DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF MODERNSTE

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DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF MODERNSTE
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KOMMUNAL
Fotos/Grafiken:
Strebinger (zek) / Hitzinger
Das Klinikum Krems hat
die NotstromversorgungsAnlage rundum erneuert.
DAS KLINIKUM KREMS SETZT AUF
MODERNSTE NOTSTROMVERSORGUNG
Grundsätzlich ist die Ausfallshäufigkeit in den österreichischen Stromnetzen ausgesprochen gering. Sollte es jedoch zu einem
der ganz seltenen Stromausfälle kommen, kann dies verheerende Folgen haben. Im Speziellen betrifft dies Einrichtungen wie
etwa Krankenhäuser, in denen vor allem so sensible Bereiche wie Operationssäle oder Intensivstationen unter allen Umständen
vor einem Stromausfall bewahrt werden müssen. Um diese Grundvoraussetzung auch in Zukunft mit größtmöglichen
Sicherheitsreserven erfüllen zu können, hat das Landesklinikum Krems vor kurzem beschlossen, seine Notstromversorgung auf
den Letztstand der Technik zu bringen. Man setzt dabei auf das Know-how der Linzer Firma Hitzinger.
D
as Landeskrankenhaus Krems hat
kürzlich seine NotstromversorgungsTechnik modernisiert. Seit Mitte
Februar ist dort die neue unterbrechungsfreie Stromversorgungs-Anlage (kurz USV)
mit der Bezeichnung „NBDK“, eine
Innovation der Linzer Firma Hitzinger, in
Betrieb. Grob definiert, handelt es sich dabei
um eine Kopplung eines Dieselgenerators mit
einem sogenannten KIN-Modul (Kinetisches
Energie-Modul), das über eine rotierende
Masse kinetische Energie erzeugt und diese
speichert. Die Energie versorgt bei einem
Stromausfall vorübergehend die wichtigsten
Bereiche vollkommen unterbrechungsfrei.
Und zwar so lange, bis der, direkt an das
KIN-Modul gekoppelte, Dieselmotor anläuft
und Strom erzeugt. Das ist unterbrechungsfreie Stromversorgung auf modernster Basis
und repräsentiert ein patentiertes, neues
System aus dem Hause Hitzinger.
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KRANKENHÄUSER SICHERN STROMVERSORGUNG AUF DREI EBENEN
„Seit 2007 gab es im Landesklinikum Krems
vier Notsituationen, wie Stromausfälle oder
ein schadhaftes Stromaggregat. Der daraus
resultierende Überbrückungszeitraum bis zur
Wiederherstellung der externen Stromversorgung beziehungsweise bis zur WiederInbetriebnahme des Notstromaggregats,
konnte nur mit erhöhtem Personaleinsatz
und durch das Aufstellen von mobilen Notstromaggregaten bewerkstelligt werden. Eine
umständliche und auch kostenintensive
Prozedur“, erklärt Ing. Harald Schlager,
Technischer Leiter des Landesklinikums
Krems aufmerksam. Grundsätzlich verfügen
österreichische Krankenhäuser immer über
drei redundante Ebenen der Stromversorgung. Zum Ersten die externe Versorgung im Falle des Klinikums Krems durch den
Landesenergieversorger EVN. Zum Zweiten
die Notstromversorgung durch ein stationäres Notstrom-Aggregat, das den SV-Bereich
versorgt. Das ist der sogenannte StromVersorgungs-Bereich, der mittelsensible
Bereiche und sehr sensible Bereiche abdeckt.
Und zum Dritten gibt es den ZSV-Bereich
(zusätzlicher Strom-Versorgungs-Bereich),
sollte das SV-System einen Defekt haben.
Dann werden immerhin noch die sehr sensiblen Bereiche mit Energie versorgt, wie
Operationssäle oder Intensivstationen. Der
ZSV-Bereich muss bei einem Netzausfall auf
jeden Fall unterbrechungsfrei mit Strom versorgt (USV) werden, da hier lebenserhaltende
Geräte in Einsatz sind, wie zum Beispiel
Beatmungsmaschinen.
KREMS: FRÜHER HÄTTE MAN IM „WORST
CASE“-SZENARIO EVAKUIEREN MÜSSEN
„Kam es bisher in Krems zu einem
Stromausfall, sah das Szenario bei uns im
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Die neue USV-Anlage „Dynamische NBDK“ im Kremser Landesklinikum (ganz oben), darunter eine schmematische Darstellung.
Legende: 1 Dieselmotor, 2 Kupplung, 3 Synchronmaschine, 4 Kinetisches Modul
Erklärung: Während des Netzbetriebes werden die Verbraucher vom externen Stromnetz versorgt. Der Strom läuft über die USV-Anlage und sorgt dafür, dass sich im KIN-Modul
während dem Netzbetrieb immer ein großes Gewicht mitdreht, wodurch kinetische Energie erzeugt und in jenem Modul auch gespeichert wird. Kommt es zu einem Netzausfall
wird die USV-Last unterbrechungsfrei zunächst über die kinetische Energie des KIN-Moduls versorgt. Die Dieselmaschine hat Zeit zu starten, ohne dass es dabei zu einer
Unterbrechung der Stromversorgung kommt. Nach rund 15 Sekunden übernimmt der Dieselmotor die Versorgung der USV-Last und die Wieder-Aufladung des KIN-Moduls.
Krankenhaus folgendermaßen aus: Mit Ausnahme der Notstrombeleuchtung und den
batterieversorgten Bereichen, wie OP-Säle
oder Intensivstationen, war es für die Dauer
von zwei Sekunden wortwörtlich finster“,
erklärt Schlager. Die sehr sensiblen Bereiche
konnten für einen Zeitraum von drei
Stunden über die einzelnen Batterieanlagen
versorgt werden. Zwischenzeitlich, nach dem
„Hochfahren“ des einzigen Notstromaggre-
gats, wurde die Stromversorgung wieder
durch dieses übernommen. Wäre es während
des Notbetriebes zu einem Schaden am Notstromaggregat gekommen - unter Berücksichtigung der vorhandenen Batteriereserve
von nur drei Stunden - hätten Evakuierungsmaßnahmen von einzelnen Bereichen eingeleitet werden müssen.
Das Kremser Spital setzt nun auf modernste
Technik. „Wir tauschen im Mai auch unser
stationäres Aggregat aus, das die mittelsensiblen und die ganz sensiblen Bereiche versorgt. Dieses hat eine höhere Leistung, als das
jetzige, nämlich 1.600 kVA (kilo Volt
Ampere) gegenüber zuvor 1.300. Sollte dieses
Aggregat während eines Netzausfalles aus
irgendeinem Grund nicht funktionieren,
haben wir nun einen zweiten Dieselmotor in
petto. Und zwar den, der an das KIN-Modul
gekoppelt ist. Wir sind nicht mehr von
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Batterien abhängig, sondern können im allerschlimmsten Fall alle sehr sensiblen Bereiche
selbst mit Energie versorgen. Und theoretisch
unendlich lange, also so lange wir eben
Treibstoff haben. Gelagert haben wir Diesel
für einen Betrieb von über 24 Stunden, aber
zusätzlichen Diesel zu besorgen, wäre ja auch
kein Problem“, sagt Schlager.
Das Prinzip der USV-Anlage „NBDK“ ist
simpel, aber effektiv. Während des Netzbetriebes werden die Verbraucher vom externen Stromnetz versorgt. Der Strom läuft ständig über die USV-Anlage und sorgt dafür, dass
sich im kinetischen Modul während des
Netzbetriebs immer ein großes Gewicht mitdreht, wodurch kinetische Energie erzeugt
und in jenem Modul auch gespeichert wird.
Kommt es zu einem Netzausfall, dreht sich das
rotierende Gewicht im KIN-Modul trotz
Reibungskräfte nach wie vor noch eine lange
Zeit weiter und versorgt die USV-Last unterbrechungsfrei mit Energie. Die Dieselmaschine hat genügend Zeit um zu starten, ohne
dass es dabei zu einer Unterbrechung der
Stromversorgung kommt. Schließlich dauert
es rund 5 Sekunden, bis der Motor läuft und
die Versorgung der USV-Last sowie die
Wieder-Aufladung des KIN-Moduls übernehmen kann.
PRODUKTE SIND ZWAR NICHT GÜNSTIG,
LOHNEN SICH ABER AUF JEDEN FALL
Über 3,7 Millionen Euro kostet dem Landeskrankenhaus Krems das gesamte Projekt,
inklusive aller Umbaumaßnahmen. Eine
Investition, die im Grunde alternativlos ist,
wenn man höchste Sicherheitsstandards für
den Umgang mit Patienten anlegt. Die von
Hitzinger entwicklete USV-Anlage „NBDK“
hat noch einen weiteren Pluspunkt: Bei dieser
Ausführung dürfen zusätzlich zu den notwendigen Sicherheits-einrichtungen auch nicht
unbedingt lebensnotwendige elektromedizinische Geräte, Laborgeräte, EDV-Anlagen
und ähnliches angeschlossen werden. Dies
war früher nicht möglich, ist aber heute, in
einer informationstechnologisch abhängigen
Zeit, von großer Bedeutung.
NBDK-ANLAGE IST NICHT NUR
FÜR KRANKENHÄUSER GEDACHT
Die Anlage „NBDK“ ist für die Leistungsbereiche von 200 bis 2.500 kVA ausgelegt.
Konzipiert ist sie nicht nur für Krankenhäuser, sondern auch für Datenverarbeitungszentren, Halbleiterproduktionsanlagen, Telekommunikations-Betriebe, Flughäfen, Lebensmittel verarbeitende Betriebe, chemische
Industrie, Kunststoff erzeugende Unternehmen und all jene Betriebe, für die es unerlässlich ist unterbrechungsfrei Strom erzeugen zu
können.
Das NBDK-Kombi-System wurde entwickelt
um die Last der Notstrom-versorgung, wie
auch jene der unterbrechungsfreien Notstromversorgung mit einer einzigen Anlage
versorgen zu können.
Links: So sieht derzeit noch das
32 Jahre alte Relikt - das stationäre offene Stromaggregat im Landeskrankenhaus Krems
aus. Im Mai wird auch dieses
Gerät durch ein modernes der
Firma Hitzinger ersetzt (unten).
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