Landschaft

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Landschaft
Juli 2012
Garten+
Landschaft
Zeitschrift für Landschaftsarchitektur
Stadtraum
Inhalt 7/2012
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Regelmäßig Neuigkeiten aus der Branche.
Stadtraum
8
Verlag:
Callwey Verlag
Streitfeldstraße 35
D-81673 München
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Fax +49 89/43 60 05-113
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Große Pläne für Köln Juliane Pegels
Der „Masterplan für die Innenstadt“ und der „Grüngürtel: Impuls 2012“
12
Die Schwierigkeit, das Einfache zu schaffen Thomas Armonat
Neu gestaltete Außenanlagen für das Kloster Eberbach im Rheingau
16
Neuer Eingang, neuer Zugang Ljubica Heinsen
Das neue Entree von Planten un Blomen in Hamburg
Editorial
1
Was steht zur Disposition? Robert Schäfer
Forum
4
Hamburgs Grünverwaltung auf dem Rückzug
Leserbrief
20
Sakrale Landschaften Albert Kirchengast
Die Sanierung des Abteigartens im Kloster Maria Einsiedeln
Journal
4
Die rote Raupe am Münchner Kulturstrand Thomas Armonat
Ein ungewöhnliches Sitzmöbel als Attraktion
24
Neuland für Münchens Kreative Thomas Armonat
Vom ehemaligen Kasernengelände zum städtebaulichen Hoffnungsträger
5
Berlin und das Prinzip Hoffnung Thomas Jakob
Die Tagung „Follw me: Berlin und seine Flughäfen“
27
Demokratisches Grün – 40 Jahre Münchner Olympiapark Regine Keller
Herausforderungen für ein weltbekanntes Denkmal
6
Kämpfer für die Gartendenkmalpflege
Sckell-Ehrenring der Bayerischen Akademie der Schönen Künste für Géza Hajós
30
Flughafen im Wartestand Thomas Jakob
Der Flughafen BER in Berlin und die Ausgleichflächen
6
Vom Scheitern eines Londoner Vorzeigeprojektes Thomas Jakob
Die gescheiterte Vision des Lea River Parks
34
Pflanzungen zwischen Kunst und Wissenschaft Swantje Duthweiler
Zum 100. Geburtstag von Richard Hansen
4
Ein roter Sitzsack ist die neue
Attraktion am Münchner Kulturstrand an der Isar. Mit Spenden können die Münchner die
Bank weiter wachsen lassen.
5
Berlin hatte mal fünf Flughäfen,
derzeit sind es noch zwei. Was
auf den freiwerdenden F­ lächen
passiert, wurde auf einer
­Tagung der Zeitschrift Topos in
Berlin erörtert.
12
Im asketischen Geiste des Zisterzienserordens gestalteten
die Berliner Landschaftsarchitekten Bernard und Sattler die
Außenanlagen des Klosters
Eberbach neu.
16
Die Stadt um Planten und Blomen in Hamburg ändert sich.
Darauf reagierten A24 Landschaft aus Berlin mit einer Rampe als neuem Zugang.
20
Als ersten realisierten Baustein
eines Masterplans hat das Büro
Vogt Land­schafts­architekten aus
Zürich den Abteigarten des Klosters Einsiedeln im Kanton
Schwyz neu gestaltet.
Urban Design
Produkte
Projekte
44
48
GaLaBau Praxis
Recht
52
125 Jahre DGGL
Nachrichten
Bücher
Tagung
Wettbewerbe
DGGL Nachrichten
Termine
Autoren, Vorschau, Impressum
38
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64
30
Am 3. Juni hätten die ersten
Flugzeuge vom neuen Berliner
Flughafen starten sollen. Daraus
wurde nichts. Wir haben uns
die Außenanlagen angesehen.
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst und
Landschaftskultur e.V.
(DGGL)
Wartburgstraße 42
10823 Berlin
www.dggl.org
122. Jahrgang
Bilder: Boris Storz, Sabine Morgenstern, Sandra Hauer,
Hanns Joosten, Albert Kirchengast, Bernd Groth
Titel: Eingang Planten und Blomen Hamburg, Hanns Joosten
Für die Zukunft gestalten.
2
Garten + Landschaft
7/2012
Garten + Landschaft
7/2012
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Journal
Hamburgs Grünverwaltung auf dem Rückzug
Berlin und das Prinzip Hoffnung
Leserbrief zum Beitrag „Verdichtung, ja aber …“ von Cornelia Peters, Garten + Landschaft 4/2012, Seite 27
Tagung „Follow Me: Berlin und seine Flughäfen“ am 5. Juni in Berlin-Tempelhof
Grünressort hinaus einfordert.
Das Geschilderte kann trotzdem
nur als Versuch begriffen wer­
den, der chronischen Unter­
finanzierung des Grünwesens
mit eher schemenhaft skizzier­
ten neuen Handlungsfeldern
zu begegnen – während der
Bestand vernachlässigt werden
muss. Die Unterhaltungsmittel
verweilen auf einem völlig
unzureichenden Stand (Rech­
nungshof 2009) und selbst die­
ses Niveau scheint nicht gesi­
chert. Die Re-Urbanisierung ist
in vollem Gang, gestützt vom
„Räumlichen Leitbild“ (Entwurf
2007) und aktuell angetrieben
vom „Pakt für das Wohnen“
(2011). Die „Qualitätsoffensive
Freiraum“ soll dies alles flankie­
ren – soll wohlgemerkt. Der
Artikel bestätigt implizit, dass
noch fünf Jahre nach Ausrufen
der „Qualitätsoffensive“ nicht
adäquat gehandelt wird. Der
BDLA Hamburg hatte dazu
schon 2008 Stellung bezogen
und wird die Entwicklung auch
weiter kommentieren, wie zu­
letzt 2011 gemeinsam mit ande­
ren Hamburger Grünverbänden,
der DGGL Hamburg, der Garten­
gesellschaft und dem Fachver­
band Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau (abrufbar unter
http://hh.bdla.de/seite46.htm).
In Hamburg vollzieht sich der
anfangs noch heimliche, mittler­
weile kaum mehr zu verbergen­
de Rückzug der öffentlichen
Hand aus der Daseinsvorsorge
im Grünbereich. Der jüngste
Schritt ist die sogenannte Ent­
flechtung der öffentlichen Ver­
waltung. Die Hamburger Grün­
verwaltung – 2013 wird sie in
Altona und 2014 in Hamburg
100 Jahre alt – wird im Kern um­
strukturiert, ja in Teilen gerade­
zu abgewickelt. Dies wird gelei­
tet von der Fiktion, die sieben
Hamburger Bezirke wären sinn­
voll abzugrenzende, eigenstän­
dige kommunale Gebilde und
unterfüttert mit der Behaup­
tung, überflüssige Doppelarbeit
werde abgeschafft. Keine „lost
spaces“, eher „lost responsibili­
ties“ sind zu beklagen.
Holger Paschburg,
Berthold Eckebrecht,
Vorsitzender des BDLA Hamburg
Die rote Raupe am Münchner Kulturstrand
Boris Storz
Ein ungewöhnliches Stadtmöbel ist die neue Attraktion des Münchner Kulturstrandes
Ein roter Sitzsack, der den
Münchnern am Kulturstrand
als Sitzmöbel dient, soll sich
über Spenden finanziert weiter an der Isar ausbreiten.
4
Garten + Landschaft
7/2012
Ein 112 Meter langes und 20 000
Euro teures Ungetüm in signalrot
kriecht seit Ende Mai über den
Münchner Kulturstrand an der
Ludwigs­brücke. Das Objekt dient
den Münchnern fortan als Sitz­
bank und geht auf einen studen­
tischen Wettbewerb für die Ge­
staltung des Kulturstrandes zu­
rück, den Anna Bischoff, Studen­
tin der Kunstakademie, mit dem
Konzept „Isarlust=Convolvulaceae“ für sich entschieden hat
(siehe Garten + Landschaft 5/2011).
Eine Besonderheit der Bank ist,
dass sie weiterwachsen soll. Von
ihrem Beginn am Vater-RheinBrunnen an der Ludwigsbrücke
können die Münchner der „Park­
bank“ Beine machen, indem sie
für ihr Wachstum spenden. Ver­
schiedene Finan­zierungsmodelle
von Crowdfunding ab 1 Euro
über e
­ inen Meter ab 500 Euro bis
hin zu „Ich will das ganze Ding!“
ab 30 000 Euro bieten Beteili­
gungsmöglichkeiten für jeden
Geldbeutel. Über individuelle
Textbotschaften und die Namen
der Spender auf am Sitzsack be­
festigten Plaketten können sich
die Menschen unmittelbar in den
öffentlichen Raum einbringen.
Nach der Renaturierung der Isar
auf einer Länge von acht Kilo­
meter innerhalb von zehn Jahren
gibt es seit 2011 verstärkt Überle­
gungen, wie dieser Freiraum von
den Münchnern besser genutzt
werden kann, ohne dem Natur­
raum des Isarbettes und seiner
Ufer durch Events Schaden zuzu­
fügen. Die Sitzbank, die sich über
den Kulturstrand hinaus weiter
in den innerstädtischen Isarraum
ausbreiten soll, ist ein Ansatz. Bis
Mitte August noch gibt es dort
eine Bar und zahlreiche Kultur­
veranstaltungen. Nächstes Jahr
zieht die Bank mit dem Kultur­
strand ab Mitte Mai wieder an
den Standort Corneliusbrücke.
Weitere Informationen zum Kul­
turstrand und zu den Spenden
für die „Parkbank 2.0“ unter:
http://kulturstrand.org/blog/
parkbank
Thomas Armonat
Es war einmal eine Stadt mit
fünf Flughäfen. Drei wurden
geschlossen, weil man sie nicht
mehr brauchte. Die Tage der bei­
den verbliebenen schienen ge­
zählt, als ein neuer, schönerer
und größerer Flughafen eröffnet
werden sollte. Daraus wurde
aber nichts. Der Brandschutz
reichte nicht aus und auch eini­
ge andere Dinge waren noch
nicht fertig. Also flog man wei­
ter von den beiden verbliebenen
Flughäfen. Und wenn der neue
nicht eröffnet wurde, dann …
Nein, daran mag niemand in
Berlin glauben. Der Flughafen
Berlin Brandenburg Willy Brandt
im Südosten der Stadt, kurz BER,
wird in Betrieb gehen. Neuer
Termin: 17. März 2013. Für Tegel
und Schönefeld bedeutet dies,
zusätzliche Flüge abzu­wickeln,
die eigentlich auf die Kapazitä­
ten von BER abgestimmt waren.
Nun wird gestritten, wer für die
Mehrkosten aufkommen muss.
Diesen Streit hätte sich der Ber­
liner Senat gerne erspart, muss
er doch ohnehin viel Energie
aufwenden, um die Nachnut­
zung von Tegel und auch von
Tempelhof voranzutreiben.
Erste Ideen für Tegel
Um jene Nachnutzungen für
­Tegel, Tempelhof und den ehe­
maligen Militärflugplatz Gatow
in Berlin-Spandau ging es bei der
Tagung „Follow me: Berlin und
seine Flughäfen“ am 5. Juni.
Eingeladen hatte die Zeitschrift
Topos. Der Tagungsort passte
­ideal zum Thema: das ehemalige
Flughafenrestaurant in Tempel­
hof, mit bester Aussicht aus dem
denkmalgeschützten Gebäude
auf das Vorfeld und das Tempel­
hofer Feld.
Was also wird aus den Flughäfen? Während die Zukunft
von Gatow feststeht – städtische
Landwirtschaft und etwas Woh­
nen in der Landschaftsstadt wie
es Tancredi Capatti ausdrückte –
setzt man in Tempelhof auf eine
Internationale Gartenausstel­
lung, als „Kampagnenmaßnah­
me“ wie Reiner Nagel, Abtei­
lungsleiter Stadt- und Freiraum­
planung bei der Berliner Senats­
verwaltung für Stadtentwicklung
sagt, und „nicht als Infrastruktur­
maßnahme“. Die 17 Millionen
Euro teure IGA im Jahr 2017, so
sie denn kommt, soll eine Zwi­
schenbilanz sein für die Planun­
gen rund um Tempelhof. Geplant
sind ein Bildungsquartier mit der
neuen Landesbibliothek im Süd­
westen, Wohnungen im Osten
und Gewerbe im Süden. Doch die
Planungen für Tempelhof und
vor allem die IGA sind heftig um­
Fläche in Tegel und ihre natür­
lichen Funktionen ermittelten
sowie Handlungsempfehlungen
entwickelten, verwies auf drei
Punkte, die Konflikte verhindern
helfen: alle Informationen für
jeden, eine offene Debatte und
eine Beteiligung wie bei den
Pioniergärten in Tempelhof.
Lässt sich dies noch relativ pro­
blemlos organisieren, sieht es
mit den von der Stadt geplanten
Nachnutzungen in Tegel ganz
anders aus: Ein Technologie­
Berlin. „Wir müssen auch an
kleine Gewerbebetriebe und
Handwerker denken.“ Überzeu­
gen konnten Nagels Argumente
aber nur Wenige. Zu sehr klang
es nach Prinzip Hoffnung, nach
Beschwörung besserer Zeiten,
die da kommen sollen. Bis dahin
werden sich vor allem Pioniere
und Zwischen­nutzer in Tegel
tummeln. Wenn dort irgend­
wann das letzte Flugzeug gelan­
det sein wird.
Thomas Jakob
Um die Zukunft der Flug­
häfen Tempelhof (im Bild),
Tegel und Gatow ging es bei
der Tagung „Follow Me: Berlin und seine Flughäfen“ in
Berlin. Wie stark die Flächen
in Tegel und Tempelhof bebaut werden hängt vor allem
von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.
Sabine Morgenstern
Es ist nicht gut bestellt um Ham­
burgs Grün und auch der Artikel
von Cornelia Peters in der April­
ausgabe von Garten + Landschaft
nährt keine Zuversicht. Dabei
soll nicht bezweifelt werden,
dass ein „erweitertes Verständ­
nis“ von Freiraum erforderlich
wird. Die Fachwelt wartet ohne­
hin ungeduldig auf die Befrei­
ung des öffentlichen Raums
vom Verkehr und auf die In­
wertsetzung der privaten Frei­
flächen, insbesondere in den
großen Wohnsiedlungen der
Nachkriegszeit. Darin ist auch
die Güte des von Peters be­
schriebenen Ansatzes der „Qua­
litätsoffensive Freiraum“ für
Hamburg zu sehen, weil er eine
Perspektive über das klassische
stritten. Anwohner fürchten sich
vor Gentrifizierung und vor zu­
viel verordneter Planung. Sie for­
dern stattdessen Bottom-up-Pro­
zesse. „Nichts tun ist aber keine
Lösung“, entgegnete Nagel der
Moderatorin Kristina Pezzei bei
der abschließenden Diskussion.
Jeder Nutzer verfolge eigene
Interessen. „Junge Familien wün­
schen sich Wohnraum mit viel
Grün, Immobilienbesitzer hoffen
auf steigende Preise, einkom­
mensschwache Menschen wiede­
rum wollen nicht aus ihrem
Quartier vertrieben werden. Und
die Touristen bestaunen dieses
Sammelsurium.“ Nichts tun und
das Gelände den Pionieren zu
überlassen mache also keinen
Sinn, sagte auch Christoph
Schmidt, Geschäftsführer der
Grün Berlin GmbH.
Martin Seebauer von Seebauer
Wefers und Partner, die im Auf­
trag der Senatsverwaltung land­
schaftsräumliche Bezüge der
zentrum soll dort entstehen, mit
der Beuth-Hochschule als Keim­
zelle der Entwicklung. Viel
„grünes Gewerbe und grüne
Industrie“ lautet die Vision.
Doch braucht Berlin diese Ge­
werbeflächen überhaupt? Noch
dazu, wo in Adlershof Flächen
frei sind für ähnliche Nutzun­
gen? Es gebe in Berlin genü­
gend Brachflächen, die genutzt
werden könnten, sagte Kristina
Pezzei. Und wenn der neue
Flughafen in Schönefeld in Be­
trieb sei, werde sich die Entwick­
lung vor allem dort konzentrie­
ren. „Gerade deshalb brauchen
wir auch im Zentrum Flächen
für Firmen, die nach Berlin kom­
men, sich vergrößern wollen
und eine zentrale Lage bevor­
zugen“, entgegnete Nagel.
„Vorbereitet sein“ war ein an­
deres Schlagwort, das Nagel
­anführte, als Pezzei darauf ver­
wies, dass große Firmen nicht
gerade Schlange stünden in
Topos Award an Taktyk
Im Rahmen der Tagung
wurde auch der Topos
Landscape Award an das
französch-belgische Büro
Taktyk um Sébastien Pen­
fornis und Thierry Kandjee
verliehen. Taktyk erhielt die
Auszeichnung als Anerken­
nung für die theoretische
und praktische Annäherung
an die Aufgaben in Metro­
polregionen. Zudem sei das
Büro ein hervor­ragendes
Beispiel dafür, wie Pla­
nungsbüros eng zusammen­
arbeiteten und Stadtplaner
und Landschaftsarchitekten
die Herausforderungen der
Zeit gemeinsam angingen,
sagte Topos-Chefredakteur
Robert Schäfer in seiner
Laudatio.
www.toposmagazine.com
Garten + Landschaft
7/2012
5
In Köln ergriffen Unternehmer die Initiative und brachten neue Planungen in Gang.
Mit dem „Masterplan für die Innenstadt“ und dem „Grüngürtel: Impuls 2012“ sind zwei
Äußerer Grüngürtel
Große Pläne für Köln
wichtige Entwicklungsleitlinien entstanden.
landwirtschaftlich und
extensiv genutztes Grünland
fragmentiert und
unterschiedlich
WGF (3)
landschaftlich geprägt
Ebertplatz
WGF
7/2012
Hansaplatz
Hansaplatz
Dom
Dom
Rhein
Dom
Rhein
Rudolfplatz
Rudolfplatz
Rudolfplatz
Team 1 (Regina Poly/Kleihues + Kleihues):
„Renaissance der Ringe“: Die Ringstraßen werden als zusammenhängender Freiraum gestärkt.
Office Regina Poly/Kleihues + Kleihues
Sachsenring
Ubierring
Team 2 (pp a | s Pesch & Partner/Agence Ter):
„Code Urbain“: Das ursprüngliche Konzept breiter, städtischer Boulevards wird wieder erlebbar.
Sachsenring
Ubierring
Ackers Partner/Kuttner + Kahl
Barbarossaplatz
Barbarossaplatz
Ubierring
Garten + Landschaft
Ebertplatz
Hansaplatz
Sachsenring
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Stadtraum Rhein
Ebertplatz
Barbarossaplatz
Der äußere Grüngürtel bietet
­besondere Orte von hoher Anziehungskraft wie etwa den Decksteiner Weiher. Sie sollen gut angebunden und gepflegt werden.
Ost-West-Achse
f
ho
hn
tba
up
Ha
Als einen der sieben Interventionsräume
identifizierte der Masterplan die Kölner
Ringe. Ihre einzelnen Segmente fügen sich
zu einem ringförmigen Band zusammen, das
ohne Brüche und Barrieren ein Rückgrat in
der Stadt bildet. Nach Plänen von Karl
Hen­rici und Josef Stübben wurden die Kölner Ringe auf den Flächen der ehema­ligen
Befestigungsanlagen errichtet. Ein 1880
Ringstraßen
pp a | s Pesch & Partner/Agence Ter
Die Kölner Ringe und der Masterplan
Hauptweg, attraktiv und störungsfrei im Grün
f
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up
Ha
verabschiedeter Generalbebauungsplan sah
für den sechs Kilometer langen Boulevard
zehn Ringabschnitte mit unterschiedlicher
Gestaltung, variierender Breite sowie Plätzen
an den jeweiligen Endpunkten vor. Zügig
wurde die Planung realisiert, aber Kriegs­
zerstörungen und verkehrlich bedingte Eingriffe haben der Qualität und vor allem dem
einheitlichen Gestaltungsduktus im Laufe
der Jahre stark zugesetzt. Entsprechend hieß
es 2009 im Masterplan, dass eine „sorgfältige gesamtheitliche gestalterische Revision
unter kritischer Beachtung der heutigen verkehrlichen Anforderungen … die Lesbarkeit
und auch die Adressengunst dieses besonderen Stadtraums wiederbeleben und fördern“
könnte. Die Entwicklung eines Gesamtkonzepts und dessen schrittweise Umsetzung
solle in die Hände erfahrener Planer gegeben werden, am besten unter „Einsatz von
Ideenkonkurrenz“.
Diesen Aufruf nahm die Stadt Köln ernst und
lud drei interdisziplinäre Teams ein, Konzepte für einen „Boulevard des 21. Jahrhunderts“ zu entwerfen. Auf die Suche nach
einem gestalterischen Rahmenkonzept für
Besondere Orte wie Forts und Zwischenwerke
Stadt Köln (3)
tive und Ideen für Teilräume zeigen. Vorher
musste die Unterstützung der Stadt ein­
geholt werden. Hätte der Rat nicht zugesagt, den Masterplan als übergeordnete Leitlinie anzuerkennen, hätte der Unternehmerverein den Auftrag nicht vergeben. In einem
ausführlichen Planungs- und Beteiligungsprozess arbeiteten AS&P sieben wichtige
Interventionsräume heraus; unter anderem
den Rhein, die Ringe, den Inneren Grün­
gürtel, die Kernzone und die rechte Rheinseite. In vertiefenden Studien machten die
Architekten städtebauliche Entwicklungs­
vorschläge, die sich zum Gerüst Masterplan
zusammenfügen.
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Ha
Ein Masterplan für eine Innenstadt sorgt
eigentlich nicht für Schlagzeilen. Das Instrument ist in Nordrhein-Westfalen hinlänglich
bekannt. Spätestens der Masterplan für den
Emscher Landschaftspark hat uns gelehrt,
dass langfristige Veränderungsprozesse einer
übergeordneten Leitlinie bedürfen. Der Masterplan für die Innenstadt von Köln sorgte
2009 dennoch für Aufregung. Auch er war
in einem Prozess mit vielen Akteuren entstanden. Aber er kommt aus privater Hand –
das ist das eigentliche Novum. Die Unternehmer der Stadt sahen die Lebensqualität und
Basis für Handel und Gewerbe durch mangelnde gestalterische Qualität an sensi­blen
Orten, in Platz- und Stadträumen und im
­öffentlichen Grün so stark gefährdet, dass
sie einen deutschlandweit wegweisenden
Planungsprozess initiierten. Sie organisierten
sich in einem Verein und beauftragten das
Büro Albert Speer und Partner, AS&P, einen
Masterplan für das historische Zentrum links
des Rheins und die rechtsrheinische Deutzer
Innenstadt zu erarbeiten. Als „Regiebuch der
künftigen Entwicklung“ konzipiert, sollte er
eine gesamtstädtische Entwicklungsperspek-
Konzepte Ringstraßen
Juliane Pegels
Masterplan Innenstadt, Interventionsräume
Unterschiedliche Abschnitte des Grüngürtels
Team 3 (Ackers Partner/Kuttner + Kahl):
„Der Stadtraum als gebaute Umgangsform“: Die
Straßen sind Kultur- und Lebensraum der Menschen.
Vom Äußeren Grüngürtel über den
Masterplan Innenstadt bis zu neuen Konzepten für die Ring­straßen:
In Köln wird die Stadt auf mehreren Ebenen neu geplant.
Garten + Landschaft
7/2012
9
Neuer Eingang, neuer Zugang
Nicht Planten un Blomen in Hamburg hat sich verändert, sondern die Stadt drumherum.
Teil eines neuen Entwicklungs- und Marketingkonzepts.
A 24 Landschaft schlossen Planten
un Bloomen mit einem gewölbten
Zaun von der Umgebung ab. Die
Besucher betreten den Park durch
einen Einschnitt.
Ljubica Heinsen
Es gibt viele Anlässe, einen neuen Park­
eingang zu planen. Oft hat sich innen oder
außen etwas verändert. Während Hamburgs
Parkanlage „Planten un Blomen“ als eine
Art „ewige Gartenschau“ in den vergange­
nen Jahren wenige einschneidende Umge­
staltungen erlebte, ist stadträumlich an
­ihrem westlichen Rand viel passiert. Mit der
Erweiterung der „Neuen Messe Hamburg“
bekam der Park ein neues Gegenüber, auf
das die Hansestadt reagieren wollte. Laut
der Wettbewerbsauslobung sollte ein neuer
Eingangsbereich den Zuwachs an Besuchern
auffangen und diese auf die Hauptwege
des Parks leiten. Darüber hinaus galt es, den
größten innerstädtischen Freiraum noch
­stärker „in das Bewusstsein der Hamburger
Bürger und Gäste zu bringen“.
Hanns Joosten (5)
Deshalb erhielt der Park einen neuen Eingang. Die bessere Außendarstellung des Parks ist
Vor der Ausdehnung des Messegeländes
von 10 auf 18 Hektar störte es kaum, dass
sich der Park mit seinem Gehölzsaum, einem
Zaun und zwei Reihen Stacheldraht zur
Rentzelstraße derart verschlossen zeigte.
Dort hatte Planten un Blomen mit dem 280
Meter hohen Hamburger Fernsehturm zwar
einen sehr mächtigen aber auch verwaisten
Nachbar. Schon seit über elf Jahren ist seine
Aussichtsplattform mitsamt Restaurant ge­
schlossen, weil nach der Asbestsanierung für
den „Telemichel“ in der Elbmetropole bisher
weder geeignete Konzepte noch Investoren
gefunden werden konnten.
Für eine Belebung des Stadtraums sollte in
dem Siegerentwurf zur Messeerweiterung
von ingenhoven architects aus Düsseldorf
auch der „Messeboulevard“ sorgen. An der
A24 Landschaft
Gegenüber des „Telemichel“, dem
Hamburger Fernsehturm, und der
Neuen Messe Hamburg gestaltete
das Berliner Büro A 24 Landschaft
einen neuen Eingang zum Park
Planten un Blomen.
16
Garten + Landschaft
7/2012
17
Thomas Armonat
Kunst-, Kultur-, Kreativschaffende: Die An­
spannung war groß unter den Nutzern der
Ateliers auf dem Areal zwischen Dachauer
Straße, Schwere Reiter Straße und Loth­
straße südlich des Münchner Olympiaparks.
Mitte Mai entschied das Preisgericht nicht
nur über die Gewinner des im Herbst 2011
von der Stadt München ausgelobten städ­
tebaulichen Wettbewerbs für das ehemals
­militärisch genutztes Kasernengelände. Der
Wettbewerb für das Gesamtareal wurde
erst möglich, nachdem um die denkmal­
geschützten Industriebauten ­Jutier- und
Tonnenhalle weitere Flächen freiwurden.
De facto fällte die Jury auch ein Urteil dar­
über, ob die Kreativen, die seit vielen Jah­
ren diese Nische besetzen und sich gegen
den städtischen Nutzungsdruck stemmen,
bleiben können. In München kommen
selbst solche ­Nischenlagen ihre Nutzer im
Schnitt doppelt so teuer zu stehen wie in
Berlin. Umso wichtiger ist deren Erhalt.
900 neue Wohnungen und Büroflächen
für 770 zusätzliche Arbeitsplätze samt der
­dazugehörigen Freiräume auf 20 Hektar:
Das sind die nüchternen und für sich nicht
sonderlich b
­ eeindruckenden Fakten zum
Wettbewerbsverfahren. Wäre da nicht
echtes Neuland für die Münchner.
Grafik: Stadt München
Neuland für
Münchens Kreative
Der städteplanerische Wettbewerb für das Münchner „Kreativquartier“, ein
ehemaliges Kasernenareal in unmittelbarer Nähe zum Olympiapark, brachte ein
für die Landeshauptstadt ungewöhn­liches ­Ergebnis: Der einstimmig gewählte
Siegerentwurf sieht vor, dass sich das Quartier unter Mitwirkung der Menschen
bedarfs- und abschnittsweise wandelt.
3. Preis: Laux Architekten und
­Nowak Landschaftsarchitekten,
München.
Das Gelände wird mit einer
Hauptachse parallel zur Dachau­
er Straße erschlossen, von der es
Abzweige in die verschiedenen
Parzellen gibt. Unterschiedlich
große Parks durchziehen das
Quartier. Die Bebauungsstruk­
tur lässt nach Meinung der Jury
zu wenig zu, das auf dem Ge­
lände befindliche „Kultur-Bio­
top“ mit den angrenzenden
Vierteln zu verweben.
Rosa-Luxemburg-Platz
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Kreativfeld
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Kreativlabor
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Leonrodplatz
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Jutier- und
Tonnenhalle
Kreativplattform
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Lo
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Garten + Landschaft
7/2012
Teleinternetcafé/TH treibhaus landschaftsarchitektur (3)
Kreativpark
1. Preis: Der Entwurf der Berliner
­Architekten Teleinternetcafé und
TH treibhaus landschaftsarchitek­
tur aus Hamburg sieht vier unter­
schiedlich c­ harakterisierte Teil­
bereiche vor: Labor, Feld, Park
und Plattform. Diese sollen ihrem
­Potenzial entsprechend abschnitts­
weise entwickelt werden.
Die einstimmig unter Beteiligung der
Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk
­gefällte Entscheidung für den ersten Preis­
träger stieß allgemein auf positives Echo.
Als ungewöhnlich und mutig empfanden
viele die Zusage an ein Konzept, das keine
verbind­lichen Pflöcke in die Münchner
­Immobilienlandschaft schlägt, sondern e
­ ine
prozess­hafte Entwicklung vier unterschied­
licher Teilbereiche vorschlägt. Diese sind
miteinander vernetzt, bleiben aber unab­
hängig, was die Art und Geschwindigkeit
ihres Ausbaus ­betrifft. Das ist neu für Mün­
chen, das hat es so noch nicht gegeben. Der
immense Wohnungsbedarf verhindert nor­
malerweise, dass sich solche zeitinten­siven
Prozesse in München entfalten können.
„Durch das Scheitern Münchens bei der Ver­
gabe der Olympischen Winterspiele 2018 ist
sicher der größte Druck für dieses Areal ge­
wichen“, sagt S­ ophie Wolfrum, Professorin
­für Städtebau und Regional­planung an d
­ er
Technischen Universität München und Mit­
glied der Wettbewerbs­jury. Bei einem Zu­
schlag für München wären nördlich der
Schwere-Reiter-Straße im großen Maßstab
Gebäude für die Olympischen Spiele
­realisiert worden (siehe Garten + Landschaft
1/2011). Das hätte auch die Entwicklung
des Kreativquartiers innerhalb der nächsten
Jahre stark forciert.
Die Berliner Architekten von Teleinternet­
café und TH treibhaus landschaftsarchitek­
tur aus Hamburg gewannen mit ihrem
städtebaulichen Entwicklungskonzept auf
Laux/Nowak (2)
Neue Wege im Münchner Städtebau
3. Preis: Trojan Trojan + Partner
­Architekten, Darmstadt, und
WGF Landschaftsarchitekten,
Nürnberg.
Bebauung mit gemischten Nut­
zungen fasst die Dachauer und
Schwere-Reiter-Straße. Um eine
intensive Nutzung der Gebäude
zu ermöglichen, werden Ton­
nen- und Jutierhalle verbunden.
Die kreuzförmig angeordneten
Freiräume lassen viele Anbin­
dungen zu. Allerdings ist der
Anteil öffentlicher Grünflächen
eher gering.
Troja Trojan + Partner/WGF (2)
Das Münchner Kreativquartier
liegt südlich des Olympiaparks.
Nach der gescheiterten Bewer­
bung für die Olympischen Winter­
spiele 2018 hat der zeitliche Druck,
das Gelände zu entwickeln, deut­
lich nachgelassen.
Garten + Landschaft
7/2012
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