BDÜ infoNRW 1-2015

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BDÜ infoNRW 1-2015
01|15
Lebensraum Büro –
von Coworking bis Laufband-Tisch
Arbeiten unterwegs – eine Dolmetscherin auf Weltreise
Neu: Mentoring-Programm in NRW
Spracherkennungssoftware Dragon Naturally Speaking
Mitteilungen des BDÜ Landesverbandes Nordrhein-Westfalen e. V. | 1. Ausgabe 2015 | Nr. 46 | März 2015
Anzeigenpreise „BDÜ info NRW“
Für Mitglieder des BDÜ NRW e. V. ist die erste Kleinanzeige im Jahr kostenlos, danach wird der halbe Preis berechnet. Dies gilt dann, wenn sich die Anzeige
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180 x 132
88 x 267
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Herausgeber: Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V., 50676 Köln. Kontakt per E-Mail: redaktion@
bdue-nrw.de oder [email protected]. Erscheinungsweise: Drei Ausgaben pro Jahr, Umfang: ca. 32–40 Seiten, Auflage: rund 1.250 Stück. Stand: 15.9.2010.
Änderungen vorbehalten.
Impressum
Herausgeber und v. i. S. d. P.:
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ)
Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.
Der Vorstand, Bobstraße 22, 50676 Köln
Vereinsregister-Nr. 502037, Amtsgericht Köln
Redaktion: Katja Althoff, Julia Breker, Marie-Andrée Brenner, Jorinde Buck, Ricarda Essrich, Natascha Renz, [email protected]
Gestaltung: Thorsten Weddig | Grafik & Layout, Essen, [email protected]
Druck: Druckerei Neuer Weg, Essen
Annahmeschluss für Beiträge und Anzeigen für die nächste Ausgabe: 15. Mai 2015
Alle in diesem Heft enthaltenen Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Die Redaktion und der Vorstand des BDÜ Landesverbandes Nordrhein-Westfalen e. V. übernehmen jedoch keine Haftung für die in dieser Zeitung veröffentlichten
Informationen und Beiträge. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion behält sich
das Recht auf Kürzung, Bearbeitung sowie Nichtveröffentlichung eingesandter Beiträge vor.
Inhalt | Vorwort
Schwerpunktthema
Lebensraum Büro – von Coworking bis Laufband-Tisch
Alternative Arbeitsplätze:
Coworking – ein Schreibtisch auf Zeit............................. 4
Warum wir unsere Arbeitsgewohnheiten ändern müssen:
Zeit zum Aufstehen!................................................. 6
Die Arbeitsumgebung optimieren:
Ergonomie am Arbeitsplatz......................................... 9
Schluss mit dem Sitzen! Arbeiten auf dem Laufband......... 11
Dragon Naturally Speaking: Drachen zähmen –
Spracherkennungssoftware auf dem Prüfstand................. 12
Work-Life-Balance: Leistung und Leidenschaft................. 15
Arbeiten auf Reisen: Ich arbeite da, wo ich Internet
habe und mein Netbook aufklappen kann...................... 19
Highlights im Dolmetscherleben: „… Und jetzt drücken wir
unseren rechten Nachbarn ganz fest an uns!“................... 21
Highlights im Dolmetscherleben: Papstwahl 2013 –
und dann sagte er einfach „Guten Abend“....................... 21
Aktuelles
Mentoring-Programm für Übersetzer und Dolmetscher....... 23
Ein Blick hinter die Kulissen des BDÜ
Vorstands-Ticker: kurz notiert.................................... 24
Ein neues Redaktionsmitglied ….................................. 25
Vortrag des LV NRW vor Studierenden
der koreanischen und japanischen Sprache..................... 26
Rückblick
Neujahrsempfang im Jubiläumsjahr.............................. 27
Treffen für Neumitglieder......................................... 28
Infos der Existenzgründungs-AG
Wozu kalkulieren wir eigentlich unsere Honorare?............ 32
Honorarkalkulation oder was ist
meine Arbeit eigentlich wert?.................................... 33
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
hier ist sie nun, die erste Ausgabe des BDÜ info nrw im neuen
Jahr. Nachdem wir uns für das Schwerpunktthema „Lebensraum Büro“ entschieden hatten, waren wir selbst ganz gespannt, wie das Ergebnis sein würde. Ganz bewusst wollten
wir dieser Ausgabe eine persönliche Note geben und haben
uns auf die Suche gemacht, nach Kollegen, die in ihrem beruf­
lichen Alltag auch schonmal außergewöhnliche Dinge erleben,
an ungewöhnlichen Orten arbeiten oder einfach nur interessante Hobbies als Ausgleich zum Beruf ausüben. Hierbei sind
wir auf einige bemerkenswerte und erstaunliche Lösungen gestoßen. Von Coworking über die richtige Pausengestaltung und
Arbeitsplatz-Ergonomie bis hin zum Laufband-Tisch finden Sie
in diesem Heft verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Ba­
lance zwischen Berufs- und Privatleben optimieren können.
Darüber hinaus werfen wir wie gewohnt einen Blick auf
verbandsinterne Ereignisse, wie den Neujahrsempfang im Jubiläumsjahr, das neue Mentoring-Programm des LV NordrheinWestfalen, das im April startet, und das Treffen für Neumitglieder, von denen wir einige für ein Interview gewinnen konnten.
An dieser Stelle gilt ein herzlicher Dank an alle, die sich in
dieser Ausgabe persönlich vorstellen und uns in kurzen Statements einen Einblick geben, wie sie ihre Pausen verbringen
oder wo sie ihren Ausgleich zum stressigen Büroalltag suchen.
Und nicht zuletzt ein dickes Dankeschön allen Autoren und Autorinnen für ihre interessanten Beiträge.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
die alles außer gewöhnlich ist, und natürlich noch ein erfolgreiches Jahr 2015, in dem Sie Ihre ganz individuelle Work-LifeBalance finden!
Ihr Redaktionsteam
Kaleidoskop
Fachgruppe Italienisch: Arbeit in der Fachgruppe –
Erfahrungen und Praxistipps...................................... 36
Argumentationshilfe für Akteneinsicht.......................... 38
Seminare & Veranstaltungen
Seminar „Vertragsgestaltung“ mit
Rechtsanwalt Hermann J. Bauch................................. 39
Technikseminar an der Universität Hildesheim................. 41
Seminare des BDÜ NRW............................................ 46
Externe Veranstaltungen........................................... 46
Titelbild: © Rainer Sturm/Pixelio.de
Buchtipp/Rezension
Rezension: Christiane Nord – Hürden-Sprünge.................. 43
Neue Mitglieder im BDÜ NRW
Mitgliederneuaufnahmen vom 01.10. bis 31.12.2014........... 45
Stammtische
Übersetzer- und Dolmetscherstammtische..................... 47
Geschäftsstelle des BDÜ NRW
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ)
Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.
Kirsten Behm
Bobstr. 22 · 50676 Köln
Bürozeiten: Montag-Freitag (9 – 15 Uhr)
Tel.: 0221 801484 – 44 · Fax: – 45
[email protected] · www.bdue-nrw.de
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
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Schwerpunktthema
Alternative Arbeitsplätze
Coworking – ein Schreibtisch auf Zeit
Die Gründe, die Kolleginnen und Kollegen in Coworking Spaces treiben, sind vielfältig. Raus aus der Isolation als einsamer
Schreibtischtäter, effizienteres Arbeiten ohne die Ablenkung in der eigenen Wohnung, neue Kontakte knüpfen … oder –
wie bei mir – die Flucht vor den Handwerkern. Als ich noch zeitweise in München lebte, habe ich Coworking ausprobiert.
Ein Erfahrungsbericht.
Die Handwerker kündigen sich an. Zwei Tage werden sie da
sein und Türen und Fenster lackieren. Mir ist sofort klar: Dabei
kann ich nicht arbeiten. Der Schreibtisch, an dem ich arbeite,
steht im Wohnzimmer, die Wohnung ist offen gestaltet, es gibt
keine Möglichkeit, der Unruhe, dem potenziellen Lärm und
dem sicheren Farbgestank zu entfliehen. Ich wollte Coworking
immer schon mal ausprobieren, und jetzt habe ich die Gelegenheit bzw. den Anlass. Den Rechner unter den Arm klemmen
und an einen externen Schreibtisch umziehen, den mir ein
Das sagen andere über Coworking
Anja Klein
„Die Leute dort waren echt nett, es gab regelmäßig gemeinsame Treffen am Abend zu verschiedenen Themen und gemeinsame Mittagspausen. Zur Arbeitsatmosphäre – die waren alle
sehr leise, Kopfhörer, Flüstern, raus zum telefonieren …, mich
hat das Geflüster allerdings eher gestört, im „normalen“ Büro
flüstert schließlich auch keiner. Durch die spezielle Ausrichtung
(für nachhaltige Unternehmen) hat sich dort mit der Zeit eine
nette Gemeinschaft gebildet. Ich war allerdings zu selten und
zu kurz dort, um so richtig reinzufinden. Es kam immer wieder vor, dass ich etwas Wichtiges dann doch nicht eingepackt
hatte oder eine Datei auf dem anderen Rechner gespeichert
war. Ich habe gemerkt, dass ich das Chaos auf meinem Schreibtisch brauche und nicht jedesmal alles wegräumen will. Beim
Schrei­ben bin ich gerne alleine, für den Plausch zwischendurch
scheint mir eine feste Bürogemeinschaft (man kennt sich, man
mag sich) besser geeignet. Obwohl ich sagen muss, dass ich dort
verdammt effizient war.“
Julia Ritter
„Ich fand es ganz nett, aber bin wohl doch eher unsozial, weil
ich nicht so ein Bedürfnis hatte, viel mit den anderen Leuten da
zu kommunizieren. Die meisten waren deutlich jünger als ich
(zwischen Anfang 20 und Mitte 30, schätze ich), und viele haben
an irgendwelchen Startup-Projekten gearbeitet. Gut fand ich,
dass ich das Haus verlassen musste und meine Arbeitszeit klar
abgegrenzt war. Allerdings fand ich das beides auf Dauer auch
blöd. Außerdem fand ich es langfristig einfach zu teuer und unkomfortabel, weil ich meinen Rechner hin und her schleppen
musste, keinen festen Platz hatte und im Zweifelsfall erstmal
einen freien Schreibtisch suchen musste. […] Letztendlich gibt
es hier (Berlin) genug günstigere Möglichkeiten, woanders als
zu Hause zu arbeiten, zum Beispiel im Café oder in der Bibliothek. Außerdem kann man sich auch Arbeitsgäste nach Hause einladen, also ein privates Coworking, das würde ich jedem
empfehlen, der nicht gerne alleine arbeitet.“
4
findiger Coworking-Anbieter stunden- oder tagesweise gegen
Geld anbietet, das schaue ich mir jetzt mal an.
Coworking – was ist das?
Ich recherchiere verschiedene Anbieter. Im Grunde bieten alle
ungefähr dasselbe an: einen Schreibtisch, den man halbtages- oder tagesweise mieten kann, Internetanschluss, Drucker
und Gesellschaft inklusive. Der Vorteil liegt auf der Hand: Ich
bekomme einen Büroarbeitsplatz, wenn ich ihn brauche. Und
zahle ihn auch nur dann. Preislich liegen alle Anbieter etwa
gleich, ein halber Tag an einem einfachen Arbeitsplatz kostet
20 Euro, ein ganzer 30. Daneben kann man die Schreibtische
noch monatsweise mieten oder sich in einem ganzen Büroraum
ausbreiten, je nach Geschmack und Geldbeutel.
Düsseldorf-Update: Im Rheinland ist Coworken etwas günstiger als in München. Einen ganzen Tag bekommt man in der
Regel für 20 Euro, dann gibt es Rabatte, wenn man fünf oder
zehn Tage am Stück mietet. Auch ein fester Arbeitsplatz ist
möglich, der liegt dann so bei 200–250 Euro.
Ich entscheide mich für einen Anbieter in der Nachbarschaft
mit dem kreativen Namen „raumsucht“ (Anm.: Leider gibt es
die raumsucht in München nicht mehr). Die Internetseite gibt
leider wenig bis gar nichts her. Lediglich eine Webvisiten­
karte mit einer E-Mail-Adresse. Ich schreibe eine Anfrage und
erhalte binnen weniger Stunden einen Rückruf. Jürgen (bei
raumsucht duzt man sich, das ist entspannt und gefällt mir
gut) klärt mit mir ein paar Dinge ab, nennt mir Preise. Weil er
voraussichtlich nicht da sein wird, wenn ich komme, vereinbaren wir einen Termin für die Schlüsselübergabe vorher. Klappt
alles prima, und ein bisschen Papierkram später halte ich den
Schlüssel zu meinem Arbeitsplatz für die nächsten beiden Tage
in den Händen.
Coworking Tag 1
Da wird das Wort schon ad absurdum geführt. Ich sitze den
ganzen Tag alleine in der raumsucht. Das ist nicht weiter
schlimm, ich arbeite unglaublich produktiv, schließlich habe
ich ja für den Schreibtisch bezahlt und will mich nicht ablenken lassen. Auf der anderen Seite vermisse ich ja trotz aller
Vorteile, die das Homeoffice so mit sich bringt, manchmal Kollegen, mit denen ich mich austauschen kann. Der mit einem
über das mistige Wetter flucht. Der einem auf Wunsch auch
mal ein Brötchen vom Bäcker mitbringt. Sowas halt. Tja, das
klappt natürlich nicht, wenn ich alleine im Mietbüro sitze.
Darf ich da überhaupt noch von Coworking sprechen? Nun ja,
der Output an übersetzten Wörtern ist dafür enorm, das ist ja
auch schon etwas. Ich nutze den Ganztagestarif voll aus (acht
Stunden) und verlasse die raumsucht um 18 Uhr.
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Schwerpunktthema
Coworking Tag 2
Vorteile
Nachteile
ţţ Das Arbeiten in Gesellschaft, man sitzt nicht
ŤŤ Arbeiten in Gesellschaft verursacht u. U. Lärm
Bilder: © Norbert Schollum/Pixelio.de (unten), © privat (Mitte rechts)
mehr allein am heimischen Schreibtisch.
und Ablenkung, stört die Konzentration und
Wieder sitze ich zunächst alleine
damit die Produktivität.
an meinem Schreibtisch. Aus „alter
Gewohnheit“ des Vortages breite
ţţ Der Austausch mit anderen Coworkern, als InŤŤ Man hat (in der Regel) keinen festen Arbeitsspiration, Ablenkung, Schulter zum Ausheulen
platz, muss sich jeden Tag neu einrichten.
ich mich an der Garderobe und in
über nervige Kunden …
Meist hat man auch nicht alle Hilfsmittel zur
der Küche mit meinen Sachen aus.
Hand, die man in einem eigenen Büro hätte
Doch nur eine Stunde später geht
(Wörter­bücher etc.)
die Tür auf, und Stefan kommt heţţ Neue, nette Kontakte, ggf. ergeben sich GeŤŤ Regelmäßiges Coworking ist meist kosten­
rein. Stefan hat einen Arbeitsplatz
schäfts- und Kooperationsmöglichkeiten.
intensiver als ein fest angemietetes Büro.
monatsweise gemietet, er programţţ Ich bezahle einen externen Arbeitsplatz auch
ŤŤ Sicherheitsprobleme über fremde
miert SAP und flieht aus den gleinur dann, wenn ich ihn wirklich brauche.
WLAN‑Netze etc.
chen Gründen von zu Hause, aus deKeine regelmäßigen Mieten für selten
nen Jürgen mit seinem Kompagnon
genutzte Büros.
Torben die raumsucht ins Leben geţţ Es gibt in der Regel Seminar- und Konferenzrufen hat: Wenig Platz in der Wohräume, in die man sich z. B. für Kundentermine
und Besprechungen zurückziehen kann.
nung, seine Frau arbeitet auch von
aus nicht. Darüber hinaus arbeite
zu Hause, und dann springt da noch
ich inzwischen mit Dragon Natuţţ Coworking gibt es weltweit. So kann man sich
nicht nur vom heimischen Schreibtisch, sonein kleines Kind rum. Keine Chance,
rally Speaking, und das ist nicht
dern auch mal ganz aus Deutschland wegbewesich zu konzentrieren.
so coworking-tauglich.
gen (s. Artikel von Barbara Riedel auf S. 19).
Nach einer weiteren Stunde geht
Fader Nachgeschmack: Im WLAN
die Tür erneut auf, und Ingo kommt
der raumsucht habe ich mir offen­
herein. Auch Ingo hat einen Arbeitsbar einen Virus eingefangen, der
platz fest gemietet. Was er macht, habe ich leider nicht erfah- meine Website ziemlich torpediert hat. Solche Sicherheits­
ren. Aber er bringt Leben in die Bude, denn gegen Nachmittag aspekte sind also durchaus auch zu berücksichtigen.
kommt seine Frau/Freundin/Lebensgefährtin mit Sohnemann
Trotzdem: Mein Traum bleibt ein Platz in einer BürogemeinLinus vorbei, um ihn abzuholen. Linus ist 14 Monate und mischt schaft von Text- und Grafikkollegen, mit denen man koopedie Coworker auf. Wie Ihr Euch denken könnt, ist es um die rieren und sich austauschen kann. Nahe an den eigenen vier
Konzentration daher nicht so gut bestellt wie am Tag davor, Wänden und preislich so gestaltet,
trotzdem habe ich viel geschafft.
dass man hingehen kann, aber nicht
muss. Und bis ich das realisieren oder
mir leisten kann, greife ich bestimmt
Wie mir Coworking gefällt
hin und wieder mal auf die CoworkingCoworking ist ein gutes Konzept. Wenn man kann und nicht Variante zurück.
Ricarda Essrich
muss. Jeden Tag würde ich das nicht haben wollen. Erst recht,
Fach- und Literaturübersetzungen
wenn es unruhig ist. Und so sehr die Präsenz zu Hause mich
Schwedisch, Norwegisch, Dänisch
und andere zur Ablenkung verleitet, ab und zu eine Maschine
[email protected]
Wäsche anzuwerfen, das geht eben von einem externen Büro
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
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Schwerpunktthema
Warum wir unsere Arbeitsgewohnheiten ändern müssen
Zeit zum Aufstehen!
Übersetzer sind klassische Bildschirmarbeiter und verbringen
einen großen Teil ihrer Lebenszeit mit konzentrierter Arbeit am
Schreibtisch. Dabei sind sie in guter Gesellschaft: Etwa 18 Mio.
Menschen in Deutschland verbringen laut der Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ihre Arbeitszeit an
einem Bildschirmarbeitsplatz. Während seines Arbeitslebens
hockt der durchschnittliche Büromensch rund 80.000 Stunden
am Schreibtisch, pro Tag verbringt er 10–14 Stunden im Sitzen.
Dies bleibt nicht ohne Folgen, wie Untersuchungen der BAuA ergeben haben. Etwa 80 % der Bildschirmarbeiter klagen über Verspannungen und Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich,
fast 60 % über Rückenprobleme, 45 % haben Sehbeschwerden.
Die Ursache ist schnell überführt: das lange, unbewegte
Sitzen am Schreibtisch. Auch wenn der Blick in den Spiegel
dies wenige Wochen nach Weihnachten nicht unbedingt vermuten lässt, unser Körper ist für die regelmäßige Bewegung
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gemacht und benötigt sie zwingend für die Gesunderhaltung.
Till Raether, Autor des Magazins der Süddeutschen Zeitung,
hat in einem Beitrag im SZ-Magazin 39/2013 die Erkenntnisse
der Wissenschaft zusammengefasst. „Sitzen bringt uns um“,
sagen manche Forscher, „Es birgt ein drastisch erhöhtes Krankheitsrisiko und verkürzt unsere Lebenserwartung.“ Laut einer
Untersuchung an der Universität Leicester haben Vielsitzer ein
doppelt so hohes Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten. Zudem drohen sie vor ihrer statistischen Lebenswartung zu sterben: Wer täglich mehr als sechs Stunden am Stück sitzt, soll
ein um 40 % höheres Risiko haben, in den nächsten 15 Jahren
zu sterben, als Menschen, die weniger als drei Stunden am Tag
sitzen. Was der Schweinehund in uns schon lange ahnte: Vor
oder nach der Arbeit Laufen zu gehen oder abends im Fitnessstudio schwitzen bringt nichts. Denn Sport kann die negativen
Effekte langen Sitzens nicht vollständig ausgleichen.
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © Cornelia Menichelli/Pixelio.de
Sitzen ist das neue Rauchen, heißt es. Ärzte und Gesundheitsforscher schlagen Alarm, mehr Bewegung und ergonomisch
optimierte Arbeitsplätze sind angesagt, ein Umdenken – auch von Übersetzern und Dolmetschern – ist dringend erforderlich. Beim Schlagwort Ergonomie nur an wackelige, sehr teure Stühle zu denken, greift jedoch zu kurz. Tatsächlich
umfasst die Ergonomie ein noch viel weiteres Feld, zum Beispiel Ihr CAT-Tool.
Schwerpunktthema
Sitzen ist Schwerstarbeit für den Körper
Was passiert im Körper, wenn wir zu lange sitzen und uns zu
wenig bewegen? Zum einen verkümmert die Muskulatur an
Rücken, Bauch und Brust sowie der Hüftstrecker. Die Beinmuskeln können sich verkürzen. Generell werden die Muskeln
schon nach zwei Stunden Sitzen nicht mehr mit ausreichend
Sauerstoff versorgt. Auch der Blutkreislauf ist beeinträchtigt,
so dass die Durchblutung der Beine gestört sein kann. Zum
anderen werden die Bandscheiben nach und nach porös, die
Wirbelkörper verlieren ihre Festigkeit, die Wirbelgelenke
schrumpfen. In der „zusammengeklappten“ Sitzhaltung werden die inneren Organe beengt, was Atmung und Verdauung
behindert, der Stoffwechsel verlangsamt sich.
Zwar wird das Arbeiten im Sitzen als leichte Tätigkeit eingestuft, tatsächlich ist Dauersitzen jedoch harte Arbeit für den
Körper. Gerade beim vornübergebeugten Sitzen am Schreibtisch
werden die Bandscheiben fast doppelt so stark belastet wie im
Stehen. Beim Sitzen mit Rundrücken kommt es zum „Hamburger-Effekt“: Die Wirbelkörper fungieren als Brötchenhälften,
die Bandscheiben spielen den Fleisch-Käse-Tomaten-Belag. Bei
der einseitigen Belastung im vornübergebeugten Sitzen passiert
das Gleiche wie beim Reinbeißen in den Hamburger. Die Brötchen klappen an einer Seite zusammen, der „Belag“ rutscht
nach hinten, wo die Bandscheibe, wenn diese Position zu lange
gehalten wird, irgendwann höchst schmerzhaft auf einen Nerv
trifft. Gerades Sitzen mit natürlich in S-Form ausgerichteter
Wirbelsäule ist besser, kann aber aufgrund der schnellen Ermüdung der beteiligten Muskeln nicht lange durchgehalten werden. Wenn schon sitzen, dann also dynamisch. Dies bedeutet,
dass man nicht in einer Sitzhaltung „einrasten“ darf, sondern
häufig die Sitzposition wechseln sollte (siehe Broschürentipps
im Kasten). Dabei gilt es unter anderem, das Becken vor- und
zurückzuwippen, das Gewicht nach rechts und links oder den
Brustkorb vor- und zurück zu verlagern.
Hoch die Tassen
Allerdings: „Wer glaubt, das Problem mit einem ergonomischen Bürostuhl zu lösen, irrt.“, heißt es in der BAuA-Broschüre „Sitzlust statt Sitzfrust“. Auch das dynamische Sitzen
reicht nicht aus, sondern ist nur der erste Schritt. Ziel muss
es dagegen sein, den Anteil des Sitzens zu reduzieren und
mehr Bewegung in den Arbeitsplatz und in die Arbeitsabläufe
zu integrieren. So empfehlen Arbeitsmediziner die Sitz-StehDynamik, bei der die Arbeitszeit zu 50 % im Sitzen, zu 25 % im
Stehen und zu 25 % in Bewegung verbracht wird. Dies ist für
Übersetzer, deren Arbeit sie quasi an Bildschirm und Tastatur
fesselt, schwierig. Andere Zahlen sind da etwas besser einzuhalten: 60 % Sitzen, 30 % Stehen, 10 % Bewegen.
Der Bewegungsanteil kann in kurzen Pausen (siehe auch Artikel „Work-Life-Balance“) sowie beim Gang zum Drucker oder
zur Kaffeemaschine umgesetzt werden. Um die geforderte
Stehzeit zu erreichen, eignen sich für unseren Beruf am besten
die so genannten Sitz-Steh-Tische, die von Sitz- auf Stehhöhe hochgefahren werden können. Sie sind für das Übersetzen
ideal, da auf diese Weise der komplette Arbeitsplatz inklusive
Bildschirm, Eingabegeräten und aufgeschlagenen Wörterbüchern (sowie Kaffeetassen) verstellt wird. Alternativen können
der Laufbandschreibtisch (siehe dazu den Beitrag von Verena
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Schmidt in diesem Heft), die Anbringung eines Tischelements
in Stehhöhe, ein Stehpult, das zum Beispiel für Korrekturarbeiten genutzt wird, oder ein hoher Rollcontainer sein, dessen
Oberfläche zur Steh-Arbeitsfläche umgenutzt werden kann. Zu
beachten ist, dass häufiges Wechseln besser ist als lange Stehpausen. So wird empfohlen, zwei- bis viermal pro Stunde die
Haltung zu wechseln bzw. keine Haltung länger als 20 Minuten
einzunehmen. Hinzu kommen viele kleine Maßnahmen, die in
den Alltag eingebaut werden können: Hat man lange Zeit angestrebt, sämtliches „Werkzeug“ am Arbeitsplatz in greifbarer
Nähe anzuordnen, damit die Menschen ohne Unterbrechung
arbeiten können und nicht sinnlos in der Gegend herumlaufen, besinnt man sich jetzt auf die Umkehrung dessen. Drucker
und Telefon sollen möglichst ein Stück weit weg platziert sein,
Ordner und Wörterbücher ins Regal verbannt, so dass man aufstehen muss, um sie zu holen, Telefonate sollen möglichst im
Stehen erledigt werden, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ergonomie ist mehr als ein guter Bürostuhl
Die Anordnung der Werkzeuge und Arbeitsgeräte und ihre Abstimmung auf den Menschen, das ist es, was man gemeinhin
unter Ergonomie versteht. Tasächlich deckt diese physikalische Ergonomie oder Produktergonomie nur einen Teilbereich
ab. „Die Wahl des Bürostuhls und der Tischhöhe ist wichtig,
aber das seelische und körperliche Wohlbefinden hängt noch
von einem ganzen Universum von Faktoren ab“, heißt es in
einem Artikel der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW im Magazin ZHAW Impact. Zu diesem Universum gehören unter anderem Führung, Technologie und die Arbeitsraumgestaltung (inklusive der oft vergessenen Faktoren
Klima und sogar Farben etc.). Der Begriff Ergonomie schließt
auch ein, „die Arbeitsabläufe und Bedingungen so zu gestalten, dass die arbeitenden Menschen möglichst wenig ermüden
oder gar geschädigt werden, auch wenn sie die Arbeit über
Jahre hinweg ausüben“ (Wikipedia). Die organisationelle Ergonomie im Speziellen befasst sich mit der Organisation von Abläufen, Prozessen und auch Pausen. Für Übersetzer besonders
interessant ist der Aspekt Benutzerfreundlichkeit, der sich sowohl auf die Verbesserung des Arbeitsplatzes als auch auf die
Mensch-Maschine-Schnittstellen bezieht. In diesen Bereich der
so genannten kognitiven Ergonomie spielt die Gestaltung von
Software hinein.
Positive Effekte des Arbeitens
mit Sitz-Steh-Dynamik
Wechselt man während der Bildschirmarbeit regelmäßig zwischen Sitzen und Stehen, so hat dies laut empirischen Untersuchungen nachweislich die folgenden positiven Effekte:
•Reduzierung der bei sitzender Tätigkeit üblichen Belastung
des Rückens und des Nacken-Schulterbereichs um bis zu 30 %,
•nachweisliche Verbesserung der Motivation
und Arbeitszufriedenheit,
•Leistungs- und Effizienzsteigerung um bis zu 20 %.
Quelle: www.buero-forum.de
7
Schwerpunktthema
Weiterführende Informationen
•Broschüre „Sitzlust statt Sitzfrust – Sitzen bei der Arbeit
und anderswo“ der BAuA, kostenloser Download unter
www.baua.de: Tipps zum ergonomischen/dynamischen
Sitzen, Hinweise zu Beschaffenheit des Bürostuhls.
•Internetseite des bso Verbands Büro-, Sitz- und Objektmöbel,
www.buero-forum.de: Tipps zum dynamischen Sitzen,
Qualitätskriterien für Büromöbel und mehr.
•Broschüre bzw. Onlineinformation der Versicherung Suva,
www.suva.ch, Service  Lernprogramme  Ergonomie am
Bildschirmarbeitsplatz: lohnenswerte Tipps, so kann man
prüfen, wie kleine Maßnahmen das Arbeitsgefühl verbessern
können (z. B. Platzierung von Tastatur und Maus etc.)
•Info zum Projekt Ergotrans:
www.project.zhaw.ch/de/zhawprojects/ergotrans.html
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Fazit
Sitzen wird noch immer als erstrebenswertes Privileg angesehen, als die „normale“ Haltung während der Arbeit. Bis sich
der menschliche Körper evolutionär vom dauerbewegten Jäger und Sammler an die neuen Anforderungen der dauersitzenden Bildschirmarbeit angepasst hat, können jedoch noch
100.000 Jahre vergehen. Besser, wir fangen schon vorher an,
selbst etwas zu verändern. Hierfür ist bei jedem Einzelnen ein
Einstellungswandel nötig. Bei der Gestaltung unseres Arbeitsplatzes können bereits kleine Änderungen viel bewirken. Ein
Beispiel ist die optimale Platzierung der Tastatur, die sofort
eine Reduzierung von Schulter- und Nackenschmerzen bewirken kann. Auch bei Software können häufig persönliche Einstellungen vorgenommen werden, die das Programm besser
an die individuelle Arbeitsweise anpassen. Die Einführung des
60–30–10-%-Modells mag etwas aufwändiger sein, macht die Bemühungen aber schnell mit einem besseren
Lebensgefühl wett.
Jorinde Buck
BUCK text+translation
Fachübersetzerin (EN/DE) für die
Agrar- und Pferdebranche
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Rainer Sturm/Pixelio.de (oben), © Atelier Herff (unten)
Hierzu wird in der Schweiz derzeit ein für Übersetzer sehr interessantes Projekt ausgeführt namens Ergotrans („Cognitive
and Physical Ergonomics of Translation“), das von Anfang 2013
bis Mitte 2015 läuft. Die Projektleitung obliegt unter anderem
der Professorin für Übersetzungswissenschaft Prof. Dr. Maureen
Ehrensberger-Dow von der ZHAW in Zürich, die einen Vortrag
beim FIT-Kongress 2014 in Berlin gehalten hat. Ergotrans untersucht gezielt die ergonomischen Aspekte im Translationsprozess und zwar interdisziplinär in den Bereichen Translatologie,
Arbeitsmedizin, Usability und Sprachtechnologie. Neben physikalischen Aspekten (Bewertung der Arbeitsplatzeinrichtung)
werden Faktoren identifiziert, die den Denkprozess stören
können wie zum Beispiel Lärm oder unhandliche Eingabegeräte, benutzerunfreundliche Programmfunktionen oder eine
überlastete Internetverbindung, so die Projektverantwortlichen. Insbesondere werde untersucht, ob Übersetzungsprogramme und elektronische Wörterbücher mit wenig Aufwand
und logisch zu bedienen sind. Bei der Arbeit mit vielen Fenstern könne es beispielsweise eine Rolle spielen, ob im CATTool der Ausgangstext links oder rechts erscheint und ob der
zu übersetzende Text in senkrechter Spalte oder waagrecht in
Balken angeordnet ist. Da Übersetzen eine hochkonzentrierte, intensive, auf den Bildschirm gerichtete Arbeit ist, habe
für Übersetzer die richtige Gestaltung der Benutzeroberfläche
eine besonders große Bedeutung. Eine falsche Gestaltung führe zu Ineffizienz und Ermüdung. „Wird der Informationsfluss
oder die Konzentration behindert, so kann die Effizienz des
Arbeitsprozesses wie auch die Qualität des Produkts darunter
leiden“, sagt Prof. Dr. Ehrensberger-Dow.
Für das Projekt Ergotrans werden Erhebungen in der Praxis
mit ca. 30 Übersetzern und Tests im Usability Labor durchgeführt. Eine Online-Umfrage unter Übersetzern, auf die auch
auf MeinBDÜ hingewiesen wurde, wurde kürzlich abgeschlossen. Das Ziel des Projektes ist, dass die Ergebnisse neben der
Weiterentwicklung theoretischer Modelle auch Auswirkungen
auf die berufliche Praxis und die Aus- und Weiterbildung von
Übersetzern haben sollen. „Arbeitsplätze sollen so gestaltet
werden können, dass sie der Kreativität und Gesundheit des
Übersetzers zuträglich sind“, heißt es im Projektflyer. Zudem
würden Strategien entwickelt, wie Übersetzer mit Störfaktoren umgehen können.
Schwerpunktthema
Die Arbeitsumgebung optimieren
Ergonomie am Arbeitsplatz
Übersetzer verbringen Jahrzehnte ihres Lebens an ihrem Schreibtisch. Grund genug, es sich dort so komfortabel einzurichten, dass die Arbeitsfähigkeit dauerhaft erhalten bleibt. Von der Maus bis zum höhenverstellbaren Schreibtisch gibt
es hierfür zahlreiche Optionen und Lösungen.
Auslöser für meine Beschäftigung mit diesem Thema war Ende
2005 die Mitteilung meines Arztes, dass meine unterste Bandscheibe quasi nicht mehr existiert, was der Grund für meine damals häufigen Rückenbeschwerden war. Da ich auf eine
Operation keine Lust hatte, begann ich mich umzuhören, was
ich (außer Sport) tun kann.
Tische und Stühle
Zunächst suchte ich nach einer Lösung, bei der ich möglichst
„gesund“ sitzen kann. Vom Sitzball über Hocker für dynamisches Sitzen bis hin zu (damals noch recht ausgefallenen)
Bürostühlen der unterschiedlichsten Hersteller habe ich alles
durchprobiert und war mit keinem Modell so richtig glücklich.
Dann las ich auf Partner-Trans, einer Mailingliste für Übersetzer, den Erfahrungsbericht einer Kollegin, die ihre Rückenprobleme mit einem elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch
in den Griff bekommen hatte. Mein Mann baute mir für eine
erste Testphase einen eher spartanischen Aufsatz aus Spanplatten. Anfangs taten mir relativ schnell die Füße weh, so dass
ich immer wieder Pausen einlegen musste, aber je länger ich
im Stehen arbeitete, umso angenehmer empfand ich es. Noch
besser wurde es, als ich mir Schuhe mit konvexer Sohle kaufte (Beispiel: MBT), durch die man den Körper ständig ausbalanciert. Die ersten Minuten sind ungewohnt, aber schon nach
kurzer Zeit merkt man nichts mehr davon. Mehr oder weniger alle Muskeln werden dezent, aber ständig beansprucht (es
gibt Leute, die bekommen anfangs davon Muskelkater, ich war
sportlich ziemlich untrainiert, als ich damit anfing, und hatte
keinen). Besonders für den Rücken ist das gut und meine Füße
danken es mir auch, weil nicht ständig dieselben Stellen der
Fußsohle belastet werden. Inzwischen wechsele ich zwischen
diesen „Schaukelschuhen“, Schuhen mit Einlagen und einer ca.
7 cm dicken Gymnastikmatte aus Schaumstoff, auf der ich barfuß stehe (Beispiel: Airex Balance). Als meine Füße nicht mehr
protestierten, kaufte ich mir Anfang 2006 einen höhenverstellbaren Schreibtisch, der einen Bereich von 70 bis 140 cm Höhe
abdeckt. Elektrisch höhenverstellbar sollte er schon sein, weil
bei mir recht viel auf dem Tisch steht. Mit Motorantrieb hebt
und senkt sich die Platte sehr viel ruhiger als mit einer Handkurbel. Seit 2007 arbeite ich jedoch so gut wie nur noch im Stehen, meinem Rücken geht es sehr viel besser, Physiotherapie
Bild: © privat
Ein über Jahre optimierter Arbeitsplatz, vom höhenverstellbarem Schreibtisch bis hin zu den gelenkentlastenden Eingabegeräten.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
9
Schwerpunktthema
Tastaturen, Mäuse, Berührungsfeld
Auch mit Sehnenscheidenentzündungen hatte ich wiederholt
zu kämpfen. Um diesen Beschwerden vorzubeugen, probierte
ich zunächst Handgelenkauflagen aus, die jedoch keine echte
Besserung brachten, dann diverse ergonomische Mäuse und
Tastaturen. Meine Tastaturen sind in der Mitte durch eine Art
Keil geteilt, so dass ich beim Arbeiten eine natürlichen Handhaltung einnehmen kann und die Gelenke nicht überdehnt
werden. Diese Tastaturen
gibt es mit einem feststehenden Keil, aber auch in unterschiedlichen Winkeln zusammenschiebbar. Es gibt außerdem Tastaturmodelle,
bei denen die Tasten in einer Art Mulde liegen (Beispiel: Maltron). Ich hatte Gelegenheit, sie bei einer Kollegin auszuprobieren,
fand sie anfangs sehr gewöhnungsbedürftig,
war aber überrascht, dass ich schon nach
wenigen Minuten gut damit zurecht kam.
Berührungsfelder (neudeutsch: Touch­
pad) sind so gar nicht meine Sache:
Trotz intensiven Trainings rutscht der
Zeiger nur selten an die Stelle, an
der ich ihn haben will. Ich bleibe also
lieber bei der Maus – wobei ich im
Grund meines Herzens ein „Tastenfetischist“ bin und versuche, mir mög-
10
lichst viele Tastenkombinationen zu merken. Denn jedes Mal,
wenn ich die Tastatur loslassen und zur Maus greifen muss,
kostet mich das Zeit – in jedem Einzelfall nur Bruchteile von
Sekunden, aber aufs Jahr gerechnet dürfte da ganz schön was
zusammenkommen. Ich komme sehr gut mit relativ kleinen
horizontalen Mäusen zurecht und hier ist auch eine Unterlagen mit Gelkissen fürs Handgelenk sinnvoll, die ich bei der
ergonomischen Tastatur nicht mehr benötige. Deshalb habe
ich mich, bis auf gelegentliche Versuche, nicht mit Vertikalmäusen beschäftigt. Diese sind der natürlichen Gelenkstellung
angepasst, da die Hand aufrecht steht und der Handrücken zur
Seite zeigt (Beispiel: Evoluent), oder sie sind wie ein Joystick
geformt (Beispiel: Anir). Auch hierbei ist sicherlich eine Testphase hilfreich.
Wer viel mit dem Klapprechner arbeitet, weiß vielleicht
einen Laptopständer zu schätzen, mit dem sich der Winkel
für Augen und Arme verbessern lässt. Er ist (je nach Modell
stufenlos) höhenverstellbar, und wenn man Maus und Tastatur
anschließt, hat man einen ganz normalen Arbeitsplatz. Der
Ständer bietet den zusätzlichen Vorteil, dass das Gebläse „in
der Luft hängt“ und weniger Staub direkt von der Schreibtischoberfläche ansaugt. Dieser verstopft gern mal die Filtermatte, was zur Überhitzung des Rechners führen kann.
Pausen machen!
Bei der Bildschirmarbeit leisten unsere Augen häufig Schwerstarbeit, indem sie nicht nur genau hinschauen, sondern sich
auch an unterschiedliche Entfernungen und Helligkeiten anpassen müssen. Die Folge sind trockene, rote und brennende
Augen. Daher werden häufigere Kurzpausen von fünf bis 15
Minuten empfohlen, mindestens aber 15 Minuten alle zwei
Stunden. Ich stelle mich dann gern ans (möglichst geöffnete) Fenster und sehe hinaus ins Grüne, das
entspannt nicht nur die Augen,
sondern tut auch der Seele
gut. Auf jeden Fall sollte jede
Stunde ein paar Minuten stoßgelüftet werden, das ist effizienter, als das Fenster den ganzen Tag auf Kipp stehen zu haben. Dafür ist ein Hygrometer
gut, das anzeigt, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch oder zu
niedrig ist. Mit dem Stoßlüften sorgt man in kürzester Zeit für
eine Normalisierung des Raumklimas. Weiterhin ist es wichtig,
tagsüber genug zu trinken, dafür stelle ich mir einen Kurzzeitmesser, der mich jede Stunde daran erinnert. Bei der Gelegenheit schiebe ich dann auch gern ein paar Übungen ein,
um die Nacken- und Schultermuskulatur zu entspannen. Die
Krankenkassen bieten dazu im Internet kurze Videoanleitungen für Bürogymnastik an (z. B. in der Mediathek der
AOK), aber auch bei YouTube wird
man fündig.
Gabriele François
Fachübersetzerin
für Technik, Umwelt,
Naturwissenschaften und Recht
Sprachen: Englisch, Französisch,
Spanisch, Niederländisch
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © S. Hofschlaeger/Pixelio.de (links), © privat (rechts)
und Schmerzmittel brauche ich nur noch in Ausnahmefällen.
Allerdings gönne ich mir hin und wieder eine Arbeitsphase auf
einer bequemen, rückenfreundlichen Liege, z. B. zum Lesen
von Fachzeitschriften, für Korrekturaufträge usw. Und wenn
ich doch mal länger sitzen muss (meistens bei Weiterbildungen), versuche ich daran zu denken, mein Keilkissen mitzunehmen, aber notfalls tut es auch ein Provisorium mit meiner
zusammengelegten Jacke.
Inzwischen gibt es auch wissenschaftliche Untersuchungen
über Auswirkungen des Sitzverhaltens auf das Herz-KreislaufSystem, die belegen, was wir eigentlich immer schon wussten:
Bewegung (und sei es nur zwischendurch) tut dem Körper gut.
Wer auf eine sitzende Arbeitshaltung nicht verzichten mag, für
den bietet der Markt inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle von Sitzgelegenheiten. Kniestühle sind allgemein
bekannt; andere Modelle legen den Akzent auf dynamisches
Sitzen, ähnlich wie auf Sitzbällen (Beispiel: Topdeq, Swopper),
oder auf sattelähnliche Sitze (Beispiel: Swippo, Capisco). Das
Wichtigste bei der Auswahl ist das Ausprobieren. Ein guter Bürofachhändler kann die Stühle zur Ansicht liefern, damit man
ein paar Tage probesitzen kann. Einfach mal fragen – schließlich sind diese guten Stücke ja nicht ganz billig.
Schwerpunktthema
Schluss mit dem Sitzen!
Arbeiten auf dem Laufband
Als Übersetzer verbringen wir den Großteil unserer Arbeitszeit im Sitzen und damit in einer ungesunden Zwangshaltung. Mit einem Laufbandschreibtisch können wir bereits
während des Übersetzens für mehr Bewegung sorgen.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Bewegungsmangel
dürften uns allen bekannt sein. Viele von uns versuchen dieses
Defizit in ihrer Freizeit auszugleichen. Umso ernüchternder das
Fazit einer schwedischen Studie1: Selbst mit körperlicher Betätigung nach der Arbeit können die Risiken langer Sitzphasen
offensichtlich nicht kompensiert werden. Es kommt also darauf
an, den ganzen Tag über in Bewegung zu bleiben. Keine leichte
Aufgabe für Übersetzer – aber machbar! Dafür benötigen Sie
lediglich ein Laufband, einen hohen Tisch und Freude an der
Bewegung.
So geht’s
kommt in Schwung, der Rücken wird entlastet und man bleibt
wach und aktiv. Ich persönlich habe auch den Eindruck, konzentrierter und produktiver zu arbeiten. Es geht jedoch nicht darum, ein intensives Fitnessprogramm zu absolvieren. Ziel ist es,
den Körper den ganzen Tag über locker in Bewegung zu halten.
Unbedingt empfehlenswert ist eine Spracherkennungssoftware,
da das Tippen beim Laufen etwas Übung erfordert. Außerdem
hat man somit die Arme frei und noch mehr Bewegungsfreiheit.
Der Gehtisch ist also eine gute Lösung, um unserem berufsbedingten Bewegungsmangel die Stirn zu
bieten und langfristig fit im Beruf zu
bleiben.
Verena Schmidt
Verena Schmidt ist Diplom-Übersetzerin und seit 2005 in den Fachgebieten Wirtschaft und Finanzen freiberuflich tätig. Sprachen: Deutsch,
Englisch und Spanisch.
[email protected]
Die auf dem Markt verfügbaren Komplettlösungen (z. B. „Home
Run“ von Skandika) sind nicht gerade billig und mit einer viel
zu kleinen Ablage ausgestattet. Außerdem ist es ratsam, diese Arbeitsweise erst mal auszuprobieren, bevor man zu tief in
die Tasche greift. Ich entschied mich deshalb für ein günstiges
Laufband („Confidence Power Plus“, ca. 280 Euro), dessen Armlehne heruntergeklappt werden kann. Ein wichtiges Kriterium,
soll das Gerät doch problemlos unter den Schreibtisch geschoben werden. Nachdem ich die ergonomisch richtige Höhe des
Tisches ermittelt hatte, wurde mit Holz aus dem Baumarkt (ca.
70 Euro) ein hohes Pult gezimmert. (Wer gerade keinen Handwerker zur Hand hat, besorgt sich am besten ein entsprechend
hohes Stehpult.) Dann konnte es losgehen.
Der Praxistest
Bilder: © privat
Es ist zunächst einmal ungewohnt, im Laufen zu arbeiten. Aber es
klappt erstaunlich gut. Die Geschwindigkeit sollte jedoch nicht
zu hoch sein, da man bei einem zu sportlichen Tempo schnell ermüdet und die Konzentration leidet. Eine Geschwindigkeit zwischen 1,5 und 2,5 km/h ist für mich optimal. Bei diesem Tempo
kann man zwar tippen, dafür ist allerdings etwas Übung erforderlich. Deshalb arbeite ich auf dem Laufband hauptsächlich
mit Spracherkennungs-Software oder erledige Korrekturarbeiten, die relativ wenig Tipparbeit erfordern. Beides funktioniert
bei dieser Geschwindigkeit problemlos. Es gibt auch „Office
Walker“, die bei diesen und höheren Geschwindigkeiten tippen
können (siehe Video-Empfehlung). Das muss jeder für sich selbst
ausprobieren. Da wir übersetzen und keinen Marathon laufen
möchten, ist ein stundenweiser Wechsel zwischen Gehtisch und
„Sitz“-Schreibtisch sinnvoll. Deshalb sollten die Arbeitsdateien
von beiden Rechnern bzw. Arbeitsstationen zugänglich sein (hierfür bietet sich beispielsweise eine private „Cloud“ an).
Fazit
Inzwischen arbeite ich seit zwei Jahren am Gehtisch und möchte
diese Arbeitsweise nicht mehr missen. Das Herz-Kreislauf-System
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Video-Empfehlung
Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, können Sie sich bei
YouTube einen „Office Walker“ in Aktion anschauen (Suchbegriff:
„Ergonomischer Arbeitsplatz: Laufband“).
11
Schwerpunktthema
Dragon Naturally Speaking
Drachen zähmen –
Spracherkennungssoftware
auf dem Prüfstand
Thomas Goldberg
Dragon NaturallySpeaking –
was ist das überhaupt?
Das von der französischen Firma Nuance produzierte und vertriebene
Programm Dragon NaturallySpeaking
ist eine Spracherkennungssoftware,
die gesprochene Wörter entweder
in geschriebenen Text verwandelt
oder in Befehle an den Computer
umsetzt. Die aktuellste Version ist
13. Mit Dragon lassen sich Windows
und verschiedenste Programme
über Sprachbefehle steuern. Vor allem die Integration mit
Microsoft Office (Word, Excel, Outlook) ist hervorragend.
Man kann beispielsweise in Outlook Nachrichten verfassen,
senden, löschen, verschieben oder beantworten, ohne ein
einziges Mal zu Tastatur oder Maus greifen zu müssen. Der
Einsatz von Dragon bietet sich für Übersetzer natürlich besonders an, da man den Bedarf, Übersetzungen auf der Tastatur zu tippen, signifikant verringern kann.
Dragon und sein Einsatz beim Übersetzen
Ich setze Dragon nun seit Mai 2014 im Arbeitsalltag ein. Begonnen habe ich mit Version 12.5, seit November nutze ich
die neueste Version 13. Dabei konnte ich feststellen, dass die
Software den Arbeitsalltag schon ziemlich erleichtert. Man
entlastet die Handgelenke, ist freier in seiner Sitzhaltung und
kann zwischendurch auch einmal aufstehen, was ja für den
12
Rücken sehr gesund ist. Außerdem ist der Durchsatz bei Fließtexten um einiges höher, da man für gewöhnlich schneller diktieren kann als tippen – mein derzeitiger Rekord liegt bei gut
1.000 Wörtern pro Stunde.
Besonders positiv ist hervorzuheben, dass die Verbesserungen von der Vorgänger- zur aktuellen Version erheblich sind.
Version 12.5 erforderte noch eine relativ lange Einarbeitungszeit, während der sich Dragon an Sprechgeschwindigkeit, Akzent und andere sprachliche Eigenschaften des Benutzers gewöhnen und Fachwörter lernen muss, die im Grundwortschatz
nicht vorhanden sind. Die intensive Phase dieser Trainingszeit
dauerte mit Version 12.5 etwa zwei bis drei Monate, in denen
die Software wirklich sehr viele Fehler machte.
Problematisch ist es vor allem, wenn Dragon einen diktierten Ausdruck falsch erkennt und anhand des in der Datenbank
vorhandenen Grundwortschatzes zusammensetzt. Das Programm weiß beispielsweise nicht, dass es „nach Teilenummern
suchen“ heißen muss und nicht „Nachteile Nummern suchen“
– es erkennt das Wort „Nachteile“ und verfügt natürlich nicht
über die Intelligenz, die erforderlich wäre, um zu erkennen,
dass das, was man schreiben möchte, mit Nachteilen nichts
zu tun hat.
Allerdings weist Version 13 eine viel höhere Erkennungsgenauigkeit auf, auch und gerade bei deutschen Komposita,
die bei Version 12.5 noch einen der Hauptschwachpunkte darstellten. Die Vorgängerversion war hier noch ziemlich schwer
von Begriff, weil die Bestandteile zusammengesetzter Wörter
jeweils als eigenständige Begriffe erkannt wurden, und eben
nicht als das eigentlich gewünschte Kompositum. Anstelle von
„Rasenmähermotor“ schrieb das Programm dann „Rasenmäher Motor“, weil beide Begriffe in der Datenbank stehen, das
Kompositum aber nicht. In der neuen Version werden vielmehr
Komposita beim ersten Anlauf erkannt, sodass die Anzahl erforderlicher Korrekturen stark zurückgegangen ist.
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Christian Moster/Fotostudio Lichtmalerei (Mitte links), © Nuance Communications, Inc. (oben rechts)
Täglich bringen wir Übersetzer mehrere tausend Wörter zu
Papier bzw. in den Computer. Körperliche Schwerstarbeit,
die nicht selten zu massiven Verspannungen und in der Folge zu Rücken- oder Armproblemen führt. Wie erleichternd
wäre es da, die Finger von der Tastatur nehmen und stattdessen eine Software das „Tippen“ übernehmen zu lassen?
Übersetzen mit Spracherkennungssoftware ist längst nicht
mehr nur was für Nerds. Mit der windowseigenen Spracherkennung oder einer preiswerten Software lassen sich erstaunliche Ergebnisse erzielen, und neben der Entlastung
für Finger, Arme, Schultern und Rücken ist in der Regel
auch eine ordentliche Effizienzsteigerung drin. Dragon Naturally Speaking ist derzeit das populärste Programm dafür. Die drei Kollegen Thomas Goldberg, Elke C. Poths und
Ina Brandt berichten über ihre Erfahrungen mit dem „Drachen“, wie er unter Anwendern gerne genannt wird.
Schwerpunktthema
Kurze Wörter, die gleich oder ähnlich ausgesprochen werden, bereiten Dragon nach wie vor Probleme, wenn auch in
leicht geringerem Umfang als bei der alten Version. Klassische
Beispiele sind „dass/das“ oder die Pronomina „sie/Sie“ bzw.
„ihnen/Ihnen“. Hier verfügt das Programm zwar über eine
kontextbasierte Erkennung, diese funktioniert jedoch nach
meiner bisherigen Erfahrung nur in etwa 60–70 % aller Fälle.
Dies bedeutet natürlich, dass die beim Übersetzen gewonnene Zeit zumindest teilweise für intensive Review-Durchläufe wieder draufgeht. Man muss eben alles sehr aufmerksam
korrekturlesen (lassen). Dadurch wandelt sich der gesamte
Arbeitsablauf. Man verbringt in Summe weniger Zeit mit dem
Übersetzen, dafür mehr mit der Korrektur. Allerdings verfügt
Dragon auch über eine Funktion, mit der man sich markierten
Text vorlesen lassen kann. Wenn man sich einmal an die Computerstimme gewöhnt hat, ist das – zumindest für mich – weniger anstrengend, als alles selbst zu lesen, ohne dass die Aufmerksamkeit nachlässt. Wer allerdings keinen großen Spaß am
intensiven Lektorat hat, für den ist Dragon eher ungeeignet.
Bilder: © privat (Mitte rechts), © Nuance Communications, Inc. (Mitte unten/2)
Kompatibilität mit CAT-Tools
Bei der Interaktion von Dragon mit den gängigen Programmen
aus dem Übersetzeralltag gibt es für die Entwickler auf beiden
Seiten noch erheblichen Nachholbedarf. Zwischen den Versionen 12.5 und 13 gibt es dabei keine Unterschiede. Das einzige CAT-Tool, das sich neben dem Diktieren der Übersetzung
mit Dragon auch flüssig steuern lässt, ist derzeit MemoQ. Hier
kann man per Sprachbefehl Korrekturen durchführen, Wörter
bzw. Sätze markieren, kopieren und einfügen sowie Segmente
bestätigen.
Bei SDL Trados Studio sieht es dagegen nicht so gut aus.
Die Bedienung des Programms über Dragon-Sprachbefehle ist
nicht möglich, der Dragon-Befehl „Korrigier das“ funktioniert
nicht und am Anfang jedes Segments muss man Dragon darauf hinweisen, dass das erste Wort groß geschrieben werden
soll, weil der Segmentanfang nicht erkannt und alles, was kein
Substantiv ist, klein geschrieben wird. Auch das Word-Plugin
des alten SDL Trados ist nicht mit Dragon kompatibel, sodass
man bei der Übersetzung in Word mit Trados 8 ebenfalls die
Segmente per Mausklick oder Tastaturkürzel bestätigen muss.
Noch schlechter verhält es sich bei Across. Dieses Programm, das ja ohnehin schon beträchtliche Computerressourcen in Anspruch nimmt, belastet in Kombination mit Dragon
auch sehr leistungsfähige Rechner stark. Der Segmentwechsel
geht dann sehr langsam vonstatten, und abgesehen davon ergeben sich die gleichen Probleme wie bei Trados – eine Steuerung des Programms über Dragon ist nicht möglich.
Headset
Noch einige Anmerkungen zum Thema
Headset: Das im Lieferumfang von Dragon enthaltene Headset trägt sich eher
unbequem und drückt, vor allem in Kombination mit einer Brille. Daher habe ich
mir ein USB-Headset der Marke Andrea
NC-181-VM gekauft, das sehr bequem ist
und auch nur auf einer Seite eine Ohrmuschel hat, sodass man es, wenn es doch
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
einmal drückt, einfach umdrehen und auf das andere Ohr setzen kann. Die größte Freiheit bietet ein Bluetooth-Headset,
da man damit während der Arbeit im Büro umherlaufen kann.
Dies funktioniert aber natürlich nur, wenn sich auch die Software, die man gerade verwendet, über Dragon steuern lässt.
Fazit
In der Summe überwiegen für mich die Vorteile von Dragon
im Übersetzeralltag. Am stärksten ist das Programm, wenn
man nicht an ein CAT-Tool gebunden ist, sondern einfach frei
in Word arbeitet. Die Arbeitsweise entspricht dann im Prinzip
einer Stegreifübersetzung mit anschließender Korrektur. Aber
auch bei der segmentweisen Bearbeitung in CAT-Tools lässt
sich mit Dragon gut arbeiten, wenn die Segmente nicht hauptsächlich aus einzelnen Wörtern oder kurzen Phrasen bestehen.
Thomas Goldberg
Referent für Sprachtechnologie im LV Bayern des BDÜ
[email protected]
Elke C. Poths
Dragon Naturally Speaking –
Erlösung für Übersetzer
Ich selbst benutze Dragon seit einem knappen halben Jahr, zuerst in
Windows XP, jetzt, nach einem Festplattencrash, unter Windows 8, primär in den Programmen Word Fast
Pro, Word und Final Draft. Bislang
sind meine Erfahrungen mit dieser
Software zu 97 % sehr positiv. Vor
allem die physische Entlastung ist
deutlich spürbar, sodass die Tatsache, dass einige der Befehle wie „Übertragen″ oder „neuer
Absatz″ manchmal mit (gefühlt erheblicher und etwas nerviger) Verzögerung ausgeführt werden, eher sekundärer
Natur, was man angesichts der Vorteile akzeptieren kann.
Das Diktieren mit Dragon gelingt dank meines Headsets von
Logitec einwandfrei und ist aufgrund seiner ausgezeichneten
Polsterung sehr angenehm. Durch die nur einmal vorzunehmenden Einstellungen kommt es nur selten zu Verzögerungen
aufgrund von „Verständigungsproblemen″ während des Diktats.
Verbesserungswürdige
Features
DNS erscheint auf den ersten Blick als
Nuances Geschenk an alle Übersetzer
und Autoren. Jedoch können bereits bei
der ersten Anwendung von DNS „Verständigungsschwierigkeiten″ auftreten. Diese scheinen unabhängig davon zu sein,
welche Arbeitssprache benutzt wird; bei
mir sind dies hauptsächlich Deutsch und
13
Schwerpunktthema
Sprachen und Vokabular
Verpasst man bei der Erstinstallation alle Sprachen zu installieren, muss Dragon für jede Sprache erneut installiert und
ein eigenes Benutzerprofil erstellt werden. Daher ist bei jeder Sprache das jeweilige Benutzerprofil zu aktivieren. Wählt
man das falsche, versucht Dragon, die Worte in der jeweiligen
Sprache zu schreiben, die nicht zwingend dieselbe Sprache des
Programms sein muss, so dass erstaunliches zu Tage tritt. Diese
Einstellung kann entweder beim Start von Dragon sofort oder
über den Reiter „Profil″ vorgenommen werden.
Software-Versionen
Dragon Naturally Speaking gibt es je nach Anforderungen und
Bedarf in unterschiedlichen Versionen.
Die von Übersetzern am meisten genutzte Premium-Version kostet (mit Headset) in der UVP 169 €, ist aber über Angebote z. B.
über den Buchhandel oder online in der Regel für um die 100 €
zu bekommen.
In der Professional-Version können Sie zusätzlich zu den in der Premiumversion enthaltenen Features Makros programmieren, Tastenkombinationen diktieren und über die vorgegebenen Dragonbefehle hinaus eigene entwickeln. Dafür bezahlt man rund 800 €.
Die Versionen Legal und Medical sind im Fachvokabular speziell
auf die Anwendungsbereiche von Juristen und Medizinern abgestimmt; hierfür müssen aber rund 1.200 € einkalkuliert werden.
Über die genauen Spezifikationen der Versionen sowie die Systemanforderungen informieren Sie sich auf der Website des Herstellers unter www.nuance.de.
14
Auf der Pro-Seite ist Dragon so „eifrig″, dass, wenn etwas
nicht korrekt verstanden wurde, sofort um Wiederholung des
Wortes oder Satzes „bittet″ – und das sogar wenn man sich laut
über die falsche Wortwahl der Software beklagt. Akribisches
Korrekturlesen wird somit unerlässlich.
Es besteht zudem die Möglichkeit, wiederkehrende Fehlinterpretationen zu beseitigen, indem man unter dem Reiter
„Vokabular″ den vorinstallierten Wortschatz an seine eigenen
Anforderungen anpasst.
Übersetzungen von Drehbüchern
Dragon funktioniert auch nahezu problemlos bei der Übersetzung von Drehbüchern in der Sprache, die im jeweiligen Profil
festgelegt wurde.
Allerdings müssen beim „untrainierten″“ Dragon auch hier
die einzelnen Format-Befehle per Mausklick aktiviert werden.
Und auch hier gibt es Missverständnisse, wie der nachfolgende
Screenshot zeigt. Beispielsweise kann Dragon nicht zwischen
„of″ und „off″ differenzieren, so dass, wie in allen anderen
Programmen, auch bei Final Draft eine intensive Korrekturlesung unerlässlich ist.
Die Einteilung der einzelnen Segmente (Aktion, Dialog,
usw.) kann jedoch nur über den Toolbar erfolgen, da Dragon
den Befehl genau so schreibt, wie er gegeben wird, statt ihn
auszuführen, z. B. „Center″ anstatt den nachfolgenden Text zu
zentrieren.
Fazit:
Obgleich die Anpassung des Programms an die persönlichen/
beruflichen Anforderungen zeit- und arbeitsintensiv ist, überwiegen die Vorteile von Dragon bei weitem. DNS ist eine Investition, die sich rasch amortisiert. Für mich ist der „Drache″ zu
einem geschätzten Bestandteil meiner Arbeit als Übersetzerin
und Autorin geworden, den ich nicht mehr missen möchte.
Elke C. Poths
Übersetzerin, Autorin und Poetin
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Nuance Communications, Inc. (2)
Englisch. Eine deutliche und flüssige Aussprache ist natürlich
beim Diktieren ein absolutes Muss, da gleichklingende oder
undeutlich gesprochene Wörter und Sätze beinahe abenteuerliche und witzige Resultate produzieren können. Eine Stimmen- und Sprachgewohnheitsanpassung kann in nur wenigen
Schritten im Programm vorgenommen werden.
Schwerpunktthema
Ina Brandt
DNS und Déjà-Vu arbeiten
gut zusammen
Bilder: © privat (oben links), © Dieter Schütz/Pixelio.de (oben rechts), © Nuance Communications, Inc. (unten links)
Dragon kann ohne lange Einarbeitung in nahezu allen Programmen
problemlos eingesetzt werden. Es
sind keine Voreinstellungen oder
Verknüpfungen mit den jeweiligen
Programmen erforderlich. Neben
der Diktierfunktion erkennt Dragon
auch viele Befehle. So kann man
zum Beispiel im E-Mail-Programm
auf Befehl Nachrichten öffnen, beantworten, versenden, löschen und durch diese navigieren. Dies spart einige Mausklicks, was besonders hilfreich
ist, wenn man aufgrund einer Verletzung die Hände nur
eingeschränkt nutzen kann. Für die Verwendung im Browser muss ein Plug-in in installiert werden. Bei Firefox ist
mir das noch nicht gelungen, in solchen Fällen öffnet sich
jedoch ein Diktierfenster und durch einen Mausklick wird
der diktierte Text in das entsprechende Fenster in Firefox
übernommen.
Die Erkennungsquote bei Dragon ist auch bei technischen
Fachtexten sehr hoch. Fachbegriffe, wie zum Beispiel Wechselspannungsquelle oder Lasertracker, bereiten keine Schwierigkeiten. Die Kombination von Dragon und Déjà-Vu funktioniert sehr gut. Das Arbeiten mit Befehlen wie „Korrigier das“,
„Lösch das“, „Lies das vor“, oder das Verschieben des Cursors
(z. B. „geh’ drei Wörter nach rechts“ oder „geh’ ans Ende der
Zeile“) ist in Déjà-Vu problemlos möglich. Leider ist das Formatieren von Wörtern, wie zum Beispiel das Fettschreiben
oder Kursivschreiben, nur möglich, wenn bei Dragon das englische Profil eingestellt ist und die Befehle in Englisch gegeben
werden, auch wenn in Déjà-Vu Deutsch als Sprache eingestellt
ist (die Formatierungsfelder sind in Englisch).
Ina Brandt
Fachübersetzungen (Schwerpunkt Patente)
Englisch, Französisch
[email protected]
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Work-Life-Balance
Leistung und Leidenschaft
Wieder einmal die Mittagspause in den Sozialen Netzwerken verbracht? Den Sporttermin kurzerhand dem dringenden Auftrag geopfert? So nachvollziehbar diese Entscheidungen sind, Ihrer Arbeitsleistung tun Sie damit langfristig
keinen Gefallen. Wer sich bewusst Pausen gönnt und sich
Zeit für Sport oder ein geschätztes Hobby nimmt, ist nicht
nur ausgeglichener, sondern arbeitet auch nachweislich
produktiver.
Erinnern Sie sich noch an den Klang ihrer Schulglocke oder
des Schulgongs? Was wurde er doch herbeigesehnt, zumindest,
wenn er eine Unterrichtseinheit beendete und eine Pause einläutete. „Große Pause“, welch Verheißung. Solch feste Vorgaben, wann und wie sie sich erholen dürfen und sollten, haben
Berufstätige bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr, und schon
gar nicht Freiberufler. Während viele Berufstätige mit dieser
Freiheit nicht optimal umgehen und öfters einmal „durcharbeiten“, haben die Kolleginnen und Kollegen, die infoNRW zu
der Thematik befragte, bereits gute individuelle Lösungen
gefunden, ihre Leistungsfähigkeit mit gezielten Pausen zu
erhalten. Darüber hinaus nehmen sie sich bewusst Zeit für
Spaziergänge, Sport oder außergewöhnliche Hobbys. Damit
erweisen sie sich als verantwortungsvolle Unternehmer. Denn
längst ist erwiesen, dass kurze Ruhepausen die Produktivität
erheblich steigern, wer regelmäßig Pausen macht, fühlt sich
ausgeglichener, baut Stress ab und beugt sogar Burn-Out vor.
Und wer es schafft, den Dingen, die ihm wichtig sind oder
helfen, „den Kopf frei zu bekommen“, einen festen Platz im
Alltag einzuräumen, hat bereits viel für eine gute Work-LifeBalance getan.
15
Schwerpunktthema
Rechtzeitig Pause machen
Arbeitswissenschaftler raten, eine Pause zu machen, bevor die
Konzentration nachlässt. „Das ist meist früher, als man denkt.
Viele nehmen Ermüdung erst wahr, wenn sie unerträglich geworden ist und machen die Pausen entsprechend zu spät“, erläutert Diplom-Psychologin Anne Frobeen in einem Beitrag für
die Techniker Krankenkasse. Gerade wenn man hochmotiviert
an etwas arbeitet, kann das subjektive Empfinden täuschen.
Generell gilt, dass die Leistungsfähigkeit im 90-MinutenRhythmus schwankt, nach spätestens 70–80 Minuten konzentrierter Arbeit schaltet der Körper für 20 Minuten auf Erholung
um, man ist dann weniger aufmerksam und konzentriert. Als
körperliche Reaktion bei Ermüdung wird der Atem flacher, der
Puls beschleunigt sich, die Konzentration sinkt. Über die Ermüdung einfach hinwegzuarbeiten empfiehlt sich nicht. Denn
diese nimmt umso schneller zu, je länger man müde weiterarbeitet, sagt Frobeen. Laut einem Artikel von Zeit Online zum
Thema Pausenmanagement haben Untersuchungen außerdem
gezeigt, dass Erholungsphasen sich nicht aufschieben lassen,
zum Beispiel ans Ende der Arbeitszeit. Die Ermüdung nimmt
im Tagesverlauf zu und man muss sich für die Ausführung einer
gegebenen Aufgabe umso mehr anstrengen. Fach-Übersetzer
Manfred Braun hat bereits seinen Pausenrhythmus gefunden:
„Ich versuche an meinen Arbeitstagen mindestens einmal pro
Stunde eine kurze Pause zu machen.“ Auch Angelika Pfaller,
Übersetzerin und Lektorin, versucht, nicht länger als eine
Stunde am Stück am Schreibtisch zu sitzen. Beide beweisen
Bewegte Zeiten –
Pausensoftware und Links
Kurze Pausen sind ideal geeignet, um dem Körper ein paar Dehnoder Gymnastikübungen abzuringen. Damit es nicht beim guten
Vorsatz bleibt, kann man sich „Pausensoftware“ wie Gym-O-Fizz
oder Workrave installieren. Die Programme erinnern einen in
individuell einstellbaren Intervallen daran, eine Pause einzulegen, und schlagen zugleich eine oder mehrere einfache Übungen vor. Diese können problemlos am oder vor dem Schreibtisch
ausgeführt werden. Während das kostenlose Workrave (www.
workrave.org) vor allem auf die Häufigkeit und Dauer der Pausen abzielt, hat Gym-O-Fizz ein deutlich größeres Repertoire an
Übungen. Gym-O-Fizz (www.gym-o-fizz.de) kann zunächst kostenlos für einige Wochen getestet werden und kostet dann ca.
20 Euro. Der Selbsttest hat übrigens ergeben, dass die Übungen
sehr gut dem üblichen „Einrosten“ in einer Position vorbeugen,
besonders die Übungen für den Nacken- und Schulterbereich
sind äußerst wohltuend – allein sie sind einen Versuch wert.
Natürlich geht all das auch ohne Software – um sich häufigere
Pausen anzutrainieren sind Programme wie diese jedoch ideal.
Alternativ zur Pausensoftware findet man im Internet problemlos Anregungen für die Büro-Gymnastik, vor allem bei den Krankenkassen. Hier eine kleine Auswahl: Die AOK hat einen Ratgeber
„Fit im Büro“ im Angebot sowie einen vierwöchigen Online-Kurs
„Rücken aktiv im Job“; auf www.buero-forum.de finden sich unter der Rubrik „Nutzer-Tipps“ gut umsetzbare Gymnastikübungen, die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft bietet unter www.
vbg.de ein Faltblatt „Gymnastik im Büro“ an.
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damit einen guten Instinkt, denn Studien haben gezeigt, dass
eine kurze Pause nach circa einer Stunde Arbeit besonders geeignet ist, um Müdigkeit vorzubeugen und die Leistung zu steigern. Wer sich regelmäßig bei der Arbeit entspannt, kann darüber hinaus Informationen nachweislich besser verarbeiten.
Viele Minipausen erhalten
die Aufmerksamkeit
„Wenn man dazu neigt, sich leicht ablenken zu lassen, kann
das richtige Pausenmaß schwer zu finden sein“, sagt DiplomÜbersetzerin Katrin Arnold. „Um mich richtig zu konzentrieren, brauche ich manchmal tatsächlich den Tunnelblick, der
alles andere ausblendet. Ich finde es schwierig, einen guten
Ausgleich zwischen konzentriertem Arbeiten und Pausen zu finden. Manchmal habe ich das Gefühl, zu viele zu machen, oder
ich gehe tagsüber einer sportlichen Tätigkeit nach. Das tut
zwar sehr gut, aber ich merke dann oft, dass mir die Zeit bei
den Aufträgen fehlt oder ich an manchen Tagen danach unkonzentrierter bin, weil es mir schwerfällt, wieder in die Arbeit
hineinzufinden.“ Um diesen Effekt zu vermeiden, empfehlen
Arbeitswissenschaftler, kurze regelmäßige Pausen in den Alltag
einzubauen. Bereits eine Minipause von nur einer Minute hat
einen positiven Erholungseffekt, der nicht wesentlich größer
wird, wenn man die Pause deutlich verlängert. „Viele kleine
Pausen sind besser als wenige große“, sagt Psychologe Johannes Wendsche im Beitrag von Zeit Online und empfiehlt eine
regelmäßige Auszeit von fünf Minuten pro Stunde.
Wie man diese Auszeit gestaltet, kommt auf den Einzelnen
an. Ronja Grebe, Diplom-Dolmetscherin und –Übersetzerin,
gießt zum Beispiel gerne ihre Blumen, wenn sie während einer
längeren Übersetzung Pausen braucht, oder sucht sich eine
Tätigkeit, die sie kurz vom Schreibtisch wegholt, aber auch
nicht so lange dauert, „dass ich mich darin verlieren kann“,
wie sie sagt. Empfohlen wird, sich in der Kurzpause ein Kontrastprogramm zu schaffen. Wer also wie wir Übersetzer viel
sitzt, sollte sich in der Pause bewegen, vielleicht ein wenig
Büro-Gymnastik betreiben, etwas herumlaufen oder in den
Garten gehen (der Blick ins Grüne ist nachweislich besonders
erholsam, und schon ein entsprechendes Bild an der Wand hat
einen hilfreichen Effekt). Bei den Kolleginnen und Kollegen
beliebt sind Hausarbeiten wie zum Beispiel das Anwerfen der
Waschmaschine. „Wenn es die Abgabetermine erlauben, mache ich zwischendurch auch mal ein bisschen Hausarbeit oder
erledige Einkäufe“, sagt zum Beispiel Angelika Pfaller. „Im
Gegensatz zu vielen anderen genieße ich es als großen Vorteil des Homeoffice-Daseins, das jederzeit machen zu können,
bin aber auch ganz gut im Wegschauen, wenn ich die Zeit am
Schreibtisch brauche.“
Weg vom Schreibtisch!
Grundsätzlich gilt die Empfehlung, dass Pausen nicht am Arbeitsplatz verbracht werden sollten, denn eine räumliche
Trennung bewirkt, dass man auch geistig Abstand gewinnt.
Diplom-Dolmetscherin Yvonne Hein bestätigt: „Bei mir ist das
Büro Bestandteil meiner häuslichen Umgebung. So entsteht
häufig die Versuchung, Pausen am PC zu verbringen, zum
Beispiel in Sozialen Netzwerken oder Rezeptforen. Allerdings
habe ich festgestellt, dass sich solche Pseudo-Pausen nicht
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © Petra Bork/Pixelio.de
Schwerpunktthema
produktiv auf meine Arbeit auswirken. Im Gegenteil, nach teilweise zwölf Stunden oder mehr an Schreibtisch und PC fühle
ich mich dann erst recht gerädert und erschöpft, und weil
man bei Facebook & Co. schnell auch mal mehr Zeit verbringt
als beabsichtigt, hat man trotzdem nicht soviel geschafft wie
man eigentlich wollte …“ Deshalb geht die Dolmetscherin inzwischen lieber mit ihrem Hund spazieren, liest Zeitung oder
erledigt Einkäufe bzw. Haushaltsarbeiten.
Besonders Freiberufler, die im heimischen Büro arbeiten,
haben das Bedürfnis, ihre Mittagspause außerhalb ihrer vier
Wände zu verbringen. „Anstatt die Pausen auch noch im Sitzen
zu verbringen, treibe ich in der Mittagspause öfter mal Sport“,
berichtet Ronja Grebe. „Bei schönem oder zumindest trockenem Wetter laufe ich gerne draußen, ansonsten gehe ich auch
ins Fitnessstudio. Das hilft mir ungemein, den Kopf frei zu
bekommen und danach wieder frisch am Schreibtisch zu sitzen. Darüber hinaus merke ich einfach, dass mir die Bewegung
fehlt, wenn ich es mal zwei Wochen nicht geschafft habe.“
Auch Diplom-Fachübersetzerin Katja Althoff zieht es nach
draußen: „Ich verbringe meine Mittagspause immer mit einem
einstündigen Spaziergang. Zum einen, weil sich mein Büro in
der eigenen Wohnung befindet und ich das Bedürfnis habe,
dass ich einfach mal raus muss. Und zum anderen, da ich ohne
regelmäßige Bewegung schnell Rückenprobleme bekomme.
Auch – oder gerade wenn – ich viel Stress und viel zu tun habe,
tut es gut, sich eine Stunde lang zu bewegen und den Kopf
frei zu bekommen. Ich bin dann nachmittags viel leistungsfähiger!“ Diplom-Fachübersetzer Carsten Malchow unterschei-
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
det zwischen der Arbeitszeit im Homeoffice und im Coworking
Space. „Im Homeoffice sitze ich nie zu lange am Rechner, da
gibt es immer Ablenkung: Waschen, Essen, Einkaufen ... Da
muss ich mich eher zwingen, lange genug am Rechner zu sitzen. Im Coworking Space, in dem ich derzeit etwa zwei Drittel
meiner Arbeitszeit verbringe, sieht es anders aus. Da klebe
ich bis zu zwei Stunden ohne Pause am Rechner, was sowohl
dem Skelett als auch den Augen schadet. Danach drehe ich
entweder eine Runde um den Block oder gönne mir in einem
der zahllosen Bistros im Kiez einen Kaffee oder ein Baguette.“
Daneben sieht Carsten Malchow, wie viele Übersetzer und Dolmetscher, Sport als besten Ausgleich an, der allerdings zeitlich
nicht immer leicht in den Arbeitstag zu integrieren ist. Wer
es lieber ruhiger angeht: Mittlerweile ist auch das gute alte
Mittagsschläfchen, heute dynamisch Power-Napping genannt,
ein probates Mittel der Erholung. Es sollte jedoch 20 Minuten
nicht überschreiten, da man ansonsten in die Tiefschlafphase
gerät und der Kreislauf heruntergefahren wird.
Regelmäßige Pausen sind ein Mittel, sich fit für die Arbeit
zu halten. Ein weiteres ist, sich bewusst mit etwas zu beschäftigen, das den Kopf frei macht und die Arbeit in den Hintergrund treten lässt. Was ihm oder ihr besonders gut tut, muss
jede(r) für sich selbst herausfinden. Einige gute, zum Teil
ungewöhnliche Anregungen bieten die nachfolgenden Statements der Kolleginnen und Kollegen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Dolmetscher
und Übersetzer ihre Work-Life-Balance gestalten.
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Schwerpunktthema
Angelika Pfaller, Übersetzerin und Lektorin, hat sich ein Kontrastprogramm zur Arbeit am Schreibtisch gesucht:
„Ich treibe Sport und singe im Chor, aber was mir immer
am besten hilft, den Kopf frei zu bekommen, ist meine Arbeit
im Tierheim. Zweimal pro Woche beginnt mein Tag mit Gassigehen und Füttern, dem Saubermachen von Käfigen, Gehegen
und Zwingern, Tierarztbesuchen usw. Wir sind dort ein tolles
Team. Die Arbeit ist zwar oft körperlich anstrengend – und
manchmal auch seelisch, wenn man schlimme Schicksale mitbekommt – aber sie gibt mir das gute Gefühl, etwas Sinnvolles
zu tun. Allen, die Tiere mögen und sich nicht davor scheuen,
sich schmutzig zu machen, kann ich gelegentliches Arbeiten im
Tierheim als Kontrastprogramm nur wärmstens empfehlen.“
Diplom-Übersetzerin Uta Stareprawo hat dem Stress buchstäblich den Kampf angesagt:
„Ich habe einige Jahre lang Aikido gemacht (japanische
Kampfkunst). Da dies mangels Zeit inzwischen weggefallen
ist, verbringe ich meine Freizeit jetzt mit meinen Hunden
und Büchern. Nichts besonderes also, aber ich fühle mich pudelwohl, auch wenn die Arbeit oft stressig wird.“
Fachübersetzer Manfred Braun ist „dann mal weg“:
„Montags und freitags nehme ich mir – insbesondere im Sommer – relativ häufig frei, um Sport zu treiben (Radfahren, Segeln, Laufen, Schwimmen, Bergsteigen). Das ist fast so etwas
wie ein Miniurlaub, zumal ich mich dann meist auf dem Chiemsee oder in dessen Nähe aufhalte. Das ist allerdings der Idealzustand, der leider bei eiligen (Groß)aufträgen allzuoft nicht
gegeben ist. Aber ich arbeite beharrlich daran, das zu ändern.“
Diplom-Dolmetscherin Yvonne Hein pflegt während des Singens ihr wichtigstes Arbeitsmittel:
„Ich habe mir ein Hobby ausgesucht, das sich insbesondere
positiv auf meine Arbeitsleistung als Dolmetscherin auswirkt:
Seit acht Jahren singe ich in einem Gospel-Chor. Die Atemtechniken, der bewusste Umgang mit den einzelnen Teilen des Stimmapparates und das Spiel mit der eigenen Stimme haben dazu beigetragen, dass ich auch bei langen Einsätzen nicht oft räuspern
oder ständig Halsbonbons lutschen muss. Meine Stimme bleibt
selbst beim anstrengenden Flüsterdolmetschen geschmeidig und
ausdrucksvoll und ganz davon abgesehen macht Singen gesund,
Spaß und ist gut für die Seele. Ein Hobby, das ich allen gestressten KollegInnen nur wärmstens ans Herz legen kann.“
Antje Ritter, Übersetzerin, Texterin und Lektorin, hat ihre
innere Ruhe gefunden und einen zusätzlichen Beruf erlernt:
„Ich mache jeden Morgen Yoga und meditiere danach.
Kürzlich war ich auf einem Achtsamkeitstag: sechs Stunden
schweigen und meditieren, verbunden mit ein paar körperlichen Übungen – herrlich! Das hilft mir, den Stress gelassener
zu sehen und innerlich mehr Ruhe zu finden. Außerdem gehe
ich jeden Mittag oder Nachmittag eine Stunde lang spazieren – das muss ich, weil ich einen Hund habe. Und – das ist
vielleicht etwas außergewöhnlicher: Ich habe in den letzten
fünf Jahren einen neuen Beruf gelernt (Psychotherapeutin)
und habe jetzt Klientinnen und Klienten UND übersetze. Das
nimmt auch Druck heraus. Im Moment besteht meine Arbeit
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zu einem Drittel aus Therapie und zu zwei Dritteln aus Übersetzungen und Texte schreiben bzw. Lektorat, das fühlt sich
sehr gut an.“
Für Diplom-Fachübersetzer Carsten Malchow sind seine gefiederten Haustiere ein Seelenbalsam:
„Im Homeoffice arbeite ich zusammen mit meinen vier
Wellensittichen. Ohne deren Begleitung würde mir da die Decke auf den Kopf fallen. Oft hocken sie auf dem Querarm der
Schreibtischlampe und sehen mir konzentriert bei der Arbeit
zu. Nur bei Telefonaten wird es schwierig, denn Wellis haben
die Angewohnheit, bei Gesprächen akustisch mithalten zu
wollen und zwar immer einige Dezibel mehr als das jeweilige
Umfeld. Da hilft dann nur die Flucht ins Nebenzimmer.“
Diplom-Übersetzer Andreas Rodemann lässt den Alltag gerne
mittels einer „Zeitreise“ hinter sich:
„Als Ausgleich zum Arbeitsleben nutze ich den Ausflug in
eine andere Zeit: das Mittelalter. So zwischen fünf und zehn
Mal pro Jahr gehe ich mit meiner Frau als Schausteller auf
Mittelaltermärkte. Unsere wichtigste Darstellung ist die eines Handwerkers Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts.
Unser Handwerk: eine Seilerei. Ich erkläre dabei Jung und Alt
wie damals und auch heute noch ein Seil hergestellt wird und
wofür Seile gebraucht werden. Dazu nehme ich mir ein Kind
aus dem Publikum, welches die Arbeit des Gehilfen verrichtet. Mit meinem Nachbau einer Seilerei-Anlage wird von Hand
aus Hanf ein vierkardeeliges Seil geschlagen. Dabei kann ich
auch z. B. Haken für eine Hundeleine mit einarbeiten oder
eine Handschlaufe spleißen. Außerdem zeige ich Knoten für
verschiedene Zwecke. Sobald Zelt und Seilerei aufgebaut sind
und wir uns umgezogen haben – denn natürlich gehört dazu
auch die entsprechende Kleidung – befinden wir uns in einer
ganz anderen Welt. Gelegentlich sind wir auch mit einer guten Freundin auf Mittelaltermärkten unterwegs und helfen
ihr bei der Präsentation ihrer Greifvögel. Und wenn wir nicht
als Schausteller auf Märkten sind, dann gehen wir ein bis zwei
Mal im Monat als Tagesgäste auf Märkte und leben unsere
weiteren Darstellungen aus, als da wären mittelalterliche
Kaufleute ebenfalls Ende 12./Anfang 13. Jahrhundert sowie
schottische Highlander Ende des 16. Jahrhunderts. Passend
zu den „Zeitreisen“ trainiere ich außerdem ein bis zwei Mal
pro Woche Bogenschießen mit meinem Nachbau eines historischen englischen Langbogens. Dieses Hobby hat überhaupt
nichts mit meinem Schreibtischjob zu tun. Manchmal spielt
der Alltag von Auf- bis Abbau überhaupt keine Rolle, selbst
wenn wir gute Freunde treffen. Ich bin draußen in der Natur, manchmal mit einer alten Burg(ruine) oder einer anderen
schönen Landschaft als Kulisse. Ich setze mich einfach auf die
Couch. Doch das für mich eigentlich Wichtigste ist, dass ich
unter Leute komme, die nichts mit
meinem Beruf zu tun haben, mit denen mich aber das gemeinsame Hobby
verbindet.“
Jorinde Buck
BUCK text+translation
Fachübersetzerin (EN/DE) für die
Agrar- und Pferdebranche
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © Atelier Herff
Von A wie Aikido bis Z wie Zeitreise
Schwerpunktthema
Arbeiten auf Reisen
Ich arbeite da, wo ich
Internet habe und mein
Netbook aufklappen kann
Bild: © privat
Am Strand mit dem Kunden telefonieren, die Füße im Sand;
die Übersetzung verschicken, einen Schirmchen-Cocktail
in der Hand – das Arbeiten auf Reisen stellen sich viele romantisch und spannend vor. Barbara Riedel ist seit drei Monaten auf Weltreise und versucht, Arbeit und Sightseeing
unter einen Hut zu bringen. Mit welchen Schwierigkeiten
sie unterwegs zu kämpfen hat, berichtet sie hier.
Mein Name ist Barbara Riedel und im September 2014 habe ich
meinen Master in Translation (Schwerpunkte Fachübersetzen
und Konferenzdolmetschen) erfolgreich beendet. Im Oktober
2014 habe ich meinen Blog B-licious auf barbaralicious.com
monetarisiert, um damit ein zusätzliches passives Einkommen
zu generieren.
Während meines Studiums erfuhr ich von den digitalen Nomaden. Sie verdienen für gewöhnlich online ihr Geld und arbeiten ortsunabhängig. Viele von ihnen verbringen dabei zum
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Beispiel den Sommer in der deutschen Heimat und überwintern in wärmeren Gefilden. Sofort wusste ich: Ich bin eine
digitale Nomadin und auch ich möchte mich nicht an einen Ort
binden, sondern zumindest die theoretische Möglichkeit haben, wann immer ich möchte, meine Zelte abzubrechen und
von einem anderen Ort weiterzuarbeiten.
Aktuell mache ich eine Art Selbstversuch, den ich in meinem Blog festhalte: Ich teste nicht nur das Nomadendasein, ich
mache auch noch eine Weltreise. Das erschwert die Arbeitsverhältnisse ein wenig. Denn ich verändere mein Arbeitsumfeld dadurch oft mehrmals wöchentlich. Da ich nicht jedes Mal genau
im Voraus weiß, was mich erwartet – erschwerend kommt der
Umstand hinzu, dass ich mit Low Budget reise -, kann es schon
mal vorkommen, dass ich
•sehr schlechtes oder gar kein Internet habe,
•aus der Lobby arbeiten muss,
•ständig bei der Arbeit gestört werde,
•zu sehr ungewöhnlichen Zeiten arbeite, weil ich tagsüber
Sightseeing mache.
Bis jetzt – ich bin seit knapp drei Monaten am Reisen – kann
ich leider keine besonders außergewöhnlichen Orte wie eine
Strandbar vorweisen. Ich habe es am Pool versucht, aber erstens war das Internet dort sehr schlecht und zweitens saß ich
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Schwerpunktthema
Restaurants mit WLAN – der Plan B
Es ist tatsächlich schon geschehen: Die Deadline ist in 90 Minuten und ich speichere gerade meine TM und mache die Dateien zum Abschicken bereit. Plötzlich ist das Internet weg. Ich
frage an der Rezeption. Nichts. Ich solle abwarten. Nach einer
Stunde nervösen Auf- und Ablaufens wird mir das zu knapp,
ich packe mein Netbook ein und rase ins Restaurant, auf das
ich aus meinem Zimmer schauen kann und bei dem ich zum
Glück schon häufiger das WIFI-Schild gesehen hatte. Ich bestelle eine Cola und dazu das Passwort, klappe mein Netbook
wieder auf und klicke auf Absenden. Die kalte Cola habe ich
danach wirklich gebraucht und genossen!
Coworking Space – der Optimalfall
(erst einmal vorgekommen)
in der prallen Sonne, sodass sich mein Netbook in null Komma
nichts aufheizte. Angenehmes Arbeiten klingt anders. Dementsprechend sahen meine Arbeitsplätze mehr so aus:
Hostellobbys
Die meiste Zeit arbeite ich in den Lobbys. Dort ist die Internetverbindung fast immer am besten und ich bin nicht ständig in meinem Zimmer. Gleichzeitig hat es aber auch mehrere
Nachteile. Denn es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.
Man wird angesprochen und gefragt, was man tut (klar, wenn
man Stunden vor seinem Netbook sitzt, anstatt sich die Stadt
anzusehen oder im Pool seine Runden zu drehen), wo man herkommt, usw. Damit muss man umzugehen lernen. Außerdem
habe ich mein Netbook dabei so gut wie immer auf dem Schoß.
Nur selten habe ich einen Tisch und Stühle zur Verfügung. Meistens ist es eher eine Couch, auf der ich es mir bequem mache.
Schon mal von Coworking Spaces gehört? Das sind Büros, in denen man einen Arbeitsplatz oder ein Zimmer stunden-, tageoder monatsweise mieten kann. Sie haben stabiles Internet
und es gibt jegliche Büromaterialien, die man so gebrauchen
kann, sowie Konferenzräume, in denen man zum Beispiel Kunden empfangen kann. In Valparaíso hatte ich die Möglichkeit,
zwei Wochen in so einem Coworking Space zu arbeiten. Für
das Arbeiten selbst hat es wirklich nur Vorteile. Denn man arbeitet konzentrierter (jede Stunde kostet ja auch Geld) und
in einem Umfeld, in dem das deutlich leichter fällt. Einziger
Nachteil: Man hat zusätzliche Kosten.
Ich denke, das Ungewöhnliche bei mir sind nicht unbedingt
die Orte, an denen ich arbeite. Ich arbeite einfach da, wo ich
gerade Internet habe und mein Netbook aufklappen kann. Das
Ungewöhnliche ist eher, dass sich die Orte so schnell ändern
und oft ein suboptimales Arbeitsumfeld bieten.
Daran muss man sich zum einen gewöhnen, zum anderen
aber muss man es vor allem wollen. Ich habe es mir ausgesucht
und versuche deswegen, so gut es geht damit klar zu kommen
und das Beste aus jeder Situation rauszuholen. Momentan ist
diese Art zu leben und zu arbeiten genau richtig für mich.
Barbara Riedel
Konferenzdolmetscherin und Fachübersetzerin
Italienisch und Spanisch
[email protected]
Hostelbetten
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Bilder: © privat
Schreibtische oder Tische allgemein gibt es in Hostelzimmern
eher selten. Es kommt immer wieder vor, dass ich aus Mangel
an einem (Schreib-) Tisch aus dem Bett arbeiten muss. Es ist
allerdings keine Option, die mir wirklich zusagt, da ich dazu
neige, bei der Arbeit einzunicken, wenn ich eine Matratze und
ein Kopfkissen unter mir habe. Oft ist das aber der ruhigste
Ort im Hostel, sodass es doch immer wieder vorkommt.
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Jessylee Photographie (links), © N-Schmitz/Pixelio.de (rechts)
Schwerpunktthema
Highlights im Dolmetscherleben
Highlights im Dolmetscherleben
„… Und jetzt drücken wir
unseren rechten Nachbarn
ganz fest an uns!“
Papstwahl 2013 –
und dann sagte er
einfach „Guten Abend“
Anlässlich eines internationalen Mitarbeiter-Motivationswochenendes flatterte bei mir eine Dolmetschanfrage ins Haus. Ich hatte das Glück und Vergnügen, mit einer unheimlich erfahrenen
und unheimlich herzlichen Kollegin zu dolmetschen. Die Dame,
die mir gut und gerne das Doppelte an Lebensjahren (und -energie) voraus war, pflegte vor ihren Dolmetscheinsätzen im hoteleigenen Pool noch ein paar Bahnen zu schwimmen, um „richtig
wach“ zu werden. Und das war sie.
Am zweiten Tag des Motivationswochenendes saß sie bereits
voller Tatendrang in der Kabine, als ich (noch halb frühstückend)
dazustieß. Ob sie anfangen dürfe, fragte sie, sie habe heute richtig Lust auf den Einsatz. Den hatte ich auch, aber ich hatte auch
nichts dagegen, dass sie die Einstiegsrunde dolmetschte. Und
das war mein Glück. Der Veranstalter hatte nämlich als Überraschung einen Motivations-Coach für die Mitarbeiter gebucht,
der für einen frischen Start in den zweiten Tag sorgen sollte
(schließlich sei der Abend zuvor bei einem Gläschen Bier oder
Wein bei den meisten Teilnehmern etwas länger geworden). Und
so ertönte alsbald die Rocky-Musik aus den Lautsprechern, um
alle Teilnehmer aufzufordern, Platz zu nehmen. Um sogleich
auch wieder aufzustehen und ein bisschen Leibesertüchtigung
zu betreiben. Der Coach fing an, die Übungen zu erklären und
vorzuführen, während die Teilnehmer widerwillig mitmachten,
und ehe ich mich versah, stand auch schon meine Kollegin in der
Kabine und turnte fleißig drauflos. Trotz Kopfhörerkabel kam sie
mit den Fingerspitzen bis an ihre Zehen heran, und ich konnte
gerade noch das Wasserglas in Sicherheit bringen, als sie ihre
Hüften zur Zumba-Musik schwang und dabei rhythmisch in die
Hände klatschte. Auch kam ich in den Genuss einer wohltuenden
Massage, denn ein jeder Teilnehmer sollte seinen Sitznachbarn
die verspannten Nackenmuskeln lockern. Das ließ sich meine
Kollegin nicht zweimal sagen. Und als die halbe Stunde herum
war und der Motivations-Coach uns voller Nächstenliebe aufforderte: „… Und jetzt drücken wir unseren rechten Nachbarn ganz
fest an uns!“, fand ich mich unerwartet in einer herzlichen Umarmung wieder. Was für ein Start in den Tag!
Verständlicherweise außer Atem, gab meine Kollegin das Mikro an mich ab und ich dolmetschte durch den ersten offiziellen
Teil des Tages. In der Kaffeepause holte ich uns schnell Nervennahrung in Form von Schokokeksen und Cappuccino, und als ich
zurück zur Kabine kam, fand ich „meine Co“ schlafend unter
dem Dolmetschpult wieder. „Power Napping“ nannte sie das.
Nach der Pause war sie auch wieder voll da. Ich muss sagen,
dies war einer der schönsten und motivierendsten Einsätze, die
ich je gemeistert habe. Eine tolle Kollegin und ein toller Kunde!
Es gibt Höhepunkte im Dolmetscherleben, die einen ganz
unerwartet ereilen. Ein solcher waren für mich im Frühjahr 2013 die Dolmetscheinsätze rund um den Rücktritt
von Papst Benedikt XVI. und die Wahl von Papst Franziskus
für den Fernsehsender Phoenix.
In den 20 Jahren meiner Arbeit als Dolmetscherin haben sich
Katholische Kirche und Theologie neben so manch anderen
Themen zu einem meiner Fachgebiete entwickelt. Phoenix
hatte ein Fernsehteam vor Ort in Rom, die Kollegin und ich
waren vom Studio in Bonn aus zugeschaltet.
Nadine Hegmanns (geb. Dönike)
Dipl.-Dolmetscherin und
Übersetzerin für Deutsch,
Englisch und Französisch
[email protected]
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
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Schwerpunktthema
Mit dem Helikopter nach Castel Gandolfo –
Rücktritt von Benedikt XVI.
Auf zur Wahl ins Konklave –
wer wird das Rennen machen?
Weiter ging es mit dem Konklave, in dem der neue Papst gewählt wurde. Die Kollegin und ich arbeiteten in Schichten.
Niemand wusste, wann es soweit sein und der weiße Rauch
aus dem Schornstein des Vatikans verkünden würde, dass die
Kardinäle zu einem Ergebnis gekommen waren.
Auch nach dem dritten Wahlgang stieg noch schwarzer
Rauch auf, keiner der Kardinäle hatte die notwendige Zweidrittelmehrheit auf sich vereinigen können.
Der vierte und fünfte Wahlgang fanden am Nachmittag des
13. März 2013 statt. Ich war „auf Schicht“. Im Sender war
die Stimmung aufmerksam, aber entspannt. Gemäß der allgemeinen Informationslage war mit einem Ergebnis noch nicht
wirklich zu rechnen. Nach dem fünften Wahlgang schauten wir
auf den Rauch, als jemand im Studio plötzlich rief „Der Rauch
ist weiß!“
Das war um 19:07 Uhr. Schlagartig änderte sich die Stimmung im Studio. Die Entspannung wich einer erwartungsvollen,
fokussierten Konzentration. Jeder widmete sich mit höchster
Aufmerksamkeit den kommenden Ereignissen und Aufgaben.
Habemus Papam? Erst mal etwas essen!
Bei mir ging es deutlich banaler zu. Ich wusste, dass es etwa
30–40 Minuten dauern würde, bis der neue Papst sich den Menschen auf dem Petersplatz zeigen würde. Toilette und Essen,
das waren meine ersten Impulse, um ehrlich zu sein. Wer
weiß, wann ich wieder dazu kommen würde.
Dann nahm ich meinen Platz ein und schaute erwartungsvoll auf den Bildschirm. Die Kamera zeigte zumeist den geschlossenen roten Vorhang der Loggia des Petersplatzes sowie
Impressionen der wartenden Menschen. Die Moderatoren kommentierten die Stimmung.
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Ich hatte mich im Zuge der Vorbereitungen und der Einsatztage intensiv mit dem Konklave und allen Hintergründen auseinandergesetzt. Ich wusste, welcher der Kardinäle als „papabile“ galt, also als Kandidat mit guten Chancen, und kannte
die verschiedenen Strömungen, die einzelne Kandidaten repräsentieren. Ebenso war ich mit dem Ablauf des ersten öffentlichen Auftretens des neuen Papstes vertraut.
Hoffentlich nuschelt der Neue nicht!
Da saß ich nun in der Übertragungskabine und war aufgeregt.
Viele Fragen und Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wer
würde sich auf dem Balkon zeigen? Was würde er sagen? Und
vor allem wie würde er sprechen? Hoffentlich in gut verständlichem Italienisch, ohne starken Akzent und ohne Nuscheln!
Als der Vorhang aufging, ließ ich alles beiseite und war einfach da für das, was kam, Augenblick für Augenblick, ohne an
meinen Gedanken im Kopf festzuhalten.
Die Uhren zeigten 20:13 Uhr, als Kardinalprotodiakon JeanLouis Tauran verkündete: Habemus Papam. Als Jorge Mario
Bergoglio, der neugewählte Papst Franziskus, auf den Balkon
trat, war die Überraschung groß. Niemand hatte ihn auf dem
Zettel.
Bekleidet nur mit der weißen Albe, ohne die üblichen Amtsgewänder und Insignien, wandte er sich mit einem schlichten
„Buona Sera“ an die jubelnde Menge. Er brach mit traditionellen Vorgehensweisen, bat die Menschen auf dem Petersplatz,
für ihn zu beten. Eine Revolution. Und der Beginn einer ganz
neuen Art des Papsttums. Wer näheren Einblick nehmen möchte, findet die Sequenz als Video auf meiner Internetseite.
In den darauffolgenden Tagen folgten weitere Dolmetscheinsätze bei den ersten offiziellen Audienzen und Begegnungen von Franziskus.
Die acht Tage beim Sender ließen mich beindruckt zurück:
Dankbar so hautnah bei solch geschichtsträchtigen Ereignissen dabei gewesen zu sein und geehrt,
diesen beiden Päpsten meine Stimme
geliehen haben zu dürfen.
Karin Rademacher
wort-wahl
Dolmetschen und
Kommunikationstraining
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Arne Hoffmann (unten), © Bildpixel/Pixelio.de (oben)
Zunächst galt es, die letzte Mittwochaudienz von Benedikt
XVI. zu dolmetschen. Kein leichtes Unterfangen, wie wir wussten, da es nicht sicher war, ob wir vorab einen Text bekommen
würden. Benedikt XVI. spricht ob seines Alters nicht immer
ganz deutlich und zieht gerne Satzanfänge und Worte zusammen. Das wiederum bedeutete, dass nicht immer ganz klar ist,
auf welches Subjekt er sich bezieht. Auf Gott Vater, den Hl.
Geist oder sich? Keine unerhebliche Frage. Die vielen verfügbaren Videos von Mittwochsaudienzen im Internet waren eine
gute Vorbereitungsgrundlage und so gelang uns ein sehr guter
Einstieg in die Einsätze. Später begleiteten wir Millionen von
Menschen in Rom und per Übertragung in alle Welt Benedikt
XVI. bei der kurzen Helikopterfahrt vom Vatikan ins nahegelegene Castel Gandolfo, wo er sich vom Balkon seiner Residenz
aus mit einer kurzen Ansprache und einem schlichten „Buona
Notte“ von der Öffentlichkeit verabschiedete. Man mag zur
Katholischen Kirche stehen wie man will, fest stand, hier trat
eine Persönlichkeit ab, die mit ihrem Rücktritt eine unerwartete Reform der Institution Kirche eingeleitet hatte und von
vielen Menschen geschätzt wurde.
Aktuelles
Mentoring-Programm für Übersetzer und Dolmetscher
Wieso? Weshalb? Warum?
Wer nicht fragt …
Im April startet das Mentoring-Programm des LV NordrheinWestfalen, das Berufsanfängern am Beginn ihrer Selbstständigkeit die Möglichkeit gibt, von der Expertise erfahrener
Kollegen und Kolleginnen im persönlichen Kontakt zu profitieren und so einen reibungsloseren Einstieg in die Selbstständigkeit zu schaffen.
Kennen Sie das? Sie sind in einer unbekannten Gegend unterwegs und finden den Weg zu Ihrem Ziel nicht? Wenn Sie mit
mobiler Technik ausgestattet sind, haben Sie vielleicht ein Navigationsgerät dabei, das sie hoffentlich sicher ans Ziel führt.
Wer damit nicht zurechtkommt, greift eventuell lieber zur Karte. Ganz Mutige fragen aber auch gerne jemand Anderen nach
dem Weg. Der Ortskundige am Straßenrand kennt vielleicht
eine Abkürzung oder einen Schleichweg, der Sie schneller oder
auch entspannter ans Ziel bringt. Oder er kann Ihnen sagen,
dass Sie die Hauptstrecke zu der Uhrzeit lieber nicht benutzen
sollten. Wieso sollte das auf dem oft steinigen Weg in eine erfolgreiche Selbstständigkeit nicht auch möglich sein?
Das haben wir uns auch gefragt und darum startet in diesem
Frühjahr erstmalig auch in unserem Landesverband ein Mentoring-Programm für Übersetzer und Dolmetscher. Nachdem
solche Programme bereits in anderen Landesverbänden erfolgreich laufen, wollen nun auch wir Berufsanfängern den Einstieg
erleichtern und sie auf dem Weg hin zu einer professionellen
Berufsausübung begleiten. Neben denjenigen, die diese Hilfe
in Anspruch nehmen möchten, den so genannten „Mentees“,
braucht es natürlich auch diejenigen, die diese Hilfe gewähren, die „Mentoren“. Ich hoffe, dass hier sowohl potentielle
Mentees als auch interessierte Mentoren mitlesen.
Was bringt mir das als Mentor?
Jetzt fragen Sie vielleicht, was die Betreuung eines Berufsanfängers Ihnen als seit Jahren erfolgreichen Urkundenübersetzer oder als gestandene Technikübersetzerin bringen soll. Ein
Schuss Idealismus gehört sicherlich dazu. Das ist aber bei weitem nicht alles. Mentoren haben neben der Chance, eigene Erfahrungen an Kollegen und Kolleginnen weiterzugeben, die am
Beginn ihrer freiberuflichen Berufslaufbahn stehen, auch die
Gelegenheit, durch den generationsübergreifenden Austausch
mit dem Mentee Informationen und Tipps zu technischen, beruflichen und akademischen Neuerungen zu erhalten. Mentoren können so mit frischen Ideen die eigene Arbeitsweise
überdenken und optimieren. Damit Sie Ihr Engagement auch
nach außen gegenüber Kollegen, Kunden und anderen Personen zeigen können, sind Sie zudem berechtigt, ein spezielles
Mentoren-Logo (s. u.) zu verwenden.
Wer kann mitmachen?
Teilnahmeberechtigt als Mentee sind Vollmitglieder des Landesverbands NRW am Beginn ihrer Selbstständigkeit. Der Mentee sollte bereit sein, von den Erfahrungen des Mentors zu
lernen, sich bei Fragen und Problemen aktiv an den Mentor
zu wenden und eventuell geäußerte Kritik anzunehmen. Mentoren sollten mehrere Jahre Berufserfahrung (als Übersetzer, Dolmetscher usw.) aufweisen können, ihren Wohnsitz in
Nordrhein-Westfalen haben und Mitglied in einem der Landesverbände des BDÜ sein. Es wird vorausgesetzt, dass Mentoren
bereit sind, eigene Kenntnisse an junge Kollegen und Kolleginnen weiterzugeben und sie an ihren Erfahrungen teilhaben
zu lassen. Mentoren haben ein offenes Ohr und Zeit für die
Fragen, Sorgen und Nöte der Berufseinsteiger. Sie ermitteln
gemeinsam mit dem Mentee die vor ihm liegenden Herausforderungen und geben Tipps, wie diese zu bewältigen sind. Das
Feedback von Mentoren ist stets offen und konstruktiv.
Hilfe zur Selbsthilfe
Schreiten Sie zur Tat
Doch wie läuft das ab? Um Missverständnissen vorzubeugen
gleich zwei Dinge vorweg: 1. Der Mentee muss selbst Initiative
zeigen. 2. Ein Mentoring ist keine Rundumbetreuung. Der Mentee
sollte bei Fragen oder Unsicherheiten von sich aus auf den Mentor zugehen. Wie das geschieht, vereinbaren Mentor und Mentee
im Vorhinein. Regelmäßige persönliche Treffen sollten selbstverständlich sein. In vielen Fällen reicht aber durchaus auch der
Kontakt per E-Mail, Telefon oder was es heute sonst noch an
Kommunikationsmöglichkeiten gibt. Der Mentor versucht dann
im Rahmen seiner Möglichkeiten, dem Mentee zu helfen und ihn
in die richtige Richtung zu führen. Optimal wäre es, wenn der
Mentee beim nächsten Mal, wenn dieses oder ein ähnliches Problem auftritt, die Hilfe des Mentors nicht mehr benötigt. Nochmal nachzufragen sollte aber ebenfalls nicht verboten sein. Es
handelt sich um einen klar umgrenzten, zielorientierten und
lösungsfokussierten Austausch, der von Vertrauen und Loyalität
geprägt sein und stets den beruflichen Erfolg beider Seiten zum
Ziel haben sollte. Daher ist eine Heranziehung des Mentees zu
Hilfsarbeiten oder anderen unentgeltlichen Leistungen ausgeschlossen. Umgekehrt ist der Mentor nicht für die Akquise von
Kunden oder Aufträgen für den Mentee zuständig.
Wenn Sie am Mentoring-Programm als Mentee oder Mentor teilnehmen möchten, ist das eine tolle Sache! Es genügt, wenn Sie
sich auf der Website des Landesverbands (www.bdue-nrw.de) unter „Leistungen“  „Publikationen“  „Mentoring-Programm“
das dort hinterlegte Infoblatt durchlesen und sich dann das
jeweilige Bewerbungsformular herunterladen, dieses ausfüllen
und an mich senden. Weitere Informationen erhalten Sie auch
unter der E-Mail-Adresse [email protected].
Als Mentoring-Koordinator übernehme ich die Zuordnung
der Mentoring-Paare und stehe Mentoren, Mentees und denjenigen, die sich für das Mentoring-Programm interessieren, als
Ansprechpartner zur Verfügung. Der erste Mentoring-Zyklus beginnt am 1. April 2015. Wenn Sie teilnehmen möchten, wäre es
daher schön, wenn Sie mir die Bewerbungsformulare im März
zusenden könnten. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Florian Tejera Valenzuela
Diplom-Übersetzer
[email protected]
23
Ein Blick hinter die Kulissen des BDÜ
Vorstands-Ticker: kurz notiert
In jeder Ausgabe möchten wir informieren, was den Vorstand des Landesverbands NRW zurzeit beschäftigt. Welche Aufgaben werden in Angriff genommen? Welche Projekte sind in Planung? Welche Themen werden diskutiert? Was passiert
zurzeit im Landesverband? Hier erhalten Sie vorstandsinterne Informationen und einen Einblick in unsere Arbeit.
+++ Vorstandsmitglied Aleksandar Kerdić
aus dem Vorstand ausgeschieden +++
+++ Große Werbeanzeige des LV NRW
in der KuM +++
Aleksandar Kerdić hat im Herbst 2014 sein Amt als Vorstandsmitglied niedergelegt und ist zurückgetreten. Wir wünschen ihm
alles Gute, viel Glück sowie beste Gesundheit für die Zukunft.
Der aktuelle Vorstand des Landesverbands Nordrhein-Westfalen besteht nun aus vier Vorstandsmitgliedern (Ludmila Kloss,
Ronja Grebe, Marie-Thérèse Wagner und Katja Althoff).
Die Konsulats- und Mustervorschriften (kurz: „K und M“) sind
das meistverkaufte Nachschlagewerk für den Export mit einer
Auflage von 17.000 Exemplaren. Zielgruppe des bekannten
Standardwerks sind im Exportgeschäft tätige Unternehmen.
Diese Vorschriften werden alle zwei Jahre neu aufgelegt und
bieten auf über 600 Seiten einen Überblick über die wichtigsten Warenbegleitpapiere, Verpackungs- und Markierungsvorschriften, Legalisierungsbestimmungen usw. für nahezu alle
Bestimmungsländer weltweit.
In diesen KuM konnte sich der Landesverband NRW eine der
begehrtesten Seiten für eine Werbeanzeige sichern: Die farbige Anzeige (mit Hinweis auf die BDÜ-Übersetzerdatenbank,
siehe auch Abb. unten) wird auf Seite 8 neben dem Städte- und
Länderverzeichnis erscheinen.
+++ BDÜ-Mitgliederdatenbank – Liste „Technische Ausstattung“ aktualisiert +++
Die Liste mit den zur Wahl stehenden CAT-Werkzeugen und
DTP-Tools, mit denen Sie arbeiten und in Ihrem Datensatz in
der BDÜ-Datenbank anzeigen lassen können, wurde aktualisiert und um weitere Softwareprodukte erweitert. So können
Sie u. a. jetzt auch OpenTM2, Idiom oder Translation Workspace auswählen.
Es ist in Ihrem eigenen Interesse, die Angabe Ihrer Softwareprodukte möglichst aktuell zu halten. Hier können Sie Ihren Datensatz bearbeiten: Melden Sie sich unter „MeinBDÜ“ 
„Meine Daten bearbeiten“  „Technische Ausstattung bearbeiten“ an.
+++ Seminarpässe abgeschafft +++
Die Seminarpässe, die Mitglieder des Landesverbands erhalten
haben, wurden abgeschafft, d. h., es werden keine Seminarpässe mehr ausgegeben und ab 1. Januar 2015 keine Etiketten
mehr für Seminarpässe verteilt.
Grund: Zum einen war die Nachfrage nach Etiketten für
die Seminarpässe sehr gering. Zum anderen ist die Ausgabe
von Seminarpässen nicht mehr zeitgemäß und im Zuge der
Digitalisierung nicht mehr notwendig. Mitglieder erhalten jedoch weiterhin für jedes besuchte Seminar eine Teilnahmebestätigung.
+++ Kommunikationskonzept für unsere
Mitgliederzeitschrift infoNRW +++
Auf der Jahresmitgliederversammlung des Bundes in Heringsdorf wurde die Erarbeitung eines sogenannten Kommunikationskonzepts beschlossen, das die Kommunikationswege und
Medien des BDÜ und seiner Landesverbände besser regeln soll.
Mit einem solchen Konzept soll eine gemeinsame Zusammenarbeit bzw. Abgrenzung zwischen MDÜ und Mitgliederzeitschriften vereinbart werden. Unsere Ansprechpartnerin
aus dem Redaktionsteam infoNRW ist Ricarda Essrich, die mit
Brigitte Eichner, Chefredakteurin des MDÜ, diesbezüglich in
Kontakt bleiben wird.
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März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Ein Blick hinter die Kulissen des BDÜ
+++ Kontaktaufnahme mit der
Universität Bonn +++
Die Beziehung zur Universität Bonn wurde seitens des Landesverbands NRW wieder aufgenommen und soll in Zukunft
weiter intensiviert werden. Dazu wurde die zweite Vorsitzende Ronja Grebe Ende Januar zu einem Vortrag eingeladen, in
dem sie den Studierenden unseren Landesverband näher vorgestellt hat.
+++ TeamDrive zur Unterstützung
der Vorstandsarbeit +++
TeamDrive ist eine Software zur Dateisynchronisation und zur
sicheren Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen und Teams. Da
mit TeamDrive über eine verschlüsselte Cloud die Privatsphäre
geschützt wird und eine Datensicherung möglich ist, überlegt
der Vorstand, TeamDrive als Unterstützung der Vorstandsarbeit
einzusetzen. Dazu wird BDÜ-intern ein Webinar angeboten, an
dem der Vorstand des Landesverbands NRW teilnehmen wird.
Der Vorstand des BDÜ-Landesverbands NRW
Universität Bonn
+++ Starterpaket für neue Mitglieder +++
Jedes in den Landesverband NRW neu aufgenommene Mitglied erhält zurzeit zur Begrüßung – neben einem offiziellen Begrüßungsschreiben – eine Informationsbroschüre zu
Versicherungen, das Seminar-Programmheft, eine aktuelle
Ausgabe des MDÜ sowie das aktuelle infoNRW-Heft. Der Vorstand hat sich dazu ausgesprochen, dass ab Januar 2015 alle
Neumitglieder zusätzlich einen Untersetzer (Werbematerial
des LV NRW) und die Jahresgabe als Willkommensgeschenk
erhalten sollen.
Bilder: © M.E./Pixelio.de (oben links), © Atelier Herff (Mitte rechts)
+++ Summer School Rechtssprache
2015 wirft ihre Schatten voraus +++
Ende Juli 2015 ist es endlich wieder soweit: Die Summer
School Rechtssprache ist wieder da! An insgesamt neun Unterrichtstagen – aufgeteilt in drei Blockveranstaltungen mit
jeweils drei Unterrichtstagen – können Sie durch den Besuch
der Summer School Rechtssprache und durch das Ablegen einer Prüfung einen Nachweis zur Erfüllung der von den Oberlandesgerichten in NRW geforderten Kenntnisse der deutschen
Rechtssprache erwerben. Weitere Informationen unter www.
seminare.bdue.de/2535.
Der BDÜ Landesverband NordrheinWestfalen e. V. trauert um
Nikola Stojanov
verstorben im Dezember 2014.
Herr Stojanov war seit dem 01.07.2000
Mitglied im Landesverband BDÜ NRW.
Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Ein neues Redaktionsmitglied …
… das so neu eigentlich gar nicht ist.
„Du bist doch die mit den Pferden“,
sprach mich info NRW-Redakteurin Natascha Renz bei einem BDÜ-Seminar im
Frühjahr 2014 in Köln an. Für das damals
anstehende Schwerpunktthema „Spezialisierung“ war Natascha „auf der Jagd“
nach Kollegen mit ungewöhnlichen Arbeitsschwerpunkten und während der
Vorstellungsrunde im Seminar auf meine
Schwerpunkte, Pferde und Landwirtschaft, aufmerksam geworden. Aus meinem verblüfften „Warum
nicht“ wurde erst ein Beitrag, dann – entgegen der festen Überzeugung, nie wieder ein Ehrenamt übernehmen zu wollen – entstand über die letzten drei Hefte eine regelmäßige Mitarbeit im
Redaktionsteam.
Der Grund dafür ist einfach: Es macht einfach Spaß, zusammen mit
so netten Kolleginnen ein Heft zu planen und nach und nach mit
Leben und Inhalt zu füllen. Ich habe einige Jahre als Redakteurin
in Zeitschriftenverlagen gearbeitet, in den letzten Jahren als freie
Übersetzerin und Journalistin aber fast vergessen, wie abwechslungsreich und kreativ der Prozess der „Heftwerdung“ ist.
Besonders faszinierend finde ich als Quereinsteiger an der Arbeit für das info NRW: Obwohl wir „auf dem Papier“ alle den
gleichen Beruf ausüben, sind die Schwerpunkte, Fähigkeiten und
Ausrichtungen von Übersetzern und Dolmetschern unglaublich
verschieden. Dieser Blick über den Tellerrand macht die Redaktionsarbeit so reizvoll. Gleichzeitig sehe ich das info NRW als
Forum für alle Mitglieder, das umso wertvoller wird, je mehr
auch persönliche Beiträge „aus der Praxis“ darin einfließen. Na,
wie wär’s?!
Jorinde Buck
BUCK text+translation
[email protected]
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Ein Blick hinter die Kulissen des BDÜ
Vortrag des LV NRW vor Studierenden der koreanischen und japanischen Sprache
Mangas übersetzen, koreanische Videospiele
lokalisieren und Zeilenkalkulation mit dem Lineal –
einzigartige Übersetzer-Ausbildung in Koreanisch
und Japanisch in Gefahr
Am 26. Januar 2015 stellte ich zusammen mit Simone Salo auf
Einladung von Herrn PD Dr. Albrecht Huwe und Frau Sabine
Ganter-Richter rund 30 interessierten Studierenden der Masterstudiengänge Translation Koreanisch und Japanisch sowie
Studierenden der Orient- und Asienwissenschaften den BDÜ
vor. Im Anschluss folgte ein Vortrag zum Thema „Wie mache
ich mich selbstständig?“. Von Steuern bis Akquise und Berufsunfähigkeitsversicherung bis Visitenkarte wurden viele Punkte
angesprochen, die aus unserer Sicht als selbstständig tätige
Dolmetscherinnen und Übersetzerinnen notwendig und wichtig sind.
Erfreulicherweise wurden von den Studierenden viele Fragen
gestellt, so dass sich rege Gespräche ergaben, was uns Referentinnen die Gelegenheit gab, viel aus der eigenen Praxis weiterzugeben. Es war interessant, festzustellen, dass viele der
Anwesenden nach dem Abschluss ihres Studiums den Schritt in
die Selbstständigkeit wagen wollten. Wir Referentinnen konnten somit ganz konkrete Tipps geben, die eifrig mitgeschrieben
wurden. Im Gegenzug war der Austausch auch für uns spannend
und neu, denn mit der Zählung von Schriftzeichen mit dem Lineal für die Zeilenkalkulation oder dem Übersetzen von Mangas
oder koreanischen Videospielen waren wir bis dahin nicht in Berührung gekommen. Es war also an der Zeit, etwas über diesen
traditionsreichen und in Deutschland einzigartigen Studiengang
zu erfahren. Herr Dr. Huwe war so nett, mir bei einem
anschließenden Kaffee noch ein wenig über die Geschichte des Studiengangs Koreanische/Japanische Sprache und Translation zu erzählen.
Einzigartiger Studiengang
wird geschlossen
Koreanisch wurde 1972 als jüngste Sprache in das Seminar für Orientalische
Sprachen, bekannt auch unter dem
Kürzel SOS, aufgenommen, das 1887
unter aktiver Mitwirkung von Otto
von Bismarck gegründet worden war.
Das Seminar wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Bonn unter der
gemeinsamen Trägerschaft von
Auswärtigem Amt und Universität Bonn neu gegründet. Anfangs
unterstand es unmittelbar dem
Rektor der Universität.
26
Das Jahr 1972 steht im Zusammenhang mit dem Eintreffen
koreanischer Bergleute und Krankenschwestern in NordrheinWestfalen. Insofern ist der Akt der Aufnahme von Koreanisch
in den Kanon der gelehrten Sprachen als Zeichen der Achtung
der Kultur der Menschen zu verstehen, die zu uns kamen und
für Deutschland gearbeitet haben. Gute zwanzig Jahre später
konnte das SOS seinen Beitrag dafür leisten, dass zahlreiche
junge Koreaner der sog. zweiten Generation ihre kulturellen
Wurzeln finden konnten und somit die Beziehungen zwischen
Korea und Deutschland verfestigten, den beiden Ländern mit
dem gemeinsamen Schicksal der Teilung.
1982 wurde der Diplom-Studiengang eingerichtet. Koreanisch war zu der Zeit zwar noch sogenannte Zweitsprache,
wurde dann aber ab 1992 Erstsprache, nachdem 1989 mit
der Einstellung von Herrn Dr. Huwe die kapazitären Voraussetzungen dazu geschaffen worden waren. Bis 2010 wurden
ca. 110 Diplom-Übersetzer verabschiedet. Ab 2005 wurden
dann parallel Bachelor-Studierende ausgebildet. Das DiplomÜbersetzer-Programm konnte zwar relativ problemlos in einen Master-Schwerpunkt Koreanische Sprache und Translation
überführt werden, aber an die früheren Absolventen-Zahlen
von jährlich sechs bis acht Kandidaten konnte bisher leider
noch nicht angeknüpft werden. Wobei die Zahl der momentan eingeschriebenen Studierenden von ca. zehn Personen pro
Jahrgang durchaus vielversprechend ist.
Das Seminar für Orientalische Sprachen wurde Ende der neunziger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts aufgelöst und als Abteilung für
Orientalische und Asiatische Sprachen in die
Philosophische Fakultät integriert. 2013
wurde dann auch diese Abteilung aufgelöst. Der Fakultätsrat hat laut Homepage des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften am 21. Januar dieses
Jahres nun die Einstellung des Studienganges beschlossen. Somit scheint 2015
das endgültige Ende für die ÜbersetzerAusbildung in Koreanisch und Japanisch
als letzte Sprachen des SOS zu bedeuten
– SOS nun auch in seiner anderen Bedeutung: der bedrohten Existenz!
Ronja Grebe
2. Vorsitzende BDÜ NRW
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © Elisabeth Erbe/Pixelio.de
Am 26. Januar waren Simone Salo und Ronja Grebe am Institut für Orient- und Asienwissenschaften an der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu Gast, um den BDÜ vorzustellen und über grundlegende Aspekte der Selbstständigkeit zu sprechen.
Rückblick
Neujahrsempfang im Jubiläumsjahr
Bilder: © Thorsten Weddig
Vergangenheit und Zukunft des BDÜ an einem Tisch
In diesem Jahr gab es für den Neujahrsempfang des LV NRW einen neuen Rahmen: Die Mitglieder waren ein­geladen,
sich an einem Sonntag zum gemütlichen Brunch zu treffen. 84 Gäste folgten dieser Einladung und stimmten sich bei anregenden Gesprächen und üppigem Buffet auf das neue Verbandsjahr ein. Trotz
des Schnees, der das Rheinland am Vortag heimgesucht hatte, wurden keine reise­
technischen Mühen gescheut. Mitglieder und Gäste reisten teilweise aus
Bielefeld und sogar aus Aschaffenburg an. In einer Bilder­strecke
wollen wir den Neujahrsempfang für die­jenigen, die
nicht dabei sein konnten, noch einmal
aufleben lassen.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · Februar 2015
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Rückblick
Treffen für Neumitglieder
Herzlich willkommen im Landesverband NRW!
Ende November des vergangenen Jahres lud der Vorstand des Landesverbands NRW bereits zum dritten Mal alle Mitglieder ein, die dem Landesverband in den letzten Monaten neu beigetreten sind. Und zum dritten Mal sind viele Neumitglieder der Einladung gefolgt und nach Köln gefahren.
Nach und nach trafen nachmittags 16 Neumitglieder in der Geschäftsstelle Köln ein, um mehr über ihren „neuen“ Verband zu
erfahren, Fragen loszuwerden und andere neue Kollegen und
Kolleginnen kennenzulernen. Vom Vorstand waren die erste und
zweite Vorsitzende, Ludmila Kloss und Ronja Grebe, sowie Katja Althoff anwesend. Unterstützt von Sina Ketschau von der AG
Existenzgründung und Herrn Offermann von der Boss-Assekuranz waren wir für alle Art von Fragen der Teilnehmer bestens
gewappnet, sei es erste Fragen zur Existenzgründung oder zu
den wichtigsten Versicherungen oder allgemeine Fragen zum
Verband. Anne Warmbier hat wie beim letzten Treffen für eine
familiäre Atmosphäre gesorgt und alle bestens betreut.
Wer macht was im Verband?
Mit einem Glas Sekt wurde das Treffen offiziell begonnen und
auf unsere neuen Mitglieder angestoßen. Im Anschluss folgte
eine kleine Einführung und Verbandsvorstellung durch Ludmila
Kloss und dessen angebotene Leistungen, wie z. B. die Rechtsberatung, das infoNRW oder auch unsere vielfältigen Weiterbildungsangebote. Selbstverständlich wurden auch alle Ansprechpartner unserer Arbeitsgruppen und alle Funktionsträger des
Ronja Grebe, Sina Ketschau, Ludmila Kloss (v. l. n. r.)
Verbands bzw. unsere Website kurz vorgestellt. Schließlich ist
es wichtig zu wissen, dass Mitglieder sich bei Fragen an die entsprechende Person wenden können.
Neumitglieder sind eine
Bereicherung des Verbands
Nach dem etwas formelleren Teil folgte eine kleine Vorstellungsrunde im Kreis und im Anschluss wurden alle Stühle weggestellt und bei Kaffee, Kuchen und kleinen Häppchen konnten
sich alle näher beschnuppern oder auch erste, brennende Fragen loswerden.
Mir ist besonders aufgefallen, dass jedes neue Mitglied einen
interessanten Lebenslauf, eine tolle Arbeitssprache oder ein
spannendes Fachgebiet hatte. Diese kleine Runde hatte eine
unglaubliche Vielfalt an Mutter- und Arbeitssprachen zu bieten! Neben den klassischen Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch waren auch Albanisch, Bulgarisch, Slowakisch
oder Chinesisch dabei. Da wir so viele interessante, neue Mitglieder haben, die mich beeindruckt
haben, stellen wir in dieser Ausgabe
fünf der 16 Neumitglieder vor, die ein
bisschen
über
sich erzählen …
Katja Althoff
Vorstandsmitglied LV NRW
[email protected]
Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied beim
BDÜ zu werden?
Ich arbeite als freiberufliche Übersetzerin und denke, dass der Verband viele
Möglichkeiten bietet, mit Kollegen in
Kontakt zu kommen und sich untereinander auszutauschen. Außerdem interessieren mich das Seminarangebot, die verschiedenen Publikationen, in denen ich
immer wieder Neues und Interessantes
erfahre, und die sonstigen Veranstaltungen des BDÜ.
Was ist Ihr beruflicher Hintergrund, welche Arbeitssprachen und Fachgebiete haben Sie?
28
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Fotostudio Hengesbach (Mitte rechts)
Neue Mitglieder stellen
sich vor: Stephanie Irmscher
Rückblick
Ich habe an der Fachhochschule Köln Übersetzen studiert und
danach als angestellte Übersetzerin und Lektorin gearbeitet.
Mittlerweile bin ich freiberuflich tätig und beschäftige mich
hauptsächlich mit der Uhren- und Schmuckindustrie, übersetze aber hin und wieder auch Texte zum Beispiel aus dem Kosmetik-, Sport- oder Tourismusbereich. Meine Arbeitssprachen
sind Französisch und Englisch.
Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet „Uhren und Schmuck“
besonders?
Mit der Uhren- und Schmuckbranche bin ich erstmals in
Kontakt gekommen, als ich ein Jahr lang in Paris gearbeitet,
viele Übersetzungen aus diesem Bereich lektoriert und mir ein
immer größeres Wissen angeeignet habe. Sie hat mich von Beginn an sehr interessiert. Mich fasziniert die Uhrentechnik an
sich, und ich finde es beeindruckend, was aus einer Reihe von
Zahnrädern und anderen Bauteilen entstehen kann. Außerdem
schätze ich es sehr, dass großer Wert auf eine hohe Qualität
gelegt wird, meist auch bei den Übersetzungen. Und schließlich sind die Texte, die ich übersetze, sehr vielfältig, denn
von Bedienungsanleitungen über Kataloge bis hin zu Pressemitteilungen, Schulungsmaterialien oder Internetseiten ist
alles dabei.
Haben Sie ein besonderes Hobby als Ausgleich zum Beruf?
Ich habe vor fast zwanzig Jahren zu Schulzeiten das Rudern
für mich entdeckt, das mir einen sehr guten Ausgleich zum
Beruf bietet, denn ich bin dabei viel an der frischen Luft,
bewege mich und treffe Gleichgesinnte. Dazu kommt die Abwechslung, die uns der Rhein als unser Ruderrevier bietet.
Seit Kurzem gehe ich außerdem noch einmal in der Woche
mit Hunden aus dem Tierheim spazieren, was mich auch auf
andere Gedanken bringt.
Stephanie Irmscher
Dipl.-Übersetzerin (FH)
[email protected]
Neue Mitglieder stellen sich vor: Eric Micha
Bild: © Katja Althoff
Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied beim BDÜ zu werden?
Im Laufe der letzten Jahre hatte ich die Gelegenheit, an
mehreren Fortbildungen teilzunehmen, die allesamt vom BDÜ
veranstaltet wurden. Dabei hat mich immer die hohe Professionalität des Verbands beeindruckt. Ich will zwar keinen
dummen Vergleich mit der belgischen Kammer der Übersetzer
(CBTI) anstellen, in der ich weiterhin Mitglied bleibe, aber
mit einem vergleichsweise viel geringeren Prozentsatz der
Mitglieder kann auch zwangsläufig weniger erreicht werden.
Warum sich die belgischen Kollegen die Mitgliedschaft in einem Fachverband lieber ersparen möchten, ist ihr Rätsel; die
Antwort könnte jedoch in der kleinlichen Mentalität der Einwohner eines Landes liegen, das mit seinem Berechtigungsdasein hadert; aber das ist nur eine persönliche Meinung.
Was ist Ihr beruflicher Hintergrund, welche Arbeitssprachen
und Fachgebiete haben Sie?
Nach dem Abitur habe ich mehrere Semester in einer Brüsseler Dolmetscherschule in der Sprachenkombination Französisch-Deutsch-Englisch studiert, jedoch ohne Diplomabschluss.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Danach habe ich mehrere Berufe ausgeübt, darunter kann ich
die über zwölf Jahre erwähnen, die ich im Belgischen Heer
verbracht habe, u.a. als Ausbilder bei den Sturmpionieren:
Dort ist man weit entfernt von der Welt der Übersetzung! Irgendwann wollte ich mich wieder einer intellektuellen Herausforderung stellen. Wie oft im Leben spielt der Zufall eine
entscheidende Rolle: Anlässlich einer Weiterbildung beim
Arbeitsamt empfand ich die Sehnsucht zur deutschen Kultur
(meine Heimatstadt Malmedy ist 1815–1919 preußisch, dann
deutsch gewesen). Ohne einschlägiges Diplom war es damals
nicht selbstverständlich, den Schritt in die Selbständigkeit zu
wagen, aber ich habe es getan, und trotz der vielen anfänglichen Schwierigkeiten habe ich es nie bereut. Erstaunlicherweise habe ich mich schnell auf das Rechtswesen spezialisiert,
obwohl mir das Fach Jura in meiner Studienzeit immer ein
Grauen war! Deswegen bin ich auch nicht wenig stolz die ziemlich schwierige BDÜ Summerschool Rechtssprache voriges Jahr
bestanden zu haben. Für die Justiz zu arbeiten empfinde ich
als Befriedigung. Meine Arbeitssprachen sind ausschließlich
Französisch (meine Muttersprache) und Deutsch.
Gibt es Unterschiede, wie Übersetzer in Belgien bzw. in
Deutschland arbeiten? Wie sieht der Übersetzermarkt in Belgien aus?
Mit dem Sitz von mehreren internationalen Einrichtungen
(NATO, SHAPE, E. U.) und seinen drei Sprachgemeinschaften
(NL, F und D) ist Belgien zwangsläufig ein großer Übersetzungsmarkt. Die Preise liegen jedoch im Keller: Als ermächtigter Übersetzer muss ich vor allem die skandalösen niedrigen Preise anprangern, die das Belgische Justizministerium
bietet: kaum ein Drittel des deutschen Preises! Dazu kommen
noch die manchmal unerträglichen Zahlungsfristen; viele Kollegen (insbesondere in Brüssel, Gent und Antwerpen) warten
nicht selten mehrere Monate auf ihre Entlohnung. Ehrenamtliche Kollegen der CBTI haben schon dreimal versucht, eine
Gesetzvorlage verabschieden zu lassen, die sie mit viel Hingabe mit entworfen hatten; jedes Mal verlief die Legislaturperiode (vier volle Jahre!) ab, ohne dass sich die Damen und
Herren des Parlaments dazu durchringen konnten, einen immer noch fehlenden gesetzlichen Rahmen für beeidigte Dolmetscher und ermächtige Übersetzen zu schaffen …
Haben Sie ein (besonderes) Hobby als Ausgleich zum Beruf?
Als leidenschaftliche Leserratte musste ich mich immer
zwingen aus dem Haus bzw. aus dem Café auszugehen, was
mir als Naturbusche und „physischer Kerl“ eigentlich nicht
so schwerfällt: Der hiesige Nationalpark Nordeifel bietet mir
eine einmalige Möglichkeit für lange Spaziergänge, die ich
voll auskoste. Die Waldarbeit (ich mache selbst mein eigenes
Brennholz) stellt auch einen guten körperlichen Ausgleich dar.
Erstklassige Entspannung finde
ich auch beim Yoga, Ayurveda,
Reiki und Sauna.
Eric Micha
Staatlich geprüfter Übersetzer
[email protected]
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Rückblick
Neue Mitglieder stellen
sich vor: Sigrid Macaulay
Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied beim BDÜ zu werden?
Ich habe die freiberufliche Übersetzertätigkeit nie hauptberuflich ausgeübt und deshalb wohl bisher die Mitgliedschaft
im BDÜ als nicht zwingend notwendig erachtet. Doch heute bin
ich der Meinung: Wäre ich gescheit gewesen, hätte ich mich
schon vor 40 Jahren um die Mitgliedschaft beworben. Sie bietet so viele Fortbildungsmöglichkeiten in allen Bereichen der
Übersetzertätigkeit, die im Laufe der Jahre ja enormen Änderungen unterworfen war und weiterhin ist. Hinzu kommen die
erweiterten Möglichkeiten zum oft hilfreichen Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedern und natürlich auch der ein oder
andere Auftrag, den man über den BDÜ erhält. Und schließlich
ist der BDÜ unsere Lobby, hier absolut positiv gemeint.
Was ist Ihr beruflicher Hintergrund, welche Arbeitssprachen
und Fachgebiete haben Sie?
1973 Abschluss als Diplomübersetzerin 1. Fremdsprache Portugiesisch, 2. Englisch, Sachfach Jura. 1974 Ermächtigung durch
das OLG Düsseldorf. Angestelltentätigkeit: deutsch-portugiesische Bank, Generalkonsulat von Portugal in Düsseldorf. In der
„Familienphase“ freiberufliches Übersetzen, gelegentlich Dolmetschen, Dozentin für Portugiesisch an der VHS. Anschließend
14 Jahre Angestelltentätigkeit in Patentanwaltskanzlei. Seit
Februar diesen Jahres Rentnerin. Meine Schwerpunkte liegen
im rechtlichen Bereich, Recht und Verwaltung, bürgerliches
Recht, Familienrecht u. a. sowie natürlich Urkunden, Zeugnisse
etc. Aber gerne übersetze ich auch mal Texte aus ganz anderen
Bereichen, wie z. B. einen Beitrag für einen Kunstkatalog.
Was viele sicher schon immer wissen wollten: Welche Unterschiede gibt es zwischen brasilianischem und europäischem
Portugiesisch?
Natürlich kann ich hier die Unterschiede zwischen dem
brasilianischen und dem europäischen Portugiesisch nur kurz
zusammenfassend nennen, doch schon die Aussprache ist sehr
unterschiedlich. Der Portugiese verschluckt viele Vokale, während der Brasilianer stärker nasaliert. Hinzu kommen, aufgrund der unterschiedlichen sozio-kulturellen Entwicklung
auch Unterschiede in der Grammatik und Syntax und natürlich
auch im Vokabular.
Haben Sie ein (besonderes) Hobby als Ausgleich zum Beruf?
Kein besonderes Hobby, Freizeit verbringe ich gern mit Lesen und Freunden. Allerdings ist seit 18 Monaten mein schönster Ausgleich: mein Enkel Jacob.
Sigrid Macaulay
Dipl.-Übersetzerin
[email protected]
Neue Mitglieder stellen
sich vor: Ivona Stelzig
Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied beim BDÜ zu werden?
Der Mensch ist bekannterweise ein Herdentier. Das muss
nicht direkt heißen, dass die Individualität und Einzelperson in
der Masse verloren gehen sollte, sondern eher, dass man sich
mit Unterstützung, ob in Form eines kollegialen Rates und/
30
oder netten Austausches, viel stärker fühlt, sich viele neue
Anregungen, andere Sichtweisen oder einfach Bestätigung der
eigenen Strategie holen kann. Das waren die Hauptgründe, warum ich unbedingt in einen Berufsverband einsteigen wollte.
Nicht zu vergessen sind jedoch auch die hervorragenden
Möglichkeiten der Fortbildung und fast unbegrenzter Informationsfluss, der sowohl bei der eigenen Arbeit wie auch in
Sachen Verwaltung unbezahlbar ist.
Zu guter Letzt muss man auch anmerken, dass der BDÜ als
ein Qualitätsgarant wahrgenommen und die Mitgliedschaft
daher auch nach außen als kleines Signal gesetzt wird. Ich bin
übrigens Mitglied auch bei ATICOM und in der Slowakischen
Assoziation der Übersetzer und Dolmetscher SAPT, die Mitgliedschaft in der JTP (Verband der Dolmetscher und Übersetzer in Prag, Tschechien) ist in der Arbeit.
Was ist Ihr beruflicher Hintergrund, welche Arbeitssprachen
und Fachgebiete haben Sie?
Ich habe Slawistik und Russistik auf Lehramt an der Comenius-Universität in Bratislava studiert, als Lehrerein für weiterführende Schulen habe ich allerdings nur ganz kurz gearbeitet.
Nach einigen Jahren wissenschaftlicher Arbeit im Bereich Ethnologie/Ethnolinguistik folgten dann vier Jahre postgraduales
Studium, erst ein Jahr an der sich damals gerade konstituierenden Central European University in Prag, Tschechien (Soziologie
und Politologie) und danach drei Jahre am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, Italien (Historische Soziolinguistik).
1996 wurde mein ältester Sohn geboren, noch in Prag – in
dieser Zeit habe ich angefangen, mich intensiv mit Sprachen
zu beschäftigen und durch einen glücklichen Zufall mehrere
größere Übersetzungsaufträge gewinnen können. Diese ermöglichten mir einerseits, auch während der „Babyzeit“ (freiberuflich) arbeiten zu können und andererseits habe ich entdeckt, dass mir die „Sprachspiele“, das Übermitteln aus einer
in eine andere Sprache, mit allem, was dazu gehört (kultureller Kontext, Hintergrundwissen, ja, auch die Kreativität),
einen riesen Spaß bereitet und es eigentlich das ist, was ich
gerne mit meinem Leben anstellen möchte.
2002 sind wir dann mit der Familie nach Neuss umgezogen.
Neuanfang. Da meine Abschlüsse in Deutschland damals noch
nicht anerkannt wurden, habe ich nach ein paar Jahren Eingewöhnungsfrist angefangen, in einer Projektentwicklungsfirma
als Assistentin zu arbeiten und daneben „inoffiziell“ kleinere
oder größere Übersetzungsaufträge als kleine Trostbeschäftigung zu fertigen. Warum was und wann im Leben passiert,
wissen wir nicht, auf jeden Fall dauerte es länger, als ursprünglich geplant, dass ich endlich die Richtung Übersetzerund Dolmetscherkarriere einschlagen konnte.
Nach erfolgreich bestandenen staatlichen Prüfungen als
Übersetzer und Dolmetscher bin ich zwar immer noch nicht
ganz da, wo ich hin möchte, definitiv jedoch auf dem Weg
dorthin. Ich arbeite im Sprachbereich Slowakisch/Tschechisch
– Deutsch, vor allem in den Bereichen Sozialwissenschaften,
Recht, Medizin und Bauwesen/Immobilien. Darüber hinaus bin
ich für Slowakisch ermächtigt und beeidigt auch für die Behörden arbeiten zu dürfen. Und ich habe auch zwei Traumprojekte
– Literaturübersetzungen, als Reserve, so zu sagen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie persönlich als Übersetzerin für „kleine“ Sprachen wie Slowakisch und Tschechisch?
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Rückblick
Was ich persönlich als Herausforderung
bei den „kleinen“ Sprachen sehe, ist die
Spezialisierung. Wenn Sie im Sprachbereich wie z. B. Englisch oder Französisch
arbeiten, sehe ich mehr Möglichkeiten
und Chancen, sich als Sprachmittler auf
ein oder zwei Gebiete zu spezialisieren.
Mit den nicht so großen Sprachen ist
es so eine Sache: Entweder bleiben Sie
strikt auf Ihrem geliebten Gebiet, womöglich was das Wissenspensum angeht,
auch außer Konkurrenz, müssen dabei
jedoch viele andere Bereiche außen vor
lassen, was weniger Arbeit, weniger Erfahrung, weniger Freude und schließlich
auch weniger Einnahmen bedeuten kann.
Oder Sie stellen sich ein bisschen breiter
auf und haben manchmal das Gefühl, dass
Sie dem Wissen irgendwie nachlaufen
müssen. Beide der zwei Wege haben soIvona Stelzig, Annika Tschöpe und Sigrid Macaulay (v. l. n. r.)
wohl Vor- wie auch Nachteile, man muss
selbstverständlich auch die eigene Positionierung auf dem Markt in Betracht ziehen. Es gibt allerdings mit Kolleginnen und Kollegen, und das Seminarangebot für
auch Bereiche, auf die ich mich nie wagen würde (Automobil- 2015 sieht ebenfalls sehr vielversprechend aus.
industrie, Stahlverarbeitung als Beispiel), nicht dass ich damit
sagen will, das ich ein AllesBesserWisser wäre!
Was ist Ihr beruflicher Hintergrund, welche Arbeitssprachen
und Fachgebiete haben Sie?
Haben Sie ein (besonderes) Hobby als Ausgleich zum Beruf?
Ich habe den Studiengang „Literaturübersetzen“ an der
Ein besonderes Hobby in dem Sinne betreibe ich nicht. Al- Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf absolviert, mein
lerdings ist mir mit der Zeit sehr wichtig geworden, meine Hauptfach war Englisch, Nebenfach Französisch. In den letzFreizeit bewusst zu genießen und aktiv zu gestalten. Ich bin ten Jahren habe ich eher selten Belletristik übersetzt, dafür
ein leidenschaftlicher Leser und Filmliebhaber, gehe gerne vermehrt Sachbücher, vor allem aus dem Bereich Ratgeber/
ins Museum, Kino und Theater, reise gerne, treffe mich regel- Lebenshilfe. Darüber hinaus übernehme ich regelmäßig Fachmäßig mit Freunden.
übersetzungen; dabei bin ich nicht auf ein bestimmtes FachEs gibt jedoch eine Sache, die bei meiner Freizeitaktivitäten gebiet spezialisiert, sondern übersetze aus verschiedensten
ganz oben steht – Bewegung. Während meiner Schul- und Studi- Bereichen Texte, die zur Veröffentlichung bestimmt sind oder
enzeiten habe ich zehn Jahre lang aktiv getanzt (Folkloretanz), bei denen besonderer Wert auf sprachlich einwandfreie Formit Intensivtraining dreimal in der Woche und durchschnittlich mulierung gelegt wird.
über 50 Vorstellungen jährlich. Vielleicht kommt der Bewegungsdrang auch daher. Ob Walken, Radfahren, Inlinern, Ski- Was ist für Sie das Besondere, Spannendste oder Herausforfahren – ich versuche, auch im Interesse meiner Familie (wenig derndste beim Übersetzen von Literatur?
Bewegung = schlechte Laune), regelmäßige Trainingseinheiten
Die Übersetzung von Literatur bietet mehr Spielraum für
in meinen Tagesablauf einzubauen und mich so fit und bei Lau- Kreativität als reine Fachübersetzungen; insbesondere bei
ne zu halten.
Sachbüchern oder Marketingtexten geht es in der Regel darIvona Stelzig um, einen gut lesbaren, eingängigen deutschen Text zu erstelStaatl. gepr. Übersetzerin/ Dolmetscherin len, der sich gegebenenfalls auch vom Original lösen darf – das
[email protected] bedeutet allerdings, dass CAT-Tools bei dieser Arbeit meist
keine große Hilfe sind.
Bild: © Katja Althoff
Neue Mitglieder stellen
sich vor: Annika Tschöpe
Was hat Sie dazu bewogen, Mitglied beim BDÜ zu werden?
Die Absicht, Mitglied im Verband zu werden, hatte ich
schon lange – verwirklicht habe ich sie dann endlich, als ich
meinen Internetauftritt erstellte. Die BDÜ-Mitgliedschaft ist
für mich ein Qualitätsmerkmal, das auf der Homepage nicht
fehlen sollte. Bislang haben sich meine Erwartungen voll erfüllt: Durch die Listung in der BDÜ-Datenbank haben sich im
vergangenen Jahr mehrere Aufträge ergeben, beim Neumitgliedertreffen war Gelegenheit zum interessanten Austausch
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Haben Sie ein (besonderes) Hobby als Ausgleich zum Beruf?
Mit drei Kindern bleibt leider nur wenig Zeit für Hobbys
– zum Glück ist der Beruf dafür spannend und abwechslungsreich! Etwas Sport, viel Lesen, viel Reisen; außerdem engagiere ich mich im Vorstand von Calypsonic e. V., dem Dortmunder
Verein für Steel Pan und Calypso, in dessen preisgekröntem
Steelorchester mein ältester Sohn mitspielt (mehr dazu unter
www.calypsonic.de).
Annika Tschöpe
Dipl.-Übersetzerin Literaturübersetzen
[email protected]
31
Infos der Existenzgründungs-AG
Von Sina Ketschau
Wozu kalkulieren wir
eigentlich unsere Honorare?
In unserem Artikel in dieser Ausgabe des info NRW erläutern wir die Honorarkalkulation an einem Kalkulationsbeispiel, um Existenzgründern eine Möglichkeit aufzuzeigen,
wie sie ihre Honorare kalkulieren können. Denn die Preise,
die wir als selbständige Übersetzer berechnen, entscheiden maßgeblich darüber, ob wir von unserer Arbeit leben
können oder nicht.
Als selbständige Übersetzer und Dolmetscher beziehen wir von
niemandem ein Gehalt, sondern erzielen unsere Einnahmen
direkt aus unserer Arbeit für unsere Kunden, denen wir dafür
ein Honorar berechnen. Allerdings müssen wir − wie Festangestellte auch − Einkommensteuer auf unsere Einnahmen aus
unserer Arbeit zahlen (die bei Angestellten als Lohnsteuer direkt vom Bruttogehalt abgezogen wird). Die Einkommensteuer
zahlen wir aber nicht unmittelbar auf unsere Einnahmen, sondern nur auf den Gewinn, den wir erzielen. Wer als Existenzgründer startet, muss daher umdenken: Der Gewinn ermittelt
sich aus den Betriebseinnahmen (unseren Kundenumsätzen)
abzüglich unserer Betriebsausgaben. Als Betriebsausgaben
gelten allerdings nur die Ausgaben, die uns in unmittelbarem
Zusammenhang mit der selbständigen Tätigkeit entstehen −
im Gegensatz z. B. zu einem Geschäftsführer einer GmbH,
dessen Gehalt steuerliche Betriebsausgaben der GmbH sind,
32
können wir uns nicht selbst ein Gehalt zahlen und dieses als
Betriebsausgabe absetzen. Alles, was unsere private Lebenshaltung betrifft, gilt steuerlich als Privatvergnügen − somit
auch unsere private Miete, Lebensmittel usw. Somit müssen
wir unsere privaten Ausgaben aus dem Gewinn bestreiten, den
wir erwirtschaften. Nur das, was nach der Steuerzahlung vom
Gewinn übrig bleibt, steht uns für uns selbst zur Verfügung.
Unser Gewinn muss also hoch genug sein, um daraus nicht nur
die Steuern, sondern auch eine Art Unternehmergehalt zahlen
zu können − und zwar einschließlich des Arbeitgeberanteils,
da wir als Unternehmer ja voll für uns selbst verantwortlich
sind. Diese Überlegungen gilt es bei der Preiskalkulation zu
berücksichtigen. Wir müssen dabei stets zwei unterschiedliche Bereiche im Auge behalten: zum einen unsere privaten
Ausgaben (und finanziellen Wünsche), zum anderen unsere
Betriebsausgaben. Beides muss aus unseren betrieblichen Einnahmen gedeckt werden können.
Von dieser Prämisse gehen wir bei der Honorarkalkulation
aus. Was wir zum Leben und für unseren Geschäftsbetrieb an
finanziellen Mitteln benötigen, gibt unseren erforderlichen
Umsatz vor. Die Zeit, die uns zur Erwirtschaftung dieses Umsatzes effektiv zur Verfügung steht, bestimmt den Stundensatz, den wir bei der Auftragsbearbeitung erzielen müssen.
Diesen können wir dem Kunden bei Abrechnung nach Zeitaufwand direkt in Rechnung stellen oder wir rechnen ihn in die im
Übersetzungs- und Dolmetschbereich üblichen Abrechnungseinheiten um (Normzeilen, Wörter, Tagessätze). Das Honorar
pro Abrechnungseinheit ergibt sich dann aus unserem durchschnittlichen Arbeitsaufwand pro Abrechnungseinheit.
Da für uns somit Zeit tatsächlich Geld ist, sollte sich jeder
Existenzgründer sofort an seine Kalkulation machen. Natürlich
wird es immer auch Aufträge geben, bei denen man seinen kalkulierten Satz nicht in voller Höhe durchsetzen kann. Als Unternehmer müssen wir aber immer wissen, wo wir stehen, mit
welchen Aufträgen wir einen ausreichenden Gewinn erzielen
und welche für uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Verlustgeschäft sind. In letzterem Fall müssten wir nämlich deutlich
mehr arbeiten als ursprünglich kalkuliert, unsere Privatausgaben und Geschäftskosten senken oder das Honorar für die
nächsten Aufträge erhöhen, um trotzdem noch auf unsere Kosten zu kommen. Oder wir lehnen den Auftrag direkt ab, setzen
uns mit einem Buch aufs Sofa und warten auf den nächsten
einträglichen Auftrag. Oder noch besser: Wir betreiben Akquise bei besser
zahlenden Kunden. Vorausgesetzt natürlich, wir haben nicht so eng kalkuliert, dass wir wirklich jede Minute
arbeiten müssen, um über die Runden
zu kommen …
Sina Ketschau
AG Existenzgründung im BDÜ NRW
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © GG-Berlin/Pixelio.de (links), © Picturemakers GmbH (rechts)
In dieser Rubrik veröffentlicht die Arbeitsgruppe Existenzgründung des BDÜ NRW (erreichbar unter: [email protected]) in loser Folge
Artikel zu verschiedensten Themen der Existenzgründung. Die in dieser Rubrik veröffentlichten Artikel stehen kurz nach ihrer Veröffentlichung
in der Regel auch unter www.bdue-nrw.de/leistungen/publikationen/existenzgruendung.html zum Download zur Verfügung. Bitte berücksichtigen Sie für alle in dieser Rubrik veröffentlichten Informationen folgenden Hinweis: Die Inhalte dienen als Hilfestellung für Existenzgründer
und sollen einen Überblick über einschlägige Themen geben. Sämtliche Inhalte werden gründlich recherchiert und nach bestem Wissen und
Gewissen zusammengestellt. Eine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Inhalte können wir jedoch nicht übernehmen. Insbesondere
stellen die Texte keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Vor unternehmensrelevanten Entscheidungen, insbesondere im Steuer- oder Rechtsbereich, sollten Sie stets eine fachliche Beratung durch entsprechende Experten in Anspruch nehmen.
Infos der Existenzgründungs-AG
Von Andrea Alvermann – AG Existenzgründung
Honorarkalkulation oder was ist
meine Arbeit eigentlich wert?
Eine Frage, die sich jedem Übersetzer gleich zu Anfang seiner Tätigkeit stellt, ist die nach dem Wert seiner Arbeit bzw. dem
Preis seiner Leistung. Doch wie ermittelt man das? Die erste Möglichkeit besteht natürlich darin, Kollegen zu fragen bzw.
sich den jährlichen Honorarspiegel des BDÜ anzusehen. Wirtschaftlich sinnvoller ist es, zu überlegen, wieviel man verdienen
muss, um nicht nur kostendeckend, sondern auch gewinnbringend zu arbeiten. Wie das geht, wollen wir uns hier ansehen.
Kostendeckend arbeiten wir ab dem Zeitpunkt, wo wir genau
so viel verdienen, wie wir auch wieder ausgeben. Das bedeutet: wenn unsere Einnahmen abzüglich unserer Ausgaben genau Null ergeben. Gewinnbringend arbeiten wir, wenn danach
noch etwas übrig bleibt, wir also mehr einnehmen, als wir ausgeben. Als selbständige Übersetzer ist es unser Ziel, möglichst
gewinnbringend zu arbeiten, also möglichst deutlich mehr
einzunehmen, als wir insgesamt ausgeben. Deshalb müssen
wir als Selbständige zuerst einmal wissen, welche Ausgaben
wir monatlich überhaupt haben. Anschließend müssen wir uns
überlegen, wieviel wir gerne darüber hinaus verdienen wollen.
Wenn wir das wissen, können wir den Stundensatz errechnen,
den wir zugrunde legen müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
Diesen Stundensatz können wir dann wiederum in Zeilen-,
Wort- oder Seitenpreise umwandeln.
Privaten Bedarf errechnen
Der erste Schritt besteht darin, herauszufinden, wieviel Geld
wir eigentlich monatlich bzw. jährlich brauchen. Das heißt, wir
müssen herausfinden, welche Ausgaben wir überhaupt haben.
Dafür wollen wir als erstes einmal nur unsere privaten Ausgaben betrachten. Die angegebenen Werte sind Beispiele, die
natürlich im Einzelfall völlig anders aussehen können. Nehmen
wir einfach mal an, Frau D. (25 Jahre, alleinstehend, keine
Kinder) hätte monatlich bzw. jährlich folgende Ausgaben:
Posten
Nahrungsmittel, Getränke,
Genussmittel
Bekleidung und Schuhe
Wohnen, Energie, Wohnungs­
instandhaltung
Gesundheitspflege
private Porto- und Telefonkosten
Kfz-Kosten
Freizeit, Unterhaltung, Kultur
Hotel- und Restaurantkosten
Zeitschriften und Bücher
(einschl. Stadtbücherei)
GEZ
Urlaub
private Versicherungen
Gesamt
Monatlich
Jährlich
200,00 €
2.400,00 €
50,00 €
600,00 €
600,00 €
7.200,00 €
60,00 €
50,00 €
180,00 €
150,00 €
70,00 €
20,00 €
720,00 €
600,00 €
2.160,00 €
1.800,00 €
840,00 €
240,00 €
18,00 €
100,00 €
20,00 €
216,00 €
1.200,00 €
240,00 €
1.518,00 € 18.216,00 €
Somit würde sie als Angestellte ein Nettogehalt von monatlich
1.518,00 € benötigen. Sie möchte sich nun selbständig machen.
Als Übersetzerin braucht sie ein Büro; zudem muss sie als Selbständige ihre Krankenversicherung vollständig selbst bezahlen.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Auch für das Alter muss sie ebenso selbst vorsorgen sowie für
Zeiten, in denen sie keine Aufträge hat, aber keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhält. Zwar besteht die
Möglichkeit, innerhalb von drei Monaten, nachdem man sich
selbständig gemacht hat, eine Art freiwillige Arbeitslosenversicherung abzuschließen (das sogenannte „Versicherungspflichtverhältnis auf Antrag“), die jedoch nur greift, falls man mit
seiner Selbständigkeit endgültig scheitert. Für auftragslose
bzw. auftragsschwache Zeiten und Zeiträume, in denen man
aus irgendwelchen Gründen weniger oder gar nicht arbeiten
kann, seine Selbständigkeit aber dennoch nicht vollständig aufgibt, muss man jedoch in den Zeiten vorsorgen, in denen die
Auftragslage besser ist. Für diese auftragsschwachen Zeiten
müssen folglich Rücklagen gebildet werden. In unserem nachfolgenden Beispiel werden diese Rücklagen nicht gesondert
ausgewiesen sondern sind in der Überlegung enthalten, dass
die Auslastung weniger als 100 % beträgt (in unserem Beispiel
sehr optimistische 80 %). Die privaten Kosten erhöhen sich also:
Posten
Privatausgaben (s. o.)
Krankenversicherung 1
Rentenversicherung/
Altersvorsorge 2
Gesamt
Monatlich
Jährlich
1.518,00 €
310,00 €
600,00 €
18.216,00 €
3.720,00 €
7.200,00 €
2.428,00 € 29.136,00 €
1 Dieser Betrag beruht auf Angaben der Techniker Krankenkasse, TK, und stellt den Mindestbeitrag für Selbständige dar. Für Existenzgründer, die einen Existenzgründungszuschuss bekommen, ist der Beitrag etwas niedriger, was hier jedoch nicht berücksichtigt werden soll.
2 Dieser Betrag geht von einer voraussichtlichen Rente von 1.500,00 € aus. Damit ist dies ebenfalls eine Untergrenze, denn hier wird weder die Inflation noch die Tatsache berücksichtigt,
dass der Lebensstandard im Laufe der Zeit steigen wird (oder sollte) und man dementsprechend im Alter natürlich eigentlich gerne etwas mehr Geld zur Verfügung hätte.
Geschäftliche Kosten berücksichtigen
Aufgrund ihrer Selbständigkeit hat Frau D. nun natürlich auch
noch beruflich bedingte Kosten wie Telefon, Büromaterial,
Computer, Software, Büroausstattung usw.
Diese Kosten werden an dieser Stelle ein wenig vereinfacht
dargestellt, wobei wir hier auch nicht zwischen Fixkosten
(also Kosten, die jeden Monat in selber Höhe anfallen) und
variablen Kosten (also solchen, deren Höhe von der jeweiligen
Auftragsmenge abhängt) unterscheiden. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird hier, dass am Anfang natürlich das Büro erst
einmal ausgestattet werden muss und somit im ersten Jahr
ein sehr viel höherer Betrag für die Büroausstattung und wahrscheinlich auch für Bücher anfällt. Allerdings sind Geräte und
auch Büromöbel nicht ewig haltbar und müssen irgendwann
einmal ersetzt werden. Normalerweise werden diese größeren Anschaffungen jährlich abgeschrieben, was wir in unserem
33
Infos der Existenzgründungs-AG
Posten
Monatlich
(netto)
Jährlich
60,00 €
20,00 €
50,00 €
100,00 €
720,00 €
240,00 €
600,00 €
1.200,00 €
20,00 €
50,00 €
180,00 €
240,00 €
600,00 €
2.160,00 €
100,00 €
50,00 €
15,00 €
1.200,00 €
600,00 €
180,00 €
645,00 €
7.740,00 €
Telefon, Handy, Internet
Portokosten
Bücher/Zeitschriften
Büromaterial (Verbrauchs­
material) und Softwarelizenzen
Berufsverband
Büroausstattung
Miete und Nebenkosten
Arbeitszimmer
Werbung *
Fortbildung
Vermögensschadenhaftpflicht
Gesamt
* Die Werbekosten umfassen neben Anzeigen (z. B. in den Gelben Seiten), Flyern und Visiten­
karten auch Posten wie beispielsweise Weihnachtskarten oder Kundengeschenke usw.
Da das Kfz schon oben erfasst wurde, führen wir es hier nicht
noch einmal auf. Im Prinzip kann der Wagen aber auch zu den
Betriebskosten gezählt werden, sofern dieser vorwiegend beruflich genutzt wird. Das wird insbesondere bei Dolmetschern
oft der Fall sein, die hier dann sicherlich auch sehr viel höhere
Kosten geltend machen müssen.
Bedarf
privat
geschäftlich
Gesamt
Monatlich
Jährlich
2.428,00 €
645,00 €
29.136,00 €
7.740,00 €
3.073,00 € 36.876,00 €
Die Übersetzerin Frau D. in unserem Beispiel hat also private
und berufliche Kosten von 3.073,00 € monatlich. Der Nettoumsatz ist der Umsatz, den sie abzüglich aller Steuern, also
ohne Mehrwertsteuer und Einkommensteuer, erwirtschaftet.
Da wir uns mit unserer aktuellen Planung im unteren Einkommensteuerbereich bewegen, rechnen wir hier der Einfachheit
halber mit einem Einkommensteuersatz von 20 %. Um zu berechnen, welchen Umsatz Frau D. tatsächlich erwirtschaften
muss, um zum einen ihre Geschäftsausgaben und zum anderen
ihre Lebenshaltungskosten zu decken, müssen wir folgende
Rechnung aufstellen:
Wir verwenden folgende Variablen:
Gewinn vor Einkommenssteuer
NG
Steuersatz der Einkommensteuer
ST
ES
JU
PL
GK
34
Einkommensteuerbetrag
erforderlicher Jahresumsatz
(ohne Umsatzsteuer)
Private Lebenshaltungskosten
(einschließlich Umsatzsteuer)
Geschäftskosten
PL
+ ES
Private Lebenshaltungskosten
29.136,00 €
Einkommensteuer: hier 20 % des
erforderlichen Gewinns vor Steuern
Erforderlicher Gewinn vor Steuern
= NG
+ GK Geschäftskosten
= JU Erforderlicher Jahresumsatz
7.740,00 €
Der erforderliche Nettogewinn errechnet sich wie folgt:
Setzen wir hier unsere Zahlen ein:
Der erforderliche Nettogewinn beträgt folglich 36.420,00 €.
Diesem addieren wir nun die errechneten Geschäftsausgaben
von 7.740,00 € hinzu und erhalten damit einen erforderlichen
Jahresumsatz von
Die Übersetzerin in unserem obigen Beispiel müsste also allein
zur Deckung ihrer minimalen Lebenshaltungskosten bereits einen Netto-Jahresumsatz (also ohne Umsatzsteuer, s. o.) von
44.160,00 € erwirtschaften.
Wie viel kann ich arbeiten?
Die nächste Berechnung, die wir anstellen müssen, ist die der
verfügbaren Arbeitszeit. Das Jahr hat bekanntlich nur 365 Tage
und der Tag nur 24 Stunden. Einen Teil davon muss Frau D.
zu errechnen
wir gehen hier
von 20 % aus
zu errechnen
zu errechnen
29.136,00 €
7.740,00 €
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bild: © Jorma Bork/Pixelio.de
Beispiel aber ebenfalls der Einfachheit halber unberücksichtigt lassen. Der Betrag für die Büroausstattung ist folglich ein
jährlicher bzw. monatlicher Durchschnittswert. Wichtig ist bei
der betrieblichen Betrachtung, dass hier nur die Nettobeträge zugrunde gelegt wurden, da die Mehrwertsteuer für einen
Unternehmer, der nicht der Kleinunternehmerregelung unterliegt, ein durchlaufender Posten ist, der hier keine Berücksichtigung findet, da er den Gewinn nicht beeinflusst.
Bilder: © Jorma Bork/Pixelio.de (links), © Rainer Hoheisel (rechts)
Infos der Existenzgründungs-AG
schlafen, ist krank oder ruht sich aus und so bleibt nur ein
Bruchteil ihrer tatsächlichen Lebenszeit übrig, den sie in Arbeit investieren kann. Wir werden im Folgenden ausrechnen,
wieviel Zeit ihr tatsächlich für effektive Arbeit zur Verfügung
steht, wenn sie „normal“ arbeitet. Denn das sollte sie als
Grundlage für ihren idealen Stundensatz nehmen. Dass sie später dann durchaus einmal mehr arbeiten kann, steht auf einem
anderen Blatt. Auf Dauer gesehen wird sie nicht mehr Zeit investieren können, denn das macht irgendwann ihre Gesundheit nicht mehr mit. Sinnvoll für die Planung ist es, von der
Arbeitszeit eines Angestellten auszugehen, um festzustellen,
wie viele Tage/Stunden jährlich unserer Übersetzerin, Frau D.,
tatsächlich zur Verfügung stehen. Wir gehen von einer 40-Stunden-Arbeitswoche und einem Jahr mit 365 Tagen aus.
Ein Angestellter hat 30 Tage Urlaub, zwölf Tage sind Feiertage, eine Woche ist er möglicherweise krank. Dazu gibt es
noch 104 Wochenendtage in 52 Wochen. Es bleiben also 214
Arbeitstage.
In einer 40-Stunden-Woche wird täglich acht Stunden gearbeitet. Allerdings wird niemand acht Stunden täglich übersetzen. Zum einen müssen wir Zeit für Akquise einplanen. Zum
anderen gibt es zahlreiche Nebenarbeiten, wie beispielsweise
Telefonate führen, Rechnungen und Angebote schreiben, Bestellungen aufgeben usw. Auch die Ablage muss erledigt werden. Für alle diese Arbeiten müssen im Durchschnitt täglich
ca. zwei Stunden eingeplant werden. Das mag auf den ersten
Blick viel erscheinen, ist aber durchaus realistisch. Es bleiben
also 30 Stunden. Damit verfügt Frau D. über eine effektive
tägliche Arbeitszeit von ca. sechs Stunden. Bei 214 Arbeitstagen sind das 1.284 Stunden. In diesen 1.284 Stunden muss Frau
D. nun die obigen 44.160,00 € erwirtschaften. Das bedeutet:
Sie muss pro Stunde 34,39 € verdienen, um ihren Jahresumsatz zu generieren. Allerdings müsste sie dafür dann auch
wirklich das ganze Jahr über zu 100 % ausgelastet sein. Und sie
hätte dann gerade einmal ihre betrieblichen Kosten und ihren
grundlegenden privaten Lebensunterhalt gedeckt. Sie hat kein
Geld zurückgelegt, um sich irgendwann ein neues Auto kaufen
zu können, um Geschenke zu kaufen oder einen neuen Wohnzimmerschrank. Auch anfallende Betriebsausgaben für Steu-
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
erberater oder Buchführung sind hier nicht berücksichtigt.
Diese Arbeiten muss sie also − neben ihrer Übersetzertätigkeit
− ebenfalls selbst erledigen. Weiterhin hat sie kein Geld für
auftragsschwache Zeiten zurückgelegt. Ist Frau D. nun aber
nur zu 80 % ausgelastet, so hat sie nur noch 1.027 Stunden zur
Verfügung, um denselben Betrag zu erwirtschaften. In diesem
Fall muss sie pro Stunde bereits 42,99 € einnehmen.
Zeilenpreis ermitteln
Angesichts der zugrunde gelegten Zahlen können wir davon
ausgehen, dass Frau D. alleinstehend und Berufsanfängerin
ist. Sie wird also sicherlich noch nicht zu 100 % ausgelastet
sein und auch 80 % Auslastung sind bereits sehr optimistisch
gerechnet. Wir können daher der Einfachheit halber von einem erforderlichen Mindeststundensatz von 45,00 € ausgehen. Nun ist die nächste Frage: Wie viele Zeilen/Worte oder
Seiten schafft Frau D. in einer Stunde? Bei einem einfachen
Text schafft sie auch als Anfängerin vielleicht zwei bis drei
Seiten (wobei mit Seiten hier sogenannte „Normseiten“ von
30 Normzeilen gemeint sind). Bei schwierigeren Texten − und
davon wird sie als Anfängerin sehr viele Texte haben, denn
wie schwer ein Text ist, hängt ja ganz stark von der eigenen
persönlichen Erfahrung ab, die ihr als Anfängerin noch fehlt −
wird sie vielleicht nur eine halbe bis ganze Seite pro Stunde
schaffen. Doch da man als Freiberufler stets eine Mischkalkulation vornehmen muss (das heißt mit Durchschnittswerten
arbeiten sollte), gehen wir hier jetzt einfach mal von durchschnittlich 30 Zeilen pro Stunde aus. Für einen Stundensatz
von 45,00 € müsste sie folglich bei 30 Zeilen pro Stunde bereits 1,50 € pro Zeile zugrunde legen. Mit diesem Zeilenpreis
würde sie − wirtschaftlich gesehen − genau die erforderlichen
44.160,00 € Umsatz im Jahr erwirtschaften, also genau so viel
verdienen, wie sie auch wieder ausgibt, was bedeutet, dass
sie keinen Cent auf die Seite legen könnte. Somit sollte ihr
Stundensatz besser noch darüber liegen.
Diese kleine Musterrechnung zeigt recht anschaulich, dass
ein Zeilenpreis von unter 1,50 € bzw. einem Stundensatz von
45,00 € auf Dauer nicht rentabel ist. Frau D. in unserem Beispiel kann damit zwar kostendeckend, nicht aber gewinnbringend arbeiten. Nichtsdestotrotz hilft diese kleine Musterrechnung vielleicht, die eigenen Preise einmal neu zu berechnen
und zu überdenken. Erst wenn wir wissen, bei welchem Preis
wir kostendeckend arbeiten, kennen wir unsere absolute Untergrenze; jeder Auftrag, der weniger einbringt, ist im Grunde
genommen ein Verlustgeschäft. Wirklich angemessen bezahlt
ist unsere Arbeit jedoch erst, wenn sie deutlich darüber liegt.
Erst wenn wir so viel Gewinn erwirtschaften, dass wir damit
auch außerplanmäßige Ausgaben decken, in Urlaub fahren
und uns hin und wieder etwas Besonderes leisten können, gelangen wir langsam in die Bereiche,
in denen sich unsere Selbständigkeit
tatsächlich rentiert. All diejenigen,
denen das vollkommen unrealistisch
erscheint, sollten sich überlegen, ob
eine Selbständigkeit für sie wirklich in
Frage kommt.
Andrea Alvermann
AG Existenzgründung
im BDÜ NRW
35
Kaleidoskop
Fachgruppe Italienisch
Arbeit in der Fachgruppe – Erfahrungen und Praxistipps
Die erste Fachgruppe im BDÜ NRW läuft seit über einem Jahr. Sie richtet sich an Rechtsübersetzer mit der Arbeitssprache
Italienisch und besteht aus neun Mitgliedern, die sich regelmäßig treffen – Zeit für eine erste Bilanz.
In den vergangenen Jahren wurde unter Kollegen immer wieder der Wunsch geäußert, ein Forum für die spezifischen Aspekte unserer Arbeitssprache und Fachrichtung zu schaffen.
Als wir dann bei einem Seminar zum Thema Italienisches Familienrecht in Köln erlebten, wie wertvoll und praxisrelevant
das gemeinsame Übersetzen mit anderen spezialisierten Kollegen ist, nahm die Idee schließlich Gestalt an: Wir gründen
eine Fachgruppe.
Gesagt … und dann auch getan. Seit Dezember 2013 treffen
wir uns alle zwei Monate abends oder nachmittags zu kleinen
Workshops und tauschen uns zu Fragen aus, denen wir im Arbeitsalltag begegnen. Wo finde ich gute Quellen? Wie übersetze ich einen Fachbegriff, den es in der anderen Rechtsordnung
nicht gibt? In der Gruppe können wir manche harte Übersetzungsnuss knacken.
Bunte Mischung, breites Wissen
Bei der gemeinsamen Textarbeit profitieren wir von der bunten Zusammensetzung der Fachgruppe: Es gibt Freiberufler
und Angestellte, alte Hasen und Berufsanfänger. Einige von
uns sind eher für Unternehmen und Privatkunden tätig, andere
arbeiten für Behörden oder im Hochschulbereich. Neben dem
unterschiedlichen beruflichen Hintergrund treffen dabei auch
verschiedene Übersetzungsstile aufeinander. Während der
eine mit zahlreichen Fußnoten möglichst genau sein möchte,
sorgt sich der andere eher um die Lesbarkeit des Textes.
Unser Austausch bezieht sich ebenso auf Aspekte wie den
Umgang mit Auftraggebern, Seminarempfehlungen oder Literaturtipps. Die enge fachliche Zusammenarbeit liefert darüber hinaus eine gute Vertrauensbasis, um Aufträge an Kollegen
zu vermitteln. Hier sind einige Eindrücke
der Teilnehmer:
„Ich bin seit Dezember 2013 begeistertes Mitglied der Fachgruppe. Von Anfang an war die Stimmung von Offenheit
und Kollegialität geprägt. In einem vom
Wettbewerb bestimmten Markt, wie
dem der Sprachdienstleistungen, ist dies
keine Selbstverständlichkeit. An unserer Gruppe schätze ich insbesondere die
Möglichkeit, zwischen den Treffen mit
einer einfachen E-Mail Fragen zu unklaren Textpassagen zu stellen. Die Rückmeldungen der Kollegen kommen sehr
schnell. Anders als bei einer anonymen
Online-Übersetzerplattform wissen wir,
36
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © privat
Kollegialität und
hoher Praxisbezug
Kaleidoskop
dass wir uns auf die Lösungsvorschläge verlassen können, weil
wir uns persönlich kennen. Ein weiterer großer Mehrwert der
Gruppe ist der hohe Praxisbezug. Insgesamt kann ich sagen,
dass die Treffen unserer Gruppe nicht nur berufliche Termine
sind, sondern auch ein willkommener Anlass, mich mit netten
und kompetenten Kolleginnen und Kollegen in lockerer Atmosphäre auszutauschen.“
Cinzia Turrini
Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin aus Köln
Auch erfahrene Kollegen kämpfen
mit den gleichen Problemen
„Seit ich der Sprachgruppe beigetreten bin, habe ich festgestellt, dass auch erfahrenere Kollegen oftmals vor den gleichen Übersetzungsproblemen sitzen. In der Gruppe werden
Fachbegriffe zusammen recherchiert und definiert. Jeder
versucht etwas beizusteuern. Der Austausch findet auch außerhalb der Treffen statt, so dass man bei Schwierigkeiten
in der täglichen Übersetzungspraxis Fragen stellen und Tipps
und Erfahrungen weitergeben kann. Dadurch ist ein tolles
Netzwerk entstanden, das sich gegenseitig unterstützt.
Aus diesen Gründen lohnt sich für mich die weite Anreise,
weil mich diese Gruppe nur bereichern kann.“
Sabina Cavalera
Übersetzerin aus Paderborn
Teilnehmer bestimmen Themen selbst
„Die Fachgruppe ist für mich als Berufseinsteigerin wichtig,
denn hier kann ich mich mit erfahrenen Kollegen austauschen. Im Gegensatz zu sprachunabhängigen Stammtischen
hat man bei der Fachgruppe die Möglichkeit, über konkrete
Aspekte einer bestimmten Sprachkombination und eines eingegrenzten Fachgebiets zu sprechen. Aus meiner Sicht gibt es
zwei Gründe, warum unsere Fachgruppe so gut funktioniert.
Erstens, weil wir die Themen zusammen auswählen. Dies bietet die Möglichkeit, bestimmte Bereiche innerhalb des Fachgebietes zu vertiefen, die gerade besonders aktuell sind. Ein
zweiter Grund ist die Tatsache, dass ich die anderen sowohl
während als auch außerhalb der Treffen um Hilfe bitten kann,
wenn ich konkrete Übersetzungsprobleme habe.“
Caterina Saccani
Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin aus Aachen
Bild: © Picturemakers GmbH, Düsseldorf
Wissen und Erfahrungen bündeln
„Die Idee, eine Fachgruppe zu gründen, entstand aus dem Bedürfnis nach einem intensiven Austausch mit Kollegen derselben Arbeitssprache und Fachrichtung heraus, der über die Gespräche eines Stammtisches hinausgeht. In diesem Arbeitskreis
werden verschiedene Lösungsansätze für die Übersetzung problematischer Termini erarbeitet und praxisrelevante Themen
diskutiert. Dabei können wir unsere Erfahrungen bündeln und
vom Erfahrungsschatz aller Mitwirkenden profitieren. Dieses
geballte Fachwissen bietet die Möglichkeit, sich intensiv mit
ganz spezifischen Themen auseinanderzusetzen.“
Claudia Engels
Dolmetscherin, Übersetzerin aus Köln
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Praxistipps für die Gründung
einer Fachgruppe
Ort
Ob BDÜ-Geschäftsstelle, Büro einer Kollegin oder großer Küchentisch – Hauptsache der Raum ist ruhig und
bietet ausreichend Platz. Cafés sind zwar gemütlich,
eignen sich aber in der Regel nicht für konzentriertes
Arbeiten. Sollten die Teilnehmer nicht am selben Ort
wohnen, ist auch eine Rotation zwischen verschiedenen Städten denkbar.
Termin
Wichtig ist es, dass Teilnehmer nicht zu oft wegen
kurzfristiger beruflicher Termine absagen müssen. Für
uns hat sich der Samstagnachmittag als „sicherstes“
Zeitfenster herausgestellt. Dabei sollten die Intervalle zwischen den Treffen so gewählt werden, dass sie
einerseits die Teilnehmer nicht überfordern und andererseits eine gewisse Kontinuität in der inhaltlichen
Arbeit zulassen.
Themen
Die Inhalte der Treffen können frei gewählt werden.
Alles ist möglich – vom Gespräch über Aufträge und
Auftraggeber über gemeinsame Übersetzungsübungen
bis hin zur Einladung von Referenten.
Protokolle
Damit abwesende Teilnehmer – und auch der BDÜ
NRW – auf dem Laufenden sind, sollte Protokoll geführt werden. Das kann ein kurzes Ergebnisprotokoll
sein oder eine ausführliche Mitschrift, die dann im Arbeitsalltag als wertvolle Referenz dient.
Gruppenleiter
Die Fachgruppe benötigt einen Ansprechpartner, der
Termine koordiniert, Unterlagen sammelt und Kontakt für neue Mitglieder und den BDÜ ist. Alle weiteren Aufgaben und die Vorbereitung einzelner Themen
können reihum von allen übernommen werden.
Zur Nachahmung empfohlen
Wir sind davon überzeugt, dass das Konzept „Fachgruppe“
auch in Verbindung mit anderen Arbeitssprachen und Fachgebieten funktioniert und haben deshalb
einige Praxistipps für Interessierte zusammengestellt, die einen Versuch
wagen möchten.
Beate Beering
Fachübersetzungen Recht, Wirtschaft, Versicherungen
Italienisch, Englisch
[email protected]
37
Kaleidoskop
Argumentationshilfe für Akteneinsicht
Ein professioneller Dolmetscher bereitet sich auf jeden Dolmetschtermin gewissenhaft vor, deshalb ist die Akteneinsicht wichtig, um auf unbekannte Fachbegriffe bzw. Themen vorbereitet zu sein.
Vorbereitung spart dem Gericht Zeit und
Geld – die Verhandlung kann zügiger und
ohne Nachfragen oder lange Erläuterungen vonstatten gehen.
Eine Bitte um Akteneinsicht bedeutet
nicht, dass der Dolmetscher unqualifiziert ist, sondern dass er sich seiner Verantwortung bewusst ist und Qualitätsarbeit liefern möchte.
Kein Sachgebiet kann als leicht eingestuft werden – auch bei Diebstählen oder
Trunkenheitsfahrten können unbekannte
Begriffe vorkommen, sei es zum Diebes-
gut, sei es durch Verlesen von medizinischen Gutachten.
Ein ganz wichtiges Kriterium für die
Akteneinsicht ist der neu im JVEG eingeführte § 8a – hier geht es darum, dass
vorliegende Ablehnungsgründe bereits
vor dem Einsatz bekanntgemacht werden müssen, damit der Dolmetscher
seinen Anspruch auf Vergütung nicht
verliert – das ist aber nur durch Akteneinsicht machbar.
Argumentiert die Geschäftsstelle,
dass aus datenschutzrechtlichen Grün-
den eine Akteneinsicht nicht möglich
ist, so gilt: der Dolmetscher ist Gehilfe
des Gerichts. Insofern ist er an die Geheimhaltung gebunden. Der allgemein
beeidigte Dolmetscher bezieht sich auf
seinen geleisteten Eid – er hat sich zu
absoluter Geheimhaltung verpflichtet.
Sollte sich das Gericht wirklich nicht
auf Akteneinsicht einlassen (hier bitte
unbedingt beachten: das Gericht wird
die Akten nicht an den Dolmetscher versenden; Akteneinsicht kann nur zu den
Geschäftszeiten der Geschäftsstellen direkt vor Ort im Gericht genommen werden – vorher Termin vereinbaren!), so
sollte darum gebeten werden, dass die
Anklageschrift dem Dolmetscher vorab
zur Vorbereitung übersandt wird.
Birgit Strauß und Brigita Balkyte
§ 8a Wegfall oder Beschränkung
des Vergütungsanspruchs
(1) Der Anspruch auf Vergütung entfällt, wenn der Berechtigte es unterlässt, der heranziehenden Stelle unverzüglich solche
Umstände anzuzeigen, die zu seiner Ablehnung durch einen Beteiligten berechtigen, es sei denn, er hat die Unterlassung nicht
zu vertreten.
(2) Der Berechtigte erhält eine Vergütung nur insoweit, als seine
Leistung bestimmungsgemäß verwertbar ist, wenn er
1. gegen die Verpflichtung aus § 407a Absatz 1 bis 3 Satz 1 der
Zivilprozessordnung verstoßen hat, es sei denn, er hat den Verstoß nicht zu vertreten;
2. eine mangelhafte Leistung erbracht hat;
3. im Rahmen der Leistungserbringung grob fahrlässig oder vorsätzlich Gründe geschaffen hat, die einen Beteiligten zur Ablehnung wegen der Besorgnis der Befangenheit berechtigen; oder
4. trotz Festsetzung eines weiteren Ordnungsgeldes seine Leistung nicht vollständig erbracht hat. Soweit das Gericht die Leistung berücksichtigt, gilt sie als verwertbar.
Bild: © Tim Reckmann/Pixelio.de
(3) Steht die geltend gemachte Vergütung erheblich außer Verhältnis zum Wert des Streitgegenstands und hat der Berechtigte
nicht rechtzeitig nach § 407a Absatz 3 Satz 2 der Zivilprozessordnung auf diesen Umstand hingewiesen, bestimmt das Gericht
nach Anhörung der Beteiligten nach billigem Ermessen eine Vergütung, die in einem angemessenen Verhältnis zum Wert des
Streitgegenstands steht.
(4) Übersteigt die Vergütung den angeforderten Auslagenvorschuss erheblich und hat der Berechtigte nicht rechtzeitig nach
§ 407a Absatz 3 Satz 2 der Zivilprozessordnung auf diesen Umstand hingewiesen, erhält er die Vergütung nur in Höhe des Auslagenvorschusses.
(5) Die Absätze 3 und 4 sind nicht anzuwenden, wenn der Berechtigte die Verletzung der ihm obliegenden Hinweispflicht nicht zu
vertreten hat.
38
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Seminare & Veranstaltungen
Seminar „Vertragsgestaltung“ mit Rechtsanwalt Hermann J. Bauch
„Vertrag“ kommt von „vertragen“ oder
„Hilfe, ich muss einen Vertrag aushandeln!“
Unabhängig davon, wie viele Jahre Sie schon freiberuflich tätig sind, wie ich werden Sie sich irgendwann fragen: Wie handle
ich einen Vertrag mit meinem Kunden aus? Was muss ich bei einem Vertrag überhaupt beachten? Sind Musterverträge denn
rechtssicher? Ein paar Gedanken im Nachgang zum Seminar „Vertragsgestaltung“ im vergangenen Dezember 2014 in Köln.
Übersetzungen sollten von qualifizierten
Übersetzern angefertigt werden, Blinddarm-Operationen gehören in die Hände
eines Chirurgen und das Erstellen und Formulieren von Verträgen sollte man ebenfalls einem Profi überlassen und nicht per
Kopieren und Einfügen aus im Internet
gefundenen Vertragsdokumenten selbst
zusammenschustern. Dies war mir – und
sicher auch vielen anderen Teilnehmern
und Teilnehmerinnen – bereits vor dem
Besuch des Seminars klar, daher habe ich
mich im Dezember letzten Jahres in aller
Herrgottsfrühe auf den Weg nach Köln gemacht, um mehr über Verträge und Vertragsgestaltung zu erfahren.
Gibt’s denn so was?
Ein Rechts­seminar,
das Spaß macht!
Wer will was von
wem woraus?
Während des Seminars hat sich die Frage
„Wer will was von wem woraus?“ quasi
in mein Gehirn gebrannt, wurde sie doch
gebetsmühlenartig immer wieder gestellt. Aber das hatte einen guten Grund.
Diese Frage war nicht nur der rote Faden, der sich durch das gesamte Seminar
zog, sondern ist auch die Einstiegsfrage
der juristischen Fallbearbeitung, die jeder Jurist kennt, und genau diese Frage
sollte beim Gestalten eines Vertrags berücksichtigt werden. Die in dieser Frage
enthaltenen W-Fragewörter bilden die
Eckpfeiler eines jeden Vertrags, sodass
die exakte Beantwortung dieser Frage schließlich zu einem qualifizierten,
rechtssicheren Vertrag führen sollte.
So hangelten wir uns an diesem Tag
also von W-Frage zu W-Frage: Wir haben
das „Wer?“ (Vertragsparteien) besprochen, über das „Was?“ (Leistung und Gegenleistung) diskutiert, beim „Von wem?“
vieles Neues dazugelernt und beim „Woraus?“ aufmerksam und interessiert zugehört. Dabei wurde mir sehr schnell
klar, dass selbst so einfache Fragen wie
„Wer?“ gar nicht so einfach zu beantworten sind. Mit wem schließe ich eigentlich
einen Vertrag? Mit der Sekretärin, die
mich telefonisch angefragt hat? Oder
etwa mit dem Projektmanager, der mir
die zu übersetzende Datei per E-Mail gesendet hat? Oder ist der Geschäftsführer
des Unternehmens mein Vertragspartner?
Und was ist, wenn ich einen Kollegen und
Bild: © GG-Berlin/Pixelio.de
Alles, was mit Recht, Jura und Ähnlichem
zu tun hat, ist mir als technische Übersetzerin ein Gräuel und ich nehme in der
Regel flugs Reißaus, aber was sein muss,
muss sein. Es geht um meine freiberufliche Tätigkeit, da gehört eben mehr dazu
als nur Sprachen und Übersetzen. Also
raus aus meiner Komfortzone und rein in
die Thematik. Ich gebe es ehrlicherweise
zu: Ich habe ein trockenes, langweiliges
Seminar erwartet – und wurde mehr als
positiv überrascht: Der Referent, Rechtsanwalt Hermann J. Bauch, konnte das
Thema Vertragsgestaltung interessant,
spannend und – wer hätte das gedacht? –
äußerst unterhaltsam rüberbringen.
Durch viele echte Fälle aus der Praxis
und Anekdoten aus dem Berufsalltag eines Rechtsanwalts, zu dessen Mandanten
eben auch ÜbersetzerInnen zählen, kam
nicht eine Minute Langeweile auf.
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
39
Seminare & Veranstaltungen
AGB, die man im Internet findet, für eigene AGB verzichten.
eine Kollegin als „Subvendor“ mit ins Boot
hole? Reicht eine telefonische Beauftragung? Oder ist wegen der Beweislast eine
schriftliche Bestätigung per E-Mail besser?
Viele Aha- und
Upps-Erlebnisse
Fragen über Fragen und ganz schön verzwickt. Ich habe mich während des Seminars mehrfach gefragt, warum ich mir
all diese Fragen selbst noch nicht gestellt
habe. Da bin ich schon so lange im Beruf und habe mir beispielsweise noch
nie Gedanken darüber gemacht, wer von
den Vertragsparteien – also ich oder mein
Kunde – bis zu welchem Zeitpunkt eigentlich die Beweislast trägt. Dieser Punkt
ist (bei gerichtlichen Streitereien) nicht
ganz unwichtig. Und dies kann man, besser gesagt, sollte man vertraglich regeln.
Für mich war es ein Tag voller Aha-Erlebnisse: Als Laie habe ich mir kurz notiert,
dass die Worte „absolut fix“ in einem Vertrag am besten vermieden werden sollten,
da sonst ein Fixvertrag geschlossen wird
und ich dann kein Nachbesserungsrecht
mehr habe. Auch das war Neuland für mich.
40
Ein gutes Seminar besteht meiner Meinung nach sowohl aus Aha-Erlebnissen,
als auch aus Upps-Momenten. Einer meiner persönlichen Upps-Momente waren
die Allgemeinen Geschäftsbedingungen
(AGB). Nicht die professionell erstellten
AGB, sondern die, die man sich selbst
zusammenbastelt. Ich selbst hatte auch
einmal in grauer Vorzeit „geklaute“ AGB
auf meiner Website. Ohne erhobenen
Zeigefinger erklärte uns Herr Bauch die
wenigen Vorteile – kosten nichts und das
Herunterladen von Mustern dauert nicht
lang – und die vielen Nachteile selbstgestrickter AGB. Ich denke, ich war nicht
die einzige, die nicht wusste, dass selbstgebastelte AGB keine angemessene Haftungsverteilung, ggf. keine wirksamen
Beschränkungen usw. haben. Mal abgesehen davon,
dass man sich allein den
Begriff „angemessene Haftungsverteilung“ erst einmal erklären lassen muss.
Also besser auf 08/15-Muster-AGB oder fleißiges
Kopieren von einzelnen
Klauseln aus verschiedenen
Zeit für ein Fazit. Was habe ich denn nun
aus diesem Seminar mitgenommen? Ich
war vor dem Seminar kein „Rechtsprofi“
und bin es nach diesem Seminar immer
noch nicht. Auch weiß ich mittlerweile
nicht mehr, was mit der sogenannten
„Inhaltskontrolle durch das Gericht“ gemeint war oder warum DolmetscherInnen keinen Werksvertrag abschließen,
wir ÜbersetzerInnen aber schon. Aber
das ist nicht wirklich schlimm. Was viel
wertvoller ist: Ich habe ganz viele neue
Denkanstöße und praktische Tipps für
den Berufsalltag mitnehmen können.
Herr Bauch kennt uns ÜbersetzerInnen
und DolmetscherInnen mittlerweise sehr
gut und weiß um unsere Stärken und
Schwächen. Ich werde beim nächsten
Neukunden sicher ganz anders an die
Vertragsgestaltung herangehen. Und ich
werde mich, wenn es um das Aufsetzen
eines Vertrags geht, mich an den Rechtsanwalt meines Vertrauens wenden. Ich
möchte ja schließlich auch nicht, dass
meine Kunden ihre Übersetzungen lieber
von Google Translate als von mir anfertigen lassen.
Wenn Sie also auch wissen möchten,
warum die Salvatorische Klausel in den
AGB eigentlich nichts zu suchen hat
oder warum Sie die Haftungsbeschränkung nicht in den AGB standardisiert
aufnehmen, sondern immer individuell
aushandeln sollten, haben Sie Ende März
2015 noch einmal die Möglichkeit dazu.
Zwar ist Herr Bauch mit seinem Seminar im letzten Jahr bereits durch ganz
Deutschland getourt, jedoch haben Sie in
Aschaffenburg noch einmal die Chance,
ihn „live“ zu sehen (Infos: www.seminare.bdue.de/2630). Und wenn er noch
weitere Zugaben geben sollte: Melden
Sie sich an. Auch wenn Sie glauben, auf
dem Gebiet des Vertragsrecht
recht fit zu sein. Ich glaube
trotzdem, dass Sie eine Menge
Aha- und Upps-Erlebnisse erleben werden.
Katja Althoff
Dipl.-Fachübersetzerin (FH)
[email protected]
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Katja Althoff (oben links/2), © Fotostudio Hengesbach (unten rechts)
Operation Seminar
gelungen – Denkanstöße
erfolgreich vermittelt!
Seminare & Veranstaltungen
Technikseminar an der Universität Hildesheim
Auf Tuchfühlung mit Technik
Bild: © Marie-Andrée Brenner
Vom 9. bis 11. Oktober 2014 fand in den Räumen der Universität Hildesheim ein
Technikseminar zum Thema „Grundlagen der Mechatronik“ statt. Dieser Workshop war bereits die achtzehnte Veranstaltung aus der Reihe der Hildesheimer
Fortbildungsveranstaltungen, die die BDÜ Weiterbildungs- und Fachverlags GmbH
in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Instituts für Übersetzungswissenschaft
und Fachkommunikation der Stiftung Universität Hildesheim veranstaltet.
Was für die Organisatoren die achtzehnte Veranstaltung war, war für mich die
zweite. Bereits 2005 war ich sehr beeindruckt von dem damaligen Seminar
mit dem Thema „Maschinen- und Übertragungselemente“ zurückgekehrt und
wollte mich auf jeden Fall möglichst bald
wieder für eines der nächsten Seminare aus dieser Reihe anmelden. Dass aus
dem „möglichst bald“ schließlich neun
Jahre wurden, lag definitiv nicht an der
Qualität des Seminars. Denn als technische Fachübersetzerin mit dem Schwerpunkt Anlagen- und Maschinenbau und
bereits über zehn Jahren Berufserfahrung hatte ich eine Veranstaltungsreihe
gefunden, die meinen Bedürfnissen nach
qualifizierten und tiefgehenden technischen Informationen mit gleichzeitigem
Bezug auf meine übersetzerische Praxis
sehr entgegen kam.
Auch beim achtzehnten
Mal immer noch
„State of the Art“
So machte ich mich also letztes Jahr
erneut auf den Weg nach Hildesheim,
wegen des Lokführerstreiks nicht wie
geplant mit dem Zug, sondern kurz entschlossen mit dem Auto. Es lagen zweieinhalb Tage Workshop vor mir und ich
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
war gespannt, ob ich noch ein paar bekannte Gesichter wiedertreffen würde.
Unter den 21 Teilnehmern traf ich einige
Bekannte und die beiden für die fremdsprachliche Aufarbeitung zuständigen
Dozenten – Gerald Kreißl für Französisch
und Bruce Irwin für Englisch – waren auch
immer noch mit dem gleichen Engagement dabei wie vor neun Jahren. Gerald
Kreißl ist darüber hinaus seitens der Universität Hildesheim maßgeblich für die
Organisation der Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem BDÜ zuständig.
Die beiden für das Technische zuständigen Referenten Dipl.-Ing. Nils Habich und
Andreas Reschke, M.Sc. hatten allerdings
wahrscheinlich vor neun Jahren gerade
einmal ihr Abitur in der Tasche …
Fachliche Abgrenzung
und Zeitmanagement –
eine Herausforderung
für den Organisator
Am Donnerstag standen die Module Einführung in die Mechatronik, elektrotechnische Grundlagen für mechatronische
Systeme sowie Sensoren und Aktoren auf
41
Seminare & Veranstaltungen
in diesem Seminar auf sehr gelungene Art
und Weise zusammengeführt.
Die Aufarbeitung in der französischen
Sprache fand am Ende des Tages im Anschluss an die gesamten technischen
Vorträge statt. Dies führte dazu, dass die
Seminartage für die „französischen“ Kollegen sehr lang wurden. Da jedoch einige
Teilnehmer sich für beide Sprachen interessierten, bot sich hierfür aus organisatorischen Gründen keine andere Lösung an.
Elektrotechnik zum Anfassen
42
das, was später besonders im Gedächtnis bleibt.
Dann das Ganze in
der Fremdsprache
Im Anschluss an die jeweiligen in Deutsch
vorgetragenen Informationen erfolgte
die Aufarbeitung in Englisch. Auch dabei
war die Wissensvermittlung aufgrund der
Masse geballt. Es fiel jedoch leicht, Bruce Irwin bei seinen Ausführungen zu folgen, weil er uns eine englische 1:1-Version der jeweiligen deutschen Skripte zur
Verfügung stellte, so dass man parallel
lesen und jederzeit Notizen darin vermerken konnte. Es stellte sich bei den
Diskussionen schnell heraus, dass fast jeder Übersetzer mit den gleichen Fallstricken kämpft. Begriffe wie „Widerstand“,
„steuern“, „ansteuern“ oder „regeln“
stellen uns Fachübersetzer
immer wieder aufs Neue vor
Probleme. Das einzige, was
hier hilft, ist ein besseres
Verständnis für das, was sich
technisch dahinter verbirgt,
und eine saubere Abgrenzung der Terminologie in den
jeweiligen Sprachen. Genau
diese beiden Aspekte wurden
Fazit
Mein Fazit aus dieser Veranstaltung: Es
hat sich auch beim zweiten Mal gelohnt.
Die Bündelung von technischem Fachwissen, Praxisbezug und kontrastiver Textarbeit haben mich erneut überzeugt. Zu
erfahren, dass ich nicht ohne Grund immer wieder an den gleichen sprachlichen
Phänomenen bei der Übersetzung meiner
technischen Texte hängen bleibe, hat
mich beruhigt und gleichzeitig auch motiviert, mir in regelmäßigen Abständen
eine Fortbildung zu gönnen.
Besonders erwähnen möchte ich abschließend das große Engagement der
Referenten, die – teilweise erkältungsgeschwächt – alle unsere Fragen geduldig ertragen haben und sich auch abends
noch die Zeit genommen haben, die Seminartage in lockerer Runde in gediegenen
Hildesheimer
Restaurants
ausklingen zu lassen.
Marie-Andrée Brenner
Dipl.-Über­setzerin
Technische Fachüber­
setzungen
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Marie-Andrée Brenner (oben links), © privat (unten rechts)
dem Programm. Für den Freitag waren
die Themenbereiche elektromechanische Komponenten, Steuerungstechnik
und Fördertechnik geplant. Am Samstag
bildete ein Praktikum den Abschluss der
Veranstaltung.
Wie die Referenten uns Teilnehmern
mehrfach versicherten, hätten die auf
dem Programm stehenden Themen mehrere Semester füllen können. Dementsprechend kompakt mussten die Informationen vermittelt werden. Uns waren
die Skripte bereits im Vorfeld online zur
Verfügung gestellt worden, so dass man
sich bereits vor der Veranstaltung damit
vertraut machen konnte. Ganz gleich
wie intensiv diese Vorbereitung bei jedem Einzelnen ausgefallen ist, es gab in
jedem Fall sehr, sehr viele Fragen. Die
Referenten waren extrem geduldig mit
uns Teilnehmern und haben sich all unserer Fragen angenommen – während Herr
Kreißl, mit Blick auf den Zeitplan, bisweilen etwas nervös auf seine Uhr schaute.
Alle Beteiligten waren sich jedoch
darin einig, dass es sehr wichtig war,
genügend Raum für Fragen zu lassen.
Denn gerade bei der Elektrotechnik, bei
der man nichts sieht, selten etwas hört
und am besten nie etwas spüren sollte,
sind Fragen das Salz in der Suppe und
Das mit dem Anfassen sollte man bei der
Elektrotechnik nicht unbedingt wörtlich
nehmen. Dennoch bot das am Samstagvormittag stattfindende Praktikum
„Fördertechnik als Beispiel für mechatronische Systeme“ Gelegenheit, die eine
oder andere Komponente, die wir in den
beiden Vortragstagen theoretisch kennengelernt hatten, auch in praktischer
Anwendung zu erleben. Die Referenten
hatten nicht den Aufwand gescheut,
zahlreiche Geräte und Versuchsanlagen
für uns aufzubauen, anhand derer wir
zum Beispiel erkennen konnten, welche
Aufgaben Sensoren und Aktoren in solchen Systemen erfüllen.
Buchtipp/Rezension
Rezension: Christiane Nord – Hürden-Sprünge
Sprung mit Schwung und Blick zurück
Bei Literaturübersetzungen steht jeder irgendwann vor dem Problem, aber auch
Fachübersetzer müssen sich hin und wieder fragen: „Wie weit kann/darf/muss
ich mich beim Übersetzen vom Ausgangstext entfernen?“ „Wie gehe ich mit
Textbestandteilen im Ausgangstext um, für die es in der Zielsprache keine Entsprechung gibt?“ „Wie mutig darf ich sein?“ In ihrem Buch „Hürden-Sprünge. Ein
Plädoyer für mehr Mut beim Übersetzen“ versucht die Autorin Christiane Nord,
auf diese Fragen eine Antwort zu finden.
über die Hürde auftauchen können und
welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. In
vielen „Mutproben“ mit Hilfestellungen
kann man sich selbst daran versuchen,
das Gelesene umzusetzen und einen
Hürdensprung zu wagen.
Das Buch
Christiane Nord erläutert zunächst theoretische Grundlagen dazu, wie Kommunikation funktioniert, inwiefern kulturelle
Aspekte, aber auch Möglichkeiten und
Beschränkungen von Sprache dabei eine
Rolle spielen. Anschließend schildert
sie typische Übersetzungsprobleme, die
sie in verschiedene Kategorien einteilt.
Um die Problematik der Übersetzung zu
verstehen, um Entscheidungen für den
Hürdensprung treffen können, ist es notwendig, den Ausgangstext detailliert auf
Bild: © BDÜ Fachverlag
Wer in unserer Branche tätig ist, weiß,
dass Übersetzen weit mehr als das Übertragen von Text von der einen in die andere Sprache ist. Ein Text soll eine Funktion erfüllen, und damit er das tut, ist
mehr nötig als die Recherche wörtlicher
Entsprechungen in der Zielsprache. Übersetzte Texte müssen (in der Regel) auch
über die „kulturelle Hürde“ kommen,
wie Christiane Nord es nennt, sie müssen
in der zielsprachlichen Kultur funktionieren. Doch wie gelingt uns dieser Hürdensprung? Und wie weit dürfen/sollen/
können wir springen?
Dieser Frage geht die Professorin
der Übersetzungswissenschaft in der
Neuerscheinung aus dem BDÜ Fachverlag „Hürden-Sprünge. Ein Plädoyer für
mehr Mut beim Übersetzen“ nach. Anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht sie, welche Probleme beim Sprung
Christiane Nord:
Hürden-Sprünge
Ein Plädoyer für mehr Mut
beim Übersetzen
ISBN: 978-3-938430-62-0, 214 Seiten,
25,00 € inkl. MwSt. zzgl. Porto und Ver­
packung. Erhältlich beim BDÜ Fachverlag:
www.fachverlag.bdue.de
diese Aspekte und Schwierigkeiten hin zu
analysieren, und dies kann in Vollständigkeit nur gelingen, wenn man sich in der
Ausgangssprache, aber auch in der Kultur
des Herkunftslandes des Ausgangstextes auskennt. Eine genaue Kenntnis der
Zielkultur, der Zielsprache, ihrer Möglichkeiten und Eigenarten ist aber ebenso unerlässlich, denn sonst wird es nicht
gelingen, den Text so über die kulturelle
Hürde zu bringen, dass er in die Zielkultur
passt und nicht übersetzt klingt (sofern
dies vom Auftraggeber gewünscht ist).
Damit Übersetzungsprobleme greifbar
werden und sich ordnen lassen, schlägt
Nord Klassifizierungen vor. Sie unterscheidet vier kommunikative Grundfunktionen von Texten (phatisch, referentiell, expressiv und appellativ) und
erklärt anschließend, wie sich diese über
die „Hürde“ in den Zieltext bringen lassen. Weiter klassifiziert die Autorin zwei
Übersetzungstypen: die dokumentarische und die instrumentelle Übersetzung. Eine dokumentarische Übersetzung
bildet „die Pragmatik des Ausgangstextes“, die Kommunikationshandlung des
Ausgangstextes ab, während eine instrumentelle Übersetzung eine neue Pragmatik erhält, die „in die neue, zielkulturelle
Situation eingepasst“ 1 wird. Dokumentarische Übersetzungen erfordern seltener
Hürdensprünge, da das Fremdartige am
Ausgangstext ja in der Regel im Zieltext
dokumentiert werden soll. Als Beispiel
für eine dokumentarische Übersetzung
kann ein Schulzeugnis genannt werden,
das Fächer und Noten abbilden soll, wie
sie in der ausgangssprachlichen Kultur
üblich sind. Eine Betriebsanleitung könnte ein Beispiel für eine instrumentelle
Übersetzung sein. (Dass diese Einteilung
nicht pauschal funktioniert und vor allem von der Auftragsklärung abhängt,
macht Nord hier, aber auch im Weiteren
1Nord, Hürdensprünge, 2014, S. 92
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
43
deutlich. Denn für eine Beurkundung ist
es sicher sinnvoll, dass das Schulzeugnis
rein dokumentarisch übersetzt wird. Für
eine Bewerbung dagegen kann es sinnvoll
sein, Berufsbezeichnungen, Benotungen
etc. auf in der Kultur der Zielsprache übliche Bezeichnungen anzupassen, damit
das Zeugnis seine Funktion erfüllt. Umgekehrt kann es natürlich auch erforderlich
sein, eine Betriebsanleitung dokumentarisch zu übersetzen, beispielsweise in
einem Rechtsstreit.)
Neben dieser Typologie aus zwei
Übersetzungstypen unterscheidet Nord
sieben Übersetzungsformen (interlinear, wörtlich, philologisch, exotisierend,
funktionskonstant, funktionsvariierend,
korrespondierend) und stellt ihre Bedeutung für den Hürdensprung dar. Auch
hier verdeutlicht sie: Die Entscheidung
für einen Übersetzungstyp und eine
Übersetzungsform ist keinesfalls pauschal und einmalig für ein Projekt zu
treffen. Komplexere Textsorten können
ohne weiteres die Verwendung dokumentarischer und instrumenteller Übersetzungen nebeneinander erfordern.
Nord unterscheidet hier zwischen einer
„globalen, für den gesamten Text gel-
44
tenden Makrostrategie (dokumentarisch
vs. instrumentell) und den Strategien
auf nachgeordneten Ebenen (Abschnitt,
In-Text, Satz, Syntagma etc.): reproduzieren, an die Zielkultur anpassen, kulturell neutralisieren etc“ 2.
Nach dieser Klassifizierung von
kommunikativen Funktionen, Übersetzungstypen und Übersetzungsformen
legt Christiane Nord dar, was diese Einteilung für den Hürdensprung bedeutet,
erläutert anhand vieler Beispiele, wie
wir als Übersetzer bei Übersetzungsproblemen Entscheidungen treffen können und inwiefern Mut dabei eine Rolle
spielt. Auch hier wird der Leser in den
Mutproben wieder zur aktiven Bearbeitung aufgefordert.
Keine leichte Lektüre
Übersetzungsprobleme, wie Christiane
Nord sie schildert, begegnen uns tagtäglich bei unserer Arbeit, und es bedarf einiger theoretischer Auseinandersetzung
mit Übersetzungstheorie, Sprachwissenschaft und Kommunikationsprinzipien,
2Nord, Hürdensprünge, 2014, S. 94
um diese Probleme benennen und greifbar machen zu können. Christiane Nord
greift diese Probleme auf, erläutert sie
anhand von Beispielen, bietet Lösungsansätze und Anleitung zur „Selbsthilfe“.
Das macht dieses Buch wertvoll nicht
nur für Neulinge in unserer Branche,
sondern insbesondere für alte Hasen,
denen nicht selten ein Blick von außen
hilft, sich neu und vielleicht auch anders
mit den Schwierigkeiten, denen sie in
ihren jeweiligen Sprachkombinationen
ausgesetzt sind, auseinanderzusetzen.
Doch nicht jedem fällt es leicht, derartig wissenschaftliche Texte zu lesen und
zu verstehen. Und auch wenn die Autorin
in ihrer Schlussbemerkung behauptet, es
handle sich nicht um ein wissenschaftliches Buch, so lässt sich doch nicht von
der Hand weisen, dass Christiane Nord in
Angewandter Übersetzungswissenschaft
und Übersetzungsdidaktik habilitiert hat
und sich entsprechend wissenschaftlich
und theoretisch ausdrückt. Beispiele und
Mutproben lockern den Text jedoch auf
und veranschaulichen die Themen. Doch
leichte Lektüre für die Weiterbildung
nach Feierabend ist der Titel nicht.
Die Mutproben erfordern viel aktive
Bearbeitung, ich hatte oft nicht die Zeit,
sie so ausführlich auszuprobieren. Im Anhang gibt Nord aber zu jeder einzelnen
Hilfestellungen und Lösungsvorschläge.
Was mir – neben dem aufgefrischten
theoretischen Wissen – bei der täglichen
Übersetzungsarbeit hoffentlich bleiben
wird, ist der Vorschlag der Autorin für
den richtigen Hürdensprung: Man braucht
ordentlich Schwung (Mut), um über die
Hürde gut hinüberzukommen. Und nicht
vergessen darf man den Blick zurück. Wer
den Sprung über die Hürde gewagt hat,
sollte immer einen Blick zurückwerfen
und prüfen, welche Aspekte für den Zieltext relevant sind und ob diese alle adäquat in den Zieltext übertragen wurden.
Einfach formuliert: „Sprung mit Schwung
und Blick zurück“ 3.
Ricarda Essrich
Fach- und
Literatur­
übersetzungen
Schwedisch,
Norwegisch,
Dänisch
[email protected]
3Nord, Hürdensprünge, 2014, S. 26
März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Bilder: © Steffen Fleck/Pixelio.de (oben links), © privat (unten rechts)
Buchtipp/Rezension
Neue Mitglieder im BDÜ NRW
Maren Morgenroth
Am Clemenshof 7K
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41462 Neuss
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Mobil: 0157 85503841
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Nina Plünnecke
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Dr. jur. Katrin Rosenow
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Mobil: 0177 4146267
[email protected]
Zum 01.01.2015 hatte der Landes­verband Nordrhein-Westfalen insge­samt
917 Mitglieder. Mitgliederneuaufnahmen vom 01.10. bis 31.12.2014 mit
Freigabe für die Veröffentlichung in der Liste neu aufgenommener Mitglieder
(M = Muttersprache):
Nicole Albers
Wilhelm-Holthaus-Weg 2
48167 Münster
Tel.: 0251 7484315
Mobil: 01577 8398182
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Deutsch (M)
Französisch
Bild: © viocat/Pixelio.de
Mark Booth
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Englisch (M)
40237 Düsseldorf
Deutsch (M)
Mobil: 0176 38807817
[email protected]
Barbara Drenkpohl
Ritterstr. 1
Deutsch (M)
48291 Telgte
Englisch
Mobil: 0157 33462526
Französisch
[email protected]
Claudia Fregiehn
Remscheider Str. 19
40215 Düsseldorf
Mobil: 0171 4160892
[email protected]
Gabriela Gavrilova
Erzbergerufer 13
53111 Bonn
Tel.: 0228 92978633
Mobil: 0151 17534986
[email protected]
Deutsch (M)
Englisch
Bulgarisch (M)
Deutsch
Eric Micha
Hühnerbuschstr. 25
Französisch (M)
53937 Schleiden
Deutsch
Tel.: 02444 912171
Mobil: 01520 9574256
Fax: 02444 912198
[email protected]
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
Maria Thal
Hochstr. 32
40878 Ratingen
Mobil: 0173 5433152
[email protected]
Frau Fang Tian
Am Eckbusch 61b
42113 Wuppertal
Tel.: 0202 2547644
Mobil: 0152 36786907
Fax: 0202 2692439
[email protected]
Frau Yanzhen Zeng
Sundwiger Weg 45
58675 Hemer
Mobil 1: 0173 3065967
Mobil 2: 0173 3266939
Fax: 06224 170199
[email protected]
Deutsch (M)
Finnisch (M)
Spanisch
Englisch
Bulgarisch (M)
Deutsch
Chinesisch (M)
Deutsch
Chinesisch (M)
Deutsch
45
2015
Seminare & Veranstaltungen
April bis Juni 2015
April bis Oktober 2014
Seminare des
BDÜ NRW
Externe
Veranstaltungen
Veranstaltungsort ist – sofern nicht
anders angegeben – die Geschäftsstelle des BDÜ NRW: Bobstraße 22,
50676 Köln.
Elia Networking Days
(Language Industry Event)
16. bis 18.04.2015
Ort: Lyon (Frankreich)
Veranstalter: European Language
Industry Association (Elia)
www.elia-association.org
Erste Schritte mit SDL Trados
Studio 2014
Mittwoch, 15.04.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Katja Althoff
Bundesverband
er und Übersetzer
der Dolmetsch
Westfalen e.
and Nordrhein-
(BDÜ) Landesverb
V.
Aufbauseminar SDL Trados
Studio 2014
Die verflixte deutsche Rechtschreibung (1,5-Tage-Seminar)
Donnerstag, 16.04.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Katja Althoff
Freitag, 29.05.2015 (17 bis 20:30 Uhr),
und Samstag, 30.05.2015 (10 bis 18 Uhr)
Referentin: Barbara Hauser-Limprecht
Übersetzen von
spanischen Verträgen
Freitag, 17.04.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Corinna Schlüter-Ellner
Urkundenübersetzen
Samstag, 18.04.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Corinna Schlüter-Ellner
Ort: Mercure Hotel Köln City, Friesenstr. 44–48, 50670 Köln
Übersetzen von
journalistischen und PR-Texten
Freitag, 08.05.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Jutta Witzel
Internationale Zusammenarbeit
in Zivil- und Strafsachen für
Italienisch (2-Tage-Seminar)
Freitag, 12.06.2015 (10 bis 18 Uhr),
und Samstag, 13.06.2015 (10 bis 18 Uhr)
Referentin: Dr. (Univ. Mailand) Maria
Teresa Poggi-Reber
Medizinischer Vortrag über
Magen, Darm, Leber und Niere
sowie häufigste Erkrankungen
Dienstag, 16.06.2015, 18 bis 20:45 Uhr
Referentin: Dr. rer. nat. Julia Langer
Übersetzen von Webseiten
Effizienter Einsatz
von OmniPage
Samstag, 09.05.2015, 10 bis 18 Uhr
Referentin: Jutta Witzel
Freitag, 19.06.2015, 17 bis 20:30 Uhr
Referent: Jochen Metzger
Englisches Zivilrecht und
praktischer Übungsworkshop
(2-Tage-Seminar)
Jahres- und Konzern­
abschlüsse nach IFRS
Freitag, 22.05.2015 (10 bis 18 Uhr),
und Samstag, 23.05.2015 (10 bis 18 Uhr)
Referent: Richard Delaney
Ort: Mercure Hotel Köln City, Friesenstr. 44–48, 50670 Köln
Treffen für Neumitglieder
tekom-Frühjahrstagung
23. und 24.04.2015
Ort: Darmstadt
Veranstalter: Gesellschaft für Tech­
nische Kommunikation – tekom e. V.
http://tagungen.tekom.de/
Localization UnConference
18. und 19.06.2015
Ort: München
Veranstalter: Dino Azzano (EZB),
Markus Meisl (SAP), Martin Wunderlich
(censhare), Mirko Plitt (Modulo)
https://sites.google.com/site/
localizationunconference/
germanlocalizationunconference
Translators’ Workshop
31.08. bis 04.09.2015
Ort: Edinburgh, Schottland
Veranstalter: Xchange Services UK Ltd.
www.xchange-services.co.uk/workshops
DVÜD DialogKonferenz 2015
Samstag, 20.06.2015, 10 bis 18 Uhr
Referent: René Laszlo
Dragon NaturallySpeaking –
Arbeitserleichterung mit
Spracherkennung
Freitag, 26.06.2015, 17 bis 20:30 Uhr
Referent: Jochen Metzger
02. und 03.10.10.2015
(Frühbuchervorteil bis 31.05.2015)
Ort: Ehemaliges Hauptzollamt/Hamburg
Veranstalter: DVÜD e. V.
http://konf.dvud.de/
Technik-Webinare
für Übersetzer
Veranstalter: Katrin Reinhardt/
³Engineering Translations
www.engineering-translations.de/
deutsch/technik-webinbare-fürsprachmittler
Freitag, 22.05.2015, 16 bis 20 Uhr
Teilnahmegebühren, Anmeldefristen und weitere Details entnehmen Sie bitte dem Seminar­programm 2015 oder unserer
Website www.bdue-nrw.de, wo Sie sich auch direkt anmelden können. Bei Rückfragen steht Ihnen Frau Behm in unserer
Geschäfts­stelle unter 0221/ 80148444 oder per E-Mail an [email protected] gerne zur Verfügung. Auch unter www.seminare.
bdue.de haben Sie die Möglichkeit, sich online zu Seminaren des BDÜ NRW anzumelden. Dort finden Sie darüber hinaus
weitere Se­mi­nar­ankündigungen aus anderen BDÜ-Landes­ver­bänden.
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März 2015 · Nr. 46 · 1. Ausgabe 2015 · BDÜ info NRW
Stammtische
Die im Nachfolgenden aufgeführten Über­setzer- und Dolmetscher­stamm­
tische werden nicht alle von Mitgliedern des BDÜ organisiert. Sie bieten
die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen.
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die ange­ge­be­nen Ansprechpartner.
Aachen
Essen
Erster Freitag im Monat, 19:30 Uhr – Treff­
punkt: Restaurant Kapellchen, Mal­medyer
Straße 17 (Burtscheid), 52066 Aachen
Dr. phil. Karen Leube, Tel.: 0241
99785980, [email protected]
Konferenzdolmetscherstammtisch:
Mittwoch, den 12.02./14.05.2014,
Treffpunkt: House Café,
Wake Presso Wine Bar GmbH,
Rüttenscheider Str. 237, 45131 Essen Sabine Bellert, [email protected]
Ute Schulz, ute.schulz@
easy-english-experts.de
Bielefeld
Letzter Freitag in allen ungeraden
Monaten, 19 Uhr – Treffpunkt: Jugendgästehaus Bielefeld (JGH), HerrmannKleinewächter-Str. 1, 33620 Bielefeld
(Treffpunkt bitte sicherheitshalber
vorher erfragen)
Martina Jaffe, Tel.: 05203 916596,
[email protected]
Köln
Konferenzdolmetscherstammtisch:
zweiter Montag im Quartal, 19 Uhr –
Treffpunkt bitte erfragen
Ann Peters, Tel.: 0221 9984271,
[email protected]
Möhnesee
Jeden 3. Freitag im Monat,
19:30 Uhr – wechselnde Treffpunkte
in und um Möhnesee
Marian Pyritz, Tel.: 02924 974131,
[email protected]
Bonn
Erster Mittwoch im Monat, 20 Uhr –
Treffpunkt: Chinarestaurant
„Dim Sum“, Markt 5, 53111 Bonn
Melanie Hauser, Tel.: 0175 5940420,
[email protected]
Dortmund
DÜFO (Dolmetscher- und Übersetzer­
forum Dortmund): jeden letzten
Mitt­woch im Monat, 19:30 Uhr –
Treff­punkt: Schneckenhaus am West­
park, Lange Straße 42, 44137 Dortmund
Katrin Pougin, Tel.: 0231 598244,
[email protected], www.duefo.de
Düsseldorf
Dritter Mittwoch im Monat, 19 Uhr –
Treffpunkt: Restaurant Mythos,
Hüttenstr. 110, 40215 Düsseldorf Lorraine Riach,[email protected]
Münster
Duisburg
Grevenbroich
Barbara Kochhan, Tel.: 0203 7578568
Erster Freitag im Monat, 19 Uhr –
Treffpunkt: Brauhaus am Elsbach,
Elfgener Platz 2-4, 41515 Grevenbroich
Ivana von den Driesch, Tel.: 02181
5290, [email protected]
Essen
Existenzgründerstammtisch: vierter
Mittwoch in ungeraden Monaten,
19 Uhr – Treffpunkt: Jade ChinaRestaurant, Rellinghauser Str. 6
(gegenüber Evonik und RWE-Turm),
45128 Essen
Florian Tejera Valenzuela,
Tel.: 0201 50765865,
[email protected]
Andrea Esters, Tel.: 0201 7100997,
[email protected]
Köln
Zweiter Dienstag im Monat, 20 Uhr –
Goldmund LiteraturCafé/Restaurant,
Glasstraße 2, 50823 Köln-Ehrenfeld
Karen Altland: [email protected],
Claudia De Benedetti:
[email protected],
Sandrine Monin: [email protected]
BDÜ info NRW · 1. Ausgabe 2015 · Nr. 46 · März 2015
1. Montag im Monat –
Treffpunkt bitte erfragen
Birgit Hall, Tel.: 02536 8138,
[email protected]
Paderborn
Letzter Freitag in geraden Monaten,
19 Uhr – Treffpunkt: Libori-Eck,
Liboriberg/Ecke Liboristraße,
33098 Paderborn Gabriele Ginzkey, Tel.: 05251 63038,
[email protected]
TM-Systeme
1. Donnerstag in ungeraden Monaten Renate Dockhorn, Tel.: 02362 913286
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