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Kommutative Algebra
Vorlesung 02
21.10.2005
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1.12. Homomorphiesatz: Sei φ : R1 → R2 Ringhomomorphismus. Dann ist im φ Unterring von R2 . Aber: Ker φ
ist im Allgemeinen kein Unterring von R1 (denn 1 ∈ Ker φ ⇒ 1 = φ(1) = 0 ⇒ R2 = 0). Hingegen ist R1 / Ker φ
ein Ring, R1 / Ker φ ∋ [x] = {x1 ∈ R1 | x − x1 ∈ Ker φ} = x + Ker φ. Es gilt φind : R1 / Ker φ → im φ, [x] 7→ φ(x)
ist Isomorphismus.
Wohldefiniert und injektiv: [x] = [y] ⇔ x − y ∈ Ker φ ⇔ φ(x) = φ(y). Surjektiv: z = φ(x) = φind ([x]).
Ringhomomorphismus: Klar.
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Ideale
1.13. Sei R ein Ring und ∅ 6= I ⊆ R. I heißt Ideal, wenn
• x, y ∈ I ⇒ x + y ∈ I.
• x ∈ I, z ∈ R ⇒ x · z ∈ I.
Beispiel: Ist φ : R1 → R2 ein Ringhomomorphismus, so ist Ker φ ein Ideal in R1 .
Ein Ideal heißt endlich erzeugt,
∈ N, x1 , . . . , xP
r ∈ I gibt, so dass es für alle x ∈ I Elemente
Pr wenn es r P
r
r
a1 , . . . , ar ∈ R gibt mit x = i=1 ai xi . I = i=1 Rxi = { i=1 ai xi | ai ∈ R}.
Notation: I = hx1 , . . . , xr i.
I heißt Hauptideal, wenn I = hxi für ein x ∈ R.
Beispiele:
(a) I = 2Z in R = Z, I = h2i.
√
(b) I = hs2 + 3i in R = Z[s]. R/I = Z[s]/hs2 + 3i ∼
= Z[i 3].
(c) hxi = R ⇔ x Einheit in R.
(d) R ist Körper ⇔ R enthält nur die Ideale h0i und R.
1.14. Ein Ideal I heißt prim, wenn I 6= R und x · y ∈ I ⇒ x ∈ I oder y ∈ I. Ein Ideal heißt maximal, wenn
I 6= R und für alle J ⊃ I, J Ideal in R gilt J = R. Die Ideale I mit I 6= R heißen echt.
Satz:
(a) I prim ⇔ R/I Bereich.
(b) I maximal ⇔ R/I Körper.
Beweis:
(a) [x][y] = 0 ⇔ xy ∈ I, [x] = 0 ⇔ x ∈ I, [y] = 0 ⇔ y ∈ I.
(b) Sei I ⊆ J, J Ideal in R. Dann ist φ : R/I → R/J, [x] = x + I 7→ [x] = x + J ein Ringhomomorphismus.
Also ist Ker φ ein Ideal in R/I. R/I Körper ⇔ entweder Ker φ = 0 (⇔ I = J) oder Ker φ = R/I (⇔
R = J) ⇔ I maximal.
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Daher: maximal ⇒ prim, aber :, z.B. h0i ist prim in R = Z, aber nicht maximal.
Satz: Sei x ein Nichtnullteiler. Dann x prim ⇔ hxi prim.
Beweis: x | yz ⇔ yz ∈ hxi, x | y ⇔ y ∈ hxi, x | z ⇔ z ∈ hxi.
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Charakterisierungen von Ringen durch ihre Ideale
1.15. Ein Ring R heißt
• Hauptidealring (HIR, PIR), wenn jedes Ideal Hauptideal ist,
• Noethersch, wenn jedes Ideal endlich erzeugt ist,
• Bézout-Ring, wenn jedes endlich erzeugte Ideal Hauptideal ist.
Klar: Hauptidealring ⇔ Noethersch und Bézout.
Beispiele:
(a) Z ist Hauptidealring.
(b) K[s], K Körper ist Hauptidealring.
(c) R[s1 , . . . , sn ] ist Noethersch ⇔ R Noethersch (Hilbert’scher Basissatz), aber für n ≥ 2 ist R[s1 , . . . , sn ]
kein Hauptidealbereich, da sich hs1 , s2 i nicht von einem Element erzeugen lässt (⇒ nicht Bézout).
(d) Der Ring der ganzen Funktionen O = {f : C → C | f analytisch} ist Bézout, aber nicht Noethersch (also
kein Hauptidealring).
O ist Bézout (Helmer 1940), O ist nicht Noethersch: siehe unten.
((a) und (b): beide sogar euklidisch, d.h. es gibt eine Division mit Rest.)
1.16. Satz: Äquivalent:
(a) R ist Noethersch.
(b) Jede aufsteigende Kette I0 ⊆ I1 ⊆ I2 ⊆ . . . von Idealen in R wird stationär.
(c) Jede nichtleere Menge M von Idealen in R enthält ein maximales Element (bzgl. ⊆), d.h. es gibt ein
I ′ ∈ M, so dass es kein J ∈ M gibt mit I ′ ⊂ J.
S∞
Beweis: „(a) ⇒ (b)“: Sei I0 ⊆ I1 ⊆ I2 ⊆ . . . und I := i=0 Ii . Dann ist I Ideal in R, das laut (a) endlich erzeugt
ist, etwa I = hx1 , . . . , xr i. Da xi ∈ I gibt es ein j mit xi ∈ Ij . Also gibt es ein i∗ mit xi ∈ Ii∗ für alle i = 1, . . . , r.
Dann ist I = hx1 , . . . , xr i ⊆ Ii∗ ⊆ I. Also I = Ii∗ , d.h. die Folge wird stationär.
„(b) ⇒ (c)“: Sei M =
6 ∅ eine Menge von Idealen in R, die kein maximales Element bzgl. ⊆ enthält. Sei I0 ∈ M.
Dann I0 nicht maximal, gibt es ein I1 ∈ M mit I0 ⊂ I1 . Da I1 nicht maximal, gibt es ein I2 ∈ M: I1 ⊂ I2 .
Also: I0 ⊂ I1 ⊂ I2 ⊂ . . . wird nicht stationär.
„(c) ⇒ (a)“: Sei I ein Ideal in R und M die Menge aller endlich erzeugten Unterideale von I. Da h0i ∈ M, ist
M=
6 ∅. Also enthält M ein maximales Element I ′ bzgl. ⊆. Wir zeigen: I = I ′ (daraus folgt: I endlich erzeugt).
Es gilt: I ′ ⊆ I. Sei I ′ ⊂ I, so gibt es x ∈ I \ I ′ . Dann ist I ′ ⊂ I ′ + hxi ∈ M im Widerspruch zur Maximalität
von I ′ .
1.17. Folgerung: Ein Noetherscher Ring R 6= {0} enthält ein maximales Ideal.
Beweis: Sei M die Menge aller echten Ideale in R. Da h0i ∈ M, ist M =
6 ∅. M enthält ein maximales Element
I ′ bzgl. ⊆, d.h. es gibt ein I ′ 6= R, so dass es kein Ideal J 6= R gibt mit I ⊂ J. Also ist I ′ ein maximales Ideal.
Bemerkung: Ist R nicht Noethersch, so erhält man dieselbe Aussage mit dem Zorn’schen Lemma.
Zurück zum Beispiel: O nicht Noethersch. O ∈ sin(·), cos(·), . . . Da sin(x) = 2 sin( x2 ) cos( x2 ) gilt: hsin(·)i ⊆
hsin( 2· )i. Andererseits ist die Inklusion strikt, denn wäre sin( 2· ) = f (·) sin(·) für ein f ∈ O ⇒ 1 = sin( π2 ) =
f (π) sin(π) = f (π) · 0 = 0, Widerspruch. Also hsin(·)i ⊂ hsin( 2· )i ⊂ hsin( 4· ) ⊂ . . . wird nicht stationär.
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1.18. Hilbert’scher Basissatz: R Noethersch ⇒ R[s] Noethersch. (Dann induktiv: R[s1 , . . . , sn ] Noethersch.)
Beweis: Sei R[s] nicht Noethersch. Dann gibt es ein Ideal I in R[s], das nicht endlich erzeugt ist. Wähle f0 ∈ I
vom kleinsten Grad (jede nichtleere Menge von Polynomen enthält Elemente von kleinstem Grad). Betrachte
I \ hf0 i =
6 ∅ und wähle f1 ∈ I \ hf0 i von kleinstem Grad. Iterativ weiter. Wähle fk ∈ I \ hf0 , . . . , fk−1 i von
kleinstem Grad. (Da I nicht endlich erzeugt, ist I \ hf0 , . . . , fk−1 i =
6 0 für alle k). Sie ak der Leitkoeffizient
Pnk −1
und nk der Grad von fk (d.h. fk = ak snk + i=0
ai si ). Per Konstruktion gilt n0 ≤ n1 ≤ n2 ≤ n3 ≤ . . .
Betrachte ha0 i ⊆ ha0 , a1 i ⊆ ha0 , a1 , a2 i ⊆ . . . eine aufsteigende Folge von Idealen in R. Angenommen, diese
Pk−1
wird stationär, also ha0 , a1 , . . . , ak−1 i = ha0 , . . . , ak i. Dann ak = i=0 ai bi für geeignete bi ∈ R. Setze f˜k =
Pk−1
P
k−1
fk − i=0 bi fi snk −ni = ak snk + · · · − i=0 bi ai snk + . . . Also ist Grad(f˜k ) < nk = Grad(fk ). Andererseits ist
f˜k ∈ I \ hf0 , . . . , fk−1 i im Widerspruch zur Wahl von fk . ⇒ Folge wird nicht stationär ⇒ R nicht Noethersch.

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