pdf 6 MB - ProSiebenSat.1

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pdf 6 MB - ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1
Group
Public Value und Nachhaltigkeit
bei ProSiebenSat.1
2015/2016
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
»GUTES TUN MIT HUMOR UND
KREATIVITÄT: DAS IST DER RED
NOSE DAY.«
vorwort / Seite 05
Susanne Lang
Vice President Communication Projects, ProSiebenSat.1 TV Deutschland
»wer sich mit dem Tod auseinan dersetzt und sich die Zeit für eine persönliche Entscheidung nimmt, ist ein Held.«
Angela Ipach
Leiterin Junge Helden e.V.
»Mit SchoolsON stärken wir die Medienkompetenz junger Menschen. Wir fördern
ihre Kreativität, gebEN Know how rund um die Produktion
weiter und vermitteln
gleichzeitig den verantwor-
tungsvollen Umgang mit
Bewegtbild-Inhalten.«
Heike Kahl
Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
»Armut ist nicht nur ein
finanzielles problem.«
Bernd Siggelkow
Gründer Die Arche e.V.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
»Der Weltfrauentag ist für
uns die perfekte Gelegenheit, jeden daran zu erinnern, seine ganz persönlichen Heldinnen
zu feiern. «
vorwort / Seite 05
Christina Kuby
Senderchefin sixx
»entscheidend ist die
entscheidung.«
Junge Helden
»Egal woher Du kommst, wen Du
liebst, an was Du glaubst —
das spielt für unsere ZusaM menarbeit bei ProSiebenSat.1
keine Rolle.«
Eun-Kyung Park
Geschäftsführerin SevenOne AdFactory
»Hilfe ist ein Gemeinschafts werk.«
Annette Kümmel
SVP Governmental Relations & Regulatory Affairs, ProSiebenSat.1 Media SE
»Frauen müssen wissen, dass sie anonym Hilfe und Unterstüt zung bekommen können.«
Manuela Schwesig
Bundesfamilienministerin
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
VORWORT // Seite
Seite 05
04
vorwort
»ProSiebenSat.1 ist mehr als ein
Wirtschaftsunternehmen«
VORWORT
Thomas Ebeling
Vorstandsvorsitzender (CEO) der
ProSiebenSat.1 Media SE
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
vorwort / Seite 05
Liebe Leserinnen und Leser,
G4-1,
DMA (Public Value)
bisher haben wir Sie im Rahmen unseres Geschäftsberichts und des
Public-Value-Reports über unsere Initiativen für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und unser gesellschaftliches Engagement
informiert. Im vorliegenden Bericht präsentieren wir Ihnen darüber
hinaus erstmals unsere Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit.
Wir wollen Ihnen mit diesem Format die wesentlichen Informationen
zu unserem Nachhaltigkeitsmanagement transparent und über­
sichtlich darstellen.
Wir haben in den vergangenen Monaten neue Projekte initiiert und die
Berichterstattung ausgebaut. Dazu haben wir erstmals den CO2-Fuß­
abdruck für unseren Konzern ermittelt. Im Kapitel „Klima- und
Umweltschutz“ berichten wir ausführlich über die wesentlichen Emissions­
kategorien. Darüber hinaus spielt unser gesellschaftliches Engagement­
natürlich weiterhin eine wichtige Rolle. Denn ProSiebenSat.1 ist mehr
als ein Wirtschaftsunternehmen. Wir erreichen mit unseren TV-Sendern­
und den digitalen Plattformen tagtäglich viele Millionen Zuschauer
und Nutzer. Darunter sind viele junge Menschen. Wir empfinden dies­als
großes Privileg, aber auch als besondere Verantwortung. Wir nutzen­die
Reichweite unserer Medien deshalb gezielt, um den Blick auf
relevante gesellschaftliche Themen zu lenken und verfolgen vier Ziele:
Wir wollen Wissen schaffen, Chancen bieten, Werte vermitteln und
Kultur fördern.
Die Vision für unser Unternehmen ist die Transformation von einem
klassischen TV-Haus zu einem Broadcasting, Digital Entertainment
und Commerce Powerhouse. Auf dem Weg dorthin wollen wir nicht nur
die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unseres Konzerns sicherstellen.
Auch die dauerhaft zukunftsfähige Entwicklung der ökologischen und
sozialen Leistung von ProSiebenSat.1 ist uns sehr wichtig. In unserem
Bericht erfahren Sie, wie wir Verantwortung übernehmen.
Mit den besten Grüßen
Thomas Ebeling
Vorstandsvorsitzender (CEO) der ProSiebenSat.1 Media SE
ProsiebenSat.1
ProSiebenSat.1
Media SE Group
/ Nachhaltigkeitsbericht
/ unsere verantwortung
/ Public
2015/2016
Value report
chancen
INHALT
bieten
/ Seite
/ Seite
06
15
Keine Zeit für
Langeweile
Mit den Erlösen des Red Nose Day unterstützt
ProSiebenSat.1 seit über zehn Jahren
Kinderhilfsprojekte. Eines davon ist „Die Arche“ des
Pastors Bernd Siggelkow.
Seite 48
Helden
wie wir
Die „Jungen Helden“ klären über Organspende auf und
haben dabei viele prominente Helfer. „Entscheidend ist die
Entscheidung“ lautet das Credo des Vereins.
Seite 20
Wir
machen
mit!
Am „Social Day“ engagieren sich Mitarbeiter
von ProSiebenSat.1 in sozialen Einrichtungen.
Seite 66
Schools
on
Der Video-Wettbewerb stärkt die Medienkompetenz von
Schülerinnen und Schülern. Die bundesweite Initiative entstand
auf Anregung des ProSiebenSat.1-Beirats.
Seite 28
A
UNSERE VERANTWORTUNG
10 Über diesen Bericht
1 1 Die ProSiebenSat.1 Group
13Nachhaltigkeit bei ProSiebenSat.1
B
PUBLIC VALUE
Wissen schaffen
20 Junge Helden
28 SchoolsON
30Häusliche Gewalt
38Tag der Heldinnen
39 business@school
Chancen bieten
»Hilfe ist ein
Gemeinschaftswerk«
42 We Help
48RED NOSE DAY
56 startsocial
65Barrierefreies TV
66 Social Day
Werte vermitteln
Annette Kümmel, Senior Vice President Governmental
Relations & Regulatory Affairs, erklärt, wie sich Unternehmen
und Mitarbeiter bei der Flüchtlingshilfe einbringen.
Seite 42
72 Green Seven
80Challenge
81 Diversity Day
Kultur fördern
84FIRST STEPS Award
88Nachwuchsförderung
C
WEITERE Handlungsfelder
92Governance und Compliance
98 Digitalisierung und Innovation
104Klima- und Umweltschutz
107Mitarbeiter und Vielfalt
D
WEITERE INFORMATIONEN
120Prüfung
123Glossar
125GRI-Index
128Impressum und Kontakt
»geht raus
und dreht
filme«
Der Nachwuchspreis First Steps fördert ambitionierte
Filmemacher wie Ilker çatak und erleichtert ihnen die ersten
Schritte in den Beruf.
Seite 84
Zur Orientierung
GRI G4 Verweise
Textverweise auf weitere
Printmedien
Online-Verweise
A
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Nachhaltigkeit / Seite 09
Nachhaltigkeit
»Egal woher Du kommst, wen Du
liebst, an was Du glaubst — das
spielt für unsere Zusammenarbeit
bei ProSiebenSat.1 keine Rolle.«
Eun-Kyung Park, Geschäftsführerin SevenOne AdFactory
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
ÜBER DIESEN BERICHT / Seite 10
Über diesen Bericht
G4–29
G4–32
Die ProSiebenSat.1 Group veröffentlicht mit „Unsere Verantwortung“ erstmalig einen
eigenständigen Bericht, der alle Dimensionen der Nachhaltigkeit und die für den Konzern
wesentlichen Handlungsfelder einbezieht. Zusammen mit dem Geschäftsbericht 2015
bietet diese Publikation eine umfassende Darstellung unserer Unternehmensleistung
auf Basis finanzieller und nicht-finanzieller Informationen. Zuletzt haben wir 2014 einen
Public-Value-Bericht veröffentlicht, der in erster Linie unser gesellschaftliches und
­öffentliches Engagement berücksichtigt hat.
Die Inhalte des vorliegenden Berichts wurden auf Basis einer erstmals durchgeführten
Wesentlichkeitsanalyse ermittelt. Der Bericht orientiert sich an den Leitlinien der Global
Reporting Initiative (GRI) in der vierten Generation (G4). Wir streben zukünftig die Übereinstimmung des Berichts mit der „Kern“-Option an. Bei der Bestimmung der Berichtsinhalte haben wir die Grundsätze „Einbeziehung von Stakeholdern“, „Nachhaltigkeitskontext“, „Wesentlichkeit“ sowie „Vollständigkeit“ beachtet. Wir haben die allgemeinen
Nachhaltigkeitsinformationen sowie branchenspezifische Angaben des Sector Supplement für den Mediensektor zugrunde gelegt und diese hinsichtlich der Relevanz für das
Geschäftsmodell von ProSiebenSat.1 priorisiert.
Die daraus abgeleiteten inhaltlichen Schwerpunkte sind in fünf Handlungsfelder aufgeteilt: „Public Value“, „Governance und Compliance“, „Digitalisierung und Innovation“,
„Klima- und Umweltschutz“ sowie „Mitarbeiter und Vielfalt“. Der Bericht konzentriert
sich auf diejenigen Aspekte, die in der ProSiebenSat.1-Wertschöpfungskette wesentlich
sind.
G4–33
G4–28
G4–30
http://unsere–verantwortung.prosiebensat1.com
Die CO2-Emissionen unserer Klimabilanz (Scope 1 und 2 sowie ausgewählte Scope-3-­
Kategorien) für das Jahr 2015 wurden zudem durch die KPMG AG Wirtschafts­
prüfungsgesellschaft einer unabhängigen betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter­
Sicherheit auf Basis der für solche Prüfungen einschlägigen Standards ISAE 3000 und
ISAE 3410 unterzogen.
Der vorliegende Bericht „Unsere Verantwortung“ umfasst den zum Ende des Geschäftsjahres 2015 gültigen Konsolidierungskreis der ProSiebenSat.1 Group und wurde am
­1. September 2016 veröffentlicht. Der Berichtszeitraum umfasst das Geschäftsjahr 2015
sowie teilweise das Jahr 2016: Die Kennzahlen beziehen sich in der Regel auf den Stand
zum 31. Dezember 2015; die Finanzdaten wurden unverändert dem Geschäftsbericht
2015 entnommen und beziehen sich auf die fortgeführten Aktivitäten. Der Redaktionsschluss für die im Bericht genannten Maßnahmen und Projekte war der 31. Juli 2016.
Der nächste Nachhaltigkeitsbericht wird voraussichtlich im ersten Halb­­jahr 2017 erscheinen. Er ist in deutscher und englischer Sprache erhältlich und als Online-Version verfügbar. Im Interesse der Lesbarkeit verzichtet der Bericht auf geschlechtsbezogene
Doppelnennungen und verwendet die männliche Form. Dabei sind jedoch stets Frauen
und Männer gemeint.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
DIE PROSIEBENSAT.1 GROUP / Seite 11
Die ProSiebenSat.1 Group
G4–3
G4–4
G4–6
G4–8
G4–5
G4–7
Die ProSiebenSat.1 Group zählt zu den erfolgreichsten unabhängigen Medienunternehmen­
in Europa mit einer starken Präsenz im TV- und Digitalmarkt. 2015 steigerte der Konzern
seinen Umsatz um 13,4 Prozent auf 3,261 Mrd Euro (1. Halbjahr 2016: 1,688 Mrd Euro), ­das­
recurring EBITDA stieg um 9,2 Prozent auf 925,5 Mio Euro (1. Halbjahr 2016: 424 Mio
Euro). Bis 2018 will ProSiebenSat.1 seinen Umsatz im Vergleich zu 2012 um 1,85 Mrd
Euro auf rund 4,2 Mrd Euro steigern.
Werbefinanziertes Free-TV ist das Kerngeschäft der Gruppe. Die Senderfamilie um
SAT.1, ProSieben, kabel eins, sixx, SAT.1 Gold und ProSieben MAXX ist die Nummer 1 im
deutschen Zuschauer- und TV-Werbemarkt. Über die HD-Distribution ihrer Fernsehsender hat sich die Gruppe ein zusätzliches, attraktives Geschäftsfeld erschlossen.
Gleichzeitig vernetzt der Konzern sein reichweitenstarkes TV-Geschäft im deutschsprachigen Raum erfolgreich mit seiner Digitalsparte. Schon heute ist ProSiebenSat.1
auch im Internet Deutschlands führender Bewegtbild-Vermarkter. Mit dem Video-onDemand (VoD)-Portal maxdome ist die Gruppe einer der erfolgreichsten Anbieter für
digitales Entertainment. Studio71 ist das größte Multi-Channel-Network in Deutschland
und zählt weltweit zu den Top 5. In den vergangenen Jahren hat ProSiebenSat.1 zudem
ein­erfolgreiches E-Commerce-Portfolio aufgebaut, das einer der wichtigsten Wachstums­
treiber ist. Über sein internationales Produktions- und Vertriebsnetzwerk Red Arrow Enter­
tainment Group ist das Unternehmen mit 19 Gesellschaften in sieben Ländern vertreten.
Die ProSiebenSat.1 Group hat ihren Hauptsitz in München/Unterföhring und beschäftigte­
zum 30. Juni 2016 durchschnittlich 5.849 Mitarbeiter. Die Aktie der ProSiebenSat.1 Media
SE ist an der Frankfurter Wertpapierbörse und der Wertpapierbörse Luxemburg notiert;
im März 2016 ist die Aktie als erster Medientitel in den Leitindex DAX aufgestiegen.
Umsatz nach Segmenten
in Prozent, Vorjahreswerte 2014 in Klammern
Broadcasting
German-speaking 66,0 (71,7)
Content Production &
Global Sales 8,0 (7,0)
Digital &
Adjacent 26,0 (21,2)
Umsatz nach Regionen
in Prozent, Vorjahreswerte 2014 in Klammern
Deutschland 83,9 (86,1)
UK 0,9 (1,3)
USA 6,5 (3,9)
Sonstige 1,0 (1,0)
Österreich/Schweiz 7,8 (7,8)
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
DIE PROSIEBENSAT.1 GROUP / Seite 12
Kennzahlen
in Mio Euro
Konzernumsatz
Umsatzrendite vor Steuern (in %)
2015
2014
3.260,7
2.875,6
18,5
19,5
Gesamtkosten
2.555,4
2.209,0
Operative Kosten1
2.354,5
2.046,9
Werteverzehr des Programmvermögens
895,5
867,8
Recurring EBITDA2
925,5
847,3
Recurring EBITDA Marge (in %)
28,4
29,5
EBITDA
881,1
818,4
Einmaleffekte (saldiert)3
-44,4
-28,9
Betriebsergebnis (EBIT)
729,9
694,5
Finanzergebnis
-126,4
-134,4
Ergebnis vor Steuern
603,6
560,1
Konzernergebnis nach Anteilen anderer Gesellschafter4
390,9
346,3
Ergebnis nicht-fortgeführter Aktivitäten nach Steuern
Bereinigter Konzernüberschuss5
Unverwässertes Ergebnis je Aktie (bereinigt)
Investitionen in das Programmvermögen
Free Cashflow
Cashflow aus Investitionstätigkeit
0,3
-27,1
464,26
418,9
2,19
1,96
943,9
889,7
-1,2
276,5
-1.521,7
-1.148,4
31.12.2015
31.12.2014
Programmvermögen
1.252,4
1.211,9
Eigenkapital
943,07
753,9
in Mio Euro
Eigenkapitalquote (in %)
Liquide Mittel
Finanzverbindlichkeiten
Verschuldungsgrad8
Netto-Finanzverschuldung
Mitarbeiter9
1 Gesamtkosten abzüglich Einmalaufwendungen und Abschreibungen.
17,87
19,3
734,4
470,6
2.674,8
1.973,1
2,1
1,8
1.940,4
1.502,5
4.880
4.210
7Die Vergleichszahlen zum 31. Dezember 2015 sind aufgrund der rückwirkenden Anpassung 2Um Einmaleffekte bereinigtes EBITDA.
der Erstkonsolidierung von Studio71 LP zum Erwerbszeitpunkt geändert worden.
3Saldo aus Einmalaufwendungen und Einmalerträgen.
Für weitere Informationen verweisen wir auf den Anhang des Halbjahresfinanzberichts,
4Den Anteilseignern der ProSiebenSat.1 Media SE zuzurechnendes Ergebnis inklusive
Ziffer 2 „Konsolidierungskreis“, Seite 41.
nichtfortgeführte Aktivitäten.
8Verhältnis von Netto-Finanzverschuldung zum Recurring EBITDA der letzten zwölf Monate; 5Konzernergebnis nach Anteilen anderer Gesellschafter aus fortgeführten Aktivitäten vor bereinigt um den LTM-recurring-EBITDA Beitrag der osteuropäischen Aktivitäten.
Effekten aus Kaufpreisallokationen und weiteren Sondereffekten.
9Vollzeitäquivalente Stellen zum Stichtag aus fortgeführten Aktivitäten.
6Anpassung des bereinigten Konzernüberschusses für das Geschäftsjahr 2015 aufgrund der
rückwirkenden Bereinigung von Änderungen im beizulegenden Zeitwert von Put-Optionen
und Earn-out Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2016. Für weitere Informationen verweisen wir auf den Halbjahresfinanzbericht 2016, Seite 5.
G4–9
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
NACHHALTIGKEIT BEI PROSIEBENSAT.1 / Seite 13
Nachhaltigkeit bei ProSiebenSat.1
Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeit
Wichtigstes Ziel der ProSiebenSat.1 Group ist es, profitabel und nachhaltig zu wachsen.
Dabei beziehen wir die Interessen unserer Stakeholder mit ein und achten auf unsere
Mitarbeiter und ihre Belange. Wir sind der Überzeugung, dass sich geschäftlicher Erfolg
nicht nur an finanziellen Ergebnissen messen lässt, sondern auch daran, wie wir unserer­
gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Bis 2018 soll der Konzernumsatz
gegenüber 2012 um 1,85 Mrd Euro auf 4,2 Mrd Euro steigen, das recurring EBITDA um
350 Mio Euro auf knapp 1,1 Mrd Euro. 2015 war mit einem Umsatzwachstum um 13,4
Prozent auf 3,261 Mrd Euro ein neues Rekordjahr für den Konzern.
G4–EC1
Direkt erwirtschafteter und verteilter wirtschaftlicher Wert
2015
2014
Umsatzerlöse
3.260,7
2.875,6
Bruttoergebnis vom Umsatz
1.496,8
1.315,3
in Mio Euro
Personalaufwand
-477,3
-391,7
-422,9
-348,4
-54,5
-43,3
-7,6
-4,8
Löhne und Gehälter
Soziale Abgaben und Aufwendungen für Unterstützung
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Sonstige betriebliche Erträge
Ertragsteuern
24,7
27,9
-207,7
-178,6
390,9
346,3
Bereinigter Konzernüberschuss
464,21
418,9
Dividendenausschüttung
386,2
341,9
-1.521,7
-1.148,4
Konzernergebnis nach Anteilen anderer Gesellschafter
Cashflow aus Investitionstätigkeit (fortgeführte Aktivitäten)
1 Anpassung des bereinigten Konzernüberschusses für das Geschäftsjahr 2015 aufgrund der rückwirkenden Bereinigung von Änderungen im beizulegenden Zeitwert von Put-Optionen und Earn-out Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2016. Für weitere Informationen verweisen wir auf den Halbjahresfinanz bericht 2016, Seite 5.
Die ProSiebenSat.1 Group,
Seite 1 1.
Wir setzen auf ein vielfältiges Portfolio mit diversifizierten Erlösquellen. Unser Geschäft
basiert auf drei strategischen Säulen, die zugleich die Berichtssegmente darstellen:
Geschäftsbericht 2015,
Seite 89.
Segmente der ProSiebenSat.1 Group
Broadcasting
German-speaking
Digital &
Adjacent
Content Production &
Global Sales
Unsere Segmente umfassen die gesamte Wertschöpfung von der Entwicklung und Produktion von Inhalten über die Aggregation und Vermarktung bis hin zur Distribution
über TV- und digitale Kanäle. Im Segment Broadcasting German-speaking bilden wir
erfolgreiche Sendermarken wie SAT.1 und ProSieben sowie deren Verbreitung in HDQualität ab. Die umfangreichen Digitalaktivitäten werden im Segment Digital & Adjacent
zusammengefasst. Mit unseren digitalen Entertainment-Angeboten decken wir über
die Vermarktung von Werbeflächen, kostenpflichtige Video Views sowie AbonnementModelle alle relevanten Wertschöpfungsströme ab. Gleichzeitig steigert ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
NACHHALTIGKEIT BEI PROSIEBENSAT.1 / Seite 14
Digitalisierung und
Innovation, Seite 98.
G4–12
die Gesamtreichweite seiner TV- und Digitalplattformen durch externe Distributionspartnerschaften. Aus dem Megatrend der Digitalisierung resultiert aber nicht nur eine
veränderte Mediennutzung. Auch das Konsumverhalten ist im Wandel und der OnlineHandel wächst dynamisch. Das Internet etabliert sich als Absatzkanal und ergänzt sich zu­
gleich synergetisch mit TV-Werbung. Deshalb erweitern wir unser Portfolio systematisch
um E-Commerce-Portale, die unsere Wertschöpfungskette erweitern und sich für die
Vermarktung über Bewegtbild-Werbung im TV besonders eignen. Die Red Arrow Enter­
tainment Group komplementiert die Wertschöpfung im Kerngeschäft TV: Red Arrow
entwickelt, produziert und vertreibt TV-Formate für die Sender der ProSiebenSat.1
Group sowie für Drittunternehmen und wird im Segment Content Production & Global
Sales konsolidiert. Zum 1. Juli 2016 wurde die Segmentsstruktur der ProSiebenSat.1
Group dem dynamisch wachsenden Digitalgeschäft und den neuen Vorstandsbereichen
angepasst: Der bisherige Bereich Digital & Adjacent wurde in die eigenständigen
­Segmente Digital Ventures & Commerce sowie Digital Entertainment aufgeteilt. Die
Segmente Broadcasting German-speaking und Content Production & Global Sales
­bleiben bestehen.
Attraktive Programme sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für den nachhaltigen
Erfolg von ProSiebenSat.1 bei TV-Zuschauern, Nutzern von digitalen Angeboten und
Werbekunden. Um eine langfristige Programmversorgung der Gruppe sicherzustellen,
pflegt das Unternehmen einen engen Austausch mit nationalen und internationalen
Filmstudios sowie Film- und TV-Produzenten. Die ProSiebenSat.1 Group hat langfristige
Verträge mit nahezu allen großen Hollywood-Studios sowie zahlreichen Filmbetrieben.
Grundsätzlich achten wir beim Einkauf von Produkten und Dienstleistungen auf marktgerechte Konditionen, die Erfüllung von Qualitätsanforderungen und Lieferzeiten sowie die­
Minimierung von Risiken und die Einhaltung von ethischen und ökologischen Standards.
Die guten Lieferantenbeziehungen zur Filmindustrie, die hohe Reichweite und die langjährige Erfahrung in der Bewegtbild-Vermarktung sind Grundlage für den Erfolg der
ProSiebenSat.1 Group im TV-Geschäft. Über den Ausbau unserer strategischen Wachstums­
felder im Digital- und Produktionsbereich wollen wir unsere Ziele erreichen und unsere
Vision vom Broadcasting, Digital Entertainment und Commerce Powerhouse verwirklichen.
G4–18
Wir sind dabei der Überzeugung, dass sich Unternehmen, die Risiken und Chancen im
Bereich der Nachhaltigkeit frühzeitig erkennen, in wettbewerbsintensiven Märkten besser­
behaupten können. Wir verstehen Nachhaltigkeit als Ansatz, um eine ganzheitliche und
dauerhaft zukunftsfähige Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen­
Leistung unseres Konzerns sicherzustellen.
Dimensionen der Nachhaltigkeit
Ökonomie
Nachhaltigkeit
Ökologie
Soziales
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
NACHHALTIGKEIT BEI PROSIEBENSAT.1 / Seite 15
Kurz- bis mittelfristig wollen wir unser Nachhaltigkeitsmanagement und die Berichtsprozesse im Konzern ausbauen sowie die Transparenz unserer Nachhaltigkeitsleistung
erhöhen. Dafür haben wir konkrete Maßnahmen definiert, die wir in den Jahren 2016 und­
2017 umsetzen werden. So verstehen wir zum Beispiel die Verbesserung der Qualität
unseres CO2-Fußabdrucks auf allen Ebenen der Organisation als fortwährenden Prozess, um­
eine umfassende und offene Kommunikation zu gewährleisten und den Anforderungen
unserer Stakeholder gerecht zu werden.
G4–18
G4–18
G4–25
G4–19
Wesentlichkeitsanalyse
Dieser Bericht orientiert sich an den Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) in
der vierten Generation (G4) und berücksichtigt damit auch das Prinzip der Wesentlichkeit.­
Als wesentlich erachten wir Aspekte, die sowohl für unseren Konzern als auch für unsere
Stakeholder wichtig sind. Im Rahmen des Auf- und Ausbaus eines Nachhaltigkeits­
managements bei ProSiebenSat.1 haben wir Ende 2015 und Anfang 2016 erstmals eine
Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt.
Durch interne Workshops, Befragung von Verantwortlichen verschiedener Fach­
abteilungen, Auswertung von Forschungsergebnissen unserer eigenen Research-Abteilung,­
Dialoge mit einzelnen Anspruchsgruppen sowie Berücksichtigung des regulatorischen
Rahmens unseres bestehenden Berichtswesens haben wir mögliche Themen und Stake­
holder umfassend identifiziert und das Themenuniversum eingegrenzt. Im nächsten
Schritt haben wir die Themen entlang unserer individuellen Wertschöpfung angeordnet
und Priorisierungskriterien definiert. Die daraus abgeleiteten Aspekte sind in fünf Handlungsfelder zusammengefasst, wie die nachstehende Übersicht zeigt:
Handlungsfelder von ProSiebenSat.1
Public Value
Governance und
Digitalisierung
Klima- und
Mitarbeiter und
Compliance
und Innovation
Umweltschutz
Vielfalt
Im Handlungsfeld „Public Value“ ist ProSiebenSat.1 in seiner Rolle als Medienkonzern
seit Jahren mit unterschiedlichsten Projekten aktiv. Beim Thema Umweltkennzahlen
haben wir vor allem in den letzten Monaten große Anstrengungen unternommen und
unser Berichtswesen systematisch ausgebaut:
G4–34
DMA (Public Value)
> Bereits 2011 hat der Konzern seine Public-Value-Aktivitäten in einen größeren gesellschaft­lichen Kontext gestellt und einen Beirat gegründet. Das interdisziplinär besetzte
Gremium unter dem Vorsitz des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr.
Edmund Stoiber berät die ProSiebenSat.1 Group in gesellschaftspolitischen Fragen
und liefert Anregungen zu den Medienangeboten des Konzerns. Im Jahr 2015 traf
sich der Beirat in drei Sitzungen. An diesen Terminen nahmen Vorstände und weitere
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
NACHHALTIGKEIT BEI PROSIEBENSAT.1 / Seite 16
Public Value
(SchoolsON), Seite 28.
Klima- und Umweltschutz,
Seite 104.
G4–18
G4–26
G4–24
G4–27
Entscheidungsträger des Konzerns teil. 2015 hat sich der Beirat erneut dem Themenschwerpunkt „Digital Education“ mit Blick auf die junge Zielgruppe des ProSiebenSat.1Konzerns gewidmet. Die ProSiebenSat.1 Group erreicht mit ihren TV-Sendern täglich
rund 42 Mio Haushalte und zusätzlich mehr als 30 Mio User pro Monat über ihre WebAngebote. Die verbreiteten Inhalte tragen zur Meinungsbildung von Zuschauern und
Nutzern bei. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst und nutzen die große Reichweite unserer Medien, um wichtige ökologische, gesellschaftliche und politische
­Themen in den Fokus zu rücken. Dabei verfolgen wir vier Ziele: Wir wollen Wissen
schaffen, Chancen bieten, Werte vermitteln und Kultur fördern.
> Im Handlungsfeld „Klima- und Umweltschutz“ haben wir für das Geschäftsjahr 2015
erstmals den CO2-Fußabdruck des ProSiebenSat.1-Konzerns ermittelt und die
Emission­swerte extern prüfen lassen. Im ersten Halbjahr 2016 wurde dazu zunächst
eine qualitative Einschätzung relevanter CO2-Emissionskategorien vorgenommen.
Danach folgte die Entwicklung eines Soll-Konzepts für einen CO2-Fußabdruck, speziell­
abgestimmt auf das Wertschöpfungsmodell von ProSiebenSat.1. Im folgenden
­Soll-Ist-Abgleich haben wir das bestehende Berichtswesen für umwelt- und klima­
relevante Informationen mit den definierten Anforderungen abgestimmt und effiziente Methoden­ zur Ermittlung von fehlenden Daten entwickelt. Als Ergebnis der
­anschließenden Umsetzung haben wir die CO2-Emissionen unserer Klimabilanz
(Scope 1 u
­ nd 2 sowie ausgewählte Scope-3-Kategorien) im vorliegenden Bericht
veröffentlicht.
Stakeholder Engagement
Der Austausch mit unseren internen und externen Stakeholdern ist uns sowohl im täglichen Geschäftsablauf als auch anlassbezogen — z.B. im Vorfeld der Nachhaltigkeits­
berichterstattung — sehr wichtig. Die von den Anspruchsgruppen geäußerten Anliegen
haben­ wir bei der Definition unserer Handlungsfelder und der Auswahl der von uns
berichteten Aspekte berücksichtigt. Außerhalb des institutionalisierten Dialogmanagements, wie es etwa Investor Relations, die Konzernkommunikation oder die Abteilung
Governmental Relations & Regulatory Affairs betreiben, entwickeln wir neue Kommunikationswege und bauen bestehende Dialogformen für die Pflege unserer StakeholderBeziehungen im Bereich der Nachhaltigkeit aus.
Im Folgenden beschreiben wir ausgewählte Stakeholder-Dialoge der ProSiebenSat.1
Group:
> Kunden: Der Dialog mit unseren Kunden wie Werbetreibenden und Mediaagenturen,
aber auch Endkunden in unserem Online-Handelsgeschäft, hilft uns, deren
Anforderungen­noch besser zu erkennen, um Werbeprodukte und Commerce-Angebote
entsprechend darauf ausrichten zu können. Marktanalysen, Befragungen und
­persönliche Gespräche liefern uns zum Beispiel Informationen, welche Programm­
umfelder und TV-Formate für Werbekunden interessant sind.
M6
> Zuschauer und Nutzer: Die wichtigsten Stakeholder sind neben der Werbewirtschaft
die Konsumenten unserer Angebote, also TV-Zuschauer sowie Nutzer unserer digitalen­
Entertainment-Plattformen. Die direkte Interaktion mit ihnen ist für ProSiebenSat.1
sehr wichtig. Der Konzern betreibt im Umfeld seiner TV-Marken 109 Facebook-Seiten
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
NACHHALTIGKEIT BEI PROSIEBENSAT.1 / Seite 17
sowie 28 Twitter-Accounts. Zusätzlich können Zuschauer via E-Mail ihre Fragen zu
Programm­inhalten, Anregungen oder ­Kritik an die zentrale Zuschauerredaktion
senden.­2015 bearbeitete die Redaktion rund 107.000 Anfragen.
> Mitarbeiter: Unser Unternehmenserfolg gründet auf der Kompetenz und dem
Leistungs­willen unserer Mitarbeiter. Der Austausch mit ihnen nimmt daher eine
besonders­wichtige Rolle ein. Es finden regelmäßige Betriebsversammlungen sowie
Mitarbeiterbefragungen zu Themen wie „Engagement“ oder „Pendelverkehr“ statt.
Zudem nutzen wir das Intranet, um aktuelle Informationen zu teilen, und bieten
­dadurch auch einen Feedback-Kanal.
> Analysten und Investoren: In zahlreichen Roadshows und Konferenzen erläutern wir
den Geschäftsverlauf und den Unternehmensausblick, stellen uns den Nachfragen
des Kapitalmarkts zu ESG-Themen und nehmen Anregungen und Empfehlungen auf.
Insbesondere beobachteten wir erhöhte Anforderungen an die Kommunikation von
Governance-Sachverhalten sowie Informationen zur ökologischen Leistung des
­Unternehmens. In verschiedenen Nachhaltigkeits-Rankings (zum Beispiel CDP Climate
Change) werden die Aktivitäten von unabhängiger Seite bewertet.
> Medienvertreter: ProSiebenSat.1 informiert Medienvertreter umfassend, zeitnah und
offen über verschiedene Kanäle. Dazu gehören Pressemitteilungen, Pressekonferenzen,­
Interviews und Hintergrundgespräche mit Journalisten. Wir stellen auf unserer
Konzern-­Website ausführliche Informationen zu unserem Unternehmen, den Geschäfts­
aktivitäten und relevanten Nachhaltigkeitsthemen in deutscher und englischer Sprache­
zur Verfügung.
> Politik, Verwaltung und Verbände: Als DAX-Konzern und eines der größten Medien­
unternehmen Deutschlands steht ­ProSiebenSat.1 besonders im öffentlichen Fokus.
Im nationalen und internationalen Dialog mit Vertretern von Regierungen, Fach­
behörden und Parlamenten bringen wir unsere Positionen direkt oder über die Mitgliedschaften in diversen Verbänden und Organisationen in die politische Diskussion ein.
G4–16
Ausgewählte Mitgliedschaften von ProSiebenSat.1
Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF)
Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF)
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW)
Deutsche TV-Plattform
Digital Video Broadcasting (DVB)
European Group of Television Advertising (egta)
Filmförderungsanstalt (FFA)
FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern)
Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)
Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM)
Initiative for a Competitive Online Marketplace (ICOMP)
Gesellschaft zur Verwertung der Urheber- und Leistungsschutzrechte von Medienunternehmen (vg media)
Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT)
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
B Bublic value / Seite 19
B
public value
WIssen
schaffen
»Mit SchoolsOn fördern wir
gemeinsam mit ProSiebenSat.1
die Medienkompetenz und
Kreativität junger Menschen.«
Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen
wissen schaffen
schaffen // Seite
Seite 20
20
» entscheidend
ist die
entscheidung «
organspende
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 21
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 22
Helden
wie wir
Die „Jungen Helden“ klären über Organspende auf und haben viele prominente Helfer.
„Entscheidend ist die Entscheidung“ lautet das Credo des Vereins, der Menschen mitten im Leben
für die Beschäftigung mit dem Tod gewinnt.
Es gibt Themen, die man normalerweise nicht in
einem Atemzug nennt: Clubpartys und Organspende
zum Beispiel. Für die Jungen Helden­gilt das nicht. Sie
gehen dorthin, wo man die Jugend trifft, in Clubs, an
Schulen, bei Sportveranstaltungen. So platzieren sie
das Thema Organspende mitten im Leben.­
Die Feiern sind legendär – und prominent besetzt: Da
stehen­schon mal Jürgen Vogel und Joko Winterscheidt­am Einlass und drücken den Gästen Flyer und
Organspendeausweise in die Hand. Moderatorin Johanna­
Klum­und Schauspieler Florian Lukas mixen hinter der
Bar die Getränke, am DJ-Pult stehen die Beatsteaks –
allesamt überzeugte Unterstützer, viele seit der ersten
Stunde. „Beim Club voller Helden geht es darum,
gemein­sam eine gute Zeit zu haben und das Thema
P
Prominente Unterstützer:
Moderator Klaas Heufer-Umlauf
und Schauspieler Jürgen Vogel (r.)
Organspende mitzunehmen“, erklärt Angela Ipach, die
den Verein leitet, der 2003 von ihrer Schwester Claudia­
Kotter initiiert wurde.
Der Verein will junge Leute ohne erhobenen
Zeigefinger informieren
Junge Heldin – zu Claudia Kotter passt das. Sie litt an
der seltenen Autoimmunkrankheit Sklerodermie, bei
der sich Organe und Bindegewebe verhärten. Gerade
mal 20 ist sie, da greift die Krankheit ihre Lunge an.
Eine Transplantation wird dringend nötig. Vier Jahre
wartet sie, bis sie endlich ein neues Organ bekommt.
Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Gemeinsam mit
ihrer Familie und Freunden baut sie die Jungen Helden
auf. So will sie der Debatte über Organspende mit
einer­ganz eigenen Note Beachtung verschaffen.
Ohne­jeden Missionierungseifer, dafür mit Spaß,
einer ungeheuren Überzeugungskraft und Lebens­
freude. „Sie war eine Liebe­serklärung an das Leben“,
beschreibt Angela Ipach ihre Schwester. Ihr Credo,
­„Du musst es immer versuchen“, führte zu einem sehr
aktiven und intensiven Leben, trotz Krankheit. „Mir ist
durch Claudia zum ersten Mal klar geworden, dass
Organspenden einen größeren Bezug zum Leben
haben als zum Tod“, sagt Moderator Klaas Heufer-­
Umlauf, der die Jungen Helden seit langem unterstützt. Dennoch sind beide Seiten immer präsent. Das
symbolisiert auch das Logo des Vereins: eine Batterie
mit Plus- und Minuspol.
Vier Jahre hat Claudia Kotter mit dem Spenderorgan
weitergelebt – und mit viel Engagement ihr Anliegen
öffentlich gemacht. Zum Schluss war es ihr Herz, das
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 23
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 24
» wer sich mit dem Tod
auseinandersetzt
und sich die Zeit für
eine persönliche
Entscheidung nimmt,
ist ein Held.« Angela Ipach
jede spende zählt
10.000
Menschen warten auf eine lebensrettende
Organtransplantation
877
Organspender gab es im Jahr 2015
in Deutschland
81
Prozent der Deutschen wären grundsätzlich
bereit, Organe zu spenden
32
Prozent besitzen einen
Organspendeausweis
Quelle: DSO (Stand: April 2016), Eurotransplant
(Stand: März 2016), BZgA (Stand: Juni 2016)
versagte. Im Juni 2011 starb sie, mit 30 Jahren. Jetzt
führt ihre Schwester gemeinsam mit einem Team aus
sieben Mitstreitern die Arbeit fort. Sie decken die wichtigsten Regionen Deutschlands ab. Dazu kommen
rund 40 ehrenamtliche Unterstützer, die zum Beispiel mit­­
Schülern und Lehrern über Organspende diskutieren.
Ihnen allen geht es darum, dass junge Menschen eine
Haltung zum Thema einnehmen. „Das Wichtigste ist,
einen­Ausweis zu haben“, so Ipach. Wer sich mit dem Tod
auseinandersetze und sich die Zeit für eine persönliche­
Entscheidung nähme, sei ein Held. „Auch wenn danach­
ein ,Nein‘ auf dem Ausweis angekreuzt wird“, ergänzt
sie. Damit nimmt man den Menschen, die einem­nahe
stehen, eine schwere Entscheidung ab. „Wir machen­
unsere­Aufklärungsarbeit ganz ohne erhobenen Zeige­­
finger“, betont Moderator Joko Winterscheidt. „Wir sagen:­
Denk­einfach mal darüber nach. Hab eine Meinung.“
Viele wollen helfen, aber zu wenige haben
einen Spenderausweis
Wie nötig das ist, belegt die aktuelle Umfrage der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Zwar
stehen vier von fünf Deutschen dem Thema Organspende positiv gegenüber, aber nur ein Drittel hat
einen­Ausweis. „Die Differenz belegt, dass noch viel
Über­
zeugungsarbeit zu leisten ist“, sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
Aufklären soll auch der Film „Entscheidend ist die
­Entscheidung“. Ende Juni 2015 feierte er im CinemaxX
Berlin Premiere – nach zwei Jahren Arbeit. Darin wird
kinoreif über Organspende in Deutschland informiert.
Joko und Klaas begleiten die Story gemeinsam mit
den­Schauspielern Fahri Yardim und Jürgen Vogel.
Letzteren­verband eine jahrelange Freundschaft mit
Claudia Kotter.­Nachdem die beiden im Berliner Café
Einstein inein­ander gelaufen sind und sich daraufhin
kurz unterhalten­hatten, nutzte Claudia Kotter den
Anknüpfungspunkt. Sie schickte Vogel einen sehr
­persönlichen Brief. Er reagierte prompt, wurde Junger
Held und später ein guter Freund. Der Schauspieler
steht dem Thema Organspende auch persönlich nah:
Er hat seiner Schwester mit einer Knochenmarkspende das Leben gerettet.
Seit kurzem gibt es den Aufklärungsfilm auch auf ­DVD,
sodass Schulen und Bildungseinrichtungen ihn im
Unter­
richt nutzen können. SAT.1 zeigte Ausschnitte
daraus an einem Thementag „Organspende“, bei dem
die Jungen Helden, das Bundesgesundheitsministerium und die Deutsche Stiftung Organtransplantation
(DSO) Kooperationspartner waren. Den Auftakt machte
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 25
B
Bayerns Gesund­heits­mi­nis­terin Melanie Huml (Mitte) mit
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am Infostand der Jungen Helden:
Lydia Basu, Geraldine Laprell und Anna Barbara Sum (v.l.)
»Der SAT.1- Film trägt auf bewegende
Weise dazu bei, Öffentlichkeit für
dieses wichtige Thema zu schaffen.«
Hermann Gröhe
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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das SAT.1-Drama „Zwei Leben. Eine Hoffnung.“ Hauptdarstellerin Annette Frier freut sich, dass Transplantationen und Spenderbereitschaft durch den Film stärker
ins Rampenlicht gerückt werden: „Ich habe mit
­Freunden und im Bekanntenkreis über Organspende
geredet und­die Erfahrung gemacht: Es ist ganz viel
Nichtinformation­da. Es ist gut, dass wir den Film
gedreht haben.“ Und der hat ziemlich aufgerüttelt: Fast
doppelt so viele Anrufe wie üblich gingen am Ausstrahlungstag bei der DSO und dem „Infotelefon
Organspende“ ein. Frier­hat sich schon entschlossen:
„Organspende ist eine sehr private Entscheidung, die
jeder selbst treffen muss.­Aber ich sage für mich ganz
klar: Ja!“
Marienplatz, den auch SAT.1 unterstützte. Künftig wollen­
sie sich stärker vernetzen, neue Koopera­tionen eingehen­
und häufiger mit Partnern aus der Politik­ wie der
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz oder dem Bayrischen Bündnis für Organ­
spende auftreten. Über 10.000 Facebook-Fans mögen
ihre Arbeit schon jetzt. Nicht zuletzt auch Charlotte
Roche, die jüngst auf heldenhafte Mission ging. Sie h
­ at
sich die Vorderseite eines Spenderausweises auf den
Unterarm tätowieren lassen, zusammen mit dem
­Helden-­Logo. Organspende ist ein Thema, das unter
die Haut geht.
Rund 25.000 Organspendeausweise geben die Jungen
Helden jährlich aus. Zwei Aktionen machen sie im
Schnitt pro Monat, zum Beispiel im Juni am bundesweiten „Tag der Organspende“ auf dem Münchner
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/wissen-schaffen
A
Angela Ipach (oben) führt die Arbeit ihrer
Schwester Claudia Kotter fort.
Die Gründerin des Vereins Junge Helden starb 2011.
Entscheidend ist die Entscheidung
Angela Ipach leitet gemeinsam mit einem siebenköpfigen Team den Verein Junge Helden, ­den ihre
Schwester Claudia Kotter 2003 gegründet hat. Ziel ist, über Organspende zu informieren und
Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, vor allem bei jungen Menschen. Dabei soll keiner
überredet werden: Jeder ist ein Held, der sich mit Organspende auseinandersetzt und sich die Zeit
für eine persönliche Entscheidung nimmt. Aufgeklärt wird dort, wo das Leben stattfindet:
Der Verein veranstaltet Partys, diskutiert an Schulen und drehte jüngst einen humorvollen
Aufklärungsfilm mit Joko & Klaas.
www. junge-helden.org
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
wissen schaffen / Seite 27
Öffentlichkeit schaffen
SAT.1 machte den 8. März 2016 zum Thementag der Organspende — mit den Jungen Helden,
dem Gesundheitsministerium und der Deutschen Stiftung Organtransplantation als Partnern.
Im preisgekrönten SAT.1-Drama „Zwei Leben. Eine Hoffnung.“ kämpft Annette Frier als Transplantationschirurgin
um das Leben von zwei jungen Patienten, die auf eine Spenderniere warten. Als es bei einer OP zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommt, stehen schwerwiegende Entscheidungen an. Und am Ende? Heißt es für
Einen: wieder warten. So wie für 10.000 kranke Menschen im wahren Leben. Wie dringend ­Organspenden benötigt
werden, vertiefte die Eventdoku „Bei Anruf Herz“. „Oberstes Ziel des Thementags war, dass der Zuschauer
erkennt, dass er zum Thema ­Organspende eine Haltung finden muss“, sagt SAT.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger.­
Mission erfüllt: Am Ausstrahlungstag gingen 96 Prozent mehr Anrufe bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation und dem „Infotelefon Organspende“ ein als am gleichen Tag der Vorwoche, wie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in einem Dankesbrief hervorhob. Am bundesweiten Tag der Organspende war „Zwei
Leben. Eine Hoffnung.“ kostenlos­im Kino zu sehen. Und Gröhe setzte sich gemeinsam mit Frier und SAT.1 auf dem
Münchner Marienplatz für Organspende ein. Gröhe ist überzeugt: „Der Film trägt auf bewegende Weise dazu bei,
Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema zu schaffen.“
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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B
Belegten mit ihrem Handytest den
2. Platz bei SchoolsON: Marvin Langer
und Niclas Neumann (r.)
Dreh Dein
Ding
Video-Wettbewerb stärkt Medienkompetenz
D
Die Gewinnerbeiträge werden auf
ProSieben gezeigt.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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Smartphone gegen Handyklassiker – welches Modell löst sich wohl schneller in einem
Bad aus Salz- und Salpetersäure auf? Und welches überlebt, wenn ein 2,4 Tonnen
schwerer Bagger darüberrollt? Für den Video-Wettbewerb „SchoolsON“ haben die Schüler
Marvin Langer und Niclas Neumann die Schmerzgrenzen ihrer Handys getestet – und
dafür gemeinsam mit ihrem Kameramann Michael Bressler den 2. Platz belegt. Die
Belohnung: ProSieben hat das Team zu einem Redaktionsbesuch beim Wissensmagazin
„Galileo“ eingeladen. Platz 1 ging an die Arbeitsgruppe Film des Gymnasiums am Stefansberg in Merzig. Ihr Beitrag zum Thema „Warum vergisst man eigentlich?“ wurde zur
besten Sendezeit bei Galileo ausgestrahlt.
Unter dem Motto „Dreh Dein Ding“ hat ProSiebenSat.1 gemeinsam mit der Deutschen
Kinder- und Jugendstiftung 2016 zum zweiten Mal zu dem Videowettbewerb aufgerufen.
Ziel ist es, Jugendlichen den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien
näherzubringen. Den Gewinnern winkt neben der Ausstrahlung in „Galileo“, „taff“ oder
„ProSieben Newstime“ ein Besuch bei der Sendergruppe sowie eine GoPro-Kamera und
eine Videoschnitt-Software für den nächsten Dreh.
Die bundesweite Initiative entstand auf Anregung des ProSiebenSat.1-Beirats. Das Gremium­
berät die Sendergruppe in gesellschaftspolitischen sowie ethischen Fragen und gibt
Anregungen zu Medienangeboten des Konzerns. „Mit SchoolsON stärken wir die Medienkompetenz junger Menschen. Wir fördern ihre Kreativität, geben Know-how rund um die
Produktion weiter und vermitteln gleichzeitig den verantwortungsvollen Umgang mit
Bewegtbild-Inhalten“, erklärt Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und
Jugendstiftung sowie Mitglied des Beirats der ProSiebenSat.1 Media SE. Begleitend zum
Wettbewerb erhalten Schüler und Pädagogen Unterrichtsmaterial. Darin finden sich nicht
nur Tipps zum Dreh, sondern auch Informationen zu Themen wie Schutz der Persönlichkeits- und Urheberrechte.
Neben der spielerischen Vermittlung von Wissen geht es Edmund Stoiber, Vorsitzender
des ProSiebenSat.1-Beirats, vor allem um den gesellschaftlichen Auftrag: „Medienunternehmen haben eine große Verantwortung und müssen ihre Power auch für die Medienerziehung einsetzen.“
www.schools-on.de
M7
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 30
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 31
Stopp
Raus aus der
Gewalt!
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 32
Raus aus der
Gewalt!
Sie findet zu Hause statt, hinter verschlossenen Türen, ohne Zeugen, außer den Kindern, die sie
direkt oder indirekt sehen, hören, fühlen. Häusliche Gewalt ist noch immer ein Tabuthema.
Mit dem TV-Movie „Die Ungehorsame“ hat SAT.1 darauf aufmerksam gemacht und auch international
Anerkennung bekommen.
Nach drei Monaten im Frauenhaus eine eigene Woh­
nung, eine richtig schöne sogar – Monika ist glücklich,­
sie hat es geschafft. Endlich Ruhe nach 38 Jahren Ehe,­
die immer mehr zur Hölle wurde. „Die Gewalt kam
schleichend. Als er auch noch zu trinken anfing,
wurde es immer schlimmer. Von früh bis abends nur
„du Drecksau“, sagt sie. Freunde, Familie, nachbar­
schaftliche Kontakte — Fehlanzeige; selbst vom Tod
ihrer Mutter erfuhr sie erst aus der Zeitung. „Es kam
niemand mehr, weil er sich so unmöglich aufführte,
ich war völlig isoliert.“ Ihre Berufstätigkeit hatte sie nach­
einem schweren Unfall aufgeben müssen, zu den
Schmerzen gesellte sich die ständige Angst, „dass er mir­
was antut“, ein körperlicher Angriff sie endgültig an
den Rollstuhl fesseln könnte. Als ein erneuter Streit
zu eskalieren drohte, rief sie schließlich die Polizei –
und kontaktierte das Frauenhaus, dessen Telefon­
nummer sie schon seit langem mit sich herumtrug.
Jede zweite Frau in Deutschland hat psychische
Gewalt erfahren
Sie findet in der Villa am Stadtrand ebenso statt wie in­
der Sozialwohnung, existiert quer durch alle Schichten,­
ist unabhängig vom Bildungsniveau: Häusliche Gewalt
ist die am häufigsten vorkommende Gewaltform in
Deutschland und eines der größten Gesundheitsrisiken für­
Frauen weltweit. Jede fünfte Frau in Deutschland hat
körperliche Gewalt durch einen Partner erfahren, jede­
Zweite erlebte eine Form der psychischen Gewalt.
Nur 11 Prozent der Frauen meldeten den Vorfall­der Polizei,­
so das Ergebnis einer 2014 veröffentlichten­Studie der
Agentur der Europäischen Union für Grundrechte.
Die Frage liegt nahe: Warum hast du dich nicht sofort
getrennt? „Als Außenstehender denkt man immer,
Trennung ist die Lösung, aber das ist ja gar nicht
sicher. Gerade wenn es gemeinsame Kinder gibt, ist
es sehr, sehr schwer“, weiß Katja Krieger, Psychologin
und Pressesprecherin beim Bundesverband Gewalt
gegen Frauen. Und nicht zuletzt auch gefährlich: Das
Risiko, Opfer eines Tötungsdelikts zu werden, steigt
während Trennungsphasen um das Fünffache.
Isolation: Kontakte mit Nachbarn und
Freunden brechen ab
Auch Miriam kennt die Frage, die so leicht über die
Lippen geht. Die alle Bemühungen, innerhalb der
Beziehung der Gewalt ein Ende zu setzen, unter­
schwellig als Zeichen von Passivität und Schwäche
wertet. Die ignoriert, was es heißt, auf Schritt und
Tritt kontrolliert zu werden, sozial isoliert und oft
auch finanziell abhängig zu sein.
2008 war sie nach Deutschland gekommen, Liebe,
materiellen Wohlstand hatte ihr Mann ihr versprochen,­
doch „es war alles Lüge, von Anfang an“. Als er sie
zum ersten Mal schlug, war sie im zweiten Monat
schwanger – wie Studien zeigen, sind Schwangerschaft­
und Geburt sehr häufig Auslöser für den Ausbruch
von Gewalt durch den Partner. „Ich wollte mich scheiden­
lassen, aber meine Familie hat mich überredet weiter­
zumachen“, sagt sie. Drei Jahre später kam das zweite­
Kind, Kontakte mit Freunden und Nachbarn waren da
längst verboten, Demütigungen und Beschimpfungen­
mittlerweile normal. Ebenso, dass er „sich nimmt, was
er will“ und austeilt — mit Fäusten, Füßen und Schuhlöffel.­
Sie hat sich gewehrt, ließ ihn nicht definieren, wie sie
sich selbst zu sehen habe. „Willst du Streit“, habe sie
ihn schließlich immer gefragt — und die Kinder zur
Nachbarin geschafft.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 33
»Es hätte mir doch
keiner geglaubt.«
Leonie (Felicitas Woll)
Die Ungehorsame
Ein zuschnurrendes graues Gartentor, im Eingang ein Aubergine-Ton, den Leonie Keller liebt und den ihr
Mann als „ein bisschen gewagt“ bezeichnet: Die destruktive Beziehungsstruktur lauert im SAT.1-Film
„Die Ungehorsame“ von Anfang an im Hintergrund. Auf dem Filmplakat, das der frischgebackene Ehemann
beim Einzug ins gemeinsame Haus präsentiert, reduziert sie sich auf vier knappe Zeilen. Ihre künftige Rolle ist
„Das Goldstück“ und er, Alexander, führt dabei Regie. Erst Goldstück, dann „notgeile Schlampe“: „Gewalt
beginnt immer mit Entpersonalisierung. Wenn eine Frau nicht mehr als menschliches Wesen wahrgenommen
wird, sinkt die Hemmschwelle enorm“, verdeutlicht Drehbuchautor Michael Helfrich.
Die Resonanz auf „Die Ungehorsame“ ist noch immer enorm: Der im März 2015 erstmals ausgestrahlte Film
(Regie: Holger Haase; Produzent: Ivo-Alexander Beck, Ninety Minute Film) wird bei zahlreichen Beratungs- und
Bildungs­einrichtungen wie etwa der medizinischen Fakultät der Hochschule Hannover als Lehrfilm eingesetzt,
weiß Helfrich. Noch mehr überrascht ihn freilich dessen unmittelbare Wirkung: „Bei den Wiesbadener Krimiwochen kam eine Frau aus dem Publikum auf mich zu, und erzählte, dass der Film ihr die Kraft gegeben habe,
sich nach 30 Jahren Ehe zu trennen.“
Die authentische Umsetzung des Themas erhielt national wie international große Anerkennung. Mit Felicitas
Woll, die für ihre Darstellung der Leonie mit dem Bayrischen Fernsehpreis 2015 ausgezeichnet wurde,
und Marcus Mittermeier prominent besetzt, begeisterte „Die Ungehorsame“ nicht nur die meisten Zuschauer
beim 3sat-Publikumspreis 2016 sowie beim Krimifestival in Baden-Baden, sondern erhielt neben
einer Nominierung für den Grimme-Preis 2016 auch die Goldmedaille beim New York Film Festival in der
Kategorie „World’s Best TV & Films“.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 34
»Kontrolle und
Beherrschung sind
der Kern eines
Gewaltverhältnisses.«
Barbara Kavemann
Viele Täter beherrschen die
Schuldumkehr perfekt
„Wer schlägt, muss gehen“, lautet der Tenor des 2002
erlassenen Gewaltschutzgesetzes, das der Polizei die
Möglichkeit gibt, den Täter der Wohnung zu verweisen.­­
Doch dass Gewalt gegen Frauen in einer Beziehung
nicht erst mit Tritten und Hieben beginnt, wurde
durch den plakativen Slogan stark in den Hinter­
grund gedrängt. „In der öffentlichen Diskussion wie
auch in der Unterstützungspraxis ist die körperliche
Gewalt das zentrale Thema. Dabei geht unter, dass
Kontrolle und Beherrschung der Kern eines Gewalt­
verhältnisses sind“, kritisiert Barbara Kavemann,
Soziologin und Professorin an der Katholischen
­
Hoch­
schule für Sozialwesen in Berlin. Einen „zu
starken Fokus auf physische Gewalt“ konstatiert auch
Roland Hertel, Diplom-Sozialarbeiter und Vorsitzender
der Bundes­arbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche
Gewalt:­„Die psychische Gewalt wird auch von profes­
sionellen Diensten, von Behörden und Jugendämtern
nicht so wahrgenommen und gewertet, wie sie es
eigentlich müsste“, sagt er. „Wichtig ist, dass sehr
früh schon reagiert wird, damit eine Chance auf
Änderung besteht.“
„Es hätte mir doch keiner geglaubt“ — der Satz, den
Leonie im SAT.1-Film „Die Ungehorsame“ zu ihrer
Anwältin sagt, bringt die Ängste misshandelter
Frauen auf den Punkt. „Die Täter beherrschen es her­
vorragend zu bagatellisieren und zu manipulieren,
nicht nur das Umfeld sondern auch die Behörden“,
weiß Hertel. „Die geben sich dort völlig angepasst,
stimmen dem Berater zu, um sich im guten Licht
darzustellen oder suggerieren, für Frau und Kinder ja
nur das Beste zu wollen.“ Und was sie ganz hervorra­
gend können, ist die Schuldumkehr. „Warum tut sie
mir das an, dass ich sie immer wieder schlagen muss“,­
ist ein Satz, der selbst Hertel sprachlos machte.
Jugendhilfe oder Justiz an. So etwa, dass ja „nur“
gegen die Mutter Gewalt ausgeübt worden sei oder
der an die Mutter adressierte Satz einer Richterin,
dass man ihr „mit häuslicher Gewalt gar nicht zu
kommen brauche“. Salgos Fazit: „Die gerichtliche und
die behördliche Praxis in Deutschland wie auch die
jüngste Gesetzgebung schenkt — nicht nur im Umgangs­
kontext — den Umständen ,Häusliche Gewalt‘ und
,Traumatisierung‘ noch längst nicht die erforderliche
Aufmerksamkeit.“ Insbesondere das Miterleben von
häuslicher Gewalt wurde und werde zu wenig beachtet.
Seit 2013 können sich betroffene Frauen, aber auch
Angehörige und Freunde beim bundesweiten Hilfe­
telefon Unterstützung holen. Bereits im ersten Jahr
wurden über 18.000 Beratungsgespräche geführt. Im
Umfeld des SAT.1-Films wählten 450 Hilfesuchende
die in Trailern und Einblendungen kommunizierte
Telefonnummer. Die Hotline gehört zum Bundesamt
für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. „Frauen­
müssen wissen, dass sie anonym Hilfe und Unter­
stützung bekommen können“, betont Familienmini­
sterin Manuela Schwesig. Um mehr Öffentlichkeit für
das Tabuthema zu schaffen, seien Filme wie „Die
Ungehorsame“ wichtig. „Es ist immer gut zu wissen,
dass es auch anderen Frauen so ergehen kann und
dass man nicht daran Schuld ist!“
Frauenhäuser müssen jährlich rund
9.000 Betroffene abweisen
Trotz deutlicher Verbesserungen der Beratungs- und
Hilfestruktur besteht weiterer Handlungsbedarf. Der
schnelle und unbürokratische Schutz in einem Frauen­
haus steht längst nicht jeder Frau offen. Besonders in
Großstädten und Ballungsgebieten sind die Frauen­
häuser voll belegt bis überfüllt, jährlich müssen rund
9.000 Frauen wegen Überfüllung oder aus Finan­
zierungsgründen abgewiesen werden.
Miriam hatte Glück. Nach einer lebensbedrohlichen
Attacke fand sie für sich und die Kinder sofort Zu­flucht
in einem Frauenhaus. Und sie konnte hier in Gesprächen
mit Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen Alternativen­
für ein eigenständiges Leben entwickeln. Der Name,
den ihre Kinder dem neuen Aufenthaltsort gaben,
sagt alles: Für sie ist es „das Urlaubshaus“.
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/wissen-schaffen
Nicht selten bekommen gewalttätige Partner sogar das­
Umgangs- und Sorgerecht. Der Frankfurter Professor
und Familienrechtler Ludwig Salgo führt in seinen
Vorträgen zahlreiche umstrittene Entscheidungen von­
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 35
Ein erster Schritt
Hinsehen hilft: „Dank der Kooperation mit SAT.1 und der Einbindung des Hilfetelefons in die
redaktionelle Berichterstattung zum Film ,Die Ungehorsame‘ konnten wir sehr viele gewaltbetroffene Frauen
und Personen aus ihrem Umfeld erreichen“, sagt Petra Söchting, Leiterin des „Hilfetelefons Gewalt gegen
Frauen“. Binnen drei Tagen wählten 450 Personen – gewaltbetroffene Frauen wie auch Menschen aus dem
sozialen Umfeld – die in Trailern und Einblendungen kommunizierte Nummer 08000-116016.
Als erstes bundesweites Beratungsangebot informiert, unterstützt und berät die beim Bundesamt für Familie
und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelte Hilfe-Hotline seit drei Jahren per Telefon, E-Mail und
Chat zu allen Formen von Gewalt, anonym und kostenlos, rund um die Uhr und in 15 Sprachen. 2015 wurde das
Hilfetelefon rund 55.000-mal kontaktiert, die Zahl der Kontakte war damit 11 Prozent höher als im Vorjahr.
www.hilfetelefon.de
5
Jede fünfte Frau in Deutschland
hat körperliche Gewalt durch einen Partner erfahren
2
Jede zweite Frau
erlebte eine Form der psychischen Gewalt
»Frauen müssen
wissen, dass sie
anonym Hilfe
und Unterstützung
bekommen
können.«
Manuela Schwesig
Quelle: European Agency for Fundamental Rights
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 36
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Wissen SCHAFFEN / Seite 37
08000-116016
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
WISSEN SCHAFFEN / Seite 38
F
Friedensnobelpreisträgerin Malala ist eine der Heldinnen,
die der Frauensender gewürdigt hat.
Heldinnen des Alltags
sixx engagiert sich für den Weltfrauentag
Wenn Malala Yousafzai spricht, dann hören alle zu — egal, ob in der pakistanischen­Provinz
oder vor den Vereinten Nationen in New York. Die Kinder- und Frauenrechtsaktivistin aus
dem Swat-Tal in Pakistan hat schon mit elf Jahren in einem Blog über Gewalttaten der
pakistanischen Taliban berichtet. 2012 hat M
­ alala ein Attentat schwer verletzt überlebt,
zwei Jahre später wurde sie für ihr uner­schrockenes Engagement mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die heute 18-Jährige ist die jüngste und sicherlich eine der
mutigsten Frauen, die sixx am „Tag der Heldinnen“ geehrt hat.
Mit einer ganzen Reihe von Formaten hat der TV-Sender der ProSiebenSat.1 Group­in der
Woche rund um den Weltfrauentag am 8. März programmliche ­Akzente ­gesetzt. In der
Rankingshow „Like us“ wurden Frauen vorgestellt, die sich gesellschaftlich oder politisch
engagieren und so zum Vorbild geworden sind. Daneben hat­sixx Dramen wie „Mit geradem
Rücken“, „Die Frau des Schläfers“ und „Die Farbe Lila“ gezeigt, in denen ebenfalls starke
Frauen im Mittelpunkt stehen. In einer bundesweiten Postkartenaktion wurden Frauen
dazu aufgerufen, einen Gruß an ihre Heldinnen zu schreiben. Dabei ging es nicht nur
darum, Persönlichkeiten aus dem Rampenlicht zu würdigen. „Jede Frau hat eine tolle Freundin,
Mutter, Schwester,­Tante, Cousine oder auch Kollegin“, betont sixx-Senderchefin
Christina Kuby. „Der Weltfrauentag ist für uns die perfekte Gelegenheit, jeden daran
zu erinnern, seine ganz persönlichen Heldinnen zu feiern.“
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
WISSEN SCHAFFEN / Seite 39
Zurück in die Schule
Bildungsinitiative weckt Gründergeist beim Nachwuchs
Noch einmal die Schulbank drücken — das kann nicht schaden, auch wenn man schon
mitten im Berufsleben steht. Bei business@school, der Bildungsinitiative d
­ er
Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG), unterstützen Fachleute
aus der Wirtschaft Schüler und Lehrer mit ihrem Wissen und ihrer P
­ raxiserfahrung.
Die ProSiebenSat.1 Group engagiert sich für das Programm und schickt Mitarbeiter
in zwei Münchner Gymnasien.
Ein Jahr lang coachen sie dort Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen zehn­bis
zwölf. Dabei vermitteln sie nicht nur methodische und inhaltliche Kenntnisse, sondern
fördern auch den Gründergeist. In der letzten Phase des Programms e
­ ntwickeln die
Teilnehmer eine eigene Geschäftsidee samt Businessplan. Ihre K
­ onzepte stellen die
Schüler auf regionalen und überregionalen Veranstaltungen vor. Eine Fachjury kürt die
besten Projekte. 2016 holte ein Team aus Schwäbisch-Gmünd mit seiner Businessidee
„SOFRA“ den ersten Platz — Zahnpasta, die nicht nur reinigt, sondern auch nicht entfernte
Rückstände anzeigt.
„business@school bedeutet vor allem, voneinander zu lernen“, bekräftigt Babette Claas,
die als Director bei BCG das Projekt verantwortet. Der Kontakt zu Mitarbeitern­von
ProSiebenSat.1 ermögliche Lehrern und Schülern, gemeinsam Erfahrungen z­ u sammeln
und neue Unterrichtsformen auszuprobieren. Dabei spielt die D
­ igitalisierung in allen
Projektphasen eine wichtige Rolle. „Bei digitalen Themen sind die Schüler ja zum Teil
viel weiter als wir, beispielsweise bei Snapchat und Co. Dieses Wissen versuche ich immer
auch in das Projekt einfließen zu lassen. Ich ­wiederum vermittle ihnen die betriebswirtschaftlichen Fundamente und helfe ihnen bei den Strukturen. So bringen wir das Beste
aus zwei Welten zusammen“, erklärt Fabian Heuschele, Investment-Experte bei
ProSiebenSat.1 und Coach bei business@school am Münchner Maria-Theresia-Gymnasium.
Seit 18 Jahren beteiligen sich jährlich rund 2.000 Schüler von 90 Gymnasien aus
Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und den USA an dem Projekt.
ProsiebenSat.1 Media SE / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
CHANCEN BIETEN / SEITE XX
ProsiebenSat.1
Media
SE/ /UNSERE
UNSEREVERANTWORTUNG
VERANTWORTUNG2015/2016
2015/2016
ProSiebenSat.1
Group
CHANCEN
XX
B PublicBIETEN
Value//SEITE
Seite 41
chancen
bieten
»GUTES TUN MIT HUMOR UND
KREATIVITÄT: DAS IST DER
RED NOSE DAY.«
Susanne Lang, Vice President Communication Projects,
ProSiebenSat.1 TV Deutschland
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
CHANCEN BIETEN / Seite 42
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
CHANCEN BIETEN / Seite 43
»Hilfe ist ein
Gemeinschaftswerk«
Mit der Aktion „We Help“ setzt sich ProSiebenSat.1 für Flüchtlinge ein.
Annette Kümmel, Senior Vice President Governmental Relations & Regulatory Affairs, über engagierte
Mitarbeiter, unkonventionelle Statements und die Koordination der Hilfsmaßnahmen im Konzern.
WE HELP
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CHANCEN BIETEN / Seite 44
K
Klares Statement: Mit der Kampagne
„Mundaufmachen“ setzen die Moderatoren Joko & Klaas
ein Zeichen gegen Fremdenhass.
Im vergangenen Jahr hat ProSiebenSat.1 den Spot
„Mundaufmachen“ von Joko & Klaas zum
Unternehmensstatement in der Flüchtlingsdebatte
gemacht. Da ist von „geistigem Dünnpfiff“ die
Rede und von „Ich-bin-zwar-kein-Nazi-aber-Idioten“
– nicht gerade das Wording, das man sonst so aus
Konzernen kennt.
Annette Kümmel: Das stimmt, aber gerade deshalb ist
das Statement so glaubwürdig. Es stammt von zwei
Menschen, denen es ein innerstes Bedürfnis ist, etwas
gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in sozialen
Netzwerken zu sagen. Der Spot war zuerst auf der Website von Joko & Klaas zu sehen. Wir fanden ihn super und
haben ihn deshalb auf allen Sendern gezeigt.
ProSiebenSat.1 ist eher für Entertainment als
für Gesellschaftspolitik bekannt. Warum muss ein
Medienunternehmen in der Flüchtlingsdebatte
überhaupt den „Mundaufmachen“?
Kümmel: Mit unseren TV-Sendern erreichen wir jeden
Tag­viele Millionen Menschen und haben damit eine soziale Verantwortung. Die Diskussion über Flüchtlinge zählt­
aktuell zu den wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen­­
in Deutschland und es ist richtig, dass wir hier Haltung
zeigen. Die meisten Aktionen und Ideen zum Thema
Flüchtlingshilfe bei ProSiebenSat.1 kamen und kommen
übrigens von unseren Mitarbeitern. ProSiebenSat.1 hat
schließlich begonnen, sie aufzugreifen und zu koordinieren.
Asylsuchende
1,1
Millionen
Flüchtlinge und Migranten kamen im
Jahr 2015 nach Deutschland
Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge /
EASY (Erstverteilung der Asylbegehrenden)
Was haben die Mitarbeiter auf die Beine gestellt?
Kümmel: Als die Zahl der Flüchtlinge im vergangenen
Jahr immer weiter anstieg, haben sich viele bei Spenden-­
und Sammelaktionen engagagiert. Für die Bayern­
kaserne zum Beispiel kamen über 100 Kisten mit Kleidern­
und Hygieneartikeln zusammen, an Weihnachten wurden­
500 Geschenktüten an die Flüchtlinge dort übergeben.
Wir haben auch Mitarbeiter, die in ihrer Freizeit Nachhilfe, Lauftreffs oder Bastelnachmittage organisieren.
Wie hat das Unternehmen das Engagement
gefördert?
Kümmel: Hilfe ist ein Gemeinschaftswerk. ProSiebenSat.1­
unterstützt Mitarbeiter bei der Organisation und Umsetzung ihrer Ideen. Im Intranet haben wir einen eigenen
Bereich zum Thema Flüchtlingshilfe eingerichtet. In kurzer­
Zeit gingen hier über 200 Mails mit Hilfsangeboten und
Projektvorschlägen ein. Im nächsten Schritt haben wir
die Arbeitsgruppe „We Help“ gegründet, um die Vorschläge zu sammeln und zu sichten.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
CHANCEN BIETEN / Seite 45
Was genau macht die Arbeitsgruppe?
Kümmel: Wir treffen uns wöchentlich, tauschen uns
über anstehende Projekte aus und ziehen Bilanz. Jeder
kann Mitglied werden, egal aus welchem Unternehmensbereich. Die Führungsebene ist ebenso vertreten wie
Praktikanten. Wir präsentieren die Hilfsprojekte regelmäßig vor der gesamten Belegschaft. Dafür nutzen wir
zum Beispiel unsere Lunch & Learn-Veranstaltungen der
ProSiebenSat.1 Academy. Wir haben zudem ein Konzept
entwickelt, mit dem wir Flüchtlinge über aktuelle Sammel­
aktionen hinaus nachhaltig unterstützen wollen.
Wie sieht dieses Konzept aus?
Kümmel: Wir hatten die Idee, vor der provisorischen
Flüchtlingsunterkunft in der Nähe unseres Firmensitzes
in Unterföhring ein Containerhaus mit multimedialer
Ausstattung einzurichten, das einen Schulungsraum,
ein ­Internetcafé und einen Gemeinschaftsraum mit
integrierter TV-Lounge bietet. Wir mussten allerdings bald­
fest­stellen, dass es viele rechtliche und bürokratische
Hürden gibt, die privatwirtschaftlich organisierte Flüchtlingshilfe erschweren.
» Mit unseren
TV-Sendern erreichen wir jeden Tag
viele Millionen
Menschen und haben damit eine soziale Verantwortung. « Annette Kümmel
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CHANCEN BIETEN / Seite 46
Wir zusammen
ProSiebenSat.1 ist Teil der „Wir zusammen“
Initiative der deutschen Wirtschaft,
die Flüchtlinge bei der Integration in
Deutschland unterstützt.
www.wir-zusammen.de
»Wir mussten
feststellen,
dass es viele
Hürden gibt, die
privatwirtschaftlich
organisierte
Flüchtlingshilfe
erschweren.«
Annette Kümmel
Woran hakt die Umsetzung?
Kümmel: Die Gemeinde Unterföhring war begeistert von
unserer Idee. Auch der Konzern steht hinter dem Konzept­
und hat ein Budget dafür freigegeben. Allerdings zeigte
sich schnell, dass das Sicherheitskonzept des Land­
ratsamtes und europarechtliche Gründe die kurzfristige
Umsetzung auf dem Gelände der provisorischen Traglufthalle behindern. Nun wird im Norden von Unterföhring eine feste Asylbewerberunterkunft gebaut, und
wir wollen unsere Pläne für einen Kommunikations- und
Schulungsraum dort umsetzen.
Es gibt leider immer noch Menschen,
die glauben, Asylbewerber brauchen keine
multimediale Ausstattung.
Kümmel: Das ist Unsinn. Sie brauchen Anschluss und
der funktioniert über Kommunikation – Handy und Inter­
net sind extrem wichtig, oft auch die einzige Verbindung
in die Heimat. Und Sprache lernt man auch übers Fernsehen. Der Schulungsraum könnte für Fortbildungs-,
Informations- und Freizeitangebote genutzt werden –
sowohl von unseren eigenen Mitarbeitern als auch dem
sehr aktiven Helferkreis in Unterföhring. Die Finanzierung­
wird zum Teil von ProSiebenSat.1 und zum Teil durch
Spendenaktionen gesichert. Für die Ausstattung könnten­
wir eigene Beteiligungen wie moebel.de nutzen. Die Mitarbeiter würden die Räume selbst gestalten, zum Beispiel­
im Rahmen von ­Social Days. Bei den Social Days helfen
Mitarbeiter regelmäßig während der Arbeitszeit in verschiedenen sozialen Einrichtungen mit.
Wie gehen Sie mit Bedenken oder Anfeindungen
beim Thema Flüchtlingshilfe um?
Kümmel: Auf Hasskommentare in den sozialen Netzwerken haben Joko & Klaas mit ihrem Statement eine
perfekte Antwort gefunden. Es ist wichtig, eine liberale
Haltung zu zeigen, aufzuklären und den direkten Kontakt
zu fördern. Das hilft enorm, B
­ arrieren abzubauen.
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CHANCEN BIETEN / Seite 47
S
Sport verbindet: Beim Firmenlauf B2RUN sind
Flüchtlinge im ProSiebenSat.1-Team angetreten.
Der Erlös kam der Flüchtlingshilfe zugute.
»we help«
G
Gelungenes Teamwork (v.l.): Yannick Birlinger
(ProSiebenSat.1), Barbara Katzinger (ProSiebenSat.1),
Vanessa Hadzic (Leitung Kleiderkammer Bayernkaserne)
und Petra Dandl (ProSiebenSat.1) freuen sich über die
Sachspenden für die Kleiderkammer.
H
Hohe Spendenbereitschaft: Innerhalb von zehn Tagen
haben ProSiebenSat.1-Mitarbeiter über 100 Kisten mit Kleidern, Schuhen,
Taschen sowie Baby- und Hygienebedarf gespendet.
ProSiebenSat.1
ProSiebenSat.1 Group
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unsere verantwortung
verantwortung 2015/2016
2015/2016
chancen
chancen bieten
bieten // Seite
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»Armut ist
nicht nur ein
finanzielles
problem«
Bernd Siggelkow
RED NOSE DAY
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ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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Keine Zeit für
Langeweile
Mit den Erlösen des RED NOSE DAY unterstützt ProSiebenSat.1 seit über zehn Jahren soziale
Einrichtungen wie das Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“. 2015 wurde mit Hilfe der
Spendengelder ein neues Haus in Berlin Treptow eröffnet, in dem Kinder und Jugendliche ein
zweites Zuhause finden.
Der Aufkleber will einfach nicht so, wie Felix möchte.
Schon seit einer halben Stunde dekorieren er und
sein Freund Marcel geduldig Marmeladengläser. Doch
irgendwie sitzt der bunte Streifen immer etwas
schief. Felix wickelt jetzt lieber farbige Drähte um die
Gläser und ver­knotet sie. Die beiden haben noch eine
Menge Arbeit­vor sich. Nächste Woche wollen sie in
der Arche Marmelade­kochen, da muss ein großer
Vorrat an schön gestalteten Behältern her.
Seine Nachmittage verbringt Felix am liebsten in der
Arche.­Drei Mal pro Woche — immer, wenn geöffnet
ist —­kommt der Elfjährige vorbei. „Hier kann man voll
viel machen, basteln, spielen, grillen oder auch Hausaufgaben“,­ erzählt Felix.
An dem langen Tisch haben auch andere Kinder ihre
Materialien ausgebreitet. Sie basteln, malen und lösen­
Rätsel. In der offenen Küche schmieren Betreuerinnen­
Brötchen für den Nachmittagsimbiss und stellen
Getränke­bereit. Im Nachbarraum haben es sich Felix’
Halbschwester Jenny und ihre Freundin Leyla auf einem­
Sofa­gemütlich gemacht. Sie quatschen und beobachten­
andere Kinder beim Billard- und Tischkickerspielen.
Manche Kinder haben 50 Euro in der Tasche, aber
es kümmert sich keiner um sie
Die Treffpunkte der Arche befinden sich oft in Pro­blem­
vierteln. Doch diesen Eindruck hat man hier im Berliner­
Südosten nicht. Das Treptower Neubaugebiet­wirkt
sehr grün und gepflegt. Die Häuser sind saniert,­ neue
Wohnungen entstehen gerade. Auch die Kinder machen­
keinen vernachlässigten Eindruck. „Armut ist nicht
nur ein finanzielles Problem. Es gibt auch emo­tionale
Armut. Manche Kinder haben 50 Euro in der Tasche,
aber keiner kümmert sich um sie“, sagt Arche-­
Gründer Bernd Siggelkow.
F
Felix (rechte Seite) kommt drei Mal pro Woche
in die Arche — zum Essen, Basteln, Spielen,
Hausaufgaben machen.
Der Pastor wuchs selbst ohne Mutter auf und weiß,
­wie es ist, wenn wenig Zeit für Kinder da ist: „Bei uns
drehte sich alles nur um den Existenzkampf.“ Ihm sei
schon relativ früh klar gewesen, dass Kinder Menschen­
brauchen, die sie fördern, wenn dies zu Hause niemand­
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ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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»Es begeistert mich,
wenn die Kinder von
ganz allein ihre Handys weglegen.« Martina Kuschmann
tut. Das Betreuungssystem in Deutschland böte zwar
Beschäftigung. „Programme sind aber nicht der Schlüssel­­
zum Herzen der Kinder. Die erreicht man nur über
Liebe und Beziehungen“, so Siggelkow.
Felix und Jenny kommen aus einer Patchwork-Familie.­
Er spricht von neun, seine Halbschwester von elf
­Geschwistern. Je nachdem, welche Ex-Beziehungen
der­Eltern man mitzählt, ergeben sich die unterschiedlichen Angaben. Das klingt kompliziert. Doch
die­vielen Geschwister scheinen für die beiden kein
Problem zu sein. „Nur wenn alle fernsehen wollen, ist
es­manchmal­nervig“, sagt Felix. Seine Eltern sind zu
Hause, aber viel Zeit haben sie Felix zufolge trotzdem nicht, da sie sich um die jüngste, einjährige
Schwester kümmern.
die arche
20
Standorte in 11 Städten
[2]
[1]
[1] [6]
[1]
[1]
[2] [1]
[1]
[3]
[1]
Berlin [6], Düsseldorf [2], Frankfurt am Main [3], Göttingen [1],
Gransee-Schulzendorf [1], Hamburg [2], Köln [1], Leipzig [1],
Meißen [1], München [1], Potsdam [1]
4.000
Kinder werden täglich betreut
Quelle: Die Arche
Früher habe er viel auf seinem Handy gespielt. Doch
in der Arche gehe das nun nicht mehr so oft. Ab
16.30 Uhr­sei Handyspielverbot, erzählt Felix, der das
Interesse ohnehin verloren habe: „Es ist sinnlos, ständig­
irgendwelchen Punkten hinterherzurennen“, sagt er.­
Den Arche-­Betreuern ist wichtig, dass die Mädchen
und Jungen nach­und nach lernen, sich an Regeln zu
halten. „Manche Kinder kennen das von zu Hause
nicht“, erklärt Leiterin Martina Kuschmann. In der Arche­
funktioniere das Prinzip.­ „Es begeistert mich, wenn
die Kinder von ganz allein ihre Handys weglegen und
Gesellschaftsspiele spielen“, sagt die gelernte Erzieherin.
Mittwochs sind die Eltern zum Austausch mit
den Erziehern eingeladen
Draußen auf dem benachbarten Spielplatz toben
dutzende­weitere Kinder. Einige Eltern sind dazugekommen:­Der Stiefvater von Felix hilft der jüngsten
Tochter bei ersten Kletterübungen, Mütter trinken
auf einer Bank Kaffee und in der Arche selbst spielt
eine Mama mit ihrem Sohn Billard. Mittwochs sind
auch die Eltern eingeladen. Sie können mitbasteln, in
der Küche helfen oder sich auch Rat holen, wenn sie
Probleme haben.
„Wir wollen die Familien unterstützen, Beratung und
moralischen Beistand leisten. Gerade da, wo Frauen
mehrere Kinder haben und sich auch allein gelassen
fühlen“, erläutert Siggelkow. Mütter wie Ramona
Wegener­­wissen das zu schätzen. Die 35-Jährige
schickt ihre drei­Kinder schon seit Jahren und kommt­
auch jede Woche selbst her. „Wir verstehen uns
untereinander. Man hat­hier immer ein offenes Ohr“,
sagt die Alleinerziehende.
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ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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Probleme werden eher nebenbei und unbürokratisch
gelöst. Es sei nicht so, dass da ein Sozialarbeiter sitze,­dem­
man sich ausschütten könne, erklärt Siggelkow. Die
Arche sei familiär und die Arbeit laufe auf Beziehungs­
basis: „Da spricht eine Freundin mit einer Freundin.“
G
Gemeinsam lernen und spielen:
Laura und Jeremy (oben),
ehrenamtliche Helferin Kathi mit
Leon (Mitte) und Jenny (unten)
So etwas wie eine langjährige Freundin ist für viele
hier auch Olga Pritzkau. Schon lange bevor die
Arche­ die Trägerschaft hatte, bot die Pastorenfrau
im Gemeinde­­zentrum der Evangelischen Freikirche
einmal wöchentlich Kinder- und Jugendarbeit an. Im
Oktober 2015 über­nahm die Arche diese Arbeit und
baute sie aus. Olga, wie alle sie nur nennen, ist weiter­
hin dabei. „Ich will den Kindern vermitteln, dass sie
wertvoll sind“, sagt sie. Dass sie nun noch öfter für
ihre Schützlinge da sein könne, freue sie total.
Aus Sicht von Mutter Ramona Wegener ist die Arche
das Beste für die Kinder: „Hier sind sie sicher und
machen keinen Blödsinn.“ Ihre Tochter Leyla und
Jenny­sind unzertrennliche Freundinnen geworden.
Die 15-Jährigen sind die Ältesten unter den Arche-­
Kindern und so oft wie möglich hier. „Wir sind eine
große Gemeinschaft“, sind sich die beiden einig. Und
die Ge­­mein­schaft wächst. Bis zu 55 Kinder und 20
Eltern­kommen laut Kuschmann regelmäßig. Zur
monatlichen­Kinderparty sind es noch mehr.
Die Arche
Der Pastor Bernd Siggelkow gründete 1995 in
Berlin-Hellersdorf das Kinder- und Jugendwerk
die Arche, um Kinder von der Straße zu holen
und ihnen sinnvolle Freizeitmöglichkeiten
zu bieten. Inzwischen gibt es deutschlandweit
20 Standorte, in denen überwiegend freiwillige Helfer
für etwa 4.000 Kinder und Jugendliche da sind.
Sie wollen ihnen Selbstwertgefühl und
soziale Kompetenzen vermitteln, ihre Potenziale
fördern und den Bildungshorizont erweitern.
Die Arche finanziert sich aus Spenden.
www.kinderprojekt-arche.eu
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 55
In Berlin ist die Arche an sechs Standorten präsent.
Siggelkow will das Angebot für die Kinder, die aus
seiner­Sicht oft sehr isoliert in der Stadt leben,
erweitern. In einem brandenburgischen Dorf baut
die Arche eine Kinder-Ranch auf, wo die Mädchen
und Jungen das Landleben kennen lernen sollen.
„Hier können sie nicht nur Tiere streicheln, sondern
sie auch pflegen und ­füttern und dadurch lernen,
Verantwortung zu übernehmen“, betont Siggelkow.
Später Nachmittag, der Arche-Tag ist fast vorbei.
Am Basteltisch und in der Küche laufen die Aufräum­­
arbeiten. Felix und Marcel haben ihr Gläserprojekt für­
heute erfolgreich beendet. Die letzten Brötchen finden­
noch Abnehmer. Morgen ist ein neuer Arche-Tag.
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/chancen-bieten
R
Ramona Wegener mit Sohn Jan.
Ihre Tochter Leyla und Jenny (linke Seite, unten)
sind in der Arche enge Freundinnen geworden.
RED NOSE DAY
„Gut gelaunt Gutes tun“ – unter diesem Motto sammelt ProSieben seit 2003 Spenden für Kinder in Not.
Inzwischen sind – auch mit Hilfe vieler Prominenter – über zwölf Millionen Euro zusammengekommen.
Zu den geförderten Initiativen zählen verschiedene Arche-Standorte, ein Kinderheim der „Off Road Kids“ und ein
Fußball-Internat auf Haiti, das nach der Erdbebenkatastrophe 2010 entstand. Auch syrische Flüchtlingslager­
konnten bereits unterstützt werden. Dort entstanden provisorische Schulen und kinderfreundliche Räume. Während
das Geld in den vergangenen Jahren jeweils auf verschiedene Projekte verteilt wurde, kamen 2015 erstmals die
gesamten Spenden allein einem Projekt zugute — der Arche in Berlin-Treptow. Dank 133.000 Euro konnte der
Standort im Oktober eröffnet werden. In diesem Jahr wurde beim RED NOSE DAY Geld für die Arche-Kinder-Ranch in
Schulzendorf in Brandenburg gesammelt. Auf diesem Bauernhof sollen Kinder und Familien Tiere und Natur
hautnah erleben können.
Der RED NOSE DAY hat sich von einem eintägigen Comedy-Event zu einer mehrwöchigen Spenden-Aktion
entwickelt. Da die Aktionen von den Mitarbeitern des Senders organisiert werden, können die Spenden
eins zu eins an die Empfänger weitergereicht werden.
www.prosieben.de/tv/red-nose-day
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 56
»BEIM SPORT
SPRECHEN KINDER EINE
SPRACHE «
STARTSOCIAL
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chancen bieten / Seite 57
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 58
UKIMWI
Der Wettbewerb „startsocial“ unterstützt soziale Initiativen mit Geld und Know-how. Eine davon ist
„Jambo Bukoba“ — das Sportprojekt stärkt das Selbstbewusstsein von Kindern in Tansania und
setzt sich dabei auch für gesundheitliche Aufklärung ein.
„UKIMWI“ steht in großen Buchstaben auf dem Boden­
des­staubigen Sportplatzes in Bukoba, Tansania.
Ukimwi­ist­Suaheli und bedeutet AIDS. Das Wort haben­
die Kinder­der Grundschule aus vielen kleinen Holz­
stöckchen zusam­mengesetzt. Zwei Teams sind gegen­
einander angetreten,­wie bei einem Staffelrennen.­Das
Team, das als erstes das Wort gelegt hat, gewinnt.­Da
steht es nun, für jeden sichtbar. Das macht es leichter,­
darüber zu sprechen: wie sich das Virus ausbreitet
oder wie man sich vor Ansteckung schützt. Das Spiel
ist Teil eines Sportwettbewerbs für Schüler, den der
HIV-Infizierte in Tansania
1,4 MIO
Menschen in Tansania sind HIV-positiv
3 von 5
HIV-Neuinfizierten in der Region Kagera
sind zwischen 15 und 24 Jahre alt
Quelle: UNAIDS Gap Report 2014
Münchner Verein „Jambo Bukoba“ jedes Jahr im Nord­
westen Tansanias organisiert.­Über 1.000 Menschen
sind in das Stadion am Victoriasee­gekommen: Schüler,­
Lehrer, Eltern, Behördenvertreter.­Es ist ein heißer
Tag, aber vom See weht eine frische Brise über die
Zuschauertribüne.
Mittendrin sitzt Clemens Mulokozi, Gründer von
Jambo Bukoba. Eigentlich lebt Mulokozi in München,
aber auch­in diesem Jahr ist er für den Wettbewerb
nach Tansania­ gereist. Er fiebert mit den kleinen
Sportlern mit, obwohl­es ihm im Grunde um viel
mehr geht: „Wir wollen die Kinder über AIDS aufklären­
und ihr Selbstbewusstsein stärken. Der Sport hilft
uns dabei.“ Bildung, Gesundheit,­Gleichberechtigung –
das sind die Ziele von Jambo Bukoba.­
Die Provinz Kagera, in der Bukoba liegt, zählte lange
Zeit zu den Gebieten mit dem höchsten Anteil an
HIV-Infizierten und AIDS-Erkrankten des Landes.
Drei von­ fünf der neu Infizierten sind zwischen 15
und 24 Jahre alt, vier von fünf in dieser Altersklasse
sind Mädchen. Viele von ihnen brechen schon die
Grundschule vorzeitig­ ab – oft wegen Schwanger­
schaften, HIV-Infektionen oder­weil sie früh verheiratet­
werden. Oft können Jugendliche­weder lesen noch
schreiben. Die Tatsache, dass AIDS ein­Tabu-Thema
ist, macht die Aufklärung besonders schwer.­„Mir wurde­
irgendwann klar, wie wenig Chancen diese Kinder
haben und dass ich etwas tun muss“, sagt Mulokozi.
Bildung, Gesundheit und Chancengleichheit
verbessern die Lebensqualität der Kinder
Sein Vater stammt aus Kagera, seine Mutter aus
dem Allgäu. Die Eltern haben sich in den 60er-Jahren­
in München kennengelernt, wo sein Vater damals
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 59
»Viele Schulkinder haben
sich durch Jambo Bukoba
zum ersten Mal mit AIDS
auseinandergesetzt.«
Clemens Mulokozi
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 60
»Mir wurde klar, wie
wenig Chancen diese
Kinder haben und dass ich etwas tun muss.«
Clemens Mulokozi
Chemie studierte. Clemens hat als Kind selbst in
Tansania gelebt,­ist dort auch zur Schule gegangen.
Als er zwölf Jahre alt­war, ging seine Mutter mit ihm
und seiner Schwester nach Deutschland zurück. Wenn­
der heute 51-Jährige an seine Kindheit in Tansania
zurückdenkt, erinnert er sich vor allem an die Groß­
eltern, das Barfußlaufen, die frischen Mangos zum
Frühstück, die Affen auf Bäumen –­aber auch an die
Prügelstrafe in der Schule. Von anderen­Problemen
bekam er damals noch wenig mit. „Ich habe­mich erst­
ab 2006 intensiver mit den Problemen be­schäftigt,
die die Heimat meines Vaters belasten.“
Das war das Jahr, in dem sein Vater in Bukoba starb.
Mulokozi flog zur Beerdigung nach Tansania. „Dieser
Besuch hat mir zum ersten Mal die vielen Missstände
vor­Augen geführt, die mir als Kind nicht bewusst
waren“,­erinnert sich Mulokozi. Da war zum einen
natürlich das Thema AIDS, aber auch die schwierige
Bildungssituation. Die Schulen nutzten teilweise noch­
dieselben Bücher, aus denen schon sein Vater gelernt­
hatte. Besonders fiel ihm auf, wie stark Mädchen
benachteiligt werden. „Zu 99 Prozent sind sie es, die
Wasser holen und im Haushalt helfen müssen. ­Zwischen
Kochen und Waschen­bleibt kaum Zeit, für die Schule­
zu lernen.“
ANALPHABetismus IN TANSANIA
98%
der Kinder in Tansania werden eingeschult
69,4%
können Lesen und Schreiben
Quelle: Auswärtiges Amt
Mädchen und Frauen stark zu machen, bewirkt
eine nachhaltige Veränderung
Nach der Beerdigung des Vaters kehrte der studierte
Kommunikationswirt zunächst in den Alltag nach
München­zurück, wo er damals bei einer Bank im
Sportsponsoring­arbeitete. Doch was er gesehen hatte,­
ließ ihn nicht mehr los. „Irgendwann habe ich mir die
Frage gestellt: Was ist dir wichtig?“ Die Antwort
darauf veränderte sein­Leben: „Ich wollte Kindern
und Jugendlichen in der Heimat meines Vaters eine
Perspektive geben.“ Der Familienvater beschloss, einen­
Verein zu gründen, der soziales Engagement mit
Sport verbindet. „Sport ist uni­
versell. Wenn Kinder
einen Ball bekommen, sprechen sie eine Sprache.“
Mulokozi ist selbst Marathonläufer, „wenn auch kein
besonders Guter“, sagt der 51-Jährige und lacht.
Zwei Jahre später, im November 2008, flog Mulokozi­
wieder nach Tansania – mit reichlich Enthusiasmus
und Tatendrang im Gepäck. In der Zwischenzeit
hatte er intensiv an einem Konzept gearbeitet, das
Sport und Bildung verbindet. Dass das Projekt kein
leichtes Unterfangen ist, war von Anfang an klar – in
der Vergangenheit hatte Sport in Tansania keinen
hohen Stellen­
wert. „Sport ist Luxus“, bekam der
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 61
»Ich wollte nie der reiche Deutsche
sein, der mit Geld und
Sportartikeln um sich wirft.
Mir ist wichtig, dass das Engagement
partnerschaftlich ist.« Clemens Mulokozi
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
chancen bieten / Seite 62
Deutsche oft zu hören. „Aber ich brauchte dringend
einen Ansprechpartner bei den Ministerien für Gesund­
heit, Bildung, Sport und Familien in Bukoba, der das
Projekt vor Ort koordiniert und uns beispielsweise
bei Fragen rund um Zoll und Steuern unterstützt.
Zum Glück konnte ich die Funktionäre von meinen
Ideen begeistern“, erzählt Mulokozi.
Mit der Zusage kam er nach München zurück und
stürzte sich in das Projekt: „Anfangs habe ich sehr
viel nachts und an den Wochenenden gearbeitet,
zusammen mit einer Handvoll aktiver Mitglieder und
freiwilliger Helfer.“­ Heute engagieren sich über 50
Kollegen ehrenamtlich von Deutschland aus, zwei
bezahlte Mitarbeiter sind vor­Ort in Bukoba. Seinen
Job bei der Bank hat Mulokozi im Oktober 2014 auf­
gegeben und seither ehrenamtlich für den Verein
gearbeitet. Das war – mit Familie – nicht immer ganz
leicht. Künftig wird es einfacher: Ab 2017 bekommt
»Ich bin mir sicher:
Jambo Bukoba wird noch
viel bewegen.« Martin Emele
der Gründer nun ein Lebensunterhaltstipendium­von
Ashoka, einer Non-Profit-Organisation zur Förderung­­
von sozialem Unternehmertum. Damit ist er die
nächsten­drei Jahre abgesichert und kann sich ganz
auf sein Projekt konzentrieren. Mut und Durchhalte­
vermögen zahlen sich inzwischen aus, der Verein hat
Einiges erreicht: „Viele Schulkinder haben sich durch
Jambo Bukoba zum ersten Mal mit AIDS auseinander­
gesetzt. Außerdem weiß ich von Lehrern, dass sich durch­­
unser Programm die Noten der Schüler verbessert
haben und­die Fehlzeiten zurückgegangen sind.“­
Jambo Bukoba setzt auf Lehrer als Vermittler. Hier­
für organisiert der Verein regelmäßig Workshops.
Die Pädagogen lernen spezielle Spiele, die Sport mit
Aufklärung und Gleichberechtigung kombinieren.
„Nach den­Workshops statten wir die Schulen mit
dem nötigen Material wie Bällen und Trikots aus. Die
Lehrer sollen die Spiele in den Schulalltag einbauen.“
Und einmal im Jahr wird das große Sportfest gefeiert.­
Ein Wettbewerb für die Siegerschulen aus der Regi­
on,­ähnlich den Bundesjugendspielen in Deutschland.­
Die verschiedenen Disziplinen hat Jambo Bukoba­ent­
wickelt.­Neben der Stöckchen-Staffel gibt es bei­
spielsweise ein Fußballturnier mit gemischten Teams.­
„Wir bringen Mädchen in Situationen, in denen sie
Selbstbewusstsein­gewinnen und helfen Jungen,
Vorurteile abzubauen“, ist Mulokozi überzeugt. Nach
dem Wettkampf erhalten acht Gewinner-Schulen
Jambo Bukoba
Die Initiative hat bereits viel bewirkt: Bis Ende 2015
haben rund 1.200 Lehrer von ca. 1.000 Schulen
an den Workshops von Jambo Bukoba teilgenommen
und gelernt, wie man Sport mit Aufklärung und
Gleich­berechtigung verbinden kann. Diese haben
Zugang zu etwa 95 Prozent aller Grundschulkinder
in der ost­afrikanischen Region Kagera, Tansania.
Über 6.500 Sportsets hat der Verein an Schulen
T
Teamplayer Clemens Mulokozi und Martin Emele.
Der Geschäftsführer der ProSiebenSat.1
Produktion engagierte sich als Coach für Jambo Bukoba.
in Kagera gespendet.­Mulokozi und seine Mitstreiter
wollen das Konzept weiter­ausbauen und expandieren –­
erst einmal rund um den Victoriasee, dann in
ganz Tansania.
www.jambobukoba.com
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chancen bieten / Seite 63
S
Speziell entwickelte Spiele stärken das
Selbstbewusstsein und holen das Thema AIDS
aus der Tabuzone.
startsocial
Mit Jambo Bukoba hat Clemens Mulokozi 2015 die Juroren des deutschlandweiten Wettbewerbs startsocial überzeugt.­
Dabei werden Gründer sozialer Projekte von Experten aus der Wirtschaft, dem öffentlichen Sektor oder sozialen
Institutionen beraten. Nach einer dreimonatigen Coaching-Phase wählt eine Jury aus ­100 Projekten­­die 25 besten
Initiativen aus; sieben davon erhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Auszeichnung. Unter den Bundessiegern
war 2015 auch Clemens Mulokozi. Die ProSiebenSat.1 Group hat startsocial 2001 m
­ itbegründet und fördert den
Wettbewerb seither: Mitarbeiter unterstützen zahlreiche startsocial-Projekte als Coaches oder sind als Juroren dabei.
Einer von ihnen ist Martin Emele, Geschäftsführer ProSiebenSat.1 Produktion, der sich als Coach
bei Jambo Bukoba engagierte. Emele ist begeistert von Mulokozi und seinem Projekt: „Der Verein ist bereits
auf einem sehr professionellen Stand, daher habe ich Clemens vor allem zu seinen Expansionsplänen beraten.
Ich bin mir sicher: Jambo Bukoba wird noch viel bewegen.“
www.startsocial.de
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chancen bieten / Seite 64
einen begehrten Preis: „Wir renovieren Klassen­
räume, Lehrerzimmer, sanitäre Anlagen­und statten
die Schulen mit neuen Möbeln aus.“ Dabei bezieht
Jambo Bukoba immer die Gemeinden mit ein. Alle
müssen beim Umbau mit anpacken. „Ich wollte nie der­
reiche Deutsche sein, der mit Geld und Sport­artikeln­
um sich wirft. Mir ist wichtig, dass das Engagement
partnerschaftlich ist.“
Wenn Mulokozi auf der Tribüne sitzt und die Kinder
bei den Wettkämpfen anfeuert, muss er manchmal
an den US-amerikanischen Präsidenten denken:
„Barack Obama­hat seine Wurzeln auch am Victoria­
see, in Kenia. Ich sehe mir die Kids in Bukoba an und
denke: Da könnten lauter kleine Präsidentinnen und
Präsidenten dabei sein. Das Potenzial ist da, wir wollen­
die Entwicklungsmöglichkeiten schaffen.“
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/chancen-bieten
B
Beim großen Sportwettbewerb gibt es einen begehrten Preis:
In den Gewinner-Schulen werden
Klassenräume und sanitäre Anlagen renoviert und mit
neuen Möbeln ausgestattet.
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Fernsehen ohne Barrieren
Mehr Sendungen mit Untertiteln für Gehörlose
„Der Wind pfeift durch die Weide vor dem Haus und rüttelt an den Fensterläden. D
­ er
Kies knirscht unter schweren Schritten in der Einfahrt. Eine Türklinke quietscht leise.“
Diese Klangergebnisse machen Erzähltes und Gesehenes erst richtig spannend. Deshalb­
beschreiben Untertitel für gehörlose und schwerhörige Menschen neben den
sprachlichen Inhalten auch Umgebungsgeräusche. So können die rund 80.000 gehör­
losen Menschen in Deutschland im Fernsehen nicht nur Dialoge, sondern auch die
dazugehörenden Klangkulissen wahrnehmen.
Die ProSiebenSat.1 Group baut ihr Angebot an untertitelten Formaten kontinuierlich aus.­
2015 wurden im Durchschnitt 245 Serien, Filme und Shows pro Monat mit Untertiteln
ausgestrahlt. Vorreiter ist ProSieben mit 170 Formaten im Monat, darunter auch das
Live-Finale von „Germany’s Next Topmodel – by Heidi Klum“. Aber auch bei den Sendern­
SAT.1, kabel eins und ProSieben MAXX laufen Sendungen mit Gehörlosenuntertiteln.
Die Sendergruppe ist Pionier beim barrierefreien Privatfernsehen: Bereits im Jahr 2000­
startete ProSieben mit der Untertitelung.
M4
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Wir
Machen
Am „Social Day“ engagieren sich Mitarbeiter von ProSiebenSat.1 in sozialen Einrichtungen.
Seit 2013 waren über 300 Freiwillige dabei.
SOCIAL DAY
mit!
Martina Baumann, Manager Financial Reporting,
SevenVentures
Im Münchner Förderzentrum MFZ leben Menschen mit
Behinderung und Senioren unter einem Dach zusammen.
Mein Projekt: Eine Art Olympiade mit vielen Spiel- und Sport­
stationen aufzubauen. Es war toll zu sehen, mit wie viel
Engagement, Begeisterung und Ehrgeiz alle dabei waren.
Slackline, Boccia, Wasserbombenweitwurf – jeder hat die
Herausforderungen auf seine Art gemeistert. Ich habe
gemeinsam mit einer Therapeutin die Station Boccia betreut,
war beim Dosenwerfen und einer Rollstuhl-Rallye dabei.
Wir hatten einen Riesenspaß! Beim Mittagessen ­habe ich viele
Fragen über meine Arbeit beantwortet – und gestaunt, wie
gut sich die MFZ-Bewohner zum Beispiel mit dem Thema
Internet auskennen. Der Tag war eine wunderbare Erfahrung
und eine Bereicherung für mich.
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Nanette Köppel, Projektkoordinatorin,
7Stories
Tasso33 ist eine Münchner Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche, in der Sport, Spiel und
pädagogische Betreuung angeboten werden. Um der ohnehin schon freundlichen Atmosphäre noch einen
besonderen Schliff zu verleihen, haben wir den Außenbereich auf Sommer getrimmt, gestrichen,
Hochbeete für den Garten gebaut und die Garderobe der Mittagsbetreuung modernisiert. Ein Tag, an
den ich mich noch lange erinnern werde! Ich habe viele Eindrücke gewonnen, die mir mal wieder zeigten,
wie gut es mir eigentlich geht – und dass ein Beitrag, sei er noch so klein, schon ein Lächeln auf das ein
oder andere Kindergesicht zaubert.
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Johanna Tübbing, Manager Group Programming Acquisition Digital Content, ProSiebenSat.1
Das Heim für blinde Frauen in München ist ein Alten- und Pflegeheim, das blinden und stark sehbehinderten
Frauen Wohnung, Betreuung und Pflege bis ins hohe Alter bietet. Wir haben vormittags einen Ausflug im Stadtteil
Nymphenburg unternommen. Besonders schön war zu sehen, wie schnell Berührungsängste verschwinden
und ein persönliches Verhältnis entsteht. Ich habe eine wunderbare alte Dame kennengelernt und viel über sie
und ihr Leben erfahren. Nachmittags stand Gartenarbeit auf dem Programm und wir haben Bäume gepflanzt.
Es war eine tolle Erfahrung, aus dem Arbeitsalltag herauszukommen und einen Tag mit ganz besonderen
Menschen zu erleben.
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Social Day
Gemeinsam Verantwortung übernehmen und
sich für andere einsetzen: Das sind die Ziele des
Social Days von ProSiebenSat.1. Seit 2013 haben
Mitarbeiter zweimal im Jahr die Gelegenheit,
sich während ihrer Arbeitszeit in sozialen
Einrichtungen zu engagieren. Dazu zählten im
Jahr 2015 und 2016 beispielsweise das Flüchtlingsheim Salesianum in Haidhausen, die
Stiftung für blinde Frauen in NeuhausenNymphenburg und die Arche in Moosach.
Insgesamt nahmen bereits über 300 Mitarbeiter
an den Social Days teil.
Thorsten Pütsch, Senderchef, kabel eins Doku
Die Arche im Münchner Stadtteil Moosach betreut in zwei Containeranlagen täglich rund 100
Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 18 Jahren. Neben Mittagessen, Hausaufgaben­
begleitung und Nachhilfe gibt es Freizeitangebote wie Fußballtraining und Tanzworkshops. Die Arche
zieht vorübergehend um, weil an Stelle der Container nun ein großes Gebäude für die Kinder entsteht.
Wir haben beim Umzug geholfen, bis in die Abendstunden hinein auseinandergebaut, geschraubt,
gehämmert, Kisten gepackt und beschriftet. Es ist ein gutes Gefühl, Teil dessen zu sein, was die
Gesellschaft braucht – und vor allem: etwas für die Kinder zu tun, die täglich in die Arche kommen.
Ich wusste vorher, was die Arche macht, aber dabei zu sein, ist etwas völlig anderes. Ein großes
Kompliment an die Erzieher und Betreuer, die den Kindern mit Begeisterung und Leidenschaft ein
Zuhause bieten.
ProsiebenSat.1
ProSiebenSat.1
Media
Group
SE/ /UNSERE
unsereVERANTWORTUNG
verantwortung2015/2016
2015/2016
werte
B Public
vermitteln
value //Seite
Seite
70XX
Werte
vermitteln
»Ich bin stolz, Teil von
Green Seven zu sein, weil
mir Umweltschutz
und Nachhaltigkeit am
Herzen liegen.«
Stefan Gödde, Moderator und Redakteur
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GREEN SEVEN
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»Wasser ist
Würde«
Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht. Doch viele gehen sorglos mit dieser kostbaren Ressource um.
Dabei kann jeder Einzelne in seinem Lebensumfeld mit einfachen Mitteln nachhaltig handeln.
Mit dem Aufruf „Save the Water“ will die Aktionswoche „Green Seven“ auf ProSieben mehr Menschen
dazu bewegen, schon heute an morgen zu denken.
Plötzlich zog es Eli Raz den Boden unter den Füßen
weg. „Ich stürzte tiefer, immer tiefer. Ich dachte, ich
würde lebendig begraben.“ Als der Staub der Geröllmassen sich lichtete, sah er das Sonnenlicht. Doch er
saß fest: acht Meter tief in einem Einbruchkrater. In
der verlassenen Gegend an der Westküste des Toten
Meers um Hilfe zu rufen, war aussichtslos. Sein Handy­
hatte keinen Empfang. Bald, so hoffte der Geologe vom­
israelischen Dead Sea & Arava Science Center, würde
globaler wasserbedarf
55%
mehr Trinkwasser wird 2050
benötigt
7,4
9,7
Milliarden zählt die
Bevölkerung 2016
Milliarden zählt die
Bevölkerung 2050
Quelle: Stiftung Weltbevölkerung / Prognose UN
sein Kibbuz ihn vermissen. Stunden später begann
er, auf Toilettenpapier seine letzten Worte an seine
Familie zu schreiben. Dann endlich, nach einem halben
Tag, fanden sie ihn. Der Alptraum war vorbei.
Dort, wo sich vor einigen Jahren noch Touristen aus
aller Welt in Strandbädern und auf Campingplätzen
tummelten, ist heute Sperrgebiet. Riesige Einbruchkrater klaffen überall. 1990 wurden 70 solcher Löcher­
gezählt, 2016 bereits über 5.500. Grund ist der sinkende­Wasserstand des mit 429 Metern am tiefsten
gelegenen Sees der Erde. Jedes Jahr fällt er etwa
einen Meter, da die Anrainer Syrien, Libanon, Israel,
Jordanien und das Westjordanland mehr Grundwasser­
entnehmen als die Natur nachbilden kann. Süßwasser­
löst Salzablagerungen im Erdreich, der Boden bricht ein.­
„Jedes Jahr kommen knapp 1.000 neue Krater dazu“,­
berichtet Christian Siebert, Geologe am Helmholtz-­
Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, der
seit zehn Jahren die Entwicklung vor Ort analysiert.
„Die Lebensbedingungen und die sozio-ökonomische
Situation werden sich dramatisch verschlechtern.“
Jeder kann mit seinem Verhalten zum
Umweltschutz beitragen
Wasser ist eine lokal begrenzte Ressource, ein kostbares­Gut. Zwei Drittel der 7,4 Milliarden Menschen
auf dem blauen Planeten leiden zumindest zeitweise
unter Süßwassermangel, nicht nur in den geographisch­
von Dürre geprägten Ländern, sondern auch in den
Industrienationen. Auch die Einwohner von Metropolen
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ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
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wie­London, Barcelona oder Mexiko-City sitzen öfter auf
dem­Trockenen. Zu den Ursachen zählen schlechtes
Wasser­management, das weltweite Bevölkerungswachstum, die­Urbanisierung, der Klimawandel, die Ver­
schwend­ung in Landwirtschaft, Industrie sowie im privaten­und öffentlichen Bereich. So verliert zum Bei­spiel
London 25 Prozent seines Trinkwassers durch­marode­
Leitungen,­ in Mexiko sind es bis zu 40 Prozent.
Kalifornien erlebt die größte Dürreperiode seit
1.200 Jahren
„Save the Water“ lautet daher die Aufforderung der
Aktionswoche Green Seven, mit der ProSieben im
Sommer 2016 zum Umdenken aufrief. Jeder kann
mit seinem Verhalten zum Umweltschutz beitragen –
und andere zu nachhaltigem Handeln bewegen, wie
das Beispiel von Tony Corcoran zeigt. Der „Wasser­
paparazzo“ ist mit seiner Kamera in Los Angeles unter­
wegs und filmt prominente Wasserverschwender. Denn­
obwohl Kalifornien noch immer gegen eine seit fünf
Jahren andauernde Dürreperiode kämpft, rotieren auf­
den weitläufigen Anwesen der Hollywoodstars die Rasen­
sprinkler, das Poolwasser wird regelmäßig erneuert.
Corcoran veröffentlicht die Bilder auf Social-­MediaPlattformen. „Mir geht es nicht darum, Menschen
bloßzustellen. Ich will sie zum Umdenken bewegen“,
sagt der Drehbuchautor.
Eine ganze Welle an „Wasserpaparazzis“ hat er ins
Rollen gebracht. Fleißig wird gepostet – etwa über den­
Schauspieler Tom Selleck. Für die Bewässerung seiner­
hydrant
Avocado-Farm wurde mehrmals der Feuer­
des Nachbardistrikts angezapft. Einige lassen sich
vom öffentlichen Druck eines Besseren belehren,
zum Beispiel Barbra Streisand. Seit Luftaufnahmen
ihrer Villa in Malibu online zu sehen waren, hat sie die­
Rasensprinkler weitgehend abgedreht, Regen­wasser­
zisternen und ein Brauchwassersystem installiert,
berichten US-Medien.
Nur der verantwortungsvolle Umgang mit der wertvollen Ressource kann helfen, Trockenperioden zu
meistern – ob im Süden der USA, dem Nahen Osten
oder auch in Zentralindien, das die schlimmste Dürre
seit 20 Jahren erlebt. Viele Bauern verschulden sich,
um ihre Familie angesichts der Ernteausfälle ernähren­
zu können. Tausende im Bundesstaat Maharashtra
haben Selbstmord begangen, weil sie keinen Ausweg
mehr sahen. Nicht der schwache Monsun, sondern
politisches Missmanagement sei der Grund des
Übels, behauptet Rajendra Singh, der 2015 mit dem
Stockholm Water Prize ausgezeichnet wurde. „Wir
haben genug Regenwasser. Wenn wir es speichern
und diszipliniert nutzen, gibt es keine Wasserknappheit mehr.“
Green Seven
Grün statt rot präsentiert sich das Logo von ProSieben einmal im Jahr zur
Aktionswoche Green Seven. Ökologische Themen stehen dann im Fokus
des Programms, um vor allem junge Menschen für Umweltschutz und
Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. „Save the Bees“ lautete der Aufruf 2015,
der auf die Gefährdung der Bienen aufmerksam machte und dazu motivierte, ihre Ökosysteme zu schützen. „Save the Water“ war 2016 das Motto
der Initiative, die es bereits seit 2009 gibt. Moderator Stefan Gödde
(„Galileo“) berichtete diesmal unter anderem aus Kalifornien, das in den
letzten fünf Jahren die größte Dürreperiode seit 1.200 Jahren erlebt.
„Die Zuschauer unmittelbar mit Umweltthemen zu konfrontieren und
Probleme ohne erhobenen Zeigefinger erfahrbar zu machen, das macht
für mich Green Seven aus“, sagt Gödde. „Wir alle sind keine Umweltengel.
Aber bereits kleine Veränderungen können große Wirkungen haben.“
www.prosieben.de/tv/greenseven
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In seiner Heimat Rajasthan hat der 56-Jährige das
unter Beweis gestellt. Auch hier waren einst viele
Regionen ausgedörrt. Durch Regenspeicher konnte sich­
das Grundwasser regenerieren. Sieben ausgetrocknete­
Flüsse hat er so wieder zum Fließen gebracht. „Viele
Menschen kehrten glücklich in ihre Dörfer zurück“,
erzählt er stolz. „Wasser ist die Quelle des Lebens, der­
Weg zu Wohlstand. Wasser ist Würde.“ Und ein Menschenrecht. Doch von diesem Anspruch der­Vereinten
Nationen (UN) ist die internationale Gemein­schaft noch
weit entfernt.
Das Grundwasser in China ist durch
Abfälle stark belastet
748 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu
sauberem Trinkwasser. Rund­ein Drittel hat weder
Toilette noch Latrine. Vielerorts werden Abwässer
ungereinigt in Flüsse, Seen und Meere geleitet oder
versickern unkontrolliert im Erdreich. Rund 60 Prozent des Grundwassers in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, ist vor allem­durch Industrieabfälle, Düngemittel und Hausmüll schwer belastet.
In Asien ist nahezu die Hälfte aller Flusskilometer
durch Fäkalien verschmutzt, berichtet das UFZ.
Eine nachhaltige Wasserversorgung wie auch Abwasser­
entsorgung sei für Wohlstand entscheidend, mahnt
Stefan Uhlenbrook, Koordinator des „World Water
Assessment Programme“ der UN. Jede Million US-Dollar,­
die in den Wassersektor investiert wird, schaffe etwa
in den USA 12 bis 20 Jobs, in Lateinamerika sogar circa­
100 Arbeitsplätze – und das quer durch alle Wirtschafts­
bereiche. Drei von vier Arbeitsplätzen hängen­von Wasser­
ab, lautet das Kernergebnis des „World Water Develop­
ment Reports 2016“ der UN. „Die Ressource Wasser
wurde zu lange als frei verfügbar betrachtet und als
Wachstumsfaktor unterschätzt“, erklärt Uhlenbrook.
„Nachhaltige Investitionen­rechnen sich – für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.“
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/werte-vermitteln
G4–56
Nachhaltigkeit fördern
Mit dem „Galileo Wissenspreis“ zeichnet ProSieben regelmäßig Erfindungen und Ideen aus, die für einen
nachhaltigen und umweltfreundlichen Lebensstil stehen. 2016 gewann das Kiezkaufhaus die Auszeichnung, ein
Online-Shop für lokale Händler mit Cargo-Bike-Service.
Der Galileo Wissenspreis wird jährlich im Rahmen der „GreenTec Awards“ verliehen, die 2008 von den
Ingenieuren Marco Voigt und Sven Krüger gegründet wurden. Ziel des europäischen Umweltpreises ist es,
Innovationen im Bereich Ökologie ins Rampenlicht zu rücken. Zu den Kategorien gehören unter anderem
Automobilität, Bauen & Wohnen, Recycling & Ressourcen sowie Wasser & Abwasser. 2016 haben ProSieben/Galileo
und der WWF erstmals gemeinsam den Sonderpreis „WWF Galileo Green Youngster Award“ ausgelobt.
www.greentec-awards.com
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
werte vermitteln / Seite 79
Kostbare Ressource
Weltweit wird 2050
jeder Vierte unter Wassermangel leiden
Wasserknappheit
397 Millionen
2,1 Miliarden
Wasserstress
1,6 Miliarden
2,0 Miliarden
Gesamt
2,0 Miliarden
4,1 Miliarden
2010
2050
Wasserstress: 1.000 bis 1.700 m3 pro Person/Jahr
Wasserknappheit: unter 1.000 m3 pro Person/Jahr
Quelle: Population Action International
Wasser-fuSSabdruck
Der Wasser-Fußabdruck umfasst die gesamte Produktionskette vom
Anbau der Rohstoffe bis zur Endfertigung
So viel Wasser wird für die Herstellung eines Produkts benötigt
T-Shirt aus Baumwolle (250g): 2.500 Liter
Weizen (1kg): 1.827 Liter
Schokolade (40%/100g): 1.720 Liter
Kaffee (250ml): 264 Liter
Quelle: www.waterfootprint.org
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Werte VERMITTELN / Seite 80
A
Auf Tour: Volker und Iris Westermann
(hinten Mitte, rechts) mit Nicole und
Stefan Lindenberg
Grenzenlos Leben
„Challenge“ macht Mut und baut Vorurteile ab
Die Westermanns sind mal wieder unterwegs. Diesmal erkunden Iris und Volker gemeinsam­
mit ihren Freunden Nicole und Stefan Lindenberg Südamerika. Samba, Sonne, Sehenswürdigkeiten und die Herzlichkeit der Menschen vor Ort machen die Reise durch
Argentinien, Uruguay und Brasilien zu einem unvergesslichen Erlebnis für die vier. Unter
dem Label „Westermanns weite Welt“ sind die Erlebnisse des reisefreudigen Ehepaars,
das bereits in Südostasien und Kanada unterwegs war, im Format „Challenge“ bei SAT.1
Gold und kabel eins zu sehen.
„Wir wollen Mut machen und zeigen, dass mit Rolli mehr Dinge möglich sind als man denkt“,­
sagt Volker Westermann. Die beiden Journalisten drehen, schneiden und produzieren
ihre Beiträge selbst. „In unseren Reisereportagen geht es um Lebenslust – und die sollte
jeder haben, egal ob Fußgänger oder Rollstuhlfahrer.“ Das monatliche TV-Magazin
„Challenge“ ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien e.V. und
zeigt Reportagen aus dem Leben von Menschen mit Behinderungen. Ziel der Sendungen
ist es, behinderten Mitbürgern Mut zu machen, nach ihren jeweiligen Voraussetzungen
aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Zudem soll das Format Öffentlichkeit
schaffen, ­Vorurteile abbauen und so für den Gedanken der Inklusion werben.
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/werte-vermitteln
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Werte VERMITTELN / Seite 81
G
Gemeinsam stark: Die „taff“-Moderatoren Thore Schölermann, Rebecca Mir, Daniel Aminati,
Annemarie Carpendale und Viviane Geppert sind die Gesichter der „Bleib-fair“-Kampagne.
Bleib Fair!
TV-Magazin „taff“ wirbt zum „Diversity Day“ für Toleranz
Zu dick, zu dunkel, schwul – oder einfach nur anders? In der Anonymität des Internets sind
Gemeinheiten und herabwürdigende Kommentare schnell an eine Pinnwand gepostet. Fast­
jeder ist mit Cyber-Mobbing schon einmal in Kontakt gekommen oder hat am eigenen
Leib erlebt, wie verletzend Ausgrenzung – auch in sozialen Medien – ist. Laut der bundesweiten­
Cyber-Life-Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing sind 17 Prozent der deutschen
Schüler schon einmal Opfer geworden. Sogar Grundschüler leiden schon massiv unter
verbalen Attacken aus dem Netz, die nicht selten Depressionen zur Folge haben. 19 Prozent­
der befragten Kinder und Jugendlichen waren schon einmal Täter.
Mit der „Bleib-fair“-Kampagne setzte das ProSieben-Magazin „taff“ ein Zeichen für mehr
Toleranz und Akzeptanz und startete ein breit angelegtes Sozialexperiment. Dafür wurden
verschiedene Bewerber zu einem fiktiven Job-Casting eingeladen. Sie sollten auf einem
Sofa warten und wurden dabei mit versteckter Kamera gefilmt. Ein weiterer Bewerber,
der als Lockvogel für die „Bleib-fair“-Kampagne­arbeitete, bat um die Übersetzung einer
englischen Facebook-Nachricht. Der Post beleidigte den vermeintlichen Mitbewerber auf üble­
Weise. „Wie reagieren Menschen auf Mobbing und Ausgrenzung?“, wollte „taff“ wissen. Die
Antwort darauf geben drei bewegende Spots, in denen die Mobbing-Opfer viel Mitgefühl
und Unterstützung erfahren.
Die „Bleib-fair“-Kampagne ist Teil einer Reihe von On- und Off-Air-Aktionen, die ProSiebenSat.1­
zum Diversity Day 2015 gestartet hat. Der bundesweite Aktionstag­wird jährlich vom
Verein Charta der Vielfalt veranstaltet. Die Initiative will die ­Anerkennung, Wertschätzung
und Einbeziehung von Vielfalt in der Unternehmen­skultur deutscher Konzerne voranbringen.­
ProSiebenSat.1 hat 2014 die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Mit dem Beitritt zu dieser­
Initiative unterstreicht der Konzern sein Engagement, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das
frei von Vorurteilen­und Aus­grenzung ist und Vielfalt unter den Beschäftigten fördert.
www.charta-der-vielfalt.de/diversity-tag
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/werte-vermitteln
G4-56
ProSiebenSat.1
unsereVERANTWORTUNG
verantwortung2015/2016
2015/2016
ProSiebenSat.1Media
GroupSE/ /UNSERE
kultur
fördern
Seite82
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B Public
value / Seite
kultur
fördern
»Junge Filmemacher sollten Ideen
umsetzen, für die sie brennen.«
Stefan Gärtner, SVP Koproduktion & Filmpolitik und Geschäftsführer
SevenPictures Film GmbH
ProSiebenSat.1 Media SE / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite XX
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite 84
»geht raus und dreht filme«
Der Nachwuchspreis First Steps fördert ambitionierte Filmemacher und erleichtert
ihnen die ersten Schritte in den Beruf.
FIRST STEPS
Mit seinem Kurzfilm „Sadakat“ hat Ilker Çatak
diverse Preise abgeräumt — den Student Academy
Award in der Kategorie bester ausländischer Film
durfte er 2015 in Los Angeles abholen. FIRST
STEPS bleibt für den Regisseur dennoch der wichtigste deutsche Nachwuchspreis.
Es ist nicht schwer, heutzutage einen Film zu drehen,
denn die technischen Möglichkeiten stehen fast jedem
zur Verfügung. Viele junge Leute machen Filme und ­es
hilft sehr, wenn ein Preis wie FIRST STEPS ein Spotlight
auf dich wirft. Als ich „Sadakat“, meinen Abschlussfilm
an der Hamburg Media School, gedreht habe, hätte
ich mir nie träumen lassen, dass er so erfolgreich wird.
Wir haben in Deutschland vier Nachwuchspreise
gewonnen­und durch den Studenten-Oscar international viel Aufmerksamkeit erhalten.
FIRST STEPS ist wahrscheinlich der wichtigste deutsche­
Nachwuchspreis. Die Kategorie NO FEAR beispielsweise belohnt Mut und fördert Innovationen. Das ist toll.­
Der Preis ist auch ein Türöffner und der Schlüssel zu
einem enormen Netzwerk. Ich wurde unter anderem
durch FIRST STEPS in die Filmakademie aufgenommen
–­das ist viel Wert. Auch das Preisgeld spielt eine Rolle,
weil es Freiraum für Kreativität schafft, wenn man sich
keine Sorgen um die nächste Miete machen muss.
Außerdem haben es mir die Anerkennung und Aufmerk­
samkeit ermöglicht, einen neuen Stoff zu realisieren,
den sonst in Deutschland nur die Wenigsten gefördert
hätten. Die Romanadaption „Es war einmal Indianerland“, die wir gerade drehen, ist ein Wagnis, für das
ich viel Unterstützung bekomme. Die Auszeichnungen
für „Sadakat“ haben den Weg dafür­bereitet. Ich freue
mich, dass viele Menschen diesen Film auf dem
Schirm haben.
„Sadakat“ – türkisch für „Treue“ – handelt von einer
jungen Frau, die einen Demonstranten vor der Polizei
versteckt und dadurch selbst ins Visier der Staatsmacht gerät. Er erzählt die Geschichte eines menschlichen Dilemmas, das auch meinen persönlichen Background berührt. Ich habe Familie in Istanbul. Als die
Gezi-Proteste stattfanden, haben wir lange darüber
diskutiert und es gab einen Punkt, an dem wir nicht
mehr weiterkamen. Die gesellschaftliche Spaltung,
von der der Film erzählt, habe ich selbst erfahren.
Wenn ich heute selbst Studenten unterrichte, sage ich
ihnen: „Leute, schnappt euch eine Kamera, geht
raus und dreht Filme!“ Sie müssen technisch nicht
perfekt sein, aber sie müssen eine Geschichte erzählen.­
Ich will eine Haltung sehen, die aufrichtig ist und
authentisch, die emotional und kein verkopftes Ding
ist, das sich hinter aufgesetzter Coolheit versteckt.
Solche inhaltlich ambitionierten Stoffe kosten Mut
und FIRST STEPS ist einer der Preise, die diesen
Mut belohnen.
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kultur fördern / Seite 85
Ilker Çatak
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kultur fördern / Seite 86
»angst ist wichtig für den kreativen prozess«
Patrick Vollrath hat für „Alles wird gut“ einen
FIRST STEPS Award in der Kategorie Mittellanger
Spielfilm gewonnen. Seine Abschlussarbeit an der
Filmakademie Wien ist ohne Drehbuch entstanden.
Das Drama, in dem ein Vater sein Kind entführt,
bekam einen Student Academy Award und war
sogar für den Oscar nominiert.
Ich weiß nicht, ob Preise die Kreativität fördern können,­
denn die kreative Leistung kommt ja vor der Aus­
zeichnung. In jedem Fall ist FIRST STEPS ein wichtiger
Gewinn. Zahlreiche Kontakte sind darüber entstanden,
viele Produktionsfirmen haben sich bei mir gemeldet.
First Steps
Der Nachwuchspreis wird seit dem Jahr 2000 für
herausragende Abschlussfilme an Studentinnen und
Studenten der Filmschulen in den deutschs­prachigen
Die Leute gehen nach einer solchen Auszeichnung
anders mit einem um, aber auch das Vertrauen in die
eigene Arbeit wächst. Plötzlich stellt man fest, dass das,­
was man macht, vielleicht doch nicht die schlechteste
Idee war und das ist ein sehr gutes Gefühl.
Für mich war „Alles wird gut“ der erste Film, bei dem
ich nach dem Studium genau das gemacht habe, was
ich wollte, ohne auf andere zu hören. Umso schöner
ist es, wenn man dann eine Auszeichnung dafür
bekommt. Damit will ich nicht sagen, dass es schlecht
ist, auf andere zu hören und von anderen zu lernen.
Im Gegenteil! Der Kopierprozess ist im Laufe der
persönlichen Entwicklung sehr wichtig. Wenn man grund­
legende Dinge lernt, die andere schon richtig gemacht
haben, entwickelt sich die eigene Sprache irgendwann
automatisch. Der Weg dorthin ist schwierig, aber Angst­
und Unsicherheit sind gut für den kreativen Prozess.
Wir können in Deutschland und Österreich sehr glücklich sein, denn hier wird im weltweiten Vergleich schon
sehr viel für die Nachwuchsförderung getan. Ich denke
aber, mehr Risikofreude würde sich auszahlen. Vielleicht werden von zehn Arbeiten acht nichts, dafür
aber zwei ganz herausragend.
Ländern verliehen. Mit Preisgeldern von jährlich 92.000
Euro fördert FIRST STEPS das kreative Potenzial
ambitionierter Filmemacher und erleichtert die „ersten
Schritte“ in den Beruf.
Der Preis wurde als private Initiative der Filmwirtschaft von den Produzenten Bernd Eichinger und Nico
Hofmann ins Leben gerufen. Er wird von der Deutschen
Filmakademie in Partnerschaft mit Mercedes-Benz,
ProSiebenSat.1 TV Deutschland, UFA und Warner Bros.
veranstaltet. FIRST STEPS vergibt Auszeichnungen für
Es wäre schön, wenn es eine größere Bereitschaft
gäbe, Neues auszuprobieren, schwierige Stoffe und
andere Herangehensweisen zu fördern. Bei „Alles wird
gut“ zum Beispiel gab es ein Treatment, aber kein
Drehbuch. Wir haben die Schauspieler die Szenen
entdecken und ihre eigene Sprache finden lassen. Wäre­
das kein Studentenfilm, sondern ein ganz normales
Projekt gewesen, hätten sich viele mit der Unter­
stützung schwer getan. Ich bin sicher, mehr Mut bei
der Arbeit mit jungen Leuten würde sich lohnen.
die Regie von Filmen unterschiedlicher Länge und Ausrichtung, einen Kamerapreis sowie einen Ehrenpreis
für besondere­Verdienste um den Nachwuchs. Seit 2012
wird zudem der NO FEAR Award an ProduktionsAbsolventen verliehen, die besonderen Mut bei der
Umsetzung schwieriger Stoffe bewiesen haben.
www.firststeps.de
www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/public-value/kultur-foerdern
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite 87
Patrick Vollrath
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kultur fördern / Seite 88
»Die Filmemacher
sollten tun, wofür
sie brennen«
NACHWUCHSFÖRDERUNG
In Deutschland gibt es eine Reihe renommierter
Nachwuchspreise – warum engagiert sich
ProSiebenSat.1 darüber hinaus für junge
Filmemacher?
Stefan Gärtner: Viele Förderpreise sind auf Art-house-­
Formate und öffentlich-rechtliches Fernsehen ausgerichtet. Hier setzen wir an und bieten zusätzliche Angebote­
für Filmemacher, die sich im Mainstream aus­probieren
wollen. Deshalb haben wir spezielle ­Koope­­rationen mit
der Filmakademie Baden-Württemberg­und der Hochschule­für Film und Fernsehen in München. Den Nachwuchs der Filmakademie Baden-Württemberg unterstützen wir zum Beispiel über das Programm „Young
Lions“ mit Expertenwissen, finanziellen Mitteln und Sende­
zeit. Der Mainstreampreis ist eine Auszeichnung der
Hochschule für Film und Fernsehen München sowie
der ProSiebenSat.1 TV Deutschland und prämiert die
besten Ideen für ein TV-Movie.
Stefan Gärtner, Senior Vice President Deutsche
Fiction, Koproduktion & Filmpolitik der ProSiebenSat.1
TV Deutschland, erklärt, wie die Sendergruppe den
Nachwuchs fördert.
Welchen Ansatz verfolgen Sie bei der
Nachwuchsförderung?
Gärtner: Experimente aller Art sollten Teil der Aus­
bildung­an den Hochschulen sein. Wir setzen bei unseren
Angeboten auf frühe Professionalisierung. Das heißt: Die­
Studenten bekommen bei uns für ihre Debütprojekte
ein normales TV-Movie-Budget, was nach meinem
Kenntnisstand in Deutschland einmalig ist. Damit ist
dann aber auch verbunden, dass die Filmemacher diese
Projekte entsprechend professionell und mit Blick auf ein­
mögliches SAT.1-Publikum entwickeln und produzieren.
Wie mutig darf der Nachwuchs sein, wenn es letztlich
um Massentauglichkeit geht?
Gärtner: Während des Studiums geht es für die Filmemacher darum, sich zu finden. Sie sollten tun, wofür sie
brennen. Wichtig ist, dass der Nachwuchs spätestens
mit dem ersten Langfilm eine Visitenkarte für sein
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite 89
N
Natalia Belitski und Florian Bartholomäi am Set von
„Undercover küsst man nicht“
Stars von morgen
Kooperation mit Filmhochschulen fördert Nachwuchs
ProSiebenSat.1 setzt sich mit zahlreichen Projekten und Initiativen für den Filmnachwuchs im
deutschsprachigen Raum ein. Junge Talente bekommen die Chance, außergewöhnliche Stoffe und Projekte
umzusetzen. Dabei unterstützt der Konzern sie mit Know-how, finanziellen Mitteln und Sendezeit.
ProSiebenSat.1 finanziert unter anderem die Stiftungsprofessur „Serie“ der Filmakademie Baden-Württemberg. Hier werden bereits seit 2006 Studenten unterrichtet. Außerdem wird 2016 der Nachwuchsfilm „Undercover küsst man nicht“ von Absolvent Jan Haering in Sat.1 zu sehen sein. Thomas Schadt, Geschäftsführer der
Filmakademie Baden-Württemberg, betont, wie wichtig die Zusammenarbeit für den Nachwuchs ist: „Die Kooperation ist eine großartige Unterstützung für alle Studenten, die Interesse haben, genre-bezogen zu arbeiten
und den Mainstream zu bedienen.“ Zudem zeichnet ProSiebenSat.1 die besten Nachwuchstalente der
­Filmakademie mit den „Young Lions“ aus. Insgesamt fördert die Sendergruppe sieben Einrichtungen, darunter
auch die Bayerische Akademie für Fernsehen und die Hamburg Media School. Zudem prämiert ProSiebenSat.1
in Kooperation mit der Hochschule für Film und Fernsehen München seit sechs Jahren die besten Konzepte für
ein TV-Movie mit dem Mainstreampreis.
­ lmisches Schaffen vorzeigen kann. Hier ist vor allem
fi
die Qualität wichtig, denn sie setzt sich auf lange Sicht
durch. Der Regisseur Baran Bo Odar konnte beispielsweise den Kinohit „Who am I“ auf Grundlage seines
Films „Das letzte Schweigen“ realisieren. Beide Filme
haben inhaltlich wenig gemeinsam – aber „Das letzte
Schweigen“ hat uns als Nachweis für sein Können überzeugt. Es lohnt sich für junge Filmemacher, die Ideen
umzusetzen, an die man glaubt.
Welche Stoffe suchen Sie?
Gärtner: Am Anfang muss immer eine Geschichte
­stehen, die der Filmemacher unbedingt erzählen will.
Darauf aufbauend brauchen wir Erzählformen, die ein
breites Publikum bedienen. Dabei sind wir im Genre und
im Thema weitgehend frei. Ein gutes Vorbild ist das
TV-Movie „Die Ungehorsame“ von SAT.1. Gewalt in der
Ehe ist sicher kein einfaches Thema. Aber als Thriller
und mit einer Heldin als Hauptfigur hat es bei uns sehr
gut funktioniert. Oder unsere Kino-Koproduktion „Honig
im Kopf“, die alles andere als ein klassischer Alzheimer-­
Film ist. Die Filme­
macher erreichen damit auch ein
Publikum, das sich nicht von vornherein mit diesen
Sachverhalten auseinandersetzt und können mit ihrer
Botschaft große Wirkung erzielen.
C
ProsiebenSat.1
SE/ /UNSERE
unsereVERANTWORTUNG
verantwortung2015/2016
2015/2016
ProSiebenSat.1Media
Group
kultur
fördern / Seite/ Seite
XX 90
weitere
HANDLUNGSFELDER
weitere HANDLUNGSFELDER
»FÜR MICH WAR IMMER KLAR, DASS ICH
ELTERNZEIT NEHMEN WERDE.«
Frank Wolkenhauer, Senior Redakteur / stv. Vice President Kommunikation /PR Entertainment,
ProSiebenSat.1 TV Deutschland
ProsiebenSat.1 Media SE / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite XX
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 92
Governance und Compliance
DMA
G4–15
www.prosiebensat1.com/
investor-relations/
corporate-governance/
organe
Corporate Governance
Für den Vorstand und Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE sind eine gute Corporate
Governance – und damit auch Compliance – wesentlicher Bestandteil einer verantwortungsvollen, transparenten und auf langfristige Wertschöpfung ausgerichteten Unternehmensführung und -kontrolle. Die Grundordnung des dualistischen Leitungs- und
Aufsichtssystems ist in der Satzung der ProSiebenSat.1 Media SE sowie in der Geschäftsordnung für den Vorstand und den Aufsichtsrat festgelegt. Mit dem Deutschen Corporate
Governance Kodex (DCGK) wurde zudem ein Standard für die transparente Kontrolle
und Steuerung des Unternehmens etabliert, der sich insbesondere an den Interessen
der Aktionäre orientiert. Viele der im DCGK enthaltenen Grundsätze zur Unternehmensführung werden bei ProSiebenSat.1 bereits seit langer Zeit gelebt. Entsprechend der
Empfehlung in Ziff. 5.6 des DCGK führt der Aufsichtsrat regelmäßig eine Effizienzprüfung
durch. Wesentliche Themen sind unter anderem das Selbstverständnis des Aufsichtsrats,
die Organisation seiner Tätigkeit, die Unabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder, die
Behandlung von potenziellen Interessenkonflikten sowie die Besetzung der Ausschüsse.
Neben effizienten Strukturen und Prozessen für eine gute Governance legt der
ProSiebenSat.1-Konzern großen Wert auf Offenheit und Klarheit in der Kommunikation.
Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um das Vertrauen externer Stakeholder und
unserer­Mitarbeiter in den Konzern aufrecht zu erhalten und auszubauen. Unsere Public-­
und Investor-Relations-Arbeit ist nach den Transparenzrichtlinien des DCGK ausgerichtet.­
Wir verfolgen eine umfassende, zeitnahe und offene Kommunikation mit Journalisten,
Investoren, Analysten und Aktionären sowie der interessierten Öffentlichkeit. Die Gleichbehandlung aller Akteure ist für uns dabei selbstverständlich. Wir stellen auf unserer
Konzern-Website www.ProSiebenSat1.com ausführliche Informationen zu unseren
­Geschäftsaktivitäten, zur ProSiebenSat.1-Aktie und zu den Finanzergebnissen in deutscher­
und englischer Sprache zur Verfügung.
In unserem Geschäftsbericht – zuletzt veröffentlicht am 15. März 2016 – berichten wir
umfangreich über Corporate Governance bei ProSiebenSat.1 und veröffentlichen darin
jährlich
Geschäftsbericht 2015,
Seite 46.
Geschäftsbericht 2015,
Seite 55.
Geschäftsbericht 2015,
Seite 55.
DMA
G4–56
Digitalisierung und
Innovation, Seite 98.
> den Corporate-Governance-Bericht,
> die Erklärung zur Unternehmensführung gemäß § 289a HGB sowie
> die Entsprechenserklärung des Vorstands und des Aufsichtsrats der ProSiebenSat.1
Media SE zum Deutschen Corporate Governance Kodex gemäß § 161 AktG.
Compliance bei ProSiebenSat.1
Die ProSiebenSat.1 Group verfolgt eine Politik der Compliance. Über die für den Konzern
als besonders relevant identifizierten Rechtsgebiete berichten wir im Folgenden. Die
Verhinderung von Korruption und Verstößen gegen das Kartell- und Medienrecht sind
wichtige Erfolgsfaktoren für die Marktposition sowie die­­Erreichung der Unternehmensziele.
Aufgrund der steigenden Digitalisierung­unserer Geschäftstätigkeit bilden der Datenschutz und die damit verbundene Wahrung von Persönlichkeitsrechten zusätzlich eine
zentrale Säule des Compliance-Management-Systems (CMS). Die Einhaltung gesetzlicher
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 93
www.prosiebensat1.
com/investor-relations/
corporate-governance/
verhaltenskodex
Geschäftsbericht 2015,
Seite 157.
G4–34
Vorschriften weiterer für die ProSiebenSat.1 Group relevanter Themengebiete wird jeweils durch eigenständige Governance-Systeme adressiert. ProSiebenSat.1 toleriert kein
regelwidriges Verhalten. In ihrem Verhaltenskodex („Code of Compliance“) hat die
­ProSiebenSat.1 Group daher grundsätzliche Richtlinien und Handlungsweisen festgelegt.
Diese Richtlinien definieren unsere allgemeinen Maßstäbe für das Verhalten in geschäftlichen, rechtlichen und ethischen Angelegenheiten. Sie dienen allen Mitgliedern des
Vorstands, der Geschäftsleitung sowie den Mitarbeitern der ­ProSiebenSat.1 Group als
verbindlicher Orientierungs- und Ordnungsrahmen­für den Umgang miteinander sowie
mit Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten und weiteren Dritten. Diese Kultur der
­Integrität und Regeltreue kennzeichnet unsere tägliche Arbeit und ist integraler Bestandteil unserer Unternehmensprozesse. Der Vorstand unter­stützt dies durch die Bereitstellung einer geeigneten Compliance-Organisation sowie adäquater und effizienter
Compliance-Programme. Dazu gehören Beratung, Schulungen­und aus Richtlinien
abgeleitete Maßnahmen. Das CMS der ProSiebenSat.1 Group wird ­kontinuierlich
­weiterentwickelt, verbessert und überprüft. Die Prozesse wurden von einem unab­
hängigen Berater analysiert. Das Ergebnis­dieser Risikobewertung belegt, dass die existierenden Compliance-Prozesse effektiv sind.­
Vor dem Hintergrund der Erfordernisse des CMS sowie der individuellen Konzernstruktur hat sich ProSiebenSat.1 in einer zentralen und einer dezentralen Compliance-­
Organisationsstruktur organisiert. Die zentrale Organisation bilden hierbei der Compliance-­
Ausschuss (Compliance Board), der Group Chief Compliance Officer (CCO) und die
Compliance-themenverantwortlichen Experten (SME). Die dezentrale Compliance-­
Organisation wird durch die Unit Compliance Officer (UCO) repräsentiert.
Zentrale Compliance-Organisation
Vorstand
Aufsichtsrat (AFC)
Compliance Board
Chief Compliance Officer
Subject Matter Experts
Anti-Korruption
Kartellrecht
Datenschutz
Medienrecht
Interne Revision
Head of unit
Head of unit
Head of unit
Head of unit
UCO
UCO
UCO
UCO
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 94
Eine besondere Rolle in der Compliance-Organisation kommt dem Compliance-Ausschuss­
(Compliance Board) zu, dessen Funktion darin besteht, den Vorstand bei der Umsetzung,
Überwachung und Weiterentwicklung des CMS zu unter­stützen. Der Compliance-Ausschuss kommt mindestens alle zwei Monate zusammen. Die ständigen Mitglieder setzen
sich zusammen aus dem CCO, einem Vorstandsmitglied und dem Group Chief Financial
Officer (CFO). Der Ausschuss hat die Aufgabe, über die Ausrichtung des CMS zu entscheiden, Sachverhalte zu prüfen und Vorschläge bezüglich Sanktionsmaßnahmen zu
unterbreiten.
Das CMS von ProSiebenSat.1 widmet sich auf Basis einer Relevanzanalyse in erster Linie
der Prävention von Wirtschaftskriminalität im Bereich der Korruption, der Einhaltung
von kartellrechtlichen und medienrechtlichen Bestimmungen und der Sicherstellung von­
Datenschutz, da diese Teilbereiche wichtige Komponenten der Unternehmensstrategie
des Unternehmens darstellen:
G4–SO5
G4–SO3
G4–SO7
G4–56
G4–PR7
> Anti-Korruption: ProSiebenSat.1 hat das Ziel, Transparenz im Umgang mit Kunden,
Lieferanten und Behörden zu schaffen, um internationalen Standards zur Korruptions­
bekämpfung sowie nationalen und lokalen Vorschriften zur Bekämpfung von Korruption­
und Bestechung zu entsprechen. Daher erstreckt sich das CMS auf die Verhinderung von­
Korruptionsstraftaten, insbesondere gemäß der Straftatbestände der Bestechlichkeit
und Bestechung im geschäftlichen Verkehr (§§ 299 ff. StGB), der Vorteils­gewährung
an Amtsträger (§ 333 StGB) sowie der Bestechung von Amtsträgern (§ 334 StGB)­. Im
Jahr 2015 gab es keine Korruptionsvorfälle oder öffentlichen Klagen wegen Korruption
gegen den Konzern oder ProSiebenSat.1-Mitarbeiter.
Die Durchführung einer systematischen und standardisierten Risikoanalyse für
­Compliance-Risiken stellt eine wesentliche Grundlage des CMS für die ProSiebenSat.1
Group dar. Aufbauend auf die Relevanzanalyse wird in einem zweiten Schritt ein Compliance Risk Assessment durchgeführt. In der Konsolidierung der Ergebnisse zu einem
Risikoportfolio der Gruppe werden spezifische Gewichtungsfaktoren wie der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perception Index) berücksichtigt.
> Kartellrecht: Im Bereich des Kartellrechts umfasst das CMS von ProSiebenSat.1 die
Verhinderung von Vereinbarungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen,
die den Wettbewerb zu beeinträchtigen geeignet sind (§ 1 GWB, Art. 101 AEUV) sowie die­
Verhinderung des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung (§ 19 GWB, Art.
102 AEU). Wir haben für das Jahr 2015 keine Verfahren aufgrund von wettbewerbswidrigem Verhalten oder Kartell- und Monopolbildung gegen ­ProSiebenSat.1 ermittelt.
> Medienrecht: Die medienrechtlichen Bestimmungen des CMS befassen sich mit
­Zulassungserfordernissen, journalistischer Unabhängigkeit, den Grundsätzen zur
Trennung von Werbung und Programm, den Anforderungen an Produktplatzierungen
und den Anforderungen jugendschutzrechtlicher Natur sowie der Verhinderung von
Schleichwerbung bzw. Ausstrahlung/Auslieferung gesetzlich verbotener Werbung. Im
Jahr 2015 wurden keine Bußgelder wegen Verstößen gegen Vorschriften in Bezug auf
Werbung einschließlich Anzeigen, Verkaufsförderung und Sponsoring verhängt. In
zehn Fällen kam es zu medienrechtlichen Beanstandungen und Hinweisen durch
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 95
die Landesmedienanstalten. Es gab keine Rügen wegen Verstößen gegen freiwillige
Verhaltensregeln.
G4–34
www.prosiebensat1.com/
corporate-responsibility/
rechtlicher-rahmen/
journalistischeunabhaengigkeit
M4
Nachhaltigkeit bei
ProSiebenSat.1, Seite 13.
Zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit sowie grundlegender publizistischer
Bestimmungen hat die ProSiebenSat.1 Group bereits im Jahr 2005 Leitlinien formuliert,­
denen alle Programmschaffenden des Unternehmens in Deutschland verpflichtet sind.­
Die „Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit“ sind auf der Unternehmens-Website einsehbar und konkretisieren das Verständnis der publizistischen Grund­
sätze des Pressekodex des Deutschen Presserates. Die Journalisten und Redakteure
der Mediengruppe sind demnach in der Gestaltung ihrer Beiträge grundsätzlich frei
und berichten unabhängig von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen
Interessensgruppen. Gleichzeitig sind sie sich der Verantwortung bewusst, die ihnen
in Bezug auf die Verbreitung von Informationen sowie ihrem Beitrag zur Meinungsbildung zukommt. Die redaktionell Verantwortlichen, insbesondere die Chefredakteure
und Chefredakteurinnen, sind für die Einhaltung dieser Leitlinien und für ihre Umsetzung­
im Tagesgeschäft verantwortlich.
Im Bereich des Jugendschutzes sorgen die Jugendschutzbeauftragten in der
ProSiebenSat.1­Group für altersgerechte Angebote im TV und im Internet. Sie sind
fachlich weisungsfrei und stellen sicher, dass für Kinder ungeeignete Inhalte ausschließlich zu den gesetzlich vorgegebenen Sendezeiten ausgestrahlt werden. Zugleich
gewährleisten­sie technische Schutzmöglichkeiten für die Verbreitung ungeeigneter
Inhalte im ­Internet. Die Jugendschutzbeauftragten bei ProSiebenSat.1 werden dazu
frühzeitig in die Produktion und den Einkauf von Programmen eingebunden. Sie
­beurteilen bereits im Vorfeld Drehbücher, begleiten Produktionen und erstellen Gutachten. ­Unabhängig davon erhalten TV- und Online-Redakteure der ProSiebenSat.1
Group regelmäßig Schulungen zu den Jugendschutzbestimmungen. Neben internen
Richtlinien und Schulungen engagieren wir uns über verschiedene Organisationen
für das Thema Jugendschutz: Das Unternehmen ist im Vorstand der FSF (Freiwillige
Selbstkontrolle Fernsehen e.V.) sowie im Vorstand der FSM (Freiwillige Selbstkontrolle
­Multimedia-Diensteanbieter e. V.) vertreten. Die beiden Vereine sind Selbstkontrolleinrichtungen der privaten Fernsehsender bzw. der Anbieter von Telemedien und
werden von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) als eigenständige Aufsichtsorgane für Fernsehen bzw. Internet anerkannt.
> Datenschutz: Für ein Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1 hat das Thema Daten­
schutz insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung und
neuer Angebote wie Addressable TV einen hohen Stellenwert. Neben gesetzlichen
Bestimmungen sind die unternehmensinternen Richtlinien zum Umgang mit
personen­­bezogenen Daten und deren automatisierte Erhebung, Verarbeitung oder
Nutzung maßgeblich. Die Grundsätze zum Datenschutz hat ProSiebenSat.1 in der
Datenschutz-Policy,­dem Code of Compliance sowie weiteren Datenschutzbestimmungen festgelegt. Unter anderem sind in den Richtlinien die Datenschutzprozesse
im Konzern genau geregelt.­
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 96
Datenschutzprozesse
Vorabkontrolle
Auftragsdatenverarbeitung
Auskünfte an Behörden
Durchführung einer Risikoanalyse­
Prozess zur gesetzeskonformen
Prozess zur gesetzeskonformen
inkl.­ Compliance-Prüfung im
Erstellung von ADV-Vereinbarungen
Weitergabe personenbezogener
Rahmen der Einführung/Änderung
und zur Durchführung der gesetzlich
Daten an Behörden.
auto­­matisierter Verfahren zur Ver­
vorgeschriebenen Vorabprüfungen
arbeitung personenbezogener Daten
gem. § 11 BDSG.
gem. § 4f BDSG zur frühzeitigen
Adressierung datenschutzrechtlicher
Anforderungen.
Betroffenenrechte
Data Breach Notification
Weitergabekontrolle
Gesetzeskonforme Bearbeitung von
Prozess zur gesetzeskonformen
Prozess zur gesetzeskonformen
Betroffenenanfragen:
Meldung von Datenschutzvorfällen
und sicheren Weitergaben personen-
> Beschwerdemanagement
(= unrechtmäßige Kenntniserlangung
bezogener Daten an Dritte.
> Auskunftsrechte (§ 34 BDSG)
von personenbezogenen Daten durch
> Recht auf Berichtigung (§ 35 BDSG)
Dritte) gem. § 42a BDSG und § 15a TMG.
> Recht auf Löschung (§ 35 BDSG)
> Widerspruchsrechte (§ 35 BDSG)
G4–PR8
Die ProSiebenSat.1 Group hat großen Respekt vor der Privatsphäre aller Personen,
deren Daten durch den Konzern erhoben, verarbeitet oder genutzt werden. Daher
findet grundsätzlich keine Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener Informationen statt, es sei denn, die vollumfängliche Einhaltung geltenden Rechts wurde vorab
sichergestellt. Hierbei werden insbesondere branchen- und industrieübliche Standards
und Best Practices zugrunde gelegt. Auch dank der implementierten Datenschutzprozesse gab es 2015 keine Beschwerden von Kunden aufgrund der Verletzung der
Privatsphäre. Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hat die
ProSiebenSat.1 Digital GmbH zur Verarbeitung personenbezogener Daten im
­
­Rahmen der HbbTV-Angebote angehört. Wir haben dazu im November 2015 Stellung
genommen und seither keine Rückfragen von der Behörde erhalten. Wir gehen
davon aus, dass wir die Anfrage zur Zufriedenheit der Behörde beantwortet haben.
Zudem sind keine Datenlecks oder Fälle von Datenklau oder -verlusten für das Jahr
2015 bekannt. Den Schutz aller Daten auch in Zukunft sicherzustellen, ist ein grundsätzliches Ziel der ProSiebenSat.1 Group.
Neben dem Datenschutz liegt auch die Informationssicherheit im Geschäftsinteresse
der ProSiebenSat.1 Group. Ein Ausfall, eine Manipulation oder unzulässige Offenlegung
geschäftskritischer Informationen können zu signifikanten finanziellen Verlusten oder
Imageschäden führen. Die ausreichende Sicherheit von Geschäftsprozessen, IT, ­Infrastrukturen und kritischen Informationen ist daher ein strategischer Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und den Fortbestand der ProSiebenSat.1 Media SE. Im Wesent­lichen
hat die Informationssicherheit bei ProSiebenSat.1 vier strategische Ziele:
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
GOVERNANCE UND COMPLIANCE / Seite 97
> Maximierung der Geschäftskontinuität
> Minimierung von Geschäftsschäden
> Vorbeugung und Minimierung der Auswirkungen von Sicherheitsvorfällen
> Beschränkung von Risiken
Geschäftsbericht 2015,
Seite 157.
Ausfälle von Systemen, Applikationen oder von Netzwerken stellen ebenso potenzielle
Risiken dar wie Verletzungen von Datenintegrität und -vertraulichkeit. Der ständig
steigende Umfang der Informationsverarbeitung und -vernetzung sowie die Weiterentwicklung von Technologien erhöhen zum einen die Komplexität im Zusammenspiel mit
People-Process-Technology; zum anderen steigt die Anfälligkeit innerhalb der unternehmensweiten Informationsverarbeitung. Zielgerichtete Angriffe und andere Be­
drohungsszenarien zeigen, dass politisch, wirtschaftlich oder auch ideologisch motivierte
Gruppen eine wachsende Herausforderung darstellen. Daher verfügt der Konzern über
ein Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS), mit dem strukturiert und risikobasiert ein umfassender Schutz für die Informationswerte des Konzerns sichergestellt
wird. Die Sicherheitsstandards werden regelmäßig von der Internen Revision auf ihre
Wirksamkeit geprüft.
Im Rahmen unseres Informationssicherheits-Managementsystems werden die
­folgenden Eigenschaften der Informationen durch technische und organisatorische
Maßnahmen sichergestellt:
> Vertraulichkeit: Sicherstellung, dass nur Berechtigte Zugriff auf Informationen haben.
> Integrität: Schutz von Vollständigkeit und Korrektheit von Informationen,
Systemen und Verfahren.
> Verfügbarkeit: Sicherstellung, dass Informationen, Informationsdienste und Systeme für berechtigte Anwender, Prozesse oder Funktionen verfügbar sind.
G4– SO4
Um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter für die relevanten Rechtsgebiete sensibilisiert
werden, hat ProSiebenSat.1 ein zweigliedriges Schulungskonzept entwickelt, das aus
E-Learning und Präsenzschulungen besteht. Im Jahr 2015 haben wir konzernweit rund
11.500 Teilnehmer zu unterschiedlichen Compliance-Themen geschult. Online-Trainings
fanden zu Compliance allgemein mit Anti-Korruptions- und Kartellrechtsinhalten (rund
5.000 Teilnehmer), Datenschutz sowie Medien-, Urheber-, Werbe- und Wettbewerbsrecht
(jeweils rund 2.800 Teilnehmer) statt. Daneben nahmen etwa 900 Teilnehmer an
­Präsenzschulungen unter anderem zu den Themen Jugendschutz und IT-Sicherheit teil.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 98
Digitalisierung und Innovation
Soziale, technologische und wirtschaftliche Bereiche haben sich infolge der Digitalisierung massiv verändert. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden J
­ ahren fortsetzen. Der Mediensektor war als einer der ersten Branchen von den Auswirkungen
der Digitalisierung betroffen. Die ProSiebenSat.1 Group treibt die Trans­formation von
einem klassischen TV-Unternehmen zu einem Digitalkonzern mit einem diversifizierten
Geschäftsportfolio deshalb seit 2009 konsequent voran. Strategisch wichtigstes Ziel
ist es, die wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie das profitable Wachstum des Konzerns
in einem sich verändernden Umfeld zu sichern. Dazu entwickelt die Gruppe neue Geschäftsmodelle, erschließt sich zusätzliche, dynamisch wachsende Geschäftsfelder und
nutzt innovative Technologien. Digitalisierung und Innovation sind für alle Geschäftssegmente relevant.
Segment Broadcasting German-speaking
Im Segment Broadcasting German-speaking bündelt die ProSiebenSat.1 Group ihre
gesamten TV-Aktivitäten sowie das Distributionsgeschäft. Im Zuge der Digitalisierung
begegnet die Gruppe neuen Herausforderungen, gleichzeitig bieten sich im Fernsehgeschäft attraktive Wachstumschancen.
> Fragmentierung des TV-Markts: Infolge der Digitalisierung stehen unbegrenzt
viele Sendefrequenzen zur Verfügung, sodass es in der deutschen TV-Landschaft
heute deutlich mehr Sender gibt als zur Milleniumswende. Im Jahr 2000 konnte ein
Haushalt in Deutschland durchschnittlich 36 TV-Sender frei empfangen, heute sind
es 74. Das Set an großen, bekannten TV-Marken ist im Wesentlichen gleich geblieben.
Hinzugekommen sind jedoch zahlreiche kleinere Special-Interest-Sender, die sich
auf bestimmte Zielgruppen fokussieren. Die ProSiebenSat.1 Group profitiert davon,
dass sie diese Entwicklung früh erkannt und mit vorangetrieben hat. Der Konzern
hat mit sixx, SAT.1 Gold und ProSieben Maxx seit 2010 drei neue Free-TV-Sender
gestartet, im Herbst 2016 folgt mit kabel eins Doku ein weiterer. Durch den Ausbau
des Senderportfolios erreicht die Gruppe neue Zuschauer und Werbekunden. Allein
2015 hat der Konzern 139 neue Werbekunden gewonnen. Fernsehen ist in Deutschland nach wie vor die beliebteste Freizeitbeschäftigung und mit 259 Minuten pro Tag
weiterhin das meistgenutzte Medium. Durch technische Weiterentwicklungen wie
Fernsehen in HD-Qualität, großflächige Screens und die Integration von Internetfunktionalitäten gewinnt das Medium an Attraktivität und Vielfalt.
> Digitalisierung von TV-Werbung: Die ProSiebenSat.1 Group ist mit ihren Tochterunternehmen SevenOne Media und SevenOne AdFactory Deutschlands innovativster TV-Vermarkter. Die Gruppe entwickelt kontinuierlich neue Werbeformen und
konzipiert zudem individuelle Kampagnen für Werbekunden, die ausgehend vom
Kernmedium TV alle medialen Plattformen einbeziehen. Um die Werbewirkung zu
erhöhen, vernetzt der Konzern sein Fernsehgeschäft konseqent mit digitalen
­Unterhaltungsangeboten. Gleichzeitig setzt ProSiebenSat.1 auf die Nutzung innovativer Technologien und eröffnet sich damit neue Wachstumschancen im TV-Werbemarkt. Über den technologischen Standard „Hybrid Broadcast Broadband TV“
(HbbTV) hat ProSiebenSat.1 im Jahr 2015 als erster TV-Konzern in Deutschland
­Werbespots ausgestrahlt, die individuell nach Standort an TV-Haushalte ausgeliefert
werden konnten. Die Gruppe arbeitet daran, TV-Spots für Zuschauer mithilfe von
HbbTV künftig auch persönlich adressieren zu können. Damit kombiniert das
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 99
sogenannte „Addressable TV“ die hohe Reichweite des Massenmediums Fernsehen
mit den Vorteilen des Internets und bietet darüber hinaus die Möglichkeit zur Interaktion. Die Verfügbarkeit von HbbTV entwickelt sich dynamisch und hat in Deutschland bereits eine kritische Masse überschritten: Laut GfK wurden in Deutschland seit
2011 über 16 Mio HbbTV-fähige Fernsehgeräte verkauft.
> Distribution von Inhalten: Durch die Diversifikation der Verbreitungs- und Empfangswege hat das Thema Distribution stark an Bedeutung gewonnen. Die
­ProSiebenSat.1 Group unterhält deshalb langjährige Verträge mit allen großen
­Distributionspartnern wie Kabel Deutschland oder Unity Media. Gleichzeitig kooperiert der Konzern mit einer Vielzahl digitaler Plattformbetreiber wie Zattoo oder
Magine. Die Gruppe baut darüber ihre Reichweite aus und stellt die Verbreitung ihrer
Inhalte in der digitalen Medienwelt sicher. Darüber hinaus hat sich der Konzern über
die Distribution seiner HD-Sender ein neues, dynamisch wachsendes Geschäftsfeld
erschlossen.
Segment Digital & Adjacent
Ventures & Commerce
Das E-Commerce-Geschäft ist der größte Wachstumstreiber im Konzern und leistet
damit einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau der digitalen Erlösquellen.
> Einstieg in wachstumsstarke Geschäftsfelder: Über unser Ventures- & CommerceGeschäft haben wir uns in den vergangenen Jahren den Zugang zu einem dynamisch
wachsenden Markt erschlossen. Bis 2019 wird eine Verdoppelung des weltweiten
­E-Commerce-Umsatzes prognostiziert — von rund 1,7 Bio US-Dollar im Jahr 2015 auf
3,6 Bio US-Dollar. Die größten europäischen E-Commerce-Märkte sind Großbritannien,
Deutschland und Frankreich mit einem Anteil von 61 Prozent am Gesamtumsatz. Die
ProSiebenSat.1 Group hat in den vergangenen Jahren ein erfolgreiches E-CommercePortfolio aufgebaut, dessen Wachstum sie durch die strategische Verknüpfung mit
dem TV-Geschäft vorantreibt. TV-Spots setzen häufig den Impuls für Suchanfragen
im Internet. Hiervon profitieren insbesondere Marken mit einem eigenen Internetvertrieb. Aus diesem Grund investieren Internetunternehmen einen Großteil ihrer
Werbebudgets in TV-Werbung. Die ProSiebenSat.1 Group erreicht mit ihren TV-­
Sendern rund 42 Mio Fernsehhaushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Von dieser Reichweite profitieren nicht nur unsere Werbekunden. Der Konzern nutzt
sie, um nachhaltig wachsende, digitale Geschäftsfelder aufzubauen, zum Beispiel im
E-Commerce-Bereich. Dazu bewerben wir eigene Produkte und M
­ arken über unsere
TV-Sender oder akquirieren neue Unternehmen über Medialeistung. Der Konzern
setzt auf Themen wie Reise, Lifestyle, Gesundheit oder Vergleichsportale, die sich
wirksam über TV-Werbung vermarkten lassen. Die Gruppe beschleunigt damit das
Wachstum ihrer Beteiligungen und realisiert Synergien, die über branchenübliche
Kosten- und Umsatzeffekte hinausgehen. Beispiele dafür sind billiger-mietwagen.de
oder mydays.de, die ihren Umsatz nach der Integration in den Konzern um mehr als
20 Prozent gesteigert haben. Die ProSiebenSat.1 Group baut mehrere E-Commerce
Verticals auf, die bis 2018 jährlich einen Umsatz von jeweils mindestens 100 Mio Euro
erzielen sollen. Mit dem Travel Vertical liegt der Konzern bereits deutlich über dieser
Zielmarke.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 100
> Einstieg über risikoarmes Investitionsmodell: Im E-Commerce-Sektor beteiligt
sich der Konzern häufig über Medialeistung an neuen Unternehmen. Wir nutzen
dazu TV-Media als primäre Investitionswährung und partizipieren im Gegenzug an
der Wertsteigerung dieser Unternehmen, in Form von Firmenanteilen (Media-forEquity) oder einer Umsatzbeteiligung (Media-for-Revenue-Share). ProSiebenSat.1
erweitert sein Portfolio damit ohne hohe Barmittel-Investitionen sowie mit begrenztem unternehmerischem Risiko. Häufig akquirieren wir zudem zunächst eine Minderheit und gewinnen Erkenntnisse über Markt- und Geschäftsmodelle. Ein Beispiel
hierfür ist das Online-Portal moebel.de. Das Unternehmen wurde im zweiten Halbjahr
2014 vollkonsolidiert und anschließend über TV-Werbung beworben — seither hat
­moebel.de sein Wachstumstempo deutlich gesteigert und profitiert zunehmend von
Synergien im Verbund mit anderen Online-Vergleichsportalen. 2015 stiegen die Umsätze um über 40 Prozent.
Mitarbeiter und Vielfalt,
Seite 107
> Förderung von unternehmerischem Handeln: Der Konzern arbeitet zudem eng
mit Unternehmensgründern zusammen und fördert damit die Entwicklung innovativer Ideen sowie das Gründertum in Deutschland. Seit drei Jahren betreibt der
­Konzern mit dem ProSiebenSat.1 Accelerator ein eigenes Förderprogramm, das sich
an Consumer-Start-ups richtet, die ein breites Publikum adressieren. Diese Unternehmen profitieren von der Anschubfinanzierung über TV-Werbung in besonderem
Maße. Jedes der teilnehmenden Start-ups erhält neben einem Mentoren-Programm
ein TV-Werbebudget im Wert von über 500.000 Euro. Seit 2013 haben über 30 Startups das Accelerator-Programm durchlaufen; ProSiebenSat.1 partizipiert über eine
variable Beteiligung an den Unternehmen. Parallel dazu fördert der Konzern auch
intern unternehmerisches Denken und ermutigt Mitarbeiter, neue Projekte voranzutreiben. Dazu investiert ProSiebenSat.1 konsequent in die ­Personalentwicklung
und beteiligt Mitarbeiter adäquat am Unternehmenserfolg. Jeder Mitarbeiter unseres Unternehmens trägt mit seinem Wissen und seinen Ideen dazu bei, die Stärken
von ProSiebenSat.1 weiterzuentwickeln.
Digital Entertainment
Durch das Internet entstehen neue Wege, Zuschauer und Nutzer zu erreichen und über
verschiedene Digitalangebote unterschiedliche Mediennutzungsinteressen anzusprechen. Damit eröffnen sich der ProSiebenSat.1 Group neue Wachstumsfelder:
> Diversifikation der Bildschirme und Erlösmodelle: Verbreitungs- und Empfangsmöglichkeiten von Fernsehinhalten haben sich vervielfacht. Programme können
unabhängig von Zeit und Ort abgerufen werden und finden neben dem klassischen
TV-Bildschirm auf weiteren Geräten wie Smartphones oder Tablets statt. Die
­ProSiebenSat.1 Group deckt mit ihren Angeboten alle modernen Mediennutzungsformen ab. Durch die Verlängerung von TV-Formaten auf digitale Plattformen stärkt
der Konzern die Zuschauerbindung und schafft zugleich neue, crossmediale
­Werbeflächen. Damit ist der Konzern auch bei der Vermarktung von Online-Bewegtbild-Inhalten Marktführer in Deutschland. Zudem bietet die Gruppe zunehmend mehr
exklusive Inhalte über ihre digitalen Plattformen und diversifiert ihre Erlösmodelle
beispielsweise über das Video-on-Demand (VoD)-Portal maxdome. maxdome generiert seine Umsätze über Abonnenten sowie Pay-per-view-Erlöse.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 101
Mit Angeboten auf klassischen Online-Webseiten erreicht ProSiebenSat.1 jeden Monat
rund 30 Mio Unique User in Deutschland. 2015 hat der Konzern zudem die Mehrheit
am US-amerikanischen Multi-Channel-Network CDS übernommen und die Marke in
die eigene Plattform Studio71 integriert. Mit monatlich über fünf Mrd Videoabrufen
betreibt der Konzern damit eines der weltweit fünf größten Multi-Channel-Networks
und ist die Nummer 1 in Deutschland. Über das VoD-Portal maxdome bietet die
Gruppe über 50.000 Serien und Filme und zählt in Deutschland zu den Top 3. Ziel
der ProSiebenSat.1 Group ist es, auch im Bereich Digital Entertainment nachhaltig
zu wachsen. Dazu wird der Konzern seine internationale Ausrichtung über Partnerschaften oder weitere Akquisitionen stärken. Gleichzeitig setzt die Gruppe auf innovative Distributionspartnerschaften: Der Konzern hat für maxdome eine Kooperation
mit der Deutschen Bahn geschlossen. Ab Ende 2016 wird maxdome als erster und
einziger Video-Service über das ICE-Portal abrufbar sein. Die Bahn befördert in
Deutschland pro Jahr rund 80 Mio Reisende mit dem ICE.
Segment Content Production & Global Sales
Auch im Segment Content Production & Global Sales spielt die Digitalisierung eine
zunehmend wichtige Rolle:
> Digitalisierung vergrößert Produktionsmarkt: In den USA hat sich der TV-Markt
infolge der Digitalisierung ebenfalls vergrößert. Ein US-Haushalt kann heute im Durchschnitt 189 TV-Sender empfangen, im Jahr 2008 waren es noch 129. Dadurch ist die
Anzahl an Programm-Abnehmern deutlich gestiegen. Gleichzeitig hat sich der Kreis
der Auftraggeber um die Betreiber von multinationalen Streaming-Plattformen wie
Amazon oder Netflix erweitert. Damit hat sich der potenzielle Kundenkreis für die
Red Arrow Entertainment Group in den USA deutlich vergrößert. Für Amazon beispielsweise produziert Red Arrow derzeit bereits die dritte Staffel der Krimi-Serie
„Bosch“. Vor diesem Hintergrund setzt die ProSiebenSat.1-Tochter ihren strategischen
Fokus deshalb — auch bei Akquisitionen — verstärkt auf den US-amerikanischen Markt.
­Darüber hinaus richtet die Gruppe ihr Portfolio zunehmend digital aus. Red Arrow
hat in den vergangenen Monaten unter anderem Ripple Entertainment gegründet.
Das US-Unternehmen produziert digitale E
­ ntertainment-Inhalte.
DMA
Digitalisierung und wirtschaftliches Wachstum
Seit 2009 forcieren wir diese digitale Weiterentwicklung unseres Unternehmens mit
Nachdruck. Dazu hat sich ProSiebenSat.1 für alle Geschäftssegmente klare finanzielle
Ziele gesetzt, die unsere Vision reflektieren: Bis 2018 wollen wir den Konzernumsatz
um 1,85 Mrd Euro auf rund 4,2 Mrd Euro steigern. Dazu wird jedes Segment beitragen,
das Segment Broadcasting German-speaking ebenso wie die Bereiche Digital & Adjacent
sowie Content Production & Global Sales. Der Bereich Digital & Adjacent mit dem stark
wachsenden Ventures- & Commerce-Portfolio ist besonders dynamisch, er soll mittelfristig um 1,2 Mrd Euro wachsen und damit den höchsten profitablen Umsatzzuwachs
leisten. Gleichzeitig planen wir auf Konzernebene ein recurring EBITDA von knapp 1,1
Mrd Euro, dies ist ein Anstieg um 350 Mio Euro gegenüber 2012. Diese finanziellen
Wachstumsziele leiten sich aus unserer Strategie ab und sind daher auch an das
­konzernweite Vergütungsmodell gekoppelt: Das EBITDA ist nicht nur für die Steuerung
des Konzerns und seiner Segmente ein wichtiger Leistungsindikator; es ist auch Teil
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 102
Geschäftsbericht 2015,
Seite 57.
des erfolgsorientierten Vergütungssystems der Mitarbeiter. Als eine variable Bemessungsgrundlage für die Vergütung des Vorstands dienen zudem ebenfalls das EBITDA
des Konzerns bzw. die externen Umsätze und das EBITDA im Segment Digital &
­Adjacent. Damit unterstreichen wir die Nachhaltigkeit unseres Handelns.
Umsatzwachstumsziele 2018 und Zielerreichung Q2 2016
in Mio Euro
4.500
4.206
4.000
3.522
3.500
3.000
2.500
2.181
2.000
1.926
+1.850
2.356
2.301
+375
1.535
1.500
1.029
1.000
+1.200
500
335
95
0
Zielerreichung
Q2 2016
302
370
+275
Broadcasting
German-speaking 1
Digital &
Adjacent2/3
Content Production &
Global Sales
ProSiebenSat.1
Group
In Mio Euro
255
694
207
1.165
In Prozent
68
58
75
63
= 2012
= Q2 2016 (LTM)
= 2018p
Wachstum der externen Umsatzerlöse vs. 2012 aus fortgeführten Aktivitäten.
1
Externe Umsatzerlöse inklusive Pay-TV.
2
Externe Umsatzerlöse exklusive Pay-TV.
LTM = last twelve months, p = Prognose
Zum 1. Juli 2016 hat die ProSiebenSat.1 Group für das Digitalgeschäft eine neue Segmentstruktur geschaffen: Der bisherige Bereich Digital &
Adjacent wurde in die eigenständigen Segmente Digital Ventures & Commerce sowie Digital Entertainment aufgeteilt. Ab dem dritten Quartal
2016 wird der Konzern erstmals auf Basis der neuen Segmentstruktur über Unternehmensentwicklung und -ziele berichten.
3
Wettbewerbssituation und Public Value
Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bedeutet nachhaltiges Handeln die Stärkung von Zukunftsfähigkeit durch eine intelligente Nutzung von
Ressourcen — das sind für uns als Medienkonzern primär unsere hohe TV-Reichweite
und unser umfassendes Programmrepertoire. Dabei sind wir nicht nur innovativ und
fördern über Werbung Wachstum. Wir ergänzen unser Portfolio wertsteigernd durch
digitale Plattformen wie E-Commerce- oder VoD-Portale mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Damit steht unser Umsatzprofil auf einer soliden Basis mit diversifiziertem Ertragspotenzial.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Digitalisierung UND INNOVATION / Seite 103
G4–16
Im Zuge der Digitalisierung steigt aber nicht nur die Vielfalt an Angeboten und Refinanzierungsmodellen. Zugleich intensiviert sich der Wettbewerb mit Blick auf globale
Anbieter. ProSiebenSat.1 steht dieser Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüber und
erkennt in der dynamischen Marktentwicklung zahlreiche Wachstumschancen. Ein
wichtiger Baustein für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich
sind gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen, die den digitalen Wirtschaftswandel begleiten. Durch die speziellen Rechtsvorschriften und Regulierungen,
denen ProSiebenSat.1 als Medien- und Rundfunkunternehmen in Deutschland unterliegt,
herrscht derzeit jedoch noch ein Ungleichgewicht am Markt. Während ProSiebenSat.1
sich zwar im direkten Wettbewerb mit globalen Anbietern wie Google oder Facebook
befindet, sind diese heute noch nicht an dieselben gesetzlichen Vorgaben, etwa hinsichtlich Jugendschutz oder Urheberrecht, gebunden. Hinzu kommen quantitative und
qualitative Beschränkungen bei der Ausstrahlung von Werbung für TV-Anbieter, die
einen fairen Wettbewerb mit digitalen Plattformen zusätzlich erschweren. Die Ausstrahlungszeit für TV-Werbung ist beispielsweise auf maximal zwölf Minuten pro Stunde
beschränkt, ein neues Werbeverbot wie regionale Werbung für TV-Anbieter wurde
etabliert.
Die Politik hat erkannt, dass Änderungen notwendig sind. Mit der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz auf nationaler Ebene und der Revision der Audiovisuellen Mediendienst-Richtlinie (AVMD) auf europäischer Ebene, haben die Verantwortlichen erste Schritte unternommen, um die Wettbewerbsbedingungen am digitalen
Markt anzupassen. Durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit und einen regelmäßigen
Austausch konnte sich ProSiebenSat.1 als wichtiger und zuverlässiger Partner der
­einzelnen Gremien und Arbeitsgruppen positionieren. Gemeinsam mit Politik und
­Industrie will der Konzern die Chancen der Digitalisierung verdeutlichen und fördern,
um somit auch den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland langfristig zu
stärken. Denn nachhaltiges Handeln bedeutet für uns auch, unsere Wettbewerbs­
situation zu gestalten und die Grundlagen für ein modernes Wirtschaftssystem in
Deutschland und Europa zu schaffen.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Klima- und Umweltschutz / Seite 104
Klima- und Umweltschutz
DMA
G4–14
G4–EC2
Public Value (Green Seven),­
Seite 72.
www.prosiebensat1.com/
nachhaltigkeit/handlungsfelder/klima-undumweltschutz
G4–EN15
G4–EN16
G4–EN17
Als Medienkonzern zählt ProSiebenSat.1 nicht zu den energieintensiv produzierenden
Branchen mit hohem Ressourceneinsatz sowie komplexen, globalen Lieferketten. Wir
haben daher gegenwärtig auch keine durch den Klimawandel bedingten finanziellen
Folgen für unsere Geschäftsaktivitäten identifiziert. Dennoch erachten wir Klima- und
Umweltaspekte universell sowie im Rahmen unserer Wertschöpfung auch für unsere
Stakeholder als wesentlich. Wir leisten einen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels­
und zur Bewahrung unserer Umwelt, indem wir ressourcenschonend handeln und ­unseren­
Energieverbrauch sowie den CO2-Ausstoß durch gezielte Maßnahmen verringern. Bereits
im Jahr 2012 haben wir die Stromversorgung an unserem Hauptstandort Unterföhring
bei München auf grünen Strom umgestellt. Die Maßnahmen­zum Klima- und Umweltschutz werden durch unser Engagement im Bereich Ökologie ergänzt. Durch unsere
hohe Reichweite bei TV-Zuschauern und Internet-Nutzern können­wir Klima- und Umwelthemen in den Fokus rücken und so ein Bewusstsein für den nach­haltigen Umgang
mit Ressourcen schaffen.
Treibhausgasemissionen
Im vierten Quartal 2015 hat ProSiebenSat.1 die Basis für ein konzernweites Klima- und
Umwelt-Reporting geschaffen. Im ersten Halbjahr 2016 haben wir erstmalig die CO2Bilanz unseres Konzerns ermittelt und standardisierte Prozesse in Anlehnung an anerkannte Berichterstattungsstandards implementiert. Bei der Ermittlung des CO2-Fuß­
abdrucks haben wir uns an den Kriterien und Definitionen der Sustainability Reporting
Guidelines (G4) der Global Reporting Initiative (GRI) orientiert. Die Datenerhebung erfolgte­
auf Basis von internen Richtlinien. Darüber hinaus haben wir uns bei der Berechnung
unseres CO2-Fußabdrucks sowie ausgewählter Daten zu indirekten CO2-Emissionen
(Scope 3) an folgenden Standards orientiert: dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol —
­Corporate Accounting and Reporting Standard, dem Corporate Value Chain Accounting
and Reporting Protocol des World Resources Institute (WRI) sowie am World Business
Council for Sustainable Development (WBCSD). Einbezogen in den CO2-Fußabdruck
wurden­grundsätzlich alle eigenen Standorte und Mitarbeiter der ProSiebenSat.1 Group.
CO2-Fußabdruck der ProSiebenSat.1 Group
Treibhausgasemissionen (CO2-Äquivalente) in Tonnen
2.933
Scope 1 – Direkte Treibhausgasemissionen
> Dienstwagenflotte
> Heizöl
> Diesel
> Erdgas
Scope 2* – Indirekte Treibhausgasemissionen
11.384
> Elektrizität
(location- (marketbased)
based)
2.800
> Fernwärme
> Geothermie
Scope 3 – Treibhausgasemissionen aus vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen
> Durch betriebliche Abläufe entstehende Abfälle
> Nicht in Scope 1 und 2 enthaltene Brennstoffe und energiebezogene Aktivitäten
> Geschäftsreisen (Flug, Bahn, Mietwagen und Taxi)
> Pendelverkehr der Mitarbeiter
*Energieverbräuche der Produktionsstudios und Rechenzentren außerhalb der Standorte Unterföhring und Berlin sind nicht enthalten.
9.787
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Klima- und Umweltschutz / Seite 105
G4–33
Prüfung, Seite 120.
Diese Kennzahlen wurden durch die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einer
unabhängigen betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter Sicherheit auf Basis
der für solche Prüfungen einschlägigen Standards ISAE 3000 und ISAE 3410 unterzogen.
Wir verstehen die Verbesserung der Qualität unseres CO2-Fußabdrucks auf allen Ebenen
der­Organisation als fortwährenden Prozess, um eine umfassende und offene
Kommunikation­zu­gewährleisten und den Anforderungen unserer Stakeholder gerecht zu­
werden. ProSiebenSat.1 arbeitet kontinuierlich daran, sämtliche Quellen von Treibhausgasemissionen in die Datenerhebung zu integrieren. Zukünftig streben wir an, die
­Abdeckung gemessener Aktivitätsdaten zu erhöhen, um die Genauigkeit des berichteten­
CO2-Fußabdrucks zu verbessern. Für interne Zwecke ermöglicht dies die Überwachung
der Umweltleistung auf verschiedenen Ebenen sowie Vergleiche und Benchmarking
einzelner Bereiche der ProSiebenSat.1 Group mit Wettbewerbern.
G4–EN3
Energieverbrauch
Der effiziente Verbrauch von Energie spart Kosten für das Unternehmen und verringert
Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig setzen wir auf die Versorgung mit umwelt­
freundlicher Energie mit einer vorteilhaften Ökobilanz. Der Energieverbrauch von
­ProSiebenSat.1 setzt sich im Wesentlichen aus dem Bezug von Strom und Wärme
­zusammen. Das Unternehmen hat seine Stromversorgung am Standort Unterföhring
bereits im Jahr 2012 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt und deckt seinen
Bedarf an elektrischem Strom zu 100 Prozent aus Wasserkraft. 2015 konnten wir durch
Maßnahmen wie die Umrüstung auf LED-Beleuchtung oder die Modernisierung der
Trafotechnologie Einsparungen von rund 60.000 kWh beim Strombezug realisieren.
Der Gesamtverbrauch an elektrischem Strom in der Unternehmenszentrale in Unterföhring lag 2015 bei rund 16 GWh.
Die geothermische Wärmeversorgung ist ebenfalls Teil des Versorgungskonzepts bei
ProSiebenSat.1, das auf Sicherheit, Effizienz und Umweltfreundlichkeit ausgelegt ist.
Ebenfalls seit 2012 nutzt die Gruppe geothermische Wärme für mehrere Objekte am
Standort Unterföhring. 2015 kamen drei weitere Gebäude am Campus hinzu und werden
seitdem vom Betreiber der örtlichen Geothermieanlage mit Erdwärme versorgt. Die
Gebäude, in denen Büros und ein großer Kantinenbereich untergebracht sind, wurden
mit sechs Übergabestationen ausgestattet. Ihre Anschlussleistung beträgt insgesamt
2,6 Megawatt.
Seit Sommer 2015 werden zwei von ProSiebenSat.1 genutzte Bürogebäude in Unterföhring umweltfreundlich mit Hilfe von geothermischer Wärme auch klimatisiert. Möglich­
wird dieses innovative Kühlungssystem durch eine sogenannte Absorptionskälte­
maschine, die mit Hilfe von Wärmeenergie und einer Lösung aus Wasser und dem
­Salz Lithiumbromid Kälte erzeugen kann. Die Absorptionskältemaschine ersetzt die
bisherige­mit Strom betriebene Klimaanlage. Sie hat eine Kälteleistung von 200 Kilowatt
und versorgt rund 4.500 Quadratmeter Bürofläche mit Raumkälte.
G4–EN3
Insgesamt belief sich der Heiz- und Kühlenergieverbrauch von ProSiebenSat.1 in Unterföhring im Jahr 2015 auf rund 15 GWh. Darin enthalten sind im Wesentlichen die Energie­
quellen Fernwärme, Geothermie und Erdgas.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Klima- und Umweltschutz / Seite 106
ProSiebenSat.1 hat ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 fristgerecht im Jahr 2015 durchgeführt und im Dezember für alle Konzernunternehmen am Campus in Unterföhring
abgeschlossen. Auf Basis der Audit-Ergebnisse werden wir Maßnahmen prüfen, um die
betrieblichen Energieversorgungssysteme technisch, ökonomisch und ökologisch weiter­
zu optimieren.
Mobilität
Im ersten Halbjahr 2016 haben wir Elektrofahrzeuge in unseren Fuhrpark aufgenommen
und E-Ladestationen auf dem ProSiebenSat.1-Campus eingerichtet. Zudem hat der
Konzern Rahmenverträge mit Car-Sharing-Anbietern verhandelt. Unsere Mitarbeiter
haben dadurch die Möglichkeit, sich kostenlos für die umweltfreundliche Alternative
zum eigenen Auto zu registrieren und diesen Service sowohl für Dienstreisen als auch
für private Fahrten zu nutzen. ProSiebenSat.1-Mitarbeiter werden durch unsere Reiserichtlinien für Geschäftsreisen dazu angehalten, bei kürzeren Strecken auf Flüge zu
verzichten und umweltfreundlichere Alternativen wie die Bahn zu nutzen. Im Fernverkehr
mit der Deutschen Bahn fahren unsere Mitarbeiter mit Ökostrom aus erneuerbaren
Energiequellen und sind somit zu 100 Prozent CO2-neutral unterwegs.
Auch das Pendlerverhalten der ProSiebenSat.1-Mitarbeiter hat einen wesentlichen Einfluss auf unsere CO2-Bilanz. Die erste Umfrage zum Thema „Employee Commuting“ im
März 2016 ist auf großes Interesse gestoßen; rund 1.000 Mitarbeiter nahmen an der
Befragung am Standort Unterföhring teil. Im Durchschnitt legt ein Mitarbeiter der
­ProSiebenSat.1 Group jährlich rund 8.500 km pro Jahr auf seinem Arbeitsweg zurück.
Mehr als die Hälfte der Belegschaft setzt auf den öffentlichen Nahverkehr als umweltfreundliche Alternative. ProSiebenSat.1 hat mit dem Münchner Verkehrs- und Tarif­verbund
(MVV) einen Vertrag über vergünstigte Jobtickets abgeschlossen. Auch für die umweltfreundlichste Alternative für den Weg zur Arbeit bietet ProSiebenSat.1 einen Anreiz:
Das Dienstfahrrad-Konzept „JobRad“ bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, ein Fahrrad­
zu Sonderkonditionen im Rahmen des Compensation- & Benefits-Programms der­
­ProSiebenSat.1 Group zu leasen und nach Ablauf des Leasingzeitraums zu übernehmen.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 107
Mitarbeiter und Vielfalt
DMA
Unsere Mitarbeiter sind die Basis unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Durch ihr Talent, ihre
Kreativität und ihren Einsatz sichern sie die Wettbewerbsfähigkeit von ProSiebenSat.1
— heute und in Zukunft. Wir unterstützen sie mit einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Personalstrategie.
Vor wenigen Jahren waren wir noch ein klassischer TV-Konzern, heute sind wir viel mehr
als Fernsehen: Wir sind ein digitales Medienhaus mit Geschäftsbereichen von E-Commerce über einen internationalen Programmvertrieb bis hin zu einem eigenen MultiChannel-Network. Unsere Unternehmenskultur ist geprägt von der fortwährenden
Bereitschaft zu Veränderung und Innovation. Damit bieten wir unseren Mitarbeitern ein
spannendes Arbeitsumfeld mit großem Gestaltungsspielraum. Wir unterstützen diesen
Prozess mit zahlreichen Human-Resources-Maßnahmen, die sich aus der Strategie
ableiten und die Innovationskraft des Unternehmens stärken.
G4–10
G4–10
Geschäftsbericht 2015,
Seite 103.
Entwicklung der Mitarbeiterzahlen
Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte der Konzern umgerechnet auf vollzeitäquivalente
Stellen 5.584 Mitarbeiter (Vorjahr: 4.210). Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl lag
im Berichtsjahr bei 4.880 Mitarbeitern (Vorjahr: 4.118). 2015 haben wir 545 Frauen und
626 Männer neu eingestellt. 37,2 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter waren unter
30 Jahre alt, 16,8 Prozent zwischen 30 und 50 Jahre und 7,3 Prozent der neuen Kollegen waren über 50 Jahre alt. Eine saisonbedingte Schwankung der Mitarbeiteranzahl
tritt bei ProSiebenSat.1 nicht auf.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz beschäftigte ProSiebenSat.1 im Berichtsjahr
2015 durchschnittlich 4.164 Mitarbeiter (Vorjahr: 3.440 durchschnittlich vollzeitäquivalente Stellen). Dies entspricht einem Plus von 21,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die
Verteilung der Mitarbeiter nach Regionen stellte sich 2015 wie folgt dar:
Mitarbeiter nach Regionen
durchschnittliche vollzeitaquivalente Stellen; Vorjahreswerte 2014 in Klammen
3.894 (3.188)
Deutschland
Österreich/Schweiz
270 (252)
USA
504 (386)
UK
Sonstige
G4–LA1
0
500
1.000
1.500
83
(211)
130
(81)
2.000 2.500 3.000 3.500
Die Fluktuationsrate für das Unternehmen spiegelt die hohe Zufriedenheit der
Mitarbeiter wider: Sie sank im Geschäftsjahr 2015 auf 8,8 Prozent (Vorjahr: 9,7%).
Personalfluktuation nach Altersgruppen und Geschlecht 2015
8,0 %
weibliche Mitarbeiter
9,4 %
männliche Mitarbeiter
10,2 %
Mitarbeiter jünger als 30 Jahre
7,5 %
Mitarbeiter zwischen 30 und 50 Jahren
2,1 %
Mitarbeiter älter als 50 Jahre
0
5
10
15
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 108
G4–10
Diversity Management
Als Medienunternehmen ist ProSiebenSat.1 ein People Business. Wir schätzen und respektieren die individuellen Eigenschaften unserer Mitarbeiter. Sie sind ein wichtiger Teil
unserer Unternehmenskultur. Wir sind überzeugt, dass unsere Zukunftsfähigkeit maßgeblich davon abhängt, wie wir diese Vielfalt fördern und nutzen. Besonders wichtig ist
für uns ein ausgewogener Anteil von Frauen und Männern im Unternehmen sowie in
Führungspositionen. Im Jahr 2015 waren 46,8 Prozent der ProSiebenSat.1-Angestellten
weiblich (Vorjahr: 45,5 %) und 53,2 Prozent männlich (Vorjahr: 54,5 %).
Anteil der Frauen und Männer im Gesamtkonzern
in Prozent, Vorjahreswerte 2014 in Klammern
Männer 52,2 (54,5)
G4–LA12
G4–10
G4–15
G4–11
G4–LA4
G4–LA5
Frauen 46,8 (45,5)
Auf Führungsebene belief sich der Frauenanteil auf 29,0 Prozent (Vorjahr: 29,9 %); im
Kernmarkt Deutschland waren 27,9 Prozent der Führungskräfte weiblich (Vorjahr: 29,0 %).
Dieser Wert entspricht dem Durchschnitt in deutschen Unternehmen (Statistisches
­Bundesamt 2014: 29,0 %). Um ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen
weiter zu fördern, hat der Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE im September 2015
zudem Zielgrößen für den Frauenanteil in den beiden Führungsebenen unterhalb des
Vorstands festgelegt. Für die erste Führungsebene liegt die Zielgröße bei 15 Prozent, für
die zweite Führungsebene bei 25 Prozent. Die Zielgrößen sollen bis zum 30. Juni 2017
erreicht werden. Die Zielgröße für den Frauenanteil in der ersten Führungsebene er­füllen
wir bereits heute.
Diversity bedeutet für ProSiebenSat.1, dass Mitarbeiter ausschließlich kompetenzbasiert
eingestellt werden. Faktoren wie Geschlecht, Herkunft, sexuelle Orientierung und Alter
spielen keine Rolle. Im Geschäftsjahr 2015 beschäftigte ProSiebenSat.1 in Deutschland
Mitarbeiter aus rund 50 Nationen. Im Jahr 2015 betrug das Durchschnittsalter der Mitarbeiter 36,7 Jahre. 26,0 Prozent der Mitarbeiter waren unter 30 Jahre alt. 67,8 Prozent
der Mitarbeiter waren zwischen 30 und 50 Jahren alt und 6,1 Prozent der Mitarbeiter
waren über 50 Jahre alt. Die ProSiebenSat.1 Group hat 2014 zudem die Charta der Vielfalt unterzeichnet und folgt den darin vorgegebenen Leitlinien. Mit dem Beitritt zu dieser
Initiative unterstreicht der Konzern sein Engagement, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das
frei von Vorurteilen ist und die Vielfalt auf Mitarbeiterebene fördert.
Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretern
Wir arbeiten bei allen Entscheidungen, die unsere Mitarbeiter betreffen, eng mit der
gesetzlichen Vertretung der Arbeitnehmer zusammen. Diese besteht bei ProSiebenSat.1
im Wesentlichen aus dem Betriebsrat der ProSiebenSat.1 Media SE und der ProSiebenSat.1
Produktion GmbH. Seit 2015 gibt es bei ProSiebenSat.1 das sogenannte „European Employee Board“ (EEB). Es ist in allen grenzüberschreitenden Angelegenheiten Ansprech-
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 109
partner des Vorstands. Insgesamt sind 54 Prozent der Mitarbeiter der ProSiebenSat.1
Group durch Betriebsräte vertreten. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern erarbeitet der Konzern Betriebsvereinbarungen, in denen beispielsweise die Arbeitszeit geregelt ist. Die Frist zur Mitteilung von betrieblichen Veränderungen beträgt üblicherweise
vier Wochen, kann abhängig vom Sachverhalt aber auch kürzer oder länger sein.
G4–LA2
Work-Life-Angebote
Für uns ist es selbstverständlich, unsere Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie zu unterstützen. Unsere Betriebsvereinbarungen zielen auf eine gute Work-LifeBalance unserer Mitarbeiter ab. An unserem Hauptstandort Unterföhring bieten wir allen
Angestellten entsprechende Angebote, auch Kollegen mit befristeten Arbeitsverträgen
oder Teilzeitbeschäftigten.
Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Teleworking-Arbeitsplätzen sowie Teilzeitarbeit erleichtern wir die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Im Rahmen einer Betriebsvereinbarung wurde Anfang 2015 das neue Arbeitszeitmodell (FlexTime) eingeführt, das
Mitarbeitern eine großzügige Gleitzeitregelung sowie vielfältige Möglichkeiten zum Freizeitausgleich bietet. Darüber hinaus regelt das Modell mobile Arbeit im Home-Office und
unterwegs. In Deutschland steht jedem Arbeitnehmer das Recht auf Elternzeit zu. Bei
ProSiebenSat.1 bieten wir unserer Belegschaft neben zahlreichen Zusatzleistungen wie
einem Geldgeschenk bei der Geburt, flexible Arbeitszeiten und eine eigene Kindertagesstätte mit über 70 Plätzen.
G4–LA3
G4–LA2
Geschäftsbericht 2015,
Seite 103.
Laut der letzten Erhebung des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2014 lag der
Anteil der Eltern in Elternzeit unter allen erwerbstätigen Eltern bei circa 20 Prozent —
davon waren rund 40 Prozent Frauen und rund 2 Prozent Männer. Bei ProSiebenSat.1
waren 2015 74 Männer und 151 Frauen in Elternzeit. Die durchschnittliche Dauer der
­Elternzeit betrug bei Männern 3,1 Monate und bei Frauen 17,8 Monate. Auch bei der
Rückkehr in den Job unterstützen wir unsere Mitarbeiter mit flexiblen WiedereinstiegsModellen, die sehr gut angenommen werden. Zwölf Monate nach Ende der Elternzeit
waren 93,9 Prozent der Mitarbeiter, die Elternzeit genommen haben, wieder in Beschäftigung. Bei Frauen lag die Quote bei 94,6 Prozent, bei den männlichen Mitarbeitern bei
93,6 Prozent. Im Jahr 2015 stieg der Anteil der Teilzeitmitarbeiter von ProSiebenSat.1 in
Deutschland auf 16,8 Prozent (Vorjahr: 16,1 %).
Unsere Mitarbeiter haben zudem die Möglichkeit, sich in unserem Betriebsrestaurant
gesund und ausgewogen zu ernähren. Am Campus Unterföhring gibt es außerdem einen
eigenen Sportraum mit vielen Kursen, Masseure sowie einen Betriebsarzt. Außerdem
können sich unsere Mitarbeiter über verschiedene Sabbatical-Modelle eine Auszeit
­nehmen. Wir arbeiten darüber hinaus mit einem externen Partner zusammen, der
­Kinderbetreuung oder auch Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen vermittelt.
Auch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen sind im Rahmen der Betriebsvereinbarung
verankert.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 110
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Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Der Arbeitsschutz und die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität.
Die wichtigste Anlaufstelle für Fragen zu diesen Themen ist bei ProSiebenSat.1 die
­Abteilung Corporate Security mit dem Chief Security Officer, der direkt an den Vorstand
berichtet, sowie der Bereich Security, Health & Safety. Darüber hinaus engagieren sich
insgesamt elf Mitglieder des Betriebsrates in Ausschüssen für Arbeitssicherheit und
­Gesundheit. Zudem trifft sich viermal im Jahr ein Arbeitssicherheitsausschuss mit
­Vertretern aus dem Personalbereich, den Betriebsräten, den Ableitungen Corporate
Security und Security, Health & Safety sowie der Betriebsärztin, der Fachkraft für
Arbeitssicherheit und den Sicherheitsbeauftragten. Die Arbeitsbedingungen bei
­
­ProSiebenSat.1 werden laufend überprüft und wenn nötig werden Verbesserungen durchgeführt. Darüber hinaus planen wir die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter, die Raumgestaltung sowie die Flucht- und Rettungswege so, dass sie den gesetzlichen Vorgaben
entsprechen bzw. diese übertreffen. Vereinbarungen mit Gewerkschaften zu Gesundheits- und Sicherheitsthemen bestehen nicht, da weder ProSiebenSat.1 entsprechenden
Verbänden angehört, noch Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind.
Der Großteil der Mitarbeiter bei ProSiebenSat.1 arbeitet nicht in einem Produktionsumfeld.
Daher sind sie nur in geringem Maße Gefährdungsrisiken im Zusammenhang mit ihrer
Beschäftigung ausgesetzt. Wir sind uns jedoch anderer potenzieller Gesundheitsrisiken
bewusst, die beispielsweise durch arbeitsbedingten Stress oder mangelnde Bewegung
bzw. eine falsche Sitzposition entstehen können. Daher bieten wir zahlreiche Trainings
zum Selbst- und Zeitmanagement an, die unseren Mitarbeitern helfen, den Arbeitsalltag
und ihr Arbeitsumfeld noch besser zu organisieren. Zudem stellt der K
­ onzern Hinweise
zum richtigen Sitzen sowie Sportangebote zum Bewegungsausgleich zur Verfügung.
Die Krankenquote unter festangestellten Mitarbeitern lag 2015 im Kernmarkt Deutschland
bei 3,9 Prozent (Vorjahr: 3,3 %). Dies entspricht pro festangestelltem Mitarbeiter durchschnittlich 8,8 Arbeitstagen im Jahr (Vorjahr: durchschnittlich 7,4 Arbeitstage pro Jahr).
2015 ereigneten sich 40 Arbeitsunfälle innerhalb der Gruppe. Dabei handelte es sich
überwiegend um Wegeunfälle. Hier waren 20 weibliche und 20 männliche Mitarbeiter
betroffen. Arbeitsbedingte Todesfälle gab es nicht.
Recruiting, Aus- und Weiterbildung
Um in einem dynamischen Branchenumfeld langfristig erfolgreich zu sein, ist es für die
ProSiebenSat.1 Group von besonderer Relevanz, dass sich ihre Mitarbeiter kontinuierlich
weiterentwickeln. Wir investieren gezielt in die Entwicklung, Aus- und Weiterbildung
­unserer Mitarbeiter — unabhängig von ihrer Hierarchiestufe. Dafür gibt es konzernweit
gültige Weiterbildungsmaßnahmen, die Kollegen mit und ohne Führungsverantwortung
dabei unterstützen, sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen.
2015 hat ProSiebenSat.1 sein Budget in diesem Bereich weiter ausgebaut: Im vergangenen Geschäftsjahr stiegen die Investitionen der ProSiebenSat.1 Group in Aus- und Weiterbildungsprogramme auf 3,6 Mio Euro (Vorjahr: 3,0 Mio Euro). Ein Teil der Investitionen
fließt in die ProSiebenSat.1 Academy als zentralen Anbieter von Weiterbildungsformaten
für Mitarbeiter und Führungskräfte. Die Anzahl der Veranstaltungen der Academy erhöhte sich auf 750 (Vorjahr: 561 Veranstaltungen), die Teilnehmerzahl stieg um 16,4
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 111
Prozent. Insgesamt nahmen 6.945 Teilnehmer Weiterbildungsangebote in Anspruch
(Vorjahr: 5.965 Teilnehmer).
Geschäftsbericht 2015,
Seite 103.
Digitalisierung und
Innovation, Seite 98.
Governance und
Compliance, Seite 92.
Die verschiedenen Seminare zur fachlichen und persönlichen Weiterbildung leiten sich
aus der Unternehmensstrategie ab und sind auf den Qualifizierungsbedarf der
ProSiebenSat.1-Mitarbeiter zugeschnitten. Teil des Angebots sind Veranstaltungen wie
„Lunch & Learn“ oder „Guest Speaker“, bei denen wir regelmäßig Analysen zu Trends
und Entwicklungen in der Medien- und Unterhaltungsbranche vorstellen. Da TV und Internet immer stärker verschmelzen, brauchen wir Mitarbeiter, die sowohl den TV-Bereich
als auch unsere digitalen Geschäftsfelder verstehen. Wir fördern die Vernetzung der
Kollegen untereinander genauso wie ihr übergreifendes Fachwissen. Daher stehen in der
Academy besonders digitale Themen im Fokus: Das Unternehmen bietet Trainings wie
„Digital Economy“, „E-Commerce & Online Marketing“ oder „Lean Start-up for User Experience“ an. Ziel ist es, dass Mitarbeiter digitale Megatrends und aktuelle Technologien
verstehen und ihre Bedeutung für die eigene Branche einschätzen können, um neue
Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zusätzlich stärkt die Gruppe die Innovationskraft der Mitarbeiter durch verschiedene Instrumente wie Learning Expeditions.
Darüber hinaus gibt es für jeden Mitarbeiter verpflichtende eLearning-Trainings in den
Bereichen „Compliance“, „Datenschutz“ und „Kartellrecht“. Zudem gibt es s­pezielle
­Schulungen für ProSiebenSat.1-Mitarbeiter, die in Redaktionen journalistisch tätig sind.
Die Schulungen sind Teil der „Factual Academy“, die 2015 initiiert wurde. Bei der Factual
Academy werden alle redaktionell tätigen Mitarbeiter bei ProSiebenSat.1 in zweistündigen
Trainings in den Bereichen „Compliance“, „Presserecht“ sowie „Jugendschutz für Factual“
geschult. Diese Schulungen sind für alle Redakteure verpflichtend.
Wir legen zudem viel Wert darauf, dass auch unsere Führungskräfte ihre Kompetenzen
kontinuierlich weiterentwickeln. Die ProSiebenSat.1 Group durchläuft den größten Transformationsprozess ihrer Geschichte. In diesem Umfeld benötigt unser Konzern Führungskräfte, die Komplexität meistern und in der Lage sind, Mitarbeiter durch Veränderungsprozesse zu führen. Sie müssen in der Lage sein, unternehmerisch zu denken,
Mitarbeiter zu Innovationen zu ermutigen und Entscheidungen schnell zu treffen.
­ProSiebenSat.1 unterstützt sie dabei mit einem eigenen Führungskräfte-Entwicklungsprogramm. Jede neue Führungskraft durchläuft die Module „New ­Leader“, „Performance“, „Team“, „Selbstführung“ sowie „Digital Leader“. 2015 nahmen insgesamt 451
Führungskräfte an Entwicklungsangeboten teil (Vorjahr: 219).
Neben der Weiterbildung der Mitarbeiter ist es für ProSiebenSat.1 wichtig, im Zuge der
Wachstumsstrategie neue, hoch qualifizierte Talente zu gewinnen. Daher baut der Konzern über verschiedene Ausbildungsgänge, die speziell auf die Bedürfnisse des K
­ onzerns
zugeschnitten sind, kontinuierlich qualifizierte Nachwuchskräfte für die Gruppe auf. Dazu
zählen Trainees, Volontäre und Auszubildende. Auf diese Weise wirken wir auch einem
Fachkräftemangel in unserem Konzern entgegen. 2015 hat ProSiebenSat.1 i­nsgesamt 24
Auszubildende, 53 Trainees, 65 Volontäre sowie neun duale Studenten ausgebildet.
Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen kontinuierlich seine verschiedenen Re­
cruiting-Ansätze: Zu den digitalen Methoden zählt als zentrale Plattform das eigene
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 112
Geschäftsbericht 2015,
Seite 103.
G4–LA13
G4–LA11
Karriereportal. Im Dezember 2014 hat ProSiebenSat.1 zudem das elektronische JobEmpfehlungsprogramm Talentry eingeführt, das Mitarbeiter im Konzern zu Recruitern
macht: Sie haben die Möglichkeit, passende Kandidaten für unbesetzte Stellen zu
­empfehlen und erhalten bei erfolgreicher Vermittlung eine Prämie. Darüber hinaus nutzt
ProSiebenSat.1 Social-Media-Kanäle wie Facebook zur Talentansprache. Insgesamt stieg
die Anzahl der Bewerbungen in Deutschland 2015 auf 37.700 Bewerbungen (Vorjahr:
34.000).
Leistungsorientiertes Vergütungssystem
ProSiebenSat.1 beteiligt seine Mitarbeiter mit einer leistungsorientierten Vergütung angemessen am Unternehmenserfolg. Die Vergütung richtet sich nach der ausgeübten
Funktion und ist damit geschlechtsneutral. Gehaltsunterschiede können sich aus individuellen Leistungsunterschieden ergeben. Männer und Frauen haben in der ProSiebenSat.1
Group auf vergleichbaren Positionen gleiche Verdienstmöglichkeiten.
In Jahresgesprächen definieren Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzten ihre persönlichen
Ziele für das Geschäftsjahr. Das Zielsystem ist an ein Bonusmodell gekoppelt, dem der
individuelle Zielerreichungsgrad sowie das erzielte EBITDA des Unternehmens als Berechnungsgrundlage dienen. 89,2 Prozent unserer Mitarbeiter nehmen an der Leistungsbeurteilung über unser Bonussystem teil. 86,6 Prozent der weiblichen Mitarbeiter erhalten eine Leistungsbeurteilung über das Bonussystem, bei den männlichen Angestellten
sind es 91,4 Prozent. In der Altersgruppe unter 30 Jahren nehmen 78,8 Prozent am
Bonussystem teil, bei den Mitarbeitern zwischen 30 und 50 Jahren beträgt die Quote
92,0 Prozent, bei den über 50-Jährigen 89,9 Prozent.
Um die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen und die Identifikation mit dem Unternehmen zu stärken, hat ProSiebenSat.1 im Juni 2016 außerdem ein Aktienprogramm für
Mitarbeiter gestartet. Die Beschäftigten können im Jahr Aktien im Wert von 120 bis 1.000
Euro erwerben. Unabhängig vom Betrag erhalten sie vom Unternehmen steuerfrei
­zusätzliche Aktien im Wert von 360 Euro. Nach drei Jahren Haltezeit bekommen sie
zudem für jeweils drei Anteile eine Aktie gratis. Über 1.800 Mitarbeiter haben 2016 in
MyShares investiert, das entspricht einer Quote von fast 50 Prozent aller teilnahmeberechtigten Mitarbeiter.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 113
P
PR-Redakteur Frank Wolkenhauer hat
bei ProSiebenSat.1 bereits zum zweiten
Mal Elternzeit genommen.
»FÜR MICH WAR IMMER KLAR, DASS ICH
ELTERNZEIT NEHMEN WERDE.«
Frank Wolkenhauer betreut als Senior Redakteur Kommunikation/PR
Entertainment TV-Formate wie „The Voice of Germany“ und hat bei
ProSiebenSat.1 bereits zum zweiten Mal Elternzeit genommen.
Elternzeit ist eine großartige Chance, die intensive Anfangszeit mit dem eigenen
Baby zu verbringen und eine starke Bindung aufzubauen, findet Frank Wolkenhauer,
Senior Redakteur Kommunikation/PR Entertainment bei ProSiebenSat.1 und Familienvater. Er hat bereits zum zweiten Mal Elternzeit genommen und festgestellt, dass
die Unterschiede zwischen Job und Papa sein gar nicht so groß sind: Ruhe bewahren,
Organisationstalent, ein gutes Zeitmanagement und Anpassungsfähigkeit. Genau
das war gefragt, als er für zwei Monate den Haushalt geschmissen und sich Vollzeit
um seine beiden Kinder gekümmert hat.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 114
„Ich wollte immer ein Vater sein, der eine intensive Bindung zu seinen Kindern hat. Mir
ist es wichtig, Zeit mit ihnen zu verbringen und sie im Alltag zu begleiten. Wie für viele
junge Väter ist für mich Erziehung nicht nur Sache der Mutter. Deshalb war für mich
immer klar, dass ich Elternzeit nehmen werde. Meine Tochter Emilia wurde vor fünf
Jahren geboren, Lukas ist jetzt zwei Jahre alt. Wenn ich voll arbeite, beschränkt sich der
Kontakt mit meinen Kindern auf das Aufstehen, Anziehen, Frühstücken und in den Kindergarten bringen. Mit etwas Glück sehe ich die beiden nochmals kurz, bevor sie ins Bett
gehen. Während der Elternzeit war das anders, da war ich Vollzeit-Papa mit allem Drum
und Dran und habe das sehr genossen: Einkaufen gehen, Essen vorbereiten, Brei kochen,
Lukas mittags schlafen legen, Emilia aus dem Kindergarten abholen, auf den Spielplatz
oder ins Schwimmbad gehen, Bücher vorlesen — einfach den Tag gemeinsam erleben.
»ICH BIN ÜBERZEUGT, DASS NICHT NUR
MITARBEITER ODER VÄTER VON DER
ELTERNZEIT PROFITIEREN, SONDERN
AUCH DER ARBEITGEBER.«
Meine Frau hat tageweise gearbeitet. Zugegeben: Alleine mit zwei kleinen Kindern, das
ist schon eine Herausforderung und ganz schön anstrengend. Ein Tag mit Kindern verläuft selten nach Plan. Manchmal ist das fast anstrengender als ein Tag im Büro. Zumindest ist immer volle Aufmerksamkeit gefragt — Zeit für eine Kaffeepause bleibt da nicht.
Doch jede Minute ist es wert! Wie Michael Mittermeier so schön sagt: ‚… wenn’s einmal
lächelt …‘.
Für mich war es ein großes Geschenk, das erste Brabbeln, das erste Krabbeln und Aufstehen live mitzuerleben. Lukas erstes ‚Wort‘ war übrigens ‚Baba‘. Ob er damit tatsächlich mich gemeint hat? Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut.
Das Team hat meine Pläne von Anfang an unterstützt
Mein Chef hat mich von Anfang an bei meiner Elternzeit-Planung unterstützt. Ich habe
mit ihm den Zeitraum besprochen, der für meine Frau und mich gepasst hat, aber auch
für meine Kollegen, die mich vertreten haben, gut zu managen war. Ich arbeite bei
ProSiebenSat.1 TV Deutschland in der Abteilung Kommunikation/PR. Hier betreue ich
die Pressearbeit für Formate wie ‚The Voice of Germany‘ oder ‚The Voice Kids‘. Meine
Kollegen haben mir nie das Gefühl gegeben, ‚der geht jetzt in Erziehungsurlaub und
überlässt uns seine Arbeit‘. Wir sind ein super Team, arbeiten gerne zusammen und
unterstützen uns gegenseitig — das merkt man in solchen Situationen ganz besonders.
Und so wie meine Kollegen mich vertreten haben, vertrete ich sie selbstverständlich
auch jederzeit gerne.
Damals bei Emilia war ich der erste Vater in der Abteilung, der in Elternzeit gegangen
ist. Die zwei Kollegen, die nach mir Väter geworden sind, haben ebenfalls zwei Monate
Elternzeit genommen. Das wird in unserer Abteilung unterstützt und alle bestärken
einen darin, diese Auszeit für die Familie zu nehmen.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 115
N
Nach der Elternzeit kam Frank Wolkenhauer geistig frisch und hoch
motiviert zurück in den Job.
Als ich nach zwei Monaten wieder ins Büro kam, starteten gerade die Aufzeichnungen
für die Blind Auditions bei ‚The Voice of Germany‘. Da war also nichts mit sanftem
Einstieg; ich war gleich wieder mitten drin — im Thema und im Team. Ich kann nicht
behaupten, dass ich physisch total erholt und entspannt zurückgekehrt bin. Dazu schlafen Emilia und Lukas einfach zu wenig — was auch seine Vorteile hat: Morgens um sieben
muss man auf dem Markt bei keinem Stand lange anstehen. Aber ich hatte den Kopf
richtig frei. Nach der Auszeit war ich geistig frisch und hoch motiviert. Ich habe mich
total auf die Arbeit und meine Themen gefreut. Ich bin deshalb überzeugt, dass nicht
nur Mitarbeiter oder Väter von der Elternzeit profitieren, sondern auch der Arbeitgeber.
Chef und Kollegen bekommen im besten Fall einen glücklichen, ausgeglichenen Mitarbeiter zurück, der mit neuen Ideen und großem Elan wieder ans Werk geht.
Es gibt nichts Wertvolleres, als am Stück eine intensive Zeit mit seinen
Kindern zu verbringen
Diese gemeinsame Alltagszeit kann ich nur jedem empfehlen. Seitdem ich wieder voll
in meinen Job eingestiegen bin, muss ich mich auf unser morgendliches Aufsteh-­
Fertigmach-Programm beschränken. Zum Abschied winkt uns Lukas und abends empfangen mich die Kinder mit einem strahlenden Lächeln — so findet jeder (Arbeits-) Tag
einen schönen Abschluss.“
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 116
A
Alle drei Kinder von Kristin und Walter Bierlmaier
wurden bei den Telezwergen betreut.
»Die Telezwerge sind eine groSSe
Unterstützung für uns.«
Wie Kristin und Walter Bierlmaier drei Kinder und zwei Jobs unter einem Hut
bringen? Gegenseitige Unterstützung, flexible Arbeitszeitmodelle,
Home-Office-Tage und eine Kita direkt auf dem ProSiebenSat.1-Campus.
Es ist einer diesen heißen Sommertage, an denen man am liebsten nach Feierabend
gleich zum nächsten See fahren möchte. Familie Bierlmaier trifft sich am frühen Nachmittag in der ProSiebenSat.1-Kantine auf ein Eis. Kristin ist stellvertretende Leiterin der
Live Cooperations bei Starwatch Entertainment und Head of Ticketing Sales, Walter
arbeitet als Senior Product Manager bei der ProSiebenSat.1 TV Deutschland. Kristin hat
gerade die Kinder aus der Campus-Kita, den „Telezwergen“, abgeholt, die nur einen
Steinwurf von ihrem Büro entfernt ist. Jetzt wollen sie noch kurz mit Papa ein Eis essen,
bevor sie sich auf dem Weg ins Freibad machen.
Kristin und Walter haben sich vor 15 Jahren bei ProSiebenSat.1 kennengelernt und eine
Familie gegründet. „Wir haben gerade 30-jährige Betriebszugehörigkeit gefeiert — zusammen genommen! Ich musste Walter damals davon überzeugen, dass die Musik von
Starwatch die Serientrailer, an denen er gearbeitet hat, noch besser machen würde“,
erinnert sich Kristin. Jetzt haben die Bierlmaiers drei Kinder im Alter von vier bis 13 —
und alle waren bei den „Telezwergen“. „Das war und ist eine große Unterstützung für
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Mitarbeiter und Vielfalt / Seite 117
D
Die Bierlmaier-Kinder freuen sich über die spannenden
Angebote in der Kindertagesstätte.
uns. Wir müssen morgens vor der Arbeit nicht durch die Stadt zur Kita pendeln. Außerdem wissen wir, dass die Kinder im Gebäude nebenan sehr gut aufgehoben sind und
können uns dadurch voll auf die Arbeit konzentrieren.“ Und wenn tatsächlich mal was
sein sollte, sind die beiden in fünf Minuten da.
Flexible Arbeitszeiten und lange Kita-Öffnungszeiten machen Kind
und Karriere möglich
Walter und Kristin sind ein gutes Beispiel dafür, wie Karriere und Kinder mit etwas Unterstützung gut harmonieren können. „Wir halten uns im Job gegenseitig den Rücken
frei. Wenn einer von uns an einem zeitintensiven Projekt sitzt, kümmert sich der andere
mehr um die Kinder. Außerdem sind wir durch die langen Öffnungszeiten bei den Telezwergen sehr flexibel.“ Die ProSiebenSat.1-Kindertagesstätte bietet rund 70 Betreuungsplätze. „Die Kinder gehen total gerne hin“, sagt Kristin. Denn es gibt nicht nur viel
Zeit zum Spielen, sondern auch spannende Angebote wie Musikunterricht, Sprachkurse
oder Ausflüge in die Stadt. Außerdem fahren die Kinder jedes Jahr mehrere Tage auf
einen Bauernhof. „Dort können die Kinder beim Melken helfen, Tiere füttern und streicheln. Das ist natürlich etwas ganz Besonderes“, erzählt Walter.
»Nach der Geburt der Kinder haben mich meine
Kollegen sehr unterstützt.«
Für Kristin war es kein Problem, nach der Geburt der Kinder schnell wieder in den Beruf
einzusteigen. „Ich habe von meinen Kollegen viel Unterstützung bekommen. Als ich
nach dem dritten Kind zurückgekommen bin, konnte ich sogar den Live-Bereich bei
Starwatch mitaufbauen — das umfasst vor allem Events und Konzerte.“ Heute ist sie
dort stellvertretende Leiterin. Ein paar Mal pro Monat ist Kristin auf Dienstreise, gelegentlich besucht sie abends auch Kundentermine. „Wir haben keine Familie vor Ort,
daher ist es eine große Entlastung, dass die Kinder dann in der Kita bleiben können, bis
Walter mit der Arbeit fertig ist.“
Dank flexibler Arbeitszeiten kann sich Kristin ihren Tag meist so aufteilen, dass sie
nachmittags Zeit mit den Kindern verbringt. Ab und an klappt sie dafür abends nochmal
den Laptop auf. Bei all der Flexibilität ist den Bierlmaiers eines jedoch sehr wichtig ist:
feste Familienzeiten. „Bei uns wird jeden Tag gemeinsam gefrühstückt. Und wenn ich
nachmittags kurz Zeit habe, verabschiede ich Kristin und die Kinder noch schnell, bevor
sie zurück in die Stadt fahren.“ Wie zum Beispiel heute auf ein Eis. Und welchen Tipp
haben die Bierlmaiers für künftige Eltern? „Sucht euch einen Partner im Unternehmen“,
sagt Kristin mit einem Augenzwinkern. „Das macht die Karriere und das Familienleben
sehr viel einfacher!“
D
ProsiebenSat.1
SE/ /UNSERE
unsereVERANTWORTUNG
verantwortung2015/2016
2015/2016
ProSiebenSat.1Media
Group
kultur
fördern / Seite
XX 118
Weitere
Informationen
/ Seite
Weitere Informationen
»Mit unseren TV-Sendern
erreichen wir jeden Tag viele
Millionen Menschen.
Damit haben wir eine groSSe
gesellschaftliche
Verantwortung.«
Annette Kümmel, SVP Governmental Relations & Regulatory Affairs,
ProSiebenSat.1 Media SE
ProsiebenSat.1 Media SE / unsere verantwortung 2015/2016
kultur fördern / Seite XX
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 120
Prüfung
G4–33
Bescheinigung über eine betriebswirtschaftliche Prüfung
An den Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, Unterföhring
Wir haben auftragsgemäß eine unabhängige betriebswirtschaftliche Prüfung zur
Erlangung einer begrenzten Sicherheit bezüglich ausgewählter Kennzahlen für das
Geschäfts­jahr 2015, einschließlich der begleitenden Erläuterungen, veröffentlicht im
„Public Value und Nachhaltigkeit bei ProSiebenSat.1“-Bericht (im Folgenden „der
Bericht“)­­der ProSiebenSat.1 Media SE, Unterföhring (im Folgenden „ProSiebenSat.1“),
durchgeführt.
Die im Folgenden aufgeführten ausgewählten Kennzahlen sind im Umfang unserer
betriebswirtschaftlichen Prüfung enthalten:
> GRI G4-EN15 und GRI G4-EN16: Direkte Treibhausgasemissionen (Scope 1) und
indirekte energiebezogene Treibhausgasemissionen (Scope 2)
> GRI G4-EN17: Weitere indirekte Treibhausgasemissionen (Scope 3) aus
vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen für die Kategorien „Durch betriebliche Abläufe entstehende Abfälle“, „Nicht in Scope 1 und 2 enthaltene Brennstoffe und energiebezogene Aktivitäten“, „Geschäftsreisen (Flug, Bahn, Mietwagen und Taxi)“ und „Pendelverkehr der Mitarbeiter“
Verantwortung der gesetzlichen Vertreter für den Bericht
Die gesetzlichen Vertreter von ProSiebenSat.1 sind verantwortlich für die Aufstellung der­
ausgewählten Kennzahlen in Übereinstimmung mit den Berichtskriterien. ProSiebenSat.1­
orientiert sich dabei an den in den G4 Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung
der Global Reporting Initiative genannten Grundsätzen und Standardangaben, dem
Corporate Accounting und Reporting Standard (Scope 1 und 2), dem Corporate Value
Chain (Scope 3) Standard vom World Resources Institute/World Business Council for
Sustainable Development, zusammen mit internen Richtlinien, wie in den begleitenden­
Erläuterungen dargestellt.
Diese Verantwortung der gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft umfasst zum einen
die Auswahl und Anwendung angemessener Methoden zur Nachhaltigkeitsbericht­
erstattung sowie das Treffen von Annahmen und die Vornahme von Schätzungen zu
einzelnen Kennzahlen, die unter den gegebenen Umständen angemessen sind. Zum
anderen umfasst die Verantwortung die Konzeption, Implementierung und Aufrechterhaltung von Systemen und Prozessen, um die Aufstellung einer Nachhaltigkeits­
berichterstattung zu ermöglichen, die frei von wesentlichen — beabsichtigten oder
unbeabsichtigten — falschen Angaben ist.
Unabhängigkeit und Qualitätssicherung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Bei der Durchführung des Auftrags haben wir die Anforderungen an die Unabhängigkeit sowie die weiteren berufsrechtlichen Vorschriften des IESBA Code of Ethics for
Professional Accountants, der auf den fundamentalen Grundsätzen der Integrität,
Objektivität, beruflichen Kompetenz und angemessenen Sorgfalt, Verschwiegenheit
sowie berufswürdigen Verhaltens basiert, eingehalten.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 121
Das Qualitätssicherungssystem der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
basiert auf den vom International Auditing and Assurance Standards Board (IAASB)
herausgegebenen International Standard on Quality Control 1 „Quality Control for Audit,­
Assurance and Related Service Practices“ (ISQC 1) sowie ergänzend auf den nationalen­
gesetzlichen Regelungen und berufsständischen Verlautbarungen, insbesondere der
Berufssatzung für Wirtschaftsprüfer und vereidigte Buchprüfer sowie der Gemeinsamen­
Stellungnahme der WPK und des IDW: Anforderungen an die Qualitätssicherung in
der Wirtschaftsprüferpraxis (VO 1/2006).
Verantwortung des Wirtschaftsprüfers
Unsere Aufgabe ist es, auf Grundlage der von uns durchgeführten Prüfungs­handlungen­
und der erlangten Prüfungsnachweise eine Beurteilung der oben genannten Kennzahlen abzugeben.
Art und Umfang der betriebswirtschaftlichen Prüfung
Wir haben unseren Auftrag unter Beachtung des International Standard on Assurance­
Engagements (ISAE) 3000 (Revised): “Assurance Engagements other than Audits or
Reviews of Historical Financial Information” sowie des International Standard on
Assurance Engagements (ISAE) 3410: „Assurance Engagements on Greenhouse Gas
Statements”, herausgegeben vom International Auditing and Assurance Standards Board­
(IAASB), durchgeführt. Danach haben wir den Auftrag so zu planen und durchzuführen,­
dass bei kritischer Würdigung mit einer begrenzten Prüfungssicherheit ausgeschlossen­
werden kann, dass die oben genannten Kennzahlen in allen wesentlichen Belangen
nicht in Übereinstimmung mit den Berichtskriterien aufgestellt worden sind. Bei einer
betriebswirtschaftlichen Prüfung zur Erlangung einer begrenzten Prüfungssicherheit
sind die durchgeführten Prüfungshandlungen im Vergleich zu einer betriebswirtschaftlichen Prüfung zur Erlangung einer hinreichenden Prüfungssicherheit weniger
umfangreich, sodass dementsprechend eine geringere Prüfungssicherheit gewonnen
wird. Die Auswahl der Prüfungshandlungen liegt im pflichtgemäßen Ermessen des
Wirtschaftsprüfers. Dies beinhaltet die Beurteilung von Risiken wesentlicher falscher
Angaben der ausgewählten Kennzahlen unter Einbezug der Berichtskriterien.
Im Rahmen unseres Auftrags zum Erreichen einer begrenzten Prüfungssicherheit
haben wir unter anderem folgende Prüfungshandlungen durchgeführt:
> Beurteilung der für die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks verwendeten Methoden
und Berichtsgrenzen.
> Einschätzung der Konzeption und der Implementierung von Systemen und Prozessen für die Ermittlung, Verarbeitung und Kontrolle der im Prüfungsumfang enthaltenen aus­gewählten Kennzahlen des CO2-Fußabdrucks, einschließlich der Konsolidierung der Daten.
> Befragung von Mitarbeitern auf Konzernebene, die für die Ermittlung und Konsolidierung
sowie die Durchführung der internen Kontrollhandlungen bezüglich der Daten
verantwortlich sind.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 122
> Beurteilung interner und externer Dokumente, um zu bestimmen, ob Angaben
und Daten durch ausreichende Nachweise hinterlegt sind.
> Besichtigung des Hauptsitzes in Unterföhring zur Beurteilung der lokalen Datenerhebungs- und Berichterstattungsprozesse sowie der Verlässlichkeit der gemeldeten Daten.
> Analytische Beurteilung der Daten und Trends, welche zur Konsolidierung
auf Konzernebene von Standorten und Landesgesellschaften gemeldet wurden.
> Einschätzung der Gesamtdarstellung der ausgewählten Kennzahlen,
einschließlich der begleitenden Erläuterungen, im Bericht.
Ergebnis
Auf Grundlage der durchgeführten Prüfungshandlungen und der erlangten Prüfungs­
nachweise zur Erlangung einer begrenzten Prüfungssicherheit sind uns keine Sachverhalte bekannt geworden, die uns zu der Auffassung gelangen lassen, dass die ausgewählten Kennzahlen einschließlich der begleitenden Erläuterungen für das Geschäft­s­jahr
2015 nicht in allen wesentlichen Belangen in Übereinstimmung mit den Berichts­kriterien dargestellt sind.
Empfehlung
Ohne unser oben beschriebenes Ergebnis einzuschränken, empfehlen wir die Abdeckung­
von Messdaten über den gesamten Berichtskreis zu erhöhen.
Wir erstellen diese Bescheinigung auf Grundlage des mit ProSiebenSat.1 geschlossenen­
Auftrags. Die betriebswirtschaftliche Prüfung zur Erlangung einer begrenzten Prüfungs­
sicherheit wurde für Zwecke von ProSiebenSat.1 durchgeführt und die Bescheinigung
ist nur zur Information von ProSiebenSat.1 über das Ergebnis der betriebswirtschaftlichen Prüfung zur Erlangung einer begrenzten Prüfungssicherheit bestimmt. Die
Bescheinigung ist nicht dazu bestimmt, dass Dritte hierauf gestützt (Vermögens-)
Entscheidungen treffen. Unsere Verantwortung besteht allein ProSiebenSat.1 gegenüber. Dritten gegenüber übernehmen wir dagegen keine Verantwortung.
München, den 29. Juni 2016
KPMG AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Simone Fischerppa. Christian Hell
Wirtschaftsprüferin
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 123
Glossar
A
Addressable TV
Adressable TV bezeichnet die Möglichkeit, auf mit dem
Internet verbundenen TV-Geräten digitale Werbung
selektiv — d.h. national, regional oder nach Zielgruppen — über die HbbTV-Technologie im linearen Fernsehprogramm auszustrahlen. Es verknüpft so die
Reichweite des Massenmediums Fernsehen mit der
gezielten Ansteuerbarkeit der Online-Welt.
Auftragsdatenverarbeitung (ADV)
Werden personenbezogene Daten durch einen Dienstleister im Auftrag erhoben, verarbeitet oder genutzt,
muss vom beauftragenden Unternehmen (Auftrag­
geber) nach § 11 BDSG mit dem Dienstleister (Auftragnehmer) ein Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung abgeschlossen werden, in dem alle Rechte,
Pflichten und Maßnahmen zwischen beiden Parteien
festgeschrieben sind.
B
Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)
Das Bundesdatenschutzgesetz regelt u.a. gemeinsam
mit den Datenschutzgesetzen der Länder den Umgang
mit personenbezogenen Daten, die in Informationsund Kommunikationssystemen oder manuell verarbeitet werden.
C
Carbon Disclosure Project (CDP)
Das Carbon Disclosure Project ist eine unabhängige
Non-Profit-Organisation, die klimarelevante Informationen von Unternehmen für Analysten und Investoren
zusammenstellt. Das CDP verwaltet die mittlerweile
weltweit größte Datenbank ihrer Art.
CO2-Fußabdruck
Der CO2-Fußabdruck ist die Summe der Treibhausgas­
emissionen für einen bestimmten Bilanzzeitraum —
z.B. eines Unternehmens, eines Menschen, eines
Produkts oder einer Serviceleistung — gemessen in
CO2-Äquivalenten.
Compliance
Compliance ist Bestandteil der Corporate Governance.
Darunter versteht man die Einhaltung von Gesetzen,
Richtlinien und freiwilligen Kodizes im Unternehmen.
E
Emission
Emissionen sind an die Umwelt abgegebene Abfälle
aus Produktion, Distribution und Konsum. Sie sind
häufig auf Schadstoffe (Schadstoffemissionen)
beschränkt. Siehe auch Treibhausgase (THG).
Erneuerbare Energiequellen
Energiequellen, die in kurzer Zeit durch ökologische
Kreisläufe wieder aufgefüllt werden können. Dazu
zählen Erdwärme, Windenergie, Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse.
ESG-Indikatoren
ESG steht für Environmental, Social and Governance
und bezieht sich auf eine Sammlung von Kriterien/
Indikatoren, anhand deren Investoren Unternehmen
auf ihre soziale, gesellschaftliche sowie unternehmerische Verantwortung überprüfen.
G
Geothermie
Geothermie ist gespeicherte Wärme, die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeichert ist und zu den
regenerativen Energien zählt.
Greenhouse Gas Protocol (GHG)
Das Greenhouse Gas Protocol ist ein weltweit anerkannter Standard zur Quantifizierung und zum
Management von Treibhausgasemissionen. Die
Berichtsstandards für die Durchführung von Projekten
zur Emissionsreduzierung werden unter der Leitung
des World Resources Institute (WRI) und des World
Business Council for Sustainable Development
(WBCSD) von Unternehmen, Regierungen und NGOs
gemeinsam erarbeitet.
Global Reporting Initiative (GRI)
Die Global Reporting Initiative entwirft Richtlinien zurNachhaltigkeitsberichterstattung und bietet Rechnungslegungsgrundsätze und Standardangaben für
die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten von Unternehmen, unabhängig von Größe, Branche oder Standort. Die Richtlinien werden im Rahmen eines globalen
Multi-Stakeholder-Prozesses entwickelt, an dem Vertreter aus Wirtschaft, Arbeit, Zivilgesellschaft und
Finanzmärkten sowie Wirtschaftsprüfer und Experten
aus verschiedenen Bereichen beteiligt sind.
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 124
G
S
Governance
Governance, oder Corporate Governance, bezeichnet
den rechtlichen und faktischen Ordnungsrahmen für
die Leitung und Überwachung eines Unternehmens.
Scope
In der Berichterstattung zur Nachhaltigkeit bezeichnen Scopes Kategorien, die Emissionen nach Art und
Bezug zur Wertschöpfungskette einteilen. Unterschieden wird in direkte Emissionen (Scope 1), indirekte
Emissionen (Scope 2) und Emissionen aus vor- und
nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (Scope 3).
K
Klimawandel
Veränderung des globalen und regionalen Klimas,
der u.a. durch menschliche Einflüsse auf die Umwelt
entsteht.
Kohlendioxidäquivalent (CO2-Äquivalent)
Ein CO2-Äquivalent ist die universelle Maßeinheit, die
verwendet wird, um die Emissionen verschiedener
Treibhausgase (THG) anhand ihres Treibhauspotenzials (GWP; Global Warming Potential) zu vergleichen.
Das CO2-Äquivalent für ein Gas wird ermittelt, indem
man das Gewicht des Gases in Tonnen mit dem entsprechenden GWP multipliziert.
Konsolidierungskreis
Gesamtheit der Unternehmen, die in den Konzernabschluss einzubeziehen sind.
Korruption
Korruption ist der „Missbrauch anvertrauter Macht
zum privaten Vorteil“ durch Einzelpersonen oder
Organisationen. In den Leitlinien umfasst Korruption
Praktiken wie Bestechung, Beschleunigungszahlungen, Betrug, Erpressung, Absprachen und Geldwäsche. Dazu gehört auch das Anbieten oder Annehmen
von Geschenken, Darlehen, Honoraren, Belohnungen
oder vergleichbaren Vorteilen.
Stakeholder
Stakeholder sind als juristische oder natürliche Personen definiert, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie in beträchtlichem Maße von Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen der Organisation betroffen sind. Stakeholder können sowohl als
Investoren in einem Verhältnis zu einer Organisation
stehen (z.B. Angestellte, Anteilseigner, Lieferanten) als
auch anderweitig mit ihr verbunden sein (z.B. schutzbedürftige Gruppen in lokalen Gemeinschaften, Zivilgesellschaft).
T
Telemediengesetz (TMG)
Das TMG regelt die Bedingungen für sämtliche Telemedien in Deutschland. Außerdem ist es eine wichtige
Vorschrift des Internetrechts.
Treibhausgas (THG)
Treibhausgase sind gasförmige Bestandteile in der
Atmosphäre, sowohl natürlichen wie anthropogenen
Ursprungs, die thermische Infrarotstrahlung absorbieren und wieder ausstrahlen. Die Treibhausgase heben
durch den Treibhausgaseffekt die durchschnittliche
Temperatur an und führen zu einer Veränderung des
Klimas.
M
Medienkompetenz
Medienkompetenz ist die Kompetenz, Medien und
Inhalte der Medien zu verstehen und den eigenen
Zielen und Bedürfnissen entsprechend sachkundig zu
verwenden.
W
Wesentliche Aspekte
Wesentliche Aspekte sind Aspekte, die die wichtigen
wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen
Auswirkungen der Organisation widerspiegeln oder
die Beurteilungen und Entscheidungen der Stakeholder maßgeblich beeinflussen. Zur Feststellung der
Wesentlichkeit eines Aspekts bedarf es einer qualitativen Analyse sowie einer quantitativen Einschätzung
und Diskussion.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
WEITERE INFORMATIONEN / Seite 125
GRI-Index
G4–20, G4–21, G4–32,
G4–33
Der vorliegende Bericht enthält Standardangaben aus den Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) in der
vierten Generation (G4) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie des entsprechenden Sector Supplement für
den Mediensektor.
Für die von uns als wesentlich bewerteten Aspekte berichten wir die entsprechenden GRI-Indikatoren; teilweise
werden berichtete Indikatoren noch nicht vollständig abgedeckt. Zu einzelnen Indikatoren machen wir zurzeit
keine Angaben, da wir deren Relevanz noch überprüfen, gegenwärtig keine Daten verfügbar sind oder wir aus
geschäftspolitischen bzw. gesetzlichen Gründen dazu nicht öffentlich berichten. Indikatoren, die für den
Mediensektor gemäß GRI gelten, sind mit M abgekürzt. Die Standardangaben, die einer externen Prüfung unterzogen wurden, sind mit P gekennzeichnet.
Die Seitenzahlen im Geschäftsbericht 2015 (GB) sowie in diesem Nachhaltigkeitsbericht beziehen sich immer auf
den Anfang des jeweiligen Kapitels, in dem die Standardangaben dargelegt werden.
Allgemeine Standardangaben
Standardangabe Inhalt und Hinweise
Seite
Strategie und Analyse
G4-1
Erklärung des Vorstands
04
Organisationsprofil
G4-3
Name des Unternehmens
11
G4-4
Marken, Produkte und Dienstleistungen
11, GB 84
G4-5
Hauptsitz des Unternehmens
11
G4-6
Länder der Geschäftstätigkeit
11, GB U3
G4-7
Eigentumsverhältnisse und Rechtsform
11, GB 74
G4-8
Relevante Märkte 11, GB 130
G4-9
Größe des Unternehmens
11, GB 103, 116, 130
G4-10Personalkennzahlen
107
G4-11Kollektivvereinbarungen
107
G4-12Lieferkette
13, GB 99
G4-13
GB 132
Veränderungen während des Berichtszeitraums
G4-14Vorsorgeansatz/Vorsorgeprinzip
104
G4-15
Chartas, Prinzipien oder andere Initiativen
92, 107
G4-16
Mitgliedschaften in Verbänden
13, 98
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 126
Allgemeine Standardangaben
Standardangabe Inhalt und Hinweise
Seite
Ermittelte Wesentliche Aspekte und Grenzen
G4-17Konsolidierungskreis
GB 216, 308
G4-18
Berichtsinhalte und Grundsätze
13
G4-19
Wesentliche Aspekte
13
G4-20
Abgrenzung der Aspekte innerhalb des Unternehmens
125
G4-21
Abgrenzung der Aspekte außerhalb des Unternehmens
125
G4-22
Neudarstellungen von Information
P7S1 orientiert sich im vorliegenden Bericht erstmals an den Leitlinien des GRI.
G4-23
Änderungen bei Aspekten
P7S1 orientiert sich im vorliegenden Bericht erstmals an den Leitlinien des GRI.
Einbindung von Stakeholdern
G4-24Stakeholder-Gruppen
13
G4-25
Ermittlung und Auswahl der Stakeholder
13
G4-26
Einbindung von Stakeholdern
13
G4-27
Themen und Anliegen von Stakeholdern
13
Berichtsprofil
G4-28Berichtszeitraum
10
G4-29
Veröffentlichung des letzten Berichts
10
P7S1 orientiert sich im vorliegenden Bericht erstmals an den Leitlinien des GRI.
G4-30Berichtszyklus
10
G4-31Ansprechpartner
128
G4-32GRI
10, 125
G4-33
10, 104, 120, 125, GB 303
Externe Prüfung
Unternehmensführung
G4-34
Führungsstruktur des Unternehmens
13, 92, GB 86
Ethik und Integrität
G4-56
Verhaltens- und Ethikkodizes
72, 81, 92
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 127
Spezifische Standardangaben
DMA
und Indikator
Inhalt
Grenzen
Seite
04, 13
Public Value
DMA
Angaben zum Managementansatz
M4
Informationsverbreitung
außerhalb P7S1
65, 92
M7
Medienkompetenz
außerhalb P7S1
28
Governance und Compliance
DMA
Angaben zum Managementansatz
92
G4-SO3Korruptionsrisiken
P7S1
G4-SO4Anti-Korruption
P7S1
92
G4-SO5Korruptionsfälle
P7S1
92
92
G4-SO7
Wettbewerbswidriges Verhalten oder Kartell- und Monopolbildung
P7S1
92
G4-PR7
Verstöße gegen Vorschriften und freiwillige Verhaltensregeln in Bezug auf Werbung
P7S1
92
G4-PR8
Verletzung der Privatsphäre von Kunden und Verlust von Kundendaten
P7S1 + außerhalb P7S1
92
Digitalisierung und Innovation
DMA
Angaben zum Managementansatz
98
Klima- und Umweltschutz
DMA
Angaben zum Managementansatz
104
G4-EC2
Finanzielle Folgen des Klimawandels
P7S1 + außerhalb P7S1
104
G4-EN3
Energieverbrauch innerhalb des Unternehmens
P7S1
104
G4-EN15
Direkte CO2 -Emissionen (Scope 1)P
P7S1 104
G4-EN16
Indirekte energiebezogene CO2 -Emissionen (Scope 2)P
P7S1
104
G4-EN17
Weitere indirekte CO2 -Emissionen (Scope 3)P außerhalb P7S1
104
Mitarbeiter und Vielfalt
DMA
Angaben zum Managementansatz
G4-LA1
Neueinstellungen und Personalfluktuation
P7S1
107
107
G4-LA2
Betriebliche Leistungen
P7S1
107
G4-LA3
Rückkehr- und Verbleibsrate P7S1
107
G4-LA4
Mindestmitteilungsfristen zu betrieblichen Veränderungen
P7S1
107
G4-LA5
Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Ausschüsse zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
P7S1
107
G4-LA6
Rate der Verletzungen P7S1
107
G4-LA7
Arbeiter mit hoher Erkrankungsrate oder Gefährdung
P7S1
107
G4-LA8
Gesundheits- und Sicherheitsthemen
P7S1
107
G4-LA10
Programme für Kompetenzmanagement und lebenslanges Lernen
P7S1 107
G4-LA11
Leistungsbeurteilung und Karriereentwicklung
P7S1
107
G4-LA12
Zusammensetzung der Kontrollorgane und Mitarbeiterkategorien
P7S1
107
G4-LA13
Vergütung Frauen und Männer
P7S1
107
G4-EC1
Direkt erwirtschafteter und verteilter wirtschaftlicher Wert
P7S1 + außerhalb P7S1
13
M6
Zuschauerinteraktion
P7S1 + außerhalb P7S1
13
Sonstige Aspekte
ProSiebenSat.1 Group / UNSERE VERANTWORTUNG 2015/2016
Weitere Informationen / Seite 128
Impressum und Kontakt
G4–31
Presse
ProSiebenSat.1 Media SE
Konzernkommunikation
Medienallee 7
85774 Unterföhring
Tel. +49 [89] 95 07 — 11 45
Fax +49 [89] 95 07 — 11 59
Governmental Relations &
Regulatory Affairs
Tel. +49 [89] 95 07 — 23 00
Fax +49 [89] 95 07 — 23 02
E-Mail: [email protected]
Photo Credits: Seite 4: © Enno Kapitza // Seite 6: © Edward Beierle, © Nick Ash, © Marvin Langer und Niclas Neumann, © Andreas
Hantschke // Seite 7: © Edward Beierle, Illustration © Bernd Schifferdecker // Seite 8: © ProSiebenSat.1 // Seite 19: © Deutsche
Kinder- und Jugendstiftung // Seite 20: © Edward Beierle // Seite 22: © Oliver Rath // Seite 23-26: © Edward Beierle // Seite 27:
© SAT.1 // Seite 28: © Marvin Langer und Niclas Neumann // Seite 31–33: © SAT.1/Britta Krehl // Seite 35: © Hilfetelefon Gewalt gegen
Frauen // Seite 37: © SAT.1/Britta Krehl // Seite 38: Foto von Malala © Getty Images/Kirk McKoy // Seite 38: © sixx // Seite 39: © The
Boston Consulting Group // Seite 41: © Dirk Bruniecki // Seite 42: © Edward Beierle // Seite 44: © ProSieben/Arne Weychardt
Seite 45: © Edward Beierle // Seite 47: © Leonhard Lenz, © ProSiebenSat.1 // Seite 48-55: © Nick Ash // Seite 56: © Jambo Bukoba
Seite 59: © Dirk Bruniecki // Seite 60- 61: © Jambo Bukoba // Seite 62: © Dirk Bruniecki // Seite 63: © Jambo Bukoba, © Clemens
Mulokozi // Seite 64: © Jambo Bukoba // Seite 65: Illustration © LNTR // Seite 66-69: © Andreas Hantschke // Seite 70: © ProSieben
Seite 72-77: Illustrationen Wasser © Anna Maria Kiosse // Seite 78: © Ulf Büschleb // Seite 80: © kabel eins // Seite 81: © ProSieben
Seite 82: © SAT.1/Claudius Pflug // Seite 84-87: Illustrationen © Bernd Schifferdecker // Seite 88: © SAT.1/Claudius Pflug // Seite 89:
© SAT.1/Michael Colella // Seite 90: © Dirk Bruniecki // Seite 113, Seite 115: © Dirk Bruniecki // Seite 116, Seite 117: © Dirk Bruniecki
Seite 118: © Edward Beierle
Herausgeber
ProSiebenSat.1 Media SE
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85774 Unterföhring
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Fax +49 [89] 95 07 — 1 1 21
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HRB 219 439 AG München
Redaktion und Konzept
Nachhaltigkeitsbericht
ProSiebenSat.1 Konzernkommunikation
Redaktion und Konzept
Public Value
Cathrin Hegner
Gestaltung
Büro Linientreu, Stuttgart
www.buero-linientreu.de
Zukunftsgerichtete Aussagen
Dieser Bericht beinhaltet zukunftsgerichtete Aussagen über die ProSiebenSat.1 Media SE und die ProSiebenSat.1
Group, die mitunter durch Verwendung der Begriffe „erwarten“, „beabsichtigen“, „planen“, „annehmen“, „das Ziel
verfolgen“ und ähnliche Formulierungen kenntlich gemacht werden. Eine Vielzahl von Faktoren, von denen zahlreiche außerhalb des Einflussbereichs der ProSiebenSat.1 Media SE liegen, beeinflusst die Geschäftsaktivitäten,
den Erfolg, die Geschäftsstrategie und die Ergebnisse der ProSiebenSat.1 Media SE. Zukunftsorientierte Aussagen
sind keine historischen Fakten und beinhalten daher bekannte und unbekannte Risiken, Unsicherheiten und andere­
wichtige Faktoren, die dazu führen könnten, dass die tatsächlichen Ergebnisse von den erwarteten Ergebnissen
abweichen. Diese in die Zukunft gerichteten Aussagen beruhen auf gegenwärtigen Plänen, Zielen, Schätzungen und­
Prognosen und berücksichtigen Erkenntnisse nur bis einschließlich des Datums der Erstellung dieses Berichts. In
Anbetracht dieser Risiken, Ungewissheiten sowie anderer wichtiger Faktoren übernimmt die ProSiebenSat.1 Media SE­
keine Verpflichtung und beabsichtigt auch nicht, derartige zukunftsgerichtete Aussagen fortzuschreiben und an
zukünftige Ereignisse und Entwicklungen anzupassen. Obwohl mit größtmöglicher Sorgfalt sichergestellt wird,
dass die hierin bereitgestellten Informationen und Fakten zutreffend und dass die Meinungen und Erwartungen
angemessen sind, wird keine Haftung oder Garantie auf Vollständigkeit, Richtigkeit, Angemessenheit und/oder
Genauigkeit jeglicher hier enthaltener Informationen und Meinungen übernommen.
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
»Mit unseren TV-Sendern eR reichen wir jeden Tag viele
Millionen Menschen. Damit haben wir eine groSSe gesellschaftliche Verant wortung.«
vorwort / Seite 05
Annette Kümmel
SVP Governmental Relations & Regulatory Affairs, ProSiebenSat.1 Media SE
»Viele Schulkinder haben
sich durch Jambo Bukoba
zum ersten Mal mit AIDS auseinandergesetzt.«
Clemens Mulokozi
Gründer Jambo Bukoba e.V.
»Ich bin mir sicher: Jambo
Bukoba wird noch viel
bewegen.«
Martin Emele
Geschäftsführer ProSiebenSat.1 Produktion
»Es ist ein gutes Gefühl, Teil
dessen zu sein, was die Gesell schaft braucht — und vor
allem: etwas für die Kinder zu
tun, die täglich in die Arche
kommen.«
Thorsten Pütsch
Senderchef kabel eins Doku
ProSiebenSat.1 Group / unsere verantwortung 2015/2016
»Ich bin stolz, Teil von Green
Seven zu sein, weil mir Umwelt schutz und Nachhaltigkeit am
Herzen liegen.«
vorwort / Seite 05
Stefan Gödde
Moderator und Redakteur
»Wasser ist die Quelle des Lebens, der Weg zu WohLstand.«
Rajendra Singh
Wasseraktivist
»Junge Filmemacher sollten
Ideen umsetzen, für die sie
brennen.«
Stefan Gärtner
SVP Koproduktion & Filmpolitik und Geschäftsführer SevenPictures Film
» geht raus und dreht filme.«
Ilker Çatak
Filmemacher
»FÜR MICH WAR IMMER KLAR, DASS ICH ELTERNZEIT NEHMEN WERDE.«
Frank Wolkenhauer
Senior Redakteur / stv. Vice President Kommunikation/PR Entertainment, ProSiebenSat.1 TV Deutschland
Public Value und Nachhaltigkeit
bei ProSiebenSat.1
2015/2016
ProSiebenSat.1 Group
Medienallee 7
85774 Unterföhring
www.ProSiebenSat1.com

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