Mai-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche
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Mai-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche
Aktiv in Kirche und Diakonie | Mai – August 2013 BEK Neuer Glockenstuhl für St. Ansgarii Forum Das größte Musikinstrument der Welt aktuell 3 „Ich wünsche mir auf Dauer ein ehrenamtliches Leitungsmodell“ BEK Präsidentin Brigitte Boehme zieht Bilanz 4 Mitmachen beim K limaschutz Ausstellung „Der achte Tag“ kommt in die Jugendkirche 5 Saus & Braus Orgel-Festival für Kinder steigt im Juni 6 K ids & C o. wird Familienservice Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessern 7 Vorsicht A bzocke! Fang-Angebote ziehen eine Menge Ärger nach sich geistreich 8 K indergarten auf dem Friedhof Wie die Kita Arsten und eine Friedhofsgärtnerei kooperieren 10 A usnahmesituationen Eine Notfallseelsorgerin erzählt über ihren Dienst praktisch 12 Das größte Musikinstrument der Welt Was im Umgang mit Glocken zu beachten ist 15 Treffpunkt im Quartier Wie ein Gemeindehaus zum Quartierszentrum wurde 16 Eltern, K ita und Gemeinde vernetzen Viele positive Erfahrungen mit dem „Elternprojekt“ 18N eue Geldquellen erschließen Wie die BEK-Fachstellen helfen, Drittmittel zu gewinnen Meldungen 20 ... kurz notiert Aktuelle Meldungen für die Praxis in Kirche und Diakonie persönlich 22 N eu aufgestellt Der Gesamtausschuss der Mitarbeitervertretungen 23K urz vorgestellt: Gerriet Neumann aus Oldenburg ist der neue Gehörlosenseelsorger 24 „Fühlt euch nicht kuschelig“ Edda Bosse übernimmt im Juni das Amt der BEK-Präsidentin Ihr BEK -Forum ab sofort im Internet: www.kirche-bremen.de Impressum BEK-Forum ist eine Publikation für hauptund ehrenamtlich Mitarbeitende der Bre mi schen Evangelischen Kirche. Sie erscheint vier Mal im Jahr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht in jedem Fall die Meinung der Redak tion dar. Ihre Anregungen für Themen sind uns willkommen, für unverlangt eingesandte Manuskripte können wir jedoch nicht haften. Sabine Ha tsc her [email protected] Telefon 0421 / 55 97-224 Ma tthia s Dembski [email protected] Telefon 0421 / 55 97-221 Titelfoto: Matthias Dembski, Abseilen der Glocken im Turm von St. Ansgarii. Herausgeber: Bremische Evangelische Kirche (Mitglied im Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik) Franziuseck 2-4, 28199 HB Redaktion: Sabine Hatscher & Matthias Dembski, Telefon: 5597-221, [email protected] Grafik: Rank - Grafik-Design. Druck & Vertrieb: Bremer Tageszeitungen AG, 28195 Bremen Die nächste Ausgabe von BEK-Forum ers cheint am 15. August 2013. aktuell „Ich wünsche mir auf Dauer ein ehrenamtliches Leitungsmodell“ interview & foto Matthias Dembski 12 Jahre waren Sie Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) – was bleibt Ihnen in Erinnerung? Ich hatte oft eine gute 30 Stunden-Woche, ein durch aus zeitintensives Ehrenamt. Aber der persönliche Er trag war weit größer als der Aufwand. Ich habe so viele nette Menschen kennengelernt, so viele Einblicke in unterschiedliche Gemeinde- und Lebenssituationen gewonnen und viel über unterschiedliche gesamt kirchliche Arbeitsfelder gelernt. Das Amt war für mich eine Bereicherung. Wie hat sich die BEK in dieser Zeit verändert? Als evangelische Kirche sind wir eine sich ständig re formierende Kirche. Wir müssen nicht dem Zeitgeist hinterher laufen, aber wir müssen auf aktuelle Strö mungen reagieren. Das Profil der BEK hat sich durch Schwerpunkteinrichtungen wie zum Beispiel die Kul turkirche geschärft. Bei dieser Entscheidung kamen einige glücklichen Fügungen zusammen. Wir erreichen mit solchen Angeboten neue Zielgruppen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Mit der Jugendkirche tun wir etwas für die jüngere Zielgruppe, und wir setzen mit der Altenbeauftragten auf eine Stärkung der Altenarbeit in den Gemeinden. Gelungen war auch das Sessions thema „Gemeinsam für eine soziale Stadt“, bei dem breite Teile der BEK die gesellschaftliche Problematik von Armut und Reichtum gut aufgenommen haben. Ihre zwei Amtsperioden waren auch geprägt von Kürzungs- und Umbauprozessen. Wohin geht die künftige Entwicklung? Gemeinden werden künftig noch stärker kooperieren und Schwerpunkte setzen. Es kann nicht mehr überall ein Komplettangebot geben, sondern wir müssen auf Milieus und Bedürfnisse der Menschen vor Ort schauen. Vor allem Gemeinden mit Einzelpfarrstellen brau chen die Kooperation in der Region. Die Gesellschaft wird anspruchsvoller, deshalb muss unsere Angebots qualität stimmen. Wir haben in den Gemeinden teils über die Schmerzgrenze hinaus kürzen müssen. Das können wir nur auffangen, indem es gesamtkirchliche Kompetenzen und Kapazitäten gibt, die Gemeinden zum Beispiel zur Beratung anfordern können. Dieser Umbauprozess ist sinnvoll, damit nicht jeder vor Ort das Rad neu erfinden muss. Gab es in Ihrer Amtszeit auch Niederlagen? Die für mich erschreckendste Erfahrung war die Ab lehnung der Verfassungsreform im vergangenen Jahr. Da war plötzlich wieder ein Konfrontationsdenken da, das völlig irrational ist. Die BEK-Verfassung aus den 1920er Jahren enthält nur rudimentäre Regelungen für eine Kirchenstruktur, die nicht mehr der heutigen ent spricht. Der Kirchenausschuss wollte die Ausschüsse stärken und damit noch mehr Beteiligung ermöglichen. Es geht nicht, dass wesentliche kirchliche Lebensäußerungen wie die Diakonie nicht ständig im Kirchenausschuss vertreten sind. Aber das hat die Mehrheit nicht verstanden. Das hat mein juristisches Gerechtigkeits empfinden und mein Demokratieverständnis beleidigt. Eine weitere Niederlage war das Scheitern der Evangelischen Oberschule. Im Rückblick war es vielleicht gut so, weil uns dieses Projekt mehr Kraft gekostet hätte, als wir hatten. Die Refinanzierung für Schulen in freier Trägerschaft wird angesichts der leeren Bremer Kassen nicht besser werden, ich fürchte eher Kürzungen. Sie sind aus der Mitte des Kirchenparlaments gewählt worden – wie sehen Sie die Rollenverteilung zwischen Kirchentag und Kirchenausschuss? Es hat mich schon geärgert, wenn man mir gespiegelt hat: ‚Ihr da oben macht ja, was ihr wollt‘. Denn das ist nicht der Fall. Die Gemeinden, die die Bremische Evangelische Kirche bilden, haben ihre Kirchenleitung richtig an die Leine gelegt. Wir haben in unserer Verfas sung keine Gewaltenteilung, weil ich sowohl Präsidentin des Kirchentages als auch des Kirchenausschusses bin. Die Kirchenleitung ist immer dem Kirchentag und damit den Gemeinden verpflichtet. Die Rolle der Prä sidentin ist in der Verfassung leider nicht genau defi niert. Ich bin die oberste Repräsentantin gewesen, aber als Ehrenamtliche habe ich im Kirchenausschuss eine schlechtere Rolle als der hauptamtliche Schriftführer. Ich wünsche mir, dass wir das ehrenamtliche Leitungsmodell auf Dauer hochhalten, weil es einen Blick von Außen in die Kirche hineinbringt. Ehrenamtliche mit einem anderen beruflichen Hintergrund verhindern, dass die Kirche nur im eigenen Saft schmort. Wir ha ben letztlich ein gutes Miteinander von Gemeinden, Kirchenleitung und Kirchenkanzlei – alle Beteiligten geben der Unterstützung der Gemeinden die höchste Priorität. Was wünschen Sie der BEK für die Zukunft? Wir brauchen jüngere Menschen, die Verantwortung übernehmen – beginnend im Kirchentag. Ich kandi diere aus Altersgründen nicht mehr, weil meine beruflichen Erfahrungen irgendwann schlicht veraltet sind. Der Zeitaufwand für ein kirchliches Leitungsamt in der BEK ist enorm und nebenberuflich kaum zu leisten. Bei mir hat die Amtsübergabe in jüngere Hände jetzt gut geklappt, aber es wäre besser, wir hätten jüngere Menschen, die langsam in die Verantwortung hinein wachsen. Jüngere Menschen sind beruflich und familiär so belastet, dass sie für zeitaufwändige Ehrenämter wie diese kaum zu gewinnen sind. Ich sehe die Gefahr, dass wir aufgrund dieserEntwicklung irgendwann eine hauptamtliche Kirchenleitung bekommen. Mir persönlich ist wichtig, dass wir die Erfahrungen mit dem letzten Sessionsthema „Armut und Reichtum“ gut auswerten. Die gestärkte Stadtteilorientierung und die engere Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie sollten wir unbedingt weiterführen. Das macht Kirche einladen der, wenn sie Aufgaben übernimmt, die der Gesell schaft, nicht nur Kirchenmitgliedern zugute kommen. Brigitte Boehme (72) aus der St. Ansgarii-Gemeinde stand 12 Jahre an der Spitze der Bremischen Evangelischen Kirche. Bis zu ihrem Ruhestand arbeitete sie als Richterin am Hanseatischen Oberlandesgericht Bremen. Über den Kirchenchor kam die atheistisch aufgewachsene Juristin zur Kirche, ließ sich erst mit 41 Jahren taufen. Dem Kirchentag gehörte sie seit 1991 an, 2001 wurde sie zur Präsidentin gewählt. t termin Verabschiedung und Neueinführung des Kirchenausschusses am Freitag, 7. Juni 2013 um 17 Uhr in der St. Ansgarii Kirche www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 3 aktuell text Matthias Dembski grafik Ulrike Rank s Mitmachen beim Klimaschutz Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung sind in der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) seit langem ein Thema: Energieeffizientes Sanieren kirchlicher Gebäude, das Umweltmanagement-System „Grüner Hahn“, Solaranlagen auf Kirchen- und Gemeindehausdächern oder ökofaire Beschaffung sind nur einige Stichworte. Das Kirchenparlament wird in seiner MaiTagung zudem über die Einsetzung einer „Kommission für Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung“ beraten, die künftig Aktivitäten auf diesen Gebieten koordinieren und weiterentwickeln soll. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat bereits 2010 beschlossen, bis 2015 ihre CO2-Emissionen um 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zu reduzieren. Die BEK hat sich diesem Klimaschutz-Ziel angeschlossen. CO2-Sparen selber ausprobieren Passend dazu kommt im Mai die Mitmach-Ausstellung „Der achte Tag“ in die Jugendkirche „Garten Eden 2.0“ nach Gröpelingen. Die Ausstellung ist im Rahmen der Klimakampagne der Nordkirche entstanden und tourt derzeit durch Norddeutschland. Direkt nach dem Hamburger Kirchentag macht sie auch in Bremen Station. Für Jugendliche ab 13 Jahren, aber auch für Erwachsene bietet „Der achte Tag“ Klimaschutz zum Anfassen und Ausprobieren: Per Handscanner kann der CO2Wert des Einkaufs ermittelt werden, auf einem Fahrrad lässt sich im Stand ausprobieren, wieviel Tret-Energie nötig ist, um eine Lampe zum Leuchten zu bringen oder gar einen Wasserkocher oder Fernseher zu starten. Wie sich das Klima auf der Erde wieder in Balance bringen lässt, auf welchem Kontinent wieviel klimaschädliches CO2 produziert wird – all das können Ausstellungsbesucher praktisch erfahren. Führungen nach Voranmeldung Ist der Klimawandel mit seinen fatalen Auswirkungen noch in weiter Ferne oder schon vor unserer Haustür? Was passiert, wenn in Bangladesh Landstriche unter Salzwasser stehen oder im Südpazifik Inseln im Meer verschwinden? Wieviel müssen wir zukünftig für Küstenschutz in Norddeutschland investieren? Diesen Fragen geht die Ausstellung auf den Grund. Dabei verzichten den Macher auf traditionelle Infotafeln und setzen auf den Aha-Effekt mit interaktiven Exponaten: Was lässt sich im Alltag zum Beispiel als Verbraucher oder bei der Mobilität tun, um das Klima zu schonen? Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt, aber auch aus Norddeutschland „erzählen“ in der Ausstellung, wie sich der Klimawandel bei Ihnen auswirkt. Audiobeiträge, Fotos und Gegenstände aus dem realen Leben der Protagonisten vermitteln die weltweit spürbaren Folgen der Erderwärmung hautnah. So wird zum Beispiel der Produktionsweg eines T-Shirts gezeigt. Zur Orientierung gibt es vor Ort einen AusstellungsGuide, mit dem sich zum Beispiel Jugendliche in Kleingruppen selbstständig durch die Ausstellung bewegen können. Willkommen sind Schulklassen, Jugend- und Konfirmandengruppen, für die Führungen angeboten werden, aber auch Einzelbesucher. Die Erde hat Fieber und ich bleibe ganz cool? service Der achte Tag Mitmach-Ausstellung zum Klimaschutz 27. Mai bis 14. Juni 2013 Jugendkirche Garten Eden 2.0, Seewenjestraße 98a, Bremen-Gröpelingen Öffnungszeiten: Montag und Freitag 9 bis 13 Uhr Dienstag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr Sonnabend 14 bis 18 Uhr Anfahrt: Straßenbahnlinien 2 und 10 bis Moorstraße, danach 3 Minuten Fußweg Anmeldung für Gruppen (mit Führung): Religionspädagogik und Medien (RPM) Telefon 0421/346 15-70 [email protected] • für den Ausstellungsbesuch sollten zwei Stunden einkalkuliert werden • geeignet für Jugendliche ab 13-14 Jahren (7. Klasse/ Konfirmandenalter) • Einzelbesucher müssen sich nicht anmelden Rahmenprogramm: So., 26. Mai, 17 Uhr: Eröffnungsgottesdienst Mo., 27. Mai, 19 Uhr: Meditativer Abend mit Film, Musik & Texten „Wenn der letzte Baum gerodet ist“ Sa., 1. Juni, ab 11 Uhr: Kreativ-Workshop für Jugendliche „Recycling & Co.“ Anmeldung: [email protected] Di., 4. Juni, 19 Uhr: 2050 - Dein Klimamarkt. Klimafreundlich einkaufen im temporären Supermarkt. Mi., 5.Juni, 19.30 Uhr: Klimawandel treibt Menschen in die Flucht mit Brot für die Welt und Verein Zuflucht e.V. Fr., 7. Juni, 19 Uhr: Sommerempfang der Evangelischen Jugend mit „Juleica-Award“ Sa., 8. Juni, 10-17 Uhr: „1-2-3-4-5-6-7-Fertig?“ Bibliodrama für Jugendliche. Anmeldung: [email protected] So., 9. Juni, 18 Uhr: Benefizkonzert für ein Klimaschutz-Projekt in Burkina Farso mit verschiedenen Bands Di., 11. Juni, 19 Uhr: „Landraub: Das Geschäft mit dem Acker“ mit Angela Hesse von Brot für die Welt Mi., 12. Juni, 19.30 Uhr: „Klimawandel ist Realität: Auswirkungen in Westafrika“ mit Wolfgang Blum (Norddeutsche Mission) Fr., 14. Juni, 18 Uhr: Abschlussgottesdienst mit klimafreundlichem Grillfest klima-ausstellung.ejhb.de Die Mitmach-Ausstellung 27. Mai bis 14. Juni 2013 Jugendkirche Bremen Gröpelingen 4 BEK Forum Mai 2013 Weitere Infos zur Ausstellung Video zur Ausstellung aktuell Orgelfestival für Kinder text/foto Matthias Dembski Illustration Ulrike Rank Freitag, 21. Juni 2013 16 Uhr · St. Ansgarii, Schwachhauser Heerstraße 40 „Peter und der Wolf“ Musik: Sergei Prokofjew Orgel: Nils Kuppe, Marburg Sprecher: Helmut Langel Für Kinder ab 5 Jahren 18 Uhr · St. Petri Dom, Domsheide „Orgelwurm Willibald“ mit Manuel & Anne-Kathrin Gera, Hamburg Für Kinder ab 7 Jahren 20 Uhr · St. Petri Dom, Domsheide „Vom iPod auf die Orgel“ – Improvisationen auf Zuruf Orgel: David Franke, Naumburg Für Jugendliche Sonnabend, 22. Juni 2013 10.30 Uhr · St. Petri Dom, Domsheide Orgelvorführungen mit Domorganist Prof. Wolfgang Baumgratz, Domkantor Dr. Tobias Gravenhorst Für Kinder & Jugendliche 16 Uhr · Friedenskirche, Humboldtstraße 175 „Das Geheimnis der Orgel“ Figurentheater Maren & Willi Winter, Cronskamp Für Kinder ab 3 Jahren 18 Uhr · St. Petri Dom, Domsheide Festliches Abschluss-Konzert mit Werken für Chor und Orgel u.a. von Christopher Tambling, Mädchenkantorei der Domgemeinde Leitung: Markus Kaiser Orgel: Domkantor Dr. Tobias Gravenhorst Für Kinder & Jugendliche Kirchliche Berufe brauchen Nachwuchs und haben Zukunft: Nach einer Prognose der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werden spätestens in zehn Jahren Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker fehlen, so dass nicht mehr alle Stellen besetzt wer den können. Was liegt da näher, als Kinder und Jugendliche einzuladen, den Beruf näher kennenzulernen und zum Beispiel für die Orgel zu begeistern. Zum ersten Bremer Orgelfestival für Kinder und Jugendliche sind Kinder von drei Jahren bis zum Teenie-Alter ein geladen – und können die Königin der Instrumente aus erster Hand kennenlernen, hinter die oft imposante Pfeifen-Kulisse blicken, sich die Technik erklären lassen und vor allem ordentlich was auf die Ohren bekommen. „Peter und der Wolf“, der „Orgelwurm Willibad“ und das Figurentheater „Das Geheimnis der Orgel“ richten sich an kleinere Kinder. Für Schüler und Jugendliche gibt es u.a. ein Improvisationskonzert auf Zuruf, bei denen sie ihre Hits mitbringen können. Der Organist setzt sie dann „Vom iPod auf die Orgel“ um. Alle Kitas und Gemeinden bekommen in diesen Tagen Programmflyer und Plakate zur Werbung. Alle Konzerte und Veranstaltungen kosten keinen Eintritt und können ohne Voranmeldung auch mit Gruppen besucht werden. „Die Orgel ist ein faszinierendes Instrument. Beim Spielen direkt über die Schulter schauen zu können, macht Spaß“, sagt Katja Zerbst, die die kirchenmusikalische Nachwuchsarbeit in der Bremischen Evangelischen Kirche koordiniert und das Festival organisiert hat. Sie baut derzeit eine KontaktDatenbank auf, die Kooperationen zwischen Schulen, Kitas und Kirchenmusikern künftig erleichtern soll. „Denkbar sind zum Beispiel Schul-Projektwochen rund um die Orgel, aber auch Orgelführungen, Bilderbuch-Kinos mit Orgelbegleitung oder OrgelRallyes für junge Zielgruppen“, erläutert Katja Zerbst. „Kolleginnen und Kollegen, die auf diesem Gebiet schon unterwegs sind, können sich bei mir mit ihrem Repertoire und Angeboten für Kinder und Jugendliche in die Datenbank eintragen lassen.“ k kontakt „Saus & Braus“ – Kinderorgelfestival Katja Zerbst Kirchenmusikerin in Oberneuland und Beauftragte für kirchenmusikalische Nachwuchsförderung Telefon 0421/ 0421 / 205 81-17 [email protected] www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 5 aktuell Kids & Co. wird Familienservice Kids & Co., der Babysitterdienst der Bremischen Evangelischen Kirche, wird zur „Servicestelle Familie und Beruf“, so der vorläufige Arbeitstitel für das neue Angebot, das sich an alle Mitarbeitenden der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) richtet. Kids & Co. war bislang ein öffentliches Angebot, das jeder nutzen konnte, um sich eine Kinderbetreuung vermitteln zu lassen. Diese Dienstleistung hat der Landesverband zum 1. Mai eingestellt. ment mitbringt, steht BEK-Mitarbeitenden künftig eine kompetente Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Oft hilft es, gemeinsam mit einer außenstehenden Person die Probleme zu Hause zu besprechen und zu sortieren.“ Das kann helfen, den Kopf frei zu kriegen und Lösungen zu entdecken. Ob es um Partnerschaftsprobleme, das pubertierende Kind, pflegebedürftige Eltern, Krankheit oder Stress geht: Die Servicestelle berät Mitarbeitende vertraulich, unabhängig und natürlich kostenfrei. text Matthias Dembski fotos panthermedia in Kitas oder anderswo Anfragen potenziell interessierter Betreuerinnen auflaufen, nimmt sie auch diese entgegen. „Anfragen von Nicht-Kirchenmitarbeitern nach einer Kinderbetreuung müssen aber ab sofort an den „Oma und Opa Hilfsdienst“ oder „Pflegekinder in Bremen“ weiterverwiesen werden.“ i infos Servicestelle Familie & Beruf Kontakt: Unterstützung vermitteln Ab sofort können nur noch kirchliche Mitarbeitende den Service nutzen, der sein Angebot künftig breiter aufstellen wird. Die neue Servicestelle soll eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Das Konzept dazu wird momentan entwickelt, doch erste Eckdaten stehen bereits fest. „Wer sich um einen pflegebedürftigen oder erkrankten Angehörigen kümmert, kann sich künftig ebenfalls bei uns zu Hilfsangeboten und Entlastungsmöglichkeiten beraten lassen“, erklärt Margrit Marquardt, bislang bei Kids & Co. für den Babysitterservice verantwortlich. Egal ob es um eine akute Erkrankung oder eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit älterer Angehöriger geht: Die Servicestelle soll über Pflege- und Betreuungsangebote informieren. „Wir sind die Anlaufstelle für alle BEKMitarbeitenden, die Unterstützung in häuslich oder persönlich belastenden Situationen brauchen.“ Dabei soll kein Konkurrenzangebot zur Familien- und Lebensberatung der BEK entstehen, sondern eine erste, niedrigschwellige Anlaufstelle. Kooperation mit der Diakonie Konkret ist an eine Beratung zum Beispiel zu Wohnungs-Ausstattungen für pflegebedürftige ältere Menschen, Hilfen bei der Suche nach einem geeigneten Hauspflegedienst oder einem Pflegeheimplatz gedacht. Die Servicestelle soll ein Netzwerk aufbauen und gezielt weitervermitteln. „Wir haben großes Interesse, dabei auch mit diakonischen Einrichtungen zusammenzuarbeiten“, betont Margrit Marquardt. Margrit Marquardt Telefon 0421/34 616-43 [email protected] Das geplante Angebot im Überblick: • Beratung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie • Hilfe bei der Suche nach Kinderbetreuung (Kitas, Krippen, Schule) • Vermittlung von Kinderbetreuung in Notsituationen, bei Betreuungslücken, bei Fortbildungen der BEK und Gemeindeveranstaltungen • Hilfe bei der Suche für die Versorgung alter, akut oder dauerhaft erkrankter Angehöriger (Pflegedienste, Heime etc.) • Beratung und Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen zum Beispiel bei Trennung, Krankheit, Tod, Problemen in der Partnerschaft, Stress und Konflikten • Beratung von Kirchenvorständen und anderen leitenden Personen in Bezug auf familienfreundliche Maßnahmen Ausweichangebote zu Kids & Co. für Nicht-Kirchenmitarbeitende: Anfragen von Eltern in Kitas usw. können weiterverwiesen werden: Kinderbetreuung bei Veranstaltungen Vertrauliche Lebensberatung Mit Margrit Marquardt, die neben ihrer pädagogischen Qualifikation unter anderem Zusatzausbildungen in Systemischer Familienberatung, Suchtberatung, Psychosozialer Notfallversorgung und Konfliktmanage- 6 BEK Forum Mai 2013 Künftig sollen Kinderbetreuungsangebote bei Fortbildungs- oder Gemeindeveranstaltungen ausgebaut werden. „Bei jeder kirchlichen Veranstaltung soll es Kinderbetreuungsangebote geben, die wir künftig stärker bewerben wollen“, erklärt Margrit Maquardt. Bislang gab es diese Möglichkeit auch schon, sie wurde aber nur selten genutzt. Auch die Beratung von Personalverantwortlichen in punkto Familienfreundlichkeit soll intensiviert werden. Im weiteren Verlauf des Jahres soll die Servicestelle auch offiziell an den Start gehen. „Mitarbeitende der Bremischen Evangelischen Kirche können sich auch jetzt schon an mich wenden, auch wenn das Angebot erst im Aufbau ist“, betont Margrit Marquardt. Sollten Babysitting : Oma und Opa Hilfsdienst Telefon: 0421-530153 Kindertagespflege: PiB, Pflegekinder in Bremen Telefon: 0421- 958820-0 Anfragen potenzieller Betreuerinnen: Die BEK plant ein Angebot für kirchliche Mitarbeitende, für das sich interessierte Betreuerinnen (als Babysitter/ Tagesmutter) vormerken lassen können. Eine Vermittlung erfolgt künftig ausschließlich an kirchliche Mitarbeitende. Wer sich dafür als Betreuer/in vormerken lassen möchte, kann Margrit Marquardt kontaktieren. www.bek-intern.de aktuell ennen Betrugsversuche im Büro erk gfältig und in Ruhe • Post & Faxeingänge sor Ferienzeit: Niemals durchsehen, auch in der ich intl e Mahnungen, im Schnellverfahren verme en usw. per Fax beantftei Fragebögen von Auskun Wer ist der Absender, worten. Genau durchlesen: fen? was will er ggfs. teuer verkau rt durchreißen und • Unaufgeforderte Post sofo and anders im Büro wegwerfen: Sonst kommt jem gengebliebene „lie die e, vielleicht auf die Ide orten und tappt so ntw bea zu cht eda Anfrage“ unb in die Falle. meintlich offiziellen • Lesen hilft: Auch bei ver ingedruckte komplett Kle das Schreiben unbedingt ewollt in eine kostenlesen – sonst tappt man ung trächtige Vertragsfalle. eifelsfall eine weitere • Vier-Augen-Prinzip: Im Zw henvorstandsmitglied) Kirc n, Person (Kollege, Pastori zuziehen zur Kontrolle der Anfrage hin n Internetauftritt: Kitas, • Kirche hat ihren eigene gen müssen sich nirGemeinden und Einrichtun Sie sind mit allen nötigendwo „eintragen“ lassen. w.kirche-bremen.de zu ww er gen Informationen unt ote“ haben keinerlei finden. Kommerzielle „Angeb der Abzocke! Nutzen, sondern dienen nur text/foto Matthias Dembski Vorsicht Abzocke! Schnell den Abfragebogen ausgefüllt, Stempel und Un terschrift drauf und zurückgefaxt! – Mit dem Drücken des Sendeknopfes ging der Ärger los, der die Kita-Leiterin und die Juristische Referentin der Kirchenkanzlei über fast zwei Jahre beschäftigte: Horrende Rechnungen für den angeblichen Vertrag, der durch das Fax abgeschlossen worden sein sollte. Die „Gewerbeauskunft-Zentrale“ mahnte, drohte mit Klage, mahnte wiederum und machte über zwei Jahre fast im Wochentakt Druck, um an Geld für eine „Eintragung zur Empfehlung Ihres Betriebes“ im Internet zu kommen. Der Schriftverkehr füllt einen Aktenordner – alles ausgelöst durch eine unbedachte Fax-Antwort. Reihenweise gehen solche betrügerischen Fangangebote immer wieder in Gemeindebüros und kirchlichen Einrichtungen ein. Etliche sind darauf bereits reingefallen – zahlen musste dank der Unterstützung der Kirchenkanzlei bis heute niemand. Doch Zeitaufwand und Ärger, um die „Forderungen“ abzuwehren, sind beträchtlich. Offizielles Schreiben? Was aussieht wie ein offizielles Behördenschreiben, ist ein oft kommerzielles Angebot: Die „GewerbeauskunftZentrale“, aber auch verschiedene andere„Anbieter“ wie das „Gelbe Branchenbuch“ verstecken im Kleingedruckten ein kostenpflichtiges Eintragungsangebot im Internet: Gemeinden und Kitas sollen die als Fragebogen aufgemachte Offerte mit Angaben zur Branche, ihrer Mailadresse und Webseite ergänzen und unterschrieben unter einer kostenlosen Faxnummer zurücksenden. Erst kommt der „Fragebogen“ meist per Post, dann die dringend gemachte „Erinnerung“ per Fax. Dort ist eine Frist für die Rücksendung vermerkt. Der kommerzielle Charakter des „Angebots“ ist auf den ersten Blick kaum erkennbar – vor allem nicht im hektischen Büroalltag. Fang-Angebot für 596 Euro jährlich Wer auf solche Abfragen reagiert, sitzt sofort einem Fang-Angebot auf. Spätestens wenn 15 Tage später, direkt nach Ablauf der Widerspruchsfrist, eine Rechnung der „Gewerbeauskunft-Zentrale“ ins Haus flattert, ist das Entsetzen groß: 596,06 Euro, ein hilfesuchender Anruf der Kita-Leiterin bei Inke Weishaupt, Juristische Referentin in der Kirchenkanzlei. Sie stellt den Vertragsabschluss wegen arglistiger Täuschung in Frage, entwirft ein Antwortschreiben. Postwendend kommt eine „Letzte außergerichtliche Aufforderung zur Zahlung“ mit einem angehängten „Urteil“ in Fotokopie, dessen Echtheit zweifelhaft erscheint. Zwei Jahre gesteigerte Drohkulisse Die Drohkulisse wird massiver – Einschüchterung gehört zur Taktik. „Ruhe bewahren, keinesfalls zahlen“, rät Inke Weishaupt, schreibt erneut, führt ein entgegenstehendes Urteil an, nachdem solche „Verträge“ nichtig sind. Die Serienbriefe der Gegenseite gehen weiter, stets gespickt mit Kopien von „Urteilen“. Ein Inkassobüro wird eingeschaltet, droht, ein ausgefüllter Mahnbescheid wird mitgeschickt. Dann schreibt ein Rechtsanwalt, droht mit Klage, bietet aber gleichzeitig einen „preisgünstigen“ Vergleich von 450 Euro an und würde die Klage dann fallen lassen. Die Kita-Leiterin bleibt dank Unterstützung durch Inke Weishaupt hart. Zwischenzeitlich kommt die Rechnung für das zweite „Vertragsjahr“, die dubiose Firma eröffnet einen zweiten Schauplatz, hofft, dass die so Bedrohten den Überblick verlieren und irgendwann zahlen. Eine Klage bleibt trotz Androhnung aus. Ihre „Forderungen“ beziffert die „Gewerbeauskunft-Zentrale“ mittlerweile auf 1.400 Euro – bewusste Panikmache. Weitere Inkasso-Briefe folgen, schließlich meldet sich eine zweite Rechtsanwältin, droht erneut mit Klage, bietet aber gleichzeitig einen Vergleich an, der billiger wäre, als der erste: 375 Euro und der Ärger soll vorbei sein. Inzwischen gibt es ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs, das die Anwältin der „Gewerbeaus-kunftZentrale“ in ihrer Darstellung der Rechtslage offenbar bewusst vergessen hat. Darauf aufmerksam gemacht, verzichtet die dubiose Firma „aus Kulanz“ in vollem Umfang auf ihre Forderung. „Nach fast zwei Jahren mit massiven Drohbriefen war endlich Ruhe“, freut sich Inke Weishaupt. Doch Geschäftspraktiken wie die der „Gewerbeauskunft-Zentrale“ werden immer wieder ausprobiert – und finden ihre Opfer, die offiziell anmutende Anfragen zwischen Tür und Angel ausfüllen und zurücksenden. Schon sind sie in die Falle getappt. Da die Massen-Mailings immer wieder leicht verändert werden, sind sie juristisch nicht von vornherein zu verbieten. Die Adressen von Gemeinden und Kitas ziehen „Auskunfteien“ aus dem Internet – Massenmailings per Post und Fax sind billig, wenn nur wenige der Angeschriebenen reagieren und sich danach auch noch einschüchtern lassen, funktioniert die lukratische Masche. Deshalb: Augen auf bei der Kontrolle des Posteingangs und Abzockversuche gleich dahin befördern, wo sie hingehören: In den Mülleimer. Spart garantiert Zeit und schont die Nerven! k kontakt Rechtsberatung der Kirchenkanzlei Inke Weishaupt, Juristische Referentin Telefon 0421/55 97-219 [email protected] www.bek-intern.de BEK Forum Mai 2013 7 geistreich Kindergarten auf text Matthias Dembski fotos Thorsten Adrian „Wir haben Sachen auf das Grab getan, die das Kind vielleicht gemocht hat: Sand und Muscheln“, erzählt Matti. „Der Tote soll sich freuen“, ergänzt Pascal. „Wenn man jemand auf dem Friedhof besucht, soll das ein schöner Ort sein.“ – Deshalb haben die Kinder aus der Kita St. Johannes in Arsten sogar Muscheln aus ihrem letzten Sommerurlaub hergegeben. So liegen jetzt auf dem Modell-Kindergrab auf der Internationa len Gartenschau (IGS) in Hamburg Muscheln aus Kühlungsborn und von der französischen Atlantik-Küste. meinsam mit ihrer Erzieherin Astrid Siemer und KitaLeiterin Hella Wesseler-Kühl in Hamburg gewesen und haben selbst letzte Hand angelegt. Jetzt ist das Muster-Kindergrab, eine Kooperation der Friedhofs gärtnerei und der Kita, in Hamburg zu sehen: Ein bunter Leuchtturm aus Lego mit einem Grablicht in der Spitze, Sand und Muscheln. Nachbarschaftshilfe für die Gartenschau Entstanden ist die Idee zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit aufgrund der gut-nachbarschaftlichen Be ziehung zwischen Kita und Friedhof. In Arsten betreut die Gärtnerei Adrian den direkt an das Kita-Außenge lände grenzenden Friedhof – man kennt sich. Da lag es nahe, die Kita um „Nachbarschaftshilfe“ zu bitten, als die erfahrene Friedhofsgärtnerei plötzlich vor einer Herausforderung stand: „Wir beteiligen uns regelmä ßig an den Gartenschau-Wettbewerben zur Grabge staltung, der diesmal unter dem Motto ‚Tradition er leben‘ steht und hatten uns auf ein Erwachsenengrab eingestellt“, erzählt Gärtnerei-Chef Thorsten Adrian. „Da bekamen wir plötzlich den Grabstein für ein Kin dergrab mit einer in Stein eingelassenen Schaukel und Anfangsbuchstaben aus Lego-Steinen und waren total überrascht“, berichtet Adrian. Sein Mitarbeiter Thor sten Bergfeld kam gleich auf die Idee, die Kita in der Nachbarschaft anzusprechen. „So haben wir unsern Wettbewerbsbeitrag gemeinsam entwickelt. Das war ein Experiment ohne Roten Faden“, sagt der Gärtner meister. „Wir wussten nicht, wo‘s hingeht, sondern haben uns von den Kindern die Ideen vorgeben lassen.“ Tod ist im Kita-Alltag immer wieder Thema Kinder gestalten ein Kinder-Grab Gemeinsam mit der Bremer Friedhofsgärtnerei Adrian haben Lee-Ann, Pascal, Matti und Johannes, allesamt sechsjährige Schulanfänger-Kinder der Igel-Gruppe, den IGS-Wettbewerbsbeitrag entworfen. Wenige Tage vor der Eröffnung der Gartenschau sind sie dann ge - 8 BEK Forum Mai 2013 Auf Kita-Seite hat Erzieherin Astrid Siemer das Projekt begleitet. Sie engagiert sich ehrenamtlich bei Trauer land, dem Bremer Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche. „Zunächst sind wir auf dem Friedhof ge wesen und haben uns Gräber angeschaut, besonders auch ein Kindergrab“, berichtet Astrid Siemer. „Auf einem Babygrab waren Engel und ein Mond“, erin nert sich Lee-Ann. Die Kinder haben gelernt, warum Angehörige Gräber individuell gestalten und sich ganz eigene Gedanken dazu gemacht: „Man macht das, damit man das Grab nicht verwechselt und gut wieder erkennen kann“, meint Lee-Ann. Fragt man die Kinder, wie man sich auf dem Friedhof verhält, bekommt man klare Antworten: „Nicht laut herumschreien, still sein, weil Menschen traurig sind und sich verabschieden wollen.“ Oft beobachten die Kinder Trauerfeiern auf dem benachbarten Friedhof „Egal ob im Gruppenraum eine tote Spinne liegt oder die Oma eines Kindes ge storben ist – das Thema kommt immer wieder und wir greifen es aktuell sofort auf. Manchmal beschäftigen die Kinder auch Nachrichten-Bilder, die sie im Fernsehen gesehen haben.“ Kinder gehen mit dem Tod unbefangen um „Wenn die Kinder vom Tod der Oma erzählen, sind sie schon sehr ernst und man merkt die Trauer. Aber sie können im nächsten Moment wieder fröhlich umher tollen“, beobachtet Astrid Siemer. „Kinder gehen nicht so verkopft wie Erwachsene an das Thema heran, für sie ist Trauer ein Teil des Lebens. Da haben sie uns Erwachsenen viel voraus.“ Aus ihrer Arbeit im Trauerland weiß sie, wie wichtig es ist, Kinder mit in die Trauer einzubeziehen und ihnen einen Ort zu geben, um ihre Gefühle zu bewältigen. „Sterben und Trauer zu tabui sieren, ist der falsche Weg.“ Eltern seien aber wesent lich aufgeschlossener als früher, was z.B. die Teilnahme von Kindern an Trauerfeiern angeht. „Das ist wichtig, dass Kinder das mitbekommen, damit der verstorbe ne Opa nicht einfach aus ihrem Leben verschwindet.“ Sätze wie „Opa ist eingeschlafen“ könnten bei Kindern viele Ängste vor dem Schlafengehen auslösen. „Da ist Klartext besser, wenn man es den Kindern einfühlsam erklärt und dabei auch seine eigenen Gefühle nicht ausblendet.“ Keine fertigen Antworten auf Kinderfragen Kinder stellen im Umgang mit dem Tod viele Fragen, beobachtet die Erzieherin: „Dabei haben sie die Ant worten oft schon selber im Kopf. Ich gebe die Frage geistreich k kontakt Kooperationsprojekt von Kita und Friedhofsgärtnerei Kita St. Johannes Arsten Astrid Siemer, Erzieherin Telefon 0421/82 77 70 [email protected] Friedhofsgärtnerei Adrian Telefon 0421/871 81 77 [email protected] www.adrian-bremen.de/igs2013 dem Friedhof „buten un binnen“-Film zum Projekt der Arster Kita mit der Friedhofsgärtnerei Adrian Für Smartphone-Benutzer „Ein rundes Projekt“ Für die Friedhofsgärtnerei Adrian, die sich seit 1999 bei Gartenschau-Wettbewerben beteiligt, sind Me daillen bei diesem ungewöhnlichen IGS-Beitrag eher zweitrangig. „Tradition leben heißt, diese überhaupt kennen zu lernen“, meint Gärtnermeister Adrian. Das Gemeinschaftsprojekt hat diesen Anspruch erfüllt. Die Arster Kita-Kinder haben viel über christliche Bestat tungs- und Erinnerungskultur gelernt. „Hier waren vier sehr individuelle Kinder mit ihrer Kreativität am Werk“, meint Erzieherin Astrid Siemer. Dass aus den Bildern der Kinder tatsächlich ein Entwurf geworden ist, den alle Beteiligten gemeinsam umsetzten, begeistert Thorsten Adrian: „Ein rundes Projekt!“ Messe Leben und Tod mit parallelem Fachkongress: Vorträge und Workshops zu Hospizarbeit, Pflege, Trauer und Bestattung 16.-17. Mai 2013, jeweils 10 bis 18 Uhr Messe Bremen, Halle 6 Stand der Kirchen: Nr. 6 E 02 Beratungs- und Informationsangebote der Kirchen zur Begleitung sterbender und trauernder Menschen Jeweils um 12.30 Uhr musikalisch gestaltete Andacht im Vortragsraum. In einem separaten Seelsorge- und Beratungsbereich nehmen sich ausgebildete Mitarbeitende Zeit für alle Fragen und Nöte rund um Leben und Sterben. Die Bremische Evangelische Kirche informiert über die 19 evangelischen Friedhöfe in Bremen. Veranstaltungstipp Lesung & Gespräch mit Ina König: Die Liebe hört niemals auf dann zurück und wir sprechen über die Antwort.“ Schließlich wisse niemand genau, was nach dem Tod passiere und wo der Mensch hingehe. „Jeder von uns hat Bilder und Vorstellungen im Kopf, die auch aus unserem Glauben kommen.“ Astrid Siemer möch te den Kindern die Chance geben, eigene Ideen zu entwickeln. „Ich gebe keine Antworten vor, sondern lasse Freiraum für ihre Gefühle und Bilder.“ Der Weg zu christlichen Glaubensvorstellungen, was nach dem Tod kommt, ergibt sich bei den Kindern von selbst. Wo ein Mensch ist, der gestorben ist, beantworten die Kinder auch mit „Die Seele ist im Himmel bei Gott“. Es kommen aber auch Antworten wie „Die Knochen sind im Himmel und die Haut ist auf der Wiese“. Astrid Siemer philosophiert gern mir Kindern über Ideen, wo ein Mensch nach seinem Tod hingeht. Donnerstag, 16. Mai 2013 um 19.00 Uhr Kulturkirche St. Stephani Eintritt frei, Spenden willkommen Verbundensein über den Tod hinaus – Spirituelle Wege durch die Trauer. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bricht eine Welt zusammen. Doch ist mit dem Tod auch die Liebe zu Ende? www.kirche-bremen.de www.kulturkirche-bremen.de www.leben-und-tod.de BEK Forum Mai 2013 9 geistreich Im Juni 2010 hatte ich meinen ersten Bereitschafts dienst als Notfallseelsorgerin. Vorher habe ich einen Einführungskurs hier in Bremen gemacht. Wir haben uns dabei u.a. die Einsatzleitstelle angeschaut, um zu wissen, woher die meisten Anrufe uns erreichen und wie dort gearbeitet wird. Außerdem haben wir unter schiedliche Einsatzszenarien kennengelernt, Fälle aus der Praxis: Wie gehe ich mit bestimmten Situationen um und was kann ich für die Betroffenen tun? Ich habe gelernt, wie ein Polizeiarzt bei ungeklärten Todesursachen arbeitet, wann ein Verstorbener in die Rechtsmedizin kommt usw. Die Praxis-Situation ist kaum vorher zu konstruieren, auch wenn es Leitfäden zu den orga nisatorischen Abläufen gibt. lizei informiert, wir haben die Aufgabe, die Angehöri gen seelsorgerlich zu unterstützen. Gemeinsam eine Todesnachricht überbringen Einsatzübergabe immer um 18 Uhr Als ich das Bereitschaftshandy das erste Mal hatte, klingelte es auch tatsächlich und ich hatte meinen ersten Einsatz. Ich musste mit der Polizei gemeinsam eine Todesnachricht überbringen. Bei einem Verkehrsunfall war ein Mensch ums Leben gekommen und die Polizei musste die Mutter informieren. Das Überbrin gen von Todesnachrichten ist Polizeiaufgabe. Die Po - Ich bekomme das Einsatzhandy immer um 18 Uhr – das ist der feste Übergabezeitpunkt, der nach per sönlicher Absprache zwischen den Diensthabenden etwas flexibel gehandhabt wird. In der Einsatztasche finden sich neben Handy und Navigationsgerät u.a. eine Taschenlampe, ein Einweg-Tatortanzug und Ein weghandschuhe, Planen, eine Mappe mit Adressen, text Matthias Dembski foto Panthermedia Ausnahmesituationen Eine Notfallseelsorgerin erzählt 10 BEK Forum Mai 2013 geistreich Infoflyer verschiedener Beratungsangebote wie Ver waiste Eltern, Weißer Ring oder Trauerland, kleine Kuscheltiere für Kinder usw. Notfallseelsorge ist eine Erstversorgung, aber manchmal hilft es, schon dabei auf weiterführende Hilfsangebote zu verweisen. Mit der Übergabe beginnt mein Dienst. Man ist dann per manent im Stand-by, trinkt abends kein Glas Wein, legt sich keine Termine in diese Zeit, für die man die Verantwortung trägt. Wenn es gar nicht anders geht, verabrede ich für die Zeit von Trauerfeiern, die sich nicht anders terminieren lassen, eine Rufumleitung zu einem Kollegen. „Immer im Stand-by“ Ich bin in der Bereitschaftszeit durchaus angespannt. Das Handy trage ich stets bei mir, nachts liegt es auf dem Nachttisch. Daneben habe ich meinen Block und Stift liegen, denn bei einem Anruf muss ich mir sofort etwas notieren können. Egal ob ich Konfirmandenun terricht habe, in einer Sitzung bin oder am Schreibtisch meine Predigt schreibe – ich muss meine Arbeit sofort unterbrechen und zum Einsatzort fahren. Die Infos, die ich von der Leitstelle bekomme, sind in der Regel sehr dürftig. Das liegt daran, dass die Leitstelle auch nicht mehr weiß. Ich bekomme Name und Adresse sowie kurze Infos, was passiert ist bzw. was mich erwartet. Etwa so: „Am Remberti-Kreisel ist ein Unfall passiert, ein Lkw-Fahrer hat eine Radfahrerin beim Abbiegen übersehen und lebensbedrohlich verletzt.“ Ob der Unfallverursacher Hilfe braucht oder es um eine Be nachrichtigung der Angehörigen geht, das weiß ich vorher nicht. Erzählen lassen, was passiert ist Meist sind die Polizei oder Rettungskräfte vor Ort, die mich in die aktuelle Situation einführen. Was passiert ist, lasse ich mir aus erster Hand erzählen. Dadurch kommt das Gespräch in Gang und ich bekomme ei nen Eindruck, in welcher Verfassung die Betroffenen sind, welche Konstellation es gibt. Manchmal treffe ich Menschen ganz alleine an, manchmal eine große Gruppe. Es geht darum, Angehörigen zu helfen, die ersten Stunden nach einem schrecklichen Geschehen zu bewältigen. Wie kann ich sie soweit stabilisieren, dass sie sich nicht selber in Gefahr bringen? Wen können wir informieren, damit sie nicht alleine sind? – Wer plötzlich einen Menschen verloren hat, ist oft wie vor den Kopf geschlagen und hat keine Idee, wer ihm helfen oder wen man informieren kann. Im ersten Schock sagen viele: ‚Es gibt niemanden!‘ Meine Aufgabe ist es dann, mit ihnen gemeinsam herauszubekommen, wie die nächsten Schritte aussehen und wen es vielleicht doch gibt: Geschwister, Freunde, … Zwischen Kripo und Angehörigen vermitteln Wichtig ist für die Angehörigen bei einem plötzlichen häuslichen Sterbefall beispielsweise, dass ihnen je mand die Abläufe erklärt. Solange der Polizeiarzt nicht den Totenschein ausgestellt hat, darf gar nichts pas sieren. Bei Suizid, plötzlichem Kindstod oder einem Verbrechen hat man es mit der Kriminalpolizei zu tun. Das ist für die Angehörigen eine oft traumatisierende Erfahrung. Meine Aufgabe ist es, für die Angehörigen zu sorgen und ihre Interessen gegenüber der Polizei deutlich zu machen. Zum Beispiel brauchen Ange hörige einen Moment des Abschieds für sich, bevor der Verstorbene in die Rechtsmedizin abtransportiert wird. Darauf muss die Polizei Rücksicht nehmen, auch wenn es die routinierten Abläufe verzögert. Für die Po- lizei ist das Zuhause bei einem plötzlichen Kindstod ein Tatort. Für die Eltern ist es die eigene Wohnung, in der ihr Kind völlig unerwartet zu Tode gekommen ist. Zeit um Abschied zu nehmen Notfallseelsorge gibt auch praktische Hilfen: Ein Beerdigungsinstitut muss informiert werden. Es gibt Men schen, die halten es nicht länger aus, den Verstorbe nen zu Hause zu haben. In jedem Fall informiere ich sie über die Möglichkeit, sich in Ruhe zu verabschie den und den Verstorbenen auch noch längere Zeit zu Hause zu behalten. Wir haben natürlich nicht nur mit Kirchenmitgliedern zu tun, aber es kommt immer wieder vor, dass Angehörige gemeinsam mit mir vom Verstorbenen Abschied nehmen möchten. Das entsteht aus der Situation heraus: Wir sprechen gemeinsam ein Vaterunser, einen Segen. Notfallseelsorge ist Akuthilfe Ich gehe erst in dem Moment, in dem sich die Situation für alle Betroffenen stabilisiert hat, andere Menschen da sind, die helfen können. Häufig ist das der Moment, in dem das Beerdigungsinstitut da war. Unsere Auf gabe als Notfallseelsorge ist die akute Hilfe, zur wei tergehenden Unterstützung gibt es Beratungsstellen, Selbsthilfeeinrichtungen und natürlich Seelsorgeange bote. Manchmal kommt es vor, dass wir noch einmal angerufen werden. Aber der Staffelstab geht dann an die Gemeindepastorinnen oder Trauerredner. Nicht jeden Einsatz allein bestreiten Nicht jeden Einsatz muss ich allein bestreiten. Es gibt Fälle, wo es gut ist, sich Unterstützung zu holen. Bei Unfällen brauchen manchmal sowohl Unfallverursa cher als auch Unfallopfer bzw. Angehörige Unterstüt zung, aber die kann ich nicht zusammen betreuen. Dann rufe ich eine Kollegin oder einen Kollegen dazu und wir teilen uns die Betreuung auf. Möglich ist auch, dass ich gerade in einem Einsatz bin und ein weiterer Einsatz neu hereinkommt. Auch dann fordere ich ei nen Kollegen an. Gleiches gilt für den Fall, dass ich in 18 Stunden drei Einsätze hatte und einfach ausgelaugt bin. Nach der Übergabe folgt die Entspannung Wir übergeben das Handy an den oder die Nachfolgerin. Das bietet die Chance, sich noch einmal über die Erlebnisse, Belastungen und Gefühle auszutauschen. Für mich hat es immer etwas Entlastendes, wenn ich das Mobiltelefon übergeben habe: Diese Verantwor tung ist jetzt beendet und jemand anders übernimmt mit frischen Kräften. Auf der Rückfahrt von der Über gabe höre ich ganz entspannt im Auto Musik. Dienstplan nach Absprache im Team Wir haben uns im Team bislang für die Weitergabe des Handys entschieden und machen nur selten Anrufweiterschaltungen. Um 18 Uhr kommt man bei der Übergabe oft in den Feierabendverkehr. Wir treiben die sen Aufwand aber wegen der Möglichkeit, sich noch einmal kurzzuschließen. Zweimal im Jahr erstellen wir im Team gemeinsam den Dienstplan, demnächst in einem kürzeren Turnus. Die Dienste werden tage weise vergeben, jeder entscheidet für sich, wie oft und wie lange er zur Verfügung steht. Ob ich zwei oder drei Tage mache, entscheide ich selbst. Ich mache nie mehr als 48 Stunden. Notfallseelsorge entlastet Gemeinden Gemeinden haben immer etwas vom gesamtkirch lichen Engagement. Notfallseelsorge stärkt unseren kirchlichen Kernauftrag: Für Menschen in Notsituation seelsorgerlich da zu sein. Das gilt genauso für SAPV, City- oder Telefonseelsorge. Kein Gemeindepastor ist 365 Tage 24 Stunden lang erreichbar - aber wir müs sen trotzdem für Menschen in Ausnahmesituationen ansprechbar sein. Notfallseelsorge entlastet die Ge meinden von diesem berechtigten Anspruch. Wären wir doppelt so viele Leute in der Notfallseelsorge, müsste jeder Einzelne weniger Zeit dafür aufwenden – und alle würden davon profitieren, auch in ihrer seelsor gerlichen Kompetenz! k kontakt Notfallseelsorge Pastor Uwe Köster, Koordinator Pastor Uwe Köster Telefon 0421/244 28 90 [email protected] Gesucht werden Nur Pastorinnen und Pastoren (aufgrund des ihnen zustehenden Zeugnisverweigerungsrechtes und der seelsorgerlichen Ausbildung, die Theologen bereits mitbringen). Das ökumenische Team besteht derzeit nur aus 11-12 aktiv Mitarbeitenden, die untere Grenze liegt bei 15 Mitarbeitenden (1999 bei wesentlich weniger Einsätzen berechnet) Zeitaufwand Dienstpläne werden im Team abgestimmt je nach persönlichen und dienstlichen Möglichkeiten bestimmen die Notfallseelsorger/innen selbst, wie oft und wie lange sie Dienste (min. 24 Stunden/Dienst) übernehmen. Geboten wird Einführungskurs für Neueinsteiger/innen startet nach den Sommerferien, u.a. mit Ortsterminen in der Polizeileitstelle, Pathologie, Feuerwache I usw. Begleitung durch einen Mentor aus der Region Regelmäßige Fortbildungsabende in Kooperation mit Partnern wie Trauerland, Verwaiste Eltern, Sozialpsychatrischer Dienst oder dem Kommissariat für Gewaltdelikte usw. monatliche zweistündige Gruppensupervision, bei Bedarf zusätzliche Einzelsupervision Konzentration auf die kirchliche Kernaufgabe, Menschen in schutzlosen Situationen, in denen sie nur begrenzt handlungsfähig sind, zur Seite zu stehen oft ein ehrliches Dankeschön: „Gut, dass Sie da waren!“ www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 11 praktisch f filme Die Glocken von St. Ansgarii im TV Bei buten un binnen im Radio Bremen TV: www.radiobremen.de Bei Sat.1 Regional Niedersachsen-Bremen: www.hannover.sat1regional.de i infos Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen Buchtipp: Zum Lobe seines Namens. Liturgie und Glocken. Enthält u.a. Empfehlungen für eine Läuteordnung und den Rechtsrahmen für die Nutzung von Kirchenglocken. Heute muss die Glocke werden... Kostenlos als PDF unter www.glocken-online.de Auf der Website des Beratungsausschusses finden sich zudem Word-Musterdateien: Leistungsbeschreibung für die Herstellung, Lieferung und Montage von Glocken, Glockenstühlen, Glockenarmaturen, Läutemaschinen und deren Zubehör Vertragsbedingungen Glocken- und Läuteanlagen Jährlicher Kirchturm-/ Glocken-Selbstcheck Bei Kontrollen im Turm: Jede Glocke muss fest mit ihrer hölzernen oder stäh - Ohrenschutz nicht vergessen! lernen Drehachse, dem Joch, verbunden sein. Ist die Verbindung locker (fest mit der Hand gegendrücken) Klangveränderung oder Nebengeräusche oder beschädigt: Glocke stilllegen, Wartungsfirma be - (Klappern, Klirren oder Brummen): Klingt eine Glocke nachrichtigen. plötzlich hörbar anders, ist sie vermutlich beschädigt. Sofort mit einer starken Taschenlampe innen und au - An die Turmwand lehnen und läuten: Bekommt ßen ableuchten und auf Risse prüfen. Läuten einstellen man dann das Gefühl, auf einem schwankenden Schiff und einen Glockensachverständigen benachrichtigen. zu stehen, schwingt der Turm mit. Dieses Problem tritt vor allem bei schlanken Kirchtürmen auf: Die Glocken Hinken: Schlägt eine Glocke nur einseitig oder mit ihrer Pendelfrequenz liegen so ungünstig zur Ei - nicht gleichmäßig auf beiden Seiten an, wird sie über - genfrequenz des Bauwerks, dass der Kirchturm durch mäßig belastet. Entweder ist die Läutemaschine verstellt das Läuten zu Schwingungen angeregt wird. Sofort die oder der Klöppel hat sich verschoben. Läuten einstellen Bauabteilung/ einen Glockensachverständigen kontak - und Wartungsfirma anrufen. tieren, sonst drohen Schäden am Bauwerk. Klöppel müssen in dieselbe Richtung schwingen, Wartungsvertrag: Einmal jährlich sollte eine Fach - wie die Glocke. Sonst entstehen Querkräfte und der firma die gesamte Läuteanlage in Augenschein neh Klöppel schlingert. Klöppelaufhängung überprüfen, men. Wichtig: Dokumentation der durchgeführten Ar - Klöppel von der Wartungsfirma neu ausrichten lassen. beiten im Wartungsbericht. Das hilft bei der Entschei - Offen aufgehängten Glocken benötigen Klöppelab dung über spätere größere Reparaturen/Sanierungen. - - sturzsicherungen, denn Klöppel können durch Materi alermüdung plötzlich brechen und abstürzen. Zusammenfassung mit freundlicher Genehmigung von An - dreas Philipp aus der „Informationsmappe für Baubeauftragte“ Schief hängende Glocken 14 BEK Forum Mai 2013 www.glocken-online.de drohen abzustürzen: der Hannoverschen Landeskirche. Arbeitshilfe „Sichere Kirchtürme und Glockenträger“ mit Prüfliste zur Unterhaltung von Kirchtürmen mit Empfehlungen und Musterverträgen von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft www.vbg.de k kontakte Bauabteilung der Bremischen Evangelischen Kirche Telefon 0421/55 97-278 [email protected] Externer Glockensachverständiger Dipl.Physiker Andreas Philipp Telefon 0551/82 07 873 [email protected] www.kirche-bremen.de Treffpunkt im Quartier Der Treffpunkt im Quartier (TiQ) hat aus der Not eine Tugend gemacht. Das Gemeindezentrum Apoldaer Straße in Aumund-Hammersbeck stand schon auf der „Abschuss-Liste“: Keine Weiternutzung empfohlen, hohe Energie- und Unterhaltungskosten. Ende der sechziger Jahre als Zentrum für den Nordbereich der Kirchengemeinde Alt-Aumund entstanden, war das daneben stehende Pfarrhaus schon vor einigen Jah ren verkauft worden. „Unsere Gemeinde ist zu klein geworden, so dass uns die Bremische Evangelische Kirche (BEK) den Verkauf des Gebäudes nahegelegt hat“, erzählt Pastor Jan Lammert. Als die Verkaufsüberlegungen öffentlich wurden, gab es aus dem Stadtteil enttäuschte Proteste: „Jetzt zieht sich die Kirche hier auch noch zurück, wir haben kaum noch öffentliche Infrastruktur!“ Vor allem fehlte ein Begegnungsort. Die städtische Kita und die örtliche Grundschule waren die einzigen öffentlichen Institutionen im Stadtteil im nördlichsten Winkel Bremens, kurz vor der Stadtgren ze zu Niedersachsen. Beide Bildungseinrichtungen sind gut im Stadtteil verankert, der ansonsten aber „ein vergessener Randbereich“ mit vielfältigen sozialen Problemen ist. „Menschen fühlen sich abgehängt“ „Wir haben hier Siedlungshäuser, vor allem aber viel sozialen Wohnungsbau mit mieser Wohnqualität, weil die Häuser wechselnden amerikanischen Heuschre kken gehören. Viele Menschen fühlen sich hier abge hängt“, beschreibt Jan Lammert die Situation. „Viele alleinstehende ältere Menschen, viele Migrantenfami lien in der dritten Generation prägen das Umfeld.“ Die Gemeinde begann, sich nach Kooperationspartnern umschauen: Ganztagsschule Borchshöhe, städtisches Kinder- und Famlienzentrum Flintacker, die Sozial raumkoordinatorin des Amtes für soziale Dienste, der Verein „Drehscheibe“ vom Freundeskreis des Hauses der Familie, die Siedlergemeinschaft und der Verein für Innere Mission stiegen in die Projektgruppe ein, die das TiQ-Konzept entwickelte. Über die Einschulungsgottesdienste gab es schon eine langjährige Zusammenarbeit mit der direkt gegenüber liegenden Ganztagsschule, mit der Siedlergemein schaft ebenfalls über den jährlichen Zeltgottesdienst am 1. Mai. „Alle wollten etwas für das Miteinander der Kulturen und Generationen im Stadtteil tun. Uns war klar: Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln, lässt sich die Idee eines Quartierzentrums verwirklichen“, erin - nert sich Annelie Adam vom Haus der Familie in Vegesack. Ohne ein Finanzierungskonzept im Kopf zu ha ben, entwickelte die Projektgruppe Ideen: Eine Senio renberatung, besonders zur Demenz-Problematik, war ein Wunsch – so kam der Verein für Innere Mission mit ins Boot, der gleich ein weiteres Angebot mitbrachte: Den mobilen Anziehungspunkt, der gute erhaltene Gebrauchtkleider anbietet. Kinderangebote, die bis auf die Kinderkirche im bisherigen Gemeindezentrum fehlten, brachte der Verein Drehscheibe mit, der seine Outdoor-Spielangebote mit Betreuern aus unterschiedlichen Kulturkreisen organisiert. Elterngruppen aus den städtischen Bildungseinrichtungen haben mit dem TiQ auch einen neuen Treffpunkt bekommen, ob für die Krabbelgruppe oder zum Frühstückstreff. „Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass in dem christli chen Gemeindehaus ein Kreuz hängt, unter dem jetzt kopftuchtragende Muslimas mit ihren Kindern spielen oder Kaffee trinken“, sagt Annelie Adam. Auch die FitKurse, die Eltern mit Migrationshintergrund in ihrer Erziehungskompetenz stärken sollen, haben im TiQ einen Ort gefunden. praktisch text Matthias Dembski fotos Jan Lammert dinator mit sieben Wochenstunden. Neben Sabine Werner, die als Hausmeisterin die Raumnutzung re gelt, gibt es keine weiteren Hauptamtlichen vor Ort. Die Gruppen organisieren ihre Angebote selber – auf einer Pinnwand im Eingangsbereich sind die Termine und Ansprechpartner für alle Besucher zu sehen. Das Angebot wächst nach einjährigem Bestehen des TiQ ständig, weil immer mehr Gruppen aus dem Stadtteil die Räume für sich entdecken. k kontakt Treffpunkt im Quartier in Aumund-Hammersbeck (TiQ) Viele Partner nutzen den TiQ Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat den Projektstart mit 15.000 Euro unterstützt. Das Gebäude bleibt in Verantwortung der Gemeinde, die aber dank vielfältiger Kooperationspartner nicht allein auf den Unterhaltungs- und Energiekosten sitzen bleibt. Eine Teilsanierung des Dachs und der Fenster aus Gemeinderücklagen ermöglicht jetzt niedrigere Betriebsko sten. „Alle Gruppen, die sich hier treffen, zahlen einen individuellen Beitrag, je nach ihren Möglichkeiten“, erläutert Jan Lammert. Gegen eine geringe Miete kön nen auch Privatleute die Räume z.B. für Familienfeste mieten. Dennoch ist die Projektgruppe auf der Suche nach weiteren Geldgebern und Unterstützern. Für Projekte wie die Themengärten, ein intergeneratives Projekt, hat TiQ das Preisgeld einer Bank erhalten, die Spielplatz-Angebote der „Drehscheibe“ konnten sich sogar über eine 10.000 Euro Bank-Spende freuen. Regelmäßige Netzwerktreffen Um die vielfältigen Angebote des TiQ zu koordinie ren, treffen sich alle Projektpartner regelmäßig zu Netzwerktreffen. Mit dem Sozialpädagogen Kalle Bosser hat das Projekt seit Januar einen Angebotskoor- Pastor Jan Lammert, Kirchengemeinde Alt-Aumund Telefon 0421/460 20 111 [email protected] Kalle Bosser, TiQ-Koordinator Telefon 0421/658 88 42 (Mittwochs 13-17 Uhr) Einige der Angebote im TiQ • „Drehscheibe“: Kinder- und Jugend-Spielangebote im Freien, nutzt die Räume bei schlechtem Wetter • Mutter-Kind-GruppemuslimischerFrauen • „Fit-Kurse“ für Eltern mit Migrationshintergrund •Themen-Gärten: Schulklassen, Konfirmandengruppen usw. gestalten das Außengelände. Erfahrene, ältere Gärtner/innen leiten sie an. • PC-KursefürSenioren: Siedler und Schule koope rieren, den PC-Raum stellte die Schule. • Seniorenberatung • MobilerAnziehungspunkt mit Gebrauchtkleidung • SelbsthilfegruppefürAllergiker • StadtteilcaféfürPflegefamilien: Pflegekinder in Bremen (PiB) nutzt den TiQ für regelmäßige Treffen von Pflege- und Herkunftsfamilien. • Siedlergemeinschaftu.a. mit ihrer Arbeitsgruppe zur Stadtteilgeschichte • Stadtteil-Café,OffenesFrühstückusw. • Yoga und „Tanz um 1900“ als Bewegungsangebote • Malgruppe • Frauenkreis und Basarkreis der Kirchengemeinde www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 15 praktisch text Matthias Dembski fotos Jona-Gemeinde/ Matthias Dembski v vorgemerkt 50 Jahre Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder Jubiläums-Ausstellung und -Feierlichkeiten unter dem Motto „Kinder-KircheQualität“ am Freitag, 13. September 2013 ab 14 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani Neben moderierten Fachgesprächen (am Nachmittag), Improtheater und Klavierbegleitung (am Abend) gibt es die Gelegenheit, die mit dem Jubiläum verbundene Ausstellung in der Kulturkirche anzusehen. Diese Ausstellung wird über einen Zeitraum von sechs Wochen für interessierte Besucher geöffnet sein. Die Ausstellung selbst ist in fünf unterschiedliche Bereiche eingeteilt, die jeweils thematisch die vergangenen 50 Jahre beleuchten. Kontakt zum Fest-Ausschuss: Astrid Kober-Müller, Fortbildungsreferentin im Landesverband Ev. Tageseinrichtungen für Kinder Telefon 0421/346 16-45 [email protected] www.kirche-bremen.de 16 BEK Forum Mai 2013 Eltern, Kita und Donnerstagnachmittag in der Abholzeit der Kita der Jona-Gemeinde im Kurfürstenviertel: Mütter steuern das Elterncafé im Eingangsbereich an, wo Daniela Rohde und Birgit Heise für Gespräche bei einer Tasse Kaffee zur Verfügung stehen. „Heute Nachmittag ist auch die Musikschule hier im Haus, so dass Eltern gern die Wartezeit hier überbrücken“, erzählt Daniela Rohde, Erzieherin in der Kita und Elternbeauftragte. Unterstützt wird sie von Birgit Heise, Mitglied im Kirchenvorstand der Jona-Gemeinde und seit langen Jahren ehrenamtlich in der Spielkreis-Arbeit aktiv. Die beiden bilden das Tandem für das Elternprojekt, das Brücken zwischen Gemeinde und Kita schlagen soll. Die Jona-Gemeinde ist eine von insgesamt fünf Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), die für dieses dreijährige Pilotprojekt ausgewählt wurden. Gemeinsamer Wochenausklang in der Kita Elternwünsche gezielt abgefragt Pinwände vernetzen Alt und Jung Für den kommenden Freitag organisiert das Elternprojekt-Team ein Fischessen, für das es 32 Anmeldungen gibt – Senioren aus der Gemeinde ebenso wie Kita-Eltern mit ihren Kindern. Pastor Wolfgang Grosse besorgt den Fisch und wird selbst dabei sein. Das Fischessen ist einer der Begegnungsorte, die durch das Elternprojekt möglich geworden sind. „Die sechs Stunden zusätzlich sind für uns ein Segen“, sagt KitaLeiterin Gabriele Winter. „Die Verzahnung zwischen Gemeinde und Kita klappt dadurch viel besser.“ Am Beginn des Projektes in der Jona-Gemeinde stand eine Befragung: Eltern wünschten sich einen Themenabend zum „Kirchenjahr“, eine ständige begleitete Krabbelgruppe im Gemeindezentrum und eine Spielecke im Gottesdienstraum wurde daraufhin eingerichtet. Damit die Vernetzung der Eltern, aber auch zwischen den Generationen ohne großen Aufwand funktioniert, gibt es zwei Pinwände. Eine steht im Eingangsbereich des Gemeindezentrums, die andere in der Kita. Das Prinzip ist einfach: Man füllt zwei Karten aus, die auf beide Wände gepinnt werden. Egal ob es um Hilfe beim Nähen oder eine Support bei PC-Problemen geht, die Pinwände bringen Alt und Jung zusammen. „Unser Aktivenkreis erweitert sich stetig“, beobachtet Kita-Leiterin Winter. Das Gemeindezentrum, unter dessen Dach auch die Kita ihre Räume hat, bietet dafür räumlich gute Voraussetzungen. So können Seniorenturnen und Spielkreis gleichzeitig stattfinden. „Da geht die Oma turnen und Opa bringt danach die Enkelin und beide gehen gemeinsam zum Spielkreis.“ Der Freitagnachmittag hat sich als Termin für gemeinsame Aktivitäten von Kita und Gemeinde bewährt: „Das ist ein guter Wochenausklang, Eltern haben vielleicht schon eher Feierabend und kommen dann in die Kita“, erklärt Birgit Heise. Egal ob Kohlfahrt oder Grillfest mit über 100 Teilnehmenden – das Projekt hat dazu geführt, dass Eltern mehr Zeit in der Kita verbringen und besser miteinander und den Erzieherinnen ins Gespräch kommen. „Wir kombinieren die FreitagAngebote mit einem Kurz-Familiengottesdienst.“ Alle sechs Wochen gibt es ein Elternfrühstück, das mittlerweile auch von den Senioren der Gemeinde besucht wird. „Das Projekt hat einen Schneeballeffekt: Bei den Senioren gibt es einen Paddler, der jetzt eine ElternKind-Paddeltour anbietet“, freut sich Daniela Rohde. praktisch Elternprojekt - Die Wünsche Elternbedürfnisse stehen bei diesem Projekt im Mittelpunkt. Eine Bedarfsanalyse hat gezeigt, was ihre Anliegen sind, bei denen sie von der Kita Unterstützung erwarten: • Gesprächpartner und Beraterinnen in Erziehungsfragen: Die pädagogische Kompetenz der Kita ist für unterschiedliche Lebensbereiche und -situationen gefragt. • Zuhören und Beraten bedeutet Entlastung: „Hier gibt es jemanden, der unsere Situation als Familie ernst nimmt und die Probleme aus erster Hand kennt, uns bei der Entwicklung von Lösungen unterstützt.“ • Sicherheit: Individuelle Bedürfnisse ernst zu nehmen, braucht einen geschützten Raum, in dem Anliegen vertraulich bleiben. Die Elternbeauftragten müssen sich Zeit nehmen, um auf individuelle Anliegen einzugehen. Elternprojekt - Das Ziel Eltern sollen in ihrer Erziehungsverantwortung begleitet und gestärkt werden. Gemeinde vernetzen Kita-Elternarbeit als Gemeindeaufbau „Wir arbeiten nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Manche Angebote wie das eines Indoor-Spielcafés haben nicht funktioniert. Ein Märchenprojekt mit Senioren in der Kita haben wir bislang nich nicht realisiert, werden es aber ausprobieren“, berichtet Daniela Rohde. Eltern einzubinden sei keine einfache Aufgabe, sagt die Erzieherin. Die meisten seien berufsbedingt zeitlich sehr eingespannt. „Ehrenamtliches Engagement funktioniert da nur in sehr engen Grenzen und nur auf Zeit.“ So braucht es immer wieder Impulse der Hauptamtlichen. „Die sechs Stunden reichen dafür kaum aus.“ Auch andere Hauptamtliche der Gemeinde und der Kita bringen sich ein, damit Angebote funktionieren. „Unsere Küsterin unterstützt uns bei der Vorbereitung des Fischessens, Pastor Grosse organisiert demnächst eine Vater-Kind-Tour zu einem Abenteuerspielplatz in Zeven mit anschließendem Grillen“, erzählt Birgit Heise. Viele Eltern wählen die Jona-Kita bewusst an, wohnen aber nicht im Gemeindebereich. Familiengottesdienste und -freizeiten haben eine gute Resonanz. Unsere Chance als Gemeinde liegt darin, Kita-Kinder und ihre Familien auch nach der Kita-Zeit an die Gemeinde zu binden. Dabei hilft uns das Elternprojekt sehr.“ Elternprojekte in fünf Bremer Kitas Elternarbeit gehört in Kitas zu den Selbstverständlichkeiten, denn nur so lässt sich Erziehungspartnerschaft zwischen Zuhause und Kindergarten verwirklichen. Doch wenn es um umfangreichere Projekte zur Elternbildung und -beratung geht, fehlen oft die Ressourcen. Das „Elternprojekt“, das der Landesverband in fünf ausgewählten Kitas angeschoben hat, ist mit jährlich 50.000 Euro ausgestattet und hat gerade Halbzeit. Die fünf Projekteinrichtungen der Gemeinden Blumenthal reformiert, Martin-Luther Findorff, Gröpelingen und Oslebshausen (Standort Gröpelingen), Hemelingen und Jona hatten sich um eine Teilnahme beworben und können sich noch bis zum Sommer 2014 über eine Sonderfinanzausstattung freuen, die ihnen eine intensivere Elternarbeit ermöglicht. Das Projekt wird mit jährlich 50.000 Euro aus Kirchensteuermitteln finanziert und ist vom Kirchentag im November 2009 beschlossen worden. Gewünschter Nebeneffekt: Die Vernetzung mit den Gemeinden und ihren Angeboten und die Verankerung der Kita im Stadtteil verbessert sich. Kirchengemeinden sollen sich noch stärker zu Orten für Familien entwickeln. Damit die Vernetzung zur Gemeinde gelingt, verantwortet immer eine Person aus dem Gemeindebereich (z.B. Pastorin, Diakon, Kirchenvorsteherin) das Kita-Elternprojekt aktiv mit. Elternprojekt - Die Ausstattung Jede beteiligte Kita hat Elternbeauftragte. Diese Aufgabe übernehmen ein bis zwei pädagogische Fachkräfte aus dem Kita-Team, die dafür zusätzlich bis zu sechs Arbeitsstunden wöchentlich und Sachkosten von 1.500 Euro pro Jahr bekommen. Sie nehmen Elternanliegen auf und organisieren passende Angebote. Elternarbeit braucht Ressourcen Für Projektkoordinatorin Sonja Gloistein, Fachberaterin im Landesverband, hat sich die Idee des Elternprojektes schon jetzt bewährt: „Wir sehen in den fünf Kitas, dass man mit relativ geringen Mitteln viel bewirken kann. Die Einrichtungen stellen richtig was auf die Beine, was auf die Gemeinden ausstrahlt und deren sozialdiakonische Stadtteilarbeit stärkt.“ In der Jona-Gemeinde hoffen alle Projektbeteiligten auf eine Verstetigung des Projektes. „Unser Traum wäre eine halbe Diakonenstelle für die Familienarbeit, eine Art Eltern-Gemeinde-Koordinatorin. Denn unsere Erfahrung zeigt: Es braucht jemanden, der‘s anschiebt, Menschen anspricht und gewinnt, dann entsteht viel Neues.“ k kontakt Elternprojekte in evangelischen Kitas Projektkoordinatorin Sonja Gloistein Telefon 0421/346 16-51 [email protected] Kita der Jona-Gemeinde Telefon 0421/46 60 22 [email protected] www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 17 praktisch Neue Geldquellen Drittmittel zur Finanzierung kirchlicher Arbeit werden immer wichtiger, denn perspektivisch sinken die Kir chensteuereinnahmen deutlich. Gut, wenn man weiß, wie man an solche Drittmittel kommt: Stiftungen, Lot teriegelder, private Spender, öffentliche Förderpro gramme, EU-Mittel oder Wettbewerbe von Banken und Wirtschaftsunternehmen sind nur einige der möglichen Geldquellen. Die Bremische Evangelische Kir che hat zwei Fachstellen, die Gemeinden und Einrichtungen bei der Erschließung von Drittmitteln tatkräftig unterstützen: Die Fachstelle Fundraising für Gemein den mit Petra Detken und die Fachstelle Fördermittel für gesamtkirchliche Einrichtungen mit Jens Holdorf. Fundraising-Konzepte jetzt erarbeiten „Gerade jetzt, wo die Kirchensteuereinnahmen noch für eine relativ gute Finanzausstattung sorgen, ist der richtige Zeitpunkt, um über Fundraising nachzuden ken“, meint Petra Detken. Sie berät seit September 2011 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kir che (BEK) beim Aufbau eines Fundraisingkonzeptes. „Das braucht Vorlauf, denn Fundraising bedeutet Menschen zu gewinnen und ins Geschehen einzu binden.“ Nachhaltige Mitgliederbindung sei mehr als ein Förderverein oder ein gelegentlicher Spendenbrief, meint die Verantwortliche der Fachstelle Fundraising. „Gemeinden stehen im Wettbewerb aller Non-ProfitOrganisationen im Stadtteil vom Sport-, Kleingartenbis zum Tierschutzverein.“ Wichtig sei daher eine klare Positionierung, sowohl durch ein Leitbild wie durch eine gute Außendarstellung. Dabei könne auch ein Beratungsprozess bei der Arbeitsstelle für Supervision und Gemeindeberatung helfen. 18 BEK Forum Mai 2013 Um Spenden bitten hat Tradition „Fundraising erfordert Eigeninitiative und braucht je manden, der sich dafür in der Gemeinde verantwort lich fühlt“, empfiehlt die Fundraising-Fachfrau. Dazu gehört es, regelmäßig im Mitarbeitendenportal www. bek-intern.de aktuelle Wettbewerbe von Banken, Stif tungen und anderen Geldgebern durchzusehen: Was passt auf das Gemeindeumfeld, haben wir ein passendes Projekt, um uns zu bewerben oder können wir eins auf die Beine stellen? „Fundraising hat in der Kirche Tradition, vom Neubau einer Orgel bis zur Afrika-Patenschaft einer Gemeinde. Diese Vorerfahrungen sollten Gemeinden nutzen und ein systematisches Fundraisingkonzept aufbauen“, rät Detken. Vielerorts beschreiten Gemeinden bereits kreative Wege, um ihre Projekte zu finanzieren: So gibt es für die Stadtteilmütter im Bremer Westen am 12. Juni ein Benefizessen, bei dem die Sozialsenatorin, der Schriftführer und andere Pastoren servieren. Als Tischredner konnten die Organisatorinnen den Integrationsexperten und Bürgerschaftsabgeordneten Elombo Bolayela gewinnen. Arbeitshilfe zu „Testamentspenden“ Zu Testamentspenden entwickelt die Fundraising-Fachstelle derzeit gemeinsam mit der Oldenburgischen und Reformierten Kirche eine Arbeitshilfe. „Dieser Bereich erfordert eine besondere Sensibilität, weil oft der Grenzbereich zwischen Seelsorge und VermächtnisOrganisation berührt ist.“ Die Arbeitshilfe ergänzt das umfangreiche Informationsangebot der Fachstelle. „Ich komme gern in Kirchenvorstände und Gemeinden, um das Thema Fundraising vorzustellen und gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort Ideen zu entwickeln. Manchmal ist es gut, an einem konkreten Einzelpro jekt zu erproben, was später in einem Gesamtkonzept zum Fundraising umgesetzt wird.“ Denn dann ist z.B. die Infrastruktur wie etwa eine Spender-Datenbank zur nachhaltigen Betreuung der Unterstützer aufgebaut, auf die bei weiteren Aktionen zurückgegriffen werden kann. In sechs Jahren 975 Milliarden Euro Auch wenn die Euro-Krise und die Brüsseler Bürokra tie das Europa-Bild hierzulande oftmals verengen: Die europäische Einigung bietet vielfältige Chancen. Dazu gehören sehr konkrete finanzielle Möglichkeiten, von denen auch Non-Profit-Organisationen wie die Kirche profitieren können. Denn die Europäische Union gibt Milliardenbeträge für Förderprogramme aus. In der Förderperiode 2007 bis 2013 werden EU-weit insge samt 975 Mrd. Euro verteilt. Doch dieses Geld liegt nicht auf der Straße, sondern muss oft mühsam bean tragt werden – und das nicht etwa in Brüssel, sondern meist vor Ort in Bremen. Denn über drei Viertel des EU-Haushalts werden national oder regional verwal tet. Daneben gibt es natürlich auch zahlreiche Förderprogramme, die direkt in Brüssel verwaltet werden. Wer durch diesen Dschungel eine Schneise für sich schlagen will, braucht kundige Helfer an seiner Seite. Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat dafür vor drei Jahren eine Fachstelle Fördermittel eingerichtet. Jens Holdorf berät allerdings nur die zentralen gesamtkirchlichen Einrichtungen, z.B. den Kita-Landesver band, das forum Kirche mit seinen Einrichtungen, Be - praktisch Angebote der Fachstelle Fundraising • Servicestelle nur für Gemeinden • Unterstützung von Gemeinden bei der Einführung von Fundraising (Konzeptentwicklung bzw. projektbezogen) • kein operatives Fundraising, d.h. die Durchführung liegt bei den Gemeinden • Beratung und Begleitung haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitender vor Ort • regelmäßige Seminare und Workshops • Informations- und Materialdienst für Gemeinden • Beratung über Stiftungsmittel als ein Baustein für Fundraising Angebote der Fachstelle Fördermittel • nur Ansprechpartner für gesamtkirchliche Einrichtungen • Beratung über staatliche Mittel, Stiftungs- und Lotteriemittel sowie europäische Fördermittel • unterstützt Antragsteller bei der Gewinnung von Fördermitteln für ein konkretes Projekt (Fördermittel-Recherche in Datenbanken/ Newslettern) • Fachberatung bei Abrechnungen, Mittelnachweisen sowie dem Berichtswesen text Matthias Dembski illustration Ulrike Rank erschließen ratungsstellen, die Kultur- und Jugendkirche oder das Jugendberufsberatungsangebot RAZ. BEK muss in den EU-Begleitausschuss Jens Holdorf wünscht sich, dass die BEK künftig stärker mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes Bremen kooperiert. „Dort werden die EU-Mittel für Bremen verwaltet und deshalb müssen wir in den Gremien vertreten sein wie alle anderen großen Dienstleister in Bremen auch.“ 2014 läuft die nächste Förderperiode an, die bis 2020 dauert. „Wir müssen als BEK jetzt die Pflöcke einschlagen, um in den Begleitausschuss zu kommen, der die Vergabe der EU-Gelder koordiniert. Auch wenn der Wirtschaftssenator den Hut aufhat: In diesen Begleitgremien sind auch NonProfit-Organisationen wie Gewerkschaften oder Naturschutzverbände vertreten. Die evangelische Kirche könnte auch in Bremen in diesem Konzert mitspielen, wie die Beispiele anderer Landeskirchen von Bayern bis zur Nordkirche zeigen. Trennung der Aufgaben nicht bewährt Der Service der Fachstelle Fundraising von Petra Detken kommt ausschließlich Gemeinden zu Gute. Wollen sich gesamtkirchliche Einrichtungen wie z.B. die Kultur- oder Jugendkirche dort in Sachen Fundraising beraten lassen, ist das leider nicht möglich. Denn die Fachstelle hat ausdrücklich nur den „Gemeinde-Hut“ in Sachen Fundraising-Beratung auf. Für die Fachstelle Fördermittel gilt die Beschränkung andersherum: Jens Holdorf darf nur gesamtkirchliche Einrichtungen z.B. über Lotterie- oder EU-Mittel beraten. Dabei passen zahlreiche EU-Förderprogramme auch für Gemeinden, wie ein Blick auf die EKD-Homepage zeigt: Vom Umbau eines Gemeindezentrums zum Begegnungszentrum oder Mehrgenerationenhaus bis zur Finanzierung von Jugendprojekten oder Sanierungen historischer Kirchen und Orgeln reicht die Palette geförderter Aktivitäten. Die Fachstelle Fundraising und die Fachstelle Fördermittel haben jeweils eigene kirchliche Begleitgremien. Die Trennung der Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche der beiden Fachstellen ist ein Paradox, denn Fundraising bedeutet das Einwerben von „Drittmitteln“, also auch Stiftungs- oder Lotteriemittel plus das weite Feld von staatlichen und EU-Fördertöpfen. Die BEK trennt ihre Unterstützungsangebote bislang nach Zielgruppen und nach Aufgaben. Dabei wäre es sinnvoll, bei bestimmten Projekten im Verbund zu denken. Beispiel Elternprojekt (siehe S. 16-17): Nach Auslaufen der befristeten Projektfinanzierung sollen die Aktivitäten über Fundraising weiter finanziert werden. Da in diesem Fall sowohl Gesamtkirche wie Gemeinden im Boot sind, können Petra Detken und Jens Holdorf ausnahmsweise gemeinsam beraten. Eine solche Vernetzung von Fördermittel-Gewinnung zur Anschubfinanzierung und Fundraising zur dauerhaften Finanzierung wäre aber bei vielen Projekten sowohl in Gemeinden als auch in der Gesamtkirche sinnvoll. In der kommenden Ausgabe von BEK Forum berichten wir über eine Fortbildungsexkursion von BEK-Perso nalentwicklerinnen in die Schweiz zum Thema „Neues Alter 55plus - Wie sich die Kirche auf den demo grafischen Wandel einstellen kann“, die mit EU-Mit teln aus dem Leonardo-Programm finanziert wurde. t tipp 1. Fundraisingtag der Bremischen und der Oldenburgischen Kirche Samstag, 7. September 2013 9.30-17.00 Uhr in der Stadtkirche Delmenhorst Kostenfrei für Mitglieder der beiden Kirchen, Teilnehmende aus ACK-Kirchen 25 €. Vorträge und Workshops u.a. mit Lothar Schulz (Mitbegründer der Fundraising Akademie Frankfurt), Melanie Stöhr (Greenpeace), Maik Meid (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands) Programm mit weiteren Infos & Anmeldeflyer ab Mitte Mai bei beiden BEK-Fachstellen. k kontakt Drittmittel für die kirchliche Arbeit Fachstelle Fundraising für Gemeinden Petra Detken Telefon 0421/55 97-307 [email protected] Servicestelle Fördermittel für gesamtkirchliche Einrichtungen Jens Holdorf Telefon 0421/346 16-29 [email protected] www.bek-intern.de www.fundraising-evangelisch.de Servicestelle Förderpolitik im EKD-Büro Brüssel Beratung für EU-Förderpolitik/-projekte Gisela de Vries bzw. Christoph Schnabel Telefon 0032-(0)2-28 21 053 oder 0032-(0)2-28 21 050 [email protected] [email protected] Abo des „FörderInfo Aktuell“-Newsletters, Übersicht neu anlaufender EU-Förderprogramme sowie zahlreiche Projektbeispiele aus Gemeinden und Landeskirchen, die mit EU-Mitteln gefördert wurden: www.ekd.eu Alle Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU in einer Datenbank www.foerderdatenbank.de BEK Forum Mai 2013 19 Personeller Wechsel in Friedehorst Die finanziell angeschlagene Bremer Diakoniestiftung Friedehorst kommt nicht zur Ruhe. Das Kuratorium der Einrichtung hat Mitte April die gleichberechtigten Vorstände Pastor Christian Frühwald und Lot har Lotzkat abberufen. Das Verhältnis zwischen den bei den Vorständen sei so gestört gewesen, „dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich war“, erklärte der Vorsitzende des leitenden Gremiums, Christian Lürßen. Inzwischen hat Bremens Landesdiakoniepfarrer Michael Schmidt (49) den Vorstandsposten des Sozialunternehmens mit einer Bilanzsumme von knapp 70 Millionen Euro übernom men. Frühwald war erst im Oktober vergangenen Jahres nach Friedehorst gekommen. Zur Stiftung Friedehorst zählen 1.600 Beschäftigte, die in Pflege, Betreuung, Rehabilitation und bei der beruflichen Neuorientierung für etwa 2.500 Menschen sorgen. In kurzer Zeit hatte Frühwald gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung in Friedehorst einen über Jahre schwelenden Tarifkonflikt entschärft. Er beendet e die seit 2005 andauernde Leiharbeit und damit die Tarifflucht im Unternehmen, mit der Friedehorst bundesweit in die Negativ-Schlagzeilen geraten war. Seinen Absprachen zufolge sollen künftig alle Beschäftigten nach den Arbeitsvertragsrichtlinien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezahlt werden. Trotz des personellen Neuanfangs solle dieser „bisher eingeschlagene diakonische Weg“ fortgeführt werden, bekräftigte Lürßen. Trotzdem zeigten sich die Mitarbeitervertreter bestürzt von der Entscheidung. „Wir sind geschockt“, sagte ihr Vorsitzender Helmut Schümann. Frühwald habe ihr Vertrauen gehabt, das sich der neue Vorstand Schmidt erst erarbeiten müsse. Mehrere Unternehmensbereiche der Stiftung wie etwa die Altenhilfe und das Berufsförderungswerk arbei ten defizitär. „Friedehorst ist in einer sehr proble matischen Lage“, räumte Kuratoriumsmitglied Johann Daniel Noltenius ein. Auch der neue Vorstand Schmidt sprach von einer „richtiggehend tiefen Krise“. Deshalb soll möglichst schnell der Posten des kaufmännischen Vorstandes neu besetzt werden. Die Mitarbeiter haben sich in einer Dienstvereinbarung unter anderem bereiterklärt, zeitlich befristet Abschläge in Höhe von zehn Prozent ihres Lohnes hinzunehmen, um zur Sanierung des Unternehmens beizutragen. epd www.friedehorst.de 20 BEK Forum Mai 2013 Kirchengemeinde des Jahres 2013 Gleich zwei Kirchengemeinden sind beim 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg mit dem Titel „chrismon-Gemeinde 2013“ ausgezeichnet worden. Die Preise gehen nach Bremen und nach Neuburg an der Donau. Die evangelische MatthäusGemeinde im Norden und die Evangelisch-Lutherische Apostelkirche im Süden teilen sich das Preisgeld von 7.500 Euro. Insgesamt hatten sich 135 Gemeinden aus ganz Deutschland an dem Wettbewerb beteiligt, mehr als 235.000 Menschen stimmten ab. Nachdem die Huchtinger Gemeinde mit großem Vorsprung bereits die bundesweite Publikumswahl gewonnen hatte, wurde sie auch von der Wettbewerbsjury zu Deutschlands „Kirchengemeinde des Jahres 2013“ gewählt. Die Gemeinde hatte sich mit ihrem Projekt „Ein Zuhause für Kinder“ beworben. Dabei hatte sie das hohe Engagement der über 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter und die große Spendenbereitschaft in der Gemeinde unterstrichen. Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms, würdigte die Preisträger. Die ausgezeichneten Gemeinden arbeiteten in Kooperationen mit anderen Einrichtungen: „Fröhlicher Glaube in Verbindung mit sozialer Verantwortung für den Stadtteil oder die Gemeinde, das ist zukunftsweisend für die Kirche.“ Im Leitungsteam der St. Matthäus-Gemeinde herrscht große Freude über die Auszeichnung. „Damit wird der starke Einsatz der vielen ehren- und hauptamt lichen Mitarbeiter ausgezeichnet. Es ist für mich ein ‚Mannschaftssieg‘ und zugleich ein Geschenk Gottes“, erklärte Gemeindepastor Andreas Schröder. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen würdigt die gute kirchliche Arbeit in der Hansestadt: „Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen haben sich die Bremer als großartige Gastgeber präsentiert. Ich freue mich, dass jetzt beim Kirchentag in Hamburg mit der St. Matthäus-Gemeinde eine Bremer Gemeinde sogar als Deutschlands Kirchengemeinde des Jahres geehrt wird. Bei meinen Besuchen habe ich selbst sehen können, welche hervorragenden Dinge diese Gemeinde leistet.“ Die Matthäus-Gemeinde hatte bereits den Deutschen Bürgerpreis gewonnen und ist als „Ort der Ideen für Deutschland“ ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld und weiteren Spenden möchte die Gemeinde einen Niederseilparcours finanzieren. Darin sollen Kinder und Jugendliche in kostenlosen Kursen erleb nispädagogisch an die Bewältig ung von herausfor dernden Situationen und zugleich ans Hochseilklettern herangeführt werden. epd/ BEK Forum www.matthaeus.net www.zuhausefuerkinder.de Grundstein für Hospiz in Haus Hügel Die Johanniter haben Anfang Mai den Grundstein für ihr neues stationäres Hospiz in Bremen-Schönebeck gelegt. Der 2,5 Millionen Euro teure Komplex entsteht bis Ende des Jahres auf dem Gelände der ehemaligen Tagungsstätte der Bremischen Evangelischen Kirche „Haus Hügel“. Die Einrichtung soll nach Angaben der Hilfsorganisation acht Plätze für sterbenskran ke Menschen und zwei Zimmer für Angehörige bieten. Nach der 2002 eingeweihten „Brücke“ im Bremer Westen ist es das zweite stationäre Hospiz im Bundesland. In der Region fehlen Hospizplätze. Viele Menschen, die für ihre letzte Lebensphase einen behüteten Rahmen in einem stationären Hospiz wünschen, müssen bisher abgewiesen oder auf eine Warteliste gesetzt werden. Der nun begonnene Neubau wird durch das Vermächtnis der Bremer Ärztin Ruth Simon-Lilge möglich, nach der das eingeschossige Gebäude auch benannt werden soll. Eigentlich sollte das Haus im Bremer Stadtteil Horn entstehen. Das Vorhaben scheiterte dort aber am Widerstand der Anwohner und der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde. Das Hospiz wird auf einem rund 14.000 Quadratmeter großen parkähnlichen Grundstück der ehemaligen Tagungsstätte „Haus Hügel“ in Bremen-Schönebeck errichtet. Ende 2010 hatte die Bremischen Evangelische Kirche den dortigen Betrieb eingestellt, weil er sich wirtschaftlich nicht mehr trug. „Intensiv haben wir uns mit der Frage beschäftigt, ob das frühere Haus Hügel erhalten oder in das geplante Hospiz integriert werden kann“, erklärte der Hospizbeauftragte der Johanniter, Walter Weber. „Sehr schnell war klar, dass das Bettenhaus des ehemaligen Tagungszentrums nicht erhaltenswert ist. Schwieriger fiel die Entscheidung beim eigentlichen Haus Hügel. Die alte Villa hatte einen eigenen Charme, wäre aber nur mit hohem Kostenaufwand behindertengerecht umzubauen gewesen. Die Raumgliederung entsprach in keiner Weise den Erfordernissen für ein Hospiz und eine den heutigen Anforderungen genügende energetische Effizienz war nicht erreichbar. Wir haben uns deshalb schweren Herzens entschlossen, die bestehenden Gebäude abzubrechen, und das Hospiz komplett neu zu bauen. Eine besonders reizvolle Tür aus dem Inneren des Haus Hügel mit einem im Jugendstil gehaltenen farbigen Oberlicht wollen wir allerdings als Erinnerung in das neue Haus einbauen, um so wenigstens eine kleine Brücke zu schlagen zu dem alten Bau.“ epd/ BEK Forum www.johanniter.de www.kirche-bremen.de Kulturerbe-Siegel für den Dom beantragt Dem Bremer St.-Petri-Dom sollte nach Auffassung der Landesregierung das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen werden. Einen entsprechenden Antrag habe Bremen bei der Kultusministerkonferenz gestellt, teilte der Senat am Freitag mit. „Dieses Bauwerk hat nicht nur in der bremischen Geschichte eine zentrale Rolle gespielt“, erläuterte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD), der auch Kultur- und Kirchensenator ist. Über 350 Jahre sei der Dom auch in der Christianisierung Norddeutschlands, des Baltikum s und Skandinaviens tonangebend gewesen. Ob der St.-Petri-Dom tatsächlich den KulturerbeStatus bekommt, entscheide sich frühestens im Frühjahr 2014, hieß es. Mit dem Siegel, das 2011 eingeführt wurde, zeichnet die EU-Kommission nach dem Urteil einer Fachjury Stätten aus, die symbolund beispielhaft für die europäische Einigung sowie für die Ideale und die Geschichte Europas stehen. Die Kultusministerkonferenz trif ft eine Vorauswahl. Deutschland hat bisher Stätten der Reformation und der deutsch-deutschen Teilung angemeldet. Die 30-seitige Bewerbung haben den Angaben zufol ge neben dem Landesamt für Denkmalpflege die St.-Petri-Gemeinde und die Bremische Evangelische Kirche über vier Monate erarbeitet. Bremen wurde vor mehr als 1.200 Jahren Bischofssitz und blieb es bis 1648. Kaiser Karl der Große wies Bischof Willehad 787 diesen Amtsitz zu. Nachdem Willehad auf einer Weserdüne zunächst nur eine Holzkirche errichten ließ, entstand dort 805 der erste Steindom. In seiner langen Geschichte wurde das Gotteshaus mehrfach restauriert. Doch die dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Krypten aus dem 11. Jahrhundert, die dem Bau bis heute Maß und Struktur gibt, ist noch immer erhalten. Zu Beginn der Mission von Bremen aus sei Europa religionsgeographisch und kulturell in einen heidnisch geprägten Norden und Osten sowie einen von christ lich-römischer Kultur durchdrungenen Westen und Süden geteilt gewesen, erläuterte Landeskonservator Georg Skalecki: „Als die Bremer Mission Anfang des 13. Jahrhunderts endete, war diese Zweiteilung des Kontinents aufgehoben und ein gemeinsames christliches Fundament gelegt.“ epd www.stpetridom.de www.denkmalpflege.bremen.de Praktikumsstellen gesucht Beste Predigt 2013 gesucht Kirchliche Berufe brauchen N achwuchs. Auch der diakonisch-pädagogische B ereich wird künftig mehr offene Stellen als Bewerberinnen haben. Um dem perspektivischen Nachwuchsmangel bei Diakonen und Sozi alpädagoginnen vorzubeugen, gibt es eine Arbeitsgruppe zur Nachwuchsförderung in der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Eine Maßnahme: In Gemeinden und Einrichtungen sollen verstärkt Praktikumsstellen angeboten werden. Von Schülerinnenpraktika über studienbegleitende bis zu Anerkennun gspraktika will die BEK sich künftig unter jungen Nachwuchskräften bzw. am diakonisch-pädagogischen Berufsfeld Interessierten bekannter machen. Eine Handreichung mit einem Mus terablauf für Schülerpraktika wird derzeit erarbeitet. Darin sind neben der Tätigkeit in der Gemeinde auch Einblicke in gesamtkirchliche Arbeitsfelder wie Landesjugendpfarramt, Jugendkirche oder Seniorenarbeit vorgesehen. Die Berufsgruppenbeauftragte für die diakonisch-pädago gisch Mitarbeitenden, Katharina Kissling, sucht derzeit nach potenziellen Schüler-Praktikumsstellen, die auf einer zentralen Liste verzeichnet werden sollen. Über diese Liste sollen Interessentinnen künftig schneller an eine ortsnahe Praktikumsstelle weiterverwiesen werden können. BEK Forum Der Verlag für die Deutsche Wirtschaft hat erneut seinen ökumenischen Predigtpreis ausgelobt, der am 20. November 2013 in Bonn überreicht werden soll. Bis zum 15. Juli 2013 können Predigten von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingesandt werden, die innerhalb der letzten zwei Jahre gehalten wurden. Die Auszeichnung wird wieder in den Kategorien „Lebenswerk“ sowie „Beste Predigt 2013“ verliehen. In der Kategorie „Beste Predigt“ sind auch Predigten und Andachten außerhalb der Perikopenordnung und der Texte im Kirchenjahr willkommen. Zusätzlich vergibt die Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis zur Jahreslosung „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“. Die Auswahl trifft eine 11-köpfige ökumenisch besetzte Jury aus Theologinnen und Publizisten. Der Verlag vergibt seit 2000 den Predigtpreis, um damit die Redekunst in den Kirchen zu fördern. BEK Forum Katharina Kissling Telefon 0421/55 97-241 [email protected] www.bek-intern.de Rund jeder fünfte Beschäftigte in der Altenpflege denkt nach einer neuen Studie der Universität Lüneburg darüber nach, den Beruf aufzugeben. Viele Altenpfleger fühlten sich erschöpft und überf ordert. Das Forschungsnetzwerk Gesundheit der Leuphana Universität hatte gemeinsam mit dem „Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste“ rund 1.000 Mitarbeiter in der Altenpflege befragt. Die Untersuchung ist den Angaben zufolge deutschlandweit die größte Studie zur Gesundheit und Arbeitszufriedenheit in der Branche. Die Gesundheitssituation des Pflegepersonals sei kritisch, sagte die Professorin für Personal- und Organisationspsychologie, Sabine Remdisch. „Daraus resultieren nicht nur viele Krankheitstage.“ Viele Pflegekräfte gingen trotz Beschwerden zur Arbeit. Am häufigsten klagten die Pflegerinnen und Pfleger über psychische Belastung. 30 Prozent gaben an, sich dauerhaft oder fast täglich müde, angespannt oder überfordert zu fühlen. Kraft schöpfen die Pflegekräfte der Studie zufolge aus dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Entscheidend sei zudem, dass die Leitung der Pflegeheime Warnsignale wahrnehme. „Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass eine gute Führung den Pflegerinnen und Pflegern hilft“, betonte Remdisch. Dort, wo Vorgesetzte achtsam und vorbildlich handelten, erwäge nur jeder zehnte Mitarbeiter den Wechsel in einen anderen Beruf. epd Vorrang ziviler Hilfen vor Militäreinsatz Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat mehr Wertschätzung für Soldaten in Auslandseinsätzen gefordert. „Wir haben jetzt 200.000 Soldaten, die in Afghanistan waren, denen darf man auch mal danke sagen“, sagte er beim Kirchentag in Hamburg. Dies könne die Bundeswehr allein nicht leisten, es sei Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Hier sei auch die Kirche gefragt. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, mahnte in der Diskussion mit dem Minister den Vorrang ziviler vor militärischen Hilfen an. De Maizière stimmte dem zu: „Wir sind die ersten, die nach dem Vorrang des Politischen rufen.“ Der kirchliche Friedensbeauftragte Brahms sagte, Einsätze ohne zivile Hilfen seien deshalb nicht sinnvoll. „Wenn wir uns ein stehendes Heer leisten, warum leisten wir uns nicht eine stehende Gruppe zur Krisenprävention?“, fragte er. Darin könne Deutschland ein Vorbild für andere Staaten werden. epd Sibylle Stehncken, Projektleitung PREDIGTPREIS, Telefon 0228/82 05-7308 [email protected] www.predigtpreis.de Viele Berufwechsler in der Altenpflege BEK Forum Mai 2013 21 persönlich Neu aufgestellt Frauke Siebert (Kindertagesheim der Gemeinde Unser Lieben Frauen), Telefon 0421/21 21 11 [email protected] text & fotos Matthias Dembski Petra Jebe-Wollens (Kindertagesheim Auferstehungsgemeinde) Telefon 0421/44 12 22 [email protected] Ann-Kristin Bernhardt-Weiß (Pool des Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder) Telefon 0421/346 16-47 [email protected] Sabine Nobis (Frühförderzentrum) Telefon 0421/376 883-10 [email protected] er des er itglied Die M usschusses d n ta ge Gesam ervertretun it e b r a Mit Insa Nötzel (Gemeindebüro Trinitatisgemeinde) Telefon 0421/24 04 07 100 [email protected] Die Amtsperiode des Gesamtausschusses der Mit arbeitervertretungen (GA-MAV) läuft noch bis Mitte 2015 – dennoch gibt es jetzt eine Neuaufstellung: Helmut Holtmann aus der St. Remberti-Gemeinde ist der neue Vorsi tzende. Er l öst den bisherigen Vorsitzenden ab, der nach einem U nfall länger erkrankt ist, aber Mitglied des Gremiums bleibt. Wer im Büro des GA-MAV anruft, erreicht deshalb ab sofort unterschiedliche Ansprechpartnerinnen und -partner. „Wir haben uns die Freistellungs-Stunden untereinander aufgeteilt und w erden bis zum J ahresende erproben, wie ein Verteilung der Verantwortung auf verschiedene Schultern funktioniert“, erklärt Helmut Holtmann. Feste Bürozeiten gibt es nicht mehr, aber das Versprechen: „Wir rufen zeitnah zurück, wenn es Nachrichten auf dem Anrufbeantworter gibt. Mails rufen wir mobil ab, so dass dieser Kontaktweg der schnellste ist.“ Beratungsanfragen nehmen deutlich zu Mit einer halben Freistellung im Umfang von ins gesamt 19,25 Stunden sei die Arbeit des GA-MAV kaum noch zu leisten, sind sich die Mitglieder einig. „Wir müssen in vielen Gremien der BEK vertreten sein, dabei aber genau überlegen, wo das wirk lich nötig und sinnvoll ist.“ Für Gemeinden, in denen es keine Mitarbeitervertretung gibt, ist der GA Ansprechpartner für die Mitarbeitenden. „Allgemein nehmen die Anfragen aus Gemeinden zu. Wir bera ten zu allen Fragen rund um den Arbeitsplatz: Dazu gehören zum Beispiel Überstunden-Regelungen, 22 BEK Forum Mai 2013 Helmut Holtmann (Vorsitzender) (St. Remberti-Gemeinde) Telefon 0421/20 15 70 [email protected] Fahr- und Wegezeiten in Kooperationsgemeinden, Teilzeit-Arbeitsverträge, Urlaubs- und Pausenzeiten, Verlängerungen befristeter Arbeitsverhältnisse bis zur Festanstellung, Entgelttabelle, Kündigungen, Mutterschutz, Urlaubs- und Dienstpläne, Daten - und Unfallschutz, Wiedereingliederungsmanagement oder Rente. Oft werden wir auch bei Konflikten mit dem Vorgesetzten angefragt.“ Auch wenn eine MAV vor Ort nicht weiterkommt, wenn es zum Beispiel um Beteiligungsrechte bei Baumaßnahmen geht, wird oft der GA-MAV eingeschaltet. „Di e Anfragen aus den Gemeinden nehmen sehr deutlich zu“, beobachten die GA-Mitglieder. Zudem gebe es wenigen MAVen vor Ort, weil Gemeinden fusioniert haben. „Die Beratungsarbeit ruht auf insgesamt weniger Schultern, die zudem vor Ort ihre Arbeit ehrenamtlich ohne Freistellung tun.“ Dritter Weg und Gesundheitsschutz Derzeit beschäftigt sich der GA -MAV mit den Aus wirkungen des Grundsatzurteils des Bundes arbeitsgerichts zum „Dritten Weg“, der besonde ren Gestaltung des Arbeitsrechts bei Kirche und Diakonie. „Auch wenn die Klage von ver.di beim Bundesverfassungsgericht noch läuft, ist die Diskussion um ein Streikrecht auch für kirchliche Mitarbeitende schon in Bewegung bekommen“, meint Helmut Holtmann. Neben Fortbildungsangeboten für MAVMitglieder in Gemeinden und Einrichtungen vor allem zu arbeitsrechtlichen Fragestellungen kümmert sich der GA derzeit besonders um das Thema Arbeits- und Klaus Westermann (Gemeinden Walle/ Immanuel) Telefon 0421/39 69 55 [email protected] Gesundheitsschutz, auch vor dem Hintergrund einer älter werdenden Belegschaft. Zudem vertritt der GA-MAV in der Arbeitsrechtlichen Kommission (ArKo), die Tarifentscheidungen trifft, die Interessen der Arbeitnehmerseite. Dort wird der zeit über eine Übernahme des Tarifabschlusses im Öffentlichen Dienst der Länder verhandelt. Auch die Urlaubsregelung für die BEK -Angestellten dürfte sich danach noch einmal verändern. (BEK Forum wird die ses Thema in der nächsten Ausgabe aufgreifen.) k kontakt Gesamtausschuss der Mitarbeitervertretungen (GA-MAV) der Bremischen Evangelichen Kirche Alle Mitarbeitervertretungen der Gemeinden und gesamtkirchlichen Einrichtungen bilden die MAVV (MitarbeiterVertreterVersammlung). Diese wählt als höchstes Gremium der Arbeitnehmerinnenvertretung der BEK für die Dauer von vier Jahren den 7-köpfigen Gesamtausschuss. Telefon 0421/55 97-243 [email protected] www.bek-intern.de persönlich Gerriet Neumann Kurz vorgestellt: Der neue Gehörlosenseelsorger text & fotos Matthias Dembski Bremen hat einen neuen Gehörlosenseelsorger: Seit dem 15. April arbeitet Pastor Gerriet Neumann aus Oldenburg mit halber Stelle in der Bremer Gehörlosengemeinde. Die Stelle war nach dem Wechsel von Ronald Ilenborg in die Rheinische Landeskirche lange Zeit verwaist. Jetzt ist die Wunschlösung der gehörlosen Gemeindemitglieder verwirklicht worden: Ein neuer Pastor mit Gebärden kompetenz und langjähriger Erfahrung in der Gehörlosenarbeit, den viele bereits kennen. Gerriet Neumann wird zunächst auf fünf Jahre befristet mit halber Stelle in Bremen arbeiten, mit seinem ande ren Stellenanteil bleibt er Gehörlosenpastor in der Oldenburgischen Landeskirche. Bis er nach Bremen entsandt wurde, war er zudem Krankenhausseelsorger am Oldenburger Klinikum. Zur Gehörlosenseelsorge kam Neumann 1996 eher zufällig: „Ich wurde spon tan an einem Freitag gefragt, ob ich Interesse hätte. Am darauffolgenden Montag saß ich bereits in einer Gebärdendensprach-Fortbildung.“ Über vier Jahre hinweg lernte er die Sprache im Blockunterricht – insgesamt acht Wochen lang. „Um Menschen in der Seelsorge zu verstehen und tiefergehende Gespräche führen zu können, braucht man gut fünf Jahre“, erklärt der 46-Jährige. Auch in der Kirche dazugehören „Ich möchte mit den gehörlosen Menschen Gemeinde gestalten und schaue jetzt erstmal, was ihre Be dürfnisse hier in Bremen sind. Wichtig ist, dass sie einen Platz in der Kirche finden und dazu gehören.“ Alle anderen kirchlichen Angebote wie zu m Beispiel Beratungsstellen können Gehörlose nicht nutzen. „Als Gehörlosenpastor ist man All-in-One. Der Gehörlosen-Gottesdienst ist ein wichtiger Treffpunkt und Kommunikationsort.“ Zur Seelsorge gehört, auch die hörenden Familien mitzubetreuen, insbesondere die Eltern gehörloser Kinder. „Wir arbeiten landes kirchenübergreifend mit d er Hannoverschen, Reformierten und Braunschweigischen Kirche zusammen, etwa bei Konfirmandenfreizeiten“, berichtet Neumann. In diesen Verbund steigt nun die Bremer Gehörlosengemeind e neu ein, was das Angebot erweitert. So ist eine Sommerfreizeit für Jugendliche Ende Juli bereits geplant, Anmeldungen sind ab sofort möglich. Gemeindezentrum gesucht In diesen Tagen ist Gerriet Neumann auf „Ortssuche“ für seine künftige Gemeindearbeit. „Gehörlose Men schen sind sehr mobil und fahren teils bis zu andert halb Stunden, um einen Gottesdienst zu besuchen“, erklärt Neumann. „Dennoch wünschen wir uns ein mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbares Gemeindezentrum in Nähe der Hauptbahnhofs, wo wir Gottesdienst feiern und wo sich Gruppen treffen können. Darüber hinaus wünsche ich mir ein festes Büro für seelsorgerliche Gespräche und zur Lagerung von Arbeitsmaterial.“ In einigen Gemeinden hat Neumann bereits vorgefühlt. „Wir fühlen uns überall willkommen, aber die Raumund Bürofrage ist teils nicht ganz einfach zu lösen.“ Gemeinden, die gern mit der Gehörlosengemeinde kooperieren möchten und f reie Raumkapazitäten haben, können sich bei Gerriet Neumann melden. Beratung in Sachen „Inklusion“ Nicht nur im kirchlichen Bereich ist Neumann wäh rend seiner Einarbeitungsphase unterwegs. Vom Landesverband der Gehörlosen bis zur Schule an der Markusallee knüpft er derzeit Kontakte und lotet Kooperationsmöglichkeiten aus. „Natürlich ist das Thema Inklusion auch für die Gehörlosenseelsorge dran. Wir möchten Inklusion für Gehörlose in der Kirche ermöglichen, aber dafür braucht es Fachleute, die das unterstützen und Gemeinden informieren und beraten.“ Beim Konfirmandenunterricht beispielsweise müssten gehörlose Jugendliche selbst entscheiden, ob sie sich in ihrer Heimatgem einde oder in der Gehörlosengemeinde anmeldeten. „Das hängt vom Hörvermögen und davon ab, wo sie sich eher wohl fühlen. Ich berate Gemeinden gerne dabei, wie sie einen Unterricht für hörbeeinträchtigte Jugendliche gut gestalten können.“ So müsse in einem inklusi ven Konfirmandenunterricht die Textarbeit auf ein Minimum reduziert werden. „Texte zu erfassen ist für Gehörlose viel schwieriger, als für Hörende. Da gibt es oft Verständnisprobleme .“ Auch mit inklu siven Gottesdiensten hat Neumann Erfahrung: „Am Heiligabend habe ich einen Familiengottesdienst für Gehörlose und i hre Angehörigen angeboten, der natürlich für alle anderen Hörenden auch offen war.“ Kostenlose Dolmetscher-Vermittlung Um Teilhabe zu ermöglichen, vermittelt die Gehörlosenseelsorge auch Dolmetscher. „Damit kön nen Gehörlose an Amtshandlungen der hörenden Gemeinde teilhaben“, erklärt Neumann. „Die Dolmetscherkosten werden aus einem Fonds der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Gehörlosenseelsorge (DAFEG) bezahlt.“ Ein möglichst frühzeitiger Anruf beim Gehörlosenseelsorger genügt, um einen Dolmetscher zu bestellen. k kontakt Gehörlosenseelsorge der Bremischen Evangelichen Kirche Pastor Gerriet Neumann Telefon 0441/92 00 00 3 [email protected] www.kirche-bremen.de BEK Forum Mai 2013 23 persönlich Neue Präsidentin des Kirchenausschusses und des Kirchentages der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK): Im März gewählt tritt Edda Bosse im Juni ihr Amt als Repräsentantin der BEK an. „Fühlt euch nicht kuschelig“ text & foto Matthias Dembski Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat eine neue Präsidentin: Der Kirchentag wählte Edda Bosse im März mit 117 von 148 gültigen Stimmen an die Spitze der Kirche. 12 Jahre war sie zuvor Bauherrin der St. Petri Dom-Gemeinde, ein Ehrenamt, das sie zum Jahresende abgibt. Als sie gefragt wurde, ob sie als BEK-Präsidentin kandidieren würde, habe sie einen Moment überlegen müssen, gibt sie zu. „Nach 12 Jahren Verantwortung für die Dom-Gemeinde hatte ich eigentlich andere Pläne.“ Doch nach kurzer Zeit habe sich die Erkenntnis durchgesetzt: „Wenn deine Kirche dich ruft, kannst du nicht nein sagen. Wenn uns die Kirche wichtig ist, müssen wir für sie einstehen.“ Der Glaube habe ihr Leben geprägt. „Wir waren eine typische Personalgemeinde-Familie am Dom“, erzählt Edda Bosse, die in Bremen Nord aufwuchs. „Ich habe eine Kirche erlebt, die im Gottesdienst, in der Seelsorge und Diakonie für andere da ist. Der Auftrag, für die Seele und damit für den ganzen Menschen zu sorgen, ist unser kirchliches Alleinstellungsmerkmal.“ „Ein gewaltiger Einbruch“ Mit 18 Jahren fuhr sie nach Taizé. „Das war ein gewaltiger Einbruch in mein traditionelles Bewusstsein. Ich habe die Botschaft mitgenommen ‚Fühlt euch nicht kuschelig, Glaube muss auch zu Hause im Alltag funktionieren‘.“ Geprägt hat sie auch die Aufbruchsituation der 1968er Jahre. „Da gab‘s viele Diskussionen mit den Eltern“, erinnert sich die 59-Jährige. Bereits ihr Vater, Henry Lamotte, engagierte sich als Diakon und Bauherr am Dom. „Ich bin in einer Großfamilie mit fünf Geschwistern und mehreren Generationen unter einem Dach aufgewachsen. Da müssen alles mithel fen, das ist eine Grunderfahrung meines Lebens.“ Nach dem Abitur in Lesum zog es Edda Bosse zum Studium nach Freiburg. „Ich wollte möglichst weit weg von Bremen.“ Die Studienjahre in Freiburg, wo sie sich für Germanistik und Anglistik einschrieb, habe sie sehr genossen. 1975 heiratete sie, 1976 kam ihr erster Sohn zur Welt. Dann ein Schicksalsschlag: Ein Tumor in der linken Hüfte, anderthalb Jahre Krankheit. „Mit einem sechs Wochen alten Kind so eine Diagnose zu bekommen, ist eine große Sorge.“ Mit gerade 23 Jahren über die Endlichkeit des Lebens nachdenken zu müssen, habe ihre Jugend jäh unter - 24 BEK Forum Mai 2013 brochen. Edda Bosse wurde wieder gesund, bekam zwei weitere Söhne und arbeitete mehrere Jahre als freie Journalistin. Vor allem die Kulturberichterstattung lag ihr am Herzen. Später kümmerte sie sich als Angestellte um die Kommunikation des Groß- und Außenhandelsunternehmens Lamotte, das ihre Brüder führen. „Da habe ich gelernt, wie Wirtschaft funkti oniert, was mir auch in der kirchlichen Arbeit hilft. Schließlich sind Finanz- und Wirtschaftsfragen auch für die Kirche von existenzieller Bedeutung.“ „Nicht im eigenen Saft schmoren“ Im Team zu arbeiten und die Kompetenzen von Fachleuten ernst zu nehmen, habe sie sowohl im Beruf wie auch im Bauherrenamt am Dom gelernt. „Gut zuhören, Aufgaben delegieren und auch Rat von Außen einholen, statt als Kirche im eigenen Saft zu schmoren“ – so umreißt sie ihr Leitungsverständnis. Dabei geht es ihr immer darum, unterschiedliche Interessen auszugleichen und gemeinsam darüber nachzudenken, wie eine zeitgemäße kirchliche Arbeit aussieht: „Was bedeutet zum Beispiel Familie heute, wie können wir uns als Kirche für neue Familienformen, für Patchworkfamilien, Alleinerziehende, nicht ver heiratete oder gleichgeschlechtliche Paare öffnen?“ Verbindliche Beziehungen gebe es auch jenseits der Ehe. „Allen Menschen als Kirche Lebensbegleitung und Heimat zu bieten, ist eine wunderbare Aufgabe, für die Kirche von der Taufe bis zur Sterbebegleitung viele Möglichkeiten hat.“ „Vorbild in der Sehnsucht nach Frieden“ Edda Bosse wünscht sich eine Kirche, die aktiv für Frieden und Versöhnung eintritt – im Kleinen wie im Großen. „Friedensfähigkeit betrifft sowohl interne Streitfragen, in denen wir als Kirche Konfliktfähigkeit unter Beweis stellen müssen. Letztlich müssen wir aber mit unserer Friedenssehnsucht ein Vorbild für alle Menschen sein.“ Der Dialog einer offenen Kirche mit der Gesellschaft ist der neuen Präsidentin deshalb ein wichtiges Anliegen. Vor allem mit Kulturschaffenden hat sie sich in ihrer Arbeit am Dom, aber auch im Kuratorium der Kulturkirche St. Stephani oft aus getauscht. „Mich interessiert, wie sich Kirche und Kultur gegenseitig durchdringen und miteinander ins Gespräch kommen.“ Literatur, Theater und Musik in den Kirchenraum zu bringen, sei mitunter span nungsreich. Johann Kresniks Theaterstück „Die zehn Gebote“ sei im Dom nicht möglich gewesen, in der Friedensgemeinde schon. „Ohne Kultur ist Kirche nicht denkbar. Wir brauchen die Auseinandersetzung, um uns in der Kirche nicht nur mit uns selbst wohl zu fühlen.“ Gleiches gelte für den Dialog mit ande ren Religionen: „Da bin ich mehr Zuhörende, finde aber wichtig, das Gespräch zu suchen, ohne dass der Wahrheitsanspruch bei mir liegt, auch wenn mein eigener Standpunkt als Christin dafür eine Voraussetzung ist.“ Profil müsse die Kirche auch in der Debatte um den Sonn- und Feiertagsschutz und in der sozialdiakonischen Arbeit zeigen. „Unser Sozialstaat basiert auf christlichen Werten, die wir als Kirche selbstbewusst und klar vertreten müssen.“ Dabei müsse die Kirche künftig noch stärker den Dialog mit der Wirtschaft suchen: „Wir brauchen den Dialog mit dem Unternehmertum über die soziale Frage in unserer Stadt.“ Als Präsidentin will Edda Bosse mutig in die Zukunft sehen: „Wir müssen aber auch schauen, wo es Gewohnheiten und Befindlichkeiten in der Kirche gibt, von denen wir uns verabschieden müssen.“ Dazu sei manchmal auch ein fairer, klarer Streit nötig. Wenn sie mal nicht für die Kirche aktiv ist, erholt sich Edda Bosse vor allem mit ihrer Familie und beim Reiten. Auch drei ihrer Enkel begleitet sie mit viel Spaß einmal wöchentlich zur Reitstunde auf den Ponyhof. „Das ist mein Lebenselixier.“ k kontakt Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche Edda Bosse Ab 7. Juni 2013: Telefon 0421/55 97-260 [email protected] www.kirche-bremen.de