Was uns stark macht

Transcrição

Was uns stark macht
4_2013
www.dak-firmenservice.de
Das Magazin der
DAK-Gesundheit
für Unternehmen
und Selbstständige
KRISEN MEISTERN
Was uns
stark macht
Krank zur Arbeit
Teurer Trend
für Unternehmen
Essen gegen Stress
So tanken Sie
neue Energie
Anzeige
Ich bin ORGANPATIN, weil das Thema
Tod kein Tabuthema sein darf, wenn der
Tod eines Menschen für Andere Leben
bedeutet.
www.organpaten.de
editorial
Aus Krisen gestärkt
hervorgehen
FOTO: DAK/WIGGER
D
ie vielen Aufgaben, die jeder Einzelne von uns tagtäglich zu meistern hat,
verlangen unserem Körper viel Energie ab. Das richtige Maß an Be- und
Entlastung im Alltag zu finden ist für unsere Gesundheit zu einer echten
Herausforderung geworden.
Um Ruhe und Übersicht in den Alltag zu bekommen, ist es wichtig, sich nicht
von den privaten und beruflichen Belastungen überrollen zu lassen. Doch gerade diese Balance auszuloten fällt uns häufig sehr schwer. Wir müssen vielfach
erst wieder lernen, unsere seelische Widerstandskraft zu stärken, damit unsere
Gesundheit nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Resilienzforscher beschäftigen
sich seit langem mit der Frage, wie wir unsere Seele vor äußeren Einflüssen
schützen können. Sie sind sich sicher, dass Menschen an unterschiedlichen
Belastungen im Leben wachsen können, ohne daran zu zerbrechen.
Unsere Titelgeschichte berichtet darüber, wie Menschen es schaffen, auch
schwierige Situationen unbeschadet zu überstehen. Inzwischen sind Depressionen, Angststörungen und Seelenleiden der dritthäufigste Grund für Fehlzeiten
im Beruf. Eine aktuelle Bevölkerungsumfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit
durch das Forsa-Institut belegt, dass sogar mehr als jeder dritte Berufstätige trotz
psychischer Probleme zur Arbeit geht. Erschreckende Zahlen, die enorme Kosten
für die Unternehmen zur Folge haben – abgesehen von den Langzeitfolgen
für die kranken Mitarbeiter.
Nicht nur eine moderate Lebensstiländerung kann helfen, Druck aus dem
Alltag zu nehmen. Wir müssen lernen, Stresssituationen auch etwas Positives
abzugewinnen, und ein Stück weit akzeptieren, dass Veränderungen zum Leben
dazugehören. Jeder von uns kann seinen Anteil dazu beitragen, Arbeit in
gesunde Bahnen zu lenken.
Prof. Dr. h. c. Herbert Rebscher
Vorsitzender des Vorstandes
der DAK-Gesundheit.
ZU DIESER AUSGABE
Rauchen gefährdet die Gesundheit und ist für Firmen teuer! Rauchfreie Betriebe sind
machbar. Die DAK-Gesundheit unterstützt Sie dabei. Unser Beitrag „Qualmstopp zahlt sich
aus“ zeigt Ihnen Möglichkeiten auf.
4/2013 praxis+recht
3
inhalt
Resilienz: Wie wir unsere seelische Widerstandskraft stärken, um gesund und leistungsstark zu bleiben.
10
20
16
Präsentismus: Wer krank ist, gehört nach Hause.
UNSER SERVICE
DAK-Fachexperten informieren und beraten Firmen kompetent zu allen Fragen zum Versicherungsrecht, Beitragsrecht und
Aufwendungsausgleichsgesetz. Rufen Sie uns an unter DAKArbeitgeberdirekt 040 325325810. 24 Stunden an 365 Tagen –
zum Ortstarif.
4
praxis+recht 4/2013
FOTOS: FOTOLIA
Veränderungen: Die Kunst, Mitarbeiter mitzunehmen.
Nervennahrung: Was bei Stress hilft.
Raucher: Die Sucht kostet Firmen viel Geld.
24
26
arbeit & gesundheit
arbeit & recht
arbeit & personal
Titelthema: Resilienz – die
Kraftquelle der Seele
Im Gespräch
Den Wandel meistern
8
16 Veränderungsprozesse und
10 Wie es manchen Menschen gelingt,
mit Krisen und Schicksalsschlägen
umzugehen, ohne seelisch an der
Belastung zu zerbrechen.
Falsches Pflichtbewusstsein
20 Immer öfter gehen Berufstätige
FOTOS: F1ONLINE; FOTOLIA
krank zur Arbeit. Ein Trend mit
bedenklichen Folgen für alle
Beteiligten.
praxis+recht im Interview mit dem
Vorsitzenden des Vorstandes der
DAK-Gesundheit, Prof. Dr. h. c.
Herbert Rebscher, über seine
Erwartung an die Politik nach
der Bundestagswahl 2013.
Schöne Bescherung
18 Sonderzahlungen können nicht einfach abgeschafft werden. Arbeitnehmer erwerben einen Rechtsanspruch.
Nahrung für die Nerven
SEPA, BIC und IBAN
24 Jede Form von Stress beeinflusst
23 Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrs-
das Essverhalten. 10 Tipps, wie Sie
Ihre Nerven schonen.
neu & aktuell
6 News
Umorganisationen bedeuten für
Mitarbeiter oft Stress, der bis zur
Erschöpfung führen kann. Unternehmen können rechtzeitig vorbeugen.
Qualmstopp zahlt sich aus
26 Fehltage, Zigarettenpausen, Gesundheitskosten: Ein rauchender Arbeitnehmer kostet dem Unternehmen
viel mehr als Nichtraucher.
raum: Was Bankkunden zu SEPA
wissen müssen.
30 Wissensquiz zur Arbeitswelt
31 Impressum
4/2013 praxis+recht
5
neu & aktuell
Berufstätige melden sich 2013 häufiger krank
Der lange Winter hat seine Spuren hinterlassen: Die Beschäftigten in Deutschland sind im ersten Halbjahr 2013 häufiger
im Job ausgefallen als im Jahr zuvor. Der Krankenstand stieg
von 3,8 auf 4,1 Prozent an. Das hat eine Auswertung aller
Krankmeldungen durch die DAK-Gesundheit ergeben. Auffallend viele Menschen mussten wegen Erkältungskrankheiten
zu Hause bleiben. Die Zahl der Atemwegsinfektionen stieg
sprunghaft an. Während Husten, Bronchitis und Lungenentzündung im ersten Halbjahr 2012 nur 16,8 Prozent aller
Fehltage verursacht haben, liegt ihr Anteil dieses Jahr bislang
bei 22,3 Prozent. Fast 40 Prozent aller Berufstätigen haben
sich mindestens einmal bei ihrem Arzt eine Krankschreibung
geholt. Im Jahr zuvor waren es nur 34,6 Prozent. Die Erkrankungen dauerten im Durchschnitt 11,6 Tage an.
Rentner mit Job: Geld zurück
■ Weitere Informationen mit ausführlichen Rechenbeispielen finden Sie unter www.dak.de/rentnerjob
Bei Fragen zum Thema erreichen Sie unsere Fachexperten
unter DAKArbeitgeberdirekt 040 325325810
6
praxis+recht 4/2013
FOTOS: FOTOLIA
Rentner mit einem versicherungspflichtigen Job können sich
ihre Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge aus der Rente
für das Jahr 2012 teilweise erstatten lassen. Voraussetzung:
Die gesamten Jahreseinkünfte – zum Beispiel durch Arbeitsentgelte, Versorgungsbezüge, Leistungen der Arbeitsagentur
oder Renten – übersteigen die Beitragsbemessungsgrenze in
der Krankenversicherung. Eine Erstattung erfolgt ausschließlich
auf Antrag des Arbeitnehmers.
Erstattungsfähig sind nur die vom Rentner selbst bezahlten
Beiträge für den Teil der Rente, der die Beitragsbemessungsgrenze übersteigt. Das Arbeitsentgelt wird dagegen von der
Beitragserstattung nicht berührt. Für das Jahr 2012 beträgt die
Beitragsbemessungsgrenze in der Kranken- und Pflegeversicherung 45.900 Euro beziehungsweise monatlich 3.825 Euro.
News
DAK-Berater-Chat: Kundenberatung
in den neuen Online-Servicezentren
Erledigen Sie Ihren Papierkram auch gerne online? Dann nutzen
Sie unseren Kundenberater-Chat: bequem und einfach von zu
Hause oder unterwegs. Ihr
Kundenberater steht Ihnen
montags bis freitags von
12 bis 20 Uhr zur Verfügung.
Sie können alle Fragen mit
ihm klären, die Sie auch am
Telefon, per E-Mail oder im
persönlichen Kontakt vor Ort
gestellt hätten.
■ Kommen Sie vorbei
und schauen Sie sich unsere
neuen Online-Leistungen
an unter
www.dak.de/berater-chat
Neue Sachbezugswerte 2014
Mahlzeiten und die Bereitstellung einer Unterkunft sind
als geldwerter Vorteil bei der Berechnung von Steuer- und
Sozialabgaben als Arbeitsentgelt mit den amtlichen
Sachbezugswerten zu berücksichtigen.
Vorläufige monatliche Werte 2014:
Freie Verpflegung
davon
Frühstück
Mittagessen
Abendessen
Freie Unterkunft
Insgesamt
Urlaub: Arbeitsstress gefährdet
Erholung
Sommer, Sonne und dennoch weiter im Stress: Vor allem jüngere
Berufstätige konnten in ihrem Urlaub nicht vom Job abschalten.
Fast jeder fünfte Arbeitnehmer zwischen 30 und 44 Jahren erholte sich in den Ferien weniger gut oder überhaupt nicht. Vor allem
Frauen verfolgten die Belastungen bis in die Freizeit. Das zeigt
der aktuelle Urlaubsreport 2013 der DAK-Gesundheit – eine
repräsentative Forsa-Umfrage* im Auftrag der Krankenkasse.
FOTOS: ISTOCKPHOTO; FOTOLIA
Urlaubsreport 2013
So erholten sich die Deutschen am meisten
1. Sonne und Natur
2. Zeit mit der Familie
3. Zeit für sich selbst
4. Wegfall Arbeitsbelastung
5. Ortswechsel
6. Bewegung und Sport
7. Verzicht Handy/Internet
82 %
71 %
70 %
64 %
64 %
50 %
31 %
*Repräsentative Bevölkerungsbefragung durch Forsa im Auftrag
der DAK-Gesundheit, 12. bis 16. August 2013 , 1.003 Befragte.
229,00 €
49,00 €
90,00 €
90,00 €
221,00 €/ 187,85 €*
450,00 €/416,85 €*
*Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres und
Auszubildende.
Studenten: Richtig versichert im
Nebenjob
Wenn im September und
Oktober viele Studenten mit
dem Studium beginnen und
nebenbei einen Job ausüben,
ergeben sich viele Fragen: Wann
ist die Beschäftigung sozialversicherungspflichtig? Wie viel
dürfen Studenten arbeiten?
Und wie viel verdienen? Welche
Beiträge sind zu zahlen? Für
Studenten mit Job gelten
ganz besondere Regeln.
■ Informieren Sie sich bei uns
im Internet unter
www.dak.de/studentenjob
4/2013 praxis+recht
7
arbeit & recht
Wir brauchen einen
solidarischen Wettbewerb
Was ist von der neuen Bundesregierung zu erwarten?
Ein Gespräch mit Herbert Rebscher, dem Vorstandsvorsitzenden der
DAK-Gesundheit.
Herr Rebscher, was wünschen Sie sich von der
neuen Bundesregierung?
Herbert Rebscher: Ich erwarte, dass das Gesundheitswesen
künftig mit mehr ordnungspolitischer Stringenz weiterentwickelt wird. Wenn man sich zum Wettbewerb der
Krankenkassen bekennt, um ein konkretes Beispiel zu
nennen, dann muss auch eine Wettbewerbsordnung
installiert werden, die für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgt. Und wenn man auf eine solidarische Umverteilung im System setzt, muss man mit Wahltarifen, die auf
individuelle Nutzenkalküle abzielen, vorsichtig sein.
der GKV in Kürze wieder schneller steigen als die beitragspflichtigen Einkommen der Mitglieder. Bei einem festgeschriebenen Beitragssatz von 15,5 Prozent führt dies
zwangsläufig zu Zusatzbeiträgen und einem stetig wachsenden Finanzbedarf für den steuerfinanzierten Sozialausgleich. Die gesetzliche Krankenversicherung gerät dadurch
in eine zunehmende Abhängigkeit von Bundesmitteln –
die sich gerade in jüngster Vergangenheit als besonders
unzuverlässige Finanzquelle erwiesen haben.
Sie haben die Wettbewerbsordnung angesprochen.
Wie sollte die aussehen?
Rebscher: Es muss eine solidarische Wettbewerbsord-
Ein steigender Beitragssatz wäre bei den Versicherten
aber genauso unbeliebt wie ein Zusatzbeitrag.
Rebscher: Die derzeitige gute konjunkturelle Lage bietet
nung sein. Diese solidarische Wettbewerbsordnung ist
konsequenterweise im Sozialgesetzbuch zu verankern.
Die Kassen sind schließlich keine klassischen Wirtschaftsunternehmen. Deshalb muss festgeschrieben
werden, dass die staatliche Aufsicht sozialrechtlich
ausgeübt wird und der Rechtsweg für alle Angelegenheiten der gesetzlichen Krankenversicherung bei den
Sozialgerichten liegt.
die einmalige Chance, die Beitragssatzautonomie wieder
einzuführen, ohne jeden Einzelnen höher zu belasten. Die
Versorgung der Versicherten aber könnte verbessert
Und wie sollte diese Wettbewerbsordnung
ausgestaltet sein?
Rebscher: Der wichtigste Eckpfeiler dafür wäre, dass
die Krankenkassen die Beitragssatzautonomie zurückerlangen.
8
Warum?
Rebscher: Experten prognostizieren, dass die Ausgaben
praxis+recht 4/2013
werden und davon würden alle profitieren. Denn wenn
die Selbstverwaltung einer Kasse ihren Beitragssatz individuell festlegen kann, wird die Erhebung passgenauer
und individueller, und auch die Versorgung könnten die
Kassen dadurch genau nach den Bedürfnissen ihrer Versicherten ausrichten. Der Zusatzbeitrag erfordert zudem
einen hohen Verwaltungsaufwand. Der würde entfallen.
Könnten die Kassen ihre Beiträge selbst festlegen, würden
damit auch Diskussionen über zu hohe Rücklagen und
Überschüsse des Gesundheitsfonds der Vergangenheit
angehören.
Wollen Sie den Gesundheitsfonds abschaffen?
Rebscher: Nein. Die Rückkehr zur Beitragssatzautonomie
bedeutet keine Abschaffung des Gesundheitsfonds. Bei
unserem Modell würde statt des derzeit gesetzlich
bestimmten Beitragssatzes künftig ein allgemeiner Ausgleichsbedarfssatz festgelegt, den alle Kassen an den
Gesundheitsfonds abzuführen haben. Die Mittel des
Gesundheitsfonds würden dann, wie bisher, mittels des
morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs über
den Fonds an die Kassen verteilt.
Die Beitragssatzautonomie wäre der wichtigste, aber
nicht der einzige Eckpfeiler einer neuen Wettbewerbsordnung. Was sollte diese noch beinhalten?
Rebscher: Die Kassen müssten einen verbindlichen Erstat-
tungsanspruch gegen den Bund für versicherungsfremde
Leistungen erhalten, also für die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern, Entbindungen und Mutterschaftsleistungen. Das würde für eine verlässliche Finanzierung
sorgen. Das derzeitige Hin und Her um den Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds zeigt deutlich die Beliebigkeit der Mittelzuwendung. Zudem müsste der Morbi-RSA
weiterentwickelt werden.
Inwiefern?
Rebscher: Es müssten alle Krankheiten in den Ausgleich
einbezogen und der kassenspezifische Aufwand zur
Abwicklung komplexer Krankheitsfälle berücksichtigt werden. Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich,
der besondere Krankheitsrisiken absichert, sollte zudem
um offenkundige und gerichtlich bestätigte Fehler korrigiert werden. Diese Weiterentwicklungen würden die derzeit noch vorhandenen Anreize zur Risikoselektion reduzieren und die finanziellen Mittel verstärkt dorthin lenken,
wo sie für die Versorgung tatsächlich benötigt werden.
Wie könnte die Versorgung – abgesehen von ihrer
Finanzierung – verbessert werden?
Rebscher: Zum Patientenschutz ist eine konsequente Nut-
zenbewertung von bestehenden und neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden erforderlich. Leistungen, die keinen Nutzen haben oder sogar Schadenpotentiale beinhalten, sind konsequent aus dem
GKV-Leistungskatalog zu entfernen. Nach wie vor wissen
die Kostenträger zu wenig über den Nutzen der angewandten Diagnose- und Therapieverfahren.
Wo sehen Sie im Hinblick auf den demografischen
Wandel Handlungsbedarf?
Rebscher: Die Versorgung muss auf einen höheren Anteil
alter, chronisch kranker und pflegebedürftiger Menschen
zugeschnitten werden. Das heißt, wir alle sollten verstärkt
die Versorgung komplexer Leistungsfälle besser organisieren – Versorgungsmanagement ist angesagt. Die DAKGesundheit ist hier ein Vorreiter. Wichtig wäre vor allem,
den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff endlich umzusetzen. Nur so kann das Pflegerisiko in Zukunft abgesichert
werden.
Wie sieht der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff aus?
Rebscher: Zurzeit wird die Pflegestufe danach festgesetzt,
inwieweit ein Hilfebedürftiger körperlich eingeschränkt
ist und deshalb Unterstützung im Alltag braucht. Das wird
den gesellschaftlichen Anforderungen aber nicht gerecht.
Wir haben immer mehr Demenzkranke, die körperlich fit
sind und trotzdem Unterstützung brauchen. Ein vom
Bundesgesundheitsministerium eingesetzter Beirat hat
deshalb schon 2009 ein neues differenziertes Verfahren
mit fünf sogenannten Bedarfsgraden vorgeschlagen, das
auch kognitive Beeinträchtigungen berücksichtigt. Das
muss endlich umgesetzt und die Finanzierung entsprechend angepasst werden. Da die Pflegeversicherung als
Teilkaskoversicherung konzipiert ist, kann und muss die
Frage, in welcher Höhe Eigenbeteiligungen der Bürger als
akzeptabel angesehen werden, politisch entschieden werden. Die Lösung der Finanzierungsfrage ist zentral für die
Weiterentwicklung der sozialen Pflegeversicherung.
Interview: Elke Spanner
4/2013 praxis+recht
9
10
praxis+recht 4/2013
FOTO: FOTOLIA
arbeit & gesundheit
Seelische Widerstandskraft:
Krisen und Bedrohungen werfen nicht
jeden Betroffenen aus der Bahn.
Resilienz –
die Kraftquelle der Seele
Scheidung, Jobverlust, eine lange Krankheit – Krisen werfen manche
Menschen komplett aus der Bahn. Andere hingegen entwickeln ungeahnte Kräfte mit
Erschütterungen umzugehen. Was unsere Seele stark macht.
D
ramen spielten sich im Sommer dieses Jahres an Elbe,
Saale und Donau ab. Billionen
Liter Wasser stürzten in Deutschland
vom Himmel, die Pegel der Flüsse
stiegen ins Unermessliche – Deiche
brachen, Gebäude wurden weggerissen, ganze Ortschaften überschwemmt. Die Helfer arbeiteten bis
zur totalen Erschöpfung, viele Menschen standen vor den Ruinen ihrer
Häuser – sie hatten alles verloren.
Den 22. Juli 2011 wird niemand in
Norwegen je wieder vergessen. Er hat
ein ganzes Land traumatisiert: An
jenem Freitag tötete der norwegische
Attentäter Anders Behring Breivik
in Oslo und auf der Insel Utøya über
90 Menschen, vor allem Kinder und
Jugendliche.
Über eineinhalb Jahre lang hat
Frauke H. (Name von der Redaktion
geändert) aus Hamburg ihren schwer
krebskranken Mann zu Hause
gepflegt. Sie wusste, dass es keine
Hoffnung auf Heilung gibt, seine
Tage gezählt sind und damit auch ihr
gemeinsames Leben zu Ende geht.
Hat ihn getröstet, ihn versorgt, ihm
Halt und Kraft gegeben und auch die
letzten Stunden seines Lebens seine
Hand gehalten.
Eine Umweltkatastrophe, eine
Scheidung, der Tod eines nahen Angehörigen oder geliebten Tieres, der Verlust des Arbeitsplatzes – traumatische
Ereignisse können jeden von uns treffen. Aber nicht jeden werfen sie komplett aus der Bahn, nicht jede Seele
sondern stehen wieder auf, klopfen
sich die Kleider ab, atmen tief durch
und gehen ihren Weg relativ unbeschadet weiter. Zu dieser Einschätzung kommt der renommierte USamerikanische Psychologe George A.
Bonnano aufgrund seiner umfassenden Forschungen, und das belegen
auch diverse internationale Studien.
Über welche Fähigkeiten verfügen
diese Menschen? Was unterscheidet
sie von anderen?
Schicksalsschläge
können jeden
Menschen treffen
Ist Resilienz erlernt?
Und: Sind diese Kräfte angeboren
oder können wir sie erlernen? Diese
Fragen nach der Resilienz, der Widerstandskraft der Seele, beschäftigen
die Wissenschaftler seit den 50er-Jahren. Damals startete die amerikanische Psychologin Emmy Werner
eine Langzeitstudie auf der Insel
Kauai. Über 40 Jahre lang begleitete
sie die Entwicklung hawaiianischer
Kinder desselben Geburtsjahrgangs
(1955), die zum Teil aus extrem
schwierigen Verhältnissen (Armut,
desolate Familienverhältnisse)
zerbricht daran und reagiert als Folge
darauf mit physischen oder psychischen Erkrankungen. So ergeht es nur
etwa 30 Prozent der von existenziellen
Krisen Betroffenen. Die meisten von
ihnen lässt ein derartiger Schicksalsschlag zwar auf ihrem Lebensweg
stürzen, sie stürzen aber nicht ab –
etwa in Drogen oder eine Depression,
4/2013 praxis+recht
11
stammten. Sie fand heraus, dass zwar
etliche dieser Risikokinder kriminell
wurden, ein Drittel allerdings ein
gesellschaftlich anerkanntes Leben
mit stabilen Beziehungen zustande
brachte. Werner widerlegte so, dass
schwierige Ausgangssituationen bei
Kindern die Chancen, zu einem leistungsfähigen Erwachsenen zu werden, zwangsläufig versperren.
Wie viel Kraft unsere Seele mobilisieren kann, wie viel Gutes sich in
unserem Inneren aktivieren lässt, das
stellte in den 70er-Jahren auch der
israelische Soziologe Aaron Antonovsky fest, der weibliche Überleben-
genau dies – aus eigener Kraft wieder
aufzustehen, wenn wir meinen, längst
am Boden zu liegen. Uns wie ein
Gummiband bis an die Grenze unserer
Belastbarkeit dehnen zu können und
dennoch nicht zu „zerreißen“. Es geht
also um Fähigkeiten, die es ermöglichen, dass unsere Seele nicht dauerhaft Schaden nimmt.
Krisensituationen bewältigen
Resilienz ist die „Fähigkeit, Krisen
durch Rückgriff auf persönliche und
soziale Ressourcen zu überwinden“.
Sie erhält im Zuge der derzeitigen
gesellschaftlichen Umbruch- und Kri-
Eine Krise wird meist als Bedrohung empfunden. Sie bietet aber auch die Chance zur
Weiterentwicklung
de des Holocaust untersuchte: Trotz
all der erlittenen Demütigungen, der
Grauen und der Gewalt zeigte sich
knapp ein Drittel seelisch stabil.
Frauke H. hat nach dem Tod ihres
Mannes nicht aufgegeben. Sie trauert,
ist aber nicht in eine Depression verfallen. „Für mich beginnt jetzt eine
neue Phase“, so die 51-Jährige. „Ich
bin noch jung genug, mein Leben neu
zu gestalten. Ich habe Freundinnen,
die mir immer zur Seite stehen, und
weiß aufgrund meiner Lebenserfahrung, dass auch immer wieder gute
Phasen kommen.“ Dass sie in ihrer
Mutter eine starke Persönlichkeit
hatte, die ihr Zuversicht ins Leben
vermittelte, trägt, so glaubt die Hamburgerin, entscheidend zu ihrem
Umgang mit Krisen bei. Sie zeigt in
dieser für sie schwierigen persönlichen Situation die Qualitäten eines
Stehaufmännchens. Es gerät ins
Schwanken, berührt fast schon den
Boden und erhebt sich dennoch wieder. Resilientes Verhalten meint
12
praxis+recht 4/2013
sensituationen zunehmende Bedeutung und Brisanz. „Unternehmen
schauen vermehrt auf Kriterien wie
Belastbarkeit, Selbstreflexion und
Veränderungskompetenz. Diese Soft
Skills erhalten einen viel höheren
Stellenwert als noch vor etwa zehn
Jahren“, erläutert Nicole Seifert,
Managementberaterin und Geschäftsführerin von Feedbackpeople.
Krankschreibungen aufgrund psychischer Belastungen häufen sich.
Einen Grund hierfür sieht der DAKGesundheitsreport 2013 in Arbeitsverdichtung, Konkurrenzdruck und langen Arbeitszeiten. Der Anteil der Fehltage wegen psychischer Probleme
steigt seit 15 Jahren beispielslos an.
2012 rückten die psychischen Erkrankungen erstmals auf Platz zwei der
Ursache für Arbeitsausfälle vor.
Am Steuer des Lebens
„Seelische Gesundheit“, so Dr. HansPeter Unger, „bedeutet keinesfalls
nur, sich wohl zu fühlen, sondern in
der Lage zu sein, Krisen zu meistern.“
Forschungen zum Thema Resilienz
hätten die Frage, warum es Menschen gibt, die trotz schwerster
Lebensumstände nicht krank werden, erst aufgeworfen, und, „auf diejenigen Faktoren hingewiesen, die
die seelische Widerstandskraft stärken“, so der Chefarzt am Zentrum für
seelische Gesundheit an der Asklepios Klinik Harburg. Einer davon,
wenn nicht der wichtigste, ist die
Überzeugung „Ich steh am Steuer
meines Lebens“.
Resilienz als Schutzschild
Was unterscheidet nun aber Menschen, die Krisen relativ unbeschadet
überstehen von solchen, denen dies
weniger gut gelingt? Resiliente Personen verfügen über eine Art Schutzmechanismus, der ihr seelisches
Immunsystem in Balance hält und
ihnen hilft, mit Stress besser umzugehen. Vergleichbar ist dies mit einem
Schirm, der einen Großteil des Regens
abhält, zwar die Kleidung durchnässt,
der Haut aber nichts anhaben kann.
Urvertrauen, das in der Kindheit ausgebildet wird, scheint unerlässlich,
um seelische Stärke aufzubauen.
Darüber hinaus halten sich jedoch
äußere Bedingungen und genetische
Anlagen zu etwa gleichen Teilen die
Waage, wenn es um die Ausbildung
des inneren Schutzschildes geht.
Charaktereigenschaften allein lassen einen Menschen allerdings nicht
resilient werden. Jedoch Überlebenskünstler ähneln sich in zentralen
Merkmalen, das ist in der Wissenschaft unstrittig. Optimismus, so
Coach und Heilpraktikerin Micheline
Rampe in ihren „Sieben Säulen der
Resilienz“, ist dabei das zentrale Element – die Fähigkeit, sich vom
Schlechten nicht unterkriegen zu lassen, und der Glaube, dass Krisen überwunden werden. Dazu gehört jedoch
FOTO: FOTOLIA
Resilienz: Das seelische
Immunsystem in Balance
halten.
4/2013 praxis+recht
13
auch, sich der Situation zu stellen,
nicht wegzusehen, also zu akzeptieren, was gerade ist und sich nicht als
Opfer zu fühlen. Nur wer an seine
eigenen Kompetenzen glaubt, und
daran, dass er sein Leben selbst in der
Hand hat (Selbstwirksamkeit), kann
diesem auch eine Richtung geben und
sich lösungsorientiert verhalten. Resiliente Menschen blicken nach vorn,
sie übernehmen Verantwortung für
ihr Handeln, scheuen sich aber auch
nicht, Freunde, Kollegen oder ihren
Partner um Unterstützung zu bitten.
Und wer nun nicht zu denjenigen
gehört, die Meister in der Krisenbewältigung sind? Die Forschung
behauptet, resilientes Verhalten lässt
FOTO: FOTOLIA
Stehaufmännchen-Prinzip:
Resiliente Menschen blicken
nach vorn und übernehmen
Verantwortung.
14
praxis+recht 4/2013
sich erlernen und trainieren. Etwa mit
der „Road to Resilience“, einer Anleitung, die die amerikanische Psychologenvereinigung (APA) veröffentlicht
hat. Entscheidende Kriterien, um
innerlich widerstandsfähig zu werden, sind demnach unter anderem der
Aufbau und die Pflege sozialer
Kontakte, eine optimistische Grund-
hinzugewinnen, während sie schon
damit rechnen, von der nächsten Entlassungswelle betroffen zu sein. Die
Folge sind häufig Gefühle der Überforderung und damit Stress, Resignation
und Krankheiten.
„Bei Resilienz-Trainings schafft
man echte Nachhaltigkeit und eine
Transfersicherung der Inhalte in den
Die Kraft, mit Krisen und Belastungen im
Alltag umzugehen, wird in Zukunft immer
wichtiger
haltung, ein positives Selbstbild und
das Akzeptieren der Tatsache, dass
Veränderungen ein Teil des Lebens
sind. Kriterien, die immer dann zum
Tragen kommen, wenn es überhaupt
darum geht, seine Persönlichkeit zu
entwickeln, ihr Tiefe und Stärke zu
verleihen. Klar ist auch, dass Krisenbewältigungsstrategien ihre Grenzen
haben. Wer wollte schon einem durch
Gewalt und Diktatur bedrohten Menschen oder einem, der ökonomisch
oder gesundheitlich stets auf der
Schattenseite des Lebens stand, munter zurufen: „Sorge dich nicht, lebe!“?
Resilienz im Beruf
Die Ergebnisse der Forschung werden
seit längerem auch in beruflichen
Kontexten angewandt. Organisationale Resilienz meint, dass Unternehmen, trotz Umbrüchen und Strukturveränderungen weiter effizient agieren
können. Das setzt eine enorme Flexibilität der Mitarbeiter und Führungskräfte voraus. Denn sie müssen sich
immer schneller und öfter an veränderte Bedingungen anpassen, alte Verhaltensweisen aufgeben und neue
Arbeitsalltag nur, wenn es anschließend Gesprächsrunden gibt, bei
denen sich Mitarbeiter und Führungskräfte austauschen und darin
bestärken, die Resilienz hochzuhalten“, sagt Managementberaterin
Nicole Seifert von Feedbackpeople.
„Ist keine Bereitschaft für die Stärkung der Resilienz in der Organisation und bei den Mitarbeitern vorhanden, bleiben einzelne Resilienztrainings in vielen Seminarkatalogen
gutmeinender Personalabteilungen
eher Kosmetik.“ Dr. Andreas Genz
vom Institut für Karriere und Gesundheit spitzt diese Sichtweise noch zu.
Er hält Resilienz „für ein akademisches
Perpetuum mobile“ und ist eher skeptisch, ob sie sich überhaupt in Unternehmen verankern lässt.
zung nach werden Katastrophen und
Krisen in den nächsten Jahren zunehmen. Davon gehen wohl auch die Veranstalter des Weltwirtschaftsgipfels
in Davos im Januar dieses Jahres aus
– sie luden Johan Rockstrom ein, den
Direktor des Stockholmer Resilience
Centers.
Veränderungen und Krisen sind
Teil des Lebens. Wer sie weniger als
Bedrohung denn als Chance zur eigenen Entwicklung begreift, wächst mit
und an den Herausforderungen und
kann – wie der österreichische Psychiater Viktor Frankl, der das Konzentrationslager überlebte – vielleicht
irgendwann „...trotzdem ja zum Leben
sagen“.
Märthe Walden
ASPEKTE EINER
RESILIENTEN
FÜHRUNGSKULTUR
J
J
J
J
Ja zum Leben sagen
Resilienz ist inzwischen zu einem
Begriff geworden, der für die gesellschaftliche Entwicklung insgesamt
Anwendung findet. Für den New Yorker Trendforscher Andrew Zolli etwa
ist die Widerstandskraft eine zentrale
Zukunftsfrage, denn seiner Einschät-
Die Vermittlung von
Wertschätzung
Realistische Zielvorgaben
Ein konstruktives Feedbackverhalten
Raum für eigene Ideen und
Kreativität
J
Eine konstruktive Fehlerkultur
J
Eine klare Kommunikation
J
Eine nachhaltige Weiterbildung
4/2013 praxis+recht
15
arbeit & personal
Den Wandel meistern
Unternehmen, ob groß oder klein, müssen sich ständig
verändern, um erfolgreich zu sein. Das kostet Kraft, oft mehr, als bei vielen
Mitarbeitern vorhanden ist.
S
tillstand ist Rückschritt, heißt es
in vielen Firmen. Neue Produkte
und Technologien, Fusionen,
Umstrukturierungen – ständige
Veränderungen sind in der Wirtschaft
die Regel. Sie scheinen an Tempo und
Häufigkeit sogar noch zuzulegen.
Viele Beschäftigte kommen da nicht
mehr mit. Sie nehmen den Wandel
nicht als Chance wahr, sondern als
Risiko und Bedrohung, mit neuen,
unbekannten Herausforderungen
und Anforderungen, die sie verunsichern.
Mitarbeiter mitnehmen
Der Wandel kann krank machen –
umso mehr, je radikaler er ausfällt.
Mitarbeiter von Firmen, die umgebaut werden, leiden viel häufiger an
Depressionen und Schlaflosigkeit,
stellte der dänische Ökonom Michael
Dahl von der Universität Aalborg
anhand der Daten von knapp 93.000
Beschäftigten fest. Der DAK-Gesundheitsreport 2013 bestätigt diesen
Befund. Die mit dem Wandel oft verbundene Angst vor Arbeitsplatzabbau, die zunehmende Konkurrenz,
16
praxis+recht 4/2013
wachsender Zeitdruck und die ständige Erreichbarkeit führen zu einem
deutlichen Anstieg der psychischen
Erkrankungen.
Firmen können sich auf diese
Entwicklungen einstellen, indem sie
rechtzeitig vorbeugen und den Wandel gestalten. „Change-Management“
Die Betroffenen zu
Beteiligten machen.
Gegen die Mitarbeiter ist kein Wandel
möglich
lautet der Begriff, unter dem Fachleute
alle Aufgaben, Maßnahmen und Tätigkeiten zusammenfassen, die eine
umfassende, bereichsübergreifende
und inhaltlich weitreichende Veränderung innerhalb einer Organisation
erreichen sollen. Sie erfolgreich über
die Bühne zu bringen ist keine Kleinigkeit: Nach Angaben des Unterneh-
mensberaters Dr. Torsten Schumacher
scheitern etwa drei Viertel der großen
Veränderungsvorhaben.
Ein wichtiger Grundsatz des
Change-Managements heißt: Die
Betroffenen zu Beteiligten machen.
Gegen die Mitarbeiter ist kein Wandel möglich. Ihre Einbindung ist ein
zentraler Faktor. Es gilt, ihnen rechtzeitig, transparent und offen zu
vermitteln, warum die geplanten
Veränderungen im Unternehmen
notwendig und welches die Perspektiven sind. Neben dem Nutzen für
die Firma sollten dabei vor allem
auch die persönlichen Vor-, aber auch
Nachteile für die Mitarbeiter deutlich
werden. Das Ziel: Die Mitarbeiter
sollten die Veränderung als ihr Anliegen und nicht als Wunsch des
Unternehmens begreifen.
Sprechen erlaubt
Gefordert sind hier vor allem die
Chefs und ihre weitreichende Kommunikationsfähigkeit. Denn mangelnde Informationen über anstehende Veränderungen sind ein wesentlicher Grund für bestehende Ängste.
FOTO: FOTOLIA
Veränderungsprozesse:
Für den Wandel müssen alle
Beteiligten viel Kraft aufbringen.
Führungskräfte müssen nicht nur
aufzeigen, wohin die Reise geht. Sie
müssen motivieren, begeistern, den
Mitarbeitern das Vertrauen vermitteln, dass sie den Wandel packen.
Die Basis des Umgangs bildet die
Wertschätzung von Erfahrung und
Kompetenz der Mitarbeiter. „Ich bin
okay, du bist okay“: Jeder sollte so
akzeptiert werden, wie er ist. Schon
kleine Maßnahmen wie dem Gegenüber bei Diskussionen nicht ins Wort
zu fallen oder morgens nicht grußlos
am Büro der Kollegen vorbeizugehen,
können viel bewirken. Dabei geht es
nicht nur darum, das Team „mitzunehmen“, sondern es aktiv an den
Veränderungen zu beteiligen, es zu
deren Mit-Autoren zu machen. Eine
Möglichkeit, dies zu tun, sind etwa
Mitarbeiterbefragungen, bei denen
die Fragen von den Mitarbeitern mitentwickelt werden.
Das Spektrum möglicher Instrumente und Maßnahmen ist vielfältig
und abhängig von der Kultur der
jeweiligen Unternehmen. Ein möglicher Einstieg sind frühzeitige Informationsveranstaltungen, zu Zielen
und Gründen der Veränderungen, auf
denen kommuniziert wird, bevor
Gerüchte entstehen. Dabei ist es
wichtig, geplante Veränderungen
nicht nur aus dem Blickwinkel der
Unternehmensführung, sondern
auch aus dem der Mitarbeiter zu
betrachten. Aus der ganzheitlichen
Perspektive ergeben sich oft neue,
bessere Lösungen.
Regelmäßig informieren
Danach gilt es, regelmäßig über den
Projektverlauf zu informieren, etwa
per Newsletter oder auch am Schwarzen Brett. Eingesetzt werden können
auch „Change-Agenten“ – Personen,
die im Unternehmen ein hohes Ansehen haben und die die Veränderung
begleiten. Um Belastungen für die
Mitarbeiter zu minimieren, sollten
Maßnahmen der Organisationsentwicklung mit Gesundheitsprogrammen vernetzt werden. Für einzelne
besonders betroffene Beschäftigte
können individuelle Lösungen
angeboten werden. Schulungs- und
Weiterbildungsangebote sind ein
weiterer Baustein.
Nicht nur das Wie ist beim
Change-Management wichtig, sondern auch das Wann: Aus Angst vor
Konflikten mit der Belegschaft
vermeiden viele Unternehmen eine
Neuerung etwa der Arbeitsorganisation – oder schieben sie auf. Oft werden sie dann vom Wandel überrollt,
der Druck wird umso größer. Zwar ist
die Bereitschaft zu Veränderungen
größer, wenn man die Zukunft
gefährdet sieht. Doch zu viel Druck
ist in der Regel kontraproduktiv.
Veränderungen aber kosten Zeit, sie
müssen gründlich geplant und sorgfältig durchgeführt werden. Deshalb:
Gutes Change-Management handelt
rechtzeitig und vorausschauend.
Alexander Schröder
INFOS
Die DAK-Gesundheit unterstützt Ihr
Unternehmen mit unterschiedlichen
Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Sprechen Sie uns an.
Ihre Kontaktadresse finden Sie unter
www.dak-firmenservice.de
4/2013 praxis+recht
17
arbeit & recht
Schöne Bescherung
Unternehmer, die ihren Beschäftigten Weihnachtsgeld zahlen oder Sonderurlaub
gewähren, können dazu auch in den Folgejahren verpflichtet sein – selbst wenn die
Abmachung kein Bestandteil des Arbeitsvertrages ist.
J
edes Jahr gab es im Dezember
Weihnachtsgeld, seit vielen Jahren schon. Und dann hing plötzlich ein Anschlag am schwarzen Brett.
„Liebe Kollegen“, stand darauf, „aufgrund der schlechten wirtschaftlichen
Lage ist es uns dieses Jahr leider nicht
möglich, Weihnachtsgeld an alle Mitarbeiter auszuzahlen.“ Der Geschäftsführer wünschte noch ein frohes Fest.
Doch damit war auch nichts mehr zu
retten. Die Stimmung bei dem kleinen Mittelständler war verhagelt.
Es ist immer schmerzhaft, wenn
Mitarbeiter auf eine Zahlung verzichten müssen, mit der sie fest gerechnet
haben. Die Frage ist aber, ob sie überhaupt darauf vertrauen durften, dass
das Extrageld kommt. Selbst, wenn
der Arbeitsvertrag nichts über Weihnachtsgeld oder andere Sonderleistungen sagt, kann ein Anspruch
darauf entstanden sein. Nämlich
dann, wenn der Arbeitgeber sie zuvor
mindestens drei Mal hintereinander
gezahlt hat, ohne ausdrücklich darauf
hinzuweisen, dass es eine Ausnahme
bleiben soll. Dieses Verhalten wird als
„betriebliche Übung“ bezeichnet.
Gratifikationen, wie beispielsweise
das Weihnachtsgeld, sind für Unternehmen eine gute Möglichkeit, die
Kollegen für ihr Engagement zu
belohnen oder sie am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen.
18
praxis+recht 4/2013
Durch die betriebliche Übung entstehen Ansprüche darauf, obwohl der
Arbeitgeber sie ursprünglich freiwillig und ohne Rechtspflicht gewährt
hat. Faustregel ist, dass die Sonderleistung über eine mindestens drei
Jahre währende Zeit gezahlt wurde.
Dies gilt insbesondere für das Weihnachtsgeld, aber auch nicht nur. Es
muss nicht einmal um Geld gehen.
Arbeitnehmer
haben einen Rechtsanspruch auf Sonderzahlungen, wenn
diese mindestens
drei Mal hintereinander gewährt wurden
Der Anspruch kann auch die private
Nutzung von E-Mail und Internet
umfassen oder ein verbilligtes Kantinenessen, Fahrtkostenzuschüsse,
Fortbildungskosten. Hat der Arbeitgeber seinen Angestellten über Jahre
hinweg immer an Heiligabend freigegeben, kann auch auf die zusätzliche
Freizeit ein Anspruch aus betrieblicher Übung entstanden sein.
Anspruch auf Freizeit, Fortbildung oder Fahrtkostenzuschuss
Bei der Freistellung an bestimmten
Feiertagen allerdings wird ein Bindungswille des Arbeitgebers auch
nach drei Jahren nicht ohne weiteres
unterstellt. Zeitliche Vergünstigungen
sind zwar ohne Zweifel Annehmlichkeiten – muss man wider Erwarten an
einem Feiertag zur Arbeit kommen,
kann das ärgerlich sein. Sie berühren
die Lebensgrundlage des Arbeitnehmers aber weit weniger als materielle
Zuwendungen. Vor allem führen sie
nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Deshalb ist das Vertrauen darauf weniger schützenswert
als beispielsweise das auf eine Sonderzahlung, die man fest bei der
Finanzierung eines Eigenheims eingerechnet hat. Zeitliche Vergünstigungen können deshalb auch einfacher wieder gestrichen werden.
Auch nach einer wiederholten Freistellung am Heiligabend entsteht
nicht ohne weiteres ein Vertrauenstatbestand. Ein Bindungswille kann
allenfalls angenommen werden,
wenn der Arbeitgeber den Urlaub
jedes Jahr kommentarlos gewährt hat.
Hat er die Freizeit zu Weihnachten
hingegen jedes Jahr aufs Neue durch
eine Rundmail angekündigt, ist davon
auszugehen, dass es auch nur für das
jeweils aktuelle Jahr Gültigkeit haben
soll – und eben nicht unterschiedslos
und für alle Zukunft am Heiligabend.
FOTO: CLIPDEALER
Arbeitgeber kann Sonderzahlung nicht einfach streichen
Ist eine betriebliche Übung aber einmal entstanden, haben Arbeitgeber es
wegen des Vertrauensschutzes
schwer, ihre Praxis wieder zu ändern.
Der Rechtsanspruch auf die Leistung
kann nur durch eine Änderungskündigung oder betriebliche Vereinbarung wieder beseitigt werden.
Das ist umständlich und rechtlich
nicht ohne Tücken. Möchte ein Unternehmen die dauerhafte Bindung deshalb besser schon von vornherein
vermeiden, muss es die Gratifikation unter den so genannten Freiwilligkeitsvorbehalt stellen.
Das ist eine ausdrückliche
Erklärung des Arbeitgebers,
dass auf eine bestimmte Leistung kein Anspruch besteht.
Ein solcher Freiwilligkeitsvorbehalt kann von vornherein in den Arbeitsvertrag geschrieben werden.
Er muss allerdings klar
und verständlich sein, hat
das Bundesarbeitsgericht (BAG) angemahnt.
Dann aber kann der
Vorbehalt einen zukünftigen Anspruch auf eine Sonderzahlung ausschließen. Der
Arbeitgeber kann dann von Jahr zu
Jahr entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen er etwa Weihnachtsgeld auszahlen will.
Sonderfall Freistellung
Ob ein solcher Freiwilligkeitsvorbehalt zulässig ist, hängt stark davon ab,
inwieweit es sich bei einer Sonderzahlung um Arbeitsentgelt im engeren
Sinne handelt. Bei zusätzlichem Lohn
wie zum Beispiel dem Weihnachtsgeld hat der Unternehmer das Recht,
sich die Freiwilligkeit der Leistung
vorzubehalten. Weniger Spielraum
haben Arbeitgeber hingegen bei Leistungen, die sowohl die Betriebstreue
als auch die erbrachte Arbeitsleistung
honorieren. Dazu zählt beispielsweise
die betriebliche Altersversorgung.
Denn: ist ein Freiwilligkeitsvorbehalt zulässig, so muss dies auch für
Jahressonderzahlungen gelten, die
allein die Betriebstreue belohnen.
Anders sieht es hingegen bei leistungsbezogenen Sonderzuwendungen aus. Sie stellen ein Entgelt
im engeren Sinne dar und stehen
damit im Gegenseitigkeitsverhältnis
zu dieser Leistung. Stellt der Arbeitgeber nun einen Vertragsbestandteil
unter den Vorbehalt der Freiwilligkeit,
greift er in dieses Gegenseitigkeitsverhältnis ein und entzieht die Sonderzahlung der strikten Verknüpfung.
Dies widerspricht dem Prinzip der
Vertragsbindung und ist deshalb
unzulässig.
Doch der Arbeitgeber kann nicht
nur mit dem Freiwilligkeitsvorbehalt
vorsorgen. Es gibt auch die Möglichkeit, einen sogenannten Widerspruchsvorbehalt in den Arbeitsvertrag aufzunehmen, für den Fall, dass bereits ein
Anspruch aus betrieblicher Übung
entstanden ist. In der Praxis wird
diese Vorgehensweise häufig für
Provisionen oder monatliche
Leistungszulagen genutzt. Allerdings gibt es auch hier rechtliche
Vorgaben, die einzuhalten sind.
Auch neue Mitarbeiter
profitieren
Ein Anspruch aus betrieblicher Übung kommt
grundsätzlich auch den
Mitarbeitern zugute,
deren Arbeitsverhältnis
erst begonnen hat, als
das Recht auf die Sonderleistung im Unternehmen schon
bestand. Neu eintretende Mitarbeiter
profitieren nach der Rechtsprechung
des Bundesarbeitsgerichts sofort mit
dem Eintritt in den Betrieb davon. Die
Teilnahme an der betrieblichen Übung
ist nur ausgeschlossen, wenn der
Arbeitgeber das bereits vor Arbeitsbeginn im Vertrag durch eindeutige
einseitige Erklärung klargestellt hat.
Für neue Mitarbeiter ist die Ankündigung, dass sie kein Weihnachtsgeld
erhalten, zwar nicht schön – bei
eindeutiger Erklärung aber legitim.
Elke Spanner
4/2013 praxis+recht
19
arbeit & gesundheit
Bleiben Sie hart:
Schicken Sie Ihre kranken
Mitarbeiter nach Hause.
Falsches Pflichtbewusstsein
Wer sich krank ins Büro schleppt, gefährdet nicht nur sich und seine Kollegen,
sondern kostet das Unternehmen auch eine Stange Geld. Die Kosten für Präsentismus
sind höher als die einer Krankschreibung.
B
ei jeder Grippewelle trifft man
sie: die Kollegen, die sich für
unentbehrlich halten. Sie tragen nicht nur eine fragwürdige
Arbeitsmoral, sondern auch jede
Mengen Viren mit sich herum. Mitfühlende Blicke? Respekt, weil selbst
eine Krankheit sie nicht davon abhalten kann, pünktlich zum Dienst zu
erscheinen? Die Reaktionen dürften
anders ausfallen. Abstand statt Mitgefühl. Groll statt Respekt. Die Kollegen
wollen sich schließlich nicht auch
noch anstecken.
20
praxis+recht 4/2013
Versteckte Kosten
Mitarbeiter, die krank zur Arbeit kommen, schaden ihrem Unternehmen –
und das nicht nur, wenn ihre Erkrankung ansteckend ist. Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass diese
Beschäftigten für ihre Firma teurer
sind, als wenn sie mit einem gelben
Schein zu Hause geblieben wären.
Präsentismus nennen Wissenschaftler das Phänomen, dass Mitarbeiter
trotz Grippe oder Depression auf
ihrem Bürostuhl sitzen. Und der Präsentismus ist für die Unternehmen
teuer. Im Schnitt kostet ein solcher
Arbeitnehmer sein Unternehmen im
Jahr 2.399 Euro, hat die Unternehmensberatung Booz & Co. 2011 errechnet. Durch Fehlzeiten hingegen fallen
nur 1.199 Euro pro Mitarbeiter an.
Besonders häufig gehen Menschen
mit chronischen Krankheiten trotz
ihrer Beschwerden zur Arbeit, also
zum Beispiel Berufstätige mit Rückenschmerzen, Depressionen oder Allergien. Zu Buche schlagen aber auch
Kollegen, die einen leichten Infekt
verschleppen, bis sich dieser zu einer
Ansteckungsgefahr: Sie
gefährden sich und andere.
ILLUSTRATIONEN: FOTOLIA
handfesten oder gar chronischen
Erkrankung ausgewachsen hat. Denn
wenn sie krank im Büro sitzen oder
angeschlagen an der Werkbank stehen, leidet darunter auch die Qualität
ihrer Arbeit. Natürlich können sie
sich in ihrem Zustand nicht so gut
konzentrieren. Sie sind dadurch
anfälliger für Fehler, auch die Gefahr
eines Unfalls steigt. Im Ergebnis leisten sie weniger, und das über einen
längeren Zeitraum, als wenn sie sich
auskurieren und dann voll einsatzfähig wieder zur Arbeit kommen.
Gefahr von Langzeitfolgen
Bei Allergien beispielsweise, so Claudia Oldenburg von der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) in einem Vortrag 2011, ist
die Produktivität um 82 Prozent
gemindert. Bei psychischen Erkrankungen sinkt sie um 71 Prozent, bei
Herzerkrankungen um 19 Prozent.
Wer Migräne oder Kopfschmerzen
hat, ist in seiner Arbeitsleistung sogar
um 89 Prozent beeinträchtigt. Und
das beziffert nur die Zeit der akuten
Erkrankung. Hinzu kommen die
langfristigen Folgen. Bei Mitarbeitern,
deren allgemeiner Gesundheitszustand als eher schlecht zu bezeichnen
ist, erhöht sich durch Präsentismus
langfristig vor allem das Risiko
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In
einer Studie aus dem Jahr 2005 konnte
gezeigt werden, dass krank arbeitende
Kollegen ein doppelt so hohes Risiko
hatten, eine schwere bis tödliche HerzKreislauf-Erkrankung zu erleiden.
20 Prozent der
Befragten haben
wegen ihrer Krankheit sogar Urlaub
genommen
Natürlich kommen nicht nur die
Kollegen krank zur Arbeit, die sich für
unentbehrlich halten. Viele haben
schlicht Angst, dass eine Krankschreibung ihren Job gefährden könnte.
Oder dass die Kollegen murren, ihnen
würde dadurch mehr Arbeit aufgehalst. Umstrukturierungen, Entlassungen, finanzielle Sorgen und die
Angst um Arbeitslosigkeit tragen
erheblich zu Präsentismus bei. So
sind befristet Beschäftigte insgesamt
seltener krankgeschrieben als ihre
unbefristet angestellten Kollegen –
ein Indiz dafür, dass sie aus Angst
um ihren Job eher krank zur Arbeit
kommen.
Falscher Ehrgeiz
Erhebungen des BauA zufolge ist
2010 ein Drittel der Erwerbstätigen
sogar gegen den Rat eines Arztes ins
Büro gegangen. Ein Viertel der
Befragten hat sich krank über die
Woche zur Arbeit geschleppt, um sich
dann am Wochenende zum Auskurieren ins Bett zu legen. Und 20 Prozent
haben wegen ihrer Krankheit sogar
Urlaub genommen, damit sie sich
nicht krankschreiben lassen müssen.
Psychische Krankheiten führen
insgesamt eher zu Präsentismus als
körperliche Beschwerden. Jeder dritte
Arbeitnehmer ist im vergangenen
Jahr trotz psychischer Belastungen
zur Arbeit gegangen, so das Ergebnis
einer Forsa-Umfrage im Auftrag der
DAK-Gesundheit. Zwar sagte die Hälfte
dieser Beschäftigten, dass die Probleme sie nicht in der Arbeit behindert
hätten. Jeder Dritte der Präsentisten
hat aber auch seine Sorge geäußert,
durch die Erkrankung Nachteile im
Job zu erleiden. Jeder Vierte wollte
ausdrücklich vermeiden, dass die
4/2013 praxis+recht
21
Konzentration:
Fehler vorprogrammiert.
Kollegen oder Vorgesetzten von der
psychischen Krankheit erfahren, und
ist deshalb zur Arbeit gekommen.
Nicht nur Selbstschutz
Dabei ist die Entscheidung, sich nicht krankschreiben zu lassen, aus
Sorge vor den Reaktionen nicht nur eine rein
private Angelegenheit.
Vor allem bei ansteckenden Krankheiten darf
man seine Kollegen nämlich
nicht gefährden. Aus dem
Arbeitsvertrag folgt grundsätzlich die Verpflichtung,
seine Gesundheit und die
anderer nicht in Gefahr
zu bringen. Und dazu
gehört es, als Virenschleu-
der zu Hause in den eigenen vier
Wänden zu bleiben.
Manchmal ist das allerdings leichter gesagt als getan. Vor allem in
Unternehmen, in denen es tatsächlich üblich ist, auch mit Fieber am
Schreibtisch zu sitzen. Führungskräfte und Mitarbeiter auf gehobenen
Positionen sind besonders anfällig
für Präsentismus. Es gibt Studien, die
belegen, dass das Phänomen besonders häufig in Berufen mit akademischer Ausbildung vorkommt und
mit dem Bildungsgrad der Kollegen
und ihrem Aufstieg in der Hierarchie
deutlich zunimmt. Die beste Prävention gegen Präsentismus ist deshalb
ein Chef, der selbst mit gutem Beispiel vorangeht – und im Krankheitsfalle konsequent zu Hause bleibt.
Elke Spanner
DAK-Gesundheitsreport 2013:
psychische Krankheiten immer noch ein Tabu
22
praxis+recht 4/2013
Und jeder Dritte war im vorigen Jahr
tatsächlich trotz psychischer Belastungen
im Büro.
Denn die Menschen fürchten Nachteile
im Job, wenn die Kollegen oder Vorgesetzten von der psychischen Erkrankung
erfahren. Jeder Dritte, der trotz seiner
Erkrankung im Büro war, hat das als
Grund für seine Anwesenheit genannt.
Ebenso viele sagten, dass die Kollegen
oder Chefs nur wenig Verständnis dafür
aufbringen würden, wenn ein Mitarbeiter
wegen seelischer Probleme ausfällt. Deshalb haben viele Betroffene versucht, ihre
Probleme zu verheimlichen. Jeder Vierte
gab das als Grund dafür an, trotz der
Beschwerden ins Büro gegangen zu sein.
Aufgrund dieser Zahlen ist davon auszugehen, dass es eine hohe Dunkelziffer an
psychisch Erkrankten gibt. Dabei sind psychische Leiden, wie der aktuelle DAKGesundheitsreport aufgezeigt hat, ohnehin schon der dritthäufigste Grund für
Fehlzeiten im Job.
Den aktuellen Gesundheitsreport 2013
„Update psychische Erkrankungen –
Sind wir heute anders krank?“ können
Sie unter www.dak-firmenservice.de
vollständig einsehen.
ILLUSTRATION: FOTOLIA
Psychische Krankheiten führen besonders
oft zu Präsentismus. Denn auch wenn
Depressionen oder Angststörungen heutzutage weniger stigmatisiert sind als noch
vor wenigen Jahren, fällt es vielen Betroffenen schwer, sich zu ihren psychischen
Problemen zu bekennen. Die DAKGesundheit hat dazu im Rahmen ihres
Gesundheitsreportes 2013 eine ForsaUmfrage unter 3.000 Beschäftigten
durchgeführt. Das Ergebnis: 65 Prozent
aller Befragten wäre es unangenehmer,
wegen einer psychischen Krankheit
auszufallen, statt aufgrund körperlicher
Symptome zu Hause zu bleiben. Das
ist weit mehr als jeder Zweite Befragte.
DAK Zusatz Schutz
Anzeige
SEPA, BIC und IBAN
Bankleitzahl und Kontonummer sind bald
Geschichte – wo mit Euro gezahlt wird, heißt es
dann nur noch IBAN und BIC.
FOTO: FOTOLIA
Umstellung nicht immer
problemlos
Auch die DAK-Gesundheit stellt ihren
kompletten Zahlungsverkehr um. Soweit es geht, soll dies keinen Aufwand
für Kunden und Geschäftspartner
Die Abkürzung IBAN steht für „International Bank Account Number“, also
„internationale Kontonummer“. Sie
ist in Deutschland 22 Ziffern lang und
setzt sich zusammen aus dem Ländercode DE und einer zweistelligen Prüfziffer, dann folgen Bankleitzahl und
individuelle Kontonummer, also die
ngen bei
Spitzenleistu nkungen
Demenzerkra
bedeuten. In einigen Fällen muss die
DAK-Gesundheit jedoch um Unterstützung bitten. Unter bestimmten
Voraussetzungen kann die Krankenkasse Einzugsermächtigungen ohne
Probleme in SEPA-Mandate umwandeln. Aber gerade bei älteren Einzugsermächtigungen ist es notwendig,
dass Kunden ein SEPA-Mandat unterschreiben, damit Beiträge wie gewohnt
abgebucht werden können. Hinzu
kommt, dass die DAK-Gesundheit,
abhängig vom Bankinstitut, nicht alle
Bankverbindungen problemlos auf
IBAN und BIC umstellen kann. In beiden Fällen werden aber Kunden, die
das betrifft, separat angeschrieben.
Wenn SEPA gilt, ändern sich auch
die Fristen bei den Banken. Zum Beispiel müssen die SEPA-Lastschriften
dann einen Tag eher vorliegen als
bisher. Der Beitragsnachweis für den
gesamten Sozialversicherungsbeitrag
muss aber wie gewohnt spätestens zu
Beginn des fünftletzten Bankarbeitstags des Monats bei der DAK-Gesundheit angekommen sein. Das heißt:
Wird er erst am fünftletzten Tag
übermittelt, ist es bereits zu spät.
Helge Dickau
bereits bekannten Ziffernfolgen.
Für eine Übergangszeit muss bei
Überweisungen noch die internationale
Bankleitzahl, genannt BIC, angegeben
werden. BIC bedeutet „Business Identifier Code“. Der BIC ist im innerdeutschen Zahlungsverkehr aber nur noch
bis zum 1. Februar 2014 notwendig.
NEU: 60,– EUR pro
Jahr vom Staat.
DAKplus Förderpflege
Ein Pflegefall zu werden, ist keine Frage
des Alters. Jeder kann aufgrund von
Krankheit oder Unfall pflegebedürftig
werden. Und dann kommen hohe Eigenanteile auf die betroffenen Personen
oder die Angehörigen zu.
Der Staat zahlt mit
Seit dem 1.1.2013 fördert der Staat die
private Pflegevorsorge mit 60,– EUR
pro Jahr. Die HanseMerkur bietet mit
DAKplus Förderpflege den perfekten
Einstieg in die private Pflegevorsorge.
Die Vorteile von DAKplus Förderpflege
■
■
■
60,– EUR staatlicher Zuschuss pro Jahr
Keine Gesundheitsfragen
Spitzenleistungen bei Demenzerkrankungen
Handeln Sie jetzt und reduzieren Sie
damit mögliche Kosten in der Zukunft.
+ Jetzt informieren + Jetzt informieren +
Kooperationspartner DAKZusatzSchutz
Fragen beantwortet Ihnen gerne die
185_p+r IV/13
S
pätestens zum 1. Februar 2014
haben es europäische Bankkunden mit SEPA zu tun. Die Abkürzung steht für „Single Euro Payment
Area“, zu Deutsch: „Einheitlicher EuroZahlungsverkehrsraum“. In allen EuroLändern und einigen zusätzlichen
Staaten gelten damit einheitliche Vorschriften für Überweisungen.
Damit hat die EU einen Raum
geschaffen, in dem alle Überweisungen künftig einheitlich laufen. Das
soll Geldtransfers auch über Ländergrenzen hinweg effizienter und
sicherer machen. Deshalb werden
Bankleitzahl und Kontonummer von
der IBAN abgelöst (siehe Kasten). Einzugsermächtigungen heißen künftig
SEPA-Lastschriftmandate. Ein weitreichendes Projekt, denn SEPA betrifft
jeden einzelnen Zahlungsvorgang
zwischen und in den betroffenen
Ländern.
HanseMerkur-Hotline
040 4119-2999
Montag
bispraxis+recht
Freitag
3/2013
23
von 8.00 bis 20.00 Uhr.
arbeit & gesundheit
Lorem ipsum:
Ex et alibusdam, consequam
eatendicto quid expellab ius
Nahrung für die Nerven
Ein Hamburger im Laufschritt, ein Schokoriegel zwischen zwei Meetings – wer unter
Stress isst, schadet seinem Körper. Zehn Tipps, wie Sie auf schmackhafte Weise Ihrem
FOTO: FOTOLIA
Körper Gutes tun und dabei zu mehr Gelassenheit finden.
24
praxis+recht 4/2013
1
Die Auswahl macht’s
Das richtige Timing
2
Unterzuckerung bedeutet
Stress für den Körper. Deshalb
gehören drei Mahlzeiten auf die
tägliche Agenda. „Volles Korn voraus“
am Morgen: Vitamin-B-reiche Haferflocken sowie Schwarzbrot sind
langfristige Energiespender. Mittags
sollten Eiweißlieferanten (Fisch,
Geflügel, Hülsenfrüchte) auf dem Plan
stehen. Der Eiweißbaustein Tryptophan stimuliert die Ausschüttung des
Nervenhormons Serotonin und hebt
somit die Stimmung. Abends ein
leichtes Essen, damit der Körper
unbelastet in den Schlaf findet.
3
4
Nehmen Sie sich Zeit
Zuallererst sollte Ihr Essen gut
schmecken. Trifft die Mahlzeit
nicht den persönlichen Ge schmack, sucht man unweigerlich
weiter nach Befriedigung und isst
mehr als nötig. Sind Sie einfach nicht
der Salattyp, dann greifen Sie in der
Kantine zumindest zu Kartoffeln statt
Pommes frites und fügen ein paar
Brokkoliröschen hinzu. Ein Joghurt
zum Nachtisch liefert Kalzium und
Vitamin B2 – wichtige Bausteine für
Ihr Nervenkostüm.
Volumen statt Kalorien
Langen Sie kräftig zu –
gesundes Essen erlaubt
Klasse und Masse! Der Salat
kann gar nicht groß genug
sein, das knackige Gemüse darf gerne
über den Tellerrand hinauswachsen.
Paprika und Kohl enthalten Vitamin
C und E – Garanten für ein funktionierendes Nervensystem. Als wahre
„Nervenvitamine“ gelten B1, 2, 6 und
12 – zum Beispiel enthalten in Avocados, Kartoffeln, Lachs, Pilzen, Bohnen
und Eiern. Wichtiges Kalzium steuern Petersilie und Basilikum bei,
Spinat, Bohnen und Kartoffeln jede
Menge Kalium.
Essen verbindet! Darum
schafft der gemeinsame Kantinenbesuch persönliche Nähe, stärkt den
Zusammenhalt im Team und das
Selbstwertgefühl bei der Arbeit.
Zugleich geben Sie Ihrem Körper ausreichend Zeit, gut gekaute Speisen
richtig zu verdauen.
Wenn es brennt
5
Und dann kommt er doch:
der Heißhunger auf Süßes.
Gönnen Sie sich eine
Handvoll süße Trauben. Bananen
sind reich an Magnesium. Eine natürliche Süßigkeit ist Trockenobst: Ananas, Mango und Feigen bringen Ihren
Spurenelemente- und Mineralstoffhaushalt auf Vordermann. Weniger
zuckrig, aber hilfreich: Knabbern Sie
Möhren. Die Rohkost macht satt und
steckt voller Vitamin A. Nüsse – in
Maßen zu genießen – fördern dank
Lecithin die Konzentration.
6
Schnell und gesund
Auf den Pizzaboten wartet
man mitunter länger als
gewünscht. Auch die Tiefkühllasagne braucht Zeit, bis sie im
Ofen Farbe annimmt. In derselben
Zeit können Sie ganz einfach ein
Stück Hähnchenbrust anbraten und
einen Salat mit Essig und Öl verfeinern. Oder Sie machen sich eine
knackige Gemüsepfanne, während
nebenbei der duftende Basmatireis
fertig köchelt. Fertigprodukte aus der
Kühltruhe sind im Schnitt teurer und
weniger gesund.
Vorsicht vor falschem Verzicht
Ohne Kohlenhydrate kann der
menschliche Körper nicht
leistungsfähig sein. Neben
Fetten und Eiweiß bilden sie eine
Grundsäule unserer Ernährung. Gute
Kohlenhydrate stecken in rohem
Gemüse, Salaten, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Während
der Verdauung werden sie in Zucker
umgewandelt und als Energieträger
in unsere Zellen transportiert. Die
weniger guten liefern Weißmehlprodukte wie Pizza oder Kuchen.
8
Keinen Appetit?
Die einen essen gegen den
Stress an. Den anderen
schlägt er auf den Magen.
Durch unzureichende Ernährung
kann man Stress verstärken. Fühlen
Sie sich appetitlos? Ein flotter
20-minütiger Spaziergang in der Mittagspause weckt Ihren Appetit.
Danach geht’s in die Kantine. Bewegung nach der Arbeit bringt den
Kreislauf ebenfalls in Schwung und
regt die Lust auf ein gutes Essen an.
9
Trinken gegen Stress
Am Arbeitsplatz sollte eine
große Flasche Wasser oder eine
Kanne mit Kräutertee stehen. 1,5 Liter
alkohol- und zuckerfreie Flüssigkeit
pro Tag lautet die Empfehlung der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung
(DGE). Hitze, Kälte, Wind – auch
Wettereinflüsse bedeuten Stress für
unseren Körper. Im Sommer meldet
er sich mit einem Durstgefühl. Bei
Kälte überhören wir es leicht. Tipp:
Mit kochendem Wasser übergossene
Ingwerscheiben ergeben einen erfrischenden Tee, der den Geist wacher
macht als noch mehr Kaffee.
10
Im Saft liegt die Kraft
E i n e p r i cke l n d e
Johannisbeerschorle
weckt den Geist. Ein
würziger Tomaten-Paprika-Saft stillt
den kleinen Hunger zwischendurch.
Auf diese Weise kommen Sie schnell
an viele wichtige Vitamine, auch wenn
mal keine Zeit zum Essen bleibt.
Mirja Kuckuk
4/2013 praxis+recht
25
arbeit & personal
Qualmstopp zahlt sich aus
Rauchen ist in vielen Unternehmen spätestens seit dem Gesetz zum Schutz vor den
Gefahren des Passivrauchens verboten. Dennoch sind die Kosten erheblich, die Rau-
I
nzwischen ein gewohntes Bild: In
kleinen Gruppen stehen sie zusammen, entspannen bei einer Zigarette und tauschen Neuigkeiten aus. Spätestens seit September 2007 ist das
Rauchen in allen Einrichtungen des
Bundes und in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. Zu den Einrichtungen des Bundes zählen auch bundesunmittelbare Körperschaften des
öffentlichen Rechts wie beispielsweise die DAK-Gesundheit, Anstalten
und Stiftungen. Die meisten Bundesländer haben außerdem ein Rauchverbot in Gaststätten und gastronomischen Betrieben eingeführt – mit
26
praxis+recht 4/2013
Ausnahmen. Das Rauchverbot gilt
jedoch nicht für separat ausgewiesene
Raucherräume. Gibt es diese nicht,
muss vor der Tür geraucht werden.
Ob Raucherräume eingerichtet werden, entscheidet der Hausbesitzer – in
der Regel also der Arbeitgeber oder
der Vermieter. Arbeitgeber haben
somit einen entscheidenden Einfluss
auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter.
Wirtschaftliche Aspekte
Rauchende Arbeitnehmer kosten ihre
Arbeitgeber viel mehr als Nichtraucher, ermittelte das Helmholtz Zentrum München in einer Studie:
Danach entstehen für Arbeitsausfall
und medizinische Versorgung von
Nikotinabhängigen im Schnitt Kosten
von 3.900 Euro pro Jahr. Nichtraucher
belasten die Unternehmensbilanz um
700 Euro bzw. 24 Prozent weniger.
Und ehemalige Raucher, die ihr Laster
aus Krankheitsgründen aufgeben
mussten, verursachen sogar rund
4.300 Euro Kosten für den Betrieb –
1.100 Euro mehr, das ist ein Plus von
35 Prozent. Ein Hauptfaktor für diese
Belastungen, so das Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt,
sind die häufigeren Krankschreibungen: Im Durchschnitt bleibt ein
FOTOS: FOTOLIA
cher außerhalb des Arbeitsplatzes verursachen.
FOTOS: F1ONLINE
Raucher mindestens zwei Tage pro
Jahr mehr zu Hause als ein Nichtraucher. Dadurch wird ein Unternehmen
mit 100 Beschäftigten, in dem ein
Drittel der Belegschaft raucht, im
statistischen Durchschnitt mit mindestens 31.000 Euro belastet.
Nicht eingerechnet wurden in der
Helmholtz-Studie die Kosten für Raucherpausen: Zählt man diese Beträge
hinzu, fallen laut einer US-Studie
sogar Mehrkosten von rund 4.700
Euro an. Allein die regelmäßigen
Zigarettenpausen belasten die Arbeitgeber laut Studie mit rund 2.300 Euro
pro Jahr. Eher zurückhaltend wird
dabei berücksichtigt, dass der Arbeitnehmer pro Tag nur zwei Raucherpausen von jeweils 15 Minuten macht.
Gesundheitsforscher der Universität
Hamburg berechneten in einer ähnlichen Untersuchung, dass deutschen
Unternehmen durch Raucherpausen
rund 3,8 Milliarden Euro jährlich verloren gehen. Hier schätzte man allerdings, dass sich die Raucherpausen
auf 40 Minuten pro Tag summieren.
Raucherpausen
Per Gesetz haben Raucher während
ihrer Arbeitszeit übrigens keinen
Anspruch auf Raucherpausen. Manche Betriebe tolerieren diese Praxis
zwar, sie könnten ihre Mitarbeiter
aber jederzeit verpflichten, zum Rauchen auszustempeln oder Buch über
die Pausen zu führen und diese nachzuarbeiten. Prinzipiell dürfen Unternehmen Raucherpausen auch ganz
verbieten (LAG Schleswig Holstein,
Az. 4 TaBV 12/07). Solche Entscheidungen können neu eingeführt werden – ein Rechtsanspruch aus
Gewohnheit besteht nicht. Denn
Rauchen ist keine zulässige Arbeitsunterbrechung wie etwa der Gang zur
Toilette. Wer sich trotz Verbots nicht
an die Vorgaben hält, riskiert eine
Abmahnung, nach wiederholten
Verstößen die Kündigung (LAG
Rheinland-Pfalz, Az. 10SA 712/09).
Auch ein Rechtsanspruch auf Rauchen im Einzelbüro besteht nicht.
Raucherbereiche
Manche Betriebe richten für Raucher
einen Raucherraum ein. Doch einen
Anspruch darauf gibt es ebenfalls
nicht. Und während der Zigarettenpause greift laut Berliner Sozialgericht der Schutz der gesetzlichen
Unfallversicherung nicht. Es urteilte:
Rauchen ist eine persönliche Angelegenheit ohne sachlichen Bezug zur
Berufstätigkeit (Az. S 68 U 577/12,
noch nicht rechtskräftig).
Ein absolutes Rauchverbot für freie
Flächen auf dem Betriebsgelände
auch in den offiziellen Arbeitspausen
gilt jedoch als unangemessen – es sei
denn, betriebliche Abläufe oder
Brandschutz machen dies nötig.
Grund: Auch für Raucher gilt das vom
Grundgesetz garantierte Recht auf
freie Entfaltung (Art. 2, Absatz 1).
Außerdem haben Arbeitgeber keinen
gesetzlichen „Erziehungsauftrag“:
Ihre Fürsorgepflicht betrifft vielmehr
den Schutz der nicht rauchenden
Arbeitnehmer vor gesundheitlichen
Gefährdungen und Belastungen
durch das Passivrauchen.
Passivraucher
Auch wenn die Anzahl der Passivraucher in den letzten Jahren rückläufig
ist – gelöst ist das Problem trotz gesetzlicher Vorgaben noch lange nicht. Die
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung schätzt, dass bis zu 8,5
Millionen Nichtraucher am Arbeitsplatz passiv mitrauchen. Mit der bundesweiten Neuregelung des Nichtraucherschutzgesetzes wurde seinerzeit
auch die Arbeitsstättenverordnung
(ArbStättV) geändert beziehungsweise ergänzt. So sieht § 5 Absatz 1
ArbStättV vor, soweit erforderlich, ein
allgemeines oder auf einzelne Bereiche
der Arbeitsstätte beschränktes Rauchverbot zu erlassen, um Nichtraucher
zu schützen. Für Arbeitgeber, die unter
die Landesgesetzgebung fallen, gelten
die Regelungen des jeweiligen
Bundeslandes. So besteht in Bayern,
Hessen und Niedersachsen ein Rauchverbot an Flughäfen. In den meisten
Ländern ist außerdem das Rauchen in
Sportstätten verboten – aber eben
nicht in allen. Rücksicht auf Nichtraucher ist also das Gebot der Stunde. Was
für öffentliche Arbeitgeber Pflicht ist,
sollte deshalb auch nicht öffentliche
Arbeitgeber motivieren, im Interesse
ihrer Mitarbeiter für eine rauchfreie
Umgebung zu sorgen.
Pause: Rauchen
auf dem Außengelände
grundsätzlich erlaubt.
4/2013 praxis+recht
27
Erfolgsbeispiel
Wie das erfolgreich umgesetzt wird,
zeigt das Beispiel der Schön Klinik
Neustadt in Schleswig-Holstein. Dieses Krankenhaus wurde von der
DAK-Gesundheit bei der Umwandlung zum rauchfreien Unternehmen
begleitet: Viele Patienten und Mitarbeiter hatten sich hier über Belästigung durch Raucherzonen beschwert,
etwa vor den Eingangstüren oder in
der Cafeteria. Nicht rauchende Mitarbeiter verlangten außerdem, dass
ihre Kollegen die Rauchpausen nacharbeiten. Daraus resultierte das Projekt „Rauchfrei – die Schön Klinik
Neustadt auf dem Weg zum rauchfreien Krankenhaus“. Konzipiert
wurde es im Jahr 2006 von einer
Gruppe aus rauchenden und nicht
rauchenden Klinik-Mitarbeitern. Mit
im Boot waren außerdem der
Betriebsrat sowie die Klinikführung.
Zuerst wurden die Mitarbeiter zu
ihren Wünschen befragt. Gespräche
mit anderen Kliniken in vergleichbarer Situation boten wertvolle
Anhaltspunkte, wie Nichtraucher-
die Schön Klinik auch ein eigenes
Nichtraucher-Logo. Motto: „Wir
atmen durch.“
Bereits wenige Monate nach der
Umwandlung zum rauchfreien Krankenhaus zeigte sich, dass viele Mitarbeiter, Patienten und Besucher die
Maßnahmen begrüßten. Besonders
erfreulich ist laut Klinikleitung, dass
sich das Rauchverhalten merklich
änderte: Laut einer aktuellen Umfrage sind nur noch 23 Prozent der Mitarbeiter Raucher. 2005 waren es noch
31 Prozent. 30 Mitarbeiter gaben an,
mit dem Rauchen aufgehört zu haben,
50 weitere rauchen heute bis zu zwei
Drittel weniger. Vielen von ihnen ist
das ohne Teilnahme an Nichtraucherkursen gelungen. Trotz dieser Maßnahmen werden Raucher übrigens
nicht diskriminiert, betont die Klinik.
Am Rande des Geländes, entfernt
vom Klinik-Eingang, wurde inzwischen ein überdachter Raucherpavillon errichtet, den Patienten und rauchende Mitarbeiter nutzen können.
Christoph Unger
Projekte umzusetzen sind. In Abstimmung mit Betriebsrat und Klinikleitung legte das Gremium danach
einen Maßnahmenkatalog fest und
forcierte die interne und externe
Öffentlichkeitsarbeit: Im Rahmen
eines Aktionstags bot man Lungenfunktionsprüfungen sowie zahlreiche Informationen zum Thema
Rauchstopp für Mitarbeiter an. Auch
Patienten und Besucher wurden mit
Informationsschreiben über die
Gefahren des Rauchens aufgeklärt.
Die DAK-Gesundheit leistete weitere
Unterstützung, organisierte zum Beispiel eine Fotoausstellung zum
Thema Rauchen.
Besonders effektiv wird Nichtraucherschutz, wenn man Raucher zum
Aufgeben bewegt. Deshalb bot die
Schön Klinik Nichtraucherschulungen für Mitarbeiter an – natürlich
auf freiwilliger Basis – und übernahm
zwei Drittel der Kursgebühren. Am
Stichtag informierten die Mitarbeiter
der Projektgruppe noch einmal Mitarbeiter und Patienten und warben
für das Programm. Inzwischen hat
RAUCHFREI IM BETRIEB
J
J
28
Rauchfreie Betriebe sind machbar. Die
DAK-Gesundheit unterstützt Sie dabei.
Das Online-Programm Rauchstopp
hilft dabei, dauerhaft vom Nikotin
loszukommen. Wer über Rauchstopp
nachdenkt, findet unter der Internetadresse www.dak.de/rauchstopp
umfangreiche Informationen zu bewährten Methoden sowie Tipps und
Tests. Dazu kommen wirkungsvolle
Strategien für die ersten qualmfreien
Tage und die Zeit danach.
Wer einen Rauchentwöhnungskurs
bevorzugt, wird von der DAK-Gesundheit auch unterstützt. Bezuschusst
praxis+recht 4/2013
wird ein Kurs pro Jahr. Bedingung:
Man muss mindestens 80 Prozent
der Termine wahrnehmen. Außerdem muss das Angebot bestimmten
Qualitätsanforderungen entsprechen.
In unserem DAK-Servicezentrum vor
Ort erhalten Ausstiegswillige eine Liste
qualitätsgeprüfter Angebote. Erwachsene bekommen pro Maßnahme
80 Prozent der Teilnahmegebühren
erstattet, Kursgebühren für Jugendliche werden komplett übernommen.
Die maximale Höhe der Erstattung
ist in beiden Fällen auf 75 Euro pro
Kurs beziehungsweise Maßnahme
beschränkt.
J
Zudem unterstützt die DAK-Gesundheit Unternehmen mit individuellen
Konzepten in der betrieblichen
Gesundheitsförderung. Sprechen Sie
uns an und investieren Sie Zeit in
die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter. Es
lohnt sich. Zusätzlich wird Prävention
steuerlich gefördert: Leistungen, die
Sie für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter ausgeben, sind bis zu 500 Euro im
Jahr für jeden Arbeitnehmer steuerund sozialversicherungsfrei.
Unsere Fachexperten beraten Sie gerne.
Ihre Kontaktadresse finden Sie unter
www.dak-firmenservice.de
Anzeig
Anz
eige
eig
e
Der QR-Code zur Internetseite
www.dak-kundenwerben.de
Kennen Sie Bestleistungs-Anforderer?
Zu einer Krankenkasse wechseln, die in den entscheidenden Tests
Bestnoten hat – das möchten sicher auch viele Ihrer Freunde und
Kollegen. Empfehlen Sie diesen Bestleistungs-Anforderern die
Spitzenleistungen der DAK-Gesundheit! Im Gegenzug dürfen Sie sich
für jedes neu geworbene Mitglied über eine schöne Prämie freuen:
einen 20-Euro-Gutschein von World of Sport. So bekommt jeder, was
er erwartet: das Beste! Ende des Aktionszeitraums ist der 31.12.2013.
World of Sport ist ein Online-Shop mit riesigem Angebot rund um
Bekleidung und Sportgeräte für nahezu jede Sportart.
Unser Dankeschön für Sie!
Sichern Sie sich Ihre Prämie mit diesem Coupon.
Bitte kreuzen Sie Zutreffendes an und senden Sie
den Coupon ausgefüllt bis zum 31.12.2013 an die
DAK-Gesundheit (siehe Anschrift unten) oder nutzen
Sie das Internet unter www.dak-kundenwerben.de.
Ja,
ich habe einen DAK-Gesundheit-Kunden geworben
und erhalte bei Bestätigung der Mitgliedschaft einen
Gutschein von World of Sport im Wert von 20,– Euro.
VORNAME/NAME
KRANKENVERS.-NR.
!
Die Prämien
werden nicht
aus Mitgliedsbeiträgen
finanziert
STRASSE/HAUSNUMMER
PLZ/ORT
O R T / D AT U M
UNTERSCHRIFT
Ja, ich werde Kunde der DAK-Gesundheit.*
20ts€
chein*
VORNAME/NAME
Gu
G E B U R T S D AT U M
STRASSE/HAUSNUMMER
PLZ/ORT
unde.
n pro K n.
tschei
ein Gu zu verknüpfe
t, nur
er
en
n
llw
io
Akt
este
indestb
anderen
- Kein M und nicht mit
.2014
31.12 ht addierbar
is
b
*gültig ne sind nic
ei
Gutsch
s
ƼŸNjǼʳ_
ŸNjĶ_Ÿ¯ǣ
ɠɠɠʳɠ
TELEFONNUMMER
E-MAIL
* Ich willige ein, dass meine freiwilligen Angaben für weitere Kontaktaufnahmen
zur Information und Beratung über aktuelle bzw. besondere Leistungen und
Serviceangebote durch die DAK-Gesundheit gespeichert und genutzt werden
dürfen. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.
Ich bin damit einverstanden, dass die DAK-Gesundheit mich per …
Der Gutschein von unserem Partner World of Sport
gilt für das gesamte Sortiment des großen InternetShops und bietet Ihnen eine breite Palette an
Sport- und Outdoorartikeln. Besuchen Sie uns auf
www.worldofsport.de/dak.
… Telefon … elektronischer Post (E-Mail, SMS)
über Leistungen, Produkte und Serviceangebote informiert bzw. berät.
Meine Einwilligungen kann ich jederzeit – ganz oder in Teilbereichen – bei
der DAK-Gesundheit widerrufen.
O R T / D AT U M
UNTERSCHRIFT
p+r 4/13
Hinweis: bei unter 15-Jährigen Unterschrift des Erziehungsberechtigten.
Senden Sie den ausgefüllten Coupon bis zum 31.12.2013 an:
DAK-Gesundheit, Redaktion: Kunden werben,
Postfach 10 14 44, 20009 Hamburg
neu & aktuell
Das große
praxis+recht-Büroquiz
Welcher Moment zählt im Bewerbungsgespräch? Und wie lange hält ein Bleistift?
Hier können Sie Ihr Wissen rund ums Thema Arbeitswelt testen!
2.
Wie viel Prozent der
deutschen Angestellten stört es,
wenn ihr Chef sie nicht grüßt?
A 60 %
B 50 %
C 30 %
1.
3.
Wofür steht das japanische
Wort Inemuri?
Welche Zeitspanne
entscheidet bei einem
Vorstellungsgespräch über
die Sympathie zwischen
den Gesprächspartnern?
A Ein kurzes Nickerchen während
der Arbeitszeit, das in
japanischen Büros erlaubt ist
B Eine japanische Falttechnik
für Kopierpapier
C Es ist das japanische Wort
für Chef
A 3 Sekunden
B 5 Minuten
C 30 Minuten
4.
Was meint ein englischer Kollege, wenn er vom
om
tollen „chef“ an seinem Arbeitsplatz schwärmt?
A Er hat einen besonders freundlichen Arbeitgeber
B Der Koch in der Kantine ist gut
C Die Atmosphäre am Arbeitsplatz gefällt ihm
30
praxis+recht 4/2013
5.
Wie lang wäre eine durchgehende Linie, die man mit einem
einfachen Bleistift ziehen kann?
A 56 Meter
B 56 Kilometer
C 5,6 Kilometer
praxis+recht 04/2013
Das Magazin der DAK-Gesundheit für
Unternehmen und Selbstständige
Herausgeber
DAK-Gesundheit – Gesetzliche Krankenversicherung, Nagelsweg 27–31,
20097 Hamburg, www.dak.de
Verantwortlich
Jörg Bodanowitz (V.i.S.d.P.),
Leiter Unternehmenskommunikation
Frank Meiners, Leiter Redaktion
Redaktion
Sabine Langner
Postfach 10 14 44, 20009 Hamburg
Telefon 040- 2396 1466,
Fax 040- 2396 3466
E-Mail: [email protected]
Chef vom Dienst
Gerd Brammer
E-Mail: [email protected]
6.
Welche Gruppe leidet
einer Studie zufolge am wenigstens unter Stress?
A Angestellte ohne leitende
Aufgaben
B Führungskräfte, die besonders
viel Kontrolle ausüben
C Führungskräfte, die nur wenig
Kontrolle ausüben
7.
Wie viele Arbeitnehmer
sind laut einer Umfrage mit ihrer
Arbeit rundum zufrieden?
A 46 %
B 26 %
C 16 %
8.
Von wem stammt dieses
Zitat: „Der Beginn ist der
wichtigste Teil der Arbeit“?
Lösung: 1a, 2c, 3a, 4b, 5b, 6b, 7c, 8a
FOTOS: FOTOLIA
A Platon
B Sokrates
C Julius Cäsar
Redaktionelle Mitarbeit
Helge Dickau, Irene Habich, Nadine Kraft,
Thomas Kuschel, Ralf Kremer, Mirja Kuckuk,
Annemarie Lüning, Alexander Schröder, Elke
Spanner, Christoph Unger, Märthe Walden,
Sabine Winterstein
Produktion und Gestaltung
Martina von Corvin (Grafik)
Litho-Service-Lübeck
Litho
Otterbach Medien, Hamburg
Druck
Evers Druck, Meldorf
Gedruckt auf 100 Prozent Recyclingpapier
Anzeigen
Gesamtanzeigenleiter (V.i.S.d.P.): Heiko Hager
(G+J Media Sales), Tel. 040-37035300,
Anzeigenleiter und Anzeigenverkauf:
Jan-Eric Korte, Tel. 040-37035310.
Anzeigendisposition: Anja Babendererde,
Tel. 040-37035311. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2011. Alle Anzeigen G+J Media
Sales, außer Seiten U2, 23, 29, U4.
Redaktionsschluss dieser Ausgabe ist der
30.08.2013. Diese Zeitschrift informiert zu
Themen aus Sozialversicherung und Gesundheitsförderung. Sie erscheint vierteljährlich und
wird kostenlos verschickt. Keine Verantwortung
für unverlangte Einsendungen. Nachdruck,
Aufnahme in Onlinedienste und Internet sowie
Vervielfältigung auf Datenträgern nur mit
schriftlicher Zustimmung der Redaktion.
4/2013 praxis+recht
31
Ändert sich Ihre Anschrift, dann rufen Sie bitte an.
DAKArbeitgeber
DAKArbeitgeberdirekt
0180
1 325 327
040
325325810*
24 Stunden an 365 Tagen – 3,9 Ct./Min. aus dem Festnetz der
Deutschen Telekom, max.5
42 Ct./Min. aus den Mobilfunknetzen.
Die DAK-Gesundheit
liefert klimafreundlich
und umweltbewusst
aus dem
aus, zum Ortstarif
*24 Stunden an 365ute
Tagen
Das DAK-Gesundheitspa
ket®
Alles Gute für
Geld zurück: bis zu 600
€ jährlich
Attraktives Bonusprog
Dasram
DAK-Gesundh
eitspaket ®
m
Gesundheitsprogram
für
Unternehmen
me
Gesundheitsförderun
✔ Betriebliches Gesundheitsmanagement
g am
Arbeitsplatz
✔ Gesundheitsaktionen
Top Vorsorge
✔ Präventionsangebote
Kein Mensch ist wie der andere. Deshalb gibt es bei der DAK-Gesundheit
✔
Unterstützung bei
und viele weitere Leistun
keine Standardlösungen – sondern Leistungspakete, die genau auf
Langzeiterkrankun
gen
gen
®
Alles Gute für
Rückenstärkung für
KRANKENKASSEN
BETRIEBSARBEITS-PLATZMEHR
ERWARTER
GESUNDHEITSGEBER
MANAGER
✔ Arbeitgeberberatung & Services
und viele weitere Leistungen
Ihre Lebenssituation zugeschnitten sind. Die DAK-Gesundheitspakete
bieten Ihnen besten Service,
finanzielle Vorteile und vor allem:
®
Das DAK-Gesundheitspaket
für viele
Unternehmen
schafft die richtigen
ausgezeichnete Es
Leistungen.
Damit
leben undeines
arbeiten
können.
gehört viel
dazu,Sie
diegesund
Anforderungen
Unternehmens
Voraussetzungen für ein wirtschaftlich und personell gesundes Unternehmen.
und die Bedürfnisse
der
Mitarbeiter
in Balance
zu halten.
Jetztfür
wechseln:
www.dak.de
Zum Beispiel mit aktiver Gesundheitsförderung
Ihre
Mitarbeiter
oder durch
Das DAK-Gesundheitspaket ® speziell für Unternehmen unterstützt
wertvolle Entlastung bei administrativen Aufgaben. Damit Sie verantwortungsvoll
Sie dabei. Damit Sie verantwortungsvoll für gesundes
für gesundes Leben und Arbeiten sorgen können, sind wir
Leben und Arbeiten sorgen können.
24 h täglich an 365 Tagen für Sie da: 040 325325810 *.
Jetztinformieren:
informieren:
www.dak.de
Jetzt
www.dak.de
Das DAK-Gesundheitspaket ®
für Unternehmen
Betriebliches
Gesundheitsmanagement
und viele weitere Leistungen
* Zum Ortstarif.
Präventionsangebote
Unterstützung bei Langzeiterkrankungen
Arbeitgeberberatung & Service

Documentos relacionados