SCHILLER - Die Sehnsucht nach der Sehnsucht

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SCHILLER - Die Sehnsucht nach der Sehnsucht
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SCHILLER - Die Sehnsucht nach der Sehnsucht
Contributed by Nicole Ankelmann
Tuesday, 15 April 2008
Last Updated Tuesday, 23 September 2008
„Harmonieen hör ich klingen, Töne süßer Himmelsruh, und die leichten Winde bringen mir der Düfte Balsam zu.“
klang es Anfang des 19. Jahrhunderts, als Friedrich Schiller von seiner Sehnsucht sprach und dies in einem
entsprechenden Gedicht verarbeitete.
Und läge es aufgrund der bewusst gewählten Namensgleichheit zwischen dem deutschen Dramatiker und Christopher
von Deylens Musikprojekt auch nahe, sich eines seiner Zitate zu bemächtigen, war es am Ende doch Johann Wolfang
von Goethe, der dem Wahlberliner als inspirierender Zitatgeber für sein neues Album „Sehnsucht“ diente. „Nur wer d
Sehnsucht kennt, weiß was ich leide…“ – heißt es bei dem hessischen Dichter in einem seiner Werke, und so heißt e
auch bei von Deylen und seiner neuen und damit fünften Studiolangspielplatte nach „Zeitgeist“ (1999), „Weltreise“
„Leben“ (2003) und „Tag und Nacht“ (2005).  Christopher von Deylen hat sich mit Leib und Seele der elektronisch
verschrieben, wenn er sicherlich mehr kommerzieller Popmusiker denn kredibiler Undergroundkünstler ist. Mit
zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, einem riesigen Fankreis gesegnet und durch außergewöhnliche
Projekte wie einem Auftritt mit dem Filmorchester Babelsberg, einer CD zugunsten des Hamburger Michels, der
Produktion der Titelmelodie des ARD-Politmagazins „Fakt“, eines Gigs im Vorprogramm des Depeche-ModeTourabschlusskonzertes in Athen, sowie stets ausverkauften eigenen Konzerten in den größten Hallen ist Schiller einer
der erfolgreichsten Künstler des elektronischen Genres. Was nach einigen eher erfolglosen Jahren und Produktionen
als F.L.Y. oder Tank 1998 mit „Das Glockenspiel“ und der gleichzeitigen Geburt des Projektes Schiller begann – einst no
gemeinsam mit Mirko von Schlieffen eher cluborientiert geplant – ist längst über sich hinaus gewachsen und eine
Institution, der von Deylen seit 2003 allein Leben einhaucht, immer wieder unterstützt von recht außergewöhnlichen
Kollaborationspartnern. In der Vergangenheit waren es nicht nur Vokalisten wie Peter Heppner, Sarah Brightman und
Thomas D., sondern immer wieder auch Schauspieler und Synchronsprecher wie Benjamin Völz, Otto Sander,
Franziska Pigulla und Oliver Rohrbeck. Diese beiden Traditionen, Sangeskünstler auf der einen, Schauspieler auf der
anderen Seite, führt von Deylen auch mit seinem neuen Album „Sehnsucht“ fort, das als eine Art „Rundum-Sorglos-P
mit Doppel-CD, DVD und 38-seitigem-Booklet seit dem 22. Februar erhältlich ist. Verpflichten konnte er für diese 31
Stücke umfassende Produktion neben alten Bekannten wie Kim Sanders oder Jette von Roth erneut einige
überraschende Gäste. Allein der Titeltrack, zu dem Xavier Naidoo Lyrics wie Vocals beisteuerte, sorgt für Aufsehen,
bzw. –hören. Aber auch Sängerinnen wie Stephenie Coker, Helen Boulding, Ana Torroja, der Lord-Byron-Gedichte
aufsagende Ben Becker oder Nachwuchsschauspielerin Anna Maria Mühe, die Texte von Goethe, Grillparzer und
Chrétien de Troyes rezitiert, verleihen „Sehnsucht“ seine besondere Note. Im Studio selbst arbeitete Christopher Seite a
Seite mit Klaus Schulze, Elektronik-Pionier in Sachen Berliner Schule, einst Schlagzeuger der New-Age-Vorreiter
Tangerine Dream.  Der „Wunschraum“ AlbumIch treffe Christopher erstmalig am Vorabend zu unserem Interview bei de
Listening Session zu „Sehnsucht“ in einem eigens für diesen Zweck angemieteten Loft in Hamburger Schanzenviertel â
nur eine von insgesamt sechs Stationen seiner Pressetour. Bei Sushi, Sekt und Selters bekommen Vertreter von Funk,
TV und Print einen halbstündigen Zusammenschnitt einiger „Sehnsucht“-Songs und ihrer enstprechenden Videos
präsentiert. 15 Stunden später sitze ich Christopher in der Küche des wahrlichen beeindruckenden Appartements bei
Bionade und Kaffee gegenüber, bereit, meine Fragen zu stellen. Wie Christopher selbst in einem auf seiner Website
präsentierten Videoteaser zum neuen Album erzählt, stand der Titel „Sehnsucht“ fest, lange bevor auch nur ein einzige
Track fertiggestellt war. „Bisher war es eher so, dass ich ein Album wie ein Gemälde fertiggestellt habe, dann ein paar
Schritte zurückgetreten bin, um es zu betrachten und mir zu überlegen, wie es denn nun wohl heißen könnte. Das ist
das übliche Verfahren. Dieses Mal war es allerdings andersherum. Der Titel ist mir auf meiner Reise nach Indien
eingefallen, und ich habe dann im Prinzip ein Bild der Sehnsucht gemalt.“ Doch welche Sehnsüchte hat Christopher von
Deylen, die er uns nun hier nun musikalisch offenbart? „Eigentlich ist Sehnsucht für mich Selbstzweck, ich habe keine
konkrete Sehnsucht nach Weite, nach Ferne oder dies oder das. Sehnsucht ist ein Gefühl des Nichtankommens. Man
hat Sehnsüchte nach gewissen Gefühlswelten und würde denken, wenn man diese Sehnsucht umsetzt, geht es
einem besser. Das klingt, als wäre Sehnsucht etwas schlechtes, das finde ich aber nicht. So eine gewisse Zerrissenheit,
eine Unvollkommenheit zu verspüren, ist für mich ein schönes Gefühl, daher ist meine Sehnsucht, dass ich die
Sehnsucht nicht verliere.“ Christophers Sehnsucht nach Perfektion scheint dagegen recht konkret und sein Wunsch nach
Erfüllung dieser groß, hat er nach eigener Videoteaser-Aussage bereits eine Version des Albums fertig gehabt, diese
jedoch verworfen und noch einmal ganz von vorn begonnen. „Es hatte sich sich im Laufe der Zeit eine gewisse Routine
eingeschlichen: Platte – Tour – Platte – Tour. Nach der letzten Tour habe ich gleich wieder angefangen, eine Platte zu
machen, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. Dann merkte ich allerdings, dass ich ein bisschen wie ein
Roboter vorging. Die Musik war gar nicht mal schlecht, es war auch alles ganz Schiller, aber um mal bei dem
Malerbeispiel zu bleiben: Ich habe wieder meine Lieblingsfarben aufs Blatt geworfen, nur sah am Ende alles gleich aus.
Ich fing an, mich selbst an mir zu langweilen, und auch wenn es dem Hörer draußen vielleicht gefallen hätte, ist es mir
nicht egal, wie ich es finde – im Gegenteil. Deshalb habe ich es von Grund auf verworfen, alles komplett gelöscht und
noch einmal ganz neu angefangen. Zwischen dem Verwerfen und dem Neuanfang habe ich mir die Zeit genommen,
ganz viel Musik zu hören und mir meine Farben neu anzumischen. Es kamen dabei sowohl ähnliche Farben wie früher
raus, aber auch überraschende neue. Im Rhythmus-Sound-Bereich gefällt mir das Album jetzt wesentlich besser als
die erste Version.“ Konkrete musikalische Einflüsse nennen kann Christopher hier allerdings nicht. „Ich habe gar nicht
unbedingt Musik gehört, die dann direkt als Einfluss genommen habe, sondern vielmehr meinen Gehörgang frei
gepustet und wie immer in diesen Phasen meine alten Tangerine-Dream-Platten gehört, oder auch einfach mal einen
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Tag nur MTV geguckt.“ Wann läuft denn da noch Musik? Schiller beeinflusst von Klingelton-Werbung wäre sicherlich an
dieser Stelle keine gute PR. Dabei hätte „Das Glockenspiel“ einst auch einen prima Ringtone abgegeben. „Ja, das sti
damals gab es aber noch keine Klingeltöne“, lacht Christopher und scheint recht froh darüber. „Ich höre Musik eher, u
den Kopf frei zu kriegen und weniger, um mich davon beeinflussen zu lassen, was gerade en vogue ist.“ Aber etwas aus
der musikalischen Neuzeit, und dazu würde ich die 1967 gegründeten Tangerine Dream jetzt eher nicht zählen, das
ihn überrascht und beeindruckt hat, kann er dann nach einigem Kramen nach dem entsprechenden Namen in den
hinteresten seiner Gehirnwindungen dann doch noch nennen: Burial aus UK mit dem selbstbetitelten Debütalbum aus
dem Jahr 2006 und ihrem wegweisenden Mix aus 2Step / Grime, Ambient und Dub. „Aber ganz sicher hört man diese
Vorliebe meiner Platte nicht unbedingt an“.  Im „Herzschlag“ vereint Wir halten fest: Ein verworfenes Album + 31
Tracks = ein Doppelalbum, das eigentlich auch ein Triple-Album hätte werden können. Fassen wir nun noch zusammen:
Wie lange hat die Produktion von „Sehnsucht“ denn nun schlussendlich gedauert? Eine solche Vielzahl an Stücken
produzieren andere in ihrer ganzen Musikerkarriere nicht. „Eigentlich ging das ab dem Punkt, wo die Farben neu
gemischt waren, für meine Verhältnisse relativ schnell. Okay, es hat immer noch von März bis Dezember gedauert,
aber in diesem Dreivierteljahr habe ich dann auch wirklich nichts anderes gemacht, bin nicht entgegen meiner sonstigen
Gewohnheiten zwischendurch noch gereist, sondern war nur in meiner Wohnung und meinem Studio in Berlin und habe
mein Viertel dort nicht verlassen. Ich glaube, ich bin lediglich einmal rausgekommen, in den Westteil der Stadt.“ Ein
bisschen verzögert sicherlich auch die Arbeit mit so vielen verschiedenen Künstlern die Produktion eines Albums,
wenn auch nicht zwangsläufig immer ein persönliches Treffen von Nöten war – schöne neue digitale Welt sei Dank. So
hat Xavier Naidoo den Titeltrack des Albums beispielsweise in seinem eigenen Studio in Mannheim eingesungen, und
diese Kollaboration lief so ganz anders als zunächst gedacht. „Dass Xavier den Titelsong singt, war reiner Zufall, und ich
bin ein großer Freund von Zufällen. Ich habe eigentlich schon vor einigen Jahren mit dem Gedanken gespielt, mal mit
Xavier etwas zu machen. Aber irgendwie hat das nie geklappt, aus den verschiedensten Gründen. Letztes Jahr im
Sommer habe ich ihm dann einfach mal zwei Songs geschickt. Bei einem war ich mir ganz sicher, dass er darauf etwas
machen würde, wenn überhaupt. Den anderen habe ich nur mitgeschickt, damit es noch klarer ist, dass es der erste
sein muss. Naja, und dann ist es eben dieser besagte zweite geworden. Dabei war der erste ein Song, auf dem man ihn
schon fast gehört hat. Als er mir mitteilte, auf welchen er gerne etwas machen würde, habe ich das erstmal für eine
Verwechslung gehalten. Ich dachte, er hätte sich vielleicht einfach mit den Titeln vertan. Er fragte mich, worum es denn
gehen sollte, also sagte ich ihm, dass das Album ‚Sehnsucht’ heißen wird und ich deutsch bevorzugen würde. Ich find
dass seine Stimme so besser wirkt. Wenn das dann also in so eine sehnsuchtsvolle, romantische Ecke gehen würde,
wäre das nicht schlecht, sagte ich ihm.“ Und wer ist in der sehnsuchtsvollen, romantischen Ecke mehr zuhause als Xavier
Naidoo? „Eine Woche später habe ich ein Layout bekommen und war bei den ersten Tönen ganz erschrocken, denn jetzt
wusste ich, dass er sich tatsächlich Playback Nr. 2 ausgesucht hatte. Und er hatte auch konsequent dagegen gesungen.
Irgendwie passte das beim ersten Hören überhaupt nicht zusammen, schließlich war das Ganze eigentlich als
Instrumental geplant, und es fehlten jegliche Songstrukturen. Ich habe das Ganze dann ein bisschen hin und her
geschoben, und durch die Reibung ist dann das dabei herausgekommen, was man nun auf ‚Sehnsucht’ hört.“ Eines
stärksten Stücke des Albums, um es einmal auf den Punkt zu bringen. Single wird das Ganze dennoch nicht,
zumindest nicht im eigentlichen Sinne. „Das Singleformat an sich schließt sich im Grunde mit dem Sound von Schiller aus,
daher ist es mittlerweile ziemlich schwer geworden für mich, Lieder zu machen, die Singlecharakter haben, allein
aufgrund der eingeschränkten Länge. Die Nummer mit Xavier kommt dagegen schon fast ‚singlesque’ rüber. Ich wol
aber trotzdem mal sehen, wie es läuft, wenn man ein Album veröffentlicht, ohne den üblichen Weg einer Vorabsingle
zu gehen.“ Etwas, das sich durchaus auch mit Xaviers persönlichen Wünschen deckte. Dennoch wurde für
„Sehnsucht“ ein aufwendiger Clip gedreht, der derzeit bei den einschlägigen Musik-TV-Sendern begutachtet werden kan
In der Hauptrolle Anna Maria Mühe, die auch bei den Schillr-Songs „Denn wer liebt“ und „In der Weite“ selbst zu h
ist. Und mit Ben Becker hat Christopher einen weiteren Schauspieler gewinnen können, mit dessen Stiefvater Otto
Sander er schon für sein Album „Weltreise“ zusammenarbeitete. Dabei waren Songs mit gesprochenen Texten zunäch
so gar nicht mehr geplant. „Ich hatte eigentlich die Idee, mit gesprochenen Fragmenten etwas zu arrangieren, für dieses
Album verworfen. Mir fielen keine Stimmen und keine Texte mehr ein. Es war bei ‚Tag und Nacht’ schon hart an der
Grenze, und ich fand es jetzt irgendwie albern, das fortzuführen, nur weil man es bei den vier Alben davor schon so
gemacht hatte. Dann habe ich durch Zufall in einem eher mittelmäßigen Fernsehfilm Anna Maria Mühe gesehen. In
dieser Rolle meinte ich sehr viel von ihr selbst zu erkennen. Irgendwie war sie damals für mich so eine SehnsuchtVerkörperung. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts über sie, auch nicht, dass sie die Tochter von Ulrich
Mühe („Das Leben der Anderen“) ist, der damals noch lebte. Das kam alles viel später. Aber ab diesem Moment war
eine Art Knoten geplatzt, und ich wollte doch wieder etwas mit Sprechern machen, diesmal aber auch die Texte anders
auswählen als bisher, nicht mehr so einfache ‚Binsenweisheiten’. Ich habe mich textlich diesmal einfach ein bisschen
mehr getraut.“ Binsenweisheiten? „Okay, das klingt, als wolle ich mich von meinen früheren Sachen distanzieren“,
überlegt Christopher kurz. „Man entwickelt sich ja weiter, aber ich bin mit meinen Frühwerken durchaus im Reinen.
Also bitte nicht falsch verstehen.“ Jedenfalls entstanden die zwei von Ben Becker gesprochenen Songs „Nacht“ und â
der Zeit“ noch vor seinem „schwarzen Herbst“, wie Christopher es ausdrückt. Doch nicht ohne Grund hat er für ihn
Lord Byron einen Negativ-Romantiker und damit einen düsteren, verzweifelten Text  ausgewählt. „Es passte irgendwie
zu ihm, ebenso wie zum Thema Sehnsucht. Bei der ersten Albumversion war mir alles zu gefällig, und das hat mich dann
wohl dazu gebracht, für meine Verhältnisse ein wenig ‚auszuflippen’, insgesamt etwas extremer zu werden.“ „
live und bewegtAkustik ist im Falle von Schiller nicht alles, hat Christopher doch von jeher die Kraft des bewegten Bildes
zu schätzen und entsprechend einzusetzen gewusst. So ist das Projekt Schiller nicht nur für beeindruckende und
aufwendig gestaltete Live-Shows mit viel Videotechnik, sondern auch für seine zahlreichen, optisch ansprechenden
Videoclips bekannt. Da kam es wohl kaum von ungefähr, dass auch die Listening Session am Vortag eher eine Watching
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Session war. Bilder und Sound bildeten bei Schiller schon immer Einheit, und so gab es zu sämtlichen Alben, wie aber
auch diversen Live-Shows stets eine umfassende DVD mit Bildmaterial in Form von Live-Mitschnitten und / oder
Videoclips. Ein Umstand, der möglicherweise daraus resultiert, dass Christopher ursprünglich einmal Filmregisseur
werden wollte, wie er mir verrät. „Aus diesem Grund nutze ich auch jede Gelegenheit, Bild und Ton zusammenzubringen.
Auch auf unseren Konzerten ist diese Komponente extrem wichtig. Diesmal werden wir noch mehr mit Licht und großen,
aufwendigen LED-Installationen arbeiten. Eigentlich ist es mir am Liebsten, wenn man die Musik hört und seinen
eigenen Film im Kopf ablaufen lässt. Für zehn Lieder auf dem Album haben wir aber wieder Videos gemacht. Die
ganze Platte hätte ich nicht visualisieren wollen.“ Das ist unter Umständen ja doch auch eine Kostenfrage, schließlich
sehen die Clips, soweit man das auf den ersten Blick beurteilen kann, nicht nach Low-Budget-Produktionen aus. „Wir
haben natürlich viel Fantasie mit einfließen lassen. Ich war bei den Clips, was das Storyboard angeht, auch stets
involviert. Wir haben gemeinsam mit dem Fotografen Philip Glaser auch einige Videos richtig selbst gemacht. Das war
dann schon eher Low-Budget-mäßig. Das ist für mich eine wichtige Ergänzung, aber eben auch nur eine Ergänzung. Es
ist nicht etwa so, dass ich im Studio sitze und schon dort weiß, wie der Clip am Ende aussehen soll. So wichtig ist das
Ganze dann doch nicht.“ Sollte sich eines Tages doch noch die Gelegenheit auftun, selbst bei einem Film Regie führen
zu können, in welche Richtung würde sich das entwickeln? Was für einen Film, welches Genre könnten wir da
erwarten? „Das ist eine gute Frage, da muss ich erstmal drüber nachdenken. Früher war ich ein großer Horrorfilmfan,
heute habe ich aber irgendwie vielmehr Angst als damals, wenn ich so einen Streinfen gucke. Ich denke, es würde am
ehesten in die völlig unverkäufliche Ecke wie ‚ambitionierter Thriller’ gehen, so etwas wie ‚Diva’ (Frankreich, 19
vielleicht. Ein spannender Film, bei dem schon fast die Bilder wichtiger sind als alles andere.“ Schafft es Schiller mit
seiner Musik also in die Charts, würde von Deylen mit seinen Filmen womöglich gerade einmal bis in Programmkinos
vorrücken. So war es einst sicherlich die richtige Entscheidung, der Musik den Vorzug zu geben. Aber wäre das
Schreiben und Produzieren von Soundtracks nicht ein lohnenswertes Steckenpferd für ihn und eine weitere
Gelegenheit, beide Interessen unter einen Hut zu bringen? „Ich würde das sehr gerne machen, wie ich auch schon
einmal einen Teil des Soundtracks zu ‚Das Tor zum Himmel’ (von Veit Helmer, 2003) produzierte. Ich wurde noch nicht so
richtig gefragt, gebe ich zu, bin darüber aber auch nicht besonders traurig. Ein paar Freunde von mir machen
Filmmusik, und man braucht da echt gute Nerven. Als Musiker ist man ja schon neurotisch, wenn man dann aber mit
noch neurotischeren Menschen aus dem Filmgeschäft zu tun hat… Ich weiß nicht, ob meine Nerven das derzeit aushalten
würden. Wenn aber jemand auf mich zukommt und sagt, dass ihm ein Lied gefällt und er es gerne für seinen Film
verwenden würde, wäre das natürlich etwas ganz anderes.“ Beim letzten Interview zwischen Schiller und Raveline
2005 war gerade Christophers gemeinsam mit Cosmic Baby aka Harald Blüchel gestartetes Projekt mit dem
ungewöhnlichen Namen Blüchel und von Deylen ein Thema, ehe es aufgrund privat wie beruflich bedingter Zeitdefizite
erstmal auf Eis gelegt werden musste. Wird es hier jemals weitergehen, möchte ich abschließend noch wissen. „Auf
jeden Fall. Wir treffen uns ohnehin alle paar Wochen, haben den groben Plan, wenn bei mir alles ruhiger geworden ist im
Sommer nach der Tour, uns mal wieder zusammensetzen und ohne Zwang und Druck gemeinsam Musik machen.“Das
Album „Sehnsucht“ (Doppel-CD, DVD & Booklet) ist am 22. Februar bei Universal erschienen. Zusätzlich zum Album g
es seit dem 14. Februar „Sehnsucht – Das Buch“. Christopher fragte Menschen aus aller Welt: Was ist Deine größte
Sehnsucht? Tausende schickten ihre ganz persönlichen Sehnsüchte an den Musiker. Eine Auswahl wurde in das
Buch Sehnsucht aufgenommen; hinzukommen Zitate bekannter Dichtern und Geistesgrößen sowie eine Reihe
persönlicher Texte, die dem Gefühl Sehnsucht und dem Phänomen Schiller folgen. Christopher von Deylen hat für
das Buch aber auch sein ganz privates Fotoalbum geöffnet und eine Vielzahl bisher unveröffentlichter Fotos, die er
selbst während seiner Reise von Berlin nach Kalkutta gemacht hat, freigegeben.  Schiller – „Sehnsucht“-Tour 20081
Bremen, Pier 215.05. – Dortmund, Westfalenhalle16.05. – Hannover, Capitol18.05. – Köln, Palladium19.05. – Münste
Halle Münsterland20.05. – Mainz – Phoenixhalle22.05. – Erfurt, Thüringenhalle23.05. – Chemnitz – Stadthalle24.0
Leipzig – Haus Auensee25.05. – Dresden, Alter Schlachthof27.05. – Stuttgart, Liederhalle28.05 – München, Tonhalle2
Berlin, Columbiahalle01.06. – Hamburg, Docks02.06. – Hamburg, Docks
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