Vergleichstest Audi S4, BMW 335i
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Vergleichstest Audi S4, BMW 335i
doppeltest Audi S4 und BMW 335i KehR Free Wer wedelt talentierter im Serpentinen-Parcours? Audis neues Allrad-Tier S4 und der Heckantriebs-Star 335i von BMW kabbeln sich mit über 300 PS im Winterwald. W er Cornelia mag, muss ein schizophrener Autofahrer sein. Fegt der sibirische Tiefausläufer doch Schneemassen übers Land, die den Verkehr schockfrosten und gleichzeitig Kurvenkünstler auf der Flockenpracht ins Schwitzen bringen. Es sind die Tage, an denen ein verschneiter, leerer Parkplatz auf Männer anziehender wirkt als ein Playmate-Jahrestreffen. Und da wären wir auch schon bei einer grundsätzlichen, höchst 34 3/2009 vergnüglichen Winterauto-Frage: Was bringt mehr Fahrspaß – Allrad- oder Heckantrieb? Traktion oder Drift? Oder vereint ein Konzept beides? Audianer regt wahrscheinlich schon die Frage auf. Dient der Quattro bei den S-Modellen doch nicht nur als Traktionshilfe, sondern als integraler Bestandteil des Antriebskonzepts – 333 PS des neuen Audi S4 spurten ausschließlich im Quartett. Als reiner Fronttriebler würde er vor seinem Dampf hilflos scharrend kapitulieren. Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Hinterräder drückt den Preis für das A4-Flaggschiff jedoch in alpine Höhen: 50 950 Euro werden für einen schon serienmäßig gut ausgestatteten S4 in der Basis fällig. Wer sich wie beim Testwagen zusätzlich das neue Sport-Differenzial in der Hinterachse gönnt, blutet nochmal mit 1750 Euro. Nebenan freut sich der BMW 335i ebenfalls auf einen heißen Ausritt in der Audi ist Quattro, und BMW ist Heckantrieb – so treten die Mittelklässler an Kälte. Denn sein serienmäßiger Hinterradantrieb verheißt Könnern nicht nur auf rutschigem Untergrund Driftspaß vom Feinsten, auch er lässt sich mit xDrive der Kategorie Wir-können-auchAllrad bestellen. Doch die baulichen Eingriffe gehen dann bis in die Lenkgeometrie, kosten die paritätische Gewichtsverteilung und 2600 Euro Aufpreis. Der Allrad dümpelt daher bei kümmerlichen Ausstattungsquoten. Schlussendlich ist der Dreier für seine www.auto-motor-und-sport.de Fans eindeutig das Synonym des agilen Hecktrieblers, und so tritt er auch im Vergleich an – 27 PS schwächer, aber viel günstiger als sein Kontrahent. Es gehört zu den leichteren Übungen, auf Schnee die Seitenscheibe des 335i im Drift zur Frontscheibe zu machen. Wenn es nur hinten zerrt und vorne schleppt, reichen zartes Anstellen und ein beherzter Gasstoß (ESP aus) zur staubenden Initialzündung. Komplizierter wird es, das bei diesen Verhältnissen fahrdynamisch fragile Konstrukt wieder ruhigzustellen. Vor allem, weil überoder untersteuern nicht immer dem Willen des Fahrers unterliegt. Ohne Allrad ist der Dreier ein durchschnittliches Winterauto. Rüde bremst ihn ESP wieder ein, während der S4 Kraft seiner Traktion vorbeifliegt. Was wahrlich nicht überrascht. Doch kann er auch driften? Walter Röhrl musste sich auf den ersten Quattro dafür noch das Linksbremsen beibringen lassen. ▷ 3/2009 35 doppeltest Audi S4 und BMW 335i KehR Free Wer wedelt talentierter im Serpentinen-Parcours? Audis neues Allrad-Tier S4 und der Heckantriebs-Star 335i von BMW kabbeln sich mit über 300 PS im Winterwald. W er Cornelia mag, muss ein schizophrener Autofahrer sein. Fegt der sibirische Tiefausläufer doch Schneemassen übers Land, die den Verkehr schockfrosten und gleichzeitig Kurvenkünstler auf der Flockenpracht ins Schwitzen bringen. Es sind die Tage, an denen ein verschneiter, leerer Parkplatz auf Männer anziehender wirkt als ein Playmate-Jahrestreffen. Und da wären wir auch schon bei einer grundsätzlichen, höchst 34 3/2009 vergnüglichen Winterauto-Frage: Was bringt mehr Fahrspaß – Allrad- oder Heckantrieb? Traktion oder Drift? Oder vereint ein Konzept beides? Audianer regt wahrscheinlich schon die Frage auf. Dient der Quattro bei den S-Modellen doch nicht nur als Traktionshilfe, sondern als integraler Bestandteil des Antriebskonzepts – 333 PS des neuen Audi S4 spurten ausschließlich im Quartett. Als reiner Fronttriebler würde er vor seinem Dampf hilflos scharrend kapitulieren. Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Hinterräder drückt den Preis für das A4-Flaggschiff jedoch in alpine Höhen: 50 950 Euro werden für einen schon serienmäßig gut ausgestatteten S4 in der Basis fällig. Wer sich wie beim Testwagen zusätzlich das neue Sport-Differenzial in der Hinterachse gönnt, blutet nochmal mit 1750 Euro. Nebenan freut sich der BMW 335i ebenfalls auf einen heißen Ausritt in der Audi ist Quattro, und BMW ist Heckantrieb – so treten die Mittelklässler an Kälte. Denn sein serienmäßiger Hinterradantrieb verheißt Könnern nicht nur auf rutschigem Untergrund Driftspaß vom Feinsten, auch er lässt sich mit xDrive der Kategorie Wir-können-auchAllrad bestellen. Doch die baulichen Eingriffe gehen dann bis in die Lenkgeometrie, kosten die paritätische Gewichtsverteilung und 2600 Euro Aufpreis. Der Allrad dümpelt daher bei kümmerlichen Ausstattungsquoten. Schlussendlich ist der Dreier für seine www.auto-motor-und-sport.de Fans eindeutig das Synonym des agilen Hecktrieblers, und so tritt er auch im Vergleich an – 27 PS schwächer, aber viel günstiger als sein Kontrahent. Es gehört zu den leichteren Übungen, auf Schnee die Seitenscheibe des 335i im Drift zur Frontscheibe zu machen. Wenn es nur hinten zerrt und vorne schleppt, reichen zartes Anstellen und ein beherzter Gasstoß (ESP aus) zur staubenden Initialzündung. Komplizierter wird es, das bei diesen Verhältnissen fahrdynamisch fragile Konstrukt wieder ruhigzustellen. Vor allem, weil überoder untersteuern nicht immer dem Willen des Fahrers unterliegt. Ohne Allrad ist der Dreier ein durchschnittliches Winterauto. Rüde bremst ihn ESP wieder ein, während der S4 Kraft seiner Traktion vorbeifliegt. Was wahrlich nicht überrascht. Doch kann er auch driften? Walter Röhrl musste sich auf den ersten Quattro dafür noch das Linksbremsen beibringen lassen. ▷ 3/2009 35 Technische Daten und Messwerte Fahrzeugtyp Gewohnt saubere Audi-Verarbeitung mit etwas S-Schick Die S-Sport-Sitze sind ein Traum – für 710 Euro Aufpreis Motorbauart/Zylinderzahl Hubraum cm3 Leistung kW (PS) bei 1/min max. Drehm. Nm bei 1/min Schadstoffeinstufung CO2-Ausstoß g/km Leergewicht/Zuladung kg Länge × Breite mm × Höhe Radstand mm Wendekreis links/rechts m Gepäckraum L/VDA Anhängelast ungebr./gebr. kg Tankinhalt L Innenbreite vorn/hinten mm Innenhöhe vorn/hinten mm Normsitzraum mm Testwagenbereifung Kraftübertragung Das Bild täuscht: Beim Beschleunigen hat der S4 die Nase leicht vorn Ein Gasstoß im Scheitelpunkt der Kurve genügt, und schon schwenkt das vierrohrige Heck aus. Butterweich und mühelos kontrollierbar. Der Drift endet dann, wenn der Fahrer es will. Nun könnte man diese Präzision im Grenzbereich allein auf die inzwischen niedrige Frontlast und die hecklastige Kraftverteilung schieben. Das Torsen-CMittendifferenzial schiebt die Kraft in der Basis zu 60 Prozent nach hinten. Das würde aber die begeisternd leichtfüßige, extrem neutrale Art, mit der der S4 Fahrübungen abhakt, nur zum Teil erklären. Ein gewichtiger Grund sitzt im Heck: Audi springt mit dem S4 auch auf den Torque-Vectoring-Zug auf (siehe Spotlight) und verteilt die Kraft je nach Schlupf- und Giersituation blitzschnell an der Hinterachse. So entsteht ein Lenkimpuls – ähnlich wie sich ein Boot immer von der Seite mit dem stärkeren Rudereinsatz wegdreht. Der RingAthlet stabilisiert damit feinfühlig sein Fahrverhalten, sauber kontrolliert von der punktgenauen Dynamiklenkung mit variabler Übersetzung. Im BMW sorgt ein klassisches Kegelraddifferenzial für die übliche Kraftwaage. Das anliegende Drehmoment richtet sich allein nach dem Rad mit 36 Über Drive Select lässt sich der sehr elastische Kompressor-V6 in seiner Charakteristik anpassen. Der hohe Verbrauch bleibt jedoch immer dem höchsten Schlupf. Nur ESP kann hier mit einseitigem Bremseingriff eine Art Sperrdifferenzial simulieren. Auf trockener Straße kommt die Liebe zum spürbar leichteren Dreier zu- SPOTLIGHT Sportdifferenzial im Audi Nachdem Mitsubishi den Lancer Evolution schon vor vielen Jahren mittels aktiv drehmomentverteilendem Hinterachsdifferenzial zum Handling-König befördert hat, legt Audi jetzt beim S4 mit einem eigenen Torque-Vectoring-System nach. ➊ Pro Seite sitzt jeweils eine Hohlradstufe, die über eine Lamellenkupplung gesteuert wird ➋. Durch stufenweises Schließen der Kupplung wird der Kraftfluss (gelb) auf eine Seite verlagert. Dadurch entsteht ein Lenkmoment um die gegenüberliegende Seite ➌. Das Schließen der Kupplungen erfolgt hydraulisch. ➋ ➊ rück. Wenn er direkt reagiert, sich in Kurven hineinsaugt und talentiert wieder herauskatapultiert, flattern engagierten Piloten Schmetterlinge im Bauch. Doch der direkte Vergleich offenbart auch seinen leichten Hang zur Nervosität. Je welliger die Straße wird, desto mehr gerät der Dreier aus dem Takt und klopft den Insassen aufs Gesäß. Die Situation artet nie in ein Drama aus, doch der Audi zeigt cool, dass Sportlichkeit und Langstrecken-Komfort kein Januskopf sein muss, und das schon ohne die optionale adaptive Dämpferregelung. Eine Marotte besitzen indes beide: Sie verschweigen förmlich Teile ihres Antriebs. Top-Qualität, und bei der Bedienung ist BMW inzwischen sogar vorne Sehr komfortable und seitenstabile Sportsitze Während den Turbo des BMW-Sechszylinders nur die angehängte Fünf in 335 kennzeichnet, nennt sich das ebenfalls drei Liter große Audi-Aggregat TFSI, mit T wie Kompressor. Alles klar? Jedenfalls schenkt beiden die Aufladung herrlich breite Elastizität und eine Beschleunigung weit unter sechs Sekunden von null auf Tempo 100 mit leichten Vorteilen für den S4. Der Reihensechser gibt das für einen Turbo willig ansprechende, jedoch nicht ganz so direkte Aggregat mit einem packenden, leicht rauen Bariton. ▷ Die höhere Effizienz und der schöne Klang des Turbo-Reihensechszylinders lassen das minimal schlechtere Ansprechen vergessen. Neuer i-Drive nun auch im Dreier 3/2009 ➌ Beschleunigung s 0 – 80 km/h 0 – 100 km/h 0 – 120 km/h 0 – 130 km/h 0 – 140 km/h 0 – 160 km/h 0 – 180 km/h 0 – 200 km/h Elastizität1) s 60 – 100 km/h (IV./V. G.) 80 – 120 km/h (V./VI. G.) Höchstgeschwindigkeit km/h Bremsweg m aus 100 km/h kalt leer aus 100 km/h kalt beladen aus 100 km/h warm beladen aus 190 km/h kalt leer µ-split-Bremsweg* Testverbrauch L/100 km min. (ams-Verbrauchsrunde) maximal Reichweite km ECE-Verbrauch L/100 km Stadt über Land gesamt Innengeräusch dB(A) bei 80 km/h bei 100 km/h bei 120 km/h bei 140 km/h bei 160 km/h bei 180 km/h Fahrversuche leer/bel. km/h Slalom 18 m ISO-Wedeltest VDA-Ausweichgasse Einfahrgeschwindigkeit Ausfahrgeschwindigkeit Festkosten Euro Steuer Haftpflicht Teilkasko2) Vollkasko3) Unterhaltskosten im Monat4) Euro bei 15 000 km/Jahr bei 30 000 km/Jahr Grundpreis Euro Klimaanlage/-automatik Lederausstattung Metallic-Lackierung Navigationssystem elektrisches Schiebedach elektrische Sitzverstellung Bixenon-Scheinwerfer Audi S4 V/6 2995 245 (333) 5500 440 bei 2900 Euro 5 225 1765/435 4717 × 1826 × 1406 2811 11,7/11,8 480 750/1900 64 1480/1450 1015/940 685 245/40 R 18 Y Bridgestone Potenza RE050 Allradantr. Sechsganggetr. BMW 335i Reihe/6 2979 225 (306) 5800 400 bei 1300 Euro 4 218 1608/447 4531 × 1817 × 1421 2760 11,0/11,1 450 750/1700 63 1475/1460 1000/925 700 225/45 R 17 W Bridgestone Potenza RE050 Hinterradantr. Sechsganggetr. 3,6 5,0 6,8 7,8 8,9 11,5 14,6 18,6 4,0 5,5 7,8 8,8 10,0 12,7 16,9 21,2 4,7/6,2 6,2/7,8 250 5,3/6,4 6,5/7,8 250 36 35 35 129 – 14,1 9,3 15,9 454 Superbenzin 13,7 7,3 9,7 39 39 38 134 – 12,4 8,1 15,4 508 Super Plus 13,2 6,7 9,1 63 64 67 69 71 73 65 68 70 73 74 77 66,3/64,3 132,9/129,0 66,3/65,1 132,9/131,6 74/74 54/51 73/71 57/50 202,– 276,– 307,– 1004,– 202,– 294,– 187,– 678,– 326,– 587,– 50 950,– –/○ 515,–5) 770,– 2800,– 980,– 293,– 529,– 41 850,– ○/770,– 2190,– 790,– 3150,– 1100,– 1250,– 970,– ○ ○ 1) für die Punktwertung sind die im zweithöchsten (60 bis 100 km/h) und höchsten (80 bis 120 km/h) Gang erzielten Werte maßgebend; 2) ohne SB; 3) mit 150 Euro SB; 4) ohne Wertverlust; 5) Leder/Alcantara Serie; ○ = Serie; – = nicht lieferbar; * witterungsbedingt nicht möglich 3/2009 37 Technische Daten und Messwerte Fahrzeugtyp Gewohnt saubere Audi-Verarbeitung mit etwas S-Schick Die S-Sport-Sitze sind ein Traum – für 710 Euro Aufpreis Motorbauart/Zylinderzahl Hubraum cm3 Leistung kW (PS) bei 1/min max. Drehm. Nm bei 1/min Schadstoffeinstufung CO2-Ausstoß g/km Leergewicht/Zuladung kg Länge × Breite mm × Höhe Radstand mm Wendekreis links/rechts m Gepäckraum L/VDA Anhängelast ungebr./gebr. kg Tankinhalt L Innenbreite vorn/hinten mm Innenhöhe vorn/hinten mm Normsitzraum mm Testwagenbereifung Kraftübertragung Das Bild täuscht: Beim Beschleunigen hat der S4 die Nase leicht vorn Ein Gasstoß im Scheitelpunkt der Kurve genügt, und schon schwenkt das vierrohrige Heck aus. Butterweich und mühelos kontrollierbar. Der Drift endet dann, wenn der Fahrer es will. Nun könnte man diese Präzision im Grenzbereich allein auf die inzwischen niedrige Frontlast und die hecklastige Kraftverteilung schieben. Das Torsen-CMittendifferenzial schiebt die Kraft in der Basis zu 60 Prozent nach hinten. Das würde aber die begeisternd leichtfüßige, extrem neutrale Art, mit der der S4 Fahrübungen abhakt, nur zum Teil erklären. Ein gewichtiger Grund sitzt im Heck: Audi springt mit dem S4 auch auf den Torque-Vectoring-Zug auf (siehe Spotlight) und verteilt die Kraft je nach Schlupf- und Giersituation blitzschnell an der Hinterachse. So entsteht ein Lenkimpuls – ähnlich wie sich ein Boot immer von der Seite mit dem stärkeren Rudereinsatz wegdreht. Der RingAthlet stabilisiert damit feinfühlig sein Fahrverhalten, sauber kontrolliert von der punktgenauen Dynamiklenkung mit variabler Übersetzung. Im BMW sorgt ein klassisches Kegelraddifferenzial für die übliche Kraftwaage. Das anliegende Drehmoment richtet sich allein nach dem Rad mit 36 Über Drive Select lässt sich der sehr elastische Kompressor-V6 in seiner Charakteristik anpassen. Der hohe Verbrauch bleibt jedoch immer dem höchsten Schlupf. Nur ESP kann hier mit einseitigem Bremseingriff eine Art Sperrdifferenzial simulieren. Auf trockener Straße kommt die Liebe zum spürbar leichteren Dreier zu- SPOTLIGHT Sportdifferenzial im Audi Nachdem Mitsubishi den Lancer Evolution schon vor vielen Jahren mittels aktiv drehmomentverteilendem Hinterachsdifferenzial zum Handling-König befördert hat, legt Audi jetzt beim S4 mit einem eigenen Torque-Vectoring-System nach. ➊ Pro Seite sitzt jeweils eine Hohlradstufe, die über eine Lamellenkupplung gesteuert wird ➋. Durch stufenweises Schließen der Kupplung wird der Kraftfluss (gelb) auf eine Seite verlagert. Dadurch entsteht ein Lenkmoment um die gegenüberliegende Seite ➌. Das Schließen der Kupplungen erfolgt hydraulisch. ➋ ➊ rück. Wenn er direkt reagiert, sich in Kurven hineinsaugt und talentiert wieder herauskatapultiert, flattern engagierten Piloten Schmetterlinge im Bauch. Doch der direkte Vergleich offenbart auch seinen leichten Hang zur Nervosität. Je welliger die Straße wird, desto mehr gerät der Dreier aus dem Takt und klopft den Insassen aufs Gesäß. Die Situation artet nie in ein Drama aus, doch der Audi zeigt cool, dass Sportlichkeit und Langstrecken-Komfort kein Januskopf sein muss, und das schon ohne die optionale adaptive Dämpferregelung. Eine Marotte besitzen indes beide: Sie verschweigen förmlich Teile ihres Antriebs. Top-Qualität, und bei der Bedienung ist BMW inzwischen sogar vorne Sehr komfortable und seitenstabile Sportsitze Während den Turbo des BMW-Sechszylinders nur die angehängte Fünf in 335 kennzeichnet, nennt sich das ebenfalls drei Liter große Audi-Aggregat TFSI, mit T wie Kompressor. Alles klar? Jedenfalls schenkt beiden die Aufladung herrlich breite Elastizität und eine Beschleunigung weit unter sechs Sekunden von null auf Tempo 100 mit leichten Vorteilen für den S4. Der Reihensechser gibt das für einen Turbo willig ansprechende, jedoch nicht ganz so direkte Aggregat mit einem packenden, leicht rauen Bariton. ▷ Die höhere Effizienz und der schöne Klang des Turbo-Reihensechszylinders lassen das minimal schlechtere Ansprechen vergessen. Neuer i-Drive nun auch im Dreier 3/2009 ➌ Beschleunigung s 0 – 80 km/h 0 – 100 km/h 0 – 120 km/h 0 – 130 km/h 0 – 140 km/h 0 – 160 km/h 0 – 180 km/h 0 – 200 km/h Elastizität1) s 60 – 100 km/h (IV./V. G.) 80 – 120 km/h (V./VI. G.) Höchstgeschwindigkeit km/h Bremsweg m aus 100 km/h kalt leer aus 100 km/h kalt beladen aus 100 km/h warm beladen aus 190 km/h kalt leer µ-split-Bremsweg* Testverbrauch L/100 km min. (ams-Verbrauchsrunde) maximal Reichweite km ECE-Verbrauch L/100 km Stadt über Land gesamt Innengeräusch dB(A) bei 80 km/h bei 100 km/h bei 120 km/h bei 140 km/h bei 160 km/h bei 180 km/h Fahrversuche leer/bel. km/h Slalom 18 m ISO-Wedeltest VDA-Ausweichgasse Einfahrgeschwindigkeit Ausfahrgeschwindigkeit Festkosten Euro Steuer Haftpflicht Teilkasko2) Vollkasko3) Unterhaltskosten im Monat4) Euro bei 15 000 km/Jahr bei 30 000 km/Jahr Grundpreis Euro Klimaanlage/-automatik Lederausstattung Metallic-Lackierung Navigationssystem elektrisches Schiebedach elektrische Sitzverstellung Bixenon-Scheinwerfer Audi S4 V/6 2995 245 (333) 5500 440 bei 2900 Euro 5 225 1765/435 4717 × 1826 × 1406 2811 11,7/11,8 480 750/1900 64 1480/1450 1015/940 685 245/40 R 18 Y Bridgestone Potenza RE050 Allradantr. Sechsganggetr. BMW 335i Reihe/6 2979 225 (306) 5800 400 bei 1300 Euro 4 218 1608/447 4531 × 1817 × 1421 2760 11,0/11,1 450 750/1700 63 1475/1460 1000/925 700 225/45 R 17 W Bridgestone Potenza RE050 Hinterradantr. Sechsganggetr. 3,6 5,0 6,8 7,8 8,9 11,5 14,6 18,6 4,0 5,5 7,8 8,8 10,0 12,7 16,9 21,2 4,7/6,2 6,2/7,8 250 5,3/6,4 6,5/7,8 250 36 35 35 129 – 14,1 9,3 15,9 454 Superbenzin 13,7 7,3 9,7 39 39 38 134 – 12,4 8,1 15,4 508 Super Plus 13,2 6,7 9,1 63 64 67 69 71 73 65 68 70 73 74 77 66,3/64,3 132,9/129,0 66,3/65,1 132,9/131,6 74/74 54/51 73/71 57/50 202,– 276,– 307,– 1004,– 202,– 294,– 187,– 678,– 326,– 587,– 50 950,– –/○ 515,–5) 770,– 2800,– 980,– 293,– 529,– 41 850,– ○/770,– 2190,– 790,– 3150,– 1100,– 1250,– 970,– ○ ○ 1) für die Punktwertung sind die im zweithöchsten (60 bis 100 km/h) und höchsten (80 bis 120 km/h) Gang erzielten Werte maßgebend; 2) ohne SB; 3) mit 150 Euro SB; 4) ohne Wertverlust; 5) Leder/Alcantara Serie; ○ = Serie; – = nicht lieferbar; * witterungsbedingt nicht möglich 3/2009 37 So gut wie der S4 bremsen selbst die meisten Sportwagen nicht Auf trockener Fahrbahn zeigt der 335i exzellente Slalom-Zeiten Unter der Audi-Motorhaube tönt der subtilere und technokratischere Klang für die Insassen eher leise, mit einer zarten, hohen Note des Roots-Kompressors und vollmundig grummelnd nach draußen. Ansprechen ist eine Frage der Einstellung im Drive-Select-Menü: eher gemütlich oder anmachend gierig. So ist der Audi-V6 der vielseitigere und sportlichere Motor, aber mit 14,1 Liter Testverbrauch (BMW 12,4 Liter) auch der ökologisch inkorrektere. Die Verluste im Allradgetriebe und drei Zentner mehr Gewicht fordern diesen Traktions-Obolus. Und es fehlt ja noch die Abrechnung im Kosten-Kapitel. Hier holt der nicht ganz so geräumige BMW fleißig Punkte. Er glänzt mit dem niedrigeren Grundpreis, erheblich günstigeren Versicherungsgebühren, geringeren Wartungskosten sowie trotz Super-Plus-Vorgabe weniger KraftstoffEntgelt. Dass es im rasanten Schlussspurt für den 335i trotzdem nicht reicht, liegt nicht an seinem Antriebskonzept. Die traumhaft standfesten und stabilen Bremsen des S4 schnappen sich knapp die entscheidenden Punkte. Man muss ihn sich aber leisten können. Text: Alexander Bloch Fotos: Achim Hartmann 38 3/2009 Ergebnisse Fahrzeugtyp (Maximalpunktzahl) ▶ Karosserie Innenmaße (10) Raumgefühl (10) Kofferraum (15) Zuladung (10) Funktionalität (10) Instrumente (10) Rundumsicht (15) Zusatzausstattung (5) Qualitätsanmutung (15) Summe (100) ▶ Sicherheit Passive Sicherheitsaustattung (15) Aktive Sicherheit (15) Licht (10) Bedienbarkeit (15) Bremsweg leer (100 km/h) (10) Bremsweg kalt beladen (”) (5) Bremsweg warm beladen (”) (10) Verzögerung aus 190 km/h (5) Pedalgefühl (5) µ-split-Stabilität** (5) µ-split-Bremsweg** (5) Summe (100) ▶ Fahrkomfort Federung leer (25) Federung beladen (15) Sitze vorn (20) Sitze hinten (10) Klimatisierung (10) Innengeräusch-Messwerte* (10) Geräuscheindruck (10) Summe (100) ▶ Antrieb Laufkultur (10) Durchzugskraft (10) Leistungsentfaltung (5) Schaltung/Getriebeabstufung (10) Beschl./Höchstgeschwindigkeit (20) Elastizität (20) Testverbrauch (20) Reichweite (5) Summe (100) ▶ Fahreigenschaften Handling (15) Lenkung (10) Traktion/Wintertauglichkeit (10) Geradeauslauf/Windempf. (5) Wendekreis (10) Fahrsicherheit leer (25) Fahrsicherheit beladen (15) Fahrdynamik (10) Summe (100) Eigenschaftswertung (500) ▶ Umwelt Minimalverbrauch (20) Emissionsverhalten (15) Leergewicht (10) Stand- und Fahrgeräusch* (5) Summe (50) ▶ Kosten Grundpreis* (25) Ausstattung* (10) Aufpreisgestaltung (5) Wiederverkaufschancen (10) Festkosten für 5 Jahre* (10) Wart./Rep. 100 000 km* (15) Kraftstoffkosten 100 000 km* (15) Garantie (10) Summe (100) Gesamtwertung (650) fazit Audi S4 BMW 335i 8 8 6 2 8 10 10 4 14 70 7 7 5 3 7 10 10 4 13 66 11 6 9 13 9 5 10 5 5 – – 73 11 7 9 14 6 3 7 4 5 – – 66 21 13 19 9 9 10 9 90 18 12 18 8 8 8 8 80 9 9 5 9 19 19 0 1 71 8 9 4 9 17 19 2 3 71 15 9 10 5 1 24 14 10 88 392 14 8 7 4 3 23 13 10 82 365 5 6 4 5 20 7 6 5 4 22 15 10 3 7 9 7 14 5 70 482 25 6 3 8 10 15 15 5 87 474 * Bester erhält volle Punktzahl; ** witterungsbedingt nicht möglich 1. audi Fahrdynamisch setzt der neue S4 Maßstäbe. Egal ob bei Schnee, Regen oder Sonne, der heißeste A4 fährt mit überragender Präzision, Ausgeglichenheit, Neutralität und Supersportwagen-Bremsen. Die gnadenlosen Stopper sind auch der Grund, wieso er trotz deutlichem Mehrverbrauch und erheblich höheren Kosten knapp gewinnt. 2. BMW Er ist ein stolzer zweiter Sieger. Ein kräftiger, angemessen sparsamer und wunderschön bassig klingender Motor paart sich beim 335i mit dem auf trockener Straße gewohnt exzellenten Handling. Wer nicht gerade in alpinen Regionen wohnt, den macht der klassisch heckangetriebene Dreier vollends glücklich – bei spürbar geringeren Kosten. Mehr Infos, Fotoshows, Videos und Diskussionen auf www.auto-motorund-sport.de NeuwagenKonfigurator: Stellen Sie unter www.auto-motorund-sport.de Ihren Traumwagen zusammen