die wunderbare welt der tiere
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die wunderbare welt der tiere
DIE WUNDERBARE WELT DER TIERE 1 Aufgabe 1/EINIGE ERSTAUNLICHE FAKTEN Je mehr du über Tiere weißt, über ihre Fähigkeiten und ihr Verhalten, desto besser kannst du erkennen, wie komplex und einzigartig sie sind. Einige der folgenden Aussagen werden dich vielleicht überraschen. ✓ Delphine haben Schiffbrüchige vor dem Ertrinken ✓ ✓ ✓ bewahrt und vor Haien geschützt. Sie können Menschen über weite Strecken an der Wasseroberfläche halten. Biber leben in komplex organisierten Gemeinschaften. Sie legen einen Bau an und ein Vorratslager für Futter. Moschusochsen und -kühe bilden bei Unwetter oder jeder anderen Art von Gefahr einen Schutzkreis um ihre Kälber. Elefanten malen gerne. Dabei benutzen sie Zweige oder Felsstücke, die sie mit dem Rüssel festhalten. ✓ Orang-Utans bauen Dächer, um ihre Schlafplätze vor Regen zu schützen. Große Blätter dienen ihnen als Regenschirm. Der Streifenwaldsänger, ein amerikanischer Singvogel, kann von Kanada nach Südamerika und zurück fliegen. Dabei kehrt er in genau dasselbe das Nest zurück, das er vor dem Winter verlassen hat. Männliche Königspinguine bewachen die Eier des Weibchens und brüten sie in der Kälte der Antarktis zwei Monate lang aus, ohne in dieser Zeit Nahrung zu sich zu nehmen. „Elektrische” Fische und Aale verständigen sich, indem sie elektrische Signale aussenden. ✓ ✓ ✓ Aufgabe 2/TESTE DEIN WISSEN ÜBER TIERE Hier kannst du testen, wie gut dein Wissen über Tiere ist. Lies dir die folgenden Aussagen aufmerksam durch und kreuze „r” an, wenn du glaubst, dass die Aussage richtig ist, bzw. „f”, wenn du glaubst, dass sie falsch ist. Falls du dir unsicher bist, kreuze das dritte Kästchen an. 1. Wale verfügen über eine solch enorme Kommunikationsfähigkeit, dass ein Wal in der Antarktis die Rufe eines Wals in Alaska hören kann. 2. Krähen im Süden Frankreichs haben einen anderen „Akzent” als die im Norden. 3. Wenn sich eine Wildgans verletzt, bleiben einige Artgenossen bei ihr, bis sie sich entweder erholt hat oder gestorben ist. 4. Man weiß, dass Rehe erblindete Artgenossen führen. 5. Elefanten trauern um ihre Toten und es kommt sogar vor, dass sie weinen. 6. Schwarzschwänzige Präriehunde erkennen Mitglieder ihres Rudels, indem sie sie „küssen”. 7. Schimpansen trösten manchmal nach einem Kampf den Verlierer, indem sie den Arm um ihn legen oder ihm das Fell lecken. 8. Einige Vogelarten schienen einen gebrochenen Knochen mit Schlamm und Pflanzenteilen, um auf diese Weise den Bruch zu heilen. 9. Es sind unzählige Fälle bekannt, in denen Hunde oder Schweine Kinder aus einer gefährlichen Situation gerettet haben. r f Nicht sicher ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ Aufgabe3/DER LEBENSRAUM DER TIERE Suche dir ein Tier aus und informiere dich über seinen natürlichen Lebensraum. Verfasse dann einen Leserbrief an eine Zeitschrift oder Zeitung, in dem du aus der Sicht des Tieres beschreibst, inwieweit dieser Lebensraum bedroht ist. ©2000 peta-Kids.de TIERE UND IHRE GEFÜHLE E inige Tiere halten wir für unsere Freunde, andere für unsere Feinde und wieder andere beachten wir kaum. Aber alle Tiere – vom Hund bis zur kleinsten Maus – sind ebenso wie wir lebendige, fühlende Wesen. Wir können besser erfassen, wie Tiere die Welt erleben, indem wir unser Einfühlungsvermögen für sie schulen, d.h. indem wir uns in sie hineinversetzen, um ihre Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen. er Mann, dem wir anvertraut waren, hatte nie ein gutes Wort für mich. Das soll nicht heißen, dass er mich schlug, doch seine Fürsorge reichte nur gerade so weit, uns ausreichend Futter zu geben und im Winter ein Dach über dem Kopf. Häufig warfen die größeren Jungs mit Steinen nach uns, wenn sie über die Koppel liefen, um uns zum Galoppieren zu bringen. Ich wurde zwar nie getroffen, aber ein kleines Fohlen erlitt eine böse Verletzung im Gesicht ... und somit gelangten wir zu der Überzeugung, dass Jungs unsere Feinde waren. T Doch auf den großen Weiden hatten wir viel Spaß. Wir galoppierten hin und her und jagten einander immer wieder im Kreis. Aber als wir zugeritten werden sollten, begann eine schlimme Zeit. Einige Männer kamen auf mich zu, um mich einzufangen ... 2 Der folgende Ausschnitt aus Anna Sewells Kinderbuch-Klassiker „Black Beauty – Die Geschichte eines Pferdes” ist ein gutes Beispiel dafür, wie man sich in ein Tier einfühlen kann. Eine Stute namens Ginger erzählt Black Beauty von ihren Erfahrungen mit den Menschen. Lies den Ausschnitt und überlege dir, wie es der Autorin gelingt, dass wir uns in Ginger hineinversetzen können. einer packte mich so fest an den Nüstern, dass ich kaum noch Luft bekam... mit aller Gewalt stülpten sie mir das Zaumzeug über und zwangen mir die Trense ins Maul. Einer zerrte mich am Zaumzeug vorwärts, ein anderer prügelte von hinten auf mich ein. Das war mein erste Begegnung menschlicher Güte. Ich hatte viel Temperament damals und es war schrecklich, Tag für Tag in einem Stall eingesperrt zu sein, anstatt wie früher meine Freiheit zu genießen, und so verging ich fast vor Gram und wollte nur noch fort. Aufgabe 1 Der Ausschnitt, den du gerade gelesen hast, zeigt, dass Einfühlungsvermögen der Schlüssel zu den Gefühlen der Tiere ist. Versuche nun dir die nachfolgenden Situationen vorzustellen und schreibe auf, was ein Tier in einer solchen Situation möglicherweise empfindet. 1. Ein Hund, den man in einer sehr kalten Nacht in ein warmes Haus lässt, fühlt: _________________ _________________ _________________ _________________ __________________ 2. Ein Pony, das fortwährend im Kreis geführt wird, damit Kinder auf ihm reiten können, fühlt: _________________ _________________ _________________ _________________ 3. Ein kleines Kälbchen, das von seiner Mutter getrennt wird, fühlt: __________________ _________________ __________________ _________________ _________________ _________________ Aufgabe 2 Nun kannst du in deiner Phantasie noch einen Schritt weiter gehen. Stelle dir vor, du seist ein Tier. Schreibe dann aus der Sicht dieses Tieres eine kleine Geschichte mit dem Thema: „Wenn ich drei Wünsche frei hätte.” Gib deiner Geschichte einen Titel und male ein Bild dazu. Lest euch gegenseitig vor, was ihr geschrieben habt. ©2000 peta-Kids.de Die Zeiten andern sich wie wir uns auch SCHON IMMER HABEN MENSCHEN TIERE FÜR IHRE EIGENEN ZWECKE BENUTZT. Und oft haben sie dabei nicht erkannt, dass Tiere fühlende Lebewesen sind, die Angst, Schmerz oder Freude genauso empfinden wie wir. Aber wir haben dazugelernt, wie die Zusammenstellung der „Schlagzeilen” aus der Geschichte beweist. 3 „Computer helfen Tierversuche zu ersetzen” Seit etwa 1980: Aufgabe 1 Wenn es Zeitungen schon so lange gegeben hätte, wie es Menschen gibt, dann hätte man vielleicht Schlagzeilen wie diese hier lesen können. Jede von ihnen kündigt einen Fortschritt an, der auf irgendeine Weise positive Veränderungen gebracht hat. Gib für jede Schlagzeile an, wie dieser Fortschritt vermutlich dazu beigetragen hat, die Nutzung von Tieren durch den Menschen zu verringern: „Leinen ist in für modebewusste Pharaonen" Um 4000 v. Chr.: „Höhlenmenschen machen ihre Werkzeuge jetzt aus Stein statt aus Knochen” Um 70 000 v. Chr.: „DIE LAMPENANZÜNDER STEIGEN UM: STATT WALFETT JETZT PETROLEUM” Um 1860 n.Chr.: „DIE 'PFERDELOSE KUTSCHE' HUPT SICH IHREN WEG IN DIE GESCHICHTE” „Vegetarische Burger bringen Pfiff und Leben ins FastFood-Essen” Um 1990: Um 1903: „Modeschöpfer finden Webpelze warm und kuschelig” Seit etwa 1960: Aufgabe 2 Trotz solcher „tierfreundlicher” Entwicklungen werden Tiere auch heute noch vom Menschen genutzt. Lies folgende drei Beispiele über die heutige Nutzung von Tieren. Überlege Dir eine andere, tierfreundliche Möglichkeit und schreibe auf ein gesondertes Blatt: 1. 2. 3. das Sezieren von Fröschen zu Ausbildungszwecken, z.B. im Medizinstudium die Aufzucht und das Töten von Tieren zu Ernährungszwecken das Töten von Tieren wegen ihrer Federn, ihres Fells und ihrer Haut ©2000 peta-Kids.de VERANTWORTUNGSVOLLE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN 4 J eder von uns kann sich zum Ziel setzen, Tiere mit Achtung und Mitgefühl zu behandeln. Wir können auch andere Menschen dazu anregen, sich genauso zu verhalten. Die goldene Regel, die wir im Umgang mit unseren Mitmenschen anwenden, können wir auch auf unser Verhalten gegenüber Tieren übertragen: „Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.” Versetze dich in die folgenden fünf Situationen. Die Menschen handeln hier nicht nach der goldenen Regel. Gib an, inwiefern die jeweilige Situation der goldenen Regel widerspricht (a) und wie du in diese Situation eingreifen und nach der goldenen Regel handeln könntest (b). 1. An einem sehr heißen Tag siehst du in einem Zoo oder Zirkus einen Bären, der sich ziellos im Kreis dreht und der keine Möglichkeit hat, sich vor der Sonne zu schützen. (a) Inwiefern wird hier die goldene Regel nicht beachtet? _________________________________________________________________________________ (b) Was kannst du tun? _________________________________________________________________________________ 2. Du siehst zahlreiche Menschen an einem Vogel vorbei hasten, der mit einem offensichtlich gebrochenen Flügel auf einen belebten Bürgersteig gefallen und dort liegen geblieben ist. (a) Inwiefern wird hier die goldene Regel nicht beachtet? _________________________________________________________________________________ (b) Was kannst du tun? _________________________________________________________________________________ 3. Du siehst morgens auf dem Weg zur Schule einen Hund, der an einer kurzen Kette angebunden ist. Er hat weder Futter noch Wasser. Als du mittags nach Hause gehst, ist der Hund immer noch da. (a) Inwiefern wird hier die goldene Regel nicht beachtet? _________________________________________________________________________________ (b) Was kannst du tun? ______________________________________________________________________________________________ 4. Du siehst, wie dein bester Freund/deine beste Freundin einen Frosch oder eine Kaulquappe aus einem Tümpel fängt. (a) Inwiefern wird hier die goldene Regel nicht beachtet? ________________________________________________________________ __ (b) Was kannst du tun? ____________________ _ 5. Du siehst, wie ein Hund oder eine Katze geschlagen wird, weil er bzw. sie auf den Teppich gemacht hat. (a) Inwiefern wird hier die goldene Regel nicht beachtet? ___ ____________________ (b) Was kannst du tun? ______________________ ©2000 peta-Kids.de TIERE UND IHRE GEFÜHLE – TEXTTEIL SCHÜLER: Die folgenden vier Berichte sollen euch einen Eindruck davon vermitteln, wie Tiere fühlen, wie sie sich verhalten und handeln. Menschen können manchmal Helden sein, sie können um die weinen, die sie vermissen, sie beschimpfen sich gegenseitig und sie lachen über ihre eigenen Späße. Ob das bei Tieren nicht manchmal ganz genauso ist? 5 Lies dir zunächst die vier Geschichten durch und überlege dir dann, was die Tiere in den jeweiligen Situationen wohl gefühlt haben mögen. Mache dir Notizen dazu. Gab es Situationen, in denen du ähnlich empfunden hast? Wie hast du dich verhalten? Beschreibe diese Situation. TIERE ALS LEBENSRETTER! Priscilla, ein zwei Monate altes Ferkel, rettet einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken. C arol Burk und ihr 11-jähriger Sohn Anthony waren an einem heißen Julitag des Jahres 1984 zum Lake Somerville in Texas zum Baden gefahren. Mit von der Partie war Priscilla, ein zwei Monate altes und etwa zehn Kilo schweres Ferkel, das von der Familie aufgezogen wurde. Ganz anders als Anthony, ein geistig behindertes Kind, liebte Priscilla das Wasser und war eine ausgezeichnete Schwimmerin. Stundenlang spielte Anthony mit seiner Mutter und Priscilla Verstecken am flachen Seeufer. Schließlich wurde der Junge müde und Carol Burk begann, die Badesachen zusammenzupacken. Als sie sich wieder zu ihrem Sohn umdrehte, entdeckte sie Anthony weit draußen auf dem See. Er ruderte verzweifelt mit den Armen. Sofort lief sie ins Wasser und schwamm auf ihn zu. Und genau dasselbe tat auch Priscilla. Obwohl das Tier vom vielen Herumtollen müde war, erreichte es den Jungen zuerst. Anthony packte es am Halsband, doch in seiner Panik zog er zu fest und sie gingen zusammen unter. Da er viel schwerer war als das Ferkel, waren beide dem Ertrinken nahe. Priscilla jedoch kämpfte verzweifelt darum, wieder an die Wasseroberfläche zu kommen, was ihr schließlich mit einer ungeheuren Kraftanstrengung auch gelang. Anthony klammerte sich an Priscillas kleinem Körper fest und das Tier schwamm zurück ans Ufer. Wie alle Schweine hatte auch Priscilla ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Noch Jahre nach diesem Erlebnis wurde sie immer ganz unruhig, wenn sie ein kleines Kind in Wassernähe spielen sah. Für ihre heroische Tat wurde Priscilla mit einem Tag geehrt, der ihren Namen trug („Priscilla the Pig” day). aus: Paul Drew Stevens, Real Animal Heroes, Chico, Calif.: Sharp & Dunnigan, 1989 ©2000 peta-Kids.de TIERE UND IHRE GEFÜHLE – TEXTTEIL 6 SPRICH MIT DEN TIEREN! Die Gorilladame Koko erlernt die Zeichensprache und klärt ihre Menschen-Familie über Gorillas und deren Innenleben auf. K oko erlernte Hunderte von Wörtern in der Zeichensprache. Als sie das erste Mal ihrer Betreuerin Francine Patterson gegenüber das Wort „Futter” in der Zeichensprache formulierte und daraufhin Futter bekam, war sie so außer sich vor Freude, dass sie sich einen Eimer überstülpte und ausgelassen herumsprang. Es fiel Koko leicht, sich Wörter für Dinge zu merken, die sie mochte; doch wenn sie etwas nicht mochte, wollte sie auch das Zeichen dafür nicht lernen. Sie verabscheute beispielsweise Eier und benötigte zwei Monate, um das Wort „Ei” zu lernen. Sie liebte Beeren und lernte das Wort „Beere” innerhalb einer einzigen Minute. Koko hatte viel Sinn für Humor. Es langweilte sie, dass man sie immer wieder nach der Farbe ihres weißen Handtuchs fragte, und so machte sie das Zeichen für „rot”. Als man die Frage wiederholte, antwortete sie erneut „rot” und zupfte daraufhin einen winzigen roten Fussel von ihrem Handtuch. Sie lachte und sagte wieder „rot”. Koko erkannte sich im Spiegel, räumte ihr Zimmer auf und schloss Freundschaft mit anderen Tieren. Sie war so traurig, als ihre Katzenfreundin starb, dass sie sich ein anderes Kätzchen aussuchen durfte, um das sie sich liebevoll kümmerte. Koko ließ einen auch durchaus wissen, was oder wen sie nicht mochte. Wenn sie sich über jemanden wirklich ärgerte, so beschimpfte sie ihn als „rotten toilet”, als vergammelte Toilette. Sie war mit einem jüngeren Gorilla namens Mike befreundet, den sie „Mike nut” (Mike Spinner) nannte, wenn sie eifersüchtig war. Einer ihrer Lehrer, Ron Cohn, bestrafte sie, wenn sie sich daneben benahm. Dafür nannte sie ihn „stupid devil, devilhead” (dummer Teufel, Teufelskopf). Schließlich erkannte Francine Patterson, dass Gorillas wie Mike und Koko in einer natürlichen Umwelt leben sollten, dort, wo sie wirklich sie selbst sein konnten. Also fuhren sie alle gemeinsam aufs Land. Nun konnten Koko und Mike auf Bäumen herumturnen und auf einem riesigen Freigelände spielen. Wusstest du das? • Wissenschaftler haben die Rufe der Präriehunde als eine der komplexesten Tiersprachen bezeichnet, die je in der Wildnis beobachtet wurden. Wenn die Präriehunde ihre Artgenossen vor einem Menschen warnen wollen, dann tun sie dies nicht einfach mit einem Ruf, der „Gefahr” bedeutet, sondern sie rufen z.B. „großer, schwarzer Mann”. (Montgomery Journal, Douglas Birch, Oct. 27, 1991) • Alle Buckelwale eines bestimmten Gebiets singen dieselben Lieder; die kleinen Populationen erzählen alle ihre eigenen Geschichten. • Wenn elektrische Fische ihre Signale an andere Fische aussenden, dann können sie sich selbst nicht „sprechen” hören. (Animal Behavior, Jim Halliday, ed., 1994) aus: Jean Craighead George, Animals Who Have Won Our Hearts, New York: Harper Collins,1994 ©2000 peta-Kids.de TIERE UND IHRE GEFÜHLE – TEXTTEIL 7 Tiere trauern, wenn ihre Artgenossen sterben! Lobo war ein Wolf, der von 1889 bis 1894 in Amerika lebte. Viele Wolfsjäger versuchten ihn zu töten, aber es gelang ihnen nie. Er war so schlau und stark, dass er „König” genannt wurde. In diesem Teil der Geschichte wird erzählt, wie die Jäger Blanca, Lobos Gefährtin, jagen und schließlich töten. I in einem Canyon, in dem Lobo oft gesehen wurde, legten Jäger den Kopf einer Kuh als Köder aus. Rundherum verteilten sie Fangeisen in der Hoffnung, dass Lobo und sein Rudel versuchen würden, den Köder zu fressen, und dabei gefangen würden. Als die Jäger nach einiger Zeit wiederkamen, um nach den Fallen zu sehen, entdeckten sie, dass ein kleinerer Wolf, vermutlich eine Wölfin, den Kopf der Kuh genommen hatte und dabei in eine der Fallen geraten war. Die Abdrücke im Boden zeigten, dass sich das Tier trotzdem mitsamt dem Kopf davongeschleppt hatte. Die Jäger folgten der Spur des Wolfes. Als sie ungefähr eine Meile zurückgelegt hatten, sahen sie das Tier. Es war eine weiße Wölfin. Blanca versuchte so verzweifelt den Männern zu entkommen, dass es ihr gelang, ihre Verfolger abzuschütteln, obwohl sie einen 25 kg schweren Kuhkopf trug und einer ihrer Läufe in einem Fangeisen steckte. Als sich aber die Hörner des Kuhkopfes in den engen Felsspalten verfingen, holten die Jäger sie doch ein. Es gab kein Entkommen. Blanca wusste, dass sie in der Falle saß. Jetzt musste sie um ihr Leben kämpfen und schrie um Hilfe. Sie entsandte einen langen Heulruf über den Canyon. Die Jäger konnten die Antwort von Lobo, dem König, hören. Das war ihr letzter Ruf, denn nun hatten die Männer sie umzingelt. Obwohl sie sich mit allen Kräften wehrte und verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte, überwältigten die Männer sie doch und töteten sie. Als die Jäger mit ihrer Leiche nach Hause ritten, hörten sie Lobos Rufe. Er suchte Blanca. Er musste wohl gewusst haben, dass er ihr nicht hätte helfen können, wenn er zu ihr gelaufen wäre. Die Jäger hatten Gewehre, und Lobos gesamte Familie war erschossen worden. Den ganzen Tag über hörten die Männer sein Heulen. Seton sagte schließlich zu den anderen Jägern: „Jetzt weiß ich ganz sicher, dass Blanca seine Gefährtin war.” Als die Nacht einbrach, folgte Lobo den Jägern; seine traurigen Rufe waren aus der Nähe zu hören. Es war kein lautes, wütendes Heulen, sondern ein langes, trauerndes Klagen. „Blanca! Blanca!”, schien Lobo zu rufen. aus: Ernest Thompson Seton, Lobo der Wolf: King of Currumpaw, Seattle: Storytellers Ink, 1991 (leicht verändert) Wusstest du das? • Tante Gigi, eine ältere Schimpansin, die keine Kinder hatte, nahm zwei verwaiste Schimpansenkinder an, deren Eltern getötet worden waren. (Paola Cavalieri & Peter Singer (Hrsg.), Menschenrechte für die Großen Menschenaffen: The Great Ape Projekt, München 1996) • Elefanten versuchen oft, sterbenden Familienmitgliedern zu helfen, indem sie sie stützen oder ihnen Futter geben. Wenn sie dann doch sterben, trauern sie um sie und beerdigen sie sogar manchmal. (Jeffrey Moussaieff Masson & Susan Mc Carthy, Wenn Tiere weinen, Hamburg 1996) • Gänse bleiben ein Leben lang mit ihrem Partner zusammen und trauern, wenn er stirbt. Von Gänsen weiß man auch, dass sie erblindete Artgenossen füttern. (Gary Kowalski, Dein Tier, eine empfindsame Seele, Güllesheim 1992) ©2000 peta-Kids.de TIERE UND IHRE GEFÜHLE – TEXTTEIL 8 Tiere sind Helden! Der Neufundländerrüde Tang rettete in einem schrecklichen Sturm 92 Menschen aus Seenot. W ährend eines heftigen Schneesturms im Dezember 1919 rammte das Schiff „Ethie” die Felsen vor der Küste Neufundlands in Kanada. 93 Menschen mussten hilflos zusehen, wie das aufgebrachte Meer das Schiff gegen die Klippen schleuderte. Die Besatzung versuchte, den Menschen am Strand eines der Schiffstaue zuzuwerfen, aber ohne Erfolg. Dann ergriff einer der Seeleute das Tau, sprang ins Wasser und versuchte, damit ans Ufer zu schwimmen. Er wurde aber ins offene Meer hinausgetrieben und ertrank. Der Kapitän besaß einen Neufundländerrüden namens Tang, der ihn auf allen Fahrten begleitete. Tang, so wusste der Kapitän, war die letzte Hoffnung für die Menschen auf dem Schiff. Er gab dem Hund das Tau und befahl ihm, ins Wasser zu springen und das Tau ans Ufer zu bringen. Der Hund gehorchte. In den mächtigen Wellen und dem peitschenden Sturm war es für den Hund außerordentlich schwierig, sich über Wasser zu halten. Er musste außerdem gegen die starke Unterströmung ankämpfen, während ihm das Wasser in Augen und Ohren schoss. Aber er gab nicht auf und schwamm weiter, bis er das Ufer erreichte. Die Menschen dort liefen ihm entgegen und brachten den erschöpften Hund ins Trockene. Sie nahmen ihm das Tau aus dem Maul und zurrten es an einem Pflock fest. Jetzt konnte das sinkende Schiff ans Land gezogen werden. Alle 92 Menschen waren gerettet. Die Berichte geben keine Auskunft darüber, was Tang tat, als er das Ufer erreichte. Aber man kann sich gut vorstellen, dass er erwartungsvoll nach seinem Herrn Ausschau hielt und jeden, der vom Schiff kam, freundlich wedelnd begrüßte. Die bekannte Londoner Versicherungsgesellschaft Lloyd's verlieh Tang eine Tapferkeitsmedaille, die er bis ans Ende seiner Tage trug. Aus: Tim Jones, Dog Heroes, Seattle: Epicenter Press, 1995, (leicht verändert) Wusstest du das? • Ein Hund und eine Ente bemerkten, dass ein kleiner Junge ins Wasser gefallen und am Ertrinken war. Durch den Lärm, den die beiden daraufhin machten, wurde die Mutter auf das Unglück aufmerksam. (Paul Drew Stevens, Real Animal Heroes,1989) • Ein Elefant versuchte unermüdlich, ein im Schlamm stecken gebliebenes Nashornbaby zu retten, obwohl ihn die Nashornmutter dabei angriff. (Jeffrey Moussaieff Masson & Susan Mc Carthy, Wenn Tiere weinen, Hamburg 1996) ERGÄNZENDE LEKTÜREHINWEISE Folgende Bücher befassen sich ebenso mit den Themen Tier und Tierschutz. Diese Auflistung bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich PETA mit den Inhalten voll und ganz identifiziert. Sachbücher: Kinder- und Jugendromane: Kurzgeschichten für Kinder und Jugendliche: Onelio Cardoso, Negrita, Weinheim 1999 Kornelia Stinn, Es ist nicht verkehrt, wenn der Elefant sich wehrt, Verlag Jasmin Eichner Jean Craighead George, Julie von den Wölfen, München 1996 Bilderbücher: Gert Haucke, Shir Khan, Frankfurt 1996 Anthony Browne, Zoo, Oldenburg 1992 Barry Clarke, Die Welt der Tiere, aus der Reihe: Sehen, Staunen, Wissen, Hildesheim 1998 Elke Heidenreich, Nero Corleone, München 1995 Paul Geraghty, Jamina, Wien 1994 Oria und Iain Douglas-Hamilton, Das ElefantenKinder-Buch, Hamburg 1990 Sigrid Heuck, Das Pferd aus den Bergen, Hamburg 1996 Gedichte: Jane Goodall, Mein Leben mit Schimpansen, Hamburg 1991 Sterling North, Rascal, der Waschbär, Hamburg 1987 Jane Goodall, Das Schimpansen-Kinder-Buch, Hamburg 1991 Cynthia Moss, Das Jahr der Elefanten – Tagebuch einer afrikanischen Elefantenfamilie, München 1997 Barbara Veit, Das Tierschutz Buch, Ravensburg 1990 Peter Hamm (hg.), Welches Tier gehört zu dir?, München 1994 Phyllis Reynolds Naylor, Shiloh, Würzburg 1996 Katherine Scholes/Quint Buchholz, Sam‘s Wal, Ravensburg 1990 Roland Smith, Die Höhle der Elefanten, München 1996 ©2000 peta-Kids.de