IdeA und Perspektive
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IdeA und Perspektive
Hessisches Sozialministerium IdeA und Perspektive Zwei Programme des Europäischen Sozialfonds in Hessen IdeA Das Programm für Impulse in der Arbeitsmarktpolitik Perspektive Investitionen in Menschen 2 Vorwort / Inhaltsverzeichnis Die Vermittlung und die Integration in den Arbeitsmarkt können nicht verordnet werden – sie bedürfen der Mitwirkung aller! In unserer Wissensgesellschaft spielt die Bildungsvermittlung sowohl für den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt als auch für den Verbleib im Erwerbsleben eine entscheidende Rolle. Ihr kommt außerdem eine Schlüsselfunktion für die gesellschaftliche Teilhabe und die soziale Integration zu. Die steigenden Anforderungen an das Qualifikationsniveau der Beschäftigten zeigen, dass eine berufliche Ausbildung allein heutzutage oftmals nicht mehr ausreicht. Diese Broschüre vermittelt Ihnen Einblicke in die hessische Arbeitsmarktpolitik bei der Qualifizierung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen mit besonderen Problemlagen. Auf vielfältige Weise nutzt Hessen die Möglichkeiten, die der Europäische Sozialfonds (ESF) mit seinen Arbeitsmarktprogrammen „Perspektive“ und „IdeA“ bietet, um zukunftsorientierte Projekte zu fördern. Darüber hinaus unterstützt das Land in Kooperation mit den hessischen Optionskommunen und den Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) Projekte zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen und zur Erwerbsintegration benachteiligter Personen. Zehn unterschiedliche Praxisbeispiele werden auf den folgenden Seiten dokumentiert. Sie machen Hoffnung, dass auch unter schwierigen Bedingungen eine Eingliederung in das Erwerbsleben erfolgreich sein kann. Die exemplarisch ausgewählten Projekte sind übertragbar; sie wirken nachhaltig positiv und sind in ihrem Erfolg nicht durch regionale Besonderheiten bedingt. Es sind Projekte für Menschen, die eine Ausbildung absolvieren möchten, die trotz eines Lebensalters von über 50 Jahren arbeiten wollen, die nach dem Meistern persönlicher Schwierigkeiten bestrebt sind, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihre Existenzsicherung in die eigenen Hände zu nehmen. Es bleibt unser Ziel, insbesondere Langzeitarbeitslosen durch geeignete Maßnahmen zu helfen. Ich wäre deshalb froh und dankbar, wenn Ihnen diese Broschüre neben umfangreicher Information auch Anregungen und Motivation für Projekte vor Ort vermitteln würde. Silke Lautenschläger Hessische Sozialministerin Inhalt 2 Vorwort 3 Programmprofile 4 Fachhochschule Gießen-Friedberg 6 Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. (BWHW) 7 Arbeit und Bildung e. V. Marburg 8 Selbsthilfe im Taunus e. V. 9 Internationaler Bund e. V. Hessen Programme Programmprofil „Perspektive” Ziel des Programms „Perspektive“ ist die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit und der beruflichen und sozialen Integration von Menschen, die Personengruppen angehören, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht sind. Zur Zielgruppe zählen Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Suchterkrankungen sowie Menschen in besonderen sozialen Lebenslagen. Anträge können von freien Trägern in Kooperation mit den Trägern der Grundsicherung für Arbeitsuchende gestellt werden. Das Programm „Perspektive“ sieht drei Förderschwerpunkte vor: 1. Förderung der Integration besonders 2. Förderung der gesellschaftlichen beeinträchtigter Menschen mit Migrasowie beruflichen Teilhabe und Eintionshintergrund durch kombinierte gliederung von SuchtmittelabhänSprachförderungs-, Beratungs-, gigen und Suchterkrankten durch Qualifizierungs-, Vermittlungs- und kontinuierliche Heranführung an Beschäftigungsangebote zur Einglieeine regelmäßige und zuverlässige derung in Erwerbstätigkeit (AusbilArbeit dung, Arbeit, Selbstständigkeit) 3. Entwicklung geeigneter Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote mit begleitenden persönlichen Hilfen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Menschen, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung und/oder von Ausgrenzung aus dem Erwerbsleben bedroht sind Programmprofil „Impulse der Arbeitsmarktpolitik” (IdeA) Ziel des Programms „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“ ist es, die Leistungen für erwerbsfähige hilfebedürftige Erwerbslose zu verstärken. Das Programm will zum einen modellhafte, innovative und förderungswürdige Projekte unterstützen, die von nicht der Landesebene zugehörigen Akteuren des Arbeitsmarktes initiiert wurden; zum anderen soll mittels „IdeA“ hessischen Trägern von Beratungs-, Beschäftigungs- und Qualifizierungsangeboten, die ihre Erfahrungen und Kompetenzen in zukunftsfähige Aktivitäten einbringen möchten, die Möglichkeit zur Förderung ihrer Projekte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geboten werden. Zur förderungsfähigen Zielgruppe des Programms „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“ zählen Personen, die arbeits- oder erwerbslos sind beziehungsweise von Arbeits- oder Erwerbslosigkeit bedroht sind. 10 beramí – berufliche Integration e. V. Frankfurt am Main 11 Landkreis Offenbach 12 Werkstatt für junge Menschen Eschwege e. V. 13 Caritasverband für den Bezirk Limburg e. V. 14 Werkstatt Frankfurt e. V. 16 Der Europäische Sozialfonds in Hessen 16 Impressum 3 4 ESF-IdeA Erfolgreicher Mix aus Theorie und Praxis „Q+“ verknüpft Betriebspraktika mit Studienangeboten der FH Gießen-Friedberg Dass ein rundes Dutzend mittelhessische Akademikerinnen und Akademiker der Altersgruppe „40 plus“ nach teilweise mehrjähriger Arbeitslosigkeit heute wieder in Lohn und Brot stehen, verdanken sie einem aus ESF-Mitteln geförderten Projekt der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Mit einem Mix aus Theorie und Praxis setzt „Q+“ auf duale Qualifizierung. „QualifizierungPlus“, kurz „Q+“ – so der Name des Projekts, das ältere arbeitslose Ingenieure und Betriebswirte, aber auch Absolventinnen und Absolventen anderer Studienrichtungen wieder „fit“ für den Arbeitsmarkt machen will. Dass dies vielfach tatsächlich gelingt, zeigt die im November 2007 gezogene Zwischenbilanz: Von den 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter zwischen 40 und 57 Jahren, die im Frühjahr in das Pilotprojekt aufgenommen worden waren, hatten bis zum Herbst elf eine Festanstellung gefunden; acht absolvierten gerade ein Praktikum. Optimismus allenthalben: „Q+“ macht Mut PROJEKTPROFIL „QualifizierungPlus – Perspektiven für arbeitsuchende Akademikerinnen und Akademiker 40plus in Mittelhessen“ Träger Fachhochschule Gießen-Friedberg (in Kooperation mit den regionalen Arbeitsagenturen und Arbeitsgemeinschaften) Zielgruppe Arbeitsuchende Akademikerinnen und Akademiker im Alter über 40 Jahre mit einem Studienabschluss im Ingenieurwesen oder in Betriebswirtschaft Start März 2007 ESF-Förderprogramm Impulse der Arbeitsmarktpolitik (IdeA) Die mindestens dreimonatigen Betriebspraktika haben sich im Verlauf des Projekts zum zentralen Erfolgsfaktor entwickelt: Da sie die Funktion einer Probezeit einnehmen, bekommen sowohl die Kandidatinnen und Kandidaten als auch die Firmen die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens. „In Ruhe prüfen zu können, ob die Arbeit einem liegt und ob man in das Unternehmen passt, ist ein enormer Vorteil für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Projekts“, erklärt Magdalena Daniel, die an der FH Gießen-Friedberg für die Durchführung von „Q+“ und für die Koordinierung des Projekts mit den regionalen Arbeitsagenturen und Arbeitsgemeinschaften zuständig ist. Das Praktikum verschaffe der Kandidatin oder dem Kandidaten zudem die Chance, sich nach der Zeit der Arbeitslosigkeit wieder in Arbeitsprozesse einzufinden und gleichzeitig dem Unternehmen die eigenen Fähigkeiten zu demonstrieren. Apropos Fähigkeiten: Der Clou des dualen Projekts liegt in der Verknüpfung der Praktika mit Studienangeboten der Fachhochschule, die der Wissensauffrischung und -erweiterung dienen. Für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer wurde zu Projektbeginn ein individueller Lehrplan erstellt, der beispielsweise betriebswirtschaftliche oder technische Vorlesungen, IT-Lehrgänge sowie Schulungen in Projektmanagement, Präsentationstechniken und Selbstmarketing umfasste – insgesamt 64 verschiedene Module in acht Fachbereichen der FH. Internet www.qu-plus.de Startschuss im März 2007: Eine Pressekonferenz markierte den Auftakt des „Q+“-Projekts ESF-IdeA INTERVIEW „Nicht das Alter entscheidet, sondern der Lernwille!“ Zwei „QualifizierungPlus“-Teilnehmer sind seit Herbst 2007 bei Rittal Global Service, einer Geschäftseinheit der Rittal GmbH & Co. KG, fest angestellt. Das in Herborn (Lahn-Dill-Kreis) ansässige Unternehmen ist Weltmarktführer in der Produktion von Gehäuse- und Schaltschranktechnik. Die Redaktion sprach mit dem zuständigen Abteilungsleiter Hans-Joachim Becker. Becker: Selbst wenn es anfängliche Bedenken gegeben hätte – während des dreimonatigen Praktikums, das man als eine Art Probezeit auffassen kann, hat uns Herr Haim von seinen fachlichen und menschlichen Qualitäten überzeugt. Ansonsten hätten wir ihm nicht die anschließende Festanstellung angeboten. Redaktion: Herr Becker, als der für Qualitätstechnik und -planung zuständige Abteilungsleiter bei Rittal sind Sie der Vorgesetzte von Christian Haim, einem Absolventen der Fördermaßnahme „QualifizierungPlus“. Wie kam es zu Ihrer Beteiligung an dem Projekt? Becker: Für uns als Arbeitgeber ist entscheidend, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin offen, engagiert und lernwillig ist. Mehr denn je erfordern die meisten Berufe heutzutage die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen; und unsere Erfahrungen zeigen, dass diese Bereitschaft keine Frage des Alters ist, sondern der persönlichen Einstellung und des Charakters. Es gibt 25-Jährige, die nichts Neues an sich heranlassen, und es gibt 50-Jährige, die jeden Tag mit Interesse, Aufgeschlossenheit und positiver Neugier an ihre Arbeit gehen. Becker: Im Mai 2007 fragte die Fachhochschule GießenFriedberg bei uns – wie auch bei anderen mittelhessischen Unternehmen – an, ob wir für die Praxisphase des Projekts Praktikumsplätze zur Verfügung stellen könnten. Wir stimmten zu, woraufhin uns die Kurzprofile der 25 Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer übersandt wurden. Für unseren Bereich der mechanischen und Schwingungsprüfungen fiel unsere Wahl dann auf Christian Haim. Redaktion: Herr Haim, ein gelernter Ingenieur für Energieund Wärmetechnik, war zu diesem Zeitpunkt 47 Jahre alt und seit rund sechs Jahren arbeitslos. Gab es Bedenken auf Ihrer Seite? Redaktion: Das Alter war also kein Hinderungsgrund? Redaktion: Ein Plädoyer für Beschäftigte im gehobenen Alter? Becker: Nicht ausschließlich – wir setzen auf die Mischung aus jungen Kräften, die frisch von der Hochschule kommen, und aus älteren Kolleginnen und Kollegen, die über langjährige Berufserfahrung verfügen. Mit diesem Mix sind wir stets sehr gut gefahren. Redaktion: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch! Starkes Interesse: Nicht nur bei der Erstpräsentation erfreute sich „Q+“ großer Aufmerksamkeit 5 6 ESF-IdeA Mit Eigeninitiative aus der Arbeitslosigkeit „50plus“-Netzwerk leistet älteren Arbeitsuchenden Hilfe zur Selbsthilfe Am 31. Mai 2002 entschied sich nicht nur das Schicksal des Baukonzerns Philipp Holzmann, sondern auch das des damals 46-jährigen Klaus-Heinrich Dickel. An diesem Tag ging das 150 Jahre alte Unternehmen in die Insolvenz, wodurch der gelernte Betonbauer nach 28 Jahren Firmenzugehörigkeit seine Arbeit – und sein Auskommen – verlor. Nach dem Konkurs seines Arbeitgebers fand Klaus-Heinrich Dickel zunächst Halt in einer Auffanggesellschaft; danach vermittelte ihm das Arbeitsamt eine Stelle in einem Kleinbetrieb, die er jedoch wegen seiner angegriffenen Gesundheit wieder aufgeben musste. Es folgten zwei Jahre erneuter Arbeitslosigkeit – bis Klaus-Heinrich Dickel schließlich zu einer Infoveranstaltung eingeladen wurde. Das Netzwerk als Seilschaft: … PROJEKTPROFIL „50plus: Erfahrung in Bewegung“ Träger Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. (BWHW) Zielgruppe Arbeitsuchende im Alter von über 50 Jahren, die über eine Berufsausbildung oder über Berufserfahrung verfügen und die Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II beziehen Standorte Frankfurt am Main, Hofheim am Taunus Start Herbst 2005 ESF-Förderprogramm Impulse der Arbeitsmarktpolitik (IdeA) Internet www.bwhw.de Im Hofheimer Kreishaus präsentierte das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft sein Projekt „50plus: Erfahrung in Bewegung“ – ein Pilotprojekt speziell für ältere Arbeitslose, das der Aktivierung von Eigeninitiative dient. Selbstständiges, eigenverantwortliches und vernetztes Arbeiten in Projektgruppen, mit selbstdefinierten Arbeitsaufträgen und Zielen, begleitet von einem Fach-Coach – diese Elemente machen den besonderen Charakter von „50plus“ aus. Einführungsseminare zu Themen wie Teamarbeit und Projektmanagement bereiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das sechsmonatige Projekt vor. Ex-Betonbauer Dickel, zunächst skeptisch, meldete sich an. Am Starttag saß er mit 19 anderen über 50-jährigen Arbeitslosen in der Premierenrunde; Handwerker, Manager, Wissenschaftler – alles war vertreten. Projektgruppen wurden gebildet: Marketing, Bewerbung, Persönliche und Berufliche Orientierung, Existenzgründung – so die Liste der Gruppennamen. Schrittweise wich Klaus-Heinrich Dickels Skepsis einer wachsenden Offenheit: Sonst eher zurückhaltend, brachte er seine umfassenden IT-Kenntnisse, die er sich während der Arbeitslosigkeit autodidaktisch angeeignet hatte, engagiert in seine Gruppe ein. So entstand unter seiner Mitwirkung die Homepage des Projekts, die eine Jobbörse mit den Berufsprofilen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer enthielt. Im weiteren Projektverlauf verfestigte sich das Netzwerk – und der Erfolg blieb nicht aus: Dank „50plus“ gelang einem Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Klaus-Heinrich Dickel, der Wechsel in eine geregelte Arbeit. … Auch körperliche Aktivität trägt zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei ESF-Perspektive Wiedereinstieg in die Gesellschaft dank „Job In“ Marburger Verein eröffnet ehemals Suchtmittelabhängigen neue Berufsperspektiven Neue Perspektiven wahrnehmen, den Teufelskreis aus Sucht und Isolation durchbrechen, sich wieder eingliedern in die Gesellschaft – hinter diesen Zielen steht das Projekt „Job In” des Vereins Arbeit und Bildung in Marburg. Zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben den Sprung in Arbeit, Ausbildung und Weiterbildung geschafft. Arbeitslosigkeit und Sucht – beide Entwicklungen stellen, jede für sich allein, dramatische Einschnitte in das Leben eines Menschen dar. Kommt beides zusammen oder führt eins zum anderen, droht ein Teufelskreis zu entstehen, aus dem die Betroffenen nur schwer wieder herausfinden. Die damit einhergehende Perspektivlosigkeit zu durchbrechen, ist das Ziel, an dem sich das Projekt „Job In” des Marburger Vereins Arbeit und Bildung orientiert. Gefördert aus Mitteln des ESF-Programms „Perspektive”, wurden seit September 2006 zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer betreut, die Arbeitslosengeld II bezogen und sich parallel in Rehabilitationsmaßnahmen befanden oder eine solche erfolgreich abgeschlossen hatten. Das Grundkonzept des Projekts – ein Zusammenspiel aus Praktika, Gruppenunterricht und Einzelbetreuung – schuf die Basis für das Ausbrechen aus negativen Strukturen und das Wiedereingliedern in die Gesellschaft. Ein 16-wöchiger Blockunterricht markierte den Start des Projekts; auf dem Lehrplan standen Arbeitsmarktanalysen, Bewerbungstrainings und weitere arbeitsmarktrelevante Themen. Hinzu kamen EDV-Schulungen sowie die Vermittlung von Vorgehensweisen im Konfliktfall. Auch das Sammeln praktischer Erfahrungen bildete einen Schwerpunkt: So konnten die Mitwirkenden in einer sechsmonatigen Praxisphase gemeinnützige Arbeiten erledigen, Erste-Hilfe-Kurse absolvieren und berufsfördernde Zertifikate, zum Beispiel den Gabelstaplerführerschein, erwerben. „Job In” ist es auf diese Weise gelungen, ein Dutzend Betroffene wieder in Arbeit, Ausbildung und Weiterbildung zu bringen; der Teufelskreis gesellschaftlicher Isolation, in dem sich viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anfangs befunden hatten, konnte durchbrochen werden. Ein bedeutender Erfolg – insbesondere angesichts der Tatsache, dass bei Suchtmittelabhängigen, die arbeitslos sind, die Rückfallquote doppelt so hoch ist wie bei erwerbstätigen Abhängigen. „Ohne diesen Kurs wäre ich gewiss rückfällig geworden”, bestätigte ein Teilnehmer. Wiedereinstieg geschafft: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können stolz auf sich sein AuB e.V. in Marburg: Hier ist „Job In“ zuhause PROJEKTPROFIL „Job In – neue Berufsperspektiven für ehemals Suchtmittelabhängige“ Träger Arbeit und Bildung e. V. Marburg (in Kooperation mit dem Job-Center des Landkreises sowie mit örtlichen Suchthilfeeinrichtungen) Zielgruppe Suchtmittelabhängige Erwachsene im Arbeitslosengeld-II-Bezug, die sich in einer Rehabilitationstherapie befinden oder eine solche erfolgreich abgeschlossen haben Start September 2006 ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.arbeit-und-bildung-marburg.de 7 8 ESF-Perspektive Den Weg zurück ins Leben finden Dem Ex-Süchtigen Norman Pfeiffer verhalf das SiT-Projekt „Perspektiven“ zu neuen Chancen „Das Ziel ist die nachhaltige Vermittlung in Arbeit“: So definiert der Hofheimer Verein Selbsthilfe im Taunus (SiT) die Philosophie seines Projekts „Perspektiven”. Ehemals Suchtmittelabhängigen wird hier mittels beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen geholfen. Nicht nur der gelernte Koch Norman Pfeiffer hat diese Chance genutzt. Der eigene Wille, vor allem aber die professionelle Unterstützung von außen – dies waren für Norman Pfeiffer die Voraussetzungen, um, wie er heute sagt, den „Weg zurück ins Leben” zu finden. Nach seiner Ausbildung zum Koch war der heute 33-Jährige vor rund zehn Jahren in einen Sog aus Drogen, genauer: aus Betäubungs- und Aufputschmitteln, geraten. Im vergangenen Jahr gelang es ihm endlich, seiner „klassischen Suchtkarriere” ein Ende zu setzen und Perspektivlosigkeit gegen feste Arbeitsstrukturen einzutauschen. Unterstützung erhielt er dabei von der Selbsthilfe im Taunus (SiT) in Hofheim. Ob in der Schreinerei oder ... PROJEKTPROFIL „Perspektiven“ Träger SiT – Selbsthilfe im Taunus e. V., Hofheim am Taunus (in Kooperation mit dem Main-Taunus-Kreis) Zielgruppe ehemals Suchtmittelabhängige Start Juli 2005 ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.sit-taunus.de Das SiT-Projekt „Perspektiven”, das aus dem (fast) gleichnamigen ESF-Förderprogramm mitfinanziert wird, bindet ehemals Suchtmittelabhängige in eine zweijährige berufliche Rehabilitationsmaßnahme ein. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer durchläuft hierbei drei Projektphasen, an deren Ende im Idealfall die Vermittlung in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis steht. „Das Projekt bietet Menschen mit Suchterfahrung einen festen Rahmen, in dem sie ihr Lebensumfeld neu aufbauen und berufliche Perspektiven neu entwickeln können”, erklärt Heike Lange, Abteilungsleiterin Sucht und Prävention bei der SiT. 17 Betroffene konnten so wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Auch Norman Pfeiffer hat diese Chance genutzt. Der Weg zurück in ein – im positiven Sinn – „alltägliches” Berufsleben begann für den gelernten Koch mit einer mehrmonatigen Praktikumsphase im SiT-eigenen „Café Flot”. Hier lernte er, sich wieder in ein geregeltes Arbeitsleben einzugliedern und sich Arbeitstugenden wie Teamfähigkeit und Pünktlichkeit anzueignen. Nach einer von der SiT vermittelten Fortbildung zum Diätkoch konnte Norman Pfeiffer im Anschluss an das Praktikum eine feste Stelle bei der gemeinnützigen Schlocker-Stiftung antreten. In deren Küche, die Altenheime, Krankenhäuser und Schulen beliefert, ist er nun wieder in seinem Ausbildungsberuf tätig – und damit „zurück im Leben” angekommen. ... in der Küche: Berufspraxis ebnet den Weg zurück ins Leben ESF-Perspektive Fachleute in – und mit – interkultureller Kompetenz Der Internationale Bund bildet in Darmstadt Integrationsassistentinnen und -assistenten aus Allzu oft stehen der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund hohe sprachlich-kulturelle Barrieren im Weg. Integrationsassistentinnen und -assistenten können helfen, Schwierigkeiten zu verringern und Vorbehalte abzubauen. Der Internationale Bund bildet in Darmstadt solche Fachkräfte aus – eine „Win-Win-Situation” für alle Beteiligten. 14 Monate lang dauerte das vom Internationalen Bund (IB) in Darmstadt initiierte Qualifizierungsangebot. Es richtete sich an Migrantinnen und Migranten und verfolgte ein doppeltes Ziel: Indem sie andere Menschen mit Migrationshintergrund bei deren Integrationsproblemen hilfreich zur Seite stehen, sollen auch die Absolventinnen und Absolventen selbst in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten bestimmte Mindestkriterien erfüllen: mittlerer Bildungsabschluss oder gleichwertiger Abschluss aus dem Herkunftsland, Sprachkenntnisse in Deutsch und anderen Sprachen, berufliche Erfahrung sowie Erfahrungen in der hiesigen Community-Arbeit. Unterstützung bei der Eingliederung von Landsleuten zu leisten und dadurch selbst zum „Kulturdolmetscher“ zu werden – so das Credo des IB-Projekts, das aus Mitteln des ESF-Programms „Perspektive“ gefördert wurde. Der Erfolg spiegelt sich in Kommentaren wider: „Wir sind Fachleute in interkultureller Kompetenz“, erklärt beispielsweise der Kurde Twana Jalal, Praktikant im Jugend- und Schulbereich. „Wir können kulturelle Mauern durchbrechen“, ergänzt Ziyat Abdel-Majid aus Marokko, tätig in der Bewährungshilfe. „Wir helfen, Vorurteile abzubauen“, betont die Iranerin Fariba Momen Safei, Beraterin im Frauenhaus. In mehrmonatigen Praktikumsphasen sowie in Einzel-Coachings wurden insbesondere die pädagogischen Fähigkeiten der Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer geschult. 14 von ihnen konnten nach Abschluss der Maßnahme in Tätigkeiten im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich vermittelt werden. Die duale Zielsetzung wurde erreicht: In ihrer neuen Aufgabe bauen die Integrationsassistentinnen und -assistenten nicht nur ihrer „Klientel“, sondern auch sich selbst kulturelle Brücken in die deutsche Gesellschaft. Beide Gruppen erfahren dabei Akzeptanz und Wertschätzung: „Alle bestätigen uns, dass wir gebraucht werden“, fasst die Teilnehmerin Halima Belouanas den Projekterfolg zusammen. ... In Darmstadt unterstützen Integrationsassistentinnen und -assistenten ihre Landsleute Sprachlich-kulturelle Barrieren überwinden: ... PROJEKTPROFIL „Weiterqualifizierung zu Integrationsassistentinnen und -assistenten im Bereich Migration“ Träger Internationaler Bund e. V. Hessen (in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt und dem Interkulturellen Büro der Stadt Darmstadt) Zielgruppe Migrantinnen und Migranten mit Bildungsabschluss, Sprachkenntnissen, Berufserfahrung und Erfahrungen in der Community-Arbeit ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.internationaler-bund.de 9 10 ESF-Perspektive Berufliche Anerkennung als Voraussetzung für Integration beramí e. V. eröffnet Migrantinnen und Migranten Perspektiven für den hiesigen Arbeitsmarkt Viele Menschen, die nach Deutschland einwandern, bringen eine berufliche Qualifikation mit. Ausländische Bildungsabschlüsse werden hierzulande vielfach nicht anerkannt, so dass Migrantinnen und Migranten der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt oftmals verwehrt bleibt. Ein Projekt von beramí e. V. will den drohenden sozialen Abstieg verhindern. Menschen mit beruflicher Qualifikation… PROJEKTPROFIL „Perspektive Beruf“ Träger beramí – berufliche Integration e. V. Frankfurt am Main Zielgruppe Migrantinnen und Migranten Start April 2007 ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.berami.de Zahlreiche Menschen immigrieren jedes Jahr aus dem Ausland ins RheinMain-Gebiet – mit dem Wunsch, sich in der wirtschaftlich starken Region eine neue Existenz aufzubauen. Viele der Migrantinnen und Migranten haben in ihrer Heimat einen Beruf erlernt oder einen Schulabschluss erworben. Allerdings werden diese Bildungsabschlüsse hierzulande oftmals nicht anerkannt, was den Betroffenen den Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt erschwert. Arbeitsverhältnisse, die weit unter der eigentlichen Qualifikation liegen, sind keine Seltenheit; erschwerte Integration bis hin zur Ausgrenzung können die Folgen des beruflichen Abstiegs sein. Hier setzt das Projekt „Perspektive Beruf“ von beramí e. V. in Frankfurt an, das mit einem speziellen Qualifizierungsprogramm die Basis für einen adäquaten Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt legt. Die dreistufige, insgesamt 43-wöchige Vollzeitmaßnahme – darunter zwölf Wochen mit Praxiserfahrung in Büro und Verwaltung – verfolgt das Ziel, den Zugang zum Arbeitsmarkt oder den Erwerb eines anerkannten Abschlusses zu ermöglichen. Im Rahmen von „Perspektive Beruf“ nahmen von April bis Dezember 2007 23 Migrantinnen und Migranten am Qualifizierungsangebot teil, weitere 15 wurden parallel dazu beruflich beraten. Auch in puncto Nachhaltigkeit kann das Modell gute Erfolge vorweisen: So bereiteten sich im Frühjahr 2008 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer vor; die Chancen, Anfang 2009 einen anerkannten Berufsabschluss vorweisen zu können, stehen für alle sehr gut. Zudem liegen bereits nach der ersten Praxisphase rund der Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stellenangebote vor. Mit der beruflichen Weiterqualifizierung und der Unterstützung in der eigenen Orientierung auf dem Arbeitsmarkt erleben die Betroffenen einen persönlichen Entwicklungsprozess, den sie nicht allein für ihr berufliches Fortkommen nutzen können – er erleichtert ihnen auch die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. …benötigen Unterstützung, wenn ihr ausländischer Bildungsabschluss hierzulande nicht anerkannt wird ESF-IdeA Der Sportverein als Brücke zur Lehrstelle „JOBfit“, ein Modellprojekt im Kreis Offenbach, bringt junge Menschen in den Arbeitsmarkt Dass für den Erfolg einer Bewerbung außer einem guten Schulzeugnis auch vermeintliche „Nebensächlichkeiten“ wie soziale Tugenden entscheidend sein können, ist bekannt. Doch auch solche „Soft Skills” müssen vermittelt werden. Ein Lösungsansatz: In Sportvereinen lernen Jugendliche Teamgeist, Durchhaltevermögen und Pünktlichkeit. Die Idee zu dem Offenbacher Modellprojekt stammt aus Dänemark: Dort hatte es der Kopenhagener Fußballverein IF Bröndby innerhalb von nur zehn Monaten geschafft, 65 Jugendlichen zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen. Vom Erfolg der skandinavischen Initiative angespornt, rief der Kreis Offenbach das Projekt „JOBfit” ins Leben. In Zusammenarbeit mit dem Sportförderverein Langen, dem Dachverein von 16 Langener Sportvereinen, richtet sich „JOBfit” an junge Menschen – vor allem an Jugendliche mit Migrationshintergrund, die sich auf Ausbildungsplatzsuche befinden. Der Erwerb sozialer Kompetenz: So ist die Zielvorgabe von „JOBfit” definiert, wozu unter anderem das Erlernen von Teamgeist, Durchhaltevermögen, Motivation und Selbstdisziplin, aber auch von Fleiß und Pünktlichkeit zählt. Nicht selten lassen sich mit solch klassischen (Sport-)Tugenden die Mängel eines unterdurchschnittlichen Schulzeugnisses ausgleichen, was der Bewerbung um eine Lehrstelle – und damit dem Einstieg ins Berufsleben – einen positiven Schub verleihen kann. Die 16 Sportvereine werden von einem „Job-Lotsen“ und einem „Engagement-Lotsen” unterstützt, die sich gemeinsam mit den Übungsleiterinnen und -leitern um die Qualifizierung der Jugendlichen kümmern. Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich im Verlauf des Projekts weiterentwickeln, erhalten für ihre Bewerbungsunterlagen ein Empfehlungsschreiben ihres Vereins. Peter Walter, Landrat des Kreises Offenbach, bringt die Grundidee von „JOBfit“ auf den Punkt: „Junge Menschen haben eine Chance verdient, sie sind unsere Zukunft!” Unter anderem aus ESF-Mitteln unterstützt das Projekt 35 junge Sportlerinnen und Sportler verschiedener Disziplinen auf ihrem Weg ins Berufsleben; die ersten Ausbildungsverträge wurden bereits unterschrieben. Nun soll die Initiative, die mittlerweile mit dem Zukunftspreis des hessischen Sports ausgezeichnet wurde, auf weitere Vereine und Gemeinden der Region ausgedehnt werden. Auszeichnung: der Sport-Zukunftspreis für „JOBfit“ PROJEKTPROFIL „JOBfit – Ein neuer Weg: Mit Vereinssport zum Job“ Träger Landkreis Offenbach (in Zusammenarbeit mit dem Sportförderverein Langen e. V.) Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene (insbesondere solche mit Migrationshintergrund), die auf Ausbildungsplatzsuche sind Start August 2006 ESF-Förderprogramm Impulse der Arbeitsmarktpolitik (IdeA) Internet www.kreis-offenbach.de/jobfit Kompetenzvermittlung durch Sport: Jugendliche erlernen soziale Tugenden, die für ihr Ausbildungs- und Berufsleben wichtig sind 11 12 ESF-Perspektive Seit langem in Deutschland, jetzt endlich angekommen Das Eschweger Projekt „Türen öffnen“ hat Andrejs Cvetkovs zu einer Festanstellung verholfen Er stammt aus Lettland, seine neue Heimat ist Nordhessen: Der 45-jährige Andrejs Cvetkovs, seit 2002 in Deutschland, ist für die Unterstützung durch die Werkstatt für junge Menschen in Eschwege dankbar. Mit Hilfe des Projekts „Türen öffnen“ hat Familie Cvetkovs hierzulande endlich Fuß gefasst, und der gelernte Metallfacharbeiter arbeitet wieder in seinem Beruf. Andrejs Cvetkovs hat’s geschafft: Nach Jahren der Arbeitslosigkeit gibt es für den aus Lettland stammenden Metallfacharbeiter wieder eine feste Stelle. Der Weg dorthin gestaltete sich jedoch alles andere als einfach. 2002 war der damals 39-Jährige samt Ehefrau und Tochter nach Nordhessen gekommen. Größter Wunsch des Einwanderers und seiner Frau, einer ausgebildeten Krankenschwester, war es, auch in der neuen Heimat in den erlernten Berufen zu arbeiten – verständliche Ziele, um deren Verwirklichung es anfangs aber nicht allzu gut stand. Andrejs Cvetkovs und seine Familie PROJEKTPROFIL „Türen öffnen“ Träger Werkstatt für junge Menschen Eschwege e. V. (in Kooperation mit der Volkshochschule Witzenhausen und der ARGE für den Werra-Meißner-Kreis) Zielgruppe arbeitslose Migrantinnen und Migranten Start Juni 2006 ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.werkstatt-eschwege.de Andrejs Cvetkovs: „Nach unserer Ankunft in Deutschland war ich zunächst für vier Jahre arbeitslos, bevor ich bei der Werkstatt für junge Menschen in Eschwege anfing, als Ein-Euro-Kraft zu arbeiten. Die Arbeit gefiel mir gut; außerdem konnte ich in den neun Monaten meine Deutschkenntnisse verbessern, was mich sicherer gemacht hat.” Nach dieser Zeit wurde dem Letten ein Betriebspraktikum vermittelt: Im Metallbauunternehmen Präwema arbeitete er fortan als Dreher. Dem Praktikum folgten eine halbjährige Leiharbeitstätigkeit im selben Betrieb und schließlich, Anfang 2008, die Festanstellung. Dieser Erfolg ist dem mit Geldern des ESF-Programms „Perspektive” geförderten Projekt „Türen öffnen” zu verdanken. Zusammen mit 23 anderen arbeitslosen Migrantinnen und Migranten nahm Andrejs Cvetkovs in der Eschweger Werkstatt an vielfältigen Schulungen teil und profitierte von diversen Unterstützungsangeboten, zum Beispiel im Bereich individueller Berufsplanung. Um sie an den hiesigen Arbeitsmarkt heranzuführen, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem in betriebliche Praktika vermittelt. Nicht nur wegen seiner neuen Tätigkeit ist Andrejs Cvetkovs überfroh: „Meine Frau hat ihre Berufsanerkennung erhalten und arbeitet wieder als Krankenschwester; unsere Tochter geht aufs Gymnasium und hat wegen ihrer guten Leistungen sogar ein Stipendium erhalten. Nach vielen Jahren sind wir dank ‚Türen öffnen’ endlich in Deutschland angekommen!” Arbeit im Metallbau: Dank „Türen öffnen“ wurde die Beschäftigung im erlernten Beruf möglich ESF-Perspektive „Man braucht den Mut, etwas zu verändern“ Die Caritas in Limburg ermöglicht wohnungslosen Menschen einen neuen „Aufbruch“ Freiwilligkeit, respektvoller und achtsamer Umgang sowie individuelle Hilfen: Dies sind die Eckpfeiler des Beschäftigungsprojekts „Aufbruch“, das von der Wohnungslosenhilfe des Limburger Caritasverbandes initiiert wurde. Menschen, die sich in besonderen sozialen Schwierigkeiten befinden, beweisen hier, dass Veränderung möglich ist. „Ich habe neuen Mut bekommen für mein Leben”; „Ich habe Gemeinschaft erlebt und Sinn erfahren”; „Erfolg ist, wenn es weiter geht” – drei Äußerungen, die beispielhaft dokumentieren, wie positiv die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die „Aufbruch”-Hilfen bewerten. Frauen und Männer wie jene, die von der Wohnungslosenhilfe der Caritas unterstützt werden, nennt das Sozialgesetzbuch „Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten”. Diese besonderen Hindernisse zu überwinden, stellt für die Betroffenen eine enorme Herausforderung dar, die meist nur mit professioneller Unterstützung bewältigt werden kann. Dennoch – die wichtigsten Voraussetzungen jedes neuen „Aufbruchs” sind Freiwilligkeit und Selbstachtung: „Man muss den Betroffenen etwas zutrauen, stets ihre individuelle Lebenserfahrung respektieren und ihre Ressourcen entdecken”, erläutert Caritas-Sozialarbeiter Harry Fenzl. Mit Finanzmitteln aus dem ESF-Programm „Perspektive” hat die Caritas ein zweijähriges Programm entwickelt, in dem die Betroffenen in praktischen Tätigkeitsfeldern eingesetzt sind, an Seminaren und Schulungen teilnehmen sowie Praktika in Betrieben leisten. Zentrale Bedeutung kommt dabei der engen Kooperation zwischen Arbeitsanleitung, Sozialarbeit und Fallmanagement der ARGE zu. Dreh- und Angelpunkt aller Programmelemente ist das Limburger „Walter-Adlhoch-Haus”, das integrierte Hilfen für Menschen in sozialen Problemsituationen anbietet. Schon knapp ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte seit dem Start von „Aufbruch” entweder in ein festes Beschäftigungsverhältnis oder in eine Ausbildung vermittelt werden; alle haben an Selbstwert gewonnen, neue Perspektiven entwickelt und begonnen, diese umzusetzen. Rundum positiv fällt die Projektbilanz also aus – oder um es mit den Worten einer Teilnehmerin zu sagen: „Dies war sehr erfahrungsreich und hat mir bewiesen, dass man nur Mut braucht, um etwas zu verändern. Vor allem aber bin ich auf mich selber stolz!” ... um das Selbstwertgefühl zurückzuerlangen – auch mit Hilfe von Gruppenarbeit Praktische Erfahrungen sammeln, ... PROJEKTPROFIL „Aufbruch“ Träger Caritasverband für den Bezirk Limburg e. V. (in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitsuchende im Landkreis Limburg-Weilburg (ARGE)) Zielgruppe Wohnungslose Frauen und Männer, die von gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffen sind Start Januar 2006 ESF-Förderprogramm Perspektive Internet www.caritaslimburg.de 13 14 ESF-IdeA Gesundheit als „strategisches Heilmittel“ gegen Arbeitslosigkeit Kommunales Netzwerk in Frankfurt hilft mit Gesundheitsförderung bei der Arbeitsmarktintegration Ein Bandscheibenvorfall stellt nicht nur eine gesundheitliche Beeinträchtigung dar; nicht selten führen solch schwere Erkrankungen zum Verlust der Erwerbsfähigkeit – und damit in die Arbeitslosigkeit. Ein erfolgreiches Modellprojekt der Werkstatt Frankfurt integriert Menschen mit gravierenden physischen und psychischen Beeinträchtigungen in den Zweiten Arbeitsmarkt. Gesundheitlichen Beeinträchtigungen, ... PROJEKTPROFIL „Arbeitsmarktintegration durch Gesundheitsförderung“ Träger Werkstatt Frankfurt e. V. (in Kooperation mit dem Rhein-Main-Jobcenter, dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main und der AOK Hessen) Zielgruppe Arbeitsuchende Frauen und Männer mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen ESF-Förderprogramm Impulse der Arbeitsmarktpolitik (IdeA) Zeitraum April 2006 bis Dezember 2007 Internet www.werkstatt-frankfurt.de Die Krankheitsbilder, die Arbeitslosigkeit auslösen können, sind vielfältig: Physische Beschwerden wie Arthrosen und Wirbelsäulenleiden, aber auch psychische Erkrankungen, beispielsweise Depressionen, zählen zu den häufigsten Ursachen. Umgekehrt sind manche Krankheitssymptome – körperliche wie seelische – mitunter auch erst die Folge eines Arbeitsplatzverlustes. Die Doppelbelastung aus Erwerbslosigkeit und Gesundheitsproblematik macht die Rückvermittlung in ein Beschäftigungsverhältnis für die meisten Betroffenen ohne Hilfe von außen nahezu unmöglich. Der hohe Anteil gesundheitlich eingeschränkter Personen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen verdeutlicht den Handlungsbedarf – nicht zuletzt, weil diese Erwerbslosengruppe die kommunalen Finanzen überdurchschnittlich belastet. Das Projekt „Arbeitsmarktintegration durch Gesundheitsförderung“ der Werkstatt Frankfurt e. V. nahm sich dieses Handlungsbedarfs an. Das „Kommunale Netzwerk für Arbeitsmarktintegration und Gesundheitsförderung“, dem unter anderem das Rhein-Main-Jobcenter, die Stadt Frankfurt am Main und die AOK Hessen angehören, wurde ins Leben gerufen. Ziel des Zusammenschlusses ist es, theoretische Grundlagen zu schaffen, auf denen gesundheitsfördernde Hilfen in der Zukunft systematisch angewandt werden können. Zu diesem Zweck wurden im Projektverlauf drei Fachkonferenzen und fünf Workshops durchgeführt, bei denen Forschungsergebnisse und Arbeitsansätze für die bessere Unterstützung gesundheitlich beeinträchtigter Erwerbsloser präsentiert wurden. BERUFSPRAXIS GESAMMELT, SELBSTVERTRAUEN GEWONNEN In der Zeit von Mai 2006 bis Dezember 2007 nahmen elf Frauen und 14 Männer an dem Projekt teil, das aus Mitteln des ESF-Programms „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“ kofinanziert wurde. Kriterien für die Projektteilnahme waren Freiwilligkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, ärztlich diagnostizierte gesundheitliche … die die Erwerbsfähigkeit mindern, wird mit Sport und anderen Bewegungsprogrammen begegnet ESF-IdeA Einschränkungen sowie der Bezug von Arbeitslosengeld II. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchliefen innerhalb eines Jahres zunächst eine dreimonatige gesundheitsfördernde Phase ohne Beschäftigungsangebote. Diese Phase setzte sich aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammen, die unter anderem ein Rückentraining, aber auch Themenschwerpunkte wie gesunde und preiswerte Ernährung sowie Umgang mit Stress umfassten. Hinzu kamen Schulungen in puncto Zeitplanung, Gesundheitsmanagement und Bewerbungsstrategien. Im zweiten Schritt konnten die Betroffenen während einer neunmonatigen Berufsphase Arbeitsgelegenheiten bei städtischen Partnern der Werkstatt Frankfurt wahrnehmen. Die offerierten Helfertätigkeiten – zum Beispiel in den Einsatzfeldern Büro, Garten, Hausmeisterei und Altenpflege – waren individuell auf die jeweilige Gesundheits- und Fachkompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschnitten, so dass diese vor allem das Selbstvertrauen ins eigene Können und in die eigene Leistungsfähigkeit zurückgewinnen konnten. Ergänzt wurden die Maßnahmen um persönliche Betreuungsangebote; in manchen Fällen wurde an dieser Stelle deutlich, dass der eine oder die andere Langzeitarbeitslose einer intensiveren psychologischen Begleitung bedurfte. Gründungskonferenz des Kommunalen Netzwerks: Frankfurts Oberbürgermeisterin Dr. Petra Roth als Schirmherrin; an ihrer Seite Dr. Walter Kindermann vom Hessischen Sozialministerium WIEDEREINGLIEDERUNG GELUNGEN, GRUNDLAGEN GESCHAFFEN Mit den Resultaten zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Projektschluss Ende 2007 mehr als zufrieden: 22 der 25 Betroffenen gaben an, nun wesentlich selbstbewusster zu sein; außerdem hat sich bei fast allen Mitwirkenden das gesundheitliche Befinden verbessert. Auch hinsichtlich der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt kann sich die Projektbilanz sehen lassen: Vier Personen arbeiten weiterhin auf dem Zweiten Arbeitsmarkt, ein Teilnehmer konnte sogar in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden. Weitere Mitwirkende führen Bewerbungsaktivitäten in Richtung Minijob oder Teilzeit durch. Auch die umfangreiche Arbeit des Kommunalen Netzwerks erbrachte positive Ergebnisse: Die im Rahmen des Projekts entwickelten Grundlagen werden die Möglichkeiten der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in positiver Weise beeinflussen – zum Beispiel in Gestalt eines Leitfadens, der grundsätzliche Informationen über die Zusammenhänge von Langzeitarbeitslosigkeit und gesundheitlichen Einschränkungen zusammen- fasst. Die positiven Auswirkungen beschränken sich übrigens nicht nur auf den lokalen oder regionalen Kontext: Auch auf nationaler sowie auf europäischer Ebene existieren vergleichbare Initiativen, mit denen das Frankfurter Netzwerk während des Projektverlaufs in einen engen Erfahrungsaustausch eingetreten ist. Fachkonferenz im Mai 2007: Projektleiterin Barbara Gawlik-Chmiel dankt dem finnischen Gastreferenten Prof. Dr. Juhani Ilmarinen 15 16 Kontakt / Impressum Der Europäische Sozialfonds in Hessen Kontakt: Wir freuen uns über Ihre Anregungen, Meinungen und Vorschläge. Bitte richten Sie diese an: Investitionsbank Hessen ESF Consult Hessen Abraham-Lincoln-Straße 38–42, 65189 Wiesbaden Telefon: 0611 774-7426 | Telefax: 0611 774-7429 E-Mail: [email protected] www.esf-hessen.de Impressum: Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist der älteste Strukturfonds der Europäischen Union. Er wurde bereits in den Römischen Gründungsverträgen von 1957 erwähnt. 1961 nahm er seine Arbeit auf. Er dient als Instrument zur Schaffung von Arbeitsplätzen in den Mitgliedstaaten und hilft bei der Verbesserung der Beschäftigungsaussichten der Bürger durch Förderung ihrer beruflichen Qualifikationen und Fähigkeiten. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Fonds hinsichtlich seiner Organisation und Zielsetzung vielfältig reformiert. Aus einem ursprünglich zentral von Brüssel gesteuerten wurde ein partnerschaftlich zwischen EU-Kommission und Mitgliedstaat ausgestaltetes Förderinstrument mit klaren politischen Zielen und mehrjähriger Budgetsicherheit für alle Beteiligten. Herausgeber: Hessisches Sozialministerium Referat Öffentlichkeitsarbeit Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden Projektleitung: Franz-Josef Gemein (verantwortlich) Hessisches Sozialministerium Christiane Pötter, Isabell Ziesche-Uebelhoer, HA Hessen Agentur GmbH Mitarbeit: Dörte Ahrens Hessisches Sozialministerium, Arbeitsmarktprogramme Albert Roloff, Nicole Hannemann ESF-Fondsverwaltung Investitionsbank Hessen Text und redaktionelle Bearbeitung: textstark Unternehmenskommunikation Gestaltung: ansicht kommunikationsagentur Fotos: Arbeit + Bildung, beramí, BWHW Ffm, Caritas Limburg, Digitalstock, FH Gießen-Friedberg, Internationaler Bund, Irisblende, JobFit, SiT Hofheim, Werkstatt Eschwege, Werkstatt Frankfurt Druck: Druckerei Henrich, Frankfurt am Main ESF IdeA und Perspektive wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert. Der Europäische Sozialfonds (ESF) dient der Entwicklung der Beschäftigung: Ziel ist es, jedem zu ermöglichen, Arbeit zu finden, indem Folgendes entwickelt wird: • Investitionen in die Humanressourcen, • die Fähigkeit, sich an die Arbeitswelt anzupassen, • die Gleichstellung von Männern und Frauen, • der Unternehmergeist. Lesen Sie mehr unter www.esf-hessen.de Im Rahmen des ESF gestalten Mitgliedstaaten und Regionen ihre eigenen operationellen Programme, um so den tatsächlichen Bedürfnissen und Gegebenheiten vor Ort besser entsprechen zu können. Die Abteilung Arbeitsmarkt/ESF Consult Hessen der Investitionsbank Hessen (IBH) bündelt seit 1993 im Auftrag der Hessischen Landesregierung Aktivitäten und Ziele der europäischen und hessischen Arbeitsmarktpolitik. ESF Consult Hessen ist damit die zentrale Anlaufstelle für ESF-geförderte Maßnahmen in Hessen. Qualität und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund der vielfältigen hessischen Förderpolitik. Den Mittelpunkt der künftigen Strategie Hessens für die arbeitsmarktpolitische Entwicklung bildet die 2005 aktualisierte Lissabon-Strategie für ein möglichst dynamisches Wachstum, hohe Beschäftigung sowie Wettbewerbsfähigkeit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der sozialen Dimension. Bei seiner Förderpolitik konzentriert sich das Land Hessen auf solche Maßnahmen, die einen Mehrwert gegenüber anderen Programmen auf Landes- und Bundesebene versprechen. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Prävention setzt Hessen seine ESF-Mittel primär bei berufsfördernden Maßnahmen für Jugendliche ein. In der Förderperiode 2007 bis 2013 erhält das Land Hessen von der EU rund 186 Millionen Euro ESF-Mittel. Mit der dazugehörigen öffentlichen und privaten Kofinanzierung werden weitere 200 Millionen Euro für arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Maßnahmen mobilisiert.