20 Jahre Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und

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20 Jahre Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und
Kanton Zürich
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Amtsleitung
Vigeli Venzin
Leiter Prävention und Sicherheit
Ausstellungsstrasse 80
8090 Zürich
Telefon +41 43 259 78 59
Mobil +41 79 512 11 70
[email protected]
www.mba.zh.ch
Erfahrungsaustausch- und Impulstagung
20 Jahre Fachstelle Suchtprävention
Mittelschulen und Berufsbildung:
Erkenntnisse und Visionen
Freitag, 27. März 2015
Tagungsunterlagen:
www.mba.zh.ch > Dienstleistungen & Kommunikation > Prävention
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Erfahrungsaustausch- und Impulstagung
20 Jahre Fachstelle Suchtprävention
Mittelschulen und Berufsbildung:
Erkenntnisse und Visionen
Freitag, 27. März 2015
09.00 - 17.00 Uhr, ab 08.30 Uhr Kaffee
Sorell Hotel Zürichberg, Orellistrasse 21, 8044 Zürich
Kursaal
Einleitung Die Entwicklung der Suchtprävention hat seit ihren Anfängen in der Schweiz in den 70er-
Jahren bis heute einen langen und kurvigen Weg durchlaufen: Abschreckung,
Drogenerziehung, Lebenskompetenzförderung, Risikokompetenz und Schadensminderung
sind nur einige Schlüsselwörter aus der „Biografie“ der Suchtprävention.
An dieser Erfa- und Impulstagung werden wir einen Blick zurück in die Vergangenheit
werfen und uns mit der Zukunft der Suchtprävention beschäftigen.
Ziele Die Teilnehmenden haben
−
−
−
die Entwicklung der Suchtprävention und Gesundheitsförderung in den vergangenen
20 Jahren kennengelernt und reflektiert, welche Erkenntnisse daraus gewonnen
werden können.
Gedankenanstösse zur zukünftigen Entwicklung der Prävention und
Gesundheitsförderung erhalten.
Visionen für die Gestaltung und Umsetzung der Suchtprävention und
Gesundheitsförderung entwickelt.
Zielgruppe Kontaktlehrpersonen und Delegierte Suchtprävention, Schulleitungen, Multiplikator/-innen
und weitere interessierte Lehrkräfte der Sekundarstufe II
Leitung/Organisation Vigeli Venzin, Leiter Prävention und Sicherheit
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Programm
20 Jahre Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung:
Erkenntnisse und Visionen
08.30 - 09.00 Uhr Eintreffen, Einschreibung & Kaffee
09.00 - 09.10 Uhr Tagungseröffnung
Vigeli Venzin, Leiter Prävention und Sicherheit
09.10 - 09.40 Uhr 20 Jahre Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung:
Ein Blick aus verschiedenen Perspektiven
− Cornelia Conrad, Leiterin Gesunde Schulen, RADIX
− Benedikt Stillhart, Kontaktlehrperson Suchtprävention, Kantonsschule Zürich Nord
− Claudia Hug, Kontaktlehrperson Suchtprävention, Abteilungsleiterin Berufsfachschule,
Berufsbildungszentrum Dietikon
− Karin Hardegger, Prorektorin, ehemalige Kontaktlehrperson Suchtprävention,
Kantonsschule Uster
− Paul Müller, Rektor, Berufsfachschule Winterthur
09.40 - 10.40 Uhr (Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Prof. Dr. Martin Hafen, Dozent und Projektleiter,
Institut Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention, Hochschule Luzern
10.40 - 11.10 Uhr P AUSE
11.10 - 11.55 Uhr Gesellschaftliche Megatrends und Gegentrends und die Zukunft der Prävention
Karin Frick, Ökonomin HSG, Leiterin Research, Gottlieb Duttweiler Institut,
Geschäftsführerin der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung
11.55 - 12.00 Uhr Informationen zum Nachmittagsprogramm
12.00 - 13.30 Uhr M ITT AGESSEN
13.30 - 14.10 Uhr World-Café – 1. Paralleldurchführung
Gruppe Rot:
Kursaal
Lessons learned – Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft der Prävention und
Gesundheitsförderung
Prof. Dr. Martin Hafen
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Gruppe Gelb:
S45
Gesellschaftliche Entwicklungen antizipieren – Zukunft der schulischen
Gesundheitsförderung und Prävention
Cornelia Conrad (mit inhaltlichen Inputs von Karin Frick)
Gruppe Grün: Medien und Methoden der Zukunft für die Vermittlung suchtpräventiver Inhalte
S32
Petra Buchta, Bereichsleiterin Schule & Ausbildung, Suchtpräventionsstelle Stadt Zürich
14.15 - 14.55 Uhr World-Café – 2. Paralleldurchführung
Gruppe Grün: Lessons learned – Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft der Prävention und
Kursaal
Gesundheitsförderung
Prof. Dr. Martin Hafen
Gruppe Rot:
Gesellschaftliche Entwicklungen antizipieren – Zukunft der schulischen
Gesundheitsförderung und Prävention
Cornelia Conrad (mit inhaltlichen Inputs von Karin Frick)
S45
Gruppe Gelb:
S32
Medien und Methoden der Zukunft für die Vermittlung suchtpräventiver Inhalte
Petra Buchta
14.55 - 15.15 Uhr P AUSE
15.15 - 15.55 Uhr World-Café – 3. Paralleldurchführung
Gruppe Gelb:
Kursaal
Lessons learned – Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft der Prävention und
Gesundheitsförderung
Prof. Dr. Martin Hafen
Gruppe Grün: Gesellschaftliche Entwicklungen antizipieren – Zukunft der schulischen
S45
Gesundheitsförderung und Prävention
Cornelia Conrad (mit inhaltlichen Inputs von Karin Frick)
Gruppe Rot:
Medien und Methoden der Zukunft für die Vermittlung suchtpräventiver Inhalte
Petra Buchta
S32
16.00 - 16.25 Uhr Plenum: Fazit aus den Gruppenarbeiten im World-Café
16.25 - 16.30 Uhr Tagungsabschluss
Vigeli Venzin
Im Anschluss
Apéro mit Musik von String2Vocal
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Abstract:
„(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung
– gestern, heute und morgen“
Die Suchtprävention ist (wie so vieles) eine Erfindung der Moderne. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden alkoholbedingte Probleme nicht nur zunehmend pathologisiert, sondern
auch aktiv zu verhindern versucht. Einen grossen Schub erlebte die Prävention durch den
steigenden Drogenkonsum in den späten 60er- und den frühen 70er-Jahren. Das Zusammenwirken von sozialem Protest und Drogenkonsum hat in der Schweiz wie in ihren Nachbarstaaten eine steigende Handlungsbereitschaft nicht nur im Bereich der Behandlung von
Abhängigkeit von (illegalen) Drogen, sondern auch im Bereich der Drogenprävention mit
sich gebracht. Die Herausforderung in den folgenden Jahren war, die illegalen und legalen
Suchtmittel im Fokus der Prävention sowohl fachlich als auch institutionell wieder näher zusammen zu bringen. Der nächste Schritt bestand in einer Erweiterung des Suchtbegriffs
auf die nicht stoff-gebundenen Süchte wie Ess-, Arbeits-, Liebes-, Risiko-, Konsum- oder
heute Internet-Sucht.
Auch methodisch hat die Suchtprävention in dieser Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung
durchgemacht. Die traditionellen Ansätze der allgemeinen Sensibilisierung und Abschreckung wurden neben den individuums- und zunehmend auch setting-orientierte Ansätze
populär. Einen massgeblichen Beitrag zu dieser Entwicklung hat die Gesundheitsförderung
geliefert, die Ende der 80er-Jahre in der Folge der Ottawa-Konferenz für Gesundheitsförderung auch in Europa an Popularität gewann. Obwohl sich fachlich gesehen kaum Unterschiede zwischen Prävention und Gesundheitsförderung identifizieren lassen, so hat sich
die Unterscheidung im Feld doch überraschend lange gehalten.
Die aktuellen Herausforderungen von Prävention und Gesundheitsförderung liegen in erster Linie darin, dem zunehmenden Bedarf nach Wirkungsnachweis gerecht zu werden.
„Evidenzbasierung“ ist das Zauberwort, und die Erfahrung zeigt, dass der Weg zu einer
durchgehend evidenzbasierten Prävention und Gesundheitsförderung noch weit ist und
dass es dafür auch gute Gründe gibt. In den letzten Jahren schliesslich hat das Bewusstsein an Bedeutung gewonnen, dass viele der Schutz- und Risikofaktoren, die für Prävention und Gesundheitsförderung relevant sind, in der frühen Kindheit gebildet werden. Das
rückt die Frühe Förderung in den Fokus der Prävention und stärkt die Tendenz zu einer
themenunspezifischen Prävention, die sich auf alte und neue Probleme der modernen Gesellschaft einstellen muss.
Prof. Dr. phil. Martin Hafen
Institut Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention der Hochschule Luzern
[email protected] / www.hslu.ch
(Sucht-)Prävention und
Gesundheitsförderung –
gestern, heute und morgen
Prof. Dr. Martin Hafen
Institut für Sozialmanagement,
Sozialpolitik und Prävention
[email protected]
Referat anlässlich der Erfahrungsaustausch- und Impulstagung ‚20 Jahre Fachstelle
Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung: Erkenntnisse und Visionen‘
Zürich, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Thematische Schwerpunkte
Ein historischer Rückblick auf die Suchtprävention
Zum Verhältnis von Drogen- und allgemeiner Suchtprävention
Die methodische Entwicklung der Suchtprävention
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung
Evidenzbasierung als Herausforderung
Zum Verhältnis von Suchtprävention und Früher Förderung
Zukünftige Herausforderungen für die Suchtprävention
2
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Suchtverhalten im Mittelalter
Lebensfreude, Vitalität, Gesundheit
3
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Sucht ab der Renaissance
Substanzinduzierte Räusche als unerwünschtes Phämomen
Protestantismus und Industrialisierung
4
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Suchtbehandlung und -prävention im 19. Jahrhundert
Sucht als medizinisches Problem …
… und als realpolitisches Mittel
5
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Die Haager Konvention von 1912
Die Basis der Drogenprohibition
… mit Auswirkungen bis heute
6
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Die Zeit der Alkoholprohibition
Rückgang des durchschnittlichen Alkoholkonsums
Gesundheitliche Nebenwirkungen durch Schwarzbrennung
Aufbau des organisierten Verbrechens
7
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Die 68er-Bewegung
Die Kombination von Drogenkonsum und Protest
8
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Abschreckung in der Drogenprävention
Ohne oder gar mit gegenteiliger Wirkung
Abschreckung kann wirken, wenn …
- sie sachlich begründet ist
- dezidiert vorgetragen wird
- einfache Schutzmöglichkeiten anbietet
9
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Sensibilisierung in der Suchtprävention
Zusammenführung der Prävention des Konsums
von illegalen und legalen Substanzen
Positive Nebenwirkungen von Kampagnen
Bewusstsein um multifaktorielle Zusammenhänge
10
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Inflation an Suchtthemen
Nichts, wonach man nicht süchtig werden könnte…
11
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Das Aufkommen der Gesundheitsförderung
Die Ottawa-Konferenz von 1986
Die Prominenz des Setting-Ansatzes
Was unterscheidet Prävention von Gesundheitsförderung?
12
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Die wachsende Bedeutung der Früherkennung
Systematisierung
des Austausches
Früherkennung im psychosozialen Kontext
Die drei Systematisierungsebenen
Früherkennung als Netzwerkansatz
Früherkennung als Organisationsentwicklung
Systematisierung
der Beobachtung
13
Systematisierung
der Frühbehandlung
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Diversifizierung der methodischen Zugänge
Zunehmende Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung
Die Betonung der Bedeutung interaktiver Zugänge
Die Wirksamkeit staatlicher Regulierungsmassnahmen
Verbote nur mit erwartbarer Kontrolle und Sanktion
14
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Aktuelle Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung I
Veränderung individueller Einstellungen
verspricht Wirkung
- Absicht, jemals zu rauchen
- wahrgenommene Prävalenz
- negatives Image des Rauchens
Veränderung sozialer Normen: kurzfristig
Reduktion von Gruppendruck: kurzfristig
Motivational Interviewing: erste Evidenzen
15
Foxcroft et al. 2011, Thomas et al. 2006/2007, Gates et al. 2009, Carson et al.Referat
2011, Sussmann
et al. 2012
Martin Hafen,
27.
März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Aktuelle Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung II
Förderung der Lebens-/Sozialkompetenzen
Entscheidungsfähigkeit, Selbstwirksamkeit
- Reduktion des Konsums von illegalen Suchtmitteln
- Rauschtrinken (nicht aber Alkoholkonsum im Allg.)
- negatives Image des Rauchens
wahrgen. Unterstützung durch Lehrpersonen
- Reduktion des Konsums von Alkohol
- späterer Konsumbeginn
- höhere Abstinenzraten
Einbezug der Familien
moderate, aber konsistente positive Wirkung
Elterliches Monitoring
wirkungsvoll, wenn auf Anteilnahme beruht
16
Moreira et al. 2010, Mc Carty et al. 2012, Faggiano et al. 2008, Tornay et al. 2013
Referat
Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Aktuelle Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung III
Quartiergestaltung und Nachbarschaftsarbeit
subjektives Zugehörigkeitsgefühl, Beziehungen
Förderung prosozialen Verhaltens
- Lob und Anerkennung für prosoziales Verhalten
- Schaffen von Möglichkeiten
Restriktive Alkoholgesetze
- Konsumrate sinkt
- Rauschtrinken steigt
Die Bedeutung der Multikomponenten-Programme
17
Hawkings et al. 2012, Bittlingmayer et al. 2009, Gilligan et al. 2012, Ernst/Kuntsche
2012
Referat
Martin
Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Der zunehmende Druck, Wirkung nachzuweisen
Die Komplexität der Verhältnisse
Die Geschlossenheit der Systeme
Unterschiedliche Wirkungsebenen
18
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Zunehmende Evidenzbasierung als Ziel
Evidenzbasierung ist nicht identisch mit Wirkungsnachweis
Vergleich mit evidenzbasierter Medizin ist nur beschränkt möglich
Nutzung von drei Wissensebenen für die Planung und
Implementierung von Präventionsmassnahmen
- Wissenschaft
- ExpertInnen
- Zielgruppen
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
19
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Der aktuelle Trend: Frühe Förderung
Gestaltung von kindgerechten Rahmenbedingungen
Umfassende Wirkungen v. a. bei sozial Benachteiligten
- Verbesserung der Sozialkompetenzen
- Bessere Schulleistung, Berufschancen, Einkommen
- weniger Krankheit, Suchtmittelmissbrauch, Kriminalität
und Sozialhilfeabhängigkeit
Social Return on Investment: 1:2,5 bis 1:16
Die Bedeutung früh gebildeter Strukturen
20
Hafen 2014
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Das zentrale Ziel: Förderung der Resilienz
resilere = abprallen, Resilienz = Widerstandsfähigkeit
Definition von Resilienz
Altersgerechte und gesunde Entwicklung trotz Belastung
21
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Zum Beispiel: die Selbstwirksamkeitserwartung
Begeisterung, Lust, Neugier
Herausforderung, positive Erwartung
Gelingen und Bewältigung von Misserfolg
Die Bedeutung der sozialen Resonanz
Die Verfestigung als Haltung durch
Wachstum und Verbundenheit
22
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Zum Beispiel: das Konsumverhalten
Einkaufsverhalten von Kindern im Alter von 2-6 Jahren
- 28,3% kaufen Tabakprodukte, 61,7% kaufen alkoholische Getränke
- 70,8% kaufen fast ausschliesslich ungesunde Nahrungsmittel,
10,8% kaufen mehrheitlich gesunde Nahrungsmittel
- Die Ergebnisse sind weitgehend identisch mit dem Konsumverhalten der Eltern
23
Dalton et al. 2005, Sutherland et al. 2008
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Zum Beispiel: das Bewegungsverhalten
z.B.: das Bewegungsverhalten
A- und B-Kinder im Alter von 5 Jahren
A-Kinder im Vorteil
- motorische Fähigkeiten durch viel mehr Bewegung
- besser entwickelte Sozialkompetenz durch Sozialkontakte
- mehr Selbstständigkeit durch Unabhängigkeit
Die Konsequenz: Prävention als Siedlungs- und Verkehrspolitik
24
Hüttenmoser (1995)
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Die Konsequenzen für die Suchtprävention?
Reflektieren des Verhältnisses zur Frühen Förderung
Massnahmen im Sinne der Nachhaltigkeit
Von themen-unspezifischer zur themenspezifischer Prävention
Veränderungen sind auch später möglich
25
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Zukünftige Herausforderungen für die Suchtprävention
Anpassungsfähigkeit gegenüber neuen Themen
Vermehrte Evidenzbasierung als Notwendigkeit
Wirkungsnachweise als Herausforderung
Fundierte Aus- oder Weiterbildung
Überwinden der eigenen disziplinären Grenzen
Ein gewisses Mass an Gelassenheit
Ich danke für die Aufmerksamkeit
26
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Literatur
• Carson, K. V.; Brinn, M. P.; Labiszewski, N.; Esterman, A. J.; Chang, A. B. & Smith, B. J. (2011). Community interventions for preventing smoking
in young people. . Cochrane Database. Syst Rev 2011, 17 (12); CD001291
• Dalton, M. A.; Bernhardt, A. M.; Gibson, J. J.; Sargent, J. D. M; Beach, M. L.; Adachi-Mejia, A. M.; Titus-Ernstoff, L. & Heatherton, Todd F. (2005).
Use of Cigarettes and Alcohol by Preschoolers While Role-playing as Adults. Arch Pediatr Adolesc Med. 2005; 159:854-859
• Ernst, Marie‐Louise; Kuntsche, Sandra (2012): Bericht zum Stand der familienbezogenen Suchtprävention: mit Empfehlungen für die Schweiz.
Unter Mitarbeit von Isabelle Brunner und Kibora Corine. Sucht Schweiz. Lausanne.
• Faggiano F., Vigna-Taglianti F., Versino E., Zambon A., Borraccino A. & Lemma P. (2008): School-based prevention for illicit drugs’ use. Cochrane Library,
Chichester: John Wiley & Sons, Ltd.
• Foxcroft D., Ireland D., Lowe G. & Breen R. (2011). Primary prevention for alcohol misuse in young people. Cochrane Database. Cochrane
Library, Chichester: John Wiley & Sons, Ltd.
• Gates S., McCambridge J., Smith L. A. & Foxcroft D. (2009): Interventions for prevention of drug use by young people delivered in non-school
settings. Cochrane Library, Chichester: John Wiley & Sons, Ltd.
• Gilligan, C.; Kuntsche, E. & Gmel, G. (2012). Adolescent Drinking Patterns Across Countires Associations with Alcohol Policies. Alcohol and Alcoholism,
17, 2012
• Hafen, M. (2005). Systemische Prävention. Grundlagen für eine Theorie präventiver Massnahmen. Dissertation. Heidelberg: Carl Auer
• Hafen, M. (2013a). Grundlagen der systemischen Prävention. Ein Theoriebuch für Lehre und Praxis. Zweite, vollständig überarbeitete Auflage.
Heidelberg: Carl Auer
• Hafen, M. (2013b). Früherkennung in der offenen Jugendarbeit zwischen Unterstützung und Kontrolle. In: Sozialarbeit in Österreich, 4/13: 39-44
• Hafen, M. (2014). ‚Better Together‘ - Prävention durch Frühe Förderung. Präventionstheoretische Verortung der Förderung von Kindern zwischen
0 und 4 Jahren. 2. erweiterte Fassung des Schlussberichts zuhanden des Bundesamtes für Gesundheit.. Luzern: Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
• Hawkins, J. D.; Oesterle, S.; Brown, E. C.; Monahan, K. C.; Abott, R. D.; Arthur, M. W. & Catalano, R. F. (2012). Sustained Decreases in Risk Exposure
and Youth Problem Behaviors After Installation oft he Communities That Care Prevention System in a Randomized Trial. Arch. Pediatr Adolesc Med,
166 (2), 141-148
• Hüttenmoser, M. (1995). Children and Their Living Surroundings: Empirical Investigations into the Significance of Living Surroundings for the
Everyday Life and Development of Children. Children’s Environments, 12(4): 403-413
27
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
(Sucht-)Prävention und Gesundheitsförderung – gestern, heute und morgen
Literatur
• Luhmann, N. (1984). Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
• Moreira M. T., Smith L. A. & Foxcroft D. (2010). Social norms interventions to reduce alcohol misuse in University or College students. Cochrane Library,
Chichester: John Wiley & Sons, Ltd.
• Shedler, J.; Block, J. (1990). Adolescent Drug Use and Psychological Health. A longitudinal Inquiry. In: American Psychologist, Vol. 45, No. 5: 612-630
• Sussmann, S.; Sun, P.; Rohrbach, L. A. & Spruijt-Metz, D. (2012). One-year outcome of a drug abuse prevention program for older teens and emerging
adults: Evaluating a motivational interviewing booster component. Health Psychology, 31 (4), 476 485
• Sutherland, Li. A; Beavers, D. P.; Kupper, L. L.;. Bernhardt, A. M; Heatherton, T. & Dalton, M. A. (2008).Like Parent, Like Child Child Food and
Beverage Choices During Role Playing. Arch Pediatr Adolesc Med. 2008;162(11):1063-1069
• Thomas, R. E.; Baker, Prävention. & Lorenzetti, D. (2007). Family-based programmes for preventing smoking by children and adolescents.
Cochrane Database Syst Rev 2007; 24 (1): CD004493
• Thomas, R. & Perrera, R. (2006). School-based programmes for preventing smoking. Cochrane Database Syst Rev 2006; 19 (3): CD001293.
• Tornay, Lionel; Michaud, Pierre‐André; Gmel, Gerhard; Wilson, Michael L.; Berchtold, André; Surís, Joan‐Carles (2013): Parental monitoring:
a way to decrease substance use among Swiss adolescents? European Journal of Pediatrics 172 (9), S. 1229–1234.
28
Referat Martin Hafen, 27. März 2015
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Abstract:
Gesellschaftliche Megatrends und Gegentrends und die Zukunft der Suchtprävention
Megatrends sind übergeordnete, langfristige und substanzielle Veränderungen von Strukturen, Prozessen, Werten und Einstellungen, die branchen- und länderübergreifend wirksam
sind. Ein Megatrend ist kein isoliertes Phänomen und kann nicht auf einzelne Bestandteile
reduziert werden. Megatrends sind das Resultat komplexer Interaktionen zwischen vielen
unterschiedlichen sozialen, kulturellen, ökonomischen und technologischen Systemen. Sie
erzeugen in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Wirkungen, ziehen die einen
Menschen an, breiten sich aus, (manchmal lawinenartig), stossen andere ab und provozieren Gegenreaktionen. Die Dynamik von Trend und Gegentrend entfaltet sich aus der
Wechselwirkung von gegensätzlichen Kräften, die zusammenprallen, sich verstärken, sich
verbinden oder auch wieder aufheben.
Für die Suchtprävention relevante Megatrends und Gegentrends sind: Individualisierung
vs. Kult des Sozialen, Hyper-Komplexität vs. Einfachheit, Ökonomisierung vs. Dekommerzialisierung, Flexibilisierung vs. Werteorientierung, Science vs. Romance, Digitalisierung vs.
Authentizität, Gesundheit vs. Masslosigkeit.
Gesellschaftliche Veränderungen und neue technologische Entwicklungen eröffnen neue
Perspektiven für die Suchtprävention. Besonders interessant sind die neuen gesellschaftlichen Kontrollmechanismen, die entstehen. Big Mother ersetzt Big Brother, Prognosen statt
Diagnosen, Selbstüberwachung statt Fremdbestimmung.
Karin Frick
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Langhaldenstrasse 21
8803 Rüschlikon
[email protected]
www.gdi.ch
Gesellschaftliche Megatrends
und Gegentrends und die
Zukunft der Prävention
Karin Frick
27. März 2015
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spekulativ
Trendforschung
Prädiktive Analytik
Zahlen
Geschichten
Naturwissenschaften
empirisch
Geisteswissenschaften
http://gdi.ch/de/Think-Tank/Studien/Geschichten-definieren-uns-nicht-Fakten
Möglichkeitsräume
erkunden
Die Treiber der Veränderung
• Die Bevölkerung wächst (global und in CH), schrumpft (D,I),
wird gebildeter, urbaner, weiblicher, älter, multi-kultureller,
vernetzter und umweltbewusster
• Die Technologie beschleunigt wirtschaftliche und
gesellschaftliche Prozesse; sie werden schneller, besser,
billiger, vernetzter und virtueller
• Wirtschaft: wachsender Kampf um Marktanteile; Preisdruck,
höherer Marketingaufwand, Ende der Massenmärkte,
Wachstum ohne Jobs
• Ökologie: Verknappung von Rohstoffen und Energie,
Klimawandel, Extremwetter, regionale Kreisläufe werden
wichtiger
• Politik: Machtwechsel, Zunahme Konflikte, USA und Europa
verlieren an Macht, China und Indien gewinnen Einfluss
Unsicherheiten nehmen zu
«Der Schwarze Schwan ist
der Sendebote einer neuen
Zeit, in der die alten
Wahrscheinlichkeiten nicht
mehr gelten.»
Nassim N. Taleb, 2007
Schnelle Technik – langsamer Mensch
Veränderung
Software
Hardware
Mensch
Zeit
Individualisierung
Kult des Sozialen
Komplexität
Einfachheit
Ökonomisierung
Dekommerzialisierung
Flexibilisierung
Wertorientierung
Science
Megatrends und
Gegentrends
Gesundheit
Globalisierung
Digitalisierung
Freiheit
Romance
Masslosigkeit
Regionalisierung
Authentizität
Sicherheit
•
http://www.pcg.org.uk/sites/default/files//media/documents/RESOURCES/Future_Worki
S
df
Aufstieg der Freelancer
(iPros = independent Professionals)
Kult des Sozialen: vom Do-it-Yourself
zum Do-it-Togehter
Hyper-Connectivity = Hyper-Complexity
Einfachheit
Weniger ist mehr
«Don't eat anything
with more than five
ingredients.»
Michael Pollan
Digital Detox
Zwischen Konsumslust und -last
Lust
Last
-
Zeit
Ökonomisierung
Leistungsgesellschaft 2.0
http://smarterer.com/home
+
Sharity, GDI-Studie Nr. 39
Dekommerzialisierung
Teilen und tauschen statt kaufen und besitzen
Werteorientierung
Die Zukunft des Erfolgs?
http://blog.stephenwolfram.com/2013/04/data-science-of-the-facebook-world/
Science
Soziophysik & Socio-Engineering
Selbstkontrolle und Selbstdisziplin
Sport setzt Trends im Besserwerden
«High performance isn’t,
ultimately, about running faster,
throwing harder, or leaping
farther. It’s about something
much simpler: getting better at
getting better.»
«Athletes don’t merely work
harder than they once did. They
also work smarter, using science
and technology to enhance the
way they train and perform.»
Mark McClusky
Romance: Bauchgefühl und die Macht der
Intuition
Sehnsucht nach dem Ursprung
Digitalisierung
«The new locus of
familiarity is not a
geographical locus at all.
It is a digital locus: the
cloud.»
(Venkatesh Rao)
http://www.magicleap.com/#/home
Virtuelles und reales Leben verschmelzen
http://www.weareknitters.com/de/die-knitters
Authentizität: Handarbeit und Selbermachen
Netflix’s Next Big Battle: In-Season Binge-Watching
Masslosigkeit
und Lust am Extremen
http://www.nielsen.com/content/dam/corporate/us/en/images/news-trends/2015-newswire/0204-health-andwellness-wire-post gif
Folgen für die
Suchtprävention
http://ginger.io/
Big Mother statt Big Brother
Besseres Wissen = bessere Entscheidungen?
sich verändern
Panik
Prognose
unterschätzen
ignorieren
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Ergebnisse World-Café:
Lessons learned – Lehren aus der Vergangenheit für die Zukunft der Prävention und Gesundheitsförderung
Prof. Dr. Martin Hafen
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Ergebnisse World-Café:
Gesellschaftliche Entwicklungen – Zukunft der
schulischen Gesundheitsförderung und Prävention
Cornelia Conrad (mit inhaltlichen Inputs von Karin Frick)
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Bildungsdirektion
Mittelschul- und Berufsbildungsamt
Prävention und Sicherheit
Ergebnisse World-Café:
Medien und Methoden der Zukunft für die Vermittlung suchtpräventiver Inhalte
Petra Buchta
Bildungsdirektion
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