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INTERVIEWS
FEATURES
Quantrix Modeler bringt
frischen Wind in die
Tabellenkalkulation
Trotz Keynote-Ausfall
verspricht die Pariser
Mac-Messe Neues
(S. 18)
(S. 2)
TESTS
INTERVIEWS
Linotype macht mit
dem FontExplorer X im
Schriftenmarkt Dampf
Mac-Kultbuch nun
auch für Tiger und
auf Deutsch
(S. 12)
(S. 6)
Excel Reloaded
iTunes für
Fonts
TESTS
Tools fürs
Terminal
Die UnixKommandozeile
leichter bedienen
(S. 24)
Apple Expo
Missing
Manual
metamac magazin
Ausgabe 37.05 vom 18.09.2005
Preis: 99 Cent
2
Features
APPLE EXPO: WAS KOMMT IN PARIS?
Apple Expo
Was kommt
in Paris?
Nächsten Dienstag ist es soweit: Mit der Apple Expo startet in Paris
die größte Mac-Messe Europas. Obwohl Steve Jobs in diesem Jahr
leider keine Keynote halten wird, dürfte es einige interessante Neuigkeiten geben - wahrscheinlich auch von Apple. metamac fasst die
bislang bekannten Erkenntnisse zusammen und bringt Messetipps.
37.05
3
Features
APPLE EXPO: WAS KOMMT IN PARIS?
[BEN SCHWAN]
D
ie Vorzeichen, unter denen die Apple Expo
2005 steht, sind reichlich verschwommen:
Bereits am 5. September bestätigte der MacHersteller gegenüber den Medien, dass es im
Gegensatz zur bisherigen, langjährigen Tradition
in diesem Jahr keine Pariser Steve Jobs-Keynote geben werde. Die letzte Partei, die über diese
Tatsache informiert wurde, war der Messeveranstalter Reed Expositions France selbst - Stunden
noch nach entsprechenden Absagemeldungen in
der Mac-Presse kündigte er die Keynote im Palais des Congrès auf der eigenen Homepage an.
Der Status
Die Tatsache, dass es keine Keynote am Eröffnungsdienstag geben wird, ist inzwischen voll
und ganz bestätigt und auch bei Reed Expositions angekommen. Erstaunlicherweise soll AppleCEO Jobs trotz Keynote-Absage dennoch in Paris
anwesend sein: „Steve wird zusammen mit anderen Mitgliedern des Apple-Managements vor
Ort sein“, so ein Sprecher des Mac-Herstellers;
offenbar sogar einen Großteil der Messewoche
über ist das Team vor Ort. Angekündigt wurde
außerdem eine Frage-und-Antwort-Session am
Eröffnungstag der Messe mit Pressevertertern.
Letztere Q&A-Runde ist inzwischen bestätigt:
Wie die französische Mac-Seite MacBidouille
„Noch immer weiß
niemand, warum
Steve Jobs seine
traditionelle Keynote platzen ließ.“
37.05
am Freitag meldete, werden zu dieser nur ausgewählte europäische Journalisten der Mainstream-Medien zugelassen, die nicht live berichten dürfen. Ein Ort der Veranstaltung war noch
nicht zu erfahren, allerdings sollen die Fragen
frei formulierbar sein, was für eine Steve JobsSession schon relativ ungewöhlich wäre.
Derweil meldete sich bereits am Donnerstag
das Gerüchteportal Think Secret zu Wort, das
davon ausgeht, dass Apple trotz Keynote-Absage
neue Hardware zur Apple Expo plant. Insbesondere an neue Power Macs denken die RumorsExperten, die beim iPod nano kürzlich weitgehend richtig gelegen hatten. Das letzte Power
Mac-Update erfolgte zwar erst im April, doch damals konnte der Mac-Hersteller den Macianern
nur ein sehr moderates Speed Bump-Update
auf 2,7 GHz-G5-Chips bieten, das allgemein mit
Enttäuschung aufgenommen wurde. Und selbst
diese Maschinen, die weiterhin meilenweit von
den 3 GHz entfernt sind, die Steve Jobs bereits
für 2004 versprochen hatte, waren anfangs nur
schleppend lieferbar.
Bevor im nächsten Jahr endlich erste IntelMacs auf den Markt kommen, könnte Apple
also durchaus nochmals neue G5-Power Macs
auflegen - insbesondere auch deshalb, weil sich
die aktuellen Maschinen mehr schlecht als Recht
verkaufen. Nur mit welchen Chips sollen die
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Features
APPLE EXPO: WAS KOMMT IN PARIS?
37.05
¬ WAS KOMMT IN PARIS?
neuen PMs ausgerüstet sein? Während Produzdent IBM die 3 GHz-Hürde offenbar noch immer
nicht genommen hat, könnten Prozessoren mit
mehr als einem Kern nun möglicherweie endlich
fertig sein. Die Rede ist vom PPC970MP, der den
aktuell verbauten PPC970FX ablösen könnte.
Dank Doppelkern soll die Geschwindigkeit um
bis zu 50 bis 80 Prozent höher sein, als beim Single Core-Modell. Ein Dual-G5-Power Mac hätte
sogar vier Kerne, was die Leistung nochmals
recht deutlich steigern würde.
Wäre ein solches Doppelkern-Power Mac-Modell eine eigene Keynote wert gewesen? Eigentlich schon, zumindest zu Zeiten, in der die IntelSwitch-Entscheidung noch nicht bekannt war.
Nun würde ein solches Event allerdings in eine
merkwürdige Richtung weisen, denn IBM ist ja
bekanntlich offiziell schon abgeschrieben. Dementsprechend liegt vielleicht genau hier die Lösung des Rätsels Paris-Keynote - eine Q&A-Session zum Power Mac mit Doppelkern-G5 könnte
sich der Apple-Chef hingegen schon gönnen.
Stadt der Liebe
Während allerlei Macianer (inklusive einiger
Pressekollegen) ihre Reisepläne zur Apple Expo
aufgrund der Keynote-Absage kurzfristig aufgaben, werden dennoch auch in diesem Jahr viele
Besucher aus Deutschland auf die Messe kom-
men. Sie bleibt als wichtigstes europäisches MacEvent mit 200 bis 250 Ausstellern wichtig. Ein
Blick auf die Anwesenheitsliste von Adobe bis
Microsoft zeigt schon, dass mit allerlei Neuheiten
zu rechnen ist, wenn auch in geringerem Umfang
als auf der Macworld San Francisco.
Das traditionelle Meet & Greet mit US-Firmen
ist hier genauso möglich, wie ein Zusammentreffen mit diversen wichtigen europäischen Playern.
Dennoch bleibt das Event in der Halle 5 der Paris
Expo überschaubar, wenn auch mit internationalem Flair. Parallel zur Messe gibt es außerdem
einen mittelprächtig interessanten Kongress,
der vor allem in Sachen Pro-Sessions gut ausgestattet ist. Der Eintritt zur Apple Expo ist mit 12
Euro pro Tageskarte relativ moderat, mit fünf
Tagen Laufzeit (20. bis 24. September) bleibt
genügend Raum, wirklich mit allen gewünschten
Gesprächspartnern zu reden.
Wer sich in Paris zur Apple Expo begeben will,
tut dies am besten mit der Metro - die Station
Porte de Versailles ist von der Innenstadt aus
in 20 bis 30 Minuten erreichbar. Lohnenswert
für alle Messebesucher ist außerdem der Download einer kostenlosen Version des Kartentools
Mapmemo, das alle wichtigen Messeorte in Paris samt Händlern und wichtigen Treffpunkten
verzeichnet. Damit kann dann eigentlich nichts
mehr schief gehen in der Stadt der Liebe. È
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Features
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APPLE EXPO: WAS KOMMT IN PARIS?
¬ WAS KOMMT IN PARIS?
Die Apple Expo ist am leichtesten über die
Metrostation Porte de Versailles zu erreichen.
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MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
37.05
Missing Manual
Das Mac-Kultbuch
Das „Missing Manual for Mac OS X“ ist das meistverkaufte Mac-Buch aller Zeiten. Autor David Pogue,
Technik-Kolumnist bei der New York Times und langjähriger Apple-Freak, legt darin alles wichtige
rund um das Mac-Betriebssystem dar. Das deutschen Pendant zu David Pogue ist André Aulich - er
übersetzte schon mehrere von Pogues Werken ins Deutsche. metamac sprach mit dem Mac-Experten.
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MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
[BEN SCHWAN]
Bücher und stellte dabei fest, dass die deutsche
O’Reilly-Dependance nur ein paar Fußminuten
von meinem Arbeitgeber entfernt war. Da ich bereits Erfahrung mit der Übersetzung des Macintosh-Produktkataloges auf Apple.com hatte und
auch für Apple Europa schon Mac OS X-Unterlagen verfassen durfte, kam nach kurzer Zeit der
erste Auftrag für die Übersetzung der „Mac OS X
Hacks“, einem kleineren O’Reilly-Titel.
A
ndré Aulich ist freier Apple-Systemberater,
technischer Übersetzer und Autor mehrerer
Fachbücher. Seinen deutschsprachigen O’ReillyÜbersetzungen „Missing Manual Jaguar“, „Missing Manual Panther“ und „Mac OS X Hacks“ hat
sich nun die Tiger-Version des Mac-Kultbuches
hinzugesellt, die seit September für 40 Euro angeboten wird.
metamac: André, Du hast zusammen mit
Rudolf Steffens die Übersetzung des wohl
erfolgreichsten englischsprachigen MacBuches übernommen - dem “Missing
Manual” für Tiger von David Pogue. Wie
kamst Du zu dieser Aufgabe?
Aulich: Rudolf Steffens und ich haben das TigerMissing Manual diesmal nicht nur übersetzt,
sondern es als Autoren auch komplett überarbeitet. Wir waren in den letzten Versionen des
Buches ja bereits als Übersetzer beziehungsweise
technische Berater dabei, so dass wir mit Davids
Büchern mittlerweile sehr vertraut sind.
Mein erster Kontakt zu O’Reilly kam rein zufällig zustande. Ich arbeitete vor einigen Jahren
für einen Kölner Apple-Händler, der zu der Zeit
leider keine vernünftigen Apple-Bücher verkaufte. Da ich selbst seit Jahren O’Reilly-Bücher las,
bestellte ich für den Shop also einige O’Reilly-
37.05
„Die sechs Monate, in
denen ich am Missing
Manual gearbeitet
habe, waren ziemlich
anstrengend.“
metamac: Das „Missing Manual“ ist fast
1000 Seiten dick geworden. Wie lange hat
die Übersetzung gedauert?
Aulich: Ich habe von Mitte Januar bis Anfang Juli an dem Buch gearbeitet, in den letzten Wochen
glücklicherweise tatkräftig unterstützt von Rudolf Steffens, ohne dessen Hilfe das Buch sicher
nicht so gut geworden und außerdem viel später
auf den Markt gekommen wäre.
Da ich nebenbei noch meine anderen Jobs zu
erledigen hatte, waren es übrigens ziemlich anstrengende sechs Monate; vor allem, wenn dann
kurzfristig wichtige Projekte (wie z.B. die Organisation des Video & Server Pro Labs auf der
Kölner Mac Expo) dazwischen kamen. Aber jetzt
endlich das fertige Buch in Händen zu halten, ist
Belohnung genug. Ich hoffe sehr, dass den Lesern sowohl der technische Informationsgehalt
als auch der Unterhaltungswert zusagen.
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MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
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¬ DAS MAC-KULTBUCH
metamac: Lohnt sich eine solche Mammutaufgabe für den Übersetzer finanziell
tatsächlich, oder ist es mehr eine Möglichkeit, sich einen Namen zu machen?
Aulich: Zunächst werden Übersetzer anders als
Autoren bezahlt. Der Übersetzer bekommt im
Prinzip einen festen Betrag pro Seite, unabhängig davon, wieviele Exemplare seines Werks
verkauft werden. Dies kann sich sehr wohl lohnen, vor allem dann, wenn man sich auf eine
bestimmte Materie spezialisiert hat und die
Arbeit flott von der Hand geht. Als Autor hingegen erhält man in der Regel einen Anteil der
Einnahmen aus dem Verkauf, was sich bei einem
deutschen Buch aufgrund des begrenzten Marktes selbstverständlich nicht so sehr lohnt wie bei
einem englischen Werk.
Ich sehe die Arbeit an einem Buch eher als Gelegenheit, mich als Know-How-Träger am Markt
zu positionieren, da gerade die O’Reilly-Bücher
einen sehr guten Ruf genießen. Darüber hinaus
geht es bei dem Job ja nicht darum, möglichst
schnell so viel Geld zu verdienen, dass man nie
wieder arbeiten muss, sondern darum, AppleWissen möglichst vielen Menschen zugänglich zu
machen, damit diese mit ihren Macs etwas Tolles
schaffen können - und dafür eignen sich Bücher
sehr gut.
metamac: War es schwer, Pogues bekannten Humor ins Deutsche zu übertragen?
Aulich: Nein, nicht wirklich. Rudolf Steffens hat
in den letzten Jahren einen Großteil der David
Pogue-Bücher ins Deutsche übertragen und
kennt Davids Stil in- und auswendig. Darüber
hinaus hat mein Mitstreiter sowieso einen sehr
unterhaltsamen Stil, der sich liest, als wenn die
Worte ganz von allein aus ihm heraussprudelten.
Ich selbst habe mich in den letzten zwei Ausgaben des Missing Manuals ebenfalls ausgiebig mit
dem Pogue-Stil auseinandergesetzt, so dass ich
es auch irgendwie hinbekommen habe. Jedenfalls hoffe ich das (lacht).
metamac: Hatten Ihr Kontakt mit Pogue
und seiner „Gang“?
Aulich: Während der Arbeit an dem Buch waren
wir komplett auf uns gestellt, da das deutsche
Buch unabhängig von der englischen Version
entstanden ist. Für die deutschen Leser hat das
den Vorteil, dass sie ein komplettes Kapitel zu
iLife mitgeliefert bekommen, das im Original zugunsten eines eigenen iLife-Missing Manuals gestrichen wurde. Gegen Ende der Arbeit konnten
wir allerdings Einsicht in die englischen Originale nehmen, um zu überprüfen, ob wir in die selbe
Richtung wie David Pogue geschrieben haben.
Autor Aulich: Stilecht mit
Rollkragenpulli.
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Interviews
MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
37.05
¬ DAS MAC-KULTBUCH
Im großen und ganzen wird in beiden Varianten
des Buches das gleiche behandelt, allerdings sind
im Deutschen einige Informationen mehr drin.
Ansonsten: Ich habe David Pogue vor zwei
Jahren auf einer Mac Expo-Konferenz in London kennen gelernt, wo wir beide als Sprecher
gebucht waren. Ich habe selten jemanden getroffen, der so hyperaktiv und offensichtlich hochintelligent wie David ist, jedenfalls kann ich nur
jedem empfehlen, mal eine seiner Auftritte zu
besuchen, da der Mann eine unglaubliche Ausstrahlung hat und richtig witzig ist.
metamac: Wurden bei der Übersetzung
jeweils die neusten Informationen verwendet? Geht Ihr im Buch bereits von Mac
OS 10.4.2 aus?
Aulich-Vorbild Pogue: Humorvoll
und intelligent.
Aulich: Als Grundlage für die Arbeit am Buch
habe ich die jeweils neuesten Mac OS X-Entwicklerversionen verwenden dürfen, nach der
offiziellen Veröffentlichung des Betriebssystems
wurde das gesamte Buch an die Version 10.4.1
angepasst. Mit 10.4.2 hat sich außer dem Widget-Manager in Dashboard nicht wirklich etwas
Sichtbares geändert, so dass das Missing Manual
hoffentlich bis zur Version 10.5 aktuell genug
sein wird. Die technischen Details im Hintergrund, die durch Systemupdates in der Regel
verändert werden, machen für das Buch kaum
einen Unterschied. Und wenn doch einmal, dann
ist es mir vielleicht einen Artikel für meine Website wert.
metamac: Macht es in Zeiten des schnellen Mediums Internet überhaupt noch
Sinn, solche dicken Bücher zu schreiben?
Aulich: Ich denke schon. Die Argumente für ein
Buch sind meistens “Ich will es auch auf dem
Klo lesen können” und “Ich kann/will am Bildschirm nicht lesen”. Das mit dem Klo könnte bei
diesem Buch schwer werden, da es über ein Kilo
wiegt und wahrscheinlich erfordert, dass man
einen Lesetisch vor die Toilette stellt (grins).
Dennoch lässt es sich auch ohne Computer mit
ins Wochenende nehmen oder einfach neben den
Mac legen während man die Tipps am Rechner
ausprobiert. Vor allem die Fehlerbehebungstipps sind gut in einem Buch aufgehoben, das
auch dann noch einen prima „Bildaufbau“ bietet,
wenn der Rechner bereits zum Problemfall geworden ist.
Allerdings ist der Zeitfaktor sicherlich ein
wichtiger Punkt. Die Tipps zum Automator, die
ich irgendwann zwischen Januar und März verfasst habe, beschreiben Möglichkeiten, die ich
bis heute noch in keiner Online-Publikation gefunden habe. Und solche Informationen möchte
ich am liebsten sofort online veröffentlichen,
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Interviews
MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
¬ DAS MAC-KULTBUCH
wenn sie mir einfallen, damit sie jeder gleich
nutzen kann. Wenn also etwas eilig ist, fühle ich
mich durch ein Buch ein wenig eingeschränkt.
In Zukunft werden mein Partner Björn Adamski
und ich wohl so arbeiten, dass wir längere Artikel
in dem Moment online veröffentlichen, in dem
sie uns wichtig sind. Bücher werden dann von
Zeit zu Zeit eine Art “Buch zur Website” werden,
für die wir dann jeweils alles überarbeiten und
vereinheitlichen, damit es in ein Buchkonzept
passt.Das haben wir zwar noch mit keinem Verlag abgesprochen, aber wir hoffen, dass dies
machbar sein wird.
metamac: Was, würdest Du sagen, sind
die Highlights im Tiger-Missing Manual?
Aulich: Ich bin ein großer Automator-Fan, und
dementsprechend finde ich das Kapitel zu dem
Programm auch sehr spannend. Ich weiß bei
einigen Tipps nicht mal mehr, wie ich darauf gekommen bin, aber sie funktionieren und sind unglaublich vielfältig einsetzbar, wie zum Beispiel
das Ausführen von Automator-Skripts per EMail. So kann man zum Beispiel eine E-Mail mit
der Betreffzeile “Backup” an den Mac schicken,
um automatisch ein Backup der Dokumente anfertigen zu lassen.
Auch das Spotlight-Kapitel ist mir wichtig,
da es neben der konkreten Anwendung auch
die Grundlagen der Suchtechnologie behandelt.
Auch sehr gut geworden ist Kapitel 9, in dem Rudolf Steffens die kostenlosen Programme behandelt. Hier sind vor allem die iLife-Ausführungen
klasse.
Für die Leser dürften außerdem die Anhänge
sehr interessant sein, in denen neben Fehlerbehebungstechniken auch Listen aufgeführt werden, in denen Mac OS 9- und Windows-Anwender nachschlagen können, wo unter Mac OS X
ihre Lieblingsfunktionen versteckt sind.
Und außerdem liegt jedem Missing Manual auf
vielfachen Leserwunsch eine Referenzkarte mit
den wichtigsten Mac OS X-Tastenkürzeln bei.
metamac: Mit welchen Verkaufszahlen
rechnet Ihr? Wie waren sie bislang in den
USA?
Aulich: Das Mac OS X-Missing Manual ist meines Wissens nach das einzige Computerbuch, das
jemals bei Amazon USA auf Verkaufsrang eins
aller Bücher (aller Genres) gelandet ist.
Ich kann leider keine genauen Verkaufszahlen nennen, in Deutschland werden aber wahrscheinlich einige Tausend Exemplare des Buches
verkauft werden. Ich könnte mir aber vorstellen,
dass allein vom Gewicht her das Missing Manual
sicherlich das bestverkaufte Mac OS X-Buch sein
wird (lacht).
37.05
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Interviews
MISSING MANUAL: DAS MAC-KULTBUCH
37.05
¬ DAS MAC-KULTBUCH
metamac: Hast Du das Gefühl, dass die
deutsche OʼReilly-Dependance vermehrt
auf Mac-Themen setzt? Verkaufen die
sich ordentlich?
Aulich: Beides ja. Wenn man die O’Reilly-Website über die Jahre verfolgt hat, so fällt auf, dass es
immer mehr Mac OS X-Titel gibt - gerade auch
auf Deutsch. Außerdem setzt O’Reilly insgesamt
immer auf Technologien, die von den Entwicklern gerade besonders vorangetrieben werden,
das heißt, dass die Bücher Themen und Werkzeuge behandeln, mit denen sich vor allem auch
die Entwickler der Welt ganz aktuell beschäftigen. Wenn man heute auf einer O’Reilly-Konferenz (oder irgendeiner anderen Entwicklerkonferenz) dabei ist, dann fällt auf, dass mehr und
mehr Entwickler PowerBooks als Hauptrechner
verwenden. Gerade in der Open Source-Welt ist
das ein wichtiger Trend.
metamac: Kommen wir zum aktuellen
Mac-Markt. Wie schätzt Du die Zeiten ein?
Denkst Du, dass Apple unter dem relativ
langen Übergang zu Intel-Chips leiden
wird?
Missing Manual-Buchseite:
Zahlreiche Tipps und Tricks.
Aulich: Die Marktsituation ist für Apple derzeit
hervorragend. Das Betriebssystem, das die Basis
für alle Anwendungen bildet, ist extrem stabil,
schnell, flexibel und leicht zu bedienen, außerdem baut Apple ausgezeichnete Hardware und
programmiert sehr leistungsstarke Software, und
das alles zu günstigen Preisen.
Dies wird zum Beispiel im Bereich Video sehr
deutlich, wo Apple mit der aggressiven Preispolitik nicht nur die Konkurrenz das Fürchten lehrt,
sondern überdies eine ganze Branche verändert,
indem heute mit extrem kleinem Budget ganz
neue Firmen in den Videomarkt drängen können. Außerdem gibt es immer mehr WindowsLeute, die sich einen iPod gekauft haben und
damit so zufrieden sind, dass sie sich plötzlich
einen Mac kaufen.
Dass Apple so gut dasteht, wird sich bestimmt
nicht durch den Umstieg auf Intel-Prozessoren
ändern. Der Umstieg soll ja erfolgen, weil Apple
sich dadurch leistungsfähigere Hardware verspricht, was sicherlich ein klarer Vorteil ist. Wegen des Migrationsprozesses mache ich mir eigentlich überhaupt keine Sorgen - diverse Tools
wurden ja bereits portiert und je nach Schnelligkeit der Softwarehäuser werden es sehr bald
mehr. Das wird insgesamt sicher ein gesunder
und verhältnismäßig unproblematischer Vorgang
werden. È
André Aulichs Website finden Sie hier.
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Tests
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
FontExplorer X
iTunes für
Schriftarten
Tools für die professionelle Schriftarten-Verwaltung unter Mac OS X
kosten gutes Geld, ohne dass sie perfekt wären. Die Linotype Library,
die man sonst vor allem durch ihr Schriftartenangebot kennt, bringt
nun einen kostenlosen Font-Manager, der zusätzlich einen OnlineLaden integriert. metamac hat den neuen FontExplorer X getestet.
37.05
Tests
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37.05
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
[RALF HERRMANN]
W
er professionell mit Fonts arbeitet, kann
auf den Einsatz eines Fontmanager nicht
verzichten. Die Betriebssysteme bieten hier von
Haus aus leider kaum ausreichende Unterstützung. Zwar verfügt Mac OS X mit der integrierten Schriftsammlung über ein einfaches Tool zur
Verwaltung und Aktivierung von Fonts - für professionelle Anwender mit Hunderten oder Tausenden von Fonts ist das Programm allerdings
nur unzureichend gerüstet.
Problemstellung
Nach dem schleichenden Tod des nicht mehr
weiter entwickelten Adobe Type Managers hat
sich vor allem Extensis Suitcase als Standard unter den Fontmanagern etabliert. Es glänzt durch
eine intuitive Benutzeroberfläche und nützlichen Zusatzfunktionen wie dem Anlegen eigener Schlüsselwörter, die das Suchen im eigenen
Fontbestand entscheidend verbessern können.
Restlos glücklich sind aber auch die SuitcaseAnwender in der Regel nicht. Zwar weist die
neueste Version weniger Stabilitätsprobleme als
die Vorgänger auf, doch dafür ist es zum Beispiel
nach wie vor ein Ärgernis, dass die gesamte Suitcase-Anwendung stets im Hintergrund laufen
muss und beim Booten des Systems recht lange
zur Initialisierung benötigt.
„Linotype führt
Vorzüge von
Suitcase und
FontAgent Pro in
einem Tool
zusammen.“
Das nur in englischer Sprachversion verfügbare Konkurrenzprodukt FontAgent Pro weist
diesen Mangel nicht auf und vereinfacht mit
mehreren Bibliotheken und verschachtelbaren
Sets auch die Verwaltung umfangreichster Fontsammlungen. Dennoch ist auch hier nicht alles
Gold was glänzt. FontAgent Pro kopiert oder verschiebt die Fonts zur Verwaltung in einen eigenen Ordner und zerstört damit unter Umständen
mühsam eigens angelegte Ordner-Struktur des
Benutzers.
In diese Lücke stößt nun ein neues Tool des
Schriftenanbieters Linotype Library: Mit dem
neuen Programm FontExplorer X sollen die
Vorzüge der bisher dominierenden Konkurrenzprodukte Suitcase und FontAgent Pro in einem
Tool zusammengeführt und um weitere sinnvolle
Funktionen erweitert ist - und dies laut Linotype
sogar schneller, flexibler und intuitiver. Darüber
hinaus wird das Programm im Gegensatz zu den
jeweils gut 100 Euro teuren Konkurrenten völlig
kostenfrei abgegeben.
Das Prinzip iTunes
Bruno Steinert, Geschäftsführer der Linotype
Library GmbH, beschreibt die Idee des FontExplorers X so: „Es muss mehr Spaß machen, einfacher und letztlich auch effizienter und billiger
sein, einen Font zu kaufen als eine Raubkopie
14
Tests
37.05
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
¬ ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
Alles im Überblick: Detailansicht der
Zeichenbelegung eines Fonts.
aufzutreiben.“ Dass dieses Konzept aufgehen
kann, hat Apple mit seinem iTunes Music Store
bereits eindrucksvoll bewiesen.
Und so ist es sicher kein Zufall, dass das Layout von FontExplorer X dem von iTunes in jeder
Hinsicht gleicht. In der linken Leiste hat man
Zugriff auf die Gesamtbibliothek, die verschiedenen Systemfont-Ordner und die selbst erstellten Fontgruppen. Das Hinzufügen von neuen
Fonts kann menügesteuert oder einfach per
Drag&Drop erfolgen. Zieht man einen Ordner in
den FontExplorer, wird automatisch eine neue
Gruppe (mit der Beschriftung des Ordners) angelegt, die alle im Ordner befindlichen Fonts enthält. Wer seinen Fontbestand also bereits in entsprechenden Ordnern nach Hersteller, Stil etc.
kategorisiert hat, kann dies nun einfach per Drag
& Drop in den FontExplorer X übernehmen.
Besonders löblich ist dabei, dass der FontExplorer X dem Benutzer die Wahl lässt, wo die
Fontdateien selbst liegen. Die Fonts können entweder automatisch in einen FontExplorer-Ordner kopiert bzw. verschoben oder aber nur referenziert werden, um die eigene Ordnerstruktur
nicht zu zerstören.
Eine besondere Form der Font-Gruppen sind
die „Intelligenten Gruppen“. Dieses auch aus
iTunes bekannte Prinzip füllt eine Gruppe automatisch nach selbst definierbaren Kriterien. Dies
kann beispielweise der Hersteller, der Stil, das
Schriftformat oder ein Teil des Schriftnamens
sein.
Sehr praktisch: Wer seine Fonts bisher mit der
Schriftsammlung von Apple verwaltet hat, kann
diese Ordnung auch im FontExplorer X weiter
benutzen. Die einzelnen Gruppen der Schriftsammlung stehen hier als eigener Punkt zur Verfügung. Das Hauptfenster zeigt je nach Funktion
die Inhalte der gewählten Font-Gruppen und die
Schriftmuster der jeweiligen Fonts an. SuitcaseAnwender werden hier ein vertrautes Bild vorfinden. Mit frei wählbaren Mustertexten können
einzelne oder beliebig viele angewählte Fonts
untereinander betrachtet werden. Ein zusätzliches Informationsfenster zeigt Darstellung als
Wasserfall, Absatz oder Alphabet sowie die komplette Zeichenbelegung eines Fonts, wobei die
einzelnen Unicode-Bereiche direkt angesprochen
werden können.
Der Shop
Die Anlehnung an iTunes geht aber noch weiter: Wem für eine eilige Druckvorlage noch ein
bestimmter Font fehlt, kann diesen über den
integrierten Shop spielend einfach kaufen, herunterladen und direkt installieren. Der Shop des
FontExplorers X gleicht dabei dem iTunes Music
Store wieder in jeder Beziehung. Neben einer
15
Tests
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
37.05
¬ ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
Willkommensseite und der Suchfunktion bietet
der Shop eine Übersicht nach Kategorien. Hier
können die bei Linotype verfügbaren Fonts z.B.
alphabetisch, nach Stil, Schriftdesigner, Thema,
Stichwort etc. angezeigt werden. Die Kategorien
erweisen sich als äußerst praktisch, wenn man
den Shop vorerst nur durchstöbern will und noch
keine konkrete Vorstellung hat, ob der gesuchte
Font nun zum Beispiel serifenlos sein soll oder
nicht. Zu jedem Font sind im Shop ausführliche
Informationen hinterlegt und es können beliebige Mustertexte generiert werden. Die Fonts lassen sich mit einem Klick in den Warenkorb legen
oder für einen späteren Kauf als Favorit sichern.
Erworbene Schriften können direkt heruntergeladen und aktiviert werden. Die Fonts und die
Rechnung werden dabei automatisch auf der
Festplatte gespeichert. Der Login funktioniert
dabei einfach über die E-Mail-Adresse und das
Passwort des eigenen Accounts bei Linotype. Die
getätigten Käufe lassen sich direkt verwalten und
die Fonts können notfalls (besser als im iTMS)
auch erneut heruntergeladen werden.
Zusatzfunktionen
Über die üblichen Funktionen hinaus bietet der
FontExplorer X aber auch interessante Zusatzfunktionen an. Mit der Funktion „SystemfontsOrdner aufräumen“ werden die Systemordner
von allen Fonts befreit, die nicht zur ursprünglichen Installation des Betriebssystems gehören, weil sie zum Beispiel bei der Installation
Einkauf wie bei iTunes: Linotype bietet recht
zivile Preise pro Schriftschnitt.
16
Tests
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
37.05
¬ ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
Schriften lassen sich über ordentlich
gekennzeichnete Kategorieren auffinden.
bestimmter Anwendungen mitinstalliert worden
sind. Das Aufräumen der Systemordner kann
deshalb unter Umständen Speicherplatz sparen
und den Bootvorgang des Systems beschleunigen. Eine weitere nützliche Funktion ist die integrierte Automatik zum Löschen des Font-Caches.
Viele Font-Probleme, wie Darstellungsfehler
oder Abstürze, lassen sich auf fehlerhafte CacheDateien zurückführen. Um den Font-Cache zu löschen, musste man bisher mühselig verschiedene
Systemdateien suchen oder Tools verwenden.
Fazit
Mit dem FontExplorer X hat Linotype den bisher eher ruhigen Markt der Fontmanager kräftig
aufgewirbelt und die Konkurrenten müssen nun
sicher reagieren, um Linotypes Vorstoß etwas
entgegenzusetzen. Trotz aller Euphorie muss
sich noch zeigen, ob der FontExplorer X auch im
täglichen Betrieb mit Tausenden Fonts stabil und
problemlos läuft. Da das Tool kostenlos ist, aber
dennoch alle Funktionen der anderen kommerziellen Fontmanager in sich vereint und mit dem
Shop sogar einen sinnvollen Zusatznutzen bietet,
könnte sich das Programm rasch zum beliebtesten Fontmanager für Profis entwickeln. Natürlich
möchte Linotype mit der kostenlosen Abgabe des
Programms die Verkäufe der eigenen Fonts ankurbeln. Da der Shop aber eher unaufdringlich in
das Programm integriert ist und alle Programmfunktionen auch ohne Anmeldung nutzbar sind,
lässt sich der FontExplorer auch bedenkenlos als
reiner Fontmanager empfehlen. È
Ralf Herrmann betreibt das Typo-Portal
Typografie.info und das Fontlabel FDI.
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Tests
37.05
FONTEXPLORER X: ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
¬ ITUNES FÜR SCHRIFTARTEN
Wie bei iTunes: Willkommensseite des Shops mit Neuigkeiten
und „Featured Fonts“ in voller Pracht.
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Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
Quantrix Modeler
Excel reloaded
Microsoft ist mit Excel unbestrittener Marktführer bei den Tabellenkalkulationen,
obwohl das Programm intern auf sehr alte Technik setzt. Der Quantrix Modeler,
der seinen Ursprung in der NeXT-Welt hat, schickt sich nun an, die Userschaft
vom Wechsel zu überzeugen. metamac unterhielt sich mit Gründer Chris Houle.
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Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
[BEN SCHWAN]
metamac: Was sind die größten Unterschiede zwischen Quantrix Modeler und
Konkurrenten wie beispielsweise Excel?
Chris Houle: Quantrix ist eine multidimensionale Modeling-Lösung, Excel hingegen nur zweidimensional angelegt. Ein Geschäftsmodell hat
aber mehr als zwei Dimensionen, beispielsweise
Verkaufsmonate, Podukte, Regionen und Kanäle.
Quantrix macht es möglich, diese Dinge intuitiv
zu einem Modell zusammenzusetzen, ohne dass
man sie “flach”, also zweidimensional, gestalten
müsste.
In einem Tabellenkalkulations-Arbeitsblatt
stecken normalerweise Formeln in den Zellen
hinter den Zahlen. Diese basieren wiederum
auf Referenzierungen. Bei Quantrix basieren
Formeln hingegen auf der Struktur der Tabelle.
Man muss sie nur einmal erstellen und zwar in
einer vom Menschen verständlichen Sprache.
Eine Formel zur Ermittlung des Bruttogewinnes würde beispielsweise “Bruttogewinn gleich
Umsatz minus Produktionskosten” lauten. Alle
drei Elemente sind dabei Teile der Struktur des
Modells. Deshalb ergeben sich bei der Erstellung
wesentlich weniger Fehlerquellen und das Modell wird transparenter und durch Dritte leichter
verständlich. Quantrix-Modelle besitzen außer-
„Im Grunde
basiert Excel
immer noch auf
dem, was Visicalc
1979 auf dem
Apple II einführte.“
37.05
dem wesentlich weniger Formeln. Wenn man
einen Geschäftsvorfall in Excel analysiert, hat die
Tabelle nicht selten zwanzig bis dreißig mal so
viele Formeln wie in Quantrix. Daraus ergeben
sich dann auch wesentlich größere Dateien.
Normalerweise sind Formeln, Struktur und
Präsentation einer Tabelle in Excel ein und die
selbe Sache. Quantrix unterteilt diese Elemente. Aus diesem Grund lassen sich Präsentation
und Struktur eines Modelles in Quantrix einfach
per Drag & Drop verändern, ohne dass die interne Logik angetastet würde. Ein Modell, das
die Produkte über die Verkaufsregion darstellt,
lässt sich so beispielsweise mit einem einzigen
Mausklick in ein Modell verwandeln, das Verkaufsregionen nach Produkten strukturiert,
wenn der Boss das so haben will.
metamac: Die Grundidee der Tabellenkalkulation ist bereits sehr alt - und
Programme wie Excel bleiben trotz imer
neuer Zusatzfunktionen letztlich weiterhin dabei. Warum konnten sich neuere
Ansätze bislang nicht durchsetzen?
Houle: Die Technik hinter den Tabellenkalkulationen ist tatsächlich über 25 Jahre alt. Im Grunde
basiert Excel intern immer noch auf dem, was
Visicalc 1979 auf dem Apple II einführte. Verändert haben sich aber die Bedürfnisse der Anwen-
20
Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
37.05
¬ EXCEL RELOADED
der. Viele Finanzprofis kommen mit der alten
Technologie langsam an ihre Grenzen. Modernere Ansätze, wie sie Quantrix (oder auch einst
Lotus Improv) darstellen, setzen sich inzwischen
breiter durch, weil die alte Tabellenkalkulations-Technik schlicht überbeansprucht wird. Die
Nachfrage nach intelligenten Lösungen ist groß.
metamac: Wie muss man sich das Anlegen einer Tabelle in Quantrix Modeler
vorstellen, wenn man aus der Excel-Welt
kommt?
Ganz billig ist Quantrix Modeler nicht: Für die
Standard-Version werden 329 Dollar fällig, die
Professional-Variante kostet 990 Dollar.
Houle: Als erstes sollte man sich klar werden,
was man überhaupt konkret abbilden will - das
gilt auch für die Verwendung von Excel. Allerdings kann man mit Modeler im Gegensatz zu
Excel bei der Tabellenerstellung auf verschiedene Arten vorgehen. So lässt sich die Tabelle auch
im Nachhinein noch erweitern oder verändern,
ohne die Formel-Logik verändern zu müssen,
was in Excel sehr mühsam sein kann.
Quantrix-Anwender sollten sich außerdem bewusst werden, dass das Programm multidimensional arbeitet. Deshalb ist es nicht notwendig,
sein Modell auf mehrere Seiten zu verteilen - eine Matrize reicht. In Excel schreibt man ständig
Formeln in Zellen und kopiert die dann in alle
anderen, die den gleichen Vorgang durchrechnen
sollen. Bei Quantrix schreibt man seine Formeln
nicht in die Zellen, sondern geht jeweils ein vollständiges Strukturelement an. Daran muss man
sich als alter Excel-Benutzer anfangs erst einmal
gewöhnen, aber wenn man es verstanden hat,
wird man die Power dieser Methode lieben.
metamac: Was ist der Hauptvorteil des
Quantrix-Ansatzes, wenn man ihn in einem Satz formuliert?
Houle: Letztlich sind es die Multidimensionalität, größere Flexibilität und Transparenz des
Modells. Das kann insgesamt zu einer deutlichen
Produktivitätssteigerung führen.
metamac: Kann man mit Modeler tatsächlich mehr machen als mit Excel?
Houle: Durchaus. Wenn man beispielsweise eine Firma mit zehn Geschäftsbereichen hat und
eine Gewinn- und Verlust-Vorhersage für die
nächsten 12 Monate aufstellen will, braucht man
in Excel mindestens zehn Arbeitsblätter und
wahrscheinlich noch ein elftes, um alle Einzelergebnisse zu konsolidieren. Wenn man seiner
Gewinn- und Verlust-Rechnung nun einen neuen
Umsatzposten hinzufügen möchte, muss man
in Excel jede einzelne betroffene Formel per
Cut & Paste um diesen Posten ergänzen. Das ist
ziemlich viel Arbeit. In Modeler kann man hingegen eine 3D-Matrize aufbauen, die schlicht
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Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
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¬ EXCEL RELOADED
Gewinn- und Verlust-Element mal Monat mal
Geschäftsbereich berechnet. Ergänzt man einen
neuen Umsatzposten, wird er automatisch allen
Geschäftsbereichen hinzugefügt. Die Logik der
Tabelle erfasst diesen Umsatzposten sofort.
metamac: Ist es technisch schwierig, einen Tabellenkalkulation nach diesem
Muster zu erstellen? Wie kommt es, dass
Microsoft mit all seiner Marktmacht noch
nicht versucht hat, derartige Lösungen
anzubieten?
Houle: Die Mathematik-Engine für multidimensionale Berechnungen, die das Herz von Quantrix Modeler darstellt, ist sehr komplex. Es ist
nicht einfach, eine solche Technologie nachzubauen, wenn sie robust und verlässlich sein soll.
Warum Microsoft sich hier noch nicht umtut,
kann ich nicht beantworten, da ich nicht für Microsoft sprechen kann.
metamac: Wo liegen die Wurzeln von
Qauntrix Modeler? Gibt es eine gemeinsame Geschichte mit Lotus Improv, das
viele Macianer noch aus NeXT-Zeiten
kennen?
Houle: Eine direkte Verbindung zwischen Improv und Quantrix Modeler gibt es nicht. Allerdings entstand die Software als Reaktion auf
Lotus’ Entscheidung, Improv vom Markt zu nehmen, was viele User damals sehr verärgerte. Eine
Firma namens Lighthouse Design entschied sich
deshalb, ein ähnliches Produkt zu entwickeln,
das auch auf NeXT-Maschinen lief. Diese Software nannte sich Quantrix. Lighthouse Design
wurde dann um 1996 herum von Sun Microsystems übernommen. Sun entschied sich, Quantrix
und die meisten anderen Lighthouse-Produkte
vom Markt zu nehmen. Unser heutiger Entwicklungschef und CTO Peter Murray, der schon das
Quantrix-Entwickler-Team bei Lighthouse geleitet hatte, entschied sich damals, nicht zu Sun
zu gehen. Im Frühjahr 2002 kam er dann auf die
Idee, das alte Konzept mit modernen Technologien wiederzubeleben, was dann zum heutigen
Unternehmen Quantrix führte. Der Name wurde
von Lighthouse Design übrigens nie offiziell registriert, so dass wir ihn verwenden konnten. Er
wurde dann zu unserer Marke, weil wir ihn sehr
mochten.
metamac: Welche Kunden hat Quantrix?
Ist Modeler bereits für Heimanwender
oder kleine Firmen interessant?
Houle: Unsere Kundenbasis ist ziemlich breit.
Die meisten Anwender sitzen in Finanzabteilungen, einige auch in Bereichen wie Sales Forecasting oder Supply Chain Management. Außerdem
Modeler-Tabelle: Labels lassen sich per Drag &
Drop verändern, was die Ansicht umstrukturiert.
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Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
37.05
¬ EXCEL RELOADED
haben wir Kunden an Universitäten und im Wissenschaftsbereich. Wir versuchen derzeit, hier
engere Beziehungen zu knüpfen, damit Quantrix
auch an Universitäten gelehrt wird. Genau aus
diesem Grund haben wir nun auch eine vereinfachte Version von Quantrix Modeler namens
Standard Edition auf den Markt gebracht, die
auch Heimanwender anspricht. Diese steht nun
neben der großen Professional Edition.
gewohnte Excel-Denke aufzugeben. Man muss es
einfach schaffen, „outside the cell“ zu denken.
metamac: Was sind die genauen Unterschiede zwischen Pro- und StandardVersion?
Houle: Quantrix ist eine Cross-Plattform-Anwendung, die mit Java entwickelt wurde. Obwohl
es einige Benutzer gibt, die sich eine reine OS
X-Implementation wünschen würden, sind die
meisten Kunden mit der jetzigen Mac-Version
sehr zufrieden. Es ist besonders praktisch, wenn
man in Umgebungen arbeitet, in denen es Macund Windows-Maschinen gibt - man wechselt
problemlos zwischen den Plattformen. Die Macianer sind eine wichtige Kundengruppe für uns,
dementsprechend werden wir dieM ac-Version
von Quantrix Modeler ständig weiter verbessern.
Houle: Der Hauptunterschied ist, dass die ProVersion eine Datenintegration von außen zulässt.
Diese Technik nennt sich DataLink und macht es
möglich, Tabellen automatisch mittels externer
Datenquellen auf den neuesten Stand zu bringen.
Außerdem können Pro-Kunden Modelle ohne
Größenbeschränkung erstellen, APIs und Plugins
verwenden und einen „Audit Trail“ erstellen.
metamac: Wie lange braucht man, sich in
Modeler einzuarbeiten?
Lotus Improv für NeXT: Urahn
von Quantrix Modeler
Houle: Nicht wirklich lange, besonders, wenn
man es mit dem Einstieg in Excel vergleicht.
Die meisten Nutzer benötigen vielleicht ein paar
Tage oder eine Woche, um voll dabei zu sein.
Nicht ganz einfach ist am Anfang allerdings, die
metamac: Lotus Improv war eine der
wichtigsten Anwendungen, die anfangs
nur auf NeXT-Maschinen lief. Mac OS X
könnte man gut und gern als Nachfolger der NeXT-Plattform bezeichnen. Wie
„Mac-mäßig“ ist nun Quantrix Modeler?
metamac: Die Mac-Benutzer gelten als
besonders kreativ. Lässt sich Modeler als
Gegenmodell zum “verstaubten” Excel
hier besonders gut vermarkten?
Houle: Absolut. Die Macianer adaptieren Quantrix Modeler sehr schnell. Anfangs gab es nur eine Windows-Version unserer Anwendung, doch
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Interviews
QUANTRIX MODELER: EXCEL RELOADED
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¬ EXCEL RELOADED
aufgrund der großen Nachfrage von Mac-Benutzern kam dann auch eine Mac OS X-Version auf
den Markt.
metamac: Tabellenkalkulationen waren
vor 25 Jahren eine Revolution und gaben einfachen Nutzern eine Power an die
Hand, die sie zuvor nicht besaßen. Wird
es bei Finanzanwendungen in nächster
Zeit nochmals zu einer ähnlichen Revolution kommen?
Houle: Ich denke, die dürfte in der weitverbreiteten Verwendung von Datenstandards wie XML
liegen, über die Finanzanwendungen problemlos
miteinander „sprechen“ können. Die XML-Umschreibungssprache XBRL, mit der Finanzinformationen und Analysedaten in einem Standardformat erfasst und weitergegeben werden, ist
hier besonders wichtig - auch für Quantrix. Über
solche Standards werden auch Nutzer, die nichts
von der Technik verstehen, künftig direkten Zugriff auf kritische Finanzdaten haben, sobald sie
verfügbar sind. È
Weitere Infos zu Quantrix Modeler und
Demoversionen sind im Web zu finden.
Quantrix-Gründer Chris Houle (rechts), Peter Murray: Seit
NeXT-Tagen dabei - und auf einer Mission.
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Tests
UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
Unix leicht gemacht
Tools fürs
Terminal
Mac OS X ist bekanntlich ein vollwertiges Unix-
Betriebssystem. Wer die Power der Kommandozeile
nutzen will, kann sich zudem diverser Tools bedienen,
die die Arbeit mit dem „Geeky“-Teil des Tigers erleichtern. metamac stellt fünf solche Programme vor.
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Tests
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UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
ManOpen 2.5
Viele Unix-Kommandos sind, im Gegensatz zu ihrem
allgemeinen Ruf, zumeist durchaus ordentlich dokumentiert.
Normalerweise reicht es aus, den Befehl „man“ gefolgt
vom gewünschten Kommando einzugeben, um alle Infos
angezeigt zu bekommen.
Wer diese „manual pages“ lieber unter der schönen
Mac OS X-Oberfläche statt im Terminal liest, sollte sich die
Freeware ManOpen anschauen: Sie öffnet beliebige
„man“-Einträge in einem eigenen, gut lesbaren Fenster.
Zudem sortiert das Programm die Handbuchseiten
nach Gruppen, was auch Einsteiger zum Stöbern nach
interessanten Befehlen einlädt. So macht RTFM Spaß...
http://clindberg.org/projects/ManOpen.html
Man on Man: Natürlich zeigt
ManOpen auch die Handbuchseite
für den Befehl „man“.
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Tests
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UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
GeekTool 2.1
Ein Mac gibt im laufenden Betrieb erstaunlich viele
Logfile-Einträge aus, die vom Benutzer so gut wie nicht
wahrgenommen werden. So werden in console.log und
system.log wichtige Systemereignisse dokumentiert, die
beim Aufwinden von Fehlern helfen.
Wer Logfiles ständig im Blick haben möchte, ohne dass
sie nerven, sollte einen Blick auf GeekTool werfen: Das
Programm integriert den Unix-Output eines Macs (oder auch
eines entfernten Rechners) direkt auf dem Desktop.
Die Darstellungsform ist frei wählbar und z.B. auch in
schicker Schrift mit Schatten möglich. GeekTool ist OpenSource. Einziger Wehrmutstropfen: Aktuell ist das Tool nicht
zu 100 Prozent Tiger-kompatibel, ein Update kommt aber.
http://projects.tynsoe.org/en/geektool/
Unten Schreibtischbild, oben
Logfile: Schicker und „geekier“
gehtʼs eigentlich nicht.
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UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
Apple X11
Unix-Programme, die in einer Fensterumgebung
laufen, tun dies unter Linux und Co. normalerweise
unter X11. Die Technik ist auch für Mac OS X
verfügbar - Apple vertreibt eine eigene, sogar
Quartz-kompatible Version.
Mittels X11 wird z.B. OpenOffice oder GIMP auf
dem Mac dargestellt. Die X11-Grundanwendung
ist jeweils Voraussetzung, damit die Tools laufen.
Auch diverse andere Open-Source-Programme
mit grafischer Darstellung, die nicht an Mac OS X
angepasst wurden, brauchen die Fensterumgebung.
Apple bietet sein eigenes X11 für Panther auf
Apple.com an. Besitzer von Tiger installieren es von
der Setup-DVD des Betriebssystems, wo es über die
Anwendung „Optional Installs“ auf die Platte kommt.
http://www.apple.com/macosx/features/x11/
Die einzige X11Anwendung, die Apple
mitliefert, ist xterm.
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Tests
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UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
Fink 0.8.0
Der Paketmanager Fink liefert die Grundlage, um
zahlreiche wichtige Open-Source-Programme
auf dem Mac zu installieren. Inzwischen stehen
mehrere Tausend für OS X portierte Anwendungen
bereit, die man mittels Kommandozeile oder eine
optionale grafische Oberfläche auf den Mac holt.
Wer wissen möchte, welche Anwendungen über
Fink zur Verfügung stehen, sollte sich auf der
Homepage des Tools informieren - sie listet alle
verfügbaren Pakete. Wenn eine Open-SourceAnwendung nicht direkt für Mac OS X angeboten
wird, findet sich zumeist hier ein Port.
Vor der Installation von Fink sollte man sich aber
die Dokumentation durchlesen - ganz trivial ist der
Paketmanager nicht, zumal es oft mehrere Wege
gibt, an sein Ziel zu kommen.
http://fink.sourceforge.net/
Mit dem FinkCommander
(optional) installiert man OpenSource-Tools auch ohne Shell.
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Tests
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UNIX LEICHT GEMACHT: TOOLS FÜRS TERMINAL
iTerm 0.8.1
Die meisten Kommandozeilenfreunde setzen Apples
mitgelieferte Terminal-Anwendung zum Unix-Zugriff
ein - sie ist ja auch nicht wirklich schlecht.
Dennoch fehlen beim Terminal einige
Komfortfunktionen, die die Arbeit mit der Shell
vereinfachen könnten. Genau hier setzt die OpenSource-Lösung iTerm an: Sie ist sozusagen die
Traumvorstellung jedes Unix-Freaks.
Vom einstellbaren Hintergrundbild über Tabs (Drag
& Drop-fähig) bis hin zu Bookmarks geht es bei der
Anwendung einzig und allein darum, die TerminalNutzung so angenehm wie möglich zu machen.
Das gelingt auch soweit ordentlich, wobei das
iTerm-Projekt in letzter Zeit ein wenig schleppender
voran kam. Aber das wird sicher wieder, zumal die
Anwendung auch jetzt schon sehr nett ist.
http://iterm.sourceforge.net/
Wem Apples Terminal nicht
ausreicht, findet in iTerm
eine vielfältige Alternative.
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Features
CARTOON: EIKA & HANNIBAL
Eika und
Hannibal
Ein Herz und eine Seele
Neu im metamac magazin: Eika & Hannibal,
die Mac-affine Cartoon-Serie von Tom Sausen.
Noch mehr Strips von Tom gibtʼs im Web.
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37.05
[STEVE JOBS, 2005]
”
Impressum
The iPod has been a
chance to apply our
engineering in an area
with no 5%-operatingsystem-market-share
glass ceiling.
“
metamac magazin erscheint sonntäglich zum
Preis von 99 Cent pro Ausgabe. Abonnements
werden für jeweils 15 (14,85 Euro), 30 (24,75 Euro
inkl. Rabatt) oder 52 (41,58 Euro inkl. Rabatt)
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