Neurodermitis

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Neurodermitis
Neurodermitis
bei Säuglingen und Kleinkindern
ELTERNRATGEBER
Vorwort
Liebe Eltern!
Die Neurodermitis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die in vielen Fällen bereits im Säuglingsalter auftritt. In
Österreich ist rund jedes zehnte Kind betroffen. Nach der Diagnosestellung fühlen sich viele Eltern zunächst überfordert und
hilflos.
Über unterschiedliche Kanäle bricht eine wahre Informationsflut über die Eltern herein. Daher ist es besonders wichtig, all diese
Informationen zu hinterfragen und den individuellen Gesundheitszustand zu berücksichtigen. Mit manchen Therapieangeboten
wird sogar eine Heilung der Neurodermitis versprochen. Nur der kritische Umgang mit den unterschiedlichen Informationen
und Therapieangeboten kann die persönliche Behandlungskompetenz verbessern.
Die Behandlung der Neurodermitis setzt sich – wie ein Puzzle – aus vielen Teilen zusammen. Eltern setzen sich mit einer Vielzahl von Fragen auseinander: Kann man mit der Therapie schaden? Hört die Haut auf, sich um sich selbst zu kümmern, wenn
man sie ständig einschmiert? Ist Kortison ein Teufelszeug? Gibt es eine Neurodermitis-Diät?
Um auf diese und viele weitere Fragen Antworten zu finden, ist es wichtig, sich im Detail über die Erkrankung zu informieren.
Dieser Eltern-Ratgeber soll zu den wichtigsten Fakten rund um die atopische Dermatitis aufklären. Er enthält einige wertvolle
Tipps und Tricks im Umgang mit der Erkrankung und möchte Sie und Ihr Kind dabei unterstützen, den Alltag mit Neurodermitis
besser zu meistern!
Ihr Oberarzt Dr. Isidor Huttegger
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Was ist Neurodermitis?
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine chronisch verlaufende entzündliche Hautkrankheit. Sie ist nicht ansteckend,
verläuft in Schüben und tritt in ganz unterschiedlichen Schweregraden auf. In den meisten Fällen
bessert sich die Erkrankung bis zum Schulalter, manchmal begleitet sie einen Menschen jedoch das
ganze Leben.
Die Ursache ist eine Störung der Haut-Barrierefunktion. Daraus entsteht ein Feuchtigkeitsverlust,
der zu trockener Haut, Juckreiz und Entzündungen führt. Zudem können von außen leichter Partikel
eindringen, die wiederum Hautirritationen und Allergien verursachen können. Durch den verringerten
Wasser- und Fettgehalt, die verminderte Talgproduktion und die Störung der Schweißregulation ist
die Haut gerötet, verdickt (angeschwollen) und manchmal nässend. Es können sich Bläschen und
Eiterpustel bilden, da die Abwehrkraft der Haut durch den Barrieredefekt leidet.
Es ist nicht möglich, die Veranlagung eines Kindes zur Entwicklung einer Neurodermitis zu beeinflussen. Jedoch können Eltern den Umgang mit der Therapie selbst steuern. Eltern betroffener
Kinder sind meist sehr motiviert und manchmal bereit, einfach alles auszuprobieren. Aber gerade bei
Neurodermitis ist weniger oft mehr. Nur durch umfassendes Wissen sind Eltern in der Lage, kompetent zu handeln und sich für die richtige Therapie zu entscheiden.
Ziel der Neurodermitis-Therapie ist es, die gestörte Barrierefunktion der Haut so gut wie
möglich nachzubauen und zu verbessern.
Neurodermitis:
auch atopische
Dermatitis, atopisches
Ekzem oder endogenes
Ekzem
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Wer ist betroffen?
Was ist Neurodermitis?
Mittlerweile ist etwa jedes zehnte Kind betroffen. Erblich vorbelastete Kinder leiden häufiger an dieser Hauterkrankung. Wenn beide Elternteile betroffen sind, liegt die Wahrscheinlichkeit für das Kind,
ebenfalls eine Neurodermitis zu entwickeln, sogar bei 60 bis 80 %.
Babys und Kleinkinder sind besonders häufig betroffen
Typisch für die Krankheit ist, dass sie häufig bereits im Säuglingsalter ausbricht. Bei Babys ist die
Ekzemstelle meist nässend, mit zunehmendem Alter wird die Haut chronisch trocken, rau, spröde
und rissig. Daraus entsteht ein oft quälender Juckreiz. Auch die psychische Belastung ist mitunter
sehr hoch.
In vielen Fällen bessert sich die Neurodermitis bis zum Schuleintritt und verschwindet oftmals im
Laufe der Pubertät. Nur bei rund einem Drittel der betroffenen Kinder bleibt die Erkrankung bis ins
Erwachsenenalter bestehen. Die Tatsache, dass sich der Hautzustand bei der Mehrzahl der Säuglinge und Kleinkinder bessert, hat mit dem natürlichen Krankheitsverlauf zu tun und ist kein Ergebnis
der therapeutischen Maßnahmen.
Experten-Tipp:
In vielen österreichischen Krankenhäusern werden Neurodermitis-Schulungen für Eltern und „große“ Kinder (ab ca. 8 Jahren)
angeboten. Studien haben gezeigt, dass solche Schulungen den Umgang mit der Krankheit erleichtern und sich sehr positiv
auf die Lebensqualität der betroffenen Familien auswirken. Kompetentes Handeln kann Hilflosigkeit ablösen. Erkundigen
Sie sich bei Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt nach Schulungsangeboten in Ihrer Nähe!
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Neurodermitis = Atopische Dermatitis
Die Neurodermitis wird in der Fachsprache auch „atopische Dermatitis“ genannt. Sie trifft nämlich
vorrangig Menschen mit einer so genannten „atopischen Disposition“. Gemeint ist eine generelle Neigung des Immunsystems, überempfindlich auf bestimmte Substanzen und Reize in der Umgebung zu
reagieren. Die verstärkte Reaktion äußert sich überall dort, wo der Körper direkt mit der „Außenwelt“ in
Berührung kommt: als Neurodermitis (über die Haut), als Heuschnupfen (über die Schleimhäute) sowie
als allergisches Asthma (über die Atemwege).
Bei Menschen mit dieser Überempfindlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, zumindest
eine dieser drei Erkrankungen zu bekommen. Die Hauptursache der Neurodermitis ist aber die Störung der natürlichen Barrierefunktion der Haut.
Auslösende Faktoren beachten
Die Neurodermitis verläuft in Schüben, der Krankheitsverlauf kann von verschiedenen Auslösern, so
genannten Triggern oder Provokationsfaktoren, ungünstig beeinflusst werden. Diese Auslöser sind
aber nicht die Ursache der Neurodermitis, die Hautkrankheit ist angeboren. Zu den Auslösern zählen
Inhaltsstoffe der Kleidung (wie z.B. Wolle), klimatische Einflüsse wie Hitze und Kälte, Schwitzen, zu
häufiges Baden oder Anwendung von Seifen sowie psychische Faktoren wie Aufregung und Stress.
Bei einigen Kindern führen Allergien auf Nahrungsmittel, Haustiere oder Hausstaubmilben zu einer
Verschlechterung.
Experten-Tipp:
Auf der Suche nach
der Erkrankungs­
ursache nicht auf
die Basistherapie
vergessen!
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Im Einzelfall: Allergene identifizieren
Bei manchen
PatientInnen führen
Allergien gegen …
Nahrungsmittel
Tierhaare
Hausstaubmilben
Pollen
zu einer
Verschlechterung der
Neurodermitis.
Allergien sind zwar nicht für die Entstehung einer Neurodermitis verantwortlich, sie können jedoch
den Ausbruch der Krankheit beschleunigen und Neurodermitis-Schübe verursachen. Einige Kinder,
vor allem Säuglinge und Kleinkinder mit einem schweren Krankheitsverlauf, leiden auch an einer
Nahrungsmittelallergie, die zu einer weiteren Verschlechterung des Hautzustandes und bei manchen
Kindern auch zu schweren Allgemeinreaktionen führen kann. Neurodermitis ist aber keine Nahrungsmittelallergie.
Möglichst NICHT kratzen!
Die schlimmste „Begleiterscheinung“ der atopischen Dermatitis ist der
oftmals sehr starke Juckreiz. Eltern berichten auch von regelrechten
Juck-Attacken, die erst enden, wenn die Hautstelle blutig gekratzt wurde. Damit beginnt der Teufelskreis allerdings von neuem, weil die Haut
mit einer Entzündung reagiert und wieder zu jucken beginnt.
Diese Allergien kommen seltener vor als angenommen und müssen unbedingt ganz genau abgeklärt
werden. Manche Eltern vertrauen auf der Suche nach der vermeintlichen Ursache der Neurodermitis
irgendwelchen Diäten, die nicht selten zu echten Mangelerscheinungen und Unterernährung führen.
Ungerechtfertigte Verbote bei der Nahrungsauswahl erhöhen den Leidensdruck betroffener Kinder
zusätzlich. Speziell Kinder mit Neurodermitis benötigen eine gesunde und kindgerechte Ernährung.
Die wichtigste Regel im Kampf gegen Neurodermitis lautet daher:
Möglichst NICHT kratzen! Sogar betroffenen Erwachsenen fällt es jedoch schwer, diese Disziplin aufzubringen.
Bei Hinweisen auf eine zusätzlich bestehende Allergie wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt einen individuellen
Abklärungs- und Behandlungsplan für Ihr Kind erstellen. Bei begründetem Verdacht werden Allergietests durchgeführt. Je nach Alter des Kindes stehen unterschiedliche Verfahren zur Austestung zur
Verfügung. Die Testergebnisse müssen unbedingt von speziell ausgebildeten ÄrztInnen interpretiert
werden, weil ein positiver Allergietest allein – ohne Symptome – keine Allergie bedeutet, sondern
nur eine Sensibilisierung. Allerdings schließt auch ein negativer Test eine Allergie nicht gänzlich aus.
Sprechen Sie diesbezüglich mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.
Aus Gründen der Allergievorbeugung sollten keine felltragenden Haustiere neu angeschafft werden.
Falls Allergiesymptome auftreten, müssen diese Tiere aus dem Haushalt entfernt werden.
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Jucken & Kratzen – ein Teufelskreis
Kinder schaffen es oft beim besten Willen nicht, das Kratzen ganz zu
unterlassen. Umso wichtiger ist das tägliche Eincremen der trockenen
Haut im Rahmen der Basistherapie. An entzündeten Hautstellen ist der
Juckreiz oft noch stärker, hier kann die antientzündliche Therapie das
Ekzem verbessern und den Juckreiz lindern.
Ziel der Neurodermitis-Therapie kann leider nicht die Heilung der Erkrankung sein, sondern immer nur
das Lindern von Beschwerden wie Juckreiz und Infektionen. Zudem soll betroffenen Kindern durch die
konsequente Therapie ein möglichst wenig beeinträchtigtes Leben ermöglicht werden.
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Jucken & Kratzen – ein Teufelskreis
Positive Ablenkung
Besonders kleinere Kinder lassen sich meist durch Spiel und Spaß vom Juckreiz ablenken. Singen
Sie laut ein Lied oder finden Sie heraus, wer den höchsten Turm bauen kann. Unterwegs kann man
sich ganz und gar darauf konzentrieren, das nächste rote Auto zu entdecken, bevor es Mama und
Papa tun. Fingerspiele und Kitzel-Angriffe helfen fast immer und lenken vom gemeinen Juckreiz ab.
Nächtliche Ruhestörung
Vor allem während der Erkrankungsschübe leiden Neurodermitiker häufig unter Schlafmangel. Im Fall
von Babys und Kleinkindern leidet fast immer die ganze Familie mit. Während des Schlafes sinkt der
körpereigene Kortisonspiegel, was den Juckreiz oft noch verschlimmert. Auch positive Ablenkung
bringt nachts eher wenig – schließlich brauchen auch die selbstlosesten Eltern irgendwann ihren
Schlaf. Eine kühle Umgebungstemperatur (etwa 16° C im Schlafzimmer), luftdurchlässige Decken und
Pölster und kühlende Bettwäsche aus Seide oder Baumwollsatin helfen, den Juckreiz zu reduzieren
und den Nachtschlaf zu verbessern.
Vorsicht Erziehungsfalle! Kinder merken sehr schnell, wenn sie sich nur kratzen müssen,
um von Mama und Papa ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. Hier ist Vorsicht geboten.
Nehmen Sie die Erkrankung Ihres Kindes zwar ernst, aber dramatisieren Sie sie nicht. Geben
Sie Ihrem Kind die Unterstützung, die es braucht, aber lassen Sie sich nicht manipulieren.
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3-Säulen-Therapie
Neurodermitis kann nicht geheilt werden, ist aber sehr gut behandelbar. Wer einige Grundregeln beachtet, kann viel dazu beitragen, die Symptome zu verringern und die schubfreien
Phasen zu verlängern.
1. Säule: Basistherapie
Das mehrmals tägliche Eincremen der Kinderhaut mit geeigneten Pflegeprodukten aus der Apotheke stellt die Basistherapie bei Neurodermitis dar. Ziel ist es, den Feuchtigkeits- und Fettgehalt der
Haut zu erhöhen und die Schutzfunktion der Haut zu unterstützen, um damit die defekte Hautbarriere bestmöglich nachzubauen. Gekühlte Salben und Cremen lindern zudem den Juckreiz.
2. Säule: Auslöser vermeiden
Bekannte Trigger (= auslösende Faktoren), die den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen, sollten
von Neurodermitikern ständig gemieden werden. Kinder, die zusätzlich unter einer bestätigten Allergie leiden, müssen auch den Kontakt mit allergieauslösenden Faktoren ständig vermeiden.
3. Säule: Antientzündliche Therapie
Während eines Neurodermitis-Schubes gilt es, die Entzündung der Haut zu behandeln und damit
den Teufelskreis aus Infektion – Entzündung – Juckreiz – Kratzen zu durchbrechen. Dadurch wird die
Balance im Immunsystem der Haut wieder hergestellt, die hohe Zahl der Bakterien auf der Haut wird
reduziert, wodurch seltener Superinfektionen auftreten. Meist werden dafür milde Kortisoncremes verwendet. Vor allem wenn es häufig zu Krankheitsschüben kommt, kann eine „proaktive“ Therapie dabei
helfen, die Anzahl der Schübe zu vermindern und Medikamente einzusparen. Im Rahmen der proaktiven Therapie werden die Ekzemstellen dauerhaft, meist zweimal wöchentlich, behandelt.
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Basistherapie
Basistherapie
Unter Basistherapie versteht man die mehrmals tägliche Pflege der
Haut. Sie ist die erste und wichtigste Säule in der Neurodermitisbehandlung. Um die Schubfrequenz zu verringern und die beschwerdefreien Phasen möglichst lange aufrechtzuerhalten, ist es unbedingt
notwendig, die Haut auch in symptomfreien Zeiten täglich zu pflegen!
Die Haut eines Neurodermitikers kann den schützenden Säureschutzmantel nicht in ausreichendem Maße selbst wieder aufbauen, daher
muss Fett von außen zugeführt und auch der erhöhte Wasserverlust
der Haut muss durch ständige Pflege ausgeglichen werden.
Die Barrieretherapie ist die Basis jeder Neurodermitis-Therapie
Für die tägliche Basistherapie stehen unterschiedliche Fertigpräparate und individuelle Mischungen
aus der Apotheke zur Verfügung. Lassen Sie sich von Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker beraten.
Feucht auf feucht und fett auf trocken
Entscheidend für die erfolgreiche Behandlung ist die richtige Zusammensetzung aus Wasser und
Fett – abgestimmt auf Krankheitsstadium, Hauttyp, Jahreszeit und Alter des Patienten. Lotionen
oder Cremes mit hohem Wassergehalt sind goldrichtig bei der Behandlung von nässenden und
sehr geröteten, irritierten Hautstellen. Für sehr trockene Areale sollten möglichst fetthaltige Salben
verwendet werden.
Verwenden Sie für die Basistherapie ausschließlich für Kinder
geeignete Produkte aus der Apotheke, die frei von Duft- und Konservierungsstoffen, frei von Allergenen und reizenden Stoffen sind.
Lassen Sie sich von Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker beraten.
Experten-Tipp: Möglichst spielerisch und schmerzfrei eincremen.
Mehrmals täglich eincremen!
Eincremen auch zwischen den Krankheitsschüben,
in symptomfreien Phasen.
Salben dünn auftragen und lieber öfter einschmieren.
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Im Sommer eine leichte Grundlage,
im Winter eine fettere Salbe verwenden.
Achtung Hygiene! Eincremen nur
mit sauberen Händen.
Im Idealfall wird der Körper, vor allem auch zwischen den Schüben, mehrmals täglich vollständig eingecremt. Zumindest morgens und abends ist das Eincremen Pflicht. Je häufiger und
sorgfältiger diese Behandlung durchgeführt wird, umso besser kann sich die Haut Ihres Kindes gegen einen neuerlichen Neurodermitis-Schub zur Wehr setzen.
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Antientzündliche Therapie
Bei vernunftvoller
Behandlung mit
modernen, milden
Kortisonpräparaten
überwiegen die Vorteile mögliche Nachteile bei weitem.
Eine antientzündliche Therapie bzw. Schubtherapie wird bei akut auftretenden Ekzemstellen meist
folgendermaßen empfohlen: Zusätzlich zur Basistherapie werden die betroffenen Hautareale über einen begrenzten Zeitraum, meist mit einem milden kortisonhältigen Präparat eingeschmiert. Je nach
Notwendigkeit und in Absprache mit dem behandelnden Arzt z.B. einige Tage bis zu einer Woche
täglich, danach über 7 bis 14 Tage jeden zweiten oder dritten Tag. Ziel ist es, nach dieser akuten
Behandlung die Kortisontherapie für etwa den gleichen Zeitraum auszusetzen.
Die erste Wahl für die antientzündliche Therapie bei Kindern sind topische Kortikosteroide, die mittlerweile seit mehr als 50 Jahren für diese Behandlung verwendet werden. Moderne Arzneien für Kinder
in der Wirkstufe 1 und 2 sind sehr mild dosiert. Bei sachgerechter Anwendung sind Nebenwirkungen
nicht zu befürchten. Ein besonders vorsichtiges Vorgehen ist für das Gesicht und den Genitalbereich
angebracht, da hier leichter Nebenwirkungen wie lokale Hautverdünnung und Äderchenbildung auftreten. Für diese besonders empfindlichen Bereiche oder bei Notwendigkeit einer länger dauernden
antientzündlichen Therapie stehen neuere antientzündliche Substanzen aus der Gruppe der topischen
Calcineurin-Inhibitoren zur Verfügung, die ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr zugelassen sind.
Die proaktive Therapie
Treten bei dieser Behandlungsform dennoch häufig Schübe auf, wird von ExpertInnen die proaktive
antientzündliche Therapie empfohlen. Hierbei wird die Basistherapie ebenfalls unverändert mehrmals täglich durchgeführt. Zusätzlich wird aber die antientzündliche Therapie mit einem milden
Kortisonpräparat oder einem topischen Calcineurin-Inhibitor fortgesetzt, wenn das akute Ekzem
wieder abgeklungen ist. Zweimal pro Woche werden betroffene Hautstellen dauerhaft behandelt,
damit neue Ekzemschübe von vornherein verhindert werden.
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Antientzündliche Therapie
Laut einer Studie verwenden die meisten Eltern zu wenig Creme bei der antientzündlichen Behandlung ihrer Kinder. Eine gute Hilfe bei der Berechnung der korrekten Menge sind die Fingerspitzeneinheiten (Finger Tip Units, FTU). Untenstehende Tabelle zeigt an, wie viele „Fingerspitzen“ Salbe
oder Creme Sie pro Anwendung für Ihr Kind verwenden sollten. Damit ist die Länge des Fingerendgliedes eines Erwachsenen gemeint.
Gesicht und Nacken
Arm und Hand
Bein und Fuß
Rumpf vorne
Rumpf hinten
3–6 Monate
1
1
1,5
1
1,5
1–2 Jahre
1,5
1,5
2
2
3
3–5 Jahre
1,5
2
3
3
3,5
6–10 Jahre
2
2,5
4,5
3,5
5
Vorsicht Sonne!
Bei Klein- und Schulkindern sind die körpereigenen Sonnenschutzmechanismen nicht vollständig
ausgebildet, bei Babys sind sie nahezu nicht vorhanden. Daher müssen Eltern unbedingt auf den
passenden Sonnenschutz achten, bereits vom ersten Lebenstag an. Zudem sind die meisten Sonnencremen für Kinder mit Neurodermitis nicht geeignet. In der Apotheke gibt es spezielle Präparate
(physikalische Sonnenschutzmittel) für die empfindliche Neurodermitis- und Kleinkindhaut. Die Anwendung von Sonnenschutz auch im Schatten, bei bewölktem Himmel und im Alltag ist für Neurodermitiker Pflicht.
Experten-Tipp:
Neurodermitiker
benötigen intensiven
Sonnenschutz und
sollten direkte
Sonne meiden.
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7 goldene Regeln bei Neurodermitis
7 goldene Regeln bei Neurodermitis
Gerade bei der atopischen Dermatitis können Eltern viel dazu beitragen, die Symptome der Erkrankung zu lindern und
ihrem Kind das Leben mit der chronischen Krankheit leichter zu machen. Die wichtigsten Regeln in der Neurodermitis-
7 goldene Regeln bei Neurodermitis
3. Ausreichende antientzündliche Therapie
Zur Behandlung akuter Ekzeme ist die moderne, meist kortisonhältige, antientzündliche Therapie –
zusätzlich zur täglichen Basistherapie – die erste Wahl. Bei häufig auftretenden Schüben empfehlen
ExpertInnen die proaktive Therapie. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist mildes Kortison bei
Behandlung haben wir nachfolgend für Sie zusammengefasst.
sachgerechter Anwendung NICHT schädlich. Im Gesicht, Windelbereich und auf der behaarten Kopf-
1. Basistherapie (= „Hautpflege“)
Schmieren, schmieren, schmieren! Das tägliche Eincremen der trockenen Haut – auch in symptom-
haut ist besondere Vorsicht geboten.
4. Synthetische Fasern und Schwitzen vermeiden
Achten Sie darauf, dass die Kleidung der Umgebungstemperatur angemessen und luftdurchlässig
freien Phasen – ist die wichtigste Basismaßnahme, um die Erkrankung langfristig in Schach zu
ist. Die Raumtemperatur sollte mit 20° C tagsüber und 16° C nachts eher kühl gehalten werden. Am
halten. Es hilft der Haut, den natürlichen Schutzmantel aufzubauen und reduziert den Juckreiz – vor
besten eignen sich Kleidung und Bettwäsche aus reiner Baumwolle und Leinen. Wolle kann die Haut
allem, wenn die Creme oder Salbe vorher im Kühlschrank aufbewahrt wurde. Allerdings sollten nur
hingegen sehr stark reizen. Es wird außerdem empfohlen, die Etiketten und Wäschemarken aus der
kindgerechte Pflegeprodukte ohne Duft- und Konservierungsstoffe verwendet werden. Fragen
Kleidung zu entfernen. Schwitzen tut betroffener Haut gar nicht gut und Schweiß auf der Haut kann
Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt und lassen Sie sich von Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker beraten!
wiederum Juckreiz auslösen. Nach dem Sport oder wenn Kinder stark geschwitzt haben, sollten sie
am besten kurz mit klarem Wasser abgeduscht werden. Diese Kleidungsempfehlungen gelten
2. Baden und Duschen mit Maß und Ziel
Zu lange, warme Vollbäder trocknen die Haut aus und stören den Säureschutzmantel, besonders bei
nicht nur für das betroffene Baby und Kleinkind, sondern auch für die betreuenden Erwachsenen, mit deren Kleidung das Kind ebenso in Berührung kommt!
gleichzeitiger Verwendung von Seife. Deswegen sollten Kinder mit atopischer Dermatitis nur zweibis dreimal pro Woche baden. Bei starkem Schwitzen oder einem Ekzemschub kann, wenn notwendig, täglich kurz geduscht werden. Rückfettende Ölbäder oder so genannte „Spreitbäder“ (es gibt
Badezusätze aus der Apotheke speziell für Neurodermitiker) befeuchten die Haut nachhaltig und
steigern das Wohlbefinden. Verwenden Sie nur pH-neutrale Seifen und Badezusätze.
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7 goldene Regeln bei Neurodermitis
5. Alternativen zum Kratzen
Zeigen Sie Ihrem Kind ein paar Alternativen zum Kratzen, wenn der Juckreiz schier unerträglich
wird. Statt die betroffene juckende Hautstelle zu kratzen, könnten sie auf diese Stelle klopfen, die
Haut rund um die betroffene Stelle sanft zupfen oder mit einem weichen Baumwolltuch rund um
diese Stelle reiben. Es gibt Juckreiz stillende Mittel, die man in die Basistherapie mischen kann. So
genannte Antihistaminika können den Juckreiz unterdrücken und werden bei Bedarf ärztlich verordnet. Die beste Medizin gegen den Juckreiz ist die konsequente Hautpflege und die ausreichende antientzündliche Therapie.
6. Keine unbegründeten Diäten
In den meisten Fällen wird Neurodermitis NICHT durch die Ernährung ausgelöst, selbst wenn zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie besteht. Die Gefahr einer Fehlernährung ist bei unbegründeten
Diäten und Austestungen besonders groß. Gerade deswegen raten ExpertInnen unbedingt davon
ab, auf eigene Faust Nahrungsmittel „auszutesten“ und Kinder auf „Diät“ zu setzen. Ein auffälliger
Allergietest allein beweist noch keine Allergie. Diese Austestungen sollen AUSSCHLIESSLICH unter
erfahrener ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Es gibt keine Neurodermitis-Diät!
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Ernährung
Ernährung beim allergiegefährdeten Kind
Rund ein Drittel aller Kinder hat von Geburt an ein erhöhtes Allergierisiko, weil zumindest ein Elternteil unter einer Allergie oder Unverträglichkeit leidet. Speziell für allergiegefährdete Kinder werden
deswegen besondere Ernährungsregeln empfohlen. Die Einhaltung dieser Regeln kann dazu beitragen, den Ausbruch einer Allergie langfristig zu verhindern.
Allergiegefährdete Babys sollten …
in den ersten sechs Lebensmonaten gestillt werden, davon in den ersten vier Lebensmonaten
ausschließlich oder – wenn Stillen nicht möglich ist – nach Absprache mit dem Kinderarzt
hypoallergene Säuglingsanfangsnahrung (HA) bekommen.
frühestens im 5. Lebensmonat (17. Lebenswoche), jedoch spätestens im 6. Lebensmonat mit
Beikost beginnen.
wöchentlich nur ein neues Lebensmittel bekommen, um mögliche Unverträglichkeiten
zuordnen zu können.
Kuhmilch, Hühnerei, nusshaltige Produkte und Fisch sollten bei Kindern mit Neurodermitis im ersten
Lebensjahr vorsichtig und nach Absprache mit dem Kinderarzt eingeführt werden. Gegebenenfalls wird
vor Gabe dieser Nahrungsmittel ein Allergietest durchgeführt.
7. Fingernägel kurz halten
Bei kleinen Kindern und Säuglingen sollten Sie unbedingt darauf achten, die Fingernägel immer sehr
Experten raten Eltern unbedingt davon ab, auf eigene Faust nach möglichen Nahrungsmittelallergien bei ihren
kurz zu halten. Je länger die Nägel, umso schlimmer sind die Folgen für die Haut, wenn doch einmal
Kindern zu suchen. Die Gefahr für Fehl- und Mangelernährung ist dabei sehr groß und kann auch gesundheitliche
gekratzt wird. Nachts können dünne Baumwollhandschuhe oder Overalls helfen, schlimme Haut-
Folgen haben. Testungen zur Ermittlung von Nahrungsmittelallergien dürfen ausschließlich unter erfahrener
schäden zu vermeiden.
ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
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Bekleidung
Notizen
Diese Grundregeln
Zu den häufigsten Provokationsfaktoren der atopischen Dermatitis gehören bestimmte Textilien,
gelten natürlich für
die die Haut reizen und daher vermieden werden sollen. Die folgende Übersicht soll Ihnen dabei
alle Textilien, die mit
helfen, Kleidungsstücke zu finden, in denen sich Ihr Kind wohl fühlt und die die Haut nicht zusätzlich
der Haut in Berührung
belasten.
Notizen
kommen.
Kleidung aus weicher, ungefärbter Baumwolle ist am besten geeignet.
Auch für:
Kleidung sollte nicht zu eng anliegen und luftdurchlässig sein, um übermäßiges Schwitzen zu
Handtücher
vermeiden.
Bettwäsche
Keine Wolle
Bademäntel
Wäschezeichen entfernen, bei unangenehmen Nähten die Kleidung verkehrt tragen.
Eher helle Kleidung auswählen, weil dunkle Kleidung mehr Farbstoffe und Chemikalien enthält.
Kein Tierfell, keine Kleidung, die chemisch gereinigt werden muss, keine knitterfreien Kleidungsstücke.
Kleidung vor dem ersten Gebrauch mehrmals waschen und gründlich spülen. Vorsicht bei der
Wahl des Waschmittels (je nach Verträglichkeit lieber ohne Duftstoffe/Weichspüler)!
Für Kinder mit besonders schwerem Verlauf der Erkrankung gibt es spezielle Kleidung, die eigens
für Neurodermitiker entwickelt wurde.
Diese Kleidungsempfehlungen gelten nicht nur für das betroffene Baby/Kleinkind, sondern
auch für die betreuenden Erwachsenen, mit deren Kleidung das Kind ebenso in Berührung
kommt!
Impressum: Herausgeber: Spirig Pharma GmbH, Leonfeldnerstraße 2-4, 4040 Linz | Medizinischer Beirat: OA Dr. Isidor Huttegger
Text & Layout: eXakt PR GmbH, 1030 Wien, www.exakt-pr.at
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Beruhigt und regeneriert die Haut
Beruhigt und regeneriert die Haut
N
EU
Innovative Spezialpflege für sehr trockene
und juckende Baby- und Kinderhaut.
Innovative Kombination von drei
wichtigen Inhaltsstoffen:
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die Hautrötung
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