Nussknacker - Tschaikowsky - Schulmusik

Transcrição

Nussknacker - Tschaikowsky - Schulmusik
Peter I. Tschaikowsky / E. T. A. Hoffmann:
Nussknacker und Mäusekönig
SWR Young CLASSIX
Mittwoch, 4. Dezember 2013, 11 und 13 Uhr
Liederhalle Stuttgart, Beethovensaal
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Dirigent: Christoph Altstaedt
Erzähler: Malte Arkona
Autorin: Rebecca Nuber
1
1.
Einleitung ......................................................................................................................................... 1
2.
Hintergrundinformationen für Lehrerinnen und Lehrer ................................................................. 2
3
2.1
Der Komponist Peter I. Tschaikowsky ..................................................................................... 2
2.2
Das Ballett Der Nussknacker/Die Nussknacker-Suite .............................................................. 4
2.3
E. T. A. Hoffmann und sein Kunstmärchen ............................................................................. 7
Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung ............................................................................................. 7
3.1 Das Märchen kennen lernen ........................................................................................................ 7
3.2 Sachinformationen zu Tschaikowsky und der Nussknacker-Suite ............................................... 8
3.3 Unterrichtsvorschläge zu Tanz der Zuckerfee, Trepak, Tarantella und Tanz der Rohrflöten ..... 8
4
Material ........................................................................................................................................... 9
M1 Das Märchen vom Nussknacker und Mäusekönig ................................................................... 10
M2 Der russische Komponist Peter I. Tschaikowsky ...................................................................... 14
M3 Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowsky ............................................................................ 17
M4 Der Tanz der Zuckerfee / Ein besonderes Instrument.............................................................. 19
M5 Der Trepak / Mitspielsatz ......................................................................................................... 21
M6 Tarantella ................................................................................................................................. 22
M7 Tanz der Rohrflöten .................................................................................................................. 24
5
Literatur ......................................................................................................................................... 26
1. Einleitung
Das Konzept des Schulkonzertes sieht vor, dass der Erzähler Malte Arkona den Schülerinnen
und Schüler das Märchen vom Nussknacker und Mäusekönig vorträgt. Die Fassung des
Originalmärchens von E. T. A. Hoffmann, einst bearbeitet von Alexandre Dumas, diente dem
Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowsky 1892 als Vorlage für das Libretto zu seinem Ballett
Der Nussknacker. Die gekürzte Rahmenerzählung wird immer wieder mit Tschaikowskys
Musik untermalt und durch die eingängigsten Tänze aus dem Ballett unterbrochen.
Folgendes sind die bekanntesten Stücke, die im Schulkonzert zur Aufführung kommen
werden: Miniatur-Ouvertüre – Marsch – Tanz der Rohrflöten – Spanischer Tanz – Tarantella –
Chinesischer Tanz – Tanz der Zuckerfee – Russischer Tanz. Um die Schülerinnen und Schülern
in die zauberhafte Welt des Märchens zu entführen und ihnen ein bildhaftes, eindrückliches
Konzerterlebnis zu bieten, wurde die altertümliche Sprache des Originals beibehalten.
2
2. Hintergrundinformationen für Lehrerinnen und Lehrer
2.1
Der Komponist Peter I. Tschaikowsky
Der russische Komponist Peter Illjitsch Tschaikowsky wurde am 25.
April (7. Mai1) 1840 in Wotkins/Ural geboren. Er stammt aus einer
angesehenen Familie: Sein Vater war Direktor eines Bergwerks und
verfügte über die finanziellen Mittel, seinen Kindern ein
unbeschwertes Aufwachsen zu ermöglichen. Er ermöglichte ihnen
Klavierunterricht, wie es in höheren gesellschaftlichen Kreisen im
damaligen Russland üblich war. Der junge Peter hatte ein enges
Verhältnis zu seiner Mutter Alexandra Andrejewna, zweiter Ehefrau
des Vaters. Sie war den Kindern musikalisches Vorbild, spielte in
ihrer freien Zeit Klavier und hatte eine schöne Gesangsstimme,
außerdem konnte sie Französisch und Deutsch sprechen. Zu seiner
Gouvernante Fanny hatte Peter ebenfalls eine enge Bindung.
Sie entdeckte bald seine außerordentliche Begabung und verstand es, mit seiner Sensibilität
und Reizbarkeit umzugehen. Daher litt Peter sehr, als er mit 10 Jahren mit seiner Familie –
ohne Fanny – nach St. Petersburg umziehen musste, da der Vater dort eine Stelle als
Justizbeamter annahm. Wenige Zeit später machte Peter eine weitere traumatische
Erfahrung: Die Mutter des 12-jährigen starb plötzlich an Cholera. Peter zog sich immer mehr
in die Welt der Musik zurück. Von 1855-58 nahm er Klavierunterricht beim angesehenen
deutschen Pianisten Rudolf Kündiger. Mit 18 Jahren begann Tschaikowsky ein Studium an
der Rechtsschule in St. Petersburg und arbeitete anschließend als Beamter im
Justizministerium. Im Jahre 1862 wurde in St. Petersburg von Anton Rubinstein das erste
russische Konservatorium gegründet. Tschaikowsky studierte fortan Komposition bei
Rubinstein und beschloss bald, seine Beamtenstelle zu kündigen. Als schließlich 1866 das
Moskauer Konservatorium eröffnet wurde, gelang es dem dortigen Leiter Nicolai Rubinstein,
Tschaikowski als Lehrer und Dozent zu gewinnen. Mit Nicolai Rubinstein verband ihn seither
eine enge Freundschaft. Nach seiner 1. Sinfonie entstand auch die erste Oper: „Der
Woiwode“ wurde 1869 in Moskau uraufgeführt und erntete damals einigen Beifall, der
Komponist allerdings war weniger zufrieden. Tschaikowsky ging Zeit seines Lebens äußerst
kritisch mit seinen Kompositionen um und vernichtete oftmals jene Werke, die seinen
eigenen hohen Anforderungen nicht entsprachen.
Tschaikowsky reihte sich nicht in den Kreis des national eingestellten „Mächtigen Häufleins“
ein, dem damals Komponisten Balakirew, Rimsky-Korsakow, Cui, Mussorgsky und Borodin
angehörten.2 Sie besannen sich auf die nationalrussische Musiktradition und standen dem
westlich orientierten Musikschaffen Tschaikowskys kritisch gegenüber. Sein Ideal war die
1
Das Geburtsdatum 25. April bezieht sich auf den damals gültigen julianischen Kalender; nach dem
gregorianischen Kalender gilt der 7. Mai als Geburtstag.
2
Zum Mächtigen Häuflein gibt es unter http://www.musicademy.de/index.php?id=2781 eine ca. 10-minütige
„short music story“ (SWR/Lernradio Karlsruhe).
3
Schönheit: „Er ist der ‚Europäer‘ unter den Russen und wahrscheinlich darum im Westen zu
beispiellos populär geworden, weil er russischen Melos in die vorgegebenen westlichen
Formen gegossen hat, dem schönen Klang, der Virtuosität, vielfach auch der Glätte
huldigend.“3 1877 wurde Tschaikowskys Ballett Schwanensee uraufgeführt. Das BolschoiBallett war jedoch zu dieser Zeit nicht in der Lage, die Tänze zu bewältigen. Die ersten
Inszenierungen waren durchweg mangelhaft. Erst durch die Aufführung unter den beiden
Choreographen des St. Petersburger Mariinsky Theaters, Marius Petipa und Lew Iwanow, die
später auch dem Nussknacker zum Erfolg verhalfen, wurde das Schwanensee-Ballett
populär.
Als Dirigent war Tschaikowsky zunächst wenig
erfolgreich, was vielleicht auch an seiner
Menschenscheuheit lag. Seinen Briefen ist zu
entnehmen, dass er seit seiner Moskauer Zeit immer
wieder unter Krisen und Depressionen litt, sich gar mit
Selbstmordgedanken trug. Als Gerüchte über seine
homosexuelle Veranlagung die Runde machten und
seinen Alltag belasteten4, sah Tschaikowsky im Jahr
1877 keinen anderen Ausweg, als seine Studentin
Antonina Miljukowa zu heiraten, die ihn seit Jahren
bewunderte, möglicherweise von der Liebe zu ihm
besessen war. Tschaikowsky versprach ihr „brüderliche
Liebe“, was Antonina zunächst zwar akzeptierte, doch
die Ehe wurde für ihn zur Katastrophe.
Tschaikowksy versuchte, sich durch das Bad in einem eisigen Fluss gar eine
Lungenentzündung zuzuziehen, um dem Leben mit seiner Frau zu entgehen. Nach knapp
drei Monaten verabschiedete er sich von ihr und sah sie nie wieder. Bereits 1876 bahnte
sich eine rege Brieffreundschaft mit der wohlhabenden Witwe Nadeshda von Meck an. Sie
war von seiner Musik so leidenschaftlich ergriffen, dass sie ihm ein jährliches Gehalt von
6000 Rubeln zusicherte. Tschaikowsky war ihr unendlich dankbar für die Beendigung seiner
Geldsorgen und vor allem für die Freiheit, die ihm diese finanzielle Unterstützung
ermöglichte: Von nun an konnte er sorglos durch Europa reisen, Freunde und Verwandte
aufsuchen, zahlreiche Opernaufführungen besuchen und in ländlicher Abgeschiedenheit
ungestört komponieren. Es entstanden die bedeutendsten Werke wie die Oper Eugen
Onegin, die Vierte und Fünfte Symphonie, sein Violinkonzert und die ersten drei
Orchestersuiten, das Ballett Dornröschen und die Oper Pique Dame.5 Es folgten ausgedehnte
Konzerttourneen durch Europa und die USA, wo Tschaikowsky als Dirigent seiner eigenen
Werke viel Beifall erntete. Peter I. Tschaikowsky und Nadeshda von Meck begegneten
einander nie persönlich. Ihre Briefwechsel gelten bis heute als wichtige Quelle, um sein
musikalisches Schaffen sowie seine Gefühls- und Gedankenwelt zu verstehen. Nach 13
3
Handbuch des Musiktheaters (Herder), Bd. 1, S. 403
Homosexualität wurde im damaligen Russland mit Aberkennung jeglicher Rechte und 4-5 Jahren Verbannung
nach Sibirien bestraft.
5
Vgl. Harenberg Kulturführer Konzert, 7. Auflage, S. 684
4
4
Jahren beendete Nadeshda von Meck ihre Unterstützung aus bis heute ungeklärten Gründen
– eine schmerzliche und zutiefst kränkende Erfahrung für Tschaikowsky. Wenige Tage nach
seinem letzten öffentlichen Auftritt in St. Petersburg, wo er seine Sechste Symphonie
(Pathétique) dirigierte, besuchte er mit Freunden ein Restaurant. Dort trank der Komponist
ein Glas nicht abgekochtes Wasser, obwohl er wusste, dass zu jener Zeit in St. Petersburg
eine Cholera-Epidemie herrschte.6 Tschaikowsky infizierte sich und starb kurz darauf, am 25.
Oktober (6. November) 1893 – im Alter von 53 Jahren.
2.2
Das Ballett Der Nussknacker/Die Nussknacker-Suite
Nachdem das Ballett Dornröschen zum großen Erfolg geworden war, bekam Tschaikowsky
vom St. Petersburger Mariinsky-Theater 1892 den Auftrag, ein weiteres Ballett zu
komponieren. Tschaikowsky erzählte dem Choregraphen des Theaters, Marius Petipa, von
der Hoffmann’schen Erzählung Nussknacker und Mäusekönig.7
Nachdem der Komponist zunächst Zweifel hatte, ob sich das Originalgeschehen für ein
Ballett eignete, verwendete er schließlich die geglättete, einfachere Version von Alexandre
Dumas und ließ das spannende Binnenmärchen von der Nuss Krakatuk weg, so dass sich
folgende Handlung ergibt:
Die Geschichte spielt in Russland am Weihnachtsabend. Die Familie Stahlbaum mit den
Kindern Fritz und Klara sitzt um den feierlich geschmückten Weihnachtsbaum. Das Mädchen
bekommt von ihrem Onkel Drosselmeyer einen Nussknacker geschenkt. Um neun Uhr muss
Klara ins Bett, doch von nächtlichen Geräuschen geweckt, schleicht sich Klara um
Mitternacht in den Salon. Dort erblickt sie, wie ihr Nussknacker als Anführer eines Heeres
von Soldaten gegen den siebenköpfigen Mäusekönig kämpft, der mit seinem Heer über die
Süßigkeiten herfallen will. Klara kommt dem Nussknacker mit ihrem Pantoffel zu Hilfe, den
sie auf den Mäusekönig wirft. Plötzlich verwandelt sich der Nussknacker in einen Prinzen,
der Klara zum Dank ins Reich der Süßigkeiten führt. Dort veranstaltet er ihr zu Ehren ein
großes Fest mit viel Tanz und Musik.
Petipa, der Choreograph, gab die genaue Anzahl der Takte für die einzelnen Sätze vor, woran
sich Tschaikowsky strikt hielt.8 Während dem Ballett in zwei Akten bei seiner Uraufführung
im Dezember 1892 nur mäßiger Erfolg beschieden war, wurde die zuvor aufgeführte
konzertante Fassung vom Publikum bejubelt: Die etwa 22-minütige Nussknacker-Suite op.
71a bildet bis heute in der Weihnachtszeit einen unverzichtbaren Bestandteil des
6
Auf aktuellere Untersuchungen über Tschaikowskys (möglicherweise selbst erzwungenen) Tod und
homosexuelle Beziehungen, die dabei eine Rolle gespielt haben könnte, geht der Musikwissenschaftler
Constantin Floros ausführlicher ein (s. Literaturliste).
7
Das komplette Märchen ist nachzulesen unter www.gutenberg.spiegel.de/buch/3083/1 .
8
Vgl. Harenberg Kulturführer Konzert, S. 699
5
Konzertrepertoires. Sie besteht aus 8 kurzen Stücken. Viele von ihnen wurden im Laufe der
Zeit zu Ohrwürmern, jedermann aus dem Alltag bekannt.
Tschaikowsky begeistert in seinen Tänzen durch seine originellen Einfälle, mitreißenden
Melodien und die großartige Instrumentation.
Anders als in vielen Opern dient die Ouverture miniature (Zweiteilige Form A1 B1 A2 B2) hier
nicht der Einführung musikalischer Themen und Motive, sondern sie führt den Zuhörer in die
poetisch-expressive Welt des Märchenstoffes ein. Tschaikowskys Musik brilliert durch sich
gegenseitig abwechselnde, sich hochschaukelnde Teile des Orchesters und kommt dabei
ohne die tieferen Celli und Kontrabässe aus. Der Einsatz der Triangel lässt die Musik sehr
grazil wirken und lässt sich leicht mit dem Weihnachtsglöckchen assoziieren, das die
Bescherung einläutet.
Der nun folgende flotte Marsch 9 erklingt im Schulkonzert an jener Stelle, als Fritz und
Klaradie prächtig geschmückte Wohnstube samt Tannenbaum erblicken. Im Stück agieren
auf der einen Seite die Bläser im Marschrhythmus der Zinnsoldaten und auf der anderen
Seite die Streicher, welche das aufgeregte Tappen und Scharren der Mäuse hörbar werden
lassen.
Im Tanz der Rohrflöten (Moderato assai, 2/4-Takt, D-Dur) charakterisiert Tschaikowsky die
drei Tänzerinnen durch drei Querflöten, die parallel auf verschiedenen Tonhöhen agieren,
meist im Terzabstand. Im Original heißen die Flöten „Mirlitons“. Dieser alte französische
Name bezeichnet zum einen ein flötenähnliches Instrument (Klangerzeugung wie beim
Kazoo), zum anderen eine französische Spezialität in Form von gefüllten Teigteilchen, was
wiederum gut zum Reich der Süßigkeiten passt. Die jeweils dominanten Instrumente sind
leicht zu erkennen, auch durch seine Struktur eignet sich das Stück hervorragend für die
Gestaltung eines Tanzes: Vorspiel – Abschnitt A + Wh (Flöten) – Zwischenspiel mit ostinatem
Grundrhythmus – Abschnitt A + Wh (Flöten, Streicher) – Abschnitt B (Blechbläser, Becken) +
Wiederholung (Blechbläser, Streicher, Klarinette) – Zwischenspiel – Abschnitt A + Wh
(Flöten, Streicher).
Im Spanischen Tanz stellt sich die Schokolade aus dem Reich der Süßigkeiten vor. Zu Spanien
gehörte damals ein Großteil Südamerikas, wo die Schokolade heute noch herkommt. Hier
dominiert zunächst die Trompete als Melodieinstrument. Das sich anschließende
Streicherthema entfaltet seine feurig-mitreißende Wirkung durch die Verwendung der
typisch spanischen Kastagnetten.
Es folgt die Tarantella, ein schneller, kurzer Tanz, begleitet vom rhythmischen Einsatz des
Tamburins. Tschaikowsky leitete ihn aus dem gleichnamigen mediterranen Volkstanz ab.
Ursprünglich erhielt der Tanz seinen Namen wohl von der süditalienischen Stadt Tarent,
doch heute wird er zumeist mit dem sprichwörtlichen „Tarantel-Stich“ in Verbindung
9
Formanalyse s. http://www.wisskirchen-online.de/downloads/ffl04motivischeanalyse.pdf
6
gebracht: Eine Volksweisheit aus dem 18. Jahrhundert besagt, man könne das Gift der
Spinne durch exzessives Tanzen aus dem Körper treiben.
Im Chinesischen Tanz steht der Tee im Mittelpunkt, der im damaligen Russland mit viel
Zucker genossen wurde und daher als Süßigkeit gilt. Die aufgeregt flirrende, auf- und
absteigende Melodie der Querflöte kontrastiert mit dem Ostinatos des Fagotts im unteren
Register.
Im Tanz der Zuckerfee (Andante non troppo, 2/4-Takt, e-Moll, dreiteilige Form A1BA2)
verwendet er als einer der ersten Komponisten die Celesta, ein Stahlplattenklavier mit
Hammermechanik. Sie wurde im Jahre 1886 gerade erst entwickelt und hat einen silbrigweichen, glockenspielartigen Klang. Das Instrument hat in dem Stück den führenden Part
und entführt den Zuhörer in eine märchenhafte Atmosphäre. Am Anfang und am Ende des
Stückes erklingt ein Streicher-Pizzicato, ergänzt durch kurze, prägnante Einwürfe der
Holzbläser. Die kraftvollen Soli der Bassklarinette bilden einen reizvollen Kontrast zu den
„himmlischen Höhen“ der Celesta.
Der Pas de deux bildet im Schülerkonzert den Ausklang von Maries Traumgeschichte, die
darin gipfelt, dass Marie und der Nussknacker-Prinz ins Innere des Marzipanschlosses
eintreten. Die ca. 5 Minuten dauernde Musik basiert auf einer simplen absteigenden DurTonleiter, von Tschaikowsky mit ergreifender Wirkung musikalisch entfaltet. Der Zuhörer
kann das in der Traumwelt Erlebte Revue passieren lassen, bevor er mit dem Erklingen des
Schlussakkordes – gemeinsam mit Marie – in die Realität zurückgeholt wird.
Am Ende des Konzerts erklingt – jedermann bekannt - der Trepak (2/4-Takt, Molto vivace, GDur), ein feuriger russischer Volkstanz kosakischen Ursprungs. Er findet sich auch bei
Mussorgsky und Strawinsky. Zunächst wird das rhythmisch-lebendige Thema zwei Mal von
den Streichern gespielt, beim dritten und vierten Mal begleitet vom Tamburin, das ganz
deutlich jeweils die erste Zählzeit markiert. Es folgt eine Überleitung, bevor wiederum das
Thema zwei Mal erklingt und in einen ekstatischen Schlussteil mündet, der immer lauter und
schneller wird.
7
2.3 E. T. A. Hoffmann und sein Kunstmärchen
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann wurde
am 24. Januar 1776 im preußischen
Königsberg geboren. Der studierte Jurist
wurde vor allem als Schriftsteller der
Romantik
bekannt,
gilt
aber
als
Mehrfachgenie, da er auch zeichnete,
illustrierte, komponierte und dirigierte. Sein
dritter Vorname war ursprünglich Wilhelm,
aus seiner Bewunderung für Mozart heraus
änderte er ihn jedoch bald in „Amadeus“.
Unter seinen berühmtesten literarischen
Werken sind Lebensansichten des Kater
Murr, Kreisleriana, Die Serapionsbrüder oder
Die Elixiere des Teufels. Seine Oper Undine
gilt mittlerweile als die erste romantische
Oper.
Die Erzählung vom Nussknacker und Mäusekönig wurde nach ihrem ersten Erscheinen im
Jahr 1816 äußerst kontrovers aufgenommen. Man hielt sie aus pädagogischer Sicht für
ungeeignet, da sie nicht – wie andere Kindermärchen zur damaligen Zeit – eine harmonische
Fantasiewelt darstellte, sondern auf die Widersprüche und Gefährdungen des Lebens
hindeutete. Diese Widersprüche reichen beispielsweise von der rätselhaften Rolle, welche
der als unheimlich charakterisierte Pate Drosselmeyer spielt, über die Bedrohung Maries
durch den siebenköpfigen Mäusekönig, bis hin zu Maries Entfremdung von der Familie durch
ihre Heirat mit dem Nussknacker-Prinzen.
Erst fünfzig Jahre später, im Jahre 1865, wurde eine ähnlich ambivalente, doppelbödige
Fantasieerzählung zur Weltliteratur: Lewis Carrolls Alice im Wunderland. 10
3 Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung
Die folgenden Unterrichtsvorschläge sollen als Fundgrube dienen und bauen nicht zwingend
aufeinander auf. Jede Lehrkraft sollte selbst entscheiden, welche Inhalte ihr für die jeweilige
Klassenstufe geeignet erscheinen.
3.1 Das Märchen kennen lernen
Um das Märchen kennenzulernen, bietet es sich an, die Geschichte vom Nussknacker im
Unterricht zu erzählen oder gemeinsam zu lesen.11 Dadurch sind die Schülerinnen und
10
Vgl. Jahn/Richter: Bildwelten zu E. T. A. Hoffmann „Nussknacker und Mäusekönig“, S. 5
8
Schüler während des Konzerts leichter in der Lage, die altertümliche Sprache und alten
Begriffe zu verstehen. Eine gekürzte Erzählversion findet sich im Anhang (M1). Wenn in der
Erzählung zum ersten Mal vom Nussknacker die Rede ist, wird gemeinsam besprochen: „Was
ist ein Nussknacker? Hat jemand von euch einen Nussknacker zu Hause? Wie sieht er aus und
wie funktioniert er?“ Die Lehrkraft kann den abgebildeten Nussknacker zeigen und
beschreiben lassen bzw. zu diesem Zweck einen echten Nussknacker mitbringen.
3.2 Sachinformationen zu Tschaikowsky und der Nussknacker-Suite
Die Arbeitsblätter M2 und M3 geben einen Überblick über Tschaikowskys Leben und dienen
als Einführung in die Nussknacker-Suite. Ein Kreuzworträtsel bzw. die Fragekärtchen (als
Spiel durchführbar in Kleingruppen oder im Klassenverbund) dienen der Überprüfung des
Gelernten.
3.3 Unterrichtsvorschläge zu Tanz der Zuckerfee, Trepak, Tarantella und Tanz der
Rohrflöten
Die Info- und Aufgabenblätter M4-M7 geben Anregungen, um ein vertieftes Hören und
Erleben der Tänze sowie die Auseinandersetzung mit der Märchenerzählung anzubahnen.
Für die Hör- und Bewegungsaufgaben wird eine Nussknacker-Aufnahme benötigt, die –
sofern sie nicht in der Schule vorhanden ist – zum günstigen Preis (ab 3,99 €) im Handel
erworben werden kann. Außerdem können die Tänze online abgerufen werden, die Links
sind im Anhang zu finden.
Ein Arbeitsblatt zum Tanz der Zuckerfee (M4) stellt die Celesta vor.12 Das Schülerbild der
tanzenden Zuckerfee wirkt besonders lebensecht, wenn man im Kunstunterricht vorher mit
einer Gliederpuppe eine Ballettpose formt. Anschließend wird die Tänzerin mit Bleistift
skizziert und nach eigenen Vorstellungen kostümiert.
Der Mitspielsatz zum Trepak (M5) eignet sich besonders für die Klassen 5 und 6 (Besetzung:
Triangel, Becken, Tamburin, Pauken). Zum Trepak bietet es sich auch an, die Kinder in
Kleingruppen selbst einen Tanz erarbeiten zu lassen, sei es im Musik- oder im
Sportunterricht.
Zur Tarantella (M6) wird getanzt und mit Nusskastagnetten und Tamburins musiziert.
11
Für jüngere Kinder gibt es eine DVD mit einer Nussknacker-Aufführung des Salzburger Marionettentheaters
zur Musik Tschaikowskys. Sie ist auszuleihen im Medienzentrum Stuttgart, ein Ausschnitt daraus findet sich
auch auf Youtube.
12
Ein Video einer begeisterten Celestaspielerin mit dem Tanz der Zuckerfee findet sich unter
http://www.youtube.com/watch?v=y7wAM3i45UE .
9
Zum Tanz der Rohrflöten (M7) können Mirlitons gebaut werden. Diese Instrumente
funktionieren wie die bekannten Kazoos und sind leicht aus Bambusrohren herzustellen.
Weiterführend könnte man – im HTW- oder MNK-Unterricht - gemeinsam mit den Schülern
die typisch französischen Mirlitons backen – eine Art kleiner länglicher Kuchen mit einer
Füllung aus Makronen oder Mandeln. Als Adventsnascherei oder leckeres
Weihnachtsgeschenk können die Schüler ein Lebkuchen- oder Kekshaus anfertigen, das mit
den Lieblingssüßigkeiten dekoriert wird. So hat jeder sein eigenes „Reich der Süßigkeiten“.
Darüber hinaus findet sich zum Tanz der Rohrflöten im Musikbuch Rondo 3 (S. 38/39) eine
Zuordnungsaufgabe zu den verschiedenen Melodieteilen sowie ein Tanzvorschlag mit selbst
gebastelten Gymnastikbändern.
Auch im Schülerbuch Die Musikstunde 5/6 (S. 140/141) wird die Nussknacker-Suite
behandelt. Dort gibt es auch Notenbeispiele zum Marsch.
4 Material
10
M1 Das Märchen vom Nussknacker und Mäusekönig
Es war der Abend des 24. Dezember. Sehnsüchtig warteten die Geschwister Fritz und Marie
auf die Bescherung. Den ganzen Tag über durften sie nicht ins Wohnzimmer, das die Eltern
festlich geschmückt und mit Geschenken versehen hatten.
Endlich war es soweit: Mit dem Erklingen des Weihnachtsglöckchen öffnete sich die
Wohnzimmertür. Wie prächtig der Weihnachtsbaum aussah! Er war mit Äpfeln, Nüssen und
Kerzen geschmückt. Überall funkelte und glitzerte es!
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Der Pate Drosselmeyer hatte sich angekündigt.
Der kleine, magere Mann mit der weißen Perücke brachte jedes Jahr zu Weihnachten etwas
ganz Besonderes mit. Diesmal war es ein herrliches Miniaturschloss mit vielen Fensterchen
und Türmen, in dem kleine Damen und Herren in prächtigen Gewändern umherspazierten.
Fritz freute sich über ein ganzes Heer von kleinen Zinnsoldaten. Seine Husaren stellte er
gleich in den hohen Glasschrank, damit auch keiner verloren ginge, wenn er am nächsten
Tag mit ihnen spielen wollte.
Plötzlich fiel Maries Blick auf etwas anderes: Sie entdeckte am Baum einen wunderschönen
Nussknacker aus Holz, den sie sofort in ihr Herz schloss.
(L: „Was ist ein Nussknacker?“ → s. 3.1. → Abbildung des Nussknackers zeigen)
Marie ließ ihn begeistert die kleinen Nüsse knacken. Doch als Fritz ihm allzu unvorsichtig
eine große Nuss in den Mund schob – krach -, da fielen dem Nussknacker plötzlich drei
Zähne aus dem Mund. „Ach, mein armer, lieber Nussknacker“, rief Marie, und wiegte den
Nussknacker in ihren Armen.
Bald war die Bescherung vorbei, es wurde später Abend. Marie legte den armen bleichen
Nussknacker in ein Puppenbettchen, sah nach seiner Wunde und stellte das Bettchen in den
Glasschrank zu Fritz‘ Husaren.
Als sie gerade in ihr Schlafzimmer gehen wollte, hörte sie ein Rascheln, Wispern und
Flüstern. Auf der Wanduhr im Flur saß eine große vergoldete Eule, die tönte: Uhren, Uhren,
Uhren, müsst nur leise schnurren, leise schnurren. – Mausekönig hat ja wohl ein feines Ohr –
purrpurr – pum pum, singt nur, singt ihm altes Liedchen vor – purr purr – pum pum, schlag
an, Glöcklein, schlag an, bald ist es um ihn getan!“ Marie erschrak sich sehr und wandte
ihren Blick entsetzt von der Uhr ab. Als sie abermals zur Wanduhr schaute, erblickte sie statt
der Eule plötzlich den Paten Drosselmeyer!
Es kam noch unheimlicher, denn plötzlich drangen aus allen Ritzen der Wohnung Mäuse
hervor, die mit tausend kleinen Füßchen herumscharrten und sie aus funkelnden Augen
ansahen. Nun stellten sie sich in Reih und Glied auf wie die Soldaten aus Fritz‘ Armee! Mit
einem Mal begann es so entsetzlich zu pfeifen, dass es ihr eiskalt über den Rücken lief. Dicht
vor ihren Füßen erhob sich ein großer, plumper Mäusekörper mit sieben grässlich
aussehenden Köpfen! Halb ohnmächtig vor Schreck wankte Marie zurück und stieß dabei an
11
den Glasschrank, dessen Scheiben zerklirrten. Eine herabfallende Glasscheibe traf Marie, so
dass sie am Ellenbogen zu bluten begann.
Mit einem Mal erhob sich nun der Nussknacker aus seinem Bett, der ebenfalls zu sprechen
begann: „Knack – knack – dummes Mausepack – dummer, toller Schnack – Krick und Krack!“
Ihm folgte ein Heer von Zinnsoldaten, die ebenfalls zum Leben erwacht waren: „Aufgewacht
– aufgewacht – wolln zur Schlacht – noch diese Nacht – aufgewacht – auf zur Schlacht!“.
Siegessicher stürzten sie sich vom oberen Fach des Glasschrankes hinab. Die Schlacht
zwischen den Mäusen und der Armee des Nussknackers begann. Als Munition dienten ihnen
allerhand Süßigkeiten, die am Weihnachtsabend übrig geblieben waren. Zuckererbsen,
Pfeffernüsse und kandierte Silberperlen schossen blitzschnell aus den Kanonenrohren
hervor. Schließlich gelang es der Mäusearmee, den Nussknacker zu umringen. Er saß in der
Falle!
„Ein Pferd - ein Königreich für ein Pferd!“, rief er flehentlich, doch schon rannte der
grässliche siebenköpfige Mäusekönig wutentbrannt auf ihn zu. „O mein armer
Nussknacker!“, rief Marie, fasste beherzt nach ihrem linken Schuh und warf ihn mit Gewalt
in den dicksten Haufen der Mäuse hinein, direkt auf ihren König.
Als Marie aus ihrem tiefen Schlaf erwachte, lag sie in ihrem Bett. Neben ihr saß die Mutter.
„Sind denn die grässlichen Mäuse jetzt fort, ist mein lieber Nussknacker gerettet?“, fragte
das Mädchen. „Ach Marie, rede nicht so ein albernes Zeug. Wir haben dich heute Nacht
neben dem Glasschrank liegen sehen. Du hast am Ellbogen geblutet und um dich herum
lagen jede Menge Zinnsoldaten und Puppen. Wahrscheinlich hast du spät in der Nacht noch
gespielt und bist dabei vor lauter Müdigkeit eingeschlafen.“
Nun trat der Pate Drosselmeyer in Maries Zimmer. „Na, wie geht es der kranken Marie?“,
fragte er. An diesem Morgen kam er ihr noch viel hässlicher vor als sonst. „Pate
Drosselmeyer, ich habe dich heute Nacht auf der Uhr sitzen sehen. Warum kamst du uns
denn nicht zu Hilfe, als uns die Mäuse bedrohten?“ Der Pate Drosselmeyer schnitt nur
seltsame Grimassen und murmelte geheimnisvoll: „Perpendikel musste schnurren, picken wollte sich nicht schicken. Schlagen Glocken laut – kling und klang, Honk und Hank –
Puppenmädel, sei nicht bang.“ Der Pate setzte sich an Maries Bett und zog aus seiner Tasche
den Nussknacker hervor, dem er geschickt die verlorenen Zähnchen wieder eingesetzt hatte.
Marie jauchzte laut auf vor Freude! „Siehst du nun, wie gut es der Pate mit deinem
Nussknacker meint?“, sagte die Mutter lächelnd.
Bald brach die Dämmerung herein. Marie wurde von einem seltsamen Poltern geweckt und
entdeckte sogleich den siebenköpfigen Mäusekönig, der wohl durch ein Mauerloch
geschlüpft war. „Musst mir deine Zuckererbsen und dein Marzipan geben, sonst zerbeiß ich
deinen Nussknacker“, pfiff der Mäusekönig und verschwand wieder in seinem Mauseloch.
12
Am nächsten Tag legte die verängstigte Marie all ihre Süßigkeiten neben das Mauerloch, um
ihren Nussknacker zu retten. Und tatsächlich – am nächsten Morgen waren die Süßigkeiten
verschwunden!
Auch in der nächsten Nacht erschien der grässliche Mäusekönig und forderte nun auch noch
ihre Bilderbücher und Kleidchen.
Am nächsten Morgen lief Marie zu dem Schrank, in dem der Nussknacker saß, und erzählte
ihm alles. „Ach Mariechen“, entgegnete der Nussknacker, „nichts sollen Sie für mich opfern,
besorgen Sie mir nur ein Schwert!“ Nachdem Marie ihrem Bruder von ihren Erlebnissen
erzählt hatte, gab er ihr den silbernen Spielzeugsäbel von einem seiner Soldaten. Marie
hängte ihn sogleich dem Nussknacker um.
Vor lauter Angst konnte sie in der nächsten Nacht kaum einschlafen. Um Mitternacht hörte
sie abermals seltsame Geräusche. „Der Mäusekönig!“, flüsterte Marie entsetzt. Es klopfte an
der Türe. Marie öffnete, und wer stand vor ihr? „Allerbeste Marie, machen Sie mir auf!“,
tönte es, und Marie erkannte sofort die Stimme ihres Nussknackers. Er trug den
blutverschmierten Säbel in der einen Hand, und eine Kerze in der anderen. Doch welch ein
Wunder - der Nussknacker hatte sich in einen wohlgewachsenen jungen Mann verwandelt!
„O Marie, Sie haben meinen Rittermut gestärkt, so dass ich den grässlichen Mäusekönig
überwältigen konnte. Kommen Sie mit, und ich werde Ihnen herrliche Dinge zeigen!“
Ein blendendes Licht strahlte Marie entgegen, und sie befand sich vom einen Augenblick
zum anderen in einem wunderbaren Märchenreich, mit einer Wiese aus Zucker! Die beiden
liefen durch ein Tor aus gebrannten Mandeln und es erklang allerschönste Tanzmusik.
Schließlich erreichten sie ein Wäldchen mit Bäumen aus bunten Stämmen mit den
prächtigsten Früchten. Marie und der Nussknacker gingen an einem rauschenden Bächlein
entlang. „Das ist der Orangenbach“, sprach der Nussknacker, „doch bald werde ich dir den
Limonadenstrom zeigen, der in den Mandelmilchsee mündet.“
Schließlich erreichten Marie und der Nussknacker die Hauptstadt namens Konfektburg. Wie
sehr wunderte sich Marie, dass die Bewohner den Nussknacker mit einem „Willkommen,
bester Prinz!“ begrüßten. Alle Häuser rings um den Marktplatz waren aus Zucker. In der
Mitte stand ein hoher Baumkuchen, aus den Brunnen spritzen Fontänen aus Limonade, und
in den Becken sammelte sich lauter köstliche Creme, so dass Marie das Wasser im Mund
zusammenlief.
Mit einem Mal standen die beiden vor einem hell erleuchteten Schloss mit hundert luftigen
Türmen. „Das ist mein Marzipanschloss“, sagte der Nussknacker-Prinz und führte Marie in
den Zauberpalast. Nun hörte Marie angenehme, sanfte Musik und es schien ihr, als hob sie
sich auf steigenden Wellen immer höher und höher…
„Marie, aufwachen!“, sprach die Mutter. Marie war noch ganz benommen vor Magie. „O
Mutter, du kannst dir gar nicht vorstellen, wo mich mein Nussknacker-Prinz heute überall
13
hingeführt hat. Was habe ich alles Schönes gesehen!“ Die Mutter erwiderte: „Du hast einen
langen, schönen Traum gehabt, Marie – einen wunderschönen Traum.“
Jedoch - noch heute erzählt man sich, dass Marie als Königin in jenem Land herrscht, in dem
man funkelnde Weihnachtswälder, durchsichtige Marzipanschlösser, kurz – die herrlichsten
und fantastischsten Dinge erblicken kann, wenn man nur Augen hat, sie zu sehen.
14
M2 Der russische Komponist Peter I. Tschaikowsky
Peter (eigentlich: Pjotr) Illjitsch Tschaikowsky
wurde im Jahr 1840 in einer kleinen Stadt in
Russland geboren. Schon mit 4 Jahren war er
fasziniert von der Musik und begann, Klavier zu
spielen. Als Peter 10 Jahre war, musste die
Familie nach Sankt Petersburg umziehen. Dort
starb nach kurzer Zeit seine Mutter an Cholera,
einer damals fast unheilbaren Krankheit. Peter
flüchtete sich immer mehr in die Welt der Musik.
Als Erwachsener wurde er zunächst Beamter im Justizministerium. Doch die
Arbeit im Büro langweilte ihn. Im Jahr 1862 entschied er sich, die Musik zu
seinem Beruf zu machen. Er studierte Musik bei dem berühmten russischen
Pianisten Anton Rubinstein.
Im Jahr 1866 erhielt Tschaikowsky eine Stelle am Moskauer Konservatorium.
Nun unterrichtete er, schrieb Aufsätze über Musik und komponierte eigene
Werke. Allerdings dauerte es einige Zeit, bis Tschaikowsky als Komponist und
Dirigent bekannt wurde.
Tschaikowsky wurde finanziell unterstützt durch eine reiche Dame. Dadurch
konnte er viele Reisen in fremde Länder unternehmen und ungestört
komponierten. Die beiden lernten sich jedoch nie persönlich kennen, sondern
schrieben sich nur Briefe.
Obwohl Tschaikowsky mit seinen Opern, Sinfonien, Klavierkonzerten sowie
seinen Balletten Schwanensee und Der Nussknacker sehr bekannt und
erfolgreich war, war er nie richtig glücklich.
Er starb schon mit 53 Jahren an einer Krankheit.
15
Kreuzworträtsel
Lies den Text über Peter Illjitsch Tschaikowsky und löse anschließend das
Kreuzworträtsel! Wenn du die Buchstaben in den grauen Kästchen richtig
ordnest, erhältst du das Lösungswort!
1
2
3
4
5
6
7
Waagerecht:
1. Tschaikowskys Lehrer im Studium
hieß mit Nachnamen ...
3. Erstes Musikinstrument
4. Hauptstadt von Russland
7. Seine Mutter starb an ...
Senkrecht:
1. Geburtsland Tschaikowskys
2. Sein zweiter Vorname lautete …
4. Dieses Fach studierte Tschaikowsky
später
5. Erster Vorname Tschaikowskys
6. Ein großes Musikwerk, zu dem
getanzt wird, nennt man ...
Peter Illjitsch Tschaikowsky war ein bekannter russischer
___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ .
16
Lösung
Kontrolliere Deine Lösung des Kreuzworträtsels!
1
R
U
B
U
I
N
S
T
E
I
A
V
I
E
R
N
L
3
S
K
L
S
J
L
I
4
5
M
O
S
K
A
U
T
P
U
N
S
E
S
D
C
T
6
B
7
I
C H
K
O
L
E
R
R
A
L
L
E
T
T
Waagerecht:
1. Tschaikowskys Lehrer im Studium
hieß mit Nachnamen ...
3. Erstes Musikinstrument
4. Hauptstadt von Russland
7. Seine Mutter starb an ...
Senkrecht:
1. Geburtsland Tschaikowskys
2. Sein zweiter Vorname lautete…
4. Dieses Fach studierte Tschaikowsky
später
5. Erster Vorname Tschaikowskys
6. Ein großes Musikwerk, zu dem
getanzt wird, nennt man ...
Peter Illjitsch Tschaikowsky war ein bekannter russischer
K O M P O N I S T .
17
M3 Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowsky
Da Tschaikowsky mittlerweile dafür berühmt war, wunderschöne Ballette zu
komponieren, bekam er einen besonderen Auftrag vom St. Petersburger Theater. Er
sollte die Geschichte vom Nussknacker und Mäusekönig vertonen.
In dieser Geschichte von Alexandre Dumas,
die in Anlehnung an das Märchen von
E. T. A. Hoffmann entstand, wird von einem
Weihnachtsabend erzählt.
Das Mädchen Klara bekommt einen
Nussknacker geschenkt. Um Mitternacht hört
sie Geräusche im Wohnzimmer. Sie schleicht
herunter und entdeckt, wie der Nussknacker
mit einem Herr von Zinnsoldaten gegen eine
Armee Mäuse kämpft. Sie werden angeführt
vom schrecklichen siebenköpfigen Mäusekönig. Klara wirft mit ihrem Schuh nach dem
Nussknacker und rettet ihn. Der Nussknacker
verwandelt sich in einen Prinzen.
Zum Dank führt er Klara ins Reich der
Süßigkeiten. Dort werden ihr zu Ehren die
unterschiedlichsten Tänze aufgeführt.
Kennst du auch eine Geschichte oder einen Film, wo Spielzeug lebendig wird?
Beim Ballett wird auf der Bühne eine Geschichte erzählt, aber ohne Worte. Es gibt
keinen Erzähler und keine Sänger wie in der Oper. Dafür gibt es Balletttänzer mit
außergewöhnlichen Kostümen und einem Bühnenbild. Der Tanz wird von einem
Orchester mit klassischer Musik begleitet.
Warst du schon einmal bei einer Ballettaufführung dabei?
Kennst du jemanden, der Ballett tanzt?
Vom Ballett Der Nussknacker gibt es eine kürzere Fassung. Sie heißt NussknackerSuite und wurde im Jahr 1892, einige Monate vor dem großen Ballett, aufgeführt.
Das Publikum war begeistert von den 8 kurzen, mitreißenden Stücken. In der
Nussknacker-Suite kommen die bekanntesten Tänze vor. Viele der bezaubernden
Melodien kennst du sicher. Sie erklingen vor allem zur Weihnachtszeit im Radio, in
Kaufhäusern oder in der Werbung.
Am besten, du hörst dir einmal einige Stücke an.
Kommen sie dir bekannt vor?
18
Fragespiel zum Nussknacker
Wer schrieb das
Märchen vom
Nussknacker und
Mäusekönig?
Wie heißt die kurze
Fassung des Balletts
Der Nussknacker?
Was ist Maries
schönstes
Weihnachtsgeschenk?
Wer gab
Tschaikowsky den
Auftrag, das
Märchen vom
Nussknacker zu
vertonen?
Was sieht und hört
man bei einer
Ballettaufführung?
Aus wie vielen
Zu welcher Jahreszeit
kurzen Stücken
erklingen heute oft
besteht die
die Tänze aus dem
Nussknacker- Suite?
Nussknacker?
Wer bedroht den
Nussknacker in der
Nacht?
Wer kämpft an der
Seite des
Nussknackers?
Wie rettet Marie den In wen verwandelt
Nussknacker?
sich der Nussknacker
nach seiner Rettung?
Womit bedankt sich
der NussknackerPrinz bei Marie?
Wie nennt man die
Kleidung, die eine
Balletttänzerin trägt?
Wie gefiel dem
ersten Publikum die
Nussknacker-Suite?
In welchem Jahr
wurde der
Nussknacker
aufgeführt?
19
M4 Der Tanz der Zuckerfee / Ein besonderes Instrument
Auf einer Reise durch Frankreich entdeckte Peter Illjitsch Tschaikowsky ein
seltenes Instrument: Die Celesta. Heimlich ließ er sie nach Russland bringen,
damit kein anderer auf die Idee kam, sie zu verwenden.
Die Celesta wurde erst wenige Jahre zuvor in Paris entwickelt, von einem
Franzosen namens Auguste Mustel.
Der Name kommt vom französischen Wort „céleste“, auf Deutsch „die
Himmlische“.
Das Instrument hat einen besonders süßen, weichen Klang. Obwohl die Celesta
aussieht wie ein Klavier, klingt sie wie ein Glockenspiel. Im Inneren des
Instruments befinden sich keine Saiten wie beim Klavier, sondern Stahlplatten wie bei einem Glockenspiel.
Die Stahlplatten werden jedoch mit Hilfe der Tasten angeschlagen.
Der zauberhafte Klang erinnert ein wenig an die Musik aus einer Spieldose.
Die Celesta
Hört euch den Tanz der Zuckerfee an!
Findet ihr weitere Begriffe, die den Klang der
Celesta gut beschreiben?
____________________________________
Drei Instrumentengruppen könnt ihr sicher
besonders gut heraushören:
Streicher - Celesta - Holzbläser
Spielt die Instrumente in verteilten Rollen
pantomimisch mit, wenn sie erklingen!
Wer von euch spielt das tiefe Solo der
Bassklarinette?
20
Male die Zuckerfee im Reich der Süßigkeiten!
21
M5 Der Trepak / Mitspielsatz
© 1994 Diesterweg Verlag, Frankfurt
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags
22
M6 Tarantella
Die Tarantella ist ein sehr kurzer, schneller Tanz
und stammt ursprünglich aus Süditalien. Der
Tanz sollte einer Legende zufolge helfen, wenn
man von einer Tarantel gestochen wurde. Heute
weiß man, dass der Stich einer Tarantel nicht
viel giftiger ist als der einer Wespe. Trotzdem
glaubten die Leute, dass sie bis zur Erschöpfung
tanzen mussten, um das Gift aus dem Körper zu
treiben.
Auf der Fotografie (unten) aus dem 19.
Jahrhundert siehst du ein Paar, das die
Tarantella tanzt und dabei von Musikern
begleitet wird.
Hör- und Bewegungsaufgaben:
1. Eines der abgebildeten Instrumente hört ihr auch in Tschaikowskys
Tarantella. Welches?
2. Stellt euch vor, ihr wurdet von der Tarantel gestochen und wollt nun
durch Tanzen das Gift loswerden.
Überlegt euch, wie ihr euch dazu bewegen könntet.
Tanzt zur Musik! Ihr braucht dazu viel Platz, um nichts zu berühren.
23
Die Tarantella rhythmisch begleiten
Ihr könnt die Tarantella mit Tamburin und
Kastagnetten rhythmisch begleiten.
Hört zunächst genau auf die Musik:
Wann setzen die Rhythmusinstrumente ein?
Verwendet den untenstehenden Begleitsatz
und wiederholt ihn bis zum Schluss, oder
denkt euch selbst einen passenden
Rhythmus aus!
Tipp:
Bastelt euch selbst Nusskastagnetten, indem ihr zwei Walnusshälften auf ein
Stück Pappe klebt und es in der Mitte knickt!
Ihr könnt die Nusskastagnetten auch anmalen – am besten vor dem Aufkleben
der Walnusshälften.
24
M7 Tanz der Rohrflöten
Der Tanz der Rohrflöten heißt im Original
Tanz der Mirlitons.
Mit „Mirlitons“ sind im Französischen nicht nur
kleine, flötenähnliche Musikinstrumente für
Kinder gemeint, sondern auch längliche, rund
geformte Blätterteigteilchen, die mit Mandeln
gefüllt sind.
Damit passen die Mirlitons natürlich besonders
gut ins Reich der Süßigkeiten!
Tschaikowsky setzt in seinem Tanz keine
Mirlitons, sondern Querflöten ein.
Die Querflöte ist ein
Holzblasinstrument, denn
sie wurde früher aus Holz
hergestellt.
Heute besteht sie aus
Metall, Silber oder Gold.
Man hält sie nicht wie die
Blockflöte nach unten,
sondern waagerecht.
Der Ton wird erzeugt,
indem man gegen die
Kante des Mundloches
bläst.
Höraufgaben:
Findet ihr heraus, wie viele Querflöten Tschaikowsky einsetzt?
Spielen sie alle dieselbe Stimme?
Bewegen sie sich parallel oder entgegengesetzt?
25
Ein Mirliton bauen
Du brauchst:
-
Eine runde oder halbrunde Feile
Ein Bambusrohr (ohne Verdickung), ca. 15 cm lang
Pergamentpapier
einige Gummibänder
Anleitung:
1. Erzeuge mit der Feile etwa 5 cm von einem der Enden entfernt ein
Loch. Es soll einen Durchmesser von etwa 7 mm haben.
Dort werden später die Lippen angesetzt, um einen Klang zu
erzeugen.
2. Überziehe beide Enden des Rohres nun mit Hilfe der Gummibänder
mit dem Pergamentpapier.
3. Wenn du nun in das Loch hineinsummst, wird die Pergamentmembran zum Schwingen gebracht und deine Stimme wird
verstärkt – ähnlich wie beim Kazoo, das du vielleicht schon kennst.
Spielt euch auf den Mirlitons gegenseitig bekannte Melodien vor.
Wer errät die meisten Lieder?
26
5 Literatur
Peter Tschaikowsky: Der Nussknacker, Ballett op. 71. Baden-Baden: Edwin F. Kalmus
Notenarchiv
E. T.A. Hoffmann: Nussknacker und Mausekönig. Stuttgart: Reclam 2006
Harenberg Kulturführer Konzert, 7. Auflage. Mannheim: Mayers Lexikonverlag 2006
Wagner, Renate: Handbuch des Musiktheaters, Bd. 1. Freiburg im Breisgau: Herder 1992
Floros, Constantin: Peter Tschaikowsky. Reinbek: Rororo 2006
Helm, Everett: Peter I. Tschaikowsky in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek:
Rowohlt 1976
Laroche, Hermann: Peter Tschaikowsky/Aufsätze und Erinnerungen. Berlin: Verlag Ernst
Kuhn 1993
Laroche, Hermann: Tschaikowsky aus der Nähe. Kritische Würdigungen und Erinnerungen
von Zeitgenossen. Berlin: Verlag Ernst Kuhn 1994
Mann, Klaus: Symphonie Pathétique. Ein Tschaikowsky-Roman. Reinbek: Rororo, 1999
Medien für Kinder:
Friedl, Peter; Hämmerle, Susa: Der Nussknacker (mit CD). München: Annette Betz Verlag,
2006
Zuckowski, Rolf: Das große Abenteuer Musik Vol. 14 – Claras Traum vom Nussknacker und
Mäusekönig. Philips Kinder Classics 1994
Schulbücher:
Keller, Karl-Heinz (Hrsg.): Rondo 3 - Schülerbuch, Offenburg: Mildenberger Verlag
Meyer, Heinz (Hrsg.): Die Musikstunde – Schülerband 5/6 , Frankfurt: Diesterweg Verlag
Bildnachweise:
Peter Tschaikowsky, Seite 3,4: http://www.russisches-musikarchiv.de/ werkverzeichnisse/
tschaikowski-werkverzeichnis.htm
E. T. A. Hoffmann, Seite 8: http://www.bildindex.de
Nussknacker, Seite 13: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ANussknacker.jpg
Ballett, Seite 18: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Snowdance.jpg
Glockenspiel, Seite 20: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Glockenspiel-malletech.jpg
27
Celesta, Seite 20: http://commons.wikimedia.org/wiki/Celesta
Mitspielsatz, Seite 21: Aus Die Musikstunde 5/6, Schülerband, S. 137. Frankfurt: Diesterweg
Verlag. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Bildungshaus Schulbuchverlage
Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH.
Querflöte, Seite 24: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons /6/6d/
Flauto_Traverso_COMET3.jpg
Links zu den Balletttänzen:
Tanz der Zuckerfee:
http://www.youtube.com/watch?v=vH9vYiqDX5o
Trepak:
http://www.youtube.com/watch?v=oXQH1sKiuD4
Tarantella:
http://www.youtube.com/watch?v=Zhoarl9fuPI
Tanz der Rohrflöten:
http://www.youtube.com/watch?v=H_BQOKTZ8DM
Gesamtaufführung des Mariinsky-Theaters aus dem Jahr 2007:
http://www.youtube.com/watch?v=pO1tGHD6zr8
[Alle Internetquellen abgerufen am 04.10.13]

Documentos relacionados