Predigt - ZDF Fernsehgottesdienst

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Predigt - ZDF Fernsehgottesdienst
ZDF-Fernsehgottesdienst 3.4.2005
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Pfarrei Herz Jesu Berlin
Liebe Schwestern und Brüder,
der Tod unseres Papstes, Johannes Paul des Zweiten, erschüttert und bewegt uns. Er
selber, so wird berichtet, hat die letzten Stunden ruhig erlebt. Was für ein Zeugnis für
die Hoffnung auf die Auferstehung!
Für mich ist Johannes Paul II. ein Mann, der sich vom Heiligen Geist hat treiben
lassen. Er hat die Sehnsucht der Menschheit nach Einheit und Frieden ernst
genommen. Es war seine Sehnsucht.
Mauerfall
Wir sind hier in Herz Jesu, einer Pfarrei im ehemaligen Ostteil Berlins. Hier ist diese
Sehnsucht nach der Einheit lebendig gewesen. Denn die Menschen hier haben die
Spaltung und Trennung hautnah erfahren. Mit dem Fall der Mauer haben sie aber auch
das Wunder der Einheit erlebt. Das Mauerstück hier erinnert uns daran. Viele haben
ein solches bei sich zuhause. Dieses Mauerstück lädt uns ein, Gott zu danken und die
Sehnsucht nach Einheit in unserem Herzen wach zu halten. Denn wir sind noch auf
dem Weg zur inneren Einheit unseres Landes. Auch hier in der Gemeinde erleben wir,
dass das nicht immer einfach ist.
Der Mauerfall: ein Beispiel dafür, wie der Heilige Geist wirken kann. Daran hat auch
der Papst geglaubt. Für ihn war klar, dass Gott in die Geschichte eingegriffen und
Einheit geschaffen hat. Auch wir leben aus der Gewissheit: Gott lässt unsere
Sehnsucht nach Einheit nicht ins Leere laufen. Er macht uns zu Instrumenten des
Friedens und der Einheit. Er erhört unser Gebet.
Einheit der Christen
Ganz ähnlich ein zweites Beispiel: die Einheit der Christen. Für Johannes Paul II. war
sie ein großes Anliegen. Der Papst ist viele Schritte der Versöhnung gegangen. Er hat
Verbindungen zwischen den Christen in aller Welt geschaffen. Er steht in einer Reihe
mit den großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, die die Sehnsucht nach der
Einheit der Christen im Herzen trugen: „
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das war das Gebet Jesu.
In der Gemeinschaft Chemin Neuf versuchen wir, dieser Sehnsucht nach Einheit Raum
zu geben. Dabei hat uns Paul Couturier inspiriert, ein französischer Priester, der in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. Er hat die Weltgebetswoche für die Einheit
der Christen mitbegründet. 1944 hat er seine Vision eines unsichtbaren Klosters
niedergeschrieben. Dieses unsichtbare Kloster würde die ganze Erde umspannen. In
ihm wären alle wie in einem Netz im Gebet Christi um die Einheit miteinander
verbunden.
Heute gibt es ein solches Netz: es ist das Net for God. Katholische und evangelische,
freikirchliche und orthodoxe Christen geben gemeinsam Zeugnis von der Frohen
Botschaft.
Und das in allen Kontinenten, in mehr als 60 Ländern. Auch hier in Herz Jesu treffen
sich Menschen und beten und arbeiten für die Einheit der Christen und den Frieden in
der Welt.
Sie, die Sie zuhause mitfeiern, schauen Sie auf die Sehnsucht in Ihrem Herzen. Jesus
will und kann sie erfüllen! Er ist das Licht der Welt. Die Kerze, die vor Ihnen brennt
und die hier in der Kirche brennt: sie soll uns ein Zeichen sein für Jesus, der unsere
Sehnsucht nach Einheit erfüllt. Und sie soll uns ein Zeichen für die Auferstehung sein.
Der Papst hat fest auf Gott vertraut. Vertrauen auch wir darauf, dass Gott seine
Sehnsucht erfüllen wird.
Das Leben und Sterben von Papst Johannes Paul ermutigt uns, die Sehnsucht nach
Einheit und Frieden in unserem Herzen wach zu halten und ganz auf Gott zu
vertrauen.
Kommunionmeditation
Herz Jesu Berlin 3.4.2005
Herr, du rufst mich bei meinem Namen und ich empfange dich in meinem Herzen.
Du stillst meine Sehnsucht und schenkst Frieden inmitten aller Unruhe und Spaltung.
In der Heiligen Kommunion sind wir in Einheit verbunden mit der ganzen Kirche, die
jetzt trauert um den Heiligen Vater. Sei du in unsere Mitte gegenwärtig, schenk uns
deine Nähe und stärke uns!
Herr, wir glauben an die Kraft des Gebetes! Denn dein Geist ist es, der die Menschen
miteinander verbindet. Im Gebet erfahren wir deinen Trost und finden Kraft, an
deinem Reich zu bauen. So verwir
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Menschen in der ganzen Welt, in allen Völkern und Kulturen in den Dienst der Einheit
und des Friedens ruft.
Danke, Herr, dass Du unsere Vision eines unsichtbaren Klosters hast Wirklichkeit
werden lassen.
Herr, in diesen Stunden der Trauer um den Papst schauen wir auf das Kreuz, an dem
Du, Jesus, den Weg zu Gott vorangegangen bist. Es ist das Zeichen unserer Hoffnung,
dass du uns ewiges Leben schenkst. Und es ist das Zeichen der Einheit und der
Versöhnung. Hilf uns in der Kraft deiner Auferstehung, die Spaltung unter uns
Christen zu überwinden. Wie jeden Tag in dieser Kirche im Herzen der Stadt Berlin
beten wir:
Herr Jesus Christus,
du hast gebetet, dass alle eins seien.
Wir bitten dich um die Einheit der Christen,
so wie du sie willst,
und auf die Art und Weise, wie du sie willst.
Dein Geist schenke uns, den Schmerz der Trennung zu erleiden,
unsere Schuld zu erkennen,
und über jede Hoffnung hinaus zu hoffen. Amen.