Unterrichtseinheit „Finanzielle Allgemeinbildung“

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Unterrichtseinheit „Finanzielle Allgemeinbildung“
Unterrichtseinheit
„Finanzielle Allgemeinbildung“
Autoren
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Kaminski
Dr. Sylke Behrends
PD Dr.Volker Brettschneider
M.A. Michael Koch
(Institut für Ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, www.ioeb.de)
Dank gilt Hendrik W. Lang für die Erstellung der Grafiken und Karikaturen
(Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg).
Titelfoto: Britta Frenz
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Lehrerinnen und Lehrer,
die Initiative „Handelsblatt macht Schule“ kommt in diesem Jahr
bereits selbst ins dritte Schuljahr! In den letzten beiden Jahren
haben wir gemeinsam mit dem Institut für Ökonomische Bildung an
der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg Unterrichtskonzepte
entwickelt, die dazu beitragen sollen, die ökonomische Bildung an
Schulen zu fördern.Wir wollen Sie dabei unterstützen, den Unterricht möglichst praxisnah und lebendig zu gestalten, um bei den
Schülern das Interesse für ökonomische Zusammenhänge zu
wecken. Das Unterrichtsmaterial ist auf den Lehrplan der Sekundarstufe II abgestimmt und
kann individuell in den Unterricht integriert werden.
Der Erfolg der bisherigen Bände „Wirtschaftsordnung“ und „Globalisierung“ zeigt, dass das
Konzept aufgeht: Bislang haben deutschlandweit rund 10 000 Lehrer das Material genutzt. Für
uns Ansporn und Verpflichtung zugleich, jetzt mit dem dritten Band „Finanzielle Allgemeinbildung“ einen Bereich aufzugreifen, den Jugendliche gerne tabuisieren. Der Umgang mit Geld
und Lebensrisiken, die Vergabe von Darlehen und Krediten sowie Vermögensaufbau und
Altersvorsorge stehen im Mittelpunkt des neuen Unterrichtspaketes - Themen, die gerade in
Anbetracht der aktuellen Sozialreformen eine immer wichtigere Rolle spielen. Dabei werden
die einzelnen Kapitel auf der beiliegenden CD-ROM des Schäffer-Poeschel-Verlages nochmals
anschaulich illustriert: Lehrer finden hier Grafiken und Abbildungen zum direkten Einsatz im
Unterricht. Ergänzt wird das Unterrichtsmaterial durch einen besonderen Online-Service.
Auf unserer Internetseite stehen jeden Tag aktuelle, didaktisch aufbereitete Artikel des Handelsblatts.Anhand exemplarischer Meldungen oder aktueller Kommentare lernen Ihre Schülerinnen und Schüler so, ein vertieftes Verständnis für ökonomische Sachverhalte zu entwickeln.
Darüber hinaus können Sie das Handelsblatt vier Wochen lang in seiner ganzen Vielfalt als
Arbeitsmaterial im Unterricht verwenden.
Ziel der gesamten Initiative ist es,Theorie und Praxis miteinander zu verbinden.Wir freuen
uns daher sehr über die Bereitschaft der Deutschen Bank, das Thema „Finanzielle Allgemeinbildung“ als Praxispartner zu unterstützen. Im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe
„Mitarbeiter machen Schule“ diskutieren Mitarbeiter der Deutschen Bank mit den Schülern,
die so das Gelernte in die Praxis umsetzen und potentielle Arbeitgeber kennen lernen können.
So werden die Experten der Deutschen Bank mit den Schülern beispielsweise Themen wie
„Finanzplanung nach dem Schulabschluss“ oder „Studienfinanzierung“ besprechen.
Wir hoffen, das Ihnen der vorliegende Band gefällt und Sie ihn gezielt in Ihrem Unterricht
einsetzen können. Dabei sind wir offen für Ihre Anregungen, Kommentare oder auch Kritik.
Schicken Sie uns einfach Ihre Anmerkungen an [email protected].
Jetzt wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Ihren Schülern viel Spaß mit dem spannenden Thema
„Finanzielle Allgemeinbildung“.
Herzlichst
Ihr
Andreas Arntzen
Geschäftsführer Handelsblatt GmbH
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Schule
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senden an: Verlagsgruppe Handelsblatt, Leser-Service, Postfach 10 27 53, 40018 Düsseldorf.
Gliederung
I.
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
II.
Lehrerhandreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
1. Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.1 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2 Erkenntnisleitende Interessen und Gründe für die Auswahl der Thematik . . . . . 11
1.3 Fachwissenschaftliche Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2. Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.1 Verortung des Themas im Bereich „Private Haushalte“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.2 Struktur der Unterrichtseinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2.3 Informationen zu den Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Komplex 1 „Grundlagen“ (M 1 – M 9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Komplex 2 „Der Umgang mit Lebensrisiken“ (M 10 – M 19) . . . . . . . . . . . . . . . 23
Komplex 3 „Vermögensaufbau und Altersvorsorge“ (M 20 – M 28) . . . . . . . . . . 26
Komplex 4 „Der Umgang mit Darlehen und Krediten“ (M 29 – M 37) . . . . . . . . 34
Komplex 5 Praxiskontakte „Finanzielle Allgemeinbildung“ (M 38 – M 41) . . . . . 40
2.4 Internetlinks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3. Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
III.
Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
IV.
Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
M 1: Deutsche ignorieren das Thema Geld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
M 2: Entscheidungsfelder und -probleme Privater Haushalte/Aktivitäten
von Wirtschaftssubjekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
M 3: Einkommensquellen Privater Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
M 4: Einkommensverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
M 5: Geld und seine Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
M 6: Deutsche halten an der EC-Karte fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
M 7: Auswahl und Führung eines Girokontos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
M 8: Herausforderungen für die Privaten Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
M 9: Die Notwendigkeit von Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
M 10: Ein Unfall mit katastrophalen Folgen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
M 11: Was kann in meinem Leben passieren, das mich in finanzielle
Schwierigkeiten bringt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
M 12: Wie funktioniert eine Versicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
M 13: Nutzen und Kosten einer Versicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
M 14: Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Daseinsvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . 74
M 15: Schützen und Sparen – Vor dem Anlagekonzept steht das Sicherheitskonzept . . 76
M 16: Unterschätztes Risiko Berufsunfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
M 17: Zinstief belastet Lebensversicherer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
M 18: Mehr Rente für Kranke und Raucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
M 19: Der richtige Zeitpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
M 20: Sparen will gelernt sein! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
M 21: Vermögensbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
M 22: Dreiecksverhältnis: Liquidität - Rendite - Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
M 23: Turbo für Ihr Vermögen: Der Zinseszins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
M 24: Anleger im Anlagenotstand – Welche Konsequenzen sich für Investoren
aus den niedrigen Renditen ergeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
M 25: Beurteilung verschiedener Anlageformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
M 26: Demografischer Wandel und Altersvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
M 27: Gesetzliche Rentenversicherung und Altersvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
M 28: Eigeninitiative wird immer wichtiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
M 29: Verzicht? Nein, danke! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
M 30: Tchibo bietet Kredite zur Tasse Kaffee an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
M 31: Kredite als Wunscherfüllungsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
M 32: Nur wenige kaufen im Einzelhandel auf Pump –
Verbraucher meiden zunehmend Konsumentenkredite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
M 33: Karikaturen Kreditabschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
M 34: Verträge sind für Laien oft tückisch und undurchschaubar . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
M 35: Schuldenfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
M 36: Wertewandel und Verschuldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
M 37: Privatinsolvenz - der Weg aus der Schuldenspirale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
M 38: Methode Expertenbefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
M 39: Methode Rollenspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
M 40: Haushaltsgründung – Nun muss geplant werden! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
M 41: Praxiskontaktpartner Deutsche Bank AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
macht
Schule
+H
Einleitung
I.
Einleitung
Die Deutschen sind finanzielle Analphabeten – so die Kernaussage vieler Untersuchungen.
„Jeder Vierte, den die Bertelsmann Stiftung in diesem Frühjahr befragt hat, glaubt, dass Aktien
eine besonders sichere Geldanlage gegen Wertverlust sind. Besserverdiener gaben in der Studie
sogar an, Sparbücher seien riskanter als Aktien. Selbst Wirtschaftsstudenten sind vor Irrtum
nicht gefeit. [...] [J]eder zweite Ökonomie-Student wusste nicht, dass ein Bausparvertrag nicht
unbedingt an eine Immobilie geknüpft sein muss. Die studentische Marketingvereinigung MTP
hatte die finanzielle Allgemeinbildung von 200 Kommilitoninnen und Kommilitonen an den
Universitäten Mannheim, Köln, Münster und Duisburg-Essen getestet. Die Ergebnisse wurden zu
Jahresbeginn veröffentlicht und sorgten für Betrübnis unter Bildungsexperten.“ Quelle: Moss,
C., Handelsblatt, Nr. 084, 30.04.04, Seite k05
Es mag verwundern, dass sogar viele Studierende der Wirtschaftswissenschaften auf Nachfrage
große Defizite im Bereich der „Finanziellen Allgemeinbildung“ aufweisen, doch sie bestätigen
damit nur eine Beobachtung, die in der Gesellschaft in allen Bevölkerungskreisen zu machen
ist:Viele Bürger sind „Finanz-Analphabeten“. Sie verfügen nur über geringe oder gar keine
Kenntnisse bezüglich z. T. selbst alltäglicher Geld- und Finanzangelegenheiten und setzen sich
deshalb zahlreichen Risiken aus - von der unzureichenden Absicherung von Lebensrisiken, der
mangelhaften Altersvorsorge bis zur Überschuldung durch den unbedachten Umgang mit Krediten. Der Mangel an notwendigen Kenntnissen in diesem Bereich ist in unserer heutigen Zeit
von besonderer Brisanz, da z. B. im Zuge des demografischen Wandels bereits in relativ frühen
Lebensphasen wichtige Finanzfragen zu entscheiden sind.Auch stellt sich der Markt für Finanzdienstleistungen für den Laien mittlerweile als schier undurchdringliches Dickicht dar, in dem
Überblick zu bewahren eine sehr schwierige Aufgabe darstellt.
Die vorliegende Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe II stellt deshalb den Versuch dar, die
Bedeutsamkeit grundlegender Kenntnisse im Hinblick auf die Bewältigung alltäglicher Finanzfragen herauszustellen. Es muss das Ziel sein, die Schülerinnen und Schüler mit solchen Analyseinstrumenten auszustatten, die es ihnen ermöglichen, zukünftig besser Entscheidungen bei der
eigenen Finanzgestaltung zu treffen. Gleichzeitig müssen sie erkennen, welche Auswirkungen
fahrlässig getroffene Entscheidungen in Finanzangelegenheiten haben können. Dies ist auch ein
wesentlicher Bestandteil der Sicherstellung einer umfassenden ökonomischen Grundbildung.
Zu warnen ist jedoch vor einer Beratung der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich individuell
geeigneter (konkreter) Finanzprodukte. Eine solche kann und darf im schulischen Unterricht
nicht erfolgen.
7
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
Zum Aufbau der Unterrichtseinheit
„Finanzielle Allgemeinbildung“:
1. Im Rahmen dieser Unterrichtseinheit kann keine vollständige Konzeption für die finanzielle
Allgemeinbildung entwickelt werden.Aufgrund unterschiedlicher fachlicher Qualifikationen
in der Lehrerschaft, der Verteilung von Inhalten der finanziellen Allgemeinbildung auf verschiedene Fächer sowie geringer zur Verfügung stehender Zeitdeputate ist es unrealistisch,
dass Lehrer die vorliegende Unterrichtseinheit in toto durchführen werden. Es ist nur möglich, ausgewählte Aspekte aufzuzeigen und zu konkretisieren, die Hilfen für die schulische
Realisierung finanzieller Allgemeinbildung beinhalten. Das exemplarische Arbeiten im Hinblick auf die unten dargestellten Komplexe (Lebensrisiken,Altersvorsorge usw.) ist somit von
elementarer Bedeutung.
2. Teil II, die Lehrerhandreichung, liefert Lernziele und Inhalte der Unterrichtseinheit, erkenntnisleitende Interessen und Gründe für die Auswahl der Thematik, den fachwissenschaftlichen
Hintergrund sowie unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten. Die Schülermaterialien im
Anhang werden kommentiert und sind mit Aufgabenvorschlägen versehen. Die Autoren sind
bei der Konstruktion der Unterrichtseinheit und der Zusammenstellung des Materialienpools
davon ausgegangen, dass in einem gewissen Rahmen auf ökonomische Grundkenntnisse im
Bereich „Private Haushalte“ zurückgegriffen werden kann.
Die Unterrichtseinheit gliedert sich in fünf Komplexe (auch: Unterrichtssequenzen):
Komplex 1 „Grundlagen“
Komplex 2 „Der Umgang mit Lebensrisiken“
Komplex 3 „Vermögensaufbau und Altersvorsorge“
Komplex 4 „Der Umgang mit Darlehen und Krediten“
Komplex 5 Praxiskontakte „Finanzielle Allgemeinbildung“
3. Die Einheit enthält einen umfangreichen Materialienteil, der sich aus Grundlagenmaterialen
sowie Artikeln des Handelsblatts zusammensetzt. Es ist darauf hinzuweisen, dass das Materialienangebot nur eine Auswahl darstellt, aus der die Lehrkraft auswählen kann.
4. Hinzu kommt eine CD-ROM, auf der sich eine Vielzahl im Unterricht zu verwendender
Grafiken aus Veröffentlichungen des Schäffer-Poeschel Verlages zum Thema befinden. ggf.
ergänzen.
8
macht
Schule
Einleitung
+H
Zum Aufbau des Projektes
„Handelsblatt macht Schule“:
Das Projekt „Handelsblatt macht Schule“ bietet Ihnen als Lehrer erstklassige Unterstützung für
Ihren Wirtschaftsunterricht. Die einzelnen Projektbestandteile ermöglichen Ihnen eine aktuelle
und abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung. Das vorliegende Unterrichtsmaterial ist nur ein
Teil des Projektes. Nutzen Sie auch die anderen Bestandteile:
Unterrichtsmaterial
Ihre Schüler werden anhand aktueller Unterrichtsmaterialien lebendig und praxisnah an Wirtschaftsthemen wie „Wirtschaftsordnung“, „Globalisierung“ und „Finanzielle Allgemeinbildung“
herangeführt.
Handelsblatt Klassensatz
Ihre Schüler können durch den Einsatz im Unterricht einen Eindruck gewinnen, wie sie sich in
der täglich wachsenden Informationsflut orientieren, wie sich Texte lesen, erfassen und bewerten lassen.
Handelsblatt Lehrer-Abo
Sie können regelmäßig Handelsblatt-Artikel für Ihren Unterricht verwenden, um theoretisches
Wissen an aktuellen Ereignissen zu verdeutlichen. Ihre Schüler gewinnen ein Interesse am täglichen Wirtschaftsgeschehen.
Wirtschaft aktuell im Unterricht
Mit den didaktisch aufbereiteten Handelsblatt-Artikeln können Sie auch Last-Minute einen spannenden Wirtschaftsunterricht planen.Täglich stehen aktuelle Artikel zum Download bereit.
Mitarbeiter machen Schule
Mehr als Theorie: Lassen Sie Ihre Schüler mit Praktikern aus der Wirtschaft aktuelle Themen diskutieren und Gelerntes in die Praxis umsetzen.
www.handelsblattmachtschule.de
Neben der Rubrik „Wirtschaft aktuell im Unterricht“ stellen wir Ihnen auf unserer Internetseite
jeden Freitag die aktuelle Seite „Ökonomie&Bildung“ aus dem Handelsblatt und weitere aktuelle Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Hier halten wir Sie außerdem über Neuerungen und
aktuelle Wettbewerbe oder Veranstaltungen auf dem Laufenden.
9
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
II.
Lehrerhandreichung
1.
Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit
1.1
Lernziele
Lernziele
Inhalte
Die Schüler sollen …
1. Grundlagen- bzw. Orientierungswissen erwerben, um
die Stellung der Privaten Haushalte im Wirtschaftsgeschehen zu bestimmen sowie Einkommensentstehung
und -verwendung der Privaten Haushalte zu
analysieren.
■
Private Haushalte im Wirtschaftsgeschehen
■
Wirtschaftsprozesse als Tauschprozesse
■
Einkommensquellen der privaten Haushalte
■
Einkommensverwendung
■
Girokonto und EC-Karte
■
Funktionsweisen von Versicherungen
■
sozialpolitische Leitbilder
■
Informationsasymmetrien auf Versicherungsmärkten
■
Sicherheitskonzepte
■
Schutz vor Berufsunfähigkeit
■
Lebensversicherung
■
Grundbegriffe der Vermögensbildung
■
finanzwirtschaftliche Institutionen und „Spielregeln“
■
Grundprinzipien der Geldanlage
■
unterschiedliche Anlageformen
■
Prinzipien zur Beurteilung von Geldanlageformen
4. Grundregeln zur Gestaltung der Altersvorsorge
kennen lernen, entsprechende Informationen
beschaffen und analysieren sowie die Notwendigkeit
einer privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge
bewerten können.
■
Aufbau und Funktionsweise der gesetzlichen
Rentenversicherung
■
Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung
■
Möglichkeiten des Aufbaus einer privaten
kapitalgedeckten Altersvorsorge
5. Grundregeln zur Gestaltung einer Kreditaufnahme
kennen lernen, entsprechende Informationen
beschaffen und analysieren sowie Probleme der
Verschuldung und Überschuldung bewerten
können.
■
Prinzipien der Kreditgewährung
■
Erscheinungsformen und spezifische Probleme von
Konsumentenkrediten
■
Ursachen von Verschuldung und Überschuldung
■
Überschuldung und Privatinsolvenz
6. Strategien zur Bewältigung der Informationsfülle
im Markt für Finanzprodukte kennen lernen und
anwenden können.
■
Internetrecherche
■
Analyse von Informationsmaterialien
■
Auswertung von Hintergrundinformationen
7. Gesprächsstrategien hinsichtlich des Erwerbs von
Finanzprodukten entwickeln können.
■
Gesprächsvorbereitung, -durchführung und
-auswertung
■
Entscheidungsfindung
2. unterschiedliche Formen der Absicherung von
Lebensrisiken hinsichtlich Chancen und Problemen
analysieren und finanzielle Möglichkeiten der
Daseinsvorsorge bewerten können.
3. Grundregeln zur Gestaltung des Vermögensaufbaus
kennen lernen, entsprechende Informationen
beschaffen und analysieren sowie Chancen und
Risiken eines langfristigen Vermögensaufbaus
bewerten können.
10
macht
Schule
Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit
1.2
+H
Erkenntnisleitende Interessen und Gründe
für die Auswahl der Thematik
■ Im Mai 2005 hat die Europäische Kommission das „Grünbuch zur Finanzdienstleistungs-
politik 2005 bis 2010“ veröffentlicht (vgl. http://europa.eu.int/comm/internal_market/
finances/actionplan/index_de.htm). Für den Bereich der Aus- und Weiterbildung wird hervorgehoben, dass Anleger befähigt werden sollen aus Finanzprodukten stärkeren Nutzen
zu ziehen. Die Europäische Vereinigung zur Förderung der Aktie (EASP) hat diese Initiative
aufgegriffen und die „Brüsseler Erklärung zur Ökonomischen Bildung“ veröffentlicht, in der
die Notwendigkeit der Einbindung der finanziellen Allgemeinbildung in die ökonomische
Bildung betont wird (vgl. Fischer zu Cramberg 2005). D. h. die Mitglieder der EASP in Kopenhagen (Dänemark), Frankfurt (Deutschland), Helsinki (Finnland), Oslo (Norwegen),Wien
(Österreich) und Zürich (Schweiz) haben eine Deklaration verabschiedet mit der Forderung,
dass ökonomische Bildung als integraler Bestandteil der Allgemeinbildung, welche die finanzielle Allgemeinbildung mit umfasst, als eigenständiges Fach mit speziell ausgebildeten
Lehrkräften im allgemein bildenden Schulsystem verankert sein sollte.
■ Gleichwohl gilt es festzuhalten, dass fachwissenschaftliche und fachdidaktische Grundlagen
hinsichtlich der Einbindung der finanziellen Allgemeinbildung in die ökonomische Bildung
erst in Ansätzen entwickelt sind. Entsprechende Grundlagen haben zumindest die folgenden
Sachverhalte zu berücksichtigen:
❚ Orientierungswissen hinsichtlich gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen
❚ Geld-Management hinsichtlich Einnahmen- und Ausgabengestaltung
❚ Umgang mit Lebensrisiken
❚ Vermögensaufbau und Altersvorsorge
❚ Umgang mit Krediten
❚ curriculare Einbindung der Finanziellen Allgemeinbildung im allgemein bildenden
Schulsystem
❚ Beschaffung und Verarbeitung von Finanzinformationen
❚ Gestaltung von individuellen Gesprächsstrategien mit Finanzdienstleistern
■ Bestrebungen zur Förderung der finanziellen Allgemeinbildung sind hilfreich und nützlich,
weil sie in der Tat die sehr wesentliche Aufgabe angehen, die Bevölkerung im Allgemeinen
und die Jugendlichen im Besondern auf die konsequenzenreichen finanziellen Entscheidungen vorzubereiten und sie mit dem möglichen Schädigungspotenzial falscher Entscheidungen vertraut zu machen.
Deshalb ist den generellen Zielsetzungen der mittlerweile stark anwachsenden Diskussion
zur finanziellen Allgemeinbildung zuzustimmen, wie z. B., dass Kenntnisse zu vermitteln
sind, die es ermöglichen
❚ Produkte und Strategien von Finanzanbietern zu vergleichen und einschätzen zu können,
❚ Geld-Management und individuelle Finanzentscheidungen rational zu bewältigen,
❚ zu erkennen, inwiefern staatliche Maßnahmen beispielsweise im Bereich der Reform der
sozialen Sicherungssysteme oder im Rahmen der Geldpolitik Auswirkungen auf private
Finanzentscheidungen haben können,
❚ Kenntnisse hinsichtlich internationaler Finanzverflechtungen oder zur Funktion der
Europäischen Zentralbank, einschließlich der möglichen Folgen für das private Finanzmanagement zu erwerben.
11
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
■ Entscheidende Basis einer wirksamen Vermittlung finanzieller Allgemeinbildung sind aller-
dings die aufbau- und ablaufpolitischen Bedingungen des deutschen Schulsystems, d. h. die
Frage, wo, wann, wie, mit welchem zeitlichen Umfang und insbesondere durch wen finanzielle Allgemeinbildung in den Schulen vermittelt werden soll.
Grundlagen zur finanziellen Allgemeinbildung können nur durch die Schule systematisch für
alle Bürger vermittelt werden. Insbesondere die Ergebnisse der Commerzbank-Studie zur finanziellen Allgemeinbildung (vgl. NFO 2003) verweisen darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger
auch erwarten, dass die allgemein bildenden Schulen diese Aufgabe in Angriff nehmen.
Als mögliche Vorgehensweise wird immer wieder die Verteilung von inhaltlichen Spiegelstrichen der finanziellen Allgemeinbildung auf mehrere Fächer vorgeschlagen. Didaktisch und
interdisziplinär begründet, ist dieser Vorschlag letztlich interessenpolitisch (Konkurrenz zwischen Fächer-Ansprüchen auf Stundendeputate) motiviert und führt dazu, dass die finanzielle
Allgemeinbildung das Schicksal aller schulischen Querschnittsaufgaben erleidet (vgl. Kaminski in Kaiser/Kaminski 2003, 41ff.). Denn es gilt:Wer in der deutschen Schule etwas verhindern will, erklärt eine Aufgabe zum Prinzip. Dies wäre im vorliegenden Falle gleichbedeutend
mit der didaktischen Exekution einer als relevant angesehenen schulischen Aufgabe.
■ Die größten hemmenden Faktoren für die Vermittlung finanzieller Allgemeinbildung sind die
fehlende Unterrichtszeit und die mangelnden Lehrerqualifikationen. Dies ist insbesondere
deshalb problematisch, weil die Vermittlung finanzieller Allgemeinbildung in vielen Fällen
rechtliche Kenntnisse erforderlich macht, die in der herkömmlichen Ausbildung der Gymnasiallehrkräfte kein Gegenstand sind. Hier gilt es in Zukunft entsprechende Angebote in der
Aus-, Fort- und Weiterbildung einzurichten bzw. auszubauen.
■ Die Nachhaltigkeit finanzieller Allgemeinbildung muss bei einer realistischen Einschätzung
mit der Frage der Nachhaltigkeit der ökonomischen Allgemeinbildung als der übergreifenden Aufgabe verknüpft werden. Finanzielle Allgemeinbildung kann nur dann seriös angestrebt werden, wenn sie in die ökonomische Allgemeinbildung eingebettet wird, z. B. in Verbindung mit dem Inhaltsbereich „Private Haushalte“ wie in der vorliegenden Einheit.
Deshalb müssen bestimmte Zielsetzungen, die sich aus der Diskussion um die finanzielle Allgemeinbildung ergeben haben, bei der Weiterentwicklung der ökonomischen Bildung mit
berücksichtigt werden. Dies erscheint konzeptionell immer noch einfacher zu sein als einen
neuen Inhaltsbereich für die Schule begründen zu müssen.
Hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung der vorliegenden Einheit ist festzuhalten, dass aufgrund der Komplexität und den unzähligen juristischen Fallstricken schon einzelner Bereiche des Finanzsektors der Unterricht im allgemein bildenden Schulsystem an keiner Stelle
über die Darstellung grundlegender Zusammenhänge und exemplarischer Problemlagen hinaus gehen kann. Die Herstellung einer wie auch immer gearteten Rechtssicherheit in Detailfragen wird in dieser Unterrichtseinheit weder angestrebt noch ist sie zu erreichen. Für
Beratungen und Fragen bezüglich spezifischer Finanzdienstleistungen sind Experten (und
nur diese!) zu Rate zu ziehen.
■ Es gilt das Problem der Informationsfülle im Bereich der Finanzprodukte zu bewältigen.
Vielfältige Möglichkeiten sich über Finanzprodukte zu informieren (Prospektmaterialen der
Finanzanbieter, Finanzmagazine, Informationsmöglichkeiten im Internet u. a. m.) stehen
bereit. Und die Palette von angebotenen Finanzprodukten, deren Zahl und Komplexität in den
letzten Jahren geradezu explosionsartig zugenommen hat, ist kaum noch zu überschauen.
Hinzu kommen immer neue Vertriebswege. Die Anforderungen an den Kenntnisstand von
Privatpersonen sind dadurch stark gestiegen. Selbst Fachleute laufen Gefahr, angesichts dieser
Ausdifferenzierung der Angebotspalette allmählich den Überblick zu verlieren. Um so mehr
gilt es im Rahmen der finanziellen Allgemeinbildung Lernstrategien zu vermitteln, die dem
Einzelnen helfen, die Komplexität der Informationsfülle zu reduzieren und mit finanziellen
Problemstellungen souverän umzugehen. Darüber hinaus sind Kompetenzen aufzubauen, die
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es dem Einzelnen ermöglichen,Anbieterstrategien zu durchschauen und Gesprächsstrategien
für Beratungsgespräche bei Finanzdienstleistern zu entwickeln, um dem Erfahrungsund Informationsvorsprung der Anbieter von Finanzprodukten wirkungsvoll zu begegnen.
■ Die verschiedenen betroffenen Institutionen müssen in die gleiche Richtung wirken, soll
finanzielle Allgemeinbildung insgesamt erfolgreich vermittelt werden. Die Studie der Commerzbank hat aufgezeigt, dass aus Sicht der Bevölkerung gegenwärtig Banken und Versicherer Hauptinformationsquelle finanzieller Informationen darstellen. In diesem Bereich
gilt es beispielsweise, Informationsmaterialien über Finanzprodukte zu verbessern und in
Beratungsgesprächen stärker die finanzielle Situation der Konsumentin bzw. des Konsumenten bei der Auswahl von Finanzprodukten zu berücksichtigen. Schule und Bildungssektor stehen vor der Aufgabe, ein Curriculum zur finanziellen Allgemeinbildung im Rahmen der ökonomischen Bildung für alle Schülerinnen und Schüler in allen Schulformen zu
entwickeln und zu implementieren, das entsprechende Curriculum strukturähnlich in Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung zu integrieren, geeignete Unterrichtsmaterialien zu entwickeln und den Bildungserfolg systematisch zu evaluieren. Die Berichterstattung in den
Medien, die oftmals an der Aktualität orientiert ist, ist beispielsweise so anzulegen, dass
neben systematischen Grundlageninformationen auch Handlungsoptionen aufgezeigt werden.Vielfach mangelt es auch an einer integrierten ganzheitlichen Betrachtungsweise der
privaten Finanzen. Öffentliche Beratungsstellen (Verbraucherzentralen, Schuldnerberatungsstellen und ähnliche Einrichtungen) konzentrieren sich zudem nicht selten zu sehr
auf negative Seiten von Finanzdienstleistungen. Sie sollten stärker präventiv wirksam werden können, d. h. beispielsweise die Verkaufsberatung ausbauen, Fehlentwicklungen stärker an die Anbieter zurückkoppeln oder eine Moderationsfunktion zwischen Konsumenten und Finanzanbietern übernehmen. Schließlich ist die öffentliche Hand in der Bundesrepublik Deutschland stärker in die Pflicht zu nehmen, die finanzielle Allgemeinbildung
als öffentliche Aufgabe zu begreifen. Beispielsweise obliegt in Großbritannien der Financial Services Authority (FSA) eine zentrale Rolle in der finanziellen und ökonomischen Bildung der Bevölkerung.Angestrebt wird als öffentliche Aufgabe die Entwicklung von
„financial knowledge and understanding, financial skills and competencies, financial
responsibility“ in der Bevölkerung.
1.3
Fachwissenschaftliche Hinweise
1. Ein Blick in die Berichterstattung des Handelsblattes bezüglich unterschiedlicher Studien verdeutlicht die Defizite im Bereich der Finanziellen Allgemeinbildung in breiten Bevölkerungsschichten und die daraus resultierenden Forderungen betreffend einer Stärkung der finanziellen Allgemeinbildung. So war z. B. am 30.09.2004 unter der Überschrift „Deutsche ignorieren
das Thema Geld“ zu lesen, dass nur 18 Prozent aller Deutschen ihre eigenen Finanzen mit
Erfolg planen.
Zu dieser ernüchternden Erkenntnis kommt die Commerzbank bei einer [...] Umfrage unter 1 000 Bürgern zwischen 18 und 65 Jahren. Noch erschreckender ist, dass 45 Prozent aller Befragten das Thema
Geld fast gänzlich meiden. Ein ähnlich großer Anteil kümmert sich zwar um seine Finanzen, verpasst
aber auf Grund fehlenden Selbstbewusstseins viele Chancen, heißt es in der Studie.
Insgesamt zählt laut der Studie fast jeder zweite Deutsche damit zu einer der drei „Problemgruppen“:
den Überforderten, den Leichtfertigen oder den Bescheidenen. „Gerade diese Menschen geraten aber
bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Scheidungen oder Arbeitslosigkeit schneller in eine finanzielle
Schieflage“, erklärt Thomas Henrich, Leiter des von der Commerzbank vor mehr als zwei Jahren gegründeten Ideenlabors, das die „finanzielle Allgemeinbildung“ in Deutschland fördern will.
Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Deutschen sieht die Commerzbank nicht nur im fehlenden Sachverstand. „Viele Menschen sind einfach auf Grund der politischen Diskussionen und der
zunehmenden Zahl an angebotenen Produkten verunsichert“, sagt Henrich. Hinzu komme die schlechte wirtschaftliche Situation, in der sich viele Deutsche befinden. „Schon jetzt gibt es fast drei Millionen
Haushalte, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können“, sagt Stefan Hradil,
Soziologie-Professor an der Universität Mainz. „Anstatt zu handeln, resignieren die meisten.“
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Viele Befragte vernachlässigen damit ihre eigene finanzielle Absicherung. „Fast die Hälfte der Bevölkerung weist Einstellungen auf, die den heutigen Anforderungen nicht gerecht werden“, sagt Hradil.
Eigentlich müssten die Menschen sich immer mehr selbst um ihre soziale Absicherung kümmern. „Wer
sich da mit Riesterrente und Krankenversicherungen nicht auskennt, kann später leicht in ernsthafte
finanzielle Schwierigkeiten geraten“, befürchtet Soziologe Hradil. [...]
Quelle: Mönnighoff, Patrick, Handelsblatt, Nr. 140, 22.07.04, 28
Eine weitere Studie aus dem gleichen Jahr unterstreicht die hier ermittelten Ergebnisse, wie
am 22.07.2004 unter dem Titel „Viele Deutsche sind Finanz-Analphabeten – Umfrage offenbart große Wissenslücken bei den Kosten und Risiken einzelner Anlageformen – Nachholbedarf bei privater Altersvorsorge“ nachzulesen war:
Trotz der zunehmenden Notwendigkeit von privater Altersvorsorge kennt sich ein Großteil der Deutschen
nur unzureichend mit Finanzprodukten aus. So schätzte nicht einmal die Hälfte der 30- bis 50-Jährigen die
Sicherheit verschiedener Anlageformen richtig ein, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Basis einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung
(BST). Ein Drittel wisse nicht, dass die Kündigungskosten von Kapitallebensversicherungen in den ersten
Jahren nach Vertragsabschluss die höchsten von allen Anlageprodukten seien.
In der vergangenen Woche hatte auch der Bundesverband der Investmentfondsbranche (BVI) Lücken und
Nachholbedarf in puncto finanzieller Bildung festgestellt. In einer zusammen mit dem Marktforschungsinstitut GfK durchgeführten Umfrage gab zum Beispiel ein Viertel der Befragten zu, noch nicht privat für das
Alter vorzusorgen, ein weiteres Drittel fühlt sich ungenügend abgesichert.
In der Bertelsmann-Erhebung wurden die Befragten unter anderem gebeten, fünf Kategorien von Anlageformen hinsichtlich Risiko, Rendite und Kosten zu bewerten: Kapitallebensversicherung,Aktien und Aktienfonds, Sparbuch, festverzinsliche Wertpapiere und Immobilienfonds.Als besonders bedenklich bezeichnete
das DIW die Einschätzungen zur Sicherheit gegen Wertverlust: „Die sicheren Anlageformen werden im
Durchschnitt der Bevölkerung noch nicht einmal von der Hälfte der Befragten richtig angegeben.“
So stuften nur 47,6 Prozent Kapitallebensversicherungen zutreffend als sichere Anlageform ein. Lediglich
27,2 Prozent nannten das Sparbuch, während fast 27 Prozent Aktien und Aktienfonds angaben, obwohl die
Frage gestellt wurde, nachdem der Deutsche Aktienindex in den zwei Jahren zuvor die Hälfte seines Wertes
verloren hatte. Dagegen wurden Aktien als Anlage mit dem langfristig höchsten Wertzuwachs nur von rund
der Hälfte genannt. Dabei steigt tendenziell die Zahl der richtigen Antworten mit der Höhe des Einkommens
der Befragten.
Zur Beurteilung der Folgen dieses sich abzeichnenden Finanz-Analphabetismus auf das Vorsorgeverhalten
bezogen die Forscher auch das derzeitige Verhalten der Befragten mit in ihre Untersuchung ein. Insgesamt
kannten sich Frauen etwas weniger gut mit finanziellen Dingen aus als Männer, Ostdeutsche schnitten etwas
schlechter ab als Westdeutsche. Nach Darstellung des DIW empfinden zwei Drittel der Befragten, die sich am
wenigsten mit Finanzprodukten auskennen, Finanzfragen als schwierig und fühlen sich bei Entscheidungen
unsicher.
Als Konsequenz aus der Studie plädiert das DIW dafür, bereits an Schulen finanzielle Allgemeinbildung zu
lehren. Zudem müsse für eine erhöhte Transparenz und Vergleichbarkeit von einzelnen Finanzprodukten
gesorgt werden – gegebenenfalls, so das DIW, durch gesetzlichen Zwang.
Quelle: Handelsblatt, Nr. 066, 06.04.05, 23
Der im letzten Absatz formulierten Forderung nach einer besseren Verankerung der finanziellen Allgemeinbildung im Bildungssystem stimmte im April 2004 auch der Internationale
Wähungsfonds (IWF) zu, nachzulesen im Artikel „IWF fordert bessere Bildung in Finanzfragen - Private Haushalte federn immer mehr Risiken ab“ Begründet wurde dies insbesondere
mit den neuen Herausforderungen an die Privaten Haushalte bezüglich der eigenen Finanzplanung:
„Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert die Regierungen auf, den Bildungsstand breiter Bevölkerungsschichten in finanziellen Fragen zu verbessern. Der Direktor der IWF-Kapitalmarktabteilung,
Gerd Häusler, sagte: „Seit Jahren ist zu beobachten, wie immer mehr Finanzrisiken auf den Haushaltssektor übertragen werden.“ Dies gelte vor allem für die Hypothekenfinanzierung sowie bei verbundenen Versicherungspolicen und bei Alterssicherungsprodukten.
Zwar hätten die Regierungen weltweit in den letzten Jahren die Aufsicht über Finanzdienstleister verbessert,
sagte Häusler bei der Vorstellung des neues IWF-Kapitalmarktberichts. Es fehle aber an vergleichbaren
Anstrengungen der Staaten, die Verbraucher über die Risiken einzelner Finanzprodukte aufzuklären.
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Aus Sicht der Finanzbranche hat diese Überwälzung Vorteile. „Die damit verbundene breitere Streuung von
Risiken hat das Finanzsystem als ganzes widerstandsfähiger gemacht“, sagte Häusler. Er spricht vom „shockabsorber of last resort“: Die Haushalte werden zum universalen Puffer für Finanzkrisen. Doch müssten die
neuen Empfänger von Finanzrisiken auch lernen damit umzugehen, betonte der IWF-Experte. Das sei eine
Aufgabe, der künftig von allen Beteiligten viel größere Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse.
Häusler spricht Probleme an, die in der gesamten Finanzbranche diskutiert werden. In den vergangenen Jahren haben viele Versicherer ihre Produktpalette mehr und mehr auf fondsgebundene Policen umgestellt, bei
denen der Kunde die Kapitalmarktrisiken trägt.Außerdem wird in der Branche diskutiert, garantierte Mindestverzinsungen bei Lebensversicherungen zurückzufahren. Die Banken wiederum entlasten ihre Bilanzen durch
Verkäufe von Krediten, die letztlich in verbriefter Form auf den Kapitalmärkten landen und dort von Anlegern
gekauft werden. Hintergrund dieses Trends, sich von Risiken zu befreien, sind auch neue Regeln für die Bilanzierung und die Kapitalausstattung von Finanzdienstleistern.
Das von den IWF-Experten untersuchte Spektrum umfasst unter anderem Marktrisiken, die in Anleihen,Aktien, Krediten oder strukturierten Derivativprodukten enthalten sind. Dazu gehören auch Inflationsrisiken
sowie Probleme der privaten Anlageplanung. Ein eigener Bereich sind schließlich finanzielle „Nachhaltigkeitsrisiken“, die sich zum Beispiel ergeben, wenn die Laufzeit von Verrentungen verkürzt wird.
Wie der IWF-Bericht aufzeigt, weist der Trend zur Übertragung von Finanzrisiken von den traditionellen
Anbietern auf die Haushalte von Land zu Land erhebliche Unterschiede auf. In einem Vergleich der privaten
Haushaltsbilanzen für die Jahre 1998 bis 2003 für sechs Industrieländern – USA, England, Niederlande, Frankreich, Deutschland und Japan – wird dabei vor allem deutlich, in welch starkem Maße die Bürger in den anderen Ländern einen höheren Teil ihrer Einkommen für die Immobilienfinanzierung aufbringen als in Deutschland.
Quelle: Handelsblatt, Nr. 066, 06.04.05, 23
Der Bedarf an finanzieller Allgemeinbildung wird deutlich. In Abschnitt 1.2 haben wir bereits
darauf hingewiesen, welche curricularen Rahmenbedingungen bei der Vermittlung entsprechender Inhalte im Rahmen der ökonomischen Bildung im allgemein bildenden Schulsystem
zu beachten sind.
2. Ökonomische Bildung – als integraler Bestandteil von Allgemeinbildung – soll hier verstanden
werden als die Gesamtheit aller erzieherischen Bemühungen in allgemein bildenden Schulen. Kinder und Jugendliche sollen mit solchen Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten,Verhaltensbereitschaften und Einstellungen ausgestattet werden, die sie befähigen, sich mit den
ökonomischen Bedingungen ihrer Existenz und deren sozialen, politischen, rechtlichen, technischen, ökologischen und ethischen Dimensionen auf privater, betrieblicher, volkswirtschaftlicher und weltwirtschaftlicher Ebene auseinander zu setzen. Dadurch sollen sie gegenwärtige und zukünftige Lebenssituationen gestalten und bewältigen können. Ökonomische
Bildung im allgemein bildenden Schulsystem ist somit weder als vorberufliche Bildung zu
verstehen noch als verkleinerte Volks- und Betriebswirtschaftslehre zu betrachten. Sie zielt
– im Hinblick auf die Gestaltung finanzieller Allgemeinbildung – darauf ab, es Kindern und
Jugendlichen in allen Schulformen zu ermöglichen, die ökonomischen und finanziellen
Bedingen ihrer Existenz zu reflektieren und Kompetenzen zu erwerben, um die Komplexität
moderner Wirtschafts- und Kreditgesellschaften mitzugestalten.
3. Finanzielle Allgemeinbildung umfasst Einstellungen, Motivationen,Werthaltungen, systematische Kenntnisse, Fähigkeiten und soziale Fertigkeiten, die es ermöglichen sich kompetent auf
dem Finanzdienstleistungsmarkt mit Finanzprodukten und -dienstleistern auseinander zu setzen. Sie beinhaltet gleichzeitig ökonomisches und finanzielles Orientierungswissen sowie
finanzielle Handlungskompetenz (Sach-, Methoden, Sozial- und Lernkompetenz), um Möglichkeiten der finanziellen Absicherung und Vorsorge effizient zu nutzen.
Es kann hier keine ausführliche Diskussion der verschiedenen Ansätze und Konzeptionen zur
finanziellen Allgemeinbildung erfolgen; hierfür sei auf die einschlägige Literatur verwiesen
(vgl. Reifner 2003, Bortenlänger/Ruh 2005, Projektbüro Ideenlabor 2004).Ansätze, die der
finanziellen Allgemeinbildung einfache Wirkungszusammenhänge unterstellen greifen letztendlich zu kurz. „Der ‚sparsame’ Mensch, der mit ‚Geld umgehen’ kann, der für Risiken ‚vor-
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Lehrerhandreichung
sorgt’ und das ‚nachhaltige Wirtschaften’ dem schnellen Konsum vorzieht, der ein ‚solides’
finanzielles Fundament für Beruf und Haus schafft und sich nicht ‚leichtfertig’ verschuldet,
und ‚informiert’ und ‚überlegt’ unter optimaler Nutzung bestehender Angebote sein ‚Budget
optimiert’“, so verdeutlicht Reifner (Reifner 2003, 13), ist nicht finanziell gebildet. Der sinnvolle Gebrauch von Girokonto, Sparen, Krediten,Versicherungen oder Geldanlage ist zu
einem wesentlichen Faktor der Teilhabe an der Sozialen Marktwirtschaft und gesellschaftlichem Fortschritt geworden. Neben traditionellen Aufgaben wie beispielsweise der „Armutsprävention“ hat finanzielle Allgemeinbildung neuere Anforderungen zu berücksichtigen.Vor
dem Hintergrund des notwendigen Umbaus der sozialen Sicherungssysteme ist beispielsweise dafür Sorge zu tragen, dass der Einzelne wieder mehr Eigenvorsorge übernimmt und die
Notwendigkeit erkennt, privat kapitalgedeckte Formen der Altersvorsorge aufzubauen.
4. Die höhere Bedeutung der finanziellen Allgemeinbildung wird durch folgende gesellschaftliche Problematiken mit begründet (vgl. Hradil 2003):
a) In Deutschland ist das Thema Geld gesellschaftlich tabuisiert, d. h. über das eigene Geld
wird selten gesprochen. Die Höhe des eigenen Einkommens oder der Umfang des eigenen
Vermögens wird in der Regel Anderen nicht genau mitgeteilt. Dieses Schweigen in Geldangelegenheiten herrscht oftmals auch innerhalb von Familien. Dieses gesellschaftliche
Tabu baut psychologische Hemmschwellen im Umgang mit Geld auf, d. h. eine intensive
Auseinandersetzung mit Finanzfragen findet zu selten statt. Zudem verschafft Finanzwissen kaum die gesellschaftliche Anerkennung wie Fachkenntnisse über die neusten
Automobile oder Urlaubsreisen ins Ausland.
b) Die zunehmende Individualisierung trägt mit dazu bei diese Problematik zu verschärfen
(vgl. Beck 1986).Traditionelle soziale Bindungen lösen sich zunehmend auf, die Einzelnen
werden immer weniger langfristig durch die eigene Familie oder funktionierende Nachbarschaften gestützt. Bisher konnte statt dessen kein dauerhaft tragfähiges soziales Sicherungssystem etabliert werden. Der Einzelne ist gefordert, sein Leben zunehmend in die
eigenen Hände zu nehmen. Diese Entwicklung hat die Situation vieler Menschen noch
riskanter als früher gemacht, insbesondere auch hinsichtlich der Tragweite finanzieller
Entscheidungen. Die Menschen sind deshalb in erhöhtem Maße auf solides Finanzwissen
angewiesen.
c) Die Menschen gestalten ihr Leben zunehmend nach immer unterschiedlicheren Lebensstilen. Sie streben ein Leben in Gemeinschaft an oder verfolgen mehr die eigene Selbstverwirklichung, sie leben häuslich oder weniger häuslich, sie streben nach Sicherheit oder
gehen mehr Risiken ein um beispielsweise beruflich weiterzukommen.Während gewisse
Lebensstile es Menschen erleichtern, folgenreiche finanzielle Entscheidungen rational
zu treffen, fällt dieses Anderen um so schwerer. Diejenigen, die sich schwer damit tun,
gehören oftmals unteren, einkommensschwachen Schichten an; allerdings sind die Schwierigkeiten rational finanzielle Entscheidungen zu treffen nicht unbedingt abhängig von der
Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsschicht.
5. Einstellungen in der Bevölkerung zum Umgang mit Geld und psychologische Hemmschwellen als Ursachen, dass sich viele Deutsche in zu geringem Ausmaß mit ihren Finanzen
beschäftigen, wurden in einer aktuellen qualitativen Studie untersucht (vgl. Sinus Sociovision
2004). Folgende Einstellungsmuster der Deutschen in Finanzfragen konnten weitgehend
bestätigt werden:
a) Thema Geld wird tabuisiert: Menschen empfinden es oftmals als unangenehm, offen über
Geld zu reden. Bei vielen löst es Schamgefühle aus, wenn zu wenig Geld vorhanden ist;
das Reden über viel eigenes Geld führt oft bei Anderen zu Neidgefühlen.
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Didaktische Struktur der Unterrichtseinheit
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b) Finanzwissen hat einen schlechten Ruf: Geld hat nicht selten ein negatives Image, d. h. Personen, die sich intensiv mit Geldthemen beschäftigen, gelten nicht selten als oberflächlich
oder moralisch fragwürdig. „Finanzielle Cleverness“ wird oftmals als Übervorteilung anderer gewertet, sog. „Finanzfüchse“ gelten in der Regel nicht als vertrauenswürdige Persönlichkeiten.
c) Komplexität verursacht Angst und Unsicherheit: Die Deutschen empfinden das Thema
Geld als äußerst komplex. Sie haben Schwierigkeiten, sich in der Produktvielfalt und der
Begriffswelt der Finanzdienstleistungen zurecht zu finden. Informationsvielfalt und wahrgenommene Komplexität lösen bei vielen Angst und Unsicherheit aus. Dies führt nicht selten zur Vermeidung und Verdrängung von finanziellen Entscheidungen, d. h. im Zweifelsfall
verlässt man sich beispielsweise auf den Ehepartner.
d) Abstraktion des Themas schreckt ab: Geldthemen werden in der Regel als sehr abstrakt
empfunden.Viele Vorgänge wie beispielsweise die Zinsentwicklung sind nicht unmittelbar
greifbar. Zudem tragen die oftmals langen Zeiträume, die zwischen dem Abschluss einer
Geldanlage und ihrem möglichen Ertrag liegen, zur Abstraktion bei. Im Hinblick auf die
Altersvorsorge müssen beispielsweise heute Entscheidungen getroffen werden, die sich
erst nach Jahrzehnten auszahlen.
e) Vertrauen auf andere macht unmündig: Besonders junge Menschen und in der älteren
Generation Hausfrauen sehen oftmals keine Notwendigkeit ihre Finanzen selbst in die
Hand zu nehmen. Diese Form von Unmündigkeit wird selbst kaum wahrgenommen, da
man sich vom Staat oder Ehepartner gut versorgt fühlt.
f) Beschäftigung mit Geld lohnt sich nicht: Schließlich kümmern sich Menschen zu wenig
um Gelddinge, weil vermeintlicher Aufwand, der zu erbringen ist, und Ertag in einem
ungünstigen Verhältnis gesehen werden. Es wird angenommen, dass die Beschäftigung mit
Finanzfragen weder genügend materielle Belohnung noch ausreichend soziale Anerkennung einbringen.
Zwar haben nicht alle Menschen gleichermaßen Berührungsängste mit dem Thema Geld,
jedoch sind obige Einstellungen weit verbreitet und tief gefestigt.
6. Bezogen auf die Auswahl von Inhalten zur finanziellen Allgemeinbildung können zumindest
folgende vier Themenkomplexe unterschieden werden (vgl. Projektbüro Ideenlabor 2004,
Reifner 2005, Rosen/Leven 2005):
Komplex 1: Grundlagen
Komplex 2: Der Umgang mit Lebensrisiken
Komplex 3:Vermögensaufbau und Altersvorsorge
Komplex 4: Der Umgang mit Krediten und Darlehen
Es ist wiederum darauf hinzuweisen, dass in den einzelnen Komplexen keine vollständige
Abhandlung erwartet werden kann, sondern exemplarisches Arbeiten zum Erkennen von
grundlegenden Prinzipien und Strukturen erforderlich ist.
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Schule
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Lehrerhandreichung
2.
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
2.1
Verortung des Themas im Bereich „Private Haushalte“
Das Thema „Finanzielle Allgemeinbildung“ ist in den Inhaltsbereich „Private Haushalte“ eingebettet. Die Konstrukteure der Unterrichtseinheit gehen davon aus, dass grundlegende Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge bei den Schülerinnen und Schülern bereits vorhanden
sind. Insbesondere die Materialien von Komplex 1 vermitteln einige grundlegende und übergeordnete Einsichten, auf deren Basis eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Finanzielle Allgemeinbildung“ erfolgen kann.
2.2
Struktur der Unterrichtseinheit
Komplex 1
„Grundlagen“ (M 1 – M 9)
■ Private Haushalte im Wirtschaftsgeschehen
■ Einkommensquellen und Einkommensverwendung
■ Funktionen des Geldes
■ Herausforderungen im Bereich „Finanzielle Allgemeinbildung“
Komplex 2
„Der Umgang mit Lebensrisiken“ (M 10 – M 19)
■ Formen von Lebensrisiken
■ Formen und Funktionen von Versicherungen
■ Nutzen und Kosten unterschiedlicher Versicherungen
Komplex 3
„Vermögensaufbau und Altersvorsorge“ (M 20 – M 28)
■ Sparen und Vermögensbildung
■ Formen von Geldanlagen
■ Demografischer Wandel und private Altersvorsorge
Komplex 4
„Der Umgang mit Darlehen und Krediten“ (M 29 – M 37)
■ Formen und Funktionen von Krediten und Darlehen
■ Risiken der Ver- und Überschuldung
■ Verbraucherinsolvenzverfahren
Komplex 5
Praxiskontakte „Finanzielle Allgemeinbildung“ (M 38 – M 41)
■ Methoden „Expertenbefragung“ und „Rollenspiel“
■ Fallbeispiele
■ Praxiskontakt „Deutsche Bank AG“
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Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
2.3
+H
Informationen zu den Materialien
Hinweis:
Die dargestellte Materialienreihenfolge bedeutet keine zwingende Reihenfolge
des Einsatzes im Unterricht. In Abhängigkeit von der methodischen Herangehensweise (z. B. im Rahmen von Projektarbeit), der individuellen Schwerpunktsetzung
durch die Lehrenden und weiterer Einflussfaktoren sind sehr unterschiedliche
Abfolgen denkbar. Das Materialienangebot stellt daher keine Aufforderung dar,
einen ausschließlich traditionellen Lehrgang durchzuführen, der ein „Abarbeiten“
aller Texte, Schaubilder, Grafiken etc. nahe legt. Ein ausschließlich materialiengesteuerter Unterricht ist von den Konstrukteuren nicht beabsichtigt; vielmehr
soll der „Materialienpool“ flexibel aufgaben- und zielbezogen verwendet werden
und nicht zuletzt den Einsatz komplexer, aktiver Lehr- und Lernverfahren des
Ökonomieunterrichts unterstützen.
Weitere Grafiken und Abbildungen finden Sie auf der beiliegenden CD-ROM des
Schäffer-Poeschel-Verlages.
Komplex 1 „Grundlagen“ (M 1 – M 9)
M 1: Deutsche ignorieren das Thema Geld
Zu Beginn der Auseinandersetzung mit den Fragestellungen aus dem Bereich der finanziellen
Allgemeinbildung ist es notwendig, den Schülerinnen und Schülern die bestehenden Kenntnisdefizite in der deutschen Bevölkerung sowie die daraus resultierenden Folgen für jeden Einzelnen aufzuzeigen. Dass das Thema Geld heute noch oft ignoriert bzw. tabuisiert wird steht in
einem eklatanten Missverhältnissen zu den Herausforderungen, denen sich die Menschen heute
schon früh zu stellen haben. Deshalb muss bereits Schülerinnen und Schülern deutlich werden,
dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Finanzplanung so früh wie möglich zu erfolgen
hat.
1. In welcher Form haben Sie sich bislang mit Fragen der Finanzgestaltung auseinander gesetzt? Welche Herausforderungen stehen Ihnen Ihrer Meinung nach
in diesem Zusammenhang in den nächsten Jahren bevor?
2. Warum wird das Thema Geld in Deutschland noch von vielen ignoriert bzw.
tabuisiert? Welche Gründe sind hierfür im Wesentlichen verantwortlich?
3. Welche Folgen hat diese Ignoranz für viele Bürgerinnen und Bürger?
4. Erläutern Sie vor dem Hintergrund der hier enthaltenen Informationen die
Notwendigkeit der Behandlung entsprechender Themenkomplexe bereits in der
Schule.
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Lehrerhandreichung
M 2: Entscheidungsfelder und -probleme Privater Haushalte/Aktivitäten von
Wirtschaftssubjekten
Die Angebots- und Nachfragepläne von Privaten Haushalten und Unternehmen müssen in Einklang gebracht werden. Dies erfolgt über den Koordinationsmechanismus des Marktes mithilfe
von Preisen. Hierbei werden die Wirtschaftssubjekte auf unterschiedliche Weise aktiv. Diese zentralen Zusammenhänge sind bewusst zu machen, sollen die Entscheidungsfragen in finanziellen
Angelegenheiten später richtig einzuordnen sein.
1. Unternehmen und Private Haushalte müssen bei ihren wirtschaftlichen Aktivitäten Entscheidungen treffen, die für beide Sektoren relevant sind.Welche sind
das und wie werden die entsprechenden Entscheidungen miteinander abgestimmt?
2. Private Haushalte haben Entscheidungen zu treffen und zwischen Alternativen
zu wählen.Verdeutlichen Sie dies - auf der Basis des vorliegenden Textes - am
Beispiel des Abschlusses einer beliebigen Versicherung.
3. Formulieren Sie Beispiele für die einzelnen aufgeführten Aktivitäten.
4. Mit welchen Aktivitäten setzen wir uns im Feld der „Finanziellen Allgemeinbildung“ besonders auseinander?
M 3: Einkommensquellen Privater Haushalte
Grundsätzlich werden die hier vorgestellten vier Formen des Einkommens Privater Haushalte
unterschieden. Eine aktuelle Statistik verdeutlicht dabei die Entwicklung des Einkommens der
Privaten Haushalte in Deutschland.
1. Wie hat sich die Einkommenssituation in Deutschland im genannten Zeitraum
entwickelt?
2 Welche Unterschiede lassen sich diesbezüglich bei den verschiedenen Einkommensarten erkennen? Wie lassen sich diese begründen?
M 4: Einkommensverwendung
Bei der Differenzierung der vier Ebenen von Einkommensverwendungsentscheidungen lässt
sich außer der Analyse der einzelnen Entscheidungsfelder im Hinblick auf den Konsum oder das
Sparen auch der Begriff der Opportunitätskosten noch einmal vertiefen.
1. Worin bestehen die Opportunitätskosten für eine Entscheidung, Bekleidung und
Schuhe zu kaufen (vertikale Ebene)?
2. Worin bestehen auf der horizontalen Ebene die Opportunitätskosten zwischen
Konsumieren und Sparen?
3. Verdeutlichen Sie an einem konkreten Beispiel aus dem Bereich des Sparens die
vier Ebenen der Einkommensverwendungsentscheidungen.
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Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
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M 5: Geld und seine Funktionen
In einer Volkswirtschaft kommen dem Geld drei unterschiedliche Funktionen zu, die in diesem
Text kurz vorgestellt werden.
1. Beschreiben Sie, welche Schwierigkeiten bei der Durchführung einfachster wirtschaftlicher Handlungen entstehen würden, gäbe es kein Geld.
2. Verdeutlichen Sie, warum durch die Existenz von Geld eine Altersvorsorge bzw.
die Absicherung von Lebensrisiken (z. B. Krankheit, Arbeitslosigkeit) in unserer
Gesellschaft möglich wird.
M 6: Deutsche halten an der EC-Karte fest
Wie M 5 gezeigt hat, taucht Geld im alltäglichen Leben in unterschiedlichen Formen auf.Als
Zahlungsmittel hat sich in Deutschland – und nicht nur hier – seit langem die EC-Karte als gängiges Instrument etabliert. Der Artikel verdeutlicht die dabei entstandenen Gewohnheiten.
1. Erläutern Sie, inwiefern die EC-Karte eine Form von Geld darstellt.
2. Welche Rolle spielt die EC-Karte im heutigen Alltagsleben? Welche Gewonheiten
haben sich in diesem Zusammenhang herausgebildet?
3. Welche Pläne gibt es bezüglich der Zukunft der EC-Karte? Wie reagieren die
Nutzerinnen und Nutzer hierauf? Wie ist diese Reaktion zu erklären?
M 7: Auswahl und Führung eines Girokontos
Das Girokonto stellt in der heutigen Zeit eine notwendige Einrichtung dar, will man am wirtschaftlichen Alltagsgeschehen teilnehmen. Schon früh, spätestens mit Beginn einer Lehre o. ä.,
müssen sich auch junge Menschen mit der Einrichtung eines solchen Kontos auseinander setzen. Entsprechend wichtig sind ausreichende Informationen hinsichtlich der Möglichkeiten und
Risiken verschiedener Angebote in diesem Bereich, welche der vorliegende Text zusammenfasst. Insbesondere setzt er sich auch mit den rechtlichen Aspekten auseinander, die Minderjährige
bei der Einrichtung und Unterhaltung solcher Konten betreffen.
1. Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes zusammen.
Worauf kommt es bei der Entscheidung für ein Girokonto im Wesentlichen an?
Was ist im Besonderen zu beachten?
2. Wie stellt sich die Situation insbesondere für Minderjährige dar?
3. Verfügen Sie über ein Girokonto? Wenn ja, wie haben Sie die Entscheidung
getroffen und welche Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt?
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M 8: Herausforderungen für die Privaten Haushalte
Dieses Material fasst die wesentlichen Fragen zusammen, denen sich die Privaten Haushalte im
Bereich der finanziellen Allgemeinbildung zu stellen haben. Die Strukturierung entspricht der
Autfteilung der folgenden Materialien in den Komplexen dieser Einheit.
1. Mit welchen der aufgeführten Fragen haben Sie sich schon einmal beschäftigt?
2. Wählen Sie einen Komplex aus und versuchen Sie die hier gestellten Fragen auf
ihre eigene Lebenssituation bezogen zu beantworten.
M 9: Die Notwendigkeit von Regeln
M 9 führt in eine institutionentheoretische Betrachtungsweise ein. Für die Effizienz des finanziellen Sektors und das Vertrauen von Anlegern ist es zwingend erforderlich, dass gesetzliche
Rahmenbedingungen existieren. Institutionen sind gleichsam die „Spielregeln“ der Gesellschaft,
die gewährleisten, dass finanzielle Transaktionen effizient durchgeführt werden können.
Üblicherweise können drei Arten von Institutionen unterschieden werden: Organisationen (z. B.
Staat, Unternehmen,Verbände), Entscheidungssysteme (z. B. Markt, Bürokratie,Verhandlungen)
und Normen,Traditionen sowie Verhaltensregeln. Bewährte Verhaltensmuster entlasten von
der Notwendigkeit, sich ständig neu orientieren zu müssen und schaffen Verhaltenssicherheiten.
1. Wie können Effizienz und Wachstum des finanziellen Sektors mit Hilfe von
Institutionen gesichert werden?
2. Welche Aufgaben hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) in diesem Zusammenhang?
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Komplex 2 „Der Umgang mit Lebensrisiken“ (M 10 – M 19)
M 10: Ein Unfall mit katastrophalen Folgen
Die kurze Episode verdeutlicht, dass jederzeit im Leben unvorhergesehene Ereignisse eintreten
können, die eine Fortführung des bisherigen Lebensstils unmöglich machen. Um die hieraus
resultierenden Folgen zumindest abzupuffern bedarf es unterschiedlicher Versicherungen. Hierbei sind die für alle Menschen in gleichem Maße notwendigen Absicherungen (z. B. Haftpflicht,
Berufsunfähigkeitsversicherung) von denjenigen zu unterscheiden, die sich aus den individuellen Lebensverhältnissen (z. B. Haus- und Grundstücksbesitz) ergeben.
1. Im vorliegenden Fall hat ein Verkehrsunfall für Herrn P. schwerwiegende
Folgen für die weitere Lebensführung.Welche anderen Ereignisse im Leben
eines Menschen können vergleichbare Folgen zeitigen?
2. Welche unterschiedlichen Lebensrisiken werden im Text genannt?
3. Welche Aussage lässt sich auf der Basis der vorliegenden Beschreibung
bezüglich der Notwendigkeit einer ausreichenden Absicherung gegen
unterschiedliche Lebensrisiken machen?
4. Wie würde das weitere Leben des Herrn P. mit und ohne adäquaten
Versicherungsschutz aussehen?
M 11: Was kann in meinem Leben passieren, das mich in finanzielle
Schwierigkeiten bringt?
Das Leben ist risikoreich. Die Absicherung der finanziellen Risikofolgen ist ein Teil der wirtschaftlichen Planung eines jeden Einzelnen. In diesem Text wird erläutert, wie finanzielle Risiken entstehen können und wodurch die Absicherung des Risikoverhaltens beeinflusst wird.
1. Welche Arten finanzieller Risiken können unterschieden werden?
Geben Sie dazu jeweils drei Beispiele.
2. Beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen dem individuellen
Risikoverhalten und der finanziellen Absicherung.
M 12: Wie funktioniert eine Versicherung?
Die finanziellen Folgen von bestimmten Lebensrisiken lassen sich mithilfe von Versicherungen
minimieren. Um die verschiedenen Versicherungsprodukte effizient bewerten und auswählen
zu können ist es erforderlich, einen generellen Überblick über die Funktionsweise einer Versicherung zu erhalten.
1. Grenzen Sie Muss- , Kann- und „überflüssige“ Versicherungen voneinander ab.
2. Welche Problematik besteht bei so genannten Kombiprodukten?
3. Woran erkennt man die Produktqualität einer Versicherung?
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M 13: Nutzen und Kosten einer Versicherung
Nutzen und Kosten einer Versicherung können oftmals in einem ambivalenten Verhältnis zueinander stehen. Um den konkreten Versicherungsbedarf optimal zu ermitteln müssen neben dem
Vergleich der angebotenen Versicherungsprodukte verschiedene persönliche Kriterien berücksichtigt werden.
1. Ermitteln Sie im Internet (z. B. www.bundderversicherten.de) Ihren
persönlichen Versicherungsbedarf anhand der Tabelle.
2. Bewerten Sie die Priorität jeder Versicherung entsprechend Ihrem persönlichen
Risiko.
3. Prüfen Sie abschließend mögliche Problematiken in Bezug auf Haftung,
Risiko und langfristige Bindung.
M 14: Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Daseinsvorsorge
In einer demokratischen Gesellschaft gibt es zwei sozialpolitische Leitbilder zur Absicherung
von finanziellen Lebensrisiken: Das Leitbild des Sozialstaates und das der Leistungsgesellschaft.
Je nach Dominanz eines Leitbildes werden unterschiedliche Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Daseinsvorsorge präferiert. Das Material veranschaulicht diese verschiedenen Prinzipien vor dem jeweiligen Hintergrund der sozialpolitischen Leitbilder.
1. Erläutern Sie die in der Grafik dargestellten Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Daseinsvorsorge mit eigenen Worten.
2. Bewerten Sie die in Frage 1 aufgezeigten Prinzipien bezüglich ihrer marktwirtschaftlichen Einordnung.
M 15: Schützen und Sparen - Vor dem Anlagekonzept steht das Sicherheitskonzept
Für den Versicherungsnehmer hat das Sicherheitskonzept oberste Priorität. Bei der Bewertung
von Nutzen, Kosten und Risiko ist immer auch der Sicherheitsaspekt zu berücksichtigen. In dem
Artikel wird verdeutlicht, welche Schwierigkeiten bei der effizienten Beurteilung von Versicherungsprodukten im Hinblick auf Anlage- und Sicherheitskonzept entstehen können.
1. Verdeutlichen Sie den Zusammenhang zwischen dem Anlage- und Sicherheitskonzept aus der Perspektive eines Versicherungsnehmers.
2. Stellen Sie die wesentlichen Positionen der Verbraucherschützer in Bezug auf
das Anlage- und Sicherheitskonzept von Versicherungsnehmern mithilfe einer
Internetrecherche dar.
24
macht
Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
M 16: Unterschätztes Risiko Berufsunfähigkeit
Die Priorität der Nachfrage nach Versicherungsprodukten ist individuell unterschiedlich. Es gibt
jedoch existenzbedrohende finanzielle Risiken, die generell abgesichert werden sollten, wie
z. B. die Berufsunfähigkeit. Der Beitrag verdeutlicht exemplarisch, dass die Notwendigkeit der
Existenzsicherung oft unterschätzt wird.
1. Stellen Sie – mithilfe einer Internetrecherche – die Empfehlungen des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen und des Bundes der Versicherten zu notwendigen Versicherungsabschlüssen und Altersvorsorge einander gegenüber
und geben Sie eine kritische Bewertung ab.
2. Warum rät der Bund der Versicherten von einer Verbindung Geldanlage und
Vorsorge ab? Wie beurteilen Sie die Begründung?
M 17: Zinstief belastet Lebensversicherer
Wie sicher sind die zukünftigen Ertragserwartungen von Lebensversicherungen? Wie wirkt sich
die Zinsentwicklung auf die Überschussbeteiligung aus? Welche Rolle spielen der DAX und eine
Börsenkrise? Diese und weitere Fragen sind bei einem Abschluss einer Lebensversicherung
explizit zu berücksichtigen. Der Artikel beleuchtet diese Problematik und weist auf sogenannte
„tückische Trends“ hin.
1. Welche Faktoren sind für die Beurteilung der zukünftigen Ertragserwartung
von Lebensversicherungen zu berücksichtigen und wie wirken sie sich aus?
2. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin)
die Allfinanzaufsicht. Ermitteln Sie die wesentlichen Aufgaben und Ziele, die
organisatorische Struktur und Gremien sowie das Leitbild der BaFin
(www.bafin.de).Welche Aufgabe kommt der BaFin bei Versicherungsgeschäften
zu?
M 18: Mehr Rente für Kranke und Raucher
Private Versicherungsunternehmen versichern aufgrund eines möglichen moralischen Risikoverhaltens potentieller Versicherungsnehmer Personen ab einer bestimmten Altersgrenze oder
mit (Vor-)Erkrankungen im Allgemeinen nicht. Um jedoch neue Kunden zu akquirieren, beabsichtigt beispielsweise der Rückversicherer Hannover Rück neue Lebensversicherungsprodukte
in Deutschland zu etablieren.
1. Was ist unter einem Spezialanbieter von (Lebens-)Versicherungen zu verstehen?
2. Stellen Sie dar, wie sich die demographische Entwicklung auf die Etablierung
neuer Versicherungsprodukte auswirkt.
25
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
M 19: Der richtige Zeitpunkt
Zum Abschluss dieses Komplexes geht es noch einmal um den richtigen Zeitpunkt des
Abschlusses unterschiedlicher Versicherungen.Während einige sehr früh (Haftpflicht, Berufsunfähigkeitsversicherung) Sinn machen, sind andere an späte Lebensphasen oder Ereignisse (z. B.
Erwerb von Grundstück oder Haus) gekoppelt. Deutlich muss werden, dass man sich in jeder
Lebensphase über die akuten Lebensrisiken bewusst sein muss, um entsprechende Absicherungen zu treffen.
Ordnen Sie die genannten Versicherungstypen den Lebensphasen zu, in denen
ein Abschluss sinnvoll erscheint. Begründen Sie Ihre Meinung.
Komplex 3 „Vermögensaufbau und Altersvorsorge“ (M 20 – M 28)
M 20: Sparen will gelernt sein!
Mit dieser kurzen Episode werden die grundlegenden Fragestellungen des dritten Inhaltskomplexes eingeführt. Im Zentrum steht die Frage des richtigen Verhältnisses zwischen Konsum,
Sparen und Altersvorsorge, mit welcher sich aufgrund des demografischen Wandels heutzutage
bereits Jugendliche bzw. junge Erwachsene zu beschäftigen haben.
1. Judith K. hat sich im vorliegenden Beispiel zwischen mehreren Optionen zu entscheiden.Welche sind dies?
2. Wie bewerten Sie die folgende Aussage von Judith K.: „Wäre es nicht sinnvoll
sich erstmal mit allem auszustatten und dann mit 40 oder so an die Rente zu
denken?“ Begründen Sie Ihre Meinung.
M 21: Vermögensbildung
Im Material werden grundlegende Begriffe der Vermögensbildung erklärt. Eine Geldanlage
bedeutet grundsätzlich, dass Menschen Teile ihres Einkommens nicht für den täglichen Konsum
verwenden. Dies erfolgt zumeist aus drei Motiven: (a) Liquidität bzw.Verfügbarkeit von Geld,
um die Kosten des täglichen Lebens und regelmäßig wiederkehrende Ausgaben zu bestreiten,
(b) Absicherungs- bzw.Versicherungsmotiv, um Risiken abzusichern (z. B. Berufsunfähigkeit), (c)
Absicherung des Lebensstandards im Alter.
1. Warum bilden Menschen Vermögen?
2. Welche Arten der Vermögensbildung können unterschieden werden?
3. Wie stellt sich die Vermögensbildung in Deutschland statistisch dar?
4. Recherchieren Sie im Internet die aktuelle Sparquote der Privaten Haushalte in
Deutschland (z. B. www.bundesbank.de)
26
macht
Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
M 22: Dreiecksverhältnis: Liquidität – Rendite – Sicherheit
Im Material werden grundlegende Beurteilungskriterien für eine Geldanlage thematisiert. Der
wichtigste Grundsatz jeder Geldanlage beinhaltet, dass eine höhere Rendite in der Regel nur
erzielt werden kann, wenn dafür ein höheres Risiko eingegangen, d. h. eine geringere Sicherheit
in Kauf genommen wird. Das Risiko einer Geldanlage resultiert aus der Tatsache, dass es sich bei
der Anlage von Geld um eine in die Zukunft gerichtete Entscheidung handelt. Niemand kann
jedoch, auch wenn er sich noch so bemüht, vorhersagen, wie die wirtschaftliche Entwicklung
verlaufen und eine Geldanlage sich in der Zukunft entwickeln wird. Der Risikobegriff beinhaltet
zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Negative Renditeabweichung im Sinne einer Ausfallwahrscheinlichkeit (bestimmte Mindestrendite wird nicht erreicht) und positive Abweichung (Mindestrendite wird übertroffen).
1. Was bedeuten Liquidität, Sicherheit (Risiko), Rendite?
2. In welchem Spannungsfeld bewegt sich jede Vermögensanlage?
M 23: Turbo für Ihr Vermögen: Der Zinseszins
Der Zinseszinseffekt bedeutet, dass die anfallenden Erträge einer Geldanlage (Zinsen oder Dividenden) regelmäßig wieder angelegt werden.Werden beispielsweise 1 000 Euro zu 3 Prozent
angelegt, erhält man am Ende des Jahres 30 Euro Zinsen; bei Wiederanlage werden aus dem
Anfangsvermögen 1 030 Euro. Fallen im zweiten Jahr 30,90 Euro an Zinsen an, erhöht sich das
Anfangsvermögen bei Wiederanlage auf 1 060,90 Euro usw.
Bitte beachten Sie, dass sich auf der beigelegten CD-ROM einfache Zahlenbeispiele hierzu finden.
1. Was bedeutet der Zinseszins?
2. Sie legen auf Ihrem Sparkonto 5.000 Euro zum Zinssatz von 3 % für fünf Jahre
an. Unter der Annahme Sie hätten keine Steuern zu zahlen und legten die
anfallenden Erträge regelmäßig wieder an:Welche Höhe erreicht der Endbestand ihrer Geldanlage nach fünf Jahren?
27
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
M 24: Anleger im Anlagenotstand – Welche Konsequenzen sich für Investoren aus den
niedrigen Renditen ergeben
Im Material werden unterschiedliche Geldanlagemöglichkeiten vor dem Hintergrund der aktuellen Situation diskutiert. Die Gesamtrendite bzw. effektive Rendite jeder Anlageform setzt
sich grundsätzlich aus mehreren Komponenten zusammen. Der laufende Ertrag einer Anleihe
besteht mehr oder minder aus dem Zins, der vom Emittenten an den Inhaber der Anleihe gezahlt wird. Eine Anleihe kann Wertveränderungen unterliegen, indem der Kurs, d. h. der Preis für
Verkauf und Rückkauf sich verändert. Zudem sollte der Anleger auf eine kostengünstige Verwaltung achten und steuerliche Aspekte bei der Anlageentscheidung berücksichtigen. D. h. die
effektive Rendite ergibt sich, wenn von den Erträgen u. a. zu zahlende Steuern und die Verwaltungskosten abgezogen werden. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass manche Anlageformen
staatlich gefördert werden.
1. Welche Anlageformen können unterschieden werden?
2. Warum sind die Renditen quer durch alle Märkte geringer geworden?
3. Recherchieren Sie im Internet am Beispiel von General Motors, wie die
Bonität der Anleihe von namhaften Rating-Agenturen bewertet wird
(z. B. www.handelsblatt.com).
M 25: Beurteilung verschiedener Anlageformen
Es werden exemplarisch unterschiedliche Anlageformen aufgelistet, die mit Hilfe von Kriterien
zu bewerten sind; d. h. vorher erarbeitete Beurteilungskriterien sind auf die ausgewählten Anlagemöglichkeiten anzuwenden. Die unten angegebenen Zinswerte u. ä. entstammen dem Jahr
2000. Ggf. ist es erforderlich, einzelne Anlageformen mit Hilfe einer Internetrecherche zu präzisieren (z. B. www.handelsblatt.com) bzw. akutelle Zinssätze zu ermitteln.
1. Beurteilen Sie die unterschiedlichen Anlageformen im Hinblick auf Sicherheit
(Risiko), Rentabilität, Liquidität, Bequemlichkeit und „Spaßfaktor“.
2. Präzisieren Sie zuvor die einzelnen Anlageformen mit Hilfe einer Internetrecherche (z. B. www.handelsblatt.com).
28
macht
Schule
+H
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
Die folgende Auflistung zeigt exemplarisch Beurteilungsaspekte als „Lösungshilfe“ auf:
Beurteilungsaspekte
Liquidität
Bequemlichkeit „Spaßfaktor“
Anlageform
Sicherheit
Rentabilität
Girokonto
bei „eingesessenen“
Banken und
Sparkassen
sehr hoch
i.d.R. keine oder
nur sehr geringe
Verzinsung;
bei Überziehung
hohe Belastung
mit Kontokorrentzinsen
sehr hoch;
Guthaben jederzeit verfügbar
sehr hoch
gleich Null
Sparbuch
bei „eingesessenen“
Banken und
Sparkassen
sowie der Post
sehr hoch
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 3 % p.a.
bis zu 2 000 DM
monatlich jederzeit verfügbar;
darüber hinaus
fallen „Vorschusszinsen“
an
sehr hoch
gleich Null
Sparbuch mit
vereinbarter
Kündigungsfrist
bei „eingesessenen“
Banken und
Sparkassen
sehr hoch
im langjährigen nach Ablauf der
Durchschnitt ca. Kündigungszeit
4,5 % p.a.
verfügbar; bei
vorzeitiger Verwendung fallen
„Vorschusszinsen“ an
sehr hoch
gleich Null
Sparbriefe/
Sparkassenbriefe
bei „eingesessenen“
Banken und
Sparkassen
sehr hoch
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 5–6 % p.a.
sehr gering, da
nicht vorzeitig
kündbar;
Beleihung
möglich, aber:
Kreditzinsen
sind weit höher
als Sparzinsen
sehr hoch
gleich Null
Termingeld
(„Festgeld“)
bei „eingesessenen“
Banken und
Sparkassen
sehr hoch
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 3–4 % p.a.
nach Ablauf
der vereinbarten
Laufzeit (i.d.R.
1,3,6 oder
12 Monate)
verfügbar
sehr hoch,
z. B. automatische Verlängerung möglich
gleich Null
Bundesschatzbriefe
sehr hoch
(„öffentliche
Schuld“)
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 7 % p.a.
sehr hoch
sehr gering, da
Verzinsung im
Verlauf der Anlagedauer ansteigt
gleich Null
Bundesobligationen
im langjährigen
sehr hoch
Durchschnitt
(„öffentliche
ca. 7 % p.a.
Schuld“); allerdings: Zinsänderungsrisiko
sehr hoch
hoch, da vor
Ablauf der fünfjährigen Laufzeit
ein Verkauf an
der Börse möglich ist – zum
jeweiligen
Tageskurs
Ausnutzung von
Kursänderungen
möglich, die
durch Renditeänderungen
entstehen
29
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
Sicherheit
Rentabilität
Bundesanleihen
sehr hoch
(„öffentliche
Schuld“);
allerdings:
Zinsänderungsrisiko
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 7 % p.a.
sehr hoch
hoch, da vor
Ablauf der zehnjährigen Laufzeit
ein Verkauf an
der Börse möglich ist – zum
jeweils aktuellen
Kurs
Ausnutzung von
Kursänderungen
möglich, die
durch Renditeänderungen
entstehen
Industrieobligationen
abhängig von
der Bonität des
Emittenten;
Zinsänderungsrisiko
im langjährigen
Durchschnitt ca.
1 % p.a. über
Bundesanleihen
hoch, da vor
Ablauf der Laufzeit ein Verkauf
an der Börse
möglich ist
sehr hoch
Ausnutzung von
Kursänderungen
möglich, die
durch Renditeänderungen entstehen
i.d.R. sehr
gering; keine
allgemeingültige Angabe
möglich
sehr gering; da
bei vorzeitiger
Kündigung das
Recht auf günstigen Kredit entfällt
hoch; allerdings: der Zeitpunkt der
Kreditzuteilung
ist nicht sicher
vorhersehbar
gleich Null
Bausparvertrag bei „eingesessenen“
Bausparkassen
hoch
30
Beurteilungsaspekte
Liquidität
Bequemlichkeit „Spaßfaktor“
Anlageform
Börsennotierte
Aktien
Risiko der Kursentwicklung
und des Ausfalls
der Dividende;
Grundsatz: die
Sicherheit der
Aktienanlage
steigt mit
zunehmender
Streuung und
längerem
Anlagehorizont
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 10 % p.a.,
bestehend
aus Dividende,
Bezugsrechtserlösen und
Kurssteigerungen
hoch, da jederzeit ein Verkauf
an der Börse
möglich ist –
zum jeweils
aktuellen Kurs
hoch; zeitintensive Beschäftigung bei breit
gestreutem
Depot nicht
erforderlich
sehr hoch für
„interessierten
Aktionär“
Investmentfonds
hoch; strenge
Aufsicht durch
das Bundesaufsichtsamt
für das
Kreditwesen
abhängig vom
jeweiligen Anlageobjekt, z. B.
deutsche Rentenfonds ca. 6 %
p.a. (aber: relativ sicher), deutsche Aktienfonds ca. 8–9 %
p.a. (aber: spekulativer)
hoch, da jederzeit eine Rückgabe der Anteile
möglich ist –
zum jeweils
aktuellen Kurs
sehr hoch,
z. B. regelmäßige Anlage
auch kleiner
Beträge
mittel
Gold und
andere
Edelmetalle
naturwissenschaftlich hoch
langfristig keine
reale Rendite,
da weitgehend
unproduktive
Anlage
abhängig von
konkreter Form
der Anlage:
Barren, Münzen,
Schmuck, ...
Damit auch
abhängig von
der Nachfrage,
dem Zeitgeist,
usw.
hoch
abhängig von der
Mentalität des
Anlegers
macht
Schule
+H
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
Anlageform
Sicherheit
Rentabilität
Kunst und
Antiquitäten
abhängig von
abhängig von
der Nachfrage
Qualität und
und Modetrends Knappheit
Diamanten
hoch bei seriösen Anbietern;
aber auch
beliebtes Instrument für
unseriöse Anlageangebote
Immobilien
Beurteilungsaspekte
Liquidität
Bequemlichkeit „Spaßfaktor“
schnelle Verkäufe oft nur
mit erheblichen
Preisabschlägen möglich
hoch; allerdings
sind gute Fachkenntnisse
erforderlich
abhängig von
der Mentalität
des Anlegers
langfristig keine
reale Rendite,
da weitgehend
unproduktive
Anlage
schnelle Verkäufe oft nur mit
erheblichen
Preisabschlägen möglich
hoch; allerdings
sind gute Fachkenntnisse
erforderlich
abhängig von
der Mentalität
des Anlegers
technisch
sicher;
bei „Normalanlegern“ aber
kaum Streuung
möglich
Rendite oftmals
erst durch
steuerliche Vorteile gesichert
schnelle Verkäufe oft nur
mit erheblichen
Preisabschlägen
möglich
gering, da ständige Pflege
erforderlich ist
abhängig von
der Mentalität
des Anlegers
Kapitallebensversicherung
hoch, strenge
Anlagekriterien
für deutsche
Versicherungsgesellschaften
durch das
Versicherungsaufsichtsgesetz
garantierte
Verzinsung von
derzeit 4 % p.a.,
im langjährigen
Durchschnitt
ca. 6–7 % p.a.;
aber: Verlust
des Risikoanteils
sehr gering,
da bei vorzeitiger Vertragsauflösung
(„Rückkauf“)
zum Teil erhebliche Einbußen
entstehen
sehr hoch
gleich Null
Lotterien
abhängig von
Seriosität des
Vertragspartners
für Gesamtheit
aller Teilnehmer
negative Rendite; Lotterien
jedoch oftmals
mit humanitären
Zwecken
verknüpft
illiquide, da kein
Sekundärmarkt
für gekaufte
Lose besteht,
d.h. Lose lassen
sich kaum
weiterverkaufen
hoch
sehr hoch –
für interessierten
Anleger
Quelle: Brauer, U./Leven, F.-J. (2000): „Wirtschaft in die Schule!“, Geldanlage und Vermögensbildung des
privaten Haushalts, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt am Main, 100ff.
31
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
M 26: Demografischer Wandel und Altersvorsorge
Das Material dient als Einstieg in Thematik und Problemaufriss. Die gesetzliche Rentenversicherung beinhaltet ein Umlageverfahren, sodass die Beiträge der Versicherten für die Rentenzahlungen des jeweils nächsten Monats verwendet werden – es werden gegenwärtig so gut wie keine
Rücklagen gebildet. Grundlage der gesetzlichen Rentenversicherung ist der so genannte Generationenvertrag, d. h. dass die heute Berufstätigen mit ihren Beiträgen die Rente der Älteren
finanzieren – in der Erwartung, die kommende Generation bringe dann später die Renten für
sie auf. Der demographische Wandel stellt das gegenwärtige gesetzliche System der Altersvorsorge jedoch massiv in Frage.Weiterführende Informationen enthält M 27 „Gesetzliche Rentenversicherung und Altersvorsorge“.
1. Was ist der Generationenvertrag?
2. Welche Problematik beinhaltet die gesetzliche Rentenversicherung?
3. Recherchieren Sie im Internet Hintergrundinformationen zum Generationenvertrag (z. B. http://www.rente.com/grundlagen/generationenvertrag.htm).
4. Welche Alternativen zur derzeitigen Form der gesetzlichen Rentenversicherung
gibt es?
M 27: Gesetzliche Rentenversicherung und Altersvorsorge
Das Material dient dem Einstieg in die Thematik „Altersvorsorge“. Zahlreiche Studien deuten
darauf hin, dass viele Deutsche die Höhe ihrer zukünftigen Rente nicht richtig einschätzen.
Zumeist wird sie höher eingeschätzt als sie in Wirklichkeit sein wird. Zudem ist es um das Wissen der Deutschen zum Thema Altersvorsorge schlecht bestellt. Gemäß einer repräsentativen
Postbank-Studie (2005) wissen 81 Prozent der Deutschen nicht oder annähernd, dass die gesetzliche Rente ab 2005 schrittweise steuerpflichtig wird.Welche einschneidenden Veränderungen
bei der Altersvorsorge erfolgen hat viele Menschen bisher nicht erreicht. Das Institut für Demoskopie Allensbach hatte im Auftrag der Bank mehr als 2000 Deutsche befragt und erhebliche
Wissenslücken aufgedeckt.Von der so genannten „Rürup-Rente“ haben beispielsweise rund 80
Prozent der Befragten bislang noch nie etwas gehört.Auch die Chancen, die die Reform der
Altersvorsorge vielen Berufstätigen bietet, sind weithin nicht bekannt. So weiß kaum jemand,
dass die Beiträge zur privaten Altersvorsorge steuerlich stärker als bisher absetzbar sind.
Des Weiteren wird der notwendige Umbau des Systems der gesetzlichen Altersvorsorge thematisiert. Hierzu schreibt das Handelsblatt: „Nun kann eine Beruhigung der bisweilen schrillen Rentendebatte nicht schaden. So hoffnungslos, wie im Umfeld großer Geldinstitute gerne behauptet wird, ist die Lage des Umlagesystems nicht.Wichtige Reformen, die das Leistungsniveau um
ein Fünftel senken, sind von der Schröder-Regierung angegangen worden. Doch ein Blick auf
die Fakten zeigt, dass weiter gehandelt werden muss. Das erste Erfordernis liegt auf der Hand:
Wenn die seit 1990 bereits um drei bis fünf Jahre gestiegene Lebenserwartung der 65-Jährigen
bis 2030 vermutlich um weitere zwei bis drei Jahre zulegt, dann ist die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters eine logische Konsequenz. Sowohl die Herzog-Kommission der CDU als
auch die von Rot-Grün eingesetzte Rürup-Kommission hatten die „Rente mit 67“ gefordert.
Umstritten war nur das Tempo, mit dem die Erhöhung stufenweise ab 2011 erfolgen sollte:
Rürup empfahl einen langen Zeitraum von 25 Jahren, Herzog plädierte für zwölf Jahre.“
Quelle: www.handelsblatt.com (Stand 21.07.05)
32
macht
Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
1. Recherchieren Sie im Internet die drei Säulen der Altersvorsorge
(z. B.: www.dia-vorsorge.de).
2. Warum ist das System der gesetzlichen Alterssicherung im Umbruch?
3. Wie ist die Renditeerwartung der gesetzlichen Rentenversicherung?
Was könnten die Ursachen sein?
4. Welche Möglichkeiten sehen Sie, das System zu reformieren? Recherchieren Sie
unterschiedliche Positionen im Internet (z. B. Parteien, Sachverständige; z. B.:
www.handelsblatt.com, www.dia-vorsorge.de, www.bundesregierung.de)
M 28: Eigeninitiative wird immer wichtiger
In diesem Text wird hervorgehoben, dass in Zukunft zunehmend Eigenvorsorge zu leisten ist,
um die sinkenden Leistungen der gesetzlichen Rente zu ergänzen.Von vielen Finanzdienstleistern wird oftmals folgende Rechnung aufgestellt: Sie verdienen heute netto 3 000 Euro im
Monat, bekommen 1 750 Euro Rente, d. h. es ergibt sich eine so genannte „Versorgungslücke“
von 1 250 Euro. Hintergrund ist, dass üblicherweise vom Nettogehalt ausgegangen wird. Diesem
Betrag wird dann die Höhe der gesetzlichen Rente gegenüber gestellt. Folglich gilt es, die Versorgungslücke zu schließen und entsprechende Sparpläne zur Altersvorsorge bei den Finanzdienstleistern abzuschließen.Auch wenn es unstrittig ist, dass der Einzelne private kapitalgedeckte Formen der Altersvorsorge aufbauen muss, ist im Hinblick auf die „Versorgungslücke“
Folgendes zu berücksichtigen: Es kann jeder nur für sich selbst ermitteln, wie viel Kapital er
nach der Erwerbsphase tatsächlich braucht. Zunächst gilt es festzustellen, welche Versorgungsansprüche man bisher erworben hat. Des Weiteren ist zu klären, welcher Lebensstandard im
Alter gesichert werden soll; manche finanziellen Belastungen entfallen auch, wenn z. B. das Haus
abgezahlt, die Ausbildung der Kinder abgeschlossen ist usw. Zudem können beispielsweise Mieteinnahmen und andere finanzielle Zuwendungen die gesetzliche Rente ergänzen. Erst auf dieser
Grundlage ist zu überlegen, welche zusätzliche private Altersabsicherung bei Finanzdienstleistern erfolgen soll. Bei dieser Entscheidung sollte man sich nicht blind an einer „Versorgungslücke“ orientieren, die jemand anderes errechnet hat.
1. Wie kann eine zusätzliche private kapitalgedeckte Altersvorsorge in den
einzelnen Lebensphasen aufgebaut werden?
2. Recherchieren Sie im Internet, wie die Eigenvorsorge künftig vom Staat in
Form von Zulagen und Steuervorteilen unterstützt wird. (Internetlinks z. B.:
www.handelsblatt.com, www.bundesregierung.de)
33
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
Komplex 4 „Der Umgang mit Darlehen und Krediten“ (M 29 – M 37)
M 29: Verzicht? Nein, danke!
Die Einstiegsgeschichte zu diesem Komplex beschreibt die Sicht einer Person, die relativ unreflektiert den eigenen Konsumbedürfnissen frönt und dabei zahlreiche (Kredit-)Risiken eingeht.
Gleichzeitig wird die Gefahr der Überschuldung und das daraus resultierende gerichtliche
Insolvenzverfahren erstmals skizziert.
1. Welche unterschiedlichen Formen von Krediten und Darlehen werden im Text
genannt? Welche davon haben Sie schon einmal in Anspruch genommen?
2. Wie bewerten Sie das Verhalten des Erzählers? Welche Risiken geht er ein? Welche Konsequenzen könnten im negativen Falle aus diesem Verhalten entstehen?
M 30: Tchibo bietet Kredite zur Tasse Kaffee an
„Das Darlehen (auch: der Darlehensvertrag) ist ein schuldrechtlicher Vertrag, durch den der
Darlehensgeber verpflichtet wird, dem Darlehensnehmer einen bestimmten Geldbetrag oder
eine vereinbarte vertretbare Sache zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer wird verpflichtet, ein vereinbartes Darlehensentgelt zu zahlen und bei Fälligkeit den Betrag bzw. die
oder eine Sache gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten. Im Gegensatz zum Darlehen
versteht man meist unter Kredit eine Verbindlichkeit, die nach ihrem Entstehen nicht nur
getilgt, sondern unter bestimmten Umständen auch erhöht werden kann. Mangels eigener
gesetzlicher Regelungen beurteilt sich der Kredit nach den Gesetzesnormen über das Darlehen.“
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Darlehen, Stand: 26.7.05)
Das Material dient als fachlicher Einstieg in den Bereich Darlehen und Kredite; Ratenkredite
werden gegenwärtig von Banken, Sparkassen und Unternehmen (z. B. Kaffeeproduzenten) in
vielfältiger Weise angeboten:
3,9 % effektiver Jahrszins – die günstige Dispo-Alternative
Schlagen Sie Ihrer Bank ein Schnäppchen und lösen Sie Ihren teuren Dispo bei der
Hausbank ab. Sichern Sie sich jetzt die Sonderkonditonen des flexiblen Abrufkredits
zum Tchibo Tarif: 3,9 % eff.* garantiert für drei Monate bei Abschluß.
❚ Verfügungsrahmen schon ab 250 Euro bis zu 5 000 Euro
❚ Günstige Dispo-Alternative als ständige finanzielle Reserve
❚ Flexible Rückzahlung ab 13 Euro mtl.
❚ Ohne Bank- und Kontowechsel
❚ Keine Laufzeitbegrenzung
❚ Zinsen fallen nur bei Inanspruchnahme an
❚ Nur für Privatpersonen/Nicht-Selbständige“
Quelle: www.tchibo.de (Stand: 26.07.05)
34
Tchibo-Werbetext
macht
Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
Konsumentenkredite können oftmals bis zu einer gewissen Höhe ohne SCHUFA-Abfrage und
Bonitätsprüfung aufgenommen werden. Gemäß dem Schulden-Kompass 2004 der SCHUFA
haben insbesondere die 20- bis 29-Jährigen die meisten Schwierigkeiten Konsumentenkredite
zurückzuzahlen. In dem Artikel wird aufgezeigt, wie ein Unternehmen aus Gründen der
Diversifikation versucht, den Konsumenten die Kreditnachfrage leicht zu machen.
1. Vergleichen Sie das Kreditangebot von Tchibo (www.tchibo.de) mit den
Konditionen unterschiedlicher Kreditinstitute in Bezug auf Kreditsumme,
Laufzeit und effektiven Jahreszins sowie eventueller Zusatzleistungen.
2. Wie bewerten Sie die Zusatzleistung der „kostenlosen“ EC-Card?
Ist diese Leistung ein positiver oder negativer Nebeneffekt?
3. Ermitteln Sie im Internet, worauf es im Wesentlichen ankommt, wenn
Verbraucher einen Ratenkredit aufnehmen wollen.
4. Es gibt auf dem Markt auch Kreditkarten für Kinder und Jugendliche. Recherchieren Sie entsprechende Angebote im Internet.Welche Möglichkeiten aber
auch Risiken sind mit diesen Angeboten verbunden? Wie bewerten Sie diese?
M 31: Kredite als Wunscherfüllungsprogramm
Das „Machen von Schulden“, d. h. die Nutzung von Konsumentenkrediten zur Finanzierung von
Waren und Dienstleitungen, ist in der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland quasi
„normal“ geworden. Sogenannte „Kleinkredite“ werden häufig leicht eingeräumt. Mit der Einführung von bargeldlosem Zahlungsverkehr – 1967 wurde die Scheckkarte institutionalisiert –
und von Dispositionskrediten 1968 durch die Sparkassen wurde dieser Trend erheblich unterstützt; Lohn- und Gehaltsempfänger wurden zunehmend in das bankenmäßig organisierte Geldund Kreditwesen integriert. Die Aufnahme von Konsumentenkrediten zur Finanzierung von
Waren und Dienstleistungen wurde zur gesellschaftlichen Normalität. Für Private Haushalte
wurde die Kreditaufnahme neben der Ersparnisbildung zur wichtigsten Möglichkeit der Anpassung der Bezahlung von Waren und Dienstleistungen an den periodischen Fluss der Entlohnung, d. h. zu einer wesentlichen Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe. Schwierig wird
die Rückzahlung für jene, die nicht bzw. nicht mehr in der Lage sind, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Für diese Menschen wird aus dem „Normalfall“ der Verschuldung der
„Problemfall“ der Überschuldung. Der Text beschäftigt sich mit dieser Problematik und weist
auf Unterschiede zwischen Dispositions-, Konsumenten- sowie Hypothekenkredit hin.
1. Welche Problematik kann sich für den Kreditnehmer ergeben, wenn die
finanzielle Situation vor Kreditvergabe nicht geprüft wird?
2. Kleinkredite werden häufig leichtfertig eingeräumt.Was bedeutet das und
womit lässt sich dieses Verhalten der Anbieter begründen?
3. Erläutern Sie in eigenen Worten die Unterschiede zwischen Dispositions-,
Konsumenten- und Hypothekenkredit.
35
macht
Schule
+H
Lehrerhandreichung
M 32: Nur wenige kaufen im Einzelhandel auf Pump – Verbraucher meiden
zunehmend Konsumentenkredite
Im Material wird thematisiert, dass die Aufnahme von Konsumentenkrediten relativ einfach ist
und insbesondere für den Einzelhandel eine notwendige Form der Finanzierung und des wirtschaftlichen Wachstums darstellt. „Für den kurzfristigen Geldbedarf bieten die Banken ihren privaten Kunden die Möglichkeit, laufende Konten – überwiegend sind es Lohn- oder Gehaltskonten - formlos ohne Rückfrage zu überziehen.Verfügungs-, Dispositions- oder Überziehungskredit
sind die gebräuchlichsten Bezeichnungen dieser Kreditart. Der Höchstbetrag liegt in der Regel
bei drei Netto-Monatsgehältern.Voraussetzung für die Inanspruchnahme ist, dass das Konto
bereits eine zeitlang besteht und ordnungsgemäß geführt wurde. Dem Bankkunden wird damit
eine einfache und bequeme Überbrückungshilfe geboten. Es sind weder Antragsformulare
notwendig, noch muss der Kunde zusätzlich Sicherheiten bieten. Die Rückzahlung erfolgt in
der Regel durch folgende Lohn- bzw. Gehaltseingänge. Um beim Erwerb größerer Anschaffungen mit längerfristigen Finanzierungen helfen zu können, haben die Geldinstitute Kreditformen
entwickelt, die als Ratenkredite oder Rahmenkredite in Beträgen bis zu 25 000 Euro angeboten
werden.“ (Quelle: http://www.aspect-online.de/prodinfo/abc_bank/konsumenten.htm,
Stand 22.7.05)
Mit einer möglichen Zurückhaltung der Verbraucher bei der Aufnahme von Konsumkrediten ist
die Gefahr von Umsatzrückgängen im Einzelhandel verbunden.
1. Warum nimmt die Nachfrage nach Konsumentenkrediten immer weiter ab?
2. Was versteht man unter dem so genannten „Angstsparen“?
3. Informieren Sie sich bei Banken und Sparkassen, wie hoch der Zinssatz für
sogenannte Dispo-Kredite ist.
4. Informieren Sie sich bei Banken und Sparkassen über die Konditionen für eine
Kreditaufnahme bis 25 000 Euro.
5. Welche Bedeutung hat die Gewährung von Konsumentenkrediten für den
Einzelhandel?
M 33: Karikaturen Kreditabschlüsse
Die beiden Karikaturen können als Gesprächsanlässe zum Einsatz kommen, um mit Schülerinnen und Schülern mögliche Schwierigkeiten beim Abschluss von Kreditverträgen zu thematisieren.
1. Analysieren Sie die vorliegenden Karikaturen.Welche möglichen Probleme
beim Abschluss von Kreditverträgen werden hier thematisiert?
2. Karikatur 1:Welche Personenkreise werden i. d. R. Probleme bei der
Kreditgewährung durch Banken u. ä. zu erwarten haben?
Wie lässt sich dies begründen?
3. Karikatur 2:Welche Risiken sind bezüglich zukünftiger finanzieller
Belastungen beim Abschluss eines Kreditvertrages zu beachten?
4. Welche weiteren Schwierigkeiten/Risiken können beim Abschluss eines
Kreditvertrages auftreten? Wie sind solche Probleme zu umgehen?
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Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
M 34: Verträge sind für Laien oft tückisch und undurchschaubar
In diesem Artikel wird Leasing als eine besondere Form der Finanzierung von Konsumgütern
vorgestellt. Leasing-Verträge sind – juristisch gesehen – eine Art von Mietverträgen und werden
unter gleichen Gesichtspunkten erstellt und behandelt. Der herstellerabhängige Leasing-Vertrag
ist tendenziell ein Mietvertrag, der Leasing-Geber bleibt Besitzer des Objekts und ist für Wartung, Reparaturen und Versicherung verantwortlich. Beim Finanzierungs-Leasing-Vertrag ist der
Leasingnehmer der Besitzer und hat somit anfallende Kosten zu tragen. Laufzeit, Höhe der Raten
und Zahlungsweise sind oftmals Verhandlungssache. Gesamtangebot und die Zusammensetzung
der einzelnen Leasingraten sollten genau aufgeschlüsselt und verschiedene Angebote miteinander verglichen werden. Es ist grundsätzlich darauf zu achten, dass der Restwert des Objekts
möglichst realistisch eingeschätzt wird, denn zu niedrig eingestufte Restwerte treiben die
Monatsraten in die Höhe. Außerdem sollte im Vertrag bestätigt werden, dass das geleaste Objekt
im Falle der Insolvenz des Leasinggebers nicht in die Konkursmasse fällt. Für Privatpersonen ist
oftmals die Aufnahme eines Kredits günstiger als der Abschluss eines Leasing-Vertrags.
1. Was ist ein Leasing-Vertrag?
2. Welche Problematiken beinhalten Leasing-Verträge mit Teilamortisation?
3. Welche Risiken beinhalten Leasing-Verträge für den Vertragsnehmer?
4. Ermitteln Sie, ob für einen Arbeitnehmer hinsichtlich des Kaufs eines neuen
PKWs Leasing oder Kreditaufnahme bei einer Bank oder Sparkasse günstiger
ist.
M 35: Schuldenfalle
Es gilt den Unterschied zwischen der Verschuldung und der Überschuldung deutlich zu
machen.Während Verschuldung ein „normales“ Element der Sozialen Marktwirtschaft ist und
Chancen eröffnet aber auch Risiken birgt, ist Überschuldung ein gravierendes Problem sozialer
Diskriminierung und Verarmung. 8,1 Prozent aller Haushalte waren 2004 überschuldet, d. h.
konnten nach Abzug der Lebenshaltungskosten ihre Schulden nicht fristgerecht zurückzahlen.
In einer Marktwirtschaft ist es nicht sinnvoll, Kredite grundsätzlich zu vermeiden, sondern ihre
soziale, produktive Funktion ist zu stärken. Produktive Kredite eröffnen Chancen (z. B. Kauf
eines Autos, um zur Arbeit zu gelangen), während unproduktive die Gefahr der Überschuldung
beinhalten.Wer von der Teilhabe an Krediten ausgeschlossen wird, gehört zu den „neuen
Armen“ der Gesellschaft.Allerdings ist die Tendenz nicht zu verharmlosen, dass insbesondere
Einkommensschwache mit höheren Kreditkosten belastet werden als einkommensstärkere
Gruppen („The poor pay more“).
1. Warum hält der Schuldentrend deutscher Konsumenten an?
2. Wie unterscheidet sich die Verschuldung von der Überschuldung?
3. Welches sind die wesentlichen Ursachen für Überschuldung?
4. Wie hat sich die Ver- bzw. Überschuldung der deutschen Bevölkerung in den
letzten Jahren entwickelt? Wie stellt sich diese Entwicklung bei Jugendlichen
dar?
5. Sollten in der Marktwirtschaft Kredite grundsätzlich vermieden werden, damit
weder eine Ver- noch eine Überschuldung entsteht?
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Lehrerhandreichung
M 36: Wertewandel und Verschuldung
Die Auswertung des SCHUFA-Datenbestandes 2004 zu spezifischen Problemen von Konsumentenkrediten lässt sich in folgenden Kernthesen zusammenfassen:
■ Zahlungsstörungen haben stärker zugenommen als
Privatinsolvenzen und eidesstattliche Versicherungen.
■ 20- bis 29-Jährige haben die meisten Zahlungsschwierigkeiten.
■ Neu aufgenommene Konsumentenkredite betragen im Westen
(Osten) durchschnittlich 8 533 (7 129) Euro.
■ Mehr als zwei Drittel der Konsumentenkredite sind niedriger
als 11 000 Euro.
■ Die Kreditausfallquote liegt bei weniger als 2,5 %.
■ Über 22 % der ausgefallenen Kredite betrugen weniger als
2 000 Euro.
■ Ausgefallene Kredite betragen im Westen (Osten) durchschnittlich
8 717 (7 280) Euro.
■ Es gibt eine Abnahme der ausgefallenen Kredite bis zu 5 000 Euro
von 44,0 % auf 42,8 %.
(Quelle: SCHUFA HOLDING AG (Hg.): Schulden-Kompass 2004. Empirische Indikatoren der privaten
Ver- und Überschuldung in Deutschland, Wiesbaden, 8)
Soziodemographische Einflussfaktoren wie Geschlecht,Alter, Bildungsabschluss und Haushaltseinkommen wirken sich wie folgt auf die Einstellung zur Verschuldung aus:
■ Frauen und Männer betrachten die Einkommensverknappung und
wirtschaftliche Nöte nahezu gleichermaßen als Ursache für die
Verschuldung.
■ Jüngere Menschen (bis 29 Jahre) sind bei der Verschuldung
konsumorientierter.
■ Je geringer der formale Bildungsgrad, desto stärker werden Ur-
sachen der Verschuldung in wirtschaftlichen Zwängen gesehen.
■ Je geringer das Haushaltsnettoeinkommen, desto stärker werden
Ursachen der Verschuldung in wirtschaftlichen Zwängen gesehen.
(Quelle: SCHUFA HOLDING AG (Hg.): Schulden-Kompass 2004. Empirische Indikatoren der privaten
Ver- und Überschuldung in Deutschland, Wiesbaden, 9)
Das vorliegende Material bezieht sich auf Einstellungsuntersuchungen im Rahmen der SCHUFAStudie zum Thema Wertewandel im Bereich privater Verschuldung. Die Ergebnisse zeigen, dass
Konsumkredite in der Regel aufgrund allgemeiner gesellschaftlicher Trends und aus wirtschaftlichen Zwängen aufgenommen werden, weniger aufgrund einer hohen Konsumorientierung:
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Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
Faktorwert
■ Verschuldung – Trend zu einer modernen Gesellschaft
2,4 1)
❚ Wünsche sind größer geworden, man ist heute nicht mehr so bescheiden
❚ Traditionelle Werte sind ersetzt worden durch Konsum-/Statussymbole
■ Verschuldung aus wirtschaftlichen Zwängen
2,3
❚ Lebensunterhalt immer teurer/Einkommen reicht meist nicht mehr aus
❚ Schlechte wirtschaftliche Lage (z. B.Arbeitslosigkeit) zwingt zum Schulden-Machen
■ Verschuldung als Folge hoher Konsumorientierung
3,8
❚ Wenn ich etwas haben will, kaufe ich es.
❚ Wenn mir etwas wichtig ist, nehme ich Schulden in Kauf.
(Quelle: SCHUFA HOLDING AG (Hg.): Schulden-Kompass 2004. Empirische Indikatoren der privaten
Ver- und Überschuldung in Deutschland, Wiesbaden, 89 ff.)
1. Nennen Sie verschiedene Gründe für eine mögliche Verschuldung.
2. Inwiefern ist eine Wertewandel bezüglich des Inkaufnehmens von Verschuldung
zu erkennen? Wie ist dieser zu erklären?
M 37: Privatinsolvenz – der Weg aus der Schuldenspirale
Ca. 2,8 Millionen deutsche Haushalte sitzen so tief im Schuldensumpf, dass sie sich aus eigener
Kraft nicht mehr daraus befreien können. Im Material wird thematisiert, welche Chance überschuldete Menschen – mit dem In-Kraft-Treten der neuen Insolvenzordnung am l. Januar 1999
und der Reform 2001 – bezüglich eines Neuanfanges, d. h. auf einen Konkurs mit Restschuldbefreiung haben. Der Prozess der Entschuldung dauert sieben Jahre. Ein Privatkonkurs muss bei
Gericht beantragt werden und bedeutet:Wer sieben Jahre lang jede zumutbare Arbeit annimmt
und seinen Lohn bis auf den pfändungsfreien Teil an die Gläubiger zurückzahlt, ist danach alle
seine Altschulden los. Das Verfahren wurde jetzt gestrafft. Die Wohlverhaltensphase beträgt
künftig nur noch sechs Jahre.
Aufgrund der hoher anfallender Kosten für den Staat wird allerdings derzeit eine Straffung des
Privatinsolvenzverfahrens auf politischer Ebene diskutiert. Es gilt, die Entwicklungen in diesem
Bereich in der näheren Zukunft zu beobachten.
1. Welche Möglichkeiten bietet die Privatinsolvenz für überschuldete Personen,
sich aus der Schuldenfalle zu befreien?
2. Für alle Gläubiger gilt während des Entschuldungsprozesses ein Moratorium.
Was bedeutet das?
3. Recherchieren Sie im Internet, wie ein Insolvenzverfahren abläuft. (z. B. .
http://srv-deutschland.de, http://www.insolvenzrecht.info/privatinsolvenz.htm)
4. Ermitteln Sie im Internet möglichst seriöse Schuldnerberatungen. (z. B.
www.schuldnerberatung.de)
1)
5 = stimme gar nicht zu · 1 = stimme voll zu
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Lehrerhandreichung
Komplex 5 Praxiskontakte „Finanzielle Allgemeinbildung“ (M 38 – M 41)
M 38: Methode Expertenbefragung
M 39: Methode Rollenspiel
Das Materialen beschreiben den Ablauf der Methoden „Expertenbefragung“ und „Rollenspiel“
und liefern sowohl der Lehrkraft wie auch den Schülerinnen und Schülern jeweils Checklisten
zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der genannten Methoden.
M 40: Vorschlag Rollenspielszenario
Neben der Möglichkeit des klassischen Expertengespräches bietet es sich zur Erarbeitung
unterschiedlicher Aspekte der finanziellen Allgemeinbildung auch an, ein Rollenspiel unter der
Einbindung externer Experten (s. M 42) unterschiedliche Informations- und Beratungsgespräche zu simulieren.
Mit Hilfe dieser Vorgehensweise sollen Schülerinnen und Schüler
1. Strategien zur Bewältigung der Informationsfülle im Markt für Finanzprodukte kennen lernen
und anwenden sowie
2. Sstrategien zur Führung von Gesprächen mit Anbietern von Finanzdienstleistungen entwickeln können.
Hierbei ist folgende Vorgehensweise denkbar:
1. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich Grundlagenkenntnisse der finanziellen Allgemeinbildung mit Hilfe der Materialien dieser Unterrichtseinheit an.
2. Sie setzen sich mit einer konkreten Situation (im vorliegenden Falle: Gründung eines Haushaltes) auseinander und recherchieren im Internet die in diesem Zusammenhang relevanten
Informationen und Angebote.
3. Sie bereiten sich auf ein Beratungsgespräch mit dem Experten vor, führen dieses durch und
analysieren anschließend dessen Verlauf, wobei der Experte generelle Tipps, Regeln u. ä. liefert.
Das vorliegende Material konkretisiert ein mögliches Rollenspielszenario inklusive Aufgabenstellungen. Im Zentrum steht dabei die Notwendigkeit der Aufstellung eines Haushaltsplanes,
der u. a. folgenden Ausgabenposten enthalten sollte:
Kategorien für feste Ausgaben (Beispiele)
■ Miete einschl. Nebenkosten oder Kosten für Wohneigentum
einschließlich Nebenkosten
■ Strom, Gas,Wasser, Heizenergiekosten
■ Schadenversicherungen (private Haftpflichtversicherung, Hausrat-
versicherung, sonstige Versicherungen)
■ Personenversicherungen (Berufsunfähigkeitsversicherung, Risiko-
lebensversicherung, private Krankenversicherung, private Unfallversicherung, private Rentenversicherung, private Pflegeversicherung, sonstige Versicherungen)
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Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
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■ Kfz-Versicherung(en)/-Steuer
■ Steuern/Beiträge/Gebühren (Grundsteuer, Beiträge für Vereine,
Verbände, Parteien, Gewerkschaften, Rundfunk- und Fernsehgebühren)
■ Haushalt und Familie (Taschengeld, Haushaltshilfe, Kinderbetreu-
ungskosten, Kindergarten, Kinderhort, Schule/Aus- und Fortbildung, Zeitung, Zeitschriften, Bücher (Abonnement), Fahrtkosten
für öffentliche Verkehrsmittel
■ Telefon
■ Weitere Zahlungsverpflichtungen (Kreditzinsen und Tilgungsra-
ten, Unterhaltszahlungen)
■ Monatliche Sparbeträge (Spareinlage, Sparvertrag, Bausparen,
Sonstige Sparformen, Kapitallebensversicherung, Rücklagen für
Neuanschaffungen, Urlaub, Reparaturen)
■ sonstige feste Ausgaben
Kategorien für veränderliche Ausgaben
■ Ernährung, Getränke,Außerhausverpflegung (Nahrungsmittel,
Kantine)
■ Genussmittel
■ Kleidung, Schuhe
■ Wasch- und Putzmittel
■ Körper und Gesundheit (Körperpflege, Kosmetik, Hygiene, Fri-
seur,Arzneimittel)
■ Porto, Geschenke, Spenden
■ Bildung, Freizeit, Unterhaltung (Bücher, Zeitungen, EDV, Schreib-
waren, Reisen, Urlaub, Kurse, Sport, Hobby,Theater, Kino, Kultur)
■ Verkehr (öffentliche Verkehrsmittel,Taxi, Mitfahrer)
■ Auto(s): Monatsdurchschnitt aller Betriebsausgaben (Benzin,
Ölwechsel, Inspektionen, Pflege, Reparaturen, ggf. Garage)
■ Wohnen (Hausrat,Anschaffungen, Reparaturen, Renovierungen)
■ Sonstiges (Familienfeiern, Haustierhaltung,Anwalt, Steuerberater,
Garten)
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Lehrerhandreichung
Selbstverständlich sind viele weitere denkbar, von denen hier zwei kurz skizziert werden sollen:
Szenario 1:
Kai ist im letzten Monat 18 Jahre alt geworden und möchte sich jetzt ein Auto kaufen.
Das Gehalt, das er als Auszubildender im dritten Lehrjahr verdient, reicht allerdings nicht aus,
weshalb er sich jetzt bei einem Finanzdienstleister um einen Kredit bemüht.
Szenario 2:
Kerstin ist 23 Jahre alt und beginnt in der nächsten Woche ihre erste feste Arbeitsstelle, in der
sie ca. 1 350,- Euro netto verdienen wird. Sie weiß, dass von ihrem Bruttogehalt bereits Zahlungen an die Rentenkasse abgehen, hat aber auch davon gehört, dass es heute notwendig ist frühzeitig eigene Schritt bezüglich privater Altersvorsorge einzuleiten. Zu diesem Zweck nimmt sie
Kontakt mit einem Finanzdienstleister auf und vereinbart einen Gesprächstermin.
M41: Praxiskontaktpartner Deutsche Bank AG
Es besteht für Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit das vorgeschlagene oder
weitere Rollenspielszenarien mit Vertreterinnen und Vertretern der Deutschen Bank AG durchzuspielen. Selbstverständlich besteht gleichfalls die Möglichkeit, diese Expertinnen und Experten zu ausgewählten Themenbereichen im Unterricht zu befragen.
Zur Vorbereitung eines solchen Praxiskontaktes liefert M 41 grundlegende Informationen zur
Deutschen Bank generell sowie zur zuständigen Abteilung „Private & Business Clients“ (PBC).
Sind Sie an einer Einbindung dieser Expertinnen und Experten in Ihren Unterricht im Rahmen
einer Veranstaltung „Mitarbeiter machen Schule“ interessiert? Weitere Informationen finden Sie
unter www.handelsblattmachtschule.de
Sollten sie noch Fragen zum Unternehmen Deutsche Bank AG haben, hilft Ihnen Herr Stronk
gerne weiter:
Herr Christian Stronk
Vorstand Deutsche Bank Stiftung
Rossmarkt 18
Frankfurt am Main
Telefon: +49(69)910-35925
E-Mail: [email protected]
Vielfältige Informationen finden Sie auch unter www.deutsche-bank.de.
42
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Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
2.4
+H
Internetlinks
Bund der Versicherten:
www.bundderversicherten.de
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht:
www.bafin.de
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte:
www.bfa.de
Deutsche Börse Group:
www.deutsche-boerse.com
Deutsche Bundesbank:
www.bundesbank.de
Deutsches Aktieninstitut:
www.dai.de
Deutsches Institut für Altersvorsorge:
www.dia-vorsorge.de
Europäische Zentralbank:
www.ecb.int
Finanzdienstleistungsinformationssystem FIS Money Advice des iff:
www.money-advice.de/search.php?mask=simple
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV):
www.gdv.de
Institut für Finanzdienstleistungen e.V:
www.finanzielle-allgemeinbildung.de
Institut für Finanzdienstleistungen e.V. – Glossar zu Finanzdienstleistungen:
http://glossar.iff-hh.de
Rente.com:
www.rente.com/grundlagen/generationenvertrag.htm
Safety1st – Schulportal für soziale Sicherung und private Vorsorge:
www.safety1st.de
SCHUFA:
www.schufa.de
Stiftung Warentest:
www.stiftung-warentest.de
Unterrichtshilfe Finanzkompetenz:
www.unterrichtshilfe-finanzkompetenz.de
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.:
www.vzbv.de
VZBV und IG Metall: Finanzfragen in Krisensituationen:
www.finanzen-in-not.de
Wissensportal „Finanzielle Allgemeinbildung“:
www.finlit.org
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Schule
+H
Lehrerhandreichung
3.
Literaturhinweise
Beck, U. (1986): Risiko-Gesellschaft,Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a. M.: Suhrkamp
Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2003):Vorsorgereport. Private Altersvorsorge in Deutschland,Verlag Bertelsmann Stiftung: Gütersloh
Bortenlänger, C./Ruh, S.T. (2005): Kompass Geldanlage. Ihr Weg zu Vermögen und finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel
Brauer, U.; Leven, F.-J. (2000): Geldanlage und Vermögensbildung des privaten Haushalts, Unterrichtseinheit für die gymnasiale Oberstufe, hg. v. Rüdiger von Rosen, Frankfurt/M.: Deutsches Aktieninstitut
Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2004): Lexikon der Wirtschaft, Kapitel 12:Versicherungsgeschäfte, Bonn, S. 461 ff.
Fischer zu Cramberg, R. (2005): Ökonomische Bildung ist der beste Anlegerschutz, in: Finanzplatz,
Juli 2005, Nr. 4, S. 18 ff.
Hradil, S. (2003): Statement Pressekonferenz „Finanzwissen in Deutschland:Allgemeinbildung oder
Einbildung?“, 4. Juni 2003 (in Kooperation mit Commerzbank Frankfurt, Zentrales Geschäftsfeld
Private Kunden), Frankfurt
Kaiser, F.-J./Kaminski, H. (1982): Geld und Kredit - Ein Unterrichtsmodell, Bad Heilbrunn: Klinkhardt
Kaiser, F.-J./Kaminski, H. (1999): Methodik des Ökonomieunterrichts, 3.A., Bad Heilbrunn: Klinkhardt
Kaiser, F. J./Kaminski, H. (Hg.) (2003):Wirtschaftsdidaktik, Klinkhardt
Kaminski, H./Hübinger, B./Eggert, K./Koch, M.; hg. v. Konrad-Adenauer-Stiftung (2001): Soziale Marktwirtschaft stärken - Kerncurriculum ökonomische Bildung, hsrg. v. Konrad-Adenauer Stiftung,
Sankt Augustin
Kaminski, H./Eggert, K./Frintrop-Bechthold, D./Koch, M. (2005): Oec. Ökonomie - Grundfragen wirtschaftlichen Handelns, Braunschweig:Westermann
Kaminski, H./Krol, G.-J./u. a. (2005): Praxiskontakte - Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft, Braunschweig:Westermann
Kath, D. (1999): Sozialpolitik, in:Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirt-schaftspolitik,
Bd. 2, 7.A., München:Vahlen
Klein, J./Meißner, I. (1999):Wirtschaft im Kopf. Begriffskompetenz und Einstellungen junger Erwachsener bei Wirtschaftsthemen im Medienkontext, Frankfurt/M. u. a.
Krol, G.-J./Schmid,A. (2002):Volkswirtschaftslehre. Eine problemorientierte Einführung, 21., grundlegend überarb.Aufl.Tübingen: Mohr
Krol, G.-J./Karpe, J./Zoerner,A. (2005): Die Stellung der Privaten Haushalte im Wirtschaftsgeschehen,
Reihe „Ökonomische Bildung kompakt, Bd. 2, Braunschweig:Westermann
Kruber, K.-P. (2005): Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Reihe „Ökonomische Bildung kompakt“,
Bd. 6, Braunschweig:Westermann
Ministerium für Wissenschaft und Bildung (2004): Bildungsstandard für die (vollständige) mittlere allgemeine Bildung in der Ökonomie, Erlass Nr. 1089 vom 05.03.2004
NFO Infratest Finanzforschung (2003): Finanzielle Allgemeinbildung in Deutschland. Präsentation der
Studienergebnisse (in Kooperation mit Commerzbank Frankfurt, Zentrales Geschäftsfeld Private
Kunden und V. Brettschneider, Institut für Ökonomische Bildung und Technische Bildung,Abt.
Ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Frankfurt, 4. Juni 2003
Projektbüro Ideenlabor (Hg.) (2004): Kanon der finanziellen Allgemeinbildung, Frankfurt: Commerzbank Ideenlabor
Reifner, U. (2003): Finanzielle Allgemeinbildung. Bildung als Mittel der Armutsprävention in der Kreditgesellschaft, Nomos: Baden-Baden
Reifner, U. unter Mitarbeit von Springeneer, H./Turner,A./Tiffe,A./Trede, S. (2005): Finanzdienstleistungen und Verbraucherschutz für Private Haushalte, Baustein H05 im Projekt „Ökonomische Bildung online“ (ÖBO), hrsg. v. Bertelsmann Stiftung/IÖB Oldenburg, Gütersloh/Oldenburg (nur im
Projektzusammenhang zugänglich)
44
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Schule
Unterrichtliche Realisierungsmöglichkeiten
+H
Rosen, R. v.; Leven, F.-J. (Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt/M.) (2005): Geldanlage und Vermögensbildung, Baustein H05 des Projektes „Ökonomische Bildung online“, Oldenburg: Institut für
Ökonomische Bildung Oldenburg, nicht veröffentlicht
Schlösser, J./Weber, B. (1999):Wirtschaft in der Schule - Eine umfassende Analyse der Lehrpläne für
Gymnasien, hrsg. von Bertelsmann Stiftung u. a., Gütersloh: Bertelsmann Stiftung
SCHUFA HOLDING AG (Hg.) (2004): Schulden-Kompass 2004 - Empirische Indikatoren der privaten
Ver- und Überschuldung in Deutschland,Wiesbaden
Sinus Sociovision (2004): Die Psychologie des Geldes. Qualitative Studie für die Commerzbank AG.
Präsentation der Studienergebnisse, Pressegespräch, Hamburg, 18. März 2004
Wolf, H.-U. (1991): Der Betriebsrat als „Experte“ im Unterricht, in: arbeiten + lernen, H. 3,Velber: Friedrich, 46ff.
Würth, R./Klein, H. J. (2001):Wirtschaftswissen Jugendlicher in Baden-Württemberg. Eine empirische
Untersuchung, Künzelsau
45
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Schule
+H
Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V.
III.
Verknüpfung mit der Datenbank
des WiGy e.V.
Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Handelsblatt und dem Institut für Ökonomische Bildung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, in deren Rahmen die vorliegende Unterrichtseinheit entstanden ist, spielen die Supportangebote des WiGy e.V. eine wesentliche Rolle.
Der WiGy e.V. setzt sich bundesweit dafür ein, die ökonomische Bildung als einen integralen
Bestandteil im allgemein bildenden Schulwesen zu etablieren. Gemeinsam mit engagierten Partnern und Förderern verfolgt der WiGy e.V. folgende Ziele:
■ Verbesserung des unternehmerischen Denkens und der Ausbil-
dungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern (z. B. mit Hilfe von
Schülerfirmen).
■ Unterstützung von Lehrkräften verschiedener Schulformen und
Schulstufen durch curriculare Konzepte, Unterrichtsmaterialien
sowie Best-Practice-Beispiele (z. B. Schulversuche oder Unterrichtsprojekte) und Praxiskontakte.
■ Öffnung der Schule für die Wirtschaft, um Unternehmen die Chan-
ce zu geben, mit jungen Menschen in Dialog zu treten und ihre
gesellschaftspolitische Verantwortung wahrzunehmen.
■ Auf- und Ausbau eines Netzwerkes von Schule,Wissenschaft,Wirt-
schaft und Bildungspolitik für einen stetigen Informations- und
Kommunikationsaustausch in der ökonomischen Bildung.
■ Unterstützung beim Aufbau systematischer Aus-, Fort- und Weiter-
bildungsmaßnahmen für Lehrkräfte in der ökonomischen Bildung
(vgl. www.oebo.de).
■ Schaffung und Anpassung politischer Rahmenbedingungen für die
Etablierung der ökonomischen Bildung im allgemein bildenden
Schulwesen.
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Schule
Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V.
+H
Unter www.wigy.de stellt der WiGy e.V. umfangreiche Angebote für den Wirtschaftsunterricht
bereit:
Über uns
Im Portrait des WiGy e.V. erfahren Sie mehr über die Geschichte, die Zielsetzungen und Aktivitäten des Vereins. Der Vorstand des Vereins, Mitglieder, Kooperationspartner und Förderer stellen
sich vor.
Aktuelles
Hier finden Sie aktuelle Meldungen aus der ökonomischen Bildung sowie Hinweise zu Veranstaltungen und neuesten Publikationen.
Unterrichtsmaterial
Die WiGy-Datenbank bietet umfangreiche Materialien für den Wirtschaftsunterricht. Eine Suchmaske ermöglicht die gezielte Auswahl nach Inhaltsbereichen, Schulformen und -stufen. Das
Angebot reicht von einzelnen Arbeitsblättern bis hin zu umfangreichen Unterrichteinheiten
und wird fortlaufend erweitert.
47
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Schule
+H
Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V.
Wirtschaft aktuell im Unterricht
In dieser Rubrik stehen tagesaktuelle Artikel aus dem Handelsblatt, didaktisch aufbereitet für
den Wirtschaftsunterricht, zur Verfügung.
Handelsblatt macht Schule
Hier finden Sie alle Angebote der Kooperation zwischen dem Handelsblatt und dem Institut für
Ökonomische Bildung. Sie können sich hier insbesondere auch die Unterrichtsheinheiten zu
den Themen „Wirtschaftsordnung“, „Globalisierung“ und „Finanzielle Allgemeinbildung“ als pdfDokument herunter laden bzw. als Printversion bestellen.
1x1 der Wirtschaft
Das „1x1 der Wirtschaft“ enthält eine Sammlung ausgewählter ökonomischer Begriffe, z. T. mit
aktuellen Internetlinks und Grafiken hinterlegt. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler können
diese Sammlung z. B. als Glossar im Unterricht verwenden.
WiGy netz:werk
Das WiGy netz:werk bietet WiGy-Mitgliedern u. a.
■ eine Praktikumsbörse mit Unternehmenskontakten,
■ aktuelle Informationen zu den bildungspolitischen Rahmenbedingungen,
■ Hilfestellungen, z. B. bei der Vermittlung von Expertengesprächen,
Lehrerbetriebspraktika und Betriebserkundungen oder Fragen zur
schulischen Profilbildung,
■ Kontaktmöglichkeiten für den Erfahrungsaustausch, Projektberichte und
Best-Practice-Beispiele im Schule-Praxis-Dialog.
Bibliothek
Die WiGy-Bibliothek umfasst Medientipps und eine umfangreiche Linksammlung.
WiGy Forum
Das jährlich stattfindende WiGy Forum gibt Gelegenheit, sich in Gesprächen und Fachvorträgen
mit Vertretern aus Wirtschaft,Wissenschaft, Bildung und Politik über aktuelle Entwicklungen in
der ökonomischen Bildung auszutauschen.
Kontakt
Anregungen und Themenwünsche für neue Unterrichtsmaterialien, Informationen zu Schulprojekten oder Fragen zur WiGy-Mitgliedschaft können Sie im Feedbackbereich mitteilen.
Login
Einige Supportangebote stehen exklusiv WiGy-Mitgliedern zur Verfügung. Ein persönliches
Login ermöglicht den uneingeschränkten Zugriff auf alle Angebote.
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Schule
Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V.
+H
Im Archiv von „Wirtschaft aktuell im Unterricht“ (vgl. ) finden sich u. a. die folgenden, für den
Unterricht aufbereiteten Handelsblattartikel (Stand 23.08.2005):
Altersvorsorge: Viele Amerikaner arbeiten im Alter
Der Artikel beschreibt das US-amerikanische System der Altersvorsorge, in dem die private Vorsorge einen (noch) wesentlich höheren Stellenwert hat als in Deutschland. Die Schülerinnen
und Schüler haben u. a. die Möglichkeit die Unterschiede zwischen der deutschen und der USamerikanischen Altersvorsorge der Privaten Haushalte zu erkennen, dabei insbesondere das Verhältnis zwischen staatlicher und privater Versorgung zu untersuchen und sich bezogen auf die
eigene Lebenssituation die Notwendigkeit einer eigenen frühzeitigen Auseinandersetzung mit
der Thematik der Altersvorsorge bewusst zu machen.
Nur wenige kaufen im Einzelhandel auf Pump (02.05.2005)
Der Artikel beschreibt Ursachen und gesamtwirtschaftliche Folgen der geringen Nachfrage nach
Konsumentenkrediten in Deutschland. Die Schülerinnen und Schüler können mit seiner Hilfe
u. a. die für die beschriebene Entwicklung im Wesentlichen verantwortlichen Faktoren kennen
lernen und die grundsätzliche Bedeutung des privaten Konsums für die geseamtwirtschaftliche
Entwicklung erkennen.
Das Märchen von der zu niedrigen Sparquote (13.04.2005)
Die Autorin des Artikels untersucht kritisch die These von der „zu hohen Sparquote“ in
Deutschland und kommt zu dem Schluss, dass deren Entwicklung - im Gegensatz zur „politischen Meinung“ – als „normal“ anzusehen ist. Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass sich die
„Sparer“ angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen rational verhalten. Die Schülerinnen
und Schüler haben u. a. die Möglichkeit, sich mit den Einkommensverwendungsentscheidungen
Privater Haushalte zu beschäftigen, den komplexen Zusammenhang zwischen Spar- und Konsumquote zu erarbeiten und zur Erklärung des Verhaltens der Akteure das ökonomische Verhaltensmodell zu verwenden.
Studie: Kunden fühlen sich von Banken nicht richtig betreut (22.02.2005)
Der Artikel fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen, die die Zufriedenheit der Kunden mit
den Beratungsleistungen von Kreditinstituten thematisiert. Die Schülerinnen und Schüler können hier exemplarisch erkennen, dass Anbieter und Nachfrager auf Märkten unterschiedliche
Interessen verfolgen, dass bei der Abwicklung von Transaktionen Informationsasymmetrien eine
Rolle spielen und dass auf der Nachfrageseite unterschiedliche – jedoch begrenzte – Möglichkeiten bestehen, auf eine unzureichende Angebotssituation zu reagieren.
Armutsbericht: Rentner und Pensionäre sammeln viel Vermögen an
(21.12.2004)
Der Artikel fasst die Ergebnisse des aktuellen Armutsberichtes der Bundesregierung zusammen.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten so die Möglichkeit den aktuellen Stand der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland kennen zu lernen. Gleichzeitig erfahren sie,
welche gesellschaftlichen Gruppen aufgrund welcher Faktoren in besonderem Maße von Armut
betroffen sind. In diesem Zusammenhang können sie die verteilungspolitischen Eingriffe von
staatlicher Seite hinsichtlich ihrer Funktionen und Wirkungen analysieren.
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Schule
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Verknüpfung mit der Datenbank des WiGy e.V.
Deutsche kehren Aktienfonds den Rücken (23.09.2004)
Der Artikel benennt die Gründe, aufgrund derer in Deutschland immer mehr Menschen im
Bereich der Geldanlage Aktienfonds zu Gunsten „sicherer“ Anlageformen verlassen. Die Schülerinnen und Schüler können mit seiner Hilfe u. a. einen vertieften Einblick in die Entscheidungsprozesse Privater Haushalte am Beispiel der Vermögensbildung erlangen.
Demografie – was tun? Börsianer sehen Aktienkurse durch die Überalterung
purzeln (23.07.2004)
Der achte und letzte Teil der Serie „Demografie – was nun?“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Aktienmärkten. Die Schülerinnen und Schüler können
mit seiner Hilfe zum einen erkennen, welche Auswirkungen das langfristig prognostizierte verringerte Wirtschaftswachstum auf die Entwicklung der Börsenkurse haben wird. Zum anderen
werden die aus der veränderten Altersstruktur der Anleger resultierenden Folgen für die Entwicklung der Aktienmärkte vermittelt.
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Materialien
IV.
Materialien
Der „Materialienpool“ in diesem Kapitel gibt Ihnen eine Auswahl
an Texten, Schaubildern, Grafiken und Zeitungsartikeln. Sie können
für Ihren Unterricht flexibel aufgaben- und zielbezogen darauf
zurückgreifen. Gleichzeitig bieten sich Ihnen an verschiedenen
Stellen Möglichkeiten des Einsatzes komplexer, aktiver Lehr- und
Lernverfahren des Ökonomieunterrichts.
Zum besseren Einsatz haben wir für Sie Zeitungsartikel in zwei
Formaten abgedruckt. Sie finden Artikel, die mit Zeilennummern
versehen und einspaltig sind, aber auch Faksimiles der Originalartikel aus dem Handelsblatt. Sie können so Ihre Schülerinnen und
Schüler auf verschiedene Weisen an Wirtschaftsartikel heranführen
und Ihnen zeigen wie sie sich in der täglich wachsenden Informationsflut orientieren, wie sich Texte lesen, erfassen und bewerten
lassen.
Die Materialien bieten Ihnen eine Auswahl an Artikeln zum Thema
„Finanzielle Allgemeinbildung“, die 2004/05 im Handelsblatt
erschienen sind. Damit Sie das ganze Jahr lang auf aktuelle
Handelsblatt-Artikel zurückgreifen können, haben wir die Rubrik
„Wirtschaft Aktuell im Unterricht“ auf unserer Webseite (s. u.) und
der Internetpräsenz des WiGy Club e.V. (www.wigy.de) eingerichtet.
Dort finden Sie tagesaktuelle Handelsblatt-Artikel, die für den
direkten Einsatz im Unterricht didaktisch aufbereitet wurden.
Versehen mit Arbeitsanweisungen und Lernzielen können Sie so
auch Last-Minute einen spannenden Wirtschaftsunterricht planen.
Übrigens: Lehrer lesen günstiger!
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Deutsche ignorieren das Thema Geld
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Nur 18 Prozent aller Deutschen planen ihre eigenen Finanzen mit Erfolg. Zu dieser
ernüchternden Erkenntnis kommt die Commerzbank bei einer in Zusammenarbeit mit
dem Marktforschungsinstitut Sinus Sociovision durchgeführten Umfrage unter 1 000 Bürgern zwischen 18 und 65 Jahren. Noch erschreckender ist, dass 45 Prozent aller Befragten das Thema Geld fast gänzlich meiden. Ein ähnlich großer Anteil kümmert sich zwar
um seine Finanzen, verpasst aber auf Grund fehlenden Selbstbewusstseins viele Chancen,
heißt es in der Studie.
Insgesamt zählt laut der Studie fast jeder zweite Deutsche damit zu einer der drei „Problemgruppen“: Den Überforderten, den Leichtfertigen oder den Bescheidenen. „Gerade
diese Menschen geraten aber bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Scheidungen oder
Arbeitslosigkeit schneller in eine finanzielle Schieflage“, erklärt Thomas Henrich, Leiter
des von der Commerzbank vor mehr als zwei Jahren gegründeten Ideenlabors, das die
„finanzielle Allgemeinbildung“ in Deutschland fördern will.
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Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Deutschen sieht die Commerzbank nicht
nur im fehlenden Sachverstand. „Viele Menschen sind einfach auf Grund der politischen
Diskussionen und der zunehmenden Zahl an angebotenen Produkten verunsichert“, sagt
Henrich. Hinzu komme die schlechte wirtschaftliche Situation, in der sich viele Deutsche
befinden. „Schon jetzt gibt es fast drei Millionen Haushalte, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können“, sagt Stefan Hradil, Soziologie-Professor an der
Universität Mainz. „Anstatt zu handeln, resignieren die meisten.“
Viele Befragte vernachlässigen damit ihre eigene finanzielle Absicherung. „Fast die Hälfte
der Bevölkerung weist Einstellungen auf, die den heutigen Anforderungen nicht gerecht
werden“, sagt Hradil. Eigentlich müssten die Menschen sich immer mehr selbst um ihre
soziale Absicherung kümmern. „Wer sich da mit Riesterrente und Krankenversicherungen nicht auskennt, kann später leicht in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten“,
befürchtet Soziologe Hradil.
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In dem Bewusstsein der Anleger spiegeln sich diese Erkenntnisse allerdings nicht wider.
So gaben bei einer früheren Umfrage der Commerzbank 80 Prozent Befragten an, sich
in finanziellen Fragen sicher zu fühlen. Fast jeder zweite hatte allerdings damals bereits
Schwierigkeiten, die Unterschiede zwischen einer Kredit- und einer EC-Karte zu erklären. „Die Diskrepanz zwischen Realität und der eigenen Wahrnehmung ist in diesem
Bereich mitunter enorm“, sagt Henrich von der Commerzbank.
Betroffen sind davon fast alle Altersschichten.Vor allem über 50-Jährige zählen jedoch
überdurchschnittlich oft zu den „Problemfällen“. Gerade sie würden häufig resignieren
und sich auf die staatliche Fürsorge verlassen, sagt Henrich. Zu der mit nur sieben Prozent kleinsten Gruppe, den „Ambitionierten“, die ein hohes Maß an Eigenverantwortung
aufweisen und durchaus erfolgreich ihre Finanzen steuern, zählen vor allem Männer
zwischen 18 und 29 Jahren. Unter ihnen überwiegen Freiberufler, Selbstständige und
Manager in leitenden Positionen.
Quelle: Mönnighoff, P., Handelsblatt, Nr. 190, 30.09.04, 29
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FAKSIMILE
DEUTSCHE IGNORIEREN DAS THEMA GELD
Übertriebene Skepsis birgt
Risiken für Anleger
PATRICK MÖNNIGHOFF , DÜSSELDORF.
HANDELSBLATT, 30.9.2004
N
ur 18 Prozent aller Deutschen
planen ihre eigenen Finanzen mit Erfolg. Zu dieser
ernüchternden Erkenntnis kommt
die Commerzbank bei einer in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Sinus Sociovision
durchgeführten Umfrage unter 1 000
Bürgern zwischen 18 und 65 Jahren.
Noch erschreckender ist, dass 45 Prozent aller Befragten das Thema Geld
fast gänzlich meiden. Ein ähnlich
großer Anteil kümmert sich zwar um
seine Finanzen, verpasst aber auf
Grund fehlenden Selbstbewusstseins
viele Chancen, heißt es in der Studie.
Insgesamt zählt laut der Studie fast
jeder zweite Deutsche damit zu einer
der drei „Problemgruppen“: den
Überforderten, den Leichtfertigen
oder den Bescheidenen. „Gerade diese Menschen geraten aber bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Scheidungen oder Arbeitslosigkeit
schneller in eine finanzielle Schieflage“, erklärt Thomas Henrich, Leiter
des von der Commerzbank vor mehr
als zwei Jahren gegründeten Ideenlabors, das die „finanzielle Allgemeinbildung“ in Deutschland fördern will.
Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Deutschen sieht die
Commerzbank nicht nur im fehlen-
den Sachverstand. „Viele Menschen
sind einfach auf Grund der politischen Diskussionen und der zunehmenden Zahl an angebotenen Produkten verunsichert“, sagt Henrich.
Hinzu komme die schlechte wirtschaftliche Situation, in der sich viele Deutsche befinden. „Schon jetzt
gibt es fast drei Millionen Haushalte,
die ihren Zahlungsverpflichtungen
nicht mehr nachkommen können“,
sagt Stefan Hradil, Soziologie-Professor an der Universität Mainz. „Anstatt zu handeln, resignieren die meisten.“
Viele Befragte vernachlässigen damit ihre eigene finanzielle Absicherung. „Fast die Hälfte der Bevölkerung weist Einstellungen auf, die den
heutigen Anforderungen nicht gerecht werden“, sagt Hradil. Eigentlich
müssten die Menschen sich immer
mehr selbst um ihre soziale Absicherung kümmern. „Wer sich da mit Riesterrente und Krankenversicherungen nicht auskennt, kann später leicht
in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten“, befürchtet Soziologe
Hradil.
In dem Bewusstsein der Anleger
spiegeln sich diese Erkenntnisse allerdings nicht wider. So gaben bei einer früheren Umfrage der Commerzbank 80 Prozent Befragten an, sich in
finanziellen Fragen sicher zu fühlen.
Fast jeder zweite hatte allerdings da-
mals bereits Schwierigkeiten, die
Unterschiede zwischen einer Kreditund einer EC-Karte zu erklären. „Die
Diskrepanz zwischen Realität und
der eigenen Wahrnehmung ist in diesem Bereich mitunter enorm“, sagt
Henrich von der Commerzbank.
Betroffen sind davon fast alle
Altersschichten. Vor allem über 50Jährige zählen jedoch überdurchschnittlich oft zu den „Problemfällen“. Gerade sie würden häufig
resignieren und sich auf die staatliche Fürsorge verlassen, sagt Henrich. Zu der mit nur sieben Prozent
kleinsten Gruppe, den „Ambitionierten“, die ein hohes Maß an Eigenverantwortung aufweisen und
durchaus erfolgreich ihre Finanzen
steuern, zählen vor allem Männer
zwischen 18 und 29 Jahren. Unter ihnen überwiegen Freiberufler, Selbstständige und Manager in leitenden
Positionen.
Mit diesem Artikel endet die Serie
„Anlegerpsychologie“. Bereits erschienen sind: „Anleger sitzen zu lange auf ihren Depotleichen“ (23.9.),
„Herdenverhalten verstärkt den
Trend an der Börse“ (8.9.), „Wie die
Wettervorhersage die Börsenkurse
beeinflusst“ (25.8.), „Hohe Aktienpreise verschrecken Anleger“ (12.8.),
„Anleger stolpern oft über ihre eigene
Psyche“, (5.8.) und „Anleger laufen
steigenden Kursen nach“ (28.7.).
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Entscheidungsfelder und -probleme Privater Haushalte /
Aktivitäten von Wirtschaftssubjekten
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Knappheit als ein Grundgesetz des Wirtschaftens berührt den Konsumenten in gleicher
Weise wie den Produzenten von Gütern. Jeder Verbraucher merkt diese Knappheit an
der Begrenztheit seines zur Verfügung stehenden Einkommens, man spricht von der sogenannten Budgetrestriktion und meint damit, dass die Ausgaben durch das Einkommen
begrenzt sind.
Ein Haushalt hat grundsätzlich unterschiedliche Entscheidungen zu treffen:
Welche Güter er in welcher Menge konsumieren bzw. sparen will und kann (Konsum-
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und Sparentscheidung) und
in welcher Form er sich an der Produktion, an der Bereitstellung von Sachgütern und
Dienstleistungen beteiligen kann und muss (Arbeitsangebotsentscheidung).
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Darüber hinaus muss er entscheiden, inwieweit er Kapital anbieten bzw. nachfragen
kann.
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In dem vereinfachten Modell des Wirtschaftskreislaufes lässt sich zeigen, dass die Angebots- und Nachfragepläne der Privaten Haushalte und der Unternehmungen über Märkte
erfolgen. Der Preis ist auf diesen Märkten ein wesentliches Steuerungsinstrument.
Abb. 1: Angebots- und Nachfragepläne von Privaten Haushalten und Unternehmen
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Elemente von Entscheidungsproblemen
Der Entscheidende hat sich mit den wechselseitig ausschließenden Handlungsmög-
lichkeiten auseinanderzusetzen, d. h. mit den sogenannten Alternativen.
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Wer über Alternativen verfügt, muss diese bewerten (Bewertung), d. h., er muss nach
einem Maßstab suchen, um diese Alternativen vergleichbar machen zu können.
Der Entscheidende muss über eine Verhaltensregel oder eine Handlungsmaxime
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verfügen, d. h. über eine Vorschrift, mit der eine Auswahl aus bewährten Alternativen
getroffen werden kann.
Fazit: Ohne Alternative keine Wahl, ohne Bewertungsmöglichkeit keine Unterscheidungsmöglichkeiten für Alternativen, ohne Verhaltensregeln kein Auswahlkriterium für eine
Entscheidung.
Aktivitäten von Wirtschaftssubjekten
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Jedes Wirtschaftssubjekt kann vier Arten von ökonomischen Aktivitäten ausüben:
■ Sachgüter und Dienste produzieren (Produktion)
■ Einkommen verwenden (Einkommensverteilung und -ver-
wendung)
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■ Vermögen bilden und anlegen (Vermögensänderung)
■ Kredite nehmen und gewähren (Finanzierung)
Abb.2: Aktivitäten von Wirtschaftssubjekten
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Einkommensquellen Privater Haushalte
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Die Privaten Haushalte beziehen ihr Einkommen aus unterschiedlichen Quellen. Generell
unterscheidet man vier Einkommensarten:
1. Einkommen aus unselbstständiger Arbeit:
Darunter werden alle Entgelte für Arbeitsleistungen verstanden, die von den Arbeitern
und Angestellten bei den Unternehmen oder dem Staat erzielt werden.Angestellte
erhalten ihr Gehalt,Arbeiter ihren Lohn, Seeleute ihre Heuer, Politiker ihre Diäten und
Künstler ihre Gage.Auch die Ausbildungsvergütung zählt hierzu, ebenso wie der Sold
der Soldaten. Hinzu kommen alle Entgelte aus dem Verkauf von Dienstleistungen an
andere Private Haushalte (z. B. Reinigungs- und Aufsichtsdienste).
2. Einkommen aus selbstständiger Arbeit:
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Die Einkünfte aus der Unternehmertätigkeit privater Haushalte werden in dieser Klasse
zusammengefasst. Das können zum einen die Gewinne eines Betriebs sein, die dem
Unternehmerhaushalt zufallen, zum anderen kann es sich um die Erlöse aus freiberuflicher Tätigkeit (z. B. freie Journalisten) handeln. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zählt außerdem alle Einkünfte aus Vermietung hierzu, da diese zu den unternehmerischen Tätigkeiten gehören.
3. Einkommen aus Vermögen:
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Das Vermögenseinkommen umfasst alle Einkünfte aus Zinsen, Dividenden, Beteiligungen
und ertragbringenden Guthaben aus Bankeinlagen, aus Mieteinnahmen, aus Hausbesitz
sowie Pachteinnahmen aus Grundstücksbesitz.
4. Transfereinkommen:
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Hierunter fallen alle Leistungen, die der Staat den Privaten Haushalten ohne konkrete
Gegenleistung zukommen lässt. Es handelt sich hierbei beispielsweise um Arbeitslosengeld, Kindergeld, Renten- und Pensionszahlungen sowie Sozialhilfe.
Viele Haushalte beziehen dabei ihr Einkommen parallel aus unterschiedlichen Quellen,
beispielsweise wenn neben der Erwerbstätigkeit in einem Unternehmen noch eine Wohnung vermietet wird. Entsprechend steigt das Einkommen eines solchen Haushalts.
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Einkommensentwicklung
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Einkommensverwendung
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Man kann verschiedene Formen der Einkommensverwendung unterscheiden.Auf der
ersten Ebene muss der Haushalt die grundsätzliche Frage klären, in welchem Verhältnis
das vorhandene Einkommen für den Kosum verwendet bzw. gespart werden soll. Ist die
grundlegende Entscheidung gefallen, so differenziert sich die jeweilige Entscheidung
auf den folgenden Ebenen weiter aus, wie die nachstehende Grafik verdeutlicht:
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Geld und seine Funktionen
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In einer Tauschwirtschaft, in der Ware gegen Ware getauscht wird, gibt es Geld nicht als
physische Erscheinung, sondern nur als eine Bezugsgröße für die Bemessung des Wertes.
Man misst z. B. den Tauschwert von Getreide und Stoffen an der gemeinsamen Bezugsgröße Vieh/Rind. Güter, die sich früher besonders gut zum Tauschen eigneten, z. B.Vieh,
Getreide und Salz, wurden zu einer Vorform des Geldes, im Sinne einer abstrakten Größe.
Mit Geld wird es möglich, Güter vergleichbar zu machen, d. h. Zahnpasta und ein Holzbrett, ein Auto und einen Smaragd zu vergleichen und die Werte zu addieren. Mit der
zunehmenden Arbeitsteilung und folglich auch mit dem zunehmenden Tausch von Gütern
wurde der direkte Tausch von Waren immer problematischer, weil es hohe Kosten, insbesondere auch Zeitkosten verursachte, den richtigen Tauschpartner zu finden.
In arbeitsteiligen Volkswirtschaften wird Geld über seine Wertbemessungsfunktion als
physisches Tauschmittel benötigt, das zwischen die Waren tritt. Das muss noch kein
Münz- oder Notengeld sein (vgl. Zigarettenwährung in der Nachkriegszeit). Das Entscheidende ist, dass das verwendete Medium als Geld allgemein anerkannt und dass es gut teilbar ist. Indem das Geld zwischen die Waren tritt, fördert es den Güteraustausch, denn die
wechselseitige Deckung der Bedürfnisse der Tauschpartner mit Hilfe von Waren ist dann
keine zwingende Bedingung mehr für erfolgreichen Handel.
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Schließlich kommt noch eine dritte, für unseren Zusammenhang sehr wichtige Funktion
des Geldes hinzu. Geld ermöglicht es, den Konsum in eine spätere Periode zu verschieben. Die Bedürfnisse müssen zwischen den Tauschpartnern nicht mehr deckungsgleich
sein und sie können sich auch hinsichtlich des Zeitpunktes unterscheiden, d. h. die Einnahmen, die ein Wirtschaftsakteur jetzt hat, müssen nicht sofort wieder ausgegeben werden. Es kann also auch das Geld gespart werden, wodurch zu einem späteren Zeitpunkt
größere Anschaffungen, z. B. ein Auto, erst möglich werden.
Die drei wesentlichen Aufgaben des Geldes in einer marktwirtschaftlichen Ordnung:
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1. Geld als Zahlungsmittel. Es erleichtert den Tausch unzähliger Güter- und Dienstleistungen, die auf Märkten getauscht werden können.
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2. Geld ist eine Recheneinheit. Die in einer Volkswirtschaft erwirtschafteten Güter werden in Geldeinheiten ausgedrückt und damit kann man sie wertmäßig erfassen und
miteinander vergleichen. Nur so ist es möglich, das erwirtschaftete Sozialprodukt in
einem Lande zu ermitteln. Durch den Maßstab des Geldes als eine Recheneinheit werden die Transaktionskosten für notwendige Informationen von Tauschvorgängen
erheblich gesenkt.
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3. Geld als Wertaufbewahrungsmittel. Zwischen der Einkommensentstehung und der Einkommensverwendung kann ein längerer Zeitraum liegen, weil z. B. der Konsument sein
im Januar erworbenes Einkommen zu einem Teil spart und es erst im folgenden Jahr
für eine größere Anschaffung wieder ausgeben will.Allerdings kann die Wertaufbewahrungsfunktion zu einem ökonomischen Problem für jede Volkswirtschaft werden. Das
heißt, wenn das Geld in einem bestimmten Zeitraum seinen Wert verliert, wenn z. B.
die 100 Euro aus dem Jahre 2004 im Jahre 2005 nur noch 90 Euro wert sind, dann ist
die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes erheblich eingeschränkt und wird das
Verhalten aller Wirtschaftsakteure beeinflussen.
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Deutsche halten an der EC-Karte fest
1
Totgesagte leben länger: Ende 2004 sollte nach einem Beschluss der europäischen Kreditwirtschaft eigentlich Schluss sein mit der EC-Karte. Doch das nach Bargeld zweitliebste
Zahlungsmittel der Deutschen dürfte nicht so schnell verschwinden. Zu fest ist das Plastikgeld mit den zwei Buchstaben im Markt etabliert.
5
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Für Michael Lermer, Pressesprecher der Deutschen Bank ist die EC-Karte „eine eingeführte Marke mit einem hohen Wiedererkennungseffekt“.Wie andere große Privatbanken
druckt auch die Deutsche Banken das EC-Logo weiter auf die Frontseite ihrer Karten.
„Unsere Kunden erkennen dann sofort, ob sie die Karte an der jeweiligen Kasse einsetzen können“, sagt Ralf Horak, Sprecher der HypoVereinsbank.
15
Dabei schien die Karte vor zwei Jahren vor dem Aus zu stehen, als die deutschen Sparkassen das EC-Logo von der Frontseite ihrer Karten verbannten. Einige kleinere Kreditinstitute schlossen sich dem radikalen Schritt an. Probleme wegen des Wandels gab es
nach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) nicht.
20
Jahrzehntelang hatte die EC- Karte vor allem die Funktion, den Gebrauch des 1968 eingeführten Euroschecks abzusichern. Mit der Abschaffung der europaweit einsetzbaren
Schecks im Jahr 2001 ging diese Funktion verloren.Viele Experten erwarteten, dass
damit auch die Karte sterben würde.
25
Als international anerkanntes Nachfolgesystem stand die Maestro-Karte bereit, ein
Produkt des US-Kreditkartenunternehmens Mastercard. Doch der erwartete Wechsel von
der EC- zur Maestro-Karte hat bis heute nicht wirklich stattgefunden. Zwar tragen alle
rund 90 Mill. deutschen Debitkarten heute das rot-blaue Maestro-Logo, mit dem Begriff
Maestro-Karte kann aber kaum jemand etwas anfangen.
Quelle: Handelsblatt, Nr. 252, 28.12.04, 19
FAKSIMILE
Deutsche halten an der EC-Karte fest
HANDELSBLATT, 28.12.2004 AP FRANKFURT/M.
Totgesagte leben länger: Ende 2004
sollte nach einem Beschluss der europäischen Kreditwirtschaft eigentlich Schluss sein mit der EC-Karte.
Doch das nach Bargeld zweitliebste
Zahlungsmittel der Deutschen dürfte
nicht so schnell verschwinden. Zu
fest ist das Plastikgeld mit den zwei
Buchstaben im Markt etabliert.
Für Michael Lermer, Pressesprecher der Deutschen Bank ist die ECKarte „eine eingeführte Marke mit einem
hohen
Wiedererkennungseffekt“. Wie andere große Privatbanken druckt auch
die Deutsche Banken das EC-Logo
weiter auf die Frontseite ihrer Karten.
„Unsere Kunden erkennen dann sofort, ob sie die Karte an der jeweiligen
Kasse einsetzen können“, sagt Ralf
Horak, Sprecher der HypoVereinsbank.
Dabei schien die Karte vor zwei
Jahren vor dem Aus zu stehen, als die
deutschen Sparkassen das EC-Logo
von der Frontseite ihrer Karten verbannten. Einige kleinere Kreditinstitute schlossen sich dem radikalen
Schritt an. Probleme wegen des Wandels gab es nach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) nicht.
Jahrzehntelang hatte die EC- Karte
vor allem die Funktion, den Gebrauch
des 1968 eingeführten Euroschecks
abzusichern. Mit der Abschaffung
der europaweit einsetzbaren Schecks
im Jahr 2001 ging diese Funktion verloren. Viele Experten erwarteten,
dass damit auch die Karte sterben
würde.
Als international anerkanntes
Nachfolgesystem stand die MaestroKarte bereit, ein Produkt des US-Kreditkartenunternehmens Mastercard.
Doch der erwartete Wechsel von der
EC- zur Maestro- Karte hat bis heute
nicht wirklich stattgefunden. Zwar
tragen alle rund 90 Mill. deutschen
Debitkarten heute das rot-blaue Maestro-Logo, mit dem Begriff MaestroKarte kann aber kaum jemand etwas
anfangen.
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Auswahl und Führung eines Girokontos
Entscheidungskriterien für die Wahl eines Girokontos
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Die bewusste Entscheidung für ein bestimmtes optimales Girokonto fällt nicht immer
leicht. Generell ist es nicht einfach, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Girokonten, insbesondere die Kosten zu überblicken. Letztere setzen sich aus verschiedenen
Posten zusammen:
■ Kontoführungsgebühren – pauschal mit unterschiedlichen
Leistungen oder einzeln
■ evtl. zusätzliche Gebühren
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■ Guthabenzinsen
■ Sollzinsen
■ evtl. Kosten für EC-Karte
■ evtl. Kosten für zusätzliche EC-Karte
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■ evtl. Kosten für Geldkartenfunktion
■ evtl. Kosten für Kreditkarte
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Schwierig wird die Auswahl nicht nur wegen der verschiedenen Posten, die bei der
Kostenkalkulation ins Gewicht fallen.Tatsächlich ist es auch problematisch, das optimale
Konto zu finden, weil die individuellen Verhältnisse des Kontoinhabers eine große Rolle
spielen. Das Angebot x kann faktisch für Sie interessant sein, während Ihr Nachbar
besser ein anderes Angebot wählen würde. So sind folgende Punkte entscheidend für die
optimale Auswahl:
■ durchschnittliches Guthaben oder ggf. häufige Nutzung
des Überziehungskredits
■ Höhe des regelmäßigen Gehalts
■ Summe der Zahlungseingänge
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■ Anzahl der Buchungen
■ (ausschließliche) Online-Kontoführung
■ Wunsch nach Servicestelle in der Nähe
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■ Zugang zu Geldautomaten in der Nähe
■ zusätzliche Serviceleistungen
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Das Konto kann den Haushalt erheblich belasten, wenn es falsch gewählt wurde: Die
Kostenunterschiede bei Girokonten gehen bis zum 30fachen.Allerdings sind die Kosten
allein nicht unbedingt ausschlaggebend für die Wahl des Girokontos.Wenn z. B. durch
Arbeitslosigkeit, die regelmäßigen monatlichen Einkünfte wegfallen oder sich erheblich
verringern, dann reagieren einige Banken mit höheren Kosten für den Verbraucher. Für
die Auswahl des Girokontos kann also auch wichtig sein, inwiefern sich die betreffenden
Banken in der Vergangenheit verbraucherfreundlich und seriös verhalten haben.
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Risiken im Zusammenhang mit dem Girokonto
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Die Nutzung eines Girokontos und seiner Zugangsinstrumente ist mit verschiedenen
Risiken verbunden. So sind die Risiken der Nutzung beispielsweise einer EC-Karte, einer
Kreditkarte oder des Online-Banking (Kontozugangsinstrumente) bedeutsam und sollten
bei der Entscheidung für eines oder mehrere dieser Instrumente bekannt sein. [...]
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Auch der Schutz der Integrität des Kontos vor dem Zugriff Dritter ist ein Aspekt, den es
zu beachten gilt. Für Personen in prekärer Lage ist es wichtig zu wissen, wie sie ihr
unpfändbares Einkommen auch gegen den Zugriff der Bank schützen. Häufig wird die
Bank beispielsweise die Auszahlung von Lohn oder Sozialleistungen verweigern, wenn
die Überziehung des Kontos zu hoch geworden ist. Der gesetzliche Schutz der Sozialleistungen erfordert rechtzeitigen Widerspruch gegen eine solche Verrechnung. Im Übrigen gilt auch ein allgemeines Aufrechnungsverbot. In allen Fällen genügt der Hinweis
auf den einfachen Grundsatz, wonach niemand auf den Grundstock des Monatseinkommens zugreifen darf, auch wenn es auf einem Bankkonto eintrifft. Solche Rechte müssen
schriftlich und beweisbar mit Androhung von Schadensersatzforderungen geltend
gemacht werden. Ratsam ist es in jedem Fall, rasche Hilfe beispielsweise bei einer
Schuldnerberatungsstelle zu suchen.
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Einzugsvollmachten sind häufig mit Problemen verbunden, die auf den Verlust der Herrschaft über das eigene Bankkonto hinauslaufen.Wenn ein Kunde erst einmal nicht mehr
„Herr“ über das eigene Konto ist, wird er diese Herrschaft nur mit großer Mühe durch
Widerspruchsrechte zurückerlangen. [...]
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Bei Lastschriftverfahren hat der Kontoinhaber die Möglichkeit, ohne Angaben von Gründen dem Geldeinzug zu widersprechen. Innerhalb von sechs Wochen können aufgrund
eines Interbanken-Abkommens die Buchungen kostenlos rückabgewickelt werden.
Problematisch ist auch die Praxis der Kreditinstitute bei misslungenen Lastschrifteinzügen – zum Beispiel bei Unterdeckung des Kontos – Gebühren vom Kontoinhaber
zu verlangen. Die Gerichte haben diese Praxis abgelehnt. [...]
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Girokonto für Minderjährige
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Auch minderjährige Jugendliche haben die Möglichkeit ein Girokonto zu eröffnen, um
ihre Geldgeschäfte über das Girokonto abzuwickeln.Allerdings können Jugendliche
keine Kredite, auch keine Kontoüberziehungskredite rechtswirksam aufnehmen, es sei
denn, es liegt dafür eine Genehmigung des Vormundschaftsgerichts vor. Im Einzelnen
elten folgende Regelungen:
■ Banken dürfen Kindern und Jugendlichen vom siebten bis
85
zum vollendeten 18. Lebensjahr nur dann ein Konto eröffnen, wenn die schriftliche Zustimmung beider gesetzlicher
Vertreter (i. d. R. der Eltern) vorliegt (gem. §§ 107, 108 BGB).
■ Die Banken können nur in eindeutigen Fällen auf der
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Grundlage des § 110 BGB von einer ausdrücklichen Zustimmung der gesetzlichen Vertreter sowohl zur Kontoeröffnung als auch zur Verfügung über das Konto absehen. Die
Verfügung über das Konto ohne weitere Zustimmung ist
unproblematisch, wenn es auf Veranlassung der gesetzlichen Vertreter, z. B. als „Taschengeldkonto“ geführt wird,
und die gesetzlichen Vertreter ausdrücklich ihre Zustimmung zur uneingeschränkten Verfügungsberechtigung des
Minderjährigen gegeben haben.
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■ Eine allgemeine Einwilligung zur Vornahme bestimmter
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Kontoverfügungen (z. B. Barzahlungen, Überweisungen,
Daueraufträge), die – sofern es technisch möglich ist –
auch betragsmäßig begrenzt werden können, ist unproblematisch.
■ Wenn dem Jugendlichen eine Kundenkarte zur Bedienung
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von Geldautomaten, Kontoauszugsdruckern und sonstigen
Selbstbedienungseinrichtungen ausgehändigt wird, muss
dies ebenfalls mit den Eltern geklärt werden.
■ Banken sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Konten Min-
derjähriger nur auf Guthabenbasis geführt werden.
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■ Kreditgeschäfte jeglicher Art mit einem Jugendlichen bedür-
fen immer der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung
(§ 1643 Abs. 1 in Verbindung mit § 1822 Nr. 8 BGB).Auch
eine von der Bank geduldete Überziehung stellt eine Kreditvergabe im Sinne der §§ 1643 Abs. 1, 1822 Nr. 8 BGB dar.
Selbst bei vorliegender Zustimmung der gesetzlichen Vertreter ist diese Kreditvereinbarung ohne vormundschaftsgerichtliche Genehmigung schwebend unwirksam (§ 1829
Abs. 1 Satz 1 BGB).
Insbesondere die letzten beiden Aspekte haben weitreichende Folgen für die sogenannte
Verschuldung von Jugendlichen: Unabhängig vom Verwendungszweck und für jede
– betragsmäßig noch so geringe – Überziehung eines Kontos gilt, dass die Bank die so
genannten Schulden von Minderjährigen nicht einfordern kann, denn es besteht kein
wirksamer Vertrag zwischen der Bank und den Jugendlichen.
125
Quelle: Reifner, U. unter Mitarbeit von: Springeneer, H./Turner, A./Tiffe, A./Trede, S. (2005):
Finanzdienstleistungen und Verbraucherschutz für Private Haushalte, Baustein H05 im Projekt
„Ökonomische Bildung online“ (ÖBO), hrsg. v. Bertelsmann Stiftung/IÖB Oldenburg, S. 28ff.
(nur im Projektzusammenhang zugänglich)
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Stiftung Warentest: Das Gute liegt so nah
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Kostenlose Girokonten fürs Gehalt oder die Rente gibts ohne Einschränkungen nur bei
Regionalbanken und bei der Netbank. Musterbeispiel: Die PSD Bank Berlin-Brandenburg.
Bei ihr ist wirklich alles kostenlos.Auch die Kreditkarte. Ohne Bedingungen. Kleine Einschränkung: Bei Ausstellung einer Kreditkarte ist stets eine Bonitätsprüfung erforderlich.
Bei bundesweit tätigen Banken außer der Netbank ist das kostenlose Konto an weitere
Bedingungen geknüpft.Typisches Beispiel: Die Postbank. Bei ihr ist das Konto nur bei
Zahlungseingängen von mindestens 1 250 Euro pro Monat kostenlos.Weiterer wichtiger
Faktor: Kosten für die Versorgung mit Bargeld. FINANZtest hat 114 Girokonten untersucht und sagt, wo Sie Ihr Geld am billigsten unterbringen.
Genossenschaftsbanken vorn
Klarer Testsieger: Die genossenschaftliche PSD Bank Berlin-Brandenburg. Alles ist kostenlos. Zu allem Überfluss zahlt die Bank auch noch mindestens 1,65 Prozent Zinsen fürs
Guthaben, und glänzt bei Kontoüberziehung mit maßvollen Sollzinsen von 7,95 Prozent.
Das ist Spitze. Einziger Haken an der Sache: Nur Berliner und Brandenburger bekommen
das GiroDirekt-Konto. Ebenfalls bedingungslos kostenlos: Die Konten bei den Sparda-
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Banken Berlin und Hamburg. Die Einschränkung hier: Möchtegern-Kunden müssen
zunächst einen Genossenschaftsanteil für 52 Euro kaufen. Kostenlos, aber ausschließlich
online oder per Telefon zu führen: Die Konten bei Berliner Volksbank, Netbank und
den Sparda-Banken West, München und Südwest, der Volksbank Braunschweig und der
Südwestbank.
Bis zu 170 Euro Gebühren pro Jahr
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Bei einer ganzen Reihe von Banken und Sparkassen gilt: Kostenlos gibts nur für ausgewählte Kunden. Häufig ist der Eingang von Gehaltszahlungen mit einer bestimmten Mindesthöhe Voraussetzung. Bekanntester Anbieter dieser Kategorie ist die Postbank. Das
Konto ist ab einem Zahlungseingang von mindestens 1 250 Euro pro Monat kostenlos.
Besonders hoch liegt die Hürde bei der Citibank. Bei ihr ist die Kontoführung nur bei
einem Guthaben von durchschnittlich 2 500 Euro kostenlos. Fällt das Guthaben über
drei Monate hinweg unter 2 500 Euro, wirds teuer. Der FINANZtest-Musterkunde mit
Online-Kontoführung müsste übers Jahr gerechnet Gebühren von 99,20 Euro zahlen.
Filialkunden nach FINANZtest-Muster zahlen sogar über 150 Euro. Noch etwas teurer ist
nur die Bremer Landesbank. Bei ihr würde die gleiche Kontoführung zu Gebühren von
172,50 Euro führen.
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Bargeld ohne Gebühren
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Teuer kann auch die Versorgung mit Bargeld werden. Bei der Volkswagen Bank direct
etwa stehen gerade mal 16 Automaten zur Verfügung, an denen es kostenlos Bargeld gibt.
Mit Visakarte kommen pro Quartal sechs weitere kostenlose Abhebungen an beliebigen
Geldautomaten in Deutschland hinzu.Wenn das nicht reicht, wirds teuer. Die genaue
Höhe der Kosten hängt vom Betreiber des Geldautomaten ab. In der Regel sind ein Prozent der Bargeldsumme, mindestens aber vier Euro fällig. Ein Vorteil bei den Kontoführungsgebühren ist schnell verloren, wenn für jede Bargeldabhebung Gebühren zu zahlen
sind.
Quelle:http://www.stiftung-warentest.de/online/geldanlage_banken/test/
1266161/1266161/1266943.html (14.06.2005)
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Herausforderungen für die Privaten Haushalte
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Wirtschaftliches Handeln ist immer mit rechtlichen Aspekten verbunden. Dabei sind hinsichtlich der finanziellen Aktivitäten von den privaten Haushalten zahlreiche unterschiedliche Fragen zu klären:
Insbesondere Finanzdienstleistungen sind mit rechtlichen Konsequenzen verknüpft, die
nicht ohne weiteres auf den ersten Blick für jeden erkennbar sind. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Grundsätzlich gilt bei Versicherungen: Tritt ein bestimmtes Ereignis ein,
so zahlt die Versicherung den Betrag X, sofern der Kunde zuvor regelmäßig den Versicherungsbetrag Y gezahlt hat. Im konkreten Fall kann es natürlich immer wieder zu Streit
zwischen den Versicherungsgesellschaften und ihren Kunden über den Umfang der zu
zahlenden Leistungen kommen. Hier heißt es, ausreichend über seine Rechte informiert
zu sein und schon bei Vertragsabschluss verschiedene Eventualitäten zu beachten.
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Die Notwendigkeit von Regeln
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Grundsätzlich ist für Effizienz und Wachstum des finanziellen Sektors wichtig, dass klare
und verständliche gesetzliche Rahmenbedingungen existieren, die Unsicherheiten beseitigen und verhindern. Ohne einen klaren rechtlichen Rahmen wäre die Unsicherheit
bei finanziellen Transaktionen trotz der Einschaltung von Intermediären sehr groß. Die
Menschen würden daher zögern, überhaupt in Finanzbeziehungen einzutreten oder
Finanzbeziehungen nur mit sehr kurzen Fristigkeiten eingehen. [...]
Für das Finanzsystem notwendige Regelungen sind unter anderem:
10
■ Die eindeutige Regelung von Eigentumsrechten sowie die
Freiheit,Verträge zu schließen,
■ die Möglichkeit, rechtlich einklagbare Kreditsicherheiten zu
schaffen sowie die Möglichkeit des Schuldeninkasso,
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■ ein Gesellschaftsrecht, das Verantwortung und Haftung von
Unternehmen regelt,
■ Insolvenz- und Sanierungsregelungen, die den ordnungs-
gemäßen Marktaustritt der Unternehmen ermöglichen und
die Behandlung etwaiger Gläubiger regeln.
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Neben dieser privatrechtlichen Seite, ohne die Märkte niemals funktionieren könnten,
stellt sich auch die Aufgabe, das Finanzsystem in besonderer Weise zu kontrollieren und
zu überwachen, damit seine Integrität und Stabilität gewahrt bleibt. Hierbei mischen
sich permanent zwei Aspekte. Zum einen geht es um den Schutz der Anleger vor missbräuchlichem oder betrügerischen Verhalten und damit um den Schutz der Vermögen
der privaten Haushalte. (Anlegerschutz oder Gläubigerschutz). Zum zweiten geht es
um den Schutz der Funktionsfähigkeit der Finanzintermediation (Systemschutz, Funktionenschutz oder Marktschutz).
In der Regel geschieht die Überwachung des Finanzsystems durch eine staatliche Finanzmarktaufsicht. In Deutschland nimmt diese Aufgabe in erster Linie die Bundesanstalt für
Fi-nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wahr, die im Jahr 2002 aus den drei getrennten Aufsichtsämtern für die Banken, die Versicherungen und den Wertpapierhandel hervorgegangen ist. Die BaFin beaufsichtigt heute knapp 2 400 Kreditinstitute, rund 800 Finanzdienstleistungsinstitute und annähernd 700 Versicherungsunternehmen. Die laufende
Beaufsichtigung der Banken erfolg dabei in enger Arbeitsteilung mit der Deutschen Bundesbank, der als Zentralbank traditionell eine wichtige Rolle im Finanzmarktgeschehen
zukommt.
Die Gesamtaufgabe der BaFin (Integrität und Stabilität) lässt sich in eine Solvenzaufsicht
und eine Marktaufsicht unterteilen. Bei der Solvenzaufsicht geht es um die Zahlungsfähigkeit von Banken, von Finanzdienstleistern und von Versicherungsgesellschaften. Insolvenzen einzelner Finanzinstitute sollen durch die staatliche Beaufsichtigung möglichst vermieden werden, damit einzelne Konkurse keine Krisen im Finanzsystems auslösen. Dazu
sind sowohl die Analyse der Bilanzen der beaufsichtigten Unternehmen als auch Inspektionen vor Ort erforderlich. Insbesondere im Bereich der Bankenregulierung existiert ein
detailliertes und umfangreiches Regelwerk, dessen Einhaltung ständig überwacht werden
muss.
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Wichtige rechtliche Anforderungen sind:
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■ Zulassungsregelungen
■ Eigenkapitalvorschriften
■ Überwachung von Wertberichtigungen, Liquiditätslage und
Kreditkonzentrationen
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■ Beurteilung interner Prozesse der Risikosteuerung, des
Betreibens von Handelsgeschäften und des Kreditmanagements
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Bei der Marktaufsicht geht es dagegen vorwiegend darum,Verhaltensstandards durchzusetzen, die die Kunden und Anleger schützen und dem Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Märkte dienen. Hierzu gehört z. B. die Genehmigung von in Deutschland aufgelegten und ausländischen Investmentfonds und die anschließende Produktaufsicht. Die
wichtigste Aufgabe im Bereich der Marktaufsicht stellt sich jedoch im Bereich des Wertpapierhandels an der Börse. Dem Bereich „Wertpapieraufsicht/Asset Management“
obliegt es, den Anleger vor betrügerischen oder manipulativem Machenschaften zu schützen. Gesetzliche Grundlage hierfür sind u. a. das Wertpapierhandelsgesetz, das Wertpapierprospekt-Gesetzt und das Verkaufs-Prospektgesetz, die der BaFin die folgenden Aufgaben
zuweisen:
■ Bekämpfung von Insidergeschäften
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■ Verfolgung von Versuchen der Kurs- und Marktmanipulation.
■ Überwachung der mit einer Börsennotierung einhergehen-
den besonderen Informationspflichten der Unternehmen
■ Prüfung der Kohärenz von Wertpapierprospekten
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■ Überwachung bestimmter Verhaltens- und/oder Organisati-
onsstandards von Wertpapierdienstleistungsunternehmen
und Analysten.
Quelle: Rosen, R. von/ Leven, F.-J.(2005): Geldanlage und Vermögensbildung, Modul zum Internet-Studiengang „Ökonomische Bildung online“, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt am
Main
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+H
Ein Unfall mit katastrophalen Folgen?
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Bis vor vor drei Tagen führte Herr P. ein angenehmes Leben ... bis zu dem Unfall, als er aus
Unachtsamkeit einem Lkw die Vorfahrt genommen hat und böse von der Seite erwischt
wurde. Erinnern kann er sich erst wieder an den Moment, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde und der Arzt ihm mitteilte, dass er Glück im Unglück gehabt habe, dass aber
neben einigen Quetschungen und Prellungen die rechte Hand so unglücklich verletzt
wurde, dass Daumen, Zeige- und Ringfinger nicht mehr zu retten seien.
Das kann doch gar nicht sein, hatte er nur gestottert und seine Frau hatte zu weinen
angefangen. Für jeden Menschen ist so eine Mitteilung eine Katastrophe, aber für ihn als
Kfz-Mechaniker....! Wie soll es denn jetzt weitergehen? Seinen Beruf kann er sicher nicht
mehr ausüben. Und mit 47 Jahren noch einmal von vorne anfangen? Und was wird mit
der Familie, seiner Frau und den drei Kindern? Im nächsten Jahr wollte doch sein Ältester Andreas das Studium in Köln beginnen, und er braucht, auch wenn er selbst nebenbei
arbeiten wird, sicherlich einige Unterstützung. Und dann erst das Haus! Vor drei Jahren
gebaut stehen da monatliche ordentliche Raten an ... wenn wir nun alles wieder aufgeben müssten. Nicht auszudenken.
Und was ist überhaupt mit dem Fahrer des LKW? Nur leicht verletzt? Ein Glück.Aber das
Fahrzeug hat einen Totalschaden, ebenso wie sein eigenes? Was mache ich bloß?
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Zum Glück habe ich damals, vor dem Hausbau, lange mit meinem Versicherungsberater
zusammen gesessen ... nun muss ich hoffen, dass der mich gut beraten hat!
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+H
Was kann in meinem Leben passieren, das mich in finanzielle
Schwierigkeiten bringt?
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Das subjektive Empfinden von Risiken oder Unsicherheit ist in Deutschland stark ausgeprägt - stärker als das Wahrnehmen von Unsicherheit als Chance zur Veränderung.
Dafür mag es eine Vielzahl von Ursachen geben, entscheidend ist an dieser Stelle nur
der Aspekt, wie die Bevölkerung mit Risiken und Unsicherheit konkret umgeht.
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Hier zeigt sich ein mitunter irrationales Verhalten: Statistisch seltene oder von den finanziellen Folgen her kleine Risiken werden häufig als bedrohlich empfunden, während die
nachweislich großen Lebensrisiken übersehen oder ignoriert werden. Eine unterscheidende Wahrnehmung in existenziell gefährliche und nichtexistenz-bedrohende Risiken ist
selten, konkrete Strategien zum jeweils angemessenen Umgang mit ihnen noch seltener.
Auch daraus resultiert die Erfahrung aus dem Versicherungsvertrieb, dass Versicherungen
aktiv „verkauft“ werden müssen, weil sie vom Kunden nicht überlegt nachgefragt werden.
Konkret zeigt sich dies am Versicherungsbestand: Ein Drittel der deutschen Privathaushalte hat keine Privathaftpflicht, obwohl diese allgemein als unverzichtbar angesehen
wird. Zwei Drittel haben keine Berufsunfähigkeitsabsicherung, dafür aber eine Unfallversicherung, obwohl diese nur bei einem Teil der Fälle greift, in denen man gesundheitsbedingt finanzielle Schäden erleidet. Gerade die statistischen Hauptrisiken für den dauerhaften Einkommensverlust (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenleiden u. ä.) werden von
der Unfallversicherung nicht abgedeckt. Gleichzeitig werden häufig nachrangige Risiken
abgesichert, sodass insgesamt durchschnittlich 1 300 Euro pro Jahr und Haushalt für Versicherungen zu Buche schlagen. Problematisch ist, dass man erst im Schadensfall merkt,
ob der Versicherungsschutz angemessen war.
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Schule
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Die beiden Risikoarten
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Von welchen finanziellen Risiken man konkret bedroht ist, hängt stark von der Lebenssituation ab (z. B. Familie oder nicht) und muss individuell untersucht werden. Es gibt
aber nur zwei Arten finanzieller Risiken: Existenzbedrohende und nicht existenzbedrohende. Die Ersteren (Krankheit,Tod des ernährenden Elternteils u. ä.) sollte man unbedingt versichern. Für Letztere (Totalschaden am Auto,Verlust/Zerstörung des Hausrats
nach einem Einbruch o. ä., aber auch alle Klein-Risiken) kann man fallweise auch entscheiden, das Risiko einzugehen.
Identifikation der kritischen Lebensereignisse
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Die größten finanziellen Risiken sind Arbeitslosigkeit, Krankheit/Arbeitsunfähigkeit und
Scheidung. Gegen eine Scheidung kann man sich nicht versichern, höchstens die Folgen
mindern durch vorausschauende Entscheidungen (z. B. eine scheidungssichere Baufinanzierungskonstruktion). Gegen Berufsunfähigkeit gibt es jedoch eine Versicherung und
diese ist als unverzichtbar anzusehen.Arbeitslosigkeit (im Normalfall auch Krankheit)
wird staatlich abgesichert durch die Sozialversicherung. Ein weiteres Großrisiko ist die
Haftung für Schäden, die man anderen zufügt. Entsprechend gilt auch eine Privathaftpflichtversicherung als unverzichtbar.Vielleicht haben Sie auch individuelle Risiken, die
große finanzielle Folgen haben können (Selbstständigkeit, riskante Hobbys o. ä.).Auf
jeden Fall sollten Sie sich bei der Organisation Ihres Versicherungsschutzes auf jene
Ereignisse konzentrieren, die Ihre Zahlungsfähigkeit stark gefährden und Sie finanziell
ruinieren würden.
Quelle: Projektbüro Ideenlabor (Hg.) (2004): Kanon der finanziellen Allgemeinbildung,
Frankfurt: Commerzbank Ideenlabor, 31ff.
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Wie funktioniert eine Versicherung
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Den wenigsten Verbrauchern ist zumindest in Grundzügen klar, wie eine Versicherung
funktioniert. Das zeigt sich z. B. daran, dass ein großer Teil der Bevölkerung glaubt, eine
Kapital bildende Versicherung erstatte am Ende der Laufzeit „nicht verbrauchte Beiträge“
zurück. Ein weiterer Irrtum ist, dass man sich mit dem Abschluss eines Versicherungsvertrages von eigener Umsicht freikauft. Dem ist nicht so.Wer etwa seine Wohnungs- oder
Balkontür nicht absperrt, weil er glaubt, mit seiner Hausratversicherung gegen Diebstahl
geschützt zu sein, erlebt im Schadenfall ein unschönes Erwachen: Die Versicherung
kann in diesem Fall die Leistung verweigern.
Versicherungsprinzip
Versicherungen verteilen Risiken, die ein Einzelner nicht tragen kann, auf die Gemeinschaft aller Versicherten um.Tritt das abgesicherte Ereignis ein, muss die Versicherung
eine vertraglich vereinbarte Zahlung leisten, die im Idealfall die finanziellen Folgen für
den Versicherten deckt. Die Versicherung kalkuliert die Beiträge stets so, dass aus ihrer
Summe alle statistisch zu erwartenden Versicherungsfälle bezahlt werden können
(Risikokosten) und zusätzlich ein Gewinn für sie entsteht.
Zusätzliche Sparfunktionen
Um den Kern aus Risiko- und Verwaltungskostenanteil herum, der bei allen Versicherungen ähnlich ist, enthalten einige Versicherungstypen auch eine Sparfunktion. So unterscheidet sich zum Beispiel eine „Risikolebensversicherung“ von einer „Kapitallebensversicherung“. Letztere ist in Deutschland zu einem Standardprodukt in der privaten Altersvorsorge geworden. Das Prinzip:Auf den eigentlichen Versicherungsbeitrag schlägt die
Versicherung einen Sparanteil auf. Dieser – und nur dieser – wird für Sie angelegt und am
Ende der Laufzeit inklusive Verzinsung zurückgezahlt. Die Versicherung verspricht dabei
eine eher niedrige Garantieverzinsung, schüttet aber in der Regel mehr aus („Überschussbeteiligung“). [...]
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Verhältnis Versicherungen und Vermögensaufbau
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Risikoabsicherung und Vermögensbildung sind zwei unterschiedliche Dinge, die getrennt
durchdacht werden sollten – auch wenn sie teilweise in Versicherungsprodukten kombiniert angeboten werden. Gerade die Kapital bildende Lebensversicherung kombiniert die
beiden Funktionen „Todesfallschutz“ und „Vermögensaufbau“, erweist sich in der Hälfte
aller Fälle aber nicht als optimale Wahl.
Quelle: Projektbüro Ideenlabor (Hg.) (2004): Kanon der finanziellen Allgemeinbildung,
Frankfurt: Commerzbank Ideenlabor, 33f.
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Nutzen und Kosten einer Versicherung
Glasbruchversicherung
Rechtsschutzversicherung
privat/
beruflich
Risikolebensversicherung
Pflegeversicherung
Krankentagegeldversicherung
Hausratversicherung
Unfallversicherung
Krankenversicherung
Haftpflichtversicherung
Berufsunfähigkeitsvers.
Welche Versicherungsart benötige ich? (Bewertung nach Nutzen, Kosten, Risiko)
Was bin ich?
Single
Paar
mit Kind
in Ausbildung
angestellt
selbständig
im Ruhestand
Was habe ich?
KFZ
ich miete
Eigenheim
ich vermiete
Tiere
sonstiges
(wie Reisen, Boot,
Öltank)
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Schule
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Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien der Daseinsvorsorge
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Um die Bedarfsdeckung des privaten Haushalts auch in extremen Lebenslagen sicherzustellen, bedarf es der Vorsorge. Diese Sicherung kann in einer Gesellschaft grundsätzlich
entweder durch Eigenvorsorge nach dem Individualprinzip oder durch kollektive Vorsorge nach dem Sozialprinzip organisiert werden.Als Grundsätze der „sozialen Sicherung“
kommen das Versicherungs-, das Versorgungs- und das Fürsorgeprinzip in Betracht. Eine
Systematik der alternativen Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien enthält die folgende
Übersicht.
Individualprinzip
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Das Individualprinzip entspricht dem Leitbild einer Leistungsgesellschaft, in der jeder die
Freiheit haben soll, seine Lebensbedingungen selbst zu gestalten.Aus diesem Grundsatz
folgt die eigenverantwortliche Vorsorge für Notfälle (Krankheit, Unfall,Arbeitslosigkeit,
Invalidität) sowie für solche Ereignisse (Familiengründung,Alter), die im normalen
Lebenszyklus zu erwarten sind. Diese Selbsthilfe ist entweder durch freiwilliges Sparen
oder durch Abschluss einer Versicherung möglich.
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Kann der einzelne selbst entscheiden, ob und inwieweit er einen erforderlichen Mehraufwand tragen will, ist eine optimale zeitliche Zuordnung von Einkommen und Ausgaben
(Ersparnisbildung) möglich. Dies gilt auch in den Fällen von Mutterschaft und Kinderreichtum. Zum Ausgleich des altersbedingten Einkommensausfalls können während des
Erwerbszeitraums ebenfalls Rücklagen gebildet werden. Da jedoch die individuelle
Lebenserwartung ungewiss ist, so dass der einzelne die Dauer seiner wirtschaftlichen
Inaktivität nicht absehen kann, ist Alter – ähnlich wie Krankheit, Unfall und Invalidität –
ein „Risiko“, das sich durch Sparen nicht hinreichend abdecken lässt.
Bei Unsicherheit über den Eintritt des Vorsorgefalls und über das Ausmaß der finanziellen
Folgen bietet allein die Versicherung einen vollständigen Risikoschutz.Versicherungsschutz ist allerdings nur bei solchen Risiken möglich, die versicherbar sind.Versicherbarkeit ist gegeben, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
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Schule
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M 14
■ Eine hinreichend große Zahl von Individuen muss potentiell durch gleichartige
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Risiken bedroht sein;
■ es muss davon ausgegangen werden können, dass zu jedem Zeitpunkt nur ein Teil
der Bedrohten tatsächlich auch von den Folgen dieser Risiken betroffen wird;
■ die Schadensfälle müssen als unabhängige Ereignisse gelten;
35
■ der Versicherer muss die individuelle Schadenswahrscheinlichkeit, kennen,
um eine Negativauslese schlechter Risiken (adverse selection) zu vermeiden;
■ es muss weitgehend ausgeschlossen werden können, daß der Versicherte den
Schadensfall selbst beeinflussen oder gar herbeiführen kann (moral hazard);
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■ schließlich muß das Ausmaß des Gesamtschadens kalkulierbar sein.
Unter diesen Voraussetzungen gewährleistet der Zusammenschluss einer hinreichend
großen Zahl von Individuen zu einer Versichertengemeinschaft jedem Beteiligten vollständigen Schutz vor den finanziellen Folgen von Schadensfällen. Die individuellen
Kosten des Risikoschutzes sind auf den Pro-Kopf-Anteil an der Schadenssumme aller Mitglieder beschränkt. Je nach individueller Wahrscheinlichkeit für Eintritt und Umfang des
Schadens wird der Finanzierungsanteil des einzelnen Versicherten entsprechend der
Höhe seines Beitrags zum Gesamtrisiko festgesetzt (Äquivalenzprinzip). Bei einer individuellen Schadenswahrscheinlichkeit von kleiner als Eins ist der Vorsorgeaufwand für
eine Versicherung dennoch niedriger als die im Durchschnitt je Schadensfall entstehenden Kosten.
Krankheit,Alter, Unfall und Invalidität sind versicherbare Risiken. Grundsätzlich gilt dies
auch für einen Vermögensverlust sowie für strukturelle und friktionelle Arbeitslosigkeit.
In diesen Fällen besteht jedoch ein Anreiz, das Ereignis selbst herbeizuführen, um sich zu
Lasten der Versichertengemeinschaft einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Besondere
Kontrollen können diese Gefahr einschränken. Bei konjunkturbedingter Massenarbeitslosigkeit und bei Kriegsfolgen versagt das Versicherungsprinzip völlig, weil die Bedingung unabhängiger Einzelereignisse verletzt ist; Eigenvorsorge ist hier nicht möglich.
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Notwendige Voraussetzung für eine eigenverantwortliche Sicherung nach dem Individualprinzip ist ein stabiler Geldwert. In einer inflationären Wirtschaft bedarf es zusätzlicher Geldkapitalbildung, um ein für die Zukunft geplantes reales Versorgungsniveau zu
sichern. Hinzu kommt das Risiko, daß die zukünftige Inflationsrate über den gegenwärtig
antizipierten Wert hinaus ansteigt.Wegen des relativ langen Zeitraums von Vorsorgeplanungen wird die Risikoschutzfunktion des Finanzvermögens bei Unsicherheit über die
zukünftige Entwicklung des Geldwertes erheblich gemindert. Insofern leistet der Staat
durch konsequente Stabilitätspolitik einen Beitrag zur sozialen Sicherheit auf der Grundlage des Individualprinzips.
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Sozialprinzip
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Eine Zuständigkeit des Staates für die Existenzsicherung seiner Bürger - also die Notwendigkeit einer „sozialen Sicherung“ - wird nicht nur mit fehlender Versicherbarkeit
bestimmter Risiken, sondern auch mit unzureichender Bereitschaft und mangelnder
Fähigkeit zu individueller Vorsorge begründet.Wegen der mit dem Risikoschutz verbundenen positiven externen Effekte sei ein anteiliges gesellschaftliches Interesse an einer
hinreichenden Vorsorge aller Gesellschaftsmitglieder vorhanden. [...]
Quelle: Kath, D. (1999): Sozialpolitik, in:Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und
Wirtschaftspolitik, Bd. 2, 7.A., München:Vahlen, 477ff.
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Schützen und Sparen –
Vor dem Anlagekonzept steht das Sicherheitskonzept
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Die Versicherungsvermittler arbeiten bis in die Nacht. Noch schnell ein paar Lebens- oder
Rentenversicherungen unters Volk bringen, heißt die Devise – Ende des Jahres fallen die
Steuervorteile weg. In dem Chaos von Lebens-, Rentenversicherungen, Riester- und
Rüruprenten und den verschiedenen Wegen der betrieblichen Altersvorsorge verlieren
dabei selbst die Experten schnell den Überblick.
Wer sein Geld sinnvoll anlegen möchte, braucht ein Konzept. Doch vor einem Anlagekonzept – das wird oft übersehen – muss ein Sicherheitskonzept stehen.Welche Versicherungen brauche ich? Wen muss ich, außer mir selbst, absichern? Diese Fragen stehen
am Anfang. Erst wenn sie beantwortet sind, geht es weiter zum Thema Sparen und
Vorsorge.
Unverzichtbar sind drei Versicherungen: Krankenschutz,Autohaftpflicht und private
Haftpflicht.Alle drei sichern gegen Schäden ab, die den einzelnen ruinieren können. Die
beiden ersten haben fast alle Menschen, die private Haftpflicht – obwohl sie recht billig
ist – viele nicht.Was passiert aber, wenn jemand ohne diese Versicherung mit dem Fahrrad oder als Fußgänger einen schweren Unfall verursacht? Schlimmstenfalls zahlt er bis
an sein Lebensende.
Sehr viel teurer, aber im Grunde ebenso unverzichtbar, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU genannt. Sie zahlt, wenn jemand wegen einer Krankheit oder eines Unfalls
nicht mehr arbeiten kann.Wichtig dabei: Die vereinbarte Rente muss wirklich reichen,
und zwar für die ganze Familie. Dieser Fall tritt häufiger nach Krankheiten als nach
Unfällen ein – deswegen ist die Unfallversicherung ein schlechter Ersatz für die BU.
Trotzdem werden Unfallversicherungen immer noch viel häufiger verkauft.
Unverzichtbar für Familien oder Paare mit einem Hauptverdiener ist auch die Risikolebensversicherung. Sie zahlt beim Tod des Versicherten. Hier empfiehlt es sich, einen
schrittweise sinkenden Schutz zu vereinbaren. Je früher der Versicherte stirbt, je länger
also der Abstand zum theoretischen Renteneintritt ist, desto höher ist der finanzielle
Bedarf der Hinterbliebenen. Stirbt der Versicherte hingegen kurz vor Eintritt ins Rentenalter, braucht seine Familie keine große Geldsumme.Verträge mit fallendem Versicherungsschutz ermöglichen es, in frühen Jahren die Absicherung recht hoch zu fahren,
ohne dass es unbezahlbar wird.
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Ein spezieller Schutz ist in diesem Zusammenhang die Restschuldversicherung, die im
Zusammenhang mit Baukrediten abgeschlossen werden kann. Sie sorgt dafür, dass beim
Tod des Hauptverdieners der Kredit nicht zurückgezahlt werden muss. In einer aufwendigeren Variante bietet sie diesen Schutz auch bei Berufsunfähigkeit, damit der Versicherte bei einer schweren Erkrankung nicht sein Haus verkaufen muss.
Viele Menschen haben gar keine Risikolebensversicherung, dafür aber eine normale
Lebensversicherung. Darin ist zwar ein Todesfallschutz enthalten, in der Regel aber mit
viel zu niedrigen Summen und ohne fallenden Schutz.Wenn der Kunde jung stirbt,
bekommt die Familie daher zu wenig Unterstützung, wenn er kurz vor Renteneintritt
stirbt, bekommt mehr, als sie braucht. Ein unsinniges Konzept also, das leider weit
verbreitet ist.
Wer eine Lebensversicherung ohne diesen Schutz im Todesfall abschließen möchte (weil
er dies getrennt abgesichert hat), sollte die Rentenversicherung wählen. Sie funktioniert
macht
Schule
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genauso wie die Lebensversicherung, allerdings ohne Todesfallschutz. Dadurch bringt sie
unterm Strich mehr. Nach Aussage von Verbraucherschützern gehört die Verwechselung
von Lebens- und Rentenversicherung zu den häufigsten Fehlern, die Anleger machen.
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Wer kann sich so viel Schutz überhaupt leisten? Ganz einfach: Derjenige, der andere,
überflüssige Versicherungen bei Seite lässt. Davon gibt es eine ganze Menge, nämlich fast
alle, die hier nicht erwähnt wurden, außer natürlich spezielle Angeboten wie Gebäudeversicherung oder Hundehaftpflicht. Im Grunde ist auch die Kasko fürs Auto verzichtbar.
Es ist zwar extrem ärgerlich, wenn ein Auto kaputt oder weg ist, aber die meisten Leute
können das durchaus verschmerzen.
Quelle:Wiebe, F., Handelsblatt, Nr. 221, 12.11.04, 37
FAKSIMILE
SCHÜTZEN UND SPAREN
Vor dem Anlagekonzept steht
das Sicherheitskonzept
FRANK WIEBE, DÜSSELDORF
HANDELSBLATT, 12.11.2004
D
ie Versicherungsvermittler arbeiten bis in die Nacht. Noch
schnell ein paar Lebens- oder
Rentenversicherungen unters Volk
bringen, heißt die Devise - Ende des
Jahres fallen die Steuervorteile weg.
In dem Chaos von Lebens-, Rentenversicherungen, Riester- und Rüruprenten und den verschiedenen Wegen der betrieblichen Altersvorsorge
verlieren dabei selbst die Experten
schnell den Überblick.
Wer sein Geld sinnvoll anlegen
möchte, braucht ein Konzept. Doch
vor einem Anlagekonzept - das wird
oft übersehen - muss ein Sicherheitskonzept stehen. Welche Versicherungen brauche ich? Wen muss ich, außer
mir selbst, absichern? Diese Fragen
stehen am Anfang. Erst wenn sie beantwortet sind, geht es weiter zum
Thema Sparen und Vorsorge.
Unverzichtbar sind drei Versicherungen: Krankenschutz, Autohaftpflicht und private Haftpflicht.
Alle drei sichern gegen Schäden ab,
die den einzelnen ruinieren können.
Die beiden ersten haben fast alle
Menschen, die private Haftpflicht obwohl sie recht billig ist - viele
nicht. Was passiert aber, wenn jemand ohne diese Versicherung mit
dem Fahrrad oder als Fußgänger einen schweren Unfall verursacht?
Schlimmstenfalls zahlt er bis an sein
Lebensende.
Sehr viel teurer, aber im Grunde
ebenso unverzichtbar, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU
genannt. Sie zahlt, wenn jemand wegen einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr arbeiten kann. Wichtig dabei: Die vereinbarte Rente muss
wirklich reichen, und zwar für die
ganze Familie. Dieser Fall tritt häufiger nach Krankheiten als nach Unfällen ein - deswegen ist die Unfallversicherung ein schlechter Ersatz für
die BU. Trotzdem werden Unfallversicherungen immer noch viel häufiger verkauft.
Unverzichtbar für Familien oder
Paare mit einem Hauptverdiener ist
auch die Risikolebensversicherung.
Sie zahlt beim Tod des Versicherten.
Hier empfiehlt es sich, einen schrittweise sinkenden Schutz zu vereinbaren. Je früher der Versicherte
stirbt, je länger also der Abstand
zum theoretischen Renteneintritt ist,
desto höher ist der finanzielle Bedarf
der Hinterbliebenen. Stirbt der Versicherte hingegen kurz vor Eintritt
ins Rentenalter, braucht seine Familie keine große Geldsumme. Verträge mit fallendem Versicherungsschutz ermöglichen es, in frühen Jahren die Absicherung recht hoch zu
fahren, ohne dass es unbezahlbar
wird.
Ein spezieller Schutz ist in diesem
Zusammenhang die Restschuldversicherung, die im Zusammenhang mit
Baukrediten abgeschlossen werden
kann. Sie sorgt dafür, dass beim Tod
des Hauptverdieners der Kredit nicht
zurückgezahlt werden muss In einer
aufwendigeren Variante bietet sie diesen Schutz auch bei Berufsunfähigkeit, damit der Versicherte bei einer
schweren Erkrankung nicht sein Haus
verkaufen muss.
Viele Menschen haben gar keine
Risikolebensversicherung, dafür aber
eine normale Lebensversicherung.
Darin ist zwar ein Todesfallschutz enthalten, in der Regel aber mit viel zu
niedrigen Summen und ohne fallenden
Schutz. Wenn der Kunde jung stirbt,
bekommt die Familie daher zu wenig
Unterstützung, wenn er kurz vor Renteneintritt stirbt, bekommt mehr, als sie
braucht. Ein unsinniges Konzept also,
das leider weit verbreitet ist.
Wer eine Lebensversicherung ohne diesen Schutz im Todesfall abschließen möchte (weil er dies getrennt
abgesichert hat), sollte die Rentenversicherung wählen. Sie funktioniert
genauso wie die Lebensversicherung,
allerdings ohne Todesfallschutz. Dadurch bringt sie unterm Strich mehr.
Nach Aussage von Verbraucherschützern gehört die Verwechselung
von Lebens- und Rentenversicherung
zu den häufigsten Fehlern, die Anleger machen.
Wer kann sich so viel Schutz überhaupt leisten? Ganz einfach: Derjenige, der andere, überflüssige Versicherungen bei Seite lässt. Davon gibt es
eine ganze Menge, nämlich fast alle,
die hier nicht erwähnt wurden, außer
natürlich spezielle Angeboten wie
Gebäudeversicherung oder Hundehaftpflicht. Im Grunde ist auch die
Kasko fürs Auto verzichtbar. Es ist
zwar extrem ärgerlich, wenn ein Auto kaputt oder weg ist, aber die meisten Leute können das durchaus verschmerzen.
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Unterschätztes Risiko Berufsunfähigkeit
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Welche Versicherung muss ich unbedingt abschließen, welche kann ich auf die lange
Bank schieben, welche getrost für immer vergessen? In Deutschland, dem Land der Risikobewussten, ist die Verunsicherung in etwa so groß wie das Sicherheitsbedürfnis. Doch
auch wenn sie derzeit wie wild beworben wird: Die Kapitallebensversicherung gehört
bei weitem nicht zu jenen Policen, die jeder Deutschen unbedingt haben muss. Ganz
oben auf der Liste stehen ganz andere: die Haftpflicht- und die Berufsunfähigkeitsversicherungen.
„Diese beiden sind elementare und zentrale Versicherungen jedes durchschnittlichen
Haushalts“, betont Carel Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).
„Denn mangelnde Vorsorge kann hier zu existenzvernichtenden Schäden führen.“ Dennoch haben ein Drittel aller Haushalte keine Haftpflichtversicherung und sogar zwei
Drittel keinen Schutz gegen Berufsunfähigkeit.Auf der anderen Seiten leisten sich viele
unsinnigen Luxus: Etwa eine Handy-, Brillen- oder Glasversicherung.
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Thema Haftpflichtversicherung: Die ist bei weitem nicht so simpel, wie viele sich das
vorstellen.Wie überall gilt auch hier: Nicht nach „Schema F“ vorgehen, sondern sein individuelles Risiko absichern. „Es bestehen teilweise absurde Deckungslücken. Man sollte
sich daher unabhängig beraten lassen. Denn Vermittler haben nicht viel Zeit für die Haftpflichtversicherung. Sie bringt einfach zu wenig Provision“, rät Mohn deshalb.Wer beispielsweise ein Eigenheim besitzt, sollte darauf achten, dass auch Schäden Dritter beim
An,- Um- oder Neubau gedeckt sind.Auch angeblich so seltene Naturkatastrophen wie
Hochwasser nehmen die Versicherer gerne aus. Obwohl mehr Haushalte eine Hausratversicherung als eine Haftpflicht haben, ist erstere nicht so wichtig, auch wenn der Ersatz
von Haushaltsgegenständen durchaus ins Geld gehen kann.
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Nach der Haftpflicht kommt sofort die finanzielle Absicherung der Arbeitskraft. Mangelnder Schutz wirkt sich hier genau so schnell existenzbedrohlich aus. Der Grund ist eine
Gesetzesänderung von 2001, mit welcher der staatliche Erwerbsunfähigkeitsschutz der
unter 40-jährigen massiv eingefroren wurde.
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Jeder mit Arbeitskraft braucht daher eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), nicht nur
Selbstständige, sondern auch Arbeitnehmer, im Haushalt Tätige und sogar Studenten oder
Auszubildende. Je jünger man einsteigt, desto besser, da sich die Beiträge nach Alter, Beruf
und Gesundheit richten. Insgesamt ist eine BU nicht so teuer, wie allgemein angenommen wird.Wichtig ist, die Versicherungssumme so hoch anzusetzen, dass der Lebensstandard einigermaßen gehalten werden kann. Mindestens 1 000 Euro sollten es schon sein.
Der Bund der Versicherten (BdV) rät daher dringend, alles zu tun, um eine solche Versicherung zu bekommen. Denn der Abschluss des Berufsunfähigkeitsschutzes ist schwer.
„Etwa ein Drittel der Anträge werden unseren Erfahrungen nach abgelehnt“, erklärt Thorsten Rudnik vom BdV. Der Grund dafür sind Vorerkrankungen oder die Art der Arbeit.
90 Prozent von den derzeit etwa 16 Mill. abgeschlossenen BU sind Zusatz zu einer Kapitallebensversicherung. Der BdV rät aber von der Verbindung Geldanlage und Vorsorge
dringend ab. „Das ist nie bedarfsgerecht. Denn bei einer solchen Kombination besteht
die Gefahr, dass der Versicherte die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung verliert, wenn
er aus Kostengrün-den seine Kapitallebensversicherung kürzen will“, erklärt Rudnik. Und
erst mal aus der BU draußen, kann es sehr schwer oder unmöglich sein, den Schutz wieder zu bekommen. Bedenkt man, dass nach Schätzungen des vzbv 80 Prozent der Kapitallebensversicherungen vorzeitig gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden, ist das kein
absurdes Gedankenspiel.
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M 16
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Nach diesen Grundversicherungen orientiert sich die weitere Absicherung an der persönlichen Lebenssituation.Wer im Todesfall Hinterbliebene versorgen will wie Kinder
oder den Ehepartner, sollte eine Risikolebensversicherung abschließen. Laufzeit und
Höhe der Versicherungssumme richten sich auch hier wieder nach der individuellen
Familiensituation. Generell gilt, je geringer das Alter der abzusichernden Personen, desto
höher die Summe.Wer Kredite zu bedienen hat, sollte dabei an eine Restschuldversicherung denken. Die Riskikolebensversicherung kann mit einer BU kombiniert werden.
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Eine Unfallversicherung ist zwar für alle wichtig, vor allem sollten aber Eltern ihre Kinder damit absichern.Wer keinen Berufsunfähigkeitsschutz bekommen hat, sollte für sich
die Ver-sicherungssumme erhöhen, um wenigstens ein bisschen Schutz zu haben.
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Erst danach kann man an die viel beworbene private Rente denken. „Erst wenn ich die
wichtigen Versicherungen habe, sollte ich meinen finanziellen Möglichkeiten entsprechend meine Altersvorsorge planen“, sagt Rudnik. Doch ein reflexartiger Abschluss der
nächstbesten Kapitallebensversicherung ist gefährlich. „Man soll sich von den angeblichen Steuervorteilen nicht zu voreiligen Abschlüssen motivieren lassen“, empfiehlt
Mohn.
Der BdV rät sogar ganz davon ab: „Die klassische Kapitallebensversicherung ist unflexibel, unrentabel und intransparent“, lautet Rudniks Kritik. Jahrzehntelang zahlten die Versicherten ein, doch was am Ende herauskomme und wie sich die Renten berechneten, sei
nicht durchschaubar. Letztendlich betrage der Garantiezins nach Abzug aller Kosten etwa
ein Prozent. Der BdV rät daher, seine Altersvorsorge dem Alter entsprechend alternativ zu
planen und auf Aktienfonds und sichere Anlagen wie beispielsweise Bundesschatzbriefe
zu setzen.
Bestens versorgt
Existenzsicherung: Beim Abschluss von Versicherungen muss die Absicherung der eigenen Existenz absolute Priorität haben. Demnach sollten jeder eine Haftpflichtversicherung haben, um Schäden Dritter bezahlen zu können. Genau so wichtig ist für alle Arbeitenden eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zur Absicherung der Arbeitskraft.
Familien mit Eigenheim: Ehepartner und Kinder sollten mit einer Risikolebensversicherung abgesichert werden. Die Kinder brauchen außerdem eine Unfallversicherung. Die
ist auch für das Familienoberhaupt selbst wichtig.Vor allem, wer keine BU bekommen
hat, sollte sie bei hoher Versicherungssumme abschließen, um einen Mindestschutz
wenigstens bei unfallbedingten Arbeitsausfällen zu haben.Wer ein Eigenheim besitzt,
braucht zudem eine Wohngebäudeversicherung. Nicht zu vernachlässigen ist auch eine
private Auslandsreisekrankenversicherung, da die gesetzlichen Kassen viele im Ausland
anfallenden Kosten, vor allem den Rücktransport, nicht zahlen. Eine Hausratversicherung
sollte ebenfalls abgeschlossen werden, ist aber nachrangig.
Altersvorsorge: Die Altersvorsorge ist erst dann ins Auge zu fassen, wenn die wirklich
elementaren Versicherungen unter Dach und Fach sind. Die eigenen finanziellen Mittel
sollten realistisch eingeschätzt werden, um gerade die Kapitallebensversicherung nicht
vorzeitig beenden zu müssen. Generell gilt: Nicht von den in Aussicht gestellten Steuervorteilen zu übereilten Abschlüssen verleiten lassen.
Überflüssige Policen:Völlig überflüssig sind die neumodischen Policen wie etwa eine
Handy-, Brillen- und Glasversicherung.
Quelle: Niedernhöfer, D., Handelsblatt, Nr. 234, 01.12.04, r02
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Zinstief belastet Lebensversicherer
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Wegen anhaltend niedriger Zinsen drohen vielen Kunden der Lebensversicherer in
Deutschland im kommenden Jahr weitere Abstriche bei der Rendite. „Die Zinsentwicklung könnte Auswirkungen auf die Überschussbeteiligung der Unternehmen haben“,
räumte Ulrich Krüger, Kapitalmarktexperte beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gegenüber dem Handelsblatt ein. Deutlicher wird Carsten
Zielke,Versicherungsanalyst bei der WestLB: „Einige Lebensversicherer werden ihre
Überschussbeteiligung absenken.“
Viel stärker als die Aktienkrise hat die Unternehmen in den vergangenen Jahren die Zinsentwicklung getroffen. Schließlich legen die Lebensversicherer ihre Anlagen zu 80 bis 90
Prozent in Bonds an. Hier kämpften sie seit Jahren mit historisch tiefen Zinsen. Und
anders als von den meisten Versicherern kalkuliert, sind die Zinsen beispielsweise für
zehnjährige Bundesanleihen in diesem Jahr erneut leicht auf rund vier Prozent gesunken.
Dies schlägt auf die Verzinsung der Lebensversicherer durch, die aus zwei Bausteinen
besteht: dem gesetzlich festgeschrieben Rechnungs- oder Garantiezins und der Überschussbeteiligung. Der Garantiezins wurde zuletzt vom zuständigen Finanzministerium
auf 2,75 Prozent gesenkt – aber nur für das Neugeschäft. Im Durchschnitt liegen die
Garantiezinsen der 119 Lebensversicherer immer noch bei 3,5 Prozent.Wegen der langen
Laufzeiten der Lebensversicherungen bauen sich die hohen Verpflichtungen nur sehr
langsam ab (s. Grafik).
Auf die Garantieverzinsung satteln die Anbieter eine Überschussbeteiligung, die Anfang
Dezember für das kommende Jahr festgelegt wird. Seit vier Jahren gab es enttäuschende
Post für die Kunden: Die Gesamtverzinsung bröckelte auf durchschnittlich 4,43 Prozent,
fünf Jahre früher waren es laut Map-Report noch 7,25 Prozent.
Experten verweisen auf die Konsequenzen einer anhaltenden Niedrigzinsphase. „Es kann
sein, dass einige Versicherer nicht dafür gerüstet sind, dass die Zinsen so tief liegen“, sagt
Allianz-Leben-Finanzvorstand Maximilian Zimmerer auf Anfrage.
Auswirkungen für die Neugestaltung von Produkten spricht der Gerling-Leben-Chef
Norbert Heinen an: „Nachhaltig gesunkene Zinsen können die Finanzierung der Zinsgarantien mittel- und langfristig stark beeinträchtigen. Im tiefen Zinstal muss es Ziel sein,
das Eingehen zusätzlicher Zinsgarantien über den anfänglich garantierten Rechnungszins
hinaus zu minimieren.“ Sprich: Die Unternehmen sollen vorsichtig bei der Gewährung
von Überschussbeteiligungen agieren.
Die niedrigen Zinsen stellen die Versicherer auch bei der Neuanlage von Geldern vor Probleme. Derzeit müssen die Gesellschaften hohe Volumina neu anlegen. Zum einen, weil
viele höher verzinsliche Bonds aus dem Bestand derzeit ablaufen. Zum anderen, weil den
Versicherern bis zum Jahresende hohe Prämien zufließen werden. Da Anfang nächsten
Jahres das Steuerprivileg für Lebensversicherungen entfällt, schließen viele Verbraucher
derzeit neue Verträge ab.
45
50
80
Sie müssen sich allerdings auch nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor s (S&P)
auf sinkende Zinsen einstellen. Die Gesamtrendite der Unternehmen dürfte in Zukunft
unter das heutige Niveau absinken, da viele auslaufende lang laufende Bonds nur noch zu
deutlich geringeren Zinsen angelegt werden können, sagt Wolfgang Rief,Versicherungsanalyst bei S&P.
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Laut Zielke haben viele Lebensversicherer seit der Börsenkrise – die bis März vergangenen Jahres andauerte – zu einseitig in festverzinsliche Papiere investiert. „Wer ewig nur
in Festverzinsliche investiert, der schmälert seine Ertragskraft“, sagt Zielke. Bei solchen
Gesellschaften werde es auf Dauer zusätzlichen Druck auf die Überschussbeteiligung
geben.
Trotz der gesunkenen Zinsen:Von dramatischen Verhältnissen kann noch nicht die Rede
sein. So gibt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht Entwarnung. „Trotz der
in den vergangenen Wochen weiter gesunkenen Zinsen sehen wir auf Grund neuer
Untersuchungen keinen Anlass zur Besorgnis für die Branche“, sagt ein Sprecher. Erst
weitere deutliche Zinssenkungen dürften der Assekuranz schwerere Probleme bereiten.
Tückische Trends
Aktiencrash: Der Dax stürzte von März 2000 bis März 2003 von rund 8 000 auf 2 200
Punkte ab. Die Reserven der Lebensversicherer verwandelten sich vielfach in Verluste.
Seitdem agieren die Gesellschaften vorsichtig bei der Aktienanlage.
70
Niedrigzinsphase: Seit Anfang der 80er-Jahre sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen von mehr als zehn Prozent auf rund vier Prozent gesunken. Damit rückt die
Verzinsung der wichtigsten Anlageklasse nahe an die durchschnittlichen Garantiezinsen
von 3,5 Prozent.
75
Alternative Investments:Vorsichtiger agieren Versicherer auch bei alternativen Anlageformen wie Hedge-Fonds. Hier werden die künftigen Vorschriften eine höhere Kapitalunterlegung fordern.
Quelle: Dohmen, C., Handelsblatt, Nr. 190, 30.09.04, 19
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Schule
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FAKSIMILE
Zinstief belastet Lebensversicherer
Einige Gesellschaften werden voraussichtlich Renditen weiter absenken –
Hohe Summen müssen neu angelegt werden
CASPAR DOHMEN, DÜSSELDORF
HANDELSBLATT, 30.9.2004 .
W
egen anhaltend niedriger
Zinsen drohen vielen
Kunden der Lebensversicherer in Deutschland im kommenden Jahr weitere Abstriche bei der
Rendite. „Die Zinsentwicklung könnte Auswirkungen auf die Überschussbeteiligung der Unternehmen haben“, räumte Ulrich Krüger, Kapitalmarktexperte beim Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), gegenüber dem Handelsblatt ein. Deutlicher wird Carsten Zielke, Versicherungsanalyst bei
der WestLB: „Einige Lebensversicherer werden ihre Überschussbeteiligung absenken.“
Viel stärker als die Aktienkrise hat
die Unternehmen in den vergangenen
Jahren die Zinsentwicklung getroffen. Schließlich legen die Lebensversicherer ihre Anlagen zu 80 bis 90
Prozent in Bonds an. Hier kämpften
sie seit Jahren mit historisch tiefen
Zinsen. Und anders als von den meisten Versicherern kalkuliert, sind die
Zinsen beispielsweise für zehnjährige
Bundesanleihen in diesem Jahr erneut leicht auf rund vier Prozent gesunken.
Dies schlägt auf die Verzinsung
der Lebensversicherer durch, die aus
zwei Bausteinen besteht: dem gesetzlich festgeschrieben Rechnungs- oder
Garantiezins und der Überschussbeteiligung. Der Garantiezins wurde zuletzt vom zuständigen Finanzministerium auf 2,75 Prozent gesenkt aber nur für das Neugeschäft. Im
Durchschnitt liegen die Garantiezinsen der 119 Lebensversicherer immer
noch bei 3,5 Prozent. Wegen der langen Laufzeiten der Lebensversicherungen bauen sich die hohen Verpflichtungen nur sehr langsam ab (s.
rechte Grafik).
Auf die Garantieverzinsung satteln
die Anbieter eine Überschussbeteili-
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gung, die Anfang Dezember für das
kommende Jahr festgelegt wird. Seit
vier Jahren gab es enttäuschende Post
für die Kunden: Die Gesamtverzinsung bröckelte auf durchschnittlich
4,43 Prozent, fünf Jahre früher waren
es laut Map-Report noch 7,25 Prozent.
Experten verweisen auf die Konsequenzen einer anhaltenden Niedrigzinsphase. „Es kann sein, dass einige Versicherer nicht dafür gerüstet sind, dass die Zinsen so tief
liegen“, sagt Allianz-Leben-Finanzvorstand Maximilian Zimmerer auf
Anfrage.
Auswirkungen für die Neugestaltung von Produkten spricht der Gerling-Leben-Chef Norbert Heinen an:
„Nachhaltig gesunkene Zinsen können die Finanzierung der Zinsgarantien mittel- und langfristig stark beeinträchtigen. Im tiefen Zinstal muss
es Ziel sein, das Eingehen zusätzlicher Zinsgarantien über den anfänglich garantierten Rechnungszins hinaus zu minimieren.“ Sprich: Die Unternehmen sollen vorsichtig bei der
Gewährung von Überschussbeteiligungen agieren.
Die niedrigen Zinsen stellen die
Versicherer auch bei der Neuanlage
von Geldern vor Probleme. Derzeit
müssen die Gesellschaften hohe Volumina neu anlegen. Zum einen, weil
viele höher verzinsliche Bonds aus
dem Bestand derzeit ablaufen. Zum
anderen, weil den Versicherern bis
zum Jahresende hohe Prämien zufließen werden. Da Anfang nächsten
Jahres das Steuerprivileg für Lebensversicherungen entfällt, schließen
viele Verbraucher derzeit neue Verträge ab.
Sie müssen sich allerdings auch
nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor s (S&P) auf sinkende
Zinsen einstellen. Die Gesamtrendite
der Unternehmen dürfte in Zukunft
unter das heutige Niveau absinken, da
viele auslaufende lang laufende
Bonds nur noch zu deutlich geringe-
ren Zinsen angelegt werden können,
sagt Wolfgang Rief, Versicherungsanalyst bei S&P.
Laut Zielke haben viele Lebensversicherer seit der Börsenkrise - die bis
März vergangenen Jahres andauerte zu einseitig in festverzinsliche Papiere investiert. „Wer ewig nur in Festverzinsliche investiert, der schmälert
seine Ertragskraft“, sagt Zielke. Bei
solchen Gesellschaften werde es auf
Dauer zusätzlichen Druck auf die
Überschussbeteiligung geben.
Trotz der gesunkenen Zinsen: Von
dramatischen Verhältnissen kann
noch nicht die Rede sein. So gibt die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht Entwarnung. „Trotz
der in den vergangenen Wochen weiter gesunkenen Zinsen sehen wir auf
Grund neuer Untersuchungen keinen
Anlass zur Besorgnis für die Branche“, sagt ein Sprecher. Erst weitere
deutliche Zinssenkungen dürften der
Assekuranz schwerere Probleme bereiten.
Tückische Trends
■ Aktiencrash: Der Dax stürzte von
März 2000 bis März 2003 von rund
8000 auf 2 200 Punkte ab. Die Reserven der Lebensversicherer verwandelten sich vielfach in Verluste.
Seitdem agieren die Gesellschaften
vorsichtig bei der Aktienanlage.
■ Niedrigzinsphase: Seit Anfang der
80er-Jahre sind die Zinsen für
zehnjährige Bundesanleihen von
mehr als zehn Prozent auf rund
vier Prozent gesunken. Damit rückt
die Verzinsung der wichtigsten Anlageklasse nahe an die durchschnittlichen Garantiezinsen von
3,5 Prozent.
■ Alternative Investments: Vorsichtiger agieren Versicherer auch bei alternativen Anlageformen wie Hedge-Fonds. Hier werden die künftigen Vorschriften eine höhere
Kapitalunterlegung fordern.
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Mehr Rente für Kranke und Raucher
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Der Rückversicherer Hannover Rück will neue Lebensversicherungsprodukte in Deutschland etablieren. Dazu zählen Vorzugspolicen für Menschen mit Vorerkrankungen und spezielle Pflegeversicherungspolicen. Deshalb hat der fünfgrößte Rückversicherer mit der
DBI Holding GmbH die Deutsche-Senior-Partner AG gegründet. Das Unternehmen soll als
Scharnier zwischen Erst- und Rückversicherer dienen.An Bord sind bereits zwei ausländische Erstversicherer, die Momentum Leben aus Liechtenstein und der Versicherungsverein Pension Annuity Friendly Society (PAFS) aus England. Die Hannover Rück versteht
sich nach Angaben von Vorstand Wolf Becke als Rückversicherer, der neue Produktideen
für Erstversicherer entwickelt. So gewinnen die Hannoveraner Neugeschäft.
10
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25
So kam es auch zur Zusammenarbeit mit PAFS . Die Gesellschaft etablierte sich mit Hilfe
der Hannover Rück und Winterthur in England als erster Spezialanbieter von Lebensversicherungen. Er berücksichtigte bei der Kalkulation von Rentenversicherungen fortan
nicht nur Alter und Geschlecht, sondern auch den Gesundheitszustand und Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Beruf oder Wohngegend.
So erhalten beispielsweise erkrankte Verbraucher höhere monatliche Rentenleistungen
als gesunde Menschen: Ein an Bluthochdruck leidender Mann, der mit 60 Jahren eine Jahresrente für einen Einmalbeitrag von 50 000 Pfund abschließt, erhält eine jährliche Rente
von 5 905 Pfund, ein Standardversicherter nur 5 258 Pfund. Bei einer schweren Erkrankung wie Leberzirrhose sind es 12 712 Pfund.
Nach Erfolgen auf dem britischen Markt mit Vorzugsrenten wurden ähnliche Produkte
auf andere Märkte wie Südafrika übertragen. Nun ist Deutschland an der Reihe. Einen
Wachstumsmarkt gebe es hier vor allem bei Senioren, sagte Jens Blohm, Zentralbereichsleiter der Hannover Rück bei einer Presseveranstaltung. Bisher fokussieren sich die Erstversicherer in Deutschland auf die 20 bis 49-Jährigen. Doch deren Anteil an der Bevölkerung wird bis zum Jahr 2020 von jetzt 44 auf 37 Prozent schrumpfen. „Der Markt
schmilzt den Lebensversicherern unter den Händen zusammen“, sagte Blohm.
30
Dagegen wird der Anteil der über 50-Jährigen von 35 auf 46 Prozent steigen. Und bei den
Alten handelt es sich um eine lukrative Altersgruppe. So haben die 50- bis 69-Jährigen im
Schnitt ein Vermögen von 160 000 Euro, die unter 30-Jährigen dagegen nur 40 000 Euro.
35
40
45
50
Interesse wecken will die DSP vor allem für Vorzugsrenten und Pflegeversicherungen.
Der Bedarf ist da. Nach Angaben des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) wird die
Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 etwa um die Hälfte auf 3,1 Mill. Menschen
steigen. Schon heute sind 634 000 Menschen stationär untergebracht. Die Qualität der
Pflegeeinrichtung ist zum großen Teil eine finanzielle Frage. Doch hier sehen die Prognosen für die Bürger schlecht aus. Schon bald dürfte die gesetzliche Pflegeversicherung
erhebliche Finanzprobleme bekommen, meint etwa der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen.Trotz Änderungen dürfte 2007 oder 2008 der finanzielle Kollaps kommen.
Darauf können alte Menschen mit dem Kauf privater Policen reagieren. Dies können sie
selbst dann, wenn sie bereits pflegebedürftig sind.Als Beispiel führt Blohm eine 75-jährige Frau an, die in der Pflegestufe eins eingestuft sei und unter Diabetes und einer medikamentös eingestellten Herzschwäche leide. Sie könne für einen Einmalbeitrag von
40 000 Euro eine monatliche Pflegerente von 491 Euro erwarten. Bei einem 85-jährigen
Mann mit gleichen Krankheitsbild und Schlaganfall, der in der Pflegestufe drei eingestuft
sei, würden es monatlich bereits mehr als tausend Euro.
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Schule
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In Deutschland gibt es erst wenige Erstversicherer, die sich auf Senioren spezialisiert
haben, wie die zur Ergo-Gruppe zählende Karstadt-Quelle-Versicherung oder die Ideal,
die sich seit dem Jahr 1998 auf diese Kundschaft konzentriert. Dabei steht das Geschäftsfeld grundsätzlich allen Versicherern offen. Es gibt Produktfreiheit in Deutschland, sagt
ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).Allerdings
müsse eine ausreichende Rechnungsgrundlage gewährleistet sein. Dazu gehöre die Erstellung spezieller Sterbetafeln.
Quelle: Dohmen, C., Handelsblatt, Nr. 038, 23.02.05, 22
FAKSIMILE
Mehr Rente für Kranke und Raucher
Hannover Rück bringt neue Produkte vom Ausland auf den deutschen Markt
CASPAR DOHMEN, HANNOVER
HANDELSBLATT, 23.2.2005
D
er Rückversicherer Hannover Rück will neue Lebensversicherungsprodukte in
Deutschland etablieren. Dazu zählen
Vorzugspolicen für Menschen mit
Vorerkrankungen und spezielle Pflegeversicherungspolicen. Deshalb hat
der fünfgrößte Rückversicherer mit
der DBI Holding GmbH die Deutsche-Senior-Partner AG gegründet.
Das Unternehmen soll als Scharnier
zwischen Erst- und Rückversicherer
dienen. An Bord sind bereits zwei
ausländische Erstversicherer, die Momentum Leben aus Liechtenstein und
der Versicherungsverein Pension Annuity Friendly Society (PAFS) aus
England. Die Hannover Rück versteht
sich nach Angaben von Vorstand
Wolf Becke als Rückversicherer, der
neue Produktideen für Erstversicherer entwickelt. So gewinnen die Hannoveraner Neugeschäft.
So kam es auch zur Zusammenarbeit mit PAFS . Die Gesellschaft etablierte sich mit Hilfe der Hannover
Rück und Winterthur in England als
erster Spezialanbieter von Lebensversicherungen. Er berücksichtigte
bei der Kalkulation von Rentenversicherungen fortan nicht nur Alter und
Geschlecht, sondern auch den Gesundheitszustand und Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Beruf oder
Wohngegend.
So erhalten beispielsweise erkrankte Verbraucher höhere monatliche Rentenleistungen als gesunde
Menschen: Ein an Bluthochdruck leidender Mann, der mit 60 Jahren eine
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Jahresrente für einen Einmalbeitrag
von 50000 Pfund abschließt, erhält
eine jährliche Rente von 5905 Pfund,
ein Standardversicherter nur 5258
Pfund. Bei einer schweren Erkrankung wie Leberzirrhose sind es 12712
Pfund.
Nach Erfolgen auf dem britischen
Markt mit Vorzugsrenten wurden
ähnliche Produkte auf andere Märkte wie Südafrika übertragen. Nun ist
Deutschland an der Reihe. Einen
Wachstumsmarkt gebe es hier vor
allem bei Senioren, sagte Jens
Blohm, Zentralbereichsleiter der
Hannover Rück bei einer Presseveranstaltung. Bisher fokussieren sich
die Erstversicherer in Deutschland
auf die 20 bis 49-Jährigen. Doch deren Anteil an der Bevölkerung wird
bis zum Jahr 2020 von jetzt 44 auf 37
Prozent schrumpfen. „Der Markt
schmilzt den Lebensversicherern
unter den Händen zusammen“, sagte Blohm.
Dagegen wird der Anteil der über
50-Jährigen von 35 auf 46 Prozent
steigen. Und bei den Alten handelt es
sich um eine lukrative Altersgruppe.
So haben die 50- bis 69-Jährigen im
Schnitt ein Vermögen von 160000
Euro, die unter 30-Jährigen dagegen
nur 40000 Euro.
Interesse wecken will die DSP vor
allem für Vorzugsrenten und Pflegeversicherungen. Der Bedarf ist da.
Nach Angaben des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) wird die
Zahl der Pflegebedürftigen bis zum
Jahr 2020 etwa um die Hälfte auf 3,1
Mill. Menschen steigen. Schon heute
sind 634000 Menschen stationär untergebracht. Die Qualität der Pflege-
einrichtung ist zum großen Teil eine
finanzielle Frage. Doch hier sehen
die Prognosen für die Bürger schlecht
aus. Schon bald dürfte die gesetzliche
Pflegeversicherung erhebliche Finanzprobleme bekommen, meint etwa der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen. Trotz Änderungen dürfte
2007 oder 2008 der finanzielle Kollaps kommen.
Darauf können alte Menschen mit
dem Kauf privater Policen reagieren.
Dies können sie selbst dann, wenn sie
bereits pflegebedürftig sind. Als Beispiel führt Blohm eine 75-jährige Frau
an, die in der Pflegestufe eins eingestuft sei und unter Diabetes und einer
medikamentös eingestellten Herzschwäche leide. Sie könne für einen
Einmalbeitrag von 40000 Euro eine
monatliche Pflegerente von 491 Euro
erwarten. Bei einem 85-jährigen
Mann mit gleichen Krankheitsbild
und Schlaganfall, der in der Pflegestufe drei eingestuft sei, würden es
monatlich bereits mehr als tausend
Euro.
In Deutschland gibt es erst wenige
Erstversicherer, die sich auf Senioren
spezialisiert haben, wie die zur ErgoGruppe zählende Karstadt-QuelleVersicherung oder die Ideal, die sich
seit dem Jahr 1998 auf diese Kundschaft konzentriert. Dabei steht das
Geschäftsfeld grundsätzlich allen
Versicherern offen. Es gibt Produktfreiheit in Deutschland, sagt ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Allerdings müsse eine ausreichende
Rechnungsgrundlage gewährleistet
sein. Dazu gehöre die Erstellung spezieller Sterbetafeln.
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Der richtige Zeitpunkt
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Sparen will gelernt sein!
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Judith K. ist 26 Jahre alt und nun, nach ihrem Studium der Innenarchitektur und langer
Suche, hat sie endlich ihre erste feste Anstellung in einem Architekturbüro.
Geld hat sie bislang nie viel gehabt, als Schülerin das Taschengeld und das Geld aus den
Ferienjobs, als Studentin die Unterstützung von zuhause und das Kellnergehalt. Mit
Sparen war also nie so viel, zumal bei der vielen Arbeit, da will man in seiner Freizeit
dann nicht auch noch jeden Cent umdrehen müssen.
Aber jetzt, wo das erste richtige Gehalt in´s Haus steht sollte schon ein bisschen was auf
die Seite wandern. Und zum Studienabschluss hat sie von den Großeltern ja auch noch
2 000 Euro bekommen.Was also tun mit dem Geldsegen? Das nächste Jahr endlich mal
wieder richtig in Urlaub fahren, das wär was! Und mittelfristig sollte auch ein Auto drin
liegen, von neuen Möbeln gar nicht zu sprechen, die alten sehen wirklich schon ein
bisschen schäbig aus.
15
Aber was ist eigentlich mit der Altersvorsorge? Na klar, von ihrem Bruttogehalt zahlt sie
jetzt auch Rentenbeiträge .... aber ob das später reichen wird. Man hört ja überall, dass
man selber vorsorgen muss, will man später nicht arm dran sein.
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Tja, was tun? Girokonto und Sparbuch sind vorhanden, aber was gibt´s noch. Und lohnt
es sich wirklich schon, jetzt für´s Alter zu sparen.Wäre es nicht sinnvoller sich erstmal
mit allem auszustatten und dann mit 40 oder so an die Rente zu denken? Sparen will
offensichtlich gelernt sein.
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Vermögensbildung
Definition von Vermögen
1
Jede Statistik und jede Berechnung über die Vermögensverteilung leidet unter zweierlei:
Einmal unter der Schwierigkeit,Vermögen zu bewerten; zum anderen unter dem Problem, diesen Begriff klar abzugrenzen.
5
Sieht man von den Fällen ererbten Vermögens ab, so erfolgt Vermögensbildung durch
systematisches Sparen. Das wiederum bedeutet, dass i. d. R. nur der Mensch Vermögen
bilden kann, dessen Einkommen (in Kombination mit seiner Lebensführung) ein Sparen
zulässt.
10
Die Bedeutung von Vermögen für den einzelnen Haushalt
Die Bildung von Vermögen dient der Schaffung und Sicherung zukünftigen Einkommens.
15
Es stellt damit einerseits eine Art „Sicherheitspolster“ für den Eigentümer dar, zum
anderen aber dient es auch als Quelle (möglicher) zusätzlicher Einkommen.
20
Damit macht Vermögen den Eigentümer unabhängiger von seinem laufenden Einkommen. Dies ist besonders wichtig für Bezieher abhängiger Einkommen.Anders als Selbstständige haben sie kaum Möglichkeiten, ihr monatliches Einkommen erheblich zu steigern (von Ausnahmefällen abgesehen).
Das Vermögen lässt sich nach verschiedenen Arten unterscheiden.
25
30
35
Die erste grundsätzliche Unterscheidung besteht zwischen Geldvermögen und Sachvermögen. Geldvermögen sind Sparguthaben,Wertpapiere u. ä., die dem Eigentümer insbesondere Zinsgewinne und – bei einer Veräußerung über dem Kaufpreis – einen zusätzlichen Gewinn verschaffen.
Beim Sachvermögen muss unterschieden werden zwischen dem Gebrauchsvermögen
und dem Produktivvermögen. Mit dem Eigentum an Produktivvermögen wie z. B. Maschinen, Grund und Boden entsteht Eigentümer-Verfügungsmacht. Handelt es sich um einen
Unter-nehmer, so erhält dieser Verfügungsmacht über Zahl und Art der Arbeitsplätze, über
den Ein-satz von Arbeitnehmern,Art und Umfang der Investitionen, über den Einsatz von
techni-schem Fortschritt usw. Demgegenüber bedeutet Gebrauchsvermögen ausschließlich eine verbesserte Ausstattung der betreffenden Haushalte und damit einen steigenden
(materiellen) Wohlstand.
Quelle: Brauer, U./Leven, F.-J. (2000): „Wirtschaft in die Schule!“, Geldanlage und Vermögensbildung des privaten Haushalts, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt am Main, 81
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Dreiecksverhältnis: Liquidität - Rendite - Sicherheit
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Es gibt einige wenige ökonomische Grundmechanismen, die Anleger kennen und beherrschen sollten, weil sie unmittelbar Einfluss auf ihre Finanzen haben. Ein einfaches, aber
wirkungsvolles Hilfsmittel zur Bewertung von Geldanlagen ist dabei das so genannte
Rendite-Dreieck. Prinzipiell lassen sich alle Anlageprodukte nach den drei Faktoren Liquidität, Sicherheit und Rendite beurteilen.
Faktoren für Anlageprodukte
Liquidität bedeutet : Ich kann schnell und einfach wieder über mein Geld verfügen.
10
15
Beispiele:
Tagesgeld: hohe Liquidität, da täglich verfügbar
Rentenversicherung: geringe Liquidität, da Auszahlung erst im Alter erfolgt
Sicherheit bedeutet : Wie sicher ist meine Anlage? Wie hoch ist das Risiko, dass Ich
mein Geld verliere?
Beispiele:
Bundesanleihen: hohe Sicherheit, da Bundesrepublik Gläubiger ist
Optionsscheine: hohes Verlustrisiko, da hoch spekulativ
20
Rendite bedeutet : Welchen stetigen Ertrag bringt das Finanzprodukt?
Beispiele:
Unternehmensanleihen: hohe Rendite
Immobilie in schlechter Lage: kaum Aussicht auf Wertsteigerung, sogar Verluste bei Wiederverkauf möglich
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Dabei gibt es eine gegenseitige Abhängigkeit der drei Faktoren untereinander:
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höhere Rendite
➜ geringere Liquidität
➜ geringere Sicherheit
höhere Liquidität
➜ geringere Rendite
➜ geringere Sicherheit
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höhere Sicherheit
➜ geringere Rendite
➜ geringere Liquidität
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Lang laufende Anleihen beispielsweise sind meist Rendite stärker als ein Sparbuch.Aktien
sind weniger sicher als Bundesanleihen. Liquide bleibt man mit Tagesgeldkonten,Aktien
und Investmentfonds, während sich eine Kapitallebensversicherung nur mit großen Verlusten vor Ablauf auflösen lässt. Nach der Betrachtung der Finanzprodukte ist es sinnvoll,
diese Dreieckskonstellation auf sich selbst anzuwenden. Denn Finanzprodukte passen
umso besser zu Ihnen, je ähnlicher Ihr individuelles Anlegerprofil in diesen Aspekten
dem Produkt ähnelt - besonders wenn einer der drei Faktoren dominieren sollte.
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Beispiel:Wer liquide bleiben will, sollte beispielsweise nicht zu einer Rentenversicherung
greifen, und wer Sicherheit schätzt, ist mit Optionsscheinen nicht gut bedient. Daher sollten Sie sich selbst zunächst hinsichtlich Liquiditätserfordernisse, Risikobelastbarkeit und
Renditevorgabe einstufen und dies mit dem Profil des Produkts vergleichen. In vielen Fällen ist es möglich und sinnvoll, die drei Faktoren durch Mischung verschiedener Geldanlageprodukte angemessen zu berücksichtigen. (...)
In diesem Spannungsfeld bewegt sich jede Vermögensanlage
L
Sicherheit – das Risiko einer Anlage
(Beispiele: Währungs-, Zins- und Kursrisiko)
Rendite – der erzielte Ertrag
(Beispiele: Zins- und Dividendenzahlungen,
Wertentwicklung)
S
R
Liquidität – die Verfügbarkeit der Geldanlage
(Beispiele: täglich oder erst nach mehreren Jahren)
Quelle: Bortenlänger, C./Ruh, S. T. (2005): Kompass Geldanlage, Ihr Weg zu Vermögen und finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 29 ff.
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M 23
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Turbo für Ihr Vermögen: der Zinseszins
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[...] Jeder, der mit geringen Beiträgen zu einem Vermögen kommen möchte, hat zwei
mächtige Verbündete: die Zeit und den Zins.Wer früh mit dem Sparen beginnt, erzielt
beachtliche Summen. Der erste in einen Sparvertrag eingezahlte Euro ist der wichtigste,
weil er länger arbeitet als alle folgenden. Das ist wie beim bekannten Schneeballeffekt.
Denn die Zinsen werden wieder und wieder verzinst und summieren sich zu einem
immer höheren Betrag. Deswegen ist es sinnvoll, so früh wie möglich mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Der Zinseszins spielt also für Ihr zukünftiges Vermögen und die
Altersvorsorge eine große Rolle. Je früher man mit der Altersvorsorge anfängt, desto
weniger muss man sich dafür einschränken. Denn während ein Einstieg in jungen Jahren
noch mit geringen Beträgen möglich ist, wird der Aufwand bei späterem Einstieg immer
größer, wenn Sie das gleiche Ergebnis erzielen wollen.
Quelle: Bortenlänger, C./Ruh, S. T. (2005): Kompass Geldanlage, Ihr Weg zu Vermögen und
finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 33 ff.
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Anleger im Anlagenotstand – Welche Konsequenzen sich für
Investoren aus den niedrigen Renditen ergeben
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Investoren in Not: Mit Geld ist kaum noch Geld zu verdienen. Die Rendite der Staatsanleihen erreicht historische Tiefstände – früher bekam man so viel auf dem normalen Sparbuch wie heute für eine zehnjährige Anleihe.Aktien treten auf der Stelle. Immobilien
waren zumindest in Deutschland in den vergangenen Jahren ein schlechtes Geschäft. In
anderen Ländern boomte der Markt – zum Beispiel in den Niederlanden.Aber er dürfte
weitgehend ausgereizt sein.
Hedge-Fonds sind inzwischen entzaubert – viele bringen auch nur noch Sparbuchrenditen; gemessen daran treiben sie viel Aufwand. Und die Private-Equity-Fonds schwimmen
in Geld und sorgen sich zunehmend, was sie damit anfangen sollen. Bleiben Rohstoffe –
die große Anlagestory der letzten Jahre.Aber dort ist das Geschäft nicht einfach: Der
Goldpreis ist, vor allem in Dollar gerechnet, gestiegen. Und wer auf andere Rohstoffe
setzt, braucht dazu Spezialkenntnisse – und Glück. Denn letztlich handelt es sich um
spekulative Anlagen.Außerdem fragt sich, ob wir nicht längst eine China-Blase haben:
Am Wachstum dieses riesigen Landes hängt zum guten Teil auch der Rohstoffboom.
Noch spekulativer sind Devisen.
Es gibt nur noch wenige Anlagen, die etwas mehr regelmäßige Rendite bieten. Zum einen
die Unternehmensanleihen – aber das Desaster von General Motors hat gezeigt, wie hoch
die Risiken sind. Außerdem gibt es inzwischen mehr Aktien als früher, die wenigstens
eine ordentliche Dividendenrendite abwerfen.Aber wirklich hohe Prozentsätze zahlen
wirtschaftlich gesunde Unternehmen nur selten.
Die Renditen sind also quer durch alle Märkte mager geworden. Erste Frage:Warum ist
das so? Eine Erklärung ist die Politik der Notenbanken. Sie haben in den letzten Jahren
viel Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Zugleich sorgt die Globalisierung dafür,
dass die Verbraucherpreise nicht auf breiter Front steigen. Irgendwo muss das Geld hin.
Nachdem die große Blase an den Aktienmärkten geplatzt ist, bietet die Börse nicht mehr
genug Raum. Dafür floss viel Liquidität in den amerikanischen Immobilienmarkt und
sorgte indirekt, weil die Verbraucher ihrer Häuser höher beliehen, für den starken USKonsum.Außerdem drängt das Geld in den Rentenmarkt – daher die niedrigen Renditen.
Um es kurz zu sagen: Wenn Geld im Überfluss da ist, sinkt sein Preis – und das ist die
Rendite.
Zweite Frage: Was folgt daraus? Zunächst ganz banal die Erkenntnis, dass Anleger mit
hohen Sparraten für das Alter vorsorgen müssen.Wer zum Beispiel in 20 Jahren 100 000
Euro ansparen möchte, muss bei fünf Prozent Rendite rund 250 Euro monatlich zur Seite
legen – bei drei Prozent Rendite dagegen mehr als 300 Euro. Politiker und Konjunkturforscher jammern zwar, dass die Deutschen zu wenig konsumieren, also zu viel sparen –
aber die Bürger haben völlig Recht damit, wenn sie an ihren persönlichen Vorteil
denken, statt die Volkswirtschaft retten zu wollen.
Zweitens: Der niedrige Zins sollte niemanden verleiten, zu hohe und vor allem zu einseitige Risiken einzugehen.
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Drittens:Weil andere Anlageformen so wenig bringen, sollte man nicht auf Aktien verzichten. Der Börsenschock sitzt tief - aber er folgte auch auf einen Börsenboom. Falsch wäre es,
vom jetzigen Niveau ähnlich dramatische Abstürze zu erwarten, wie Anfang dieses Jahrtausends.Aktien bieten zwar spekulative Phantasie, aber daneben auch noch laufende Erträge.
Und wer weiter an den großen Rohstofftrend glaubt, kann mit Aktien auch darauf setzen.
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Letztlich haben die niedrigen Renditen auf lange Sicht Konsequenzen für die Lebensplanung. Es wird für viele Menschen schwer werden, sinkende staatliche Renten durch
private und betriebliche Vorsorge auszugleichen. Damit wird diese Vorsorge nicht
unwichtiger – im Gegenteil.Aber sie ist als Allheilmittel leider längst entzaubert.
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Die Konsequenz für den Einzelnen: zu hohe Belastungen meiden.Vor allem bei der selbst
bewohnten Immobilie. Oft wird sie konzipiert, wenn Kinder Raum brauchen, aber später
halb leer weiter bewohnt. Kaum jemand macht sich klar, was das eigentlich für ein Luxus
ist.Wichtig auch:Wenn die „arbeitslosen“ Einkommen nicht mehr so recht fließen, werden im Vergleich Investitionen in die eigene Arbeitskraft umso lohnender. Nicht umsonst
spielen auch in der Politik die Themen Bildung und Gesundheit - letztere ist wichtig für
eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit - eine immer größere Rolle.Wenn in Zukunft Bildung stärker privat finanziert wird, dann finden dort vielleicht die lohnendsten Investitionen statt.
Quelle:Wiebe, F., Handelsblatt, Nr. 093, 17.05.05, 35
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Beurteilung verschiedener Anlageformen
Beurteilungsaspekte
Anlageform
Sicherheit
Rentabilität
Liquidität
Bequemlichkeit
„Spaßfaktor“
Girokonto
Sparbuch
Sparbriefe/
Sparkassenbriefe
Termingeld
(„Festgeld“)
Bundesschatzbriefe
Bausparvertrag
Börsennotierte
Aktien
Investmentfonds
Gold und andere
Edelmetalle
Kunst und
Antiquitäten
Diamanten
Immobilien
Kapitallebensversicherung
Lotterien
Quelle: Brauer, U./Leven, F.-J. (2000): „Wirtschaft in die Schule!“, Geldanlage und Vermögensbildung des privaten Haushalts, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt am Main, 100ff.
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Demografischer Wandel und Altersvorsorge
Demografischer Wandel
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Die jetzige Rentnergeneration verbraucht, was die heutigen Beitragszahler in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Das System wird gerne „Umlageverfahren“ oder
„Generationenvertrag“ genannt. Die Jungen zahlen die laufende Rente der Alten. Im
Moment stehen dabei 100 Menschen im Erwerbsalter (20 bis unter 60 Jahre) rund 44
Personen im Rentenalter gegenüber (60 Jahre und älter, denn trotz eines gesetzlichen
Rentenbeginns mit 65 gehen die meisten viel früher in Rente). Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass im Jahr 2030 dieser „Altenquotient“ bereits auf 71 Rentner je
100 Erwerbsfähige gestiegen ist – im ungünstigsten Fall wäre das Verhältnis sogar noch
schlechter. Dann hätte jeder Beitragszahler einen Rentner zu „versorgen“. Die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung ist damit in Gefahr.
Der Generationenvertrag funktioniert dann, wenn möglichst viele Beitragszahler/Jüngere
relativ wenigen Rentenbeziehern/Älteren gegenüberstehen. Die Altersverteilung in der
Gesellschaft sieht in diesem Fall einer Pyramide ähnlich. In Deutschland werden aber
schon seit Jahren immer weniger Kinder geboren. Zugleich werden die Menschen immer
älter. Dieser demographische Wandel bleibt nicht ohne Folgen.
Damit die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung nicht immer höher werden und
Arbeitnehmer und Arbeitgeber belasten, muss die Altersvorsorge neben einer staatlichen
Grundsicherung stärker in die Hand jedes Einzelnen gelegt werden.
Quelle: Lexikon des Schulportals für soziale Sicherung und private Vorsorge, online unter URL:
http://www.safety1st.de/webcom/show_lexikon.php/_c-120/_lkm-273/i.html
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Quelle: Rauschenbach, Erik,
http://www.wirtschaftundschule.de/WUS/Datenpool/Einzelseiten/Karikaturenpool.html
Quelle: Mester, Gerhard,
http://www.wirtschaftundschule.de/WUS/Datenpool/Einzelseiten/Karikaturenpool.html
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Gesetzliche Rentenversicherung und Altersvorsorge
Die drei Säulen der Altersvorsorge:
Viele Deutsche überschätzen ihre künftige Rente
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Viele Deutsche machen sich kein realistisches Bild über ihre finanzielle Situation im
Alter. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesverbandes deutscher Banken, veröffentlicht im November 2004. Demnach fühlen sich zwei Drittel der Befragten gut für das
Alter abgesichert. Je älter die Befragten, desto zuversichtlicher die Aussagen: Gehören in
der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen diejenigen, die sich für gut abgesichert halten
noch zur Minderheit, sind es bei den 50- bis 59-Jährigen schon 71 Prozent. Mit 49 Prozent
glaubt fast die Hälfte der Befragten, schon heute zu wissen, wie hoch ihre späteren Rentenbezüge sein werden.Auch diese Zahl steigt mit dem Alter zwar an, liegt aber bei den
25- bis 29-Jährigen immerhin auch schon bei 34 Prozent und bei den 30- bis 39-Jährigen
sogar schon bei 47 Prozent fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) verfügen über
eine private Zusatzversicherung. In 20 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um eine
Riester-Rente. Der Anteil der Befragten, der eine Riester-Rente abgeschlossen hat, liegt
damit lediglich bei etwa 14 Prozent. Die überwältigende Mehrheit der Befragten, die bislang keine Riester-Rente abgeschlossen haben (86 Prozent), gab an, dass sie das auch in
Zukunft nicht tun wollen. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer vom Mannheimer
Ipos-lnstitut im Auftrag des Bankenverbandes durchgeführten repräsentativen Umfrage
unter 1516 volljährigen Personen.
[...] Bislang werden die rund 51 Millionen gesetzlich Rentenversicherten und 23 Millionen Rentner von 26 Rentenversicherungsträgern betreut. Diese zahlen etwa 15 Millionen
Altersrenten und knapp 1,9 Millionen Renten wegen Erwerbsminderung aus. Dazu kommen 5,5 Millionen Witwen-/Witwerrenten und knapp eine halbe Million Waisenrenten.
Der Jahreshaushalt der gesetzlichen Rentenversicherung beträgt rund 215 Milliarden
Euro. Die Einnahmen kommen zu rund 75 Prozent aus Beiträgen und zu 25 Prozent aus
Bundeszuschüssen. Die gesetzliche Rentenversicherung zahlte 2003 rund 190 Milliarden
Euro an Renten, 13 Milliarden Euro für die Krankenversicherung der Rentner und knapp
4,5 Milliarden Euro für Rehabilitationsleistungen. Die 26 Rentenversicherungsträger setzen sich zusammen aus der bundesweit tätigen Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, 22 regionalen Landesversicherungsanstalten und den überregionalen Sonderanstalten
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wie Bahnversicherungsanstalt, Seekasse und Bundesknappschaft. Mit dieser teuren Vielfalt soll ab 2005 Schluss sein. Die »Deutsche Rentenversicherung« arbeitet nun unter
einem gemeinsamen Namen. Davon versprechen sich Experten bis 2010 Einsparungen
von bis zu 350 Millionen Euro im Jahr, einem Zehntel der Verwaltungskosten von rund
3,6 Milliarden Euro. Künftig wird bei der Rentenversicherung zwischen Arbeitern und
Angestellten nicht mehr unterschieden.Vielmehr soll für die Versicherten ein einheitlicher Arbeitnehmerbegriff gelten.
[...] Unser System der gesetzlichen Alterssicherung ist im Umbruch. Die alten Grundsätze
des Generationenvertrages müssen mit der Entwicklung der Altersstruktur, der sinkenden
Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung sowie der stetig hohen Arbeitslosigkeit in Einklang gebracht werden. Denn diese gefährden das Rentensystem. Wenn zu
wenige Arbeitende zu viele Rentner versorgen müssen, muss entweder die Rente sehr
niedrig ausfallen oder die Abgabenlast ist zu hoch im Verhältnis zum Gesamteinkommen.
Altersarmut droht
Und das vor allem den Frauen. 2002 erhielten sie im Schnitt nur 555 Euro Rente monatlich, während männliche Rentner mit 929 Euro fast über den doppelten Betrag verfügten.
Zudem schätzen Frauen ihre Rentenansprüche deutlich zu hoch ein! Das ergab eine
Umfrage der Delta Lloyd in Zusammenarbeit mit TNS Infratest. Ihre Sparleistung für die
Absicherung im Alter ist mit 50 bis 100 Euro weitaus niedriger als die der Männer mit
100 bis 200 Euro.
Das Rentensystem wird also durch ein ungünstiges Verhältnis von Jung zu Alt geschwächt. Diese Entwicklung hat verschiedene Gründe: Die Menschen werden älter als
früher und es werden weniger Kinder geboren. Zusätzlich belastend ist, dass die Jungen
nicht so in die Rentenkasse einzahlen können, wie sie es gerne möchten: Die hohe
Arbeitslosigkeit ist Gift für die Leistungsfähigkeit des Rentensystems. Zudem haben politische Entwicklungen das Rentensystem geschwächt. So ist durch die Zuwanderung von
Spätaussiedlern die Zahl von Leistungsempfängern angewachsen. Ein weiterer Punkt:
Nach der Wiedervereinigung wurde die Altersversorgung der neuen Bundesländer auf
die Rentenversicherung der alten Bundesländer übertragen.Auch gehen immer mehr
Menschen frühzeitig in den Ruhestand.
65
Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung sinkt tendenziell
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Von 1997 bis 2004 ist die Rendite der Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung um 0,2 Prozentpunkte gesunken. Renten, die ab 2030 ausbezahlt werden, bringen
es nach Berechnungen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA} dann, noch
auf drei Prozent Rendite. Damit versucht die BfA der Behauptung entgegenzutreten,
dass die gesetzliche Rente für viele eine negative Rendite brächte.
Errechnet hat dies die BfA mit plausibel erscheinenden Berechnungsverfahren. Dabei
gibt es allerdings einen großen Schwachpunkt: Es wurden 45 Beitragsjahre unterstellt,
in denen der Versicherte stets zu den Durchschnittsverdienern gehörte.Auf solch ungebrochene Erwerbsbiografien kommen die Deutschen allerdings kaum, sodass die
errechneten Renditen wohl nicht erreicht werden. Unterstellt wird ein Rentenbeginn
mit 65 Jahren.
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Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung für Neurentner 2004 bis 2040
Beginn
2004
2010
2020
2030
2040
4,0
3,6
3,1
3,0
3,0
4,6
4,2
3,7
3,6
3,6
Lediger Mann
85
Rendite in Prozent
Ledige Frau
Rendite in Prozent
90
Die Rendite für verheiratete Männer entspräche in etwa der Rendite für Frauen.
Quelle: Bortenlänger, C./Ruh, S. T. (2005): Kompass Geldanlage, Ihr Weg zu Vermögen und finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 93 ff.
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Eigeninitiative wird immer wichtiger
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[...] Von zentraler Bedeutung ist: Die private Altersvorsorge sollte als ein sich stetig
weiterentwickelndes Vermögen verstanden werden. Denn in modernen Biografien muss
das Vermögen, um den verschiedensten Anforderungen zu entsprechen, häufiger umgeschichtet und neu ausgerichtet werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Dementsprechend sind die klassischen Altersvorsorgeprodukte wie Kapitallebens- und
Rentenversicherung, aber auch die Wohnimmobilien nicht mehr per se die optimale Strategie. Das bedeutet: Ziehen Sie keine scharfe Grenze zwischen den Aufgaben Vermögensaufbau und Altersvorsorge.Wichtig ist allein eine kontinuierliche Weiterentwicklung des
Vermögens insgesamt. Zudem sind je nach aktueller Lebensphase verschiedene Schwerpunkte sinnvoll. Immer kann die folgende Phase andere Anforderungen an Sie und Ihr
Vermögen stellen. Deswegen der Tipp: Überprüfen Sie Ihre Geldanlagen beim Eintritt in
eine neue Lebensphase etwa bei Heirat, Geburt eines Kindes, beruflicher Umorientierung, Scheidung oder bei Eintritt in den Ruhestand. Grundlage all Ihrer Entscheidungen
sollte dabei das Terrassenmodell sein.
Wer braucht was – Altersvorsorge in verschiedenen Lebensphasen
In Stichworten ist hier aufgelistet, was man in welcher Lebensphase für den
Vermögensaufbau und für die Alterssicherung tun sollte.
Junge Singles
Kinder aus dem Haus
■
■
■
■
■
■
■
■
■
■
■
Einkommen sichern
Geldparken
Erste flexible Geldanlagen
Für Liquidität sorgen
Ehe oder eheähnliche Gemeinschaften
■
■
■
■
■
Einkommen sichern
Geldparken
Flexible Geldanlagen
Für Liquidität sorgen
Mittelfristige Anlagen
Vermögen sichern
Geldparken
Teilweise flexible Geldanlagen
Mittelfristanlagen
Renditestarke Finanzprodukte
Langfristanlagen
Evtl. Turbo für eine ausreichende
Altersvorsorge
■ Etwa ab zehn Jahre vor Renteneintritt
jährlich Risikogelder in sichere Geldanlagen
umschichten
Familie mit kleinen Kindern
Im Alter
■
■
■
■
■ Auszahlungsphase
■ Auszahlungen organisieren und überprüfen:
❚ gesetzliche und berufliche Rente
❚ Riester-Rente, Rürup-Rente
❚ Privatrente, Rente aus Fondsanlagen
❚ Rente aus Bundesschatzbriefen
❚ Mieteingänge, andere Eingänge
Einkommen sichern
Geldparken
Nur flexible Geldanlagen
Für Liquidität sorgen
Familie mit großen Kindern
■
■
■
■
■
■
Einkommen sichern .
Geldparken
Teilweise flexible Geldanlagen
Mittelfristige Anlagen
Renditestarke Finanzprodukte
Langfristanlagen
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So ist es wichtig, dass sich eine junge Familie beispielsweise zunächst auf die Sicherung
des Einkommens und der Liquidität konzentriert. Ist dies geschafft, kann man in der folgenden Lebensphase die Vermögensoptimierung in den Vordergrund stellen. Das bedeutet: Seien Sie in Ihren Möglichkeiten und passend zu Ihrem Geldtyp bei einem Teil Ihrer
Geldanlagen etwas risikobereiter und schauen Sie dabei auch auf die Rendite.
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Etwa zehn Jahre vor der Rente allerdings sollte man in sichere Anlagen umschichten.
Schließlich wollen Sie das Erreichte festhalten. Deswegen ist es ratsam, Schritt für Schritt
mit der Umschichtung des Vermögens hin zu weniger schwankungsanfälligen Anlageformen zu beginnen.Wenn im Rentenalter das angelegte Geld sukzessive für die Aufbesserung der gesetzlichen Rente entnommen werden soll, ist es sinnvoll, diese Reserve nicht
dem Auf und Ab der Kapitalmärkte auszusetzen, um dann im ungünstigsten Moment
empfindliche Verluste hinnehmen zu müssen. Im so genannten dritten Lebensabschnitt
ist es sinnvoll, verschiedene Einkünfte zu konstruieren. Neben den ohnehin fließenden
Renten (gesetzliche, betriebliche, private ...) kann man sich Entnahmepläne aufstellen
lassen. Regelmäßige Auszahlungen von eingezahltem und angespartem Kapital kann man
über Banken, die Bundeswertpapierverwaltung und Investmentfondsgesellschaften
organisieren.
Quelle: Bortenlänger, C./Ruh, S. T. (2005): Kompass Geldanlage, Ihr Weg zu Vermögen und finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 114 ff.
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Verzicht? Nein, danke!
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Jedesmals das gleiche Dilemma:Tausend schöne Dinge zu kaufen und zu wenig Geld in
der Tasche. Mittlerweile bin ich schon sowas wie ein Experte für den Umgang mit der
permanenten Knappheit. Motto:Verzicht muss nicht sein. Den vor zwei Monaten vom
Mars-Megalomarkt angebotenen Plasmafernseher z. B. musste ich haben, bei dem Preis
von 2 400 Euro. Schön, dass solche Ketten mittlerweile auch Kredite und Ratenzahlungen
anbieten, also zahle ich jetzt nur 150 Euro im Monat und die Freunde sind neidisch. So
habe ich das im Übrigen früher auch schon mit der Sofagarnitur, der Anlage, dem
Geschirrspüler und einigem anderen gemacht. Einige Raten laufen auch heute noch, und
das Auto muss ich auch noch zwei Jahre lang abzahlen.Aber was soll´s, dafür bin ich
wirklich gut ausgerüstet, und jeder der z. B. ein Haus baut hat noch ganz andere Summen
aufzubringen.
Nur als im letzten Monat die Handyrechnung so hoch ausgefallen ist wurde es ein bisschen eng ... zumal das Girokonto aufgrund des Urlaubs im Moment bis zum Anschlag
überzogen ist. Da musste dann Olli, mein Freund, einspringen. Hat er dann zähneknirschend gemacht, der weiß auch, dass das mit der Rückzahlung dauern kann ... aber wofür
hat man Freunde. Dafür darf er ja jetzt auch immer Fußball im Großformat bei mir
gucken.
Das gilt im Übrigen auch für Tim, den armen Kerl. Ich bin froh, wenn ich den ein bisschen aufmuntern kann, so wie es ihn erwischt hat: Immer auf großem Fuß gelebt und
dann kam innerhalb von drei Monaten die Arbeitslosigkeit und die Trennung von der
Frau. Nun gilt er als „überschuldet“ und hat die Gläubiger am Hals. Das läuft jetzt alles
über das Gericht und wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann ist in den nächsten
sechs Jahren erstmal eiserne Sparsamkeit angesagt. Kann man sich kaum vorstellen. Ich
glaube, dass würde ich nicht schaffen. Na, drücken wir mal die Daumen, dass ich nie
eine solche Lage komme.Wird schon schief gehen.
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Tchibo bietet Kredite zur Tasse Kaffee an
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Der Hamburger Kaffeefilialist Tchibo Frisch-Röst Kaffee GmbH (Tchibo) testet zusammen
mit der Royal Bank of Scotland den Verkauf von Krediten. In 21 ausgewählten Filialen
sowie im Internet bietet der Hamburger Röster, der in diesem Fall als Vermittler auftritt,
seit einigen Tagen zwei Kreditarten an: den so genannten „Clever Credit“ und den
„Extra Dispo“.
Beim Ratenkredit Clever Credit liegen die Kreditsummen zwischen 2 500 und 25 000
Euro.Angeboten werden drei Laufzeiten (24 bis 26 Monate, 36 bis 48 Monate und 48 bis
72 Monate). Der effektive Jahreszins liegt je nach Laufzeit zwischen 7,7 und 9,9 %.
10
Angeboten werden diese Kredite, wie eine Tchibo-Sprecherin sagt, „allen Nichtselbständigen zwischen 18 und 72 Jahren“. Die letzte Rate muss mit dem 74. Lebensjahr
gezahlt sein. Eine Ablösung der Kredite ist ohne jede Kündigungsfrist möglich.
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Beim „Extra-Dispo“ rangieren die Kreditbeträge zwischen 250 und 5 000 Euro. Die Rückzahlung erfolgt individuell bei einem effektiven Jahreszins von 10,9 %. Er stehe allen
Personen mit regelmäßigem monatlichen Einkommen offen, versichert Tchibo.
Um die Angebote wahrzunehmen, muss sich der Kunde erst einmal bei Tchibo registrieren und in einer Postfiliale seine Personalien bestätigen. Danach kann der Dispo Betrag
jederzeit telefonisch abgerufen werden.
Zusätzlich wird den Tchibo-Kunden eine kostenlose EC-Card der Royal Bank of Scotland
angeboten.Allerdings fallen bei deren Benutzung an deutschen Geldautomaten die
jeweiligen Bankgebühren an.
Tchibo will erst abwarten, wie der Test verläuft, bevor die Entscheidung fällt die Finanzdienstleistung bundesweit über die rund 850 Filialen und das Internet zu vermarkten.
30
Finanzdienstleistungen bieten die Hamburger seit 2002 an.Als Vermittler für die AXA
werden eine Reihe standardisierter Versicherungen angeboten – mit mäßigem Erfolg,
wie es heißt.
Quelle: Beukert, L., Handelsblatt, Nr. 187, 29.09.03, 26
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FAKSIMILE
Tchibo bietet Kredite
zur Tasse Kaffee an
Hamburger Röster und Filialist testet zusammen mit der
Royal Bank of Scotland Verkauf in Filialen und im Netz
LUTZ BEUKERT, HAMBURG
HANDELSBLATT, 29.9.2003
D
er Hamburger Kaffeefilialist
Tchibo Frisch-Röst Kaffee
GmbH (Tchibo) testet zusammen mit der Royal Bank of Scotland den Verkauf von Krediten. In 21
ausgewählten Filialen sowie im Internet bietet der Hamburger Röster,
der in diesem Fall als Vermittler auftritt, seit einigen Tagen zwei Kreditarten an: den so genannten „Clever
Credit“ und den „Extra Dispo“.
Beim Ratenkredit Clever Credit
liegen die Kreditsummen zwischen 2
500 und 25 000 Euro. Angeboten werden drei Laufzeiten (24 bis 26 Monate, 36 bis 48 Monate und 48 bis 72 Monate). Der effektive Jahreszins liegt je
nach Laufzeit zwischen 7,7 und 9,9 %.
Angeboten werden diese Kredite,
wie eine Tchibo-Sprecherin sagt, „allen Nichtselbständigen zwischen 18
und 72 Jahren“. Die letzte Rate muss
mit dem 74 Lebensjahr gezahlt sein.
Eine Ablösung der Kredite ist ohne
jede Kündigungsfrist möglich.
Beim „Extra-Dispo“ rangieren die
Kreditbeträge zwischen 250 und 5
000 Euro. Die Rückzahlung erfolgt individuell bei einem effektiven Jahreszins von 10,9 %. Er stehe allen Personen mit regelmäßigem monatlichen
Einkommen offen, versichert Tchibo.
Um die Angebote wahrzunehmen,
muss sich der Kunde erst einmal bei
Tchibo registrieren und in einer Postfiliale seine Personalien bestätigen.
Danach kann der Dispo Betrag jederzeit telefonisch abgerufen werden.
Zusätzlich wird den Tchibo-Kunden eine kostenlose EC-Card der
Royal Bank of Scotland angeboten.
Allerdings fallen bei deren Benutzung an deutschen Geldautomaten
die jeweiligen Bankgebühren an.
Tchibo will erst abwarten, wie der
Test verläuft, bevor die Entscheidung
fällt die Finanzdienstleistung bundesweit über die rund 850 Filialen
und das Internet zu vermarkten.
Finanzdienstleistungen bieten die
Hamburger seit 2002 an. Als Vermittler für die AXA werden eine Reihe
standardisierter Versicherungen angeboten – mit mäßigem Erfolg, wie es
heißt.
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Kredite als Wunscherfüllungsprogramm
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Geld leihen ist so einfach wie nie zuvor. An Angeboten mangelt es nicht: „Hier werden
Ihre Träume war unser Online-Kredit verleiht Ihren Träumen Flügel.“ Egal, ob es um ein
neues Auto, eine Wohnungseinrichtung oder um den Traumurlaub geht – Konsumentenkredite stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Zur Jahresmitte 2004 standen private
Verbraucher mit mehr als 981 Milliarden Euro bei Kreditinstituten in der Kreide. Im Vergleich zum.Wert von vor fünf Jahren ist das ein Plus von knapp 18 Prozent. Das neue
Wohnzimmer, die exklusive Urlaubsreise, der Hightech-Fernseher oder auch nur die
Waschmaschine – all diese Konsumfreuden wollen schnell genossen werden. Da kommen
Ratenkredite,Anschaffungsdarlehen, Kleinkredite, Privat-, persönliche oder Sofortdarlehen gerade recht. Damit wird der Kleinkredit zum „Wunscherfüllungsprogramm“. Sie
sind allesamt Konsumentenkredite mit einem festen Darlehensbetrag, der während der
gesamten Laufzeit in gleich bleibenden monatlichen Tilgungsraten zurückzuzahlen ist.
Konsumentenkredite gewähren Liquidität zwischen 5 000 und 25 000 Euro. Der Preis
dafür liegt im Schnitt etwas niedriger als bei einem üblichen Dispositionskredit.
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Kleinkredite werden mitunter sehr leichtfertig eingeräumt.Vor allem, wenn mehrere Kreditverträge abgeschlossen worden sind, können Kreditnehmer leicht den Überblick verlieren.Verschlechtert sich dann die finanzielle Lage, vor allem im Fall der Arbeitslosigkeit,
ist der Schuldner äußerst schnell zahlungsunfähig.Auch der Einzelhandel lockt mit Krediten und Ratenzahlungen. Häufig treten Auto- und Möbelhäuser dabei selbst als Kreditgeber auf, um den Verkauf zu forcieren. Die Prüfung des finanziellen Spielraumes der privaten Kunden wird dabei häufig unterlassen. Ein Großteil der privaten Schulden aus Kreditverträgen geht auf die Anschaffung von Immobilien, Möbeln oder die Finanzierung von
Reisen zurück.
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Auch hohe Handyrechnungen werden zunehmend zum Problem. Und unvorhersehbare
Ereignisse wie Arbeitslosigkeit, ein Unfall, eine lange Krankheit oder Ehescheidung bringen finanzielle Zukunftsplanungen schnell durcheinander.
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Dispositionskredit
Ein Dispositionskredit ist der eingeräumte Kreditrahmen auf dem Girokonto. Hier sind
Tilgungen jederzeit möglich. Sie geschehen üblicherweise automatisch durch Kontogutschriften per Kreditrahmen: Kann immer wieder neu genutzt werden.Als erforderliche
Sicherheit gilt regelmäßiges Einkommen durch Lohn oder Gehalt. Die maximale Kredithöhe beträgt das Zwei- bis Dreifache des Monatsnettoeinkommens, bei guter Bonität des
Girokontonutzers bis zum Fünffachen.
Konsumentenkredit
Ein Konsumentenkredit ist ein Kredit über einen festen Betrag, der in gleich bleibenden
Raten oder in einer Summe zurückbezahlt wird.Als erforderliche Sicherheiten verlangen
die Banken die Abtretung von Gehaltsansprüchen oder eine Sicherungsübereignung. Die
maximalen Kredithöhen liegen meist zwischen 5 000 und 25 000 Euro. Die Laufzeit
beträgt meistens zwischen sechs Monaten und drei Jahren.
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Hypothekenkredit oder Annuitätendarlehen
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Ein Hypothekenkredit ist ein grundpfandrechtlich abgesichertes Darlehen über, einen
festen Betrag, der in festen Monatsräten getilgt wird. Sondertilgungen sind seltener zu
vereinbaren doch nach Ablauf der Zinsbindung ist Tilgung immer möglich.Als Sicherheit
wird die Bank mit der Höhe der Grundschuld ins Grundbuch eingetragen. Die Laufzeiten
von Hypothekendarlehen liegen meistens zwischen 15 bis 30 Jahren, die übliche Zinsbindung liegt bei 5 bis 30 Jahren.
Quelle: Bortenlänger, C./Ruh, S. T. (2005): Kompass Geldanlage, Ihr Weg zu Vermögen und finanzieller Sicherheit, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 162 ff.
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Nur wenige kaufen im Einzelhandel auf Pump – Verbraucher meiden
zunehmend Konsumentenkredite
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Schlechte Nachrichten für den Einzelhandel: Die Bereitschaft deutscher Verbraucher,
Anschaffungen zur Not auch per Kredit zu finanzieren, sinkt. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Aachener Marktforschungsinstituts Dialego im Auftrag des
Handelsblatts.
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Danach wollen knapp 34 Prozent der Bundesbürger den Umfang ihrer Kreditverpflichtungen künftig reduzieren, die Hälfte von ihnen sogar auf Null. Zusätzliche Ratenkredite
planen dagegen nur sechs Prozent. Ein Wachstum auf Pump, das zuletzt die USA und
Großbritannien erlebte, wird es damit in Deutschland nicht geben.
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Die Konsumneigung dürfte sich so weiter abschwächen, denn Löhne und Gehälter klettern derzeit kaum. Mehr noch als die Touristik oder den Telekommunikationsmarkt trifft
dies den klassischen Einzelhandel: Dort gehen die Erlöse schon seit 2001 kontinuierlich
zurück – im vergangenen Jahr allein um 1,6 Prozent. 2005, schätzt der Hauptverband des
Deutschen Einzelhandels, wird die Branche mit 362 Mrd. Euro Umsatz gerade einmal
den Stand von 1992 erreichen.
Am Geiz der Deutschen liegt dies nur bedingt. Zwar verfügt jeder deutsche Haushalt im
Schnitt über ein Geldvermögen von 100 700 Euro, wie der Bundesverband Deutscher
Volks- und Raiffeisenbanken errechnet hat. Dem stehen Verbindlichkeiten von 39 800
Euro gegenüber. Zudem wandert immer mehr Geld in Versicherungsanlagen und Investmentfonds für die Alterssicherung.
Auch von einem „Angstsparen“ kann kaum die Rede sein. Mit einer Sparquote von 11,1
Prozent, die lediglich 0,3 Prozent höher als im Vorjahr war, lag Deutschland 2004 gerade
einmal im europäischen Mittelfeld.Anfang der neunziger Jahre hatte sie hier zu Lande
sogar die 13-Prozent-Grenze überschritten, ohne dass es zu einer Nachfrageschwäche im
Handel gekommen war.
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Trotz der angespannten Finanzlage vieler Haushalte bleiben die Deutschen bei den von
Banken und Einzelhändlern angebotenen Konsumentenkrediten vorsichtig. „Die Ausfallquote ist mit 2,5 Prozent nur gering“, kommentiert Schufa-Vorstandschef Rainer Neumann
die derzeitige Verschuldungssituation.
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Laut Dialego-Umfrage nutzen aktuell lediglich 26 Prozent der deutschen Verbraucher
eine Ratenzahlung für Konsumentenkredite – vorzugsweise sind das Kunden im Alter
zwischen 30 und 49 Jahren.Anderseits: 25 Prozent würden nach eigenen Angaben niemals einen Kredit aufnehmen.
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Der Hauptanlass für die Verschuldung ist der Autokauf. Ihn nannten 52 Prozent der
Kreditnehmer als Grund für die Verschuldung, gefolgt vom Möbel- und Einrichtungskauf
(23 Prozent) sowie dem Erwerb von Computern und Unterhaltungselektronik (jeweils
17 Prozent).
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Neben Banken, die mit 43 Prozent den Löwenanteil der Kreditverträge stellen, kommen
daher als Kreditvermittler zunehmend auch Autohäuser ins Spiel. Bei ihnen unterschrieben 28 Prozent der von Dialego befragten Schuldner ihren Ratenvertrag. 21 Prozent von
ihnen kaufen im Versandhandel auf Pump.
Quelle: Handelsblatt, Nr. 084, 02.05.05, 17
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FAKSIMILE
NUR WENIGE KAUFEN IM EINZELHANDEL AUF PUMP
Verbrauchen meiden zunehmend
Konsumentenkredite
DÜSSELDORF
HANDELSBLATT, 2.5.2005 cs
S
chlechte Nachrichten für den
Einzelhandel: Die Bereitschaft
deutscher Verbraucher, Anschaffungen zur Not auch per Kredit
zu finanzieren, sinkt. Das ergab eine
repräsentative Online-Umfrage des
Aachener Marktforschungsinstituts
Dialego im Auftrag des Handelsblatts.
Danach wollen knapp 34 Prozent
der Bundesbürger den Umfang ihrer
Kreditverpflichtungen künftig reduzieren, die Hälfte von ihnen sogar auf
Null. Zusätzliche Ratenkredite planen dagegen nur sechs Prozent. Ein
Wachstum auf Pump, das zuletzt die
USA und Großbritannien erlebte,
wird es damit in Deutschland nicht
geben.
Die Konsumneigung dürfte sich so
weiter abschwächen, denn Löhne und
Gehälter klettern derzeit kaum. Mehr
noch als die Touristik oder den Telekommunikationsmarkt trifft dies den
klassischen Einzelhandel: Dort gehen
die Erlöse schon seit 2001 kontinuierlich zurück - im vergangenen Jahr allein um 1,6 Prozent. 2005, schätzt der
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels, wird die Branche mit 362
Mrd. Euro Umsatz gerade einmal den
Stand von 1992 erreichen.
Am Geiz der Deutschen liegt dies
nur bedingt. Zwar verfügt jeder deutsche Haushalt im Schnitt über ein
Geldvermögen von 100 700 Euro, wie
der Bundesverband Deutscher Volksund Raiffeisenbanken errechnet hat.
Dem stehen Verbindlichkeiten von
39 800 Euro gegenüber. Zudem wandert immer mehr Geld in Versicherungsanlagen und Investmentfonds
für die Alterssicherung.
Auch von einem „Angstsparen“ kann
kaum die Rede sein. Mit einer Sparquote von 11,1 Prozent, die lediglich 0,3
Prozent höher als im Vorjahr war, lag
Deutschland 2004 gerade einmal im
europäischen Mittelfeld. Anfang der
neunziger Jahre hatte sie hier zu Lande sogar die 13-Prozent-Grenze überschritten, ohne dass es zu einer Nachfrageschwäche im Handel gekommen
war.
Trotz der angespannten Finanzlage vieler Haushalte bleiben die Deutschen bei den von Banken und Einzelhändlern angebotenen Konsumentenkrediten vorsichtig. „Die
Ausfallquote ist mit 2,5 Prozent nur
gering“, kommentiert Schufa-Vorstandschef Rainer Neumann die derzeitige Verschuldungssituation.
Laut Dialego-Umfrage nutzen aktuell lediglich 26 Prozent der deutschen Verbraucher eine Ratenzahlung
für Konsumentenkredite – vorzugsweise sind das Kunden im Alter zwischen 30 und 49 Jahren. Anderseits: 25
Prozent würden nach eigenen Angaben niemals einen Kredit aufnehmen.
Der Hauptanlass für die Verschuldung ist der Autokauf. Ihn nannten 52
Prozent der Kreditnehmer als Grund
für die Verschuldung, gefolgt vom
Möbel- und Einrichtungskauf (23 Prozent) sowie dem Erwerb von Computern und Unterhaltungselektronik
(jeweils 17 Prozent).
Neben Banken, die mit 43 Prozent
den Löwenanteil der Kreditverträge
stellen, kommen daher als Kreditvermittler zunehmend auch Autohäuser
ins Spiel. Bei ihnen unterschrieben 28
Prozent der von Dialego befragten
Schuldner ihren Ratenvertrag. 21 Prozent von ihnen kaufen im Versandhandel auf Pump.
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Karikaturen Kreditabschlüsse
Quelle Karikatur: Rauschenbach, E. in: Kaiser, F.-J./Kaminski, H. (1983): Geld und Kredit - ein
Unterrichtsmodell, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 70; 78
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Verträge sind für Laien oft tückisch und undurchschaubar
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Alle drei Jahre einen neuen Wagen in der Garage und trotzdem immer gut bei Kasse –
Leasing ist nicht nur für Autoliebhaber verführerisch, auch Computer-Freaks kommen auf
ihre Kosten. Leasen lässt sich mittlerweile schon fast alles:Vom PC, über den Fernseher
bis hin zur Kuh auf der Alm. Die monatliche Leasingrate, also die „Monatsmiete“ inklusive
Wertverlust während der Vertragsdauer, ist in der Regel ohne Probleme aufzubringen,
und das Ersparte bleibt unangetastet, zumindest auf den ersten Blick. Denn die Gesamtkosten des Leasinggeschäfts sind nur schwer zu überschauen.
Bei Verträgen mit Teilamortisation, bei denen das monatliche Nutzungsentgelt also nicht
alle Kosten des Leasinggebers abdeckt, ist der Restwert des geleasten Gegenstands nicht
selten zu hoch angesetzt ist, so dass ein Ende mit Schrecken vorprogrammiert ist. Erzielt
der Gegenstand bei Rückgabe nämlich nicht den vertraglich vereinbarten Verkaufspreis,
muss der Leasingnehmer die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Jede Schramme kann
in dem Fall kostspielig werden. Einen zu niedrig angesetzten Restwert kompensiert der
Leasinggeber im Gegenzug gerne mit hohen monatlichen Raten.
Beim KfZ-Leasing rät Beate-Kathrin Bextermöller von der Stiftung Warentest deshalb zum
Kilometer-Vertrag, bei dem sich der Restwert aus den voraussichtlich gefahrenen Kilometern, also der tatsächlichen Nutzung des Leasingnehmers, ergibt: „Die eigene Fahrleistung
ist zuverlässiger abzuschätzen als die zukünftige Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt.“
Ist der Kunde bei diesem Vertragsmodell am Ende der Laufzeit doch mehr gefahren, muss
er bei Rückgabe des Wagens nachzahlen. Hat er weniger Kilometer zurückgelegt als vertraglich vereinbart, bekommt er unter Umständen noch Geld zurück.
Generell kann sich die Rückgabe des geleasten Gegenstands als tückisch erweisen, denn
im Vertrag wird in der Regel nur festgelegt, dass der geleaste Gegenstand in einem „dem
Abnutzungsgrad entsprechenden Zustand“ abzuliefern ist. Ein dehnbarer Begriff, sagt die
Verbraucherschützerin Bextermöller. Ein kleiner Kratzer im Lack kann in dem Fall schon
zu Meinungsverschiedenheiten führen und letztlich zu einer saftigen Nachzahlung.
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Während der Vertragsdauer bleibt die Leasingfirma zwar Eigentümerin, dem Leasingnehmer werden allerdings im Kleingedruckten etliche Pflichten auferlegt zum Beispiel zur
Instandhaltung und Reparatur des geleasten Gegenstands. Das heißt, der Leasingnehmer
muss die vorgeschriebenen Wartungsarbeiten nicht nur pünktlich durchführen lassen,
sondern auch auf eigene Rechnung.
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Auch bei Mängeln ist der Leasingnehmer auf sich allein gestellt. Das Gewährleistungsrecht, ob auf Reparatur, Minderung des Kaufpreises oder Ersatz, muss er beim Hersteller
oder Lieferanten durchsetzen, auch wenn er selbst nicht Käufer ist. Der Leasinggeber
hält sich bei Reklamationen vornehm zurück.
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Dazu kommt: Fällt der Computer vom Tisch oder wird der geleaste Wagen stark beschädigt, muss der Leasingkunde bis zum Ende der Vertragslaufzeit die monatlichen Raten
begleichen, selbst wenn der Schaden ohne sein eigenes Verschulden zu Stande gekommen ist. Nur in bestimmten Fällen wie Totalschaden oder bei Diebstahl des geleasten
Gegenstands hat der Leasingnehmer eine Chance, aus dem Vertrag herauszukommen,
und selbst dann bleibt er oftmals auf einem Teil der Kosten sitzen.
Die vertragliche Bindung über die Grundmietzeit, die zwischen 40 und 90 Prozent der
durchschnittlichen Nutzungsdauer des Gegenstands liegt birgt für Verbraucherschützerin
Bextermöller das größte Risiko beim Leasing-Geschäft. „Der Leasingnehmer kann nicht
einfach so aussteigen aus dem Leasing-Vertrag, auch nicht, wenn er zum Beispiel arbeits-
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los wird“, warnt sie.Während der Grundmietzeit ist der Leasing-Vertrag von einigen Ausnahmen abgesehen für beide Parteien unkündbar, ein per Kredit finanziertes Auto lässt
sich dagegen in einer Notlage noch zu Bargeld machen.
Dazu kommt: Für Privatpersonen, die die monatlichen Leasing-Raten nicht steuerlich als
Betriebsausgaben geltend machen können, ist die Aufnahme eines Kredits laut Stiftung
Warentest ohnehin in den meisten Fällen günstiger. „Leasing ist eigentlich nur für die
Verbraucher interessant, die ständig das neueste Modell haben wollen“, meint BeateKathrin Bextermöller, „oder eben für Selbstständige, die ihr Kapital nicht langfristig binden und die steuerlichen Vorteile mitnehmen wollen.“
Quelle: Handelsblatt, Nr. 179, 15.09.04, b07
FAKSIMILE
VERTRÄGE SIND FÜR LAIEN OFT TÜCKISCH UND UNDURCHSCHAUBAR
Gesamtkosten sind häufig nur schwer zu
ersehen – Kredite meistens günstiger
EVA BAHNER
HANDELSBLATT, 15.9.2004
A
lle drei Jahre einen neuen Wagen in der Garage und trotzdem immer gut bei Kasse Leasing ist nicht nur für Autoliebhaber verführerisch, auch ComputerFreaks kommen auf ihre Kosten. Leasen lässt sich mittlerweile schon fast
alles: Vom PC, über den Fernseher bis
hin zur Kuh auf der Alm. Die monatliche Leasingrate, also die „Monatsmiete“
inklusive
Wertverlust
während der Vertragsdauer, ist in der
Regel ohne Probleme aufzubringen,
und das Ersparte bleibt unangetastet,
zumindest auf den ersten Blick. Denn
die Gesamtkosten des Leasinggeschäfts sind nur schwer zu überschauen.
Bei Verträgen mit Teilamortisation, bei denen das monatliche Nutzungsentgelt also nicht alle Kosten
des Leasinggebers abdeckt, ist der
Restwert des geleasten Gegenstands
nicht selten zu hoch angesetzt ist, so
dass ein Ende mit Schrecken vorprogrammiert ist. Erzielt der Gegenstand bei Rückgabe nämlich nicht
den vertraglich vereinbarten Verkaufspreis, muss der Leasingnehmer
die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Jede Schramme kann in dem
Fall kostspielig werden. Einen zu
niedrig angesetzten Restwert kompensiert der Leasinggeber im Gegenzug gerne mit hohen monatlichen
Raten.
Beim KfZ-Leasing rät Beate-Kathrin Bextermöller von der Stiftung
Warentest deshalb zum KilometerVertrag, bei dem sich der Restwert
aus den voraussichtlich gefahrenen
Kilometern, also der tatsächlichen
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Nutzung des Leasingnehmers, ergibt:
„Die eigene Fahrleistung ist zuverlässiger abzuschätzen als die zukünftige
Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt.“ Ist der Kunde bei diesem Vertragsmodell am Ende der Laufzeit
doch mehr gefahren, muss er bei
Rückgabe des Wagens nachzahlen.
Hat er weniger Kilometer zurückgelegt als vertraglich vereinbart, bekommt er unter Umständen noch
Geld zurück.
Generell kann sich die Rückgabe
des geleasten Gegenstands als
tückisch erweisen, denn im Vertrag
wird in der Regel nur festgelegt, dass
der geleaste Gegenstand in einem
„dem Abnutzungsgrad entsprechenden Zustand“ abzuliefern ist. Ein
dehnbarer Begriff, sagt die Verbraucherschützerin Bextermöller. Ein
kleiner Kratzer im Lack kann in dem
Fall schon zu Meinungsverschiedenheiten führen und letztlich zu einer
saftigen Nachzahlung.
Während der Vertragsdauer bleibt
die Leasingfirma zwar Eigentümerin,
dem Leasingnehmer werden allerdings im Kleingedruckten etliche
Pflichten auferlegt zum Beispiel zur
Instandhaltung und Reparatur des geleasten Gegenstands. Das heißt, der
Leasingnehmer muss die vorgeschriebenen Wartungsarbeiten nicht
nur pünktlich durchführen lassen,
sondern auch auf eigene Rechnung.
Auch bei Mängeln ist der Leasingnehmer auf sich allein gestellt. Das
Gewährleistungsrecht, ob auf Reparatur, Minderung des Kaufpreises
oder Ersatz, muss er beim Hersteller
oder Lieferanten durchsetzen, auch
wenn er selbst nicht Käufer ist. Der
Leasinggeber hält sich bei Reklamationen vornehm zurück.
Dazu kommt: Fällt der Computer vom
Tisch oder wird der geleaste Wagen
stark beschädigt, muss der Leasingkunde bis zum Ende der Vertragslaufzeit die monatlichen Raten begleichen, selbst wenn der Schaden ohne
sein eigenes Verschulden zu Stande
gekommen ist. Nur in bestimmten
Fällen wie Totalschaden oder bei
Diebstahl des geleasten Gegenstands
hat der Leasingnehmer eine Chance,
aus dem Vertrag herauszukommen,
und selbst dann bleibt er oftmals auf
einem Teil der Kosten sitzen.
Die vertragliche Bindung über die
Grundmietzeit, die zwischen 40 und
90 Prozent der durchschnittlichen
Nutzungsdauer des Gegenstands liegt
birgt für Verbraucherschützerin Bextermöller das größte Risiko beim Leasing-Geschäft. „Der Leasingnehmer
kann nicht einfach so aussteigen aus
dem Leasing-Vertrag, auch nicht,
wenn er zum Beispiel arbeitslos
wird“, warnt sie. Während der
Grundmietzeit ist der Leasing-Vertrag von einigen Ausnahmen abgesehen für beide Parteien unkündbar,
ein per Kredit finanziertes Auto lässt
sich dagegen in einer Notlage noch zu
Bargeld machen.
Dazu kommt: Für Privatpersonen,
die die monatlichen Leasing-Raten
nicht steuerlich als Betriebsausgaben
geltend machen können, ist die Aufnahme eines Kredits laut Stiftung Warentest ohnehin in den meisten Fällen
günstiger. „Leasing ist eigentlich nur
für die Verbraucher interessant, die
ständig das neueste Modell haben
wollen“, meint Beate-Kathrin Bextermöller, „oder eben für Selbstständige,
die ihr Kapital nicht langfristig binden und die steuerlichen Vorteile mitnehmen wollen.“
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Schuldenfalle
Quelle Karikatur: Rauschenbach, E. in: Kaiser, F.-J./Kaminski, H. (1983): Geld und Kredit - ein
Unterrichtsmodell, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 83
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Grundsätzlich unterscheidet man die Verschuldung von der Überschuldung, wobei die
eindeutige Abgrenzung teilweise Probleme bereitet.
Allgemein geht man davon aus, dass Verschuldung immer dann vorliegt, wenn ein
Mensch Schulden hat, unabhängig davon, wie groß die mit diesen Schulden verbundene
objektive und subjektive Belastung ist. Im Gegensatz dazu spricht man von der Überschuldung eines Haushalts, wenn dieser trotz Einschränkung seiner Lebenshaltung seine
Zahlungsverpflichtungen aus dem laufenden Einkommen nicht mehr vollständig zurück
zahlen kann.Als Indikatoren für Überschuldung gelten in diesem Zusammenhang z. B.
Mietrückstände, Energiesperrung,Telefonsperrung, Stundung von Kreditraten, Kündigung
von Kreditverträgen und Einkommens-, Sach- und Kontenpfändungen. Der Zustand der
Überschuldung stellt sich dabei stets unterschiedlich dar, beispielsweise hinsichtlich des
Umfangs und Struktur der Schulden, der Rückzahlungsbedingungen, den persölichen und
ökonomischen Gegebenheiten des Haushalts sowie externen Faktoren der Wirtschaftslage.Aus diesem Grund fällt es schwer, einzelne Faktoren als generelle Erklärungsmuster
für Überschuldung zu verwenden.
Insgesamt ergibt sich, dass das Vorhandensein von Schulden allein keinen objektiv negativen Tatbestand darstellt. „Schulden sind ein normales Instrument, das über die verschiedenen Perioden der Existenz von Einzelpersonen oder Familien hinweg zur Aufrechterhaltung eines gleichbleibenden und den während des gesamten Lebenszyklus zu erwartenden Einkünften entsprechender Konsumniveaus eingesetzt wird. Schulden zu haben
[...] stellt ein normales, in vielen Haushalten unvermeidliches Verbraucherverhalten dar.
[...] Wir können beobachten, dass viele gut informierte Verbraucher das Schuldeninstrument mit Erfolg einsetzen, um Ausgaben von einem Lebensabschnitt auf einen anderen
zu verlagern, sofern sich die Gelegenheit und günstige Bedingungen hierzu bieten. [...]
Solange der Verbraucher noch zur Rückzahlung seiner Kredite in der Lage ist, kann es
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sich dabei um einen kontinuierlichen Prozess handeln, der außerhalb seines unmittelbaren persönlichen Umfelds nicht bemerkt. (Studie von ORC Macro im Auftrag der
EU-Kommission, Oktober 2001,
http://europa.eu.int/comm/consumers/policy/developments/fina_serv/fina_serv06_sum_de.pdf)
Viele Anschaffungen wie der Erwerb eines Autos, teurer Haushaltsgeräte oder eines Hauses, sind für den Großteil der Privaten Haushalte ohne die Aufnahme von Krediten beispielsweise überhaupt nicht denkbar. Problematisch wird es dann, wenn die Schulden
eine untragbare Höhe erreichen und der Haushalt stark ausfallgefährdet ist. Und die Zahl
der Haushalte, in denen dies passiert, wächst stetig. Insbesondere im Zeitraum von 1994
bis 2000 war ein sprunghafter Anstieg von knapp zwei Millionen auf insgesamt 2,7 Millionen überschuldeter Haushalte zu verzeichnen. Davon waren allein im Osten 870 000
Haushalte als überschuldet, was einem Anteil von 12,5 % der ostdeutschen Bevölkerung
entspricht.
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Wertewandel und Verschuldung
Ergebnisse einer Faktoranalyse
Quelle: Schulden-Kompass 2004 der SCHUFA, online unter URL: http://www.schulden-kompass.de/downloads/sk04_teilanalyse_b.pdf (Schulden-Kompass, Teilanalyse B, Abb. 1.3, 93)
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Privatinsolvenz – der Weg aus der Schuldenspirale
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Bis zum Jahr 1999 stellten Konkurs und Offenbarungseid für viele Schuldner keine
Lösungen dar, weil hierdurch die Forderungen der Gläubiger nicht erlöschten. De facto
bestand so im Falle einer hohen Verschuldung keine Chance, in finanzieller Hinsicht
wieder ein neues Leben führen zu können. Und das wiederum führte dazu, dass es für
jemanden in dieser Situation keinerlei Anreize gab, eine neue Tätigkeit aufzunehmen, da
anfallende Einkommen bzw. Erlöse komplett der Schuldentilgung zu dienen hatten. Der
aus gesamtgesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht negativ zu bewertende
Gang in die Sozialhilfe war also vorgezeichnet.
Die Insolvenzordnung von 1999, die erstmals für das gesamte Bundesgebiet geltende
Regelungen einführte, entschärft diese Problematik. Im Zentrum steht das neue Insolvenzverfahren. Es gibt verschuldeten natürlichen Personen die Möglichkeit einer bislang
unbekannten Restschulbefreiung und stellt somit eine deutliche Verbesserung der Stellung der Verbraucherinnen und Verbraucher in diesem Problemfeld dar. Das Insolvenzverfahren gliedert sich dabei in unterschiedliche Phasen:
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Im ersten Schritt wird versucht zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Schuldner und Gläubiger zu kommen. Scheitert dies, so wird ein gerichtliches Verfahren eingeleitet, welches u. a. durch einfache Verfahren und eine Begrenzung des Pfändungszeitraumes auf sechs Jahre dafür sorgen soll, Schuldnern – im Vergleich zu früheren Verfahren – langfristig Möglichkeiten des Aufbaus einer neuen Existenz zu sichern.
Allerdings gibt es Gründe, bei denen ein Gericht die Restschuldbefreiung auf Gläubigerantrag verweigern kann. Dies ist der Fall, wenn die Schuldnerin bzw. der Schuldner
45
■ bereits wegen einer Konkurs- bzw. Insolvenzstraftat rechts-
kräftig verurteilt wurde,
■ drei Jahre vor und im gesamten Zeitraum nach dem Antrag
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falsche Angaben über seine wirtschaftlichen Verhältnisse
gemacht hat, um beispielsweise Kredtie oder staatliche
Transferzahlungen zu erhalten,
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■ in den zehn Jahren vor der Antragseröffnung bereits eine
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Restschuldbefreiung erlangt hat oder ihm diese versagt
wurde,
■ im letzten Jahr vor Antragseröffnung schuldhaft unange-
messene Schulden gemacht bzw. vorhandenes Vermögen
verschwendet hat oder
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■ in den für den Insolvenzeröffnungsantrag notwendigen
Unterlagen schuldhaft falsche Angaben gemacht hat.
65
In den geschilderten Fällen wird das Insolvenzverfahren vom Gericht eingestellt und
den Gläubigern steht wieder das uneingeschränkte Recht zu, die restlichen Forderungen
geltend zu machen.
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Die Restschuldbefreiung stellt den Anreiz für die Schuldnerinnen und Schuldner dar, ein
entsprechendes Insolvenzverfahren zu eröffnen. Die instituionelle Ausgestaltung des Rahmens (Regeln des Insolvenzverfahrens, Einschränkungen, Sanktionen) erfüllt den Zweck,
das Handeln der Individuen entsprechend der Interessen aller Beteiligten zu lenken.
Aufgrund der durch das im Jahr 1999 vereinbarte Verfahren entstehenden Kosten – insbesondere für die staatlichen Institutionen – wird derzeit (Stand Sommer 2005) eine Veränderung des Konstruktes auf ministerieller Ebene diskutiert.
Quelle Karikatur: http://www.friedenspaedagogik.de/images/bilddatenbank/10050.jpg
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Methode Expertenbefragung
Definition
1
Eine Expertenbefragung ist ein wesentliches Mittel zur Informationsbeschaffung.
„Experte bedeutet, dass jemand in den Unterricht kommt, der über seine Tätigkeit, seinen
Arbeitsalltag berichtet und so gesehen im Wirtschaftsunterricht zum Fachmann für die
Praxis wird.“ (Wolf 1991, 47)
5
Verlaufsstruktur
Vorbereitung
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Es werden Absprachen über die Ziele und Durchführung der Befragung getroffen. Für die
Befragung, die entweder in der Schule oder am Wirkungsort des Experten, z. B. in einem
Unternehmen, stattfinden kann, werden Fragen ausgearbeitet. Festgelegt werden weiterhin Aufgabenverteilung und Arbeitstechniken. Für die Befragung muss des Weiteren eine
Interviewtechnik gewählt werden:
15
■ strukturiertes Interview: Reihenfolge und Formulierung der Fragen werden genau
festgelegt.Vorteil: das Interview läuft planmäßig ab, aber: eine Vertiefung oder Ausweitung der Diskussion ist kaum möglich.
■ teilstrukturiertes Interview:Wichtige Inhalte und die Reihenfolge der Fragen werden
20
z. B. in Form eines Leitfadens festgelegt.Vorteil: Die Anwendungs- und Umsetzungsmöglichkeiten können flexibel gehalten und entsprechend der jeweiligen Situation
eingebracht werden.
■ unstrukturiertes Interview: Das Ziel der Befragung wird festgelegt, Reihenfolge und
25
Einzelfragen bleiben offen.Vorteil: Diskussionen können entstehen, die zusätzliche
Informationen liefern, aber: Es besteht die Gefahr, dass sich Abweichungen zur
ursprünglichen Zielsetzung ergeben.
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Durchführung
Bei der Durchführung der Befragung muss eine spätere Präsentation der Ergebnisse u. U.
schon vorbereitet werden (z. B. durch Fotos,Videorecorder,Tonband).
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Auswertung
Notizen und Aufzeichnungen werden in Reinschrift gebracht und zusammengefasst. Mögliche Fragestellungen für eine differenzierte Auswertung:
35
■ Welche objektiven Sachinformationen wurden gegeben?
■ Welche Aussagen waren personen- bzw. interessengeleitet?
■ Welche Aussagen stellen die subjektive Meinung des Experten dar?
40
Die Ergebnisse werden diskutiert und möglicherweise präsentiert, z. B. in Form einer
Dokumentation,Web-Seite, eines Beitrags in der Schülerzeitung. Die Ergebnisse der Befragung werden in den unterrichtlichen Zusammenhang eingebettet.
Quelle: in Anlehnung an: Kaiser, F.-J./Kaminski, H. (1999): Methodik des Ökonomieunterrichts,
Grundlagen eines handlungsorientierten Lernkonzepts mit Beispielen, 3.Aufl., Bad Heilbrunn:
Klinkhardt, 305 ff.
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Methode Rollenspiel
Definition
1
Das Rollenspiel ist geeignet, gesellschaftliche Konflikte und Interessengegensätze aufzuzeigen, soziale Verhaltensweisen einzuüben und Lösungsstrategien zu entwickeln und
zu erproben. Rollenspiele konfrontieren uns mit einer vorgegebenen Konflikt- und
Problemsituation, die durch spielerisches Handeln bewältigt werden soll.
5
Verlaufsstruktur des Rollenspiels
Motivationsphase
10
Sie ist für den Spielablauf entscheidend. Es gilt im Hinblick auf die Spielsituation bzw.
den Spielanlass für die Übertragung der Rollen an die einzelnen Spielteilnehmer und
die Beobachtungsaufträge an die Zuschauer gründliche Vorüberlegungen und Vorbereitungen zu treffen.
Aktionsphase: Durchführung des Rollenspiels
15
Es erweist sich als vorteilhaft, wenn während des Spiels oder in einem zweiten Spiel
dieselbe Spielsituation durch Rollentausch nochmals gespielt wird.
Reflexionsphase
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Für diese Phase sollten noch vor Spielbeginn Beobachtungsaufgaben festgelegt werden.
Es hat sich bewährt, dass verschiedene Gruppen unterschiedliche Beobachtungsbögen
erhalten, in die sie während der Aktionsphase Beobachtungen, Fragen und Anmerkungen
eintragen können. Die Spielphasen und die daran anschließende Reflexion können mehrmals wiederholt werden. Erst durch den Vergleich der einzelnen Spiele kann die Situation repräsentativen Charakter erhalten und so generalisiert werden. Die Generalisation
wird im Hinblick auf die Realität fortgesetzt.
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Idealtypischer Verlauf des Rollenspiels
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Informationsphase
■ Anwärmen der Gruppe
■ Konfrontation mit dem Problem
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Vorbereitungsphase für das Rollenspiel
■ Teilnehmer für das Rollenspiel festlegen
■ Planen des Szenenaufbaus/der Sitzordnung
■ Einstellen der Zuschauer auf ihre Rolle als teilnehmende
40
Beobachter
Die Rollenspieler lesen ihre Rollenkarten und sammeln Argumente für das Rollenspiel.
Alle Schülerinnen und Schüler, außer den Rollenspielern, lösen Aufgaben zur Informationskarte.
45
Rollenspielphase
Die Teilnehmer spielen das Rollenspiel, die anderen Schülerinnen und Schüler verfolgen
die Diskussion der Rollenspieler und bilden sich eine eigene Meinung, notieren Beobachtungen.
50
Diskussionsphase
Diskussion in der Klasse über die beobachteten Argumente der Rollenspieler.
Ergebnisphase
55
Durch den Spielleiter, Lehrer oder andere Schülerinnen und Schüler werden die Ergebnisse der Diskussion zusammengefasst (z. B. an der Tafel).
Generalisierungsphase
60
Alle Schülerinnen und Schüler erhalten Informationen, die über das spezielle Thema des
Rollenspiels hinaus allgemeine Erkenntnisse vermitteln.Weitere Rollenspieler können das
Ergebnis bestätigen oder vertiefen.
Transferphase
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Die gewonnen Informationen und Erkenntnisse aus dem Rollenspiel ermöglichen die
Lösung analoger Fallsituationen.
Quelle: Institut für Ökonomische Bildung, Oldenburg, in Anlehnung an: Kaiser, F.-J./Kaminski,
H. (1999): Methodik des Ökonomieunterrichts, Grundlagen eines handlungsorientierten
Lernkonzepts mit Beispielen, 3.Aufl., Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 156 ff.
122
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Haushaltsgründung – Nun muss geplant werden!
Ausgangssituation
1
Anna, 21, und Mark, 20, sind seit zwei Jahren ein Paar und haben nun beschlossen zusammen zu ziehen. Beide fangen an zu studieren, beziehen ab nächsten Monat Bafög und
bekommen ein wenig Geld von ihren Eltern. Daneben wollen sie in den Semesterferien,
soweit sich hierzu Möglichkeiten ergeben, noch ein bisschen jobben.
5
10
Nach längerer Suche haben sie eine kleine, schnucklige Wohnung mit 55 m2 gefunden.
Die Miete beträgt 400,– Euro kalt im Monat. Hinzu kommen Strom und Gas mit ca. 60,–
Euro pro Monat. Da beide jeweils ca. 550,– Euro im Monat (außerhalb der Ferien) zur
Verfügung haben unterschreiben sie den Mietvertrag. Die erste Einrichtung bringen sie
mit bzw. kaufen sie von ihrem Ersparten.
Glücklich und zufrieden sitzen sie am Abend nach der Vertragsunterschrift im Wohnzimmer von Marks Eltern und schmieden Pläne für ihre gemeinsame Zukunft, als Marks Vater
hereinkommt:
15
Marion: Oh man, freue ich mich. Endlich von zuhause raus und dann mit dir unter
einem Dach leben. Das wird herrlich. Und nach und nach werden wir uns das
richtig gemütlich einrichten, ich sehe das schon förmlich vor mir.
20
Klaus:
Genau, und wenn wir dann im August aus unserem Sommerurlaub aus Italien
kommen, dann kehren wir in unser eigenes kleines Reich zurück. Das ist
bestimmt ein tolles Gefühl.
Vater:
Na ihr beide, ihr seid ja richtig am schwärmen. Ist ja auch toll, die erste eigene
Wohnung, ich weiß noch wie ich damals mit deiner Mutter …
Klaus:
Oh Papa, hör auf, das hast du uns doch schon 100 Mal erzählt … wir machen
das ganz anders.
Vater:
Entschuldigung! Man wird sich doch wohl nochmal erinnern dürfen. Aber ohne
jetzt wieder besserwisserisch klingen zu wollen: Habt ihr denn schon mal
einen Plan mit euren Einnahmen und Ausgaben aufgestellt. Ich meine Italienurlaub gut und schön, aber könnt ihr euch den leisten? An einem eigenen Hausstand hängen ja schon ein paar mehr Kosten als Miete, Strom und Essen. Und
habt ihr überhaupt schon ein Konto eingerichtet und entschieden, welche
Abbuchungsformen ihr für die laufenden Kosten nehmt?
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35
Marion: Hm, ehrlich gesagt, darüber haben wir uns bei aller Euphorie noch gar keine
Gedanken gemacht.Aber das kann ja nicht so schwer sein. Und andere haben
auch eine Wohnung und fahren in Urlaub.
Klaus:
Genau, dann leben wir halt sparsam und sparen das, was wir monatlich übrig
haben. Und wenn es wirklich knapp wird können wir uns auch einen kleinen
Kredit nehmen, wie ich damals bei meinem Motorroller ... das hat ja auch gut
funktioniert.
Vater:
Aber du vergisst nicht, dass du damals noch zuhause gewohnt hast und Oma
bei der einen oder anderen Rate ausgeholfen hat.Also ehrlich, wenn man euch
so zuhört kann einem schon ein bisschen angst und bange werden. Und ihr
wollt mir auch nicht erzählen, dass ihr in Zukunft auf eure geliebten Kneipenund Kinobesuche verzichten wollt. Macht bloß keinen Blödsinn …
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Aufgabe:
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1. Schlüpfen Sie in die Rollen von Anna und Mark und erstellen Sie einen realistischen
Haushaltsplan für den gemeinsamen Haushalt, welcher die festen und flexiblen Einnahmen und Ausgaben gegenüber stellt. Ermitteln Sie in diesem Zusammenhang die
für einen Haushalt der beschriebenen Größe typischen Kostenfaktoren und deren
durchschnittliche Höhe.
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2. Legen Sie weiterhin fest, welche Kontenform Sie benötigen und recherchieren Sie im
Internet unterschiedliche Angebote. Bereiten Sie sich auf ein Gespräch mit einem
Finanzdienstleister zur Einrichtung eines oder mehrer Konten vor. Legen Sie fest, wie
die festen monatlichen Kosten von diesem(n) Konto(en) abgebucht werden sollen.
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3. Führen Sie anschließend mit dem Experten ein entsprechend Beratungsgespräch, in
dem Sie
a) den von Ihnen erstellten Einnahme- und Ausgabeplan vorlegen und begründen,
b) die Einrichtung eines oder mehrer Konten abschließen
65
c) sowie die Art der monatlichen Abbuchungen festlegen.
4. Diskutieren Sie anschließend im gesamten Kurs Inhalt und Verlauf des Expertengespräches.Worin lagen wesentliche Schwierigkeiten? Welche Informationen müssen im
Vorfeld noch geklärt werden? etc.
70
erweiterte Aufgabe:
75
80
5. Gehen Sie davon aus, dass Ihre Einnahmen nicht ausreichen um den angestrebten
Italienurlaub zu finanzieren und Sie deshalb einen Kredit über 800,– Euro aufnehmen
wollen.
6. Recherchieren Sie im Internet unterschiedliche Kreditangebote. Bereiten Sie sich auf
ein Gespräch mit dem Experten zur Anbahnung eines solchen Kredites vor und legen
Sie die wesentlichen im Gespräch zu klärenden Fragen fest.
7. Führen Sie das Gespräch durch und analysieren Sie anschließend dessen Inhalte und
Verlauf.
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Praxiskontaktpartner Deutsche Bank AG
Die Deutsche Bank
■ gegründet 1870
■ Hauptsitz Frankfurt am Main („Zwillingstürme“)
■ europäische Universalbank mit globaler Präsenz
■ über 20 Mio. Kunden in 74 Ländern
■ 64.500 Mitarbeiter, davon rd. 42 Prozent in Deutschland
■ Bilanzsumme (Stand 12/04) 840 Mrd. Euro. Entspricht Platz sechs
weltweit.
■ Fünf Kerngeschäftsfelder:
❚ Global Markets – Emission, Handel,Verkauf und Analyse von Wert-
papieren
❚ Global Banking - Unternehmensfinanzierung, M&A, Börsengänge,
Zahlungsverkehr für Unternehmen, Handelsfinanzierung,Wertpapierverwaltung
❚ Private Wealth Management - Betreuung vermögender Privatkunden
❚ Asset Management - Fondsgeschäft für institutionelle und private
Kunden
❚ Private & Business Clients - Finanzlösungen für Privat- und Geschäfts-
kunden
■ Unternehmenskultur der Deutschen Bank zeichnet sich aus durch
Leistungsorientierung, gegenseitigen Respekt und Engagement.
■ Ihr Motto lautet: „Leistung aus Leidenschaft“.
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Private & Business Clients (PBC):
■ Beratungsansatz von PBC basiert auf ganzheitlicher Finanz- und
Vermögensplanung und bietet den Kunden finanzielle Lösungen
passend zu ihrer aktuellen Lebenssituation.
■ 770 Standorte in Deutschland, 255 in Spanien, 240 in Italien, 32 in Polen,
25 in Belgien, 2 in Portugal und einer in den Niederlanden
■ führende Bank in Deutschland gemessen an den Erträgen
■ Nummer 1 der ausländischen Banken in Italien, Nummer zwei in Spanien
■ mehr als 13 Mio. Privat- und Geschäftskunden
■ Mitarbeiter in Deutschland (per 31.7.2005): rd. 13.200
■ Mitarbeiter in Europa (per 31.7.2005): rd. 18.900
■ Auszubildende in Deutschland (per 1.8.2005): 1.296
■ Ausbildungsberufe: Bankkaufmann /-frau
■ BA-Studiengänge: Betriebswirt BA
Gesellschaftliche Verantwortung
Gesellschaftliche Verantwortung besteht zunächst darin, den Bestand des Unternehmens
langfristig zu sichern, Mehrwert und Arbeitsplätze zu schaffen. Sie drückt sich in der
Gestaltung umweltschonender Prozesse aus, in der Qualität von Produkten und in einer
transparenten Rechenschaftslegung. Um diese Verantwortung als Teil unserer täglichen
Geschäftsprozesse legt sich ein Kranz von Aktivitäten, die über das Betriebliche hinausgehen: Spenden und Sponsorships, eigene Initiativen und Projekte sowie die Mitwirkung
in internationalen Organisationen.
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Auf einen Blick
Gesellschaft:
■ Internationale und regionale Programme in den Förder-
bereichen Bildung, Soziales, Kunst und Musik; Bildung als
Schwerpunktthema: „Menschen ermöglichen, über sich
hinauszuwachsen“
■ Fördervolumen 2004: 72,9 Mio. Euro
■ Deutsche Bank Microcredit Development Fund:
Verbindung von finanzwissenschaftlichem Know-how mit
sozialem Engagement in der Bekämpfung von Armut
■ Katastrophenhilfe (Tsunami-Hilfe, 9/11, Elbflut, etc.)
Mitarbeiter:
■ Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
■ konzernweites Weiterbildungssystem
■ Global Diversity: Mentoring- und Praktikantenprogramme
Kunden:
■ Angebot nachhaltiger Aktienfonds (DWS)
■ Vermögensverwaltung mit nachhaltigen Investments
■ umfassende Qualitätsmanagementsysteme
Umwelt:
■ Nachhaltigkeits-Management-System zertifiziert nach
DIN EN ISO 14001
■ Programme zum betrieblichen Umweltschutz
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Preise und Auszeichnungen:
■ B.A.U.M.-Umweltpreis: für herausragende Leistungen im
Bereich Umweltschutz
■ Erfolgsfaktor Familie 2005: vom Bundesministerium für
vorbildliche, familienfreundliche Personalpolitik
■ The World´s Most Socially Responsible Companies:Aner-
kennung als einer der weltweit 67 besten Unternehmensbürger
■ Total E-Quality: Prädikat für langfristiges Engagement im
Bereich Chancengleichheit
Mitgliedschaften:
■ Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP Finance
Initiative; seit 1992)
■ UN Global Compact (seit 2000)
■ World Business Council of Sustainable Development
(seit 2000)
Initiativen und Stiftungen:
■ Deutsche Bank Stiftung, Deutsche Bank Americas Foundati-
on, Deutsche Bank Citizenship UK, Deutsche Bank Africa
Foundation, Deutsche Bank Asia Foundation,Alfred Herrhausen Gesellschaft,Akademie Musiktheater heute, Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft e.V., Historisches Institut der Deutschen Bank
Weitere Informationen:
■ www.deutsche-bank.de
■ www.deutsche-bank.de/cca
■ www.deutsche-bank-stiftung.de
■ www.deutsche-bank.de/sustainability
■ www.alfred-herrhausen-gesellschaft.de
■ www.deutsche-bank-kunst.de
■ www.community.db.com
■ www.communityuk.db.com
■ www.deutsche-bank.de/karriere
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