Was leistet der Decoder Code3-‐32P von Hoka?

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Was leistet der Decoder Code3-‐32P von Hoka?
Was leistet der Decoder Code3-­‐32P von Hoka? Die Todesanzeigen zum Ableben der Kurzwelle kamen zu früh. Besonders Profis nutzen dieses kostenlose und praktisch immer verfügbare regionale wie globale Medium. Neuere Modulations-­‐ und Codierungsverfahren sind speziell auf die ionosphärische Kurzwellenausbreitung abgestimmt und bieten selbst unter widrigen Bedingungen noch zuverlässige Kontakte. Der Decoder Hoka Code3-­‐32P analysiert sie, decodiert viele von ihnen und bietet zudem noch die Steuerung des Perseus-­‐Empfängers. Das bringt für Kurzwellenhörer wie Funkamateure, deren Transceiver ja heute einen durchgehenden Frequenzbereich aufweist, neue Perspektiven. Der Decoder Code3-­‐32P(latinum) kommt auf einer CD, deren Software ein „Dongle“ genannte USB-­‐
Stecker schützt. Die Installation von Software und Dongle geht automatisch, seit der ab Sommer 2011 verfügbaren Version 3.087 läuft die Software problemlos auch auf Windows 7/64 Bit. Der Decoder kostet knapp 900 Euro und ist die semiprofessionelle Version des auch bei „Diensten“ eingesetzten Profi-­‐Decoders Code3-­‐32E(xtended), der rund 7500 Euro kostet. Der niederländische Hersteller setzt damit seine jahrzehntealte Tradition fort, vor allem hinsichtlich der decodierbaren Betriebsarten etwas abgespeckte Technologie zu bezahlbaren Preisen anzubieten.1 Der Code3-­‐32P besteht im Wesentlichen aus folgenden Software-­‐Modulen, die sämtlich über eine intuitiv bedienbare graphische Benutzeroberfläche zugänglich sind: •
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Analyse Decoder Perseus-­‐Steuerung Die Analyse umfasst alle Eigenschaften des Signals, die für die Bestimmung seiner Sendeart wichtig sind. Die Werte werden mit einer Präzision bestimmt, die oftmals auch ein „Fingerprinting“ erlaubt – etwa bei geringfügigen Abweichungen der für die entsprechende Betriebsart festgelegten Frequenzen und Datenraten. Abbildung 1: Ein grundlegender Teil der Analyse eines Baudot-­‐Signals ist die Messung des Abstands der Kenntöne Mark und Space (Shift), der hier mit 428 Hz ermittelt wurde. Der Decoder als Hauptmodul decodiert den digitalisierten Datenstrom entsprechend der eingestellten Betriebsart wie Baudot oder STANAG 4285 – Abbildung 2. Decodieren heißt nicht, dass verschlüsselte Sendungen entschlüsselt werden. Sondern: Klartext wird als Klartext angezeigt, verschlüsselte Sendungen eben verschlüsselt, etwa als Dreier-­‐ oder Fünfergruppen. Nur wenige 1
Hersteller: http://www.hoka.net/ Vertretung in Deutschland: http://www.frequencymanager.de/ 1 davon – wie SYNOP-­‐Wetterdaten oder die MMSI-­‐Nummern von Schiffen und Küstenfunkstellen – lassen sich mit Bordmitteln auch entschlüsseln. Abbildung 2: Im Decoder-­‐Modul erscheint der decodierte Text – hier die nicht-­‐verschlüsselte Testschleife der Französischen Marine in La Regine, die unter dem Rufzeichen FUG8 in der Betriebsart STANAG 4285 den Kontakt zu „FAAA“ hält. Die Perseus-­‐Steuerung startet beim Aufruf den Perseus unter einer Code3-­‐32P-­‐Oberfläche. Besonders interessant ist hierbei der Zugriff auf eine auch beim Abstimmen mitlaufende Datenbank von Roland Prösch sowie die gleichzeitige Darstellung von Spektrum und Wasserfall-­‐Diagramm zur mausgesteuerten Abstimmung – Abbildung 3. 2 Abbildung 3: Die Perseus-­‐Steuerung zeigten einen bis zu 250 kHz breiten Bereiche als Spektrum (oben) und Wasserfall (unten). In der Datenbank (unten) wurde hier die Küstenfunkstelle Göteborg auf 8591 kHz angeklickt. Die Module in der Praxis Im Folgenden werden die einzelnen Module in der vergleichenden Praxis erläutert. Die Grunddaten wie decodierbare Betriebsarten sind den jeweils aktuellen Veröffentlichungen des Herstellers zu entnehmen. Damit versteht sich dieser Test ausdrücklich als Gegenentwurf zu unkritisch-­‐
langatmigem Abschriften und Nacherzählungen von Prospektblättern und einem „Ausprobieren“, das sich mehr oder minder am Empfang einer völlig problemlosen Funkfernschreibsendung des Deutschen Wetterdienstes an einer Balkonantenne einer niedersächsischen Universitätsstadt erschöpft.2 Meinem Verständnis nach soll ein Test einen wirklichen Vergleich bieten, um begründete Kriterien für eine Entscheidungsfindung zu liefern. Und er sollte über den Sinn und Nutzen des Testobjektes unterrichten – vor allem über Dinge, die eben nicht im Handbuch stehen. Nur so lässt sich der technologische Fortschritt auch weiterverbreiten, nur so kommt es nicht zu oft zu hörenden resignierenden Fehlurteilen wie „Die Kurzwelle ist tot, das lohnt sich doch gar nicht mehr!“ Insofern ist die so oft behauptete Krise von Amateurfunk und Kurzwellenempfang eher eine Krise ihrer führenden Medien und Vereine. Zu einem Test auf dem heutigen Stand der Technik gehören natürlich zudem multimediale Beispiele und Vergleiche, wie ich sie auch zu diesem Artikel wiederum erstellt habe – in der Hoffnung, jene Autoren, deren Artikel sogar noch finanziell honoriert werden, mögen hier nachziehen und neben wirklich kritisch wertenden Informationen über den technischen Fortschritt auch ein wenig von der Begeisterung an seiner praktischen Anwendung verbreiten.3 2
„Eigentlich kann jeder bei uns als Autor mitmachen“, verspricht vollmundig Funkamateur-­‐Chefredakteur Dr.-­‐
Ing. Hegewald. Und weiter: „Das fast einzige Tabu besteht im Abschreiben aus anderen Publikation.“ Siehe: http://www.funkamateur.de/tl_files/downloads/hinweise/FA-­‐Werdegang.pdf Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus, wie auch der dumpfe Funkamateur-­‐Beitrag über den Code3-­‐32P zeigte (FA 3/2011, S. 261 ff.). 3
Mir sind da durch Publikationsverbote im „Funkamateur“ und in der „CQDL“ leider die Hände gebunden. 3 Analyse ist der Anfang Um was eigentlich geht es genau bei einem Decoder? Es geht um das Lesbarmachen der übertragenen Information. Information ist immer die gezielte Änderung eines Zustandes. Diese Zustandsänderungen eines Signals erfasst das Modul „Analyse“. Und zwar aus zweierlei Perspektive: aus jener der Sendeart (Amplituden-­‐ oder Phasenmodulation, Frequenztastung, Anzahl und Abstand der Träger) und aus jener der Betriebsart (z.B. Bitmuster). Die einfachste Übertragung geschieht in Telegrafie (Morsen), wo die Information durch unterschiedlich langes und unterschiedlich häufiges Ein-­‐ und Ausschalten des Trägers übertragen wird. Kombinationen von gleichzeitiger Phasen-­‐ und Amplitudenänderungen eines Signals hingegen ermöglichen eine hohe Informationsdichte, zählen damit aber auch zu den kompliziertesten Signalen. Dazwischen liegt ein ganzer Zoo von Möglichkeiten, die nach jeweils unterschiedlichen Anwendungsfällen zwischen Robustheit der Übertragung und Datenrate entwickelt wurden. Da elektronisches Equipment im Profifunk eine lange Lebensdauer hat, sind auf Kurzwelle auch noch historische Verfahren zu finden: Wenn die Funklinie zwischen der Crozet-­‐Insel vor der Antarktis und den Kerguelen auf 11421,7 kHz immer noch in ARQ-­‐E3 ausreicht, dann plätschert sie eben auch heute noch vor sich hin – siehe Abbildung 4. 4 Abbildung 4: Mitschrift einer Sendung in ARQE-­‐3: Im Klartext wird hier eine Sendung der französischen Antarktisinsel Crozet empfangen, die über ein Relais auf den benachbarten Kerguelen 5 und dann via Reunion nach Paris sendet. Der Empfang dieses schwachen Senders ist gestört, die Mitschrift jedoch in großen Teilen lesbar: Das ist wirkliches Utility-­‐DX! Manche Signale kann der zumal geübte Hörer schon von selbst wenigstens grob zuordnen, bei anderen jedoch ist er zwingend auf die erkennungsdienstliche Behandlung des Decoders angewiesen, dem er sich im Falle des Hoka Code3-­‐32P sogar oft automatisch überlassen kann. Der erste Blick gilt dem Spektrum, also der a) Energieverteilung in der b) belegten Bandbreite. Das Signal muss dem Decoder dafür in einer möglichst guten Qualität angeboten werden. Zum einen muss der Signal-­‐/Rauschabstand gut sein, zum anderen ist die Bandbreite eher großzügiger zu wählen als zu knapp. Innerhalb dieser Bandbreite aber muss das Nutzsignal Platzhirsch sein: ein zweites Signal verwirrt den Decoder. Auch müssen alle Beeinflussungsmöglichkeiten des Receivers abgeschaltet sein, insbesondere Noiseblanker und Rauschfilter. Untersucht man aufgezeichnete Audiodateien, so sind diese verlustlos zu speichern, also als WAV, nicht jedoch als MP3. Zuerst ermittelt Code3-­‐32P Shift (siehe auch Abbildung 1) und die Baudrate – Abbildung 5. Beides gibt schon einen Hinweis auf die Betriebsart, ist aber fast immer noch mehrdeutig. Im zweiten Schritt analysiert die Software das Bitmuster. Dann wählt es aus einer Liste die passende Betriebsart aus und startet genau in dieser mit den korrekten Daten den Decoder – Abbildung 6. Das geht sehr oft sehr gut. Wenn nicht, so liegt das entweder an der Signalqualität oder aber auch an Mehrdeutigkeiten. So wird beim Leerlauf-­‐Modus („idling“) von ARQE-­‐3 öfter FEC 100 angezeigt. Hier ist dann wiederum das Fachwissen gefragt. 6 Abbildung 5: Automatische Klassifizierung: Oben ist das Spektrum des Signals zu sehen, dessen Baudrate im mittleren Modul auf 2400,60 Baud geschätzt wird. Das untere Klassifikationsmodul analysiert das Bitmuster (bit pattern), vergleich es mit der Liste der zur Baudrate passenden Betriebsarten und entscheidet sich – in diesem Fall – für STANAG 4285. 7 Abbildung 6: Damit lag die Klassifizierung richtig, und sie erkennt sogar noch weitere Signalzustände wie hier die Daten-­‐Baudrate von 600 Baud und die Art der Verschachtelung („Interleaver“), mit denen das Verfahren kurzzeitigen Störungen („Bursts“) begegnet. Lediglich das Alphabet („Terminal Mode“) ist manuell einzustellen, dann steht dem Mitlesen der decodierten Testschleife der Französischen Marine Djibouti, Rufzeichen FUV, auf 8568 kHz nichts mehr im Wege. Die automatische Klassifizierung ist gewissermaßen der Königsweg. Ansonsten helfen qualifizierte Frequenzlisten weiter, unter denen ich besonders die „Spezial-­‐Frequenzliste 2011/12 – Band 2“ von Michael Marten4 und den „Klingenfuss Utility Guide 2011/2012“ von Jörg Klingenfuß5 empfehle. Empfängt man eine Station und schlägt diese Frequenz dort nach, so geben diese Veröffentlichungen zahlreiche Hinweise auf die möglichen Betriebsarten. Wer wiederum in deren Details einsteigen möchte, erhält zahlreiche Hinweise in der Online-­‐Bedienungsanleitung des Decoders. Weiterführend sind auch die umfangreichen Darstellungen in der kostenlosen Bedienungsanleitung des Profi-­‐
Decoder W-­‐PC von Wavecom6 oder, als Bücher, die schon unverzichtbaren Werke „Technical Handbook for Radio Monitoring HF“ von Roland Prösch7 sowie das Handbuch „Radio Data Code Manual“ von Jörg Klingenfuß.8 Hoka und Klingenfuß bieten auch akustische Beispiele auf CD, während sich im Internet eine sehr professionelle Seite befindet, die praktisch alle Systems in Ton und Screenshot vorstellt.9 4
http://www.vth.de/shop/warenkorb/artikel-­‐einzelansicht/3271/837132226b1b596c27c4b6ce82bd3e24.html http://www.klingenfuss.org/homepage.htm 6
http://www.wavecom.ch/PDF/W-­‐CODE-­‐Manual-­‐7.2.pdf 7
http://www.frequenzmanager.de/th.html 8
http://www.klingenfuss.org/homepage.htm 9
http://signals.taunus.de/DIG_introd.htm 5
8 So stark die Analysemöglichkeiten von Code3-­‐32P sind, so anspruchsvoll ist ihre Interpretation, wenngleich sie beispielsweise bei der Bit-­‐Analyse im Baudot-­‐Fall noch ziemlich leichtfällt, wie Abbildung 7 zeigt. Abbildung 7: Bit-­‐Analyse einer RY-­‐Schleife im Baudot-­‐Code: ein Zeichen (R = 01010 oder Y = 10101) besteht aus fünf Bits, eingerahmt von einem Startschritt (0) und einem 1,5fachen Stoppschritt (1). In der mittleren Spalte ist die abwechselnde Folge (RY) besonders gut zu sehen. Etwas schwieriger ist die Analyse phasenmodulierter Signale. Bei STANAG4285, etwa, die abwechselnd genutzte 8-­‐ und 2-­‐Phasenmodulation darzustellen, gelingt nicht. Hier bietet einzig der kostenlose PSKSounder10 den kompletten „Phasenstern“ (Abbildung 8), so dass man ihn gut zur Abstimmung nutzen kann: diese Art von Sendungen sollten auf wenige Hertz genau eingestellt werden, um beste Mitschrift zu erzielen. Problemlos aber zeigt Code3-­‐32P z.B. die 2-­‐ und 4-­‐
Phasensignale im ARINC-­‐Flugfunk – Abbildung 9. Abbildung 8: Phasenstern einer STANAG4285-­‐Sendung mit jeweils umgetasteter 2PSK-­‐ und 8PSK-­‐
Modulation, wie sie die Software PSKSounder bietet. Das funktioniert bei Code3-­‐32P leider nicht. 10
http://www.qsl.net/zl1bpu/SOFT/PSKSounder.htm 9 Abbildung 9: Flugfunktelegramme in ACARS-­‐HFDL werden in zwei, vier und acht Phasensprüngen ausgestrahlt. Fast immer wird jedoch nur 2PSK verwendet, wie auch hier die als Punktwolken bei 90 Grad und 180 Grad beim Empfang der Bodenstation aus Island auf 15025 kHz zeigen. Je klarer die Punktwolken, desto besser der Empfang. Die Darstellungen von Spektrum, dreidimensionalem Wasserfall und Sonagramm mit bordeigenen Mitteln erlauben eine Übersichtsdarstellung, wie die Abbildung des ALE-­‐Signals der U.S.-­‐Marine in Neapel auf 15091 kHz zeigt – Abbildung 10. Zu sehen ist hier zwar schon die Struktur des Verfahrens mit seinen acht Tönen. Aber eine Darstellung mit einer spezialisierten Software wie dem Signals Analyzer11 gibt dann noch tiefere Einblicke und Messmöglichkeiten, wie in Abbildung 11 des ALE-­‐
Signals aus Alaska (AED, Elmendorf, 15041 kHz) zu sehen ist. 11
10 Abbildung 10: Die acht charakteristischen Töne eines ALE-­‐Signal zeigt Code3-­‐32P vor allem unten im Sonagramm mit einer begrenzten zeitlichen Auflösung. Abbildung 11: Erst eine Spezial-­‐Software wie der Signals Analyzer arbeitet – offline, allerdings – die Modulationsstruktur der acht Töne präzise heraus. 11 Dieses „Durchfummeln“ und Identifizieren von Sendearten ist hochspannend. Allerdings sind wiederum die Decodiermöglichkeiten exotischer Verfahren dann doch oft begrenzt, von nicht-­‐
verschlüsselten Sendungen ganz zu schweigen. Und doch gibt es eine ganze Menge von Sendungen, die man mitlesen kann. Auf diese möchte ich mich denn auch bei den folgenden Vergleichen beschränken. Gut, dass wir verglichen haben Gegen welche Software soll man den Code3-­‐32P am besten vergleichen? Ich habe das sehr pragmatisch gemacht und mich gefragt, wie denn der durchschnittliche Hörer vorgeht. Der wird sich zunächst eine Software besorgen, die fast oder gänzlich kostenlos und diskriminierungsfrei für Jedermann erhältlich ist. Da gibt es zum einen Software, die auf eine bestimmte Betriebsart spezialisiert ist – etwa PC-­‐HFDL zum Empfang der ARINC-­‐Flugfunktelegramme.12 Und es gibt Software, die mehrere Betriebsarten kann, wie Sigmira13 und MultiPSK.14 Wenn diese Programme überhaupt Geld kosten, dann liegen die Preise zwischen 20 und 50 Euro. Die großen Unterschiede zeigen sich kaum in Betriebsarten wie FSK (Baudot) und FAX, sondern vor allen Dingen bei Phasenmodulation. Also schreibt jede Software ALE – die Telegramme für den automatischen Verbindungsaufbau in 8-­‐Ton-­‐Multi-­‐FSK – weitgehend problemlos mit. Die Unterschiede selbst beim Empfang der 100-­‐Watt-­‐Sender von Juan Fernandez oder den Osterinseln sind zwischen den einzelnen Softwares nicht weltbewegend – Abbildung 12. Das gilt ebenfalls für das HFGCS-­‐Netz der vier Kilowatt starken Sender des US-­‐Militärs mit so DX-­‐trächtigen Standorten wie Diego Garcia und Alaska.15 12
http://www.chbrain.dircon.co.uk/ http://www.saharlow.com/technology/sigmira/index.htm 14
http://f6cte.free.fr/index_anglais.htm 15
Hierzu siehe auch: http://www.hfindustry.com/meetings_presentations/presentation_materials/2010_feb_hfia/presentations/HF
GCS_HFIA_Feb_2010.pdf 13
12 Abbildung 12: 100 Watt in ALE von der Robinson-­‐Insel Juan Fernandez (Kennung „JFERNANDEZ“) auf 17411 kHz aus dem Pazifik bringt decodiert mit Code3-­‐32P (links) und MultiPSK (rechts) ähnliche Ergebnisse. Ein Sonderfall ist Telegrafie, vor allem in der handgetasteten Form, empfangen unter schlechten Ausbreitungsbedingungen und falsch eingestellter automatischer Verstärkungsregelung. Hier ist der CW Skimmer16 die absolut erste Wahl: Entwickelt für den Amateurfunk, decodiert er mit einem Breitband-­‐SDR bis zu 700 Morsestationen gleichzeitig! Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie gut das auch bei stark belegten Bändern in Funkwettbewerben und bei Signalen funktioniert, die beim Durchgang durch die Aurora-­‐Zone sogar mit geübten Ohren manuell nur noch schwierig mitzuschreiben sind. Professionelle Decoder versagen hier oft, und auch der Code3-­‐32P schreibt nur unter behüteten Bedingungen fehlerfrei oder wenigstens -­‐frei mit. STANAG4285 ist ein vor allem innerhalb der NATO standardisiertes 8PSK-­‐Verfahren. Viele Signale sind darin zu hören, hauptsächlich die Französische Marine jedoch sendet auch Abstimmschleifen im Klartext aus interessanten DX-­‐Gebieten. Code 3-­‐32P schreibt diese bis etwa mittlerer Empfangsqualität fehlerfrei mit. Besonders lässt er sich von selektivem Fading stören, wie es bei Signalen auftritt, die durch die Aurorazone durchlaufen müssen. FUM Tahiti und FUJ Noumea/Neukaledonien ließen sich oft nur mit der Software Sigmira mitschreiben, aber auch MultiPSK – die noch lange mithält – steigt hier aus, siehe Abbildung 13. 16
http://www.dxatlas.com/CwSkimmer/ 13 Abbildung 13: 16957,8 kHz um 13:50 UTC brachte den Empfang der Französischen Marine aus Noumea/Neukaledonien im Pazifik in STANAG 4285 unter dem Rufzeichen FUJ. Dieses schwache und mit selektivem Fading beaufschlagte Signal schrieb nur die Software Sigmira (rechts) mit, der Decoder Code3-­‐32P blieb trotz korrekter Einstellungen hier stumm. Das jedoch ist bei den einfacher strukturierten 2PSK-­‐Verfahren wie ARINC-­‐HFDL des Flugfunks selbst dann nicht der Fall, wenn die Signale ganz ähnlichem selektiven Fading unterliegen – wenn sie also etwa aus Alaska, Hawaii oder Kalifornien kommen. Als Vergleich diente hier PC-­‐HFDL, beide Softwares schreiben schwierige Signale mit demselben Erfolg mit. Ein ähnlicher Befund ergibt sich auch bei praktisch allen weiteren Verfahren. Ob man nun die Aussendung der GPS-­‐Korrekturdaten auf Langwelle (DGPS), die NAVTEX-­‐Seewetterberichte oder die GMDSS-­‐Telegramme ebenfalls des Seefunks zwischen Code 3-­‐32P und beispielsweise MultiPSK vergleicht: fast immer dieselben Ergebnisse beim Parallelempfang. Allerdings gibt es hier im Gegensatz zum C3-­‐32P Software, die stellt nicht nur die decodierten Zeichen dar, sondern interpretiert und ordnet sie gleich ein. Das ist dann ein zusätzlicher Service von so spezialisierten Programmen wie beim Frisnit NAVTEX-­‐Decoder17 oder YAND – „Yet another NAVTEX Decoder“.18 Ähnlich ist es bei FAX-­‐Empfang: Hier bietet der Decoder Code3-­‐32P exzellente Mitschriften, wie Abbildung 14 für den laufenden Empfang von Honolulu Meteo aus Hawaii auf 16135 kHz zeigt. Wer nur an FAX, NAVTEX, GMDSS und RTTY interessiert ist, bekommt andererseits mit SeaRTTY19 eine preiswerte Software, die für den Kapitän gleich alle Sendungen in mit Datum beschrifteten Ordnern organisiert. Aber das alles will Code 3-­‐32P ja auch gar nicht. 17
Kostenlos und diskriminierungsfrei, auch für Mac und Linux: http://www.frisnit.com/navtex/ Kostenlos und diskriminierungsfrei http://users.telenet.be/NAVTEX/YAND/ 19
http://www.dxzone.com/cgi-­‐bin/dir/jump2.cgi?ID=6100 18
14 Abbildung 14: Aloha! Klarer Empfang der Pazifik-­‐Wetterkarte direkt via Honolulu Meteo, Fenster links unten. Dafür reüssiert diese Software dann in vielen, vielen Betriebsarten, die eben derzeit nur noch teurere Software kann. So lassen sich ARQE-­‐3 (in der z.B. Crozet sendet, siehe Abbildung 4) und Global Wireless Dataplex nur mit Code3-­‐32P mitlesen (Abbildung 15), während MultiPSK mit dem Modul „Clock“ ein Monopol auf die Decodierung verschiedener digital übertragener Zeitinformationen hat – von DCF77 bis WWVH (Abbildung 16). Abbildung 15: Das kann in dieser Preisklasse bislang nur der Code 3-­‐32P – ZLA Awanui Radio aus Neuseeland auf 17170,4 kHz in GW Dataplex. 15 Abbildung 16: Eine einsame Spezialität des Decoders MultiPSK ist die Decodierung des Zeitzeichentelegramms von WWV und – hier auf 15000 kHz – WWVH aus Hawaii. Wer sich ausschließlich für Amateurfunk interessiert (aber ich wette: Der Appetit auf andere Datensendungen kommt beim Essen!), dem sei besonders der Software-­‐Decoder „Digital Master“ von Simon Brown ans Herz gelegt, der in vielen Betriebsarten auch mehrere Stationen gleichzeitig decodiert.20 Das ist die Zukunft, wie Simons nächstes Projekt zeigt, das dann innerhalb einer größeren Bandbreite sogar mehrere Sender in unterschiedlichen Betriebsarten gleichzeitig decodieren wird – vermutlich jedoch erst einmal weiterhin mit im Amateurfunk gebräuchlichen Betriebsarten. Fazit – eine gute Wahl Das Fazit eines Tests, der sich über etwa ein halbes Jahr intensiver Empfangstätigkeit und ausführlicher Vergleich erstreckte, lässt sich in folgenden Thesen zusammenfassen: •
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Code 3-­‐32P liefert Analyse-­‐ und Klassifikationsmodule, die allein schon das Geld für diesen Decoder wert sind. Beinahe alle Betriebsarten decodiert Code 3-­‐32P ebenso gut wie hierfür spezialisierte Decoder. Eine Ausnahme bilden Telegrafiesendungen und STANAG 4285-­‐Signale unter starkem selektiven Fading. Code 3-­‐32P hat einige wichtige Betriebsarten an Bord, in denen sich unverschlüsselte Sendungen aus interessanten Ländern empfangen lassen, bei denen jedoch andere Decoder passen müssen (ARQE-­‐3 oder Global Wireless FSK). Dass es hingegen einige sehr spezielle Amateurfunk-­‐Betriebsarten wie etwa WSPR21 gibt, die Code 3-­‐32P nicht decodiert, fällt demgegenüber nicht so ins Gewicht. Die Software integriert den Perseus-­‐Receiver und bietet mit ihrer Datenbank ein komplettes Kontrollzentrum für den sehr gehobenen Utility-­‐Empfang. Code 3-­‐32P kann nicht alles: nicht alles gleich gut decodieren wie spezialisierte Software und auch nicht alles automatisch klassifizieren. Wer das erwartet, wird übrigens auch von 20
http://www.ham-­‐radio-­‐
deluxe.com/Programs/DigitalMaster780/tabid/89/ctl/WizardStep1/mid/606/Default.aspx 21
http://physics.princeton.edu/pulsar/K1JT/wspr.html 16 Profidecodern zum zehnfachen Preis enttäuscht werden! Dafür aber ist es ein universelles und professionelles Werkzeug für den fortgeschrittenen Hörer, der über den Amateur-­‐ und Rundfunk hinaus blicken möchte und die Möglichkeiten kostenloser oder preiswerterer Software bereits ausgereizt hat – wenngleich er diese noch in der Hinterhand behalten sollte. Der Umgang mit Code 3-­‐32P verdeutlichte auf hohem Niveau, wie lebendig die Kurzwelle auch heute noch ist. Das alles bringt außerordentlichen Spaß und erweitert den Horizont was will man mehr?! P.S. Alle Empfänge wurden mit dem Perseus bzw. dem SDR-­‐IP an einer Aktiv-­‐Loop mit 20 Meter Umfang22 im Frühjahr und Sommer 2011 in der Nähe Hannovers vorgenommen. Text, Fotos, Multimedia: © Nils Schiffhauer, DK8OK Kasten Xtra: Videos, Multimedia Auch für diesen Test habe ich wiederum Screencasts angefertigt – Videos, die nachvollziehbar und live an der eigenen Empfangsanlage den Umgang mit dem Decoder und seiner Konkurrenz verdeutlichen.23 Sie sind, wie gut 100 andere Videos zum Funkhobby, auf You Tube veröffentlicht.24 Man gebe als Suchbegriff dort einfach mein Amateurfunkrufzeichen „DK8OK“ ein. Zum Redaktionsschluss waren im Zusammenhang mit dem Code 3-­‐32P bereits folgende sieben Videos hochgeladen: •
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Betrieb mit dem Perseus, einfaches Start-­‐Beispiel der Abstimmung und Decodierung anhand des Deutschen Wetterdienstes.25 Automatische Klassifizierung am Beispiel eines DGPS-­‐Signals auf 302 kHz mit anschließender Decodierung.26 Automatische Klassifizierung eines ALE-­‐Signals (ICZ, 15043 kHz) und anschließende Decodierung.27 Automatische Klassifizierung eines GW-­‐Dataplex-­‐Signals (VCS Halifax) und anschließende Decodierung.28 Vergleich der Decoder MultiPSK, PC-­‐ALE und Code 3-­‐32P bei der Decodierung des ALE-­‐Signals des ONEMI Juan Fernandez, 17511 kHz (Abbildung 17).29 Vergleich der Decoder Sigmira und Code 3-­‐32P bei der Decodierung des STANG4285-­‐Signals von FUF Martinique – mittleres Signal, Zweiwegausbreitung bei mäßigem selektivem Fading.30 22
http://www.wellbrook.uk.com/pdf/ALA100B1.pdf Da oft gefragt wird: die Screencast-­‐Software „Camtasia“ bietet hierbei die meisten Möglichkeiten, daher verwende ich diese am häufigsten -­‐ http://www.techsmith.de/camtasia.asp. Eine gute und preiswertere Wahl ist aber auch BB Flashback: http://www.bbsoftware.co.uk/bbflashback.aspx. Alle Screenshots, übrigens, wurden mit SnagIt produziert: http://www.techsmith.de/snagit.asp 24
www.youtube.de 25
http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/8/FjT2mj8fYCE 26
http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/0/EiJF0WV-­‐0JY 27
http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/7/TQ5maHyQqzU 28
http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/6/oWPdiWvC3wg 29
http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/4/KlaIrC-­‐T-­‐t0 23
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Vergleich der Decoder Sigmira und Code 3-­‐32P bei der Decodierung des STANG4285-­‐Signals von FUJ Noumea – schwaches Signal, starke Mehrwegausbreitung, kräftiges selektives Fading.31 Abbildung 17: Beispiel für eines der Videos in You Tube – Vergleich dreier Decoder beim Empfang der ALE-­‐Sendung von Juan Fernandez. 30
http://www.youtube.com/watch?v=52RRwVcBJBg http://www.youtube.com/watch?v=lLg_Dzm1_gk 31
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