Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
Transcrição
Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
Laborinformation/ Klin. Chemie 11 07/2007 Oraler Glukosetoleranztest (oGTT) Die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes wird im oralen Glukosetoleranztest früher evident als anhand des Nüchternglukosewertes. Der OGTT ist empfindlicher als die Nüchternglukose. Die isolierte Hyperglykämie nach einer Glukosebelastung ist bereits mit einem gesteigerten Risiko für koronare Herzkrankheiten assoziiert. Mit der alleinigen Bestimmung der Nüchternglukose werden immerhin 2% der manifesten Diabetiker nicht erkannt, vor allem ältere und übergewichtige Personen. Die Konversionsrate von der gestörten Glucosetoleranz zum manifesten Diabetiker liegt bei 24% in 3,3 Jahren. Wichtig: HbA1c ist als Screening auf Diabetes oder eine gestörte Glucosetoleranz nicht geeignet! (DDG Praxis-Leitlinie; Definition, Klassifikation u. Diagnostik des Diabetes mellitus, Diabetologie 2007; 2 Suppl 2 S.147-149) Indikationen: 1. Bei Nachweis einer gestörten Nüchternglukose (Plasmaglukose 100-125 mg/dl) 2. Bei normaler Nüchternglukose und Risikofaktoren (Adipositas, KHK, Verwandte 1.Grades von Typ-2-Diabetikern, Hypertonie, HDL <35 mg/dl) 3. Ausschluss eines Gestationsdiabetes (24.-28.SSW; bei Risikofaktoren im 1.Trimenon, wdh. 24-28.SSW) Kontraindikationen: 1. Bei interkurrenten Erkrankungen 2. Bei Z. n. Magen-Darm-Resektion oder gastrointestinalen Erkrankungen mit veränderter Resorption 3. Bei bereits manifestem Diabetes mellitus (Nüchternglukose > 126 mg/dl oder Gelegenheitsglukose > 200 mg/dl) Durchführung nach WHO-Kriterien (1985): 1. zwischen 8 und 9 Uhr nach 10-16 Std. Nahrungs- (und Alkohol-)Karenz 2. nach einer > 3-tägigen kohlenhydratreichen Ernährung (> 150 g KH/d) 3. mindestens 3-tägiger Abstand zur Menstruation 4. im Sitzen oder Liegen (keine Muskelanstrengung); nicht rauchen vor und während des Tests 5. zum Zeitpunkt 0: 75 g Glukose in 250-300 ml Wasser innerhalb von 5 Minuten trinken (Kinder: 1,75g/kg KG; maximal 75 g) 6. Blutabnahme zu den Zeitpunkten 0 und 120 Minuten (Schwangere: 0, 60, 120 Minuten) 7. Material: venös/NaF oder kapillär/Hämolysat (Venenblut ohne Glykolysehemmer ist ungeeignet, da falsch niedrige Werte resultieren) Normwerte (mg/dl): oGTT (nü, 2h) oGTT (nü, 1h, 2h) i.d. Schwangerschaft © Labor Dr. Tiller & Kollegen Material NaF Häm./Kap. NaF Häm./Kap. Nüchtern <100 <90 <95 <90 Dr. med. H. Raith 1h entfällt entfällt <180 <180 2h <140 <140 <155 <155 1 Laborinformation/ Klin. Chemie 11 07/2007 Bewertung: Abnorme Nüchternglukose (IFG*) Gestörte Glukosetoleranz (IGT**) Diabetes mellitus Gestationsdiabetes*** * ** *** • • Material NaF Häm./Kap. NaF Häm./Kap. NaF Häm./Kap. NaF Häm./Kap. Nüchtern 100-125 90-109 < 126 < 110 > 126 > 110 > 95 > 90 1h 2h entfällt entfällt entfällt entfällt > 180 > 180 140-199 140-199 > 200 > 200 > 155 > 155 IFG = impaired fasting glucose (abnorme Nüchternglukose) IGT = impaired glucose tolerance (gestörte Glukosetoleranz) Gestationsdiabetes: mind. 2 der Grenzwerte werden erreicht oder überschritten Eingeschränkte Glucosetoleranz (IGT): nur 1 Grenzwert wird erreicht oder überschritten (Deut. Gesellschaft f. Gyn. u. Geburtshilfe 9/2004) Falsch pathologische Resultate im oGTT, ohne dass eine Glucosetoleranz vorliegt, durch: • Zu geringe Kohlenhydratzufuhr an den vorangegangenen Tagen • Hypokaliämie (z.B. auch durch Diuretika) • Hormonelle Kontrazeptiva • Duodenalulkuzera gestörte Falsch normale Resultate im oGTT trotz gestörter Glucosetoleranz durch: • Malabsorption (z.B. akute Enteritis, Colon irritabile, Colitis ulcerosa, Parasitenbefall) • Körperliche Aktivität während des Testes bzw. erhöhte Raumtemperatur (Schwitzen) • Medikamente (Coffein, Reserpin, Beguanide, MAO-Hemmer, Gonadotropin) Anforderung: Material: oGTT (nü, 2h) (oGTT) NaF oder Hämolysat (kap.) Blutzucker nüchtern: Kennzeichnung BZ1 Blutzucker 2h: Kennzeichnung BZ2 Anforderung (Schwangerschaft): oGTT (nü, 1h, 2h) Material: NaF oder Hämolysat Blutzucker nüchtern: Blutzucker 1h: Blutzucker 2h: (oGTT2) (kap.) Kennzeichnung BZ1 Kennzeichnung BZ2 Kennzeichnung BZ3 Durchführung: täglich Abrechnung: Leistung im Rahmen der Laborgemeinschaft MI/MII GOÄ: 0,25 €/Test (3560) OI/OII EBM: 0,25 €/Test (32057) Ansprechpartner: © Labor Dr. Tiller & Kollegen Frau Dr. Raith Dr. med. H. Raith Tel.:089-54308-0 2