Hausarbeit zum Seminar
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Hausarbeit zum Seminar
Meschede Fachhochschule Südwestfalen, Abteilung Meschede Lehren aus der Finanzkrise Wieso der US-Hypothekenmarkt weltweit die Bankenaufsicht machtlos aussehen lies Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Martin Ehret Studentische Teammitglieder: Daniel Krewing Florian Milke Max Ruhwedel Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Beitrag zum Postbank Finance Award Wieso der US-Hypothekenmarkt weltweit die Bankenaufsicht machtlos aussehen lies Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung………………………………………………………………………....................... S.3 2 Entstehung der Finanzkrise…..................………………………..…………………………… S.4 2.1Subprime-Krise……………………………………….....………...……………………….. S.4 2.1.1 Die Verbriefung von Hypothekenkrediten….....……………………………………… S.5 2.1.2 Ausbreitung der Subprime-Krise…….…………………………..……………………. S.6 2.2 Durchschlag auf die Realwirtschaft………….………………..….……………………….. S.7 2.2.1 Die faulen Kredite in den Bankbilanzen…..……………….………..…........................ S.7 2.2.2 Die Krise auf dem Aktienmarkt….……………..…………....…………....................... S.8 2.2.3 Der Einfluss auf das Konsumverhalten……..………………....……............................. S.10 3 . Einführung in das System von Notenbank und Bankenaufsicht (USA, D & EU)................... S.11 3.1 Das Notenbankensystem der USA….………………………………………....................... S.11 3.2 Die US-amerikanische Bankenaufsicht….………….………….…………………………. S.13 3.3 Das Notenbanksystem der Europäischen Union und Deutschlands……............................. S.14 3.4 Bankenaufsicht in Europa……….…..…………………………………………………….. S.16 3.5 Bankenaufsicht in Deutschland…….….…………..………………………………………. S.16 4 Versuche verschiedenster Regierungen die Krise einzudämmen……...………………........... S.18 5 Folgen für die Notenbank und Bankenaufsicht in den USA……….…………………………. S.29 5.1 Reform im Kreditderivatengeschäft…….……………..……………………....................... S.31 5.2 Financial Stability Plan ……................................................................................................ S.31 5.3 Derivatives Markets Transparency and Accountability Act...…………………………….. S.35 5.4 Blueprint for a Modernizes Financial Regulatory Strucutre………………………………. S.36 6 Folgen für Notenbanken und Bankenaufsichten in Deutschland und Europa……………….. S.42 6.1 Die Deutsche Bundesbank und die BaFin in der europäischen Bankenaufsicht…………. S.43 6.1.1Basel II…………………………………………………………………………………. S.43 6.1.2 CEBS im Lamfalussy-Verfahren……………………………………………………… S.45 6.1.3 Die Neufassung der MaRisk………………………………………………………….. S.45 7 Schlussfolgerung……………………………………………………………………………… S.47 Abkürzungsverzeichnis…………….…………………………………………………………… S.49 Literaturangaben….……………………………………………………………………………. S.50 Seite 2 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 1 Einleitung Möchte man sich mit der aktuellen Finanzkrise und deren Auswirkungen und Folgen für Notenbanken und Bankenaufsichten beschäftigen, so gibt es viele Fragen und Lösungsvorschläge auf die eingegangen werden kann. Im Folgenden wird als erstes erläutert, wie aus der Subprime-Krise 1 in den USA die weltweite Finanzkrise entstehen konnte und im weiteren Verlauf sollen die Auswirkungen und Folgen der Finanzmarktkrise für die Bankenaufsicht herausgearbeitet werden. Da eine Lehre aus der Krise gezogen werden soll wird auch versucht die schon vielen vorhandenen die Bankenaufsicht betreffenden Verbesserungsvorschläge zu analysieren und wenn dies schon möglich ist sie auch zu bewerten. Die Komplexität des gegenwärtigen Finanzsystems macht es aber scheinbar unmöglich das aktuelle Problem mit nur einem einzigen Instrument zu lösen. Bisherige Lösungsvorschläge sind z.B., dass nationale Aufsichten in internationalen Kooperationen gestärkt zusammenwirken, dass das Rating-Geschäft Teil der öffentlichen Aufsicht wird, oder dass die Rating Agenturen zumindest an der Transparenz und Qualität der Ratings arbeiten und dabei besser kontrolliert werden, und das die Dominanz der Finanzmärkte durch verschiedene Maßnahmen gebrochen wird. Solche Maßnahmen könnten sein, Finanztransaktionen zu besteuern um die Kurzfristorientierung und die Spekulationen zu reduzieren oder den Derivate-Markt besser zu kontrollieren. 2 Da die meisten europäischen Kreditinstitute das Basel II Verfahren erst seit Anfang 2008 anwenden haben sich die Anfänge der Finanzmarktkrise noch unter dem Regelwerk von Basel I entwickelt. Basel II hat also noch die Möglichkeit sich in der Praxis zu beweisen. 3 In Basel II sind einige Pflichten etabliert, welche bei früherer Anwendung eventuell schon Wirkung gezeigt hätten. So schreibt Basel II z.B. vor, dass Banken Ihre SPV in der Bankbilanz konsolidieren müssen und das neue Regelwerk wurde in Sachen Risikoorientierung stark weiterentwickelt. Auf Basel II wird im weiteren Verlauf aber noch genauer eingegangen. Versucht man Empfehlungen für die Zentralbanken herauszuarbeiten, so müssen die geldpolitischen Aufgaben der Zentralbanken von deren Aufgaben in der Bankenaufsicht abgegrenzt werden. In der Bearbeitung wird der Schwerpunkt auf der Bankenaufsicht liegen und die geldpolitischen Möglichkeiten und Folgen für die Zentralbanken spielen eine untergeordnete Rolle. 1 Als Subprime wird der Teil des US-Hypothekenmarktes bezeichnet, auf dem Kredite an Hauskäufer mit geringem Einkommen vergeben wurden. 2 Bischoff 2008, S.90 f 3 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.230 Seite 3 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Es sei nur kurz erwähnt, dass die unterschiedlichen geldpolitischen Sichtweisen der beiden Größten Zentralbanken auffallen. Die Europäische Zentralbank erhöht eher die Zinsen um dem Inflationsdruck entgegen zu wirken und nimmt damit kurzfristige Wachstumseinbußen bei langfristiger gesamtwirtschaftlicher Stabilität in Kauf. Die Federal Reserve hingegen gewichtet das Wachstum und die Finanzmarktstabilität stärker als die Preisstabilität und versucht durch deutliche Zinssenkungen eine Rezession zu vermeiden, was die Bildung neuer Vermögensblasen nach sich ziehen könnte. 4 Es bleibt aber noch die Frage bestehen, ob Notenbanken und Bankaufsichten zukünftig überhaupt durch verschiedene Maßnahmen solche Krisen verhindern, oder Ihnen entgegenwirken können, oder ob die Marktteilnehmer immer wieder Schlupflöcher finden um Vorschriften und Pflichten zu umgehen? 2 Entstehung der Finanzkrise Wie schon daran zu erkennen ist, dass die Krise Anfangs noch als Subprime-Krise bezeichnet wurde, liegt der Ursprung im platzen der Immobilienpreisblase in den USA. Aber seit das System der US-Hypothekenfinanzierung Ende 2006 in Probleme geriet gehören nicht nur USBanken zu den Opfern. Banken auf der ganzen Welt mussten Verluste einräumen, welche teilweise in die zweistellige Milliardenhöhe gingen. Die Banken haben sich durch die Hochglanzprospekte der Wall Street in welchen diese Ihre Mortgage Backed Securities und andere Finanzprodukte als lukrative Finanzinnovationen anpriesen, täuschen lassen. 5 Auf einige Bankenpleiten wird später noch genauer eingegangen. Bevor man sich mit der Entstehung und weltweiten Verbreitung der Finanzkrise beschäftigt sollte man sich zunächst kurz mit der Subprime-Krise beschäftigen. 2.1 Subprime-Krise Die Erwartung weltweit steigender Immobilienpreise und die niedrigen Zinssätze für Hypothekenkredite führten in den USA zu einer stark steigenden Zahl von Hauseigentümern, von welchen die meisten Subprime-Kreditnehmer, also Kreditnehmer mit schlechter Bonität, waren. Die niedrigen Zinssätze resultierten vor Allem aus dem starken Zufluss ausländischen Kapitals in die USA. Die Ansammlung von Kapital und das daraus resultierende Leistungsbilanzdefizit sorgten für einen starken Rückgang der Zinssätze bei Konsumenten- 4 5 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.227 Köhler 2008, S.123 Seite 4 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 und Immobilienkrediten. 6 Seit 1982 war die Leistungsbilanz der USA nur in einem Jahr, nämlich 1991 positiv. Es gibt verschiedene Ansätze das Leistungsbilanzdefizit zu erklären, auf welche hier nicht weiter eingegangen werden soll, aber es scheint so, als hätte die Konsumfreude der Amerikaner eine Sogwirkung auf Importwaren und es gelang der amerikanischen Wirtschaft nicht, die Exporte ebenso auszuweiten. 7 Möglicherweise hilft der aktuell sehr niedrige Dollarkurs, durch welchen die Exporte billiger und die Importe teurer werden, das Leistungsbilanzdefizit langsam abzubauen. Durch die Immobilienkrise in den USA haben die ausländischen Investoren Ihr Vertrauen in die durch Rating Agenturen als sicher eingeschätzten Finanzprodukte verloren und sind zurückhaltend bei der Bereitstellung Ihrer Ersparnisse. Entweder müssen die Amerikaner jetzt selbst weniger konsumieren und Anfangen zu sparen oder die US-Vermögensgegenstände werden durch eine weitere Abwertung des US-Dollar für die Ausländer billiger schrieb David Browers in der Financial Times im Februar 2008. 8 Neben dem Leistungsbilanzdefizit spielte aber auch die Senkung des Leitzinses der USNotenbank nach den Anschlägen des 11. September 2002 ein Rolle. Damals wurde der Leitzins auf einen historischen Tiefstand von 1% gesenkt. 9 Viele Anleger wechselten von Aktienanlagen zu Immobilien, was zu stetig steigenden Preisen von Wohnungen und Häusern führte. 10 Innerhalb von 10 Jahren stiegen die Hauspreise in den USA um 85% und der Anteil der Hauseigentümer nahm von 65% auf 69% zu. 11 Immer mehr Kapital floss in den Immobilienbereich, weil dort gute Gewinne lockten und die Hypothekendarlehen waren nur durch die Hoffnung auf immer weiter steigende Preise gesichert. 12 Aber was haben diese Hypothekendarlehen mit der aktuellen Finanzkrise zu tun? 2.1.1 Die Verbriefung von Hypothekenkrediten Bei der Verbriefung von Hypothekenkrediten handelt es sich um die Neustrukturierung von Krediten von regionalen Banken und Investmentbanken, welche in einem Pool neu gebündelt werden. Dann werden Wertpapiere ermittelt, deren Tilgungen und Zinszahlungen aus den 6 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.15 Köhler 2008, S.124 8 Financial Times Februar 2008 9 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.15 10 Shiller 2008, S.35 11 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.16) 12 Bischoff 2008, S.14 7 Seite 5 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Cash Flows des Pools stammen. Es werden also nicht handelbare Vermögenswerte in attraktive Anlageprodukte umgewandelt. Mit einer Verbriefung geht typischerweise auch die Gründung einer insolvenzsicheren Zweckgesellschaft, einer so genannten Special Purpose Vehicle (SPV) oder auch Conduit, einher. 13 SPV werden zu dem Zweck gegründet außerhalb der Bankbilanz Geschäfte zu tätigen. Die Zweckgesellschaft strukturiert die Anleihen und unterteilt die Vermögenswerte des oben beschriebenen Pools in so genannte Tranchen, welche sich durch Ihr Ausfallrisiko, Ihre Laufzeit und Ihrer Rendite unterscheiden. Um später auf die Folgen der Finanzkrise für Bankenaufsichten und Notenbanken eingehen zu können ist es wichtig sich diese Finanzprodukte, welche in dem Entstehen der Finanzkrise wohl eine der wichtigsten Rollen spielten, genauer zu betrachten. Die verbrieften Hypothekenkredite werden als Mortgage Baked Securities (MBS) bezeichnet und in einem weiteren Schritt werden aus Ihnen Collateralised Mortgage Obligations (CMO), also MBS-Fonds gebildet. Bei dieser komplexeren Art der Verbriefung werden verschiedene Anleihen mit unterschiedlichen Endfälligkeiten und Rendite- und Risikomerkmalen verbrieft um die vorzeitige Rückzahlung, die bei MBS möglich ist zu verhindern. Viele Conduits finanzierten den Ankauf langfristiger MBS durch kurzfristige Kredite, was Fristentransformation genannt wird. So machte es auch die SPV der IKB die im USBundesstaat angesiedelte Rhineland Funding, die der IKB Bank riesen Verluste bescherte. 14 2.1.2 Ausbreitung der Subprime-Krise Für die Einstufung und die Genehmigung der rechtlichen Struktur und der Kreditstruktur der MBS und CMOs sind Ratingagenturen verantwortlich. Um unabhängige Ergebnisse zu gewehrleisten prüfen in der Regel zwei der weltweit führenden Ratingagenturen (Moody’s, S&P, Fitch) die Finanzprodukte. 15 Die Verbrieften Hypothekenkredite spielen eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung der Subprime-Krise zur Finanzkrise. Durch die Verbriefung konnten die Kredite am Kapitalmarkt verkauft werden. Die guten Ratings in Kombination mit hohen Renditen waren wohl der entscheidende Grund, warum weltweit so viele Investoren so viel Kapital in Subprime-Titel investierten. 13 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.17 Köhler 2008, S.142 f 15 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.79 14 Seite 6 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Der Grund für die guten Ratings der Wertpapiere auf dem Subprime-MBS-Markt ist wahrscheinlich die Vermutung von weiter steigenden Immobilienpreisen und einer Unwahrscheinlichkeit des Ausfalls, weil dafür ein Großteil der zugrundeliegenden Kredite ausfallen müsse. Der Kolumnist der New York Times Tom Friedman sagte 1996 in einer „NewsHour with Jim Lehrer“: „es gibt zwei Supermächte auf der Welt… die Vereinigten Staaten und Moody’s Bond Rating Service…. Und glauben Sie mir, manchmal ist nicht klar, wer von beiden mächtiger ist.“ 16 Dadurch, dass viele Banken selbst in Subprime-Titel investiert haben, und somit nicht nur Investor, sondern auch Nachfrager von verbrieften Produkten waren mussten viele Banken, wie Anfangs erwähnt, Verluste in ungeahnter Höhe hinnehmen. Außerdem stellten einige der Banken, welche die Verbriefung durchführten, Sicherheiten für die Investoren und nahmen somit Subprime-Kredite in Ihre eigenen Bücher, welche beim Kreditausfall abgeschrieben werden mussten. Die Banken wurden also auch Opfer Ihrer eigenen falschen Erwartung 17 auf steigende Immobilienpreise. Im Januar 2009 ging der Internationale Währungsfonds von Abschreibungen auf US-Kredite und verbriefte Wertpapiere für das Bankensystem in Höhe von 2,2 Billionen US-Dollar aus. 18 2.2 Durchschlag auf die Realwirtschaft Es sind drei verschiedene Auswirkungen der Subprime-Krise auf die internationale Realwirtschaft zu beobachten. Zum einen ist die Realwirtschaft über die faulen Kredite in den Bilanzen der verschiedensten Kreditinstitute und zum anderen noch über den Aktienmarkt und den sinkenden Konsum betroffen. Nicht nur die Aktien von Kreditinstituten wurden während der Krise stark abgewertet, sondern der weltweite Aktienmarkt war betroffen. 2.2.1 Die faulen Kredite in den Bankbilanzen Wie schon beschrieben haben viele Investmentbanken für Ihre Investments hohe Kredite aufgenommen und teilweise langfristige Darlehen mit kurzfristigen Verbindlichkeiten finanziert. Als die Kunden Ihr Geld zurückforderten und die Vertrauenskrise unter den Banken begann kamen viele Banken in Zahlungsschwierigkeiten und vergaben keine weiteren Kredite an Unternehmen und Verbraucher für Investitions- und Konsumgüter. Das führt dazu, dass das Misstrauen wächst und die Kurse an der Börse fallen. Das Aktienvermögen schmilzt 16 http://www.pbs.org/newshour Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.11 18 Global Financial Stability Report Market Update 28.01.2009 17 Seite 7 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 genauso wie vorher das gefühlte Immobilienvermögen und die Verbraucher können Ihre Kredite nicht mehr bedienen und schränken den Konsum ein. 19 An diesem Teufelskreislauf ist zu sehen, wie sehr die Kredite in den Bankbilanzen mit der Krise am Aktienmarkt und der wegbrechenden Konsumnachfrage verknüpft sind. 2.2.2 Die Krise auf dem Aktienmarkt Der Einfluss der Krise auf die Realwirtschaft über den Aktienmarkt wird auch dadurch deutlich, dass Aktienindizes parallel zu den Preisverfällen der Immobilien und zu den schlechten, die Subprime-Krise betreffenden Nachrichten, fielen. Vergleicht man den Chart des S&P/Case-Shiller Home Price Index und den des S&P 500 Index wird diese Parallele besonders deutlich. Der von Karl Case und Robert Shiller entwickelte S&P/Case-Shiller Index gibt Veränderungen in Hauspreisen in den verschiedenen Regionen der USA wieder. Mitte 2006 begannen die Hauspreise in den USA zu fallen und spätestens seit dem Herbst 2007 stagniert die US Wirtschaft und vor allem der private Konsum hat wegen des Anstiegs der Energie und Nahrungsmittelpreise und der andauernden Hypothekenkrise stark eingebüßt. Abbildung 1: Case-Shiller Home Price Index für Washington (Januar 2000 = 100) 20 19 20 Handelsblatt vom 02.01.2009, S.22 Kalkulation des Autors, Datenquelle: www.homeprice.standardandpoors.com Seite 8 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Wie im Chart des S&P 500 zu sehen ist brachte auch das große Konjunkturpaket der Bush Regierung im zweiten Quartal 2008, trotz seiner Entlastung von 110 Mrd. Dollar durch Steuerchecks, nur kurzfristige Wirkung. 21 Abbildung 2: Veränderung des DAX und des S&P 500 Index (Kurse zum Monatsende eines jeden dritten Monats) 22 Die Realwirtschaft Deutschlands war nicht so unmittelbar betroffen wie die der USA. Zwar erreichte die Subprime-Krise Deutschland schon im Sommer 2007 und die Immobilienpreise sanken, doch blieb zunächst der Deutsche Aktienmarkt davon unberührt. Getrieben durch optimistische Wirtschaftsprognosen stieg der DAX auf über 8.000 Punkte. 23 Im Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums vom Juli 2007 hieß es noch, dass sich der konjunkturelle Aufschwung weiter fortsetzen wird und der Ifo Geschäftsklimaindex desselben Monats wies auf eine weiterhin gute Stimmung in der Wirtschaft hin. Mit Beginn der ersten Probleme im Bankensektor verschwand auch das Vertrauen der Banken untereinander. Angeschlagenen Finanzinstituten wie der IKB oder der SachsenLB wurden 21 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.36 Kalkulation des Autors, Datenquelle: www.deutsche-boerse.com 23 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.37 22 Seite 9 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 keine Refinanzierungsmittel für Ihre Verluste aus Hypothekenpapieren zur Verfügung gestellt. 24 Seit Januar 2008 befindet sich dann auch der Deutsche Aktienindex (DAX) in einer Bärenrally. 2.2.3 Der Einfluss auf das Konsumverhalten Da damit zu rechnen ist, dass 20 Prozent der Subprime-Kredite für deren Kreditnehmer mit einem Verlust der Immobile enden und diese mit Zahlungsschwierigkeiten zurückbleiben wird die Krise auch weiterhin einen starken Einfluss auf das Konsumverhalten und somit auf die Realwirtschaft haben. Der private Konsum in den USA ist zurückgegangen, was wiederum einen negativen Einfluss auf die weltweite Produktion hat. 25 In der heutigen globalisierten Welt ist es aber auch leicht nachzuvollziehen, dass die Krise nicht nur Einfluss auf das Land hat, indem Sie begann. Bert Rürup sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Ende November 2008, dass sich die Deutsche Volkswirtschaft in dem wohl schärfsten Abschwung der Geschichte der Bundesrepublik befindet und das diese Tatsache selbst der Sachverständigenrat, in welchem Bert Rürup Vorsitzender ist, in seinem Gutachten von Ende Oktober 2008 noch nicht so deutlich gesehen hat. Er nennt die Rezession, auf Grund der wegbrechenden Außenhandelsnachfrage klassisch keynesianisch. Über die Rezessionen in wichtigen Partnerländern wird Deutschland seiner Meinung nach mit hineingezogen. 26 Im November 2008 brach die deutsche Ausfuhr um 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein und der Überschuss der Handelsbilanz sank von 19,4 Milliarden Euro im November 2007 auf 9,7 Milliarden Euro im November 2008. 27 Aber nicht nur der Sachverständigenrat hatte nicht erkannt, dass aus der Finanzkrise die wohl schärfste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg werden würde. Blickt man auf Prognosen die Ende 2007 veröffentlicht wurden, so fällt auf, dass nur das IMK unter der Leitung des für seinen Pessimismus bekannten Gustav Horn mit seiner Wachstumsprognose von 1,5 Prozent richtig lag. Alle anderen Institute prognostizierten ein wesentlich zu hohes Wachstum. 28 Viele deutsche Industriezweige sind von der wegbrechenden Außenhandelsnachfrage betroffen, so befindet sich das deutsche Holzindustrieunternehmen Klausner aufgrund des 24 Köhler 2008, S.147 Bloss, Ernst, Häcker, Eil 2008, S.9 f 26 FAZ vom 26.11.2008, S.9 27 FAZ vom 08.01.2009, S.9 28 FAZ vom 29.12.2008, S.11 25 Seite 10 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Wegbrechens des Amerikanischen Holzmarktes in einer erheblichen Krise 29 und musste im November 2008 und im Januar 2009 Kurzarbeit in zweien Seiner Werke einführen. 30 Aber neben dem Holzmarkt sind noch viele weitere deutsche Wirtschaftszweige betroffen. Im Dezember 2008 lagen z.B. die Orders im Deutschen Maschinenbau nach Angaben des Branchenverbandes VDMA um 40 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. 3 Einführung in das System von Notenbank und Bankenaufsicht in den USA, Deutschland und der EU Da sich im weiteren Verlauf mit den Folgen der Finanzkrise für die Bankenaufsicht auseinandergesetzt wird, erfolgt im folgenden Verlauf eine kurze Einführung in die Systeme von Notenbanken und Bankaufsichten in den USA, Deutschland und Europas gegeben. Dies soll eine Hilfe dabei darstellen später tiefgründiger in das Thema einzusteigen. 3.1 Das Notenbanken-System der USA Die US Notenbank FED, das Zentralbank-System der USA trägt die offizielle Bezeichnung „Federal Reserve System“, kurz FED. Besonders an der „FED“ ist, dass Sie sich teils in privater und teils in staatlicher Hand befindet. Das Federal Reserve System zeigt folgende Aufbau-Organisation und Struktur auf: Zum System der FED gehören zwölf regionale „Federal Reserve“ Banken und zusätzlich zahlreiche private Mitgliedsbanken, welche die eigentlichen Eigner des Federal Reserve System sind. Der Staat spielt die Rolle desjenigen, der beim Federal Reserve System den Vorstand der FED vom jeweiligen Präsidenten berufen lässt, sofern der Senat seine Zustimmung gibt. Der Vorstand des Federal Reserve System, bestehend aus sieben Mitgliedern, die für jeweils 14 Jahre berufen werden, haben die offizielle Bezeichnung „Board of Governors of the Federal Reserve System“ mit Sitz in Washington D.C. Amtierend vorstehend tut Ihnen seit Februar 2006 der Wirtschaftsprofessor und ehemalige Bush-Berater Ben Bernanke. Die Mitglieder des „Board of Governors“ ernennen ihrerseits die Direktoren der zwölf Federal Reserve Banken (jeweils drei pro Bank), weitere sechs Direktoren pro Federal Reserve Bank werden von den Mitgliedsbanken selbst gewählt. 29 30 FAZ vom 28.05.2008, S.10 Pressemitteilungen der Klausner Group (www.klausner-group.com) Seite 11 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Die Federal Reserve Banken wickeln das operative Geschäft der der FED ab, analysieren und berichten über die regionale Wirtschaftsentwicklung und erläutern in Ihrem Distrikt den Kurs der Geldpolitik. Sie sind somit Bestandteil einer zentralen staatlichen zugeordneten Organisation. Desweiteren haben sie die Pflicht, die Federal Reserve mit Kapital zu versorgen. Eine Bank muss Mitglieder der FED werden sobald sie eine gesetzliche festgelegte Größe erreicht hat. Kleineren Banken steht es frei Mitglied der FED zu werden. Durch die Mitgliedschaft haben die Banken den Vorteil, am Gewinn beteiligt zu werden, allerdings tragen sie auch das Verlustrisiko mit. Eine der bedeutendsten Rollen für die FED spielt das „Federal Open Market Committee“ (FOMC). Dieser Institution obliegen jegliche Entscheidungen, die die Offenmarktpolitik betreffen, wie zum Beispiel den US Leitzins zu senken bzw. anzuheben sowie den Wechselkurs des US Dollars zu anderen Weltwährungen mitzubestimmen. Das FOMC setzt sich zu einem aus dem Board of Governors zusammen, die stimmenmäßig die Mehrheit haben und zum anderen aus den Vorsitzenden der regionalen Federal Reserve Banken. Die Aufgaben der FED sind die typischen Aufgaben einer Zentralbank: Das allgemeine Bankwesen regulieren und überwachen , den Diskontsatz regulieren und je nach Finanzlage anpassen, die Geldpolitik regulieren und beaufsichtigen, die störungsfreie Funktion des Zahlungssystem sichern, die Mindestgeldreserve sichern und bei Bedarf anpassen, sowie die täglich hergestellte bzw. vernichtete Geldmenge überwachen. Alleinig das FOMC entscheidet wie alle diese Aufgaben der FED zu erfüllen sind, wohin gehend das Board of Governors of the Federal Reserve System die Aufgaben hat die Bestimmungen umzusetzen. Die Unabhängigkeit der FED beruht einzig auf dem Verfahren, der Bestellung der Governors und der Präsidenten der Federal Reserve Banken, sowie der Tatsache dass die FED nicht auf finanzielle Zuweisungen aus dem Staatshaushalt angewiesen sind, sondern sich aus ihren Einnahmen finanzieren kann. So sind die die Aspekte der finanziellen Unabhängigkeit gewährleistet und Teilaspekte der personellen Unabhängigkeit. Problem der FED ist die politische Abhängigkeit. Die FED kann sich nie sicher sein, dass der Kongress nach seinen Vorstellungen ändert und der FED Handlungsmöglichkeiten entzieht. Seite 12 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 3.2 Die US-amerikanische Bankenaufsicht Die Bankenaufsicht der USA ruht auf vielen Säulen. Die Bankenaufsicht der USA ist auf viele Behörden mit sich teilweise überschneidenden Zuständigkeit verteilt. Bestandteile sind das US-Notenbanksystem Federal Reserve sowie das US Finanzministerium unterstellte „Office of the Comptroller of the Currency (OCC), das US-weit Banken beaufsichtigt sowie die US-Wertpapieraufsicht SEC (United States Securities and Exchange Commission) mit Schwerpunkt der Kontrolle von Investmentbanken genauso wie der Einlagensicherungsfond FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) und der Office of Thrift Supervision, die die US-Sparkassen kontrolliert. Diese diversen Bundesbehörden werden von einem sogenannten „Rat der Regulierer“ der FFIEC koordiniert. Nachteile dieser zersplitterten Bankenregulierung liegen klar auf der Hand: Bürokraten arbeiten doppelt, einzelne Ämter rangeln um Kompetenzen und die Gefahr ungleicher Standards wächst. Beispiel Sei der Streit um die weltweite Reform der Eigenkapitalregeln für Banken, Basel II. Trotz mit Entwicklung durch Vertreter der Federal Reserve verzögerte sich die Umsetzung in der USA aufgrund von Widerstand anderer Ämter – explizit sei die FDIC (USEinlagensicherungsfond) zu nennen. Die FDIC wollte auf bisherige Mindeststandards für das Kapitalpolster der Banken beibehalten, die Basel II ersetzen sollte. Die andauernde Konkurrenz der vielen Behörden und Instituten, die an der US-Bankenaufsicht beteilig sind, gehen auf das Prinzip der „Checks and Balances“ (Kontrolle und Gegengewichtung) zurück, welches das gesamte poltische System der USA wiederspiegelt. Zitat eines FED-Sprechers: „Das System der Bankenregulierung reflektiert eine verbreitete Skepsis in der US-Geschichte gegenüber einer zu starken Konzentration politischer Macht in wenigen Händen.“ 31 31 www.money.de & Handelsblatt vom 08.05.2008 Seite 13 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 3.3 Das Notenbankensystems der Europäischen Union und Deutschlands Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) besteht aus den rechtlich selbständigen nationalen Zentralbanken (NZBen) aller EU-Mitgliedstaaten (aktuell 27) und aus der rechtlich selbständigen Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB ist das Herzstück des Eurosystems. Sie ist dafür zuständig, dass alle Aufgaben des Eurosystems, wie zum Beispiel die Verantwortung für die Geldpolitik in der Währungsunion, erfüllt werden. Die nationalen Zentralbanken sind dabei der EZB untergeordnet. Das Eurosystem bzw. das ESZB haben keine eigene Rechtspersönlichkeit, werden daher von den Beschlussorganen der EZB geleitet. Zentrales Entscheidungsglied ist hierbei der EZB-Rat. Der EZB-Rat setzt sich aus dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten der EZB sowie den weiteren Mitgliedern des Direktoriums zusammen, einerseits und andererseits aus den Präsidenten der nationalen Zentralbank der Staaten, die an der Währungsunion teilnehmen. Der EZB-Rat garantiert vordergründig die notwendige Einheitlichkeit der Geldpolitik. Geldpolitische Beschlüsse wie zum Bespiel das erhöhen oder senken des Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität oder das erhöhen bzw. senken des Zinssatz für die Einlagenfazilität erfolgt in Zusammenarbeit, unter Ausnutzung sämtlicher Kenntnisse der nationalen Zentralbanken, mit den nationalen Zentralbanken. Der EZB-Rat erlässt Weisungen und Leitlinien betreffend der Geldpolitik, welche Ausführung dem Direktorium der EZB obliegt, die die notwendigen Weisungen weiter gibt an die nationalen Zentralbanken. 32 Das Eurosystem ruht auf vier Säulen, welche wie folgt lauten: „Institutionelle Unabhängigkeit“ sei als erste genannt. Sie besagt, dass die Freiheit der nationalen Zentralbanken sowie der EZB und ihrer Beschlussorgane von Weisungen dritter wie Regierungen oder Parlamenten unabhängig sind und nichtig behandelt werden soll. Desweiteren „Personelle Unabhängigkeit“ Die Amtszeit des Präsidenten und der übrigen Mitglieder des Direktoriums der EZB beträgt acht Jahre. Eine Wiederwahl oder Verlängerung er Amtszeit ist nicht möglich. 32 www.eu-info.de, www.bafin.de & dpa Bundesfinanzministerium vom 02.09.2008 Seite 14 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Die Amtszeit der Präsidenten der nationalen Zentralbanken sowie der Amtszeit der übrigen Beschlussorgane muss mindestens fünf Jahre betragen. Die Mitglieder des EZB-Direktoriums werden durch die Staats- und Regierungschefs der teilnehmenden Mitgliedsstaaten einvernehmlich ernannt. Die Ernennung des Präsidenten der nationalen Zentralbanken, zum Beispiel im deutschen Falle der Bundesbank, erfolgt durch den Bundespräsidenten der auf Vorschlag der Bundesregierung handelt. Die Vertragslaufzeit des Bundesamtpräsidenten beträgt acht Jahre. Eine Amtsenthebung ist nur möglich, wenn die Voraussetzungen für die Ausübung des Amtes nicht mehr erfüllt werden oder im Falle einer schweren Verfehlung. Weitere Säule ist die „Finanzielle Unabhängigkeit“ Zu diesem Thema heißt es von Seiten der Europäischen Gemeinschaft: „Die Zentralbanken sollen in der Lage sein, sich selbst mit den erforderlichen Mitteln auszustatten, um die ordnungsgemäße Erfüllung ihrer Aufgaben im Rahmen des Eurosystems sicherzustellen. Andernfalls könnte die Arbeitsfähigkeit des Eurosystems über entsprechend „knappe“ Mittelzuweisungen geschwächt und faktische Abhängigkeiten geschaffen werden.“ Die vierte Säule stellt die „Funktionelle Unabhängigkeit“ da. Darunter ist zu verstehen, dass das Eurosystem autonom über den Einsatz seines Handlungsrahmens entscheiden kann. Unter vollständiger Unabhängigkeit von dritten. Die Unabhängigkeit ist weniger ein Selbstzweck, als ein Mittel zur Erreichung eines Zieles, welches die Zentralbanken vorgeben. Das vorrangigste Ziel ist die Preisstabilität. Während die Geldpolitik ausschließlich dem Eurosystem zugewiesen wurde, liegen die wechselkurspolitischen Kompetenzen beim Rat der Wirtschafts- und Finanzminister der Europäischen Union, genannt Ecofin-Rat. Der Econfin-Rat tagt einmal im Monat und gilt als eines der mächtigsten Entscheidungsgremien der EU. 33 Der Rat befasst sich mit allen wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen der EU-Politik. Im Wesentlichen sind dies: • 33 EU-weite Koordinierung der Wirtschaftspolitik www.eu-info.de, www.bafin.de, dpa Bundesfinanzministerium vom 02.09.2008 & www.finanz-lexikon.de Seite 15 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 • Überwachung der Haushaltspolitik sowie der öffentlichen Finanzen der EUMitgliedstaaten • Wirtschaftsbeziehungen zu Drittländern • wirtschaftspolitische Überwachung, • der Euro • die internationalen Finanzmärkte und der internationale Kapitalverkehr Die Rechtliche Grundlage des Eurosystems ist ein völkerrechtlicher verbindlicher Vertrag zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten, der nur einstimmig geändert werden kann. Ein weiteres Verbot sperrt den politischen Zugriff auf die Europäische Zentralbank, der es laut Gesetz nicht erlaubt ist, einzelne Regierungen, öffentliche Unternehmen oder EUInstitutionen Kredite zur Finanzierung von Haushaltsdefiziten zur Verfügung zur stellen. 3.4 Bankenaufsicht in Europa Eine Bankenaufsicht auf europäischer Ebene gibt es in dem Sinn noch nicht, wird aber immer wieder gefordert. Es soll eine Aufsichtsbehörde errichtet werden, die die nationalen Behörden ablöst und einheitliche Richtlinien für das gesamte Eurogebiet auferlegt. Bisher ist die Aufsicht über die Banken-Branche weitestgehend national organisiert. Gespräche und Ideen über eine Gemeinschaftliche Bankenaufsicht endeten im Februar 2009 in einer EU-Expertengruppe, die nach fast einjähriger Arbeit zum Ergebnis kam, dass es eine einzige Aufsichtsbehörde „Superbehörde“ in absehbarer Zeit nicht geben wird. 3.5 Bankenaufsicht in Deutschland Ein verlässliches Bankensystem steht an vorderster Stelle als Voraussetzung für ein geordnetes, verlässliches und funktionierendes Bankensystem. Die Bankenaufsicht trägt dazu bei, dass dieses System stabil und effizient ist. Eine effiziente Bankenaufsicht ist gesamtwirtschaftlich gesehen unverzichtbar, da nur ein stabiles Finanzwesen als Vorrausetzung für ein funktionstüchtiges Bankwesen und so für eine Leistungsstarke Volkswirtschaft stehen kann. Seite 16 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Die Hauptziele der Bankenaufsicht lassen sich in § 6 KWG (Kreditwesengesetz) nachlesen und wie folgt zusammenfassen: Missstände im Kreditwesen entgegenzuwirken, die • die Sicherheit der Instituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, • die ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigen oder • erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft nach sich ziehen können. Das Grundsätzliche Hauptaugenmerk der Bankenaufsicht liegt in der Kontrolle der Institute ob über genügend Eigenkapital und Liquidität verfügt wird und ob angemessen Risikokontrollmechanismen installiert sind. Wie intensiv Banken beaufsichtigt werden hängt von der Art und Umfang der Geschäfte ab. Darüber hinaus gibt das KWG Banken Regeln vor, die sie bei der Gründung und bei den Geschäften zu beachten haben. Um Fehlentwicklungen, die den reibungslosen Ablauf des Bankenapparates gefährden, vorzubeugen. In Deutschland teilen sich die Aufgaben der Bankenaufsicht die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) und die Deutsche Bundesbank die Bankenaufsicht. Die Zusammenarbeit dieser beiden Institute ist in § 7 des KWG geregelt. Die Deutsche Bundesbank Prüft im Rahmen der laufenden Aufsicht, ob die Eigenkapitalausstattung und die Risikosteuerungsverfahren der Banken angemessen sind und fordert regelmäßig Berichte und Meldungen ein. Die BaFin hat im Benehmen mit der Deutschen Bundesbank eine Richtlinie zur Durchführung und Qualitätssicherung der laufenden Überwachungen der Kredit und Finanzdienstleistungsinstitute durch die Bundesbank erlassen, die sogenannte Aufsichtsrichtlinie. Folgende Punkte sind Bestandteil der Laufenden Aufsicht: • Überprüfung und Nachverfolgung ob jederzeit eine ausreichende Zahlungsfähigkeit gewährleistet wird (§ 11KWG). Seite 17 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 • Dass angemessene Eigenmittel vorzuweisen sind, in welcher Höhe richtet sich nach den Risiken, die die Bank eingeht. Die Ausfallrisiken müssen mit acht Prozent der risikogewichteten Aktive unterlegt werden (§10 KWG). • Auswertung der monatlichen Kurzbilanzen, so genannten Monatsausweise, aus denen die wichtigsten Veränderungen hervorgehen die sonst gemeldet werden müssten, wie Bilanzverluste oder Änderungen in der Geschäftsführung. Die BaFin verfügt bei ihrer Solvenzaufsicht über alle aufsichtsrechtlichen Entscheidungskompetenzen. Die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr reichen über schriftlichen Abmahnungen bis zu Bußgeldern und dem Entzug der Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften und dem Schließen der Geschäftsräume. 34 4 Versuche verschiedenster Regierungen die Krise einzudämmen Global greifen Regierungen, seit dem Beginn der Finanzkrise, in den von Bankern jahrelang als „selbstregulierend„ beschriebenen Finanzmarkt ein und versprechen Milliarden Garantien um die Wirtschaft und insbesondere den Bankensektor vor dem totalen Super Gau zu retten. In diesem Kapitel werde kurz einige Reaktionen der Regierungen der letzten Monate vorgestellt. Aufgrund der Vielzahl der die Finanzkrise betreffenden Ereignisse ist eine lückenlose Darstellung natürlich nicht möglich und es werden nur einige wenige ausgewählte wirtschaftspolitische Ereignisse aufgezeigt. Der US-Kongress billigte im Februar 2008 ein Konjunkturprogramm von 150 Mrd. Dollar. Inhalt des Konjunkturpaketes sind umfangreiche Steuerrückzahlungen von bis zu 600 Dollar für Millionen Bürger und finanzielle Anreize für Investitionen für die US-Unternehmen. Präsident Bush bezeichnete das Paket als „solide und weitgefächert“. Die US-Notenbank erhöht ihr Volumen der Term Auction Facility (TAF) im März 2008 auf 100 Mrd. Dollar. Damit soll den Geschäftsbanken ein höheres Volumen an Liquidität angeboten werden. Zudem wurde der Diskontsatz von 3,5 auf 3,25 Prozent gesenkt. Dieser Diskontsatz gilt für kurzfristige Kredite der Banken, jedoch viel wichtiger ist die „FED Funds 34 www.eu-info.de, www.bafin.de, dpa Bundesfinanzministerium vom 02.09.2008 & www.finanz-lexikon.de Seite 18 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Rate“, die nach wiederholten Zinssenkungen bei 3% liegt. Sie ist vergleichbar mit dem europäischen Leitzins. 35 Auch auf dem europäischen Geldmarkt bleibt die Lage angespannt. Die Verunsicherung der Geschäftsbanken ist allgegenwärtig, was sich auch beim wöchentlich stattfindenden Refinanzierungsgeschäft der EZB im März 2008 zeigte. Rein rechnerisch habe der Markt lediglich 166 Mrd. Euro benötigt, doch bei der Auktion gaben die Banken Gebote für 302,5 Mrd. Euro ab. Die EZB teilte 216 Mrd. Euro, also 50 Mrd. Euro zusätzlich für die Woche, zu. Der Durchschnittszins für EZB-Mittel (Leitzins) stieg auf 4,28 %. Zu einem Jahreszins von 2,615 Prozent versteigerte die EZB zusammen mit der Schweizer Nationalbank (SNB) 15 Mrd. Dollar (es lagen Gebote über 31,2 Mrd. Dollar vor). Seit Ausbruch der Krise ist dies das fünfte Mal das die EZB zusätzliche Dollar versteigert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden aber nur jedesmal 10 Mrd. versteigert. 36 Nachdem die Europäische Zentralbank bereits im März 2008 100 Mrd. Euro dem Geldmarkt zur Verfügung stellte, schoss sie weitere 100 Mrd. im Juli 2008 nach. Die EZB verlängerte zwei Kredite mit dreimonatiger Laufzeit über jeweils 50 Mrd. Euro. Damit gehen nochmals 100 Mrd. in den Geldmarkt. Emergency Economic Stabilization Act ist das Hauptgesprächsthema in den September Tagen. Er stellt eine Art Notgesetzt zur Wirtschaftsstabilität dar, der durch die BushRegierung ins Leben gerufen wurde. Allerdings nach einer Modifizierung, da der Gesetzesentwurf im Repräsentantenhaus zuerst nicht die erforderliche Mehrheit erhielt (dadurch brachen weltweit die Börsen ein). Nach wenigen Änderungen stimmten 263 Abgeordnete dem Gesetz zu (218 Stimmen waren erforderlich) – 171 Abgeordnete lehnte das Gesetz dennoch ab! Das Gesetz sieht vor, dass das US-Finanzministerium in einer eigens geschaffenen Behörde (Office of Financial Stability) die schädlichen Vermögenswerte (Toxic Assets) ankaufen kann, sofern der Verkäufer ein Finanzinstitut ist. Für den Ankauf steht der Behörde 250 Mrd. Dollar zur Verfügung. Weitere 100 Mrd. Dollar können nach Genehmigung des Weißen Hauses bereitgestellt werden, ebenso nochmals 350 Mrd. Dollar können auch für den Ankauf verwendet werden, da das Repräsentantenhaus dies in einer neuerlichen Abstimmung genehmigt hat. Das Gesetz trat am 03.10.2008 in Kraft. 35 36 http://www.federalreserve.gov http://www.ecb.eu Seite 19 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Alle 185 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF) stellten sich am 12.10.2008 hinter den Aktionsplan der sieben führenden Industriestaaten (G7). Die G-7 versprachen, große Banken zu schützen und ihren Bankrott zu verhindern. Die Kreditmärkte sollen wieder belebt werden. Außerdem wollen die Regierungen die Bemühungen der Banken unterstützen, aus öffentlichen und privaten Quellen frisches Kapital zu bekommen. Die Sicherungen für Spareinlagen sollen gestärkt und der zusammenbrechende Hypothekenmarkt gestützt werden. Mitte Oktober 2008 reagierte die Bundesregierung erstmals massiv auf die Finanzkrise. Innerhalb von nur einer Woche wurde ein 500 Mrd. Euro Rettungspaket entworfen und über die parlamentarischen Hürden gehievt und zudem das Finanzmarktstabilisierungsprogramm ins Leben gerufen. Inhaltlich setzt sich der Rettungsschirm mit bis zu 400 Mrd. Euro Garantien für Geschäfte von Bank zu Bank zusammen. Der Staat springt allerdings erst ein, wenn ein Kredit nicht bedient werden kann. Dafür stellt der Bund vorsorglich 20 Mrd. Euro zu Verfügung. Außerdem soll ein Sonderfonds Banken Eigenkapital von bis zu 80 Mrd. Euro bereitstellen indem notfalls faule Kredite aufgekauft werden können. 37 Fast zeitgleich mit dem 500 Mrd. Euro Rettungspaket der Bundesregierung, hat sich in den USA die Bankenlandschaft gravierend verändert. Mit 250 Mrd. Dollar steigt die USRegierung in die Bankenbranche ein. Ziel dieser Aktion ist die Finanzindustrie wiederzubeleben. Die Regierung kauft Anteile an Finanzinstituten um durch diese kurzfristige Maßnahme die Märkte zu stabilisieren. Der damalige Präsident Bush betonte allerdings, dass die Rolle der Regierung begrenzt und vorübergehend sein werde und keine allgemeine Verstaatlichung der Banken erfolgen soll. Finanziert werden soll der Einstieg durch Gelder aus dem 700 Mrd. Dollar Rettungsplan für den Finanzsektor. Beinah nebensächlich wurde das auch schon in Kapitel 2.1 erwähnte Außenhandelsdefizit der USA behandelt, welches Oktober 2008 auf den höchsten Stand aller Zeiten gestiegen war. Das Defizit erreichte knapp 454,8 Milliarden Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch 2007. Im neuen Haushaltsjahr rechnen Experten mit einem Defizit von mehr als 700 Mrd. Dollar. Am 15.11.2008 keimte Hoffnung auf. In einem historischen einmaligen Kraftakt haben die wichtigsten Industrie- und Schwellländer (G20) eine neu globale Finanzstruktur beschlossen. 37 www.spiegelonline.de Seite 20 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Die Eckpfeiler sollen bis zum nächsten Gipfel im April 2009 stehen. Ziel dieser Ausarbeitung und des Gipfels sei es, das eine derartige Krise sich auf keinen Fall wiederholen dürfe. 50 Punkte soll der Aktionsplan umfassen, der zum Teil auch Punkte enthält, die vom Finanzminister Steinbrück schon im Vorfeld des Gipfels angesprochen worden sind. Trotz des G20 Gipfels bleiben neue Hiobsbotschaften nicht aus. Da die US-Wirtshaft im dritten Quartal 2008 stark geschrumpft ist, versucht die US-Notenbank mit einem Hilfspaket von 800 Milliarden Euro dem entgegenzugehen und den Kreditmarkt wieder in Gang zu bringen. Die Maßnahmen sollen die Kosten der Kreditvergabe reduzieren, die Verfügbarkeit von Hausbaudarlehn sicherstellen und damit den Häusermarkt stützen. Das geplante Ankaufsvolumen bezifferte die FED auf rund 600 Mrd. Dollar. Das Program Term AssetBacked Securities Loan Facility (TALF) machte dann die weiteren 200 Milliarden Dollar aus. Damit will die Notenbank Wertpapiere ankaufen, die mit Verbraucher- und Unternehmenskrediten besichert sind. 38 Im Dezember 2008 stand der Leitzins im Mittelpunkt und zuerst senkte die EZB den Leitzins im Euroraum so stark wie noch nie zuvor in ihrer zehnjährigen Geschichte. Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld ist um 0,75 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent reduziert worden. Wenige Tage später folgte die FED mit einer Leitzinssenkung, die aber die Maßnahme der EZB noch in den Schatten stellen sollte. Seit 2007 senkte die FED ihren Leitzins von 5,25 Prozent auf bisher 1,0 Prozent. Doch am 16.12.2008 überraschste die FED mit ihrer Maßnahme den Zins auf 0 – 0,25 Prozent zu senken. Trotz der historischen Zinssenkung der FED kommt die Wirtschaft in den USA nicht zur Ruhe. Die US-Autoindustrie leidet erheblich an dem Misstrauen der Banken. Um den notleidenden Industrien eine Atempause zu verschaffen, hilft die US-Regierung den Autobauern mit 17,4 Milliarden Euro bis Ende März 2008. Bis dahin müssen die Unternehmen mit harten Sanierungsschritten ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Hauptempfänger des Geldes sind GM und Chrysler. Anfang 2009 senkte die Bank von England den Leitzins um 0,5 Punkte auf 1,5 Prozent. Das ist der tiefste Stand ihrer 315-jährigen Geschichte. Wie aus diesem Kapitel ersichtlich, versuchen Regierungen und Notenbanken überall auf der Welt der Finanzkrise entgegenzuwirken indem sie Gelder zur Verfügung stellen und die 38 www.spiegelonline.de Seite 21 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Zinsen senken. All das sind allerdings nur Reaktionen auf die Finanzkrise, welche auch auf langfristiger Sicht nicht durchzuhalten sind. Zur Vorbeugung neuer Krisen tragen diese Reaktionen nicht bei. Schon jetzt ist als Folge der Krise erkennbar, dass Staatsverschuldungen und Haushaltsdefizite fast allen Ländern der Welt wachsen. Die Aufwertung der Leitzinsen und der Abbau der Schulden werden noch Jahrzehnte nachwirken und andauern. 39 Welche Konsequenzen ziehen die Regierungen noch aus der Finanzkrise? Die Weltbank geht davon aus, dass der Welthandel 2009 so stark zurückgeht wie seit 80 Jahren nicht mehr. Daraus muss zu schlussfolgern sein, dass nicht nur Zinsen gesenkt werden und Liquidität bereit gestellt wird, sondern auch Sanktionen drohen, Gesetzesänderungen beschlossen und umgesetzt werden, neue Aufsichtssysteme installiert werden, vielleicht sogar strafrechtliche Konsequenzen drohen, alte Systeme neu geordnet werden und früher unglaubliches, heute selbstverständlich umgesetzt wird. In England zum Beispiel beschloss die Regierung am 24.11.2008 die Mehrwertsteuer von 17,5% auf 15% zu senken, um kurzfristig den Konsum anzuheizen. Dieser Schritt der ermäßigten Mehrwertsteuer soll 13 Monate gelten und zählt zu einem Konjunkturprogramm der Regierung, welches mit einem Umfang von 20 Milliarden Pfund (ca. 23 Milliarden Euro) zu Buche schlägt. Alleine der Entschluss, die Mehrwertsteuer zu senken, wird dem Englischen Staat 12 Milliarden Pfund (ca. 14 Milliarden Euro) Kosten bzw. Mindereinnahmen bescheren. Ein anderes Beispiel, welches die Wucht der Finanzkrise wiederspiegelt, ist die aktuelle Situation in Griechenland. Griechenland droht die Schuldenfalle. Ohnehin hatte Griechenland aufgrund mangelnder internationaler Wettbewerbsfähigkeit das höchste Leistungsbilanzdefizit in der Euro-Zone. Doch nun kommt erschwerend noch Misstrauen von Seiten der Finanzmärkte hinzu, da die griechischen Staatsanleihen aktuell nur noch mit „A“ , vorher „AAA“ der Internationalen Rating Agentur Standard & Poors geratet werden. Dies bedeutet für Griechenland das niedrigste Ranking aller Euro-Länder. Zur Folge hat dieses schlechte Rating, dass 39 www.spiegelonline.de Seite 22 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Griechenlands Staatsanleihen zum Beispiel 325 Basispunkte mehr an Rendite versprechen als die deutschen vergleichbaren Staatsanleihen. So verteuert sich der Schuldendienst, was die Staatsverschuldung schneller wachsen lässt – Teufelskreislauf – die aktuelle Staatsverschuldung wird auf 96,5% des BIP Klettern. Selbst im einstigen Wirtschaftswunderland China hat sich der Wind gedreht. Die chinesische Regierung geht zwar von einem weiteren Wachstum der Wirtschaft aus, doch wird dieses Wachstum nicht ausreichen um genügend Arbeitsplätze zu schaffen. Tausende Fabriken der Exportindustrie haben geschlossen und schon jetzt sind 20 Millionen Wanderarbeiter ohne Job. In den ärmsten Gebieten droht eine Lebensmittelknappheit und die Regierung befürchtet Unruhen und Proteste. 40 Das bis Dato extremste Beispiel aber ist wohl das, des kleinen Inselstaates Island. Knapp einen Staatsbankrot entkommen, zerbrach am 26.01.2009 die Regierung. Island konnte in letzter Sekunde einen Bankenbankrott abwenden unter Zuhilfenahme eines 3,7 Milliarden Euro Kredites des Internationalen Währungsfonds und eines zusätzlichen 4,7 Milliarden Euro Kredites der Niederlande, Deutschland und England. Die drei Großbanken Island waren nach einer massiven Expansionsphase in Europa in akute Zahlungsschwierigkeiten geraten und mussten verstaatlich werden. Nach dem Beinahe-Zusammenbruch des isländischen Finanzsystems hat die Regierung drastische Ausgabenkürzungen durchgeführt, welcher für die Bevölkerung immer deutlicher spürbarer wird und sich in Arbeitslosigkeit und Inflation niederschlägt. All dies kann natürlich nicht ohne Konsequenzen von Seiten der Regierung betroffener und indirekt betroffener Länder erfolgen. Eine Gruppe von Finanzexperten der EU hat zum Beispiel detailierte Empfehlungen vorgelegt, um die Überwachung der Finanzmärkte und Finanzinstitute zu verstärken. Zu den Empfehlungen gehören die Entwicklung gemeinsamer Vorschriften für Investmentfonds in allen 27 EU-Ländern, die Begrenzung von Bonuszahlungen an Bankmanager und die Einrichtung eines Krisenmanagementsystems für die Finanzwirtschaft der EU, sowie mehr Transparenz für die Aufsichtsorgane und die Marktteilnehmer. In Deutschland debattieren und planen Politiker und Banker schon länger, welche Konsequenzen aus der Finanzkrise gezogen werden sollten. 40 Handelsblatt vom 26.01.2009 Seite 23 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Immer wieder zu hörende Punkte sind das Beschneiden von Managergehältern sowie das Erschaffen eines sogenannten „Finanz TÜV“ für Finanzprodukte und das gesetzliche Vorschreiben von höheren Eigenkapitalreserven von Banken. Einig ist man sich auch über das lange „laxe“ Umgehen mit den internationalen Finanzströmen, die am liebsten dahin fließen wo sie am wenigsten reguliert werden. Deswegen wird vielerorts keine Vermehrung der Regulierung gefordert, sondern eine international koordinierte Regulierung. 41 Darüber hinaus ziehen die Großbanken folgende Konsequenzen aus der Finanzkrise: Sie wollen mit einem eigenem Gremium zur Marktbeobachtung und einem Verhaltenskodex früher als bisher auf künftige Turbulenzen reagieren. Wie Deutsche Bank Chef und Präsident des Internationalen Bankenverbandes (IIF) Josef Ackermann sagte:“Ziel der Gruppe zur Marktüberwachung sei es, neue heraufziehende Schwachstellen in den Märkten und im Finanzsystem besser und früher zu erkennen.“ Der Verhaltenskodex für die Finanzindustrie sieht vor das in der Branche ein besseres Risikomanagement zu erreichen seien sollte und mehr Transparenz bei komplizierten Produkten, genauso wie eine Managerbezahlung, die nicht zu exzessiver Risikobereitschaft führe. Einer der ersten Schritte der Regierung war das Schaffen der SoFFin (Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung). Geschaffen wurde der Fonds am 17. Oktober 2008 durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Nach Verabschiedung durch den Deutschen Bundestag und den Deutschen Bundesrat hat der Bundespräsident an diesem Tag das Gesetz unterschrieben. Die Rechtsverordnung zum Gesetz wurde vom Bundeskabinett am 20. Oktober 2008 erlassen. Der Fonds soll das Finanzsystem in Deutschland stabilisieren. Er soll helfen, die gegenwärtigen Liquiditätsengpässe zu überwinden und die Eigenkapitalbasis von Finanzunternehmen zu stärken. Es gilt, auf diese Weise die Vertrauenskrise im Finanzsystem zu überwinden. Der Fonds wird von der Finanzmarktstabilisierungsanstalt verwaltet und die Anstalt wird von einem Rat, welcher aus drei Mitgliedern besteht, die vom Bundesministerium der Finanzen im Benehmen mit der Bundesbank ernannt wurden, geleitet. Der Fonds kann Garantien bis zur Höhe von 400 Milliarden Euro gewähren. Im Falle der Inanspruchnahme aus Garantien hat das Bundesministerium der Finanzen (BMF) die Möglichkeit, Kredite in Höhe von bis zu 20 Milliarden Euro aufzunehmen. 41 PM der Europäische Kommission 26.02.2009, Spiegel vom 28.01.2009 Seite 24 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Für die Gewährung von Garantien erhebt der Fonds einen individuellen Prozentsatz des garantierten Höchstbetrages, der das Ausfallrisiko abbildet, plus einer Marge. Es gehe nicht darum "Banken oder Managern etwas Gutes zu tun", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. So sollen die Banken nur gegen Gebühren in den Genuss von Bürgschaften kommen. Das Bundesministerium der Finanzen kann zur Finanzierung von Rekapitalisierungen und Risikoübernahmen Kredite bis zur Höhe von 70 Milliarden Euro aufnehmen. Die Summe kann aber mit Einwilligung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages im Rahmen um bis zu 10 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Ziel der Rekapitalisierung ist eine angemessene Eigenmittelausstattung des betroffenen Finanzunternehmens. Diese kann durch neu ausgegebene Aktien, stille Beteiligungen oder durch die Übernahme sonstiger Bestandteile der Eigenmittel erreicht werden. Für seine Kapitaleinlagen erhält der Fonds eine marktgerechte Vergütung, gemessen am aktuellen Marktsegment. 42 Insgesamt hat das Paket damit ein Gesamtvolumen von 500 Milliarden Euro - das sind 20 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung eines Jahres. Wenn der Bund für den Fonds Kredite aufnimmt, steigen die Nettokreditaufnahme sowie der Schuldenstand des Bundes. Da der Fonds Beteiligungen an Finanzunternehmen erwerben kann und seine Garantien nicht umsonst verteilt, dürften die Belastungen der öffentlichen Haushalte begrenzt bleiben. Die Kosten der Verwaltung des Fonds, trägt der Bund alleinig. 42 PM der Europäische Kommission vom 26.02.2009 Seite 25 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Abbildung 3: Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) Die internationale Finanzkrise hat, wie in allen anderen Ländern, auch in Deutschland zu einer Vertrauenskrise im Finanzsektor geführt. Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung ist eine gute „Boden-Betonierung“, um das deutsche Finanzsystem zu stabilisieren und der Vertrauenskrise entschlossen entgegen zu treten. Es ist eine sogenannte „befristete Hilfe zur Selbsthilfe“ für die Banken, damit sie wieder zu ihrer normalen Geschäftstätigkeit – einschließlich Kreditvergabe an Bürger und Unternehmen – zurückkehren. Nichtsdestotrotz hat sich das deutsche Finanzsystem aufgrund der hohen Diversifikation bei der Refinanzierung und einem hohen Anteil an Kundeneinlagen vergleichsweise robust gezeigt. Als vorteilhaft hat sich auch die Langfristorientierung im deutschen Finanzsystem und die große Sparneigung der Deutschen erwiesen. Leben andere Nationen wie zum Beispiel die Amerikaner eher auf „pump“, wo die Verschuldung der Privathaushalt seit Jahre konstant steigt, haben die Deutschen eher eine gesunde Sparneigung und schaffen in der Regel 11 Prozent ihres Einkommens auf die Bank. Dem entspricht, dass wenige Deutsche in Kreditfallen sitzen oder vor der Verarmung stehen. Erste konkrete Bewährungsprobe der SoFFin ist die Hypo Real Estate. Derzeit plant die Bundesregierung den Einstieg beim angeschlagenen Finanzkonzern. Finanzexperten warnen, dass ein Kollaps des Instituts das internationale Finanzsystem ähnlich schwer erschüttern könnte wie die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. Wenn man in die nahe Vergangenheit schaut sieht man, dass sich in den Jahren 2004 bis 2006 der Aktienkurs verdoppelte und aufgrund der Geschäftserwartungen auf mehr als 54 Euro stieg. Infolge der internationalen Finanzkrise ab 2007 fiel der Kurs Anfang 2007 bis unter 14 Seite 26 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Euro. Die Bilanzsumme erhöhte sich trotz der Krise von 160 Milliarden Euro 2006 auf 400 Milliarden 2007. Am 28. September 2008 wurde allgemein bekannt, dass der Hypo Real Estate wegen eines Liquiditätsengpasses die Insolvenz drohe. Durch Refinanzierungsschwierigkeiten am Interbankenmarkt der Tochter Depfa, haben schon über längere Zeit Gespräche mit Banken und Regierungsvertretern stattgefunden. Am 09. März 2009 fiel der Aktienkurs bis auf den historischen Tiefstand von 0,64 Euro. Laut Bericht der Hannoverschen Allgemeine Zeitung vom 20. Februar 2009 soll die HRE außerhalb der eigentlichen Bilanz weitere 600 Milliarden Euro in „sogenannte außerbilanzielle Geschäfte“ investiert haben. Die dafür aufgenommen Kredite müssten derzeit ständig refinanziert werden. 43 Am 29. September 2008 einigten sich Josef Ackermann von der Deutschen Bank, Jochen Sanio von der Bankenaufsicht, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, Martin Blessing von der Commerzbank und Klaus-Peter Müller vom Bankenverband darauf, der Hypo Real Estate eine Ausfallbürgschaft zur Verfügung zu stellen. Das Finanzministerium teilte im Anschluss an den Krisengipfel mit, dass die HRE nicht vom Markt verschwinden dürfte, jedoch ihre Töchter an eine Zweckgesellschaft abgeben müssten um eine Stabilisierung zu gewährleisten. Ursprünglich hieß es, für Ausfälle bis 14 Milliarden Euro werde die Bundesrepublik Deutschland zu 40 Prozent und der Bankenverband zu 60 Prozent bürgen, für weitere 21 Milliarden Euro bürge der deutsche Staat alleine. Die Staatsbürgschaft werde bei Bedarf über eine von der Bundesbank aufgelegte Zweckgesellschaft, ein sogenanntes Special Purpose Vehicle, bereitgestellt. Dafür sollte die Hypo Real Estate im Gegenzug entsprechende Vermögenswerte an den Bund abtreten. Nach Verabschiedung des Rettungsplanes wurde bekannt, dass die Hypo Real Estate einen erheblich größeren Finanzierungsbedarf habe, als bei den Verhandlungen bekannt war. Die Deutsche Bank und Commerzbank zogen daher am 4. Oktober 2008 ihre Kreditzusagen zurück. Ein erneutes Zusammentreffen zwischen Bundesregierung und der deutschen Finanzindustrie Mitte Oktober 2008 führte zu einem um 15 Milliarden Euro größeren Rettungspaket für den angeschlagenen Konzern. Nach Ansicht von Bundesbankpräsident Axel Weber sei diese 43 PM der SPD vom 13.10.2008, Mitteilung des Presse Club Deutschlands vom 06.08.2005 Seite 27 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Maßnahme erforderlich gewesen, um einen Zusammenbruch des Interbankensystems, also den Geschäftsverkehr der Banken untereinander zu verhindern. 44 Am 29. Oktober 2008 erklärte die HRE in einer Pressemitteilung, dass die Verträge über das am 6. Oktober mit einem deutschen Finanzkonsortium, der Deutschen Bundesbank und dem Bundesfinanzministerium ausgehandelten ersten Rettungspakets über 50 Mrd. Euro verhandelt und bis Mitte November 2008 bereitstehen würden. Um in der Zwischenzeit den kurzfristigen Liquiditätsbedarf der HRE zu sichern, habe man am 28. Oktober beim Finanzmarktstabilisierungsfonds einen Antrag auf Garantiestellung für eine Liquiditätsbereitstellung durch die Deutsche Bundesbank in Höhe von 15 Mrd. Euro gestellt. Darüber hinaus habe man einen Antrag auf umfassende Unterstützung – einschließlich etwaiger Kapitalmaßnahmen – beim Finanzmarktstabilisierungsfonds gestellt. Am 31. Oktober 2008 teilte die HRE mit, dass der Finanzmarktstabilisierungsfonds diesen Antrag über Kreditgarantien in Höhe von bis zu 20 Milliarden Euro angenommen habe. Am 21. November 2008 wurde eine Aufstockung dieses Fonds für die HRE um 10 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro Am 20. Januar 2009 um 12 Milliarden Euro auf 42 Milliarden Euro bekanntgegeben. Am 11. Februar 2009 wurde der Bürgschaftsrahmen um weitere 10 Milliarden Euro auf nunmehr 52 Milliarden Euro aufgestockt. Zusammen mit der Finanzspritze über 50 Milliarden Euro aus Mitte November 2008 hat die Hypo Real Estate damit insgesamt 102 Milliarden Euro staatliche Beihilfen und Garantien erhalten, welches Beispielslos in der Geschichte der Bundesrepublik ist. Dies hatte natürlich zur Folge, dass eine Umgestaltung unumgänglich war. Im Gefolge der Rettungsaktionen übernahmen die Bundesregierung und ein Bankenkonsortium die Aufsicht der HRE, was zur Folge hatte, dass der ursprüngliche Aufsichtsrat umgestaltet wurde. Am 17. November 2008 wurde bekannt, dass der bisherige Aufsichtsrat der Hypo Real Estate fast vollständig ausgewechselt, und gleich sieben neue Mitglieder in das Kontrollgremium eingezogen waren. Ihren Rücktritt erklärten alle Mitglieder, die nicht zum Konsortium um den HRE-Großaktionär JC Flowers gehörten. Nachdem weiterer Kapitalbedarf erforderlich wurde, hat sich die Bundesregierung am 26. Januar 2009 auf eine Mehrheitsbeteiligung von 50 Prozent plus eine Aktie geeinigt. 44 DPA Mitteilung vom 18.02.2009, Reuters Mitteilung vom 25.02.2009 Seite 28 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Aufgrund der bereits erfolgten Garantien und Beihilfen von etwa 92 Milliarden Euro durch den Staat und dem Risiko, dass bei einer Insolvenz oder einem Verkauf dieses Geld verloren wäre, berät die Bundesregierung momentan über eine Verstaatlichung der Banken. Dies wäre die erste Verstaatlichung einer Bank in der Geschichte der Bundesrepublik. Die für die Krise mit ausschlaggebende Tochter Depfa war vor der Privatisierung bis zu Beginn der 1990er Jahre ein profitabler staatseigener Betrieb. Somit würden dem deutschen Staat im Falle einer Wiederverstaatlichung der Hypo Real Estate doppelte Verluste entstehen, zum einen durch die Kosten der nun notwendigen Wiederverstaatlichung und zum anderen durch staatlich-entgangene Gewinne der Depfa. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Institut für Wirtschaftsforschung und Aufsichtsratmitglied der HypoVereinsbank, forderte im Februar 2009 eine Verstaatlichung der Hypo Real Estate, um die Bankenholding mittels der Staatsfinanzen zu retten. Allerdings spricht er sich auch für eine sofortige Privatisierung aus, sobald sich die Lage an den internationalen Finanzmärkten beruhigt habe und die Wogen sich geglättet hätten. Am 19. Februar 2009 wurde bekannt, dass sich zum Teil aus bisher außerbilanzielle Vorgängen und durch Verträge die Bilanzsumme für das Jahr 2008 um über eine Billion Euro erhöhen wird. 45 5 Folgen für die Notenbank und Bankenaufsicht in den USA Was unterscheidet diese Finanzkrise von den anderen, die in der Vergangenheit in regelmäßig unregelmäßigen Abständen entstanden sind? Ausgehend von der Weltwirtschaftskrise 1929, folgten Krisen in diversen Schwellenländern, USA, Asien und Argentinien, um nur einige zu nennen! Die Vielzahl und das regelmäßige Auftreten von Wirtschaftskrisen legen den Schluss nahe, dass diese nicht verhindert werden können. Es wäre einfach und gefährlich zu glauben, dass ein durch die Politik aller G20-Nationen gebündeltes Reformpaket das Eintreten zukünftiger Krisen eliminieren würde. Die Finanzsysteme sind zu komplex, instabil und veränderbar als das sie durch Reformen und Gesetze auf stabile Fundamente gestellt werden können. Krisen werden immer wieder eintreten, doch es ist jetzt Aufgabe der Politik, der Notenbanken und der Wirtschaft die Häufigkeit und Kosten einer solchen Krise durch Reformen einzudämmen. Aufgabe der FED und der Bankenaufsichtsbehörden in den USA ist nicht, während einer solchen Krise Liquidität durch Schnelltenderverfahren und stetige Senkung des Leitzinses 45 PM Ifo-Institut, Handelsblatt vom 30.09.2008, PM der Hypo Real Estate, Reuters Mitteilung vom 25.02.2009, finanznachrichten.de Seite 29 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 bereitzustellen. Die zuständigen Einrichtungen müssen Reformen angehen um den Finanzsektor in der Zukunft transparenter und kontrollierbarer zu machen. Im Folgenden werden konkrete schon eingeleitete Reformen als auch Maßnahmen die im Gespräch sind, erläutert. Ein abschließendes Resümee über die Folgen kann noch nicht erstellt werden, da wöchentlich neue Nachrichten und Reaktionen von verschiedenen Marktteilnehmern erscheinen. Die bis dato getroffenen Maßnahmen waren allesamt Reaktionen auf die Finanzkrise. Wie schon in Kapitel 5 beschrieben schaffen die FED und die diversen Behörden zur Bankenaufsicht zusammen mit der Politik einen Rahmen, um die Ursachen dieser Krise einzudämmen bzw. zu eliminieren und gefestigte Strukturen im Finanzsystem aufzubauen. Die wohl größte Reform ist im März 2008 vorgestellt worden und es scheint die größte Veränderung im Bankensektor seit 80 Jahren zu sein. Dabei soll die Federal Reserve Notenbank (FED) als oberste Wächterin der Finanzmarktstabilität deutlich erweiterte Befugnisse bekommen. Finanzminister Henry Paulsen sagte über das bisherige System „…es sei veraltet und hinke den ständigen Entwicklungen an den Märkten hinterher...“ 46Der Plan des US-Finanzministers enthält drei Phasen, die im Weiteren näher beschrieben werden. In der ersten Phase soll die FED kurzfristig das Recht bekommen, jedes Finanzinstitut, das Zugang zu staatlichen Krediten hat, genauer unter die Lupe nehmen zu dürfen. Die zweite Phase, welche mittelfristige Ziele verfolgt, ist eine Grundlegende Strukturänderung im Finanzsektor. Die US-Börsenaufsicht SEC soll mit der Regulierungsbehörde für den Terminhandel verschmolzen werden. Die dritte Phase ist auf langfristige Sicht ausgelegt, hier soll die zersplitterte Finanzaufsicht in nur noch drei Bundesbehörden zusammengefasst werden. Wenn man sich die Aufsichtsgremien der USA über den Bankensektor anschaut, fällt auf, dass es sehr viele verschieden Behörden gibt. Die FED, OTC, OCC, FDIC, CFTC und SEC sind nur einige Institute, die verschiedene Aufgabe bzgl. der Aufsicht von Banken und deren Geschäfte für sich beanspruchen, was für eine ineffiziente Arbeitsweise sprechen könnte. Zuständigkeitsüberschneidungen und ein Mangel an Informationsaustausch könnten zwei von vielen Problemen sein und aus diesem Grund hat US-Finanzminister Paulsen die Verschmelzung der US-Börsenaufsicht SEC mit der Behörde für den Terminhandel (CFTC = Commodities Futures Trading Commission) 46 Vgl. Offizielle Vorstellung der Pläne von Finanzminister Paulsen Seite 30 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 angestoßen. Auch die dritte Phase des Plans betrifft die Aufsichtsbehörden. Wie gerade schon beschrieben soll die Vielzahl von Regulierungsbehörden zusammengefasst werden. FED und SEC bleiben bestehen. Die OCC, OTC und FDIC sollen zu einer Behörde verschmilzen. Damit hätten, wie Paulsen erwähnte, die USA drei Aufsichtsbehörden. (Vgl. Deutschland hat zwei Aufsichtsbehörden, BaFin und Deutsche Bundesbank). Die FED soll nach Paulsens Vorstellungen, auf lange Sicht Risiken für die Finanzmarktstabilität aufspüren, egal ob sie seitens von Banken, Investmenthäusern oder Hypothekenbanken oder gar Versicherungen drohen. Die Federal Reserve Notenbank soll, wann immer sie Gefahren für die Stabilität der US-Finanzmärkte sieht, Teams entsenden können, um eine genaue Prüfung der Vorkommnisse in den einzelnen Marktsegmenten vorzunehmen. 47 5.1 Reform im Kreditderivatengeschäft Bereits im Juni 2008 hat die FED in einem Treffen mit anderen Notenbanken eine Reform im Kreditderivatengeschäft beschlossen. Der nur wenig regulierte Markt für diese Form von Wertpapieren spielt eine zentrale Rolle bei den durch die US-Immobilienkrise ausgelösten weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten. Marktteilnehmer wie Banken, Kunden und Branchenrepräsentanten einigten sich nun bei einem von der US-Notenbank FED organisierten Treffen auf ein Reformpaket. So soll unter anderem eine neue zentrale Gegenpartei als Abwicklungsstelle für kreditbesicherte Wertpapiere (Credit Default Swaps) eingerichtet werden, die zwischen Verkäufer und Käufer tritt. Damit soll verhindert werden, dass der Kollaps eines großen Marktteilnehmers einen Dominoeffekt auf den gesamten Markt haben kann. Weitere geplante Maßnahmen für den außerbörslichen Kreditderivatenmarkt sollen nach Angaben der FED der Standardisierung und Automatisierung des außerbörslichen Handels dienen. 48 5.2 Financial Stability Plan Der Financial Stability Plan ist ein Maßnahme, der die Finanzinstitute in die Lage versetzt, sich durch Unterstützung dritter aus dieser Krise zu erholen und Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Ursachen dieser Krise eliminiert werden. Nachfolgend wird kurz beschrieben, was der Financial Stability Trust umfasst: 47 48 United States Department of the Treasury www.weltonline.de APA/Reuters 10.06.2008 Seite 31 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 1. Financial Stability Trust a) Comprehensive Stress Test für die großen Banken b) Erhöhte Bilanz Transparenz- und Publizitätsgesetz c) Capital Assistance Program 2. Public-Private Investment Fund ($ 500 Billion - $ 1 Trillion) 3. Consumer and Business Lending Initiative (Up to $ 1 Trillion) 4. Transparenz und Rechenschaftspflicht der Agenda - Inklusive Dividende Beschränkung 5. Erschwinglichem Wohnraum Support und Abschottung Prävention Plan 6. A Small Business and Community Lending Initiative Erhöhtes Augenmerk muss auf den Stress Test (Forward Looking Assessment) gelegt werden, welcher ein wichtiger Bestandteil der Capital Assistance Programm. Dieser zukunftsorientierte Stress Test soll Beurteilen können, ob große Finanzinstitute genügend Kapital haben, um Kredite und potenzielle Verluste, die aus einem starken Rückgang der Wirtschaft erfolgen ausgleichen bzw. decken können. Diese Maßnahme ist auch Voraussetzung für das100 Milliarden Dollar Programm der US-Regierung „100 Mrd. $ Banken Plus“. Alle Banken mit einer Bilanzsumme von über 100 Milliarden Dollar müssen die vorgeschriebenen Maßnahmen dulden. Dazu zählt neben den Stress Test auch der „Supervisiory Review Process“ 49 Mehr Transparenz und Offenlegung soll eine effizientere Marktdisziplin ermöglichen. Das Finanzministerium wird zusammen mit der Bankenaufsicht und der Securities and Exchange Commission und Accouting Standard Setters eine Verbesserung der Offenlegung von Bankenbilanzen ermöglichen. Diese Anstrengungen werden Maßnahmen zur Verbesserung der Offenlegung über Risiken in der Bank Bilanz einschließen. Dabei soll bei der Ausübung dieser Maßnahme eine nicht allzu konservative Haltung oder Disziplinarische Maßnahmen ergriffen werden, die die Kreditvergabe an Unternehmen oder Privatpersonen unangemessen belastet. Alle relevanten finanziellen Aufsichtsbehörden – die Federal Reserve, FDIC,OCC und OTS werden gemeinsam, in einer Koordinierten Art und Weise, einen Einklang für eine 49 Supervisiory Review Process = Bankaufsichtlicher Überprüfungsprozess (SRP) Seite 32 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 realistische und zukunftsorientierte Bewertung der Risiken in den Bilanzen der Banken finden. Eine große und legitime Welle der Frustration und öffentlicher Ärger waren mit dem Einsatz der ersten 350 Mrd. Dollar EESA (Emergency Economic Stabilization Act) Mittel der Regierung verbunden. Es entstand ein Mangel an Verantwortung und Transparenz, ob die öffentliche Hilfe auch für das öffentliche Interesse und stärkere Wirtschaft investiert wurde oder ob der private Gewinn der Aktionäre, der Anleihengläubiger oder Führungskräften zu Gute kam. Auch in diesem Zusammenhang setzt der Financial Stability Plan auf mehr Transparenz, Rechenschaftspflicht und strengere Auflagen für Unternehmen, die öffentliche Hilfen in Anspruch nehmen. Dies resultiert aus einer Empfehlung von formalen Aufsichtsgruppen – die Congressional Oversight Panel, das Special Inspector General und das Government Accountability Office, sowie auch Kongress Ausschüssen, die mit der Aufsicht über den Bankensektor betraut wurden. Kern der neuen Monitoring-Anforderungen ist, dass der Empfänger von Sondermaßnahmen hier Banken die staatliche Hilfen beziehen - aufzeigen muss, wie jeder Dollar Kapital den er enthält, für neue Kredite genutzt wird und wie die Situation der Bank gewesen wäre, wenn sie keine staatliche Hilfe in Anspruch genommen hätten. Bei der Verwendung von öffentlichen Mitteln müssen alle Empfänger mit Hilfe eines detaillierten Plans darlegen, wie sie die Mittel verwenden um ihr Kapital zu erhalten und ihre Darlehnskapazität stärken wollen. Dieser Plan wird dann in Berichten der Öffentlichkeit durch das Finanzministerium (Treasury) zugänglich gemacht. In diesen Plänen müssen die Banken monatlich aufzeigen, wie viele neue Kredite sie für Unternehmen und Verbraucher vergeben haben und wie viel Asset-Backed und Mortage–Backed-Securites sie gekauft haben. Darüber hinaus wird das Finanzministerium in Zusammenarbeit mit den Bankenagenturen regelmäßig und aktualisiert wichtige Messdaten über die Auswirkungen des Financial Stability Plan auf die Kredit-Märkte veröffentlichen. Diese Berichte werden auf der Treasury Financial Stability Website abgelegt, sodass sie einer ständigen öffentlichen Kontrolle von unabhängigen Experten und Verbrauchern unterliegen. Die Beschränkung von Dividenden, Aktien Rückkäufen und Akquisitionen ist eine weitere Maßnahme des Financial Stabilitly Plan. Eine Ausschüttung von Dividenden, sowie der Kauf von Aktien und das durchführen von Akquisitionen wird beschränkt, damit sichergestellt ist, dass die vom Steuerzahler durch die Regierung bereitgestellten Mittel, zur Verbesserung der Kapitalunterlegung der Banken und der Kreditvergabe genutzt werden. Die Mittel sollen nicht im operativen und strategischen Geschäft der Banken eingesetzt werden, mit denen sich Seite 33 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 die Bank Vorteile gegenüber anderen Markteilnehmern bzgl. des Marktanteils etc. verschaffen könnte. Banken, die außergewöhnliche Hilfe erhalten, können nur 0,01$ im Quartal an Dividende ausschütten. Diese Annahme wird dieselbe sein wie für Unternehmen, die generell verfügbares Kapital erhalten, sofern das Finanzministerium und deren primärer Regulator nicht mehr genehmigen, basierend auf deren Feststellung, dass es widerspruchsfrei mit Erreichen ihrer "Kapitalplanungsobjekten" ist. Der Rückkauf von Aktien wird ebenfalls ausgesetzt. Alle Banken die Mittel aus dem Capital Assistance Program in Anspruch nehmen, dürfen keine privat gehaltenen Aktien zurückkaufen und eine Ausnahme davon kann nur das Finanzministerium gewähren. Auch diese Maßnahmen sollen dazu dienen, dass das öffentliche Geld zur Stärkung des Kapitals und der Kreditvergabe genutzt wird und nicht im operativen oder strategischen Geschäft der Banken einfließt. Genauso verhält es sich mit der Absicht von Akquisitionen der Banken. Diese dürfen ohne Genehmigung der Treasury, keine Mergers & Akquisition Geschäfte vornehmen. Das Finanzministerium und die FED werden weiterhin Mittel freigeben, um den Erwerb von GSE Mortgage-Backed-Securities und GSE Schulden voranzutreiben. 50 Mrd. Dollar sollen zur Vermeidung von Foreclosures (Verfall des Grundstücks an den Gläubiger) im Mittelklassen Wohnmarkt eingeschoben werden, um die monatlichen Ratenzahlungen der Hypothekennehmer zu verringern. Um den Mittelstand nicht zu vernachlässigen, bezieht sich Abschnitt 6 ausdrücklich mit der Kreditvergabe an Mittelständischen Unternehmen. Jedes Unternehmen, das die Fähigkeit besitzt, durch staatliche Mittel Arbeitsplätze zu schaffen, soll unterstützt werden. Deshalb hat Präsident Obama zusammen mit der SBA (Small Business Administration) das Programm Small Business and Community Bank Lending Initiative ins Leben gerufen. Inhalt ist unter anderem der Ankauf von AAA-Gerateten SBA Darlehn, die Freigabe für den Sekundärmarkt, die Erhöhung von Garantien in Höhe von bis zu 90 % und die Senkung von Gebühren bei der Kreditbereitstellung. Somit wird der Mittelstand gezielt gestärkt und man erhofft sich das auch dem Mittelständischen Unternehmen Geld von Banken geliehen wird. 50 50 Board of Governors of the Federal Reserve System Board of Governors des Federal Reserve System Federal Deposit Insurance Corporation Federal Deposit Insurance Corporation Department of the Treasury Department of the Treasury Office of Thrift Supervision Office of Thrift Supervision http://www.financialstability.gov/ February 23, 2009 Seite 34 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 5.3 Derivatives Markets Transparency and Accountability Act Unter dem Kürzel H.R. 977 soll die Transparenz im US Markt erhöht und für eine stärkere Aufsicht gesorgt werden. Im Derivatives Markets Transparency and Accountability Act sollen entsprechende Änderungen vorgenommen werden, um die Regulierung von Futures-, Options-, und OTC-Geschäften 51 zu verschärfen. Auch das "House Agriculture Committee" hat angesichts der Ursachen für die weltweite Finanzkrise diese Änderung vorgeschlagen. Das Repräsentantenhaus hat bereits mit großer Mehrheit diesem Gesetzesentwurf zugestimmt. Der Senat muss es nur noch bestätigen. Das Gesetz hat die Begrenzung von spekulativen Positionen für Futures mit physischer Lieferung zum Inhalt, um Markstörungen infolge von exzessiven Spekulationsgeschäften vorzubeugen. Daraus ableitend müssen im OTC-Geschäft gehandelte Derivate zwangsläufig gecleart werden. Die Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) spielt eine Gegenpartei und wurde ermächtigt, den Handel mit diesen unbesicherten (naked) Credit Default Swaps einzuschränken. Ein weiterer Interessanter Punkt dieses Gesetzes ist, dass alle künftigen OTC-Geschäfte von der CFTC, der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) bzw. von einer vergleichbaren ausländischen Aufsicht überwachtes Clearing-Haus zwecks Settlement und Clearing durchlaufen müssen. Die CFTS ist auch ermächtigt, im Falle von Short-Beschränkungen der SEC (mit Einverständnis des US-Präsidenten) den Handel mit den Naked Credit Defaul Swaps auszusetzen. Das so genannte "Londoner Schlupfloch" ("London Loophole") würde gestopft. Ausländische Handelsplätze müssten künftig für Kontrakte auf US-Rohstoffe ihre Handelsdaten mit der USAufsicht teilen und Mechanismen für Handelsbeschränkungen installieren, die denen der USHandelsplätze entsprechen. In diesem Zusammenhang kann die CFTC auch Handelsbeschränkungen für Rohstoffkontrakte mit der Option zur physischen Auslieferung aussprechen um exzessiven Spekulationen entgegenzuwirken. 51 52 52 OTC = over-the-counter = außerbörsliche Geschäfte H.R. 977 - The Derivatives Markets Transparency and Accountability Act of 2009 Seite 35 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 5.4 Blueprint for a Modernizes Financial Regulatory Strucutre Im Blueprint for a Modernizes Financial Regulatory Strucutre wurde ein umfassender Entwurf für die Modernisierung der Regulatorischen Struktur der Vereinigten Staaten erstellt. Das Papier ist sehr umfassend sodass hier an dieser Stelle nur auf einige Grundlegenden Positionen eingegangen werden kann. Es wird aber im Kapitel VI „The Optimale Regulatory Structure“ explizit erwähnt, das sich das Finanzministerium (Treasury) auf die Transaktionen mit Unternehmen (d.h. Groß-Transaktionen) und nicht auf Transaktionen von Verbrauchern (d.h. Einzelhandel) beschränkt. Treasury schlägt die Schaffung von drei Aufsichtsbehörden vor wobei eine sich ausschließlich auf Finanzinstitute konzentriert. Eine weitere föderale Garantie-Versicherungs-Gesellschaft und ein Corporate-Finance-Regulator. In diesem Entwurf gab die Treasury auch Empfehlung für die Förderung der Stabilität der Märkte und des Verbraucherschutzes ab. Im Folgenden werden einige dieser Empfehlungen kurz angeschnitten: Kurzfriste Empfehlungen in Folge der jüngsten Ereignisse der Krise zur Stärkung der Stabilität der Finanzmärkte 1.) Modernisierung der President's Working Group on Financial Markets (PWG): Die President's Working Group on Financial Markets (PWG), eine 1987 eingerichtete Arbeitsgruppe, soll den Börsenmarkt beobachten und Vorschläge machen, um die Integrität des Marktes zu verbessern und das Vertrauen der Investoren zu wahren. Seit seiner Gründung im Jahr 1987, ist die PWG nach wie vor ein wirksamer und nützlicher interinstitutioneller Koordinator für Finanzmarktregulierung und politische Fragen. Treasury empfiehlt, die Modernisierung der aktuellen PWG Executive Order in vier verschiedenen Punkten, um die Wirksamkeit der PWG als Koordinator der finanziellen Ordnungspolitik zu verbessern. Erstens, soll die PWG weiterhin als laufende interinstitutionelle Einrichtung zur Förderung von Koordination und Kommunikation für die Finanzpolitik stehen. Aber der PWG Fokus sollte auf den gesamten Finanzsektor gelegt werden, nicht nur auf Börsenmärkte. Zweitens, die PWG sollte eine bessere interinstitutionelle Koordinierung und Kommunikation in verschiedene Bereiche anstreben: mildernder systemisches Risiko für das Finanzsystem, um die finanziellen Integrität des Marktes zu gewährleisten, die Förderung der Verbraucher- und Anlegerschutz und die Förderung der Kapitalmärkte deren Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Seite 36 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Drittens sollte die PWG-Mitgliedschaft um die Leiter des Büros des Comptroller der Währung ("OCC"), die Federal Deposit Insurance Corporation ("FDIC"), und das Amt des Thrift Supervision (OTS " )erweitert werden,. Auch sollte die PWG die Möglichkeit haben, sich mit anderen nationalen oder internationalen Regulierungs- und Aufsichtsbehörden abzusprechen. Schließlich, sollte deutlich gemacht werden, dass die PWG in der Lage sein sollte, Berichte oder andere Dokumente für den Präsidenten und andere entscheidungsrelevanten Personen, als Koordinator und Zentrale Erfassungsstelle anzufordern und zu erhalten. 2.) Lücken in der US-Aufsicht schließen Die hohen Ausfälle, Defaults und Foreclosures unter den Subprime-Kreditnehmern in den Jahren 2007 und 2008 haben gezeigt, dass Lücken in der US-Aufsicht vorhanden sind. Um diese Lücken zu schließen, Empfiehlt die Treasury folgende Komponenten: Es sollte die Mortgage Origination Kommission (MOC) gegründet werden. Der Vorstand besteht aus den Rektoren der FED, der OCC, der OTC, der FDIC, der National Credit Union Administration und der Konferenz der State Bank Supervisors. Daneben muss ein Bundesrecht festgelegt oder durch die MOC erarbeitet werden, die einheitliche MindestLizenzierungen und Qualifikationsstandards für den staatlichen Hypothekenkreditmarkt und Teilnehmer zum Inhalt hat. Zu den Aufgaben dieser Kommission gehören persönliche Verhalten und Disziplin Kodexe für Banken zu implementieren, Mindestabschlüsse an Anforderungen, sowie Bewertungskriterien und -verfahren erarbeiten. Trotzdem sollte die Autorität für den Entwurf des National Mortgage Lending weiterhin in der alleinigen Verantwortung der Federal Reserve liegen. Laut Treasury soll, aufgrund der bestehenden Rolle, der Erfahrung und des Know-how der FED, Sie die alleinige Befugnis für die Umsetzung der Verordnung „Tila“ in diesem Bereich haben. Mittelfriste Empfehlungen in Folge der jüngsten Ereignisse der Krise zur Stärkung der Stabilität der Finanzmärkte 1.) Thrift Charta In Folge der Weltwirtschaftskrise 1933 wurde die Federal Savings Association Charter (auch Bundes Sparsamkeits Charter) eingestellt. Die Charta war ursprünglich für die Bereitstellung einer Finanzierungsquelle für Residential Mortgage Lendings gedacht. In den letzten Jahren Seite 37 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 hat sich die Charta als eine der wichtigsten Quellen für Hypothekenfinanzierung herausgestellt. Das Finanzministerium empfiehlt das Auslaufen und Umstellen der Charta. Mit dem Auslaufen der Charta würde die OTC überflüssig werden und könnte geschlossen werden. Die anderen Aufgaben der OTC könnte die OCC übernehmen. Der Zeitraum für den Übergang wurde mit 2 Jahren festgemacht. 2.) Zahlungsverkehrs- und Abrechnungssysteme Aufsichtsdienste Zahlungs- und Abrechnungssysteme sind die Mechanismen zur Übertragung von Fonds und von Finanzinstrumenten zwischen Finanz-Institutionen, den Finanzinstituten und ihren Kunden. Zahlungs- und Settlement-Systeme spielen eine entscheidende und wichtige Rolle in der Wirtschaft, indem sie eine Reihe von Mechanismen zur Abwicklung von Geschäften durch die Finanzinstitute ermöglichen. Die Vereinigten Staaten haben verschiedene Zahlungsund Settlement-Systeme, einschließlich der großen Wert- und Einzelhandels-Zahlungs- und Abwicklungssysteme sowie Abrechnungssysteme für Wertpapiere und andere Finanzinstrumente. In den Vereinigten Staaten bestehen bei den großen Zahlungsverkehrs- und AbrechnungsSysteme in der Regel kein einheitliches, spezielle, und übergreifende Regelungen. Die Verordnung der wichtigsten Zahlungs- und Abrechnungssysteme ist idiosynkratischen, die Entscheidungen der Zahlungs- und Abrechnungssysteme werden auf der Grundlage von verfügbaren Optionen aus der Vergangenheit getroffen. Die Federal Reserve sollte auch die primäre Verantwortung für die Aufsicht über Zahlungsund Abrechnungssysteme übernehmen. Sie sollte über eine ganze Reihe von Befugnissen an eine rechtliche Norm im Bereich Zahlungs- und Abrechnungssysteme verfügen. 3.) Future und den Effektenhandel Der ursprüngliche Grund der aktuellen Marktlage sollen erheblich verringert, wenn nicht gar beseitigt werden. Dieser Grund sieht die Expertengruppe in der rechtlichen Gabelung zwischen den Future- und Wertpapiermärkte. Diese verschiedenen Märkte haben sich in den 1930er Jahren zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Commodity Exchange Act und der Federal Securities Laws entwickelt. Diese Gabelung war bis in die 1970er Jahre wirksam, alsdann der Future-Handel bald auch über landwirtschaftliche Erzeugnisse erweitert wurde, Seite 38 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 um den Aufstieg und eventuelle Dominanz auf nicht-landwirtschaftliche Waren zu sichern. Die Konzentration auf Produkt- und Markt-Teilnehmer, Markt-Verbindungen, und die Globalisierung haben die regulatorischen Verzweigungen der Future- und Wertpapiermärkte unhaltbar, potenziell schädlich und ineffizient gemacht. Um dieses Problem zu beheben, sollten die CFTC und die SEC zusammengeführt werden, um eine einheitliche Aufsicht und Regulierung der Wertpapier- und Future-Industrie zu erreichen. Ein oft zitiertes Argument gegen die Fusion der CFTC und der SEC ist der mögliche Verlust der CFTC Grundsätze und der untermauerten finanzpolitische Philosophie. Deshalb empfehlt, Treasury, dass die SEC eine Reihe von spezifischen Maßnahmen, im Rahmen ihrer geltenden Rechtsvorschriften und im Rahmen ihrer sowieso moderneren Ausrichtung, das ordnungspolitische Konzept der CFTC übernehmen soll, um eine nahtlose Fusion der Agenturen zu gewährleisten. Diese Empfehlung würden den sich rasch entwickelnden Markt Dynamiken anpassen. Folgende Schritte sind dafür notwendig: • Die SEC sollte ihre autoritäre Stellung als Behörde nutzen, um die verabschiedeten Grundsätze zur Anwendung und Clearing von Wertpapieren rasch angehen. Diese Grundsätze sollten nach dem Vorbild der Grundprinzipien, die für Future-Börsen und ClearingOrganisationen im Rahmen der Commodity Futures Modernization Act ("CFMA") umgestaltet werden. • Die SEC sollte eine allgemeine befreiende Regelung finden, die im Rahmen des Investment Company Act von 1940 ( "Investment Company Act"), im Einklang mit den Schutz von Investoren steht, um den Handel der Produkte, die bereits aktiv den Handel in den USA oder in ausländischen Rechtsordnungen beherrschen, besser zu beaufsichtigen. Treasury empfiehlt ferner, dass die SEC, vor dem Kongress ein Gesetz zur Ausweitung des Investment Company Act vorschlägt, wonach die Eintragung einer neuen "globalen" Investmentgesellschaft vorangetrieben werden soll. Diese Schritte sollen helfen, die Modernisierung und Fusion der CFTC und der SEC voranzutreiben: • Parallel zu der Fusion, sollte die neue Agentur übergreifende ordnungspolitische Grundsätze Seite 39 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 auf den Anlegerschutz, Marktintegrität, und die allgemeine Risikomindernden Systeme erhalten. Dies wird dazu beitragen, die rechtlichen Philosophien der Agenturen zu vereinen. • Mehrere Unterschiede zwischen Future-Verordnungen des Bundes und Wertpapierrecht müssten harmonisiert werden. Dazu gehören Regeln, bzgl. der Marge, Insider-Handel, Versicherungen für Broker-Dealer-Insolvenz-, Kunden-Eignung, Leerverkäufe und Zulassung von SRO-Regeln. Aufgrund der Komplexität und Nuancen der Unterschiede in den Futureund Wertpapierrecht und Gesetzgebung sollte eine gemeinsame CFTC-SEC-Task-Force mit dem Mandat errichtet werden eine harmonisieren diese Unterschiede zu erreichen. Schließlich gilt es sich auf die Dienste von Broker-Dealern und Anlageberatern in der Wertpapierbranche zu konzentrieren. Diese Unternehmen arbeiten im Rahmen einer gesetzlichen Regelung die seit Jahrzehnten besteht. Daher empfiehlt Treasury gesetzlichen Änderungen zur Harmonisierung der Regulierung und Beaufsichtigung des Broker-Dealer und Anlageberater und ähnlichen Dienste an Privatanleger. In diesem Sinne, kann man über die Errichtung eines Rechtsrahmens eigens für die Anlageberatung und Broker-Dealer Bereiche nachdenken. Um eine gesetzlichen Harmonisierung zu bewirken, empfiehlt das Finanzministerium, dass Anlageberater und Broker-Dealer Gegenstand einer selbständigen Regelung sein sollten Langfristige Empfehlungen in Folge der jüngsten Ereignisse der Krise zur Stärkung der Stabilität der Finanzmärkte Zwar gibt es viele mögliche Optionen für die Reform und Stärkung der Regulierung der Finanzinstitute in den Vereinigten Staaten zu wählen, Treasury gibt aber konzeptionelle Optionen in seinem Review vor. Erstens könnten die Vereinigten Staaten, das derzeitige Konzept der GLB Act (GrammLeach-Bliley Act,), dass im Großen und Ganzen die Geheimhaltung und den Schutz von Kundendaten durch Finanzdienstleister-Standards hinsichtlich der administrativen, technischen und physischen Sicherheitsmaßnahmen zu Gegenstand hat, beibehalten. Zweitens, die USA könnten zu einem funktional-basiertes System entschließen, zur Regelung der Tätigkeiten von Unternehmen in der Finanzdienstbranche. Seite 40 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Zum anderen könnten die Vereinigten Staaten die Behörden zu einer einzigen Aufsichtsbehörde für alle Finanzdienstleistungen wie im das Vereinigte Königreich zusammenschmelzen. Schließlich könnten sich die Vereinigten Staaten an dem ordnungspolitische Ansatz konzentriert und sich zum Ziel setzen, Verordnungen wie in Australien und den Niederlanden zu schaffen. Nach der Bewertung dieser Optionen, ist das Finanzministerium der Auffassung, dass das Ziel der optimalen Struktur für die Zukunft nur im ordnungspolitischen Ansatz zu finden ist. Dabei ist auf drei Punkte bzw. Zielen einzugehen: • Stabilität der Regulierung; Schaffung allgemeiner Bedingungen für die Stabilität der Finanzmärkte, die Auswirkungen auf die reale Wirtschaft haben; • Aufsichtsrechtliche Haushaltsordnung zur Behandlung von Problemen der begrenzten Markt Disziplin, die durch staatliche Bürgschaften und • Business Conduct Verordnung (im Zusammenhang mit Verbraucherschutz-Verordnung "), um Standards für Business-Praktiken zu erhalten. Ein großer Vorteil der Regulierungsziele ist, dass die rechtlichen Verantwortlichkeiten in sämtlichen Bereichen natürliche Synergien entwickeln lässt. Im Gegensatz zu den derzeitigen Konzept der Aufteilung dieser Zuständigkeiten zwischen den einzelnen Aufsichtsbehörden. Zum Beispiel, kann eine eigene Stabilität der Regulierungsbehörde mit dem entsprechenden Mandat sich weitgehend auf Fragen und Auswirkungen hinsichtlich der Stabilität der Märkte für alle Arten von Finanzinstituten konzentrieren. 53 Fazit zu den Folgen für die Bankenaufsicht in den USA Die Finanzkrise lässt erkennen, dass weltweite Verunsicherung herrscht. Die oben beschriebenen Reformen und Maßnahmen sind nur zum Teil umgesetzt worden. Manche 53 U.S. Treasury; Blueprint For A Modernized Financial Regulatory Structure 31.03.2008 Seite 41 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 befinden sich noch in der Diskussion in den entsprechenden Kommissionen und Ausschüssen, andere liegen bereits dem Senat oder Repräsentantenhaus zur abstimmt vor und andere Reformen und Vorschläge werden von ehemaligen Regierungsbeamten, Bankern und Wirtschaftsexperten „täglich in den Raum geschmissen“. Aber einige der beschriebenen Instrumente, wie z.B. der Stress-Test, scheinen für die Eindämmung von Finanzkrise durchaus geeignet. Es sei in diesem Zusammenhang nochmals erwähnt, dass die in der Ausarbeitung erwähnten politischen Maßnahmen, wie die Verstaatlichung von Banken, die Gründung von Bad Banks, die Leitzinssenkungen und die verschiedensten Konjunkturprogramme keine aus der Finanzkrise resultierenden Folgen für die Bankenaufsicht sind. Es sind lediglich Reaktionen um die vorhandene Krise einzudämmen, Sie eliminieren aber nicht die Ursachen, welche für die Finanzkrise verantwortlich sind und genau hier muss die Bankenaufsicht „ins Spiel“ kommen. 6 Folgen für Notenbanken und Bankenaufsichten in Deutschland und Europa Da wie in den vorhergegangenen Kapiteln erörtert der Verursacher der Krise der Bankensektor ist müssen auch in diesem Sektor Veränderungen angesetzt werden um Finanzkrisen nicht so stark ausarten zu lassen. Die Bankenaufsichten und Notenbanken spielen also eine ausschlaggebende Rolle, wenn es um die Folgen der und eine Lehre aus der Finanzkrise geht. Da sich auf dem Gebiet des Finanzwesens die Ziele und Aufgaben der als Währungs- und Notenbank tätigen Bundesbank und die der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht häufig überschneiden sind auch die Folgen der Finanzkrise auf die beiden deutschen Institutionen nur schwer voneinander zu trennen. Im Januar 1999 sind die Geldpolitischen Entscheidungskompetenzen zwar auf das Eurosystem übergegangen, die Bundesbank arbeitet aber mittlerweile in Sachen Bankenaufsicht mit der BaFin zusammen. Dies ist wie bereits erwähnt in § 7 KWG geregelt und die Zusammenarbeit umfasst die laufende Überwachung der Institute durch die Bundesbank, welche dabei die Richtlinien der BaFin zu beachten hat. Die Bundesbank hat mit dieser Einigung auf Zusammenarbeit den überwiegenden Teil der operativen Bankenaufsicht übernommen. Die BaFin übernimmt als Nachfolgerin des Seite 42 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Bundesaufsichtsamtes für Kreditwesen die Verantwortung für alle hoheitlichen Maßnahmen. 54 Da die hoheitlichen Maßnahmen bei der BaFin liegen, werden auch die Folgen der Finanzkrise für die Bankenaufsicht stärker die BaFin betreffen, als die Bundesbank, welche eher einen prüfenden Charakter in der Bankenaufsicht innehat. Ob es sinnvoll ist eine Aufgabe wie die der Bankenaufsicht auf zwei eigenständige Institutionen aufzuteilen bleibt zweifelhaft. Aber welche Entscheidungskompetenzen haben die beiden Institutionen überhaupt und welche Vorgaben von europäischer Ebene müssen diese Einhalten? 6.1 Die Deutsche Bundesbank und die BaFin in der europäischen Bankenaufsicht Wie schon beschrieben gibt es keine einheitliche Europäische Bankenaufsicht. Damit aber trotzdem einheitliche Regeln für die nationalen Bankenaufsichten gelten, müssen laut EURichtlinie 2006/48/EG und 2006/49/EG seit dem 1. Januar 2007 in allen EU-Mitgliedsstaaten die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht erarbeiteten Regeln (Basel II) angewendet werden. 55 6.1.1 Basel II Im Januar 2007 begann also die Phase der Anwendung der schon erwähnten Basel II Eigenkapitalregeln in Deutschland und somit wurden die EG-Richtlinien zur Änderung des KWG und zum Erlass einer Solvabilitätsverordnung in nationales Recht umgesetzt. Da Eigenkapitalanforderungen alleine nicht ausreichen das Risikoprofil eines Kreditinstitutes vollständig zu erfassen, wurde in Basel II zu den quantitativen Mindestkapitalstandards noch zwei zusätzliche Säulen hinzugefügt. Der Bankgeschäftliche Überprüfungsprozess (Säule II) und die Offenlegungsstandards (Säule III). Alle drei Säulen, aber vor Allem die Mindesteigenmittelanforderungen wurden in Sachen Risikoorientierung und Risikoadäquanz weiterentwickelt. Die alten Regulierungen verleiteten Banken möglicherweise dazu, riskantere Geschäfte einzugehen oder womöglich wenig riskante sinnvolle Geschäfte zu vermeiden, da sie dafür die gleichen Eigenmittel hinterlegen mussten wie für riskantere und ertragreichere Geschäfte. 54 55 www.bundesbank.de Monatsbericht der deutschen Bundesbank vom Dezember 2006 Seite 43 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Fraglich bleibt allerdings, ob die Risikoorientierung wirklich ein Fortschritt in der Regulierung der Eigenkapitalunterlegung oder ein Rückschritt war. Die Banken können nach Basel II eigene Risikomodelle in Ihr Risikomanagement einbeziehen, was Sie eventuell dazu veranlassen könnte, Risikomodelle zu entwickeln, welche das Risiko möglichst gering aussehen lassen. Das Regelwerk, welches unter anderem auch vorschreibt, dass das regulatorische Eigenkapital einer Bank 8% der gewichteten Risikoaktiva entsprechen muss wird in Deutschland durch Änderungen des Kreditwesengesetzes (KWG) sowie die Solvabilitätsverordnung (SolvV) beziehungsweise die Großkredit- und Millionenkreditverordnung (GroMiKV) umgesetzt. Die Säulen I und III werden dabei zum größten Teil in die SolvV aufgenommen, während die qualitativen Anforderungen in Deutschland in den Mindestanforderungen für das Risikomanagement (MaRisk) umgesetzt werden. 56 Auf die Mindestanforderungen für das Risikomanagement wird im weiteren Verlauf noch eingegangen. Die Solvabilitätsverordnung ist eine Verordnung über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen und konkretisiert die in § 10 KWG geforderte Angemessenheit der Eigenmittel der Institute. Die Definition der anrechenbaren Eigenmittel ist ebenfalls in § 10 KWG niedergeschrieben und es wird hier nicht weiter auf Sie eingegangen. Bis Ende 2007 hatten die Institute allerdings die Möglichkeit ihre Eigenkapitalanforderungen auf Basis des Grundsatz 1 zu berechnen. 57 Genau zum Ende dieses Überganszeitraums traf dann die Finanzkrise auch Europa und gerade als die deutschen Banken in Zahlungsschwierigkeiten gerieten mussten Sie die Basel II Regeln anwenden. Die verschärften Eigenkapitalregeln, welche in der Risikoorientierung weiter entwickelt wurden könnten in einer Krise prozyklisch wirken sagte Jacques de Larosiere im Februar 2009. Nach den neuen Eigenkapitalregeln müssen die Institute Kredite an Schuldner mit schlechter Bonität mit viel Eigenkapital unterlegen, was in ökonomisch schwachen Zeiten die Kreditvergabe einschränke. 58 56 Monatsbericht der deutschen Bundesbank vom Dezember 2006 www.bundesbank.de/bankenaufsicht 58 FAZ vom 25.02.2009, S.10 57 Seite 44 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 6.1.2 CEBS im Lamfalussy-Verfahren Im Jahr 2004 wurde durch Entscheid der EU-Kommission das Committee of European Banking Supervisors (CEBS) gegründet, um die EU-Kommission bei Durchführungsbestimmungen für Regulierungen im Bankensektor zu beraten, die Umsetzung der EU-Richtlinien zu fördern und die Kooperation der Aufsichtsorgane zu verbessern. 59 Die eben genannten Aufgaben der CEBS sind der dritten Ebene des Lamfalussy-Verfahren zuzuordnen. Eine wichtige Voraussetzung Krisen zukünftig entgegen zu wirken ist es, dass schneller auf diese reagiert werden kann. Durch das Lamfalussy-Verfahren wird der langwierige EU-Gesetzgebungsprozess im Rahmen eines Vier-Stufen-Modells vereinfacht. In der ersten Stufe wird durch die EU-Organe die Rechtssetzung, und in der zweiten Stufe die technischen und detaillierten Durchführungsbestimmungen von der Kommission mit Unterstützung von einigen Fachausschüssen (EBC, ESC, EIOPC & EFCC) vorgenommen. In der dritten Phase werden Durchführungsbestimmungen entwickelt, hierbei wird die Kommission von dem Ausschuss der europäischen Bankaufsichtsbehörden CEBS, dem Ausschuss der europäischen Wertpapierregulierungsbehörden (CESR) sowie dem Ausschuss der europäischen Aufsichtsbehörden für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (CEIOPS) beraten. In der vierten Stufe soll eine einheitliche Anwendung des Gemeinschaftsrechts stattfinden. 60 6.1.3 Die Neufassung der MaRisk Deshalb wollen wir uns mit einigen Änderungsvorschlägen beschäftigen. Im April 2008 legte das Financial Stability Forum (FSF) den Notenbanken und Finanzministern der G7 einen Abschlussbericht mit Konkreten Empfehlungen vor. Im G7 Gipfel wurde die Grundlagen zur Neugestaltung der Bankenregulierung in Europa aufgestellt. Die Reform umfasste Verbesserungen im Kapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement, in den Bewertungsstandards und der Transparenz, der Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden, im Ratingprozess und dem Krisenmanagement im Finanzsystem. Die BaFin hat mit einem Entwurf einer Neufassung der Mindestanforderungen an das Risikomanagements (MaRisk) vom 16.02.2009 auf die vom FSF geforderten Verbesserungen im Risikomanagement reagiert. 59 60 www.bundesbank.de/bankenaufsicht www.bundesbank.de/bankenaufsicht Seite 45 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 MaRisk konkretisiert den § 25a KWG, welcher besondere organisatorische Pflichten von Instituten regelt. Außerdem gibt MaRisk einen qualitativen Rahmen für die Umsetzung der Artikel 22 und 123 der Richtlinien 2006/48/EG, der sogenannten Bankenrichtlinien vor. Durch die MaRisk werden die in Basel II geregelten Eigenkapitalvorschriften durch die BaFin umgesetzt. Im Laufe des Jahres 2008 wurden um die am G7 Gipfel erarbeiteten in Kapitel 5 schon erwähnten Grundlagen immer umfangreichere Maßnahmen und Anordnungen erarbeitet. Im Vorfeld des Weltfinanzgipfels in Washington im November 2008 hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück von „8 Verkehrsregeln“ gesprochen, welche sich auch später in dem Aktionsplan der G20 wiederfanden. Diese 8 Verkehrsregeln umfassten die Maßnahmen Bilanzierungspflicht für Finanzinnovationen, höhere Liquiditätsvorsorge bei Banken, internationale Standards für eine stärkere persönliche Haftung der verantwortlichen Finanzakteure, engere Zusammenarbeit zwischen FSF und IWF, verbot schädlicher Leerverkäufe, Selbstbehalt bei Verbriefung und Verbesserung der Zusammenarbeit der nationalen Aufsichtsbehörden. 61 Bei einem Treffen am 22.02.2009 versammelten sich die wichtigsten EU-Staaten um eine gemeinsame europäische Position zu finden um diese, auf dem Anfang April 2009 anstehenden Finanzgipfel, zu demonstrieren. Die EU-Staaten wollen, dass alle Marktteilnehmer, also auch Hedgefonds und private Anlagegesellschaften, einer „angemessenen Aufsicht und Regulierung“ unterstellt werden. Außerdem sollen Steueroasen aufgelistet werden, gegen die Sanktionen verhängt werden, sollten diese sich nicht kooperationsbereit zeigen. Darüber hinaus sollen sich Kreditinstitute in guten Zeiten eine Art Finanzpuffer zulegen, von dem Sie in einer Krise zehren, da Kursverluste von Wertpapieren nicht so schnell zu Kreditrestriktionen führen würden. 62 Die Durchführung und Überwachung solcher politischer Maßnahmen würde die Bankenaufsicht und somit die BaFin gemeinsam mit der Bundesbank betreffen. 61 62 Pressemitteilungen des Bundesfinanzministerium vom 15.04.2008, 22.09.2008 & 17.11.2008 FAZ vom 23.02.2009, S.1f Seite 46 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 7 Schlussfolgerung Wie wir sehen, gibt es verschiedenste Vorschläge, wie Finanzkrisen in Zukunft besser vermieden werden können. Die in der Vergangenheit immer weiderkerenden Krisen lassen allerdings die Vermutung aufkommen, dass Krisen nie vollkommen verhindert werden können, da die Finanzmärkte einfach zu komplex, veränderbar und instabil sind. Doch ist es jetzt die Aufgabe der Bankenaufsicht dafür zu sorgen, solche Krisen einzudämmen, Sie früher vorherzusehen und Sie nicht so stark ausufern zu lassen. Es wird wohl nicht verhindert werden können, dass die Finanzakteure erneut Möglichkeiten finden bankenaufsichtliche Richtlinien zu umgehen, wie Sie es mit Hilfe der SPVs getan haben. Die Bankenaufsicht muss in Zukunft schneller auf solche Machenschaften der Marktteilnehmer reagiert können. Der Finanzmarkt entwickelt sich so schnell, dass Gesetzgebungen aktuell scheinbar nicht mitkommen und deshalb ist das schon genannte Lamfalussy-Verfahren zwar ein richtiger Ansatz aber der EU-Gesetzgebungsprozess ist trotzdem noch zu langwierig. Ein weiteres großes Problem der Bankenaufsicht in Deutschland könnte sein, dass sich die BaFin und die Bundesbank die Aufgaben der Aufsicht teilen und in Amerika ist der Prozess der Aufsicht auf noch mehr Institutionen verteilt. Betrachten wir Europa, so lässt sich abschließend sagen, dass sich Basel II in den nächsten Jahren beweisen muss. Wird die in Basel II neu eingebrachte Risikoorientierung tatsächlich dafür sorgen, dass die Banken weniger riskante Geschäfte machen, da sie mehr Eigenkapital dafür unterlegen müssen, oder lassen die Banken Risikomodelle genehmigen und setzen diese ein, die das Risiko eher verharmlosen? Es könnten abschließend noch einmal alle in der Arbeit genannten, sinnvollen Änderungsvorschläge, wie z.B. der Stress Test aufgelistet werden allerdings sind dies alles Maßnahmen, welche für die aktuelle Finanzkrise, aus der sich eine weltweite Rezession entwickelt zu haben scheint, zu spät kommen. Es fehlt nicht an kompetenten und sinnvollen Vorschlägen, für die Zukunft muss einfach schneller gezielter reagiert werden können. Eine europaweite Bankenaufsicht mit allen Kompetenzen in Kombination mit einem schnellen Gesetzgebungsprozess wäre sicher ein wichtiger Schritt um die Regulierung im europäischen Raum zu verbessern, aber wie in Kapitel 3.4 erwähnt wird es diese in absehbarer Zeit nicht geben. Seite 47 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Das Fazit der Autoren ist, dass eine stärkere Beobachtung und Kontrolle des Finanzmarktes sicherlich sinnvoll ist, da dieser sich aus verschiedensten Gründen, wie z.B. der nicht vollkommenen Information, komplett selbst reguliert. Aber auch mit einer Regulierung werden immer wieder Krisen entstehen, die allerdings besser vorhergesehen werden müssen und auf welche schneller reagiert werden können muss. Seite 48 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Abkürzungsverzeichnis: BIP BAFIN BMF CAP CMO CFMA DAX EESA EU EZB FDIC FDIC FED GM GSE GLB Act HRE IKB IWF KFW KWG MBS MOC OCC OTS OTC SBA SoFFin SPV S&P TALF TAF OCC PWG TARP Tila CFTC SEC Bruttoinlandsprodukt Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesministerium der Finanzen Capital Assistance Programm Collateralised Mortgage Obligations Construction Financial Management Association Deutscher Aktienindex Emergency Economic Stabilization Act Europäische Union Europäische Zentralbank Federal Deposit Insurance Corporation Federal Deposit Insurance Corporation Federal Reserve System General Motors Government sponsored enterprise Gramm-Leach-Bliley Act Hypo Real Estate IKB Deutsche Industriebank AG Internationaler Währungsfonds KFW Bankengruppe (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau) Kreditwesengesetz Mortgage Backed Securitys Mortgage Origination Commission Office of the Comptroller of the Currency Office of Thrift Supervision Over-the-counter Small Business Administration Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung Special Purpose Vehicle Standard & Poors Term Asset-Backed Securities Loan Facility Term Auction Facility The Office of the Comptroller of the Currency The President's Working Group on Financial Markets Troubled Asset Relief Program Truth in Lending Act U.S. Commodity Futures Trading Commission US Securities and Exchange Commission Seite 49 von 51 Beitrag zum Postbank Finance Award 2009 Literaturverzeichnis: Bischoff J.: Globale Finanzkrise, Hamburg 2008; Bloss M., Ernst D., Häcker J., Eil N.: Von der Subprime-Krise zur Finanzkrise, München 2009; Brunnermeier M., Crockett A., Goodhart C., Persaud A. 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