotyp 3 infiziert sind, gibt es bereits zwei abgeschlossene Phase-IIIStudien mit dem Polymerasehemmer Sofosbuvir. Damit könnten auch die Tage der Tripeltherapie bald gezählt sein. Über die wissenschaftlichen Fortschritte auf dem Feld der Hepatitistherapie werden wir Sie auch in den kommenden Ausgaben kontinuierlich informieren. Ein thematischer Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf onkologischen Erkrankungen im Schnittfeld zwischen © TILAK Gastroenterologie-Hepatologie editorial P. Ferenci, Wien H. Tilg, Innsbruck Gastroenterologie und Hepatologie. Beim BarrettAdenokarzinom handelt es sich nach wie vor um eine äußerst seltene Erkrankung (Inzidenz 4:1.000.000), wenngleich sich dessen Inzidenzraten in den letzten Jahrzehnten sprunghaft entwickelt haben, wie Univ.-Prof. Dr. Robert Koch, Innsbruck, in seinem Artikel ausführt. Über den Einsatz von Biomarkern in der Therapie des lokalisierten Kolorektalkarzinoms berichtet Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eisterer, Innsbruck. Fortschritte in der adjuvanten und palliativen Therapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) thematisiert Dr. Wolfgang Sieghart, Wien, in seinem spannenden Fachbeitrag. Es freut uns, Ihnen mit der vorliegenden Ausgabe dieses Journals die Erweiterung in seiner Berichterstattung um die Fächer Gastroenterologie und Hepatologie vorstellen zu können. Gemeinsam werden wir Ihnen in den kommenden Ausgaben Autorenbeiträge auf dem aktuellen Stand des Wissens sowie Highlight-Berichterstattung von den wichtigsten nationalen und internationalen Kongressen der Gastroenterologie und der Hepatologie präsentieren. Wir hoffen, Ihnen damit in JATROS Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie auf prägnante Weise praxisrelevante Inhalte aus unseren Fachbereichen zu vermitteln, und wünschen Ihnen eine interessante und informative Lektüre. Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci Co-Editor Hepatologie Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg Co-Editor Gastroenterologie Wissenschaftlicher Beirat – Gastroenterologie & Hepatologie OA Dr. H. Bognar, Krems; Univ.-Prof. Dr. C. Datz, Oberndorf; Univ.-Prof. Dr. I. Graziadei, Innsbruck; Univ.-Doz. Dr. M. Gschwantler, Wien; OA Dr. T. Haas, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. P. Knoflach, Wels-Grieskirchen; Univ.-Prof. Dr. R. Koch, Innsbruck; OA Dr. W. Korak, Klagenfurt; Univ.-Prof. Dr. L. Kramer, Wien; Prof. Dr. C. Madl, Wien; OA Dr. A. Maieron, Linz; Dr. A. Moschen, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. M. PeckRadosavljevic, Wien; Univ.-Prof. Dr. W. Petritsch, Graz; Univ.-Prof. Dr. W. Reinisch, Wien; Univ.-Prof. Dr. R. Stauber, Graz; Assoc. Prof. Dr. C. Steininger, Wien; OA Dr. M. Strasser, Salzburg; Univ.-Prof. Dr. W. Vogel, Innsbruck; Univ.-Prof. Dr. H. Vogelsang, Wien 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Seite 5 I jatros Gastroenterologie referat CED Monitoring von Immunsuppressiva und Biologika In den letzten 20 Jahren kam es zu einer sprunghaften Zunahme des Einsatzes von Immunsuppressiva und zuletzt auch von Biologika in der Therapie von Morbus Crohn und nun auch Colitis ulcerosa. Man hatte vorerst für Azathioprin und in der Folge auch für die gängigen AntiTNF-Antikörper wie Infliximab und Adalimumab erkannt, dass diese eine Remission der Erkrankung induzieren und diese Remission unter bleibender Therapie auch erhalten können. Es gelang damit bei einigen Patienten sogar, eine endoskopische Remission zu erreichen, Krankenhausaufenthalte zu reduzieren und Komplikationen mit resultierenden Operationen zu verhindern. Beim Monitoring dieser Therapeutika stellen sich zwei grundsätzliche Fragen: 1. nach den Nebenwirkungen und 2. nach der Effektivität. In der Folge wird auf die zwei wesentlichen Gruppen, nämlich Thiopurine (Azathioprin, 6-Mercaptopurin, 6-Thioguanin) und Anti-TNF-Antikörper (Infliximab, Adalimumab), näher eingegangen, obwohl natürlich auch andere Immunsuppressiva wie Methotrexat, Cyclosporin und Mycophenolat in gewissen Konstellationen, insbesondere bei Unverträglichkeit der anderen Medikamente, gegeben werden können. eben aus dieser Wirkungsweise mit möglichen Veränderungen des Blutbildes, v.a. Leukopenie, erhöhtem Infektionsrisiko, etwas erhöhtem Risiko für Hautkrebs und – insbesondere im Alter – für Lymphome. Der Einsatz von Thiopurinen kann aber auch mit anderen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Gelenkschmerzen und Pankreatitis sowie einem eher hepatitischen Bild mit Erhöhung der Leberparameter einhergehen. Deshalb sind eine genaue Aufklärung und ein Monitoring von Beginn der Einnahme an mit Blutabnahmen nach 1–2 Wochen, 4 Wochen, 8 Wochen und später alle 8 Wochen zu empfehlen, wobei vor allem das Blutbild, die Leberparameter (ASAT, ALAT, alkalische Phosphatase, Gamma-GT) und die Pankreasparameter (Amylase, Lipase – v.a. in den ersten 4 Wochen) zu kontrollieren sind. Angesichts des erhöhten Hautkrebsrisikos sind für die Zukunft sicher auch eine Voruntersuchung beim Dermatologen sowie regelmäßige Kontrollen bei gleichzeitiger Empfehlung eines erhöhten Sonnenschutzes anzuraten. Thiopurine Thiopurine blockieren die Synthese von DNA und RNA, hemmen damit die Vermehrung von T- und B-Zellen und leiten so ihre Effektivität bei der Behandlung von entzündlichen, insbesondere Autoimmunerkrankungen her. Das Nebenwirkungsspektrum erwächst jatros I Seite 6 Nachweisbare HACA Subtherapeutische Infliximab Konzentration H. Vogelsang, Wien Azathioprin wird im Körper in 6-Mercaptopurin (MP) und schließlich in den aktiven Metaboliten 6-Thioguanin (TG) oder andererseits in 6-MMP umgewandelt (Abb.), wobei die 6-Thioguanin-, aber auch die 6-MMP-Spiegel (hoch bei Hepatopathie) in spezialisierten Zentren bestimmt werden. Höhere 6-TGN-Spiegel über 250 pmol/108 Ery gelten als prognostisch gutes Zeichen für ein Ansprechen. Diese Spiegel können einerseits zum Monitoring der Compliance und andererseits als Kontrolle der Metabolisierung durchgeführt werden. Bei niedrigem 6-TGN-Spiegel kann ein Therapieversuch mit Allopurinol, das sonst kontraindiziert ist, und mit einem Viertel der Azathioprin-Dosis versucht werden. Bei Verdacht auf eine genetische Veranlagung können die Thiopurin-SMethyltransferase(TPMT)-Genvarianten technisch bestimmt werden, wobei 10% der Bevölkerung einen heterozygoten Typ aufweisen – mit reduzierten TPMT-Spiegeln – und 0,3% homozygot sind, wo die TPMT völlig fehlt und es Abstimmung auf Testergebnisse Komplettes/partielles Ansprechen P-Wert Erhöhung Infliximab-Dosierung 1/6 (17%) <0,004 Wechsel Anti-TNF-Therapie 11/12 (92%) Erhöhung Infliximab-Dosierung 25/29 (86%) Wechsel Anti-TNF-Therapie 2/6 (33%) <0,016 Tab.: Infliximab-Therapiestrategien (Afif, AJG 2010) Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Gastroenterologie Azathioprin nicht enzymatische Umwandlung 6-Mercaptopurin (6-MP) Xanthinoxidase HypoxanthinPhosphoribosyltransferase (HPRT) Thioharnsäure Thiopurin-Methyltransferase (TPMT) © UNIVERSIMED ® referat 6-Methylmercaptopurin 6-Thioinosin-5‘-Monophosphat 6-Thioxanthosin-5‘-Monophosphat 6-Thioguanosin-5‘-Monophosphat -Diphosphat -Triphosphat Thioguaninnukleotide (TGN) Abb.: Azathioprin-Metabolismus zu schweren Leukopenien unter Thioguanin-Therapie kommen kann. Deshalb sind diese strengen Kontrollen des Blutbildes einzuhalten. Eine klinische Wirkung der Thiopurine ist frühestens nach zwei bis vier Monaten zu erwarten und eine Therapie sollte zumindest für ein bis zwei Jahre fortgesetzt werden, um eine Abheilung erreichen zu können. Bei Kindern und Adoleszenten wird diese Therapie relativ früh im Erkrankungsverlauf gegeben und kann dadurch bei einem großen Prozentsatz einen langfristigen rezidivfreien Verlauf erzielen. Die Zielparameter sind hier natürlich die klinische Remission, sekundär auch die Laborremission mit Normalisierung von CRP, in Hinkunft wahrscheinlich auch die Normalisierung der Calprotectin-Werte im Stuhl und letztendlich, wenn möglich, auch eine endoskopische Remission, um spätere Komplikationen zu verhindern. Anti-TNF-Antikörper Die Anti-TNF-Antikörper wirken einerseits durch die Neutralisierung von zirkulierendem TNF-alpha und andererseits von TNF-alpha an Monozyten, teilweise auch den transportierenden Makrophagen und T-Zellen. Hier sind regelmäßige Laborkontrollen des Blutbildes und der Leberwerte allerdings in etwas größeren Abständen von zumindest vier Monaten einzuhalten. Ebenso ist eine regelmäßige Abfrage von eventuell vermehrten Infektionen durchzu1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie führen, um neuerliche Therapien mit Anti-TNF-Antikörpern zu pausieren oder zu verschieben. Langfristig wichtig ist jedoch die Wirksamkeit der Anti-TNF-Antikörper, wobei hier neben dem klinischen Bild auch Laborparameter wie CRP, Eisen, Blutbild und Calprotectin im Stuhl herangezogen werden. Letztendlich kann bei Ansprechen in etwa 50% auch eine endoskopische Remission erreicht werden. Patienten mit endoskopischen Remissionen haben langfristig die beste Prognose sowohl hinsichtlich einer langfristigen Beschwerdefreiheit, der Verminderung der Spitalsaufnahmen und auch der Reduktion von Operationsbedürftigkeit. 80% der Patienten, die primär auf die Anti-TNF-Therapie ansprechen, zeigen auch im weiteren Verlauf eine anhaltende Remission unter laufender AntiTNF-Antikörper-Therapie. Nichtsdestotrotz kommt es bei 20–50% der Patienten, auch abhängig von Solo- oder Kombinationstherapie mit einem anderen Immunsuppressivum, in ein bis fünf Jahren zu einem Loss of Response (LOR). Es hat sich gezeigt, dass insbesondere bei Patienten unter InfliximabTherapie mit niedrigerem Trough-Spiegel <7,2µg/ml das Risiko für einen Wirkungsverlust erhöht ist (Alias, ECCO 2012). Zusätzliche Immunsuppressiva erhöhten den InfliximabTrough-Spiegel von 7,9 auf 10,5µg/ml, wodurch auch die verlängerte und vermehrte Wirksamkeit der Kombinationstherapie erklärt werden könnte. Von Afif wurde 2010 eine Strategie bei Versagen der Anti-TNF-Therapie empfohlen (Tab.). Um dieses Vorgehen optimieren zu können, ist die Bestimmung der Infliximab-Trough-Spiegel vor der nächsten geplanten Infusion bzw. der sogenannten Human AntiChimeric Antibodies (HACA) nötig; dies sind Anti-Infliximab-Antikörper. Bestehen HACA, dann empfiehlt es sich, die Therapie auf die bisher nicht verwendeten Anti-TNF-Antikörper umzustellen. Bestehen subtherapeutische Dosen von Infliximab-TroughSpiegeln, sollte man die Infliximab-Dosis erhöhen bzw. das Intervall verkürzen. In diesen Situationen führen die empfohlenen Maßnahmen in 80–90% zu einem Wiederansprechen der Patienten auf die Therapie. Für die Praxis Bei Thioguaninen sind insbesondere am Anfang häufige Laborkontrollen mit Blutbild, Amylase, Lipase, Leberfunktionsparameter und später in zwei- bis dreimonatigen Abständen zu empfehlen. Die Spiegelbestimmungen dienen hier vor allem der Evaluation der Compliance und eventuell auch der Ursache des Therapieversagens. Das Monitoring bei Anti-TNF-Therapie setzt natürlich auch regelmäßige Kontrollen von Blutbild und LFP voraus, allerdings in größeren Abständen von zwei bis vier Monaten, wobei hier eher die Infektionskontrolle und das Pausieren der Gabe der Anti-TNF-Antikörper bei Infekten wesentlich ist. Bei Wirkungsverlust ist die Messung der Trough-Spiegel der Anti-TNF-Antikörper zur Optimierung der Strategie zu empfehlen. n Autor: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Vogelsang AKH – MedUni Wien KIM III/Gastroenterologie & Hepatologie Währinger Gürtel 18–20 1090 Wien Tel.: 01/40 400-4745 E-Mail: [email protected] Seite 7 I jatros Gastroenterologie referat Diätologische Interventionsmöglichkeiten bei CED Inwieweit beeinflusst die Ernährung Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder eine funktionelle Darmerkrankung? – Ob und wie Patienten über Essen und Trinken selbst auf ihre Erkrankung Einfluss nehmen können, war und ist Thema all jener, die sich mit diesen Menschen beschäftigen. Obwohl Essen und Trinken einen meist flüchtigen Genuss darstellen, nimmt dieser Bereich im Ranking der wichtigsten Lebensinhalte regelmäßig eine Top-Positionierung ein: Für rund 50% der Allgemeinbevölkerung sind gutes Essen und Trinken in Befragungen ebenso wichtig wie ein schönes Haus bzw. eine schöne Wohnung oder ein befriedigendes Sexualleben.1 Allzu oft werden die Bedeutung von Lebensinhalten und ihr Beitrag zur Lebensqualität hintangestellt, wenn es um eine vermeintlich wichtige „Diät“ geht. Wie bedeutsam ist eine fettarme Ernährung für unsere CED-Patienten wirklich? Sind fünfmal am Tag Obst und Gemüse tatsächlich empfehlenswert und wie wichtig sind eine frische Zubereitung und zumindest eine warme Mahlzeit täglich? Und können wir uns überhaupt mit Nahrungsmitteln alleine noch gut versorgen oder sollten wir bestimmte Nährstoffe über Supplemente zuführen? Viele Fragen und Unsicherheiten also, die sich – bezogen auf die verschiedenen Esstypen und ihr Ernährungsverhalten – noch potenzieren. Ein wesentliches Instrument zur objektiven Beurteilung des Ernährungszustandes stellen Screeningverfahren dar. Für den ambulanten Bereich ist dies beispielsweise MUST (Malnutrition Universal Screening Tool, für Erwachsene), für den stationären Bereich NRS (Nutritional Risk Screening) 2002.2 Eine Auswahl an validen Screeningtools bietet die Homepage der AKE (Arbeitsgemeinschaft klinische Ernährung; http://ake-nutrition.at/).3 Zeigt ein Patient Auffälligkeiten im Rahmen des Screenings, ist eine ärztliche Zuweisung an die Diätologie angezeigt. Der diätologische Prozess4 beginnt mit einer patientenzentrierten Ernährungsanamnese, in der Vorlieben, Unverträglichkeiten, Aversionen und/oder diagnostizierte Nahrungsmittelallergien erhoben und dokumentiert werden. KeyPoints Effekte diätologischer Interventionsmöglichkeiten bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: • Strukturierte Befundung und Beurteilung: Ernährungsanamnese, Ernährungszustand • Individualisierte orale Ernährungstherapie, angepasst an das soziokulturelle Umfeld der Patienten; bei Bedarf auch enterale und parenterale Ernährungstherapie • Reduktion von gastrointestinalen Symptomen • Erhalt bzw. Verbesserung der Lebensqualität jatros I Seite 8 K. Nigl, Linz „Das vertrag’ ich nicht“ Diese Aussage ist bei CED-Patienten häufig: Zwei Drittel der Patienten vertragen rohe Zwiebeln und Lauch schlecht, der Hälfte der Patienten bereiten stark gewürzte Speisen, Paprika, manche Früchte und frisches Brot Probleme.5 Für die Erhebung des Ernährungszustandes ist zumindest die Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) erforderlich. Ein BMI, der lediglich auf Schätzungen des Gewichts und/oder der Größe beruht, eignet sich nicht dafür! Bessere Verlaufsdaten liefern die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) oder anthropometrische Daten (Hautfaltendicke), die direkt oder indirekt das Muskulatur-Fett-Verhältnis im Körper beschreiben. Im klinischen Bereich kommen auch Präalbumin oder Retinol-bindendes Protein zum Einsatz, um den Effekt und Verlauf einer diätologischen Intervention mit beurteilen zu können. Die diätologische Befundung und Beurteilung stellen die Fakten aus dem Screening, der Ernährungsanamnese und des Ernährungszustandes dem Soll-Bedarf des Patienten gegenüber (Abb.). Eine wesentliche Interventionsmöglichkeit der Diätologie stellt das Angebot an Kostformen im klinischen Betrieb dar: Nur wissenschaftlich belegte Kostformen finden sich im KostformenkaInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Gastroenterologie © UNIVERSIMED ® referat Aufnahme: Screening-Problem? Ja Nein Diätologische Anamnese, Assessment ggf. Wiederholung Screening Planen, Umsetzen, Evaluieren der Ernährungstherapie (oral, enteral, parenteral) Entlassung Abb.: Was passiert nach dem Screening? talog, der auch als Tool im Rahmen der Qualitätssicherung dient. Dabei gilt es, die Patienten so wenig wie möglich und (nur) so viel wie nötig einzuschränken – schließlich bedeutet Essen und Trinken Lebensqualität! Und was ist mit der „Diät“? Eine Beschränkung der oralen Zufuhr ist sinnvoll bei unspezifischen gastrointestinalen Beschwerden, Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption, Zöliakie, Lebensmittelallergie und Operationen im Gastrointestinaltrakt (z.B. Stomata, Resektionen, Short-BowelSyndrom). Eine individuell unterschiedliche Toleranzgrenze bei Laktose oder Fruktose rechtfertigt eine laktosefreie Ernährung ausschließlich bei niedriger Laktosetoleranz; das Gleiche gilt sinngemäß für die Fruktosemalabsorption – die Notwendigkeit der Beschränkung orientiert sich an den Symptomen. Eine sekundäre Laktoseintoleranz findet sich bei bis zu 40% der MorbusCrohn-Patienten und bei bis zu 15% der Colitis-ulcerosa-Betroffenen.6 Für Patienten mit CED führen zum Teil massive gastrointestinale Beschwerden wie Diarrhö, Obstipation oder Flatulenz zumindest phasenweise zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und in der Folge manchmal auch zu einer Verschlechterung des Ernährungszustandes. Ein relativ neues Ernährungskonzept kommt aus dem angloamerikanischen 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Raum: FODMAPs (Fermentable Oligo-, Di- and Monosaccharides And Polyols).7 Es geht davon aus, dass Frukto-Oligosaccharide (Fruktane), Galakto-Oligosaccharide (Raffinose), Fruktose, Laktose und Polyole (Sorbit, Xylit) durch physiologische Effekte (Osmolarität, Fermentation) bei gleichzeitig niedriger Reizschwelle („viszerale Hypersensitivität“) bei CED-Patienten Ursache für ihre Motilitätsstörungen, Blähungen und Unwohlsein sein könnten.8 Die im deutschsprachigen Raum im Kostformenkatalog gelistete gastroenterologische Basisdiät oder leichte Vollkost (früher: „Schonkost“)9 zeichnet sich durch die Nichtverwendung von Lebensmitteln aus, die bei mehr als 5% der Menschen Unverträglichkeiten auslösen, so z.B. Paniertes, Gurkensalat, Birnen und Süßigkeiten. Eine Anpassung in Richtung FODMAPs könnte in österreichischen Krankenhäusern und Kliniken folgendermaßen aussehen: Karottensuppe statt Brokkolisuppe, Heidelbeerstrudel statt Apfelstrudel und Kiwi statt Birne. Stagniert oder verschlechtert sich ein kritischer Ernährungszustand bei CED-Patienten und sind Maßnahmen hinsichtlich der Auswahl an Essen und Trinken allein nicht ausreichend, schlägt die Diätologie im Rahmen der Evaluierung des Ernährungszustandes geeignete Zusatz- oder Trinknahrung bzw. spezielle Module vor. Bleibt weiterhin eine Differenz zwischen dokumentierter Ist- und Soll-Zufuhr beste- hen, werden enterale bzw. parenterale Ernährungsschemata berechnet. Die genannten Ernährungsformen schließen sich gegenseitig nicht aus, sondern ergänzen einander. „Ich habe gehört, dass ...“ Flohsamen, grüner Tee oder Probiotika brachten bislang keinen zweifelsfreien Beweis bezüglich einer günstigen Beeinflussung.10 Was bekommt die Trias Medizin – Pflege – Diätologie im Team besser hin als die jeweiligen Berufsgruppen alleine? Lassen Sie Ihre Patienten wählen (Frühstückskomponenten, Mittag- und Abendessen) und bieten Sie Zwischenmahlzeiten an. Dokumentieren Sie die Kostform (Fieberkurve/elektronisch) sowie die konsumierte Menge (z.B. Tellerprotokoll/elektronisch). Übernehmen Sie relevante diätologische Prozessdaten in den Arztbrief – die Informationen sind sowohl für den Allgemeinmediziner, als auch für den niedergelassenen Bereich und eine eventuelle Wiederaufnahme wichtig und stellen zudem eine Möglichkeit dar, den Verlauf des Ernährungszustandes nachverfolgen zu können! n Literatur: 1 BMLFUW: Lebensmittelbericht Österreich 2010. Wien, s.n. 2 Kondrup J et al: Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) für Erwachsene; Nutritional Risk Screening (NRS 2002). Clinical Nutrition 2003; 22: 415-421 3 AKE, Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung; www.ake-nutrition.at 4 FH-MTD-Ausbildungsverordnung. Anlage 4, 2006 5 Rabast U: Ernährungseinflüsse in der Entstehung und Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Ernährungsumschau 2011;1 6 Terjung B: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Ernährungsumschau 2011;8 7 Barrett J, Gibson P: Clinical ramifications of malabsorption of fructose and other short-chain carbohydrates. Practical Gastroenterology 2007 8 Meier R: Ernährung beim Reizdarmsyndrom. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2012;2 9 Kluthe R, Dittrich A, Everding R et al: Das Rationalisierungsschema 2004. Aktuel Ernaehr Med 2004, 29: 245-253 10 Rabast U: Ernährungseinflüsse in der Entstehung und Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Ernährungsumschau 2012;1 Autor: Klaus Nigl, Diätologe FH Gesundheitsberufe OÖ Studiengang Diätologie Elisabethstraße 15–19, 4020 Linz Tel.: 050 344 221 21 E-Mail: [email protected] Seite 9 I jatros Gastroenterologie referat Hot Topics Onkologie Reflux, Barrett und Krebs Die Inzidenz des Barrett-Adenokarzinoms ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. War vor 1970 maximal eines von 20 (<5%) Karzinomen im Ösophagus ein Adenokarzinom, so sind Adenokarzinome im Ösophagus heute bereits häufiger als Plattenepithelkarzinome.1 In den Vereinigten Staaten hat sich in den letzten Jahren die Inzidenz von 4 Fällen auf 23 Fälle pro 1 Mio. Einwohner vervielfacht.2 Dieser steigenden Inzidenz steht die unverändert infauste Prognose eines fortgeschrittenen Barrett-Karzinoms (BK) gegenüber. Diese Tatsache führt sogar so weit, dass Patienten mit der Diagnose Barrett-Ösophagus, einer prinzipiell symptomlosen Veränderung der Ösophagusschleimhaut, über eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität berichten. Ein systemischer Review von 25 Artikeln zu diesen Thema hat gezeigt, dass allein die Diagnosestellung schon einen substanziellen negativen Impact auf die Lebensqualität gemessen an diversen Quality-of-LifeIndizes hat, welcher nach Einschätzung der Autoren vor allem durch die Angst vor dem BK verursacht wird. Ob diese Angst begründet oder übertrieben ist, soll in diesem Artikel erörtert werden.3 Ist jede Metaplasie-verdächtige Schleimhaut über dem gastroösophagealen Übergang ein Barrett? Widmen wir uns zuerst der Frage, ob jede endoskopisch dargestellte, Metaplasie-verdächtige Schleimhaut über dem gastroösophagealen Übergang einer Barrett-Schleimhaut entspricht, also ob der Gastroenterologe oder der Pathologe die Diagnose Barrett-Ösophagus stellt. Prinzipiell können wir proximal vom gastroösophagealen Übergang drei verschiedene Zylinderepithelien unterscheiden: 1. das Fundus-typische, 2. das Kardia-typische jatros I Seite 10 und 3. das intestinal-typische Epithel, welches durch das Vorhandensein von Becherzellen charakterisiert ist. Während die britische und die japanische Fachgesellschaft sowohl die Kardia-typische als auch die intestinal-typische Metaplasie als Barrett-Metaplasie zusammenfassen, ist nach Definition der AGA (American Gastroenterological Association) ausnahmslos eine intestinale Metaplasie als Barrett-Metaplasie zu bezeichnen. Diese strikte Definition wird durch das mehr oder weniger gut definierte Risiko der Entstehung eines BK aus einer intestinalen Metaplasie begründet. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass auch die Kardia-typische Metaplasie ein nicht zu vernachlässigendes malignes Potenzial besitzt. So konnte in einer Studie, in der die endoskopisch resezierten Präparate mit mukosalem BK histologisch aufgearbeitet wurden, in bis zu 57% der Fälle ausschließlich Kardia-typisches Epithel nachgewiesen werden.3 R. Koch, Innsbruck Wie hoch ist das Risiko für BarrettPatienten, ein Adenokarzinom zu entwickeln? Die Barrett-Schleimhaut beherbergt definitiv ein Risiko für die Entstehung eines BK, das jedoch in älteren Studien deutlich überschätzt wurde. Wurde das jährliche Risiko anfangs mit 2–4%, also 20–40 Karzinomen pro 1.000 Patientenjahren angegeben, so zeigen jüngere Studien mit deutlich mehr rekrutierten Barrett-Patienten ein jährliches Risiko von etwa 0,4%. Eine rezent im NEJM publizierte dänische Studie belegte bei einer Kohorte mit über 11.000 Patienten sogar nur ein jährliches Risiko von 0,12%.4 Damit relativiert sich das Krebsrisiko natürlich deutlich. Zu den Risikofaktoren, welche die Entstehung des BK begünstigen, zählen Refluxbeschwerden, Alter, männliches Geschlecht und Adipositas. Zwar haben Patienten mit Refluxbeschwerden ein 6- bis 10-fach erhöhtes Risiko, einen Barrett-Öso- KeyPoints • Die Inzidenz des BK nimmt deutlich zu. • Risikofaktoren für ein BK: Alter, männliches Geschlecht, Refluxbeschwerden, Adipositas. • Ein Barrett-Ösophagus sollte in regelmäßigen Abständen endoskopiert und biopsiert werden: bei NDBE alle 3–5 Jahre, bei LGIN alle 6–12 Monate. • Biopsiebefund wenig verlässlich – deshalb genau schauen; evtl. mit Essigsäure färben und bei verdächtigen Schleimhautveränderungen den Patienten zur diagnostischen endoskopischen Mukosaresektion (EMR) an ein tertiäres Zentrum überweisen. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Gastroenterologie referat Abb.: A: Barrett-Schleimhaut; B: Essigfärbung; C: FICE; D: EMR mit Blick durch die Kappe; E: RFT mit Blick durch den aufgeblasenen Ballon; F: Ablatierte Barrett-Schleimhaut nach RFT mit liegendem Ballon phagus sowie ein BK zu entwickeln, andererseits haben etwa 40% der Patienten mit BK in der Vorgeschichte keine Refluxsymptomatik. Wie soll die Barrett-Metaplasie überwacht werden? Aufgrund des zwar geringen, jedoch vorhandenen Risikos der malignen Entartung der Barrett-Metaplasie ist diese zu überwachen. Diese Überwachung sollte nach den gängigen Empfehlungen durch eine regelmäßige Endoskopie mit Biopsien erfolgen. Dieser Empfehlung liegt die Annahme der Correa-Sequenz einer intestinalen Metaplasie, also des stufenweisen Übergangs einer nicht dysplastischen Metaplasie in eine geringgradige Dysplasie (LGIN = low grade intraepithelial neoplasia) und in weiterer Folge in eine hochgradige Dysplasie (HGIN = high grade intraepithelial neoplasia) und schließlich in ein Adenokarzinom zugrunde. Somit sollte nach AGA-Empfehlung eine nicht dysplastische Metaplasie alle 3–5 Jahre, die geringgradige 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Dysplasie alle 6–12 Monate und die hochgradige Dysplasie alle 3 Monate endoskopisch überwacht werden. Dabei sind entsprechend dem Seattle-Protokoll alle 1–2cm 4-Quadranten-Biopsien zu entnehmen. Sichtbare Erhabenheiten sollen ebenfalls biopsiert werden. Anzumerken ist hier, dass bei Nachweis einer hochgradigen Dysplasie im Biopsat eine Resektion oder ein ablatives Verfahren der reinen Überwachung vorzuziehen ist. Die endoskopisch/bioptische Überwachung der Barrett-Schleimhaut ist mit mehreren Problemen verbunden. So ist die strikte Einhaltung des Seattle-Protokolls vor allem bei einem über eine größere Distanz reichenden Barrett zeitaufwendig, technisch anspruchsvoll und wird daher häufig vernachlässigt. Eine niederländische Arbeit zeigt, dass bei einem Barrett unter 5cm zwar in 79% nach dem Seattle-Protokoll biopsiert wird, bei einem längeren Barrett jedoch nur mehr in 30% der Untersuchungen das Biopsieprotokoll eingehalten wird.5 Erschwerend kommt noch die hohe Inter- und Intraobserver-Variabilität der histologischen Befunde hinzu. Eine Arbeitsgruppe um Curvers ließ 147 Biopsate einer LGIN nachbefunden und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass sich nur in 15% die Diagnose einer LGIN bestätigte.6 Eine andere Gruppe berichtet, dass bei Patienten mit dem bioptischen Nachweis einer HGIN in etwa 30% lediglich eine LGIN, jedoch in 20% bereits ein BK im endoskopischen Resektat nachgewiesen wurde. Beim bioptischen Nachweis eines BK zeigte sich in der folgenden Mukosaresektion in 50% eine hochgradige Dysplasie, in 25% ein mukosales und in 25% ein submukosales BK.7 Diese zwei Studien zeigen die Limitation des Biopsiebefundes klar auf. Um diesem Problem Rechnung zu tragen, sollen bioptische Befunde stets von einem weiteren Referenzpathologen nachbefundet werden. Im Rahmen der Überwachung finden zahlreiche endoskopische Techniken ihren Platz, welSeite 11 I jatros Gastroenterologie che zwar an tertiären Zentren ihren Stellenwert haben, jedoch für eine generelle Überwachung derzeit nicht empfohlen werden können. So ist hier die Chromoendoskopie anzuführen, bei der die Schleimhaut mittels Farbstoff angefärbt wird. Diese Farbstoffe reichen von Indigokarmin über Methylenblau oder die Lugol’sche Lösung bis hin zur Essigsäure. Haben die meisten Farbstoffe nur einen untergeordneten Stellenwert in der Neopla-siesuche, so scheint, wie die Wiesbadener Gruppe um Prof. Christian Ell berichtet, die Essigfärbung in geübter Hand die Detektionsrate für HGIN und BK deutlich zu erhöhen.8 Eine weitere Methode stellt die virtuelle Chromoendoskopie dar, bei der kein Farbstoff verwendet wird, sondern bei der die Schleimhaut im endoskopischen Bild verfärbt und damit besser kontrastiert erscheint. Hierbei ist vermutlich NBI (Narrow Band Imaging; Olympus), FICE (Fuji Intelligent Color Enhancement; Fuji) oder i-Scan (Pentax) überlegen. Eine Erweiterung des endoskopischen Angebots stellt das AutofluoreszenzImaging (AFI) dar. Hierbei emittieren sogenannte Fluorophore, wenn diese kurzwelligem Licht ausgesetzt werden, längerwelliges Licht. Als Fluorophore fungieren zum Beispiel Kollagen, aromatische Aminosäuren, Porphyrine und NADH. Neoplastisches Gewebe unterscheidet sich in der Zusammensetzung dieser Fluorophore von nicht neoplastischem Gewebe und bietet damit ein unterschiedliches Autofluoreszenzspektrum. Da die falsch positive Rate mit mehr als 50% als relativ hoch angesehen werden muss, wurde versucht, diese mit anderen Verfahren wie HD-Endoskopie und NBI zu kombinieren. Leider zeigt sich dieses trimodale Imaging in zwei Studien der 4-Quadranten-Biopsie unterlegen. Erfolg versprechend gestaltete sich die konfokale Laserendomikroskopie, die in zwei technischen Varianten – einem Sonden-basierten System der Firma Mauna Kea und einem Endoskop-basierten System von Pentax – jatros I Seite 12 referat angeboten wird. Mit diesen Systemen kann eine etwa 1.000-fache Vergrößerung der Gewebedarstellung erzeugt werden, welche durchaus mit einer histologischen Darstellung verglichen werden kann. Doch wie zu erwarten, macht die konfokale Laserendomikroskopie nur in speziellen tertiären Zentren zur Überwachung des Barrett-Ösophagus Sinn, in denen aufgrund hoher Fallzahlen die Expertise entsprechend hoch ist. Die derzeit aufstrebende endoskopische Technik ist die Kohärenz-Interferometrie. Mit dieser neuen Methode ist die Unterscheidung zwischen dysplastischem und nicht dysplastischem Barrett mit 86%iger Genauigkeit möglich.3 Wie soll das Barrett-Frühkarzinom therapiert werden? Für das Barrett-Frühkarzinom (BFK) stehen neben der chirurgischen noch weitere endoskopische Therapieformen zur Verfügung. Die Grenze zwischen chirurgischer und endoskopischer Therapie stellt nicht das technisch Machbare, sondern das aufgrund des Lymphknotenmetastasierungsrisikos Sinnvolle dar. So findet sich bei einem mukosalen BFK (T1 m1–m4) ein etwa 1,9%iges Risiko für Lymphknotenmetastasen. Nur wenige Mikrometer tiefer, in der obersten Schicht der Submukosa (T1 sm1), erhöht sich dieses Risiko bereits auf 9,3%, in der sm2-Schicht auf 25% und letztlich in sm3 auf 27%. Eine rezent veröffentlichte Arbeit der Wiesbadener Gruppe verglich beim mukosalen BFK zwischen 1996 und 2009 die Ergebnisse ihrer eigenen endoskopischen Resektion mit denen eines rein chirurgischen Referenzzentrums. Während sich bei einem vergleichbaren Kollektiv in Bezug auf Rezidiv- und Metastasierungsrate sowie 5-Jahres-Überleben keine signifikanten Unterschiede zeigten, schnitt die chirurgische Gruppe mit einer Rate an schweren Komplikationen von 32% deutlich schlechter ab.9 Die Operationsmortalitätsrate liegt durchschnittlich bei 2%. Somit kristallisieren sich die endoskopischen Therapieformen und hier vor allem die endoskopische Mukosaresektion (EMR) als die Therapie der Wahl beim mukosalen BFK heraus. Der große Vorteil der endoskopischen Resektion, verglichen mit endoskopischen ablativen Verfahren, ist die exakte Histologie. Die Histologie des Resektats ist, wie bereits vorab ausführlich diskutiert, angesichts der hohen Variabilität der Histologie einer Biopsie unabdingbar für die weitere Prognose und Therapieplanung. Mittels EMR kann eine 80- bis 100%ige Eradikation der Neoplasie erreicht werden. Bei einem Blutungsrisiko von etwa 1% für schwere Blutungen und einem Risiko von 4% für eine Ösophagusstenose ist die EMR ein komplikationsarmes Verfahren.10 Die EMR sollte auf weniger als zwei Drittel der Zirkumferenz beschränkt bleiben, da sonst das Risiko einer Striktur sprunghaft ansteigt. Neben dem mukosalen BFK sollte auch die HGIN mittels EMR abgetragen werden, da jährlich etwa 10% aller HGIN zu einem BFK fortschreiten. Vertretbar ist jedoch sicherlich – aufgrund der unsicheren Biopsieergebnisse – beim Nachweis jeglicher suspekten Erhabenheit in der Barrett-Schleimhaut eine diagnostische EMR. Wie sich in letzter Zeit herauskristallisiert hat, findet sich nach erfolgreicher EMR in den nachfolgenden drei Jahren im verbleibenden BarrettEpithel ein etwa 11- bis 30%iges Risiko für das Entstehen weiterer Neoplasien. Somit sollte der nach EMR verbleibende Barrett mittels endoskopisch ablativer Verfahren wie Radiofrequenztherapie (RFT), photodynamische Therapie (PDT), Kryoablation (CA) oder Argon-Plasma-Koagulation (APC) eradiziert werden. Die RFT scheint sich derzeit als Standard bei den ablativen Verfahren durchzusetzen. Ist die PDT mit dem Problem der hohen Komplikationsrate wie einer 60%igen Phototoxizitäts- und eiInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 referat ner 40%igen Strikturwahrscheinlichkeit vergesellschaftet, ist die APC für Endoskopiker und Patient aufwendig. Der TTS-Kryoballon, mit dem das BFK kryoablatiert wird, ist noch nicht ausgereift und kann deshalb derzeit nicht empfohlen werden. Die RFT ist ein komplikationsarmes und leicht anzuwendendes Verfahren. Hierbei wird über diverse Ablationskatheter – der HALO360- und der HALO90-Ablationskatheter sind die gängigsten – hochfrequenter Strom auf die Mukosa aufgebracht, wodurch die Schleimhaut bis zu einer Tiefe von etwa 500µm ablatiert wird. Bei Nachweis einer HGIN oder eines BFK in der Biopsie ohne das Vorhandensein einer endoskopisch sichtbaren und damit für EMR geeigneten Erhabenheit kann die RFT sicherlich bereits primär, ohne vorausgegangene EMR, eingesetzt werden. Der große Nachteil hierbei ist – wie bei sämtlichen ablativen Verfahren – die fehlende Histologie, die uns vom initialen Biopsieergebnis abhängig macht.3, 11 Zusammenfassung Das BK ist eine seltene Erkrankung. Die Barrett-Metaplasie birgt ein jährliches Karzinomrisiko von 0,3– 0,5%, möglicherweise ist es sogar noch geringer. Dennoch sollte die Barrett-Metaplasie in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Bei Vorliegen einer HGIN oder eines BFK in sichtbaren Schleimhautveränderungen sollten diese mittels EMR abgetragen und die restliche Barrett-Metaplasie mittels RFT ablatiert werden. Den endoskopischen Verfahren sollte gegenüber den chirurgischen aufgrund der deutlich geringeren Morbiditätsrate der Vorzug gegeben werden. n Problemkeim Clostridium difficile Testen Sie etwa noch immer nur auf Toxine? Schnelltest: C. DIFF QUIK CHEK COMPLETE® Schließen Sie die diagnostische Lücke durch gleichzeitigen Nachweis der C. difficile Glutamatdehydrogenase (GDH) und der Toxine A/B Einziger Immunoassay mit NPV > 99 % Eindeutige, einfach interpretierbare Ergebnisse Literatur: 1 Lagergren J et al, Gut 2005; 54: i1-5 2 Pech O et al, Gut 2008; 57(9): 1200-6 3 Spechler SJ et al, Gastroenterology 2011; 140(3): e18-52 4 Hvid-Jensen F et al, N Engl J Med 2011; 365(15): 1375-83 5 Curvers WL et al, Eur J Gastroenterol Hepatol 2008; 20(7): 601-7 6 Curvers WL et al, Am J Gastroenterol 2010; 105(7): 1523-30 7 Moss ELISA: C. DIFF CHEK™-60 A et al, Am J Gastroenterol 2010; 105(6): 1276-83 8 Pohl J et al, Am J Gastroenterol 2010; 105(11): 2350-6 9 Pech O et al, Ann Surg 2011; 254(1): 67-72 10 Pech O et al, Gut 2008; 57(9): 1200-6 11 Bennett C et al, Gastroenterology 2012; 143(2): 336-46 Autor: Univ.-Prof. Dr. Robert Koch Universitätsklinik für Innere Medizin I Schwerpunkt Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechsel Universitätsklinik Innsbruck Anichstraße 35 6020 Innsbruck E-Mail: [email protected] 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Ergebnis in nur 25 Minuten Der erste Mikrotiterplatten ELISA für den Nachweis der C. difficile GDH Geeignet für automatisierte Systeme ESCMID empfiehlt GDH-Screening für schnellen Ausschluss einer Optimal für Labore mit Hochdurchsatz Techlab® TOX A/B II ELISA kann aus gleichem Ansatz durchgeführt werden C. difficile Infektion mit anschließendem Toxin-Nachweis Kontakt: Alere GmbH · Estermannstr. 17 · A-4020 Linz Tel: +43 (0) 7 32 - 77 10 77 · Fax: +43 (0) 7 32 - 77 10 77 23 91 [email protected] · www.alere.at Gastroenterologie referat Hot Topics Onkologie Lokalisiertes Kolorektalkarzinom In Österreich erkranken jährlich etwa 5.000 Menschen an einem Kolorektalkarzinom. Während Patienten im UICC-Stadium I der Erkrankung (T1/ T2, N0) ein 5-Jahres-Überleben von etwa 90% aufweisen, beträgt diese Rate im Stadium II (T3/T4, N0) zwischen 70 und 80% und verringert sich beim Nachweis von Lymphknotenmetastasen (T1–4, N+; Stadium III) auf 45–70%.1 Einleitung Therapie der Wahl im Stadium I ist die alleinige Chirurgie, wohingegen Patienten im Stadium III zusätzlich zur chirurgischen Entfernung des Primärtumors eine adjuvante Chemotherapie benötigen. Aktueller Therapiestandard in der adjuvanten Situation im Stadium III ist eine Oxaliplatin-haltige Therapie in Kombination mit infusionalem 5-FU oder Capecitabin, die über 6 Monate verabreicht wird.2–4 Bei Patienten über 70 Jahren verliert sich der Vorteil von Oxaliplatin, sodass für die Mehrheit dieser Patienten 5-FU alleine eingesetzt wird.5 Ausnahmen sind ältere Patienten ohne Begleiterkrankungen und in gutem Allgemeinzustand. Sowohl die Inhibition des VEGF- als auch die des EGFR-Signalweges mittels Bevacizumab bzw. Cetuximab in Kombination mit Chemotherapie konnte die Ergebnisse im Stadium III bisher nicht verbessern.6–8 Adjuvante Chemotherapie im Stadium II Zirka 70% der Patienten im Stadium II (T3/T4, N0) bleiben zeitlebens rezidivfrei, während etwa 25–35% der Patienten ein Rezidiv erleiden. Der Benefit einer adjuvanten Chemotherapie im Stadium II ist äußerst gering und sollte bei Patienten mit erhöhtem Risikoprofil erwogen werden. jatros I Seite 14 Risikoabschätzung nach herkömmlichen klinischen Kriterien Die Bestimmung des Rückfallrisikos im Stadium II erfolgt anhand herkömmlicher klinischer und histopathologischer Kriterien (Tab. 1). Zu diesen zählen die Operation unter Notfallbedingungen, eine Obstruktion bzw. Perforation des Primärtumors, ein wandüberschreitendes Tumorwachstum (T4), ein niedriger Tumordifferenzierungsgrad, vaskuläre und lymphovaskuläre Invasion, inadäquates Lymphknotensampling (<12 resezierte Lymphknoten) sowie Mikrosatelliten-Stabilität (MSS). Es konnte bisher nicht gezeigt werden, ob Patienten mit klinischer Hochrisikosituation tatsächlich von einer adjuvanten Therapie profitieren.9 Risikoabschätzung mittels Genexpressionsanalyse (gene array) Die Bestimmung von Tumor-Genexpressionsmustern mittels MicroarrayAnalyse soll es ermöglichen, zwischen Patienten mit niedrigem bzw. hohem Rückfallrisiko unterscheiden zu können. Es sind aktuell mehrere Testsysteme10–12 wie ColoPrint (18-Gen-Profil), Oncotype Dx (12-Gen-Profil) und ColoGuideEx (13-Gen-Profil) in Verwendung, die in einem Trainingsset und anschließend in mehreren unabhängigen Patientenpopulationen validiert wurden. ColoPrint stuft ca. zwei Drittel der Patienten im Stadium II als Niedrigrisikopatienten ein, die anderen Gensignaturtests diskriminieren eben- W. Eisterer, Innsbruck falls Niedrig- und Hochrisikopatienten im Stadium II. Ob die so identifizierten Hochrisikopatienten tatsächlich von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren, ist bislang aber nicht prospektiv untersucht worden. Mikrosatelliten-Instabilität Bei etwa 20% der Patienten mit Kolonkarzinom im Stadium II ist eine sporadische Mikrosatelliten-Instabilität (MSI) im Tumorgewebe nachweisbar. Dieser genetische Marker korreliert mit der Lokalisation im rechten Kolon, schlechter histologischer Differenzierung und dem Subtyp des muzinösen Adenokarzinoms. Patienten mit Mikrosatelliten-Stabilität haben eine etwas bessere Prognose. Der potenzielle Gewinn einer adjuvanten Chemotherapie ist geringer als bei Patienten ohne MSI.13 Bei Patienten im Stadium II ohne Risikofaktoren kann das Fehlen einer Mikrosatelliten-Instabilität als Argument für, im Umkehrschluss der Nachweis einer Mikrosatelliten-Instabilität als Argument gegen eine adjuvante Chemotherapie herangezogen werden. Ergebnisse prospektiv randomisierter Studien auf der Basis der Mikrosatelliten-Instabilität liegen bisher nicht vor. Fazit Molekulare Marker haben derzeit in der Wahl der adjuvanten Therapie keine Bedeutung. Die Entscheidung für eine adjuvante Chemotherapie im StaInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Gastroenterologie referat - T4-Tumoren - Perforation - Angioinvasion (L1/V1) - Unzureichende Anzahl untersuchter Lymphknoten (<12) - Undifferenzierte Tumoren (G3/4) - Darmobstruktion - Rx- bzw. R1-Resektion Tab. 1: Klinische und histopathologische Risikofaktoren im Stadium II. Quelle: National Comprehensive Cancer Network (NCCN) Guidelines, Version 1/2008 KRAS-Mutation Resistenz gegen Anti-EGFR-Antikörper DPD-Mangel 5-FU-Toxizität UGT1A1-Polymorphismen Irinotecan-Toxizität Tab. 2: Gesicherte prädiktive Biomarker beim Kolorektalkarzinom dium II beruht auf klinischen und histopathologischen Charakteristika. Metastasiertes Kolorektalkarzinom Bei bis zu 20% der Patienten finden sich bei der Erstdiagnose eines Kolonkarzinoms bereits Fernmetastasen. Das Vorhandensein von Metastasen bedingt per se noch keine palliative Situation, da nach einer vollständigen Resektion von isolierten Leber- oder Lungenmetastasen eine Chance auf Heilung der Tumorerkrankung besteht. Beim metastasierten Kolorektalkarzinom (mCRC) wird die Wahl der Erstlinientherapie vom Therapieziel bestimmt. Die Substanzwahl wird durch tumorbiologische Faktoren wie die Metastasenlokalisation (auf die Leber und/oder Lunge beschränkte Metastasierung oder disseminierte Erkrankung), die Wachstumsdynamik (aggressiver oder indolenter Tumor), die Symptomatik (asymptomatisch, symptomatisch oder imminente Tumorkomplikationen) und patientenspezifische Faktoren (Allgemeinzustand, ggf. vorhandene Begleiterkrankungen) und die Möglichkeit einer sekundären Resektabilität beeinflusst. Die Einführung zielgerichteter Substanzen („targeted therapies“) hat zu einer Erweite1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie rung der Therapieoptionen geführt. Durch die Vielzahl an verschiedenen Therapieoptionen und in Verbindung mit prädiktiven Biomarkern ist eine personalisierte Therapie des Kolonkarzinoms in Zukunft vorstellbar. Molekulare Veränderungen Beim Kolorektalkarzinom wurden bislang Fehlregulationen mehrerer Signalwege gefunden, so beim Wnt-Pathway inaktivierende APC-Mutationen (70%) oder aktivierende β-CateninMutationen bei 12,5% der Adenome und 1,4% der Karzinome. Beim TGFβ-Signalweg liegen häufig Mutationen im TGF-β-Rezeptor 2 vor (30%). Ein „loss of heterozygosity“ an Chromosom 18q (18qLOH) führt zum Verlust des Tumorsuppressorgens SMAD4 (70%) und korreliert mit einer schlechten Prognose. Beim c-Met/HCGF-Signalweg spielen abnorme HCGF- und c-Met-Expressionslevel (Genamplifizierungen) und c-Met-aktivierende Mutationen eine Rolle.14 Gesicherte Biomarker Der am besten untersuchte Signalweg ist der EGFR-Pathway.15 Aktivierende EGF-Rezeptormutationen liegen bei 12% der Tumoren vor. Downstream wurden häufig KRAS-Mutationen nach- gewiesen (35% an den Codons 12/13, seltener Codons 61, 117 und 146). Weiterhin liegen bei 13% RAF-Mutationen vor sowie PIK3CA (20%), PTEN-Mutationen (9%) und Akt1/2 (2%). Bisher wurde nur das Vorliegen einer KRASMutation als prädiktiver Faktor für das Ansprechen auf eine Anti-EGFR-Therapie mit Cetuximab oder Panitumumab in prospektiven Studien bestätigt.16 Der KRAS-Status ist vor Einleitung einer systemischen Therapie des metastasierten Kolorektalkarzinoms mittels eines validierten Tests zu erheben. Polymorphismen der Uridindiphosphat-Glucuronosyltransferase-1A1 (UGT1A1), die zu einer stark verminderten Enzymaktivität führen, korrelieren mit einer Irinotecan-Unverträglichkeit, da dieses überwiegend durch Glukuronidierung eliminiert wird. Bezüglich der Verträglichkeit von Fluoropyrimidinen ist das genetisch polymorphe Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) ein Biomarker, dessen Aktivität mittels eines Tests bestimmt werden kann. Bei eingeschränkter Aktivität von DPD, dem 5-Fluorouracil abbauenden Enzym, kann es zu schweren Nebenwirkungen kommen. Da ein DPD-Mangel jedoch äußerst selten vorliegt, wird eine generelle Bestimmung der DPD-Aktivität nach internationalen Therapieempfehlungen nicht zwingend empfohlen. Tabelle 2 listet die gesicherten prädiktiven Biomarker beim Kolorektalkarzinom auf. Potenzielle Biomarker Mutationen des BRAF-Gens, der Verlust von PTEN (phosphatase and tensin homolog), welches ein negativer Regulator des wichtigen Signalweges PI3K/Akt ist, sowie Mutationen von PI3K und die hohe Expression von ERCC1 (NukleosidexzisionsreparaturGen) sind hinsichtlich ihrer prädiktiven Wertigkeit für die Therapieauswahl nicht ausreichend gesichert und werden deshalb im klinischen Alltag nicht routinemäßig bestimmt. Seite 15 I jatros Gastroenterologie referat Fazit Derzeit gibt es drei Biomarker in der Therapie des metastasierten Kolorektalkarzinoms, die in prospektiven Studien validiert wurden. Eine KRAS-Mutation lässt kein Ansprechen auf eine Anti-EGFR-gerichtete Therapie erwarten. Eine DPD-Defizienz führt zu einer Unverträglichkeit von Fluoropyrimidinen und die Toxizität von Irinotecan wird durch UGT1A1-Polymorphismen mediiert. n 5 Mc Cleary NAJ et al: Impact of older age on the efficacy of newer adjuvant therapies in >12,500 patients (pts) with stage II/III colon cancer: findings from the ACCENT Database. J Clin Oncol 2009; 27(suppl 15s): abstr 4010 13 S inicrope FA et al: DNA mismatch repair status and colon cancer recurrence and survival in clinical trials of 5-fluorouracil-based adjuvant therapy. J Natl Cancer Inst 2011; 103: 863-875 6 llegra CJ et al: Phase III trial assessing bevacizumab A in stages II and III carcinoma of the colon: results of NSABP protocol C-08. J Clin Oncol 2011; 29: 11-16 14 S aif MW, Chu E: Biology of colorectal cancer. Cancer J 2012; 16: 196-201 15 7 e Gramont A et al: Bevacizumab plus oxaliplatin-baD sed chemotherapy as adjuvant treatment for colon cancer (AVANT): a phase 3 randomised controlled trial. 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Gut 2012; 61: 1560-1567 Autor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Eisterer Universitätsklinik für Innere Medizin I LKH Innsbruck E-Mail: [email protected] Update Refresher Kongress 2013 INNERE MEDIZIN Update Refresher ALLGEMEINMEDIZIN DIAGNOSTIK DIABETES Update Refresher Update Refresher Update Refresher Veranstaltungsort Aula der Wissenschaften Wien Information / Anmeldung Tel.: 02252 263 263 10 | Fax: 02252 263 263 40 [email protected] | www.fomf.at 11. – 15. Juni 2013 40 DFP-Punkte 12. – 15. Juni 2013 32 DFP-Punkte 11. – 12. Juni 2013 16 DFP-Punkte 13. – 14. Juni 2013 16 DFP-Punkte Hepatologie Referat Hot Topics Onkologie Hepatozelluläres Karzinom Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) zählt zu den fünf häufigsten Tumoren weltweit und entsteht in über 90% der Fälle auf der Grundlage einer Leberzirrhose. Diese limitiert die Behandlung dieses Tumors wesentlich und ist in alle Therapieentscheidungen einzubeziehen. Diesem Umstand wird auch in den neuen europäischen Leitlinien der HCC-Behandlung Rechnung getragen, welche 2012 im Konsens zwischen der European Association for the Study of the Liver (EASL) und der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) erschienen sind.1 Demnach unterscheidet man kurative Stadien des HCC, bei denen je nach Tumorausdehnung, Schwere der Zirrhose und Komorbiditäten Resektion, Lebertransplantation (OLT) bzw. Radiofrequenzablation (RFA) zum Einsatz kommen. Im intermediären Stadium ist die transarterielle Chemoembolisation (TACE) Mittel der Wahl, während im fortgeschrittenen Stadium der Multityrosinkinase-Inhibitor Sorafenib zum Einsatz kommt. schränkter Leberfunktion (Child-PughB ≥7 Punkte). Rezente Daten4 aus einer weltweiten Phase-IV-Studie (Gideon Trial) zeigten, dass Patienten mit Child-Pugh-B-Zirrhose (7–9 Punkte) Sorafenib ähnlich gut vertragen wie Child-Pugh-A-Patienten, allerdings eine kürzere Therapiedauer sowie ein schlechteres Überleben (median: 4,8 Monate) haben. In einer deutsch-österreichischen Phase-IV-Studie5 (Insight-Studie) konnte die Prognose von Child-Pugh-B-Patienten weiter ausdifferenziert werden: Jene mit mehr als 9 Punkten im Child-PughScore hatten ein besonders schlechtes Überleben unter Sorafenib (medianes OS: 2,5 Monate), sodass vor allem diese Patienten mit fortgeschrittener Le- W. Sieghart, Wien berdysfunktion (Child-Pugh >9 Punkte) vermutlich nicht mehr von einer Behandlung profitieren dürften. Unsere eigene Arbeitsgruppe konnte in Kooperation mit zahlreichen österreichischen Zentren zu diesem Thema eine mögliche Entscheidungshilfe für eine Therapieeinleitung publizieren:6 Child-PughB-Patienten mit einer AST <100U/L haben ein deutlich besseres Outcome unter Sorafenib als jene mit einer AST >100U/L (6,5 vs. 2,1 Monate). Adjuvante Therapie Im adjuvanten Setting wird derzeit ebenfalls viel Hoffnung in Sorafenib gesetzt. In der STORM-Studie werden derzeit 1.100 Patienten nach kurativer Behandlung mit Resektion bzw. RFA Systemische Therapie Die bislang einzige zugelassene systemische Therapie zur Behandlung des HCC ist der Multityrosinkinase-Inhibitor Sorafenib. In einer multinationalen Phase-III-Studie konnte mit Sorafenib bei Patienten mit fortgeschrittenem HCC und Child-Pugh-A-Zirrhose nicht nur eine signifikante Verzögerung der Zeit bis zur Progression, sondern auch eine Verlängerung des Überlebens (medianes OS: 10,7 vs. 7,9 Monate; HR: 0,69; 95% CI: 0,55– 0,87; p<0,001) erzielt werden.2 Diese Daten wurden in einer zweiten Studie in der Asien-Pazifik-Region bestätigt.3 Offen blieben in diesen Studien die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sorafenib in Patienten mit einge1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie KeyPoints • S orafenib ist bis auf Weiteres Goldstandard in der systemischen Therapie von fortgeschrittenen HCC-Patienten mit Child-Pugh-A-Zirrhose. • S orafenib zeigt akzeptable Sicherheit in fortgeschrittenen HCC-Patienten mit Child-Pugh-B-Zirrhose; bei Patienten mit ≥9 Punkten im Child-Pugh-Score ist kein relevanter klinischer Benefit zu erwarten. •D ie Berechnung des ART-Scores nach dem ersten TACE-Zyklus identifiziert intermediäre HCC-Patienten, die von einer weiteren TACE-Behandlung nicht mehr profitieren. •D aten von laufenden Phase-III-Studien mit Sorafenib (adjuvant), mTOR-Inhibitoren und Ramucirumab werden in den nächsten zwei Jahren erwartet. •D er c-MET-Inhibitor Tivantinib ist die erste Substanz beim HCC, die nach positiver Phase II mittels Biomarker (c-MET-Expression) in einer Phase-III-Studie gestestet wird. Seite 17 I jatros Hepatologie © UNIVERSIMED ® referat Patienten/Erkrankungscharakteristika Keine EHS Keine PVT Child-Pugh A oder B Erste TACE CT oder MRI 0–1,5 Punkte ART-Score* ≥2,5 Punkte Einsatz von Sorafenib erwägen Wiederholung der TACE erwägen *ART-Score Punkte Kein radiologisches Tumoransprechen 1 AST-Anstieg >25% 4 Child-Pugh-Score-Anstieg 1 Punkt 1,5 ≥2 Punkte 3 Abb. 1: Vorschlag für eine ART-Score-gesteuerte Wiederholung der TACE bei intermediären HCC-Patienten8 zu Sorafenib oder Placebo randomisiert und vier Jahre nachbeobachtet. Erste Ergebnisse dieser Studie werden 2014/15 erwartet. Die Begeisterung für die Kombination von Sorafenib mit TACE im intermediären Stadium hat mit der Präsentation der SPACE-Daten am ASCO-GI 20127 abgenommen. Die Kombination von TACE plus Sorafenib verlängerte die TTP (HR: 0,797; 95% CI: 0,588–1,08; p=0,072) und erreichte somit entsprechend dem vordefinierten statistischen Analyseplan den primären Endpunkt der Studie bei einem akzeptablen Sicherheitsprofil. Allerdings lag die mediane TTP der Kombination bei 169 Tagen (95% CI: 166–219) und in der Placebogruppe bei 166 Tagen (95% CI: 113–168), sodass der reale klijatros I Seite 18 nische Benefit der Kombination letztlich bescheiden ausfiel. Eine abschließende Beurteilung dieser Kombinationsstrategie wird erst nach Publikation der laufenden Phase-III-Studien möglich sein; bis dahin bleibt die TACEMonotherapie der Goldstandard in der Therapie des intermediären HCC. Wie oft man bei Patienten mit intermediärem HCC die TACE-Behandlung wiederholen soll, insbesondere wenn sie nach dem ersten Zyklus nicht vollständig angesprochen haben, ist unklar und oblag bis dato der subjektiven klinischen Einschätzung des behandelnden Arztes. Unsere eigene Arbeitsgruppe konnte zur objektiven Entscheidungsfindung in dieser oft schwierigen klinischen Situation einen wichtigen Beitrag leisten.8 Mittels mul- tivariater Regressionsanalyse wurde der ART-Score entwickelt (Assessment for Retreatment with TACE). Der ART-Score wird unmittelbar vor dem zweiten TACE-Zyklus bestimmt und integriert das radiologische Tumoransprechen sowie Veränderungen der Leberfunktion im Vergleich zur TACEnaiven Leber. Patienten mit ≥2,5 ARTScore-Punkten haben eine äußerst schlechte Prognose mit wiederholter TACE-Behandlung (medianes OS: 6,6 vs. 23,7; p<0,001) und sollten vermutlich eher eine weniger lebertoxische Therapie, wie z.B. Sorafenib, erhalten. Diese Ergebnisse wurden in Kooperation mit den Kollegen der Innsbrucker Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie extern validiert. Ein Vorschlag für die ART-Score-gesteuerte Wiederholung der TACE ist in Abbildung 1 dargestellt. Behandlung im fortgeschrittenen Stadium Hinsichtlich der Behandlung des fortgeschrittenen HCC waren 2011/12 äußerst enttäuschende Jahre. Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Substanzen, die in der Erst- bzw. Zweitlinientherapie (nach Progression bzw. Unverträglichkeit von Sorafenib) in Phase-IIIStudien gescheitert sind. Mit Spannung wird daher auf die noch laufenden Phase-III-Studien mit mTOR-Inhibitoren bzw. dem VEGFR-2-Antikörper Ramucirumab gewartet. Die mTOR-Inhibitoren werden einerseits im adjuvanten Setting als „Immunsuppression mit antineoplastischer Wirkung“ nach Lebertransplantation von HCC-Patienten getestet (Rapamune®) und andererseits als Zweilinientherapie bei fortgeschrittenem HCC (Everolimus). Ramucirumab wird ebenfalls einer Prüfung in der Zweitlinie unterzogen. Allen bislang gescheiterten Phase-IIIStudien ist das Drama der fehlenden Tumorgewebeproben gemeinsam, sodass keinerlei molekulare Analysen zur Identifizierung eventueller profitierender Patientensubgruppen möglich sind. Wie entscheidend Tumorbiopsien für die erfolgreiche Entwicklung von Substanzen zur Behandlung des HCC sind, zeigt eine wunderschöne ZweitliInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 R.I.P Sunitinib Sorafenib + Erlotinib - VEGFR, KIT - 1st © UNIVERSIMED ® Hepatologie Referat - BRAF, VEGFR, PDGFR + EGFR - 1st line: Phase III vs. Sorafenib line: Phase III vs. Sorafenib - 1073 Pts. 1:1 randomisiert - prim. EP nicht erreicht - OS: 8 vs. 10 Monate - OS: 9,5 vs. 8,5 Monate - HR: 1,3; p=0,0019 - HR: 0,9; p=0,3 - mehr Toxizität (Leber!) - mehr Toxizität Cheng et al, J Clin Oncol 2011; 29 (suppl; abstr 4000) Zhu et al, ESMO 2012 Brivanib Linifanib - FGFR, VEGFR, PDGFR - 1st line: Phase III vs. Sorafenib - VEGFR, PDGFR - primärer EP (non-inferiority) nicht erreicht (p=0,3) - 1st line: Phase III vs. Sorafenib - gleiches OS: 9,5 vs. 9,9 Monate - Studie abgebrochen - 2nd line vs. Placebo - Daten noch nicht präsentiert - TTP: 4,2 vs. 2,7 Monate; HR: 0,57; p=0,0001 - Kein OS-Unterschied - primärer EP nicht erreicht: HR: 0,87; p=0,3 - mehr Toxizität - OS: 9,4 vs. 8,2 Monate Abbot Study Information, 26.12. 2011 Johnson et al, AASLD 2012 Abb. 2: Gescheiterte Phase-III-Studien der letzten Jahre beim fortgeschrittenen HCC nien-Phase-II-Studie des c-MET-Inhibitors Tivantinib, die am ASCO 2012 präsentiert wurde.9 In dieser 2:1 randomisierten, placebokontrollierten Studie wurden Patienten nach ihrer immunhistochemischen c-MET-Expression im Tumorgewebe (high [>50% der Tu-Zellen, Intensität 2+] vs. low) stratifiziert. In dieser Studie wurde der primäre Endpunkt TTP in der ITT(intent to treat)-Population nur knapp erreicht. Allerdings zeigte Tivantinib eine vielversprechende Wirkung in Patienten mit c-MET-high-exprimierenden Tumoren, bei denen sowohl die TTP (HR: 0,43; 95% CI: 0,19–0,97; p=0,03) als auch das Gesamtüberleben (HR: 0,38; 95% CI: 0,18–0,81; p=0,01) signifikant verlängert wurden, während keine Wirkung in c-MET-low-exprimierenden Tumoren detektiert werden konnte. Tivantinib wird nun in einer Phase-III-Zweitlinien-Studie (nach Progression/Unverträglichkeit von Sorafenib) bei Patienten mit c-MET-high-exprimierenden Tumoren getestet. Unsere Abteilung 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie wird Zentrum dieser wichtigen Studie sein, weshalb wir uns über Zuweisungen von Patienten sehr freuen würden (Kontakt: wolfgang.sieghart@ meduniwien.ac.at). Fazit Zahlreiche Substanzen sind derzeit in klinischer Entwicklung zur adjuvanten und palliativen Behandlung des hepatozellulären Karzinoms (HCC). In Anbetracht der rezent gescheiterten Phase-III-Studien sollte die Tumorbiopsie zwecks molekularer Identifizierung potenziell profitierender Patientengruppen zwingend ins Studiendesign integriert werden. n 6 Pinter et al, Aliment Pharmacol Ther 2011 Oct; 34(8): 949-59 7 L encioni et al, J Clin Oncol 30, 2012 (suppl 4; abstr LBA154) 8 S ieghart et al, Hepatology 2013 Jan 12 [epub ahead of print] 9 imassa et al, J Clin Oncol 30, 2012 (suppl; abstr R 4006) Autor: Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Sieghart Universitätsklinik für Innere Medizin III Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie AKH Wien Währinger Gürtel 18–20 1090 Wien Tel.: 01/40 400-6589 E-Mail: [email protected] Literatur: 1 EASL, J Hepatol 2012 Apr; 56(4): 908-43 2 L lovet et al, N Engl J Med 2008 Jul 24; 359(4): 37890 3 Cheng et al, Lancet Oncol 2009 Jan; 10(1): 25-34 4 arrero et al, J Clin Oncol 29, 2011 (suppl; abstr M 4001) 5 anten et al, Zeitschrift für Gastroenterologie 2011 G (P288) Seite 19 I jatros „Zurzeit befindet sich eine große Anzahl von Direct Acting Antiviral Agents (DAA) in verschiedenen Phasen der klinischen Entwicklung.“ AASLD Therapie der chronischen Hepatitis C – Update 2013 Die Therapie der chronischen Hepatitis C erlebt derzeit eine dramatische Entwicklung: Nachdem über viele Jahre die Kombination aus pegyliertem Interferon plus Ribavirin die Standardtherapie darstellte, werden derzeit zahlreiche Substanzen entwickelt, welche die Virusreplikation auf verschiedenen Ebenen hemmen. Vor einigen Monaten wurden mit den beiden Proteasehemmern Telaprevir und Boceprevir die beiden ersten Vertreter dieser neuen Substanzen für die Therapie der chronischen Hepatitis C Genotyp 1 zugelassen. In diesem Artikel wird zunächst der aktuelle Therapiestandard zusammengefasst, anschließend werden neueste, auf der Jahrestagung der AASLD (American Association for the Study of Liver Diseases) präsentierte Daten diskutiert, jatros I Seite 20 die direkt die aktuelle Standardtherapie betreffen; den Abschluss bildet ein Ausblick auf die Entwicklungen der nächsten Jahre. Aktuelle Standardtherapie der chronischen Hepatitis C Genotyp 1 Mit der Kombination aus pegyliertem Interferon plus Ribavirin konnten nur etwa 40–50% aller mit dem HepatitisC-Virus (HCV) Genotyp 1 infizierten M. Gschwantler, Wien Patienten geheilt werden. Seit der Zulassung der beiden Proteasehemmer Telaprevir und Boceprevir besteht der Therapiestandard bei HCV Genotyp 1 in einer Tripeltherapie, bestehend aus PEG-Interferon/Ribavirin plus Telaprevir oder Boceprevir. Durch eine solche Tripeltherapie kann die Heilungsrate bei therapienaiven Patienten auf 70– 75% angehoben werden und gleichzeitig kann die Therapiedauer meist auf 24–28 Wochen verkürzt werden. TelaInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Hepatologie kongress Telaprevir-basierte Tripeltherapie bei HCV Genotyp 1 Telaprevir ist ein Proteasehemmer der ersten Generation. Die Dosierung ist 3x750mg täglich. Während der ersten 12 Wochen wird eine Dreifachkombination Telaprevir/PEG-Interferon/Ribavirin verabreicht, anschließend erhält der Patient bis Woche 24 PEG-Interferon/ Ribavirin. Ist die PCR zu Woche 4 und zu Woche 12 negativ, so wird bei therapienaiven Patienten und bei Patienten, die nach einer Vortherapie mit PEG-Interferon/Ribavirin einen Relapse hatten, die Therapie zu Woche 24 beendet. Ist hingegen zu Woche 4 und/oder zu Woche 12 noch Virus im Serum nachweisbar, so wird die Therapie mit PEG-Interferon/Ribavirin bis Woche 48 fortgesetzt. Patienten mit Leberzirrhose sollten auch bei nega- tiver PCR zu Woche 4 über 48 Wochen behandelt werden (Abb. 1). Patienten mit Partial Response oder Null-Response auf eine Vortherapie mit PEG-Interferon/Ribavirin erhalten ebenfalls zunächst eine 12-wöchige Tripeltherapie mit Telaprevir/PEG-Interferon/Ribavirin und werden anschließend bis Woche 48 mit PEG-Interferon/Ribavirin therapiert (Abb. 2). Die Therapie wird wegen Ineffektivität abgebrochen, wenn der Virustiter zu Woche 4 und/oder zu Woche 12 über 1.000IU/ml liegt. Klinisch bedeutend sind zwei Nebenwirkungen, die unter Telaprevir auftreten können: Erstens kommt es zu einer Verstärkung der Ribavirin-induzierten Anämie und zweitens werden häufig Hautausschläge beobachtet. Um das Risiko von dermatologischen Nebenwirkungen zu minimieren, wird eine intensive Hautpflege mit Cremen, die dem Austrocknen der Haut vorbeugen, KeyPoints • Die Tripeltherapie mit Telaprevir/PEG-Interferon/Ribavirin oder Boceprevir/PEG-Interferon/Ribavirin ist die aktuelle Standardtherapie der chronischen Hepatitis C Genotyp 1. • Die Heilungsraten bei therapienaiven Patienten mittels Telaprevir- bzw. Boceprevirbasierter Tripeltherapie betragen 70–75%; zugleich ist die Verkürzung der Therapiedauer auf 24–28 Wochen meist möglich. • Beim Einsatz von Telaprevir und Boceprevir sind zahlreiche Wechselwirkungen zu beachten. • Die Standardtherapie der chronischen Hepatitis C Genotyp 2 und 3 ist weiterhin die Kombination aus PEG-Interferon/Ribavirin. Wo 12 Wo 24 Wo 48 eRVR†: P/R* TVR/P/R* keine eRVR†: P/R* Wo 72 Follow-up Follow-up Ausnahme: Patienten mit Leberzirrhose sollten grundsätzlich über 48 Wochen behandelt werden. Therapieabbruch: Woche 4 oder Woche 12: >1.000IU/ml * TVR (Telaprevir) 250mg 3-3-3 alle 8 Stunden; pegIFN alpha-2a 180µg/Woche; RBV 1.000–1.200mg/Tag. † eRVR: extended rapid virologic response = nicht nachweisbare HCV-RNA zu Woche 4 und 12. Abb. 1: Telaprevir + PEG-Interferon/Ribavirin bei Therapienaiven und Relapsern 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie © UNIVERSIMED ® © fotolia.de previr und Boceprevir unterscheiden sich in vielen Punkten wesentlich voneinander. dringend empfohlen. Telaprevir verändert die Pharmakokinetik einer großen Anzahl von Medikamenten. Patienten müssen daher immer wieder darauf hingewiesen werden, keine zusätzlichen Medikamente ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Hepatologen einzunehmen. Boceprevir-basierte Tripeltherapie bei HCV Genotyp 1 Boceprevir ist ebenfalls ein Proteasehemmer der ersten Generation und wird in einer Dosierung von 3x800mg täglich verabreicht. Die Therapie beginnt mit einer 4-wöchigen „Lead-inPhase“, bestehend aus PEG-Interferon und Ribavirin. Diese „Lead-in-Phase“ hat das Ziel, die Viruslast vor Beginn der Therapie mit Boceprevir zu senken, um das Risiko einer Resistenzentwicklung gegen Boceprevir zu vermindern. Zusätzlich erlaubt das Ausmaß des Abfalls des Virustiters während der „Lead-in-Phase“ Rückschlüsse auf die Erfolgschancen der Therapie. Ab der fünften Woche erhält der Patient zusätzlich zu PEG-Interferon und Ribavirin auch Boceprevir in der oben genannten Dosierung. Ist bereits zu Woche 8 (d.h. nach 4 Wochen Dreifachkombination) die PCR negativ und bleibt diese auch negativ, so kann die Behandlung bei therapienaiven Patienten ohne Leberzirrhose nach 28 Wochen beendet werden. Ist die PCR hingegen zu Woche 8 und/oder zu einem späteren Zeitpunkt positiv, so wird Boceprevir am Ende von Woche 36 abgesetzt und noch bis Woche 48 eine Zweifachkombination aus PEG-Interferon und Ribavirin verabreicht. Die Vorgangsweise bei Patienten, die auf eine Vortherapie mit PEG-Interferon/Ribavirin einen Relapse, eine Partial Response oder eine Null-Response hatten, ist in Abbildung 3 zusammengefasst. Die Therapie wird wegen Ineffektivität abgebrochen, wenn der Virustiter zu Woche 12 über 100IU/ml liegt oder wenn die PCR zu Woche 24 positiv ist. Die beiden wichtigsten Nebenwirkungen von Boceprevir sind eine Verstärkung der unter der antiviralen Therapie auftretenden Anämie und eine Geschmacksstörung, die als Dysgeusie bezeichnet wird. Seite 21 I jatros Hepatologie Aktuelle Standardtherapie der chronischen Hepatitis C Genotyp 2 und Genotyp 3 Da die neu zugelassenen Proteasehemmer Boceprevir und Telaprevir nur bei jatros I Seite 22 TVR/P/R* Wo 48 Wo 72 © UNIVERSIMED ® Wo 24 Follow-up PR* Follow-up Abb.: Einordnung antimikrobieller Wirkstoffe Therapieabbruch: Woche 4 oder Woche 12: >1.000IU/ml * TVR (Telaprevir) 250mg 3-3-3 alle 8 Stunden; pegIFN alpha-2a 180µg/Woche; RBV 1.000–1.200mg/Tag. Abb. 2: Telaprevir + PEG-Interferon/Ribavirin bei Partial Respondern und Null-Respondern – Therapienaive Patienten ohne Zirrhose – 4 Wo – 4 Wo 32 Wo – + Vorbehandelte Patienten ohne Zirrhose Zirrhotische Patienten und/ oder NullResponder* 4 Wo 32 Wo 4 Wo 44 Wo 4 8 12 Wo – 12 12 Wo STOPP, wenn HCV-RNA nachweisbar STOPP, wenn HCV-RNA ≥100IE/ml 0 PegIFN + RBV + Boceprevir 24 Wo + Therapienaive Patienten ohne Zirrhose PegIFN + RBV © UNIVERSIMED ® Effektivität der Telaprevir- bzw. Boceprevir-basierten Tripeltherapie Mithilfe der genannten Tripeltherapien können die Heilungsraten bei therapienaiven HCV-Genotyp-1-Patienten auf 70–75% gesteigert werden. Die Heilungsraten sind grundsätzlich beim Genotyp 1b etwas höher als beim Genotyp 1a. Zusätzlich können 75–88% aller Relapser, etwa 50% aller Partial Responder und etwa 30% aller Null-Responder geheilt werden. Dies stellt im Vergleich zum alten Therapiestandard mit PEG-Interferon/Ribavirin eine enorme Verbesserung dar. Die zusätzlichen Nebenwirkungen durch den Proteasehemmer werden durch die erhöhten Erfolgsaussichten und die oft mögliche Verkürzung der Therapiedauer mehr als aufgewogen. Trotzdem lässt auch der neue Therapiestandard zahlreiche Wünsche offen: Die Heilungsraten liegen immer noch deutlich unter 100%. Insbesondere bei ehemaligen Null-Respondern ist die Erfolgsrate von etwa 30% unbefriedigend. Am schlechtesten sind die Heilungschancen bei Null-Respondern mit Leberzirrhose: Eine Analyse der REALIZE-Studie ergab bei diesem Patientenkollektiv eine SVR-Rate von nur 14%. Diese Patienten sollten daher nach Möglichkeit im Rahmen von klinischen Studien mit neueren, effektiveren Substanzen behandelt werden. Schließlich müssen die beiden neuen Proteasehemmer in Kombination mit PEG-Interferon und Ribavirin verabreicht werden, sodass nach wie vor das große Kollektiv der Patienten mit Kontraindikationen gegen Interferon nicht behandelt werden kann. Wo 12 Woche 24 28 36 48 HCV-RNA-Viruslasttestung empfohlen nach Fachinformation Abbruchregeln: Wenn der Patient in BW 12 HCV-RNA-Spiegel von ≥100IU/ml aufweist, ist die Tripeltherapie zu beenden. Wenn bei dem Patienten in BW 24 HCV-RNA-Spiegel nachweisbar und bestätigt sind, ist die Tripeltherapie zu beenden. * Null-Responder in Österreich von der Erstattung ausgenommen Abb. 3: Boceprevir-Behandlungsschema für erwachsene Patienten mit chronischer HCV-Infektion Genotyp 1 © UNIVERSIMED ® Bedeutend ist, dass Boceprevir zu einer Veränderung der Pharmakokinetik einer Vielzahl von Medikamenten führen kann. Es ist daher extrem wichtig, Patienten darauf aufmerksam zu machen, vor der Einnahme jedes zusätzlichen Medikamentes Rücksprache mit ihrem behandelnden Hepatologen zu halten. kongress Genotyp 2 oder 3 PCR Woche 4 negativ positiv Schlechte Verträglichkeit? Wunsch des Patienten nach Therapieende? ja Therapieende nach 12–16 Wochen erwägen nein Therapie über 24 Wochen Therapie über 48 Wochen Abb. 4: Empfohlene Therapiedauer bei Genotyp 2 und 3 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Hepatologie kongress Genotyp 1 wirksam sind, stellt die Kombinationstherapie PEG-Interferon/ Ribavirin bei den Genotypen 2 und 3 immer noch die Therapie der Wahl dar. Die Therapiedauer beträgt meist 24 Wochen. Auch bei Vorliegen einer RVR (Rapid Virologic Response, d.h. negative PCR zu Woche 4) sollte die Therapie nur im Ausnahmefall auf 12– 16 Wochen verkürzt werden, da die bisher größte Studie ergab, dass die Heilungsraten nach 24 Wochen signifikant höher liegen als nach 16 Wochen. Patienten, die zu Woche 4 noch PCRpositiv sind, weisen in allen Studien nach einer 24-wöchigen Therapie relativ niedrige Heilungsraten auf. Es wird daher empfohlen, bei diesen Patienten die Therapiedauer auf 48 Wochen zu verlängern (Abb. 4). Mit der Kombination PEG-Interferon/Ribavirin können etwa 80% aller Patienten mit Genotyp 2 und 3 geheilt werden. Neue Daten von der Jahrestagung der AASLD Verabreichung von Telaprevir 2x täglich statt 3x täglich Der Einnahmemodus der modernen Tripeltherapien ist komplex und stellt hohe Anforderungen an die Compliance der Patienten: So muss der Proteasehemmer alle 8 Stunden, Ribavirin hingegen alle 12 Stunden eingenommen werden. In diesem Zusammenhang ist die OPTIMIZE-Studie von großem Interesse. Diese zeigte, dass die Einnahme von 2x täglich 1.125mg Telaprevir ebenso effektiv ist wie die Einnahme von 3x täglich 750mg. Dies bedeutet, dass die Patienten bei Telaprevir-basierter Tripeltherapie in Zukunft nur 2x täglich an die Medikamenteneinnahme denken werden müssen. Genotyp-1-Patienten mit RVR und Low Viral Load Patienten mit RVR haben auch ohne Proteasehemmer hervorragende Heilungschancen. In eine randomisierte Studie wurden Patienten mit Low Viral Load (Virustiter zur Baseline ≤600.000IU/ml) und negativer PCR nach 4 Wochen PEG-Interferon/Ribavirin eingeschlossen. Anschließend erfolgte die weitere Therapie entweder mit Boceprevir/PEG-Interferon/Ribavi1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie rin bis Woche 28 oder mit PEG-Interferon/Ribavirin bis Woche 24. Die Heilungsraten beider Therapiearme waren praktisch ident. Es kann daher gefolgert werden, dass Patienten mit Low Viral Load und RVR keinen Proteasehemmer benötigen. rindosis ebenso hohe Heilungsraten zur Folge hat wie der primäre Einsatz von Erythropoetin. Das First-Line-Management der Anämie sollte daher eine Reduktion der Ribavirindosis sein. Verkürzung der Telaprevir-basierten Tripeltherapie In der PROVE-2-Studie (Phase II) gab es einen Behandlungsarm, in welchem die Therapie nach einer 12-wöchigen Gabe von Telaprevir/PEG-Interferon/ Ribavirin beendet wurde. Eine Nachanalyse dieser Studie zeigte, dass alle Patienten mit IL28B-Genotyp CC durch diese 12-wöchige Therapie geheilt werden konnten. In einer derzeit laufenden randomisierten Studie soll nun prospektiv untersucht werden, ob bei Patienten mit dem günstigen IL28B-Genotyp CC die Therapie tatsächlich auf 12 Wochen verkürzt werden kann. Zurzeit befindet sich eine große Anzahl weiterer Direct Acting Antiviral Agents (DAA) – darunter Proteasehemmer, Polymerasehemmer und NS5A-Inhibitoren – in verschiedenen Phasen der klinischen Entwicklung. Diese Substanzen im Einzelnen zu beschreiben würde den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen. Simeprevir ist ein sehr potenter Proteasehemmer, dessen Phase-III-Studien derzeit knapp vor dem Abschluss stehen und der wohl als nächstes DAA die Zulassung erreichen wird. Verglichen mit den Proteasehemmern der ersten Generation, verfügt Simeprevir über zahlreiche Vorzüge: praktisch keine Nebenwirkungen, Verabreichung einmal täglich und hohe antivirale Wirksamkeit. Sicherheit der Proteasehemmer-basierten Tripeltherapien bei Patienten mit Leberzirrhose In einer französischen Kohorte wird derzeit eine große Anzahl von Patienten mit CHILD-A-Zirrhose mit Telaprevir- oder Boceprevir-basierter Tripeltherapie behandelt. Dabei entwickelten 30–45% der Patienten mindestens eine schwere Nebenwirkung und es traten mehrere Todesfälle (hauptsächlich aufgrund septischer Komplikationen) auf. Patienten mit Leberzirrhose sollten während der Therapie daher besonders engmaschig monitiert werden. Management der Anämie Früher war man der Ansicht, dass bei Auftreten einer relevanten Anämie eine Dosisreduktion von Ribavirin nach Möglichkeit vermieden werden sollte, um die Heilungschancen nicht zu vermindern. Die Nachanalyse einer PhaseIII-Studie zeigte jedoch, dass das Auftreten einer relevanten Anämie eher ein günstiges prognostisches Zeichen hinsichtlich des viralen Ansprechens darstellt. In einer prospektiven Studie konnte nun klar gezeigt werden, dass bei Auftreten einer relevanten Anämie eine stufenweise Reduktion der Ribavi- Zukunftsperspektiven Der „Heilige Gral“ der Hepatitis-CTherapie besteht in der Entwicklung interferonfreier Therapieregime. Zahlreiche Phase-II-Studien beweisen, dass eine Heilung der chronischen Hepatitis C ohne Interferon, nur durch eine Kombination mehrerer DAA, möglich ist. Diese Daten sind sehr vielversprechend und lassen hoffen, dass innerhalb weniger Jahre interferonfreie Therapieregime zugelassen werden, sodass erstmals eine Therapie aller Patienten mit Hepatitis C – auch jener, die Kontraindikationen gegen Interferon aufweisen – möglich wird. Die optimalen Kombinationen verschiedener DAA – abgestimmt auf Genotyp und spezifische Charakteristika von Patienten – müssen allerdings erst im Rahmen weiterer Studien definiert werden. n Autor: Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler Wilhelminenspital, 4. Medizinische Abteilung Montleartstraße 37 1160 Wien Tel.: 01/491 50-2401 E-Mail: [email protected] Seite 23 I jatros Hepatologie coverstory Hepatitis : „Immer harmlos?“ Die Hepatitis E (HE) ist bei uns eine noch wenig beachtete Virusinfektion, von der man bis vor einigen Jahren annahm, dass es sich hierbei stets um eine reiseassoziierte, akute, selbstlimitierte entzündliche Lebererkrankung handelt, die nur in bestimmten Risikogruppen (Schwangere und Personen mit chronischen Lebererkrankungen) ein fulminantes Leberversagen verursachen kann. Heutzutage ist jedoch bekannt, dass das Hepatitis-E-Virus (HEV) auch in den Industrienationen vorkommt und somit auch bei uns zu autochthonen, also im Inland erworbenen Infektionen führen kann. Zudem zeigen neue Erkenntnisse, dass die autochthone HEVInfektion bei immunsupprimierten Patienten chronisch verlaufen und mitunter schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen kann. Gerade in diesen Fällen gestaltet sich die Diagnostik schwieriger und erfordert ein besonderes Vorgehen. HEV-Genotyp 1 und 2 Erreger der Hepatitis E ist das erst Anfang der 1980er-Jahre entdeckte Hepatitis-E-Virus (HEV), ein nicht umhülltes RNA-Virus aus der Familie der Hepeviridae. Anhand seiner gene- tischen Heterogenität lassen sich vier humanpathogene Genotypen des HEV unterscheiden. und 2 jährlich etwa 20 Mio. Infektionen, mehr als 3 Mio. akute Hepatitiden und 70.000 Todesfälle.1 Die Genotypen 1 und 2 kommen in Asien, Afrika und Mittelamerika vor. Reservoir ist der Mensch und die Übertragung erfolgt fäkal-oral vor allem über fäkal kontaminiertes Wasser (es sind aber auch Transmissionen über kontaminierte Blutprodukte und vertikal von einer infizierten Schwangeren auf den Fetus möglich). Zu Epidemien kommt es daher typischerweise in Gegenden mit schlechten hygienischen Verhältnissen, insbesondere auf dem indischen Subkontinent oder in Afrika, z.B. nach Überschwemmungen. In diesen Regionen zählt das HEV zu den häufigsten Erregern von Hepatitisepidemien. Laut Schätzungen der WHO verursachen die HEV-Genotypen 1 Während ein Großteil der Infektionen, insbesondere bei Kindern, asymptomatisch verläuft, tritt eine akute Hepatitissymptomatik vor allem bei jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 40 Jahren auf und ist meist selbstlimitiert. Schwere Verläufe sind selten. Die Letalitätsraten liegen bei 0,5–4%, steigen jedoch bei Schwangeren im 3. Trimenon auf bis zu 20%.1 In diesen Fällen scheint die besondere hormonelle und immunologische Situation eine Rolle zu spielen. Bei uns ist die HE, verur sacht durch eine Infektion mit Genotyp 1 und 2, eine Reiseerkrankung. KeyPoints HE-Virus Genotyp 3 (Nordamerika, Europa): • Zunehmend sporadische, autochthone Infektionen (auch in Österreich, 1. Fall 1998) • Übertragung durch Genuss von zu rohem Fleisch, Tierkontakte, Transfusion infizierter Blutprodukte, Organtransplantate; vertikal auf den Fetus • Krankheitsverlauf meist asymptomatisch; häufig akute, selbstlimitierte Hepatitis; selten fulminante Hepatitis, Leberversagen • Chronische Verläufe bei Immunsuppression: o akute Hepatitis mit milder Symptomatik (median ALT ~150U/l) o ~40% Spontanheilung (z.T. Anti-HEV-IgG-negativ) o ~60% chronische HEV → Leberfibrose, Leberzirrhose o Bei „kryptogener“ chronischer Hepatitis eines Immunsupprimierten an HEV denken und Virusnachweis (PCR) durchführen! jatros I Seite 24 H. Holzmann, Wien HEV-Genotyp 3 und 4 Der HEV-Genotyp 3 kommt in Nordamerika und Europa, Genotyp 4 in China und Taiwan endemisch vor. Beide Genotypen haben im Gegensatz zu den Genotypen 1 und 2 ein zoonotisches Reservoir.2 Bei der Transmission des Genotyps 3 scheinen Wildtiere (Rehe, Hirsche u.a.) und insbesondere Schweine (Haus- und Wildschweine) eine Rolle zu spielen, wobei das Virus wahrscheinlich durch Verzehr von unzureichend erhitztem Fleisch (v.a. Wildschweinfleisch und Schweineinnereien) auf den Menschen übertragen wird. Auch Österreich ist von diesen Infektionen betroffen. Der erste humane autochthone HE-Fall trat 1998 auf,3 2012 wurde HEV-Genotyp 3 erstmals auch Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Hepatologie © UNIVERSIMED ® coverstory Symptome ALT Titer IgM Anti-HEV IgG Anti-HEV Virus im Stuhl Virus im Blut 0 2 4 6 8 10 Wochen nach Exposition 12 14 Abb.: Hepatitis-E-Diagnostik; Quelle: Department für Virologie, MUW in österreichischen Hausschweinen nachgewiesen.4 Seroprävalenz-Studien mit gesunden Erwachsenen bzw. Blutspendern mit Durchseuchungsraten (Nachweis von HEV-spezifischen IgG-Antikörpern) von z.B. >15% in Deutschland, 20% in Dänemark und bis 16% in England zeigen, dass das Virus in Europa verbreitet vorkommt.5, 6 Laut den Daten des Robert-Koch-Instituts nehmen die jährlichen HEV-Fälle in Deutschland kontinuierlich zu, wobei der Anstieg der Fallzahlen fast ausschließlich die autochthonen Fälle betrifft. Außer der zoonotischen Transmission kann HEVGenotyp 3 auch über die Transfusion von infizierten Blutprodukten, Organtransplantate und vertikal von der Mutter auf den Fetus übertragen werden. Der Großteil der Infektionen bleibt dabei komplett asymptomatisch. Entwickelt sich nach einer Inkubationszeit von zwei bis acht Wochen doch eine Symptomatik, entspricht sie der von anderen akuten Virushepatitiden. Bei einem kleinen Teil der Infizierten, insbesondere bei Schwangeren und Personen mit vorbestehenden Lebererkrankungen, kann es auch zu fulminanten Verläufen mit Leberversagen und tödlichem Ausgang kommen. Sofern diese – zum Glück seltenen – Komplikationen ausbleiben, heilt die akute Hepatitis E in der Regel aber ohne weitere Folgen aus. 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Dies liegt vor allem an der meist erfolgreichen Abwehr der gegen das HEV gerichteten T- Zell-Antwort. Durch sie werden nach und nach alle mit dem Virus infizierten Leberzellen erkannt und sukzessive zerstört. Im Falle einer HEV-Infektion unter Immunsuppression (z.B. nach Transplantationen, bei fortgeschrittenen HIV-Infektionen oder bestimmten Lymphomen), bei der zentrale Funktionen der virusspezifischen T-Zell-Antwort (Zytokinproduktion, T-Zell-Vermehrung) gehemmt sind, kann das Virus bei bis zu 60% der Betroffenen in der infizierten Leber persistieren.2, 7 Besonders bei Empfängern von Leber-, Nieren-, Herz- und Lungentransplantaten werden chronische HEV-Infektionen in letzter Zeit vermehrt aufgedeckt. Je nach Studie, Patientenpopulation und virologischer Nachweismethode wird die Prävalenz der HEV-Infektion bei Transplantatempfängern dabei zwischen 1,8 und 11,3%, die einer persistierenden HEVVirämie mit bis zu 6,5% angegeben, wobei besagte Studien ausschließlich HE-Viren des Genotyps 3 nachweisen konnten.8–10 Auch in Österreich wurden bereits solche chronischen Hepatitis-E-Fälle bei mehreren Lungen- und einem Nierentransplantierten diagnostiziert, wobei alle Infektionen durch Genotyp-3-Viren verursacht worden waren. Dabei können die Symptome einer chronischen HEV-Infektion bei Immunsup- primierten sehr mild ausgeprägt sein. Oft besteht lediglich eine dauerhafte, in Einzelfällen auch nur eine intermittierende Erhöhung der Transaminasen, die den Normwert mitunter nur geringfügig übersteigt. Mediane ALTWerte liegen dabei häufig nur zwischen 100 und 300U/ml und es muss nicht zwangsläufig zu einem Ikterus kommen.11 Jedoch kann eine chronische Hepatitis E unter Immunsuppression, wie andere chronische Virushepatitiden, im Laufe der Zeit in eine Leberfibrose und Leberzirrhose übergehen,12 die letal enden kann. Sie muss daher ehestmöglich erkannt werden, um die Patienten rechtzeitig einer Behandlung zuzuführen. Diagnostik Die Diagnostik der akuten Hepatitis E beim immunkompetenten Patienten erfolgt durch den Nachweis von virusspezifischen IgM- (und IgG-)Antikörpern aus Serum ab Symptombeginn (mit sensitiven Testsystemen, die auch Antikörper gegen den HEV-Genotyp 3 erfassen) und von HEV-RNA mittels PCR aus Serum und/oder Stuhl (der Höhepunkt der Virämie und der Ausscheidung von HEV mit dem Stuhl liegt in der Inkubationsphase und der frühen akuten Erkrankungsphase; siehe Abb.). Bei positivem Virusnachweis kann als weiterführende Diagnostik auch eine Genotypisierung durchgeführt werden. Im Gegensatz dazu ist beim immunsupprimierten/-defizienten Patienten eine serologische Diagnostik mittels Antikörpernachweis von virusspezifischen IgM und IgG nicht immer verlässlich, da die Antikörperbildung unter Immunsuppression womöglich verzögert auftreten oder komplett fehlen kann.13 Zudem erfassen nicht alle Testformate jene Antikörper, die gegen den bei uns vorkommenden Genotyp 3 gerichtet sind, mit ausreichender Sensitivität.14 Daher sollte bei klinischem Verdacht auf eine chronische Hepatitis E, also bei jeglicher Transaminasenerhöhung ohne ersichtlichen Grund, bei Transplantatempfängern (und anderen Immunsupprimierten) immer eine PCRUntersuchung auf HEV-RNA im Blut (oder Stuhl) erfolgen! Seite 25 I jatros N EW S JATROS und Urologik... Modern, qualitativ, lesefreundlich, sympathisch, aktuell, etabliert Jetzt im neuen Outfit! Die spannendsten Artikel und interessantesten Stories gefeatured auf dem Cover Das Wesentliche auf einen Blick in unseren KeyPoints Die zentralen Take-Home-Messages auf den Punkt gebracht Neues Farbleitsystem für mehr Übersichtlichkeit Die farbliche Markierung führt Sie zu den thematischen Schwerpunkten Neues modernes Inhaltsverzeichnis Wissenswertes auf einen Blick Innovatives Design und großzügiges Layout Lesefreundliche Textgestaltung, ansprechende Illustrationen verschaffen mehr Genuss beim Lesen …unser Service für Sie! Hepatologie Therapie Eine Therapie der akuten HE ist bei immunkompetenten Patienten in der Regel nicht notwendig. In einzelnen schweren Erkrankungsfällen oder bei signifikanten Komorbiditäten hat sich jedoch die Gabe von Ribavirin als hilfreich und gut verträglich erwiesen.15 Bei Vorliegen einer chronischen HEVInfektion sollte die Dosierung der Immunsuppression reduziert und Tacrolimus, falls möglich, abgesetzt werden. Bleibt dies ohne Erfolg, kann in der Folge eine antivirale Ribavirin-Monotherapie (600–1.000mg pro Tag über mindestens 3 Monate) verabreicht werden, die in den meisten der beschriebenen Fälle zu einer dauerhaften Elimination des Virus geführt hat.2 Alternativ steht pegyliertes Interferon zur Verfügung, dessen Einsatz bei Transplantatempfängern jedoch auf- jatros I Seite 28 coverstory grund der möglichen Nebenwirkungen nicht unproblematisch ist. Obwohl wirksame rekombinante HEVVakzinen bereits entwickelt wurden, stehen diese derzeit bei uns noch nicht zur Verfügung.2 Daher müssen insbesondere immunsupprimierte/-defiziente Personen darüber aufgeklärt werden, dass der Verzehr von unzureichend erhitzten Wildgerichten und Schweinefleisch bzw. von Rohfleischprodukten das Risiko einer HEV-Infektion in sich birgt, die zu chronischen Leberschäden führen kann. Zudem sollten Kolleginnen und Kollegen, die Immunsupprimierte betreuen, darauf achten, bei Vorliegen der beschriebenen Symptome an eine mögliche Hepatitis E zu denken, und eine Untersuchung auf HEV mittels PCR aus Serum und Stuhl veranlassen. Denn eine chronische Hepatitis E ist keine harmlose Erkrankung, rechtzeitig erkannt und behandelt in den meisten Fällen jedoch heilbar. n Literatur: 1 WHO Fact Sheet No. 280, July 2012 2 edemeyer H et al, Gastroenterology 2012; 142: W 1388-1397 3 Worm HC et al, NEJM 1998; 339: 1554-1555 4 Z wettler D et al, Berl Münch Tierärztl Wochenschr 2012; 125, Heft 7/8: 281-289 5 Vollmer T et al, JCM 2012; 50(8): 2708-2713 6 Faber MS et al, EID 2012; 18(10): 1654-1657 7 Suneetha PV et al, Hepatology 2012; 55: 695-708 8 Kamar N et al, NEJM 2008; 358: 811-817 9 Legrand-Abravanel F et al, EID 2011; 17: 30-37 10 Halac U et al, Gut 2012; 61(4): 597-603 11 amar N et al, Gastroenterology 2011; 140: 1481K 1489 12 Halac U et al, J Pediatr 2012; 160(5): 871-874 13 Kamar N et al, AJT 2012; 12(9): 2281-2287 14 Wenzel JJ et al, JID 2013; 207: 497-500 15 Peron JM et al, AASLD 2012; Abstract #1646 Autorin: Univ.-Prof. Dr. Heidemarie Holzmann Departement für Virologie, MUW Kinderspitalgasse 15 1095 Wien Tel.: 01/401 65-65 50 E-Mail: [email protected] 1/13 Ausgabe 13. – 15. Juni 2013, Congress Graz Kongresspräsident: Wolfgang Petritsch Kongresssekretäre: Peter Fickert Gernot Zollner www.oeggh.at 46. Jahrestagung mit 24. Fortbildungskurs Fortbildungskurs: Peter Ferenci Heinz Hammer & Farewell G. J. Krejs Information: Ärztezentrale med.info 1014 Wien, Helferstorferstraße 4, PF 155 Tel.: (+43/1) 531 16-70 Fax: (+43/1) 531 16-61 E-Mail: [email protected] Fachausstellung: Medizinische Ausstellungs- u. Werbegesellschaft 1010 Wien, Freyung 6 Tel.: (+43/1) 536 63-42 Fax: (+43/1) 536 63-61 E-Mail: [email protected] BEGEGNEN VERSTEHEN B E W E G E N DÖAK 2013 12. - 15. JUNI WWW.DOEAK.COM 6. DEUTSCH-ÖSTERREICHISCHER AIDS-KONGRESS UNTER DER NACHWEISGRENZE GEHTS WEITER CONGRESS INNSBRUCK INNSBRUCK KONGRESSPRÄSIDENT Prof. Dr. Heribert Stoiber [email protected] PLENARY SESSIONS Dr. Marcus Altfeld Rolle des angeborenen Immunsystems im Verlauf der HIV Erkrankung Michel D. Kazatchkine, M.D. The beginning of the end of AIDS KONGRESSORGANISATION EVENT SERVICE RS GmbH Maximilianstraße 9 | 6020 Innsbruck T: +43 512 563598 | F: +43 512 563598-10 email: [email protected] web: www.event-service.cc Dr. Ulrich Marcus Sex, Stigma, HIV und STIs - Warum die HIV-Epidemie nicht wegtherapierbar ist Dr. med. Dr. phil. Stefan Nagel Die HIV-Infektion als Stigma: Zur Metaphorik von Schuld Dr. Christiana Nöstlinger Kombinationsprävention: die Wunderpille für die HIV-Prävention? Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Stellbrink Alt werden ohen alt zu sein: Neue Herausforderungen für die HIV-Therapie Prof. Dr. Alexandra Trkola Cell-to-cell spread of HIV: Safe haven for the virus - obstacle for inhibitors and vaccines Platinum Sponsoren Gold Sponsoren interview HIV/Aids © fotolia.de Interview HIV: Therapieadhärenz „Das Um und Auf“ eine Adhärenz von mehr als Neben der Forschung an 95% erforderlich war, um die neuen antiviralen Subserwünschte Wirksamkeit zu ertanzen gewinnen Maßzielen. Unter 95% Therapietreue nahmen zur Vereinfazeigte sich bereits bei über chung der Therapie für 50% der Patienten ein virologidie Patienten in der HIVsches Versagen, unter 70% bei Behandlung heute zuüber 80% der Patienten.1 Wenn nehmend an Bedeutung. Wir sprachen mit OÄ Dr. man das umrechnet, bedeutet B. Schmied, Wien Brigitte Schmied, Leiterin das, bei einer Therapie zweimal der Immunambulanz am täglich dürfte man pro Monat nur Wiener Otto-Wagner-Spital, über den zweimal, maximal dreimal auf die Einnahme zentralen Stellenwert der Therapie- der Medikamente vergessen. adhärenz. Wie bewerten Sie das Risiko hinsichtlich Welche Bedeutung hat die Compliance der Entwicklung von Resistenzen gegenHIV-infizierter Patienten, insbesondere über den antiviralen Therapeutika? ihre Adhärenz gegenüber der verordneten medikamentösen HIV-Therapie, für die B. Schmied: Steigt die Virusbelastung unEffektivität der Therapie? ter Therapie an, obwohl zunächst eine negative Virusbelastung erreicht wurde, B. Schmied: Neben wenigen anderen Fakto- weiß man, dass es ein Problem gibt. Reren, die die Aufnahme und Metabolisierung sistenzentwicklungen sind heute aber zum der verordneten Medikamente betreffen, ist die Glück seltener zu beobachten als noch vor Therapieadhärenz das Um und Auf, damit die zehn, fünfzehn Jahren. Das hat sicherlich HIV-Therapie die geforderte Effektivität zeigt. unterschiedlichste Ursachen. Von größter Die Virusbelastung kann nur dann in den ne- Bedeutung ist aber, dass man heute mehr gativen Bereich gedrückt werden, wenn die Möglichkeiten hat, auf die Bedürfnisse des Virusvermehrung maximal supprimiert wird. Patienten einzugehen. Unsere Patienten sind Es gehört viel dazu, das zu erreichen. Pater- sehr gut informiert und auch das betreuenson et al konnten bereits 2000 zeigen, dass de Personal hat dazugelernt. Das Gespräch 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie mit den Patienten steht hier an erster Stelle. Wichtig ist natürlich auch, dass die Therapie nebenwirkungsärmer geworden ist und dass uns heute eine größere Auswahl an Optionen zur Verfügung steht. Welche Faktoren spielen bei der Therapieadhärenz von HIV-Patienten eine Rolle und welches Angebot gibt es, um den Patienten hier entgegenzukommen? B. Schmied: Wenn eine Therapie aufgrund der immunologischen Situation des Patienten indiziert ist, lautet die erste Frage an den Patienten, ob er die Therapie auch möchte. Die Bereitschaft zur Therapie ist wesentlich und damit im Zusammenhang steht, den Patienten zu informieren und ihm die Sinnhaftigkeit der Behandlung zu erklären sowie ihn auf mögliche Nebenwirkungen vorzubereiten. Auch die Information über mögliche Wechselwirkungen mit zusätzlich eingenommenen Medikamenten und daraus resultierenden Risiken ist essenziell. Ein wichtiger Punkt, um den Patienten die Compliance überhaupt zu ermöglichen, ist, dass die Therapie gut vertragen wird und dass man Nebenwirkungen möglichst verhindert. Durch die breite Palette an Kombinationsmöglichkeiten und Therapeutika kann man heute besser auf die Verträglichkeit und die Wünsche des Patienten eingehen. Seite 31 I jatros HIV/AIDs interview Im Gespräch mit dem Patienten kann auch die Adaption der Therapie an seine Lebensgewohnheiten, seinen Tagesrhythmus und seine Essgewohnheiten erfolgen, was ebenfalls zu seiner Adhärenz beiträgt. Ist es Ihrer Erfahrung nach komplizierter, HIV-Patienten zur Compliance zu bewegen als andere Patienten? B. Schmied: Eine lebenslange Therapie, die regelmäßig eingenommen werden muss, ist immer eine Herausforderung. Früher war es von therapeutischer Seite schwieriger, weil auch das Management des therapeutischen Regimes für die Patienten komplizierter war. Heutzutage sind die Therapieregime wesentlich einfacher und die Einnahme an sich ist nicht schwieriger als für einen anderen chronisch kranken Patienten, vorausgesetzt, es bestehen keine Nebenwirkungen. Die jatros I Seite 32 © UNIVERSIMED ® Prozentsatz von Patienten mit Virusmenge <400 Kopien/ml B. Schmied: Die Immunambulanz am Otto-Wagner-Spital ist das einzige HIV-Behandlungszentrum in Österreich, an dem auch eine Adhärenz-Schwester beschäftigt ist, die die Patienten in der Einnahme ihrer Medikamente schult und unterstützt. Wir haben die Therapieerfolge vor der Anstellung der Adhärenz-Schwester mit denen ein Jahr danach verglichen und gesehen, dass die Ansprechraten um mehr als 35% angestiegen sind; selbst bei Patienten, die zuvor eine geringe Compliance hatten und schwierig zu betreuen waren, z.B. Drogenabhängige oder Patienten mit psychischen Erkrankungen. Therapiepässe, in die Abbildungen der Originalmedikamente eingeklebt werden können, sind ebenfalls sehr hilfreich. Das Scheckkartenformat ermöglicht es, dass der Therapiepass problemlos in der Brieftasche mitgenommen werden kann. Elektronische Erinnerungssysteme sind eine weitere sinnvolle Unterstützungsmöglichkeit. Die persönliche Betreuung durch unsere Schulungsschwester steht aber im Vordergrund. Sie macht auch Adhärenzabfragen mittels eines standardisierten Fragebogens, schult die Patienten ein- bis zweimal jährlich nach und hilft ihnen mit Tipps, z.B. zur Ernährung oder zum Management von Nebenwirkungen. Es hat sich auch gezeigt, dass die Patienten der Schwester gegenüber eine größere Verbindlichkeit dahingehend empfinden, ihre Therapie regelmäßig einzunehmen. © fotolia.de Welche Möglichkeiten stehen in der ambulanten Betreuung zur Verfügung, um die Adhärenz der Patienten zu verbessern? Korrelation: therapeutisches Ansprechen und Compliance 100% 80% 60% 40% 78% 20% 19% 0% <70 33% 29% ≥70–80 ≥80–90 45% ≥90–95 ≥95 Compliance %* * Gemessen mit „Medication Event Monitoring System (MEMS) Abb.: Paterson DL et al, Ann Intern Med 2000; 133: 21–30 unregelmäßige Einnahme hat allerdings nachhaltige und gravierende Konsequenzen, da mögliche weitere Therapieoptionen eingeschränkt werden. Wie bewerten Sie die Entwicklung von Single-Tablet-Regimen in der medikamentösen HIV-Therapie im Hinblick auf die Adhärenz der Patienten? terung. Wie in mehreren Studien gezeigt werden konnte, hat das auch Auswirkungen auf die individuelle Adhärenz und den Erfolg der Therapie. Auch bei der nach wie vor bestehenden gesellschaftlichen Stigmatisierung von Menschen mit HIV fällt es den Patienten leichter, compliant zu sein, wenn sie nur eine Tablette einnehmen müssen. Vielen Dank für das Gespräch! B. Schmied: Prinzipiell ist schon die Möglichkeit der Gabe einmal täglich ein ganz großer Fortschritt in der HIV-Therapie. Single-Tablet-Regime, die verschiedene Kombinationspräparate in einer Tablette verbinden, vereinfachen die Einnahme natürlich noch weiter. Wenn ein Patient berufstätig ist oder wenn er privat oder beruflich viel auf Reisen ist und nur ein Medikament mit sich führen muss, ist das natürlich eine wesentliche Erleich- Literatur: 1 Paterson DL et al: Ann Intern Med 2000; 133: 21-30 Unsere Gesprächspartnerin: OÄ Dr. Brigitte Schmied II. Interne Abteilung, SMZ Baumgartner Höhe Otto-Wagner-Spital Wien Das Interview führte Mag. Thomas Schindl Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 1. Panel on Antiretroviral Guidelines for Adults and Adolescents. Guidelines for the use of antiretroviral agents in HIV-1-infected adults and adolescents. Department of Health and Human Services. 1-239. Available at http://www.aidsinfo.nih.gov/ContentFiles/AdultandAdolescentGL.pdf. Section accessed [31.08.12] [p103] HIV/AT/13-01/MI/1062 Erstellungsdatum: Jänner 2013 Stand: November 2012 ZINFORO reicht weiter ID 3736; 10 / 2012 Fachinformation siehe Seite 50 ™ 2 Effektive Monotherapie zum empirischen Einsatz bei komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen • Bakterizid wirksam gegen gram und gram Erreger1 • Effektiv gegen MRSA*,1 • Schnelle Verbesserung der klinischen Symptomatik2 • Bewährte Verträglichkeit eines Cephalosporins1 Innovatives Cephalosporin zur Monotherapie von ambulant erworbener Pneumonie • Wirksam gegen gram Erreger inkl. Streptococcus pneumoniae sowie gram Erreger1 Zugelassen für komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektion und ambulant erworbene Pneumonie * Methicillin Resistenter Staphylococcus Aureus 1 Fachinformation Zinforo™ 2 Friedland H. et al. CANVAS 1 and 2, Antimicrob. Agents Chemother. 2012, 56(5): 2231 Referat veranstaltung Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin infektiologie Giftiger Dienstag Tuberkulose: moderne Diagnostik, alte Therapie Die Neuerungen auf dem Gebiet der Tuberkulose beschränken sich leider vor allem auf den Bereich der Diagnostik, während therapeutisch kaum Neuentwicklungen zu verzeichnen sind. Das ist besonders bedrohlich, da die Zahl der multiresistenten Stämme weltweit ständig zunimmt. Deren Behandlung ist oft nur stationär und mit alten, nebenwirkungsreichen Substanzen möglich. „Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als infiziert mit Mycobacterium tuberculosis“, sagte Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler, Klinische Abteilung für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, Univ.-Klinik für Innere Medizin I, MUW. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Tuberkulose (Tbc) liegt bei geschätzten 8,7 Mio., die Zahl der Todesfälle bei 1,4 Mio. Während seit 1990 in manchen Weltregionen, wie z.B. in Lateinamerika, die Inzidenzraten leicht zurückgegangen sind, stiegen sie in Afrika, insbesondere in Gebieten mit hoher HIV-Prävalenz, stark an.1 In Österreich wurden im Jahr 2011 687 Tbc-Fälle gemeldet, davon 67,8% bestätigt, 10,5% als wahrscheinlich und 21,7% als möglich klassifiziert. Die Tbc-Inzidenz lag 2011 in Österreich bei 8,16/100.000, was gegenüber 2010 eine leichte Abnahme be- deutet. Männer erkranken 1,7-mal häufiger als Frauen. Dabei war die Inzidenz bei Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft sehr niedrig, sie lag 2011 bei 4,75/100.000, während sie bei Personen mit anderer Staatsbürgerschaft mit 34,86/100.000 wesentlich höher lag. „Auch die Altersgipfel sind je nach Herkunft der Patienten unterschiedlich“, führte Winkler aus. Bei den Österreichern lag die Inzidenz mit 9,23/100.000 bei den Personen ab 65 Jahren am höchsten, während Patienten anderer Staatsbürgerschaft in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren mit 51,35/100.000 die höchste Inzidenz aufwiesen. Die meisten Patienten, die in Österreich diagnostiziert werden, kommen aus Hochrisikoregionen (Afrika, Asien), von den europäischen Ländern KeyPoints • Inzidenzrate der Tbc in Österreich niedrig, viele Fälle sind importiert • Weltweiter Anstieg multiresistenter Stämme von M. tuberculosis; deren Therapie ist mangels neu entwickelter Medikamente schwierig, teuer und nebenwirkungsreich • Präventive Behandlung einer latenten Tbc bei Kindern und Jugendlichen immer, bei Erwachsenen nur in bestimmten Situationen (z.B. geplante Biologikatherapie) 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie S. Winkler, Wien sind es vor allem Rumänien, Bosnien/ Herzegowina, weiters Russland und die Türkei. Resistenzsituation Die Zahl resistenter Tbc-Erregerstämme nimmt zu. Man unterscheidet heute multiresistente Stämme (MDR), extensiv resistente Stämme (XDR) und sogar von panresistenten Erregern wurde bereits berichtet. Per definitionem liegt MDR dann vor, wenn der Erreger gegen die beiden wichtigsten First-Line-Tbc-Medikamente, nämlich Isoniazid (INH) und Rifampicin (RFA), resistent ist. XDR ist dann gegeben, wenn zusätzlich eine Resistenz gegen die wichtigsten Second-LineSubstanzen vorliegt, das sind die neueren Chinolone (Moxifloxacin, Levofloxacin) sowie injizierbare Substanzen, wie z.B. Aminoglykoside. Laut Zahlen der WHO kann man davon ausgehen, dass mehr als 500.000 Personen weltweit (v.a. in Russland, China, Indien, Südafrika und Osteuropa) an einer durch einen MDR-Stamm ausgelösten Tbc erkrankt sind, davon sollen 5–10% XDR-Stämme sein. 2011 waren in Österreich 2,9% der kulturbestätigten Fälle MDR (ohne XDR) und weitere 1,3% XDR. Beides betraf fast ausschließlich Personen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft. Seite 35 I jatros infektiologie Verlauf und Diagnostik Nach Erstinfektion mit M. tuberculosis kommt es bei 90–95% nach einer häufig klinisch inapparenten Primär-Tbc zur Entstehung einer latenten Tbc, während 5–10% in eine apparente Tbc übergehen. Risikofaktoren für die Reaktivierung einer latenten Tbc sind u.a. HIV-Infektion, aber z.B. auch die Therapie mit manchen Biologika. „Etwa 80% der manifest Erkrankten haben eine pulmonale (Abb.), 20% eine extrapulmonale Manifestation“, kommentierte Winkler. Für die Diagnostik der latenten Infektionen mit M. tuberculosis gibt es keinen Goldstandard. „Was dabei eigentlich nachgewiesen wird, ist eine lang anhaltende Immunantwort auf die Infektionen, d.h. spezifische Memory-Effector-CD4-Zellen“, erklärte der Infektiologe. Zur Verfügung stehen einerseits der Mendel-Mantoux-Test, andererseits die sogenannten IGRAs („Interferon Gamma Release Assay“). Limitationen des Mendel-Mantoux-Tests sind eine vorangegangene BCG-Impfung, der Kontakt mit nicht tuberkulösen Mykobakterien, Immunsuppression, eine beträchtliche Variabilität sowohl in der individuellen Patientenreaktion als auch in der Bewertung des Ablesenden, die Notwendigkeit von mindestens zwei Arztbesuchen und der Booster-Effekt (Reaktivität bei Infizierten schwindet mit der Zeit; erster MendelMantoux-Test wirkt bei manchen Patienten als Booster, nächster Test wird dann hoch positiv und fälschlich als Neuinfektion interpretiert). IGRAs hingegen beruhen auf der Inkubation von Vollblut mit M.-tuberculosis-spezifischen Antigenen und anschließender Quantifizierung der reaktiven Produktion von Interferon-γ. „IGRAs haben vor allem einen sehr guten negativen Prädiktionswert“, erklärte Winkler. Dennoch sind IGRAs allein weder zum Ausschluss einer Tbc noch zur Verlaufskontrolle geeignet. Die Diagnostik der aktiven Tbc beruht auf Klinik, radiologischen Befunden, jatros I Seite 36 veranstaltung Mykobakteriologie, Molekularbiologie und ggf. auch histologischen bzw. zytologischen Befunden. „Die Sputum-Mikroskopie hat eine schlechte Sensitivität von nur ca. 50%“, warnte Winkler. Goldstandard ist die Sputum- bzw. Gewebekultur mit Resistenztestung. Allerdings dauert es einige Wochen bis zum Eintreffen der Ergebnisse (6–8 Wochen bei festen Medien, <2 Wochen bei Flüssigmedien). Moderne additive diagnostische Verfahren, die allerdings sicher nicht zur Routine zu zählen sind, stellen u.a. das PET/CT oder die Immundiagnostik der aktiven Tbc mittels Durchflusszytometrie dar. Bei MDR/XDR gilt als Prinzip, dass initial fünf und mehr Medikamente nach Resistenztestung verabreicht werden und dass die Behandlung zumindest 18 bis 24 Monate dauert. Unter den initial verabreichten Substanzen muss zumindest ein parenterales Antibiotikum sein. Fluorchinolone spielen in der Therapie der MDR/XDR eine gewisse Rolle.3 Andere Substanzen, die hier eingesetzt werden, sind Aminoglykoside wie Capreomycin oder Amikacin, Protionamid, Paraaminosalicylsäure, Linezolid, Rifabutin und Cycloserin/Terizidon. „Die Therapie der MDT/XDR-Tbc ist kostenintensiv, ein langer stationärer Aufenthalt ist erforderlich und die Nebenwirkungen sind zum Teil verheerend“, schränkte Winkler ein. Wenn eine latente Tbc festgestellt wird, hängt das weitere Vorgehen u.a. vom Alter des Patienten ab. Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr sollten auf jeden Fall präventiv behandelt werden, da bei ihnen das Risiko für die Reaktivierung der Tbc über 20% liegt. Bei Erwachsenen ist eine präventive Therapie nicht grundsätzlich indiziert, sehr wohl jedoch in speziellen Situationen, wie z.B. vor Einleitung einer Therapie mit Biologika.* n Abb.: Lungentuberkulose – Kaverne im rechten Oberlappen. Quelle: Institut für Röntgendiagnostik, OttoWagner-Spital, Wien Therapie Die Standardtherapie der Tbc besteht laut WHO – die Empfindlichkeit des Erregers auf die erwähnten Substanzen vorausgesetzt – in einer Viererkombination von INH, RFA, Pyrazinamid und Ethambutol, ggefolgt von einer Zweierkombination INH/RFA über weiterevier Monate. „Sinnvoll ist die Verabreichung von Vitamin B6 (zur Minimierung des Neuropathierisikos durch INH) sowie von Vitamin D. Letzteres deshalb, weil viele Patienten mit aktiver oder latenter Tbc niedrige VitaminD-Spiegel aufweisen und die aktive Form von Vitamin D, 1,25-DihydroxyVitamin-D, die Immunantwort gegen M. tuberculosis verstärken soll.2 * S iehe dazu auch das Konsensus-Statement der ÖGIT „Tuberkulose & Biologika“, herunterzuladen von www. oegit.eu (→ Publikationen) Literatur: 1 Lawn SD et al: Tuberculosis. Lancet 2011; 378(9785): 57-72 2 Martineau AR: Old wine in new bottles: vitamin D in the treatment and prevention of tuberculosis. Proc Nutr Soc 2012; 71(1): 84-89 3 ukherjee JS et al: Programmes and principles in M treatment of multidrug-resistant tuberculosis. Lancet 2004; 363(9407): 474-481 Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Quelle: „Tuberkulose – moderne Diagnostik, alte Therapie?“ Giftiger Dienstag 15. Jänner 2013, Wien Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 impfmedizin Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin infektiologie Pertussis Impfung wichtiger denn je Derzeit kommt es weltweit – und auch in Österreich – zu einem Anstieg der Zahl von Pertussisfällen. Am schwersten betroffen sind jene, die noch nicht geimpft werden können: Säuglinge unter 6 Monaten. Umso wichtiger ist die Verbesserung der Durchimpfungsrate, damit auch die Schwächsten durch Herdenimmunität vor Pertussis geschützt sind. Eine neue Empfehlung besagt, dass Schwangere ohne Impfschutz sofort post partum geimpft werden sollen. Darüber hinaus enthält der Impfplan Österreich 2013 analog zu den aktuellsten internationalen Guidelines die Empfehlung, nicht immune Schwangere schon ab der 27. SSW zu impfen. Seit einigen Jahren kommt es in den meisten Teilen der Welt zu beträchtlichen Anstiegen der Zahl von Pertussisfällen. Dies wird einerseits einer erhöhten Virulenz und anderen genetischen Veränderungen des Erregers, Bordetella pertussis, zugeschrieben, andererseits dem Nachlassen des Impfschutzes bei vielen Menschen. Letzteres Faktum hat damit zu tun, dass die Pertussisimpfung vor allem bei Erwachsenen viel zu selten aufgefrischt wird. Im Jahr 2012 wurden z.B. allein in den USA 39.000 Fälle von Pertussis gemeldet – man spricht vom größten Ausbruch seit einem halben Jahrhundert. Dabei betrafen die meisten Todesfälle Kinder unter drei Monaten, die nicht gegen die Erkrankung geimpft werden konnten. Gerade für diese Kinder ist eine gute Durchimpfungsrate in der Bevölkerung besonders wichtig, darüber hinaus ist natürlich der Impfschutz der Schwangeren entscheidend. In Großbritannien ereignete sich 2012 der größte Pertussisausbruch seit 20 Jahren, bis November gab es fast 9.000 Fälle, die höchste Zahl seit den frühen Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Auch in Österreich ist es seit 2006 zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der gemeldeten Pertussisfälle im Vergleich zu den Jahren davor gekommen (Abb. 1). Dabei betrafen ca. 70 bis 75% aller Fälle Erwachsene, der Altersdurchschnitt lag bei über 42 Jahren. Pertussis ist somit keineswegs nur eine Kinderkrankheit. Abbildung 2 zeigt die Altersverteilung der in Österreich gemeldeten Pertussisfälle zwischen 2000 und 2010. Gründe für den Wiederanstieg In der Zeit vor Einführung der Pertussisimpfung lag die Inzidenz bei Kindern KeyPoints • Weltweiter Anstieg der Pertussis-Inzidenzraten – auch in Österreich • Für Herdenimmunität regelmäßige Pertussisimpfung aller Altersgruppen erforderlich (siehe österreichischen Impfplan sowie Empfehlungen für Mitarbeiter des Gesundheitswesens) • Zusätzliche spezielle Maßnahmen: postpartale Impfung von Müttern und mit diesen in engem Kontakt stehenden Personen sowie Impfung während der Schwangerschaft (ab der 27. Schwangerschaftswoche) 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie unter 10 Jahren bei 157/100.000; sie sank nach Einführung der Impfung auf <1/100.000 ab. Seit den Neunzigerjahren wird nicht mehr der Ganzzellimpfstoff, sondern der besser verträgliche azelluläre Pertussisimpfstoff verwendet. Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2011 zeigt, dass der azelluläre Impfstoff auch bei zuvor ungeimpften Kindern und Erwachsenen eine gute Wirksamkeit aufweist.1 Warum ist es nun zum Wiederanstieg der Pertussisinzidenz gekommen? In einem Kommentar in „Pediatrics“ nennt James D. Cherry, Pädiater an der UCLA in Los Angeles, Kalifornien, einige wesentliche Gründe.2 Der erste und vielleicht wichtigste Grund, so Cherry, sei eine falsche Falldefinition vonseiten der WHO, die in der Vergangenheit dazu geführt habe, dass viele Pertussisfälle einfach nicht als solche gezählt wurden. In dieser Definition wird nämlich das Vorliegen paroxysmalen Hustens über mindestens 21 Tage gefordert, was bei vielen Pertussisfällen nicht gegeben sei. Dies bedeute aber auch, so Cherry, dass die Wirksamkeitsraten der Pertussisimpfstoffe falsch hoch angegeben seien. Auch gebe es bestimmte systematische Verzerrungen in einschlägigen Studien, die zur falsch hohen Angabe von Schutzraten geführt haben. Umgekehrt wurde in den USA aber festgestellt, dass immerhin 16,5% der zur PCR eingeschickten Nasopharyngealsekrete von Patienten mit Hustenerkrankungen Bordetella parapertussis enthielten. Diese Fälle, so Cherry, würden bei fehSeite 37 I jatros infektiologie Um dies zu erreichen, wurden verschiedene Maßnahmen getroffen. Zunächst wurde bereits 2010 im österreichischen Impfplan die routinemäßige Auffrischung der Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfung vom 9. auf das 6. Lebensjahr vorverlegt. Sowohl in Österreich als auch international gilt nun die Empfehlung, bei Erwachsenen die Pertussisimpfung alle zehn Jahre, ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre aufzufrischen. Zudem gibt es nun auch eine konkrete Empfehlung zur Impfung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitswesens (siehe auch den Artikel auf den Seiten 39–41 in dieser Ausgabe). Um für Neugeborene und Säuglinge, die noch nicht geimpft werden können, jatros I Seite 38 Fallmeldungen © UNIVERSIMED ® 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: U. Wiedermann-Schmidt, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, MUW (Referenzzentrale für Pertussis des BMG) © UNIVERSIMED ® Abb. 1: Meldungen von Pertussisfällen in Österreich 18 16 2000–2009 14 2010 12 10 8 6 4 ≥90 85–<90 80–<85 75–<80 70–<75 65–<70 60–<65 55–<60 50–<55 45–<50 40–<45 35–<40 30–<35 25–<30 20–<25 15–<20 0 10–<15 2 <5 Die wichtigste Maßnahme, um diesen Trend zu stoppen, besteht darin, anzuerkennen, dass B. pertussis in allen Altersgruppen zirkuliert und daher auch entsprechende Durchimpfungsraten in allen Altersgruppen erforderlich sind, um eine Herdenimmunität zu ermöglichen. 600 5–<10 Notwendige Maßnahmen 700 Anteil gemeldeter Fälle (%) lender PCR-Diagnostik als Pertussis und damit als Impfversager aufscheinen, obwohl die Impfung nicht gegen B. parapertussis schützt. Ein Mangel an initialer antigener Potenz scheint bei den derzeitigen Pertussisimpfstoffen kein Problem zu sein. Hingegen scheint es nach insgesamt fünf azellulären Pertussisimpfungen zu einer jährlichen Abnahme des Impfschutzes zu kommen – wenn das Risiko unmittelbar nach der fünften Impfung 5% beträgt, steigt es rezenten Daten zufolge innerhalb von fünf Jahren auf 29% an.3 Cherry führt weiter aus, dass der jahrzehntelange Einsatz von Pertussisimpfungen zu genetischen Veränderungen verschiedener Antigene von Bordetella pertussis geführt hat. Insbesondere betroffen sind Pertussistoxin, Pertactin und Fimbrienantigen. Allerdings betont der Autor, dass es derzeit keine Daten gebe, die zeigen würden, dass diese genetischen Veränderungen tatsächlich zu einer höheren Rate an Impfversagern führen. impfmedizin Altersgruppen in Jahren Quelle: U. Wiedermann-Schmidt, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, MUW (Referenzzentrale für Pertussis des BMG) Abb. 2: Altersverteilung der gemeldeten Pertussisfälle eine Art Schutzkokon zu schaffen („cocooning“), gibt es zudem konkrete Empfehlungen, Mütter sofort post partum zu impfen, auch sollten alle mit ihnen in engem Kontakt stehenden Personen geimpft werden. Darüber hinaus hat das Nationale Impfgremium Österreichs im aktuellen Impfplan 2013* in Anlehnung an amerikanische und britische Guidelines und als Teil des „Cocooning“-Ansatzes die Empfehlung ausgesprochen, nicht immune Schwangere bereits ab der 27. Schwangerschaftswoche gegen Pertussis zu impfen. So werden signifikant erhöhte Antikörperspiegel beim Fetus aufgebaut, die etwa bis zum 6. Lebensmonat anhalten, wodurch neonatale Pertussisinfektionen verhindert werden können.4, 5 n * Der Impfplan Österreich 2013 ist auf der Homepage des Gesundheitsministeriums abrufbar (Fachlink → Impfen → Österreichischer Impfplan 2013 bzw. direkt unter unter http://bmg.gv.at/cms/home/ attachments/3/3/6/CH1100/CMS1327680589121/ impfplan2013.pdf). Literatur: 1 Zhang L et al: Acellular vaccines for preventing whooping cough in children. Cochrane Database Syst Rev 2011; (1): CD001478 2 Cherry JD: Why do pertussis vaccines fail? Pediatrics 2012; 129(5): 968-970 3 Klein NP et al: Waning protection after fifth dose of acellular pertussis vaccine in children. N Engl J Med 2012; 367(11): 1012-1019 4 Esposito S et al: Can infants be protected by means of maternal vaccination? Clin Microbiol Infect 2012; 18(Suppl 5): 85-92 5 Gall SA et al: Maternal immunization with tetanusdiphtheria-pertussis vaccine: effect on maternal and neonatal serum antibody levels. Am J Obstet Gynecol 2011; 204(4): 334, e331-335 Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin impfempfehlung infektiologie Impfmedizin Impfempfehlungen für Mitarbeiter des Gesundheitswesens Als Ergänzung zum österreichischen Impfplan wurden nun erstmals für Österreich Impfempfehlungen für das Gesundheitspersonal publiziert. Diese Empfehlungen sind sowohl inhaltlich neu als auch von der Entstehungsweise her innovativ: Sie sind aus einer Kooperation des österreichischen Gesundheitsministeriums mit dem Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MUW sowie namhaften Impfexperten hervorgegangen. Erstellung und Publikation des Dokuments wurden von „Medical Dialogue“ organisiert. Unter dem Vorsitz von Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien, und der Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit, Sektionschefin Priv.Doz.in Dr.in Pamela Rendi-Wagner, hat eine Runde von Top-Impfexpertinnen und -experten sowie Juristinnen und Juristen der Bundesministerien für Gesundheit sowie für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz diese Erweiterung des österreichischen Impfplans erarbeitet.* Generell sind die Durchimpfungsraten beim Personal des Gesundheitswesens (im Folgenden, der Terminologie der der Schutz der betreuten Patienten vor durch Impfung vermeidbaren Infektionskrankheiten zu bedenken ist. Dies gilt insbesondere für nicht immunkompetente Patienten, bei denen Infektionen einen schwereren und mitunter tödlichen Verlauf nehmen können. U. Wiedermann-Schmidt, Wien P. Rendi-Wagner, Wien Empfehlungen entsprechend, als „Health Care Workers“, HCW, bezeichnet) als nicht ausreichend zu bezeichnen. Dies gilt besonders auch für den Krankenhausbereich und stellt ein Problem dar, das über die persönlichen Interessen der betroffenen Mitarbeiter hinausgeht, da hier vor allem Die Empfehlungen umfassen aber nicht nur das Gesundheitspersonal im Krankenhaus, sondern erstrecken sich auch auf medizinische Institute und Labors sowie natürlich auch auf die medizinischen Universitäten einschließlich der Studierenden. Darüber hinaus werden diese Empfehlungen auch dem niedergelassenen Bereich nahegelegt. Die Empfehlungen im Einzelnen KeyPoints • Grundsätzlich sind alle im österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen auch für HCW zu empfehlen. • W ichtige Maßnahmen für die Verbesserung der Durchimpfungsraten stellen verbesserte Information, erleichterter Zugang zu den Impfungen für HCW und elektronische Registrierung mit Recall dar. • Zwangsimpfungen sind rechtlich nicht möglich; wenn ein bestimmter Impfstatus für die Beschäftigung in einer bestimmten Abteilung unerlässlich ist, kann eine Versetzung auch gegen den Willen des Arbeitnehmers erfolgen, sofern dies vom Arbeitsvertrag gedeckt ist. 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Grundsätzlich gilt, dass alle allgemein im österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen selbstverständlich besonders auch HCW empfohlen werden. Eine Auffrischung der Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis sollte bei allen Erwachsenen alle zehn Jahre erfolgen, insbesondere natürlich auch bei HCW. Dabei ist die Impfung gegen Pertussis in Anbetracht der steigenden Zahl von Pertussisfällen Seite 39 I jatros infektiologie impfempfehlung Sichtung vorhandener Impfdokumente und Überprüfung des Impfstatus bei Eintritt/ Wechsel in das Gesundheitswesen Erhebung des Impfstatus (Überprüfung der Impfdokumente) aller im Gesundheitswesen Tätigen (im Rahmen von Gesundenuntersuchungen, Strahlenschutzuntersuchungen etc.) Serologische Überprüfung bei entsprechender Anamnese (z.B. Masern-, Mumps-, Röteln-, Varizellenimmunität) Dokumentation im Impfpass (wenn möglich, elektronische Archivierung) Impferinnerung Die Impfung gegen Polio (im Zuge einer Vierfachkombinationsimpfung) ist für HCW ebenfalls zu empfehlen, da ein Kontakt mit Patienten aus Endemiegebieten (Migranten, Reisende) nicht ausgeschlossen werden kann. HCW sollen immun gegen Masern, Mumps und Röteln sowie gegen Varizellen sein. Besonders wichtig ist dieser Schutz für Personal im Bereich der Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie sowie in allen Einrichtungen, in denen immundefiziente Patienten betreut werden. Die Influenzaimpfung soll bei allen HCW durchgeführt werden, wobei erfahrungsgemäß eine reine Empfehlung nicht zu ausreichenden Durchimpfungsraten führt. Hepatitis A stellt kein unmittelbares Problem der Gesundheitsberufe im engeren Sinn dar. Bestimmte assoziierte Berufsgruppen könnten ein höheres Risiko haben (Kleinkinderbetreuung, Migrantenbetreuung, Abwasserentsorgung, Kanalisation, aber auch Laborpersonal, besonders bei Stuhluntersuchungen). Eine allgemeine Empfehlung einer Hepatitis-A-Impfung für HCW insgesamt erscheint daher nicht gerechtfertigt. Andererseits deckt die gängige Praxis der Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B im Rahjatros I Seite 40 Die Tabelle zeigt die Vorgangsweise bei neu in den Gesundheitsbereich eintretenden wie auch bereits dort arbeitenden Personen hinsichtlich Impfstatusüberprüfung, serologischer Testung und Impfdokumentation. Ethische und rechtliche Aspekte Tab.: Grundlegende administrative Schritte. Quelle: „Impfungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens“ (s. auch den Artikel auf den Seiten 37–38 in dieser Ausgabe) besonders wichtig und sollte unbedingt mitverabreicht werden – daher niemals DiTet alleine auffrischen! Empfehlung dieser Impfung im österreichischen Impfplan naturgemäß auch für HCW zu gelten. men des Hepatitis-B-Impfprogramms der AUVA den größten Teil der gefährdeten Berufsgruppen in Österreich ohnedies ab. Analog zu existierenden Schweizer Empfehlungen könnte die allgemeine Impfempfehlung noch ausgedehnt werden auf Sozial- und Gesundheitsberufe mit engem Kontakt zu Drogenkonsumierenden sowie zu Personen aus Ländern mit hoher und mittlerer Endemizität. Die Impfung gegen Hepatitis B ist für HCW unbedingt zu empfehlen und wird im Rahmen der genannten Impfaktion der AUVA in Österreich seit Jahren erfolgreich und vorbildlich durchgeführt, wenngleich eigene Zahlen zur Beteiligung und Durchimpfungsrate bei HCW fehlen. Eine laufende, verbesserte Evaluierung und Surveillance von Impferfolg und Durchimpfungsraten erscheinen unerlässlich. Eine Meningokokkenimpfung (tetravalenter Konjugatimpfstoff ACYW-135, in Zukunft evtl. auch Impfstoff gegen Serotyp B) wird für Personal, das in spezialisierten mikrobiologischen Labors tätig ist, und HCW in der Pädiatrie und auf Intensivstationen (v.a. pädiatrischen, internen und neurologischen ICUs), auf denen Patienten mit invasiven Meningokokkenerkrankungen behandelt werden, empfohlen. Es besteht zwar keine offizielle berufsspezifische Empfehlung für eine Pneumokokkenimpfung von HCW, jedoch hat die an die Eigenverantwortung des Einzelnen appellierende allgemeine Einer der Gründe für die in der Bevölkerung, aber auch bei manchen HCW vorhandene Impfskepsis ist die selektive Informationspolitik vieler Medien. Die Gefahren der seltener werdenden Infektionserkrankungen sind vielen nicht mehr bewusst und stellen keine akute Bedrohung dar, während rare Komplikationen, deren Kausalität nicht einmal erwiesen ist, verstärkt an die Öffentlichkeit transportiert werden. Viele Menschen lehnen aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen Impfungen ab oder haben geringes Vertrauen in die Ärzteschaft. Werbung für Impfungen wird eher als Marketinginstrument der pharmazeutischen Industrie gesehen, weniger als klare Information über den individuellen Nutzen einer akzeptierten Präventivmaßnahme. Eine gezielte Informationspolitik der zuständigen Stellen – Behörden, Ärzteschaft – würde dazu beitragen, dieses Problem zu entschärfen. Gerade beratende Ärzte haben eine moralische Verpflichtung, die Nutzen-Risiko-Bewertung einer Intervention klar zu formulieren und darüber laienverständlich aufzuklären. Hier geht es auch nicht um die persönliche, individuelle und subjektive Ansicht des einzelnen Arztes oder um seine Weltanschauung, sondern um eine objektive und umfassende, dem akzeptierten Stand der Wissenschaft entsprechende Information. Besonders betroffen von der Impfskepsis ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen. In diesen Altersgruppen gibt es große Impflücken, die auch im Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin impfempfehlung Erwachsenenalter nicht immer geschlossen werden. den Patientenschutz ist rechtlich nicht möglich. Im Sinne des Prinzips des Nichtschadens und des Prinzips des Wohltuns lassen sich starke Argumente für Präventivmaßnahmen wie Impfungen formulieren: Durch die Impfung werden eine Ansteckung mit einer Infektionskrankheit und die daraus folgenden möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen einer Erkrankung verhindert. Darüber hinaus wird nicht nur der Geimpfte selbst, sondern es werden auch andere Menschen vor einer Erkrankung geschützt. Eine durch den Arbeitsvertrag (Arbeitsort, Inhalt und Umfang der Arbeitspflicht) gedeckte direktorale Versetzung im Rahmen des Weisungsrechts des Arbeitgebers ist zulässig und auch ohne Zustimmung des betroffenen Beschäftigten möglich, so auch, wenn ein bestimmter Impfstatus unerlässlich für die Beschäftigung in einer bestimmten Abteilung ist. Dabei sind jedoch auch die jeweiligen konkreten dienstrechtlichen Vorschriften (z.B. Dienstordnungen) zu beachten. Rein rechtlich sind in Österreich Pflichtimpfungen für HCW nicht möglich, auch eine Interessenabwägung des Arbeitnehmerschutzes gegen Eine nicht durch den Arbeitsvertrag gedeckte vertragsändernde Versetzung bedarf jedenfalls der Zustimmung des Arbeitnehmers. n Als infektiologie *D ie Impfempfehlungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens sind auf der Homepage des Gesundheitsministeriums abrufbar (Fachlink → Impfen → Impfempfehlungen für das Gesundheitspersonal in Österreich bzw. direkt unter http://bmg.gv.at/cms/ home/attachments/0/0/8/CH1100/ CMS1350977396698/impfungen_hcw.pdf) Bericht: Dr. Norbert Hasenöhrl bester Nebendarsteller übernehmen wir im Alltag auch eine Hauptrolle, wenn es um professionelle Systemlösungen und optimierte Prozesse in der Kategorie Medizin und Pflege geht. Wundmanagement | Infektionsmanagement | Inkontinenzmanagement I Seite 41 5/12 Ausgabe jatros Wenn es um professionelle Systemlösungen geht, sind wir Ihr Partner. Sprechen Sie mit uns: +43 (0)2236 64630-0. www.at.hartmann.info hilft heilen. Ausgabe jatros Seite 41 1/13 I Infektiologie Hygiene Überblick antimikrobielle Substanzen Abgrenzung zwischen Antiseptika und Desinfektionsmitteln Für Desinfektionsmittel und Antiseptika gilt dasselbe wie für systemische Antibiotika: Es gibt keine richtigen oder falschen antimikrobiellen Wirkstoffe, sondern nur einen richtigen oder falschen Einsatz derselben. Vorbedingungen für die Auswahl eines antimikrobiellen Wirkstoffs sind die Indikationsstellung und die Kenntnis seiner wesentlichen Eigenschaften. Antiseptika bzw. Desinfektionsmittel sind antimikrobielle Substanzen, die je nach Wirkstoffgruppe und Anwendungsart unterschiedliche Bakterien, Viren, Pilze oder Protozoen inaktivieren oder abtöten können. Gemeinsam können sie im weiteren Sinn unter der Bezeichnung „Biozide“ zusammengefasst werden (Abb.). Begriffserklärungen Im humanmedizinischen Sprachgebrauch hat sich die Unterscheidung zwischen Desinfektionsmitteln und Antiseptika etabliert. Dabei kann derselbe Wirkstoff, z.B. Ethanol, einmal als Desinfektionsmittel zur Desinfektion kleiner Flächen, ein anderes Mal als Antiseptikum, z.B. als Wirkstoffzusatz zu einem Hautantiseptikum, bezeichnet werden. Generell gilt, dass Desinfektionsmittel antimikrobielle Substanzen sind, die auf unbelebten Flächen (z.B. Arbeitsflächen, Instrumenten etc.) zum Einsatz kommen. Demgegenüber werden Antiseptika auf belebten Geweben (z.B. Haut, Schleimhaut oder Wunden) eingesetzt. Die sprachliche Ausnahme stellen Händedesinfektionsmittel dar. Diese werden zwar auf den Händen eingesetzt, durch die Wahl der Bezeichnung „Desinfektionsmittel“ soll jedoch betont werden, dass Hände im Gejatros I Seite 42 sundheitswesen vom Prinzip her wie medizinische Instrumente zu verstehen und einzusetzen sind. Neben dem gewünschten Einsatzgebiet unterscheiden sich Antiseptika und Desinfektionsmittel weiters dadurch, dass Desinfektionsmittel ausschließlich prophylaktisch zur proaktiven Prävention von mikrobiellen Übertragungen und damit Infektionen eingesetzt werden, Antiseptika hingegen entweder prophylaktisch oder – wie im Fall der Wundantiseptik, bei bakterieller Vaginitis oder Parodontitis – gegebenenfalls auch reaktiv-therapeutisch zur Behandlung einer bestehenden Infektion verwendet werden können. Wirkstoffgruppen Die wesentlichen Wirkstoffe der Antiseptika bzw. Desinfektionsmittel gehören folgenden Hauptgruppen an: Alkohole, Aldehyde, Oxidanzien, Phenole, quaternäre Ammoniumverbindungen (QAV) und Guanidine (Tab.). Innerhalb der Alkohole sind Ethanol, Isopropanol und n-Propanol die medizinisch meistgenützten Wirkstoffe, deren Hauptanwendung in den Bereichen der Händedesinfektion, der Desinfektion kleiner Flächen sowie der Hautantiseptik liegt. Alkohole zeichnen sich durch ihren extrem raschen Wirkungs- O. Assadian, Wien eintritt und ihr komplettes Verschwinden nach Verdunstung aus. Aldehyde werden ausschließlich als Desinfektionsmittel zur Aufbereitung medizinischer Instrumente einschließlich Endoskopen sowie zur Desinfektion großer Flächen, bei denen eine zuverlässige antimikrobielle Wirksamkeit notwendig ist, eingesetzt. Allerdings schränken der unangenehme Geruch und das toxisch-irritative Potenzial ihren Einsatz ein. Bei Anwendung von Aldehyden ist, falls keine geschlossenen maschinellen Verfahren eingesetzt werden können, auf eine gute Belüftung zu achten (MAK-Wert: 0,6mg/m³ Luft). Oxidanzien haben ein breites Einsatzspektrum, das von Flächendesinfektionsverfahren über Instrumentendesinfektion bis zur Haut- und Schleimhautantiseptik reicht. Als Instrumentendesinfektionsmittel können sie aufgrund ihrer korrodierenden Wirkung nur an entsprechend verträglichen Instrumenten oder unter Zusatz eines Korrosionsschutzes eingesetzt werden. Sauerstoffspalter haben neben ihrem klassischen Einsatz im Sanitärbereich aufgrund ihrer sporoziden Wirkung eine Renaissance als Flächendesinfektionsmittel zur Behandlung von Flächen in Krankenzimmern von mit Clostridium difficile infizierten Patienten erlebt. Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin hygiene Zu den interessantesten Wirkstoffen zählen u.a. Polyhexanid, Octenidin-Dihydrochlorid und PVP-Jod, da sie im Rahmen der Wundantiseptik präventiv oder therapeutisch zur Behandlung lokaler Wundinfektionen eingesetzt werden können. konzentrationsabhängig vergleichsweise langsam ein (0,04%ig im quantitativen Suspensionstest innerhalb von 5–20 Minuten). Zu beachten ist, dass PHMB nicht in Kombination mit anionischen Tensiden, Seifen, Salben, Ölen und Enzymen angewendet werden darf und nicht zur Anwendung während der Schwangerschaft zugelassen ist. Polyhexanid (PHMB) ist nach aktuellem Kenntnisstand Mittel der ersten Wahl für schlecht heilende chronische bzw. empfindliche infizierte bzw. kritisch kolonisierte Wunden (z.B. Verbrennungen Grad II) sowie für den Einsatz in antiseptischen Wundauflagen. PHMB ist ebenso Wirkstoff der Wahl für kontaminierte akute traumatische Wunden. Die Substanz ist breit bakterizid, allerdings mit einer gewissen Schwäche gegenüber manchen Stämmen von Pseudomonas aeruginosa, Alcaligenes spp. und Serratia spp., fungizid (Candida spp.) sowie gegen Akanthamöben wirksam. Die antimikrobielle Wirkung tritt erreger- und Octenidin-Dihydrochlorid (OCT) ist nach aktuellem Kenntnisstand Mittel der ersten Wahl für akute kontaminierte traumatische Wunden und Mittel der Wahl für chronische Wunden. Die antimikrobielle Wirkung erstreckt sich gleichermaßen auf grampositive und gramnegative Bakterien sowie Pilze. Zusätzlich werden behüllte Viren wie HSV und HBV erfasst; Bakteriensporen und Protozoen werden jedoch nicht abgetötet. Die Wirkung tritt verhältnismäßig schnell ein und liegt stammabhängig zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten. Die Wirkung bleibt in Gegenwart von Blut und Eiweiß erhalten. Es ist keine Resistenzentwicklung Einzelne Wirkstoffe Ihre Hände werden mit unserem hygienisch gepflegt. Schließlich sind sie Infektiologie nachgewiesen und aufgrund des Wirkungsmechanismus auch nicht zu erwarten. Für OCT sind keine toxischresorptiven Risiken bekannt, bei Anwendung auf Wunden und vaginal ist keine Resorption nachweisbar. Aufgrund des völligen Fehlens einer Resorption können sich allerdings bei Einbringen unter Druck ins Gewebe sowie bei Spülung tiefer Perforationswunden aseptische phlegmonös-ödematöse Drucknekrosen mit zum Teil bleibenden Kontrakturen entwickeln. Daher ist die Spülung tiefer Wunden nur bei adäquater Wunddrainage vertretbar und das Einbringen unter Druck in Gewebe, z.B. bei Stichverletzungen, ist kontraindiziert. Polyvinyl-Pyrrolidon-Jod (PVP-Jod) ist Mittel der Wahl zur Wundantiseptik nach Stich- und Schnittverletzungen, Bisswunden sowie bei möglicher HBV-, HCV- bzw. HIV-Infektionsgefährdung. Aufgrund seiner guten Verträglichkeit für Knorpelgewebe ist PVP-Jod Mittel der ersten Wahl für Händehygiene-System geschützt und das wichtigste Werkzeug. Infektionsmanagement aus einer Hand: 1/13 Ausgabe Foliodrape® | Foliodress® | CombiSet® | Sterillium® Peha®-instrument | Cutasept® | Bacillol® Wenn es um professionelle Systemlösungen geht, sind wir Ihr Partner. Sprechen Sie mit uns: +43 (0)2236 64630-0. www.at.hartmann.info hilft heilen. Seite 43 I jatros Infektiologie Hygiene bei OCT (ohne organische Belastung in vitro innerhalb von 30 Sekunden). Bei Kontakt von PVP-Jod mit intakter Haut, Schleimhaut, Augen und Wunden wird frei werdendes Jod resorbiert und kann, je nach applizierter Dosis bzw. exponierter Fläche, für die hyperthyreote und gegebenenfalls auch bereits für die euthyreote Schilddrüse kri© UNIVERSIMED ® Spülungen von Gelenkempyemen. Die Substanz wirkt stark antimikrobiell gegen grampositive und gramnegative Bakterien, Pilze und Protozoen, bei längerer Einwirkungszeit auch sporozid (<5h) und ist bei Abwesenheit proteinhaltiger Substrate auch gegen unbehüllte Viren wirksam. Der Wirkungseintritt erfolgt ebenso rasch wie Antiinfektiva Antibiotika Biozide Antiseptika Antiinfektive Biologika Desinfektionsmittel Hautantiseptika Flächendesinfektionsmittel Schleimhautantiseptika Instrumentendesinfektionsmittel Wundantiseptika Händedesinfektionsmittel Quelle: Assadian, MUW tische Jodkonzentrationen erreichen. Daher ist bei Anwendung auf die Stoffwechsellage der Schilddrüse zu achten. Angesichts der weltweiten Zunahme von multi- und panresistenten Erregern ist vor der zum Teil herrschenden Gewohnheit einer undifferenzierten und empirischen systemischen antimikrobiellen Therapie noch kritischer zu warnen als bisher. In diesem Zusammenhang muss vermehrt auf die Prävention von Infektionen hingewiesen werden, wozu Desinfektionsmittel und Antiseptika beitragen können. Neben dem präventiven Einsatz können diese Wirkstoffe in manchen Indikationen – richtig eingesetzt – allerdings auch zur Therapie bestehender Infektionen verwendet werden, wodurch der bestehende Druck auf systemische Antibiotika reduziert werden könnte. n Bericht: Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian Klin. Inst. f. Krankenhaushygiene Medizinische Universität Wien E-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. Norbert Hasenöhrl Abb.: Einordnung antimikrobieller Wirkstoffe Alkohole Aldehyde Oxidanzien Phenole Quaternäre Ammoniumverbindungen Guanidine Wirkungseintritt sehr schnell (<30s) sehr langsam (1h) mittel 10–30min) mittel (30min) langsam (30min–1h) schnell bis langsam Wirkspektrum Gr+, Gr–, Pilze, (Viren) Gr+, Gr–, Pilze, Viren (Sporen) Gr+, Gr–, Pilze, Viren (Sporen) Gr+, Gr–, Pilze, Viren (Sporen) Gr+, (Gr–), (Pilze), (Viren) G+ > Gr–, (Pilze), (Viren) Rückstände keine ja keine ja ja ja Tenazität keine sehr hoch keine sehr hoch hoch unterschiedlich Remanenz keine sehr hoch keine sehr hoch hoch unterschiedlich Resistenz keine keine keine keine Adaptierung möglich keine bis sehr gering Allergen nein sehr stark nein stark sehr stark möglich mittel gering sehr hoch gering gering wenig sehr gut ungünstig sehr gut ungünstig ungünstig unterschiedlich Eiweißfehler hoch gering hoch sehr gering hoch gering bis hoch Zytotoxizität hoch hoch hoch hoch mittel/niedrig gering bis hoch Resorption gering gering gering hoch hoch gering Reinigungswirkung gut schlecht mittel schlecht sehr gut unterschiedlich Hände, Haut, kleine Flächen Instrumente, Flächen, Endoskope Haut, Flächen, Endoskope, Wasser Flächen, Seuchenfall Flächen, Haut, Instrumente Haut, Wunden Korrosivität Umweltverträglichkeit Domäne Quelle: Assadian, MUW Legende: Gr+ = grampositiv Gr– = gramnegativ Tab.: Vereinfachter Überblick wesentlicher Eigenschaften von Antiseptika bzw. Desinfektionsmitteln jatros I Seite 44 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 serie Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin infektiologie Nebenwirkungen von Antiinfektiva Teil 5/2: Management dermatologischer Arzneimittelreaktionen Beim Management einer Arzneimittelreaktion ist die akute Therapie von der Aufarbeitung zu unterscheiden. Anamnese und vor allem geeignete Allergietests sind von entscheidender Bedeutung, wobei zwar ein positiver Test zu einem Meiden der allergenen Substanz führen sollte, ein negativer Test jedoch dazu, dass die entsprechende Substanz wieder verordnet werden kann – was allerdings zu selten geschieht, sagt der Dermatologe und Allergologe Priv.Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl, Wien. Grundsätzlich ist die Behandlung der akuten Arzneimittelreaktion von der allergologischen Aufarbeitung eines Patienten mit der Anamnese einer unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) zu unterscheiden. 1. Akute Arzneimittelreaktion Als erste Maßnahme ist daran zu denken, dass es sich um eine UAW handeln könnte. Danach muss unverzüglich das auslösende Arzneimittel identifiziert und abgesetzt werden. Es gilt als Faustregel, dass das zuletzt verordnete Arzneimittel der wahrscheinlichste Auslöser ist. Medikamente, die bereits länger als sechs Wochen angewendet werden, sind unwahrscheinliche, aber nicht unmögliche Auslöser. Die Behandlung der akuten Typ-1-allergischen Reaktion folgt den Prinzipien des Schockmanagements. Eine ausführliche Behandlung sprengt den Rahmen dieses Artikels; es sei auf die sehr verständliche deutsch-österreichische S2Leitlinie verwiesen.1 Die Basis des schweren allergischen Schocks ist die i.m. Verabreichung von 500mg Adrenalin/Epinephrin.2 Für den Praxisalltag sind hier auch für Ärzte die eigentlich für den Patienten zur Eigentherapie des 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie S. Wöhrl, Wien Im Bereich Händedesinfektion sollten Sie kompromisslos sein. Wir haben für Sie die Nr. 1* im Sortiment: Sterillium www.at.hartmann.info * nach aktuellen Umsatzzahlen 2010 (GPi Krankenhaus-Sachbedarfsstudie, DKB: alkohol. Händedesinfektion, Krankenhausbereich Deutschland) hilft heilen. ® Infektiologie anaphylaktischen Schocks entwickelten Autoinjektoren (EpiPen®, MEDA; Jext®, ALK-Abelló) aufgrund der einfachen und sicheren Anwendbarkeit sehr gut geeignet. Milde Typ-4-Reaktionen benötigen keine spezifische Therapie, bei Bedarf kann eine lokale Kortisontherapie erfolgen. Sehr selten kommt es zu lebensbedrohlichen, schweren, multiforme-artigen Arzneimittelreaktionen (früher oft unter dem Namen Lyell-Syndrom zusammengefasst). Patienten mit schweren Hautreaktionen müssen analog wie Verbrennungspatienten versorgt und in jedem Fall stationär an einer dermatologischen Bettenstation oder Intensivstation aufgenommen werden. 2. Aufarbeitung eines Patienten mit UAW-Anamnese Die Aufarbeitung sollte idealerweise sechs Wochen bis sechs Monate nach dem Abklingen der UAW durch einen Spezialisten erfolgen. Je länger das Ereignis zurückliegt, desto geringer ist die Sensitivität der Tests.3 2.1 Anamnese Am wichtigsten ist die ausführliche Anamnese. Nur Typ-B-Reaktionen, die durch eine individuelle Disposition des Patienten bedingt sind, stellen eine Indikation zur weiteren Abklärung dar, nicht aber Typ-A-Reaktionen wie Antibiotika-bedingte Diarrhö oder vaginale Pilzinfektion nach Antibiotikabehandlung (zur Erklärung der UAW-Typen s. Teil 1 dieses Artikels). Obwohl die Anamnese der Startpunkt ist, ist ihre Aussagekraft für den Ausgang der weiterführenden serie Testung gering; z.B. reagierten nur 23% eines Patientenkollektivs mit exzellent dokumentierten UAW auf Penicillin in Hauttests, In-vitro-Tests und Provokationstests.4 Deshalb sollen Allergiepässe von Nicht-Spezialisten nicht leichtfertig nur aufgrund der Anamnese ausgestellt werden! Sie stigmatisieren den Patienten und schränken seine zukünftige Pharmakotherapie ein. 2.2 Hauttests Hauttests folgen der Anamnese. Leider gibt es nur für manche Betalaktame gute, kommerziell erhältliche Hauttests. Je nach Art der berichteten UAW werden unterschiedliche Hauttestverfahren ausgewählt. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Hauttests: 1. Beim „Skin Prick“-Test wird das Medikament in flüssiger Form auf die Haut aufgebracht, die Haut danach angeritzt. 2. Beim Intrakutantest wird das Arzneimittel in verdünnter Form unter die Haut gespritzt (Abb. 1). 3. Beim Epikutantest wird das Arzneimittel in Vaseline oder Wasser gelöst oder zerstampft und unter einem Pflaster für 24–48 Stunden auf die Haut appliziert. Hauttests werden für Typ-1-Reaktionen früh (nach 15–20 Minuten) abgelesen (Abb. 1), für Typ-4-Reaktionen nach 24–72 Stunden. Die Anamnese einer schweren Typ-4Haut-UAW stellt eine Kontraindikation für Austestungen dar, weil durch Haut- und Expositionstests eventuell noch einmal eine Reaktion erzeugt KeyPoints • Behandlung akuter Typ-1-Allergien nach den Prinzipien des Schockmanagements; milde Typ-4-Reaktionen benötigen oft nur lokale oder gar keine Behandlung; schwere Typ-4-Reaktionen sind wie Verbrennungen zu versorgen und auf jeden Fall stationär aufzunehmen. • Aufarbeitung einer UAW-Anamnese 6 Wochen bis 6 Monate nach dem Ereignis; möglich sind Anamnese, Hauttests, In-vitro-Tests und Provokationstests. werden kann, für die es – im Gegensatz zu Adrenalin bei Typ-1-Reaktionen – keine spezifische Therapie gibt. Optional können in Einzelfällen Epikutantests durchgeführt werden. Jeder Hauttest beinhaltet ein sehr geringes Risiko, den Patienten zu sensibilisieren, also erst zum Medikamentenallergiker zu machen. Unnötige Tests sollten deshalb vermieden werden. Prophetische Tests, also Testungen zur Absicherung ohne Anamnese einer UAW (z.B. weil die Mutter Penicillin-allergisch ist), sollen aus diesem Grund nicht durchgeführt werden! Der negativ prädiktive Wert für einen negativen Hauttest auf Penicilline wird mit 97% angegeben4, d.h. ein negativer Hauttest schließt eine Penicillinallergie nicht völlig aus, macht sie aber doch unwahrscheinlich. 2.3 In-vitro-Tests Wie bei den Hauttests existieren gute, validierte In-vitro-Tests für die Routineabklärung nur für Typ-1-Reaktionen auf Betalaktam-Antibiotika. Für alle anderen Medikamente stehen nur experimentelle Systeme zur Verfügung, z.B. Lymphozyten-Transformationstests bei Typ-4-Reaktionen. Für die Routine wird diese Testung nicht empfohlen. 2.4 Provokationstests Bleibt die Abklärung bis zu diesem Zeitpunkt unschlüssig, ist der Provokationstest der nächste Schritt. Provokationstests werden an spezialisierten Einheiten – in Österreich meist dermatologische und einige wenige pädiatrische Bettenstationen – durchgeführt und gelten als Goldstandard in der Abklärung von UAW.5, 6 Obwohl Provokationstests in einem ethischen Graubereich liegen, wird im Allgemeinen der Erkenntnisgewinn aus dem Test als das für den Patienten höhere Gut gegenüber dem mit dem Test verbundenen, normalerweise geringen Risiko angesehen. • Meiden der infrage stehenden Substanz nur bei positivem Testergebnis • Bei negativem Test, wenn keine Sensibilisierung festgestellt wurde, sollte die fragliche Substanz bei Indikation auch wieder verordnet werden. jatros I Seite 46 Provokationstests beginnen mit einer kleinen Dosis des verdächtigen Medikaments, das allmählich bis zum ErreiInfektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin infektiologie Quelle und Copyright: S. Wöhrl Quelle und Copyright: S. Wöhrl serie Legende: blau = Betalaktamring rosa = Thiazolidinring grün, gelb = Seitenketten Abb. 1: Penicillin-Intrakutantest chen einer normalen Tagesdosis gesteigert wird. Reagiert der Patient gleich wie bei der UAW (im Normalfall aufgrund der geringeren Gesamtdosis aber schwächer), so gilt der Zusammenhang zwischen Einnahme des Arzneimittels und der UAW als bewiesen. Wird das Arzneimittel ohne Nebenwirkungen vertragen, so gilt ein Zusammenhang zwischen Einnahme des Arzneimittels und der UAW als ausgeschlossen und das Arzneimittel kann in Zukunft wieder eingenommen werden. Wichtig ist, dass diese Aussagen nur für den Zeitpunkt der Provokationstestung gelten! Eine eventuelle zukünftige neue bzw. erneute Sensibilisierung kann natürlich nicht ausgeschlossen werden. Das Ergebnis der Austestung soll dem Patienten schriftlich mitgegeben werden. Das Ausstellen eines Allergiepasses hat sich hierfür bewährt, weil dieser vom Patienten jederzeit leicht mitgeführt werden kann. Wichtig ist, zu verstehen, dass Provokationstests prinzipiell nicht die Pathophysiologie hinter einer UAW abklären helfen (z.B. Typ-1-Allergie vs. Intoleranzreaktion), sondern die Kausalität zwischen Einnahme eines Medikaments und einer UAW herstellen und die Frage des Patienten beantworten: 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Abb. 2: Strukturen von Betalaktam-Antibiotika „Darf ich dieses Medikament in Zukunft wieder einnehmen?“ Provokationstestungen können bei ängstlichen Patienten auch mit Alternativmedikamenten (ähnlich wirkenden, anderen Substanzen) durchgeführt werden, um ihnen und auch dem Zuweiser die Verträglichkeit des Medikaments zu demonstrieren. kann. Erfreulicherweise findet sich diese Allergie lediglich bei einem geringen Prozentsatz der Penicillinallergiker, allerdings bei einem Großteil der Cephalosporinallergiker. Patienten mit primären Reaktionen gegen Monobaktame und Peneme sind extrem selten gegen den Betalaktamring sensibilisiert. 2.5 Betalaktame Der erste diagnostische Schritt ist die Frage, mit welcher Art von Allergie man konfrontiert ist. Der Thiazolidinring (Abb. 2 – rosa) kommt ausschließlich in Penicillin und Aminopenicillin sowie deren Derivaten vor. Die Häufigkeit dieser Reaktion ist unbekannt, wahrscheinlich ist sie aber deutlich seltener als die Reaktion auf den Betalaktamring. Ist ein Patient auf diese Struktur sensibilisiert, so reagiert er nur auf Penicillin und Aminopenicillin. 2.5.1 Soforttyp-Reaktionen (Typ-1-Reaktion) Die komplexe Immunologie der Typ1-Reaktionen und der Kreuzreaktionen innerhalb der Betalaktam-Antibiotika soll anhand von Abbildung 2 demonstriert werden. Betalaktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Monobaktame, Carbapeneme) haben als gemeinsame Grundstruktur den Betalaktamring (Abb. 2 – blau). Die allergische Reaktion auf den Betalaktamring hat die breiteste klinische Relevanz, da der Patient sowohl auf alle Penicilline und Cephalosporine als auch auf Monobaktame (z.B. Tazobactam) sowie auf Carbapeneme (z.B. Imipenem, Meropenem) kreuzreagieren 2.5.2 Spättyp-Reaktionen (Typ-4-Reaktion) Die Typ-4-Reaktion auf Penicilline ist pathophysiologisch durch eine zellvermittelte Reaktion auf die Molekularstruktur des Antibiotikums oder einen Metaboliten zu erklären. T-Zell-Epitope sind sehr viel kleiner als die IgEEpitope der Typ-1-Allergie. Deshalb ist hier mit einer sehr viel geringeren Kreuzreaktivität zwischen den einzelnen Allergenen zu rechnen. Meist sind die Seitenketten die relevanten allergenen Determinanten. Seite 47 I jatros Betalaktame haben typische Seitenketten (Abb. 2 – grün, gelb), die spezifisch für die verwendete Substanz sind. Reaktionen sind fast nur im Typ-4-Allergie-Bereich relevant. Manche Cephalosporine teilen die Seitenkette mit Aminopenicillinen (z.B. Aminopenicillin, Ampicillin, Cefpodoxim, Cefixim). Hier sind nur Kreuzreaktionen untereinander, aber nicht zu anderen Betalaktamen zu erwarten. 2.5.3 Pseudoallergische Reaktionen Die wichtigste Differenzialdiagnose zum makulopapulösen Arzneimittelexanthem auf Amoxicillin ist der toxische „Amoxicillin Rash“ bei gleichzeitiger Infektion mit den Herpes-Viren Epstein-Barr-Virus (EBV) oder Zytomegalie-Virus (CMV). Diese sind klinisch nicht von einer echten Typ-4-Allergie zu unterscheiden und führen häufig zur Fehlinterpretation als „Penicillinallergie“. Am einfachsten können diese Reaktionen vermieden werden, indem Aminopenicilline nur dann verordnet werden, wenn sie wirklich notwendig sind. 2.6 Andere Antibiotika Nach Betalaktam-Antibiotika sind Chinolone die nächstwichtigen Verursacher von UAW. Neben den bekannten gruppenspezifischen Typ-ANebenwirkungen (CK-Erhöhung, kardiale UAW) sind Typ-1-Allergien häufig. Besteht eine Allergie gegen ein Chinolon, liegt aufgrund der großen chemischen Strukturverwandtschaft innerhalb der Chinolone meist eine Sensibilisierung gegen die gesamte Substanzgruppe vor. Eine Schwierigkeit bei der Interpretation von Hauttests ist, dass Chinolone in der Haut stark irritierend wirken und deshalb häufig falsch positive Ergebnisse provozieren. Die Standarddiagnose ist der Provokationstest.6 Makrolid-Antibiotika sind die nächstwichtigste Gruppe. Sie sind Auslöser von Typ-4-allergischen Arzneimittelexanthemen. Da sich die einzelnen Makrolide (z.B. Erythromycin, Clarithromycin, Roxithromycin, Azithromycin) strukturell stark voneinander unterscheiden, bestehen kaum Kreuzreaktionen. Die Empfindlichkeit von jatros I Seite 48 Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin serie Hauttests ist gering und wenn die Hauttests positiv sind, so sind sie meistens irritativ und somit falsch positiv. Diagnose der Wahl ist deshalb der Provokationstest. Quelle und Copyright: S. Wöhrl Infektiologie Clindamycin ist das einzige klinisch bedeutende Mitglied der LincosamidAntibiotikagruppe. Neben der Diarrhö (Typ-A-UAW) ist es ein häufiger Auslöser von Typ-4-allergischen Reaktionen. Da es genügend Ausweichmöglichkeiten zur Behandlung grampositiver Infektionen gibt, ist eine Austestung meist nicht notwendig. Vancomycin ist ein Mastzellaktivator und führt deshalb bei zu rascher i.v. Verabreichung zum berühmten „Red Man Syndrome“. Dieses stellt keine Allergie, sondern eine Typ-A-UAW dar und ist somit kein Grund zur Austestung. Die topische Anwendung von Antibiotika in Salbenform ist infektiologisch gesehen meistens unnötig. Topisch aufgebrachte Antibiotika wie Neomycin sind häufige Auslöser von Kontaktallergien (Abb. 3) und rangieren unter den Top 30 der häufigsten Kontaktallergene im deutschsprachigen Raum. Diese weitverbreitete, aber unnötige Anwendungsform von Antibiotika sollte wegen des hohen Sensibilisierungsrisikos bis auf wenige Ausnahmesituationen (z.B. Verminderung der Infektiosität bei der durch Streptokokken verursachten Impetigo contagiosa) unterlassen werden. 2.7 Konsequenzen aus der Testung Nur ein positives Testergebnis sollte bei Typ-1-Reaktionen zu einem Meiden der infrage stehenden Substanz führen. Eine erneute Gabe des Antibiotikums ist bei einer milden Typ-4-Reaktion zumeist – bis auf das auftretende Exanthem – relativ harmlos. Besteht die Anamnese einer schweren kutanen Reaktion wie einer toxischen epidermalen Nekrolyse, muss das Medikament in jedem Fall lebenslang vermieden werden. Eine negative Testung, bei der keine Sensibilisierung festgestellt wurde, sollte dazu führen, dass dem Patienten dieses Antibiotikum bei Bedarf auch Abb. 3: Allergisches Kontaktekzem auf topisches Neomycin wieder verordnet wird. Allerdings lehrt die klinisch-allergologische Erfahrung, dass letztere Konsequenz in Zeiten des zunehmenden Sicherheitsdenkens in der Medizin zum Schaden des Patienten leider oft nicht gezogen wird. n Literatur: 1 ing J et al: S2-Leitlinie – Akuttherapie anaphylakR tischer Reaktionen. Allergologie 2007; 30(12): 469486 2 emp SF et al: Epinephrine: the drug of choice for K anaphylaxis. A Statement of the World Allergy Organization. Allergy 2008; 63(8): 1061-1070 3 P onvert C et al: Allergy to betalactam antibiotics in children: results of a 20-year study based on clinical history, skin, and challenge tests. Pediatr Allergy Immunol 2011; 22(4): 411-418 4 ong BB et al: Clinical history as a predictor of peniW cillin skin test outcome. Ann Allergy Asthma Immunol 2006; 97(2): 169-174 5 Aberer W et al: Provocation tests in drug hypersensitivity. Immunol Allergy Clin North Am 2009; 29(3): 567-584 6 Kraenke B et al: Clinical practice guideline of the special interest group in allergy of the OGDV – drug provocation testing in the diagnosis of cutaneous drug reactions. Wien Klin Wochenschr 2011; 123(19-20): 585-591 Der erste Teil des Beitrags von Doz. Wöhrl zu dermatologischen Toxizitäten von Antiinfektiva – „Definitionen und Differenzialdiagnosen“ – ist in JATROS Infektiologie, Heft 4/2012, S. 32–33, erschienen. Autor: Priv.-Doz. Mag. rer. nat. Dr. med. Stefan Wöhrl Floridsdorfer Allergiezentrum Franz-Jonas-Platz 8/6, 1210 Wien E-Mail: [email protected] www.faz.at Redaktion: Dr. Norbert Hasenöhrl Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 infektiologie Pharma-News ZINFORO™: Das neue Antibiotikum Die empfohlene Dosierung beträgt 600mg, angewandt alle 12 Stunden durch intravenöse Infusion über 60 Minuten. Die empfohlene Behandlungsdauer beträgt 5–14 Tage bei cSSTI und 5–7 Tage bei CAP.3 n Literatur: 1 Corey G et al, Clinical Infectious Diseases 2010; 51(6): 641-650 2 File TM et al, Clinical Infectious Diseases 2010; 51(12): 1395-1405 3 Fachinformation Zinforo™, Stand 08/12 Das Antibiotikum vereint die bekannte gute Verträglichkeit der Klasse der Cephalosporine mit einer schnellen sowohl mikrobio-logischen als auch klinischen Wirkung. Zusätzlich zu der Wirkung gegen Problemerreger wird durch Zinforo™ eine Vielzahl grampositiver und gramnegativer Erreger abgetötet, sodass es als erstes Cephalosporin mit Wirkung gegen MRSA als Monotherapie einsetzbar ist. Für weitere Informationen: AstraZeneca Österreich GmbH Dr. Christian Werzer E-Mail: [email protected] Tel.: 0676/681 60 52 Pharma-News HUMIRA®: Erweiterte Zulassung für Morbus Crohn (MC) AbbVie hat die Zulassung der EU-Kommission zur Behandlung von mittelschwerem, aktivem Morbus Crohn (MC) mit Adalimumab bei erwachsenen Patienten, die nur ungenügend auf eine konventionelle Behandlung angesprochen haben, erhalten. Adalimumab ist bereits seit 2007 in der EU für die Behandlung des schwergradigen, aktiven Morbus Crohn bei Erwachsenen zugelassen. „Die Zulassung von HUMIRA® zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerem Morbus Crohn ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Behandlung von Patienten, die an aktivem Morbus Crohn leiden“, sagte Paul Rutgeerts, M.D., Ph.D., Leiter der Multidisziplinären Abteilung für Endoskopie und Vorsitzender der Expertengruppe für entzündliche Darmerkrankungen an der Universitätsklinik Gasthuisberg in Leuven, Belgien. „Diese Erweiterung des 1/13 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie Labels bietet mehr Patienten Zugang zu einer bequemen Therapieoption, welche diese sich selbst verabreichen können.“ Die Zulassung wird unterstützt von vier klinischen Studien der Phase II/III, welche die Verwendung von HUMIRA zur Einleitung und Aufrechterhaltung klinischer Remission bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktivem Morbus Crohn bewerteten. n Weitere Informationen: AbbVie Österreich Mag. Judith Mair External Affairs Director Tel.: 0664/60 58 93 40 E-Mail: [email protected] Seite 49 I jatros Promotion Fachkurzinformation zum Artikel siehe Seite 50 Zulassungserweiterung von HUMIRA® (Adalimumab) um die Indikation für mittelschweren aktiven Morbus Crohn. ID 3723 Zinforo™ ist nun in Österreich und den 27 Mitgliedstaaten der EU für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen (cSSTI) oder ambulant erworbener Pneumonie (CAP) zugelassen. Zinforo™ ist europaweit das einzige für die empirische Therapie zugelassene Cephalosporin, das bei cSSTI eine nachgewiesene klinische Wirksamkeit gegen den Problemerreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) aufweist.1 Klinische Wirksamkeit konnte auch gegen den bei ambulant erworbenen Pneumonien vorkommenden Problemerreger Streptococcus pneumoniae nachgewiesen werden.2 Promotion Fachkurzinformation zum Artikel siehe Seite 50 Die Europäische Kommission hat am 28. August 2012 die Zulassung für das parenterale Antibiotikum Zinforo™ (Ceftarolinfosamil) von AstraZeneca erteilt. Fachkurzinformationen Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 2 Remicade 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung. Jede Durchstechflasche enthält 100 mg Infliximab. Infliximab ist ein chimärer, human-muriner monoklonaler IgG1-Antikörper, der mittels rekombinanter DNATechnologie in murinen Hybridomzellen hergestellt wird. Nach Rekonstitution enthält jeder ml 10 mg Infliximab. Liste der sonstigen Bestandteile: Sucrose, Polysorbat 80, Dinatriumhydrogenphosphat, Natriumdihydrogenphosphat. Anwendungsgebiete. Rheumatoide Arthritis. Remicade ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur Reduktion der Symptomatik und Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit bei: • erwachsenen Patienten mit aktiver Erkrankung, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), einschließlich Methotrexat, angesprochen haben. • Methotrexat-naive, erwachsene Patienten oder erwachsene Patienten, die nicht mit anderen DMARDs vorbehandelt wurden, mit schwergradiger, aktiver und fortschreitender Erkrankung. Bei diesen Patienten wurde anhand von radiologischen Untersuchungen eine Reduktion der Progressionsrate der Gelenkschäden nachgewiesen. Morbus Crohn bei Erwachsenen. Remicade ist indiziert zur: • Behandlung eines mäßig- bis schwergradig aktiven Morbus Crohn bei erwachsenen Patienten, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapiezyklus mit einem Kortikosteroid und/oder einem Immunsuppressivum nicht angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikationen für solche Therapien haben. • Behandlung von aktivem Morbus Crohn mit Fistelbildung bei erwachsenen Patienten, die trotz eines vollständigen und adäquaten Therapiezyklus mit einer konventionellen Behandlung (einschließlich Antibiotika, Drainage und immunsuppressiver Therapie) nicht angesprochen haben. Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen. Remicade ist indiziert zur Behandlung eines schwergradigen, aktiven Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren, die nicht auf eine konventionelle Therapie einschließlich einem Kortikosteroid, einem Immunmodulator und einer primären Ernährungstherapie angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikationen für solche Therapien haben. Remicade wurde nur in Kombination mit einer konventionellen immunsuppressiven Therapie untersucht. Colitis ulcerosa. Remicade ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa bei erwachsenen Patienten, die auf eine konventionelle Therapie, einschließlich Kortikosteroide und 6-Mercaptopurin (6-MP) oder Azathioprin (AZA), unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation für solche Therapien haben. Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen. Remicade ist indiziert zur Behandlung der schweren aktiven Colitis ulcerosa bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren, die auf eine konventionelle Therapie, einschließlich Kortikosteroide und 6-MP oder AZA, unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikation für solche Therapien haben. Ankylosierende Spondylitis. Remicade ist indiziert zur Behandlung der schwerwiegenden, aktiven ankylosierenden Spondylitis bei erwachsenen Patienten, die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben. Psoriasis-Arthritis. Remicade ist indiziert zur Behandlung der aktiven und fortschreitenden Psoriasis-Arthritis bei erwachsenen Patienten, wenn deren Ansprechen auf eine vorhergehende krankheitsmodifizierende, antirheumatische Arzneimitteltherapie (DMARD-Therapie) unzureichend gewesen ist. Remicade sollte verabreicht werden - in Kombination mit Methotrexat - oder als Monotherapie bei Patienten, die eine Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat zeigen oder bei denen Methotrexat kontraindiziert ist. Remicade verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis und reduziert die Progressionsrate peripherer Gelenkschäden, wie radiologisch bei Patienten mit polyartikulärem symmetrischem Subtyp der Krankheit belegt wurde. Psoriasis. Remicade ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis vom Plaque-Typ bei erwachsenen Patienten, die auf eine andere systemische Therapie, einschließlich Ciclosporin, Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben, bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist oder nicht vertragen wird. Gegenanzeigen. Patienten, bei denen aus der Anamnese eine Überempfindlichkeit gegenüber Infliximab, gegenüber anderen murinen Proteinen oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile bekannt ist. Patienten mit Tuberkulose oder anderen schweren Infektionen wie Sepsis, Abszessen und opportunistischen Infektionen. Patienten mit mäßiggradiger oder schwerer Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse III/IV). Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit. Frauen im gebärfähigen Alter. Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine adäquate Empfängnisverhütung anwenden und diese über mindestens 6 Monate nach der letzten Remicade-Behandlung fortführen. Schwangerschaft. Die recht geringe Anzahl (ungefähr 450) an prospektiv erfassten, Infliximab-exponierten Schwangerschaften mit bekanntem Ausgang, einschließlich einer begrenzten Anzahl (ungefähr 230), die im ersten Trimester exponiert war, zeigte keine unerwarteten Auswirkungen auf den Ausgang der Schwangerschaften. Wegen der TNFα-Hemmung könnte durch die Anwendung von Infliximab während der Schwangerschaft die normale Immunantwort des Neugeborenen beeinflusst werden. Eine Studie zur Entwicklungstoxizität, die an Mäusen mit einem analogen Antikörper durchgeführt wurde, der die funktionelle Aktivität des murinen TNFα selektiv hemmt, lieferte keinen Hinweis auf eine maternale Toxizität, eine Embryotoxizität oder eine Teratogenität. Die verfügbare klinische Erfahrung ist zu begrenzt, um ein Risiko auszuschließen. Eine Verabreichung von Infliximab während der Schwangerschaft wird deshalb nicht empfohlen. Infliximab ist plazentagängig und wurde bis zu 6 Monate im Serum von Säuglingen nachgewiesen, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Infliximab behandelt wurden. Somit könnten diese Säuglinge ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Eine Verabreichung von Lebendimpfstoffen an Säuglinge, die in utero Infliximab ausgesetzt waren, ist für 6 Monate nach der letzten während der Schwangerschaft erfolgten Infliximab-Infusion nicht zu empfehlen. Stillzeit. Es ist unbekannt, ob Infliximab in die Muttermilch übergeht oder nach der Aufnahme systemisch resorbiert wird. Da Humanimmunglobuline in die Muttermilch übergehen, dürfen Frauen nach der Remicade-Behandlung mindestens 6 Monate lang nicht stillen. Fertilität. Es gibt nur ungenügende präklinische Daten, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Infliximab auf die Fertilität und die Fortpflanzungsfähigkeit zu ziehen. Pharmakotherapeutische Gruppe: Tumornekrosefaktor-alpha(TNFα)-Inhibitoren, ATC-Code: L04AB02. Inhaber der Zulassung: Janssen Biologics B.V., Einsteinweg 101, 2333 CB Leiden, Niederlande. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: November 2012. Weitere Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologische Eigenschaften und pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Victrelis 200 mg Hartkapseln. Qualitative und quantitative Zusammensetzung. Jede Harkapsel enthält 200 mg Boceprevir. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Kapsel enthält 56 mg Lactosemonohydrat. Liste der sonstigen Bestandteile: Kapselinhalt: Natriumlaurylsulfat, mikrokristalline Zellulose, Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium, vorverkleisterte Stärke, Magnesiumstearat. Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E 171), Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172), Eisen(III)-oxid (E172). Rote Aufdruckfarbe: Schellack, Eisen(III)-oxid (E172). Anwendungsgebiete. Victrelis ist indiziert zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (CHC)-Infektion vom Genotyp 1 in Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin bei erwachsenen Patienten mit kompensierter. Lebererkrankung, die nicht vorbehandelt sind oder die nicht auf eine vorangegangene Therapie angesprochen bzw. einen Rückfall erlitten haben. Gegenanzeigen. Victrelis in Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin ist kontraindiziert bei: • Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. • Patienten mit Autoimmunhepatitis. • gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, deren Clearance in hohem Maße von CYP3A4/5 abhängt und bei denen erhöhte Plasmakonzentrationen mit schwerwiegenden und/oder lebensbedrohlichen Ereignissen assoziiert sind, beispielsweise bei oraler Anwendung von Midazolam und Triazolam, Bepridil, Pimozid, Lumefantrin, Halofantrin, Tyrosin-Kinase-Inhibitoren, Simvastatin, Lovastatin und Ergotderivaten (Dihydroergotamin, Ergonovin, Ergotamin, Methylergonovin). • Schwangerschaft. Weiterführende Informationen siehe „Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels“ “(Fachinformation) von Ribavirin bzw. Peginterferon alfa. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit. Schwangerschaft. Victrelis in Kombination mit Ribavirin und Peginterferon alfa ist bei schwangeren Frauen kontraindiziert. Es wurden keine Auswirkungen auf die fetale Entwicklung bei Ratten und Kaninchen beobachtet. Es liegen keine Daten zur Anwendung von Victrelis bei schwangeren Frauen vor. Mit besonderer Sorgfalt ist aufgrund der kombinierten Anwendung mit Peginterferon alfa und Ribavirin darauf zu achten, dass eine Schwangerschaft bei weiblichen Patienten oder Frauen von 2 männlichen Patienten vermieden wird. Daher müssen Frauen im gebärfähigen Alter wirksame Methoden zur Empfängnisverhütung während der Behandlung sowie bis zu 4 Monate nach Beendigung der Therapie anwenden. Männliche Patienten oder deren Partnerinnen müssen eine wirksame Empfängnisverhütung während der Behandlung sowie bis zu 7 Monate nach Beendigung der Therapie anwenden. Weiterführende Informationen siehe „Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels“ (Fachinformation) von Ribavirin bzw. Peginterferon alfa. Stillzeit. Boceprevir/Metaboliten gehen bei der Ratte in die Milch über. Es ist nicht bekannt, ob Boceprevir in die menschliche Muttermilch übergeht. Ein Risiko für das Neugeborene/den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Es muss die Entscheidung getroffen werden, das Stillen zu unterbrechen oder die Behandlung mit Victrelis zu unterbrechen oder auf sie zu verzichten. Dabei sind sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen. Fertilität. Es sind keine Daten zu den Auswirkungen von Victrelis auf die Fertilität beim Menschen verfügbar. Auswirkungen auf Fertilität und Sertoli-Zellen wurden bei Ratten, nicht jedoch bei Mäusen und Affen beobachtet. Klinische Daten (Samenanalysen und Inhibin B-Spiegel -[ein Glykoprotein, das durch Sertoli-Zellen produziert und als Surrogat-Marker für die Hodenfunktion verwendet wird]) ergaben keinen Hinweis auf eine veränderte Hodenfunktion. Die vorliegenden pharmakodynamischen/toxikologischen Daten an Ratten zeigten, dass Boceprevir/Metaboliten Auswirkungen auf die Fertilität zeigten, die jedoch bei Weibchen reversibel waren. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung, Proteasehemmer, ATC-Code: J05AE12. Inhaber der Zulassung. Merck Sharp & Dohme Ltd. Hertford Road, Hoddesdon. Hertfordshire EN11 9BU. Vereinigtes Königreich. Stand der Information Jänner 2013. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht. Rezept- und apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologische Eigenschaften und pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 34 und Pharma-News auf Seite 49 Zinforo 600 mg Pulver zur Herstellung eines Konzentrats für eine Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antibiotika zur systemischen Anwendung, andere Cephalosporine, ATC-Code: J01DI02. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG. Jede Durchstechflasche enthält Ceftarolinfosamilacetat (1:1) 1 H2O, entsprechend 600 mg Ceftarolinfosamil. Nach Rekonstitution enthält 1 ml Lösung 30 mg Ceftarolinfosamil. Sonstige Bestandteile. Arginin. ANWENDUNGSGEBIETE. Zinforo wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung der folgenden Infektionen (siehe Abschnitte 4.4 und 5.1): • Komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektionen • Ambulant erworbene Pneumonie. Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antibakteriellen Wirkstoffen sind zu berücksichtigen. GEGENANZEIGEN. Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Überempfindlichkeit gegen Cephalosporin-Antibiotika. Plötzlich einsetzende und schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. anaphylaktische Reaktion) gegen jegliche andere Art von Betalactam-Antibiotika (z. B. Penicilline oder Carbapeneme). 7. INHABER DER ZULASSUNG. AstraZeneca AB. S-151 85 Södertälje, Schweden. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT. Rezept- und apothekenpflichtig. Stand: 23August 2012. Informationen zu den Abschnitten „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z.B. Austria Codex) zu entnehmen. Fachkurzinformation zu Pharma-News auf Seite 49 Humira 40 mg Injektionslösung in Fertigspritze/Humira 40 mg Injektionslösung im vorgefüllten Pen (Injektor, vorgefüllt/FertigPEN) ZUSAMMENSETZUNG: Jede Einzeldosis-Fertigspritze mit 0,8 ml enthält 40 mg Adalimumab/Jede Einzeldosis mit 0,8 ml des vorgefüllten Pens enthält 40 mg Adalimumab. Adalimumab ist ein rekombinanter humaner monoklonaler Antikörper, der in Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters exprimiert wird. ANWENDUNGSGEBIETE: Rheumatoide Arthritis: Humira ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur Behandlung der mäßigen bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis bei erwachsenen Patienten, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika einschließlich Methotrexat angesprochen haben. Behandlung der schweren, aktiven und progressiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind. Humira kann im Falle einer Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat, oder wenn die weitere Behandlung mit Methotrexat nicht sinnvoll ist, als Monotherapie angewendet werden. Humira reduziert in Kombination mit Methotrexat das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Gelenkschädigungen und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis: Humira ist in Kombination mit Methotrexat indiziert zur Behandlung der aktiven polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren, die nur unzureichend auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) angesprochen haben. Humira kann im Falle einer Unverträglichkeit gegenüber Methotrexat, oder wenn die weitere Behandlung mit Methotrexat nicht sinnvoll ist, als Monotherapie angewendet werden. Bei Kindern, die jünger als 4 Jahre sind, wurde Humira nicht untersucht. Axiale Spondyloarthritis: Ankylosierende Spondylitis (AS): Humira ist indiziert zur Behandlung der schweren aktiven ankylosierenden Spondylitis bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine konventionelle Therapie angesprochen haben. Axiale Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis einer AS: Humira ist indiziert zur Behandlung der schweren axialen Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis einer AS, aber mit objektiven Anzeichen der Entzündung durch erhöhtes CRP und/oder MRT, bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf nichtsteroidale Antirheumatika angesprochen haben oder bei denen eine Unverträglichkeit gegenüber diesen vorliegt. Psoriasis Arthritis: Humira ist indiziert zur Behandlung der aktiven und progressiven Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica) bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine vorherige Basistherapie angesprochen haben. Humira reduziert das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Schädigungen der peripheren Gelenke bei Patienten mit polyartikulären Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben oder bei denen eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie vorliegt. Morbus Crohn: Humira ist indiziert zur Behandlung des mittelschweren bis schweren, aktiven Morbus Crohn bei erwachsenen Patienten, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapie mit einem Glukokortikoid und/oder einem Immunsuppressivum nicht ausreichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegenüber einer solchen Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. Colitis ulcerosa: Humira ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa bei erwachsenen Patienten, die auf die konventionelle Therapie, einschließlich Glukokortikoide und 6-Mercaptopurin (6-MP) oder Azathioprin (AZA), unzureichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit gegen eine solche Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive Tuberkulose oder andere schwere Infektionen wie Sepsis und opportunistische Infektionen, mäßige bis schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III/IV). SONSTIGE BESTANDTEILE: Mannitol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Natriumchlorid, Polysorbat 80, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke NAME UND ANSCHRIFT DES PHARMAZEUTISCHEN UNTERNEHMERS: AbbVie Ltd, Maidenhead, SL6 4XE, Vereinigtes Königreich VERTRETUNG DES ZULASSUNGSINHABERS IN ÖSTERREICH: AbbVie GmbH, 1230 Wien VERSCHREIBUNGSPFLICHT/ APOTHEKENPFLICHT: NR, apothekenpflichtig. PHARMAKOTHERAPEUTISCHE GRUPPE: Selektive Immunsuppressiva. ATCCode: L04AB04 Informationen zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. STAND DER INFORMATION: 10/2012 Fachkurzinformation zu Inserat auf Seite 52 Eviplera 200 mg/25 mg/245 mg Filmtabletten Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung; antivirale Mittel zur Behandlung von HIV‑Infektionen, Kombinationen. ATC‑Code: J05AR08 Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 200 mg Emtricitabin, 25 mg Rilpivirin (als Hydrochlorid) und 245 mg Tenofovirdisoproxil (als Fumarat). Sonstige Bestandteile: Jede Filmtablette enthält 277 mg Lactose-Monohydrat und 4 Mikrogramm Gelborange S (E110). Tablettenkern: Croscarmellose-Natrium, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Mikrokristalline Cellulose, Polysorbat 20, Povidon, Vorverkleisterte Maisstärke Tablettenfilm: Hypromellose, Indigocarmin, Lactose-Monohydrat, Polyethylenglykol, Eisenoxid rot, Gelborange S, Titandioxid, Triacetin Anwendungsgebiete: Eviplera wird zur Behandlung von Infektionen mit dem Humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV‑1) bei antiretroviral nicht vorbehandelten erwachsenen Patienten mit einer Viruslast von ≤ 100.000 HIV‑1‑RNA‑Kopien/ml angewendet. Der Beleg des Nutzens der antiretroviralen Kombinationstherapie von Emtricitabin, Rilpivirinhydrochlorid und Tenofovirdisoproxilfumarat basiert auf 48‑Wochen-Analysen der Sicherheit und Wirksamkeit aus zwei randomisierten, doppelblinden, kontrollierten Phase 3-Studien bei nicht vorbehandelten Patienten. Wie bei anderen antiretroviralen Arzneimitteln sollte die Anwendung von Eviplera von einem genotypischen Resistenztest begleitet werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Eviplera darf nicht gleichzeitig mit den folgenden Arzneimitteln angewendet werden, da es dadurch (aufgrund einer CYP3A‑Enzyminduktion oder einer Erhöhung des Magen-pH) zu einem signifikanten Absinken der Plasmakonzentration von Rilpivirin und nachfolgend zu einem Verlust des therapeutischen Effekts von Eviplera kommen kann: - Antikonvulsiva, wie Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin; - antimykobakterielle Substanzen, wie Rifabutin, Rifampicin, Rifapentin; - Protonenpumpenhemmer, z.B. Omeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol, Rabeprazol; - systemisches Glukokortikoid Dexamethason, außer als Einzelgabe; - Johanniskraut (Hypericum perforatum). Inhaber der Zulassung: Gilead Sciences International Limited, Cambridge CB21 6GT, Vereinigtes Königreich NR, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, sowie Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. jatros I Seite 50 Infektiologie & Gastroenterologie-Hepatologie 1/13 Wir unterstützem das Rote Kreuz mit diesem Gratisinserat. symmetrischen Subtypen der Erkrankung und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Psoriasis: Humira ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis bei erwachsenen Patienten, die auf eine andere systemische Therapie, wie Cyclosporin, BLUTSPENDEN Bei Geburten kommt es immer wieder zu Komplikationen. Wussten Sie, dass Mütter und ihre Neugeborenen bis zu 20.000 Blutkonserven brauchen? Jedes Jahr. Mit Ihrer Blutspende schenken Sie Leben. www.blut.at EVIPLERA®: DAS SINGLE-TABLET-REGIMEN DER NÄCHSTEN GENERATION 188/AT/13-01/MI/1015 Erstellungsdatum: Jänner 2013 • EVIPLERA®: Nachgewiesene Wirksamkeit im Vergleich zu EFV+TDF/FTC zu Woche 48 1 – 3 und 96 4 • EVIPLERA®: Verbessertes Sicherheitsprofil für Ihre Patienten*, 1 – 4 • EVIPLERA®: Der Komfort eines STR für Ihre Patienten Die nachgewiesene Wirksamkeit und das verbesserte Sicherheitsprofil im Vergleich zu EFV+TDF/FTC sowie die komfortable Einnahme geben mehr Menschen die Freiheit einer HIV-Therapie mit nur einer Tablette pro Tag1 – 4 WORAUF BEI DER VERORDNUNG VON EVIPLERA® GEACHTET WERDEN SOLLTE1 • EVIPLERA ® muss zu einer Mahlzeit eingenommen werden und darf nicht gleichzeitig mit einigen Antikonvulsiva, bestimmten antimykobakteriellen Substanzen, Protonenpumpeninhibitoren (PPI), systemischem Dexamethason oder Johanniskraut angewendet werden, da es dadurch zu einem signifikanten Absinken der Plasmakonzentration von Rilpivirin und nachfolgend zu einem Verlust der therapeutischen Wirksamkeit von EVIPLERA ® kommen kann. • Wie bei anderen antiretroviralen Arzneimitteln sollte die Anwendung von EVIPLERA ® von einem Resistenztest begleitet werden. • EVIPLERA ® sollte aufgrund eines erhöhten Risikos renaler Nebenwirkungen (bedingt durch TDF) nicht gleichzeitig mit oder kurz nach nephrotoxischen Arzneimitteln angewendet werden. • EVIPLERA ® ist nicht für Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance < 50 ml/min) empfohlen, weil die erforderliche Anpassung des Dosisintervalls mit einer Kombinationstablette nicht erreicht werden kann. Ist eine Dosisanpassung notwendig, sollte auf die Einzelsubstanzen umgestellt werden. • Die Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance und Serumphosphat) sollte während des ersten Behandlungsjahrs alle 4 Wochen und anschließend alle 3 Monate überwacht werden. • Es wird empfohlen, vor Beginn einer Therapie mit EVIPLERA ® die Kreatinin-Clearance zu bestimmen. EVIPLERA® ist zugelassen zur Behandlung von HIV-1-Infektionen bei antiretroviral nicht vorbehandelten Erwachsenen mit einer Viruslast ≤100.000 HIV-1-RNA-Kopien/ml 1 1 Fachinformation Eviplera® 2 Molina JM, et al., Lancet 2011; 378: 238 – 46 3 Cohen C, et al., Lancet 2011; 378: 229 – 37 4 Nelson M, et al., BHIVA 2011 #P175 * Die Inhaltsstoffe von EVIPLERA® zeigten ein verbessertes Sicherheitsprofil im Vergleich zu EFV+TDF/FTC. Fachkurzinformation siehe Seite 50 Erstes STR für nicht-vorbehandelte Patienten